1877 / 303 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

dem Tribunals⸗Sekretär Adloff in Königsberg i. Pr.,

dem Kammergerichts⸗Sekretär Gothan in Berlin,

den Appellationsgerichts⸗Sekretären Bergemann und Willert in Stettin, Fagiewicz in Wiesbaden, Goebel in Glogau, Fabian in Ratibor, Velthaus in Damm, Willenberg in Posen, Pietsch in Magdeburg, Giebe in Coeslin, Reich in Frankfurt a./O., Kopka und Wroblewski in Bromberg und Hundsdörffer in Insterburg,

den Stadtgerichts⸗Sekretären Ernst Theodor Eduard Schulz und Rüger in Berlin und Zickler in Breslau,

den Kreisgerichts⸗Sekretären Hirsch in Greifenhag Bauch in Groß⸗Strehlitz, Hancke in Wollstein, Weidn in Krotoschin, Brose in Neustettin, Raatz in Belgard, Beyer in Inowrazlaw, Weckwerth in Bromberg, Panke in Landeshut, Wehenkel in Mühlhausen und Kothe in Nordhausen, Medenwaldt in Gollnow, Schade in Haynau, Schmidt in Leobschütz, Muth in Ratibor, Heinrich in Gleiwitz, 8 hoff in Dortmund, Buschkötter in Limburg a. d. Lenne, Bandel in Posen, Schöll in Pollnow, Bütow in Spremberg, Zindler in Conitz, Hoffmann in Oels, Schmidt in Militsch, Leitzmann in Breslau, Rasch in Erfurt, Reupke in Vreden und Schreiber in Schweidnitz,

den Landgerichts⸗Ober⸗Sekretären Thissen in Aachen und Frölich in Düsseldorf, . 1

dem Handelsgerichts⸗Sekretär Hasbron in Trier und

dem Parket⸗Sekretär Thewes in Trier den Charakter

als Kanzlei⸗Rath zu verleihen.

Finanz⸗Ministerium.

8 Die Kataster⸗Controleure Schüpp in Prenzlau, Her⸗ farth in Züllichau, Fuß in Friedeberg N.⸗M., Kuntze in Meseritz, der Kataster⸗Sekretär Nitzsche in Merseburg und die Kataster⸗Controleure Döllinger in Münster i. W., Clasen in Warendorf, Rosdücher in Hamm, Rodde in Hanau, Reinemann in Gersfeld, Hildebrandt in Hof⸗ geismar, Plitt in Hanau, Endemann in Eschwege, Re⸗ deker in Boppard, Willmeroth in Cöln und Stern in Düren sind zu Steuer⸗Inspektoren ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. 8 Dem Wilhelm Krüger in Tilsit ist das Prädikat „Oberlehrer“ beigelegt worden. Der praktische Arzt ꝛc. Dr. Liedtke ist mit Belassung seines Wohnsitzes in Kraupischken zum Kreiswundarzt des Kreises Ragnit ernannt worden.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der bisherige Königliche Werkstätten⸗Vorsteher Karl Eberle zu Breslau ist zum Königlichen Eisenbahn⸗ Maschinenmeister ernannt, und demselben eine Betriebs⸗ maschinenmeisterstelle bei der Oberschlesischen Eisenbahn mit dem Wohnsitze in Kattowitz verliehen worden.

Die dem Gutsbesitzer Louis Simon und dem Rentner Gustav von Moisy hierselbst ertheilte Erlaubniß zur Anfertigung der generellen Vorarbeiten für eine normalspurige Sekundär⸗Eisenbahn von Flehe an der Ost⸗ bahn über Schloppe und Tütz nach Märk. Friedland ist auf zur Einmündung in die

die weitere Strecke bis Pommersche Centralbahn ausgedehnt worden.

Justiz⸗Ministerium. Der Amtsrichter Guth in Cappeln ist zum Rechtsanwalt bei dem Kreisgericht in Itzehoe, sowie den in dessen Bezirk belegenen Amtsgerichten und zugleich zum Notar im Departe⸗ ment des Appellationsgerichts zu Kiel, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Heide, ernannt worden.

Der Advokat⸗Anwalt Esser in Bonn ist zum Notar für den Friedensgerichtsbezirk Siegburg, im Landgerichtsbezirke övean mit Anweisung seines Wohnsitzes in Siegburg, ernannt worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Geheimen Civilkabinets entgegen und begaben Sich um 12½ Uhr nach der Kaiserlich russischen Botschaft, wo Aller⸗ höchstdieselben dem feierlichen Tedeum beiwohnten.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war vor⸗ gestern bei der Bescherung des Augusta⸗Hospitals anwesend.

Beide Kaiserliche Majestäten wohnten gestern dem Gottesdienste im Dom bei und dinirten bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron⸗ prinzessin. Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin besuchte das Magdalenum.

8 findet, wie alljährlich, die Bescherung für die König⸗ liche Familie bei den Kaiserlichen Majestäten statt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Sonnabend im Laufe des Vormittags militärische Meldungen entgegen. Am Abend besuchte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit das Opernhaus und dem⸗ 8 nächst mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen 8 Wilhelm die Vorstellung im Wallner⸗Theater.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin begab Sich um 6 Uhr nach der Wadzeck⸗ Stiftung zur Weihnachtsbescherung.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich traf gestern, von Kiel kommend, mit dem Frühzuge um 5 Uhr 30 Minuten auf dem Hamburger Bahnhofe ein.

„Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz wohnte gestern um 10 Uhr dem Gottesdienst in der Garnisonkirche bei. Um 5 Uhr waren die Kaiserlichen Majestäten zum Diner bei den Kronprinzlichen Herrschaften. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besuchte

am Abend mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich die Vorstellung im Schauspielhause.

und Königs hat Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl dem Ober⸗Amtmann Wenzel in Gresonse den Charakter als Königlich Prinzlicher Amtsrath verliehen.

Mit Allerhöchster vbnigkig Sr. Majestät des Kaisers

Die Nr. 102 des Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers vom laufenden Jahre enthielt Mittheilungen über ein ferneres Auftreten der Reblaus in den deutschen Weinbaugebieten. Neuerdings ist das Vorkommen des Insekts auch in der Reb⸗ schule der Gebrüder Simon⸗Louis zu Plantiéères bei Metz und ferner in einer dem Rentier Reinecke gehörigen Weinpflanzung zu Rauschwitz bei Glogau festgestellt worden, und zwar an letzterem Orte an Rebstöcken, welche im Faclahr vorigen Jahres aus einer der zur Haage & Schmidtschen Handels⸗ gärtnerei in Erfurt gehörigen, infizirten Rebschulen bezogen worden waren. Es sind die geeigneten Maßregeln eingeleitet, um einer Verbreitung der Krankheit vorzubeugen.

Nach der vom Reichs⸗Eisenbahnamt veröffent⸗ lichten, in der Ersten Beilage abgedruckten Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen exkl. Bayerns im Monat November d. J. stellt sich auf den 88 Bahnen, welche in dem Zeitraume vom 1. Januar 1876 bis Ende November 1877 im Betriebe waren und zum Vergleich gezogen werden können: die Einnahme aus allen Verkehrszweigen im Monat November d. J. bei 46 Bahnen höher und bei 42 Bahnen geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und die Einnahme pro Kilometer im Monat November d. . bei 44 Bahnen höher und bei 44 Bahnen (darunter 9 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, die Einnahme aus allen Verkehrszweigen bis Ende Novemher d. J. bei 36 Bah⸗ nen höher und bei 52 Bahnen geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und die Einnahme pro Kilometer bis Ende November d. J. bei 31 Bahnen höher und bei 57 Bahnen (darunter 10 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗Eisenbahnen einschließlich der Annaberg⸗Weiperter und Chemnitz⸗Würsch⸗ nitzer Eisenbahn beträgt Ende November d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 1 187 439 800 (416 265 900 Stammaktien, 44 595 000 Prioritäts⸗ Stammaktien und 726 578 900 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 4174,53 km, so daß auf je 1 km 284 449 entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ Eisenbahnen ausschließlich der Uelzen⸗Langwedeler Eisen⸗ bahn beträgt Ende November d. J. das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 3 050 702 207 (1 066 621 558 Stammaktien, 331 611 000 Prioritäts⸗Stammaktien und 1 652 469 649 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 12 281,83 km, so daß auf je 1 km 248 391 kommen.

Der Kommunal⸗Landtag der Kurmark trat am 18. d. M. zu einer außerordentlichen Diät zusammen, welche die durch §. 128 der Provinzialordnung angebahnte Ueberleitung der Landarmenpflege von den einzelnen Kom⸗ munalverbänden auf die Provinz noch im laufenden Jahre nothwendig machte.

Der §. 128 in Rede ermächtigt bekanntlich die Königliche Staatsr gierung, die Verwaltung des Landarmenwesens den Provinzialorganen zu übertragen, falls bis zum Beginne des nächsten Jahres eine Einigung der Betheiligten nicht zu Stande gekommen ist. Die Grundlagen zu einer solchen Einigung, entworfen von dem Provinzial⸗ ausschusse, hatten die Genehmigung der ad hoc gebildeten Kommission des Kommunal⸗Landtages ge⸗ funden. Es kam darauf an, die Annahme dieser Bedin⸗ ungen auch durch den Kommunal⸗Landtag selbst noch im aufenden Jahre herbeizuführen, um das Erforderniß der Einigung, welches das Gesetz stellt, zu erfüllen. Der Landta hat in der ihm gewährten Diät die Vorschläge des Provinzial⸗ ausschusses in allen wesentlichen Punkten angenommen und nur als den Zeitpunkt des Ueberganges dem 1. Januar k. J. den 1. April dess. J. als den Beginn des neuen Etatsjahres unterstellt, eine Aenderung, mit welcher dem Vernehmen nach der Provinzialausschuß sich bereits einverstanden erklärt hat.

Neben dieser umfassenden Vorlage kamen noch einigé an⸗ dere Landarmen⸗Angelegenheiten zur Verhandlung, namentli die Rechnung und der Verwaltungsbericht pro 1876. Na Bewältigung des vorliegenden Materials in zwei Plenar⸗ sitzungen konnte diese außerordentliche Diät bereits am 20. d. M. geschlossen werden.

Se. Hoheit der Prinz Friedrich zu Hohen⸗ zollern, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 2. Garde⸗ bee. Jnngs n ec Sais hat sich mit Urlaub nach Sigmaringen

egeben.

Briefsendungen ꝛc. für S. M. Kbt. „Nautilus“ sind vom 25. d. Mts. ab bis auf Weiteres nach Aden zu dirigiren.

Bayern. München, 22. Dezember. Der König hat den gegenwärtig versammelten Landtag bis zum 31. Januar kommenden Jahres verlängert. Die Verhandlung über die Streitsache bezüglich der Haidhauser Kirche wurde heute am Obersten Gerichtshofe fortgesetzt. Die Verkündigung des Urtheils ist bis zum 14. k. Mts. vertagt worden.

Württemberg. Stuttgart. 22. Dezember. Die Stände⸗ versammlung ist heute vertagt worden, nachdem über sencce Vorlagen die Uebereinstimmung beider Kammern erzielt ist.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen⸗ 21. Dezember. (Mgd. Ztg.) Der Landtag ist vertagt. Die geforderten 250 000 für das Landgerichtsgebäude in Mei⸗ ningen wurden mit 22 gegen 1 Stimme bewilligt. gierung hat in ihrer bezüglichen Vorlage erklärt, daß nach dem Hinzutritt preußischer Gebietstheile der Antrag auf Verlegung 5 .Sg nach Hildburghausen sich nichtz weiter ver⸗ olgen lasse.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 2. Dezemver. scnr Ztg.) In der Hestrigen Sitzung des Landesaus⸗ chufses wurde nach längerer Debatte der Antrag, Colmar als Sitz des künftigen Oberlandesgerichts zu belassen, angenommen. Den 2. Gegenstand der Tagesordnung bildete der „Etat der Universität“. Die Position Einnahmen der Universität wurde mit 681 740 angenommen und die Position Ausgaben bis Antrag 3 verfolgt, welchem der Kurator der Universität, Bezirkspräsident Ledderhose, folgende Fassung zu geben vorschlug: „In der Voraussetzung, daß zum Bau des allgemeinen Kollegienhauses die Summe von 2 300 000 aus Reichsmitteln bereit gestellt werden wird, übernimmt das Reichsland Elsaß⸗Lothringen den nach Abrechnung der Leistun⸗ gen der Stadt Straßburg noch fehlenden Kostenbetrag zur

Die Re⸗

würdigen Herstellung der Universitätsbauten und verpflichtet sich, zu diesem Zwecke die Summe von 2 400 000 in

8 Jahresraten von je 400 000 vom 1. Januar 1879 an aufzubringen. Sollte der Beitrag der Stadt Straßburg die Summe von 600 000 nicht erreichen, so wird noch eine 7. Rate zur Ergänzung dieser Summe hinzu⸗ gefügt.“ Der so formulirte Antrag wurde einstimmig ange⸗ nommen und der Etat der Universität sodann in fort⸗ dauernden und einmaligen außerordentlichen Ausgaben mit 998 040 ℳ; der der Kunsst mit 37 000 genehmigt.

In der heutigen Sitzung wurde der Etat des Unter⸗ richts in Einnahme zusammen mit 108 906,50 ℳ, in fort⸗ dauernden Ausgaben mit 698 716,50 ℳ; in einmaligen und außerordentlichen Ausgaben mit 47 500 ℳ, und damit der

anze Etat mit der Modifikation, welche sich aus der szune um 50 000 bei den Kosten für die Universitäts⸗ eubauten ergiebt, angenommen. Die Etatsübers tungen pro 1876 (1 813 939,08

rei⸗

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 22. Dezember. Der Kaiser ist gestern nach Gödöllö abgereist. Wie der,Presse“ aus Pest berichtet wird, tritt die Kaiserin die beabsichtigte Reise nach England am nächsten Freitag an.

(W. T. B.) Das Herrenhaus hat heute den Ge⸗ setzentwurf, betreffend die Aushebung der Rekruten pro 1878, sowie die Vorlage, betreffend die Verlängerun'g des Handelsvertrages mit England angenommen und die theilweise Abänderung des Uebereinkommens wegen der Südbahn vom Jahre 1867 genehmigt.

23. Dezember. (W. T. B.) Die „Wiener Zei⸗ tung“ schreibt: Die „N. fr. Presse“ bringt eine Reihe von Details aus der letzten geheimen Sitzung des Ausschusses der Delegation des Reichsraths. Wir beschränken uns darauf, zu erklären, daß die betreffenden Mittheilungen entweder aus Mangel an Verständniß, oder aus tendenziöser Absicht gerade in den wesentlichsten Punkten so handgreiflich unrichtig und entstellt sind, daß sie schon aus diesem Grunde keiner Richtig⸗ stellung gewürdigt werden.

Pest, 21. Dezember. Der Zollausschuß des Abgeord⸗ netenhauses acceptirte in seiner heutigen Sitzung die Er⸗ höhung des Kaffeezolles von 16 auf 24 Fl.

22. Dezember. Der ö acceptirte heute unverändert den proponirten Petroleumzoll.

Schweiz. Bern, 22. Dezember. Der Bundesrath hat die Vertheilung der Departements vorgenom⸗ men. Schenk übernimmt das politische Departement und Heer das Eisenbahn⸗ und Handelsdepartement; das Uebrige bleibt wie bisher. Stellvertreter für das politische Departement ist Hammer, für das Departement des Innern Anderwert, für das Justizdepartement Heer, für das Militär⸗ departement Welti, für das Finanz⸗ und Zolldeparte⸗ ment Schenk, für das Eisenbahn⸗ und Handelsdeparte⸗ ment Droz, für das Post⸗ und Telepraphenwesen Scherer. Aus den Verhandlungen des Bundesraths vom 22. Dezember wird der „N. Zürch. Ztg.“ weiter gemeldet, daß die auf den 27. d. M. angesetzte Konferenz der an dem Gott⸗ betheiligten Kantone und Bahngesell⸗ chaften auf den 5. Januar nächsthin verschoben worden, und daß am 17. von dem schweizerischen Gesandten in Rom mit dem italienischen Minister des Aeußern eine Erklärung aus⸗ gewechselt worden ist, kraft welcher der schweizerisch⸗italie⸗ nische Handelsvertrag vom 22. Juli 1868, der bereits am 22. April 1877 bis Ende laufenden Jahres verlängert worden ist, bis 31. März 1878 unverändert in Kraft verbleibt. In Abänderung der Verhandlungen vom 24. August 1877 über die Einfuhr von Wurzelreben und Reb⸗ holz, sowie von Obstbäumen jeder Art, hat der Bundes⸗ rath mit Rücksicht auf die gegen das Verbot in Bezug auf Obstbäume eingegangenen Vorstellungen beschlossen, die Ein⸗ fuhr von Fruchtbäumen unter der Bedingung zu gestatten, daß dieselbe mit glaubwürdigen Ausweisen vom Ursprungs⸗ orte begleitet seien, die genügende Sicherheit dafür gewähren, daß die Pflanzen nicht mit der Reblaus behaftet seien. Von Seiten der Großherzoglich badischen Regierung wird als Ort für die technische Konferenz über die Frage der Tieferlegung der Hochwasser des Unter⸗ und des Bodensees Constanz und als Zeitpunkt der 10. Januar vorgeschlagen. Der Bundesrath erklärt sich mit diesem Antrage einverstanden und giebt davon den Regierungen der betheiligten Kantone Schaffhausen, St. Gallen und Thur⸗ gau behufs entsprechender Verständigung ihrer Abgeordneten Kenntniß. National⸗ und Ständ erath haben heut eihre Session geschlossen. Der Nationalrath hat den Beginn der nächsten Session, im Einverständniß mit dem Ständerath, auf den 4. Februar festgesetzt.

Großbritannien und Irland. London, 22. Dezember.

E. T. B.) Die amtliche „Gazette“ veröffentlicht eine

erfügung der Königin vom heutigen Tage, durch welche das Parlament wegen dringender und wichtiger Angelegenheiten zum 17. Januar k. J. einberufen wird. Der „Standard“ bestreitet, daß ernste Uneinigkeiten im Kabinet vorhanden seien.

23. Dezember. (W. T. B.) Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, Pierre⸗ pont, hat gestern der Königin sein Bee und der neu ernannte amerikanische Gesandte, elsh, sein Be⸗ Glanbng i en überreicht.

(A. A. C.) Den neuesten Berichten vom Cap der guten Hoffnung zufolge geht das Werk der „Pacifikation“ in Süd⸗Afrika rüstig von Statten. Der Gouverneur der Capstadt hat eine Proklamation an die Galekas erlassen, welche die Ursachen rekapitulirt, die zu der Absetzung Kreli's und der Konfiskation seines Gebiets mees Ein freier Pardon wird allen Rebellen mit Ausnahme der Rädelsführer unter der Bedingung angeboten, daß sie süfhe zurück⸗ kehren und sich bei dem Oberst Eustace, dem Haupt der Verwaltung des Landes und ehemaligen politischen Agenten bei Kreli, melden. Mit Ausnahme einiger Vieh⸗ diebstähle herrscht jetzt an der Grenze völlige Ruhe. Lord Middleton, ein konservativer Pair, ist am 19. d. auf seinem Landsitze House, Birdhall in Yorkshire, gestorben. Derselbe war ein bekannter Sportsman.

Frankreich. Paris, 21. Dezember. Das „Journal officiel“ vom 21. meldet die Ernennungen des Hrn. Cochery

) wurden ebenfalls ge⸗

C11““

érier zum Unterstaatssekretär im Unterrichts⸗Ministerium. 23. Dezember. Das „Journal officiel“ ver⸗ öffentlicht heute das Dekret, betreffend die Ernennung des Grafen von St. Vallier zum Botschafter in Berlin an Stelle des Vicomte von Gontaut⸗Biron, dessen Entlassungs⸗ gesuch angenommen worden ist. Gleichzeitig wird die Er⸗ nennung des Deputirten Girerd zum Unterstaatssekretär im Ackerbau⸗Ministerium veröffentlicht. Die Arrondisse⸗ mentsräthe werden durch ein Dekret vom 22. auf den 29. Dezember für den zweiten Theil ihrer Session, dessen Dauer auf 3 Tage festgesetzt ist, einberufen. Die Muni⸗ zipalrathswahlen sind auf den 6. Januar angesetzt.

Italien. Rom, 23. Dezember. (W. T. B.) Die von mehreren französischen Journalen gebrachte Nachricht, die ita⸗ lienische Regierung habe zur Lösung der Frage wegen der türkischerseits erfolgten Beschlagnahme zweier italie⸗ nischen Schiffe im Bosporus die Vermittelung einer anderen Macht nachgesucht, wird von der „Agenzia Stefani“ für vollständig unbegründet erklärt.

Griechenland. Athen, 23. Dezember. (W. T. B.) Minister Communduros hat der Kammer Vorlagen wegen der Ernennung der Offiziere der mobilen Nationalgarde und wegen sofortiger Einberufung der Reserve der regulären Armee zugehen lassen. Nach hier vorliegenden Nachrichten sind die mit der Ueberbringung versöhnlicher Vorschläge be⸗ auftragten türkischen Kommissare in Kreta eingetroffen, es 8 die Ablehnung dieser Vorschläge als wahrscheinlich angesehen.

(W. T. B.) In dem Voranschlag der Staatsein⸗ nahmen und Staatsausgaben pro 1878 sind die ersteren auf 42 800 000, die letzteren auf 40 600 000 Drachmen be⸗ iffert, es ergiebt sich demnach ein Ueberschuß von rund 2 Mil⸗ Für Rüstungszwecke sind 11 750 000 Drachmen in das Extraordinarium eingestellt.

Türkei. Konstantinopel, 22. Dezember. (W. T. B.) Der Ministerrath berieth heute über die Maßregeln zur Verhinderung der Entwerthung der Kaimes. Die Encyklika des griechischen Patriarchen bezüglich des Militärdienstes wird morgen in den griechischen Kirchen ver⸗ lesen werden. Delegirte der Muselmänner in Indien sind mit Unterstützungsgeldern hier eingetroffen.

23. Dezember. (W. T. B.) Die erwartete Prokla⸗ mation des Sultans an die Serben, in welcher Fürst Milan für abgesetzt erklärt wird, ist nunmehr ergangen. Die Entwerthung der Kaimes hat eine Stei⸗ gerung des Preises der Lebensmittel hervorgerufen, man befürchtet Ruhestörungen, falls die Brodpreise, die die Vnne Bevölkerung nicht zu bezahlen vermag, noch weiter steigen ollten.

8 T. B.) Der frühere Civilgouverneur von Kars, Chefvik Pascha und andere Civilbeamte von dort sind hier eingetroffen. Kiemil Bey begiebt sich nach Egypten. Oberst Studdy ist nach Kamarli abgegangen, um sich an den Ope⸗ rationen Baker Paschas zu betheiligen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. De⸗ zember. (W. T. B.) Dem Kaiser Alexander wurden während der Reise auf sämmtlichen Bahn⸗ höfen von Bukarest bis St. Petersburg Ovationen dar⸗ gebracht. Gestern war hier im Theater große Galavorstellung. Die Straßen waren reich beflaggt und Abends fand eine große Illumination statt. Aufgestellte Orchester spielten die National⸗ hymne. Trotz der Kälte bewegten sich in den Straßen drei Reihen Wagen und eine zahllose Volksmenge, in welcher sich ein ganz außerordentlicher Enthusiasmus kundgab. Das amtliche Blatt theilt mit, daß jedes Ministerium beschlossen

at, den hundertjährigen Geburtstag Kaiser

lexanders I. im ganzen Reiche zu feiern. Der Reichs⸗ kanzler Fürst Gortschakoff ist mit dem Kaiser hier ein⸗ getroffen.

(Verspätet eingetroffen.) Nach dem Eintreffen des Kaisers in dem Winterpalais wurde das letztere noch Stunden lang von einer zahllosen Menschenmenge umwogt, welche unaufhörlich Hurrah rief und die Nationalhymne intonirte; der Enthusiasmus der Bevölkerung war geradezu unbeschreib⸗ lich. Die Illumination am Abend war so allgemein und so großartig, wie sie St. Petersburg selten gesehen. In den Straßen bewegte sich, trotz des heftigen Windes, eine Kopf an Kopf gedrängte Menschenmenge, welche begeisterte Hochs aus⸗ brachte und von den aufgestellten Musikcorps immer aufs Neue das Anstimmen der Volkshymne verlangte. In den festlich erleuchteten Theatern wurden Festkantaten vorgetragen und die Nationalhymne gesungen. In der Hofloge der großen Oper wohnten die zur Beiwohnung des Alexanderfestes hier eingetroffene preußische und österreichische Militärdeputation der Vorstellung bei. Heute brachten alle Zeitungen begeisterte Artikel aus Anlaß des Einzuges und des Empfanges des Kaisers: alle betonen, wie sich die allseitige hingebende Liebe, Anhänglichkeit und Dankbarkeit der Bevölkerung zu dem „Kaiser⸗Befreier“ gestern abermals in der herzlichsten Weise undgegeben habe.

24. Dezember. (W. T. B.) Bei dem Empfange einer Deputation der St. Petersburger Munizipalität sprach der Kaiser in Erwiderung auf die gehaltene Ansprache seine Freude über seine Rückkehr nach St. Petersburg aus, indem er zugleich auf die durch die Einnahme von Plewna erreichte Genugthuung hinwies. Der Kaiser schloß: „Wir haben viel gethan, viel aber bleibt noch zu thun. Möge Gott uns helfen, unser heiliges Unternehmen zu einem glücklichen Ende zu führen!“ Auf Befehl des Kaisers hat Fürst Gortschakoff wieder die Leitung der Auswärtigen An⸗ gelegenheiten übernommen. General Ignatieff ist zum Mitglied des Staatsraths ernannt. Der diesseitige Militär⸗ bevollmächtigte in Berlin, General⸗Major von Reutern, ist zum General⸗Lieutenant ernannt worden.

(St. Pet. Herold.) Der Kaiser hat an den Kriegs⸗ Minister Miljutin folgendes Schreiben gerichtet: An Unseren General⸗Adjutanten, General der Infanterie, Kriegs⸗

Minister Dimitrij Millutin. Die Heldenthaten Unserer tapferen Truppen auf beiden Kriegs⸗ theatern, die Uns herzliche Freude bereiten, dienen als neuer Beweis, daß in ihnen die Gefühle des hohen Muthes lebendig sind, welcher Wir Uns mit Recht rühmen dürfen. Es ist Uns besonders angenehm, Ihnen, Unserem nächsten Mitarbeiter und treuen Erfüller Unserer Absichten, für die so ausgezeichnete Ordnung und gute Organisation der Streitkräfte des Reiche⸗ die als Unterpfand der xrzielten Er⸗ folge diente, aufrichtige Erkenntlichkeit auszudrücken. Jetzt, am denk⸗ würdigen Tag der Bezwingung Plewnas und der zahlreichen Armee unter Anführung Osman Haschab, ist es Uns besonders angenehm,

* Unterstaatssekretär im Finanz⸗ und des 2* Casimir

Ihrer Theilnahme an den stattgehabten Kriegsberathungen im Laufe der gegenwärtigen und Ihrer einsichtsvollen und nutzbrin⸗ genden Rathschläge Erwähnung zu thun, durch welche die so glän⸗ zenden Resultate erlangt worden sind. Als Ausdruck Unsres be⸗ sondren Wohlwollens gegen Sie ernennen Wir Sie Allergnädigst zum Ritter Unsres Kaiserlichen Ordens des Großmärtyrers und Siegers Georg zweiter Klasse, dessen hierbei folgende Insignien Wir Ihnen anzulegen und vorschriftsmäßig zu tragen befehlen.

Wir bleiben Ihnen mit Unsrer Kaiserlichen Huld für immer wehlgewogen. Alexander.

28. November 1877. Im Flecken Poradim in Bulgarin.

Dänemark. Kopenhagen, 18. Dezember. Die Verhandlungen zwischen der gemäßigten Mehrheit und der national⸗liberalen Partei im Folkething wegen eines Kompromisses sind auf Wunsch der Mehrheit des Lands⸗ things abgebrochen worden, da diese der Ansicht war, daß ein allzu starker Druck auf eine freie Beschlußfassung des Land⸗ things ausgeübt würde. Uebrigens darf, wie man den „Hamb. Nachr.“ schreibt, die Hoffnung auf eine Verständigung zwischen den beiden Parteien keineswegs aufgegeben werden.

Amerika. New⸗York, 20. Dezember. (Reuters Bureau.) Eine Depesche aus Helena, Montana, meldet, daß der Indianerhäuptling Sitting Bull mit einer großen Streitmacht wiederum das Territorium der Vereinigten Staaten betreten hat.

Der russisch⸗türkische Krieg.

London, 22. Dezember. (W. T. B.) In Windsor hat heute ein Ministerrath stattgefunden. Lord Har⸗ tington hat eine Einladung an die Führer der Liberalen zu einer Versammlung Behufs Berathung ihrer Haltung in der orientalischen Frage erlassen.

London, 23. Dezember. (W. T. B.) Wie dem „Reuter⸗ schen Bureau“ aus Konstantinopel vom 22. cr. gemeldet wird, ist die Nachricht, daß der englische Vertreter, Layard, der Türkei die Unterstützung Englands zugesagt habe, um die eventuelle Forderung Rußlands hinsichtlich der freien Durch⸗ fahrt durch die Dardanellen zurückzuweisen, vollständig un⸗ begründet. Ebensowenig habe Layard der Pforte gerathen, nicht direkt mit Rußland in Unterhandlung zu treten; Layard habe überhaupt bisher weder eine Antwort auf die Note der Pforte noch auch neue 833 erhalten.

Rom, 22. Dezember. (W. T. B.) Der „Corriere d'Italia“ schreibt: „Die italienische Regierung, welcher zuerst die Zirkularnote der Pforte zugestellt wurde, beeilte sich, der Pforte die Versicherung zu geben, daß sie, obwohl sie in der orientalischen Frage nicht so direkt inter⸗ essirt sei, wie andere Mächte, doch, nachdem sie sich an der Konstantinopeler Konferenz und dem Londoner Protokolle betheiligt habe, nicht ermangeln werde, im gegebenen Mo⸗ guten Gesinnungen der Pforte ihre guten Dienste zu leihen.

Konstantinopel, 23. Dezember. (W. T. B.) Eine offizielle Kundmachung besagt, die Regierung verfolge, indem sie die militärischen Vorbereitungen fortsetze, einzig und allein den Zweck, die Rechte und die Unabhängigkeit des Reichs zu erhalten. Zugleich wird das Volk aufgefordert, mit Ver⸗ trauen in die Zukunft zu blicken und Uebelwollenden, die die öffentliche Meinung gegen die zu beeinflussen such⸗ ten, kein Gehör zu schenken. Wie aus der Regierung nahe⸗ stehenden Kreisen verlautet, scheint man bei der gegenwärtigen Sachlage auf einen Erfolg der türkischen Mediations⸗ note uüberhaupt nicht mehr zu rechnen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

Bukarest, 22. Dezember. (W. T. B.) Einem heute den Kammern mitgetheilten Telegramme zufolge, bleibt ein Theil der rumänischen Armee in Plewna, Nicopolis und anderen von rumänischen Truppen genommenen Ort⸗ schaften am Ufer der Donau. Das Gros der rumänischen Armee, bestehend aus zwei Divisionen, rückt gegen Widdin vor. Eine Division eskortirt Gefangene, geht über die Donau zurück und wird das Ufer der Donau von Giurgewo bis Kalarasch besetzen. Die 5. Division verbleibt in Kalafat als Reserve und wird mit den beiden anderen Divisionen am rechten Ufer der Donau kooperiren.

Wien, 22. Dezember. (W. T. B.) Der „Pol. Korresp.“ wird aus Bukarest von heute gemeldet: Neuerdings haben einige russische Regimenter Bukarest passirt. Großfürst Nicolaus hat aus Veranlassung der Entgegen⸗ nahme der rumänischen Tapferkeitsmedaille ein in anekennen⸗ den Ausdrücken gehaltenes Schreiben an den Fürsten von Rumänien gerichtet.

Konnantinopel, 22. Dezember. (W. T. B.) Der Sultan ließ gestern alle hier befindlichen Truppen, ein⸗ schließlich der Bürgergarde und der Zöglinge der Militär⸗ schule, im Ganzen gegen 40 000 Mann, auf dem Seraskierat⸗ platze Revue passiren. Der Palastmarschall begrüßte die Truppen, von welchen ein Theil im Begriff steht, nach dem Kriegsschauplatze abzugehen, Namens des Sultans und sprach die Hoffnung aus, daß im Falle der Nothwendigkeit die e denselben Patriotismus beweisen werde, wie die reguläre Armee, welcher Gott den Sieg verleihen möge.

Konstantinopel, 23. Dezember. (W. T. B.) In den griechischen Kirchen ist nunmehr die Encyklika des griechischen Patriarchen verlesen worden, nachdem sie von der Pforte genehmigt worden war. In derselben werden die Mitglieder der orthodoxen Kirche aufgefordert, in die Ab⸗ theilungen der Bürgergarde einzutreten, welche nicht die Bestimmung haben, auf den Kriegsschauplatz gesandt zu wer⸗ den. Türkischerseits wird verbreitet, daß die Serben, welche bis Charkioi vorgerückt waren, zurückgeworfen worden seien. Hier eingegangene Telegramme aus dem Schipka⸗ passe und aus Kamarli melden, daß wegen der großen Kälte keinerlei Operationen stattgefunden haben.

Sistowa, 20. Dezember. (Telegr. d. „Presse“.) Die Erhumirung von Leichen russischer Soldaten in Plewna hat ergeben, daß die Verwundeten und Gefangenen ver⸗ stümmelt und niedergemacht wurden. In Gegenwart der fremden Militär⸗Attaches wird darüber ein Protokoll aufgenommen werden. 9 den Kellern von Plewna wurden unbeerdigte Leichen türkischer Soldaten gefunden.

Vom bulgarischen Kriegsschauplatze wird der „Pol. Korr.“, d. d. Simnitza, 17. Dezember, berichtet:

„Nach hier eingetroffenen Nachrichten räumt Suleiman Pascha b Stellungen am Lom und hinterläßt nur in Rustschuk eine starke Garnison. In hiesigen Militärkreisen ist man der Ansicht,

daß die Türken nur Silistria, Rustschuk, Varna und Schumla besetzt halten und sich mit der Operationsarmee über die gangbar t

lichen Balkanpässe nach Rumelien zurückziehen werden. Jedenfalls hat die türkische Ostarmee seit dem 14. d. M. alle ihre vorgeschobe⸗ nen Truppentheile an sich gezogen, so daß an mehreren Stellen, be⸗ sonders im Centrum, die feindlichen Vorposten nicht mehr unter einander Fühlung haben, wie es bis jetzt der Fall war. Diese rück bängige Bewegung der türkischen Ostarmee dürfte auf dem ost ulgarischen Kriegsschauplatze auch eine längere Pause hervorrufen da die Armee des Großfürsten Thronfolgers erst die aus Plewn entsendeten Verstärkungen erwarten 3 um der sich zurück ziehenden Armee Suleiman Paschas folgen zu können. Selbst nach Ankunft dieser Verstärkungen ist ein Vormarsch gegen das türkische 1 in dieser Jahreszeit eine sehr schwierige Operation Eine unter den obwaltenden Verhältnissen vordringende Armee muß auf große Verkehrs⸗ und Verproviantirungsschwierigkeiten stoßen Es ist daher die Ansicht vorherrschend, daß die Russen nur gege Rustschuk im Norden und gegen Osman⸗Bazar im Süden vorrücke und die Bewegung der ganzen Westarmee abwarten werden ehe sie sich in das Festungsviereck hineinwagen. Dafür sprich auch die bedeutende Verstärkung der Dobrudscha⸗Armee und der russischen Abtheilungen in Kalarasch (Silistria gegenüber). In den letzten Tagen haben Galatz und Braila über 25 000 Mann mi 70 Kanonen passirt, welche theils zur Verstärkung des Dobrudscha⸗ Corps über die Donaubrücke bei Braila gegangen, theils nach Kalarasch weitermarschirt sind. Es ist unzweifelhaft, daß Ge⸗ neral Zimmermann in einigen Tagen von Czernawoda und Kuz⸗ gun aus gegen Silistria vorrücken wird. Diese Bewegung dürfte gleichzeitig mit dem Vormarsche der Armee des Großfürsten Thron⸗ folgers vor sich gehen.

In und um Plewna entfaltet sich das originellste Kriegsbild welches man sich denken kann. Die Hauptquartiere sind nach Plewna verlegt worden. Denselben ist begreiflicher Weise eine Menge vo Bediensteten, Unternehmern u. s. w. gefolgt. Der größte Theil des Generalstabes hat sich daselbst einquartiert. Die Straßen wimmeln von allen denkbaren Uniformen und Costümen; Verkaufsläden wurde eröffnet; um die Stadt herum waren bis 14. d. M. noch die türkischen Gefangenen gelagert. Dieselben sind in Gruppen zu je 500 Mann eingetheilt und erhalten die gleiche Beköstigung wie die russischen und rumänischen Truppen. Zwischen den türkischen Gefangenen un den Rumänen insbesondere herrscht ein reger, freundlicher Verkeh Tabak, Kaffee, Zwieback ꝛc. werden oft brüderlich getheilt. Die Offiziere verständigen sich gegenseitig entweder durch Zeichen oder halb türkisch, halb griechisch oder rumänisch. Den Russen gegenüber sind die Türken reservirter und antworten ihnen nur sehr kurz oder gar nicht. Gestern marschirten über 15 000 Gefangene von Plewna nach der Donau ab. Es soll ein trauriger Anblick gewesen sein, pißse sonst so stolzen Gestalten waffenlos durch den Koth waten zu ehen.

Ueber die Operationen als nächste Folge des Falle von Plewna und die Vertheilung der verschiedenen Truppenkörper, aus denen die Cernirungsarmee bestand, verlautet Folgendes: Da 4. und 9. russische Corps marschiren auf Tirnowa und Gabrowa, wo dieselben mit dem 8. Corps die Centrumsarmee bilden werden. Die Division Skobeleff marschirt auf Lowtscha und von dort au den Trajanpaß. Eine Grenadier⸗Division, eine Garde⸗Division und Schützen⸗Abtheilungen rücken auf der Straße Telis⸗Orkhanie vor und stoßen zu der Armee des Generals Gurko. Eine andere Grenadie Division, eine vor kurzer Zeit angekommene Reserve⸗Division un einige Garde⸗Abtheilungen marschiren gegen Biela werden mit dem 12. Corps die Belagerungsarmee Rustschuk bilden. Bezüglich der Verwendung der nischen Armee wird von vielen Seiten behauptet, daß Fürst Karl den Oberbefehl über eine der drei operirenden russischen Armeen übernehmen dürfte; begreiflicher Weise würden ihm die Rumänen diesfalls folgen. Diese Version wird aber aus sehr triftigen Grün⸗ den bezweifelt. Die Theilnahme Rumäniens am Kriege ist noch in den letzten Tagen von der Regierung selbst als ein Akt der Selbst⸗ erhaltung hingestellt worden. Eine weitere Theilnahme der rumãä⸗ nischen Truppen am Vormarsche auf den Balkan und sogar jenseits desselben könnte nicht in derselben Weise motivirt werden. In wohl⸗ unterrichteten Kreisen glaubt man vielmehr, daß die rumänische Armee sich theilweise gegen Widdin und vielleicht auch gegen Rustschuk wenden wird, sobald die Armee des Großfürsten Thronfolgers weiter gegen das Innere des türkischen Festungsviereckes vordringen sollte.

Ueber die Operationen des Corps des Generals Gurko sind keine detaillirten Nachrichten eingetroffen. So viel ist bekannt, daß alle russischen Abtheilungen am Balkan und jenseits desselben Befehl erhalten haben, sich bis zur Ankunft der schon abgegangenen Ver⸗ stärkungen auf strenge Defensive zu beschränken. 8

Das Gefecht, welches die russischen Abtheilungen zwischen Slatica und Celopec zu bestehen hatten, war von geringer Bedeutung. Das Detachement des Ostersten Komarowski wurde von überlegenen türkischen Streitkräften angegriffen und mußte sich gegen den Slatica⸗ Balkan zurückziehen, weil die russischen Stellungen in Kilissa und Klisekiüöbi von den türkischen Positionen aus dominirt werden. Bei Arabkonak stehen sich die gegenseitigen Streitkräfte in enger Fühlung gegenüber. Jedenfalls dürfte bald die Ent⸗ sendung von türkischen Verstärkungstruppen aus Sofia sistirt werden, da der Vormarsch serbischer Abtheilungen auf Nisch und auf der Straße nach Sofia die Stellung der türkischen Armee in ihrer Flanke gefährdet. Ueberhaupt tritt mit der serbischen Armee ein neuer, nicht zu unterschätzender Faktor hinzu. Wenn zwischen de Montenegrinern und Serben Fuüͤhlung gewonnen wird, so wären Bosnien und die Herzegowina von der europäischen Türkei abge⸗ schnitten, und von der Adria bis zum Schwarzen Meere würde sodann eine ununterbrochene Kette von Armeen gegen die Türkei vordringen.“

Der Spezial⸗Korrespondent des „Standard“ in Sofia telegraphirt unterm 20. ds.: 1

„Ich habe die Reise von Kamarli hierher gemacht und fand den Balkan mit Schnee bis zur Höhe von 2 Fuß bedeckt, während er in der Ebene nur 6 Zoll hoch liegt. Alle in Umlauf gesetzten Gerücht über das Erscheinen der Tscherkessen diesseits des Gebirges sind gänzlich unbegründet. Der Balkan ist jetzt durchaus unpassirba und die Truppen sind in der Richtung von Nisch abmarschirt. Es herrscht fortwährend starker Schneefall, so daß augenblicklich und für die nächste Zeit irgend welche Operationen unmöglich sind.“ .

St. Petersburg, 22. Dezember. (W. T. B.) Offi⸗ ielles Telegramm aus Bogot vom 22. d. M.: Der Paß St. Nicolai ist mit den denselben umgebenden Be⸗ festigungen am 19. d. von den serbischen Truppen ge⸗ nommen worden. Der Verlust der Serben ist noch nicht festgestellt. Am 20. d. umgingen die Serben die türkische Position bei Babino Glawa, zwangen die Türken zum Rückzuge und besetzten darauf deren Position. An dem⸗ selben Tage nahmen die Serben in hartem Kampfe die Be⸗ estigungen von Tschetschine bei der Morawabrücke fügtig von Nisch. Die Verbindung der Türken zwischen Nisch und Siskowatz ist auch noch weiter südlich unterbrochen. Belgrad, 23. Dezember. (W. T. B.) Offizielles Telegramm. Die Javor⸗Armee hat Kladnitza, wo die Türken sich verschanzt hatten, genommen. Die Türken haben sich auf Novavarosch zurückgezogen.

Konstantinopel, 23. Dezember. (W. T. B.) Aus Nisch wird gemeldet, daß die Serben bei dieser Stadt Ver⸗ schanzungen errichten und die Einwohner auffordern, sich nach Serbien zu begeben, weil Nisch bombardirt werden solle. Serbische Agenten vertheilen Waffen an die christliche Be⸗ völkerung in den türkischen Ortschaften und lassen Verschan⸗ zungen herrichten.

W. T. B.) Aus Pirot erfährt das „Reutersche daß hei der Ge⸗