1877 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Arzt Simson in Neumark, Dr. Beesel in Bielefeld, Dr. Rinck in ille, Dr. Nöller in Buxtehude, Dr. Wisermann in Werdohl,

r. Kalthoff in Herne, Dr. Diehl in Hilchenbach, Dr. Marx in Nachrodt, Dr. Schneider in Bilstein.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. Dezember.

W. T. B.) Der Landesausschuß ist ohne Schlußrede ute geschlossen worden. In der letzten Sitzung wurde der Antrag Schneegans, der Landesausschuß möge den Wunsch aussprechen, daß das Land eine eigene Verfassung als Bundes⸗ staat mit dem Regierungssitze in Straßburg und mit Ver⸗ tretung im Bundesrathe erhalte, mit 23 Stimmen angenom⸗ en. Der Antragsteller sprach bei Motivirung seines Antrags aus, wie vielfach im Lande der Wunsch laut werde, daß an Stelle der gegenwärtigen Kollektiv⸗Souveränetät der Reichs⸗ egierungen die unmittelbare Souveränetät des Kaisers treten möge, und daß, ähnlich wie in Luxemburg, der Souverän in der Person eines Vertreters im Lande anwesend sei. Die Regierung hat die Vorarbeiten wegen einer Vermehrung der Mitgliederzahl des Landesausschusses, auf Grund deren der Landesausschuß ein darauf bezügliches Projekt ausarbeiten lassen will, vorgelegt.

.““ 8 8 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Dezember. Die Kaiserin feierte heute ihren Geburtstag. In den Kirchen —— aus Anlaß dieses Festes feierlicher Gottesdienst abge⸗ alten. Pest, 24. Dezember. Bei Gelegenheit der Ausgleichs⸗ verhandlungen wurde auch die Frage angeregt, daß keine ge⸗ setzliche Norm bezüglich der Ausschreitungen gegen die in Oesterreich und Ungarn gesondert verwalteten Monopole und Steuervorschriften bestehe, so daß die Ahndung der in Oesterreich gegen das ungarische und in Ungarn gegen das österreichische Finanzärar begangenen Ausschreitungen mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Die Frage soll nun, wie der „Pester Lloyd“ vernimmt, entweder gleichzeitig mit dem Ausgleiche oder kurz nach diesem gesetzlich gelöst werden.

Die astret der Stadt Debreczin hat in einer am 20. d. M. abgehaltenen Sitzung einstimmig ihre Ent⸗ rüstung und ihre Mißbilligung darüber ausgesprochen, daß am Sonntag ein Volkshaufen in Ofen das Palais des Minister⸗Präsidenten angegriffen, und diesen durch eine ge⸗ waltthätige Demonstration bedroht hat. Während die Generalversammlung in dieser Weise ihren Unwillen über einen Vorfall, „der die öffentliche Sicherheit gefährdet und das konstitutionelle Leben tief erniedrigt“, kundgab, beschloß sie gleichzeitig, der Regierung auch bei dieser Gelegenheit ihr Vertrauen auszusprechen und den Ministerrath zu ersuchen, „die angesichts solcher Attentate nunmehr im Interesse des öffentlichen Wohles nothwendig gewordenen Verfügungen eventuell auch im Wege der Legislative zu treffen“.

Hier macht gegenwärtig die Verhaftung des Journa⸗ listen Julius Verhovay's vom radikalen Blatte „Egyetértés“, der einen hervorragenden Antheil an den jüngsten Pester Exzessen genommen, viel von sich reden. Er wurde am Abende des 20. Dezember aus dem Redaktionsbureau abgeholt und auf Anordnung des Staatsanwaltes wegen Empörung ver⸗ haftet. Zwar hat Verhovay gegen den Haftbeschluß des Untersuchungsrichters appellirt, der Pester Gerichtshof hat jedoch den Rekurs zurückgewiesen. Auch in Aaram wurde dieser Tage ein Journalist Namens Reusche oder Hoven verhaftet. Der Abgeordnete Popovic glaubte aus diesem Anlasse den Banus Mazuranic interpelliren zu sollen. Der Banus theilte hierauf mit, Reusche sei des Verbrechens der Religions⸗ störung angeklagt und als fluchtverdächtig verhaftet worden. Es liege aber auch dringender Verdacht vor, daß derselbe von den preußischen Gerichten zu achtzehnjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt und entsprungen sei. Dessen Name sei möglicher Weise weder Reusche noch Hoven.

Frankreich, Paris, 26. Dezember. (W. T. B.) Der „Moniteur“ theilt mit, die Zurdispositionsstellung des Generals Bressoles sei veranlaßt worden durch Be⸗

Am 23. d. M. eröffneten die Türken bei klarem Wetter ein heftiges Artilleriefeuer gegen das Fort St. Nikolai. Unser Verlust war unbedeutend.

merkungen, welche der General über Instruktionen gemacht habe,

die er von seinem Vorgesetzten erhalten hatte. General Borrel habe bei Uebernahme des Kriegsministeriums Kenntniß von der Lage der Dinge erhalten und eine Untersuchung angeordnet. Der „Moniteur“ fügt hinzu, alle Diejenigen, die die Nothwendigkeit 2eng den Geist und die Disziplin der Armee intakt zu erhalten, würden dieses Verfahren billigen. Das Vorgehen des Generals Borel sei übrigens von den Mitgliedern des Kabinets vom 13. Dezember gebilligt worden, welche sämmt⸗ lich solidarisch seien.

27. Dezember. (W. T. B.) Das „Journal offi⸗ ciel“ veröffentlicht das Dekret, betreffend das Inkraft⸗ treten des neuen Telegraphen⸗Uebereinkommens mit Deutschland vom 1. Januar 1878 ab. Ferner wird die Ernennung von 75 Generalraths⸗Sekre⸗ tären veröffentlicht; 22 sind abberufen, eine gewisse Anzahl ist versetzt worden. Don Carlos ist aufgefordert worden Feffelc zu verlassen, und soll im Laufe des Vormittags abreisen.

Griechenland. Athen. (W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ wird von hier gemeldet, daß in ganz Griechenland kriegerische Volksdemonstrationen stattfänden; in Lamia hat sich das Militär unter Hochrufen auf den Krieg der Bevölkerung angeschlossen. Weiter geht derselben Korrespondenz von hier die Nachricht zu, daß die Insur⸗ genten auf Kreta eine Nationalversammlung einberufen haben behufs Einsetzung einer provisorischen Regierung.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. De⸗ zember. (W. T. B.) Bei Gelegenheit des gestrigen Alexan⸗ derfestes fand eine Truppenparade im Winterpalais statt. Nach einer Meldung des „Russischen Invaliden“ begrüßte der Kaiser die Truppen und drückte dabei seine Ueberzeugung aus, daß, wenn die Kriegsereignisse auch die Betheiligung der in St. Petersburg und dessen Umgebung noch dislozirten

Truppen nothwendig machen sollten, dieselben ihre Pflicht

ehrenvoll und ruhmvoll erfüllen würden. Nach dem Fest⸗ gottesdienst empfing der Kaiser Deputationen der russi⸗ schen und der ausländischen Kaufmannschaft und gab in seiner Ansprache an dieselben der Hoffnung Ausdruck, daß der jetzige schwere Krieg glücklich werde zu Ende geführt werden. Vom „Russischen Invaliden“ wird ferner ein Kaiserliches Handschreiben veröffentlicht, wonach dem Präsidenten des

Minister⸗Comités und General⸗Adjutanten von Ignatieff,

daten und 10 Offizieren.

vW1““ 1 8 1e““ 5 8 der noch unter Kaiser Alexander I. als Garde⸗Oberst diente, der erbliche Grafentitel worden ist.

26. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser hielt heute am Winterpalais⸗Platz eine Parade ab über die Truppen des St. Petersburger Bezirks, bestehend aus 26 Bataillonen

zfanterie, 24 Kavallerie und 42 Geschützen.

e Parade, welche vom schönsten Wetter begünstigt wurde, fiel sehr glänzend aus. Der Kaiser erfreut sich des besten Wohlbefindens. Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die Ergebenheits⸗Adresse, welche der St. Peters⸗ burger Adel aus Anlaß der Rückkehr des Kaisers in die Hauptstadt überreicht hat. Die Adresse drückt den Wunsch aus, Gott möge den Monarchen segnen, um den gegenwärtigen Krieg ruhmvoll zu beendigen. er Kaiser sprach seinen innigsten Dank aus.

Nach einer hier eingegangenen amtlichen Meldung haben sich den Unionstruppen bei Verfolgung von marodirenden S nern auf mexikanisches Gebiet die mexikanischen

ruppen in durchaus kameradschaftlicher

Weise an⸗

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Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Neuen Zeit“ wird gemeldet, Graf Andrassy hätte in seiner Beantwortung der türkischen Mediationsnote hervor⸗ gehoben, der von der Pforte bekundete Mangel an Entgegen⸗ kommen für Europa ließe wenig Hoffnung für eine Anbah⸗ nung von Friedensverhandlungen. Die Serben sollen befürchten, von der bosnischen Seite her angegriffen zu wer⸗ den, indem die Türken beabsichtigen, hierdurch Schwie⸗ rigkeiten mit Oesterreich zu schaffen.

London, 24. Dezember. (W. T. B.) Die Handels⸗ kammer von Edinburgh beschloß heute mit allen gegen 2 Stimmen, an die Regierung eine Petition zu Gunsten der Aufrechterhaltung einer aufrichtigen, konsequenten Neu⸗ tralität zu richten.

Paris, 25. Dezember. (W. T. B.) Der „Temps“ er⸗ klärt den bezüglichen anderweitigen und unbegründeten Mel⸗ dungen auswärtiger Blätter gegenüber, es sei vollkommen sicher und gewiß, daß die französische Regierung in der Orientfrage nicht aus ihrer Reserve herauszutreten und eine thätige Rolle zu spielen beabsichtige. Uebrigens würde auch das Land solches nimmermehr zugeben.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Fese bur. 26. Dezember. (W. T. B.) Offizielle Telegramme aus Bogot vom 23. c.: Seit dem 17. cr. ist auf dem Kriegsschauplatze alles still; es sind keinerlei neue Zusammenstöße vorgekommen. Ueberall liegt hoher Schnee, es herrscht große Kälte. Auf der Donau bei Simnitza hat sich Eis gezeigt. Die Wege sind besonders in den Bergen unpassirbar. Auf der östlichen Front wurde bemerkt, daß die Türken sich überall auf das rechte Ufer des Lom zurück⸗ zogen; in den zurückgelassenen Lagern war nur sehr schwache Bewegung bemerkbar. Vom 24. d. M.: Bei dem Detachement des, Großfürsten Thronfolgers fanden am 23. d. M. zwischen türkischen Truppen und unseten Re⸗ kognoszirungsabtheilungen, welche gegen Nissowa und Solenik vorrückten, Geplänkel statt. Durch diese Re⸗ kognoszirungen wurde konstatirt, daß die genannten Orte von dem Feinde noch besetzt sind, wenn auch schwächer als früher. Bei der Brücke von Batin hat sich leichtes Eis ge⸗ zeigt. Bei Braila begann der Eisgang so unerwartet, daß die dort befindliche Schiffbrücke fortgerissen wurde. 21 Pontons wurden von den Eismassen 3 Werst weit fortge⸗ chleppt. Unser Dampfer blieb im Eise sitzen und konnte sich er Brücke nicht nähern. Großfürst Alexei meldet, daß die Verbindung bei Braila zur Zeit nicht hergestellt werden könne.

b Im Schipkapasse herrscht heute starkes Schneegestöber und Frost. Vom 25. d.: Prinz Reuß meldet, in Konstantinopel seien russische Gefangene eingetroffen, darunter Oberst Klevesahl und mehrere andere Offiziere. Die Rumänier haben am 22. d. Orzel⸗Pa⸗ lanka ohne Kampf besetzt. Auf der Ostfront erbeutete eine Abtheilung des Ulanen⸗Regiments „Tschugujeff“ am 23. d. bei Sida einen türkischen Transport, tödtete 26 Tür⸗ ken und nahm 18 gefangen. Iwan⸗Tschiflik ist von den Türken schwach besetzt, ebenso Solenika. Auf dem Wege nach Osmanbazar haben die Türken Tschabin, Kurudscherek und Dschumalla besetzt. Die Kälte hat zuweilen schon 18 Grad betragen; viele gefangene Türken sind vor Kälte ge⸗ storben. Hülfe war unmög lich. Die Gesammtzahl der bei Plewna gefangen genommenen Türken beträgt 44 000 Mann, ungerechnet die Todten und Verwundeten. In Plewna blieben nur 3600 Mann. Vom 26. d. M.: General Arkas telegraphirt unter dem 26. d.: Der unter dem Flügeladjutanten Baranoff stehende Dampfer „Ruß⸗ land“ wurde zum Kreuzen im Bosporus nach Penderaklia gesandt, kehrte an demselben Tage, Morgens 11 Uhr, nach

Sebastopol zurück und brachte einen bei Penderaklia erbeu⸗ teten dreimastigen Dampfer „Messina“ mit, der unter dem

Befehle eines Stabsoffiziers stand. Auf demselben befand sich ein Tabor anatolischer Nizzams in einer Stärke von 700 Sol⸗ General Arnoldi meldet: Nach der Besetzung von Berkowatz wurde auf der Straße nach Belgradschik eine Escadron der Manipolischen Husaren vor⸗

geschickt, welche am 21. mit den Serben in Verbindung trat.

Am 21. d. marschirten eine Escadron der Grodnoschen Se und eine Escadron der Charkowschen Ulanen von erkowatz über Tschiprowatz und Tschupren in der Richtung auf Pirot, woselbst sie jetzt wahrscheinlich eingetroffen sind. St. Petersburg, 26. Dezember. (W. T. B.) Die Verleihung der Insignien des Georgs⸗Ordens IJ. Klasse an den Großfürsten Nikolaus wird amtlich publizirt: der Georgs⸗Orden II. Klasse ist dem Großfürsten Thron⸗ folger, den Generalen Totleben und Nepokoitscheski,

dem Großfürsten Wladimir ein goldener Ehrendegen mit

Diamanten und der Inschrift „14. und 30. November“ ver⸗ liehen worden.

(W. T. B.) Aus Odessa vom 26. d. wird der W. „Presse“ gemeldet: Heute brachte der russische Dampfer „Russia“ den an der kleinasiatischen Küste gekaperten Dampfer

„Messina“ mit 750 auf demselben gefangenen Nizams

hierher⸗ X1e“

Amerika. Washington, 24. Dezember. (W. T. B.)

Konstantinopel, 25. Dezember. (W. T. B.) In hier vorliegenden weiteren Nachrichten wird wiederholt, daß die Serben am Javor mit Verlust von den türkischen Truppen zurückgeschlagen und über die Grenze verfolgt worden

stattgehabten unbedeutenden Scharmützeln. Aus Nisch vom 22. d.: Ein türkisches Detachement mit Artillerie schlug die Serben, welche an die Brücke über die Morawa bei Tschetschen gekommen waren. Die Serben nahmen mehrere Wagen voll Verwundeten mit sich. A'is Nisch vom 23. d. Mts.: Die serbichen Truppen haben die Befestigungen bei Tscha⸗ mourli, Medechevatcha vollendet und mit Nisch einige Kanonen⸗ schüsse gewechselt. Die Verluste sind unbedeutend. Die Serben haben die Brücke bei Mramor noch nicht fertig gestellt. Aus Rustschuk vom 24. d.: Das Feuer der türkischen Garnison von Leilek zerstreute zwei russische Escadrons, welche

Karnovikas bemächtigen wollten. Rustschuk wurde gestern von Giurgewo aus bombardirt. Russische Truppen, . in dem Dorfe Racowa erschienen waren, um zu fouragiren, wurden zurückgeworfen, ihr Gepäck blieb in den Händen der Türken. Aus Pirot den 24. cr. wird gemeldet: Heute griffen 7 Batail⸗ lone Serben mit 14 Geschützen Nochivar an, wurden aber zurückgeworfen und zogen sich in ihre Verschanzungen zurück. Die Serben haben Belagerungsgeschütze gegenüber den Be⸗ festigungen von Nialdiz in Position gebracht. Ein Tele⸗ gramm des Gouverneurs von Nisch meldet, daß die Serben fortführen Ak⸗Palanka und die een bei Charkiöi anzugreifen und zur Bombardirung von Nisch Vorbereitungen träfen.

„Belgrad, 25. Dezember. (W. T. B.) Fürst Milan inspizirte gestern die serbische Armee, welche Nisch belagert. Das Bombardement auf Nisch begann in Gegenwart des Fürsten General Horvatovics hat sich am 23. d. Mts. bei St. Nicolaus mit den russischen Truppen vereinigt. Bei Pirot hat der Angriff der serbischen Truppen begonnen. Einer hier eingegangenen Meldung zufolge haben die ser⸗ bischen Truppen gestern nach einem achtstündigen heftigen Kampfe Ak⸗Palanka und die umliegenden Befestigungen genommen und 3 Geschütze, sowie eine große Menge Muni⸗ tion und Proviant erbeutet. Die Verluste der Serben waren unbedeutend. Auf dem Kampfplatze bei Ak⸗Palanka haben die Serben viele zurückgelassene türkische Todte beerdigt. Die gefangenen Türken sind nach Alexinatz gebracht worden. Belgrad, 26. Dezember. (W. T. B.) Offizielles Telegramm. Bei dem Angriff der serbischen Truppen auf Kursumlja wurde dieser Ort von 400 Nizams und 2000 Arnauten und Baschibozuks vertheidigt. Die angrei⸗ fenden Serben waren 3 Bataillone stark und wurden von der Artillerie ausgezeichnet unterstützt. Der Kampf war äußerst hartnäckig und verzweifelt; mehrere Male kam es auf beiden Seiten zum Handgemenge. Schließlich wurden die Verschan⸗ zungen in größter Unordnung von den Türken geräumt, welche Munition, Waffen und Pferde in denselben zurück⸗ ließen. Der Verlust der Serben betrug 15 Mann todt und 40 verwundet. Auf dem Kampfplatze wurden über 100 Leichen der Türken gefunden. Nach Aussagen der gefangenen Türken haben die Türken mehrere 100 Todte und Verwundete mit⸗ genommen. Kursumlja ist von den Serben besetzt.

Wien, 24. Dezember. (W. T. B.) Der „Polit. Korr.“

wird aus Bukarest gemeldet: Es heißt, das russische

Hauptquartier werde demnächst von Bogot nach Selvi übersiedeln. Die durch die letzten Schneestürme beschä⸗ digten Donaubrücken sind wieder hergestellt worden. Aus Belgrad wird derselben Korrespondenz telegraphirt: Die Besatzung des von den Serben erstürmten Defilés St. Ni⸗ kolas bestand aus einem Bataillon Nizams und 30 Tscher⸗ kessen. Die Türken leisteten eine Stunde lang hartnäckigen Widerstand. Der Verlust derselben betrug 5 Todte und einige Verwundete, derjenige der Serben 16 Mann. Von Nisch aus versuchten die Türken die von den Serben okkupirten Höhen Komrene wiederzunehmen, wurden jedoch mit einem Verlust von 70 Mann zurückgewiesen. Anläßlich des glück⸗ lichen Beginnes des serbischen Feldzuges hat der Großfürst Nikolas am 23. d. aus Bogot ein Telegramm an den Fürsten Milan gerichtet, in welchem er demselben zu dem guten Anfange Glück wünscht. Die serbische Regierung 8 beschlossen, Dokumente zu veröffentlichen, welche beweisen sollen, daß die Pforte schon seit 2 Monaten gegen die Dynastie Obrenovic konspirirte. Russischerseits werden Erhebungen über das Verschwinden zahlreicher in türkische Gefangenschaft gerathener russischer und rumänischer Soldaten angestellt, da Verdachtsgründe daß eine große Anzahl Gefangener niedergemetzelt wurde. 1 Alexandrien, 24. Dezember. (W. T. B.) Heute sind 3000 Mann egyptischer Truppen nach Konstantinopel eingeschifft worden.

Weiter sind der W. „Presse“ folgende Telegramme zugegangen:

Sistowa, 23. Dezember. Die 16. Infanterie⸗Division Skobeleff hat den Paß von Trojan besetzt. Bei dieser Abtheilung befinden sich noch zwei Kavallerie⸗Regimenter, vier Escadronen Inguschen und eine halbe Artillerie⸗Brigade. Auf allen von den Russen besetzten Balkan⸗Uebergängen werden in den zur Sicherung derselben aufgeführten Be⸗ festigungen nach dem Vormarsche der russischen Armee kleinere Besatzungen zurückbleiben. Gestern wurde ein Kutter bei Simnitza durch eine Erdabrutschung auf kurze Zeit versenkt. Die Mannschaft ertrank. Die neu zu bildenden bulga⸗ rischen Bataillone werden blos Garnisonsdienst versehen. Das 14. Armee⸗Corps in der Dobrudscha erhält 6 Bataillone und 2 Escadronen Bulgaren zugewiesen. Bei Kusgun (9 Meilen östlich Silistria) wurde eine Abtheilung Egypter in halberfrorenem Zustande aufgehoben, die ganz ungenügend bekleidet waren. Die Kälte betrug 10 Grad. Das rumänische Hauptquartier kehrt nächster Tage nach Bukarest zurück. Der gestern bei Simnitza versun⸗ kene Kutter ist bereits gehoben, ohne erheblichen Schaden ge⸗ nommen zu haben.

Jassy, 24. Dezember. Die Festungs⸗Artillerie an der russischen Küstenstrecke des Schwarzen Meeres wird verstärkt. Die Truppen aus den Gouvernements von Tscher⸗ nigow, Poltawa, Harkow und Kiew werden an die Küste dirigirt. Die Donschen Kosaken treffen erst Mitte des nächsten Monats dort ein. Während der letzten Anwesenheit des Czars in Bessarabien hat derselbe angeordnet, daß auf den Eisenbahnstrecken Radelnaja⸗Birsula und Birsula⸗

Kassatin ein doppeltes Geleise gelegt werde. 3000 Arbeiter haben bereits Beschäftigung gefunden.

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seien. Telegramme aus Rasgrad berichten von daselbst

Den „Daily News“ wird aus Orsova, den 20. De⸗ zember, telegraphirt: „General Totleben kam hier gestern mit seinem Stabe an. Er war, so heißt es, auf dem Wege nach Belgrad. Wahrscheinlicher ist, daß er hier die Festung Adakals besichtigen und Maßregeln zur Beschießung derselben von serbischer Seite treffen will. Diese Festung sperrt hier die Donau in wirksamer Weise, sie hindert Russen und Rumänen an Erlangung von Zufuhr mittelst des Flusses, und die Wegnahme ist von großer Wichtigkeit.“ ber die Operationen der serbischen Armee wird den „Times“ aus Belgrad, den 21. d., gemeldet: „Ein russisches Corps von 12 000 Mann soll Horvatovics ver⸗ stärken, der indessen nur die Reiterei unter seinem Befehle haben wird, da die ganze Infanterie und der Belagerungs⸗ park die Serben bei der Belagerung von Nisch unterstützen soll. General Alimpics, welcher an der Drina kommandirt, hat das Kriegs⸗Ministerium um mehr Offiziere ersucht. Auf dieser Seite werden übrigens die Serben, wie man vernimmt, die Offensive nicht ergreifen, außer der Feind gäbe ihnen einen entschiedenen Vortheil in die Hand. Bisher ist es an der Grenze nur zu Vorpostengefechten gekommen.“

(W. T. B.) Aus Cettinje vom 26. d. wird der W. „Presse“ gemeldet: Heute Vormittag ist Fürst Nikita zur Südarmee abgereist.

84 Asiatischer Kriegsschauplatz. 1““

St. Petersburg, 25. Dezember. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Tiflis vom 24. d.: Am 21. d. besetzten die Schützen des Derbentschen Infanterieregiments Nr. 154, welchen Sappeure und einige Sotnien Kosaken bei⸗ gegeben waren, die Dörfer Ketschk, Tofta, Gins, Tuwantscha und Zitiwock. Bei der Besetzung von Tuwantscha fand ein Geplänkel zwischen Kosaken und russischer Infanterie einer⸗ seits und türkischer Kavallerie andererseits statt, welche letztere sich in der Stärke von etwa 500 Mann in dem felsigen Terrain verborgen gehalten hatte. Wir hatten 1 Soldaten todt und 11 verwundet.

St. Petersburg, 26. Dezember. (W. T. B.) Der „Invalide“ hebt die Wichtigkeit der Einnahme von 5 Dörfern im Nordosten von Erzerum hervor, da dieselbe allein vom Defilé von Hindjk her erfolgen könnte.—

Konstantinopel, 26. Dezember. (W. T. B.) Ein Tele⸗ gramm Moulhtar Paschas aus Erzerum vom 22. c. mel⸗ det, nachdem die Russen in die Ebene von Erzerum vorge⸗ drungen, sei türkische Kavallerie gegen dieselben entsendet worden, dieselbe habe sich aber bei dem entbrannten Kampfe angesichts der ihr gegenüberstehenden Uebermacht zurückziehen müssen. Die Russen hätten neuerdings Verstärkungen erhal⸗ ten. Es herrsche sehr strenge Kälte. Nach weiteren hier vor⸗ liegenden Nachrichten erscheint die Einschließung von Erzerum sehr wahrscheinlich Aus Erzerum wird vom 25. d. ge⸗ meldet: Die russischen Linien sind gegen Westen zu vorge⸗ rückt. Die russische Kavallerie hat Erzerum fast Solständig umschlossen, die russische Infanterie ist in der Ebene na Norden zu zusammengezogen worden. Aus Batum wird von 23. d. gemeldet: Die russische Kanonade von Kassouban aus auf die türkischen Stellungen von Tschuruksu und auf die Korvette „Tetcha⸗Bulend“ hat keinen Schaden angerichtet.

Ein Telegramm der „Daily News“ aus Erzerum, den 20. d. M., lautet: „Der Gedanke an eine sofortige Stür⸗ mung Erzerums scheint aufgegeben zu werden. Die Russen sind noch in Devebojun und rücken im Olti⸗Thale nördlich und im Manage⸗Thale südlich von Erzerum vor, in der Ab⸗ sicht, sich in der Ebene westlich von der Stadt zu vereinigen und die Straße nach Trapezunt abzuschneiden. 1 .

Tiflis, 23. Dezember. (Telegr. d. W. „Presse“.) Die auch hier Konstantinopler Nachricht, daß die Russen Dewe⸗Bojun geräumt haben, ist falsch. Erzerum ist noch immer von drei Seiten ein eschlossen. Nach der Ankunft des Armee⸗Kommandanten Großfürst Michael vor Erzerum soll der russische Angriff erfolgen. Die Pest⸗ quarantäne in Baku ist noch nicht aufgehoben.

Nr. 75 des Amtsblatts der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügung vom 23. Dezember 1877. Telegraphen⸗Uebereinkommen mit

Frankreich.

Statistische Nachrichten.

Eiin Bild von der Entwickelung, welche die preußischen Se⸗ n in der Zeit von 1870 bis 1876 durchgemacht aben, ent⸗ wirft die kürzlich im Verlage von Wilhelm Hertz hierselbst er⸗ schienene Broschüre: „Die Frequenzverhältnisse der Kö⸗ niglichen Lehrer⸗ und Lehrerinnen⸗Seminare in Preußen.“ Den darin enthaltenen Zusammenstellungen ist der Status vom Dezember 1876 und dementsprechend auch vom Dezember 1870 zu Grunde gelegt. Die Zahl der Schullehrer⸗Semi⸗ nare in den 11 Provinzen des preußischen Staates betrug im Dezember 1870 75, im Jahre 1876 99. Die Zahl der im Laufe des Jahres 1876 als reif eatlassenen Abiturienten war 1775; di Zahl der Zög⸗ linge im Dezember 1876 betrug 6729, von denen 4763 evangelisch, 1965 katholisch und 1 jüdischer Religion waren. Im Monat De⸗ zember 1876 befanden sich 2079 Zöglinge mehr in den Seminarien als im Jahre 1870. Auf die einzelnen Provinzen vertheilen sich diese Zahlen wie folgt: In der Provinz Preußen bestanden im Jahre 1870 10, im Jahre 1878 13 Schullehrer⸗Seminare mit 999 Zög⸗ lingen im Jahre 1876 d. h. + 317 gegen 1870, Brandenburg hatte im Jahre 1870 7, im Jahre 1876 9 mit 662 Zöglingen im Jahre 1876 oder 155 mehr gegen 1870, Pommern 8 und 8 mit 494 (+ 137) Zöglingen, Posen 5 und 5 mit 310 (+ 36) Zöglingen, Schlesien im Jahre 1870 10, im Jahre 1876 17 mit 1078 Zöglingen, im Jahre 1876 (+† 340 gegen 1870), Sachsen

gegen 9 mit 582 (+ 115) Zöglingen, Schleswig⸗Holstein 3 und 4 mit 361 (+ 139) Zöglingen, Hannover im Jahre 1870 8, im Jahre 1876 10 mit 617 (+ 238) Zöglingen, Westfalen 5 und 6 mit 448 (+ 155) Zöglingen, Hessen⸗Nassau 5 und 6 mit 432 (+ 111) Zöglingen; die Rheinprovinz besaß im Jahre 1870 6, im Jahre

1876 12 Seminare mit 746 Zöglingen, im Dezember 1876 d. h. gegen 1870 + 336. Die Seminar⸗ Uebungeschnlen wurden im Ganzen von 8904 Schülern und 491 Schülerinnen be⸗ sucht. Die sieben Lehrerinnen⸗Seminare wurden zu Anfang des Monats Dezember 1876 von zusammen 470 Zöglingen besucht, von welchen 280 der evangelischen, 159 der katholischen und 31 der jüdischen Konfession angehörten. Die Zabl der Zöglinge im Monat Dezember 1876 überstieg die der Zöglinge im gleichen Monat 1870 um 112. Im Laufe des Jahres 1876 wurden 173 Abiturienten als reif entlassen. Die Frequenz der ein⸗ zelnen Seminare war folgende: das Seminar zu Berlin (evangelisch) besuchten im Dezember 1876: 161 Zöglinge gegen 1870: 7 weniger. Als reif entlassen wurden im Jahre 1876 S ir zu

Posen wurde im Dezember 1876 von 76 Zöglingen frequentirt (gegen 1870: + 27), als reif entlassen wurden 23. Die Zahl der Zöglinge des Gouvernanten⸗Instituts zu Drovßig (evangelisch) betrug im Jahre 1876: 51, die Zahl der als reif entlassenen Abiturienten 15. Das Lehrerinnen⸗Seminar ebendaselbst (evang.) besuchten im Jahre 1876 42 (gegen 1870 + 1), als reif entlassen wurden 19 Abiturienten. Im Lehrerinnen⸗Seminar zu Müaster (kathol.) waren im Jahre 1876 54 Zöglinge (gegen 1870 25 mehr). Als reif entlassen wurden 17,

in Paderborn (kathol.) belief sich die Zahl der Zöglinge im Jahre

1876 auf 44 (gegen 1870 24 mehr), die der als reif entlassenen Abi⸗

turienten auf 29. Das Seminar zu Saarburg (kathol.) besuchten im

Jahre 1876 42 Zöglinge. Das Verhältniß der Seminare zur Ein⸗

wohnerzahl stellte sich also (wobei für 1870 die Zählung von 1867 und für

1876 die Volkszählung vom 1. Dezember 1875 zu Grunde gelegt ist): In

der gesammten Monarchie betrug im Oktober 1870 bei einer Be⸗

völkerung von 23 674 529 die Zahl der Seminaristen 4786, im Ok⸗

tober 1876 bei einer Bevölkerung von 25 742 404 6729. Es hat sich

also die Bevölkerungszahl vermehrt im Verhältnisse von 100: 109,

die Zahl der Seminaristen im Verhältnisse von 100:141. Es kom⸗

men auf einen Seminaristen im Jahre 1870 4950 Einwohner, im

Jahre 1876 3826, mithin 1876 weniger 1124. Die einzelnen Pro⸗

vinzen weisen folgendes Verhätniß auf: Preußen: Bevölkerungszahl

im Jahre 1870 3 063 085, im Jahre 1876 3 199 171; Zahl der

Seminaristen 701 bez. 999, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt

wie 100: 104, die Zahl der Seminaristen wie 100: 142, es kommen

auf einen Seminaristen Einwohner 1870 4369, 1876 3202 (— 1167).

Brandenburg: Bevölkerungszahl 2 661 621 bez. 3 126 411, Zahl der

Seminaristen 521 bez. 662, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt

wie 100: 117, die Zahl der Seminaristen wie 100: 127; es kommen

auf einen Seminaristen 5108 bez. 4723 Einwohner (— 385). Pom⸗

mern: Bevölkerungszahl 1 426 430 bez. 1 462 290, Zahl der Seminari⸗

sten 357 bez. 494, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt wie 100:102,

die Zahl der Seminaristen wie 100:138, es kommen auf einen

Seminaristen: 3955 bez. 2960 Einwohner (— 995). Posen: Be⸗

völkerungszahl 1 519 191 bez 1 606 084, Zahl der Seminaristen

288 bez. 310, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt wie

100: 106, die Febhh der Seminaristen wie 100:107, es kom⸗

men auf einen Seminaristen Einwohner 5275 bez. 5180 (—195).

Schlesien: Bevölkerungszahl 3 547 705 bez. 3 843 699, Zahl der

Seminaristen 759 bez. 1078, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt

wie 100:108, die Zahl der Seminaristen wie 100: 142, es kommen

auf einen Seminaristen Einwohner 4675 bez. 3565 (— 1110).

Sachsen: Bevölkerungszahl 2 036 419 bez. 2 168 988, Zahl der Semi⸗

naristen 477 bez. 582, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt wie

100: 106, die Zahl der Seminaristen wie 100: 122, es kommen auf

einen Seminaristen Einwohner 4269 bez. 3726 (mithin 543).

Schleswig⸗Holstein: Bevölkerungszahl 963 517 bez. 1 073 926, Zahl

der Seminaristen 227 bez. 361, die Bevölkerungszahl hat sich ver⸗

mehrt wie 100: 114, die Zahl der Seminaristen wie 100:159; es

kommen auf einen Seminaristen Einwohner 4244 bez. 2974 (mithin 1270). Hannover: Bevölkerungszahl 1 916 048 bez. 2 017 393, Zahl der Seminaristen 368 bez. 617, die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt wie 100: 105, die Zahl der Seminaristen wie 100: 167, es kommen auf einen Seminaristen Einwohner 5206 bez. 3270 (mit⸗ hin 1930): Westfalen: Bevölkerungszahl 1 695 995 bez. 1 905 697, Zahl der Seminaristen 297 bez. 448; die Bevölkerungszahl hat sich vermehrt wie 100: 118, die Zahl der Seminaristen wie 100: 150; es kommen auf einen Seminaristen Einwohner 5710 bez. 4253 (mit⸗ hin 1876 weniger 1457). Hessen⸗Nassau: Bevölkerungszahl 1 363 820 bez. 1467 898; Zahl der Seminaristen 329 bez. 432, die Bevöl⸗ kerungszahl hat sich vermehrt wie 100:107, die Zahl der Semi⸗ naristen wie 100:131, es kommen auf einen Seminaristen Ein⸗ wohner 4145 bez. 3397 (mithin 1876 weniger 748). Rheinprovinz und Hohenzollernsche Lande: Bevölkerungszahl 3 480 698 bez. 3 870 847, Zahl der Seminaristen 462 bez. 746, die Bevölkerungs⸗ zahl hat sich vermehrt im Verhältnisse von 100:111, die Zahl der Seminaristen im Verhältnisse von 100: 162, es kommen auf einen Seminaristen Einwohner 7534 im Jahre 1870 und 5189 im Jahre 1876 (mithin 1876 weniger 2345).

Nach den im „Justiz⸗Ministerial⸗Blatt“ veröffentlichten „sta⸗ tistischen Mittheilungen über die Geschäftsverwaltung der Justiz⸗ behörden im Jahre 1876“ wurden von den preußischen Gerichten mit Ausnahme der Departements Celle, Kiel, Cassel, Wiesbaden, Frankfurt a. M. und Cöln im genannten Jahre 82 % der anhängi⸗ en Bagatellsachen erledigt (wie im Jahre 1875), und zwar durch Agnition oder Kontumaz 13 %, Entsagung 28 %, Vergleich 11 %, Erkenntniß 30 %. Von den Injuriensachen wurden (wie im Jahre 1875) 76 %. e; und zwar durch Agnition oder Kontumaz 1 %, Entsagung 21 %, Vergleich 15 %, Erkenntniß 39 %. Von den sofort zur mündlichen Verhandlung verwiesenen Sachen wurden 91 % (gegen 89 % in 1875) erledigt, und zwar in den vorbenannten Klassen 67 bezw. 13, 1 und 10 %; von den anderen gewöhnlichen Prozessen er⸗ ledigten sich 64 % (wie im Jahre 1875), und zwar 26 bezw. 14, 2 und 22 %. In allen 4 Prozeßarten zusammen wurden 77 % (wie in 1875) erledigt, und zwar 22 bezw. 22, 7 und 26 %.

Von den Untersuchungen wegen Verbrechen wurden 87 % (gegen 88 % in 1875) beendigt, und zwar 76 % durch richterliche Entschei⸗ dung; von den Untersuchungen wegen Vergehen 80 % (gegen 82 % in 1875), davon durch richterliche Entscheidung 80 %, von den Unter⸗ suchungen im Ganzen 81 % (gegen 83 % in 1875), davon 77 % durch richterliche Entscheidung. 8 1

Von den bei den 1 88 S neu eingeleiteten Pro⸗ essen wurden 74 % (wie in 1875) erledigt. 1 Die den le e emhe cne beendeten 65 % (im Jahre 1875 64 %) der neu anhängigen Prozesse. 8 1 b

Untersuchungen waren (mit Einschluß des Dep. Cöln) im Ganzen 834 035 neu eingeleitet, davon 133 734 wegen Verbrechen und Vergehen, 296 788 wegen Uebertretungen und 403 513 wegen Holzdiebstahls. Von den Verbrechen und Vergehen waren die häufig⸗ sten: Diebstahl 47 173, Körperverletzungen 15 401, Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung 13 152, Beleidigung 9063, vierter und fernerer Holzdiebstahl 7186, Widerstand gegen die Staats⸗ gewalt 6932, Unterschlagung 5528.

Ueber den Postverkehr der im österreichischen Rreichs⸗ rathe vertretenen Länder während des Jahres 1876 entnehmen wir der Zusammenstellung des statistischen Departements im österreichi⸗ schen Handels⸗Ministerium folgende Daten: Die Zahl der frankirten Briefe betrug 168 875 238, die der unfrankirten Briefe 5 283 620, der Postkarten 27 483 940, der Drucksachen 21 387 760, der Waaren⸗ proben 5 238 542, der portofreien Briefe 28 650 800, in Summa 256 919 900 Stück. Hiervon entfielen auf den internationalen Verkehr 55 708 900. Von der Gesammtzahl der Briefpost⸗ sendungen waren 16 485 850 rekommandirt. Auf Wien und Um⸗ gebung entfielen 35 120 900 frankirte und 804 600 unfrankirte Briefe, 5 993 000 Postkarten, 4 431 500 Stück Drucksachen, 484 600 Stück Waarenproben, 2 264 600 portofreie, 2 677 961 rekom⸗ mandirte Briefe. Im Fahrpostverkehr wurden befördert 4 351. 800 Stück gewöhnliche Packete im Gewichte von 11 655 400 kg, 20 221 500 Stück Geld⸗ und Werthsendungen im Werthbetrage von 3 410 790 700 Fl. Davon entfielen auf den internationalen Verkehr 1 433 700 Stück gewöhnliche Packete im Gewichte von 3 706 200 kg und 3 544 800 Stück Geld⸗ und Werthsendungen im Werthbetrage von 597 621 500 Fl. Auf Wien und Umgegend kamen vom ge⸗ sammten Fahrpostenverkehre 300 600 gewöhnliche Packete im Ge⸗ wichte von 1 032 700 kg und 1 700 400 Stück Werthsendungen im Werthbetrage von 494 023 100 Fl. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Stuttgart, 24. Dezember. (W. T. B.) Der Ober⸗ Medizinal⸗Rath Dr. Zeller, bekannter Irrenarzt in Winnenden,

ist gestorben. I 8 ,24. Dezember. Die Königliche Akademie der 89 1 eine Gesammtausgabe der

issenschaften veranstaltet tausgabe de Wilke Iq 8, des „Vaters der bayerischen Geschichte,“ dessen 8— 8

d. J. feierlich enthüllt wurde.

Standbild in seinem Geburtsort Abensberg bekanntlich am 4. Juli Es mangelt nämlich, wie die „Allg. Ztg.“ hervorhebt, obgleich die Werke dieses Historikers für die Ge⸗ schichtsforschung wie für das Studium der deutschen Literatur eine hervorragende Bedeutung haben, doch bis heute eine den kritischen

Forderungen der gegenwärtigen Zeit entsprechende Gesammtausgabe

derselben. Die Königliche Akademie fördert hiermit ein patriotisches Unternehmen, und trägt einem berühmten bavyerischen Geschicht⸗ schreiber des 15. und 16. Jahrhunderts eine Ehrenschuld ab. Die Werke erscheinen in fünf Bänden, deren Bearbeitung dem Universi⸗ täts⸗Professor und Direktor der Königlichen f⸗ und Staats⸗ bibliothek, Dr. Karl v. Halm, dem Archiv⸗Rath Dr. Riezler in Donau⸗Eschingen und dem Universitäts⸗Professor Dr. Lexer in Würz⸗ burg übertragen ist.

In Paris ist am 21. d. M. der Physiker Ruhmkorff, der Erfinder des nach ihm benannten elektrischen Apparates, der ihm den großen französischen Preis von 50 000 Francs eintrug, im Alter von 75 Jahren gestorben.

8 Gewerbe und Handel.

Die „New⸗Yorker Hdls⸗Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 14. d. M. datirten Wochenbericht über die allgemeine Geschäfts⸗ lage folgendermaßen: Die Geschäftsstille dauerte an; das Heran⸗ nahen der Weihnachtsfeiertage hat dem Geschäft in Saison⸗Artikeln den üblichen Impuls nicht gegeben. Man tröstet sich damit, daß die Nachrichten aus den Agrikulturdistrikten ein Aufleben des Geschäfts nach Neujahr erwarten lassen. Letztlich hat sich ein ziemlich lebhafter Geld⸗ bedarf des Südwestens geltend gemacht; auch die Börse stellte größere Anforderungen als in der letzten Woche. Entwickelte der dieswöchentliche Geldstand unter diesen Umständen auch etwas mehr Festigkeit, so zeigte sich doch von Knappheit keine Spur. Der sonst so sensitive Goldroom nimmt von der Agitation des Kongresses in der Re⸗ sumptions⸗ und Währungsfrage nach wie vor nur geringe Notiz. Wenn sich der Goldmarkt in dieser Berichtswoche den Einflüssen aus Washington auch nicht gänzlich entziehen konnte, so war der Avanz des Agios verhältnißmäßig unbedeutend. Von 2 ¾, dem Er⸗ öffnungscours am vergangenen Sonnabend, avancirte das Agio bis gestern graduell auf 82 es konnte sich auf diesem Punkte aber nicht behaupten; eine kleine Coursbesserung in London veranlaßte einen Rückgang bis 2 ½¼, zu welcher Notirung das Agio heute schloß. Der Fall von Plewna blieb auf das Exvportgeschäft in Waaren und Produkten nicht ohne Einfluß, insofern Eigner sich im Allgemeinen etwas nachgiebiger zeigten. In der Im portbranche erwartet man einen Geschäftsaufschwung, sobald die Finanzfragen im Kongreß ihre Erledigung gefunden haben werden. Der Waaren⸗ und Produktenimport während der am 8. Dezember beendeten Woche repräsentirt einen Gesammtwerth von 5 738 487 Doll. gegen 5 432 058 Doll. in der Vorwoche, eine Zunahme von 306 429 Doll. ergebend. Fremde Webstoffe partiziviren am Gesammtwerth des letztwöchentlichen Imports mit 1 165 838 Doll. resp. mit 212 518 Doll. mehr als in der Vorwoche, während der Import diverser Pro⸗ dukte und Waaren um 93 911 Doll. größer war. Am Waaren⸗ und Produktenexport während der am 11. Dezember beendeten Woche dessen Gesammtwerth in Höhe von 6 583 197 Doll. gegen die Vorwoche eine Abnahme von 286 364 Doll. aufweist partizi⸗ pirt Baumwolle mit 11 334 Ball. im klarirten Werth von 632 604 Doll. gegen 13 256 Ball. im Werth von 818 089 Doll. in der Vor⸗ woche und 11 444 Ball. resr. 16 985 Ball. im Werth von 699 627 Doll. resp. 1 143 887 Doll. in der Parallelwoche beider Vorjahre.

Verkehrs⸗Anstalten.

Plymouth, 24. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ist hier eingetroffen. 1

New⸗York, 22. Dezember. Das Postdampfschiff „Weser vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 8. d. M. von Bremen und am 11. d. M von Southampton abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen.

New⸗York, 24. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Franconia“ ist hier eingetroffen.

New⸗York, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Lessing“ ist heute Morgen 7 Uhr hier an⸗ gekommen. G ““

8

Berlin, 27. Dezember 1877.

Von dem „Berliner Adreß⸗Buch“, welches unter Benutzung amtlicher Quellen von A. Ludwig redigirt und von der Sozietät der Berliner Bürger⸗Zeitung (D. Collin) herausgegeben wird, ist soeben der Jahrgang für 1878 erschienen. Es ist dieses der 10. Jahr⸗ gang des so nützlichen, fast unentbehrlichen Buches. Wie schon im vorigen Jahre ist auch diesmal im I. Theil (Einwohner⸗Nachweis) die Reihenfolge innerhalb gleicher Namen alphabetisch nach Stand und Gewerbe geordnet. Zur leichteren Auffindung ist in diesem Jahrgang bei denjenigen Namen, welche zwei Spalten und darüber einnehmen, der in dem betreffenden Buchstaben zuerst vorkommende Stand gesperrt gedruckt und dadurch das Alphabet dem Auge deutlicher gemacht. Durch die Einrichtung nur die in das

andelregister eingetragenen Firmen durch lateinische Lettern im Hang hervorzuheben, ist die Aufführung ganz gleichlautender Firmen beseitigt; es können daher die beklagten Verwechselungen, namentlich bei telegraphischen Depeschen ꝛc. nicht mehr vorkommen. Um die Angabe des Postbezirks bei den Adressen mehr und mehr einzuführen, ist im ersten Theile den Wohnungsangaben die Himmelsrichtung vorgesetzt. Der dritte Theil (Gewerbenachweis) ist wesentlich ver⸗ vollständigt worden; ein neu eingeführtes alphabetisches Inhaltsver⸗ zeichniß wird zur schnellen Orientirung beitragen. Dieses Verzeichniß, sowie die allgemeine Inhaltsübersicht und das alphabetische Inhalts⸗ verzeichniß des vierten Theils (Behörden, Gesellschaften und Vereine) wer⸗ den in allen fraglichen Fällen sicheren Rath ertheilen. 8 Theil— Fnthält außer den bisher aufgefüerten Ortschaften noch Rixdorf und Tempel⸗ hof. Als eine werthvolle Gratis⸗Beilage ist auch diesem Jahr⸗ gange ein bis auf die neueste Zeit vervollständigter, sehr übersicht⸗ licher und vortrefflich ausgeführter Plan von Berlin mit näch⸗ ster Umgebung beigegeben, dem ein Verzeichniß der Straßen, Plätze und Brücken mit e, der Lage nach Quadratnetz und den Him⸗

n hinzugefügt ist. 8 Pheiles des Berliner Adreßbuchs ist eine Separat⸗ Ausgabe veranstaltet als: Adreßbuch von Charlottenburg, Friedenau, Friedrichsberg, Lichtenberg, Wilhelmsberg, Pankow, Rix⸗ dorf, Rummelsburg, Victoriastadt, Schöneberg und Tempelhof mit dem neuesten Plane von der Umgegend Berlins.

Hr. Pablo de Sarasate wird am Montag, den 4. Februar 1878 im Saale der Sing⸗Akademie ein Konzert veranstalten.

Am 22. d. M. wurde das zehnjährige Bestehen des Concert⸗ hauses durch ein in den Räumen desselben veranstaltetes Fest ge⸗ feiert. 8

Im Flora⸗Etablissement zu Charlottenburg ist die

in der Mitte des Kaisersaales aufgestellte Fontaine zum ersten Male 5 Gang gesett worden. Dieselbe ist aus der abrik der Hofzink⸗ waarenfabrikanten Kahle u. Sohn in Potsdam hervorgegangen und hat einen Bassindurchmesser von ca. 22 Fuß; der mittlere Aufbau besteht aus 5 Etagen, welche theils Wasserstrahlen entsenden, the⸗ Gaslichtsterne lassen. Auf diesen Etagen befindet sich eine über 2 Meter hohe Zinkfigur, die „Flora“ darstellend. Im Bassin befinden sich 24 wasserspeiende Frösche, während auf dem Rande desselben 12 große Vasen stehen. Die Vasen sowie die Etagen werden durch Pflanzen und Blumen dekorirt werden 8

theils