1878 / 37 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Feb 1878 18:00:01 GMT) scan diff

zu ertragen. Die Minister Dufaure, Freycinet, Marcère und Waddington unterstützen diesen Vorschlag von dem besonderen Standpunkte ihrer Ressorts, wobei der Minister des Aeußern für seinen Theil auf die verwickelte europäische Lage hinwies. Da nun einige Mitglieder des Ausschusses unverhohlen ge⸗ standen, die Kammer zögere nur deshalb, weil sie sich den Rücken gegen den Senat und den Präsidenten der Republik decken wolle, mit denen sie sich noch immer auf einen Konflikt faßt machen müsse, entgegnete Herr Dufaure unter lebhafter 18. Bebg seiner Kollegen, diese Besorgnisse seien ganz aus der Luft gegriffen, und er könne insbesondere der korrekten und verfassungstreuen Haltung des Marschalls Mac Mahon seine volle Anerkennung nicht versagen. Er begrerfe das Gefühl der Majorität, nach einem Erdbeben pflege ja wohl immer bei der ersten kleinen Schwankung Jedermann eine neue Katastrophe zu befürchien, das Ministerium glaube aber vollkommen Herr der Lage zu sein, und was die Opposition der Rechten des Senats betreffe, so müsse man sich eine solche im parlamen⸗ tarischen Leben gefallen lassen, die Regierung ihrerseits werde ihr keinen Einfluß einräumen. Dieser einungsaustausch führte zu einer vollkommenen Uebereinstimmung; man verabredete, bei der Kammer zu 8 daß der Aus⸗ gaben⸗Etat von Montag ab ohne Unterbrechung, also auch an den Mittwochen, weiter berathen werde. Das Er⸗ trägniß der indirekten Steuern im Monat Januar 1878 hat die Voranschläge um 3 949 000 Frces. überstiegen. Insbesondere haben sich Einregistrirung und Stempel um 2 144 000 Frcs., die indirekten Steuern im engeren Sinne um 1 516 000 Frcs. und das Posterträgniß um 790 000 Frcs. vermehrt, wogegen die Grenzzölle um 500 000 Frcs. zurückgegangen sind. Versailles, 11. Februar. (W. T. B.) Bei der heu⸗ tigen Berathung des Marinebudgets in der Deputirten⸗ kammer betonte der Marine⸗Minister die Nothwendigkeit, die Marine auf ihrer bisherigen Höhe zu erhalten. So⸗ lange die Nachbarstaaten mit starker Artillerie ausgerüstete Panzerschiffe besäßen, müßte Frankreich ein Gleiches thun; auch die Torpedos dürften, obwohl die Wirkung derselben sehr übertrieben würde, doch nicht vernachlässigt werden. Das Material müsse sorgsam unterhalten werden, damit die Marine, wenn sie einmal zur Verwendung kommen sollte, sich in gutem Zustande befinde. 3 1 Der Senat hat zu dem Gesetz, betreffend die Freiheit des Kolportageverkaufs der Zeitungen, die Dring⸗ lichkeit angenommen.

Italien. Rom, 11. Februar. (W. T. B.) Der De⸗ putirte Farini begiebt sich nach Bukarest, um dem Fürsten von Rumänien die Thronbesteigung des Königs Humbert anzuzeigen. Das Ministerium hat 8 Ba⸗ EE““ und die Eleven⸗Legion der Carabi⸗ nieri hierher beordert, um während des Konklaves und bei der Inthronisirung des neuen Papstes Dienste zu thun.

in der gestrigen Kongregation wurde beschlossen, das Konklave in dem ersten Stockwerk des Vatikans abzu⸗ halten. Heute soll das Reglement für das Konklave be⸗ rathen eesth Man arestch t 6. Intransigenten nmataw aaa 4taljeni inälen wollten nich n Malta gehen, len shen. arnaach. Mirkamar bei Triest; nur der Kardinal Manning habe für Malta gestimmt. Auf die Entscheidung über den Ort des Konklave

Instruktionen des verstorbenen Papstes, welche dieser

eem Kardinal Simeoni übergeben hatte, von bestimmenden Einfluß gewesen sein. Nachdem der Kardinal Simeoni diese Instruktionen dem Kollegium überreicht hatte, sollen die In⸗ transigenten unter den Kardinälen ihre Oppositon aufgegeben und für die Abhaltung des Konklaves in Rom gestimmt haben. Dieser Beschluß ist gestern Abend den abwesenden Kardinälen mitgetheilt worden. Pius IX. hat zwei Testamente hinterlassen. In dem einen derselben, welches er als Papst abgefaßt hat, hinterläßt Pius dem künftigen Papste für die Ausgaben des päpstlichen Stuhles eine jährliche Rente von 3 ½ Millsdnen Fres. und eine jährliche Summe für die ehe⸗ maligen päpstlichen Beamten. In dem anderen, dem Privat⸗Testamente, werden seine Neffen als Erben einge⸗ setzt und 300 000 Fres. den Armen Roms vermacht. Zu⸗ Nleich werden in demselben noch andere Legate ausgesetzt. us IX. hat angeordnet, daß sein Leichnam nach dem Tode seines Nachfolgers in der Basilika des h. Lau⸗ rentius extra muros beigesetzt werde, und eine sehr einfache Aufschrift für sein Grabmal angegeben, für das nicht mehr als 2000 Fres. aufgewendet werden sollen. Die „Voce della Verita“ schreibt: Die sterblichen Ueberreste Pius X. werden am Dienstag Abend provi⸗ kea-. an demselben Orte beigesetzt werden, an welchem regor XVI. ruht. Der „Osservatore Romano“, das Organ des Vatikans, meldet, das Konklave werde nach den Novendialien in Rom zusammentreten. Sechs Tage hindurch würden die Leichenfeierlichkeiten in der Peterskirche celebrirt werden; an den folgenden drei Tagen werde das enfeier in der sixtinischen Kapelle celebriren

11. Februar, Abends. (W. T. B.) Heute früh wur⸗ den im Vatikan die Maurerarbeiten in Angriff genommen, welche nothwendig sind, um jede Kommunikation mit dem Konklave unmöglich zu machen. Der Kardinal Amat ungeachtet Krankheit an dem Konklave theil⸗ nehmen.

Rumänien. Bukarest, 11. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer ermächtigte die Regierung, die Aus⸗

pro Februar nach dem Voranschlage für 1877 zu be⸗ reiten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Februar.

(W. T. B.) Dem vorgestern unter Protektion des deutschen

Botschafters von den hier lebenden deutschen Landwehr⸗

offizieren gegebenen Balle zum Besten der Verwun⸗

deten wohnten auch der Großfürst Sergius, der Prinz von

lbenburg, der deutsche Botschafter und der österreichische Bot⸗ after bei.

Petersburg, 11. Februar. (W. T. B.) Der Reichs⸗ kanzler, Fürst Gortschakoff, hat den russischen Bot⸗ schaftern in Berlin, Wien, London, Paris und Rom unter dem 10. d. folgendes Telegramm zugehen lassen: Die englische Regierung hat sich auf die Berichte ihres Bot⸗

Ferman dazu zu benutzen, einen Theil ihrer Flotte nach Konstantinopel zu dirigiren, um das Leben und die Sicherheit der dortigen englischen Unterthanen zu schützen; andere Mächte haben dieselben Maß⸗ regeln mit Rücksicht auf ihre dortigen Unterthanen er⸗ griffen. Die Gesammtheit dieser Umstände zwingt uns, auch unsererseits auf Mittel bedacht zu sein, um die Christen zu schützen, deren Leben bedroht sein würde; um dies Resultat u erreichen, beabsichtigen wir einen Theil unserer ““ in Konstantinopel einrücken zu lassen. Die „Agence Russe“ fügt dieser Meldung hinzu, dem Groß⸗ fürsten seien bereits entsprechende Befehle zugegangen.

(W. T. B.) Die „Agence generale Russe“ meldet: Die Besetzung der in der Waffenstillstandskonvention verabredeten türkischen Ortschaften durch die russischen Truppen vollzieht sich in guter Ordnung. Alle Gerüchte, daß bei der Ausführung der Waffenstillstandsbedingungen Ausschreitungen vorkamen, sind vollkommen unbegründet.

(W. T. B.) Der „Golos“ schreibt: Man dürfe sich durchaus nicht darüber wundern, wenn die Russen, die den Krieg zum Schutze der Christen begonnen hätten, zu diesem Zweck Konstantinopel besetzten, da ja auch die Eng⸗ länder es für nöthig hielten, die Christen zu schützen. Hoffent⸗ lich werde die Regierung eine Erklärung in diesem Sinne abgeben. Es sei wahrscheinlich, daß jetzt, nachdem die Waffen⸗

stillstandskonvention zwischen Rußland und der Pforte abge⸗ schlossen, der Sultan russische Protektion und nicht englische für wünschenswerth halten werde. 1

12. Februar. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗ Anzeiger“ und das „Journal de St. Pétersbourg“ publiziren das (bereits gemeldete) Cirkulartelegramm des Fürsten Gortschakoff über den in Aussicht genomme⸗ nen Einzug eines Theiles der russischen Truppen in Konstantinopel in Folge der Erscheinung der englischen Flotte in den Dardanellen und der hierfür geltend gemachten Motive. In den hiesigen unterrichteten Kreisen wird den von Layard telegraphisch über Ruhestörungen in Konstantinopel und Nichteinhaltung der Waffenstillstands⸗ bedingungen ausgesprochenen Befürchtungen gegenüber auf hier vorliegende etwa drei Tage alte Berichte aus Konstantinopel hingewiesen, welche die Sicherheit der Christen als in keiner Weise bedroht darstellen und hervorheben, daß die Ausführung der Bedingungen des Waffenstillstands beiderseits in voller Uebereinstimmung und Ordnung vor sich geht.

London, 11. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte auf eine Lord Dunravens Lord Beaconsfield, er habe keine Nachricht darüber erhalten, daß die russischen Marinesoldaten türkische Schiffe besetzt hätten. Graf Derby erwiderte dem Lord Granville, als der Admiral Hornby die Forts der Dardanel⸗ len erreicht hatte, wären die Kommandanten derselben nicht im Besitz von Instrultionen gewesen, nach denen sie die Flotte passiren lassen konnten. Hornby habe darauf tele⸗ graphisch um Instruktionen gebeten und er (Derby) habe mit der Pforte Depeschen gewechselt. Es bestehe allerdings noch eine Schwierigkeit hinsichtlich des Einlaufens der Flotte, er sei aber überzeugt, daß dieselbe bald beseitigt werde. Uebri⸗ gens hätten auch drei andere Mächte die Erkaubniß zum Ein⸗ laufen ihrer Flotten nachgesucht.

Im Unter hause erklärte auf eine Anfrage Forsters der Schatzkanzler Northoote, die Flottenbewegung nach Konstantinopel sei etwas verzögert worden, er könne in⸗ dessen jetzt nicht äher auf diesen Gegenstand eingehen, da noch Unterhandlungen hinsichtlich desselben stattfänden; die Absicht der Regierung sei jedoch unverändert dieselbe wie bis⸗ her. (Lauter Beifall auf Seiten der Konservativen.) Nach kurzer Debatte wurde hierauf der Bericht über den Extra⸗ kredit von 6 Millionen Pfd. Sterl. ohne Abstimmung an⸗ genommen; desgleichen der Antrag, daß das Geld mittelst Ausgabe von Schatzbonds beschafft werden solle.

(W. T. B.), Eine Extraausgabe des „Daily Tele⸗ graph“ enthält ein Telegramm aus Pera von gestern Abend, dem zufolge die Pforte die Ausstellung eines

Fermans, welcher der englischen Flotte gestattete, nach

onstantinopel zu gehen, verweigert hätte, weil, wenn die fragliche Erlaubniß ertheilt werden sollte, die russi⸗ schen Truppen wahrscheinlich Konstantinopel besetzen würden. Anderweitige Nachrichten hierüber liegen noch nicht vor.

12. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ schreibt, die Entsendung der britischen Flotte nach Konstan⸗ tinopel sei nach den neuesten Vorgängen unvermeidlich. Nach den Erklärungen Rußlands könne die Frag⸗ entstehen, ob Rußland durch eine wirkliche Besetzung Konstantinopels die englischen Interessen so affizire, daß England gezwungen sei, zu deren Schutz. noch stärkere Maßregeln zu ergreifen. Alles hänge ab von dem Charakter, den die russische Besetzung trage. Eine blos demonstrative Besetzung Konstantinopels durch große Truppenmassen und ohne Begrenzung in der veit würde der Regierung eine sehr ernste Verantwortung aufladen und die⸗

selbe nöthigen, rasch und kühn zu handeln. Oesterreich hat ine Kriegsschiffe

Wien, 11. Februar. (W. T. bei der Pforte einen “] für se zur Einfahrt in die Dardanellen nachgesucht; doch hat das Geschwader noch nicht den Befehl erhalten, abzugehen. Auch von anderen Mächten soll bereits ein analoger Schritt erfolgt sein, und erfährt in dieser Beziehung die ‚Polit. Korresp.“, die englische Regierung habe von ihren Vertretern bei mehreren Großmächten die Mittheilung erhatten, daß Letztere bei der Pforte um einen Ferman nachgesucht haben, durch welchen ihren Geschwadern gestattet werden soll, in die Dardanellen einzulaufen.

Bukarest, 11. Februar. (W. T. B.) Im Senate fand heute die Debatte über die Interpellation Stourdza's statt, welcher Auskunft darüber verlangte, ob der Regierung die Waffenstillstands⸗ und Friedens⸗ bedingungen bekannt seien, ob sie dieselben mittheilen könne und ob die Regierung Delegirte zur Konferenz ent⸗ senden werde. Der Minister des Auswärtigen, Cogalnicean o, erklärte in Beantwortung dieser Interpellation, daß die Friedensbedingungen der Regierung nicht bekannt seien; er glaube, daß auch andere Regierungen dieselben nicht kennen. Ministerpräsident Bratiano bestätigte, daß die Friedensbedingungen der Regierung unbekannt seien; er laube auch, daß dieselben nur Rußland und der Türkei be⸗ annt sein dürften. Bratiano fügte hinzu, die russischen und rumänischen Truppen halten die Positionen vor Widdin, Rustschuk und Silistria besetzt, stehen aber nicht im Innern dieser Festungen. Der Ministerpräsident schloß, indem er zur

Eintracht und Klugheit ermahnte, damit Rumänien mit Ver⸗

schafters in Konstantinopel entschlossen, einen früher erhaltenen

trauen und Festigkeit auf der Konferenz erscheinen könne. Die

Regierung sei bemüht, für Rumänien Zutritt zu der Kon⸗ ferenz zu erlangen.

Athen, 11. Februar. (W. T. B.) In der Deputir⸗ tenkammer wurden Seitens der Regierung die Gründe für die Zurückberufung der Truppen dargelegt. Comun⸗ duros führte hierbei aus, daß angesichts der Thatsache, daß Tscherkessen und Baschibozuks nach den griechischen Provinzen der Türkei gekommen seien, die Intervention der griechischen Truppen nothwendig geworden sei, um einem Blutbade und Plünderungen vorzubeugen, welche stets mit Insurrektionen verbunden seien. Die Regierung habe aber nachgeben und die Truppen zurückrufen müssen, als die Groß⸗ mächte bei der griechischen Regierung Vorstellungen erhoben und erklärt hätten, wenn Griechenland nach dem Abschlusse des Waffenstillstandes allein für sich vorginge, würde es die Unter⸗ stützung der Mächte verlieren, wenn es dagegen seine militä⸗ rische Aktion einstelle, so versprächen sie der Regierung ihre Unterstützung. Comunduros schloß, indem er die Kammer aufforderte, Vertrauen zur Regierung zu haben. Trikupis führte aus, daß Griechenland den Wünschen der Mächte nach⸗ kommen müsse, um sich deren Schutz zu sichern. Nachdem noch Zaimis und Lombardos sich für die Politik der Regie⸗ ausgesprochen hatten, ging das Haus zur Tagesordnung über.

Europäischer Kriegsschauplatz.

Der zweiundfünfzigtägige Krieg der Serben gegen die Türkei hat dem Lande nach offiziellen Daten gegen 5000 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten ge⸗ kostet. Die Serben haben dagegen 238 Kanonen, 10 000 Ge⸗ wehre, 37 Fahnen, und Munition, Proviant, Pferde u. s. w. im Werthe von mehr als einer Million Dukaten erbeutet. Von Stabs⸗Offizieren sind blos zwei verwundet, während gegen 200 Offiziere bis zum Hauptmannsrange kampfunfähig geworden sind. Am 9. Februar trafen in Belgrad mehrere Tausend Kriegsgefangene, darunter Rassim Pascha, ein.

Nr. 3 des „Armee⸗Verordnungsblattes“ hat fol⸗ genden Inhalt: Ressortwechsel. Behandlung beschädigter, aber vollwichtig gebliebener echter Reichmünzen. Lehr⸗Infanterie⸗ Bataillon. Zusammensetzung und Zusammentritt desselben im Jahre 1878. Erklärung und Ergänzung zu den „Vorschriften, be⸗ treffend den Schulunterricht der Militärkinder.“ Beschwerden über die Beschaffenheit der an die Truppen im Jahre 1877 verab⸗ reichten Naturalien. Marschgebührnisse für drei⸗ und vierjährig

reiwillige. Bekanntmachung eines Verzeichnisses derjenigen höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militär⸗ dienst berechtigt sind.

Nr. 3 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und u“ Sund Verwaltung in den Koͤniglich Preußischen Staaten, hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichsgesetzblatte er chienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Ver⸗ änderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen Behandlung von Werthpacketen bei ihrem Ueber⸗ gange von der Post auf die Steuerstellen. III. Indirekte Steuern: Erleichterungen bei Berichtigung der Erbschaftssteuer. V. Statistik: Nachweisung der im Jahre 1876 bei der Verwaltung der indirekten Steuern angestellten Militärpersonen. VI. Personalnachrichten.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

IV. Die Etats für die Verwaltung des Reichs⸗ Heeres umfassen a. den Etat für das Königlich preußische Reichs⸗Militär⸗Kontingent und die in die preußische Verwaltung übernommenen Kontingente anderer Bundes staaten mit 5 910 965 (— 2 756 393 ℳ) Einnahmen, 252 533 557 (+ 3 651 634 ℳ) fortdauernde und 6 276 006 (— 4 812 754 ℳ) einmalige Ausgaben. Die Einnahmen sind im Einzelnen wie Allgemeinen höher als nach dem laufenden Etat; wenn sich dieselben im Ganzen geringer stellen, so liegt dies daran, daß 2 983 570 Verkaufserlöse für Kasernen und sonstige Garni⸗ sonverwaltungs⸗Grundstücke, ebenso 675 730 für Gebäude der Kriegsschule zu Potsdam ꝛc., 1 133 001 für ein Magazingebäude in Magdeburg und für aufgezehrte Naturalienbestände und andere große Kosten nicht wieder zum Ansatz kommen konnten.

Bei den Ausgaben sind 58 624 Uebertragungen von einem Kapitel auf das andere und 3 651 634 wirkliche Mehransätze die sich aber auf zahlreiche Titel mit nicht erheblichen Beträgen ver⸗ theilen. Die bedeutendsten Mehransätze sind 372 006 Gehalts⸗ unde Zulage⸗Erhöhungen (Kap. 17, 20, 24, 25, 26, 35), zur baulichen Unt rhaltung der Magazingebäude, Verwaltung der Montirungs⸗ depots, Unterhaltung der Uebungsplätze, Lazareth⸗ und Traingebäude 544 000 (Kap. 25 27, 29, 30), Mehrbedarf für den Ankauf von Naturalien 2 212 543 (Kap. 27), Mehrbedarf zu den Umzugskosten für die Personen des Soldatenstandes ꝛc. 300 000 (Kap 34), desgl. zum Ersatz des Abgangs von kleinen Feuer⸗ und Handwaffen 428 000 ℳ, desgleichen zur Gcwährung der großen Viktualienportion an Stelle der kleinen, während der Truppenübungen 464 536 Die bedeu⸗ tendsten Ausgabekapitel sind: (24) Geldverpflegung der Truppen 80 387 674 (+ 229 066 ℳ), (25) Naturalverpflegung 69 584 672 (+ 2 350 529 ℳ), (26) Bekleidung und Ausrüstung der Truppen 18 608 766 (+ 55 565 ℳ), (27) Garnison⸗, Verwaltungs⸗ und Serviswesen 27 054 770 (+ 231 746 ℳ), (37) Artillerie⸗ und Waffenwesen 11 303 055 († 306 094 ℳ).

Die einmaligen Ausgaben umfassen 45 Positionen, meist Bauten von Oekonomiegebäuden, Lazarethen und Kasernen, außerdem

zur Gewährung von Zulagen an die Unteroffiziere der Besatzungstruppen

in Elsaß⸗Lothringen 181 000 ℳ, zu größeren Meliorationen bei den Remontedepots 60 000 ℳ, zur Beschaffung von Entladezelten 280 500

Der Etat für das Königlich fächsische Reichs⸗Mili⸗ tär⸗Kontingent weist 201 541 (— 5916 ℳ) eigene Ein⸗ nahmen, 19 066 471 (+ 291 188 ℳ) fortdauernde und 2067 156 (+ 1 804 100 ℳ) einmalige Ausgaben auf. Auch in diesem Etat vertheilen sich die Mehransätze auf viele Titel in meist unerheblichen Beträgen. Die Haupt⸗Ausgabekapitel sind: (24) Geldverpflegung der Truppen 6 219 853 (— 73 714 ℳ), (25) Naturalverpflegung 5 570 917 (+ 140 672 ℳ), (26) Bekleidung der Truppen 1 485 183 (+ 3949 ℳ), (27) Garnisonverwaltungs⸗ und Servis⸗ wesen 2 070 242 (+ 68 501 ℳ). Von den einmaligen Ausgaben sind 13 656 für Zulagen an die Besatzungstruppen in Elsaß⸗ Lothringen bestimmt, 862 500 zur Beschaffung von Naturalien⸗ reserven, das andere für Kasernements, Oekonomie⸗Anstalten u. dergl.

Der Etat für das Königlich württembergische Reichs⸗Militär⸗Kontingent schließt mit 210 660 (+ 87 659 ℳ) Einnahmen, 13 826 777 (+ 167 120 ℳ) dauern⸗ den und 973 287 (+ 739 588 ℳ) einmaligen Ausgaben. Auch hier vertheilen sich die Mehransätze der dauernden Ausgaben auf viele Titel in kleine Summen. Die Geldverpflegung der Truppen berechnet sich hier mit 4 676 284 (— 9375 ℳ), die Natural⸗ verpflegung mit 3 906 684 (— 5571 ℳ), die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen mit 1 095 177 (— 1903 ℳ), das Gar⸗ nisonverwaltungs⸗ und Serviswesen mit 1 512 483 (+ 68 700 ℳ). Unter den einmaligen Ausgaben sind 524 098 zur Sicherstellung einer Naturalienreserve bestimmt, 8972 zur Gewährung von Zula⸗ gen an die Unteroffiziere der Truppen in Elsaß⸗Lothringen, das An⸗ dere zu Lazareth⸗ und Arresthausbauten. 1 1

Die Etatöstärke des deutschen Heeres ist festgesetzt auf

. 8 8740 Offiziere, 255 679 Mann Infanterie, (148 Regimenter); 534 Offiziere und 14 454 Mann Jäger (26 Bataillone), 348 Offiziere und 4633 Mann Landwehr⸗Infanterie (275 Bezirks⸗Kommandos), zusammen 9622 und 274 766 Mann Infanterie; 93 Regimenter Ka⸗ vallerie und 3 Reitanstalten mit 2358 Offizieren und 64 709 Mann; 36 Regimenter Feldartillerie mit 1629 Offizieren und 30 733 Mann; 13 Regimenter und 1 Bataillon Fußartillerie mit 683 Offizieren und 15 167 Mann (zusammen 2312 Offiziere und 45 900 Mann Artillerie); 1 Eisenbahn⸗Regiment, 1 Eisenbahn⸗Compagnie und 18 Bataillonen Pioniere mit 394 Offizieren und 10 324 Mann; 17 Bataillone und 1 Compagnie Train mit 200 Offizieren und 4998 Mann, besondere Formationen (Schloßgarde⸗Compagnie, Leibgarde der Hartschiere; Festungs⸗Reserve⸗Abtheilungen! ꝛc.) 311 Offiziere und 958 Mann; 1987 nicht regimentirte Offiziere; zu⸗ sammen 17 184 Offiziere und 401 659 Mann (48 501 Unteroffiziere, 44 Zahlmeister⸗Aspiranten, 5123 Spielleute⸗Unteroffiziere, 7421 Spielleute⸗Gemeine), 1627 Militärärzte, 746 Zahlmeister, 621 Roß⸗ rzte, 618 Büchsenmacher, 93 Sattler, 79 893 Dienstpferde.

Gegen den laufenden Etat sind hinzugetreten: 24 Offiziere,

76 Unteroffiziere, 292 Lazarethgehülfen, 34 Oekonomiehandwerker und 1 Militärarzt; in Wegfall gekommen sind 502 Gefreite und Gemeine.

V. Der Etat für die Verwaltung der Kaiserlichen Marine weist (Kap. 10) 315 537 (Js— 106 857 ℳ) Einnahmen auf. Die Mindereinnahmen erklären sich dadurch, daß in den lau⸗ fenden Etats die einmaligen Einnahmen (145 000 ℳ) aus dem Ver⸗ kauf des Torpedomaterials älterer Konstruktion und der Werth der der See⸗Artillerie⸗Abtheilung bei der Formation gewährten ersten Einkleidung eingestellt gewesen sind.

Die fortdauernden Ausgaben (Kap. 45 64) belaufen sich auf 25 222 520 (+ 3 550 447 ℳ), darunter Militär⸗ personal, Kap. 51: 4 689 281 (+ 157 098 ℳͤ, die Mehr⸗ ausgabe wird durch erhöhte Löhnung veranlaßt); Indiensthal⸗ tung der Schiffe und Fahrzeuge, Kap. 52: 3 906 390 (+ 685 390 ℳ, weil umfangreichere Indienststellungen in Aussicht stehen); Naturalverpflegung, Kap. 53: 2 414 270 (+ 94 090 ℳ); Werftbetrieb, Kap. 60: 9 846 671 (+ 1 999 526 ℳ), davon 900 000 I. Rate zum Bau einer Korvette als Ersatz der „Vineta“, 93,000 I. desgl. für ein Kanonenboot als Ersatz des „Habicht“ und 469 000 für einen Aviso als Ersatz der „Grille“.

Zu 47 verschiedenen einmaligen Ausgaben (Kap. 7) sind 34 826 526 (+ 6 249 526 ℳ) ausgeworfen, darunter die ersten Raten für die Panzerkorvette E., der Panzer⸗Kanonenboote H., I. und K., der Korvette E. und des Avisos D; ferner 450 000 zum Bau und zur Ausrüstung zweier Feuerschiffe für das Gjedser⸗Riff, südlich Falster.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt herausgegebenen Dezemberheft der „Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches für 1877“ u. A. eine vorläufige Uebersicht über die Ergebnisse der Rübenzuckerfabrikation im deutschen Zollgebiete im Betriebsjahre 1877/78. Nach derselben sind in der Zeit vom 1. September bis zum 1. Dezember 1877 von sämmtlichen in Betrieb gewesenen Rübenzuckerfabriken (330, davon 251 in Preußen mit Einschluß der enklavirten Fürstlich schwarzburgischen Unterheerschaften) 47 035 207 Ctr. Runkelrüben, und zwar 31 782 475 Ctr. selbstgebaute und 15 252 732 Ctr. gekaufte, auf Zucker verarbeitet und daraus 6 012 732 Ctr. oder 12,8 % Füll⸗ masse gewonnen worden. Im gleichen Zeitraum der Vorcampagne 1876/77 betrug die Rübenverarbeitung sämmtlicher Fabriken 37 911 641 Ctr. und die aus denselben gewonnene Füllmasse 4 400 500 Ctr. oder 11,6 %, so daß also der Prozentsatz der letzteren sich in 1877/78 um ca. 1 ½ % günstiger als im Vorjahre gestaltet hat. Die Rüben⸗ verarbeitung in den einzelnen Verwaltungsbezirken war für 1877/78 folgende: Westpreußen (1 Fabrik) 143 415 Ctr. mit 16 745 Ctr. Füll⸗ masse, Brandenburg (17 Fabr.) 1 698 630 Ctr. mit 203 424 Ctr. Füllmasse, Pommern (6 Fabr.) 728 190 Ctr. mit 88 000 Ctr. Füll⸗ masse, Posen (1 Fabr.) 88 675 Ctr. mit 23 964 Ctr. Füllmasse, Schlesien (47 Fabr.) 5 013 332 Ctr. mit 602 200 Ctr. Füllmasse, Provinz Sachsen mit den Schwarzburg. ööö“ Fabr.)

21 391 866 Ctr. mit 2 770 557 Ctr. Füllmasse, Schleswig⸗Holstein

(1 Fabr.) 194 540 Ctr. mit 25 211 Ctr. Füllmasse, Hannover (27 abr.) 4 517 075 Ctr. mit 589 818 Ctr. Füllmasse, Westfalen 2 Fabr) 128 415 Ctr. mit 15 369 Ctr. Füllmasse Hessen⸗Nassau

(1 Fabr.) 58 400 Ctr. mit 7413 Ctr. Füllmasse, Rheinprovinz

(8 Fabr.) 1 770 495 Ctr. mit 225 359 Ctr. Füllmasse, Bayern

(2 Fabr.) 176 105 Ctr. mit 23 776 Ctr. Füllmasse, Württemberg (5 Fabr.) 706 204 Ctr. mit 87 424 Ctr. Füllmasse, Baden (1 Fabr.) 195 030 Ctr. mit 21 453 Ctr. Füllmasse, Mecklenburg (2 Fabr.)

281 290 Ctr. mit 35 360 Ctr. Füllmasse, Thüringen (5 Fabr.)

672 072 Ctr. mit 94 524 Ctr. Füllmasse, Braunschweig (29 Fabr.)

4 430 289 Ctr. mit 571 065 Ctr. Füllmasse, Anhalt (33 Fabr.) 4 698 994 Ctr. mit 592 411 Ctr. Füllmasse und Luxemburg (2. Febr) 142 190

Ctr. mit 18 659 Ctr. Füllmasse. Die Ausbeute an Füllmasse ist in den einzelnen Verwaltungsbezirken eine sehr verschiedene gewesen; am günstigsten gestaltete sich dieselbe in Thüringen (14 %), Bayern

(13,5 %), Hannover (13,1 %), Luxemburg (13,1 %), Schleswig⸗ Holstein (13,0 %), Provinz Sachsen (12,9 %), Braunschweig (12,9 %),

wogegen die meisten übrigen Bezirke den oben für das ganze Zoll⸗

gebiet berechneten Durchschnitts satz nicht erreichen. Das nach dem

1. Dezember 1877 muthmaßlich in der laufenden Campagne noch zu

verarbeitende Rübenquantum wird auf 35 372 161 Ctr. geschätzt, so

8 das Betriebsjahr 1877/78 im Ganzen 82 407 368 Ctr. zu ver⸗

arbeitende Rüben in Aussicht stellt. Im Vorjahre 1876/77 sind nur

71 000 731 Ctr verarbeitet worden, und dürfte sonach die laufende Campagne in Folge der quantitativ äußerst günstigen Runkelrüben⸗ erute von 1877 mit einem Mehr von ca. 11 400 000 Ctr. abschließen.

Jena, 8. Februar. (Leip. Ztg,) Nach der Generalgeschäfts⸗ tabelle des Gesammt⸗Ober⸗Appellationsgerichts der

Thüringischen Staaten gelangten an dieses Tribunal im ver⸗ flossenen Jahre 1877 in Civilsachen 225 Ober⸗Appellationen und 4 Beschwerden. Darauf wurden 179 Bescheide und resp. Dekrete von

dem Gericht selbst ertheilt, in 7 Fällen wurden auswärtige Er⸗ kenntnisse eingeholt und 22 Sachen an das Reichs⸗Ober⸗

Handelsgericht zu Leipzig abgegeben, während die anderen Sachen

unerledigt in das neue Jahr übergingen sind. In Kriminalsachen gelangten an das Gericht 91 Rechtsmittel und Beschwerden.

Davon wurden 41 in öffentlicher Verhandlung mit Urtheil

und 47 sonst durch Erkenntaiß erledigt. Von den einzelnen

betheiligten Staaten sendete Sachsen⸗Meiningen 66 Ober⸗Appella⸗ tionen und Beschwerden in Civilsachen und 20 Rechtsmittel in Straf⸗ sachen. Sachsen⸗Weimar lieferte 40 Civil⸗ und 19 Strafsachen,

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha 42 und resp. 6 dergl., Sachsen⸗Altenburg 20

und resp. 5 dergl., Anhalt 10 und resp. 17, Reuß⸗Gera 22 und resp.

5, Reuß⸗Greiz 6 und resp. 5, Schwarzburg⸗Rudolstadt 11 und resp. 6, Schwarzburg⸗Sondershausen 12 und resp. 8. Die Summe aller zu bearbeitenden Nummern einschließlich der Generalien belief sich

auf 565. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Paris, 11. Februar. (W. T. B.) Der bekannte Physiologe Claude Bernard ist gestorben. Die Beerdigung desselben erfolgt auf Kosten des Staates. 1

Das Werk „Kaiser Wilhelm der Siegreiche“, von Ferd. Schmidt, illustrirt von L. Burger, H. Lüders u. Co., Verlag von Otto Spamer in Leipzig, ist mit der jetzt vorliegenden 28. Lie⸗ sorung bis zum Besuch des Reichslandes Elsaß⸗Lothringen durch Se.

ajestät den Kaiser fortgeführt und damit zum Abschlu gebracht worden. Die letzte Lieferung ist mit einem wohlgelungenen Porträt Sr. Ma⸗ jestät in Stahlstich geschmückt. Eine chronologische Uebersicht denk⸗

würdiger Daten aus dem Leben Sr. Majestät und ein eingehendes

alphabetisches Sach⸗ und Namenregister erhöhen den praktischen Werth des Buchs. 5 demselben sind durch die Verlagsbuchhandlung auch elegante Einbunddecken mit Gold⸗ und Prägedruck zum Preise von 2 pro Band zu beziehen.

Die e Dingelstedts Dichtungen und Ueber⸗ setzungen im Verlage der Gebr. Pätel, hierselbst veranstaltete Aus⸗ gabe liegt nunmehr komplet in 12 Bänden vor. Im Anschluß an die früheren Hinweise auf diese Ausgabe ist von der ersten Ab⸗ theilung noch der erzählenden Dichtungen des „Wanderbuches“ zu gedenken. In denselben giebt der Verfasser seine Erinnerungen an den Aufenthalt in vielen geschichtlich bedeutenden Plätzen Deutschlands und des übrigen Europas wieder. Der 6. Band des Werkes enthält den Roman: „Die Amazone“. Den 7. und 8. Band füllen die lyrischen Dich⸗ tungen. Eine Reihe von Prologen und Apostrophen (zu Beethovens Ge⸗ dächtnißfeier, zum Shakespeare⸗Jubiläum, an König Maximilian von Bayern, dem Könige von Preußen am 1. August 1866) kzeugen von Schwung und Empfindung. Den Schluß des Werkes vom 9. bis 12. Bande bildet das Theater. Neben einer Reihe von muster⸗ gültigen Uebersetzungen, unter diesen die der Shakespeare'schen Königsdramen, befindet sich darunter das 1850 zuerst aufgeführte und demnächst mit vielem Erfolg über die Bühnen gegangene historische Trauerspiel „Das Haus Berneveldt“.

F. J. Heckenhauer in Tübingen hat soeben seinen ger⸗ manistischen Lagerkatalog herausgegeben, welcher eine reiche Sammlung von Schriften zur Geschichte der deutschen Sprache, über Alt⸗ und Mittelhochdeutsch, Altsächsisch, Angelsächsisch, Altfriesisch, Altnordisch und Gothisch; ferner über Volks⸗Sagen, ⸗Sitten, ⸗Ge⸗ bräuche und ⸗Aberglaube, Volksliedersammlungen, Schriften über Mundarten und Idiotika, Sprichwörtersammlungen, endlich Alt⸗ slavisches, Altböhmisches, Altfranzösisches, Altspanisches und Alt⸗

italienisches enthält. 8 Gewerbe und Handel. 8*

Nach amtlichen Nachrichten aus Konstantinopel ist das Verbot der Ausfuhr von Cerealien aus dem Sandschak Bigha (Anatolien) bis zur nächsten Ernte verlängert worden.

Die Aktionäre der Rummelsburger Aktiengesell⸗

schaft für Kunst⸗ und Schönfärberei (vormals Thiele &

Seegers) werden zu einer außerordentlichen Generalversammlung ein⸗ eladen, auf deren Tagesordnung ein Antrag des Aufsichtsraths auf iquidation und Auflösung der Gesellschaft steht.

Dem Verwaltungsbericht der Städtischen Bank zu Breslau für das Jahr 1877 sind folgende Mittheilungen ent⸗ nommen. Unter dem Druck der wirthschaftlichen Verhältnisse haben die Geschäftsverbindungen erheblich gelitten; geschädigt wurde das Institut durch zwei ältere Verbindungen, das eine Mal durch bedeu⸗ tende Wechselfälschungen. Der Kassenumsatz betrug 102 143 000 (gegen 1876 +. 6 343 000 ℳ) Es wurden Wechsel diskontirt im Be⸗ frage von 36 303 169 (+ 3 424 968 ℳ) An Diskontzinsen wur⸗ den vereinnahmt 292 126 (+ 2422 ℳ), an Verlusten im Dis⸗ kontgeschäft mußten abgeschrieben werden 50 695 (s— 12 398 ℳ) Im Lombardgeschäft wurden ausgeliehen 5 374 800 (+ 1 262 100 ℳ); an Zinsen brachte das Lombardgeschäft 113 436 (— 15 737 ℳ). Im Depositengeschäft war aus 1876 ein Bestand von 3 254 450 ℳ, in 1877 wurden eingezahlt 4 984 050 (+ 815 670 ℳ). In der Bilanz finden sich der Kassenbestand mit 1 808 859 ℳ, der Wechsel⸗ bestand mit 5 833 960 ℳ, die Lombardforderungen mit 2 526 550 ℳ, der Effektenbestand mit 434 923 als Hauptposten der Aktiva; denselben stehen auf passiver Seite gegenüber: das Grundkapital mit 3 000 000 ℳ, der Reservefonds mit 600 000 ℳ, der Gesammtbetrag der emittirten Noten 3 000 000 ℳ, das Devpositenkapital 3 470 120 ℳ, Asservate der Breslauer Stadt⸗Hauptkasse 250 000 ℳ, der Rein⸗ gewinn 219 147 (derselbe repräsentirt 7,30 % des Grundkapitals und wurde an die Stadt⸗Hauptkasse abgeführt) u. s. w.

An die diesjährige ordentliche Generalversammlung der Harzer Union, Aktien⸗Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb wird sich unmittelbar eine außerordentliche an⸗ schließen, in welcher über einen Antrag des Aufsichtsrathes, betreffs Liquidation der Gesellschaft, Beschluß gefaßt werden soll. Die Bilanz pro 1877 schloß mit einem Verlust von 756,745 ab.

Der Aufsichtsrath der mwertchen Bank hat die Dividende für das Geschäftsjahr 1877 auf 6 % = 45 für die Aktie festgestellt. Für das Jahr 1876 wurden 51 ⁴16 % vertheilt. Der erzielte Reingewinn beziffert sich auf 742 725 und zeigt gegen das Vorjahr eine Zunahme von 12 803

Der Verwaltungsrath der Coburg⸗Gothaischen Kredit⸗ gesellschaft beschloß, einem Telegramm der „B. Börs. Ztg.“ zu⸗ folge, pro 1877 eine Dividende von 5 % zu vertheilen, ½ % mehr, als das Vorjahr ergeben hatte. 1

Der Einlösungscours für die Silbercoupons der öster⸗ reichischen Eisenbahngesellschaften an den deutschen Zahl⸗ stellen ist von 177 auf 177 50 pro 100 Fl. österr. Silber erhöht worden. 1

Der Werth der Ausfuhr Großbritanniens und Irlands für den Monat Januar 1878 betrug: 15 423 911 Pfd. Sterl. (Januar 1877: 15 946 080 Pfd. Sterl., Januar 1876: 16 654 512 Pfd. Sterl.). Der Einfuhrwerth belief sich im Januar 1878 auf: 30.609 956 Pfd. Sterl. (1877: 32 899 380 Pfd. Sterl., 1876: 30 673 747 Pfd. Sterl.). Die Einfuhr edler Metalle wird angegeben mit 2 108 307 Pfd. Sterl. (Januar 1877: 2 360 252 Pfd. Sterl., 1876: 1 817 313 Pfd. SrI2 die Ausfuhr edler Metalle mit 3 069 519 Pfd. Sterl. (Januar 1877: 4 929 728 Pfd. Sterl., 1876: 2 100 776 Pfd. Sterl.).

Nach dem Jahresbericht der Mutual Lite Insurance Co. in New⸗York, der größten Lebensversicherungs⸗Gesellschaft Ame⸗ rikas, schloß die Gesellschaft im vergangenen Jahre 8494 neu⸗ Ver⸗ sicherungen zum Betrage von 26 951 815 Doll. (ca. 114 Millionen Mark); am Ende des Jahres waren 91 553 Policen für 294 488 311 Doll. (ca. 1250 Millionen Mark) in Kraft. Die Ein⸗ nahmen an Prämien betrugen 14 030 153 Doll. und an Zinsen 4 882 307 Doll. (zusammen ca. 80 Millionen Mark), für Todesfälle zahlte die Gesellschaft 6 109 473 Doll. (ca. 26 Millionen Mark), für Dividenden 3 568 162 Doll. (ca. 15 Millionen Mark) und die Total⸗Aktiva beliefen sich am Ende des Jahres auf 85 033 318 Voll. (ca. 360 Millionen Mark), wovon die Prämsen⸗Reserven 80 057 941 Doll., also 27 % der laufenden Versicherungen, und der reine Ueberschuß 4 271 029 Doll. betrug.

Verkehrs⸗Anstalten.

Verkehrsverhältnisse auf den; Eisenbahnen in Rußland. Die Moskau⸗Kursker Eisenbahn hat den Güterverkehr nach Stationen der Kursk⸗Charkow⸗Azower Bahn wieder aufgenommen. Transporte über Dünaburg nach Stationen der Kursk⸗Charkow⸗Azower Bahn werden wieder befördert.

New⸗York, 10. Februar. Das Postdampfschiff „Do⸗ nau“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 27. Januar von Bremen und am 29. Januar von Southampton ab⸗ gegangen war, ist heute Mittag wohlbehalten hier angekommen.

8

1.X.“ 88

Berlin, 12. Februar 1878.

Königlich Preußische Lotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der vierten Klasse 157. Königlich Preußischer Klassenlotterie fielen: 8

1 Gewinn à 30 000 auf Nr. 24 765.

2 Gewinne à 6000 auf Nr. 55 088. 82 765.

47 Gewinne à 3000 auf Nr. 287. 6320. 6761. 8342. 9046. 10 322. 10 573. 12 783. 12 885. 14 794. 15 256. 18 618. 18 986. 20 541. 26 096. 28 135. 34 554. 35 229. 41 170. 43 556. 45 849. 47 497. 48 801. 49 014. 50 147. 51 136. 51 449. 52 426. 55 338. 55 398. 56 321. 58 288. 59 291. 61 323. 62 057. 62 101. 64 623. 68 012. 77 199. 83 882. 87 438. 87 661. 89 933. 91 020. 91 318. 93 557. 94 510.

63 Gewinne à 1500 Nr. 1507. 2145. 2671. 4189. 5185. 5966. 8099. 8153. 9647. 11 668. 12 810. 14 483.

16 766. 19 501. 20 825. 21 987. 22 003. 22 079. 22 161.

8

23 872. 25 794. 29 972. 33 146. 34 401. 38 614. 40 419. 46 129. 48 631. 49 015. 51 524. 51 681. 52 006. 54 019. 54 021. 56 492. 56 877. 57 047. 57 111. 58 393. 63 325. 64 837. 66 331. 66 617. 66 706. 72 210. 76 014.

78 340. 80 305. 81 776. 88 595. 90 468.

79 Gewinne à 600 Nr. 1035. 5000. 6244. 8358. 9760. 11 252.

20 389. 21 319. 22 164. 23 011. 26 080. 26 656. 27 084. 30 682. 35 853. 36 824. 37 071. 40 531. 42 964. 45 838. 46 205. 46 696. 52 188. 52 469. 52 786. 54 977. 56 796. 56 815. 59 889. 59 921. 61 352. 61 894. 62 294. 64 083. 67 267. 68 707. 70 642. 71 427. 76 380. 78 140. 78 164. 81 540. 90 240. 91 506. 91 637. 92 411.

Nach stattgehabter Vorstellung sind die bei dem Garde⸗Füsilier⸗ Regiment und dem Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 2 eingezogenen Landwehr⸗Mannschaften, sowie auch die bei den 4 Garde⸗Infanterie⸗Regimentern einbeorderten Reservisten, wieder in ihre Heimath entlassen worden.

Der 2. wissenschaftliche Vortrag des Professors und Predigers Dr. Paulus Cassel findet Donnerstag, den 14. Februar, Abends 6 Uhr, in der Aula des Friedrich⸗Wilhelms⸗Gumnastums statt und hird 28 „Laokoon: Verhältniß von Kunst d L

undeln. 8

34 918. 49 253. 54 190. 59 830. 69 938. 82 605.

38 357. 51 177. 55 332. 62 369. 71 827. 86 265.

1452. 2301. 18 416. 18 931. 24 368. 25 405. 31 102. 32 586. 40 997. 42 017. 47 911. 49 016. 55 233. 55 486. 60 056. 60 163. 64 917. 65 852. 71 684. 74 228. 82 417. 83 743.

4040. 19 184. 25 434. 35 165. 42 176. 51 536. 56 172. 60 515. 65 924. 74 970. 87 753.

1.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hält morgen, den 13. Februar, Abends 8 Uhr, im alten Architekten⸗Saale, Wirhelmstr. 118, seine 5. Hauptversammlung. Das Programm zu derselben weist wiederum eine sehr reich altige und ausgewählte Tagesordnung auf. Wir nennen aus derselben hier: Vorlage heral⸗ disch⸗ornamentaler Kompositionen von Ludw. Burger, Vorlage neuer Gold⸗ und Silberarbeiten von Humbert & Heyland, desgl. galvano⸗ plastischer Arbeiten von Wiese, Vorlage und Besprechung eines hier im Königlichen Institut ausgeführten, für das Germanische Museum in Nürnberg bestimmten Glasfensters von Prüfer u. Warnecke, Druckproben von Grunert und Harrwitz Auch werden die vom Verein ausgeschriebenen Konkurrenzarbeiten ausgestellt sin.

Der Bau der Straßen und Eisenbahnen, einschieß⸗ lich der für den Betrieb der Eisenbahnenerforderlichen Einrichtungen, mit besonderer Berücksichtigung der bestehenden Gesetze, Reglements, Instruktionen ꝛc. und unter Hinweisung auf die in Zeitschriften ꝛc. besprochenen ausgeführten Beispiele, sowie auf andere Quellen, bearbeitet von Dr. Julius zur Nieden, Eisenbahn⸗Bau⸗ Inspektor im technischen Eisenbahn⸗Bureau des Königlichen Handels⸗ Ministeriums zu Berlin im Selbstverlage des Verfassers, Berlin 0., Breslauerstraße 17, erschienen 33 Bogen mit 540 Holz⸗ schnitten, außerdem drei Tafeln. Preis 12 ℳ.

Dem Straßenbau ist etwa ein Siebentel des Werkes gewidmet; der übrige Theil handelt von dem Eisenbahnbau. Im „Straßen⸗ bau“ sind Chausseen, gepflasterte und asphaltirte Straßen und die für die Ausführung derselben bestehenden Bestimmungen besprochen; in dem 2. Theil gie bt der Verfasser ein Bild des gesammten Eisenbahn⸗ baues, indem er, in Kap. I. mit den Wagen und Lokomotiven begin⸗ nend, in Kap. II. zum Oberbau der freien Strecke und in Kap. III. zum Oberbau der Bahnhöfe übergeht; es folgt dann in Kap. IV. die Anlage der Bahnhöfe und in Kap. V. die Erdarbeiten; Kap. VI. behandelt die Vorarbeiten, Kap. VII. die Betriebsanlagen (darunter insbesondere in leicht faßlicher Darstellung die Telegraphen⸗Einrich⸗ tungen); Kap. VIII. bringt einige geschichtliche Mittheilungen aus der kurzen Entwicklungszeit der Eisenbahnen. 8

Gelehrte Entwickelungen und Berechnungen sind in dem Werke nach Möglichkeit gemieden, so daß auch dem Laien das Stu⸗ dium desselben ermöglicht wird. Günstig wirkt in dieser Richtung auch die Anordnung der Schrift, welche von der Mehrzahl der tech⸗ nischen Werke dadurch vortheithaft abweicht, daß die Figuren nicht, wie meist üblich, in angehängten Tafeln gesammelt, sondern als Holzschnitte im Text Atal. sind; das störende Nachschlagen der Tafeln ist somit vermieden und das Lesen des Textes erleichtert.

Ein Anhang giebt den Abschnitt VII der Reichsverfassung und die in Folge desselben erlassenen Reglements, außerdem auch andere einschlagende Gesetze. Die in demselben enthaltenen Bestimmungen sind vorzüglich als Basis für die Entwickelung des Stoff s gewählt, was insbesondere für den praktischen Gebrauch des Werkes von wesentlichem Vortheil sein wird. Dem Theoretiker, welcher tiefer in die Materie eindringen will, ist hierzu durch die Notirung zahlreicher Quellen ein guter Führer geboten.

Von der französischen Schauspieler⸗Gesellschaf wurden am Sonnabend zwei ältere Lustspiele aufgeführt: das ein⸗ aktige „Les Jurons de Cadillac“ von Pierre Berton und „Bataille de dames“ von Scribe und Legouvé. Beide Stücke sind auf der deutschen Bühne bekannt. Das erstere ist eine von jenen dramatischen Kleinigkeiten, in denen die Franzosen unbe⸗ stritten Meister sind, deren ganzer Werth aber in dem gewandten, unterhaltenden Dialoge liegt. Der Kapitän de Cadillac, ein gascognischer Edelmann, hat sich während seines Berufes als See⸗ mann die leidige Unart angewöhnt, fortwährend zu fluchen. Das Fluchen ist ihm so zur zweiten Natur geworden, daß er es selbst in Gegenwart von Damen nicht lassen kann. So auch nicht, als er sich um die Hand einer ihm bekannten, jungen und schönen Wittwe, der Gräfin von Meyran bewirbt. Letztere verlangt, als Beweis seiner Funeigung, daß er nur eine Stunde lang das Fluchen lassen solle.

m diesen Preis soll er ihre Hand erhalten. Er versprichts, aber es wird ihm sehr sauer, das Versprechen zu halten, immer wieder kommt ihm unwillkürlich ein Fluch in den Mund, den er auf höchst komische Art zu unterdrücken sich bemüht. Auf Ansuchen der Gräfin erzählt er aus seinem Seeleben eine hervorragende That seines Vaters in dem Kampfe eines französischen Kriegsschiffes gegen ein türkisches, welchem Ereignisse er als junger Offizier beigewohnt hatte. Er schildert diese Begebenheit mit solcher Lebhaftigkeit und solchem Feuer, daß er sich vergißt, und in einen kräftigen Fluch ausbricht; er hat also die versprochene Hand der Gräfin verwirkt, doch wird diese durch die rührende, ergreifende Schilderung so eingenommen für den Vor⸗ tragenden, daß sie sich mit seiner üblen Angewohnheit aussöhnt. Das kleine Lustspiel wurde von Mlle. Tessandier und M. Demanne mit Frische und gewinnendem Humor gespielt. Noch bekannter ist das zweite Stück „Bataille de dames“ auf der deutschen Bühne, wo es seit einer Reihe von Jahren einen ständigen Platz auf dem Repertoire behauptet und, wenn einmal eine Zeit lang zurückgestellt, immer wieder hervorgeholt wird. So erschien es noch im letztver⸗ flossenen Winter, nach einer längeren Pause, neu einstudirt im Kö⸗ niglichen Schauspielhause und wurde ebenso beifällig aufgenommen, wie vor Jahrzehnten und jetzt wieder im französischen Theater. In der Rolle der Léonie de Villegontier stellte sich ein neu engagirtes Mitglied vor, Mdme. velène Emma vem Theaͤtre Royal du Pare in Brüssel, eine junge Dame, welche ein bemerkenswerthes Talent für Rollen dieser Art an den Tag legte. Die übrigen Partien wurden von Mdme. Conti (Gräfin d'Autreval) und den Herren Ach (Henri de Flavigneul), Demanne (Gustave de Grignon) und Noöl (Baron de Montrichard) dargestellt. Die Aufführung zeichnete sich wiederum durch leichen Fluß und abgerundetes Ensemble aus.

Die Kaiserlichen Majestäten, Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und Se. Königliche Hoheit der

Prinz Carl beehrten die Vorstellung mit Ihrem Besuche.