1877 / 260 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

geneigt wäre, zunächst mit einem Ministerium der Rechten, das sich auf den Senat stütze, einen Versuch zu machen. Falls ihm das aber nicht gelingen sollte, würde derselbe sich an die der Majorität in der Kammer wenden. Nach einer deldung des „Messager de Paris“ ist Pouyer⸗Quertier in das Elysée berufen worden. G 3. November. (W. T. B.) Die Bemühungen, ein Kabinet der gemäßigten Rechten zu bilden, dauern fort, ohne bis jetzt zu einem Resultate geführt zu haben. Sämmtliche republikanischen Organe erklären, daß alle Intriguen, einen Kompromiß oder eine Transaktion zu Stande zu bringen, vergeblich seien, da nur der Rücktritt des Marschalls Mac Mahon die republikanische Majorität be⸗ friedigen könne. Außer Pouyjer⸗Quertier ist auch Graf Daru zum Marschall Mac Mahon berufen worden.

Griechenland. Aus Athen 27. v. M. meldet ein an die 8 8“ gerichtetes Telegramm: Mr. Wyndham habe an Kurios Trikoupis als Antwort auf dessen letzte Depesche eine Note des Inhalts gerichtet, daß es nicht die Absicht der englischen Re⸗ gierung bei ihren Mittheilungen gewesen sei, sich in die Rechte Griechenlands als unabhängige Nation zu mengen oder seine Aktionsfreiheit zu beschränken, sondern die hellenische Regie⸗ rung zu bewegen, sich jeder Provozirung gegen die Türkei zu enthalten. Obschon die griechische Antwort als nicht günstig der Pforte nicht werde mitgetheilt werden, habe doch Ihrer Majestät Regierung aus neueren offiziellen Berichten mit der größten Befriedigung entnommen, daß Griechenland friedliche Absichten zu haben scheine.

Türkei. Konstantinopel, 2. November. (W. T. B.) Vom Kriegs⸗Ministerium sind keinerlei neuere auf die Kriegsvorgänge bezügliche Nachrichten veröffentlicht worden. ÜUnter dem Vorsitze des Sultans fand heute ein Mi⸗ nisterrath statt. Der englische Vertreter, Layard, hatte wiederholte Besprechungen mit dem Großvezier Edhem Pascha und mit dem Minister des Auswärtigen, Server Pascha.

Aus Philippopolis vom 29. v. M. meldet der „Standard“, die Familie Geschoff sei zur Verbannung ver⸗ urtheilt, und seit Ibrahim Paschas Abreise seien viele Bul⸗ garen in Freiheit gesetzt worden. 1

Der Adrianopeler Spoezial⸗Korrespondent der „Times“ telegraphirt unterm 15. v. M. 2

„Vor einigen Tagen ereignete sich eine fürchterliche Scene. Es war die Verurtheilnng von 15 bulgarischen Kindern, von denen das jüngste erst 10 Jahre zählte und das älteste 15 Jahre alt war, zu lebwakäͤnglicher harter Arbeit. Die Anklage gegen dieselben lautete, daß sie Morde verübt und sich an dem Aufstande betheiligt hätten. Vor drei Tagen wurden sie nach Konstantinopel gesandt, von wo aus sie nach den Galeeren in St. Jean d'Acre transportirt werden sollen. Was in diesem Verfolgungssystem unverständlich ist, und ein Räthsel für Alle, ist der schließliche Zweck der Regieruna. In allen Ländern, in denen Aufstände und Revolutionen statt⸗ gefunden haben, hatte die Unterdrückung eine Grenze, damit am Ende friedliche Maßregeln adoptirt werden dürften, aber hier scheint man nicht einmal en schließliche friedliche Mittel zu denken, und man ist beinahe geneigt, zu glauben, daß die Behörden die Bulgaren zum Aeußersten zu treiben wünschen, damit eine Aussöhnung zwischen den christlichen und mohamedanischen Bevölkerungen in irgend einer künftigen Zeit unmöglich gemacht werde. Eine thörichtere Politik könnte schwerlich adoptirt werden. Man kann verstehen, daß ein strenges und unverzügliches Beispiel zu dem Zwecke statuirt wird, um die Massen einzuschüchtern, aber dieselben Massen ohne Gnade oder Mitleid anzugreifen und sie Tag und Nacht zu belästigen und zu verfolgen, ohne ihnen nur einen Augenblick Ruhe zu gönnen und ihnen jedwede Hoffnung auf eine künftige Versöhnung zu benehmen, heißt, sie in die Arme des Feindes treiben und sie zu beklagenswerthen Repressalien aufreizen.“

Rumänien. Bukarest, 2. November. (W. T. B.) Der W. „Neuen Fr. Presse“ wird von hier telegraphirt: Di Einberufung der Kammer soll zum 15. d. erfolgen. Sofort nach deren Zusammentritt wird aus der Initiative des Hauses der Antrag auf Vertagung der Kammer auf unbe⸗ stimmte Zeit eingebracht werden und, da die Regierung diesen Antrag unterstützen wird, die Majorität erlangen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. No⸗ vember. (W. T. B.) Die „Agence russe“ erklärt die Nach⸗ richt, der russische Botschafter in Berlin, Baron Oubril, sei nach Gornji Studen berufen worden, für unbe⸗ gründet. Baron Oubril habe sich vielmehr zum Besuch seiner erkrankten Mutter nach Baden⸗Baden begeben und werde in Kürze von dort auf seinen Posten zurückkehren.

Amerika. Washington, 31. Oktober. (Reuters Bureau.) Der Präsident Hayes ist auf der ganzen Reise von Washington nach Richmond (Virginien) warm begrüßt worden. In Richmond wurde er von 10,000 Einwohnern empfangen, und der Bürgermeister der Stadt redete ihn als den „Pacifikator des Landes“ an. In seiner Erwiderung zollte der Präsident der Geschichte des Staates Virginien hohe Anerkennung und prophezeite demselben eine gedeihliche Zukunft. Die Sekretäre Ewarts, Thomp⸗ son und Sherman, welche den Präsidenten beglei⸗ teten, hielten Reden. Der Sekretär Sherman sagte, daß jedes Mitglied der Regierung die südliche Politik des Prä⸗ sidenten fest unterstütze, und mit der Zustimmung des Volkes würde dieselbe bis zum Ende ausgeführt werden. Der Norden wie der Süden müßten sie unterstützen. Der Krieg, fügte der Sekretär hinzu, brauche nicht vergessen zu werden, aber dessen Ergebnisse müßten acceptirt werden. Wenn der Süden die konstitutionellen Amendements beobachte, würde stets Frieden im ganzen Lande herrschen. Der Senator Mor⸗ 22 aus Alabama lobte die Politik des Präsidenten. Ein

nger Zug von weißer und schwarzer Miliz geleitete die Gäste durch die mit Bannern und Triumphbögen reich geschmückten Straßen. Trotz des regnerischen Wetters waren etwa 50,000 Zuschauer zugegen.

New⸗York, 2. November. (W. T. B.) Der Senator Morton ist gestorben.

Asien. China. (A. A. C.) An der chinesischen Küste hat die Cholera aufgehört, im Innern ist sie in der Abnahme be⸗ griffen. Der neue Gouverneur in Hongkong, Pope Hennessey, besteht darauf, daß die zinstsche Bevölkerung der Kolonie humaner behandelt werde, als es unter seinen Vorgängern der Fall war, und hat mehrere, die dortigen Chinesen betreffende, strenge Gesetze und Gebräuche abgeschafft.

In der Kolonie herrscht Aufregung über diese Maßregeln, und

die britischen Kolonisten drohen, sich über den Gouverneur bei der Regierung in England zu beklagen. Seit 20 Jahren sich Siam geweigert, Gesandte mit Tribut und der Er⸗ g der Unterwürfigkeit * China zu schicken. China verlangt jetzt die lung der Tribut⸗Rückstände, Siam je⸗ doch weist auf die äge hin, die es

abhängig mit frem⸗

den Regierungen abgeschlossen hat. China droht in Folge

dessen mit Krieg.

Japan. 8 A. C.) Die letzten Nachrichten aus Japan reichen bis zum 29. September. Am 24. September fand zu Kagoschima, also an dem Orte, wo die Rebellion ausbrach, das letzte Gefecht mit den Insurgenten statt, in welchem die Letzteren geschlagen wurden. Das Schicksal des Rebellen⸗ Häuptlings Saigo ist in ein eigenthümliches Dunkel ge⸗

üllt, insofern ein Leichnam nicht aufzufinden war. Viele Fehgne sind der Ansicht, daß Saigo von den eigentlichen ebellenführern getödtet worden sei. Die übrigen Anführer wurden entweder gefangen genommen oder getödtet, oder be⸗ gingen Selbstmord. Zwischen Japan und Corea haben wegen Eröffnung von Häfen in dem letzteren Lande für den japanischen Handel neue Unterhandlungen stattgefunden. Die Cholera herrscht zwar noch, doch ist in Folge der trefflichen Sanitätsmaßregeln der Regierung eine Ausbreitung derselben nicht zu befürchten.

Der russisch⸗türkische Krieg.

London, 3. November. (W. T. B.) Der „Daily

Telegraph“ dementirt die gestern von der „Times“ ge⸗

brachte Nachricht, wonach England die Mächte bezüglich einer Mediation auf der Basis der Beschlüsse der Konstan⸗ tinopeler Konferenz sondirt haben sollte. u““

8

Europäischer Kriegsschauplatz.

Wien, 2. November. (W. T. B.) Die ,Polit. Korr.“ meldet aus Bukarest von gestern: Chefket Pascha ver⸗ suchte am 31. Oktober von Orkhanie aus die Russen bei Telisch anzugreifen und zu vertreiben. Nach mehrstündigem Kampfe wurde Chefket Pascha von den Russen vor Rado⸗ mirze geschlagen, völlig deroutirt und zu wilder Flucht ge⸗ zwungen. Plewna ist nunmehr von allen Seiten voll⸗ ständig eingeschlossen. Dasselbe Blatt meldet in einer Korrespondenz aus Zimnitza unter Reserve, daß eine 70,000 Mann starke Balkan⸗Armee in voller Bildung 6. se⸗ welche noch vor Einbruch des Winters den Balkan über⸗ chreiten und durch schnelles Vorgehen auf Adrian opel die Kampagne zu beendigen suchen werde, ohne den Fall Plewnas oder die Operationen der Armee des Großfürsten⸗Thronfolgers gegen den Osten abzuwarten. ““ 1

(W. T. B.) Aus Salonichi wird der W. „Deutschen

tg.“ unterm 3. berichtet: Ununterbrochen landen hier tür⸗ ische Truppen, die auf der macedonischen Bahn nord⸗ wärts weiter gehen. Es heißt, die Pforte beabsichtige, südlich vom Balkan eine 11“ aufzustellen, um Osman Pascha Hülfe zu schaffen.

Die russischen Verluste vom 18. bis 25. Oktober, mit Ausschluß d.s Kampfes bei Gornji Dubnik am 24. v. M., betragen 1842 Mann, von denen 1649 (darunter 12 gefallene und 90 verwundete Offiziere) auf dem europäischen Kriegs⸗ schauplatz, 113 Mann (12 gefallene und 133 verwundete Offiziere) in Asien aus der Fronte getreten sind. Mit den schon gemeldeten betragen die gesammten bisherigen Ver⸗ luste der russischen Armee bis zum 25. v. M. 61,942 Mann.

Ueber die jüngsten Operationen der Russen am Lom geht der „Times“ von ihrem Spezial⸗Korrespondenten in Obirtrnik folgender vom 24. v. M. datirter telegraphischer Bericht zu:

„Heute unternahmen die Russen unter dem Befehl des Groß⸗ fürsten Wladimir eine scharfe Rekognoszirung gegen die tür⸗ kische Position jenseits des Lom. Ein heftiges Feuer aus den rus⸗ sischen Batterien, die zur Rechten der Landstraße nach Rustschuk, gegenüber dem Dorfe Kadikiöi, postirt waren, begann heute Mor⸗ gens um 7 Uhr. Die Russen sagen, daß die Türken während der Nacht das diesseitige Flußufer betraten und daß daher die Ope⸗ rationen mit ihrer Zurücktreibung eröffnet werden mußten, wie dies vor einigen Wochen geschah. Als ich auf dem Kampfplatze er⸗ schien, waren die beiden russischen Batterien bereits in der Aktion, während die Türken von den gegenüberliegenden

ängen aus vier oder fünf Batterien und aus einer ront von ebenso vielen weißzeltigen feuerten. Das rtilleriefeuer schien indeß sehr geringen Schaden anzurichten. Die russische und die türkische Infanterie hielten sich unten in dem engen Thale verborgen und wechselten Schüsse über den Lom, der an dieser Stelle beinahe ausgetrocknet ist. Er e sehr tief, hat viele Krümmungen und man nähert sich ihm auf allmählichen Abdachungen, auf denen sich Maisfelder und Weingärten befinden, während die gegenüberliegende Lehne durch steile, rauhe Fn begrenzt wird. Das gegenseitige Feuer wurde den ganzen Tag über unterhalten. Die Russen waren nicht sehr zahlreich und ihre Streitmacht bestand nur aus 5. Bataillonen der 33. und 35. Division und 1 Schwadron Kosaken. Sie hatten keine andere Kavallerie und beabsichtigten augen⸗ scheinlich nur eine Demonstration; ich glaube indeß, daß sie ihnen theurer zu stehen kam als dem Feinde. Das Regiment Cherson, welches den ganzen Tag das Flußufer besetzt hielt, litt am meisten und muß ungefähr

Verwundete gehabt haben. Ein Dutzend mag getödtet sein. Der junge Prinz Leuchtenberg wurde am Morgen erschossen. Er ver⸗ ließ den Großfürsten Wladimir, der mit seinem Stabe von einem Hügel aus den Kampf beobachtete, um eine der unten am Abhange postirten Batterien zu inspiziren und wurde von einer Kugel in die Stirne getroffen. Er war der erste Getödtete. Am frühen Nach⸗ mittag überschritten zwei russische Bataillone zur Rechten den Fluß, da der Feind jedoch keinen Widerstand bot, wurden sie zurückberufen. Acht Türken, die sich auf das diesseitige Ufer gewagt hatten, wurden zu Gefangenen gemacht. Auf einer anderen Seite sah man sehr wenige Türken und ihre großen Lager schienen geräumt zu sein. Man glaubt, daß Suleiman Paschas Gros nicht mehr an der früheren Stelle steht und daß er nur eine hinreichende Anzahl Truppen zurückgelassen habe, um glauben zu machen, als hätte er die Absicht, seine Positio⸗ nen zu vertheidigen. Es herrscht die Meinung, daß er sich weiter südlich gegen Schumla zu bewegt habe. Hätten die Russen einen stärkeren Angriff unternommen, so wäre es ihnen, glaube ich, leicht geworden, den Fluß zu überschreiten und die Türken aus ihren Po⸗ sitionen zu vertreiben. Ob sie für die Folge den Uebergang machen und die türkischen Positionen besetzen werden, die nicht so stark vertheidigt sind, als man anfänglich glaubte, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Um 5 Uhr zogen sich die Russen zurück, nachdem sie ihre Todten beerdigt und die Verwundeten nach Obirtrnik gesendet hatten. Als der Mond aufging, war Alles stille.

Dem ,Standard“ wird von seinem Spezialkorrespon⸗ denten in Bukarest unterm 31. v. Mts. telegraphirt:

„Das Hauptquartier des Kaisers ist jetzt in Poradin, weshalb man Grund zu der Annahme hat, daß eine kräftigere Aktion nahe bevorstehend ist. Die Schlacht bei Dolni Dubnik war in jeder Be⸗ ziehung günstig für die Russen, und die Berdanbüchse bewies ihre Vorzüglichkeit. General Gurko hat sehr gut manövrirt. Der Marsch der Garde war zuerst auf die Straße nach Loftcha gerichtet, er nahm jedoch bald die Richtung nach Sofia. Die Russen haben einen Pascha und 2000 Mann gefangen genommen, so⸗ wie eine große Quantität von Mundvorräthen erbeutet. Der Kreis für die Blokade Plewnas ist jetzt geschlossen und alle Ver⸗ bindungen sind abgeschnitten. Den Aussagen von Deserteuren zu⸗ folge, die zu Vierzigen und Fünfzigen mit einmal anlangten, ist der

Mangel an Munition selbst ernster als der von Mundvorräthen.

Die Verhältnisse am Lom gestalten sich höchst staftig. Suleiman hat sich wirklich zurückgezogen, während unter seinen Truppen der Skorbut und Typhus epidemisch herrschen. Ich habe diese Nachricht von einem Gefa zgenen nach der Schlacht bei Iwan Tchiflik. Die Garnison von Rustschuk besteht nur aus 14,000 Mann und die Stadt wird beinahe täglich von Giurgewo bombardirt. Kleine russische Monitors, die speziell scheinen auf dem Flusse. ist bereits in Angriff genommen, beinahe 1000 Bulgaren sind an den Arbeiten beschäftigt.“ E“

Asiatischer Kriegsschauplatz. . im russischen

Von ihrem Spezial⸗Korrespondenten Hauptquartier in Asien wird der „Daily News“ aus Alexandropol unterm 31. v. Mts. telegraphirt:

„Die Garnison von Kars hat die Uebergabe der 25 ver⸗ n

weigert, weshalb Belagerungsoperationen beginnen werden. zwi⸗ schen wird ein gelegentliches Bombardement aufrecht erhalten. Ge⸗ neral Tergukassoff ist in der Verfolgung von Ismail Pascha begrif⸗ fen, der sich in Unordnung via Tchallu nach Erzerum zurückzieht. General Heymann passirte Ghazi Moukhtar Pascha, der mit 10 Bataillonen bei Sewin stand. Kars ist mit Munition und mit Mundvorräthen wohl versehen und die Garnison zählt 10,000 Mann.“

Die Nr. 44 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Mittheilung betreffend Rinderpest;

Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Münzwesen:

Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Finanzwesen: Goldankäufe seitens der Reichsbank. Eisenbahnwesen: Eröffnung zweier Haltestellen der preußischen Ostbahn; Eröffnung der Bahn⸗ strecken Wangerin⸗Dramburg und Schlochau⸗Konitz; desgleichen der Bahnstrecke Ludwigsthal⸗Eisenstein und Donauwörth⸗Höchstädt. Marine und Schiffahrt: Beginn der Seeschiffer⸗ ꝛc. Prüfung in der Navigationsschule zu Hamburg. Konsulatwesen: Ernennung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Brüssel, 29. Oktober. Den Offizieren, welche die belgische Expedition zur Erforschung von Mittelafrika leiten, ist ein fünfjähriger Urlaub ertheilt worden. Man rechnet drei bis vier Jahre auf die Expedition selbst und den Rest der Zeit auf die schriftliche Bearbeitung der gewonnenen Resultate.

Land⸗ und Forstwirthschaft. b Seit Erlaß der Bekanntmachung vom 25. v. M. ist in Gei⸗ senheim die Tödtung sämmtlicher Wiederkäuer in dem durch die Rinderpest xäö Stadttheile beendigt worden. daselbst bisher im Ziegen und 2 Schafe. In Eibingen ist in Folge des neuen Aus⸗

bruchs der Seuche in 2 Gehöften die Tödtung des gesammten Vieh⸗

standes des Ortes an Wiederkäuern 75 Stück Rindvieh, 104 Zie⸗ gen, 2 Schafe angeordnet worden.

Im Regierungsbezirk Sigmaringen ist die Ernte der Winter⸗ und Sommerfrüchte bei günstiger Witterung eingebracht worden und das Ergebniß derselben im Allgemeinen gut. Der Ertrag an Futterkräutern war ein sehr günstiger, der an Obst im Allgemeinen zufriedenstellend. Die Kartoffelernte entspricht in quantitativer Be⸗ ziehung nicht den gehegten Erwartungen, auch wird die Kartoffel⸗ krankheit im Allgemeinen mehr wahrgenommen, als dies in den Vor⸗ jahren der Fall gewesen ist. Die Wintersaat ist zum größten Theile bei etwas ungünstiger trockener Witterung bestellt worden.

Gewerbe und Handel. Leipzig, 2. November. (W. T. B.) Das Gewinnerträgniß

der hiesigen Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt auf das 3. Quartal beträgt nach dem nunmehr erfolgten Abschlusse 1,340,000

Verkehrs⸗Anstalten.

Nach der Odessaer Eisenbahn ist der Güterverkehr via Brest ohne Garantie für die Lieferfrist wieder eröffnet. Nach Schmerinka (Station der Kiew⸗Brester Eisenbahn) ist der Güter⸗ verkehr via Brest zwar ebenfalls wieder frei, jedoch steht nicht fest, ob auch hier die Garantie für die rechtzeitige Lieferung bis auf Weiteres ausgeschlossen bleibt.

(W. T. B.)

New⸗York, 2. November. Der Hamburger

Postdampfer „Lessing“ ist gestern Abend 10 Uhr hier ein⸗

getroffen.

Berlin, 3. November 1877.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird die

Operette „Jeanne, Jeanette und Jeanneton“ noch immer ohne Unter⸗ brechung und bei gut besetztem Hause gegeben. Dieselbe kommt am nächsten Dienstag bereits zum 25. Male daselbst zur Aufführung.

Im Thalia⸗Theater eröffnete gestern Fr. Marie Gei⸗ stinger ein Gastspiel und hatte zu ihrer ersten Rolle die Adrienne Lecouvreur in dem gleichnamigen Schauspiele von Scribe und Legouvé gewählt. Das Stück übt trotz seines respektablen Alters auch heute immer noch eine nicht geringe Anziehungskraft aus. Die Titelrolle bietet einer gewandten Schauspielerin reichliche Gele⸗ genheit, mit allen Mitteln der mimischen Kunst zu wirken. Fr. Geistinger ist bekanntlich seit einiger Zeit aus dem heiteren Ge⸗ biete der Operette in das des ernsten Dramas übergetreten. Sie hat diesen immerhin etwas gewagten Schritt nicht zu bereuen. Ihre gestrige Leistung als Adrienne Lecouvreur verdient volle Anerkennung, vewehn gerade diese Rolle der Individualität der Künstlerin nicht mehr

anz angemessen sein dürfte; andere Rollen, die sie hier zu geben beab⸗

chtigt, wie die Königin Elisabeth in Laube's Essex und die Medea dürften noch mehr den Beweis liefern, daß sie sowohl über die na⸗ türlichen Mittel gebietet, welche das ernste Drama erfor⸗ dert, wie auch, daß sie diese hervorragenden Mittel mit ernstem Studium nach vorzüglichen Mustera geschult und ausgebildet hat; einzelne Nüancen in ihrem Spiele und Vortrage erin⸗ nern unwillkürlich an die Art und Weise der Fr. Wolter. Für reifere historisch⸗dramatische Gestalten vereinigt Fr. Geistinger eine imposante Figur mit einem vollen wohlklingenden und treff⸗ lich geschulten Organ, das sie in allen Lagen schaft beherrscht. Hierzu gesellt sich bei ihr ein volles, charakteristisches Mienen⸗ und Geberdenspiel und lebens⸗ wahre Plastik in den Bewegungen, so daß ihre ganze Darstzllung den Eindruck ächter dramatischer Kunst macht. Der Gast wurde durch die heimischen Kräfte des Thalia⸗Theaters nach Kräften unterstützt, so daß die Aufführung auch im Ensemble als billigen Anforderungen genügend zu bezeichnen ist. Die strebsame ee des Hrn. Lortzing hatte für eine solide Ausstattung Sorge getragen.

Im Stadt⸗Theater wird morgen Hr. Carl Mittell, außer der Rolle des Victor Honneg in „Chemie fürs Heirathen“, auch noch den Constantin von Horst in „Ein moderner Barbar’ spielen.

Hr. Otto Lehfeld, der Gast des Belle⸗Alliance⸗ Theaters, tritt morgen, Sonntag, daselbst in einer seiner bedeu⸗ tendsten Rollen, dem „König Richard III.“, auf. Für die nächste Woche stehen ferner noch „Der Kaufmann von Venedig“ (Shylock) und „Die Weihe der Kraft“ (Martin Luther) auf dem Repertoire.

Redacteur: J. V.: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

für den Donaudienst gebaut worden sind, er⸗ Die Eisenbahn von Sistowa nach Tirnowa

Es sind anzen getödtet worden: 129 Stück Rindvieh, 37

mit Meister⸗ ausdrucks⸗

deutschen

No 260. 8 1 8

* I.

ESErste Beilage Reich s⸗Anzeiger und Königlich Preußis

* 8

*

Berlin, Sonnabend,

1E

den 3. November

des Deutschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Preußischen Stants-Anzeigers: Berlin, S. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

MR

R

Inserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition

1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

3. Verkäuafe, Verpachtungen, Submissionen etc.

4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.

Deffentlicher Anzeiger.

5. Industrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel.

6. Verschiedene Bekanntmachungen

7. Literarische Anzeigen.

8. Theater-Anzeigen.

9. Familien-Nachrichten.

In der Börsen- beilage. 2

eIrserate nehmen an: das Central⸗Annoncen⸗ Bureau der deutschen Zeitungen zu Berlin, Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., 3 Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

*.

E. Schlotte,

Annoncen⸗Bureaus.

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

Steckbrief. Gegen den Handelsmann Fried⸗ rich Amandus Dallmann ist die gerichtliche Haft wegen wiederholten Betruges in den Akten Litt. D. No. 260 de 1877 beschlossen worden. Die Ver⸗ haftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird ersucht, den ꝛc. Dallmann im Betretungsfalle festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden Gegenständen und Geldern an die Königliche Stadtvoigtei⸗Direktion hierselbst abzuliefern. Berlin, den 30. Oktober 1877. Königliches Stadtgericht. Abtheilung für Untersuchungssachen. Kommis⸗ sion II. füͤr Voruntersuchungen. dreö; Alter: 27 Jahre, geb. 4. Juni 1850, Geburtsort: Sternberg, Größe: 168 Centimeter, Haare: dunkel⸗ blond, Augen: blangrau, Augenbrauen: blond, Kinn: länglich, Nase: gewöhnlich, Mund: gewöhnlich, Gesichtsbildung: länglich, Gesichtsfarbe: gelblich blaß, Zähne: vollständig, Gestalt: schmächtig, Sprache: deutsch, besondere Kennzeichen: trägt den Kopf schief nach einer Seite.

Steckbrief. Der Registrator Wilhelm Linde⸗ mann aus Kyritz ist der Unterschlagung von 1180 75 und der Urkundenfälschung ver⸗ dächtig. Es wird um Ermittelung, Festnahme und Transport des Lindemann an das Gerichtsgefängniß zu Kyritz ersucht. Beschreibung des Lindemann. Alter: am 28. März 1856 geboren, Größe: 1,681 Meter, Haare: blond, ohne Bart, Gesichtsfarbe: blaß, Kinn: spitz, Stirn: auffallend breit und eckig. Bekleidung: Dunkler Stoff (Rock, Hose und Weste aus einem Stück), blauer rauher guter Winterüberzieher, schwarzer steifer FilzZhut. Perle⸗ berg, 1. November 1877. Der Staatsanwalt.

Steckbrief. Der Reservist Franz Ludwig Lisak aus Adlershorst bei Bromberg ist wegen Aus⸗ wanderns ohne Konsens zu einer Geldstrafe von 30 event. zu 14 Tagen Haft rechtskräftig ver⸗ urtheilt worden. Es wird ersucht, diese Strafe an dem Genannten im Betretungsfalle zu vollstrecken und hierher zu den Akten V. B. 743/77 B. Nachricht zu geben. Bromberg, 27. Oktober 1877. Königl. Kreisgericht, I. Abtheilung. Der Polizeirichter.

Der gegen den Buchhalter Adolph Hering e⸗ lassene Steckbrief, nach welchem derselbe der hie sigen Ritterschaftlichen Privat⸗Bank 66,000 vemnensce Pfandbriefe entwendet hat und ver⸗

aftet werden sollte, hat seine Erledigung ge⸗ funden. Stettin, den 31. Oktober 1877. König⸗ liche Polizei⸗Direktion. v. Warnstedt.

Deffentliche Vorladung. Gegen den Maler⸗ Emil Reinert aus Coblenz, zuletzt hier i Arbeit, ist auf Antrag der Königlichen Staats⸗ Anwaltschaft durch Beschluß vom 9. Oktober 1877 aus §. 242 des Strafgesetzbuches wegen Diebstahls die förmliche Untersuchung eröffnet. Zur öffentlichen Verhandlung der Sache ist ein Termin auf den 4. Januar 1878, Vormtttags 11 Uhr, im Sitzungszimmer Nr. 10 des hiesigen Gerichts⸗ richtsgebäudes anberaumt. Der p. Reinert, dessen jetziger Aufenthaltsort unbekannt ist, wird aufge⸗ fordert, in diesem Termin zur festgesetzten Stunde zu erscheinen, und die zu seiner Vertheidigung die⸗

nenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche uns so zeitig vor dem Termine anzu⸗ zeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können. Im Falle des Ausbleibens des An⸗ geklagten wird mit der Untersuchung und Entschei⸗ dung der Anklage in contumaciam verfahren wer⸗ den. Konitz, den 9. Oktober 1877. Königliches

Kreisgericht. I. Abtheilung.

Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. dgl.

bais Subhastations⸗Patent.

Das dem Kaufmann Wilhelm Gumpertz zu Berlin gehörige, in Mariendorf belegene, im Grundbuch von Mariendorf Band VIII. Blatt Nr. 252 verzeichnete Grundstück nebst Zubehör soll den 21. Januar 1878, Vormittags 10 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstraße 25, Zim⸗ mer 12, im Wege der nothwendigen Subhastation öffentlich an den Meistbietenden versteigert, und dem⸗ Fe das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags ebenda

den 22. Januar 1878, Mittags 12 Uhr, verkündet werden.

Das zu versteigernde Grundstück ist zur Grund⸗ steuer, bei einem derselben unterliegenden Gesammt⸗ Flächenmaß von 14 Ar 32 Qu.⸗M. mit einem Rein⸗ ertrag von 3 36 veranlagt.

Auszug aus der Steuerrolle und Abschrift des Grundbuchblattes, ingleichen etwaige Abschätzungen, andere das Grundstück betreffende Nachweisungen und besondere Kaufbedingungen sind in unserm Bureau V. A. 3 einzusehen.

Alle Diejenigen, welche Eigenthums⸗ oder ander⸗ weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung in das Grundbuch bedürfende, aber nicht eingetragene Realrechte geltend zu machen haben, werden aufge⸗ fordert, dieselben zur Vermeidung der Präklusion spätestens im Versteigerungsternrin anzumelden.

Berlin, den 26. Oktober 1877.

Königliches Kreisgericht. Der Subhastations⸗Richter.

[9318] Subhastations⸗Patent.

Das dem Kaufmann Carl Bartsch in Berlin ehörige, in Reinickendorf (Pankower Allee 1) be egene, im Grundbuch von Reinickendorf Band XXV., Bl. Nr. 784, verzeichnete Grundstück nebst Zu⸗ behör soll

den 21. Dezember 1877, Vormittags 10 ½ Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstraße 25, Zimmer Nr. 24, im Wege der nothwendigen Subhastation öffentlich an den Meistbietenden versteigert, und demnächst das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags

den 22. Dezember 1877, Mittags 12 Uhr, ebendort verkündet werden.

Das zu versteigernde Grundstück, bei einem Gesammtflächenmaß von 4 Ar 40 Qu.⸗M., ist zur Gebäudesteuer mit einem jährlichen Nutzungswerth von 372 veranlagt.

Auszug aus der Steuerrolle und Abschrift des Grund⸗ buchblatts, ingleichen etwaige Abschätzungen, andere das Grundstück betreffende Nachweisungen und be⸗ sondere Kaufbedingungen sind in unserm Bureau V. A. 3 einzusehen.

Alle Diejenigen, welche Eigenthums⸗ oder ander⸗ weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintra⸗ gung in das Grundbuch bedürfende, aber nicht ein⸗ getragene Realrechte geltend zu machen haben, wer⸗ den aufgefordert, dieselben zur Vermeidung der Prä⸗ Uesfaan spätestens im Versteigerungstermin anzu⸗ melden.

Berlin, den 26. Oktober 1877. 2

Königliches Kreisgericht. Der Subhastations⸗Richter.

193011 Oeffentliche Vorladung.

Der Domänenpächter Otto Müller in Kraschen, Kreis Guhrau, hat gegen den Herrmann Lewin⸗ sohn, früher in Berlin, Magdeburgerstraße 7, aus dem Wechsel de dato Berlin, den 28. Februar 1874 über 400 Thlr. = 1200 Klage erhoben.

Die Klage ist eingeleitet, und da der jetzige Auf⸗ enthalt des Verklagten unbekannt ist, so wird dieser hierdurch öffentlich aufgefordert, in dem zur Klage⸗ beantwortung und weiteren mündlichen Verhandlung der Sache auf .

den 15. März 1878, um 10 Uhr,

vor der unterzeichneten Gerichts⸗Deputation im Stadtgerichtsgebäude, Jüdenstraße Nr. 59, Zimmer Nr. 67, anstehenden Termin pünktlich zu erscheinen, die Klage zu beantworten, etwaige Zeugen mit zur Stelle zu bringen, und Urkunden im Original ein⸗ zureichen, indem auf spätere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rücksicht genommen wer⸗ den kann.

Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, so werden die in der Klage angeführten That⸗ sachen und Urkunden auf den Antrag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt er⸗ achtet, und was den Rechten nach daraus folgt, wird im b“ gegen den Beklagten ausgesprochen werden.

Berlin, den 28. Oktober 1877

Königliches Stadtgericht. I. Abtheilung für givilsachen. Prozeß⸗Deputation II.

17641] Oeffentliche Vorladung.

Der Bankdirektor Hermann Freukkel hierselbst, Stechbahn Nr. 3 4 wohnhaft, hat in seinem Arrest⸗ esuche vom 31. v. M. wider den zuletzt hier wohn⸗ haft gewesenen Kaufmann Max Hassel beantragt: zum Zwecke der Sicherstellung seiner Darlehns⸗ forderung an denselben von 4365 nebst 5 %, Zinsen seit 31. August d. J., sowie 250 Kosten⸗ pauschquantum diejenige Erbtheilsforderung, welche dem Max Hassel an dem Nachlaß seiner hierselbst am 3. Juli d. J. verstorbenen Mutter, der ver⸗ wittweten Frau Sanitäts⸗Rath Hassel, geb. Black, usteht, mit Beschlag zu belegen. Das Arrestver⸗ gegen den Kaufmann Max hasfa, dessen gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt, ist eingeleitet, und der beantragte Arrest in Höhe des obigen klägerischen Anspruchs angelegt worden. Dem Kauf⸗ mann Max Hassel wird hierdurch öffentlich aufge⸗ eben, sich in Höhe der klägerischen Forderung aller Cession, Verpfändung oder anderweitiger Disposition über die mit Arrest belegte vorbezeichnete Erbtheils⸗ forderung bei Vermeidung der in den Gesetzen ver⸗ ordneten Strafen zu enthalten, auch wird derselbe hierdurch öffentlich aufgefordert, in dem zur Klage⸗ beantwortung und weiteren mündlichen Verhandlung der Sache auf den 29. Dezember 1877, Vormittags 11 ¼ Uhr, vor der unterzeichneten Gerichtsdeputation im Stadt⸗ gerichtsgebäude, Jüdenstraße Nr. 59, Zimmer Nr. 67, anstehenden Termin pünktlich zu erscheinen, das Arrestgesuch zu beantworten, etwaige Zeugen mit zur Stelle zu bringen und Urkunden im Original ein⸗ zureichen, indem auf spätere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rücksicht genommen wer⸗ den kann.

Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, s werden die in dem Arrestgesuche angeführten That⸗ Lachen und Urkunden auf den Antrag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt er⸗ achtet, und was den Rechten nach daraus folgt, wird im Erkenntniß gegen den Beklagten ausgesprochen werden.

Berlin, den 4. September 1877.

ö I.

Erste Abtheilung für Civilsa

8

Prozeß⸗Deputation II.

193331 Nothwendiger Verkauf.

Das in dem Dorfe Neugut unter Nr. 2 be⸗ legene, im Grundbuche von dem Dorfe Neugut ein⸗ getragene, dem Vorwerksbesitzer Johann Padrock in Breslau gehörige Grundstück, dessen Besitztitel auf den Namen des Subhastaten berichtigt steht, und welches mit einem Flächeninhalte von 49 Hek⸗ taren 42 Aren 30 Quadratstab der Grundsteuer unterliegt, mit einem Grundsteuer⸗Reinertrage von 498 48 und zur Gebäudesteuer mit einem Nutzungswerthe von 125 veranlagt ist, soll im Wege der nothwendigen Subhastation

am 16. Februar 1878, Vormittags um 9 Uhr, im Lokale des neuen Gerichtsgebäudes versteigert werden. Die Auszüge aus der Steuerrolle, die beglaubigte Abschrift des Grundbuchblattes von dem Grund⸗ stücke und alle sonstigen dasselbe betreffenden Nach⸗ richten, sowie die von den Interessenten bereits ge⸗ stellten oder noch zu stellenden besonderen Verkaufs⸗ bedingungen können im Bureau III. des unter⸗ zeichneten Königlichen Kreisgerichts während der ge⸗ wöhnlichen Dienststunden eingesehen werden.

Diejenigen Personen, welche Eigenthumsrechte oder welche hypothekarisch nicht eingetragene Real⸗ rechte, zu deren Wirksamkeit gegen Dritte jedoch die Eintragung in das Grundbuch gesetzlich erforderlich ist, auf das oben bezeichnete Grundstück geltend machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, ihre Ansprüche spätestens in dem obigen Versteigerungs⸗ termine anzumelden. Der Beschluß über die Ertheilung des Zuschlags wird in dem auf den 18. Februar 1878, Vormittags um 10 Uhr, im Geschäftslokale des hiesigen neuen Gerichts⸗ Sse anberaumten Termine öffentlich verkündet werden. 8

Kosten, den 2. Oktober 1877.

Königliches Kreisgericht zu Kosten. 8 I. Abtheilung. Der Subhastations⸗Richter.

Proclama. Es ist die Todeserklärun 8

a. des Müllergesellen Carl August Wilhelm Bars, geboren den 24. Oktober 1841 zu Buschow,

b. des Schneidergesellen Erdmann Wilhelm Friedrich Görn, geboren den 11. Mai 1818 zu Wachow,

beantragt, von denen der Erstere sich angeblich im Jahre 1866 ins Ausland begeben und seit dieser Zeit, der Letztere seit mindestens 20 Jahren von seinem Leben und Aufenthalte keine Nachricht ge⸗ geben hat. Demgemäß werden diese Personen, sowie die von ihnen etwa zurückgelassenen Erben und Erb⸗ nehse ea aufgefordert, sich spätestens bis zu em au

den 26. Februar 1878, Vormittags 11 ½ Uhr, vor dem Herrn Kreisgerichts⸗Rath Pietsch, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 39, anberaumten Ter⸗ mine schriftlich oder persönlich zu melden, widrigen⸗ falls die Todeserklärung ausgesprochen werden wird.

Brandenburg, den 21. April 1877.

Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

[8481] Ediktalladung.

Alle, welche Erbansprüche an den bedeutenden Nachlaß der am 8. d. Mts. hier verstorbenen Fräu⸗ lein Charlotte von Reiche, früher in Braun⸗ schweig, zu haben vermeinen, werden andurch aufge⸗ fordert, solche bis

zum 14. Januar 1878

tigt werden können und der Nachlaß an die legiti⸗ mirten Erben ausgeantwortet werden wird. Jena, den 29. September 1877.

Großherzoglich S. Justizamt

[8478] 8 Detmold. In Sachen der Emilie Limberg hierselbst, Klägerin, gegen ihre Mutter, Christine Limberg, Tochter des weil. Oberförsters Limberg zu Hiddesen, Verklagte, wegen Anerkennung der Kindschaft und Forderung hat die Klägerin in der eingereichten Klage behauptet, daß sie am 31. Mai 1843 von der unverehelichten Verklagten unter dem angenommenen Namen Christiane Lenneburg in Wrexen im Fürstenthum Waldeck geboren und da⸗ selbst auf den Namen Emilie Lenneburg aus August⸗ dorf getauft und in das dortige Kirchenbuch ein⸗ getragen sei, sowie daß ihre Mutter, welche sie nie ekannt habe, bald nach der Niederkunft zu ihrem ater zurückgekehrt und dann nach Amerika aus⸗ ewandert sein solle. Sie beantragt die Anerkennung ihrer Kindschaft und die Herausgabe des ihrer Mutter für sie anvertrauten Vermögens. „Da der Aufenthaltsort der Verklagten unbekannt ist, so wird dieselbe hierdurch aufgefordert, in dem zur Klagebeantwortung auf 8 Mittwoch, den 19. Dezember d. J. Morgens 10 Uhr, 1“ an hiesiger Amtsstube anberaumten Termine zu er⸗ scheinen und auf die Klage sich einzulassen, widrigen⸗ falls nach Ablauf dieser Frist die Insinuation der⸗ selben als geschehen angenommen und die künftig abzugebenden gerichtlichen Verfügungen nur an der Gerichtsstelle angeheftet werden sollen. Detmold, den 30. September 1877. Fürstlich Lippisches Amt. Neubourg.

8

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc.

[9200] Bekanntmachung.

Die Lieferung des Bedarfs an Erleuchtungs⸗ und Reinigungsmaterialien für das Etats⸗ jahr 1878/79 und zwar circa: 8 1

be Kilogramm Petroleun, 86

82 710 weiße Seife,

220 rüne Seife,

2800 krystallisirte Soda soll unter den im Geschäftslokale der unterzeichneten Verwaltung, Stresow⸗Kaserne Nr. 2, ausliegenden Bedingungen an den Mindestfordernden verdungen werden.

Versiegelte, mit entsprechender Aufschrift versehene Offerten sind im gedachten Geschäftslokale spätestens bis zu dem auf

Mittwoch, den 7. November cer., Vormittags 10 Uhr, anberaumten Termine abzugeben.

In den Offerten muß die ausdrückliche Erklärung enthalten sein, daß sie auf Grund der eingesehenen und unterschriebenen Bedingungen abgegeben wor⸗ den sind.

Spandau, den 29. Oktober 1877.

Königliche Garnison⸗Verwaltung.

[9250]

Sonnabend, den 10. November cr., Vor⸗ mittags 10 Uhr, sollen die Maurerarbeiten zu 5 Senkschächten, veranschlagt auf 646 ℳ, und die Straßenpflasterungsarbeiten, veranschlagt auf 1813 ℳ, in öffentlicher Suhmission an den Mindest⸗ fordernden vergeben werden. Bedingungen und Kosten⸗ anschlag liegen in unserem Bureau aus.

bei der unterzeichneten Behörde anzumelden und zu bescheinigen, widrigenfalls dieselben nicht berücksich⸗

Spandau, den 29. Oktober 1877. (àCto. 263/10.) Direktion der Geschützgießerei.

[8992]

Actiencapitals zur Vertheilang zu bringen. Diese dritte Rückzahlung kan)

stelle zur Verfügang gehalten. Berlin, den 23. October 1877.

Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren. Berliner Wechslerbank in Liquidation.

Wir beehren uns herdurch die Actionaire der Berliner Wechslerbank in Liquid. zu benach- richtigen, dass die weitere Verwerthung der Activa uns gestattet, eine fernere Quote von 4 ½ % des

mit Mark 27 per Actie vom 5. November er. ab an der Kasse der Deutschen Union-Bank in Liquid., Behrenstrasse 10, gegen Abstempelung der mit arithmetischem Nummernverzeichniss einzu- reichenden Actien in Empfang genommen werden. Die nöthigen Formulare werden von der Zahl-

Cto. 185/10.)

Die Liquidatoren der Berliner Wechslerbank.

Nummern gezogen worden: Oblig. Lit. A.

Oblig. Lit. B. Nr. 37.

und an unserer Cassa hier eingelöst.

Carlshütte b./ Delli

Bei der heute stattgefundenen Verloosung unserer Prioritäts⸗Obligati

Nr. 1, 31, 60, 154 à 1500, 216, 250, 295 à ‧„ 318, 320, 376 à

600, 300. à 1000,

8 82, 92 8 und werden die betreffenden Stücke vom 1. April 1878 ab bei d H. Oppenheimer in Hannover, 8 Alexander Simon in Hannover

sen, den 29. Oktober 1877.

Die Direktion.