1877 / 282 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Provinz Hannover vor Einführung der preußischen Grund⸗ und

Gebäudesteuer bestanden habe, wiederhergestellt und eine offenbare Ungerechtigkeit beseitigt werde. Der Abg. Lauenstein entgeg⸗

naete dem Abg. Dr. Brüel, daß die große Mehrzahl der han⸗

overschen Staatsbürger nicht damit einverstanden sei, ihr preußisches Staatsbürgerthum wieder aufzugeben. Der Abg. Dr. Lasker wünschte provinzielle Eifersüchteleien zum Heile des Gesammtvaterlandes in vermieden zu sehen. Der Gesetzentwurf wurde genehmigt. Darauf ward die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der eistlichen ꝛc. Angelegenheiten, und zwar mit er Diskussion des Kapitels „Gymnasien und Real⸗ schulen“ fortgesetzt. Dem Abg. Dr. Franz bemerkte der Re⸗ 4— ar, Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Gandtner, die Grundsätze für die Ascension der Gymnasiallehrer definitiv erst bei der Berathung des Unterrichtsgesetzes ge⸗ regelt werden könnten. Jetzt würde die Ascension von der Unterrichtsverwaltung möglichst wenig unterbrochen, nur in dem Falle würden Einschiebungen vorgenommen, wenn die zur Ascension in eine vakante Oberlehrerstelle ihrer Anstalt zunächst berechtigten ordentlichen Lehrer nicht die facaltas docendi in für die obersten Gymnasialklassen hätten, also ur Beförderung nicht qualifizirt wären. Beim Schlusse des lattes hatte der Abg. Osterrath das Wort.

1b Einer von der Hohen Pforte dem ö Bot⸗

schafter in Konstantinopel gemachten Mittheilung zufolge ist

vom 27. d. M. ab über die Albanische Küste von Spizza is 8-gnh türkischerseits der Blokadezustand verhängt orden.

Die durch Erhitzen von Stärkezucker bereitete Bier⸗ ouleur gehört, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tri⸗ bunals vom 25. Oktober 1877, ihrer Beschaffenheit nach zu denjenigen anderen Malzsurrogaten, welche nach §. 1 ad 7 des Brausteuergesetzes für jeden Centner mit 1 Thlr. 10 Sgr. zu besteuern sind.

Der bisher im Kollegium der Königlichen General⸗ ommission zu Münster beschäftigt gewesene Regierungs⸗ Assessor Matthiesen ist als Spezial⸗Kommissar in Pader⸗ orn stationirt.

8 Briefsendungen ꝛc. für S. M. S. „Ariadne“ sind

bis incl. 5. Dezember cr. nach Rio de Janeiro (via Sousenhe . nd vom 6. Dezember cr. ab bis auf Weiteres nach Val⸗ araiso zu dirigiren.

Stralsund, 26. November. Heute Vormittag um 11 Uhr begannen im landständischen Hause hierselbst die Ver⸗ andlungen des diesjährigen ordentlichen neu⸗vorpommer⸗ chen Kommunal⸗Landtags. Da der durch die Aller⸗ öchste Verordnung vom 17. August 1825 über die Ein⸗ ichtung der Kommunalstände in Neu⸗Vorpommern und Rügen ein für alle Mal berufene Vorsitzende, Fürst Putbus, urch eine längere Reise ins Ausland an den diesmaligen Verhandlungen Theil zu nehmen verhindert ist, so eer nach der desfallsigen Bestimmung des angezogenen Gesetzes der Abgeordnete des Kreises Rügen, Rittmeister von der Lancken uf Plüggentin, den Vorsitz zu übernehmen. Vor dem Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vor⸗ sitzende des seit der letzten Sitzung des Landtags dahin⸗ eschiedenen langjährigen Mitgliedes, Gutsbesitzers Bahls z Langenhanshagen, und die Versammlung ehrte das Andenk es Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Nach dem Eintritt in die Eageenung wurde zunächst der Jahresbericht des engeren stäͤndischen Ausschusses pro 1876/77 verlesen. Hieran schloß sich der Bericht der Revisions⸗ kommission über das Resultat ihrer Prüfung der verschiedenen Landeskassenrechnungen pro 1876. Erinnerungen von irgend wesentlicher Bedeutung sind nicht zu erheben gewesen, und empfahl die Kommission daher die Dechargirung, die denn auch in bisheriger Weise unter den einzelnen Rechnungen erfolgte. Sodann trug der Land⸗Syndikus den Cirkular⸗ Erlaß des Landtags⸗Kommissarius über den bis⸗ herigen Erfolg der Beschlüsse des vorigjährigen neu⸗ vorpommerschen Kommunal⸗Landtags vor. Stände nahmen avon Kenntniß, vermißten zu ihrem aufrichtigen Bedauern ber auch jetzt wieder jedwede Andeutung wegen Erledigung der von ihnen schon mehrfach eingebrachten Petitionen in Be⸗ reff des hiesigen Soldatenkinderhauses. Sie halten die Wiederherstellung dieser segensreichen Einrichtung im Interesse des Landestheils und in specie der Stadt Stralsund für durchaus geboten und beschlossen daher, sich aufs Neue an den Ober⸗Präsibenten dieserhalb zu wenden, auch in Erwägung zu siehen, ob nicht eventuell der Rechtsweg in dieser Angelegenheit zu etreten sei. Hierauf wurden die Abschlüsse sämmtlicher Landes⸗ kassen pro 1877/78 vorgetragen und die Etats pro 1878/79 einer eingehenden Prüfung unterzogen. Eine Feststellung der letzteren erfolgte aber heute noch nicht, da in Betreff einiger Punkte vorerst noch nähere Erhebungen wünschenswerth erschienen. Diese Feststellung und damit die Fixirung der Gesammt⸗ summe der pro 1878/79 auszuschreibenden kommunalstän⸗ dischen Steuern ist daher einstweilen noch ausstehend ge⸗ blieben und einer späteren Sitzung vorbehalten.

Cöln, 28. November. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Stadtverordnetenwahlen der ersten Klasse erhielten die fünf Kandidaten der liberalen Partei

eine große Majorität.

Sigmaringen, 26. November. Der am 18. d. Mts. er⸗ öffnete Vv. Kkommunal⸗Landtag der Hohenzollernschen Lande hat heute nach neuntägiger Thätigkeit seine Arbeiten erledigt und ist Mittags 1 Uhr von dem Regierungs⸗Präsi⸗ denten Graaf als Königlichem geschlossen worden. Die wichtigsten Gegenstände der Berathung waren der Gesetz⸗ entwurf, die Zusammenlegung der Grundstücke, Ablösung der Servituten und Theilung der Gemeinheiten in den Hohenzollernschen Landen, der Gesetzentwurf, betreffend

die Erweiterung der Verwendungszwecke der den Provinzial⸗ und Kommunalverbänden überwiesenen Dotationsfonds, und das Reglement über die am 1. Januar fat. auf den Kom⸗

munalverband übergehende Verwaltung der Landstraßen.

8 Außerdem wurden die Verträge mit den Verwaltungen der Korrektionsanstalten zu Breitenau, in der Provinz Hessen, und zu Rottenburg in Württemberg wegen Unterbringung der hohenzollernschen Korrigenden genehmigt, ferner die Etats

des Verbandes, des Landesspitals, des der Spar⸗ und Leihkasse, der Feuersozietät und der Ackerbauschule pro 1878 festgestellt und die Rechnungen dieser Anstalten pro

1877 dechargirt und schließlich auch die Wahlen zur regel⸗ mäßigen Ergänzung des Landesausschusses beziehungsweise eines Stellvertreters d den des letzteren vollzogen.

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Bayern. München, 27. November. Der neuernannte Staats⸗Minister der Finanzen, v. Riedel, wird die Leitung des Finanz⸗Ministeriums am 1. Dezember über⸗ nehmen. Die Berathung des Gesetzentwurfs bezüglich des Verwaltungsgerichtshofes im Kammer⸗Aus⸗ schusse machte in der heutigen Sitzung desselben bedeutende Fortschritte. Mit Ausnahme der Artikel, welche in Folge des gestrigen Beschlusses an die Subkommission verwiesen wurden, sind alle Artikel bis gegen den Schluß des Entwurfs erledigt worden. Der Schlußartikel, welcher in Folge der bekannten Modifikationen des Referenten Hauck, die wichtigste Streit⸗ frage in sich schließt, soll in der nächsten Ausschußsitzung, am Donnerstag, 2 Berathung gelangen. .

28. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Bewilligung eines außerordentlichen Kredits für militärische Zwecke, auf Antrag des Kriegs⸗Ministers dem Finanzausschusse überwiesen. Bei Be⸗ rathung der Petitionen gegen die Wanderlager und den Hausir 22à. wurden die Resolutionen des Aus⸗ schusses: die Wanderlager und den Hausirhandel durch Be⸗ -enen möglichst zu erschweren und den Bundesrath zu er⸗ suchen, auf die Erschwerung der Wanderlager hinzuwirken, nach lebhafter Debatte angenommen.

Sachsen. Dresden, 28. November. Die Erste Kammer fuhr heute in der Spezialberathung des Gesetz⸗ entwurfs, Bestimmungen zur Ausführung des Ge⸗ richtsverfassungs⸗Gesetzes ꝛc. enthaltend, fort. Ein vom Ober⸗Bürgermeister Dr. André formulirter Zusatzpara raph, welcher den Mitgliedern der Landgerichte und den Amts⸗ richtern das Recht des Aufrückens nach dem Dienstalter ge⸗ währen will, wurde nach längerer Diskussion abgelehnt, ebenso ein von der Majorität der Deputation formulirter Paragraph, welcher dieses Recht den Mitgliedern der Landgerichte ein⸗ räumt. Ein anderer vom Ober⸗Bürgermeister Dr. André be⸗ antragter Paragraph, welcher für die Erkennung von Diszi⸗ plinarstrafen gegen einen Richter und die unfreiwillige Ver⸗ setzung eines Richters in eine andere Stelle und in den zeit⸗

weisen oder dauernden Ruhestand strengere Vorschriften ent⸗ hält, als die I hoc, wurde ebenfalls abgelehnt eiterberathung auf Freitag vertagt.

und hierauf die

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 27. November. Nach der „Bud. Korr.“ beabsichtigt die ungarische Regierung die Vor⸗ lagen, welche auf das als unabwendbar betrachtete Provi⸗ so rium Bezug nehmen, sobald der Text derselben mit der öster⸗ reichischen Regierung vereinbart sein wird, zu unterbreiten. Der genannten Correspondenz zufolge soll im Sinne dieser Gesetzentwürfe für zwei, höchstens drei Monate die unverän⸗ derte Aufrechterhaltung des ganzen status quo ante und ferner für dieselbe Zeit auf Basis des 1877er Budgets die Indem⸗ nität votirt werden. Das Abgeordnetenhaus könne sodann wenigstens die letztere noch vor dem 5. Dezember votiren. Den Delegationen werde aber jedenfalls der gemeinsame Voranschlag pro 1878 unterbreitet werden und es

erde sodann von diesen abhängen, ob sie das Erfor⸗

rniß votir- n und mit der Votirung der Bedeckung warten, b⸗ gwcotenfrage entschieden ist, oder ob sie auf Grund de⸗ Wogeks die Indemnität ertheilen wollen, was jedoch zeineswegs rationell davon abhängig gemacht wer⸗ den könne, ob der Reichstag schon früher für das ganze Budget die Indemnität votirt hat. Die zu ertheilende Er⸗ mächtigung könne schließlich in der Weise beschränkt werden, daß ausgesprochen wird, die gemeinsame Regierung habe innerhalb der im nächstjährigen Voranschlage präliminirten Ersparnisse zu bleiben, wie z. B. bezüglich der für die Uchatius⸗ kanonen votirten, für das nächste Jahr aber nicht mehr ver⸗ anschlagten Summe. Der Alterspräsident der ungarischen Delegation, Eduard Zsedenyi, hat die⸗Delegirten für Don⸗ nerstag zu einer Vorkonferenz einberufen. Und die ungarische Regierung wird, wie „Hon“ meldet, mit den Mitgliedern der Delegation bezüglich des modus procedeadi konferiren.

Schweiz. Bern, 27. November. Durch die Verfassung und 8173 als gültig anerkannte Unterschriften genöthigt, hat der Große Rath beschlossen, dem Volke die Verfassungs⸗ revisionsfrage vorzulegen. Der Abstimmungstag ist noch unbestimmt. Der Bundesrath hat unter dem 16. No⸗ vember dem Staatsrathe des Kantons Tessin mitgetheilt, die Gemeindebehörde von Lugano sei verständigt worden, daß sich der Bundesrath nicht weiter mit der Okkupations⸗ angelegenheit befassen werde, da die militärische Besetzung schon seit langer Zeit aufgehört habe. Die Frage, wie die Okkupationskosten zu decken seien, müsse nach dem kantonalen Rechte entschieden werden.

81113“] Aargau verwarf die Anträge, dem Volke sofort die Ver⸗ fassungsrevisionsfrage zur Abstimmung vorzulegen und seine Entlassung zu nehmen. Dagegen soll der Regierungs⸗ rath in außerordentlicher Session demnächst Vorschläge über 88 Finanzfrage und eine allfällige Verfassungsrevision vor⸗ egen.

Großbritannien und Irland. London, 27. November. Die Abreise der Königin von Balmoral ist wegen Unwohl⸗ seins des Prinzen Leopold wieder hinausgeschoben worden und wird erst Anfangs Dezember erfolgen. Sir Staf⸗ ford Northcote hat gestern Balmoral verlassen. In Stirling in Schottland ist kürzlich unter außerordent⸗ lich großer Betheiligung ein Standbild des Königs Robert Bruce enthüllt worden.

Canada. Ottawa, 25. November. Die amtliche „Canadian Gazette“ veröffentlicht eine vollständige Amnestie, welche Lord Dufferin, der Generalgouverneur, den an der nordwestlichen Rebellion im Jahre 1869 betheiligt gewesenen Personen gewährt hat.

Halifax, 25. November. (A. A. C.) Der amerikanische Kommissär hat gegen die Zuerkennung der Fis cherei⸗ kommission aus dem Grunde gestimmt, weil Groß⸗ britannien aus dem Washingtoner Vertrage größere Vortheile als die Vereinigten Staaten gezogen habe. Auch zieht er die Befugniß der Kommission in Zweifel, irgend eine Zuerkennung ohne die einmüthige Zustimmung ihrer Mitglieder auszusprechen. (Uebrigens beträgt die Summe, welche die Fischereikommission Großbritannien als Schadloshaltung zuerkannt hat, nicht 1 500 000 Dollars, wie irrthümlich gemeldet worden, sondern 5 500 000 Dollars.) 1“

Frankreich. Paris, 28. November. (W.⸗ „Temps“ veröffentlicht eine Adresse, welche die Delegirten der Syndikatskammer von Paris an den Marschall Mac Mahon gerichtet haben. Dieselbe schildert diegegenwärtige ungünstige Lage der Industrie und des Handels und hebt besonders hervor, daß dieselbe vor allem durch die Ungewiß⸗ heit, die Besorgniß und die Unsicherheit, in welcher sich das Land seit mehreren Monaten befinde, hervorgerufen worden sei. In der Adresse heißt es weiter: „Ihre Sache ist es, dieser peinlichen Lage ein Ende zu machen und die fürchterliche Drohung mit dem Konflikte zwischen den öffentlichen Gewalten des Staates verschwinden zu lassen, indem Sie dem aufrich⸗ tigen Wunsche, welcher Ihnen durch die letzten Wahlen kund gethan worden ist, vollkommen Genüge leisten. Sie können am Vorabend der Weltausstellung von 1878 Frankreich ge⸗ statten, seinen Gästen eine würdige Gastfreundschaft anzu⸗ bieten. Sie können dies, und wenn Sie sich von Ihrem Patriotismus leiten lassen, werden wir die Hoffnung bewahren, daß Sie es auch wollen werden.“ Die Adresse wurde von den Delegirten nach dem Elysée überbracht. Dieselben wur⸗ den von dem Sekretär der Präsidentschaft empfangen, welcher das Bedauern des Marschall⸗Präsidenten, sie nicht empfangen zu können, aussprach.

Italien. Rom, 28. November. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm heute bei der Berathung des Strafgesetzbuches mit großer Majorität den Artikel an, in welchem unter den festgestellten Strafen die Todesstrafe nicht einbegriffen ist. Einige Deputirte empfahlen der Regie⸗ rung, bei den künftig mit den auswärtigen Mächten abzu⸗ schließenden Verträgen eine Klausel aufzunehmen, nach welcher zur Todesstrafe verurtheilte Personen von der Auslieferung ausgeschlossen werden sollen.

Türkei. Konstantinopel, 28. November. (W. T. B.) Die Journale veröffentlichen eine von der Pforte an die Bulgaren erlassene Proklamation, worin dieselben an die ihnen früher gewährte Amnestie erinnert und zur Rück⸗ kehr in ihre Heimath aufgefordert werden.

(W. T. B.) Eine der „Pol. Korr.“ vom 28. Novem⸗

ber zugegangene Depesche aus Kon stantinopel interpretirt die Auflösung des großen Kriegsraths als eine Niederlage Mahmud Damat Paschas, dessen baldiger Rücktritt als wahrscheinlich zu betrachten sei. Belgrad, 26. November. (W. Presse.) Wie verlautet, beab⸗ sichtigt die serbische Regierung eine Beschwerdenote an die Pforte über die Aufstellung von irregulären Truppen an der serbischen Grenze und über die von Baschi⸗Bozuks und Tscher⸗ kessen verübten Grenzverletzungen zu richten. Die hiesige Brigade rückt morgen an die Grenze ab. Die Pferde⸗Konsteiption ist hier bereits durchgeführt.

Rumänien. Bukarest, 27. November. (W. T. B.) Die von dem Minister⸗Präsidenten Bratiano in der gemein⸗ samen Sitzung des Senates und der Deputirtenkammer im Namen des Fürsten verlesene Thronrede hebt ferner hervor, daß der Kampf gegen die Türkei noch nicht beendet sei, vielmehr noch neue Erfolge nothwendig mache, und spricht die Hoffnung aus, daß der auf den Trümmern Plewnas die Anerkennung der Unabhängigkeit Rumäniens durch die gesammten europäischen Mächte zur Folge haben werde. Die Thronrede schließt mit den Worten: Dank Ihres patriotischen Entschlusses und der Tapferkeit der Soldaten habe ich das feste Vertrauen, daß die Garantiemächte Rumänien nunmehr als ein Land von wirklicher Lebensfähigkeit anerkennen wer⸗ den, welches von einer Nation bewohnt wird, die die noth⸗ wendige Ausdauer und Energie besitzt, um, wenn es erfor⸗ derlich ist, mit der Waffe in der Hand, die ihr an der unteren Donau gewordene Mission zu erfüllen. Die Zeit der fremden Vormundschaft und Vasallenschaft für uns ist vorüber. Rumä⸗ nien ist und wird bleiben ein freies, unabhängiges Land.

28. November. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hat heute ihre Bureaus konstituirt und Rosetti mit 60 von 61 Stimmen zu ihrem Präsidenten wiedergewählt. v. Nelidow, der Chef der diplomatischen Kanzlei des Groß⸗ . ist heute hier eingetroffen und wird einige Tage hier verweilen.

Amerika. Washington, 26. November. (Reuters Bureau.) Der Staatssekretär von Samoa ist hier an⸗ gekommen, um, wie es heißt, Unterhandlungen zum Zweck der Errichtung eines Protektorats der Vereinigten Staaten über die Schifferinseln anzuknüpfen. Zwischen der britischen und der amerikanischen Regierung ist eine Differenz entstanden be⸗ züglich der Priorität der Entdeckung und Eignerschaft des Guanolagers in dem südösttlich von der Insel Jamaica gelegenen Morant Keys. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die gegenwärtigen Besitzer anerkannt. Die Ueberlebenden des gescheiterten Kriegs⸗ dampfers „Huron“ schreiben die Katastrophe den lokalen Attraktionen des Kompasses, sowie der starken Strömung land⸗ wärts zu. Fünf Strandgüterberger, welche versuchten den „Huron“ zu erreichen, sind ebenfalls ertrunken. Der Sturm in der Nacht des Sonnabend hat ausgedehnte Ueber⸗ schwemmungen in Virginien verursacht. Plantagen, Eisenbahnbrücken und Telegraphenleitungen haben großen Schaden gelitten. Ein Theil von Richmond wurde über⸗ schwemmt und dem Eigenthum in dieser Nachbarschaft beträcht⸗ licher Schaden zugefügt. Die Manchesterbrücke wurde zerstört.

Der russisch⸗türkische Krieg.

Deputation, welche dem Lord Derby gestern eine Denkschrift u Gunsten einer Intervention Englanfds in der orientali⸗ schen Frage überreichte, hielt der Lord eine Rede, deren wesentlicher Inhalt nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ fol⸗ gender ist: Lord Derby versprach, die Denkschrift dem Kabinet zu unterbreiten, um dieselbe sorgsam zu erwägen. Er be⸗ stritt, daß die wahre Verbindungslinie zwischen England und Indien durch das Thal des Euphrat gehe, und hob hervor, daß England, so lange die Linie durch den Suezkanal ununterbrochen und ungestört sei, eine allen Zwecken entsprechende und genügende Verbindung mit Indien besitze. Der Redner 8ee daß der russische Besitz Tra⸗ pezunts den Suezkanal gefährden würde und bestritt, daß, fons Afghanistan und Kabul sich gegen England erheben ollten, die Muhamedaner Indiens dieselben unterstützen wür⸗ den, und daß Oesterreich irgend wie zum Handeln bereit sei, falls England es ermuthige. Sodann erklärte Lord Derby die Behauptung, daß die Inaktion des bri

London, 29. November. Bei dem Empfange einer

1 durch die Macht der öffentlichen Meinung herbeigeführt wor⸗

den sei, für unrichtig. Die Regierung habe durchweg die⸗ selbe Politik befolgt. Bereits im Mai 1876 habe sie die Türkei ewarnt, nicht die militärische Hülfe Englands zu erwarten. r Redner bekämpfte ferner die Neigung, sich in den Kampf zu stürzen, so lange es nicht nöthig sei und deutete an, daß eine weitere Verstärkung der englischen Garnisonen im Mittel⸗ meer als eine durch nichts begründete drohende Stellung an⸗ gesehen werden würde. England habe seit dem Beginn des orientalischen Krieges eine bedingte Neutralität beobachtet. Ohne die Zustimmung der Pforte könne England seine Flotte nicht nach Konstantinopel senden und die Pforte dürfte wahr⸗

cheinlich ihre Zustimmung von Bedingungen abhängig g5s welche mit der Neutralität Englands vielleicht un⸗-

vereinbar seien. Hinsichtlich Konstantinopels halte er auf das Genaueste fest an den Ansichten, welche er in den möglichst stärksten diplomatischen Ausdrücken Rußland bei dem Beginn des Krieges zur Kenntniß gebracht habe, nämlich, daß England nicht gestatten könne, daß Konstantinopel in einen anderen Besitz, als den jetzigen, übergehe. Konstantinopel be⸗ sinde sich gegenwärtig nicht in unmittelbarer Gefahr. Die Schwierigkeiten, welchen die russischen Armeen begegnet seien und noch begegnen dürften, würden unterschätzt. Auf eine weitere Bemerkung des Führers der Deputation, Lord Strathedens, erklärte Lord Derby schließlich, daß die englische Regierung zu einer Vermittelung in der orientalischen Frage bereit sei, sobald Aussicht auf Erfolg vorhanden sei. London, 29. November. 8 T. B.) Die türken⸗ freundlichen Journale sind sehr enttäuscht über die Er⸗ klärungen Derby's gegenüber der Deputation, welche eine Denkschrift zu Gunsten einer Intervention Englands überreichte. Die „Morningpost“ spricht die Befürchtung aus, daß die Regierung nicht die kritische Lage begreife, in der sich England seit dem letzten Erfolge der Russen in Ar⸗ menien befinde. Die „Times“ und die „Daily News“ glauben dagegen, die Rede Derby'’s werde die 8 der Nation völlig befriedigen und die Alarmgerüchte zerstreuen. Wien, 28. November. (W. T. B.) Wie die „Wiener Abendpost“ schreibt, gelangt in allen Kreisen allmählich die Ansicht zur Geltung, Laß der eventuelle Fall Plewnas, welcher auf russischer Seite als demnächst unvermeidlich er⸗ wartet wird, Friedensunterhandlungen zwischen den kriegführenden Mächten zur Folge haben werde.

Das „Journal de St. EE bemerkt zu der Nachricht, daß der Bey von Tunis Mohammed Es Sadok Pascha dem Sultan ein Hülfscorps von 5000 Mann schicken wolle und schon Schiffe zur Abholung dieses Corps aus Konstantinopel abgegangen seien. Diejenigen, welche den Bey zu dieser Hülfeleistung bewogen haben, würden schließlich ihm und seinem Lande mehr Schaden zugefügt haben, als den Russen. Das Blatt nennt namentlich den tunesischen General Hussein, welcher in Konstantinopel und Plewna war, als den⸗ jenigen, welcher den Bey zum Aufgeben seiner Neutralität be⸗ stimmt habe.

Die Wiener „Presse“ begleitet die Nachrichten von dem bevorstehenden Eintreten Serbiens in die Aktion mit folgendem Kommentar:

Die diplomatische Situation würde durch den Eintritt Serbiens in den Krieg, wenn derselbe in der angedeuteten Weise und Richtung erfolgt, wohl kaum irgendwie geändert werden. Serbiens Operatio⸗ nen in West⸗Bulgarien und an den Morawa⸗Quellen tangiren un⸗ mittelbar kein neutrales Gebiet und auch die Interessensphäre einer der neutralen Mächte nicht mehr, als dies bisher durch den Kampf auf dem bulgarischen Kriegstheater geschehen sei.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 28. November. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 27. November. General Zimmermann hatte, um sich über die Stärke des Feindes zu vergewissern, einige fliegende Abtheilungen aus⸗ gesendet; von denselben sind am 23. d. M. einige kleine gün⸗ stige Gefechte geliefert worden. Nach Nmurfaki wurden Ko⸗ saken ausgeschickt, welche bei Kalassulara eine kleine feindliche Abtheilung zerstreuten und Waffen, Pferde und Vieh erbeu⸗ teten. Die belorussischen Husaren wurden nach Baldschik vor⸗ geschickt, stießen bei auf 500 Mann regulärer tür⸗ kischer Truppen, warfen im Verein mit den Kiburnschen Dra⸗ gonern dieselben unter großem Verluste he. erbeuteten Pferde und Vieh und die Türken bis nach Baldschik. Baldschik wurde befestigt und von mehreren Tabors regulärer Kavallerie besetzt gefunden, im Hafen lagen zwei Monitors. Eine dritte aus 400 Mann des 18. Kosaken⸗Regiments be⸗ stehende Abtheilung war nach Chadchioglu und Basardschik entsendet worden. Die die Avantgarde bildende Sotnie wurde bei Gusany von 500 Mann regulärer türkischer Kavallerie und 2 Rotten Infanterie angegriffen, die übrigen 300 Kosaken mit 2 Geschützen einer berittenen Batterie eilten aber rasch herbei und schlugen die Türken in die Flucht. Die Türken e erhebliche Verluste, auch wurden von den Unsrigen viele Waffen und Pferde erbeutet. Unser Verlust bei diesem Gefecht beträgt 5 todte, 6 verwundete Kosaken, 1 Mann wird vermißt. Die übrigen Rekognoszirungsabtheilungen hatten keine Verluste. Bis auf 70 Werst vor der Linie Tscherna⸗ woda⸗Küstendsche ist die ganze Gegend vom Feinde gesäubert.

St. Petersburg, 28. November. (W. T. B.) Tele⸗

ramm der „Neuen Zeit“ aus Bukarest: Im Schipkapaß aben sich 400 Türken als Kriegsgefangene ergeben. General Skobeleff ist wieder hergestellt. General Igna⸗ tieff kehrt nach Ablauf seines Urlaubs wieder ins Haupt⸗ quartier zurück.

Bukarest, 28. November. (W. T. B.) Ein Telegramm des Journal „Romanul“ meldet einen neuen von den Russen bei Rasgrad erfochtenen Sieg. Fürst Karl hat einen Tagesbefehl des Kaisers Alexander erhalten, in welchem dieser die rumänische Armee wegen ihrer Tapferkeit be⸗ glückwünscht. Nikopolis und Rahova sollen durch ru⸗ mänische Truppen besetzt werden. Zu Kommandanten dieser Orte sind der General Lupo und der Oberst Maoriche ernannt worden. Die Ernennungen von Civilbeamten für diese beiden Orte sollen demnächst erfolgen.

Konstantinopel, 28. November. (W. T. B.) Ein Telegramm Suleiman Paschas aus Rasgrad meldet, daß am 26. d. eine aus Kara⸗Hassanlar abge angene Rekognos⸗ zirungsabtheilung der Türken in der ihe von Polomarze auf russische Truppen gestoßen sei und letztere gezwungen hätte, zurü zugehen. Andere von Opaka und Kazeljewo vor⸗ geschickte Rekognoszirungsabtheilungen hatten ebenfalls unbe⸗ deutende Scharmützel mit den Russ Das Bombardement von Rustschuk dauert noch fort. 1““

Thlr. Kapital.

(W. T. B.) Aus Cettinje wird der „Pol. Korr.“

vom 28. d. M. gemeldet, daß die Orte Ultjie und Dulcigno in eae sich ohne Widerstand den Montenegrinern ergeben haben.

Antivari, 26. November. (W. „Pr.“) Alle Dörfer zwischen dem Meere und der Bojana haben sich ergeben. Die

christliche Bevölkerung empfängt die Montenegriner mit Be⸗

geisterung. Bei Anamaliti wird eine Fähre gebaut, nach⸗ dem die Bojanabrücke bei Skutari zerstört wurde. Skutari wird bereits bombardirt und ist beschädigt.

Aissiatisscher Kriegsschauplatz.

Tiflis, 26. November. 8 „Presse“.) General Posen, der Kommandant in Baku, hat Kuba und Kumin besetzt; der Aufstand in der dortigen Gegend ist vollkommen er⸗ loschen. Die bisherigen Trophäen der kaukasischen Armee bestehen aus 669 Kanonen, 569 Offizieren und 36 000 Gefangenen. Die russischen Verluste betragen 360 Offiziere und 14 000 Mann. Das gegen Erzerum vor⸗ rückende Corps langte Sonntag, den 25., bei Dewe⸗Bojun an. Noch immer treffen Kurden bei der russischen Armee ein, um Kriegsdienste zu nehmen. General Loris⸗Melikoff stellt sie unter strenge Aufsicht. Die anfänglich geplante Entlassung der georgischen Reiter wurde auf ihr eigenes Ersuchen aufgegeben.

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Reichstags⸗Angelegenheiten.

Im 1. Trierer Wahlkreis ist an Stelle des Grafen von Hom⸗ pesch⸗Bollheim, welcher sein Mandat niedergelegt hat, der Ober⸗ Tribunals⸗Rath von Forcade de Biaix zum Mitgliede des Reichs⸗ tages gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Im Laufe des Jahres 1876 sind, nach den dem Landtage vorgelegten Uebersichten über die Verwaltung der fiskalischen Berg⸗ werke ꝛc. behufs Aufsuchung nutzbarer Mineralien und zur Unter⸗ suchung der unter dem Diluvium der norddeutschen Tiefebene atf⸗ tretenden Gebirgsformationen, folgende Tief bohrungen von Sei⸗ ten des preußischen Staats ausgeführt worden.

a. Das auf der Profilliaie Dobrilugk⸗Sperenberg belegene Bohr⸗ loch bei Hilmersdorf wurde mit Wasserspülung bis Schluß des Jahres auf 192 m Teufe gebracht, wobei Schichtenfolgen der Braun⸗ kohlenformation mit mehrfachen Braunkohlenlagen durchbohrt wurden. Im Laufe dieses Jahres (1877) sind unter Anwendung des Diamant⸗ bohrverfahrens Schichten angetroffen worden, welche dem Rothliegen⸗ den angehören. Das Bohrloch findet sich noch fortgesetzt im Betriebe, welches in letzter Zeit mehrfache Störungen erlitten hat, die indessen glücklich beseitigt sind. 8

b. Bei den älteren, im Steinkohlengebirge stehenden und dessen genauere Untersuchung bezweckenden Bohrloche Nr. I. zu Dürren⸗ berg sind die im Jahre 1875 begonnenen Aufwältigungsarbeiten weiterbetrieben worden. Die Arbeiten wurden durch mannigfache Unfälle gestört, haben aber in neuester Zeit durch die Anwendung von Dampfkraft einen guten Fortgang genommen.

c. Das der Untersuchung der Juraformation bei Kammin in Pommern dienende Bohrloch, welches am Schluß 1875 eine Tiefe von 253,75 m erreicht hatte, ist im Laufe des Jahres auf 383,47 m niedergebracht worden. In 265 m Teufe wurden Thone des mittleren Lias erbohrt, welchem dann in 335 m Teufe, statt der erhofften festen Gesteinsschichten, leider ein feiner Sand folgte, der schließlich die Arbeit in einer Weise erschwerte, daß noch vor Jahresschluß das Bohrloch eingestellt werden mußte. Auf den in diesem Bohrloche in oberer Teufe (101 m) gemachten Braunkohlenfund und auf die in der Tiefe von 300 m 3,75 % salz⸗ haltenden Soole sind für den Fiskus Muthungen eingelegt und die Verleihungen dafür bereits au gefertigt worden.

d. Die der Aufklärung der Gebirgsverhältnisse an der unteren Elbe dienende Tiefbohrung bei Lieth in Holstein wurde auch im Jahre 1876 ununterbrochen weiterbetrieben. Das Bohrloch konnte um 130,16 m weiter abgeteuft werden, so daß die Gesammtteuse am Jahresschlusse 1150,32 m betrug, ohne daß in der Natur der durchsunkenen Gesteine rothen Schieferthonen mit Steinsalz eine Aenderung eingetreten wäre. Im Laufe des Jahres 1877 wurde die Arbeit fortgesetzt und bis Ende Juni eine Teufe von 1214 m erreicht; die Gebirgsschichten blieben unverändert.

e. Das Bohrloch bei Thierenberg im Samlande, welches über die Stellung der Bernsteinformation zu den Kreide⸗ und Jura⸗ schichten noch weitere Auskunft geben sollte, ist im Laufe des Jahres 1876 bis zu einer Tiefe von 184 m niedergebracht worden und hat man damit die oberen Abtheilungen der Kreideformation erreicht. Der Bohrbetrieb ist sodann einstweilen eingestellt worden.

f. Durch das Bohrloch bei Purmallen in der Gegend von Memel sollten die jenseits der russischen Grenze auftretenden sedimentären. Schichten (der devonischen und permischen Formation) auch diesseits unter der Ueberdeckung des Diluviums weiter verfolgt werden. Das Bohrloch erreichte im Jahre 1876 eine Tiefe von 190 m. Im Laufe dieses Jahres (1877) wurde dasselbe noch bis auf 289,04 m abgeteuft, in welcher Tiefe das Gebirge mit Sicherheit als Devon konstatirt werden konnte, in Folge dessen die Bohrarbeit eingestellt wurde. Ueber den Devon wurden nur Zechstein⸗ und jurassische, nicht aber die Schichten der Steinkohlenformation vorgefunden. Aus den Zechsteinschichten ent⸗ sprang eine starke artesische Quelle.

Den für die Zukunft in Aussicht genommenen Bohrversuchen im westfälischen Steinkohlenbezirk zur Erforschung der nördlichen Ausdehnung des westfälischen Beckens und des Vorkommens bei Ibbenbüren ist zur Zeit noch nicht näher getreten worden.

Nach dem so eben erschienenen Jahresbericht der Handels⸗ und Gewerbekammer zu Dresden, 1872 —1876 (Dresden 1877, in Kommission der Königlichen Hofbuchhandlung von

ermann Burdach [Warnatz & Lehmann)), sind im Bezirk der

andelskammer im Ganzen 167 Aktiengesellschaften mit 89 984 202 Thlr.

ktienkapital (ohne Prioritäten und Hypotheken) begründet worden; davon vor dem Jahre 1850 12 mit 6 484 750 Thlr.; 1850 bis 1. März 1862 (Inkrafttreten des deutschen Handelsgesetzbuchs) 27 mit 9 747 310 Thlr.; 1. März 1862 bis 15. Juni 1868 (sächsisches Gesetz, die juristischen Personen ꝛc. betreffend) 12 mit 7 829 400 Thlr.; 15. Juni 1868 bis 11. Juni 1870 (Reichsgesetz über die Aktien⸗ gesellschaften) 8 mit 2 207 000 Thlr.; 1870 (nach dem 11. Juni) 4 mit 396 625 Thlr.; 1871 18 mit 11 672 500 Thlr.; 1872 57 mit 45 200 200 Thlr.; 1873 20 mit 3 756 750 Thlr.; 1874 4 mit 601 667 Thlr.; b 1876 1 mit 40 000 Thlr. Unter diesen Aktiengesellschaften befanden sich 7 Badeanstalten (3 aus dem Jahre 1872 , 13 Banken (6 aus 11 11A“ (5 aus 1872), 19 Bergbaugesells gee 10 Biervereine und dgl., 13 Brauereien (7 aus 1872), 11 Eisen⸗ industriegesellschaften (6 aus 1872), 15 Papierfabriken

Durch Liquidation oder Konkurs waren vor dem Jahre 1873 bereits 29 Gesellschaften mit 12 147 710 Thlr. wegfällig geworden. Weiter treten dann in Liquidation: im Jahre 1873 6 Aktiengesell⸗ schaften mit 3 825 00) Thlr.; 1874 2 mit 2 650 000 Thlr.; 1875 13 mit 4 398 300 Thlr.; 1876 22 mit 11 486 350 Thlr; zusammen 1873 1876 43 mit 22 359 650 Thlr. Außerdem war bei 23 Ge⸗ sellschaften das Kapital um 11 552 550 Thlr. reduzirt worden.

Ende 1876 bestanden noch 95 Aktiengesellschaften mit 51 269 442

1875 4 mit 2 047 000 Thlr.;

Kunst, Wissenschaft und iaessn.

München, 27. November. (Allg. Ztg.) Zu Rittern des Maximilians⸗Ordens für Wissenschaft und Kunst wurden ernannt: der ordentliche Professor der Botanik an der Universität München Dr. Karl von Nägeli, der ordentliche Professor der Physik an der Universität Berlin Dr. Gustav Kirchoff, der Direktor der Königlichen Hof⸗ und Staatsbibliothek und ordentliche Professor der klassischen Philologie an der Universität München Dr. Karl von Halm und der ordentliche Professor der Geschichte an der Universität Berlin Dr. Gustav Drovysen.

„Die Deutsche Strafprozeßordnung und das Ge⸗ nichtsverfassungsgesetz.“ Mit Kommentar in Anmer⸗ kungen von Dalcke, Ober⸗Staatsanwalt. Berlin 1878. Verlag von Franz Vahlen. Der Verfasser dieses Kommentars hält sich fern von blos theoretischen und kritischen Er⸗ örterungen vund beabsichtigt, die praktische Handhabung des neuen Gesetzes zu erleichtern. Zur Erläuterung sind die Motive und Vechandlungen der Reichs ⸗ZJustizkommis⸗ sion, ganz besonders aber auch die reichhaltige Judikatur ausgiebig benutzt. In Anbetracht, daß dierneuen Gesetze in innigster Verbin⸗ dung mit dem bisherigen preußischen Rechte stehen und sich im We⸗ sentlichen aus diesem entwickelt haben, ist demselben gebührende Be⸗ achtung geschenkt und die preußische Judikatur zur wissenschaftlichen Auslegung des neuen Gesetzes verwerthet worden. Der Text des Gerichtsverfassungsgesetzes ist zwar vollständig abgedruckt, aber nur insoweit kommentirt, als dasselbe mit der Strafprozeßordnung in unmittelbarer Verbindung steht. 8

Die wexeen, zu dem Kommentar enthäͤlt die Geschichte dieser hochwichtigen legislativen Arbeit, welche die preußische Justizverwal⸗ tung seit einem Vierteljahrhundert beschäftigt hat. Der Kommentar selbst schließt sich in Anmerkungen den sieben Büchern des Gesetzes an. Selbstverständlich sind die betreffenden Einführungsgesetze und ein Sachregister dem Werke beigegeben. Ein Anhang enthält das Gesetz vom 28. August 1876 über die Geschäftssprache und das Ge⸗ setz vom 11. April 1877 über den Sitz des Reichsgerichts.

BDie deutschen Konsuln in ihren Beziehungen zu den Reichsangehörigen, namentlich zu dem Handels⸗ Wund Schifferstande“, von B. W. König, Präsident des Bundes⸗Amts für das Heimathswesen. Bremen. Ver⸗ lag von C. Schünemann. 1876. Der durch frühere Arbei⸗ ten in der völkerrechtlichen Literatur rühmlichst bekannte Verfasser der vorliegenden Schrift hat sich die Aufgabe gestellt, in einem beson⸗ decen Werke alles Das zusammenzufassen, was denjenigen Privat⸗ die auf den amtlichen Beistand der Kon⸗

uln angewiesen sind, insbesondere dem Handels⸗ und Schiffer⸗ stande zur Wahrung ihrer Rechte den Konsuln gegenüber zu wissen nöthig ist, ohne sich dasselbe aus einer Menge, das Interne des Konsulatsdienstes betreffenden Bestimmungen hsam heraussuchen zu müssen. Die gegenwärtige Schrift ist im Wesentlichen ein Aus⸗ zug aus dem von demselben Verfasser im Jahre 1875 herausgegebenen „Handbuch des deutschen Konsulatswesen“, welches vorzugsweise ein Leitfaden für die Konsuln ist. Beide Werke verfolgen sonach eine rein praktische Tendenz, wenn auch nach verschiedenen Richtungen. Außer einer Einleitung, welche die allgemeinen Grundsätze des Konsulatswesens, namentlich die konsularische Vertretung des Deutschen Reichs, den Wirkungskreis, die Klassifikation, die Vorgesetzten und den Amtsbezirk der Konsuln erörtert, enthält das Buch in zwölf Abschnitten folgende Materien: die Matrikelführung, die Konsuln als Standesbeamte, Legalisation von Urkunden, Ertheilung von schriftlichen Zeugnissen, Errichtung von Rechtsgeschäften, Regulirung von Verlassenschaften, Abhörung von Zeugen und Abnahme von Eiden, Ertheilung und Visirung von Pässen, Unterstützung Hülfsbedürftiger, Schiffahrts⸗Angelegenheiten, ese s ägket in Rechtsangelegenheiten und Kostenwesen. Als An⸗ ein Verzeichniß der zur Zeit bestehenden Konsulate bei⸗ gefügt.

„Deutsches Rechtsbuch, ein Spiegel des heutigen bürger⸗ lichen Rechts in Deutschland“, von Prof. Felir Dahn. Das Buch bildet den zweiten Band der im Verlage der C. H. Beckschen Buch⸗ handlung in Nördlingen erscheinenden Handbibliothek für das öffent⸗ liche Leben, deren ersten Band „Die deutsche Staatslehre“ von Bluntschli bildet. Diesen beiden ersten Bänden sollen weitere folgen, welche nach Angabe der Verlagsbuchhandlung von namhaften Gelehrten verfaßt, die Selbstverwaltung, die Nationalökonomie und die Soziallehre zum Inhalt haben werden. Das vorliegende „Deutsche Rechtsbuch“ soll, wie der Verfasser in der Vorrede bemerkt, ein der Bluntschli'schen „deutschen Staatslehre für Gebildete“ analoges Buch über deutsches Privatrecht, und nicht nur für Laien bestimmt sein, sondern auch den Jüngern der Rechtswissenschaft eine Einleitung oder Wiederholung bieten, welchen gerade in dieser durchsichtigen und über⸗ sichtlichen Fassung nicht unwillkommen sein werde. Nur durch Ver⸗ zicht auf alle Quellenbelege und Literatur⸗Angaben sei der geringe Umfang des Buches von etwa 30 Bogen festzuhalten gewesen. Ein vollständiges alphabetisches Register dient zur leichten und sicheren E“ in dem reichen Inhalte des typisch gut ausgestatteten

uches. Heft 2 und 3 des 1. Bds. der von Paul Hunfaluy zu Budapest herausgegebenen Literarischen Berichte aus Ungarn über die Thätigkeit der ungarischen Akademie der Wissenschaflen und ihrer Kommissionen, des ungarischen National⸗Museums, u. s. w., enthalten, außer kurzen Berichten über die Sitzungen der genannten Akademie, der historischen Gesellschaft und der naturwissenschaftlichen Gesellschaft, einer Revue ungarischer Zeitschriften und einer ungarischen Bibliographie, 6 Abhandlungen, u. A. über die Entwicklungsgeschichte der Reformideen in Ungarn, von Dr. J. Lanczy; über die Thätigkeit der Ungarn auf dem Gebiete der Naturwissenschaften im letzten Jahr⸗ zehnt, von Kolom. Szily; über die Geologie in Ungarn, von Dr.

Szabo u. A Land⸗ und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Gumbinnen kann in den meisten Kreisen die Ernte als eine mittelmäßige, in mehreren Kreisen: Lyck, Niederung, Ragnit, Stallupönen, Oletzko als gute Mittelernte, in den Kreisen Heydekrug und Pillkallen sogar als eine vorzügliche bezeichnet werden. Am ungünstigsten lauten die Berichte über die Kartoffeln. Nur auf leichtem Boden sind dieselben einiger⸗ maßen gerathen, auf schwerem Boden sind sie zum großen Theil in Folge der Nässe verfault oder gar nicht zur Reife gelangt. Der zweite Schnitt der Wiesen und Kleefelder hat zwar nicht überall trocken eingebracht werden können, ist aber fast durchweg reichlich ausgefallen. Die Winterbestellung hat leider in Folge der ungünsti⸗ gen Witterung nur unvollständig bewirkt werden können

Gewerbe und Handel.

Der Rechnungsabschluß der Stärke⸗Zuckerfabrik⸗ Aktiengesellschaft vorm. C. A. Koehlmann & Co. per 30. September d. J. ergiebt einen Reingewinn von 172 330 bei einem Aktienkapikal von 1 800 000 Hiervon kommen 5 % mit 8616 zum Reservefonds, 5 % mit 8616 erhält der Auf⸗ sichtsrath, 6 % mit 10 340 der Vorstand nebst Beamten als Tantième, 144 000 sind zur Vertheilung einer Dividende in Höhe von 8 % erforderlich, und 757 werden auf neue Rechnung vorgetragen. Die Abschreibungen beziffern sich auf 78 769 Schulden hat die Gesellschaft nicht, dagegen einen Reservefonds von 44 675 ℳ, zu dem für das laufende Jaßr nach obigem weitere 8616 treten.

In der ordentlichen und außerordentlichen Generalversamm⸗ lung der Aktiengesellschaft für Bergbau und Hütten⸗ betrieb „Phönix“ waren vertreten 35 Aktionäre, welche 576 Stimmen repräsentirten. Der Abschluß pro 1876/77 ergiebt einen Verlust von 116 891 ℳ, so daß die Unterbilanz, nachdem die Ab⸗ schreibung des noch ’ö n Reservefonds von 27 208 geneh⸗ migt, noch 89 682 beträgt. Einige beantragte Statutänderungen wurden genehmigt. .

Hamburg, 28. November. (W. T. B.) Die heutige General⸗ versammlung der Aktionäre der Eisenbahnwagen⸗Bauanstalt