1877 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

dadurch in nicht zu rechtfertigender Weise der künftigen allge⸗ meinen —1X— präjudizire. Auch der Abg. Stengel sprach gegen den Antrag, weil es sich nicht empfehle, bei der jetzigen Finanzlage des Staates der Regierun nnahmen, auf welche sie schon seit Jahren rechnen konnte, plötzlich zu entziehen. Dagegen hielt der Abg. Dr. Miquel den Antra ür mindestens sehr er⸗ wägenswerth. Der General⸗Direktor der direkten Steuern, Burghart, bewies die augenblickliche Inopportunität des Antrages, da das einschlägige statistische Material bis jetzt fehle, die Frage also nicht spruchreif sei. Auch sei ein großer Theil der angeblich zu erwartenden Mehrbeträge schon anticipirt, da die Neubauten in der Praxis nicht nach dem Durchschnitte der Jahre 1853,62, sondern auf Andrängen der Besitzer nach den gegenwärtigen Miethpreisen veranschlagt seien. Der Antrag Richter wurde der Budgetkommission überwiesen. Schlu 4 Uhr.

In der heutigen (15.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten theilte der Präsident mit, daß von dem Justiz⸗ Minister der Entwurf eines Ausführungsgesetzes zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetz, von dem Minister der geistlichen 2ꝛc. Angele enheiten eine Denkschrift, betreffend den Hannoverschen Klosterfonds, und von dem Handels⸗ Minister der Jahresbericht der Fabrikinspektoren eingegangen sei. Der Abg. Richter (Hagen) hat eine Interpellation, betreffend die Verwendungen aus dem mit Beschlag belegten Vermögen des Königs Georg, eingebracht.

Das Haus setzte demnächst die zweite Berathung des Etats, mit der Diskussion des Justizetats fort. Dem Abg. von Ludwig entgegnete der Regierungskommissar, Ministerial⸗Di⸗ rektor Freiherr von Glaubitz, daß es einer Anweisung des Justiz⸗ Ministers an die Staatsanwälte, scharf gegen die Gründer vor⸗ zugehen, nicht bedürfe; die Staatsanwälte würden von selbst, wo ihnen strafbare Handlungen zur Kenntniß kämen, ihre Pflicht thun; dasselbe versicherten aus der Mitte des Hauses die Abgg. Wachler (Schweidnitz) und Haucke. Der Abg. Dr. Lasker wies die vom Abg. Ludwig gegen ihn und die liberale Partei erhobenen unbewiesenen Anschuldigungen sträflicher Konnivenz gegen die Gründer zurück. Dem Abg. von Jazdzewski ent⸗ gegnete der Regierungs⸗Kommissar, Geh. Ober-Justiz⸗Rath Rindfleisch, daß der Erlaß des Kultus⸗Ministers über die Auslegung der Maigesetze den Staatsanwälten nicht zur Nach⸗ achtung, sondern nur zur Kenntnißnahme vom Justiz⸗Minister mitgethoilt worden sei. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Witte das Wort.

Durch Allerhöchsten Erlaß vom 7. November d. J. ist

die Verordnung, betreffend die Einführung der Kirchen⸗ emeinde⸗ und Synodalordnung, für die evangelisch⸗

utherische Kirche der Provinz Schleswig⸗Holstein vom 4. No⸗ vember 1876 in den evangelisch⸗lutherischen Gemeinden des Kreises Herzogthum Lauenburg sanktionirt und als kirch⸗ liche Ordnung verkündet worden. Der Bekenntnißstand der evangelisch⸗lutherischen Kirche des Kreises Herzogthum Lauen⸗ burg wird, wie der Erlaß versichert, dadurch nicht berührt, und eine Aenderung desselben, sowie eine Aufhebung der Lauen⸗ burgischen Kirchenordnung, soweit die Bestimmungen derselben bisher noch in Geltung und mit dieser Verordnung nicht in

Widerspruch stehen, damit nicht bezweckt.

In Ausführung des §. 4 Alinea 2 des Gesetzes vom

19. März 1877, betreffend die Theilung der Provinz Preußen, ist am 13. Juni d. J. zwischen Vertretern Ost⸗ preußens und Westpreußens ein Uebereinkomme‚n bezüglich des Uebergangs der Rechte und Pflichten des bisherigen Pro⸗ vNWö“ von Preußen auf die neuen Provinzial⸗ verbände von Ost⸗ und Westpreußen vom 1. April 1878 ab getroffsh worden. Nach demselben werden die nach §§. 2 und 12 es Dotationsgesetzes vom 8. Juli 1875 zu zahlenden Renten nach dem daselbst enthaltenen Maßstabe unter die neuen Provinzialverbände vertheilt. Das Hebeammen⸗Lehrinstitut zu Gumbinnen wird mit einer Rente von 5685 dem Pro⸗ vinzialverbande von Ostpreußen, dasjenige zu Danzig mit einer Rente von 12,960 dem von WVest⸗ preußen überwiesen. Die Jahresrente zur Unterstützung niederer landwirthschaftlicher Lehranstalten geht mit 16,500 auf Ost⸗, mit 10,230 auf Westpreußen über. Für Unterhaltung der Chausseen, welche auf den Provinzialverband übergehen, in dessen Bezirk sie be⸗ legen sind, erhält Ostpreußen von den Jahresrenten 994,671 bezw. 176,571 (in den ersten 5 Jahren nur 160,717 ℳ), Westpreußen 587,169 bezw. 43,522 (in den ersten 5 Jahren 59,376 ℳ). Die Taubstummenanstalt zu Königsberg und das Königliche große Hospital im Löbe⸗ nicht zu Königsberg gehen auf Ostpreußen über. Von den zu Wohlthätigkeitsanstalten ausgesetzten Ausgaben übernimmt Ostpreußen 38,827 53 ₰, Westpreußen 2000 Dieses Uebereinkommen, in welchem noch über die Vertheilung der Nebenfonds u. A. Verabredungen getroffen sind, ist unterm 13. Oktober 1877 vom Staats⸗Ministerium genehmigt worden.

—Bei der hiesigen Kaiserlich russischen Botschaft ist die erledigte Stelle des zweiten Botschafts⸗Sekretärs dem Kaiserlich russischen Kammerjunker Nicolaus von Giers übertragen worden. .

Der General⸗Lieutenant von Gottberg, Chef des Stabes der 4. Armee⸗Inspektion, ist von Dresden hierher zu⸗ rückgekehrt.

Der Contre⸗Admiral Batsch, Chef des Stabes der Kaiserlichen Admiralität, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

In Potsdam beging am 13. November der Vize⸗ Präsident der Ober⸗Rechnungskammer von Villaume sein 50jähriges Dienstjubiläum.

Als Aerzte höben sich niedergelassen die Herren Dr. Max Reimann in Osche, Dr. Kuhnert in Graudenz, Arzt in Garnsee, Dr. Gock als Assistenzarzt in der Land⸗

rrenanstalt zu Eberswalde, Dr. Heilmann in Treuenbrietzen, Arzt Max Jacoby in Friedrichshagen, Dr. Jäckel als Volonlär⸗ Arzt in der Provinzial⸗Irren⸗Heilanstalt zu Leubus.

Bayern. München, 12. November. (Leipz. Ztg.) Der König hat gestern den päpstlichen untius Msgr. Masella in Antrittsaudienz empfangen und seine Beglaubi⸗ gungsschreiben entgegengenommen.

3 13. November. (Allg. Ztg.) Die der Abgeordneten I1 ihrer

Sitzung die Austrittsgesuche der Abgg. Kleophas und Freiherr von Stauffenberg.

Kammer heutigen

chmitt Letzterer bedauert in seinem

G111 8

gleichung der

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Gesuch, daß Geschäfts⸗ und Familienverhältnisse es ihm zur

Unmöglichkeit machen, die Pflichten seines Doppelmandats für Reichstag und Landtag in voller Ausdehnung zu erfüllen. Den Nachweisungen der Ausgaben für Reichszwecke, zu dem Etat der allgemeinen Reserve für unvorhergesehene Ausgaben, sowie bezüglich der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenwerke für 1875 wurde Anerkennung ertheilt. Der Antrag des Ausschusses auf Verkauf des unrentirlichen Hüttenwerkes Eisenärzt wurde angenommen; der Regierungskommissär Schenk erklärte sich mit dem Antrage einverstanden. Die nächste Sitzung findet erst Anfangs kommender Woche statt. 21.

Sachsen. Dresden, 14. November. Auf der Tages⸗ ordnung der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand die allgemeine Vorberathung des Königlichen Dekrets, den Bau zweier Sekundärbahnen betreffend. In dem⸗ selben wird die Erbauung einer normalspurigen Secun⸗ därbahn von Pirna nach JbET und einer schmalspurigen Eisenbahn von ilkau nach Kirch⸗ berg beantragt. In der Debatte sprach man sich fast allgemein dafür aus, die letztgenannte Linie ebenfalls normalspurig herzustellen, überhaupt von der Erbauung schmalspuriger Bahnen in Sachsen ganz eek diejenigen Redner, welche über die Linie Pirna⸗Berggießhübel sprachen, befürworteten deren Fortführung nach Gotkleuba. Das Dekret ing an die Finanz⸗Deputation. Mehrere Petitionen ver⸗ S2n Städte um Belassung der dortigen Gerichts⸗ ämter bezw. um Errichtung von Landgerichten daselbst wurden der Staatsregierung zur Kenntnißnahme überwiesen. Die nächste Sitzung ist auf Freitag angesetzt.

Mecklenburg⸗Schwerin. Sternberg, 14. November. (W. T. B.) Heute Mittag ist der ordentliche Landtag eröffnet worden. Die dritte Landesherrliche Proposition beantragt Bewilligungen für die Justizbauten und die demnächstige laufende Justizverwaltung.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 13. November. Dem Speziallandtage des Herzogthums Gotha lag heute ein Antrag auf eine Steuerreform nach der Richtung hin vor, daß die Grundsteuer beseitigt und das Einkommen aus Grundbesitz, aus zinstragendem und gewerb⸗ lichem Kapital sowte aus Arbeit nach verschiedenen, der besseren oder geringeren Fundirung entsprechenden Prozent⸗ sätzen der Besteuerung unterworfen werden solle. Zu dieser Steuer sollten dann auch juristische Personen, Handelsgesell⸗ schasten, Banken und Genossenschaften herangezogen und ebenso Deklarationszwang und öffentliche Auslegung der Steuerlisten gesetzlich bestimmt werden. Dieser Antrag, der schon vom vorigen Landtage abgelehnt worden war, erhielt auch heute die Zustimmung der Majorität der Versamm⸗

lung nicht.

Bremen. Die Finanzdeputation hat bei dem Senat und der Bürgerschaft das Budget für 1878 ein⸗ gebracht. Dasselbe schließt trotz strengster Selbstbeschränkung sämmtlicher Verwaltungszweige bei den Ausgaben, die ins⸗ gesammt auf 11,712,200 angeschlagen werden, mit einem Defizit von rund 480,000 ℳ, kleine Nachbewilligungen ein⸗ geschlossen. Zur Deckung desselben kann noch der Ueberschuß des Reservefonds für 1876 mit gegen 300,000 heran⸗

zzogen worden; das Uebrige müsten nach der Ansicht der inanzbehörde Streichungen im Bäldget thun, da an Ein⸗ nahmevermehrungen wohl nicht zu denken sei.

Schweiz. Bern, 13. November. Das nunmehr offiziell festgestellte Gesammtergebniß der Volksabstimmung vom 21. Oktober ist folgendes: für das Fabrikgesetz: 181,209 Ja, 170,895 Nein; für das Militärsteuergesetz: 170,228 Ja, 181,421 Nein; für das Stimmrechtsgesetz: 131,562 Ja, 213,267 Nein.

Großbritannien und Irland. London, 13. November. Mr. H. G. Macdonnell, der erste Sekretär der britischen Bot⸗ schaft in Berlin hat, der „A. A. C“ zufolge, auf ausdrücklichen Befehl Ihrer Majestät der Königin Victoria der Wittwe des verstorbenen Feldmarschalls Grafen Wrangel eine Bei⸗ leidsbotschaft übermittelt. Die Namen Ihrer Königlichen Fösftten der Prinzen Albert Victor und Georg von

ales, erscheinen in der letzten Ausgabe der „Navy List“ als Marine⸗Kadetten. Ihre Patente tragen das Datum des 5. Juni. Wenn das nächste Parlament zusammentritt, wer⸗ den zwei weitere Peers zur Einnahme ihrer Sitze im Oberhause berechtigt sein, nämlich der Earl von Ranfurly und Lord Windsor. Aus dem Wochentelegramm des Vizekönigs von Indien geht hervor, daß die Zahl der auf öffentliche Kosten lebenden Indier fortdauernd ab⸗

nimmt.

Frankreich. Paris, 13. November. (Fr. C.) Der Mar⸗ schall Mac Mahon empfing gestern wieder Vertrauens⸗ deputationen von den Bonapartisten des Senats, mit Behic, la Ronci re⸗le⸗Noury und Hubert Delisle an der Spitze, und von der Rechten der Deputirtenkammer. Der Marschall erklärte aufs Neue, er werde so lange auf seinem Posten ver⸗ bleiben, als er sich auf den Senat stützen könne. „Wenn die Kammer“, sagte er zu der zweiten Deputation, „den Boden der Gesetzlichkeit verlassen sollte, so werde ich meine Maßregeln treffen.’y Der heutige „Moniteur universel“ schreibt: Die Unterredungen, welche der Marschall am Sonn⸗ abend Abend (in der Soirée) mit den einfluß⸗ reichen Mitgliedern der Rechten des Senats und der Deputirtenkammer gehabt, haben auf ihn einen, wie es Höh entscheidenden Eindruck gemacht. Mehr als je ist das Staatsoberhaupt entschlossen, nur mit den Konservativen zu regieren; aber er hat die Versicherungen der Ergebenheit, die ihm von verschiedenen Seiten zugingen, nicht mit dem nämlichen Vertrauen und der gleichen Sympathie aufgenommen. Er hätte, versichert man uns, in sehr bestimmter Form erklärt, er brauchte nur ein Zeichen zu geben, um sogleich von der Partei des Appells an das Volk die Elemente zu einem „energischen und harken Ministerium“ zu erhalten, aber er wolle nicht mit dieser

Bartei regieren. Er wolle nicht der Mitschuldige ihrer ver⸗ dächtigen Umtriebe sein und sich von ihren konservativen Be⸗ theuerungen nicht foppen lassen. Der Marschall gedenkt also die Mitglieder des künftigen Ministeriums der perta der Konstitutionellen zu entlehnen. Er hofft, daß die freimüthige Haltung dieser Gruppe, 98 Hingebung für die Person des Staatsoberhauptes und ihre versöhnlichen Absichten Reihen geworbenen Cabinet die Be⸗ gegenwärtigen Schwierigkeiten erleichtern

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dem aus ihren

werden, daß dieses Cabinet die Bewilligung des Budget erwirken und in der Kammer einer gemäßigten Politik Geltung verschaffen werde, welche weder die Ruhe des Landes, noch die gewichtigen Interessen, die an der Weltausstellung betheiligt sind, in Gefahr bringen und ihm selbst gestatten werde, bis um. Ablaufe seines Mandats im Amte zu ver⸗ bleiben. Sollte ihm dieser Versuch mißlingen, dann wäre der Marschall, da er es nicht für möglich hält, sich zur Linken zurückzuwenden, entschlossen, seine Entlassung zu geben und in einer Botschaft an die Kammern zu erklären, daß er alle Mittel, in konservativem Sinne zu regieren, erschöpft habe. Bei den am letzten Sonntage vollzogenen Stichwahlen für die Generalräthe haben, nach der Statistik des „Temps“, die Republikaner 27 Sitze gewonnen und 10 verloren. Mit Einschluß der schon im ersten Wahlgange errungenen 118 Sitze haben also die Republikaner ihren konservativen Gegnern im Ganzen 135 Sitze in den Generalräthen abge⸗ nommen.

(Cöln. Ztg.) Die jungen Leute, welche für den aktiven Militärdienst untauglich befunden, für den Hülfsdienst aber für fähig erklärt werden, sind verschiedenen Verpflichtungen unterworfen und können im Fall eines Krieges einberufen werden, um das Verwaltungsdienst⸗Personal zu vervollstän⸗ digen oder der .“ bei der Ausführung der Ar⸗ beiten für die Armee zu helfen. Bei der letzten Versammlung der Revisionsräthe wurden die jungen Leute dieser Klasse über ihren Beruf und den Unterricht, den sie erhalten, befragt. In Folge dieser Untersuchung wurden auf Befehl des Kriegs⸗ Ministers besondere Listen angefertigt, um diese jungen Leute auf acht Dienstzweige zu vertheilen: Fabrikation, Unterhalt und Reparatur des Militärgeräths; Befestigungs⸗ und mili⸗ tärische Bauten; Eisenbahnen und Telegraphen; Hospitäler und Feldlazarethe; Kleidungs⸗ und Equipirungsmagazine; Bäckerei; Militärtransporte; Generalstabs⸗, Rekrutirungs⸗ und Verwaltungsbureaus. Jedes Jahr werden die Armeecorps⸗ Kommandanten dem Kriegs⸗Minister die Zahl der in jeder dieser Klasse einbegriffenen Leute bekannt geben und der Minister kann sie je nach dem Bedürfnisse von einem Corps detachiren, um sie einem benachbarten Corps beizugeben.

14. November. (W. T. B.) Der ständige Senator de Franclieu ist gestorben. Die konstitutionelle Gruppe des Senates hat es abgelehnt, mit den Gruppen der Linken in Betreff der Wahl ständiger Senatoren in Verhandlung zu treten. Die Kandidaten der Rechten für die morgen stattfindenden Wahlen zum Senat sind der General Chabaud Latour und Graf Grefulhe (beide Orleanisten), Lucien Brun (Legitimist) und Grandperret (Bo⸗ napartist). Die Linke hat Victor Lefranc, Alfred André, Allou und den Admiral Jaureguiberry als Kandidaten aufge⸗ stellt. Die Rechte glaubt ihre Kandidaten mit etwa 148 gegen 137 Stimmen durchbringen zu können. Indeß scheint die Wahl Grandperrets noch zweifelhaft, weil dieselbe von einem Theile der Konstitutionellen bisher abgelehnt worden ist. Nn parlamentarischen Kreisen wird die Ersetzung des

ommandanten von Versailles, Generals v. Villers, durch den General Garnier lebhaft besprochen. General v. Villers gehört der Artilleriewaffe an und war längere Zeit Kommandant der polytechnischen Schule; General Garnier hat seine militärische Carriére vorzugsweise bei der Kaiserlichen

Garde gemacht.

Versailles, 14. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer führte der Minister des Innern, de Fourtou, in einer längeren Rede aus, daß das Prinzip der Intervention der Regierung bei dem Wahlkampfe seets von der Opposition bestritten, stets aber von den Männern, welche die öffentliche Gewalt in den Händen hatten, ausgeübt worden sei. Dasselbe sei ver⸗ theidigt worden durch Casimir Perrier, Montalivet und Jules Simon, wie es durch Ledru Rollin und durch die Regierung vom 4. September gehandhabt worden sei. Der Minister erinnert sodann an die Depeschen, welche Gambetta seinerzeit an die Präfekten erlassen und in welchen er diesen anbefohlen habe, zu interveniren. Der Minister fügte darauf hinzu: Wenn die Presse, wenn die freien Vereinigungen, wenn die Opposition faemnaisch einen Angriff mit Schmähungen organisiren, soll dann die Regierungsgewalt allen Angriffen schutzlos ausgesetzt sein, ohne sie zurückweisen zu können? Die Verfassung sei das Resultat von Transaktionen. Die Republikaner würdigten wohl die konservativen Garantien, ohne ihnen indeß heute Rechnung zu tragen. Die Gefahr des Radikalismus, welche der Abgeordnete Renault selbst fignalisirt habe, erinnere an das demokratisch⸗ sozialistische Programm des Comités der Seine. Die Vornahme einer Untersuchung sei zurückzu⸗ weisen. Eine solche sei ein Eingriff in die Rechte des Senats und in die Rechte der richterlichen Gewalt und der Exekutive. Bei den Wahlen sei Frankreich in zwei fast gleich starke Par⸗ teien getheilt gewesen. Statt die Unterdrückung der einen durch die andere anzustreben, solle man nach einem gemein⸗ samen Bande suchen, welches sie vereinige. Man habe sich den Wählern vorgestellt im Namen der bedrohten Verfassung, im Namen des gefährdeten Friedens, im Namen der modernen Freiheit und der bürgerlichen Gesellschaft. Wenn die Oppo⸗ sition nur dieses verlange, so habe sie keine Gegner, wenn sie etwas anderes anstrebe, so habe sie kein Mandat. Indem man für die Opposition stimmte, glaubte man nicht, gegen den Marschall zu stimmen. Frankreich wolle eine Regierung der Ordnung, des Friedens und der Dauer, unter dem Schutz des glorreichen Namens, welcher seine Zukunft sicher stelle, und von welchem das ganze Land verlange, daß er ohne Pro⸗ vokation und ohne Kompromiß, ohne Unterwerfung und ohne Demission auf dem sozialen Posten bleibe, wo er stehe und stehen werde. (Beifall auf der Rechten.)

Darauf ergriff der Deputirte Jules Ferry das Wort. Derselbe betonte, daß die Republikaner allerdings Recht hätten, indem sie die Republik für bedroht hielten. Das Ausland würde seine Interessen durch eine klerikale Republik für ge⸗ fährdet erachten. Man habe den Abschluß eines Alianzvertrages zwischen Deutschland und Italien in Abrede gestellt. Aber wenn auch ein solcher Vertrag nicht existire, so sei doch das Einver⸗ nehmen vorbereitet für den Fall eines Triumphes des Kleri⸗ kalismus. Der Herzog Decazes erklärte Herauf, daß diese Behauptung der Wahrheit durchaus nicht entspreche.

ules Ferry fuhr alsdann fort, zählte die Gewaltakte der Regierung auf und bezeichnete die Theorie, nach welcher zwei Gewalten der Verfassung gegen die dritte Recht behalten soll⸗ ten, als ina. Am Schlusse seiner Rede hob er her⸗ vor, daß Frankreich eine zweite Auflösung der Deputirten⸗ kammer nicht zugeben würde.

Die Sitzung schloß mit einem lebhaften Zwischenfall, be⸗

stehend in einem Wortwechsel wischen Targs, Mitchell

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und Gambetta. von Broglie erwartet.

Spanien. Madrid, 14. November. (W. T. B.) Eine Königliche Verfügung ordnet an, daß die baskischen Provinzen direkte Steuern zahlen sollen, wie die übrigen spanischen Landestheile.

Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 15. November. (W. T. B.) Der Regierungsbote“ veröffentlicht eine Meldung Neli⸗ gofßs an den Fürsten Gortschakoff über 4 bei Telisch efangen genommene Ausländer, darunter drei Engländer und ein Franzose aus Pera. Von den Engländern gehörten zwei zu der Gesellschaft vom rothen 29“ Der Meldung ist ein vom 31. Oktober datirtes Protokoll beigefügt, in welchem die letzgenannten Engländer bestätigen, daß auf dem Schlachtfelde bei Telisch russische Leichen barbarisch verstümmelt gefunden worden waren. Sechs Leichen lagen enthauptet, mehreren anderen waren die Ohren und Nasen abgeschnitten, zwei waren entsetzlich verbrannt.

Konstantinopel, 14 November. (W. T. B.) Der serbische Agent Christics, der von dem Minister des Aus⸗ wärtigen über die Serbien zugeschriebene Absicht, demnächst in die kriegerische Aktion gegen die Türkei mit einzu⸗ treten, befragt worden war, hat erklärt, daß ihm von seiner Regierung keinerlei bezügliche Mittheilung zuge⸗ gangen sei. 8

Wien, 15. November. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt bespricht den eventuellen Eintritt Serbiens in die Aktion und hebt hierbei wiederholt und auf das Nach⸗ drücklichste hervor, daß Serbien unter keiner Bedingung darauf rechnen könne, seine ehrgeizigen Pläne auf bosnische Gebietstheile erfüllt zu sehen. Rußland werde, bei dem Frie⸗ densschlusse vor die Wahl zwischen der österreichischen Regierung und Serbien gestellt, keinen Augenblick zögern, sich für Oester⸗ reich zu entscheiden. Nur wenn durc den Eintritt Serbiens in die Aktion ein fait accompli geschaffen würde, welches un⸗ mittelbar die österreichischen Interessen verletzte, müßte die österreichische Monarchie ihre beobachtende Stellung aufgeben. Das ‚Fremdenblatt“ betont weiter, daß die Erobe run⸗ gen des Fürsten Nikita in Albanien nicht unmittelbar in die Sphäre der österreichischen Interessen fallen. Ein Protest gegen dieselben würde übrigens gleichbedeutend mit einem direkten Eintreten für die Türkei sein. Alle Erfolge der Russen, Rumänen, Serben und Montenegriner bildeten kein Präjudiz für die definitive Neugestaltung, über welche ganz Europa zu entscheiden haben werde.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 14. November. (W. T. B.), Offi⸗ ielles Telegramm aus Bogot vom 13. d. Mts. Die Armee⸗Abtheilung des Großfürst⸗Thronfolgers hatte nur Vorpostengefechte. Am 9. d. griffen 3 türkische Tabors mit 7 Escadronen Polomirza und Omurkiöi an, zogen sich aber nach einigen Kanonenschüssen wieder zurück. Die Türken befestigen sich sorgfältig gegenüber Kalarasch. In der Nacht auf den 12. d. besetzten die Rumänen ohne Verlust eine Anhöhe vor Bivoular, auch Suzurluk ge⸗ nannt, auf der Linie Dolny⸗Petropol, gegenüber dem Berg Ogonetza und errichteten daselbst neue Batterien.

Konstantinopel, 14. November. (W. T. B.) Von dem neu ernannten Kommandanten von Orkhanie wird ge⸗ meldet, ein am Montag von den Russen auf Irehol und Lublie bei Plewna gemachter Angriff sei abgewiesen worden. Ueber weitere militärische Vorgänge bei Plewna ist keinerlei amtliche Meldung veröffentlicht worden.

Wien, 14. November. (W. T. B.) Die ‚Polit. Korr.“ meldet aus Bukarest von heute: Vorgestern Nacht soll es in der Nähe der von Skobeleff Positionen zu neuen Kämpfen gekommen sein und soll General Skobeleff noch andere türkische Positionen nächst dem „grünen Berge“ links von Radischevo genommen haben. Seit vorgestern hat man im russischen Hauptquartier Anzeichen für eine Be⸗ wegung innerhalb Plewnas, wonach Osman Pascha Vorbereitungen zu einem Durchbruch zu treffen scheint. Vorgestern hat ein großer russischer Artilleriepark auf dem Wege nach Bulgarien Bukarest passirt.

Der „Times“ wird von ihrem Spezial⸗Korrespon⸗ denten in Konstantinopel via Syra telegraphirt: „Bei einem gestern abgehaltenen Kriegsrath wurde man darüber schlüssig, daß die Räumung von Plewna und Erzerum als bevorstehend betrachtet wird. Moukhtar Pascha soll sich nicht nach dem Süden zurückziehen, sondern den Kern einer neuen Operationsarmee bilden. Mehemet Ali ist mit der Aufgabe betraut worden, den Plewna umgebenden Gürtel zu durch⸗ brechen und Osman Paschas Rückzug zu schützen. Trotz der Niederlagen in Asien wird hier die militärische Situation nicht als ernst betrachtet.“ 3

Der „Pol. Korr.“ wird aus Bukarest, 13. Novem⸗ ber, u. A. geschrieben: 1

„Bei Plewna spitzt sich die Lage zu einer unvermeidlichen Katastrophe zu. Ob Osman Pascha zu einer Kapitulation gezwungen wird oder sich durch einen blutigen Durchbruch Luft macht, bleibt für den Gang des Feldzuges ziemlich gleichgültig. Im letzteren Falle würde er nur mit den Trümmern seiner Armee auf irgend eine feste Stellung sich zurückziehen können und dadurch würde die türkische Westarmee nicht mehr als wichtiger Faktor in Se Feldzuge gelten. Die Frage eines Durchbruchsversuches wird vielfach erörtert und scheint es beinahe sicher, daß Osman Pascha es jedenfalls nicht eher auf eine Kapitulation ankommen lassen wird, bis er nicht die größten

nstrengungen gemacht haben wird, sich nach irgend einer Richtung Luft zu machen. Nach welcher Seite hin der Vorstoß der türkischen Armee statthaben wird, ist zwar schwer zu bestimmen, aber es steht fest, daß derselbe nur nach Nordwesten hin Aussicht auf rfolg haben könnte. Nach Norden und Nordosten sind die Stellungen äußerst stark und mit einer mächtigen Artillerie bespickt; nach Osten u. d Südosten ist von General Totleben eine ganze Reihe von Redouten, Schützengräben, gedeckten Wegen, Batterien schwersten Kalibers u. s. w. errichtet worden, welche beinahe uneinnehmbar sind. Nach Süden ist dasselbe geschehen und außerdem ist die russische Truppenkonzentration nach dieser Seite hin so stark, daß ein Durchbruchsversuch geradezu eine Unmöglichkeit geworden ist, besonders seitdem General Skobeleff durch die Einnahme der Stellung Bergovec das ganze sanft hinabsteigende Plateau bis

lewna und den Wid⸗Fluß beberrsaht. Nach Südwesten und Westen ind in den letzten Tagen die Stellungen von Asagi⸗Dubnik, Disewica und andere weniger bedeutende stark befeftigt worden und bildet der Wid⸗Fluß trotz geringen Tiefe für Osman Pascha ein nicht zu unterschätzendes taktisches Hinderniß. Nur nach Nordwesten bieten die natürliche Ab 0*g.

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Morgen wird eine Rede des Herzogs

gen in

des Wid jenseits dieses Flusses besetzt hat, dem kürkischen General

die Möglichkeit eines Durchbruches. Auf dieser Seite hätte er den am schwächsten besetzten Theil des Cernirungsgürtels vor sich und hätte den Vortheil, daß der Wid⸗Fluß die angegriffenen russisch⸗ rumänischen Abtheilungen von einander trennen und ihre gegenseitige Unterstützung viel schwieriger machen würde. Darum erwartet man auch in den nächsten Tagen in der angedeuteten Richtung einen Durchbruchsversuch. Jedenfalls ist Osman Pascha angewiesen, den⸗ selben bald zu unternehmen, da an der Ausfüllung dieser Lücke des Cernirungsrayons russischer⸗ und rumänischerseits neuerdings rastlos wird, so daß auch dort in wenigen Tagen sich ein ganzer

omplex von Befestigungen und künstlichen Hindernissen den aus⸗ fallenden Türken entgegenstellen wird.“ 2

Ueber die Ausführbarkeit eines Winterfeldzuges in Bulgarien spricht sich ein bulgarischer Korrespondent des „Odessaer Boten“ folgendermaßen aus:

„Wer behauptet, daß die russische Armee in Bulgarien nicht überwintern könne, irrt sich. Im Gegentheil, eine Armee von 500,000 Mann kann zwischen der Osma, Jantra und dem Balkan frei und bequem einquartirt werden. Das von den Russen besetzte Gebiet ist sehr reich und fruchtbar und dicht mit Bulgaren bevöl⸗ kert; diese Verhältnisse kommen dem Erfolge eines Winterfeld⸗ zuges zu Gute. Von Rustschuk aus droht im Winter keine Gefahr, denn wer im Winter durch die Steppe von Trestenik gefahren ist, der kann es bezeugen, daß im Dezember und Januar in dieser Gegend gefährliche Schneewehen, Stürme u. s. w. herrschen, welche schon vielen Reisenden das Leben gekostet haben. Ebenso ist es auf der Rawenschen Hochsteppe, auf der im Winter während der Schnee⸗ gestöber sogar der Postenlauf eingestellt wird. Mit einem Worte: der türkische Soldat, der an Wintercampagnen nicht gewöhnt ist, wird keine Lust haben, auf die Jantra und Osma einen Angriff zu machen. Auch von Schipka her ist keine Gefahr vorhanden: im Winter kommt man dort nicht durch. In solchem Falle kͤnnen wir nur von Osmanbazar auf Kessarewo zu einen Angriff erwarten. Von Kessarewo bis Tirnowa ist aber die Gegend so reich an Flüssen und Thälern, daß die türkischen Truppen sich im Winter nicht rühren und keine raschen Märsche machen können. Im Gegen⸗ theile, unsere Armee, die an Frost gewöhnt ist, wird im Stande sein, aggressiv vorzugehen, besonders zur Zeit der von Nordwest wehenden Winde. Im Winter sind die Kommunikationen zwischen Tirnowa, Biela, Sistowa, Lowtscha und Nikopolis auf ebenen Wegen die allerbequemsten. Mit Büffela und Ochsen lassen sich die größten

Lasten transportiren.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 14. November. (W. T. B.) Eine Depesche des „Golos“ aus Weran⸗Kaleh vom 14. d. meldet: Nach Nachrichten von dem Detachement des Generals Hei⸗ mann belagern die Russen Erzerum. Im Vilayet von Erzerum wird russische Verwaltung eingeführt. Zum Militärgouverneur des Bezirks von Erzerum ist General

Schelkownikoff ernannt worden.

Aus Tiflis, 11. November, wird der W. „Presse“ von ihrem Spezial⸗Berichterstatter gemeldet: Nachdem die Türken nach den Scharmützeln in den letzten Wochen die Po⸗ sitionen im Thale von Tschuruksu geräumt haben, konzentriren die Russen überlegene Streitkräfte gegen Batum. Das Fort Hafis⸗Pascha im Südosten von Kars, in welches bei der letzten Affaire am 5. d. M. zwei russische Bataillone ein⸗ drangen, ist von den Türken nicht wieder besetzt worden. Die Kassot und Buckley, welche angeblich in Kars ärztliche Dienste leisteten, erschienen bei den russischen Vor⸗ posten mit der Bitte, die Festung verlassen zu dürfen. Der Vorposten⸗Kommandant wies sie zurück. In Kars ,7282 Wassermangel. General Fürst Melikoff hat in allen auf⸗ ständischen Bezirken den Belagerungszustand pro⸗ klamirt und dessen strengste Handhabung angeordnet.

Der barmherzige Türke? Unter dieser Ueber⸗ schrift veröffentlicht die „Daily News“ den nachstehenden Auszug aus dem Briefe eines „glaubwürdigen Zeugen“: „Der Krieg wüthet mit schrecklicher Wildheit in der europäischen Türkei und in Armenien. Unsere Freunde in Konstantinopel berichten, daß in der Gegend von Eski Zagra, wo vor zwei Monaten 60,000 Bulgaren wohnten, jetzt kein bulgarischer Mann, kein bulgarisches Weib oder Kind übrig geblieben ist. Die Männer sind (mit Ausnahme derjenigen, welche mit den Russen entkamen) getödtet, und die Frauen und Kinder in die türkischen Harems vertheilt worden.“

(E. C.) Dr. Crookshank, der Hauptbeamte des Bri⸗ tischen Hülfsvereins, erklärt in einem Schreiben an den „Levant Herald“, daß er alle Verbindung mit dem Verein des Rothen Halbmondes zurückweise. Die Ambulance des letzteren erklärt er für völlig mißrathen, da einer der Aerzte wegen Diebstahls entlassen sei und der andere wegen schlechter Aufführung. Dr. Crookshank erklärt, das Rothe Kreuz habe niemals irgend welchen Beistand vom Rothen erhalten und werde ihn auch niemals später er⸗ halten.

Nr. 10 des „Ministerial⸗Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt; Erlaß, die Veränderung von Vornamen in den Geburtsregistern betreffend, vom 27. 88 1877. Verfügung. Reise⸗Tagegelder für kommissarisch beschäftigte Beamte bei Dienstreisen außerhalb des derzeitigen Wohnortes betreffend, vom 11. Juli 1877. Cirkular, Umzugs⸗ und Reisekostensätze für ver⸗ schiedene Beamtenklassen der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ verwaltung betreffend, vom 24. August 1877. Verfügung, die kalkulatorische Feststellung der Bauanschläge betreffend, vom 16. Juli 1877. Cirkular, den Uebergang der Verwaltung der Angelegen⸗ heiten der evangelischen Landeskirche aaf den Evangelischen Ober⸗ Kirchenrath resp die Königlichen Konsistorien betreffend, vom 10. September 1877. Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Verwal⸗ tungsgerichts, die Zuständigkeit des Kreisausschusses in streitigen Schus⸗ und Küsterhausbausachen betreffend vom 30. Mai 1877. Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Verwaltungsgerichts, die Zu⸗ ständigkeit der Verwaltungsbehörden in Streitigkeiten über die Erhebung von Schulgeld betreffend, vom 12. Mai 1877. Verfügung, die Verpflichtung der Lehrer höherer Unterrichtsanstal⸗ ten zu Stellvertretungen betreffend, vom 24. Juli 1877. Verfü⸗ gung, die verzinsliche Belegung der Kapitalien höherer Unterrichts⸗ anstalten betreffend, vom 30. Juli 1877. Bescheid, die staatliche Aufsicht über Ertheilung des Religionsunterrichts in der Volks⸗ chule betreffend, vom 28. Juni 1877. Cirkular, die Anstellungs⸗ schn keit der im Königreiche Preußen ausgebildeten Lehrerinnen für Stellen in den Herzogthümern Coburg und Gotha, sowie der im Lehrerinnenseminar in Gotha ausgebildeten Lehrerinnen für Stellen in Preußen betreffend, vom 26. September 1877. Statut für das geodätische Institut vom 22. September 1877. Cirkular, die Un⸗ zulässigkeit der Abführung von Spüljauche ꝛc. in Flüsse betreffend, vom 1. September 1877. Cirkular, Wegfall der Prüfung der Apo⸗ thekergehülfen durch Kommissarien für die Apothekenrevisionen be⸗ treffend, vom 27. September 1877. Instruktion zur Ausführung des Gesetzes vom 14. August 1876 wegen Verwaltung der den Gemeinden und öffentlichen Anstalten gehörigen Holzun⸗

Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern,

bosen, Schlesien und Sachsen, vom 21. Juni 1877. rkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikt vom 9. Juni 1877. Bestimmungen vom 31. März 1877, betreffen die Berechnung der Fortschreibungsgebühren bei der Grund⸗ und Ge bäudesteuer in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig Holstein, Hannover und Hessen⸗

assau.

Landtags⸗Angelegenheiten. Der Etat des Ministeriums schaftlichen Angelegenheiten für das Jahr rom 1. April 1878/79 weist eine Einnahme von 2,463,000 nach (— 107,000 ℳ), welche Summe sich aus folgenden Titeln zusammensetzt: Kosten und andere Einnahmen bei den Kugeinanderschungsbehörden 1,685,18ö5

(s— 50,040 ℳ), Beiträge fremder Regierungen zu den Generalkosten

der Auseinandersetzungsbehörden 16,500 ℳ, Einnahmen bei den land⸗ wirthschaftlichen Lehranstalten 338,888 (— 61,000 ℳ), Ein⸗ nahmen bei den Thierarzneischulen 97,070 ℳ, Rückzahlungen und Zinsen der aus dem früheren Meliorationsfonds gewährten Dar⸗ lehne 308,000 (+ 12,110); Einnahmen bei der Deichverwaltung 11,618 ℳ, sonstige Einnahmen 5739 (+ 3199 ℳ). An dauernden Ausgaben setzt der Etat aus 7,047,451 (darunter künftig wegfallend 23,066 ℳ) (- 18,659 ℳ). Diese Summe ver⸗ theilt sich auf folgende Kapitel: Ministerium 354,190 (wie im Vorjahr), Revisionskollegium für Landeskultursachen 129,120 (wie im Vorjahr, Auseinandersetzungsbehörden 3,440,292 (+ 51,859 ℳ), landwirthschaftliche Lehranstalten und sonstige wissenschaftliche und Lehrzwecke 1,046,239 (— 55,295 ℳ), Thierarznei⸗Schulen und Veterinärwesen 587,815 (+ 2900 ℳ), Förderung der Viehzucht 618,7522 (+ 600 ℳ), Förderung der Fischerei 82,868 (+ 14,905 ℳ), Landes⸗Meliorationen, Moor⸗, Deich⸗, Ufer⸗ und Dünenwesen 500,664 (+ 3690 ℳ), allgemeine Ausgaben 87,500 Die einmaligen und außerordentlichen Aus⸗ gaben betragen 2,700,000 (+ 950,202 ℳ) und bestehen aus fol⸗ genden Titeln: zur Errichtung der Gebäude für das landwirthschaft⸗ liche Museum und das landwirthschaftliche Lehrinstitut in Berlin (3. Rate) 800,000 ℳ, zur Förderung der Obstkultur 12,000 ℳ, zum Bau zweier Gewächshäuser beim pomologischen Institut in Proskau 8 38,700 ℳ, für die Um⸗ und Neubauten bei der Thierarznei⸗ schule in Hannover 28,302 ℳ, zur Hebung der Fischerei 60,000 ℳ; für die wissenschaftliche Kommission in Kiel zur Er⸗ forschung der Meere im Interesse der Seefischerei 15,000 ℳ; Bei⸗ hülfe für die Heringsfischerei⸗Aktiengesellschaft in Emden 150,000 ℳ; für das Dünenwesen in den Provinzen Preußen und Pommern 73,000 ℳ; Zuschuß zu den Kosten der Herstellung von Steindeichen an den evxponirten Stellen der Insel Nordstrand, fünfte Rate 55,998 ℳ; für den Uferschutz der Wilster⸗Marsch (1. Rate) 75,000 ℳ; zu den Kosten der Vorbereitungen für di⸗ Weichsel⸗Nogat⸗Regulirung 30,000 ℳ; zur Förderung der Kanalbauten im mittleren Emsgebiete der Provinz Hannover 1 362,000 8 Der Etat der Gestütverwaltung weist eine Ein⸗

nahme von 1,704,680 nach (s— 179,59) ℳ). Von dieser Summe entfallen auf die Hauptgestüte 572,740 (— 15,800 ℳ), auf die Landgestüte 1,118,440 (— 163,790 ℳ), auf die Centralverwal⸗ tung 13,500 (wie im Vorjahre). Die dauernden Ausgaben betragen 3,432,000 (+ 1540 ℳ) Die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben 600,000 (+ 15,010 ℳ). Von dieser Summe sind bestimmt zum Ankauf von Pferden 303,900 ℳ, behufs Einrichtung eines Beschäler⸗Depots in Rasten⸗ burg (4. Rate) 77,000 ℳ, behufs Einrichtung eines Landgestüts in Oberschlesien (4. Rate) 95,060 ℳ, Die Totalsumme der Aus⸗ gaben bei diesem Etat beträgt 4,032,000 (darunter künftig wegfallend 14,185 ℳ) (+ 16,550 ℳ).

Statistische Nachrichten.

Nach den Veröffentlichungen des Kaiserlich statistischen Amts im Hefte IX. der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1877 betrug am 1. April die Zahl der approbirten Aerzte im Reiche 13,728, so daß bei einer Gesammtbevölke⸗ rung von 42,727,360 Seelen im Durchschnitt auf je 10,000 Ein⸗

wohner 3,21 approbirte Aerzte entfallen. In den einzelnen Staaten und deren⸗Verwaltungsbezirken ist diese Vertheilung eine sehr ver⸗ schiedenartige. In Preußen kommen durchschnittlich nur 3,09 appro⸗ birte Aerzte auf je 10,000 Einwohner, so daß also die Durchschnitts⸗ ziffer für das Reich nicht erreicht wird. Zu den Bezirken mit star⸗ kem ärztlichen Personal gehören hier: Berlin (7,92 auf 10,000 Einw.), die Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke: Wiesbaden 8 Cöln (5,22), Hildes⸗ heim (4,79), Aurich (4,48), Hannover (4,21), Stralsund (4,17), Mün⸗ ster (4,13), Hohenzollern (3,91), Schleswig 880), Coblenz (3,53) und Cassel (3,52); dagegen sind die Aerzte besonders schwach ver⸗ treten in den Bezirken: Gumbinnen (1,01 auf 10,000 Einw.), Köslin (1,47), Bromberg (1,82), Marienwerder (1,55), Oppeln (1,81), Posen (1,84), Frankfurt a. O. (1,24), Trier (2,18), Königsberg (2,21), Danzig (2,45), Erfurt (2,46), Liegnitz (2,5⁰1). Die übrigen nicht ge⸗ nannten preußischen Bezirke nähern sich der oben angegebenen Mit⸗ telzahl. Letztere wird im Königreich Bayern, welches 3, % approbirte Aerzte auf 10,000 Einw. zählt, überschritten und steht hier Ober⸗ Bayern (5,17), und Unterfranken (3,90) obenan, während die Oberpfalz (2,30) und Niederbayern (2,31) die untersten Stellen einnehmen. Im Königreich Sachsen waren auf je 10,000 Einw. 3,81 Aerzte vorhan⸗ den, und zwar in den Bezirken: Dresden 5,07, Leipzig 4,75, ,. 2,83 und Zwickau 2,10. In Württemberg mit 2,80 Aerzten auf 10,0 Einw. ist der für das Reich berechnete Durchschnitt nicht erreicht worden; während der Neckarkreis (3,21) denselben überschreitet, bleiben dagegen der Jagstkreis (1,95), der Schwarzwald⸗ kreis (2,3³) und der Donaukreis (2,83) hinter demselben zurück. Eine ziemlich gleichmäßige Vertheilung der Aerzte in ihren einzelnen Be⸗ zirken zeigen Baden und Hessen mit 3,83 bez. 3,74 Aerzten auf je 10,000 Einw. Von den übrigen deutschen Staaten haben eine über den Reichsdurchschnitt hinausgehende Aerztezahl folgende: Haaesnen (5,89), Bremen (5,20), Waldeck (4,57), Lübeck (4,329), Mecklenburg⸗ Strelitz 63 9, Braunschweig (3,57), Schwarzburg⸗Rudolstadt (3,35), Oldenburg (3,35), Schaumburg⸗Lippe (3,32), Sachsen⸗Coburg⸗Gotha (3,22), Sachsen⸗Weimar (3,28), Schwarzburg⸗Sondershausen (3,26). Dagegen stehen unter dem Durchschnitt: ecklenburg⸗Schwerin (3,25), Anhalt (3,18), Elsaß⸗Lothringen (2,88), Lippe (2,85), Sachsen⸗ Meiningen 88 Reuß ä. L. (2,77), Sachsen⸗Altenburg (2,74) und Reuß j. L. (2,27). 8 —, Das „Journal officiel“ der französischen Republik veröffent⸗ lichte kürzlich den Bericht des Ministers des Innern, von Fourtou, an den Präsidenten der Republik, betreffend das Ergebniß der auf Grund des Dekrets vom 24 August 1876 unternommenen Volks⸗ zählung in Frankreich. Wir entnehmen diesem Bericht fol⸗ gende Angaben, wobei wir zum Vergleiche die Ziffern der letzten Volkszählung von 1872 in Klammern beifügen. Frankreich zählt gegenwärtig 362 (362) Arrondissements, 2863 (2865) Kantone, 36,050 (35,989) Gemeinden und 36,905,788 (36,102,921) Einwohner. Die Abnahme der Kantone um zwei erklärt sich aus der inzwischen mit dem Deutschen Reiche vereinbarten Gren aus 5 durch den Frankfurter Friedensschluß getheilten Kantonen des Meurthe und des Moseldepartements hat man 3 neue gebildet. Die Gesammt⸗ bevölkerung ist seit 1872, wie man sieht, um 802,867 oder um 2,17 % gestiegen, wobei jedoch die seit der Zählung von 1872 nach rankreich herübergewanderten Elsaß⸗Lothringer mitgerechnet sind. Pn Bevölkerung vertheilt sich wie folgt: Männlichen Geschlechts waren: Ledige 9,805,761, Verheirathete 7,587,259, Wittwer 980,619; Weiblichen Geschlechts: Ledige 8,944,386, Verheirathete 7,567,080, Wittwen 2,020,683. Am meisten hat die Bevölkerung zugenommen in den Departements Seine, Nord, Loire, Meurthe⸗et⸗Moselle, Gi⸗ de, Finistere und Marne; abgenommen hat sie in 20 Departe⸗

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für die landwirth⸗