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welche Stellung die Partei in der Frage des Verwaltungs⸗ gerichtshofs einzunehmen habe. Die „Extremen“, welche den Gesetzentwurf a limine zurückgewiesen haben möchten, sollen mit ihrer Anschauung nicht durchgedrungen sein, sondern das Referat des Hrn. uck soll den Boden bilden, auf welchem die Fraktion Stellung nimmt. Aber da dieses die gleichzeitige Durchführung einer vollständigen Reorganisation der ganzen Verwaltung zur Bedingung der Annahme des Gesetzentwurfs mit den vom Referenten vorgeschlagenen Modifikationen macht, so ist auch so nicht zu hoffen, daß der Gesetzentwurf wirklich zu Stande kommt.
Baden. Karlsruhe, 15. November. (W. T. B.) Der neue Landtag wurde heute von dem Großherzoge persönlich eröffnet. Die Thronrede erwähnt 2 der vielfachen Beweise der Anhänglichkeit und der Uebereinstim⸗ mung des Volkes mit den Bestrebungen des Großherzogs; gedenkt ferner der persönlichen Anwesenheit des Kaisers bei den Fofrn Herbstübungen des XIV. Armee⸗Corps, welche, zu des Großherzogs inniger Freude, ein lebhafter Anlaß wur⸗ den, um dem erhabenen Gründer und Schirmer des Reiches die dankbarste Verehrung und die unwandelbare Treue Badens erneut kundgeben zu können. Mit besonderer Genug⸗ thuung gedenkt der Großherzog der vom Kaiser, ihm, seinem Hause und dem Lande gewordenen Zeichen des Vertrauens und der Zuneigung. Die Regierung 8 in den freundlichsten Beziehungen sn den Reichsorganen und sei eifrigst bestrebt, mitzuwirken für die Befestigung und Vervollkomm⸗ nung der Reichseinrichtungen. Mit der Vervollkommnung der Reichsjustizgesetze sei dem gerichtlichen Verfahren für das ganze Reichsgebiet die Reichseinheit gegeben. Dieses große nationale Gesetzeswerk gewähre den Gesetzgebungen der einzelnen Staaten nach verschiedenen Seiten hin Spielraum. — Die Thronrede verheißt Vorlagen, betreffend das Einführungsgesetz zu den Reichsjustizgesetzen, das als Hauptaufgabe betrachte, im Einklange mit dem Sinne und dem Geiste der neuen Reichsgesetze, die einge⸗ lebten, bewährten Rechtseinrichtungen Badens thunlichst zu er⸗ halten. Es wird ferner eine Vorlage eingebracht werden, betreffend eine neue Neglng über die Aufbringung des Gemeinde⸗ aufwandes, sowie der Kosten Baue von Kirchen und Pfarrhäusern; hinsichtlich der letzteren sind die Kosten nur von den Angehörigen der betheiligten Konfessionen zu be⸗ streiten. Ferner soll eine Vorlage über die Einrichtung von
andelskammern eingebracht werden. In Rücksicht auf wich⸗ tige Landesinteressen ist, zur Vermeidung einer Steuer⸗ erhöhung, eine nicht unbeträchtliche Vermehrung der Staats⸗ schulden in Aussicht genommen. Den Eisenbahnbau betreffend, .8. es die Regierung für angezeigt, die Ausführnng zwar seginnen und die Unternehmungen eifrig vollenden zu lassen,
weiterhin herantretende Bedürfnisse jedoch mit ver doppelter
Sorgfalt zu prüfen. 86 “ 8 “
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 13. November. Wie der
3 ester Lloyd“ vernimmt, ist von Seiten Englands das förmliche Anerbieten wegen Abschluß eines Meistbegünsti⸗ gungs⸗Vertrages an die österreichisch⸗ungarische Regierung gelangt und von derselben bereitwilligst angenommen worden. Die Verhandlungen sollen, dem genannten Blatte zufolge, schon demnächst beginnen und rasch zu Ende geführt werden.
— 14. November. Im Abgeordneter hause wurde heute der Gesetzentwurf über die Spiritussteuer in dritter Lesung angenommen. Sodann wurde der Beschlußantrag des Abg. Somssich genehmigt, welcher dahin geht, das Oberhaus sei zu ersuchen, konform dem Abgeoronetenhause den Beschluß zu fassen, daß sämmtliche Ausgleichsvorlagen gleich⸗ zeitig der Kaiserlichen Sanktion unterbreitet werden sollen, und zwar erst dann, nachdem der österreichische Reichsrath dieselben verhandelt haben wird. — Der Banus Mazuranics ist gestern hier angekommen, um mit der ungarischen Regierun bezüglich des kroatischen Landesbudgets für 1878 Rück⸗ sprache zu pflegen. Für das nächste Jahr wird als Bedeckung dieses Landesbudgets um 117,000 Fl. mehr als für 1877 votirt eingestellt. Wie die „Bud. Corr.“ meldet, wird der kroatische Landtag im Laufe des Dezember während der Delegationssession tagen, um die Budgetvorlagen für 1878 zu erledigen. Was die Haltung der kroatischen Abgeordneten in der Frage der v LeS en betrifft, so haben dieselben der erwähnten Korrespondenz zufolge endgültige Beschlüsse noch nicht gefaßt, wahrscheinlich dürften sie mit dem Antrage hervor⸗ treten, es möge in dem Gesetze die Trace der ganzen Linie präziser umschrieben und außerdem ausdrücklich ausgesprochen werden, welche Summe oder welcher Prozentsatz des Grenz⸗ fonds auch für andere Zwecke als den Bahnbau verwendet werden soll. Der Gesetzentwurf soll am 22. November auf die Tagesordnung des Abgeordnetenhauses gelangen.
— 15. November. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Pesti Naplo“ gelangt die Angelegenheit der verhaf⸗ teten Szekler am 19. d. M. vor dem Strafsenat des obersten Gerichtshofs zur Verhandlung.
Schweiz. Bern, 14. November. Die Kommission des Nationalraths zur Herstellung des finanziellen Gleichgewichts des Bundes hat die meisten Anträge ihrer Sektionen angenommen und sich bis zum nächsten Mittwoch zur definitiven Festsetzung ihrer Vorschläge vertagt. Sie beantragt, nach der „N. Zürch. * u. A. die Aufhebung der Portofreiheit, sowie eine Herabsetzung der Taggelder der National⸗Räthe, will Abänderungen im Militär⸗ und Post⸗ wesen auf dem Gesetzeswege einführen und ersucht den Bundes⸗ rath, in der nächsten Session der Bundesversammlung eine Gesetzesvorlage, betreffend die Erhebung einer Zuschlags⸗ taxe (centimes additionnelles) in allen oder einzelnen Zoll⸗ gruppen, zu baldigster Deckung des Defizits einzubringen. — Der Berner Regierungsrath sucht vom Großen Rathe die Ermächtigung nach, die vom Bundesrath verlangte Subventionsquote des Kantons Bern für das Gott⸗ * rdbahn⸗Unternehmen für das 5. Baujahr, unter Vor⸗
ehalt freier Entschließung für die Ausrichtung weiterer Bei⸗ Iag⸗ an denselben auszuzahlen. Zu diesem Zwecke wird ein Nazẽ kredit von 29,300 Fr. verlangt, da in dem diesjährigen Vor⸗ anschlage für die Gotthardsubvention nur 110,000 Fr. vorge⸗ bö v 1 9 833 8s een S 8 r. eine Ermächtigung des Großen Rathes egordenich st —, 8ö f
— Die „Allgem. weiz. Militär⸗Zeitung“ sucht die Gemüther hinsichtlich der an der vorzweschihen 6 8 81 der Schweiz aufgeführten französischen Befestigungen zu beruhigen. Dieselbe schreibt: „Die Befestigungen zum Schutze
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den Vogesen und dem . magny, der Festung Belfort, den Forts vom Mont⸗Vaudois Mont⸗Bart und Lomont. Die Front nach
Entfernung mehr als das Doppelte. auf Schweizerboden umgangen werden kann.
lichstes Werk zu errichten. schweizer Grenze entfernt. kann daher die Schweiz in keiner Weise bedrohen.“
dem irischen Volke gebracht habe. gethan, sagt das leitende Blatt, können selbst geringere Leute mit Sicherheit ausführen: denn, so seltsam es erscheinen mag, Gladstone war bis zu seiner neulichen Reise nach Irland daselbst einer der unvolksthümlichsten eng⸗ lischen Staatsmänner. Die Agitatoren, welche während der letzten vier Jahre englische Staatsmänner beschimpften, weil sie nicht auf die Grundsätze, die zur Verurtheilung der Fenier führten, verzichtet, haben England und Irland nahezu über⸗ redet, daß englische Staatsmänner in Irland sich nicht blicken lassen dürften. Muthig hat Gladstone diese ungeheuerliche Behauptung auf die Probe gestellt. Er hat bewiesen, daß ein englischer Staatsmann, über englische Politik sprechend, auf eine ebenso gute Aufnahme in Irland wie in England oder Schottland rechnen kann. Das ist kein geringer Gewinn, aber der Werth desselben wird noch weit erhöht werden, wenn von 278. die es angeht, schleunigst daraus Nutzen gezogen wird.“
Frankreich. Paris, 15. November. (W. T. B.) Dem voll⸗ ständigen Siege der Rechten bei der heutigen Senatoren⸗ wahl (s. u. Versailles) wird in parlamentarischen Kreisen die größte vI beigelegt, da man die 141 für die Kandidaten der Rechten abgegebenen Stimmen als für das Auflösungs⸗ votum sicher betrachtet. Die 4 neu gewählten Senatoren wohn⸗ ten heute Abend mit fast sämmtlichen v der Rechten des Senates und der Deputirtenkammer dem Empfange bei, welchen der Marschall im Präfekturgebäude von Versailles ab⸗ hielt. — Die „République frangaise“ bespricht die gestrige Debatte in der Deputirtenkammer und spricht am Schlusse des Artikels in nachdrücklicher Weise die Erwartung aus, daß das Land, wenn es sehen werde, wohin man es führe, sich erheben werde, um alle Diejenigen zu zermalmen, welche mit seinen Geschicken ein freventliches Spiel treiben wollte. — Der Kriegs⸗Minister hat angeordnet, daß die Infanterie⸗Kompagnien, welche in den neuen noch nicht fertigen Forts um Paris detachirt waren, zu ihren Regimen⸗ tern zurückkehren und durch Detachements Genietruppen ersetzt werden sollen. Diese Detachements werden aus dem bisher in Versailles garnisonirenden Genieregimente gebildet, wes⸗ halb diese Maßregel von den republikanischen Organen mit der Ersetzung des Generals von Villers durch den General Garnier in dem Kommando von Versailles in Verbindung
ebracht wird. — Die Königin Isabella ist heute früh ier eingetroffen.
— (Fr. C.) Telegraphischer Meldung aus Französisch⸗ Indien zufolge, ist dort am letzten Sonntag der Republi⸗ aner Godin, einer der 363, gegen den offiziellen Kandi⸗ daten, Hrn. Benoist⸗d'Azy Sohn, gewählt worden.
Versailles, 15. November. (W. T. B.) Im Senat wurden heute die Kandidaten der vereinigten Rechten, Chabaud⸗Latour, Lucien Brun, Grandperret und Grefulhe zu lebenslänglichen Senatoren gewählt.
Der Deputirtenkammer legte der Kriegs⸗Minister zunächst mehrere Gesetzentwürfe, betreffend die Verwaltung der Armee, die Beförderung der Subalternoffiziere und die Abänderung des Gesetzes vom 13. Mai 1875 vor.
Hierauf wurde die Debatte über den von Albert Grévy eingebrachten Resolutionsentwurf fortgesetzt. Der Con⸗ seils⸗Präsident, Herzog pon Broglie, erklärte, er werde die Debatte mit derjenigen Ruhe beginnen, die Männern zukomme, die sich noch im Besitze der ihnen anvertrauten „Gewalt befänden, bald aber vielleicht unter Anklage ge⸗ stellt würden. Das Kabinet sei geblieben, um auf die wider dasselbe vorgebrachten Angriffe zu antworten, und habe nach einem anderen Terrain in privilegirter und geschützter Stellung nicht suchen wollen. Sobald dieser Pflicht genügt sein werde, werde der Marschall sehen, was weiter zu geschehen habe. Wenn man ihm sagen könne, daß ein Ministerium, in welches Louis Blanc und Léon Renault eintreten würden, im Stande sein werde, ein gemeinsames Programm zu formuliren, so werde ein parlamentarischer Ausweg gefunden sein; wenn das aber nicht der Fall sein sollte, so werde man nach wei⸗ teren Basen einer Lösung suchen müssen. Der Herzog von V erklärte weiter, er acceptire eine Versetzung in den Anklagestand, wenn dieselbe gerichtliche Garantien enthalte, er könne aber eine Enquete nicht acceptiren, die nichts weiter sei als eine in den Anklagestand ohne gerichtliche Formen und darauf abzielend, die Anklage der Hand der An⸗ kläger anzuvertrauen. Man werde niemals einen Präsidenten finden, der bei der Wahl seiner Minister entgegenkommender sei, als der Marschall Mac Mahon. Derselbe habe 18 Monate lang Männer su Ministern gehabt, welche ihm feindlich ge⸗ sinnt gewesen seien und habe erst dann innegehalten, als er gesehen habe, daß man ihn auf dem Wege des Nadikalis⸗ mus mit fortreißen wolle. Das Ministerium übernehme die Verantwortlichkeit vor der Geschichte, sowie die öffentliche und selbst die strafgesetzliche Verantwortlichkeit. Alles, was das Ministerium gethan habe, sei gesetzlich sewesen, man könne ihm nichts Aehnliches zum Vorwurfe machen, wie die von anderer Seite erfolgte Androhung der Budgetverweigerunng, durch die man die Exekutivgewalt sich unterwürfig machen wolle, oder wie einen gestern aufgestellten Satz, der einen förmlichen Aufruf zum Aufstand zu enthalten scheine. Die⸗
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jenigen, die an dergleichen denken könnten, möchten sich wohl
wenn diese
in Acht Sa, die Abwehr würde nicht ausbleiben, und ben etwa meinen sollten, daß ihre Bestrebungen
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des Zugangs zum westlichen und südlichen Frankreich zwischen ura 1— aus dem Fort Giro⸗
Osten deckt der Doubs. Ein Fort Grammont, von dem geträumt worden, existirt gar nicht und wird auch nicht beabsichtigt. Der Mont⸗
ammont befindet sich 6000 Meter südwestlich von Delle und ist 5000 Meter von der nächsten schweizer Grenze ent⸗ fernt; von Pruntrut, welches er bedrohen sollte, beträgt die Den Franzosen kann der Mont⸗Grammont zur Befestigung nicht dienen, weil er Sie werden es daher vorziehen, am Lomont bei Point de Roide ihr süd⸗ Dasselbe ist 8000 Meter von der Der französische Festungsgürtel
Großbritannien und Irland. London, 14. November. Die „Times“ meint, Mr. Gladstone habe zwar viel⸗ fach mit den Ueberlieferungen englischer Staatsmänner ge⸗ brochen, in keinem Falle aber nutzenbringender als durch seine Reise nach Irland, welche zum ersten Male einen ehemaligen Premier⸗Minister Englands in unmittelbare Berührung mit „Was Mr. Gladstone
von Erfolg sein könnten, so möchten dieselben daran denken, daß der 31. Oktober nicht weit entfernt ser von dem 4. September.
Der Herzog von Broglie zählte ferner alle Verleumdungen auf, die die Opposition verbreitet habe, darunter namentich diejenige, daß das Kabinet Krieg wolle für die Wiederherstel⸗ lung der weltlichen Macht des Papstes. Die nämlichen Män⸗ ner, die 1871 Anhänger des Krieges à outrance gewesen wären, seien im Partei⸗Interesse friedfertige Leute geworden, die Frieden um jeden Preis haben wollen. Dadurch allein sei es gekommen, daß sie die bethörten Massen zur Wahlurne hätten hinreißen können. Die Sprache, die sie geführt hätten, sei der von den deutschen geführten Sprache so ähnlich ge⸗ wesen, daß man si —5, müsse, was unter ihrem Einflusse wohl aus dem Vaterlande werden müsse.
Der Conseils⸗Präsident schloß mit einem Protest gegen das Enqueteverfahren, indem er zum Voraus dessen Resultate als unächt und falsch bezeichnete (s'inscrivant en famr contre ses resultatsz). Die Rede wurde von der Rechten mit großem Beifall aufgenommen.
Gambetta, welcher darauf das Wort ergriff, erklärte, er erkenne in den Worten des Herzogs von Broglie die „per⸗ fide Geschicklichkeit“ wieder, welche durch Täuschung der Nation Sitze in der Kammer gewonnen habe. Der Redner protestirte mit Entschiedenheit gegen die Imputation, welche ihn als für das Ausland wirkend varstelle. Die Kammer bleibe, wenn sie die beantragte Untersuchung anstelle, durchaus innerhalb ihrer legislativen Befugnisse; keinesfalls dürfe der Senat über das allgemeine Stimmrecht gestellt werden.
Der Antrag Grévy'’s auf Einsetzung einer Kommis⸗ sion, welche eine Untersuchung über die seit dem 16. Mai ausgeübten ungesetzlichen Einflüsse anstellen soll, wurde mit 320 gegen 203 Stimmen angenommen, nachdem es mehr⸗ fach zwischen Mitgliedern der Rechten und Linken zu lebhaf⸗ tem Wortwechsel gekommen war.
„Morgen wird die Deputirtenkammer in den Bureaux die Wahl der Mitglieder der Enquete⸗Kommission vornehmen. 1
Italien. Rom, 10. November. Die „Italie“ be⸗ richtet: Die mit der Prüfung und Berichterstattung über den Strafgesetzentwurf betraute Kommission beendigte gestern die Berathung des vierten Abschnittes, der die von Staatsbeamten begangenen Verbrechen behandelt. Der letzte Artikel des Kapitels: „vom Amtsmißbrauche“ gab zu lebhaften Verhandlungen Anlaß. Dieser Artikel, der 196. des vom Senat genehmigten Entwurfs, bedroht die Verletzun g des Amtsgeheimnisses mit Strafe. Bekanntlich hielt es der vorige Minister⸗Siegelbewahrer Vigliani für ge⸗ boten, nach Veröffentlichung des Werkes von La Marmora: „un po pin di luce sui fatti del anno 1866“ seinem Gesetz⸗ entwurfe eine Bestimmung hinzuzufügen, wonach nicht nur die Staatsbeamten bestraft werden sollen, welche während ihrer Amtsführung Thatsachen enthüllen, die sie geheim halten sollen, oder Dokumente veröffentlichen, die nicht für die Oeffent⸗ lichkeit bestimmt sind, sondern auch Diejenigen, welche dies thun, nachdem sie aufgehört haben, Staatsbeamte zu sein. Dieser Artikel hat den Fall im Auge, in dem solche Veröffent⸗ lichungen dem Staate Kriegsgefahr oder Repressalien von Seiten anderer Staaten zuziehen oder die freundschaftlichen Beziehuͤngen der Regierung zu anderen Kabineten gefährden oder dem Staate andere schwere Nachtheile bereiten könnten. In diesem Falle käme der vom Senat genehmigte Art. 138 zur Anwendung, der Diejenigen mit Strafe bedroht, welche die Sicher⸗ heit des Staates gefährden. Der Zusatzartikel des Ministers Vigliani wurde aber Gegenstand heftiger Angriffe. Man hielt ihn neben dem Artikel 138 für überflüssig, und namentlich stieß sch die Kritik an der unbestimmten, dehnbaren und darum so gefa rlichen Fassung des Zusatzartikels. Die Kommission mußte dieser Kritik umsomehr Rechnung tragen, als der gegen⸗ wärtige Minister⸗Siegelbewahrer Mancini ihre Aufmerksam⸗ keit darauf gelenkt hatte, und sie betraute deshalb eine Sub⸗ kommission mit der Abfassung eines neuen Artikels, welcher die Fälle genau bestimmt, in welchen die Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen bestraft werden soll. — Der Deputirte der Rechten, Finzi, hat in einer Rede vor seinen Wählern in Pesaro das Ministerium, und namentlich den Minister des Innern auf das Heftigste angegriffen. Diese Be⸗ sätmpfungen werden von einem großen Theile der Presse scharf gerügt; das „Diritto“ z. B. sagt: „Wir stehen gewiß nicht in dem Rufe, seine Bewunderer und Lobhudler zu sein. Aber hinter dem Minister Nicotera steht der Patriot und Mann Nicotera, und der verdient, das sagen wir laut und unbedenklich, die Achtung aller Par⸗ teien. Verleumdungen und Beschimpfungen verrilgen die Wahrheit und Geschichte keineswegs. Herr Finzi glaube uns indem er einen alten Patrioten auf gemeine und brutale Weise beleidigt und eine große Partei beschimpft, wird der parla⸗ mentarische Kampf nicht veredelt und die Bürgertugend der Italiener nicht gehoben. Wir verlangen von unseren Gegnern weder Beifall noch Lobsprüche, aber wir haben das Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit von ihnen zu verlangen.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. No⸗ vember. (St. Pet. Herold.) Am 30. Oktober (a. St.) ver⸗ starb in Charkow der Kommandirende der Truppen des Charkowschen Militärbezirks, General⸗Adjutant, General⸗ Lieutenant Graf Felix Nikolajewitsch Ssumarokow⸗Elston. An seiner Stelle ist der Gehülfe des Kommandirenden der Truppen des Warschauer Militärbezirks, General⸗Adjutant Minkwitz, ernannt worden.
— 15. November. (W. T. B.) Nachdem 8 Garde⸗ Regimenter von St. Petersburg nach dem Kriegsschau⸗ platze abgegangen sind, hat naturgemäß ein Ersatz durch Linientruppen stattfinden müssen. Wenn für diese Kom⸗ mandirung von Truppen revolutionäre Umtriebe als Grund angegeben sind, so ist das ebenso eine Fabel, wie die besondere Requisition eines Regiments aus Schlüsselburg, wo kein solches steht. — Der General Ignatieff, der sicch lediglich in Familienangelegenheiten 8 Tage hier aufgehalten hatte, wird Le zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Kiew verweilen. —
Amerika. Washington, 13. November. (A. A. C.) Der Senat hat die Ernennung des Mr. Stevens zum Gesandten der Union in Stockholm bestätigt. Das Re⸗ präsentantenhaus hat die „Deficiency⸗Bill“, deren größerer Theil illigungen für die ine umfaßt erledigt.
Der russisch⸗türkische Krieg. Europäischer Kriegsschauplatz. 1 St. Petersburg, 15. November. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 14. November. In den letzten Tagen haben die Türken häufig Rekognoszi⸗ rungen gegen unsere Position bei Helena vorgenommen, auch beunruhigen dieselben unsere Vorposten auf den Straßen von Osmanbazar und Schumla. — Gegenüber dem Nikolaiberge im Schipkapasse fahren die Türken mit der Vergrößerung ihrer Batterien fort. — In der Nacht vom 13. November kamen die Türken auf acht Booten aus Rustschuk ur Mündung des Flusses Kapaska bei Giurgewo ange⸗ ahren; als wir Feuer auf dieselben eröffneten, zogen sie sich wieder zurück. Seit dem 13. ist das Feuer aus der neuen Batterie eröffnet, die wir zur Beschießung der türkischen Batterien errichtet haben, von denen der Bahnhof in Giur⸗ ewo beschossen wird. Die gedachte Batterie unterhielt das euer bis zum Eintritt der Dunkelheit. . St. Petersburg, 16. November. (W. T. B.) Of⸗ fizielles Telegramm aus Bogot, 15. d.: Heute Nacht zwischen 12 und 5 Uhr griffen die Türken drei Mal die befestigte Position des Generals Skobeleff an, wurden aber jedes Mal durch anhaltende Salven zurückgewiesen. Der Verlust der Türken ist groß; wir hatten etwa 100 Todte und “ Die angreifenden Türken waren 10 bis 11 Tabors stark. Konstantinopel, 15. November. (W. T. B.) Der estern im Seraskierate unter dem Vorsitz des Sultans attgehabte Ministerrath hat beschlossen, der Armee Mehemed Ali Paschas namhafte Verstärkungen zugehen lassen. 8 “ 15. November. (W. T. B.) Dem „Standard“ wird aus Poradim vom 13. d. M. gemeldet: Gestern sandten die Russen einen Parlamentär zu Osman Pascha und for⸗ derten ihn auf, sich zu ergeben. Osman Pascha habe erklärt, daß die Vertheidigungsmittel noch nicht erschöpft seien. 8 Sistowa, 13. November. (Telegr. der W. „Presse“.) Das türkische Lager von Plewna wird beschossen. Die Russen haben längs ihrer Cernirungslinie eine optische Tele⸗ graphenlinie etablirt. Der Vorpostendienst zur Nacht⸗ zeit wird mit besonderer Sorgfalt betrieben. Die Zahl der Deserteure aus Plewna nimmt seit einigen Tagen wieder zu. Ihre Aussagen sind sehr widersprechend. Ein Courier
Osman Paschas, welcher sich nach Orkhanie durchschleichen wollte, wurde von russischen Patrouillen gefangen genommen. — General Gurko 5 einen goldenen Ehrensäbel mit der
nschrift „für Tapferkeit“ und mit Diamanten besetzt erhalten. Reschrift efur Lapfer soll gestern seinen Angriff gegen die türkischen Redouten mit Erfolg fortgesetzt haben. Die Rumänen sind von Norden her ebenfalls gegen Plewna vorgerückt, haben die Höhen am Wid, nordwestlich von
k „besetzt und sich dort verschanzt. u“ 1 berichtet die „Pol.
— Aus Braila, 10. November, Korr.“ u. A.: 1
„Wie nun jetzt verlautet, will Suleiman Pascha, im Falle Osman Pascha in Plewna zur Kapitulation gezwungen würde, nur die nöthigen Garnisonen in den Donau⸗Festungen zurücklassen und mit dem größten Theile seiner Armee über die östlichen Balkan⸗ pässe nach Rumelien gehen, um dasselbe gegen eine neue russische Invasion zu schützen und im schlimmsten Falle Adrianopel zu ver⸗ theidigen. Die Stellung der beiderseitigen Streitkräfte hat sich in den letzten Wochen auf dem ertremen östlichen Kriegsschauplatze nicht merklich verändert. Die russische Dobrudscha⸗Armee steht noch immer vor dem Trajans⸗Walle, mit ihrem Hauptquartiere in Cerna⸗Woda und in befestigten Stellungen bei Medschidje und Küstendsche. Foreirte Rekognoszirungen mit kleineren, aus drei Waffengattungen bestehenden Abtheilungen wurden zwar vorgenom⸗ men und in diesen Expeditionen ist man südlich bis nahe an Basard⸗ schik und an der Meeresküste bis Kawarna vorgedrungen. Ebenso sind Kavallerie⸗Abtheilungen westlich bis Kuzgun und auch näher au Silistria gelangt, aber zu einem wirklichen Vordringen einer größeren Truppen⸗Abtheilung ist es nicht Seas⸗ und dürfte auch nicht früher kommen, als bis in West⸗Bulgarien die Würfel gefallen sind. Der Krankenstand in der russischen Dobrudscha⸗Armee ist zwar im Monate Augast ein hoher gewesen, seit September jedoch ist derselbe ein ganz normaler geworden.
Was die Stellung der türkischen Armee auf dem extremen ostbulgarischen Kriegsschauplatze betrifft, so kann man dieselbe in einer ganz einfachen Weise resumiren. Außer Sulina, welches von den Türken befestigt wurde und nur unter dem Schutze der Flotte zu halten ist, ist die ganze Dobrudscha südlich bis Basardschik, west⸗ lich bis drei Stunden von Silistria von Truppen entblößt. Die türkische Hauptstellung ist noch immer Berna. henmndhsechannhe; Vorgeschobene Abtheilungen halten das stark befestigte Basardschik und die Etappenstation Kozludza. Von Basardschik bis Silistria sind nur schwache Kavallerie⸗Piquets postirt, so daß Kosacken mit Umgehung Basardschiks bis nahe an Jeni⸗ Bazar gestreift ind. In Varna steht das egyptische Corps, welches im Kampfe aum 300 Mann eingebüßt hat, aber einen so großen Krankenstand aufweist, daß es um 30 % seines Effektivstandes vermindert ist. Auch die anatolischen Regimenter sind durch Krankheiten sehr mitgenommen, so daß die Bataillone höchstens noch 300 bis 400 Mann stark sind. In den letzten Tagen sind auch einige Bataillone in Varna nach Trapezunt eingeschifft worden, um die Hülfstruppen, welche man Moukhtar Pascha nach Erzerum schickt, zu verstärken. Es wird an der Herstellung der Straße durch den Emineh⸗Balkan eifrig ge⸗ arbeitet. Ein großer Theil der in Varna stationirten Kriegsschiffe ist nach Trapezunt beordert worden, wo auch Hobart Pascha mit der Panzerflotte sein soll.“
Asiatischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 15. November. (W. T. B.) In dem offiziellen Telegramm vom 13. d. Abends über die Avantgarde⸗Affaire vor Erzerum vom 9. d. ist die Verlust⸗ ziffer offenbar irrthümlich angegeben. Die drei jeden⸗ falls durch die Campagne in ihrem Bestande geschwäͤchten Bataillone des Baku’schen Regiments, welche noch überdies 550 Gefangene fortführten, können unmöglich 32 Offiziere und 600 Coldaten verloren haben. Offenbar ist das der Verlust bei dem Treffen von Deveboyun.
Konstantinopel, 15. November. (W. T. B.) Nach ier eingegangenen Nachrichten aus Erzerum griffen die
ussen am 14. d. bei Tagesanbruch die Befestigungen von Topdagh an, erstürmten und nahmen das Fort Azizie, wurden jedoch gezwungen, dasselbe wieder zu verlassen. Der Kampf dauerte bis 1 ½ Uhr Nachmittags. Es ist starker Schneefall eingetreten. 1
Tiflis, 12. November. (Telegr. d. W. „Presse“.) Die von Ardahan über Olti vorgerückte Kolonne hat im Saganlü⸗ gebirge Stellung genommen. Sollte die Einnahme von Erzerum in nächster Zeit nicht gelingen, so wird das Armee⸗ Corps Heimann seine Winterquartiere am Saganlü⸗
gebirge beziehen. — In Kuba und Schura (an der 818 üste des Kaspischen Meeres), ehemalige aufständische Bezirke, wurden die Friedensgerichte wieder eingeführt
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Moukhtar Pascha vorliegen, nach welch
— Die „Pol. Corr.“ meldet: 1 . „Dem Kriegs⸗Ministerium in Fönstantinfee sollen Berichte v een er seit seiner letzten großen Niederlage keine weitere Katastrophe befürchtet, falls die versprochenen Verstärkungen rechtzeitig eintreffen werden. Diese optimistische Auf⸗ fassung flößt aber wenig Vertrauen ein, wenn man vernimmt, was eine aus Anatolien eben in Konstantinopel eingetroffene hohe mili⸗ tärische Persönlichkeit über den derouten Zustand der Armee Moukhtar Paschas erzählt. Als Moukhtar die Festung Kars verließ, um die Höhen von Saganlü zu besetzen und sich sodann in der Richtung von Erzerum zurückzuzieh n, katte er nicht mehr als 11 stark dezi⸗ mirte Bataillone. In Kars hatte er 31 ebenso dezimirte Bataillone zurückgelassen. Die Panique in Kars hatte den Gipfelpunkt erreicht. Es befanden sich daselbst üͤber 5000 Kranke und Verwundete mit nicht mehr als acht Aerzten; an Medikamenten fehlte es fast ganz und gar. die Russen an jenem Tage Kars angegriffen, so wäre die Festung unzweifelhaft in ihre Hände gefallen.“
Aus Pera schreibt man der „Cöln. Ztg.u“:
„Auch die sonst so passiven Weiber mischen sich jetzt in die Oeffentlichkeit ein. In starken Gruppen strömen sie mit ihren Säuglingen auf den Armen in die unteren Räume des Kriegs⸗ Ministeriums und verlangen zu wissen, ob ihre Männer umgekom⸗ men seien. Und bei der Achtung, mit der die Weiber hier behandelt werden, ist dies eine unbequeme Sache. Befriedig n lassen sich ihre Fragen nicht. Denn erstens besitzt die Türkei gar keine Verzeichnisse ihrer einzelnen Soldaten, noch weniger aber Verlustlisten, und wenn es deren gäbe, würden die Personalbezeichnungen Einzelner stets in der Luft schweben, da es in jedem Regimente Hunderte von Schmeds und Mehmeds giebt, die schwer zu scheiden sind. Nachdem man die Gemüther einigermaßen über die Lage in Asien beruhigt hatte, ist jetzt der angebliche Verrath Jsmail Haki’s, des Befehls⸗ habers von Telisch, in aller Munde, und pilzartig schießen Bio⸗ raphien des Verräthers auf, wie sie entehrender nicht gedacht werden önnen. Das Unglück macht die Türken stets hart.“
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der Etat der Eisenbahn⸗Verwaltung für das
Etatsjahr 1878/79 weist Einnahmen auf von 10 Staatsbahnen
169,800,732 ℳ (+ 1,654,572 ℳ, die sich hauptsächlich auf der Ostbahn ergaben, bei welcher u. A. die Einnahmen der Pommerschen Centralbahn für das volle Jahr zum Ansatz kommen); Privatbahnen, bei welchen der Staat betheiligt ist 4,247,374 ℳ (+ 1,146,712 ℳ, davon 661,500 ℳ Zinsen auf die zum Bau der Berliner Stadtbahn geleisteten Einzahlungen); sonstigen Einnahmen 367,470 ℳ (+ 138,000 ℳ), darunter einen durchlaufenden Posten von 52,000 ℳ von der Berliner Stadtbahn zu erstattende Besoldungen ꝛc.; zusam⸗ men 174,415,576 ℳ (+ 2,939,284 ℳ). 8
Die dauernden Ausgaben betragen: Staatseisenbabnen 109,751,58s6 ℳ ( 95,242 ℳ), Privatbahnen 5,534,750 ℳ (sè—571,748 ℳ), Centralverwaltung und Eisenbahnkommissariate 1,104,000 ℳ (+‿ 41,721 ℳ), zusammen 116,390,336 ℳ (s— 615,269 ℳ).
Die Ueberschüsse, welche die einzelnen Staats⸗Eisenbahnen liefern, sind: Niederschlesisch⸗Märkische 15,975,000 ℳ ( 640,000 ℳ), Ost⸗ bahn 16,520,000 ℳ (+ 2,930,000 ℳ), Westfälische 2,898,000 ℳ (s— 50,000 ℳ), davon Münster⸗Hamm 325,500 ℳ, Saarbrücker 3,937,000 ℳ (+ 50,000 ℳ), Hannoversche 11,412,000 ℳ (+ 47,000 ℳ), Frankfurt⸗Bebra 5,070,000 ℳ (+ 60,000 ℳ), Nassauische 1,900,000 ℳ (s—500,000 ℳ), Main⸗Weser 2,458,000 ℳ (— 227,000 ℳ), Main⸗ Neckar 334,646 ℳ (— 32,686 ℳ). 1
Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind 1,559,586 ℳ (+ 399,200 ℳ) ausgeworfen, darunter 900,000 ℳ “ für undohe. älle.
Die Gesammtausgaben betragen 117,949,922 ℳ (— 226,069 ℳ). Der Ueberschuß der Einnahmen über die dauernden Ausgaben stellt sich auf 58,025,240 ℳ (+ 3,564,553 ℳ) und nach Abzug der einmaligen und außerordentlichen Ausgaben auf 56,465,654 ℳ (+ 3,165 353 ℳ). b b
— Der Etat der Berg⸗, Hütten⸗, und Salinen⸗ Verwaltung für das Jahr 1878—79 weist in den Einnahmen 95,670,892 ℳ (—4,702,476 ℳ), den dauernden Ausgaben 82,290,134 ℳ (— 2,247,311 ℳ) auf und läßt nach Abzug von 1,475,000 ℳ ein⸗ maligen und außerordentlichen Ausgaben (+ 320,750 ℳ) einen Ueber⸗ schuß von 11,905,758 ℳ (— 2,775,915 ℳ).
Zu den Einnahmen liefern die Bergwerke 60,026,300 ℳ (—3,752,818 ℳ) Das zum Verkauf gelangende Quantum ist im Wesentlichen dasselbe geblieben, doch wird sich der Einnahmebetrag wegen des Rückgangs des Steinkohlenpreises erheblich vermindern. Die Hüttenwerke sind mit 23,697,700 ℳ (— 57,200 ℳ) aus⸗ geworfen, die Salzwerke mit 4,886,995 ℳ (— 143,565 ℳ). Wegen stockenden u hat auf den Salzwerken zu Staß⸗ furt und bei Erfurt die Förderung von Steinsalz beschränkt, auch eine Herabsetzung der Verkaufspreise stattfinden müssen; da⸗ gegen hat die Kaliproduktion in früherem Umfange beibehalten wer⸗ den können. Die Badeanstalten sind mit 143,367 ℳ (+. 1200 ℳ) in Ansatz gebracht, die Kommunionwerke am Unterharz mit 2,443,760 ℳ (+ 33,852 ℳ), die Gesammt⸗Steinkohlenbergwerke bei Obernkirchen mit 952,900 ℳ (— 254,600 ℳ in Folge andauernden Rückgangs der Verkaufspreise), die anderen Einnahmen mit 3,519,870 ℳ (— 529,345 ℳ). Der Ausfall im letzteren Titel liegt lediglich in den Bergwerksabgaben ꝛc., die sich in Folge der ungün⸗ stigen Produktion von 3,782,625 ℳ auf 3,23 1,220 ℳ ermäßigt haben.
Die dauernden Ausgaben belaufen sich bei den Berg⸗ werken auf 51,105,125 ℳ (— 1,853,183 ℳ), der Ueberschuß auf 8,921,175 ℳ (— 1,899,635 ℳ). Die Ersparnisse werden zum größten Theil de durch erzielt, daß für Neu⸗ und Erweiterungsbauten, die nur in möglichst geringem Maße ausgeführt werden sollen, 1,148,610 ℳ weniger, als im w0. auf den Etat gebracht sind. Für die Hüttenwerke betragen die Ausgaben 22,118,950 ℳ (+ 135,430 ℳ), der Ueberschuß 1,578,750 ℳ (— 192,630 ℳ), für die Salzwerke die Ausgaben 3,880,125 ℳ (— 432,715 ℳ), der Ueberschuß 1,006,870 ℳ (+ 289,150 ℳ). Die 3 . in den Ausgaben wird selbstverständlich durch die geringere Produk⸗ tion herbeigeführt, zum Theil aber auch, weil im vorigen Etat ein sehr erheblicher Betra zum Ankauf eines 57 Morgen großen Areals zu Staßfurt zum dasas gebracht war. Die Ausgaben der Bade⸗ anstalten belaufen sich auf 158,907 ℳ (+ 16,740 ℳ), erfordern mithin einen Zuschuß von 15,540 ℳ Die gemeinschaftlichen Werke erfordern 2,689,060 ℳ (— 96,948 ℳ) Ausgaben und er⸗ geben 707,600 ℳ (—123,800 ℳ) neersßa⸗ 1 K
Die Verwaltungskosten: Mini eeg für das Bergwesen 178,570 ℳ (— 7230 2 Ober⸗Bergämter 1,260,655 ℳ (— 5622 ℳ), bergtechnische Lehranstalten 368,950 ℳ (s— 2100 8 und sonstige Verwaltungs⸗ und Betriebskosten 529,792 ℳ (— 1683 ℳ sind ziemlich unverändert geblieben. .
Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind 1,475,000 ℳ ausgeworfen (+ 320,750 ℳ), wovon 150,000 ℳ zur Fortsezung der Bohrversuche bei Dürrenberg [auf Steinkohlen), bei Thierenberg im Samlande, bei Cammin, bei Dobrilugk (auf Steinkohlen) und in der Provinz Westfalen (auf Steinkohlen). Zur Fortsetzung des Segeberger Steinsalzschacht⸗Unternehmens sind 200,000 ℳ vorgesehen; zu Bauprämien für Bergleute in Saar⸗ brücken 60,000 ℳ, zur Gewährung unverzinslicher Darlehne an die⸗ selben behufs Ausführung von Wohnhäusern 100,000 ℳ, zur Vo⸗⸗ lendung des Dienstgebäudes für die geologische Landesanstalt, die Bergakademie und das Museum für Berg⸗, Hütten⸗ und Salinen⸗ werke sowie W Einrichtung und Ausrüstung des Dienst⸗
ebäudes 460, ℳ u. s. w. . 1
8 Der Etat des Herrenhauses (164,310 ℳ) ist gegen, den laufenden um 1200 ℳ (Remuneration der ständigen Hülfsarbeiter) erhöht, der des Hauses der Abgeordneten (1,199,520 ℳ) um
5000 ℳ (Unterhaltung der Gebäude) ermäßigt worden.
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1 11.““ Statistische Nachrichten. 8 Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 4. No⸗ tober bis incl. 10. November cr. zur Anmeldung gekommen: 233 Ehe⸗ schließungen, 886 Lebendg borene, 30 Todtgeborene, 450 Sterbefälle. — Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt herausgegebenen Band XXVII. der Statistik des Deutschen R ichs die allgemeinen Uebersichten über den auswärtigen Waarenverkehr des Deutschen Zollgebiets, sowie einige Uebersichten über den Waarenverkehr in den Niederlagen und über die nach Maßgabe der Zoll⸗ gesetzgebung zulässigen Verkehrsrleichterungen und Zollbefreiungen für das Jahr 1876. Diese Nachweise weichen von den früheren Darstellungen des auswärtigen Waaren⸗ erkehrs insofern etwas ab, als auf Grud eines Bundesraths⸗Be⸗ schlusses vom 6. Dezember 1876 die bisherige Jahresübersicht über die Waareneinfuhr mit Unterscheidung der Gebietstheile der schließ⸗ lichen Abfertigung der Waaren, sowie die Uebersicht, welche eine Nachweisung der in den einzelnen Quartalen in den freien Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr ausgeführten Mengen der hauptsächlichsten Waarenartikel enthielt, weggeblieben sind. Die Gruppirung der Waaren erfolgte, wie in den Vorjahren, in der Hauptsache nach der Ordnung des statistischen Waarenverzeichnisses, welches sich unmittelbar an die Haupt⸗ und Unterabthei⸗ lungen des Zolltarifs anschließt und für den Nachweis der Einfuhr des Zollgebiets 462 einzelne Waarenbenennun⸗ gen enthält, 25 für den Nachweis der Waarenaus⸗ fuhr und Durchfuhr des Zollgebiets wegen der größeren Unvollstän⸗ digkeit der lediglich aus den Frachtpapieren zu entnehmenden Notizen nur 403 Waarengattu. gen unterscheidet. In der Uebersicht VI., welche die hauptsächlichsten Ergebnisse der Anschreibungen über den Waarenverkehr des Zollgebiets zusammenfaßt, sind übrigens die ein⸗ und ausgeführten Waaren nach einem sogenannten systematischen Waarenverzeichnisse geordnet, in welchem die Waaren nach ihrer Zu⸗ sammengehörigkeit und Gleichartigkeit hinsichtlich des Stoffs und Gebrauchszwecks in große und möglichst übersichtliche Gruppen ge⸗ bracht üinn. Innerhalb dieser Gruppirung werden dann noch, soweit thunlich, Rohstoffe, Halbfabrikate und gröber oder feiner gearbeitete fertige Waaren unterschieden. Fugleich ist in der Uebersicht VI., wie in der betreffenden des Vorjahrs, der Werth der Waareneinfuhr nach Schätzungspreisen dargestellt; dagegen unterblieb auch diesmal wieder die Berechnung des Werths der Waarenausfuhr, weil bei dieser Verkehrsrichtung der Nachweis . der Mengen, als auch der Gattung der Waaren zu unvollständig ist, um mit einiger Sicherheit deren Werth abschätzen zu können. Um das Aufsuchen ein⸗ zelner Artikel in den nach beiden Waarenverzeichnissen eingerichteten Uebersichten zu erleichtern, sind der betreffenden Veröffentlichung
zwei Register beigegeben.
— Ueber die literarische Produktion Oesterreichs 1870 bis 1876 bringt das neueste Heft der in Wien erscheinenden „Statistischen Monatsschrift“ eine Abhandlung, welcher wir Folgen⸗ des entnehmen:
Im Jahre 1870 erschienen in Oesterreich 678 periodische Druckschriften, welche Zahl in den nächstfolgenden Jahren auf 757, 835, 866, 810 stieg und 1875 die Höhe von 876 erreichte. Darunter waren 293 politische, 84 volkswirthschaftliche, 64 land⸗ wirthschaftliche, 53 gewerblich⸗technische, 10 Militär⸗ und Marine⸗, 29 medizin⸗naturwissenschaftliche, 11 rechts⸗ und staatwissenschaft⸗ liche, 29 theologische und Erbauungs⸗, 69 pädagogische, stenographische und Jugendblätter, 17 historisch⸗literarische Zeitschriften, 38 Blätter für Theater, Kunst ꝛc., 63 belletristische und Witzblätter, 76 nicht⸗ politische Notizblätter, 40 kommerzielle und Anzeigeblätter.
Betreffs der Auflage der periodischen Blätter stellt sich heraus, daß inländische Zeitungen zur Abstempelung gebracht wurden: 1870 78,440,219 Stück, 1871 78,206,923 Stück, 1872 82,770,029 Stück, Ai2 89,761,260 Stück, 1874 83,590,025 Stück, 1875 83,114,381 Stück.
Ueber die Bewegung im Buchhandel werden nach der „Buch⸗ händler⸗Correspondenz“ folgende Mittheilungen gemacht. Es erschienen in dem Jahre 1870 in Oesterreich 1271 deutsche, 11 italienische, 652 czechisch⸗slavische, 213 polnische Werke; im Jahre 1876 zählte man 19.2 deutsche, 19 italienische, 369 czechisch⸗slavische, 323 polnische Werke, 142 Kunstblätter und 800 musikalische Werke. Es fand also eine stete Vermehrung der literarischen Produktion statt.
In der Aufeinanderfolge der Jahre ergiebt sich bei den in Oesterreich erschienenen nicht periodischen Druckschriften
1871 gegen 1870 Zunahme von 313 Werken oder 24,8 % 8
1872 1871 Abnahme 93 5,9 %
1873 1872 Zunahme 188 12,8 %
1874 1873 Abnahme 65 3,2 %
1875 1874 Zunahme 8 5,6 %
1876 1875 Zunahme C“
— Der 2. Jahrgang des Statistischen Almanachs für das Deutsche Reich, der kürzlich zu Hamburg im Verlage von J. F. Richter erschienen ist, enthält in systematischer Bearbeitung und leicht üͤbersichtlicher Form das wesentlichste, auf ganz Deutsch⸗ land bezügliche statistische Material, in 12 Abschnitten zusammen⸗ gefaßt, welche das Reichsgebiet und seine Fläche, den Stand und die Bewegung der Bevölkerung, die Wahlen zum Reichstage, die Armee, die Reichsfinanzen, Landwirthschaft, Industrie und gewerbliche Ver⸗ hältnisse, Handel, Geld⸗ und Kreditwesen, Versicherungswesen, An⸗ stalten für Selbsthülfe und den Verkehr behandeln.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Professor der Theologie Clemens Brockhaus, Sohn des Seresszaer Hermann Brockhaus, ist am 10. November in Leipzig gestorben. 1
8ed9 99,9, November. (E. C.) Die „Royal Geographical Society“ hielt gestern Abend ihre erste Sitzung in diesem Winter. Der Vorsitzende, Sir Rutherford Alcock, sprach besonders von der Erforschung Afrikas und äußerte sich in sehr rühmender Weise üher den Unternehmungsgeist Stanley’s. Jetzt, wo fast alle eurov-
ischen Regierungen unter dem Präsidium des Königs der Belgier oss Regieefoßaten ausgesandt hätten, sei zur Vollendung des Werkes vor Allem Geld nothwendig Wenn die portugisische Re⸗ gierung für solchen Zweck 26,000 Pfd. Sterl. hergeben könne, um wie viel mehr müßte die britische, die bei der Zukunft Afrikas viel Gröͤßeres auf dem Spiele stehen hätte, hergeben. Mit Geld werde Afrika nicht nur erforscht, sondern auch civilisirt werden können. — Eine öffentliche “ Kensington beschloß die Erfor⸗
un alästinas mö zu fördern. Sagen der He enzollern“, von Oskar Schwe⸗ bel, sind im Verlage der Liebelschen Buchhandlung (Berlin 1878) als patriotische Weihnachtsgabe erschienen. Nachdem der Verfasser im ersten Kapitel die Geschichte der Hohenzollernburg und im zwei⸗ ten die Stammsagen erzählt hat, führt er den Leser in den folgen⸗ den Zollern⸗Bildern nach und nach bis in die neueste Zeit, vom Fels zum Meer. Die einzelnen Abschnitte sind: Graf Isenbart von Al- torf; Herzog Tassilo; St. Mainrad; die heilige Magd Irmentrut; die Hohenberger; Hohenzollern, Hirschberg und Schalksburg; Kloster Stekten; die heilige Kreuzlinde am Hohenzo ern; Graf Friedrich von Zollern, der Oettinger; Prophezeiungen von der künftigen Größe des Hauses Hohenzollern; märkische Sagen alter Zeit; das Kreuz am Kremmer Damm; der Hohenzollern Kurhut und Schwert; im alten Schlosse zu Kölln an der Spree; Jagdschloß Grunewald; Markgraf Hans zu Küstrin; die weiße Frau; allerlei Portenta und Mirakula; der große Kurfürst; die neue Zeit. Durch das Buch weht ein patriotischer Hauch, der die alten Sagen belebt und mit dazu beitragen wird, des Verfassers Wunsch zu er⸗ füllen, „daß das deutsche Volk des neuen Reiches von den Urvätern, die von den Vorgeschichten ihrer Königshäufer sangen und sagten, an Liebe zu dem gottgegebenen Heer⸗Königsgeschlecht nicht übertroffen werden dürfe.“ Das Buch, dessen Widmung Se. Kaiserliche und
Königliche Hoheit der Kronprinz angenommen hat, ist mit
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