run g dem versammelten Landtage einen solchen zu⸗
der zwar allgemein die Organisation Gesundheitspflege sich zur Aufgabe stellt, aber insofern mit de ersteren kor⸗ respondirt, als er für das zu erlassende Reichsgesetz zugleich die ausführenden Organe schafft. Der Entwurf umfaßt 29 Paragraphen. Er setzt Orts⸗Gesundheitsbehörden und Kreis⸗Gesundheitsbehörden ein und regelt die Funktionen der Regierung, Abtheilung des Innern, als Landes⸗Gesund⸗ heitsbehörde. n den ersteren beiden findet neben den diri⸗ irenden Polizeibeamten, Aerzten, Thierärzten, Chemikern und . auch das Laienelement seinen Wirkungskreis, ndem Gemeinde⸗ und Kreisvertretungen eine größere Zahl on Mitgliedern in die betreffenden Gesundheitskommissionen zu wählen haben sollen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. Februar. W. T. B.) Anläßlich der für morgen auf die Tagesordnung des Reichstages gesetzten Interpellation des Abg. Winterer, betreffend die Verweigerung der Erlaubniß zum Erscheinen des Blattes „Der Elsässer“, weist die „Straß⸗ burger Zeitung“ darauf hin, daß die betreffende Genehmigung deshalb nicht ertheilt worden sei, weil durch die Veröffent⸗ lichung des Programms des projektirten Blattes in mehre⸗ ren französischen Journalen zweifellos dargethan wor⸗ den sei, daß es sich hierbei um Uebertragung der französischen katholisch⸗sozialistischen Bewegungen auf das Reichsland ge⸗
gehen lassen, der öffentlichen
Niederlande. Haag, 27. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat den Kammern einen Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 44 Mill. Gulden
zu 4 Proz., rückzahlbar in 56 Jahren al pari, vorgelegt. Die⸗ selbe soll zur Deckung des Defizits und zur Ausführung ffentlicher Bauten verwandt werden. Behufs der Zah⸗ lung der Zinsen und der Amortisation soll die Erbschafts⸗ steuer um 2 ½ Mill. er höht werden.
Großbritannien und Irland. London, 27. Fe⸗ bruar. (E. C.) In der gestrigen Unterhaussitzung er⸗ widerte der Unter⸗Staatssekretär für Indien, Lord G. Hamilton, auf eine Anfrage des Hrn. Onslow, daß die Meldung der „Times“ von der bedingungs⸗ losen Uebergabe der Dschowakis durch einen Bericht des Vize⸗Königs von Indien bestätigt worden sei. — Das gemeinte Telegramm der „Times“ aus Calcutta vom 24. d. M. lautet: „Gestern Abend empfing die Regierung die erfreuliche Nachricht, daß die Dschowakis endlich die ihnen auferlegten Friedensbedingungen bedingungslos angenommen hätten. Ihre Deputation sollte heute in Peschawur ankom⸗ men, wo der Gouverneur des Punjab seit ellichen Tagen weilt, um vermöge seines persönlichen Einflusses die Friedens⸗ unterhandlungen zu einem befriedigenden Abschlusse zu bringen. Berichte von der Grenze melden, daß gewisse Stämme, die den Dschowakis freundlich ge⸗ sinnt sind, Froße Entrüstung über das Verhalten des Emirs von Cabul ausdrücken 1e d klaggnn Ddaß, die indlgli keit
aE 9 2 1 4 Eurern 8 zirsch Acbenr sei⸗ obwohl er sich jetzt weigert, ihnen in ihrem Kampfe mit der indischen Regierung Beistand zu leisten. Der Erfolg unserer Regierung in dieser Angelegenheit wird ohne Zweifel nicht allein den gesammten Grenzstämmen zur höchst heilsamen Lehre dienen, sondern auch wahrscheinlich als ein mächtiger Hebel wirken und den Emir veranlassen, eine Haltung feindseliger und eifersüchtiger Entfrem⸗ ung zu verändern und unsere Freundschaft und genossenschaft zu suchen. Das einzige Argument, das diese orientalischen Fürsten verstehen, ist das der militärischen Macht, und es ist demnach angezeigt, ihnen gelegentlich zu zeigen, daß, wenn es nothwendig ist, wir vollkommen vor⸗ bereitet sind, die Alternative des Krieges zu acceptiren. Berichte aus Madras und Mysore lauten keineswegs be⸗ friedigend. Die Lebensmittelpreise fallen wider Erwarten nicht, sondern behaupten eine steigende Tendenz. Die Berichte aus dem Nordwesten und Oule sind gleich alls ungünstig. Die ärmeren Klassen leiden den drückendsten Nothstand.“ — Earl Bathurst, von 1827 bis 1860 Sekretär des Ge⸗ Pemen Raths, ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Die
eerswürde geht auf seinen Neffen, Mr. Allen Bathurst (seit 21 Jahren konservatives Unterhausmitglied für Cirencester) in Gloucestershire über. Da der Parlamentsvertreter für Canter⸗ bury, Mr. Butler⸗Johnstone das Unterhaus verläßt (er hat auf seinen Sitz verzichtet), so stehen demnach wieder zwei Neuwahlen bevor.
Spanien. Madrid, 27. Februar. (Cöln. Ztg.) In den Cortes erklärte der Finanz⸗Minister Orovio, daß das Gleichgewicht im nächsten Budget wieder hergestellt sein werde. Die Regierung sei ihren Verpflichtungen seither ohne Aufschub nachgekommen.
Mußland und Polen. St. Petersburg, 28. Februar. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht einen Kaiserliche n Ukas, d. d. 22. Februar, durch welchen der Finanz⸗ Minister ermächtigt wird, von Zeit zu Zeit Reichs⸗Schatz⸗ obligationen auszugeben. Dieselben sollen auf eine nicht kürzere als dreimonatliche und nicht längere als einjährige Frist ausgegeben und die Zinsen nur für die entsprechende Feist ge⸗ zahlt werden. Der Nominalwerth der Obligationen soll nicht weniger als 1000 Rubel betragen. Die Obligationen können jährlich bis zu einer Summe ausgegeben werden, welche vom Kaiser zu bestätigen ist.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 23. Fe⸗ bruar. .C.) Bekanntlich wurden bei der Reorganisation der schwedischen Volksvertretung im Jahre 1865 die besonderen Angelegenheiten des Adels sogenannten Adelsversamm⸗ lungen zugewiesen, die alle drei Jahre abgehalten werden. Die vierte derartige Versammlung ist dieser Tage hier zu⸗ sammengetreten. Es handelt sich dabei lediglich um finanzielle Angelegenheiten, namentlich um die Verwal⸗ tung und die Verwendung des recht bedeutenden, dem Adel als solchem gehörenden Vermögens, welches nach und nach durch Schenkungen entstanden ist und fast ausschließlich zu lebenslänglichen oder zeitweiligen Unter⸗ stützungen verwendet wird. Dieses Vermögen betrug Ende 1876 in runder Summe 2 124 000 Kr. Aus dem Bericht der Direktion des „Ritterhauses“ ersieht man, daß während der letzten drei Jahre ein fliches Geschlecht (von ben),
Bundes⸗
che Geschlechter (Sture, Ihre und Sprengtpor⸗ ten) und zehn einfach adelige Geschlechter ausgestorben sind. Außerdem sind zehn andere adelige Geschlechter als erloschen aus den offiziellen Listen der schwedischen adeligen Familien worden, weil in ihren Stammtafeln kein noch am eben befindliches männliches Mitglied verzeichnet ist, welches im Laufe der letzten 50 Jahre geboren wäre. Die Gesammt⸗ angabe der jetzt am Leben befindlichen Adelsgeschlechter Schuehene ist 895, nämlich 67 gräfliche, 161 freiherrliche und 667 einfache adelige Geschlechter. — Die be⸗ sonderen Angelegenheiten der schwedischen Kirche werden, laut Verordnung vom 16. November 1863, von der Synode (Kyrkomöte) geregelt. Die Synode Aö. aus Delegirten der schwedischen Geistlichkeit, unter dem Vorsitz des Erzbischofs, und tritt jedes fünfte Jahr zusammen. Sie hat sich über alle kirchlichen Angelegenheiten auszusprechen, die ihr vom Könige, sei es in Folge eines Reichstagsbeschlusses, oder ohne einen solchen, zur Begutachtung überwiesen werden, sowie über die Fragen, die von den Mitgliedern der Synode in Anregung gebracht werden. Die Synode wird in diesem Jahre, und zwar noch während der eiceagssesfäen zusammen treten. — Die 6 Millionen Kronen, welchè der Reichstag zur Fort⸗ setzung der schwedischen Staatsbahnanlagen bewilligt hat, sollen zur Weiterführung der Stammbahn von Storvik bis Ange (1 940 000 Kr.) und zum Bau der Querbahn von Torpshammer bis zur Reichsgrenze (3 786 000 Kr.) verwendet werden.
Christiania, 23. Februar. Dem hiesigen „Morgenblad“ zufolge, will die nörwegische Regierung vom Storthing die Genehmigung zur Aufnahme einer Staatsanleihe von 31 Millionen Kronen zu Eisenbahnanlagen verlangen. Für das Finanzjahr 1878/79 ist für den Bau von Eisen⸗ bahnen und zur Untersuchung neuer Linien ein Betrag von 13 ⅔ Millionen Kronen ausgeworfen worden, wovon ca. 1 800 000 Kronen durch kommunalen und privaten Aktien⸗ beitrag gedeckt werden, während der Rest aus Mitteln zu be⸗ streiten ist, die durch eine Staatsanleihe beschafft werden müssen. — Am 27. d. Mts. wird die Eisenbahn über das Jaederengebirge, von Eckersund bis Stavanger, feierlich eröffnet und am 1. März dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Der Bau der Bahn begann im Herbst 1874.
Dänemark. Kopenhagen, 25. Februar. (H. C.) Gestern Nachmittag fand auf dem Blegdamsfelde eine von der sozialistischen Centralverwaltung “ Volksversamm⸗ lung statt, um das Resultat des Auftrages der Deputation u berathen, welche von einer vor Kurzem abgehaltenen sozialistischen Arbeiterversammlung zu dem Zwecke gewählt worden war, dem Conseilpräsidenten und dem Kopenhagener Ober⸗Präsidenten die Vorschläge und Forderungen der sozialistischen Arbeiter aus Anlaß der Arbeitslosigkeit zu übermitteln. In dem Antwortschreiben des Conseilspräsidenten, das verlesen wurde, wird Pesagt, daß die Regierung, wenn das nöthige
eld bewilligt werde, sofort die projektirten größeren Arbeiten in Angriff nehmen werde, daß aber kein Grund vor⸗ Ilieoo 88 Sie vestehenden Produktionsverhältnisse einzugreifen 9 „S 3. vrr terers HeFnanstelten. der durch die Arbcekebd⸗ losiokeit vexantalssen Bedyängniß entgegenzuwirken. Nachdem mehrere Redner dieses Antwortschreiben kritisirt hatten, wurde einstimmig eine von dem Dirigenten der Versammlung, Tischler Andersen, beantragte Resolution angenommen, welche die Deputation beauftragt, dem Conseilspräsidenten nochmals die früheren Vorschläge und Forderungen schriftlich vorzu⸗ tragen, jedoch nicht, wie in dem Antwortschreiben des Con⸗ seilspräsidenten betont werde, als von „einzelnen Arbeitern“ ausgehend, sondern als Erklärung der sämmtlichen Arbeiter des ganzen Landes. Die von ca. 5000 Personen besuchte Versammlung verlief ohne irgend welche Störung der Ruhe und Ordnung.
Amerika. Washington, 27. Februar. (W. T. B.) Aus gut unterrichteter Quelle verlautet, daß der Präsident Hayes, wenn er die Silberbill nicht mit seinem Veto be⸗ lege, seine Approbation mit einer Botschaft an den Kon⸗ areß begleiten werde, in welcher demselben eine ergänzende Gesetzgebung anempfohlen werden soll.
— (R. B.) Ein Mitglied des Wahlprüfungsaus⸗ schusses von Louisiana, Mr. Anderson, ist wegen Be⸗ trügereien in Verbindung mit der jüngsten bLE“ zu 8 Jahren Gefängniß bei harter Arbeit verurtheilt worden.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 27. Februar. (W. T. B.) Die 5g Russe“ sagt, die jüngst von Londoner Blättern ublizirten Mittheilungen über die russischen Friedens⸗ edingungen wären vielfach ganz unrichtig. So habe Ruß⸗ land unter Anderem z. B. niemals die Ausweisung der muselmännischen Einwohner aus Bulgarien verlangt, sondern nur die Abberufung der türkischen Beamten und Truppen. Auch die Angaben 812 lich der Dardanellenfrage seien un⸗ richtig. Diese Frage bleibe der europäischen Entscheidung vor⸗ behalten. — Der Reichskanzler Fürst Gortschakoff be⸗ findet sich heute besser.
London, 27. Februar. (W. T. B.) Musurus Pascha hatte eine längere Konferenz mit Lord Derby. — Heute hat ein Mitastexrath stattgefunden.
— (W. T. B.) Die „Pall Mall Gazette“ schreibt: Wir sind autorisirt zu erklären, daß man beschlossen hat, Lord Napier of Magdala als Oberbefehlshaber eines Expe⸗ ditions⸗Corps im Falle eines Krieges, mit Garnet Wol⸗ seley als Generalstabs⸗Chef, zu verwenden.
— 28. Februar. (W. T. B.) Die Ernennungen von Lord Napier von Magdala zum Ober⸗Befehlshaber des Expeditionscorps, und des Generals Wolseley zum Generalsstabs⸗Chef desselben werden offiziell bestätigt. — Die Gardebrigade ist auf Kriegsfuß gesetzt worden, die Arsenale entfalten eine verdoppelte Thätigkeit; es wird Ma⸗ terial für temporäre Eisenbahnen beschafft. Das Kriegsamt 5* bis auf Weiteres den Uebertritt in die Reserve inhibirt. — er „Standard“ erklärt das Gerücht, daß Lord Derby in Folge der Ernennungen Lord Napiers und Wolseley's seine Ent⸗ lassung gegeben hätte, auf das Entschiedenste für unbegründet. Der „Standard“ glaubt daß diese Maßregel nöthig geworden sei, weil England die russischen Bedingungen nicht sanktioniren könne und, falls Rußland keine Konzessionen mache, möglichen⸗
voichttet. 2
falls zum Schwerte werde greifen müssen. — Ein Telegramm
8
der „Times“ aus Athen vom 27. d. meldet, Trikoupis wird sich morgen in einer Spezialmission an die Höfe der Großmächte begeben und zwar nn nach London. — Aus Pera vom 26. d. wird demselben Blatte telegraphirt: Die Unterhandlungen schreiten nur langsam fort, die Grenze für Bulgarien ist noch nicht fixirt; die Erörterung der Frage, betreffend die Kriegskosten, hat noch nicht begonnen, die Ueber⸗ habe er Flotte ist nicht verlangt worden. Die Russen sind is Zeitinburnon vorgerückt.
— 28. Fehruar. (W. T. B.) Von Seiten der Frie⸗ denspartei ist beschlossen worden, am 17. März ein neues Meeting im Hydepark zu veranstalten.
Malta, 27. Februar. Das englische Geschwader unter Lord John Hay, bestehend aus den Schiffen „Minotaur“, „Black prince“, „Defence“ „ „Shannon“, „Forxhound“ und „Wye“, ist von Gibraltar hier eingetroffen. — Die „Coquette“ ist nach der Besikabai abgegangen. Der „Helicon“ und der „Bittern“ werden demnächst dorthin gehen.
Wien, 27. Februar. (W. T. B.) Nach Meldungen der „Polit. Korresp.“ aus Bukarest hätten die Türken die Sulinamündung geräumt und die Russen dieselbe besetzt. — Aus Athen wird derselben Korrespondenz von offizieller Seite berichtet, daß die in den insurgirten tür⸗ kischen Grenzprovinzen täglich zunehmenden Greuelthaten türkischer irregulärer ruppen die Bemühungen der griechischen Regierung, eine mäßi⸗ gende Haltung zu bewahren, erschweren und daß selbst die militärische Disciplin darunter zu leiden beginne. Von dem an der Grenze von Epirus echelonirten Jägerbataillon desertirten 200 Mann unter Führung des Lieutenants Bairektari und überschritten die Grenze. Der Kommandant der Truppen, Sapunzakis, wurde deshalb abberufen und der Commandeur des betreffenden Bataillons, Oberst⸗Lieutenant Douglis, zur Disposition gestellt. Lieutenant Bairektari wurde in den Armeelisten gestrichen; der Präfekt von Akarnanien wurde abgesetzt. Die auf der “ echelonirten Grenzbataillone warden in Domnitza und Agrimion internirt und der Rest der an der Grenze stationirten Truppen nach Carauavara und Vonitza zurückbeordert.
Asiatischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 27. Februar. (W. T. B.) Ein offizielles Telegramm aus dem Kaukasus vom 26. d. meldet:
22. d., Vormittags um 11 Uhr, erfolgte die endg ültige Räumung Erzerums durch die Türken und die Besetzung desselben durch die russischen Truppen. Die Bevölkerung verhielt sich vollkommen ruhig. In der Stadt blieben nur türkische Kommandos bei den Lagervorräthen bis diese den Friedensbedingungen gemäß den Russen übergeben werden.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
St. Petersburg, Donnerstag, 28. Februar. In hiesigen bestunterrichteten Kreisen werden die von dem „Reuterschen Bureau“ verbreiteten die Friedens⸗ bedingungen
Mittheilungen über
als in wesentlichen Punkten unrichtig be⸗
Sttntistische Nachrichten.
Das neueste (IV.) Heft der Zeitschrift des Königlich Preußischen statistischen Bureaus enthält einen Aufsatz über die Betriebsergebnisse der europäischen Eisen⸗ bahnen in den Jahren 1865 und 1875, von dem Professor Dr. G. Stürmer in Vromberg. Nach demselben waren Ende 1876 in Europa 148 244 km Eisenbahnen im Betriebe (gegen 9162 km in 1845, 34 023 km in 1855, 75 130 km in 1865, 141 948 km in 1875); in den Vereinigten Staaten 124 649 km, in Ostindien 11 161 km. Es entfielen Ende 1876 auf 100 Qu. km Flächeninhalt an km Eisenbahnen in: Belgien 12,18, Großbritannien und Irland 8,65, Schweiz 5,77, Niederlande 5,56, Deutschland 5,39, Frankreich 4,25, Dänemark 3,57, Oesterreich⸗ Ungarn 2,80, Italien 2,68, Spanien 1,20, . 1,19, Ru⸗ mänien 1,02, Schweden 0,95, Türkei 0,42, Rußland 0,37, Norwegen 0,21, Griechenland 0,02; in ganz Europa 1,50, in den Ver⸗ einigten Staaten 1,33, in Ostindien 0,47. Auf 10 000 Einwohner entfielen an bm Eisenbahnen in: Schweden 9,67, Schweiz 8,90, Groß⸗ britannien und Irland 8,14, Dänemark 7,18, Deutschland 6,82, Belgien 6,74, Frankreich 6,23, Niederlande 4,90, Oesterreich⸗Ungarn 4,64, Veanne 3,70, Spanien 3,61, Italien 2,89, Rußland 2,70, Portugal 2,49, Rumänien 2,43, Türkei 1,81, Griechenland 0,08, in Europa 4,79, in den Vereinigten Staaten 28,47, in Ostindien 0,58.
Das Anlagekapital der europäischen Bahnen betrug 1865: 23 508 053 525 ℳ (pro km 313 897 ℳ), 1875: 43 178 555 673 ℳ (pro km 308 445 ℳ); in Deutschland 1855: 1 367 948 859 ℳ (pro km 174 795 ℳ), 1865: 2 894 946 741 ℳ (pro kn 208 269 ℳ), 1875: 7 097 275 142 ℳ (pro km 256 450 ℳ); in den Vereinigten Staaten 1867: 4 691 5244 ℳ (pro km 97 740 ℳ), 1875: 18 632 834 520 ℳ (pro km 156 812 ℳ); in Ostindien 1865: 1 196 832 196 ℳ (pro km 221 186 ℳ), 1875: 2 161 308 679 ℳ (pro km 206 744 ℳ).
An Transportmitteln waren Ende 1875 in Europa vorhanden: 39 621 Lokomotiven, 84 684 Personen⸗, 936 082 Lastwagen. Auf je 10 km kamen 3 Lokomotiven (1865: 2,7), 6,3 Personenwagen (6,4) „ 70,5 Lastwagen (65,3). Die Lokomotiven durchliefen 958 373 920 Nutzkil. (1865: 506 152 994 Nutzkil.), durch⸗ schnittlich jede Lokomotive 24 737 Nutzkil. (1865: 25 307 Nutzkil.). Die tägliche Zugfrequenz war 20,9 (1865: 19). In den Vereinigten Staaten kamen auf je 10 km nur 1,4 Loko⸗ motiven, 1,3 Personen⸗ und 33,7 Lastwagen; die Lokomotiven durch⸗ liefen dort 518 905 618 Nutzkil. (durchschnittlich 35 261), die Zug⸗ frequenz war 14,7 täglich. In Ostindien kamen auf je 10 km. 1,3 Lokomotiven, 3,9 Personen⸗ und 23,6 Lastwagen; die Lokomotiven legten daher 128 882 052 Nutzkil. (durchschnittlich 21 570) zurück; die Zugfrequenz war 8,2 täglich.
Die Frequenz der Eisenbahnen war im Jahre 1875 in Europa 1 022 688 892 Personen und 500 748 137 t Güter, (gegen 493 928 915 Personen und 240 413 743 t in 1865, davon in Deutschland 202 372 390 Personen und 123 068 673 t (gegen 77 254 916 Personen und 48 683 731 t in 1865); in den Vereinigten Staaten 167 995 553 Personen und 167 893 122 t, in Ostiadien 26 779 437 Personen und 4 388 660 t. 1
Die Bruttoeinnahmen der europäischen Eisenbahnen waren im Jahre 1875 3 980 510 112 ℳ (pro Kilometer 30 108 ℳ), davon 34,2 % vom Personen⸗ und 61,8 % vom Güterverkehr. Die Betriebs⸗ ausgaben waren 54,8 % (in Deutschland 58,8 %) der Einnahmen. Die Nettoeinnahmen beliefen sich auf 1 800 925 063 ℳ (pro Kilo⸗ meter 13 622 ℳ), 4,3 % der Anlagekosten. Pro Zugkilometer waren die Einnahmen 3,90 ℳ, die Ausgaben 2,10 ℳ In den Ver⸗ einigten Staaten betrug die Bruttoeinnahme 17 525 ℳ pro Kilo⸗ meter, davon 27,6 % aus dem Personen⸗ und 72,4 % aus dem Güter⸗ verkehr, die Betriebsausgaben bildeten 63,1 % der Einnahmen; die Nettoeinnahme war 6463 ℳ pro Kilometer, 4,1 % der Anlagekosten Die Einnahme stellte sich pro Zugkilometer auf 3,15 ℳ.
Ausgabe auf 1,98 ℳ In Ostindien brachten die Beahnen pro Kilometer 14 914 ℳ Bruttoeinnahme, davon 33,2 % aus dem Personen⸗ und 63,5 % aus dem Güterverkehr. Die Be⸗
8 triebsausgaben bildeten 50,8 % der Einnahmen. Die Nettoeinnahme
pro Kilometer betrug 6318 ℳ, 3,4 % der Anlagekosten. Pro Zug⸗ “ waren 5,13 ℳ Einnahme und 2,60 ℳ Ausggabe.
KRKielunst, Wissenschaft und Literatur.
1“ telegraphisch gemeldet, ist am 26. Februar in Rom der bekannte Astronom
Pater Angelo Secchi nach längerem Leiden im Alter von 60 Jahren gestorben. Er war zu Reggio geboren, wandte sich, dem Orden Jesu angehörend, dem Studium der Astronomie und war zuletzt Direktor des Collegio Romano in Rom. meteorologischen und magnetischen Untersuchungen wurden in der Ge⸗ lehrtenwelt sehr geschätzt, seine bedeutendsten Arbeiten aber sind die
spektralanalytischen Untersuchungen der Sonne und starkleuchtender
irsterne. Neben Palmicri wandte auch Secchi den Eruptionen des
B und den damit verbundenen Erscheinungen seine Aufmerksam⸗ keit zu. 1 — Im Verlage des Berliner Lithographischen Instituts, (Julius Moser, Berlin W., Potsdamerstraße 110), ist eine Verkehrskarte der Provinz Schlesien erschienen. Dieselbe, im Maßstabe von 1:600 000 nach amtlichen Quellen ven dem Postsekretär Hrn. Leh⸗ mann bearbeitet, weist in deutlichem sauberen Druck sämmtliche Postorte Schlesiens, die Kunststraßen, Eisenbahnen mit den Entfer⸗ nungen, die Telegraphenanstalten u. s. w. nach. Die Postorte sind noch besonders in einem Verzeichniß zusammengestellt, in welchem auf das Quadrat der Karte hingewiesen wird, in dem der Ort zu finden ist. Außerdem enthält das Verzeichniß die Einwohnerzahl der Orte und bei den größeren Notizen über Gasthöfe, Sehenswürdig⸗ keiten, Droschkentarife u. dergl.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die Nachrichten über die Verheerungen der Reblaus in “ lauten immer schlimmer. Nach statistischen Mitthei⸗ lungen des „Economiste Frassaie. waren im Hérault⸗Departement vor dem Erscheinen der Phylloxera 170 000 ha mit Reben bepflanzt, der jährliche Durchschnittsertrag belief sich auf 12 000 000 hl, also ungefähr 70 bl auf 1 ha. Bis jetzt hat man seit dem Auftreten des gefährlichen Insekts 57 456 ha aufgegeben, und es werden über⸗ haupt nur noch 4 000 000 hl im Werthe von etwa 48 000 000 Fr. erzeugt. Im vergangenen Jahre betrug der Verlust in runder Summe (im Vergleich zu früheren Zeiten) 80 000 000 Frrä.
Gewerbe und Handel.
Die Aktiengesellschaft für Wagenbau (Jos. Neuß) hat im Jahre 1877 einen Bruttogewinn von 84 141 ℳ erzielt; von demselben wurden 50 135 ℳ durch die Handlungsunkosten und 20 352 ℳ durch Zinsen absorbirt. Der Rest von circa 13 000 ℳ diente zu Abschreibungen. Eine Dividende gelangt demnach nicht zur Vertheilung. Auf dem Grundstücke, welches in der Bilanz mit 1 200 000 ℳ bewerthet ist, lasten Hypotheken im Betrage von 450 000 ℳ; schwebende Schulden sind nur für 29 976 ℳ vorhanden, denselben stehen Forderungen in Höhe von 135 792 ℳ gegenüber.
— Die Neuen Berliner Messingwerke (Wilh. Borchert) haben im vergangenen Jahre einen Reingewinn von 139 813 ℳ er⸗ zielt. Es entspricht dies einer Verzinsung von ungefähr 5 ½ % des Aktienkapitals von 2 550 000 ℳ, doch ist über die Vertheilung des Gewinns noch nicht Beschluß gefaßt.
— Die Norddeutsche See⸗ und Fluß⸗Versicherungs⸗ “ wird für 1877 eine Dividende von 13 % zahlen.
— Die Dividende der Pommerania, See⸗ und Fluß⸗ versicherungs⸗Gesellschaft, ist nach der „Ostsee⸗Ztg.“ auf 15 % festgesetzt worden.
1 — Die Dividende der Preußischen See⸗Assecuranz⸗ Compagnie ist vom Aufsichtsrath auf 16 % vom Einschußkapital für 1877 festgestellt worden.
— Nach dem Geschäftsbericht der Pommerschen Eisen⸗ gießerei⸗ und Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft für 1877 beirkgt der Bruttogewinn 128 645 ℳ Auf Betriebskonto wurden 94 952 ℳ, auf Steuernkonto 1580 ℳ, auf Reisekostenkonto 5334 ℳ, auf Interessenkonto 5235 ℳ verausgabt. 1 % wurde von den Ge⸗ bäuden mit 1649 ℳ abgeschrieben, 5 % mit 2553 ℳ von den Ma⸗ schinenbauwerkzeugen, 5 % mit 4331 ℳ von den Eisen⸗ und Metall⸗ gießereiwerkzeugen, 15 % mit 685 ℳ von Pferden und Wagen. An Tantième für den Aufsichtsrath sind 616 ℳ verausgabt. In der Bilanz finden sich das Grundstück⸗ und Gebäudekonto mit 433 040 ℳ, das Cassakonto mit 7851 ℳ, das Cambiokonto mit 14 478 ℳ, aus⸗ stehende Forderungen mit 121 255 ℳ, das Materialien⸗ und Fabri⸗ kationskonto mit 127 358 ℳ, das Eisen⸗ und Metallgießereiwerkzeug⸗, Utensilien⸗ und Modellkonto mit 51 797 ℳ, das Pferde⸗ und Wagen⸗ konto mit 3886 ℳ; auf der Passivseite außer dem Aktienkapital von 675 000 ℳ das Hypothekenkonto von 137 767 ℳ Der Reserve⸗ fonds beträgt 13 392 ℳ, die Kreditoren 2094 ℳ, der Garantie⸗ fonds 6500 ℳ Die Bilanz schließt auf beiden Seiten mit 847 930 ℳ ab.
— Die E6X“ Portland⸗Cement⸗Verblend⸗ ziegel⸗ und Thonwaaren⸗Fabrik schließt das Jahr 1877 mit einem Verlust⸗Saldo von 303 214 ℳ bei einem Aktienkapital von 1 275 000 ℳ Auf dem Unternehmen lasten Hypotheken im Gesammt⸗ betrage von 668 71 2 ℳ, außerdem hat die Gesellschaft für 243 000 ℳ Accepte im Umlauf.
— Die Nordvdeutsche Bank in Hamburg hat nach dem Jahresbericht im Jahre 1877 einen Reingewinn von 4 052 812 ℳ gegen 3 799 683 ℳ im Jahre 1876 erzielt. Die Ursache dieses Ueberschusses hat die Bank der Betheiligung an verschiedenen grö⸗ ßeren und Vorschußgeschäften zu danken. Was das Effektengeschäft anbe⸗ trifft, so betheiligte sich die Bank konsortialiter an der Preußischen kon⸗ solidirten Anleihe von 1877, der Deutschen Reichsanleihe, der 3 %igen Sächsischen Rente, der 4 ½ % igen garantirten Halle⸗Sorau⸗Gubener decenhs n⸗Prioritäten und an den 4 ½ %igen Altona⸗Kieler Eisen⸗ bahn⸗Prioritäten II. Emission, welche sämmtlich im Jahre 1877 ab⸗ gewickelt wurden. Ferner an der 4 ½ %igen Christiania Stadt⸗An⸗ leihe, den 5 % gen Gothaer Grundkredit⸗Pfandbriefen III. B., der 5 %igen neuen Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Prioritäts⸗An⸗ leihe I. und II. Emission, der 4 ½ „%igen Rechte Oderufer⸗Bahn Prioritäten und den 4 ½ % igen Ostpreußischen Südbahn⸗Prioritäten, die noch in Abwicklung begriffen sind. Von Verlusten ist die Bank nicht verschont geblieben. Sie hatt: auf vorhandene kleinere Forde⸗ rungen Ausfälle im Betrage von etwa 55 000 ℳ und war außer⸗ dem gezwungen, auf einen größeren, egen Sicherheiten gegebenen Vorschuß einen namhaften Betrag abguschreiben, weil der betreffende Vorschußnehmer zur Zeit zahlungsunfähig ist. Auch auf die Forderung der Bank an die Deutsch⸗Brasilianische Bank, auf welche im Jahre 1877 keine Eingänge erfolgt sind, hat die Verwaltung wiederum 10 % fortgeschrieben, so daß dieselben jetzt nur noch mit 20 % zu Buch stehen. Der Umsatz in den regelmäßigen Geschäfts⸗ branchen der Bank ist in stetem Steigen begriffen, derselbe belief sich im Debet auf 4 382 322 894 ℳ, im Kredit auf 4 378 270 084 ℳ, zusammen also auf 8 760 592 978 ℳ gegen 8 308 014 212 ℳ im Jahre 1876. Der Reservefonds und das Delkrederekonto blieben un⸗ verändert mit zusammen 6 000 000 ℳ dotirt, das Erträgniß des Re⸗ servefonds betrug 1877: 174 287 ℳ Die Dividende beträgt für 1877: 8 ½ % (gegen 8 % für 1876).
— Dem Geschäftsbericht der Pester Ungarischen Kom⸗ merzialbank sind folgende Mittheilungenentnommen: Die Geschäfts⸗ verhältnisse im Allgemeinen haben in dem abgelaufenen Jahre sich nicht zum Besseren gewendet. Die Abschreibung dubioser Ausstände betrug im Laufe des Jahres 84 310 Fl., dagegen sind von früheren Du⸗ biosen eingegangen 19 914 Fl.; es verbleiben die in
dem dieser ihn von hinten zu würgen sucht.
der Bilanz pro 1877 in Abschreibung gebrachten 64 396 Fl. Der Reservefonds, welcher sich Anfang 1877 mit 9657 Fl. bezifferte, stellte sich mit Zuschlag seines vorjährigen Erträgnisses auf 10 476 Fl. und wird durch 5 % des Reinerträgnisses von 1877 mit 15 302 Fl. in das Jahr 1878 übergehen. Das Erträgniß des abgelaufenen Jahres beträgt 221 530 Fl.; nach Abzug von 5 % Zinsen für 5000 Aktien mit 125,000 Fl. bleibt Ueberschuß 96530 Fl.; hiervon sind abzurechnen 5 % für den Reservefonds 4826 Fl., 2 % für den Pensions⸗ fonds 1930 Fl., 7 % Tantisme der Direktion 6757 Fl., Pauschale dem Aufsichtsrath 3000 Fl., die übliche Subvention der Pester Handels⸗ Akademie 400 Fl., so . 79 616 Fl. verbleiben; hierzu der Gewinn⸗ vortrag aus 1876 1128 Fl., ergeben sich zur Vertheilung 80 745 Fl. Die Direktion beantragt hiervon 16. Fl. pr. Aktie als Super⸗ dividende zu vertheilen, daher mit Inbegriff der 5 % oder 12,50 Fl. an Zinsen für das II. Semester, 28,58 Fl. für den am 1. März l. J. fälligen Coupon zu bezahlen; wonach sich einschließlich der für das I. Semester bereits gezahlten 5 % oder die Verzinsung einer mit 500 Fl. eingezahlten Aktie auf 41 Fl. stellt. Die schließlich ver⸗ ö2.g 745 Fl. wären als Gewinn auf das Jahr 1878 vorzu⸗ ragen. 8
Helsingfors, 21. Februar. Die Firma Ott in Wiborg hat Konkurs angemeldet. ““
Southampton, 27. Februar. (W. T. 89) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ist hier eingetroffen.
Sprange
Berlin, 28. Februar 1878.
Die Ausgrabungen zu Olympia. XX.
8 (Vergl. Nr. 278 d. Bl. v. J. 1877.) Dlympia, 11. Februar. Das seit dem letzten Berichte verflossene Vierteljahr ist an plastischen Funden nicht so reich “ wie die ersten anderthalb Monate der laufenden Ar⸗ eitsperiode, um so reicher aber an epigraphischen und archi⸗ tektonischen Entdeckungen, welche unsere Kenntniß der Altisto⸗ pographie mächtig gefördert haben.
ie Grabungen vor der Westfront des Zeustempels haben wiederum einen Kentaurenkopf (19. Nov. 1877) und zahlreiche kleinere Fragmente der westlichen Giebelgruppe zu Tage gefördert. Dieser Kopf, der südlichste aller bisherigen Biebelsunde (er lag fast 40 m südwestlich von der S. W. Ecke des Tempels), ist besonders bezeichnend für den drama⸗ tischen Realismus, mit dem hier Wildheit und Kampfesungestüm jener Pferdemenschen geschildert werden: der Kentaur zerfleischt mit seinen Zähnen den Arm eines Lapithen, mit Der straubige Bart um den verzerrten Mund des Kentauren, das rückwärts flatternde Haar, ursprünglich auch ein Paar lange spitze Pferdeohren, deren Einsatzlöcher sich noch erhalten haben, soll⸗ ten den Ausdruck grasser Wildheit noch steigern. Von dem Lapithen ist nur der linke Arm übrig.
Eine Erweiterung des Erdabstichs nach W. bis auf ca. 50 m von der Tempelfront und ein Vorstoß nach S. W., der in Folge der glänzenden Funde unternommen wurde, welche unser voriger Bericht aufgezählt hat, ergab für die Giebel⸗
ruppe nur wenige geringe Splitter. Nach dieser Seite hin
scheim eine römische die ca. 32 m west⸗ lich vor der Westfront entlang zieht, die Grenze unserer Hoffnung auf weitere Ergänzungen der Giebel⸗ gruppe zu bilden. Freilich haben wir uns innerhalb des neuaufdeckten Terrains kaum erst dem antiken Boden genähert; es hat sich derselbe aber bereits durch sehr zahlreiche Münzen und Bronzefragmente von Statuen und Geräthen, neuerdings auch durch eine Olympioniken⸗Inschrift auf rothem Marmor und einen schön gearbeiteten bronzenen Kinderarm (9. Februar) anzukündigen begonnen.
Auch die Umwälzung der gewaltigen, vom Tempel herab⸗ gestürzten Bauglieder, mit denen das Terrain vor der West⸗ front förmlich übersät ist, und die Durchsuchung des Erd⸗ reichs unter demselben hat zahlreiche Fragmente von Giebel⸗ statuen und viele Bronzefunde geliefert. Unter den letzteren verdient eine vorzüglich erhaltene, etwa aus dem sechsten vor⸗ christlichen Jahrhundert stammende Bronzeurkunde als ein Stück ersten Ranges hervorgehoben zu werden. Sie ist in elischem Dialekt abgefaßt und bezieht sich auf eine Eintheilung des Bürger⸗ rechts he die bisher noch gänzlich unbekannten Chaladrier. Es ist diese am 6. Dezember 1877 gefundene Inschrift das älteste aller bisher auf olympischem Boden ausgegrabenen epigraphischen Denkmale geschichtlich wie sprachlich von gleich hohem Interesse.
Zu den schwierigsten Aufgaben, welche uns für diesen Winter gestellt waren, gehört der Abbruch und die genaue Durchsuchung des gewaltigen Mauervierecks am Leus⸗ tempel, durch das sich die Bewohner des olympischen Thales in frühbyzantinischer Zeit gegen die Einfälle räuberischer Horden zu schützen gesucht haben.
In Anlehnung an die Südwest⸗ und Nordostecke des hoch⸗ ragenden Tempelfundamentes sind jene Mauern in einer Breite von ca. 3 m sehr solide aus antiken Quadern, Säulen⸗ trommeln, Architraven, Triglyphen, kolossalen marmornen Löwen⸗ köpfen von der Traufrinne des Zeustempels und namentlich sehr zahlreichen Statuenbasen zusammengefügt worden und haben sich daher als eine fast unerschöpfliche Fundgrube nicht nur für die architektonische Rekonstruktion der Altisgebäude, son⸗ dern auch für Sieger⸗ und Ehreninschriften aller Art erwiesen. Unter den ersteren nenne ich hier nur zwei, welche bereits Pausanias gelesen haben muß (VI., 10,9 u. 9,2), die des Oresthasiers Tellon und des Mänaliers Penokles, welche beide als Knaben im Faustkampf siegten. Das Standbild des Letzteren, von dem sich leider nur noch die Fußspuren erhalten haben, war von (dem jüngern) Polyklet, wie die Inschrift meldet und auch Pausanias berichtet. Andere Künstler, wie Sophokles (2 Inschriften) und Pyrilampos haben wir erst aus olympischen Inschriften kennen gelernt. Unter den übrigen Ehreninschriften verdient besonders diejenige einer Erwähnung, mit welcher die Eleer die Statue wahrscheinlich des bekannten Historikers Polybios, des Lykortas Sohn, aus Megalopolis, weihten. Auch zwei Nachkommen desselben wurden noch in später Zeit der gleichen Ehre gewürdigt.
Beim Abbruch des Gewirres von elenden Hütten in der Umgebung des östlichen Theils dieser byzantinischen Mauer sollten wir in vollständigerer Weise als bisher über die Zeit und die Lebensweise der Leute belehrt werden, die sich hier ihre kümmerlichen Wohnstätten aus den antiken Bau⸗ und Statuentrümmern, welche der Bau der großen Mauer übrig⸗ gelassen, aus Ziegelscherben und Hewsschen gestopfter Erde zusammengeflickt haben. Am Abend des 22. Dezember v. J nämlich stießen wir dicht an der byzantinischen Ostmauer auf
einen Feufen der verschiedenartigsten durch Eisenrost zu einem förmlichen Klumpen zusammengewachsenen Gegenstände, die von Besitzer offenbar eilig und hastig, vielleicht vor nahender Gefahr in einer Ecke seines Hauses vergraben wor⸗ den waren. Das Hauptstück war ein mächtiges Thonfaß, in dem zwei kleine bis an den Rand mit Kupfermünzen gefüllte Thonkannen verborgen waren. Auch auf dem Boden des Fuüsses und einem anderen Thongefäß neben demselben waren
upfermünzen aufge äuft — im Ganzen mehrere Tausende im Gewicht von 6 Kilogrammen. Die noch kenmtlichen Stücke gehören nach der Bestimmung Dir. Friedlaenders der Zeit Constantins des Großen, Leo I. (457 — 474) und des Justinian (527 — 565) an. Frühestens also im 6. Jahrhundert n. Chr. ver⸗ grub der Bewohner dieses Hauses sein Geld zusammen mit seinem Koch⸗ und Hausgeräth: einem Kessel, einer Flasche und drei Kannen aus Bronze, einem eisernen Kohlenhaken und einem großen löffelartigen Instrument aus Eise’. Fer⸗ ner fand sich hier sein ganzes eisernes Ackergeräth: 5 Hacken, 2 Schaufeln, eine Brechstange, mehrere Messer, etwa ein Dutzend Sicheln, eine Kette mit Halseisen u. dergl. m. Von Ackerbau und Weinkultur werden also schon damals die Be⸗ vognen des olympischen Thales gelebt haben, wie auch jetzt unsere Nachbaren, die Bauern von Druva und Miraka. Auch sonst nämlich haben wir nicht nur eisernes Ackergeräth, wie Pflugschaaren, Sicheln und dergl. gefunden, sondern nament⸗ lich äußerst zahlreiche Keltern, aus antiken Inschriststeinen’, Marmor⸗ und Muschelkalkplatten gefügt und in Säulen⸗ trommeln ausgehöhlt. Auf ein armes Bauerngeschlecht weisen auch ihre ärmlichen Gräber, welche sie, anscheinend dicht unter dem Boden der Gemächer, die sie bewohnten, aus antiken Stein⸗ und Thonplatten herstellten. Sie enthalten kaum jemals etwas mehr als die Ueberreste der steis mit dem Kopfe nach Westen bestatteten Leichen, die in den engen Grüften oft zu vieren neben⸗ und übereinander gepfercht sind. Nur in einem einzigen Falle fanden sich ein Paar silberplattirte Nadeln und Spangen neben dem Skelette liegen.
Wichtigere und interessantere Resultate ergiebt der Boden sofort, sobald man unter diese späte Häuser⸗ und Gräberschicht auf das antike Niveau der Altis hinabsteigt. Außer den reichen Schätzen an Statuen und Inschriften, die hier früher gehoben worden sind, haben wir in den tieferen Schichten überall die Reste des einstigen ungeheuren Bronzereichthums der Altis auflesen können. So ergab ein kleiner Wassergraben, der in die enisprechende Tiefe hinabgedrungen war, auf einer Strecke von wenigen Metern außer zahlreichen Fragmenten von Kesseln, Dreifüßen u. dgl., mehrere werthvolle ältere Inschriften und namentlich zwei schöne bronzene Greifenköpfe. Der größere von beiden besonders (15. Januar 1878), welcher 36 cm mißt, ist ein wahres Prachtstück alterthümlicher Kunst, über und über mit einer reichen Graffitozeichuung von Schuppen und schlangen⸗ artig gewundenen Linien bedeckt. Er wird ursprünglich irgend ein Geräth, einen Kessel vielleicht, als zauberabwehrendes und zierendes Symbol geschmückt haben.
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Der Verein gegen Verarmung und Bettelei hielt gestern Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine Generalversamm⸗ lung ab. Der Verein, dessen 12 500 Mitglieder alle Berufsklassen vertreten, hat im letzten Jahre seine Lage verbessert. Die Zahl der Mitglieder hat sich um 2200, die Höhe der Beiträge um 10 700 ℳ gesteigert. Die Gesammteinnahme betrug überhaupt, einschließlich des Bestandes (74 000 ℳ) und der Mitgliederbeiträge und Geschenke ö 233 280 ℳ Die Ausgaben für Wohlthätigkeitszwecke
eliefen sich auf 140 000 ℳ gegen 146 000 ℳ im Vorjahre,
die Gesammtausgaben erreichten eine Höhe von 165 849 ℳ, so daß ein Bestand von 67 436 ℳ verblieb. Das Vermögen des Vereins hat sich somit nur um ca. 7000 ℳ verringert, während man nach den Ergebnissen des Vorjahres auf eine Unterbilanz von ca. 20 000 ℳ erechnet hatte. Die Zahl der Personen, denen noch mit einem Dar⸗ ehen geholfen werden konnte, hat wiederum abgenommen: die meisten der Petenter sahen sich genöthigt, um ein Geschenk einzukommen. Auch die Zahl der gelieferten Nähmaschinen hat abgenommen, weil die Möglichkeit des Erwerbes durch Maschinennähen sich verringert hat. Im Jahre 1877 sind 191, seit Bestehen des Vereins überhaupt 2297 Nähmaschinen geliefert, und zwar zumeist an Frauen. Die Nähmaschinen⸗ schule haben 120 Schülerinnen im letzten Jahre besucht, etwa 110 von ihnen haben hier eine Quelle des Erwerbes gefunden. Im Ganzen sind 1877 beim Verein über 17 000 Gesuche eingegangen, gegen 14 000 im Vorjahre. Die Lokalvereine haben zusammen 41 000 ℳ Zuschüsse aus dem Centralverein erhalten und ca. 40 000 ℳ Ueberschüsse wieder abgeliefert.
Im Wallner⸗Theater übt das Wichertsche Lustspiel „Der Narr des Glücks“ mit Hrn. Friedrich Haase als Graf Fresinau eine derartige Anziehungskraft aus, daß das Theater an den Wochentagen allabendlich ausverkauft ist und am Sonntag sogar das Orchester geräumt werden mußte. Den Glanzpunkt der Vor⸗ stellung bildet jedesmal die Erzählung des Gastes im dritten Akte, deren hohe künstlerische Vollendung beim Publikum stets den größten Beifall findet. 1
— Die erste Aufführung der neuen französischen Komödie „Die Seiltänzerin“ („La Cigale“) von Meilhac und Haléoy im Residenz⸗Theater, mit Fr. Josefine Gallmeyer in der Titelrolle, ist nun definitiv auf Sonntag, den 3. März, neeleßt worden. Am Sonnabend bleibt das Theater wegen der Generalprobe geschlossen. Am Freitag, den 1. März, findet die 72. und letzte Aufführung von „Dora“ in dieser Gaison statt.
— Die Posse „Hoch hinaus“ in Krolls Theater erzielte estern zum Benefiz des Hrn. Carl Weiß ein nahezu ausverkauftes
aus Am nächsten Sonntaz geht derselben wiederum Hugo Müllers
Lustspiel „Duft“ voran, und muß diese Vorstellung, welche zu er⸗ ege Preisen stattfinden wird, der Länge wegen bereits um 6 Uhr beginnnen. — Am 5. März (Fastnacht) findet der letzte Ball in dieser Saison statt. Am 10. März wird dann definitiv die diesjährige Weihnachts⸗Ausstellung geschlossen, und am 12. be⸗ ginnen die italienischen Opern⸗Vorstellungen unter Leitung des Impresario Cesare Trevisan 8-
— Der Direktion des Woltersdorff⸗Theatersist es ge⸗ lungen, Frl. Emilia Chiomi, die Primadonna von Her Majesty s Theatre in London, zu einer Verlängerung ihres Gastspiels zu ver⸗ anlassen. Somit wird die anmuthige, jugendliche Künstlerin, welche sich durch ihre ausgezeichneten Gaben und Leistungen so schnell die Gunst des hiesigen Publikums gewonnen hat, noch zweimal als „Traviata“ und zwar am Freitag, den 1. März, zu ihrem Benefiz, und am nächsten Sonntag definitiv zum letzten Male auftreten.
— Im National⸗Theater wird Hr. Carl Mittell am Sonnabend mit dem „Victor von Berndt“ in dem „Veilchen 8 bekanntlich eine seiner Glanzrollen, ein Gastspiel beginnen.
Im Concert⸗Hzuse kommt morgen (Freitag) eine Novität
„Tanz der Priesterinnen von Dagon“ aus Saint⸗Sasns neuester g „Simson und Delila“ zur ersten Aufführung, so wie die
fried⸗Idylle“ von Richard Wagner zur ersten Wied