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an dem projektirten Freischaarenzuge und dem versuchten Waffenschmuggel in Haft genommen worden. Der ungarische Landesvertheidigungs⸗Minister weilt noch immer in Sieben⸗ bürgen.
Schweiz. Bern, 6. Oktober. Das Bundesgesetz über die Wasserpolizei im Hochgebirge tritt heute in Kraft, da die Volksabstimmung über dasselbe nicht begehrt wurde. — Die Kommission des Ständeraths zur Vorberathung des neuen Zolltarisfentwurfs ist gestern hier zusammen⸗ getreten. — Die Zolleinnahmen betrugen im Monat September 1,286,147 Fr. oder 183,249 Fr. weniger als im Vorjahre; vom Jahresanfang bis Ende September be⸗ trugen dieselben 11,029,495 Fr. oder 1,501,687 Fr. weniger als 1876.
Großbritannien und Irland. London, 6. Oktober. (E. C.) Der gestern abgehaltene Ministerrath währte uͤber zwei Stunden. Sämmtliche Kabinetsmitglieder waren anwesend, zerstreuten sich aber noch an demselben Tage nach allen Richtungen. Nur Lord Beaconsfield und Lord Derby blieben bis heute hier, gehen aber auch demnächst, der erstere nach Brighton, der letztere auf sein Gut in Knowsley. Der Lord⸗ kanzler fuhr noch gestern Abend nach Balmoral, wo er längere Zeit verweilen wird; die übrigen Minister sind nach ihren Landsitzen heimgekehrt. Der Marine⸗Minister macht mit den Admiralitätsbeamten eine Inspektionsreise. — Der amerikanische Gesandte, Mr. Pierrepont, wurde gestern mit seiner Gemahlin von der Königin in Balmoral empfangen. — Der Prinz von Wales wird in vierzehn Tagen sich nach Dartmouth begeben, um seine Söhne, die Prinzen Albert Victor und George als Kadetten der „Britannia“ einzuführen. — Mr. Ralph Thompson, bis jetzt Oberbeamter im Kriegs⸗Ministerium, ist zum Vize⸗ Unterstaatssekretär in demselben Ministerium ernannt worden. — Der „Morning Post“ zufolge hätte der Prinz Louis Napoleon seit seiner Rückkehr aus Italien England nicht verlassen, und wären sonach die Gerüchte von seiner Reise nach Belgien unbegründet. — Der Hülfsfonds für Indien vermehrt sich jetzt täglich um etwa 10,000 Pfd. Fven Gegenwärtig beläuft sich derselbe auf 323,000 Pfd. Sterl.
Frankreich. Paris, 5. Oktober. Das Manifest, welches, wie telegraphisch gemeldet, die Vorstände der Linken des Senats an die französischen Wähler gerichtet haben, lautet nach der Uebersetzungder „Fr. C.“ wie folgt:
„Theure Mitbürger! Ihr seid auf den 14. Oktober einberufen, um Euere Vertreter für das Abgeordnetenhaus zu wählen. Wir haben hier das Unregelmäßige und Verfassungswidrige eines so späten Ter⸗ mins nicht zu erörtern; diese Frage werden die künftigen Kammern allein zu entscheiden haben. Unsere Pflicht ist es heute, angesichts der gegen das letzte Abgeordnetenhaus erhobenen Anklagen, Euch aufs Neue zu erklären, daß dasselbe maßvoll und von versöhnlichen Gesinnungen beseelt war. Niemals hat es den berechtigten Einfluß des Senats bestritten, niemals den der exekutiven Gewalt gebührenden Theil von Autorität in Abrede gestellt; seine Abstimmungen beweisen es. Aber, den ihm ertheilten Auftrage treu, wollte es die Republik befesti⸗ gen und die ultramontane Agitation, welche eine Gefahr für unsere Staatseinrichtungen und für den öffentlichen Frieden geworden war, im Zaum halten; dies sind die wahren und einzigen Be⸗ schwerden, um derentwillen man es aufgelöst hat. Indem die 363 also das Mißtrauensvotum gegen das Ministerium beschlossen, erfüll⸗ ten sie nur ehrlich und patriotisch ihr Mandat, und dieses Mandat werdet Ihr ihnen erneuern. In den übrigen Bezirken werdet Ihr mit demselben Eifer und Einklang für die republikanischen Kandidaturen einstehen, und der Erfolg derselben ist fast überall gesichert. Die Lage ist eine höchst ernste, und Spaltung und Unthätigkeit wären gar nichteʒ entschuldigen. Die Zukunft Frankreichs selbst steht
auf dem Spiel. Ihr sollt entscheiden, ob seine Regierung fortan eine von klerikalen und absolutistischen Einflüssen geleitete persönliche Ge⸗ walt sein soll oder ob die Nation auch ferner sich durch die Bevoll⸗ mächtigten ihrer Wahl selbst regieren will. In dem ersteren Falle sind die Errungenschaften von 1789, unsere theuersten Freiheiten, politische, bürgerliche, Gewissensfreiheit, in Gefahr; das Land ist dann dem Wettstreit der Monarchisten preisgegeben, die Ordnung im Innern auf lange gestört, der Friede nach außen schwer bedroht. In dem zweiten Falle sind die republikanischen Einrichtungen definitiv gegründet, die wichtigen und rechtschaffenen Interessen gesichert, Ruhe und Ver⸗ trauen wiederhergestellt, der Friede befestigt, der Friede, welchen unter den gegenwärtigen Verhältnissen Europas die Republik allein für Frank⸗ reich erhalten kann. Wäre da noch ein Zweifel, ein Schwanken mög⸗ lich? Man spricht auch von Radikalismus und Demagogie. Die einzigen Revolutionäre sind die Männer, welche, von der Umkehr zu einer unmöglichen Vergangenheit träumend, auf die Gefahr, das Land in Noth und Verwirrung zu stürzen, dem natürlichen Strom der Ereignisse entgegenarbeiten möchten, ein so unsinniges Unter⸗ nehmen, daß der große Bürger, dessen Verlust Frankreich be⸗ weint, diese Männer noch kürzlich als Ruhestörer und Anarchisten bezeichnete. Die wahren Konservativen sind im Gegen⸗ theil Diejenigen, welche, nachdem sie sich einem, durch die Macht der Verhältnisse herbeigeführten, durch eine feierlich angenommene Ver⸗ fassung bestätigten, von der ungeheuren Mehrheit der Nation ange⸗ nommenen Regime angeschlossen, dasselbe aus Achtung vor allen großen Prinzipien und gesellschaftlichen Interessen befestigen und auf⸗ richtig und ehrlich geübt sehen wollen. Das ist auch Euer Wille, theure Mitbürger. Es ist die nämliche Sache, welche unsere Väter im Jahre 1830 siegreich vertheidigten, und Ihr werdet Euch von diesem denkwürdigen Beispiel beseelen lassen. Aber der Ausdruck Eueres Willens muß schlagend und unanfechtbar sein. Erscheint also voll⸗ zählig bei der Wahl ohne Euch durch die Kniffe der Beamten des Augen⸗ blicks einschüchtern oder durch leere Drohungen beirren zu lassen. Der Senat vermag nichts ohne das Abgeordnetenhaus, und man beleidigt ihn, wenn man nur annimmt, daß er verfassungswidrigen Maßregeln seinen Beistand leihen könnte. In den freien Staaten gebührt das letzte Wort dem Lande, und sobald Ihr gesprochen, muß Euch auch gehorfamt werden. „Paris, den 4. Oktober 1877. Fär das linke Centrum: Bertauld, Calmon, Gilbert⸗Boucher, Bernard, Rampon, Foucher de Careil, Dauphinot. Für die republikanische Linke: Arago, Le Royer, Duclerc, Hörold, Lucet, Malens, Mazeau, Salueuve. Für die republikanische Union: Peyrat, Victor Hugo, Crémieux, Scheurer⸗Kestner.
— In seinem dritten und letzten Briefe an das „Journal des Debats“ spricht Graf Montalivet das Vertrauen aus, daß das allgemeine Stimmrecht einer⸗ und der Präsident der Re⸗ publik atndererseits ihre Pflicht thun würden, das eine, indem es das Land vor dem Unglück eines neuen persön⸗ lichen Regiments bewahre, der Andere, indem er sich dem Verdikt des Landes füge.
— 6. Oktober. (W. T. B.) Grévy hat ein offenes Schreiben an die Wähler des 9. Arrondissements in Paris gerichtet, in welchem er die Deputirtenkammer vertheidigt und die gegen dieselbe erhobenen Vorwürfe widerlegt. Grévy stellt zugleich darin einen Vergleich an zwischen der gegen⸗ wärtigen Verbindung der drei dynastischen Parteien und der Verbindung, welche dieselben im Jahre 1849 eingegangen waren, und führt aus, daß diese Parteien, wie im Jahre
1849, eine Revision der Verfassung vornehmen wollen, und daß dies mit einer republikanischen Kammer sich nicht ermög⸗ lichen lasse.
— 7. Oktober. (W. T. B.) Das nunmehr bekannt ge⸗ wordene Wahlprogramm Gambetta's betont, Frankreich stehe im Begriff, sich darüber auszusprechen, wie es über das gegenwärtige Kabinet und die der persönlichen Politik des Staatsoberhauptes entsprechenden Handlungen desselben, sowie über die nicht zu rechtfertigende Auflösung der letzten Depu⸗ tirtenkammer denke. Frankreich wolle die Republik, als die⸗ jenige Regierung, die für dasselbe nothwendig sei; Frankreich wolle nicht die „moralische Ordnung“, sondern die republika⸗ nische Ordnung begründen; Frankreich werde aussprechen, daß es sich der Herrschaft der Klerikalen entziehen wolle, und daß es eine Diktatorpolitik verurtheile, die dem zum Kandidatern eines Plebiszits umgewandelten Chef der Exekutivgewalt keine andere Wahl lasse, als diejenige, sich zu unterwerfen oder sein Amt niederzulegen. — Gegen Gambetta ist, gutem Vernehmen nach, wegen dieses Wahlprogramms ein abermaliges ge⸗ richtliches Vorgehen in Aussicht genommen; zur Ver⸗ hinderung der Verbreitung des Wahlprogramms sollen jedoch keine Maßregeln angeordnet sein.
— 8. Oktober. (W. T. B.) Ganbetta beabsichtigte, morgen Abend im Cirkus des Chateau d'eau⸗Platzes eine Rede zu halten, wird aber wohl nunmehr darauf verzichten, da, nach der jetzt wegen seines Wahlprogramms gegen ihn eingeleiteten gerichtlichen Verfolgung, seine Verhaftung nicht unwahrscheinlich erscheint. — Die Mittheilung verschiedener Blätter, daß die französische Regierung das italienische Kabinet offiziell über die Bedeutung und Tragweite der Reise des Herrn Crispi interpellirt habe, entbehrt sicherem Vernehmen nach jeder Begründung.
Spanien. Madrid, 7. Oktober. (W. T. B.) Gestern Abend wurden 9 Personen, bei denen Waffen und Muni⸗ tion vorgefunden wurden, verhaftet. Da dieselben Wider⸗ stand leisteten, kam es zu einem Zusammenstoß, wobei eine Person getödtet, eine andere verwundet wurde. Die ge⸗ richtliche Untersuchung ist sofort eingeleitet worden. — Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht einen Erlaß des Finanz⸗ Ministers, betreffend die Einlösung von 124 Serien der mit 2 Prozent zu amortisirenden, am 1. Juli d. J. fällig ge⸗ wordenen Coupons, sowie die Einlösung derjenigen consoli⸗ dirten Titres, welche bei dem am 3. April 1876 statt⸗ gehabten öffentlichen Aufgebot vom Staate zurückgekauft worden waren.
Griechenland. Athen, 6. Oktober. (W. T. B.) Dem „N. W. Tageblatt“ wird heute von hier gemeldet: Gestern ist ein Freiwilligen⸗Corps nach Lamia abmarschirt. Die Regierung beabsichtigt, eine National⸗Anleihe von 30 Mill. Drachmen auszuschreiben.
Türkei. Konstantinopel, 8. Oktober. (W. T. B.) Die hiesigen Journale dementiren das Gerücht, daß Achmed Ejub Pascha und Mehemed Ali Pascha vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen. Beide Generäle würden im Gegentheil andere Kommandostellen erhalten.
Belgrad, 7. Oktober. (W. T. B.) Wie das amtliche Blatt meldet, hat der neu ernannte diplomatische Agent Ruß⸗ lands, Persiani, dem Füsten Milan sein Beglaubi⸗ gungsschreiben überreicht und bei dieser Gelegenheit dem Gefühle des hohen Wohlwollens, welches der Kaiser von Ruß⸗ land für Serbien hegt, von Neuem Ausdruck verliehen. Fürst Milan sprach in seiner Erwiderung den Wunsch auf Aufrecht⸗ erhaltung der freundschaftlichen Beziehungen aus, welche stets zwischen Rußland und Serbien bestanden haben.
Numänien. Bukarest, 6. Oktober. (W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ wird von hier gemeldet: Gestern fand ein außerordentlicher Ministerrath statt, zu welchem der Minister⸗ Präsident Bratiano aus dem Hauptquartier hier eingetroffen war. Wie verlautet, soll in dem Ministerrathe die Frage 8 “ der rumänischen Kammern berathen wor⸗ en sein.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 5. Oktober. (St. Pet. Herold.) Der General⸗Intendant, General⸗Adjutant von Kauffmann ist von der aktiven Armee nach St. Peters⸗ burg zurückgekehrt. Der Reichs⸗Controleur, General⸗-Adjutant
Greigh, hat sich am 2. d. M. zur aktiven Armee begeben.
Amerika. New⸗York, 5. Oktober. (A. A. C.) Die Kon⸗ vention der Demokraten von New⸗York, welche gestern hier tagte, hat Resolutionen angenommen, welche die alten Dok⸗ trinen der Partei aufs Neue bekräftigen und die Wahl des Präsidenten Hayes mißbilligen. Dagegen billigen die Be⸗ schlüsse seine südliche Politik.
Der russisch⸗türkische Krieg. Europäijscher Kriegsschauplatz.
St. Petersbuvg, 7. Rkober. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Gornii Studen vom heutigen Tage: Großfürst Nicolaus ist aus der Umgegend von Plewna gestern hier eingetroffen. Ueberall herrscht zur Zeit Ruhe. Das Wetter ist kalt und regnerisch.
St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Die Nach⸗ richten von Bestimmungen über den Winteraufenthalt des Kaisers im Schloß Cotroceni bei Bukarest sind unbe⸗ gründet. Von irgend einer Abänderung resp. von einer Verminderung der Soldatenrationen ist selbstverständlich nicht die Rede. Es gehören derartige Nachrichten in die Kategorie der aus feindlichen Gesinnungen gegen Rußland verbreiteten Meldungen.
Konstantinopel, 6. Oktober. (W. T. B.) Reouf Pascha meldet unter dem 4. d. aus Schipka, daß ein Ba⸗ taillon Infanterie und eine Abtheilung Kavallerie eine Re⸗ kognoszirung gegen den Engpaß von Hain unternahmen und ein Detachement russischer und bulgarischer Truppen zurückschlugen. Einem Telegramm Suleiman Paschas vom 4. d. zufolge wurde ein Angriff russischer Kavallerie auf die türkischen Vorposten bei Turadere unweit Karlowik zurück⸗ gewiesen.
Konstantinopel, 7. Oktober. (W. T. B.) Mehe⸗ med Ali soll, wie die „Agence Havas“ wissen will, das Kommando der gegen Montenegro operirenden Armee übernehmen. — Die letzten türkischen Reserven sind ein⸗ berufen worden.
Wien, 6. Oktober. (W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ wird aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet: Das
russische Hauptquartier hat die unverweilte Mobilisirung
eines neuen Armee⸗Corps und die Absendung desselben nach Bulgarien befohlen. Das Garde⸗Corps wird am 12. d. vollständig auf dem Kriegsschauplatze sein.
unterm 2. d. n „Die militärische Situation ist seit vierzehn Tagen dieselbe. Das Artilleriefeuer ist einen Tag lebhaft, den andern matt. Das Wetter ist veränderlich und gegenwärtig trübe. Reuf Pascha ist angekommen und von Schakir Pascha und dessen Stabe empfangen worden. Seine Ernennung ist von der Armee mit Befriedigung auf⸗ genommen worden. Heute wird auf keiner Seite gefeuert.“ — Zwei türkische Nizam⸗Offiziere, welche bei den letzten Schlachten von Plewna mitgekämpft haben, sind, nach einem Berichte der „P. C.“, wegen Mangels an Nahrung nach Serbien desertirt und in Belgrad eingetroffen. Dieselben er⸗ zählen, daß die Armee Osman Paschas kaum mehr 40,000
wundeten und 10,000 Todten erlitt. In Orhanje liegen 7000 Verwundete, in Widdin 3000, in Nisch 4000, in Sofia 3000. Auf 500 Verwundete wird ein wirklicher diplomirter Arzt gerechnet.
— Ueber den Gesundheitszustand der russischen Armee bringt der „Let. Woj. List.“ folgende Mittheilungen: „Die Gesammtzahl der Kranken betrug in der Woche vom 14. bis 21. Juli 1,50 Proz., vom 21. bis 28. Juli 2,26 Proz. und vom 29. Juli bis zum 4. August 2,83 Proz. aller Trup⸗ pen. Vom 2. Juli bis zum 9. August repräsentirten die Ver⸗ wundeten 33,95 Proz. der Gesammtzahl der Kranken. Von den Kranken litten 12 bis 15 Proz. an Fiebern und 16 bis 23 Proz. an äußerlichen Krankheiten.“ 81“
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Konstantinopel, 6. Oktober. (W. T. B.) Ali Saib meldet aus Skutari vom 5. d., die gestrigen Angriffe der Montenegriner bei Podgorizza, Spuz und auf mehrere kleine Forts seien abgeschlagen worden.
— (W. T. B.) Aus Triest wird dem „N. W. Tage⸗ blatt“ unterm 6. telegraphirt: Nach einer aus Janina hier eingegangenen Meldung ist ein drittes türkisches Corps unter Abdi Pascha in Thessalien konzentrirt worden. Die türkisch⸗griechische Grenze wird stark befestigt.
— (W. T. B.) Aus Serajewo wird dem „N. W. Tagebl.“ unterm 8. gemeldet: Die Durchzüge türkischer Truppen gegen Mostar und die serbische Grenze dauern fort. Die Insurgenten sollen neuerdings geschlagen wor⸗ den sein.
— Der Wiener Korrespondet der „Times“ telegraphirt unterm 2. d.: „Von verschiedenen Seiten wird gemeldet, daß der Fürst von Montenegro seine Erfolge in der Herzegowina nicht weiter auszubeuten beabsichtigt und sich künftighin auf dieser Seite in der Defensive halten werde. Die Erklärung, die dafür abgegeben wird, ist, trotzdem sie nur eine Vermuthung sein kann, plausibel genug. Durch die Einnahme von Niksics, Bjlek, des Dugapasses, von Goransko, Piva und Metokia in der Ebene von Gatschko hat der Fürst Alles erworben, was er im Falle eines Friedens zu behalten hoffen kann, so daß nicht viel Raum für weiteren Chrgeiz in dieser Richtung vorhanden ist, während auf der anderen Seite die Ebene des Moratscha bis nach Podgorizza vorhanden ist — ein Territorium, welches lange von Montenegro begehrt worden ist und noch zu ge⸗ winnen ist. Anstatt daher Zeit und Kräfte auf etwas zu ver⸗ geuden, was vielleicht genommen, aber nicht behauptet werden dürfte, muthet. man dem Fürsten die praktische Ansicht von der Lage der Dinge zu, daß er geneigt ist, sich unter allen Umständen Dasjenige zu sichern, was innerhalb seines Bereiches zu liegen scheint.“
— Aus Ragusa meldet das „Bureau Reuter“ unterm 2. d.: „2000 Baschi⸗Bozuks und 2000 Mann reguläre türkische Kavallerie aus Serajewo sind in Mostar ange⸗ kommen, wo eine Armee von 10,000 Mann zusammenge⸗ zogen wird, um das von den Montenegrinern eroberte
Territorium zurückzugewinnen.“ Asiatischer Kriegsschauplatz. St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Bei dem
auf den Fürsten Andronikoff in Daghestan stattgehabten
Attentat ist der Fürst leicht verwundet, derselbe befindet sich außer jeder Gefahr. Ueber die Ergreifung des Thäters liegen Meldungen noch nicht vor.
Konstantinopel, 7. Oktober. (W. T. B.) Nach wei⸗ teren Meldungen Moukhtar Paschas vom 5. d. verließen stärkere russische Streitkräfte die Höhen von Kabak, zogen sich an den Fuß des Karatmol zurück und brachen ihre Zelte ge⸗ genüber unseren Linien ab, indem sie bei den Verschanzungen von Kabak eine aus 6 Bataillonen bestehende Arriéregarde zu⸗ rückließen. Bei Baldirvan, Kisilvan und Oghouyli ist keine Spur vom Feinde mehr zu sehen; die Lager sind abgebrochen.
Konstantinopel, 7. Oktober. (W. T. 82) Ein gestern hier eingetroffenes Telegramm Moukhtar Paschas giebt die Verluste der Türken in der letzten Schlacht auf 2000 Todte und Verwundete an. Die Verluste der Russen werden W5 Telegramm Moukhtar Paschas auf 10,000 Mann geschätzt.
London, 6. Oktober. (W. T. B.) Ueber die am 2. d. zwischen Moukhtar Pascha und den Russen stattgehabten Kämpfe sind folgende weitere Meldungen aus Erzerum vom 5. d. eingegangen: Die Russen griffen den linken Flügel Moukhtar Paschas an, der bei Yanilar durch Mehemed Pascha, bei Kisiltepe durch Omar Pascha und bei Aladjadagh durch Hussein und Schevket Pascha vertheidigt wurde. Der große Yanilarberg wurde von den Türken aufgegeben und durch die Russen besetzt. Auf einen zweiten Berg wurden von den Russen drei Sturmangriffe gemacht, von den Türken aber zurückgewiesen. Die Generale Hadji, Rasched Kiazin und Fazli Pascha unterstützten Mehemed Pascha und deckten seinen Rückzug vom großen Nanilarberg. Die russische Abtheilung, welche Aladjadagh angriff, wurde nach fünfstündigem hart⸗ näckigen Gefechte zurückgewiesen. Zwei Abtheilungen setzten den Kampf vor Nanilar und Kisiltepe bis 7 Uhr Abends fort. Der Kommandant von Kars, Fazli Pascha, wurde am Bein verwundet. Die Kanonade dauerte mit Unterbrechungen bis zum Abend des 3. Oktober fort. Beide Theile behaupteten ihre Positionen.
Die Nr. 40 des „Central⸗Blatts für das Deutsche eich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Finanzwesen: Goldankäufe seitens der Reichsbank. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Errichtung und Befugnisse von Zoll⸗ und
Steuerstellen. — Konsulatwesen: Ernennungen; Exequaturertheilung;
“
— Aus Schipka wird der „Times“ von türkischer Seite⸗
Mann stark sei, und bis jetzt eine Einbuße von 17,000 Ver⸗
Ermäͤchtigung zur Vornahme von Civilstandsakten. — Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen.
Nr. 18 des „Archivs für Post und Telegrapbie, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post, und Telegraphenverwal⸗ tung“, hat folgenden Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Die Erhebung von Wechselprotesten durch Postbeamte. — Eine Forschungs⸗ reise in Island. — II. Kleine Mittheilungen: Die Batteriesäle der Pariser Tentralstation. — Die Verkehrsverhältnisse von Neu⸗Süd⸗ wales. — Die älteste deutsche Lebensversicherungsanstalt. — Sprach⸗ liches. — e für die Beraubung eines Postwagens. — II. Zeitschriften⸗Ueberschau.
3 she 60 des nn . ge8 erbe⸗ und Handelsgesetzgebung un erwaltung in de Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: I. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Verzeichniß derjenigen Zoll⸗ und Steuer⸗ stellen im Innern, auf welche Begleitscheingüter unter Eise bahn⸗ wagenverschluß abgefertigt werden dürfen. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — III Indirekte Steuern: Minimalbetrag bei der Erhebung der Brausteuer. — Versteuerung des Mehrvorraths an Bier oder Würze bei Auf⸗ hebung des Brausteuerfixationsvertrages. — Ermittelung des Netto⸗ gewichts bei der Abfertigung des gegen Steuervergütung ausgehenden
Tabaks. — VI. Personalnachrichten.
Statistische Nachrichten. Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse. Ge⸗ mäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der neununddreißigsten Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben ge⸗ meldet: in Berlin 26,5, in Breslau 27,3, in Königsberg 24,8, in Cöln 20,4, in Frankfurt a. M. 16,1, in Hannover 23,8, in Cassel 172, in Magdeburg 19,2, in Stettin 31,2, in Altona 18,, in Straß⸗ burg 22,, in München 32,4, in Nürnberg 23,5, in Augsburg 47.1, in Dresden 23,1, in Leipzig 26,5, in Stuttgart 207¼, in Braunschweig 22,2, in Karlsruhe 19,2, in Hamburg 26,9, in Wien 23,1, in Buda⸗ pest 30,0, in Prag 31, 1, in Triest 41,8, in Basel 24,4, in Brüssel 222, in Paris 22,1, in Amsterdam 20„% in Kopenhagen 18,, in Stockholm —, in Christiania 17,i, in St. Petersburg 29,9, in Warschau 27,5, in Odessa 23,71, in Bukarest 32,1, in Rom 26,2, in Turin 17,7, in Athen 24,0, in Lissabon 32 ,, in London 18,3, in Glasgow 22,1, in Liverpool 24,9, in Dublin 27,0, in Edinburgh 19,3, in Alerandria (Egypten) 40,5, in New⸗York 26,1, in Philadelphia 16,8, in Boston 26,7, in Chicago 19, , in San Franzisko 13,4, in Cal⸗ cutta 32,5, in Bombay 50,2, in Madras 134,7. b b Die im Anfange der Woche fast an allen deutschen Beobach⸗ tungsstationen herrschenden südlichen und südwestlichen Luftströmungen gingen im Laufe der Woche fast überall in nördliche Windrichtungen über und wichen nur gegen den Wochenschluß in Heiligenstadt, Ber⸗ lin, Bremen und Cöln Südwestwinden. Die Temperatur der Luft war eine kühle, in vielen Orten traten Nachtfröste ein, in der Nacht vom 26. zum 27. September sank das Thermometer in Heiligenstadt bis — 30 R. Es regnete im Ganzen wenig. Der Gang des Ba⸗ rometers war ein anhaltend steigender und sank nur zu Ende der Woche ein wenig. 3 ce Gesammtsterblichkeit in den deutschen Städten war von 23,8 der Vorwoche auf 24,3 gestiegen (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Die Sterblichkeit des Säuglingsalters war jedoch eine wesentlich geringere als in der Vorwoche, die der höheren Altersklassen dagegen eine erhöhtere. 1 1 Unter den Todesursachen zeigen die Infektionskrankheiten im Allgemeinen einen Nachlaß. Nur die Todesfälle an Scharlach waren zahlreicher, besonders in den Städten des sächsisch⸗märkischen Tief⸗ landes (Berlin), am Niederrhein, in Posen und Warschau. Masern zeigen sich in Chemnitz und einigen thüringischen Städten, sowie in Krakau öfter; die Diphtherie besonders in Berlin und am Oberrhein. Typhen erscheinen im Ganzen weniger frequent, auch in Barcelona läßt die Epidemie nach, nur in Paris und besonders in Bukarest wer⸗ den sie häufiger, auch mehren sich in letzterem Orte die Todesfälle an Dysenterie; Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder wurden in den meisten deutschen und außerdeutschen Großstäoten seltener, nur in den Städten der Ostseeküste, im mitteldeutschen Gebirgslande und in der niederrheinischen Niederung traten sie in etwas vermehrter Zahl auf. Aus Hamburg wird ein Todesfall an Cholerine und einer an Pocken gemeldet. In London starben 13, in St. Peters⸗ burg 6 an Blattern. In Paris sind eine größere Anzahl von Per⸗ sonen (66) an Bleivergiftung erkrankt und zwar nachweislich in Folge des Genusses von Brod, das in Oefen gebacken wurde, zu dessen Feuerung alte Fensterkreuze gebraucht wurden, die stark mit bleiweißhaltiger Farbe angestrichen waren. 3 8 In Rio de Janeiro trat das gelbe Fieber in der ersten Hälfte des Monat August sehr wild auf. 8 1“ — Das XXXVI. Heft der Beiträge zur Statistik des König⸗ reichs Bayern, herausgegeben vom Königlich statistischen Bureau, enthält ein vollständiges Verzeichniß der einzelnen politischen Gemeinden in Bayern nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Die Zahl der politischen Gemeinden be⸗ läuft sich in Bayern auf 8035. In dem Verzeichnisse ist für jede einzelne Gemeinde, was zunächst die ortsanwesende Bevölkerung betrifft, nachgewiesen: die ortsanwesende Bevölterung im Gan⸗ zen; die Zahl der darunter befindlichen bundesangehörigen aktiven Militärpersonen; die ortsanwesende Bevölkerung nach dem Ge⸗ schlecht; dieselbe nach dem Civilstand; dieselbe nach der Konfession; die⸗ selbe nach der Staatsangehörigkeit. Außer der ortsanwesenden Be⸗ völkerung ist für jede einzelne Gemeinde auch die W ohn bevölke⸗ rung summarisch nachgewiesen. Zuͤgleich giebt das vorliegende Heft mannigfaltige Aufschlüsse über gerichtliche und administra⸗ tive Zugehörigkeit der Gemeinden und über den Sitz ver⸗ “ und Beamten. Auch in dieser Beziehung er⸗ cheint das gegenwärtige Werk als eine neue und zwar sachlich ver⸗ mehrte Auflage des in den Jahren 1863, 1869 und 1873 von dem Königlich bayerischen statistischen Bureau veröffentlichten Gemeinde⸗ verzeichnisses. Die Reihenfolge der Gemeinden ist, wie in den drei älteren Gemeindeverzeichnissen in der Art geordnet, daß die Gemeinden jedes Bezirksamtes gesondert nach Gerichtssprengeln und innerhalb dieser in alphabetischer Ordnung aufgeführt sind (Nr. III. des Tabellenwerkes). Die unmittelbaren Städte, welche als solche gesonderte Verwaltungsbezirke sind, finden sich unter Nr. II. des Tabellenwerkes bei der summarischen Uebersicht der Regierungs⸗ bezirke und Verwaltungsdistrikte. Das Aufsuchen der Gemeinden er⸗ leichtert der am Schlusse beigegebene alphabetische Inder sämmtlicher Gemeinden. Wie in dem Verzeichnisse von 1873 ist die Zugehörigkeit der Gemeinden zu den Rentämtern, Forstämtern, Bezirks⸗ gerichten, Landwehrbezirks⸗Kommandos, Bauämtern und der Sitz von Advokaten, Notaren und Gerichtsvollziehern nachgewiesen. Neu ist gegenüber den älteren Auflagen des Gemeindeverzeichnisses der Nach⸗ weis über die Zugehörigkeit der Gemeinden zu den Handelsgerichten und den Standesämtern. Hierdurch und insbesondere durch die aus dem vorliegenden Werke ersichtliche Organisation des ganzen Stan⸗ desamtswesens in Bavyern dürfte der praktische Werth desselben als Nachschlagebuch für Behörden und Private wesentlich erhöht sein. Das alphabetische Verzeichniß der Gemeinden hat eine Erweiterung durch die Angabe der Gesammtbevölkerung jeder Gemeinde und deren Bezirksamtszugehörigkeit erfahren.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Mitt der nunmehr vorliegenden 11. Lieferung ist die 2. Abtheilung des IV. Bandes des im Verlage von S. Hirzel in Leipzig erschein, n Deutschen Wörterbuchs von Jakob und Wilhelm Grimm beendet. Der Bearbeiler Moriz Heyne hat damit nach 10lähriger Arbeit den die Buchstaben H, I und J umfassenden (Halb⸗) Band ab⸗ geschlossen, an dem, wie er im Vorwort ausdrücklich hervorhebt, der erstorbene verdiente Verleger Salomon Hirzel einen „über
““
li isteuer von Citaten weit hinausragenden Antheil“ gehabt hak. viche Hes Heyne hatte zuerst nur den Buchstaben H zur Bearbeitung üͤbernommen, während die Buchstaben I und J Hrn. Prof. Lucae in Marburg zugefallen waren, als dieser Gelehrte jedoch. nach Beendigung der Artikel J bis Jch, sich gensöthigt sah, von der Arbeit zurückzutreten, dieselbe weiter geführt. Besonders interessant und umfangreich sind in der vorliegenden Liefe⸗ rung die Artikel „Ja“, in welchem nicht weniger als 14 verschieden⸗ artige Anwendungen des „ja“ als Affirmationspartikel und 9 als Konjunktion oder Adverb unterschieden und durch Stellen aus Schriftstellern belegt werden; ferner „Jahr“ und die zahlreichen dar⸗ aus zusammengesetzten Worte; „Jauche“ (aus dem lat. jus entstanden), „je“, „jeder“, „jemand“, „jener“, „jetzt“, „Joch“, Joppe (auf ital. giubba, frz. jupe zurückzuführen), „Jubel“, „Juchten (v. russs juft = paar, weil die Häute paarweise gegerbt werden), „Jucken“, „Jugend⸗⸗ „jung“, „Jungfer“, „Jüngling“, „just“. Die mit bienenmäßigem Fleiß aus den besten deulschen Schriftstellern des Mittelalter und der klassischen Periode zusammengetragenen „Citate dienen gleichsam zur lebendigen Illustration des rein lexikalischen Textes. Der Bearbeiter giebt zu, daß die in dem neuesten Bande enthaltenen Artikel das Ergebniß verschiedener Stimmung verschiedenen Könnens und Wissens seien, hat es aber an der emsigsten Sorgfalt bei seiner mühsamen Arbeit nicht fehlen lassen, und ist mit Gluͤck bestrebt ge⸗ wesen, ohne Flüchtigkeit durch präzise Kürze den Intentionen der Gebrüder Grimm zu entsprechen, welche wollten, daß das „Deutsche Wörtertuch“ auch ein Familienbuch sein solle. Außer Hrn. Dr. Heyne arbeiten an der Fortsetzung des großen natio⸗ nalen Werkes bekanntlich die Herren Dr. R. Hildebrand und Dr. K. Weigand. Bis jetzt sind nunmehr von dem „Deutschen Wörter⸗ buche erschienen: I. Band (A. B.), mit dem Porträt von J. u. W. Grimm; II. Band (B— D.); III. Band (E—Forsche); IV. Band, 2. Abth. (H—J. 8 Jhutsche Rundschau“, herausgegeben von Julius Rodenberg (Verlag von Gebrüder Pätel, Berlin) hat mit dem soeben erschienenen Oktoberheft ihren 4. Jahrgang begonnen. Dasselbe bringt die erste Hälfte einer Erzählung des norwegischen Dichters Björnstjerne Björnson (Maguhild), einen Aufsatz von Kuno Fischer über Göthe's Faust, einen Beitrag von W. Preyer über das Mag⸗ netisiren bei Thieren (Physiologie des Erschreckens) und von Ludwig Bamberger über das Gold der Zukunft; außerdem die „literarische Rundschau.“ 8 Stuttgart, 2. Oktober. Heute wurden die am 27. Septem⸗ ber begonnenen und am 29. September und 1. Oktober fortgesetzten Verhandlungen der v. Generalversamlung der europäischen Gradmessung zu Ende geführt. Folgendes aus den letzteren er⸗ scheint von allgemeinerem Interesse: Es werden sich in Zukunft den Arbeiten der europäischen Gradmessung auch die Vereinigten Staa⸗ ten von Amerika anschließen, welche bereits die Konferenz durch einen Abgesandten, Hrn. Peirce, von der amerikanischen Küstenvermessung, beschickt hatten. Die erstatteten Berichte der einzelnen Bevollmäch⸗ tigten über die seit dem letzten Jahre in den verschiedenen Ländern ausgeführten Gradmessungsarbeiten werden voraussichtlich, wie für 1875 geschehen, durch 8 Prof. Bruhns auszugsweise in Behms „Geographischem Jahrbuch“ veröffentlicht werden. Zum Vorsitzen⸗ den der theilweise erneuerten „Permanenten Kommission“ wurde wiederum der General Ibanez (Spanien), zu dessen Stellvertreter der Direktor v. Bauernfeind (München) und zu Schriftführern die Professoren Bruhns (Sachsen) und Hirsch (Schweiz) ernannt. Die nächste Generalkonferenz sindet im Jahre 1880 statt, vermuthlich zu Paris, wohin die französischen Delegirten schon jetzt eingeladen aben. 3 London, 3. Oktober. Eine internationale Konferenz von Bibliothekaren trat gestern hier in der London⸗Institution unter dem Vorsitz des Custos der Bibliothek des Britischen Mu⸗ seums, Mr. J. Winter Jones, zusammen. Die Betheiligung an der Konferenz ist eine ungemein zahlreiche. Die englischen, schotti⸗ schen und irischen Universitätsstädte, sowie die Kolonien, die Ver⸗ einigten Staaten von Amerika, Frankreich, Belgien und Italien haben Vertreter gesandt. Die Konferenz bezweckt vornehmlich Be⸗ sprechungen über die besten Mittel“ zur Ausdehnung und Bildung von Bibliotheken. — Von dem mit der Vermessung des west⸗ lichen Palästina beschäftigten Lieutenant Kitchener ist, wie der Vorsitzende des betreffenden Vereines, Mr. Hepworth Diron, bekannt macht, heute ein Telegramm eingelaufen, welches die Vollendung des Werkes anzeigt. Mr. Dixon fügt hinzu: „Ausgenommen eine Frist von 15 Monaten, die in den Jahren 1875 und 1876 auf Bu⸗ reauarbeiten verwendet wurden, ist die Vermessung seit dem Januar 1872 in stetem Fortschreiten gewesen. Ihre noch zu schreibende und, wie wir hoffen, der Welt bald vorzulegende Geschichte e reich an Ereignissen und Abenteuern, und nicht minder reich an Berichten von tüchtiger, ununterbrochener Arbeit. Gleich beim Anfang drohte ein Mißlingen durch eine Krankheit, die den Kapitän Stewart zwang, nach England heimzukehren. An seine Stelle teat Mr. Tyrwhilt Drake bis zur Ankunft des Lieutenants Con⸗ der. Im dritten Jahre der Vermessungsarbeiten fiel Mr. Drake dem Klima, dem Mangel und der Anstrengung zum Opfer. Nach seinem Tode zog Lieutenant Kitchener aus, sich der Gesellschaft als zweiter Kommandant anzuschließ n. Im vierten Jahre (Juli 1875) ward die Expedition bei Safed angegriffen und mußte vor⸗ läufig nach England zurückkehren... Wir haben jetzt das Material zu einer Karte in Händen, die der Welt eine Topographie Palästinas bieten und zum ersten Male die Bibel⸗Topographie völlig ver⸗ ständlich machen wird. Die Karte wird aus 26 Bogen be⸗ stehen, jeder mit seiner eigenen Beschreibung.. .. Von den wichtigsten Ruinen sind besondere genaue Pläne vorhanden.“
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Christiania, 3. Oktober. Der norwegische landwirth⸗ schaftliche Kongreß, welcher zuletzt vor 12 Jahren 1u ist gestern in Gegenwart des Königs, sowie sämmtlicher Minist er und Regierungsmitglieder, von dem Staatsrath Vogt eröffnet worden. Derselbe wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, daß man nicht allzu große Ansprüche an das von dem Kongreß Dargebotene machen dürfe, weil das Jahr eher alles andere als günstig für die Land⸗ wirthschaft gewesen sei, und weil die Naturverhältnisse eine allge⸗ meine Betheiligung der norwegischen Landwirthe verhindern. Man möge daher das Vorhandene weniger als ein Zeugniß großer Fort⸗ schritte, denn als eine Ermunterung zu neuen Anstrengungen auf⸗ fassen. Indessen sei die diesmalige Ausstellung des Kongresses voll⸗ ständiger als irgend eine frühere. Nachdem der Kongreß für eröffnet erklärt worden, vertheilte der König die vier ersten Preise, welche drei Landwirthen und einem Ingenieur (für Maschinen) zufielen.
Gewerbe und Handel.
Elbing, 8. Oktober. (W. T. B.) In dem Prozesse wegen IeAndung der Westpreußischen Eisenhütten⸗ Gesellschaft hat der Gerichtshof ein alle Angeklagten frei⸗ sprechendes Erkenntniß gefällt.
— Die diesjährige ordentliche Generalversammlung des Ver⸗ eins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen wird am 7. November, Vormittags 11 Uhr, in der städtischen Tonhalle zu Düsseldorf stattfinden. Auf die Tagesordnung werden die Abände⸗ rungen der Festetsehsefins. mit besonderer Berücksichtigung der
abrikgesetzgebung, gesetzt werden. 1 degig von . Hypotheken⸗ und Wechsel⸗ bank ausgegebenen, das Datum des 1. Juli 1874 tragenden Ein⸗ hundert⸗Mark⸗Noten müssen, nachdem das Noten⸗Emissions⸗ recht der bayerischen Hypothekenbank aͤuf die bayerische Notenbank übergegangen, zur Einziehung gelangen. Bis zum 31. Dezember d. Js. geschieht der Umtausch e Noten gegen Baargeld oder Noten der bayerischen Notenbank bei den Hauptkassen der bayerischen Hy⸗ potheken⸗ und Wechselbank und der bayerischen Notenbank in Mün⸗ chen, sowie bei sämmtlichen Filialkassen der Letzteren und bei der
elegent⸗
Frankfurter Bank in Frankfurt a. M. Vom 1. Januar 1878 bis
“ “ 11““
zum Ablauf des Jahres 1880 werden dieselben nur noch bei den Hauptkassen in München und bei der Einlösungsstelle in Frankfurt a. M. eingelöst. Die am 31. Dezember 1880 nicht zur Einlösung gelangten Noten sind auch als einfache Schuldscheine präkludirt.
Leipzig, 6. Oktober. Die „Leipz. Ztg.“ meldet in einem wei⸗ teren Meßbericht über baumwollene Bettzeuge Folgendes: Die abgelaufene Messe führte dieser Geschäftsbranche nur vereinzelte Käufer zu. Das größere Geschäft wird schon seit einigen Jahren durch Agenten und Reisende vor den Messen zum Abschluß gebracht. Was das eigentliche Meßgeschäft betrifft, so fehlten große Käufer fast gänzlich, namentlich war Ost⸗ und Westpreußen, Pommern, Schleswig⸗Holstein, Oldenburg und Westfalen wohl so gut wie gar nicht vertreten. Da die Lager in Baumwollwaaren allenthal⸗ ben sehr überfüllt sind und die Käufer noch immer ein weiteres Sinken der Preise für fabrizirte Waaren in Aussicht neh⸗ men, so wurde nur der nothwendigste Bedarf gedeckt, welcher sich auf Bettzeuge und Nessel in schweren Qualitäten, Re⸗ gatta, billige Shirtings und Madapolams beschränkte, während andere Artikel nur unbedeutend abgesetzt wurden. Trotzdem kann der erreichte Umsatz unter den jetzigen Verhältnissen nicht un⸗ befriedigend genannt werden, allerdings ist derselbe nur zu niedrigen
reisen erzielt worden. 1 2 I. 6. Oktober. (W. T. B.) In der heute statt⸗ gehabten außerordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrtgesellschaft wurde der Antrag, betreffend die Herabsetzung des Aktienkapitals auf 15 Millionen Mark, mit 1565 von 1592 Stimmen angenommen.
— In dem Geschäftsbericht der Oesterreichischen Central Bodenkreditbank wird über das Abkommen mit der Oester⸗ reichischen Hypothekarkredit⸗ und Vorschußbank in L q., sowie der Oesterreichischen Hypoth ekarrentenbank iin Liq. Folgendes gemeldet: Das erstgenannte Institut übernimmt von den beiden letzteren deren sämmtliche Hypothekarforderungen im Betrage von zusammen 2,846,901 Fl. Bankvaluta, 3,963,468 Fl. in Silber, 1,780,497 Fres. in Gold und 445,939 holländische Gulden und übernimmt zugleich die Verpflichtung, für die von diesen Insti⸗ tuten emittirten Pfandbriefe im Betrage von 1,919,800 Fl. Bank⸗ valuta, 4,330,200 Fl. in Silber und 944,500 Thlr. = 2,833,500 deutsche Reichsmark Pfandbriefe der eigenen Anstalt, im gleichen Be⸗ trage, theils mit 2 † %, theils mit 2 % pro anno verzinslich und innerhalb 34 Jahren vom 1. Januar 1877, ,ab durch Verloosung amortisirbar, zu emittiren. Dieses Uebereinkommen, welches auf Seite der liquidirenden Institute mit den Kuratoren der Pfandbrief⸗ gläubiger geschlossen worden war, wurde vom Handelsgerichte Wien unter Bedingung der Ausschreibung der Volleinzahlung auf die im Umlaufe befindlichen 20,000 Stück Aktieninterimsscheine der Bank
genehmigt. Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗York, 6. Oktober. Das Postdampfschiff „Mosel“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 22. Sep⸗ tember von Bremen und am 25. September von Southampton ab⸗ gegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen
Berlin, 8. Oktober 1877.
Die fünfte Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik wurde heute Vormittag gegen 11 Uhr von dem Vorsitzenden des ständigen Ausschusses, Professor Dr. Nasse (Bonn), eröffnet. Zu S haa hatte sich auch eine große Anzahl von Mitgliedern des Volkswirthschaftlichen Kongresses eingefunden. Professor Dr. Nasse (Bonn) wurde zum ersten Vorsitzen en, Professor Dr. Gneist (Berlin), Staats⸗Minister Freiherr von Roggenbach (Karlsruhe) und Justiz⸗Rath Dr. Carl Braun (Berlin) zu Beisitzern gewählt. — Hr. Professor Dr. Adolf Wagner (Berlin) referirte hier⸗ auf über die Kommunalsteuerfrage.
Die Versammlung des „Internationalen Vereins für Reinerhaltung der Flüsse, des Bodens und der Luft in Cöln hat folgenden Antrag einstimmig angenommen: „Die Ver⸗ sammlung b schließt, zu erklären, daß sie sich mit dem Gutachten, weolches die wissenschaftliche Deputation für das Medizinalwesen zu Berlin in der Angelegenheit des Kanalisationsprojektes der Stadt Cöln gegeben hat, in völliger Uebereinstimmung befindet, und beauf⸗ tragt den Vorstand, dies an geeigneter Stelle zum Ausdruck zu bringen.“ Ferner wurde folgender Antrag genehmigt: „Die Ver⸗ sammlung empfiehlt das Liernursche System, welches sich in Holland bewährt hat, und das Tonnensystem, welches am vollkommensten irn Heidelberg eingeführt ist.“ .
Nünchen, 6. Oktober. Nach einem hier eingegangenen Fe gramm ist in dem oberpfälzer Städtchen Cham ein Brand aus⸗ gebrochen, der eine große Ausdehnung erlangte, so daß fast alle Häuser u. s. w., etwa 100 Gebäude, die bei dem großen Brande vor
einigen Jahren verschont geblieben sind, ein Raub der Flammen wurden.
Hr. Prat in Bordeaux hat, wie „Engineering“ mittheilt, ein neues Metall entdeckt und demselben zu Ehren des Chemikers Lapoisier den Namen Lapoisium gegeben. Er fand es in einem dichten, schwarzen, graphitartig aussehenden Mineral, das er nach⸗ träglich Lavoisifere nannte. Das Mineral hat Metallglanz, wird in festen Massen gefunden und besteht aus einer Menge verschiedenartiger Stoffe. Das Metall konnte durch Spektralanalyse nicht entdeckt werden, weil es mit Kupfer vermengt vorkommt und wie dieses 24 Haupt⸗ streifen im Spektrum zeigt. In seinem Spektrum treten zwar die rothen Strahlen deutlicher hervor, es wird aber doch von dem des Kupfers völlig verdeckt, wenn man beide Metalle als Chorverbin⸗ dungen in die Bunsensche Flamme bringt. Lavoisium glänzt wie Silber, ist schmiedbar, läßt sich in Pulver und Hautform bringen und ohne Löthen verarbeiten. Seine Dichtigkeit ist 7 und es hält ohne Veränderung eine Temperatur von 600 Grad aus. Es verändert sich selbst in feuchter Luft nicht, wird aber von Chlor, Brom und Jod bei gewöhnlicher Temperatur schon ange⸗ griffen. Seine Salze sind unlöslich, weiß, oder schwach gefärbt; mit Ferrocyankalium giebt es einen rosa gefärbten, mit Schwefelsäͤure einen rehfarbenen Niederschlag. Seine phosphorsauern Verbindungen sind in Ammonik löslich. Es scheint sich der Gruppe Zink, Cadmium, Iridium anzuschließen. Nach Hrn. Prat ist der Körper viel verbreiteker, als es zuerst schien, er fand sich noch in vielen Mineralien, besonders Schwefelkiesen.
Stockholm, 30. September. Es ist schon früher gemeldet worden, daß Professor Nordenskjöld für das nächste Jahr eine größere Eismeer⸗Expedition projektirt hat. „Göteborgs H dels⸗och Sjöfarts⸗Tidn.“ veröffentlicht nunmehr den Nordenstlöldschen Plan, wie er in einer Eingabe an den König Oscar niedergelegt worden ist. Danach beabsichtigt Nordenskjöld, Anfang Juli die Reise mit einem fuͤr die Eisfahrten besonders gebauten Dampfer i. treten, und sollen außer ihm und der aus einem See⸗Offizier 1 Marinesoldaten bestehenden Schiffsbesatzung, 4 Gelehrte, 4 nuse⸗ en nordischen Gewässern vertraute norwegische Seeleute und ein? 2„ 85 der Expedition theilnehmen. Das nächste Ziel der Expedition ij 5 Mündung des Jenisei und dann das Kap Tscheljuskin, von wo an man so weit wie moglich nach Nordosten vorzudringen versuchen . 8 Der für die Erpedition angekaufte Dampfer „Vega soll 188 er Königlichen Werft zu Karlskrona während des Winters für die Reise ausgerüstet werden und für 2 Jahre Proviant mitnehmen.
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In Krolls Theater hat die Posse „Spillike in Paris- gestern vor ausverkauftem Hause, mit Hrn. Ed. Weiß in der Titel⸗ rolle, einen guten Erfolg gehabt und wird voraussichtlich wieder wie früher längere Zeit auf dem Repertoire bleiben. 1 8