— In den deutschen Münzstärten sind bis zum 24. November 1877 geprägt woroen, an Goldmünzen: 1 153 762 140 ℳ Doppelkronen, 363 295 050 ℳ Kronen, 19 885 470 ℳ halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung: 227 455 319 ℳ; an Silbermünzen: 71 653 095 ℳ 5⸗Markstücke, 97 563 760 ℳ 2-Markstücke, 143 512 165 ℳ 1⸗Markstücke, 68 723 991 ℳ 50 ₰ 50⸗Pfennigstücke, 35 717 922 ℳ 80 ₰ 20⸗ Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23 502 530 ℳ 70 ₰ 10⸗ Pfennigstücke, 11 657 813 ℳ 75 ₰ 5⸗Pfennigstücke; an Kupfer⸗ münzen: 6 213 207 ℳ 44 ₰ 2 Pfennigstücke, 3 382 722 ℳ 83 ₰ 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold⸗ muünzen: 1 536 942 660 ℳ; an Silbermünzen: 417 170 934 ℳ 1G 30 ₰; an Nickelmünzen: 35 160 344 ℳ 45 ₰; an Kupfer⸗ ünzen: 9 595 930 ℳ 27 ₰.
— Seit der Verlegung des Rechnungsjahres auf die
Zeit vom 1. April bis 31. März werden die Quartale desselben von den verschiedenen Behörden und Kassen in sehr verschiedener, zum Theil undeutlicher Weise bezeichnet. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes und zur Herbeiführung eines gleichmäßigen Verfahrens hat der Finanz⸗Minister unterm 12. v. Mts. bestimmt, daß die Quartale künftig nach den Mo⸗
b 8 April “ aten zu bezeichnen sind, also Quartal Juni September Oktober, anuar
Deber Januar. ₰ Dezember und März Das betreffende Jahr ist dabei
einfach durch Hinzufügung also z. B. Quartal Funi
— Die in der heutigen Börsen⸗Beilage veröffentlichte abellarische Uebersicht der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken vom 23. November schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der ge⸗ sammte Kassenbestand 633 879 000 ℳ, oder 6 943 000 ℳ mehr als in der Vorwoche, der Wechselbestand in Höhe von 628 079 000 ℳ weist eine Zunahme um 1 883 000 ℳ nach, während die Lombardforderungen im Betrage von 78 792 000 ℳ einen Rückgang um 3 174 000 ℳ erkennen lassen; ferner zeigt 1* ser Notenumlauf mit 844 010 000 ℳ eine Abnahme um 16 891 000 ℳ, während die täglich fälligen Verbindlichkeiten um 21 802 000 ℳ auf 184 462 000 ℳ angewachsen sind; die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten aber iin Höhe von 65 593 000 ℳ der Vorwoche gegenüber einen Racegang um 443 000 ℳ konstatiren.
— Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Stolberg⸗ Wernigerode ist nach Wien zurückgekehrt und hat die
Geschäfte der Kaiserlichen Botschaft wieder übernommen.
— Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte Fürstlich schwarz⸗ burg⸗rudolstädtische Staats⸗Minister von Bertrab ist in Berlin eingetroffen. — Der Regierungs⸗Assessor Lehnert, bisher Justitiar ei der Ministerial⸗Militär⸗ und Baukommission, ist als Hülfs⸗ arbeiter in das Ministerium für Handel ꝛc. berufen worden. Als Justitiar bei der Ministerial⸗Militär⸗ und Baukommission ist der bisherige Staatsanwaltsgehülfe, jetzige Regierungs⸗ ssessor Kunze eingetreten.
— S. M. Glattdecks⸗Korvette „Ariadne“, 6 Geschütze, Komdt. Korv. Kapt. von Werner, hat am 20. November cr. Vormittags auf der Rhede von Funchal geankert und beab⸗ sichtigte am 21. Abends bezw. 22. früh nach Einnahme von Kohlen die Reise nach Rio de Janeiro fortzusetzen. An Bord Alles wohl.
Stralsund, 28. November. In der heutigen dritten
Sitzung des Neu⸗Vorpommerschen Kommunal⸗Land⸗ tags wurde der Entwurf der in Betreff des hiesigen Soldaten⸗ kinderhauses in der ersten Sitzung beschlossenen Vorstellung an den Ober⸗Präsidenten vorgelegt und vom Landtage geneh⸗ migt. Sodann trat man in die Tagesordnung ein, und ge⸗ nehmigten Stände zunächst sowohl die nach “] der bishe⸗
rigen Staatschausseen für nothwendig erachtete Errichtung von
8
Spezialkassen für die Auszahlung der auf den verschiedenen Strecken vorkommenden Bau⸗ und Reparaturkosten, als auch
die proponirte Versicherung der mit den gedachten Chausseen zu übernehmenden de. ;. eee g. gegen Feuerschaden. Dem⸗
nächst erfolgte die Wahl eines Direktionsmitgliedes bei der Neuvorpommerschen Provinzial⸗Hülfskasse und dessen Stellver⸗ treters in Stelle des mit Tode abgegangenen Gutsbesitzers Bahls zu Langenhanshagen, und genehmigten Stände hierauf nach gehaltenem Vortrage des Landsyndikus über die Lage der Sache wegen der vom Kommunal⸗Landtage erhobenen Entschädigungsansprüche für die durch Abtretung einiger Ge⸗ bietstheile des diesseitigen Kommunalverbandes an den Kreis Demmin verminderte Steuerkraft die in dieser Angelegen⸗ heit vom engeren ständischen Ausschusse gethanen Schritte. — In Betreff des Projekts eines Kanals von Greifswald über Grimmen nach Tribsees hielt der bestellte Referent eingehenden Vortrag, in Folge dessen eine auf Förderung der Sache an den Ober⸗Präsidenten gerichtete Petition beschlossen, in Verbindung hiermit auch der gestern eingebrachte Antrag in Betreff der baldigen Inangrisfnahme der Arbeiten bei der Trebelregulirung zwischen Tribsees und Demmin dahin er⸗ ledigt, daß beliebt wurde, denselben dem Ober⸗Präsidenten ebenfalls zur Berücksichtigung dringend zu empfehlen. Endlich berichtete der Land⸗Syndikus über den Stand der Reorgani⸗ sation der Neu⸗Vorpommerschen Feuerversicherungs⸗Societät für Gebäude, und wurden im Anschluß hieran Beschlüsse 15 faßt wegen der Stellvertretung des General⸗Direktors der So⸗ cietät in Beh nderungs⸗ und Krankheitsfällen, wegen definitiver Besetzung der Katasterführer⸗Stelle, wegen Bewilligung von Beihülfen an Gemeinden zur Anschaffung von Feuer⸗ spritzen, wegen der den Bauverständigen der Societät — Dienstreisen zu gewährenden Entschädigung und über die Fesistellung der vom Kreise Rügen zum Reservefonds nach §. 58 des Reglements zu leistenden Beitragssumme. — Nach⸗ dem noch das Gehalt für den ständischen Sekretär und Regi⸗ strator angemessen aufgebessert und die entworfene Dienst⸗ nstruktion für den Kassenboten berathen und festgestellt worden war, wurde die Sitzung um 2 Uhr geschlossen.
8 Bayern. München, 29. November. Zur Begutachtung des Entwurfs einer deutschen Anwaltsordnung war am Montag eine aus Beamten und Anwälten zusammen⸗ gesetzte Kommission im Staats⸗Ministerium der Justiz zu⸗ sammengetreten, und sind die Berathungen derselben, die unter dem . des Staats⸗Ministers von Fäustle statt⸗
8
setzentwurf be langte Antra Artik ne C. richtshof erst gleichzeitig mit der vollständigen Reorganisation der Verwaltungsbehörden, welche die Billigung des Landtages innerhalb seiner verfassungsmäßigen Zuständigkeit gefunden hat, in Wirksamkeit treten soll. Die Debatte über diesen Modifikationsantrag war eine so umfangreiche, daß sie, obwohl die Fehnns 4 Stunden dauerte, Abschlusse gelangte. Abschlush ne der Artikel 37 erhält, von demselben das Zu⸗ standekommen des ganzen Gesetzes abhängen wird.
fanden, bereits gestern Abend zum Abschluß gelangt. — Im Ausschuß A dnetenk für den
mern hiel en Erste Kammer un eines Gesetzes, Bestimmungen zur Ausführung des G erichts⸗ verfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 und über die Zu⸗ ständigkeit der Gerichte in Sachen der nichtstreitigen Rechts⸗ pflege enthaltend, und nahm den Entwurf mit einigen von der Deputation (bez. der Minorität derselben) beantragten Abänderungen einstimmig setzes, einige mit der Civilprozeßordnung vom 30. Januar 1877 zusammenhängende Bestimmungen enthaltend, und eines Gesetzes, die Entscheidung über Kompetenzstreitigkeiten zwischen Justiz⸗ und Verwaltungsbehörden betreffend.
Verlegung der Dresdner Militäretablissements in Höhe von 1 745 564 1 Abg. Freytag auf Einführung des allgemeinen gleichen Wahlkrechts für die Landtagswahlen mit allen gegen die eine Stimme des Antragstellers ab.
ersten Sitzung des Landtags wurde mit 6 gegen 5 Stim⸗ men der Obergerichtsanwalt Feistel zum ersten, Dr. . 5 gegen 4 zum zweiten Präsidenten erwählt. Es ist demnach, wie die „Ger. Ztg. bemerkt, „die zial Landgericht für Reuß gesichert.) richtsverfassungsgesetzes, nebst Anlagen, Kommission von sieben Mitgliedern überwiesen.
27. von dem Staats⸗Minister von Berlepsch im Auftrage des Fürsten eröffneten Landtage sind, außer einer Vorlage über die durch die verfassung im Dentschrift über den Abschluß eines Vertrages mit den Herzog⸗ thümern Sachsen⸗Meiningen, Fürstenthum Reuß ä. L. anstalt in Dreißigacker, 1 ber - der Nordhausen⸗Erfurter Eisenbahngesellschaft beabsichtigte Auf⸗ nahme einer Prioritätsanleihe von 600 000 ℳ und der wurf eines, einen ferneren Nachtrag zur Strafprozeßordnung
betreffenden Gesetzes zugegangen.
„Pester Lloyd“ meldek, sind die Mitglieder der ungarischen Delegation heute Mittags unter Vorsitz des Alters⸗Präsidenten Züedengi zu einer Konferenz zusammengetreten und haben
adislaus von Szögyeny⸗Marich zum Präsidenten und Joseph Szlävy zum Vize⸗Präsidenten vorgeschlagen. Sode die Mitglieder für die einzelnen Ausschüsse designirt. Hierauf wurde der modus procedendi der Delegation bezüglich des ge⸗ meinsamen Budgets besprochen und einigte man sich nach längerer Erörterung dahin, daß man in Wien feststellen werde, auf welcher Basis der gemeinsamen Regierung die provisorische Indemnität ertheilt werden solle, und wurde der formelle Be⸗ schluß hierüber verschoben, bis inzwischen, jedenfalls aber noch im Laufe dieses eine provisorische Sitzung wird in Wien am 5. Dezember gehalten werden.
Abends unter Vorsitz Szlavy's eine Sitzung. Der Präsident trug vor, daß die Quotendeputation in ihrem jüngsten Nun⸗ tium beschlossen habe, für den Fall, als Seitens der öster⸗ reichischen Quotendeputation keine neuen Propositionen ein⸗ langen sollten, auf Grund deren die Verhandlungen einge⸗ leitet werden könnten, ihren Bericht an den Reichstag zu er⸗ statten. Der Präsident konstatirte, letzten Momente zugewartet habe; nachdem nun aber gestern die österreichische Deputation ihren Bericht an den Reichsrath erstattet habe, so sei auch die letzte diesbezügliche Erwartung ge⸗ schwunden und es bleibe au nichts übrig, als gleichfalls ihren Bericht zu erstatten. Mit der Abfassung desselben wurde der Referent Abg. Max Falk betraut. Der Bericht wird in Kürze den Gang der Verhandlungen skizziren und die Resuliatlof
Berichte werden sämmtliche Protokolle der Deputationen sammt Beilagen im Wortlaute angeschlossen sein. ferent mit der Arbeit fertig ist, wird zur Feststellung der⸗ selben eine Sitzung einberufen und der Bericht vom Prä⸗ sidenten dem Minister⸗Präsidenten mit einem Begleitschreiben übermittelt werden, der denselben den beiden Häusern des Reichsrathes vorlegen wird.
Ss die Staats⸗Einnahmen und Ausgaben für das dritte 71 420 750 Fl. Ausgaben. Steuern 24 229 680 Fl., Verzehrungssteuern 3 015 000 Fl., Gebührenstempel 5 784 581 Fl., Tabakgefälle 7 748 767 Fl., Lotto 905 156 Fl., Salzgefälle 3 706 465 Fl., Staatsdomänen und Forste 2 827 940 Fl., Berg⸗ und Münzwesen 4 221 895 Fl., Erträgniß der Staatsbahnen 561 744 Fl., Post⸗ und Telegraph 1 923 181 Fl. jährigen Quartale 2 148 510 2 524 572 bei den Staatsschulden und dem Kommunikations⸗Ministerium. — Der Zollausschuß nahm in der heutigen Sitzung das Gesetz über die gemeinsamen Aktiengesellschaften an.
neue Ministerium hat alsbald nach Wiederaufnahme der Sitzungen der zweiten Kammer der Generalstaaten eine Anzahl der noch von dem Kabinet Heemskerk herrühren⸗ den Gesetzentwürfe zurückgezogen, u.
des Verwaltungsgerichtshofes ge⸗ der lußartikel 37 zur Berathung. Nach
des Referenten Abg. Hauck soll in diesem bestimmt werden, daß das Gesetz re p. der neue Ge⸗
heute noch nicht zum
Es ist dies erklärlich, weil je nach der
Dresden, 30. November. Beide Kam⸗
heute Vormittag öffentliche Sitzungen ab. Die beendigte die Berathung über den Entwurf
Sachsen.
an; ebenso die Entwürfe eines Ge⸗
Die Zweite Kammer bewilligte den Restbedarf für die
ℳ und lehnte sodann den Antrag des
Reuß ä. L. Greiz, 29. November. In der heutigen
Dr. Zopf mit
Majorität der einem Spe⸗ ä. L. abgeneigten Linken
Das Gesetz, betreffend die Ausführung des Ge⸗ wurde einer
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sonders hausen, November. Dem gestern hier zusammengetretenen und
Reichsgesetze gebotene Umgestaltung der Gerichts⸗ im Fürstenthum Schwarzburg⸗Sondershausen, eine
Sachsen⸗Altenburg und dem wegen Einrichtung einer Korrektions⸗ sowie eine Denkschrift über die von
Ent⸗
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 29. November. Wie der
Sodann wurden
ahres, die Legislative in Betreff der Quote erfügung getroffen haben werde. Die erste
— Die ungarische Quotendeputation hielt heute
aß die Deputation bis zum der ungarischen Deputation
igkeit derselben konstatiren. Dem Sobald der Re⸗
— Der vom Finanz⸗Minister veröffentlichte Ausweis
56 433 657 Fl. Einnahmen und
zeigt — An Einnahmen betragen: direkte
Quartal
Im Vergleiche zu dem korrespondirenden vor⸗
beziffern sich die Mehreinnahmen auf N. Die Ausgaben sind vergleichsweise um Fl. höher, hervorgerufen durch die Mehrausgaben
Niederlande. Amsterdam, 27. November. Das
gelung des Primarunterrühts, für Revision der Wahlkreisein⸗ theilung, für gewisse Abänderungen im Steuerwesen (worunter Abschaffung der Accise von Seife), für Eindimmung und Trockenlegung des südlichen Theiles der Zundersee u. s. w. Die übrigen früheren Vorlagen, deren Bestimmungen nicht auf Mißbilligung bei der neuen Verwaltung stoßen, werden nun ohne Verzug zur Berathung in der zweiten Kammer kommen. Diese wird sich schon in ihrer Sitzung am 29. d. M mit dem von dem vorigen Finanz⸗Minister einige Tage vor seinem Rücktritte eingebrachten Gesetzentwurfe beschäftigen, nach welchem die am nächsten 31. Dezember ablaufende Suspen⸗
münzen für andere Rechnung, als für Rechnung des Staates, nunmehr auf unbestimmte Zeit verlängert werden soll. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß diese Vorlage fast einstimmig genehmigt werden wird.
Frankreich. Paris, 30. November. Die republikanischen Blätter sprechen sich über⸗ einstimmend dahin aus, daß nur — was aber noch . keineswegs wahrscheinlich sei — wenn der Marschall Mac Mahon durchaus genügende Garantien gebe, an eine Verständigung zu denken sei. — Der „Temps“ andererseits meldet, daß in den Couloirs des Senats versichert worden man sei trotz der gestrigen Unterredung im Elysée immer noch zu einer Politik des Widerstandes geneigt. Von allen Abendblättern weiß nur der „Moniteur“ über auf beiden Seiten herrschende versöhnliche Gesinnungen und Projekte zu berichten. — Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, wird von der Linken die Forderung aufgestellt, daß die Ver⸗
(W. T. B.
Auflösung der Deputirtenkammer künstig eine Zwei⸗ drittel⸗Majorität des Senats erforderlich sein soll. — Die „République francaise“ erstattet über die Sitzung des Budgetausschusses vom 28. November in welchem bekanntlich Gambetta den Vorsitz führt, folgenden Bericht: „Die Referenten über die verschiedenen Ministerien haben der Reihe nach die von Hrn. Caillaux an dem ursprüng⸗ lichen Budget des Hrn. Léon Say vorgenommenen Verän⸗ derungen dargelegt und des Näheren angegeben, welche von diesen Veränderungen durch inzwischen beschlossene Gesetze nothwendig geworden sein konnten, welche anderen nur eine Wiedergabe der von dem vorigen Budgetausschuß beantragten
spruch zu den Wünschen ständen, die die vorige Kammer in der Budgetdebatte geäußert hat. Mehrere von den
beiten derart, daß er sie unter sonst günstigen Umständen sehr rasch zu Ende bringen kann.
erheischen.“ Versailles, 30. November. (W. T. B.) Die Depu⸗
und erklärte u. A. die Wahl Rouhers für gültig.
mitglieder gewählt, von denen 11 der Rechten des Senats angehören.
Italien ein Zwist ausgebrochen wegen der Beschlag⸗ nahme zweier italienischen Schiffe im Bos porus, welche die Blokadelinie passirt
sandte in Konstantinopel, Gra di Blokade sofort für unwirksam zu erklären, falls die Schiffe
bewegen.
die Skupschtina für den 15. Dezember nach Kragujewatz einzuberufen und derselben die serbisch⸗russische Kon⸗ vention, sowie das Budget vorzulegen.
Milizbrigade ist heute nach Saitschar abmarschirt. Der diplo
Rumänien. Bukarest, 30. November. (W. T. B.) quartier morgen hier erwartet. sich auf der Durchreise hier.
Spanien. Aus Cuba bringt die „A. A. C.“ folgend Nachrichten: Durch ein am 3. November in Havana erschie⸗ nenes Dekret werden sämmtliche während des Krieges ver⸗ wüsteten und wieder in Anbau genommenen Plantagen auf fünf Jahre von Kontributionen befreit. Alles in den Städten oder Dörfern der mittleren oder des östlichen Departements
in genannten Departements neugegründeten Geschäfte sind drei Jahre lang frei von Kontributionen.
Das Dekret hat allgemein sehr befriedigt. — Unterm 3. No
zirkulirenden unbestimmten Friedensgerüchten sei, daß General Maximo Gomez, der Oberbefehlshaber der cubanischen Armee, die Diktatorwürde bis zur Beendigung des Krieges ange⸗
Front“ unverändert sei.
aufgelöst zu haben. worin er den Verzagenden und Abtrünnigen eine strenge Be⸗ handlung androht. — Der gefangen genommene frühere Prä⸗
befindet sich in Fort Cabanas, von bracht werden soll.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Euyuropäischer Kriegsschauplatz. St. Petersburg, 30. November.
a. die Entwürfe für R.
ffizielles Telegr Bogot
dirung der Ermächtigung zur Prägung von Silber⸗
Verwundete.
fassung in der Weise abgeändert werde, daß zu einer
Reformen wären, und welche dritten endlich in offenem Wider⸗
Referenten werden schon nächstens in der Lage sein, ihre Be⸗ richte einzubringen. Der Budgetausschuß betreibt seine Ar⸗
Man begreift leicht, daß er durch die Wiederwahl der Berichterstatter des vorigen Aus⸗ schusses in die Lage gesetzt ist, so schnell zu verfahren, wie es die Stärke der herrschenden Krise und die allgemeine Lage
tirtenkammer setzte die Prüfung der Wahlen fort
Vom Senat wurde die Wahl der Achtzehner⸗Kom⸗ mission vorgenommen, welche eine Untersuchung über die Ursachen des Darniederliegens von Handel und In⸗ dustrie vornehmen soll. Es sind bisher nur 14 Kommissions⸗
Türkei. (W. T. B.) Aus Konstantinopel wird dem 8 „Standard“ gemeldet, es sei zwischen der Pforte und
Der italienische Ge⸗ Corti, habe gedroht, die
nicht wieder freigegeben würden und habe zugleich angekündigt, daß die italienische Regierung anderen Falles anderweitige Maßregeln ergreifen werde, um die Pforte zum Nachgeben zu
— (W. T. B.) Aus Belgrad wird der „Polit. Korr.“ gemeldet: Die serbische Regierung hat beschlossen,
Die Belgrader
matische Agent Serbiens in Konstantinopel, Christics, hat neuerdings den Auftrag erhalten, seinen Posten nur dann zu verlassen, wenn er von der Pforte dazu aufgefordert werde.
General Ignatieff wird auf der Reise nach dem Haupt⸗ Großfürst Alexis befindet
erworbene Eigenthum genießt die gleiche Vergünstigung. Alle
1 Sämmtliche zum Zwecke der Viehzucht in Cuba aus Spanien oder anderen Ländern eingeführten Kühe sind sehe Jahre lang steuerfrei.
vember wird aus Havana gemeldet, das Wahre an den
nommen habe und im Uebrigen die Lage der Dinge „auf der Das cubanische Repräsentantenhaus scheint sich im Hinblick auf die neueste Wendung der Dinge Gomez hat eine Proklamation erlassen,
sident der „cubanischen Republik“, Senor Estrada y Palma, o er nach 8
(W. T. B.) Ein vom 28. d. Mts.
meldet über die Einnahme von Etropol noch folgende Details. Der Kampf dauerte vom Morgen des 22. No⸗ vember bis zum 24. November, Nachmittags 3 Uhr. Am 22. wurde den ganzen Tag geplänkelt und die Hauptmühe darauf verwandt, die Geschütze auf die Felsen hinauf zu bringen. Am 23. Morgens eroberten die vom Kapitän Reutern geführten Freiwilligen des Preobraschensky'schen Regi⸗ ments in plötzlichem Angriff eine Redoute. Die Türken onnten in Folge dessen von der Flanke beschossen werden und mußten darauf ihre ganze vordere aufgeben, welche alsbald durch die rechte Kolonne des Prinzen von Oldenburg besetzt wurde. Diese rechte Kolonne unterhielt darauf bis zum Abend ein Plänkelgefecht, während die linke Kolonne sich zur Umgehung der rechten türkischen Flanke anschickte. Am Mor⸗
gen des 24. begann die linke Kolonne unter dem Befehl des
Flügel⸗Adjutanten, Oberst Lubowitzky, die Flanke und den Rücken immer mehr zu umgehen und nöthigte den Feind end⸗ ich, sich in die Hauptredoute zurückzuziehen, welche den Puß⸗ ingang schloß. Aus dieser flüchteten dann die Türken weiter. Die Redoute wurde durch eine Compagnie des Preobraschensky⸗ chen Regiments besetzt. Wegen der eingetretenen Dunkelheit begann die Verfolgung erst in der Morgendämmerung des
25. November und wurden dabei von den FJekaterinoslawschen
Dragonern 3 Geschütze, 2 Kisten mit Munition und 300 S mit Munition und Proviant erbeutet. Unser Verlust in den 3 Tage dauernden Gefechten beträgt 48 Todte und Von Offizieren ist nur einer verwundet.
St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Offi⸗
zielles Telegramm aus Bogot vom 28. November. Bei
der Truppenabtheilung, die von Wraza ggegen Orkhanie demonstrirte, um die Aufmerksamkeit der Türken von dem Angriff auf die Stellung von Prawez abzulenken, hat ein sehr heißes Kavalleriegefecht stattgefunden. Von Wraza aus wurde gegen Orkhanie ein Detachement entsendet, das aus 3 Escadrons des reitenden Leibgarde⸗Grenadier⸗Regiments und 3 Escadrons des Leibgarde⸗Dragoner⸗Regiments, sowie aus der 2. reitenden Gardebatterie bestand. Am 22. c. theilte sich das Detachement in 2 Abtheilungen. Die linke aus 1 ½ Escadrons mit 2 Geschützen bestehende Abtheilung unter dem Obersten Nichtansky wendete sich gegen Nowatschin, die rechte alle übrigen Truppentheile des Detachements umfassende Abtheilung passirte Raschkowo, Rodatin und rückte bis Ludtikowo vor, wo das Plänkeln mit dem Feinde begann. Die aus der Halb⸗Escadrn des Kapitäns Baron Stempel bestehende Vorhut der linken Abtheilung ging in Folge dicken Nebels an den türkischen Befestigungen von No⸗ watschin vorüber, erreichte das Dorf Skriven, holte daselbst 60 türkische Reiter ein, machte 30 derselben nieder und eilte dann hinter Skriven weiter vorwärts. Zu derselben Zeit hatte aber im Rücken der Vorhut ein Kampf zwischen der der Vorhut folgenden Escadron Dragoner mit 2 Geschützen und türkischer Infanterie und Artillerie begonnen, indem von der Front und von den Flanken 400 Tscherkessen auf die erstere eindrangen. Die 1 ½ Escadrons Dragoner und 2 Geschütze vereinigten sich wieder, gingen im Schritt zurück und hielten während dreier Stunden auf dem 8 Werst langen Wege den Andrang von 2 türkischen Bataillonen mit 2 Ge⸗ schützen und von 400 Tscherkessen aus. Unter beständigem Andrang der türkischen Truppen passirten die Dragoner zwi⸗ schen Nowatschin und Kara⸗Derbent, sahen hier aber ihren Weitermarsch aufs Höchste erschwert, da der Bergpaß durch die mit Wagen und Vieh flüchtenden Bulgaren vollständig unpassirbar gemacht war. Die Abtheilung war gezwungen, ihre Geschütze in einen Abgrund zu stürzen; es gelang dies mit dem einen, ein anderes aber wurde, nach⸗ dem alle Vertheidiger desselben niedergemacht waren, von den Tscherkessen erbeutet. Die Ueberreste der helden⸗ müthigen Abtheilung besetzten das Dorf Kara⸗Derbent und hielten durch wirksames Feuer den weiteren Andrang der Tscherkessen auf, bis die rechte Abtheilung ankam, welche den Rückzug deckte. Von 12 Offizieren, die an dem helden⸗ müthigen, wenn schon unglücklichen Kampfe theilnahmen, blie⸗ ben blos 2 unbeschädigt, 3 fanden den Heldentod, 3 sind schwer verwundet, 4 sind kontusionirt. Von 150 Soldaten sind 43 todt, 24 verwundet, 2 werden vermißt. Obschon das De⸗ tachement die ihm gestellte Aufgabe mit schweren Opfern hat bezahlen müssen, ist doch das gesteckte Ziel erreicht worden — die Aufmerksamkeit der in Orkhanie befindlichen türkischen Truppen wurde durch das gedachte Detachement abgelenkt und die dortigen türkischen Truppen konnten den in der Position von Prawez befindlichen Türken keine Hülfe leisten.
St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 29. d.: Am 27. und 28. d. hatte das Detachement bei Rustschuk nur un⸗ bedeutende Vorpostengefechte. — In Giurgewo wurde am 27. d. auf der Batterie Nr. 13 durch einen türkischen Schuß vom Fort Ejun ein Pulverkeller gesprengt, welcher 60 Geschosse und 50 Kartätschgranaten enthielt. Eine Traverse und zwei Plattformen wurden dabei zerstört und ein Kanonier mit Erde vollständig überschüttet. L.tzterer wurde jedoch so⸗ gleich herausgegraben. — Auf dem Schipkapasse fand
eestern bei klarem Wetter ein lebhaftes Geplänkel statt. Heute berr daselbst ein starker eisiger Wind. — Der englische
rzt Lazeren ist mit 7 barmherzigen Schwestern, welche den Wunsch ausdrückten, vorzüglich russische Verwundete zu pflegen, heute hier eingetroffen.
St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Nach einer hier E telegraphischen Nachricht aus Poradim haben die Türken am Montag von Rustschuk aus Slobosia und Giurgewo lebhaft bombardirt. Die russischen Batterien brachten die türkischen Kanonen indessen zum Schweigen.
St. Petersburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten ist die Eisenbahn von Ben⸗ der nach Galatz nunmehr vollständig fertig und am 29. v. Mts. von der Regierungs⸗Kommission unter Baron Stern⸗ wall abgenommen worden. — Die vierte Brücke über die Donau bei Petroschani ist ebenfalls dem . über⸗ geben worden. Noch zwei andere Brücken sind im Bau be⸗
iffen.
Konstantinopel, 30. November. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten ist der zum Kommandanten der Reservearmee ernannte Reouf Pascha in Adrianopel an⸗ gekommen und mit der Herstellung eines Lagers für 50 000 Mann beschäftigt. Ejub Pascha hat das Kommando bei Schipka übernommen. Der Schneefall im Balkan ist stärker
geworden. —
1 Sistowa, 28. November. (Pr.) Auf der Donau⸗Insel
Leti wurden von den Russen “ und eine rrichtet.
Feldtelegraphen⸗Station e
* 82 1u Simnitza, 25. November. (Pol. Korr.) Außer dem um ganze Cernirungslinie von Plewna laufenden Feldtelegraphen ist neuestens auch ein optischer Apparat eingerichtet worden, welcher die Bestimmung hat, namentlich bei Nacht die verschiedenen Punkte der Cirkumvallationslinie unter einander in stäter Verbindung zu erhal⸗ ten und einer türkischen Ueberrumpelung vorzubeugen. Die ganie Situation bei Plewna reduzirt sich andauernd auf die Frage, ob Osman Pascha auf Entsatz hoffen kann oder nicht. Ohne eine mäch⸗ tige Hülfe von Außen bleibt er unrettbar verloren. Nach dem aber, was man über die Stärkeverhältnisse und die Qualität der sich in Sofia bilkenden Armee Mehemid Ali's hört, trübt sich dieser letzte Hoffnungsstrahl Osman Paschas immer mehr. Für das Endresultat der Kriegsperiode von Plewna ist eine Woche mehr oder weniger jetzt kaum mehr ausschlaggebend. Das Schicksal Plewnas und der Armee Osman Paschas scheint besiegelt zu sein. — An den Militärbahnen wird rastlos gearbeitet. Gegen alle Erwartung begünstigt das schöne Herbstwetter die Arbeiten, so daß die ee noch in diesem Jahre fertig sein wird. An der Linie Sistowa⸗Tirnowa sind Tausende von Arbeitern beschäf⸗ tigt. — Die Bildung der russischen Reserve⸗Armee in Ru⸗ mänien hat begonnen. Schon sind starke Abtheilungen in Rumänisch⸗ Bessarabien eingerückt und die Vortruppen haben Galatz und Braila passirt. Auf der Bahn erwartet man größere Durchzüge. 8
Betreffs der Eventualität, daß Montenegro in den Besitz eines eigenen Seeplatzes gelangen könnte, wird der „Presse“ geschrieben:
„An der österreichischen Seeküste theilt man durchaus nicht allgemein die im Binnenlande herrschende Meinung, daß Montenegro im Besitze eines Küstenstreifens, und wäre es auch das ganze Gebiet zwischen dem Scutarisee, der Bojana und dem Meere, für Oesterreich ein unbequemerer Nachbar würde, als es bereits ist. Im Gegentheil, meint man, würde ein derartiger Besitz Montenegro erst zur Gefügigkeit nöthigen. Der Küstenstrich mit den paar See⸗ häfen wäre, so kalkulirt man, der werthvollste Theil des ganzen fürstlichen Gebietes. Die Seeplätze würden als Zollstätten für den Transitohandel nach dem Innern eine Geldquelle für den sehr ma⸗ 8 Staatsschatz in Cettinje, und die Fürstliche Regierung würde ald lernen, aus finanziellen Gründen den Küstenstrich werthzuschätzen und zu pflegen. Deshalb würde sie sich auch wohl hüten, einem Lande, wie Oesterreich, das durch ein paar Kanonenboote diese Küste vollständig beherrschen kann, sich unangenehm zu machen, während im Grunde genommen bisher Monteneg o thun konnte, was es wollte und auch thaͤt, weil es in seinen unzugänglichen Ber⸗ gen vor Verfolgung sicher war. — Das Gespenst der russischen Kohlenstation in Spizza oder Antivari können nur Land⸗ ratten ernst nehmen. Wenn im Friedens⸗ und Cessionsvertrag die Errichtung einer derartigen, welchen Charakter immer habenden stabilen Station für eine fremde Marine untersagt wird, so genügt dies vollständig, weil, wenn schon Oesterreich aus freundnachbarlichen Gründen gegen eine Kontravention von russischer Seite nicht ein⸗ schreiten wollte, England sofort Seepolizei üben würde. Die alba⸗ nesische Küste liegt ja am offenen Meere und ist von Malta her zugänglich.“
— Man telegraphirt demselben Blatte: „Die Nachricht von dem Falle von Kars hat unter den Mahomedanern in Bosnien eine große Panique erzeugt. Es war bestimmt, daß durch den Einfluß der Begs bei Sjeniza ein irreguläres Corps von 15,000 Mann und 1500 Reitern zusammengestellt werden sollte. Die Begs von Derbent, Teschan und Banja⸗ luka widersetzen sich der Heeressolge Sie halten ihre Kmets (Pächter) von der Kriegsdienstleistung unter dem Vorwande ab, daß ihre eigenen Besitzungen eines Schutzes vor den Insur⸗ genten und Montenegrinern bedürfen.“
„— Die Proklamation des General⸗Gouverneurs des Vilajets von Kossowo, Rifat Pascha, in welcher die mahome⸗ danische Bevölkerung eines der ansehnlichsten Vilajets des Reiches zu den Waffen 18- wird, ist nach einem Berichte der „Pol. Corr.“ ein erster Appell an den heiligen Krieg. In der Proklamation sagt Rifat, daß Serbien sich zum Eintritte in den Kampf vorbereite und daß die Mahomedaner zur Vertheidigung des heimatlichen Bo⸗ dens verpflichtet seien. Die Provinz könne leicht 200 000 Streiter aufbringen, welche sich nicht von Serbien besiegen lassen und nicht dulden würden, daß der Feind ungestraft den Boden des Vaterlandes betrete. Demnach werden alle tauglichen Männer zur Ergreifung den Waffen aufgefordert und haben die Hod schas, Ulemas und IJmams in aller Städten und Dörfern diese Proklamation in den Moscheen öffentlich zu ver⸗ lesen. Alle kriegstauglichen Individuen werden in einer Liste ver⸗ zeichnet, die jüngeren in die Mobilgarde oder aktive Armee, die älteren in die Territorialgarde eingereiht. Die Vertheilung der Waffen und die militärische Abrichtung haben sofort zu geschehen. Die türkische Regierung traf schon seit längerer Zeit Vorbereitungen zu diesem Landsturme und wurden beträchtliche Quantitäten Waffen und Munition bereits in Kossowo und den bedeutenderen Orten des Vilajets aufgespeichert. Die Bewaffnung dieser Baschibozukbanden wird daher leicht und rasch vor sich gehen. Nur ist zu befürchten, daß nicht die Serben allein, sondern auch alle Christen der Provinz diese wilden Gesellen zu kosten bekommen werden. Wenn die russischen Waffen nicht ehestens noch weitere Fortschritte machen, stehe eine zweite Auflage der bulgarischen Greuel bevor. 8
Asiatischer Kriegsschauplatz.
Die „St. Petersburger Deutsche Zeitung“ veröffentlicht folgenden Tagesbefehl des Ober⸗Kommandirenden der Kaukasus⸗Armee, Großfürsten Michael, vom 7. November. „Auf meine Berichte an Se. Majestät den Kaiser über die neue Niederlage der türkischen Truppen in dem ruhmvollen Kampfe am 4. November auf den Höhen von Dewe⸗Boyun, den heldenmüthigen Kampf bei Kars am 5. November und die von dem Daghestanschen Detachement des General⸗Adju⸗ tanten Fürsten Melikoff den Insurgenten beigebrachte Nieder⸗ lage, habe ich das Glück gehabt, folgende Telegramme von Sr. Majestät zu erhalten: 1) Poradim, 26. Oktober. „Ich danke Gott für den abermals verliehenen Sieg vom 23. dieses Monats. Ehre und Ruhm unseren heldenmüthigen Truppen und ihren würdigen Führern. Du wirst Meine und die allgemeine Freude begreifen. Ich erwarte mit Unge⸗ duld Ausführlicheres und weitere Nachrichten. Heute vor 27 Jahren wurde mir die Ehre der Verleihung des Georgs⸗Kreuzes in den Reihen der ruhmvollen kaukasischen Truppen zu Theil. Sage Allen Meinen herzlichen Dank. Ich gehe soßleich zum Gebet.
2) Ich f reue mich über die erfolgreichen Aktionen des Fürsten Melikoff in Daghestan und des Generals Lasareff vor Kars. Dem Regiment Kutais Meinen besonderen Dank für die glänzende That. Du kannst stolz sein auf die heldenmüthigen Truppen, die unter deinem Befehl stehen. Möge der Segen Gottes auch fernerhin mit
uns sein.“ ch beeile mich, Euch, meine Kampfgefährten, diese der kaukasischen Armee theuren Worte Unseres Großen Kaisers zu übergeben. Möge der uns beistehen, bis zum End unsere Pflicht gegen Kaiser und Vaterland zu erfüllen. Es lebe Se. Majestät der Kaiser; mögen Seine heiligen Zwecke erfüllt werden! Hurrah! Gez.: Der Ober⸗Kommandirende, General⸗Feldzeugmeister „Michael“.“
— Ein Korrespondent der A. „A. Z.“ entwirft folgende Skizze über die Einrichtung des Hauptquartiers in s .
„Es ist nicht nur eine sehr gut gepflasterte Straße entstanden, sondern dieselbe ist auch beleuchtet und es herrscht ₰ — in derselben während der Stunden, wo vor dem fürstlichen Wohnhause Musikbanden spielen. Fürst Karl bewohnt das Häuschen eines früheren bulgarischen Bauers, in welches man kaum eintreten kann, ohne sich tief zu bücken. Die Einrichtung ist bei der größten Ein⸗ fachheit sehr sinnreich. Die außerordentliche Reinlichkeit verleitet zu dem Glauben, man befinde sich in einer Villa statt in eiger restau⸗ rirten Bauernhütte. Vor einem portalartigen Eingange weht die rumänische Standarte, neben welcher eine Schildwache und das für letztere bestimmte Schilderhaus sich befindet, umgeben von mehreren Zelten. Zur Rechten dieses Häuschens erhebt sich ein noch kleineres, aber theilweise neu in Ziegeln erbautes Häuschen ohne ausgesproche⸗ nen Styl, welches das eigentliche Wohnhaus bildet; als Schloß fungirt ein Riegel aus Holz. Die Fenster sind ein wenig mikrosko⸗ pisch und deren Scheiben von vorherrschend sehr ins Grünliche schil⸗ lernder Farbe. In einer Nische, neben einem der Fenster, ist eine Wagenlaterne aufgestellt, zum Zwecke der Beleuchtung für die Ein⸗ wohner während der Nacht. Das Zimmer, welches der Fürst be⸗ wohnt, hat den Charakter eines Studentenstübchens, dessen einziger Tisch mit Karten und Büchern aller Art bedeckt ist. Das zweite und letzte Zimmer des Häuschens ist eleganter, d. h. es ist außer einem Tisch und zwei Stühlen auch ein in bulgarischer Haus⸗Indu⸗ strie fabrizirter Divan darin, welcher zugleich des Nachts als Bett⸗ gestell dient.“
Reichstags⸗Angelegenheiten. Kitzingen, 1. Dezember. (W. T. B.) Bei der Stichwahl im 2. Kitzinger Reichstags⸗Wahlbezirk wurde Graf von Schönborn mit 9464 von 17 970 Stimmen zum Reichstagsabge⸗ ordneten gewählt. Der Gegenkandidat, Prof. Dr. von Roth, erhielt 8483 Stimmen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
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2. Theil des vom Rechnungs⸗Rath H. Behm heraus⸗ gegebenen „Forst⸗ und Jagd⸗Kalenders für das Deutsche Reich auf das Jahr 1878“ ist soeben im Verlage von J. Springer zu Ber⸗ lin erschienen. Derselbe enthält eine statistische Uebersicht und den Personalstatus der deutschen Central⸗, Provinzial⸗ und Lokal⸗Forst⸗ verwaltungen auf Grund amtlicher Mittheilungen, sowie Nachrichten über die seit einem Jahre erfolgten Verändecungen, Beförderungen ꝛc. der Königlich preußischen Forstbeamten, den Personalstatus der Kö⸗ niglich preußischen Oberförster⸗Kandidaten, des reitenden Feldjäger⸗ Corps, der Inspektion der Jäger und Schützen und der höheren Chargen der Jäger⸗Bataillone Den Schluß bilden ein Namen⸗ und ein Ortsregister zum Personalstatus.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Zur Feier des vierhundertjährigen Geburtsfestes Tizians beabsichtigt der Verein Berliner Künstler im Ja⸗ nuar 1878 eine Ausstellung von Kopien, Zeichnunzen und Kupfer⸗ stichen nach Gemälden Tizians zu veranstalten. Um durch Vor⸗ führung einer reichhaltigen Sammlung dem Publikum eine möglichst vollständige Anschauung des gesammten Schaffens des großen Meisters zu geben, werden alle diejenigen Besitzer von obengenannten Repro⸗ duktionen Tizianscher Werke, welche geneigt sind, dieselben auf einige Zeit dem Verein Berliner Künstler anzuvertrauen und dadurch das beabsichtigte Unternehmen zu unterstützen, ersucht, ihre Adressen mit Angabe der zur Disposition gestellten Werke dem Burean des Vereins Berliner Künstler, Kommandantenstraße 77/79, mitzutheilen.
— Der Verein für Lübeckische Geschichte und Alter⸗ thumskunde hat so eben einen Bericht über seine Thätigkeit im Jahre 1876 veröffentlicht. Hiernach ist im verflossenen Jahre der 5. Bd. des Lübecker Urkundenbuches bis 1417 fortgeführt und mit diesem Jahre abgeschlossen worden. Ebenso ist der 3. Bd. der von dem genannten Verein herausgegebenen Zeitschrift mit dem 3. Hfte. abgeschlossen worden. Dasselbe enthält, außer größeren und kleineren Auffätzen, deren Stoff sich vom Mittelalter bis zur Gegenwart verbreitet, eine Uebersicht der Vereinsgeschichte während der letzten 10 Jahre. Die kulturhistorische Sammlung, die der Verein besitzt, befindet sich in ununterbrochenem erfreulichen Wachsthum.
— „Das Telephon“. Unter diesem Titel ist der Vortrag, welchen der Geheime expedirende Sekretär im Centralbureau des General⸗Postamts, Hoffmann, am 27. November im Saale des Architektenhauses zu Berlin für die Mitglieder des Architekten⸗ vereins gehalten hat, im Verlage von Julius Springer hier im Druck erschienen. Da der Vortrag allgemein verständlich gehalten und durch Holzschnitte erläutert ist, so wird derselbe in weitesten Kreisen über diese Erfindung, welche augenblicklich das all⸗ gemeine Interesse in Anspruch nimmt, und deren praktische Anwen⸗ dung Aufklärung geben. ½ 1
— Nach der „Schw. Grenzp.“ versammelte sich die mit de Ausarbeitung einer geologischen Karte der Schweiz betrau eidgenössische Kommission kürzlich in Neuenburg, um die Arbeiten z prüfen, welche während des letzten Sommers auf dem Terrain aus⸗ geführt worden sind. Obgleich das Untersuchungsgebiet, das die höchsten Ketten der Berner, Waadtländer und Walliser Alpen, sowie die Gebirgestöcke des Splügen und des Bernhardin umfaßte, zu de schwierigsten gehörte, war doch kein Unglücksfall zu beklagen. Vo den 21 Blättern, aus welchen sich die eidgenössische Karte zusammen setzen wird, sind nun 13 vollendet, 6 noch in Arbeit und der baldige: Vollendung nahe; nur 2 sind noch nicht begonnen (Monte Rosa un Bündner⸗Oberland).
Gewerbe und Handel.
amtlichen Nachrichten aus Konstantinopel ist die Aus dem Vilayet Ardin
Nach fuhr von Weizen und Gerste au verboten worden.
— Nach amtlichen Nachrichten ist die Zollfreiheit von Weizen, Roggen und Mais und des aus diesen Cerealien be reiteten Mehles bei der Einfuhr nach Konstantinopel zum Zwecke des dortigen örtlichen Verbrauchs von der Pforte bis zum 1.,13. März 1878 ausgedehnt worden. 8
— Die in dem ersten Stockwerk des Börsenrestaurants hierselbst veranstaltete Ausstellung von Tischler⸗Lehrlingsarbeiten wird morgen Vormittag 10 Uhr feierlich eröffnet werden.
— Wie man der „B. Börs. Ztg.“ aus Breslau schreibt, gestattet der Rechnungsabschluß der Oppelner Portland⸗Cement⸗
Fabriken pro 1876/77 die Vertheilung einer Dividende von 1 ½ %,
es steht aber nicht fest, daß diese Dividende wirklich zur Auszahlung gebracht wird.
St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Das M 1. nisterium für Wege und Verkehrsanstalten veröffentlicht einen Bericht über die zum Zweck der Exleichterung des Eisenbahnverkehrs getroffenen Maßregeln. Danach ist das rollende Material bis zum 1. Oktober 1877 um 228 Lo⸗ komotiven und 4838 Waggons vermehrt worden; ferner sind 416 Lokomotiven und 9400 Waggons bestellt und bis zum 1. Mai 1878 zu liefern. Außerdem hat die große russische Eisenbahngesell schaft einen Juwachs von 100 Lokomotiven und Waggons, und die Odessaer Eisenbahn einen solchen von 67 Lokomotiven und 1380 Waggons erhalten. Das Ministerium hat Vorschriften erlassen, um die Waaren vor Nässe zu bewahren.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 29. November. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer
„Diana“ ist heute Abend aus Konstantinopel hier angelangt.