1878 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Mar 1878 18:00:01 GMT) scan diff

die jugendlichen Arbeiter und der unvollkommenen Bestim⸗ mungen über die Fabrikinspektionen, leicht zu einer Ueberein⸗ stimmung gelangen können, namentlich wenn die Mitglieder der Kommission sich streng an den positiv gegebenen Stoff üielten und alle weiter gehenden Punkte, insbesondere die der Schankkonzessionen, einer späteren Berathung über⸗ ließen. Um zunächst das Vorliegende zu einem end⸗ gültigen Abschluß zu bringen, empfehle er, den Entwurf einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen. Der Abg. Diefenbach erklärte, im Ulgemeinen entspreche die Vorlage jedem gerechien Verlangen. Der freie Arbeitsvertrag sei in vollem Umfange aufrecht erhalten, die allzu strenge Fassung der Bestimmungen über die Sonntagsarbeit, die zweck⸗ mäßig nur durch die Landes esetzgebung nach den Orts⸗ gebräuchen geregelt werden könne, sei vermieden, die Finfuhrung der Arbeitsbücher sei auf diejenigen Gren⸗ zen beschränkt, innerhalb deren diese Institution allein segensreich wirken könne. Die Bestimmung welche die polizeiliche Zurückführung des Lehrlings ermögliche, werde eine große praktische Bedeutung nicht haben, sei jedoch deshalb nützlich, weil dadurch die Autorität des Meisters erhöht werde. Für die Hebung der technischen Tüchtigkeit des Gewerbes habe man mancherlei Vorschläge gemacht. Am besten entspreche man dem Bedürfniß durch Errichtung tüchtiger gewerblicher Fortbildungsschulen, deren Württemberg zur Zeit 200 be⸗ sitze. Was die am meisten angegriffenen Bestimmungen über die Kinderarbeit betreffe, so erkenne er an, daß es gewiß ein Fültrebtnwerthen Ziel sei, die Frauen⸗ und Kinderarbeit gänzlich abzuschaffen, andererseits aber dürfe man auch hier nicht allzusehr theoretisch generalisiren. Es gebe eine Menge Fabrikationszweige, die es wohl gestatten, Kinder in durchaus angemessener Weise zu beschäftigen, und eine solche geordnete Thätigkeit unter guter Aufsicht bilde ein vortreffliches Er⸗ ziehungsmittel und biete gleichzeitig den Vortheil, daß die Kinder schon von Jugend auf zum ÜUnterhalt der Familie bei⸗ tragen könnten.

Hierauf nahm das Wort der Präsident des Reichskanzler⸗ Amts, Staats⸗Minister Hofmann: Von dem Abg. Ackermann sei es getadelt worden, daß die Regierung lediglich in der Befürchtung, auf Widerstand in den Arbeiterkreisen zu stoßen, von der obligatorischen Einführung der Arbeitsbücher für Arbeiter über 18 Jahre Abstand genommen habe. Die Re⸗

ierung habe sich bei ihren Beschlüssen aber haupt⸗ sächlich von der Erwägung leiten lassen, daß die Arbeitsbücher nur dann vportheilhaft wirken könnten, wenn sie von den Arbeitern willig aufgenommen würden, und daß eine zwangsweise Einführung erfolglos wäre. Keineswegs habe die Regierung die Absicht gehabt, später auch für die Arbeiter über 18 Jahre die Arbeitsbücher und die Eintragung von Zeugnissen obligatorisch anzuordnen; sie glaube aber, daß die Gewohnheit auch diese Arbeiter dazu ren werde, Arbeitsbücher zu führen. Wenn er neulich gesagt habe, daß die deutsche Arbeit zu werthvoll sei, um zu legislatorischen Experimenten benutzt zu werden, so habe er die deutsche Arbeit nicht in einen Gegensatz zu der deutschen Familie stellen wollen. Diese Arbeit müsse vielmehr in einem guten, gesunden Familienleben ihre Grundlage sinden. Ob hierzu bestimmte Einschränkungen der Arbeit er⸗ forderlich seien, sei von thatsächlichen Voraussetzungen ab⸗ ängig. Die Regierung beabsichtige jedenfalls nur solche Ein⸗ chränkungen, welche sich als unabweislich nothwendig zeigten; welche dieses seien, werde eine genaue Prüfung der faktischen Verhältnisse ergeben. Uebrigens müsse er mit Befriedigung anerkennen, daß man auf allen Seiten des Hauses in der Vorlage einen zweckmäßigen Ausgangspunkt für die weitere Entwickelung der Gewerbegesetzgebung gefunden habe.

Der Abg. Bauer begrüßte die Vorlage als einen Schritt zum Bessern, schon deswegen, weil in ihr das Bedürfniß der eform Anerkennung finde, und sprach nur Bedenken gegen

einige Einzelheiten der Vorlage aus. Dieselbe wurde als⸗ dann an eine Kommission von 21 Mitgliedern verwiesen. (Schluß der Sitzung 3 ½ Uhr.)

In der heutigen (14.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Hofmann, und meh⸗ rere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß die Allgemeinen Rechnungen über den Haushalt des Deutschen Reichs für das Jahr 1874 eingegangen seien.

Das Haus trat sodann in die erste Berathung des Ge⸗ setzentwurfs, betr. die Stellvertretung des Reichs⸗ kanzlers. Nach einem längeren einleitenden Vortrage des Abg. Dr. Hänel ergriff beim Schlusse des Blattes der Bevoll⸗ .-es zum Bundesrath, Staats⸗Minister von Pfretzschner, as Wort.

Die nächste Sitzung des Hauses der Abgeordneten findet am 14. d. M., Vormittags 11 Uhr, statt. Auf der Tagesordnung steht die zweite Berathung des Entwurfs eines Elleßes, den Forstdiebstahl betreffend, und der Gesetzentwurf, betreffend die evangelische in der Provinz Schleswig⸗Holstein und in dem Amts ezirk des Konsistoriums zu Wiesbaden.

Aus Anlaß eines Spezialfalles, in welchem die Ab⸗ haltung eines Pferde⸗ ꝛc. Marktes, nachdem zu einer mit dem⸗ selben zu verbindenden Lotterie bereits die Erlaubniß ertheilt worden war, die Zustimmung des betreffenden Provinzial⸗ raths nicht gefunden, hat der Minister des a den Re⸗ gierungen und Landdrosteien durch Cirkularerlaß vom 16. v. M. aufgegeben, fortan bei der Anträge auf Gestattung von Ausspielungen bei Gelegenheit von Märkten,

bevor diese Anträge dem Minister eingereicht werden, den Nachweis zu erfordern, daß die Abhaltung des Marktes selbst Seitens der kompetenten Behörde genehmigt worden ist.

88 Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken vom 23. Februar schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kaßenbestand 662 528 000 ℳ, d. i. der Vorwoche gegenüber mehr 5 598 000 ℳ, während der Wechselbestand mit 580 033 000 einen Rückgang um 3 655 000 und die Lombardforderungen mit 73 118 000 einen solchen um 1 636 000 nachweisen; es belief sich ferner der Notenumlauf 00 oder 3 780 000 weniger als in der während die sonstigen täglich fälligen Verbindlich⸗ 222 519 000 ein Anwachsen um 2 836 000 und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mis 58 019 000 eine Zunahme um 947 000 erkennen lassen.

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Nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribu nals, vom 10. Januar 1878, kann durch Polizeiverordnung vorgeschrieben werden, daß die Hecken an Kommunalwegen nicht über eine bestimmte Höhe hinausgehen dürfen. Der Richter hat die Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit einer solchen Vorschrift nicht zu prüfen.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments, ist von Oldenburg hierher zurückgekehrt.

Der General⸗Major von AE bisher Chef des Generalstabes XIV. Armee⸗Corps, welcher zum Comman⸗ deur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade ernannt worden, ist zum Antritt seiner neuen Stellung von Karlsruhe, und der Oberst⸗Lieutenant von Lettow⸗Vorbeck, bisher Bataillons⸗ Commandeur im Brandenburgischen Füsilier⸗Regiment Nr. 35, welcher unter Verleihung des Ranges eines Regiments⸗Com⸗ mandeurs zum Bezirks⸗Commandeur des Reserve⸗Landwehr⸗ Regiments (Berlin) Nr. 35 ernannt worden, zur Uebernahme dieses Kommandos von Königsberg i. d. N.⸗M. hier ein⸗ getroffen.

Der Ober⸗Stabsarzt Dr. Michel, Regimentsarzt des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments Königin⸗Elisabeth, ist als Chef⸗Arzt zum Garnison⸗Lazareth in Tempelhof kommandirt worden.

S. M. Kanonenboot „Nautilus“, 4 Geschütze, Comdr. Korv. Kapt. Valois, ist, telegraphischer Nachricht zu⸗ folge, am 4. d. Mts. in Aden eingetroffen.

Sachsen. Dresden, 5. März. Laut Bekannt⸗

machung des evangelisch⸗lutherischen Landes⸗Kon⸗

sistoriums des Königreichs Sachsen ist der erste diesjährige Bußtag vom 22. März auf Freitag, den 5. April, ver⸗ legt worden, damit Kollisionen zwischen der Bußtagsfeier und den zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers zu veranstaltenden Festlichkeiten vermieden werden.

Hldenburg. Oldenburg, 3. r. (Wes. Ztg.) Der Großherzog in Begleitung der roßherzogin empfing gestern Mittag die Deputationen aus der Stadt Oldenburg und dem Lande, die ihn zum Regierungs⸗ jubiläum beglückwünschten. Der Ober⸗Amtmann Hümme hielt die Anrede. Der Großherzog dankte mit bewegter Stimme und unterhielt sich dann auf das Eingehendste mit den einzelnen Deputationen. Sämmtliche Deputationen waren u dem gestrigen Galadiner geladen. Der Prinz Peter von Bldenbueg toastete Namens des Kaisers Alexander von Ruß⸗ land auf das Großherzogliche und Erbgroßherzogliche Paar. Der Großherzog antwortete und schloß mit einem Hoch auf die um ihn versammelten Vertreter des Landes. Nach dem Diner erschienen der Großherzog und der Erbgroßherzog unter den Gästen.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 2. März. Zu dem auf den 28. d. M. bestimmten Einzuge des Erbprinzen nebst Gemahlin werden umfassende Vorgereitungen getroffen. Nach einer offi iellen Bekannt⸗ machung des Finanz⸗Ministeriums beträgt pro 1876 die ältere Schuldz 549 517. ℳ., 85 mehr, die 4 proz. Landesschuld 2 598 602 ℳ, 68 142 weniger, die 4 ½ proz. Landesschuld 3 684 560 ℳ, 128 440 weniger, die 4 proz. neue Landesschuld 100 000 ℳ, die Prämien⸗Anleihe 5 726 598 ℳ, 60 598 weniger, der Kassenanweisungsfonds 54 580 ℳ, 99 349 weniger als im Jahre 1875.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. März. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ meldet, daß die Delegationen un⸗ abänderlich ihre Arbeiten am 7. d. wieder aufnehmen werden.

Niederlande. Haag, 4. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer brachte der Minister des Innern, Kappeyne, einen Gesetzentwurf, betreffend den Elementarunterricht, ein. In demselben werden die Prinzipien des bisherigen Unterrichtsgesetzes im Allgemeinen aufrecht erhalten, aber verschiedene Nrsercme und eine Erhöhung der Gehälter der Lehrer vorgeschlagen. Der Staat soll 30 Proz., die Gemeinden 70 Proz. der Kosten für den Unterricht tragen.

Großbritannien und Irland. London, 4. März. (W. T. 59 In der heutigen Sitzung des Unterhauses erläuterte der Staatssekretär des Krieges, Hardy, das Heeresbudget und wies vornämlich darauf hin, daß dasselbe wesentlich ein Friedensbudget sei. Die Erhöhung der Budgetziffer sei nicht einer Vermehrung der Mannschaften, sondern den erhöhten Kosten für das Kriegsmaterial zuzu⸗ chreiben. Der Zustand der Reserven sei weniger befrie⸗ digend, als derjenige der Armee. Letztere zähle etwa 110 000

Nann; als Unterstützung kämen etwa 400 000 Mann Hülfs⸗ streitkräfte hinzu, die militärisch ausgebildet seien. Auf eine Anfrage Norwood's erklärte Hardy, die Vertheidigung der englischen Handelshäfen werde gegenwärtig ernstlich erwogen; was indeß die Forts am Humber anbelange, so sei es jetzt nicht ausführbar, dieselben mit schweren Geschützen zu armiren. Schließlich wurde die zum Unterhalt des Heeres in Stärke von 135 452 Mann geforderte Position des Kriegsbudgets bewilligt.

Sir Garnet olseley hat (wie schon kurz ge⸗ meldet) unter dem Titel „England als Militärmacht im Jahre 1854 und im Jahre 1878“ im Märzheft des „Nineteenth Century“ einen größeren Aufsatz über die gegenwärtige Beschaffenheit des englischen Heeres und der Wehrkraft des Landes überhaupt im Vergleiche zu den bezüglichen Zuständen zu nfang des Krimkrieges veröffentlicht. Entgegen der Ansicht vieler Engländer hält der Verfasser große Stücke auf die im englischen Heere verhältnißmäßig neue Einrichtung, daß die Mannschaften des stehenden Heeres in der Regel nach dreijähriger Dienstzeit zur Reserve entlassen werden. Die Miliz hat seiner Ansicht nach manche schwache Punkte, namentlich insofern, als deren Offi⸗ ziere und Unteroffiziere nur geringe militärische Kenntnisse besäßen. Doch sei seit mehreren Jahren Vieles gebessert wor⸗ den. Im Kriegsfalle könne die Miliz die Besatzungen für Malta, Gibraltar und die Sanalinsemn liefern, ebenso wie für Kanada und für sämmtliche heimische Garnisonsorte. Wäh⸗ rend im Jahre 1854 nicht einmal 70 000 Mann und gar keine Reserve zur Verfügung stand, könnten jetzt nöthigenfalls 400 000 ausexercirter Leute nebst 372 Feldgeschützen in Dienst

gestellt werden, und zwar würde die genannte Zahl sich zu⸗

Kronen zu Eisenbahnuntersuchungen im Jahre 1877—78,

Abend desilirten die Truppen im Ceremonialmarsch. Der Tag schloß mit einem Diner, bei welchem enthusiastisch auf⸗ genommene Toaste auf den geliebten Monarchen, sowie auf den Ruhm und die Sührfoße des Vaterlandes ausgebracht wurden.

(W. T. B.) Folgende Telegramme sind offiziell ver⸗ öffentlicht worden. Telegramm des Stellvertreters des Gouverneurs von Sofia an den Kriegs⸗Mi⸗ nister vom 3. d.: Die Einwohner von Sofia und die Be⸗ wohner der Umgegend ersuchen durch den Orts⸗Metropolitan Ew. Excellenz, dem Kaiser ihre Glückwünsche zu seiner Thron⸗ besteigun zu unterbreiten und demselben die Liebe und ewige Dankbarkeit der Bevölkerung für ihre Rettung und Befreiung auszudrücken. Der Kriegs⸗Minister antwortete dem Gou⸗ verneur von Sofia telegraphisch am 4. d.: Der Kaiser beauftragt mich, seine Dankbarkeit für den ihm zugekommenen Glückwunsch auszudrücken. Der jetzt unterzeichnete Friede läßt die Her⸗ stellung der Ruhe und des Wohlstandes im Lande hoffen. Ein Telegramm des Sultans an den Kaiser, d. d. Konstantinopel, 3. März, lautet: Anläßlich der Feier des Tages der Thronbesteigung Ew. Majestät bringe ich meine Gratulation mit dem Wunsche dar, daß sich unsere freund⸗ schaftlichen Beziehungen erneuern mögen. Der Kaiser ant⸗ wortete dem Sultan am Abend des 3. d. telegraphisch: Ich danke Ew. Majestät für die mir kundgegebenen Glück⸗ wünsche. Ich erhielt dieselben gleichzeitig mit der Nachricht von der Unterzeichnung des Friedens und erblicke in diesem Zusammentreffen die Vorzeichen dauerhafter guter Beziehungen

zwischen uns. Konstantinopel, 4. März. (W. T. B.) Eine offi⸗ der Friedensvertrag

zielle Kundmachung besagt, daß gestern spät Abends in San Stefano unterzeichnet worden sei und daß die Friedensbedingungen unverweilt veröffentlicht werden würden. Wie die hiesige „Agence Havas“ meldet, würde sich General Ignatieff mit einem türkischen Spezialabgesandten demnächst nach St. Petersburg be⸗ geben. Der Organisator von Bulgarien, Fürst Tscher⸗ kavski, ist gestern in San Stefano am Schlagfluß gestorben.

(W. T. B.) Die russischen und türkischen Be⸗ vollmächtigten, welche den Friedensvertrag unterzeichnet haben, werden noch in San Stefano verbleiben, um einige Details zu regeln. Die Räumu ng der Umgebung von Kon stantinopel soll nach der Ratifikation des definitiven Friedens, welche innerhalb 14 Tagen in St. Petersburg statt⸗ finden dürfte, beginnen. In den Friedensbedingungen, deren Veröffentlichung als unmittelbar bevorstehend bezeichnet wird, sollen auch Reformen für Armenien verlangt werden. Die Dauer der Okkupation Bulgariens soll auf 6 Monate herabgesetzt sein, doch bedarf letztere Nach⸗ richt noch der Bestätigung.

London, 4. März. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Kon stantinopel von gestern, Gene⸗ ral Ignatieff hätte vor Unterzeichnung des Friedens das Ver⸗ langen gestellt, daß die Türkei mit Rußland vor dem Kongreß für alle Punkte des zwischen ihnen geschlossenen Friedens⸗ vertrags eintreten sollte, Safvet Pascha hätte das Verlangen in⸗ deß abgelehnt und General Ignatieff in Folge dessen telegra⸗ phisch um Verhaltungsmaßregeln in St. Petersburg nachgesucht.

Wie die Frage schließlich geregelt worden, sei noch nicht bekannt. Ueber die Friedensbedingungen läßt sich das Reutersche Bureau aus Konstantinopel telegraphiren, Rußland habe darauf verzichtet, daß Salonichi noch mit zu Bulgarien werde, wohl aber würden Burgas, Varna und küstendsche dem künftigen Fürstenthum Bulgarien angehören 8 ie Kriegsentschädigung von 40 Millionen Pfd. Sterl. sei auf 12 Millionen Pfd. Sterl. reduzirt. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Ober⸗ hauses erwiderte Lord Derby dem Lord Granville, in den Friedensbedingungen werde die Abtretung der tür⸗ kischen Flotte nicht verlangt. (Beifall.) Die Kriegskosten⸗ entschädigung sei von den ursprünglichen 40 Millionen Pfd. Sterl. auf 12 Millionen Pfd. Sterl. ermäßigt worden, die Bau folgender Bahnen bewilligt egyptischen Revenuen kämen nicht in Frage. Sobald die worden: Stören⸗Aamot⸗, Smaalehns⸗, Jaeder⸗, Meraker⸗, “” Zonln⸗ Heisasht. und Ersschase anrechich Sühe e field erklärte auf eine Anfrage St. Leonards, die Eventua⸗ 1874 igs 1976, .. beschafft 1I an lität einer Verwendung von Freiwilligen im aus⸗ kommunalen und privaten Aktienbeiträgen 6 273 968 Kronen I 1“ nicht eingetreten und ihr Eintritt eingegangen. Zur Fertigstellung der sämmtlichen vorgenannten vnsesee hGeinlich, die Löhnungsfrage sei daher nicht erwogen Bahnanlagen bis zum Jahre 1882 seien noch 33 186 115 wor Im Unterhause erklärte Schatzkanzl North Kronen erforderlich, wovon 4 711 360 Kronen voraussichtlich aus eine Anfrage des Mar ’8 chatz üns ortheote durch Aktienbeiträge würden gedeckt werden, so daß von der gieenhh s2 Sea 8b Staatskasse noch ca. 28 ½ Mill. Kronen würden aufzubringen 8n gestern erfolgte Unterzeichnung des F hüi. 1 8 oftu sein. Die übrigen ca. 2 ½ Millionen Kronen des Anleihe⸗ g 3 g des Friedensvertrages

t isenbahn⸗Unt 1 e d rden. gemeldet worden. Dem Deputirten Fraser entgegnete der betrages sollen zu Eisenbahn⸗Untersuchungen verwendet werde Schatzkanzler, die Negieꝛung dabn na⸗ Ssen ertatanete de⸗

die Friedensbedingungen erhalten, dieselben seien jedoch so unvollkommen, daß sie augenblicklich nicht zur Kenntniß des Hauses gebracht werden könnten.

5. März. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Daily News“ vom 3. d. M. aus San Stefano meldet noch fol⸗ gende Einzelheiten aus den Friedensbedingungen: Der Fürst Bulgariens darf keiner regierenden Familie Europas angehören; die Summe des bulgarischen Tributs wird erst in zwei Jahren fixirt. Bulgarien erhält den Seehafen Kavaja. Die Russen schiffen sich im Marmara⸗Meer ein und kehren durch den Bosporus zurück, ohne jedoch in Konstantinopel einzu⸗ rücken. Alle bulgarischen Festungen werden geschleift und bleiben keine türkischen Truppen in Bulgarien. Diese Details sollen, wie das Telegramm hinzufügt, vom General Ignatieff

herrühren. „Wien, 5. März. (W. T. B.) Verschiedene hiesige Blätter betonen, daß Rußland Grund habe, sich des er⸗ folgten Abschlusses des Friedens zu erfreuen. Das übrige Europa warte gelassen auf die Publikation des authentischen Textes des Friedensvertrages in dem Gefühl, daß die schwerste Krise noch zu überwinden sei. Das ‚Fremdenblatt“ sagt, es fehle nunmehr jeglicher Vorwand für eine „Verschiebung der Konferenz. Pett müsse es sich zeigen, ob Rußlands Wort, den raktatmächten das letzte Wort einzuräumen, Ernst sei. An dem großen Resultat des Krieges, der Befreiung der Christen, denke Niemand zu rütteln. Oesterreich verlange der anderen Mächte

sammensetzen aus: dem stehenden Heer des Inlandes, 99 000 Mann, der Armee⸗ und Milizreserve, 10 000 Mann, Miliz 85 000 Mann, Freiwillige 180 000 Nann, zweite Armee⸗ reserve 10 000 Mann. Hierbei sind zußer Ansatz gelassen 10 000 Mann 2 die für heimische Dienst verwendbar sind, sowie ferner die Anzahl regulärer Fruppen, welche da⸗ durch verfügbar würde, daß die Mittelmer⸗Besatzungen von der Miliz gestellt würden. Es könnten, p meint der Ver⸗ fasser, somit zwei völlig ausgerüstete Armee⸗Lorps von je über 30 000 Mann stark sofort ins Feld ziehen, wchrend sich zugleich im Inlande eine gleiche Anzahl regulärer Trupyen als Reserve formiren ließe. Die „Engl. Korr.“ schließt hian einige An⸗ gaben aus den diesjährigen Heeres⸗Voranstlägen. Da⸗ nach ist die Stärke des regulären Heeres gegen das Vorjahr fast unverändert. Die Zahl der im Inlande stehenden Trup⸗ pen ist herabgesetzt, diejenigen der Kolonien erhölt, während die indische Armee unverändert blieb, nämlich nach wie vor 62 600 Mann beträgt. Die Gesammtzahl der regulären Truppen, für welche das Parlament um entsprechende Geld⸗ bewilligung angegangen worden (s. o.), ist auf 135 452 M. gegen 133 720 M. pro 1877/78 veranschlagt. Die kleine Echöhung des Bestandes erklärt sich aus den gegenwärtigen außergewöhn⸗ lichen Anforderungen der Kolonien. Für letztere warer im vergangenen Jahre 24 700 M. angesetzt, während jetzt 380 333 M. nöthig sind. Fürs Inland verbleiben somit etwas über 100 000 M., welch letztere Zahl aber zum Theil aus Rekruten besteht. Von den für den Kolonialdienst bestimmten Truppen kommen ungefähr die Hälfte auf die Mittelmeer⸗Besatzungen, nämlich 4991 M. auf Gibraltar und 8004 M. (somit bedeu⸗ tend mehr als früher) auf Malta. In Hong⸗Kong stehen 1209 M., in Ceylon 1234 M., in den Straits⸗Settlements 1022 M., in Sierra Leone (Afrika) 426 M., an der Goldküste 196 M., in Südafrika 6243 M. (diese Zahl ist so hoch wegen des Kaffernkrieges), auf St. Helena 118 M. (Artilleristen), auf Mauritius 562 M., in Bermuda 2146 M., in Halifax 1831 M., im übrigen Westindien 2000 M. Auf den Fidji⸗ Inseln sind nur ein Ingenieur und ein Krankenwärter, also 2 M. Das stehende englische Heer ist eingetheilt in 32 Regi⸗ menter Reiterei, 230 Batterien Artillerie, 32 Compagnien Genie⸗Truppen, 151 Bataillone Infanterie, wozu noch das Krankenwärter⸗ und das Armee⸗Dienstcorps hinzutreten.

Frankreich. Paris, 3. März. (Fr. C.) Wie man erfährt, wurde in der vorgestrigen Vers ammlung des rechten Centrums des Senats bei dem Grafen Greffulhe die Abwesenheit aller hervorragenden Persönlichkeiten der Gruppe der Verfassungstreuen, der Herren d'Audiffret⸗Pasquier, Rocher, de Bondy, Lambert Sainte⸗Croix u. A., sehr be⸗ merkt. Diese sollen entschlossen sein, ihre Selbständigkeit zu wahren und sich gegen die neue Kampfpolitik des Senats ablehnend zu verhalten.

Italien. Rom, 4. März. (W. T. B.) Der Kom⸗ mandant des römischen Armee⸗Corps, Herzog von Aost a, hat den Truppen Instruktionen zugehen lassen, welche die Erweisung militärischer Ehren betreffen, falls der Papst sich öffentlich zeigen sollte. Der Kardinal Simeoni ist an Stelle des zum Staatssekretär ernannten Kardinals Franchi zum Präfekten der Kongregation de propa- ganda fide ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Christiania, 28. Februar. (H. C.) Der vor einigen Tagen in Aussicht gestellte Antrag der Regierung, betreffend die Aufnahme einer Staatsan⸗ leihe, ist nunmehr dem Storthing vorgelegt worden und besagt, daß zur Beschaffung der Mittel zum Bau von Eisen⸗ bahnen für Rechnung des Staates eine oder mehrere Anleihen zum Gesammtbetrage von höchstens 31 Millionen Kronen und unter möglichst billigen Bedingungen für die Staatskasse auf⸗ genommen und binnen 50 Jahren zurückgezahlt werden sollen. Bis Ende des Budgetjahres 1877—78 seien, außer Mill. Kronen als Anleihe zum Bau der Dalslandsbahn und 100 000.

52 360 000 Kronen zum

Der russisch⸗türkische Krieg.

o St. Petersburg, 4. März. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ weist darauf hin, daß noch einige Tage vergehen dürften, bis der Friedensvertrag in St. Petersburg vorliege. Inzwischen glaubt die Agence versichern zu können, daß, wenn die wirklichen riedensbedingungen be⸗ kannt sein würden, 188 die von den Feinden Ruß⸗ lands darüber verbreiteten Angabern als durch⸗ aus übertrieben herausstellen würden. Namentlich würde sich ergeben, daß, wie bereits mitgetheilt, die von Ruß⸗ land geforderte Geldentschädigung eine sehr geringe sei, daß die Frage der Garantien nicht berührt wäre und daß jede hypothekarische Forderung auf bereits hypothezirte Revenuen ganz außer Frage geblieben sei.

5. März. (W. T. B.) Offizielles Telegramm aus San Stefano vom 3. d. M., Abends 10 Uhr 40 Mi⸗ nuten. Zur Feier des Jahrestages der Thronbestei⸗ gung Sr. Majestät des Kaisers war für heute Nachmittag 2 Uhr eine Parade der hierselbst befindlichen Truppen angeordnet worden, dieselbe wurde jedoch, da um diese Zeit die Unter⸗ handlungen mit den türkischen Bevollmächtigten ihrem Ende nahten, bis zur Unterzeichuung des Friedens⸗ vertrages verschoben. Am Nachmittag gegen 5 Uhr benachrichtigte General Ignatieff den Großfürste Nikolaus, daß die Unterzeichnung erfolgt sei. De Großfürst beglückwünschte darauf die Truppen zu dem glück nichts, was den wirklichen Interessen lichen Frieden und dankte denselben im Namen des Kaisers uwiderlaufe. Die „Neue freie Presse“ hebt hervor, daß für ihre tapferen und ruhmvollen Dienste. Den Offizieren ußland alle Forderungen füki gelassen habe, welche einen gäh der Großfürst seinen Dank besonders zu erkennen. Enthu⸗ Konflikt mit England im Schoße trügen, findet jedoch kein jastische Herna. waren die Antwort au Anzeichen von ähnlicher Rücksicht gegen Oesterreich. Die Großfürsten. 1 1 ; „Presse“ meldet, Graf Andrassy werde in dieser Woche in in Konstantinop den Delegationen seine orientalische Politik auf Grund von

okumenten vollständig entwickeln.

Brüssel, 4. März. (W. T. B.) Der „Nord“ be⸗ stätigt, daß zusolge der Bestimmungen des Friedens⸗ vertrages Adrianopel, Salonichi und Erzerum im Besitz der Türkei bleiben würden, ebenso würde die Abtretung der Fatn von der Türkei nicht verlangt. Die Kriegskosten⸗Ent⸗ chädigung würde zu drei Vierteln durch die Abtretung von Kars, Ardahan, Bajazid und Batum beglichen werden; es würde keine Ueberlassung von Revenüen gefordert, die vorh r anderweitig als Garantien vergeben worden wären. Serbien und Montenegro würden einen Gebietszuwachs erhalten, doch sollten sie durch denselben nicht Grenznachbarn werden. Die Dardanellenfrage würde in den Friedensbedingungen nicht berührt, bezüglich der Donauschiffahrt werde bestimmt, daß der frühere Zustand wieder hergestellt werde. Die Dobrudscha

sei abgecheten worden, um später anderweitig ausgetauscht zu werden.

. 9 des „Central⸗Blatts für das Deutsche

2 herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ 1 Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend die Behandlung der portopflichtigen Korrespondenz zwischen württem⸗ bergischen und schweizerischen Behörden. Verweisung von Auslän⸗ dern aus dem Reichsgebiet. Münz⸗ und Ban wesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Statistik der deutschen Banknoten Ende Januar 1878. Goldankäufe der Reichsbank. Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemein⸗ schaftlichen Verbrauchssteuern, sowie anderer Einnahmen für die Zeit vom 1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats Januar 1878. Marine und r ahrt: Beginn einer Seeschiffer⸗Prüfung. Ernen⸗ nung. Konsula wesen: Ernennungen. Entlassung.

Nr. 4 des „Archivs für Post und Telegraphie, Beiheft 5 Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ ung hat prsen den Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Das bayerische Post⸗ und Telegraphenwesen im Jahre 1875. Chro⸗ nik des Kaiserlichen Postamts III. in Idar. Das . wesen in Japan Zur Geschichte des cursus publicus der rö⸗ mischen Kaiserzeit. II. Kleine Mittheilungen: Die Einschreibbriefe in England. Telegraphie und Telephonie. Ueber die Entwicke⸗ lung der Telephonie. Ein Schreib⸗Fernsprecher. Verzinkter und unverzinkter Eisendraht. Die italienische Telegraphen⸗Bauord⸗ vns 9 Fie Pefithung d. ns Die Gesellschaft für

rdkunde in Berlin. Die neuere geographische Literatur. III. Zeitschriften⸗Ueberschau. e;

Reichstags⸗Angelegenheiten.

Im 3. Kasseler Wahlbezirk ist der Geheime Regierungs⸗ Rath Dr. Wehrenpfennig mit 4086 Stimmen zum Mitgliede 88 Reichstages wiedergewählt worden. Der Landrath Weyrauch hat

45 und der Landrath v. Eschwege 597 Stimmen erhallten.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Am 2. d. M. starb auf seinem Gute Briesen bei Alter von 91 Jahren der Königliche Major a. D. Leopold von Bredow auf Briesen, Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit, berufen auf Präsentation des mit diesem Rechte beliehenen Verban⸗ des der mit Rittergütern angesessenen Mitglieder der Fomilie von Bredow durch Allerhöchsten Erlaß vom 13. Oktober 1856, eingetreten den 29. November 1856.

Friesack im

Kunst, Wissenschaft und Literatur. In Wien ist dieser Tage der Hofrath Ludwig Arndts Ritter v. Arnesberg (geb. am 19. August 1803 zu Arnsberg in Westfalen) gestorben. Als Fachschriftsteller hat Arndts durch sein „Lehrbuch der Pandekten“ seinen Ruf begründet. Dieses Werk, wel⸗ ches zahlreiche Auflagen erlebte, verschaffte seinem Autor, der früher in Bonn und München als Universitätslehrer thätig war, im Jahre 1855 die Berufung nach Wien als ordentlicher öffentlicher Professor des römischen Rechts. Später wurde er Regierungs⸗Rath und Ritter des Leopold⸗Ordens und als solcher in den Ritterstand erhoben. Im Jahre 1867 erfolgte seine Berufung in das österreichische Herrenhaus. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand lebte Arndts meist im Aus⸗

lande. Gewerbe und Handel.

In der gestrigen Generalversammlung der Aktionäre der Preußischen Boden⸗Credit⸗Aktien⸗Bank wurde die Bilanz, sowie die von der Direktion vorgeschlagene Vertheilung von 8 % Dividende von den Aktionären genehmigt. Der Direktion ertheilte die Versammlung durch Akklamation Decharge. Schließlich fand die Wiederwahl der Revisionskommission sowie der aus dem Kuratorium ausscheideden Mitglieder statt.

Die Dividende der Berliner Cichorien⸗Fabrik, Aktiengesellschaft, ist auf 11 % festgesetzt worden. Aus dem Geschäftsbericht der Dres dner Bank für 1877 liegen folgende Daten vor: Der Gesammtumsatz 1 117 709 862 Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto schließt ab mit einem Brutto⸗Gewinn von 1 510 673 ℳ, von dem 101 572 für Zinsen auf Depositengelder, 195 888 an Handlungs⸗Unkosten und 109 713 für Abschreibungen abgehen, lso daß ein Reingewinn von 1 103 500 verbleibt. Von demselben erhält der Reservefonds 80 000 ℳ; 216 000 werden dem Spezialreservefonds überwiesen, 42 177 zu Extra⸗Abschreibungen auf Hausgrundstück und Mobilien verwendet, 61 782 erhält der Aufsichtsrath, 74 489 die Direktion und die Beamten als Tantièmen; die Aktionäre erhalten 624 000 als Dividende von 6 ½ %, und 5052 werden auf neue Rechnung vor⸗ getragen. Der ordentliche Reservefonds wächst durch die erwähnte Ueberweisung auf 215 000 ℳ, der Spezialreservefonds auf 500 000 Der Cours für die seßt hier in Silber zahlbaren Coupons österreichischer Eisenbahnaktien ist bis auf Weiteres auf 180 für 100 Fl. öfterr. Silber festgesetzt. Am 1. und 2. c. war derselbe 181,50 .

Der Aufsichtsrath der Anglo⸗Oesterreichischen Bank hat beschlossen, aus dem Reingewinn von 823 349 Fl. den Betrag von 750 000 Fl. zur Vertheilung einer Dividende von 5 Fl. pro Aktie zu verwenden. Das Gewinn⸗ und Verlustkonto zeigt im Haben: an Zinsen, Provisionen im laufenden Geschäfte und diversen Ein⸗ nahmen 1 560 145 Fl.; dagenen im Soll: an Gehalten und Spesen 419 927 Fl., an Steuern 89 944 Fl., an Abschreibungen 226 924 Fl., zusammen 736 795 Fl., wonach ein Gewinnsaldo von 823 350 Fl. verbleibt. 73 349 Fl. werden. auf neue Rechnung vor etragen. St. Petersburg, 5. März. (W. T. B.) ie der „Re⸗ gierungsbote“ meldet, wird die Reichsbank am 13. März für 50 Millionen Rubel auf sechs Monate lautende Reichsschatz⸗ Obligationen erster Klasse in Stücken zum Nominalwerthe von 1000 und 5000 Rubel emittiren. Dieselben sind dem Vorzeiger am 13. September zum Nominalwerthe nebst 4 ½ % Zinsen pro anno

zahlbar. Verkehrs⸗Anstalten.

Auf der indo⸗europäischen Telegraphen⸗Linie wurden im Monat Februar 1878 an gebührenpflichtigen Depeschen befördert: a. aus London, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 1019 Stück, b. aus Persien und Indien nach London, dem übrigen England und Amerika 1294 Stück, c. vom europäischen Kontinent exkl. Rußland nach Persien und Indien 351 Stück, d. aus Persien und Indien nach dem europäischen Kon⸗ tinent exkl. Rußland 138 Stück. Summa 2802 Stück.

New⸗York, 4. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Loyd „Mosel“ und der Dampfer „Hol⸗ land“ von der National⸗Dampfschiffs Compagnie (C. Messingsche Linie) d hier eingetroffe G.“

8

erreichte

111“*“

8 Berrlin, 5. März 1878.

China. Peking, 28. Dezember 1877. Dieo fizielle Pekinger Zeitung veröffentlicht folgendes Ka1f⸗efs Sernger welches ein weiteres siegreiches derchine⸗ sischen Waffen in Ost⸗Turkestan verkündigt:

Tso⸗tsung⸗t ang berichtet, daß nach der Einnahme von Kharaschar und Kutsch der Tautai Liu⸗chin⸗k ang in Eil⸗ märschen nach Westen vorrückte. In der Zeit vom 15.—20. Tage des 9. Monats (21. 26. Oktober d. J.) kam es zu einer ganzen 25⸗ von Gefechten zwischen den Truppen Liuschin⸗ tangs einerseits und den Rebellenschaaren des „Andidjaner's“ (d. h. des Nachfolgers Jakub Khans) und Pai⸗yen⸗h u's anderer⸗ seits. In diesen für die Chinesen stets siegreichen Kämpfen fanden mehrere Tausend Rebellen den Tod, und die Folge derselben war die Wiedereinnahme der beiden Städte Aksu und Usch. Die Zahl der Muhammedaner, welche sich freiwillig unter⸗ warfen, ist unermeßlich. Die Schnelligkeit und die Bedeutung des diesmal errungenen Erfolges verdienen alle Anerkennung; möge nun Tso⸗tsung⸗k ang dafür sorgen, daß Liu⸗chin⸗kang und die übrigen Heerführer ihren Eroberun

IIn eisiger Kälte, inmitten der unabsehbaren Wüste haben die Kaiserlichen Kerntruppen im Laufe eines Monats über 3000 Li zurückgelegt, und durch Eroberung der vier Städte Kharaschar, Kutsch, Aksu und Usch die Hälfte der südlichen Tienshan⸗Länder wieder in die Gewalt Chinas gebracht. Dies ist nur durch die Freudigkeit und Begeisterung möglich ge⸗ wesen, womit Offiziere und gemeine Soldaten ihre Pflicht er⸗ füllt haben. (Folgen Belohnungen.)

Der fünfte wissenschaftliche Vortrag des P

Paulus Cassel findet Donnerstag, den 7. März, in der Aula des Friedrich⸗Wilhelms⸗Gymnasiums st „Prometheus und die Titanen“ handeln.

Das ResidenzeTheater brachte am Sonntag „Die Seil⸗ nzerin“, Schwank in 3 Akten, nach dem Französischen („La Cigale“ von Meilhac und Halévy. Das Stück trägt den Charakter jener burlesken Operettentexte, deren die genannten Librettofabrikanten zu Dutzenden geliefert haben, und man ist fast versucht zu glauben, daß, weil sich kein Komponist dazu gefunden, die Verfasser es als „Schwank“ in die Welt gehen ließen. Es handelt sich um ein junges Mädchen aus vornehmer Familie, welches, in der Jugend von Zigeunern geraubt, zur Seiltänzerin ausgebildet, später wieder gefunden, befreit und in die vor⸗ nehme Gesellschaft zurückgeführt wird. Dazu treten zwei über⸗ müthige junge Künstler und eine Reihe von anderen Figu⸗ ren, alles offenbar Operettentypen, die man, wenn sie all den Unsinn sängen, nicht dafür verantwortlich machen würde, die aber mit dem gesprochenen Worte alle mehr oder weniger unzurech⸗ nungsfähig erscheinen. Kein Wunder daher, wenn das Machwerk gründlich abgelehnt wurde. Die wenigen noch hinnehmbaren Künstlerwitze und Atelierspäße sind überdies nur für Paris bestimmt und Demjenigen, der die neuesten Richtungen der französischen Maler i nicht kennt, gänzlich unrerständlich. Wortspiele von ohnehin sehr zweifelhaftmm Werthe, wie „luministe“ und „le ministre“ im Deutschen wiedergeben zu wollen, ist doch offenbar unmöglich. Die Titelrolle wurde von Fr. Gallmeyer⸗Siegmann mit jener in ihrer Eigenart vollendeten Kunstfertigkeit darge⸗ stellt, in der diese Dame stets excellirt. Besonders erregte sie durch eine höchst künstliche Pose auf einer einflasche Sensation. Die übrigen Mitwirkenden wußten aus ihren mehr oder weniger albernen Rollen nicht recht etwas zu machen, was gewiß für sie keinen Tadel involvirt. Wegen zunehmender Unruhe konnte der „Schwank“ nicht zu Ende gespielt werden. Der Gast, Fr. Gall⸗ S. zwar lebhaft gerufen, leistete aber dieser Aufforderun eine Folge. Die Novität des Stadt⸗Theaters: „Das kann Jede passiren“, von Rudolf Hahn, welche am Sonnabend zur ersten Aufführung kam, hat trotz der trefflichen Darstellung, welche sie fand, wenig gefallen. Das Sujet ist an sich nicht 1 aber für ein vieraktiges Stück nicht ausreichend, 8 weniger als die Dürftigkeit der Detailzeichnung und des Dialogs ꝛc. über die Wiederholungen nicht hinwegzutäuschen vermag. Der Titel „Possen⸗Lustspiel“, unter welcher Flagge das Stück segelt, ist auch nicht im Stande, solche Unwahr⸗ scheinlichkeiten und Tollheiten zu decken, wie es aufzuweisen hat. Die Herren Guthery, Darmer und Zelt, die Damen Woll Flössel thaten, was in ihren Kräften stand. Erstgenannte in der Rolle des alten pensionirten Steuererhebers, der einen tiefen mo alischen Abscheu vor Jedem hat, der „gesessen“ oder irgend einmal mit der Obrigkeit in unliebsame Berührung gekommen ist, und schließlich sich in eigener Person überzeugt, daß dies „Jedem passiren kann“, höchst humoristisch und fand für seine treffliche ko⸗ mische Leistung verdiente Anerkennung. 1 „— „Im National⸗Theater tritt am Mittwoch Hr. Carl Mittell ersten Male als Harleigh in „Wahn und Wahnsinn“ und als C evalier in dem Lustspiel: „Ein feiner Diplomat“ auf. Das vieraktige Schauspiel „Ph sichen, ist in Meiningen zur und wird, wie frühere Dichtungen dem dortigen Hoftheater zuerst zur

Phryne“, von O. F. Gen⸗ Aufführung angenommen worden des Verfassers, wahrscheinlich auf Darstellung gelangen.

In der Sing⸗Akademie fand gestern das für diesen Winter letzte der von den Herren Hellmich und Nicodé veranstalte⸗ ten sogenannten Monta 8⸗Konzerte statt. Dasselbe wurde mit einem Quintett in E-dur für 2 Violinen, Viola und 2 Violoncellos von Luigi Boccherini (geb. 1740 zu Lucca, gest. 1805 zu Madrid) eröffnet. Das M. usikstück ist ganz im Style der Zeit gehalten und hat darum einen vorwiegend historischen Werth, erregte aber Dank dem trefflichen Vortrage durch die Königlichen Kammermusiker Herren Hellmich, Schröder, Schulz, Maneke und Rohne, wegen seiner ansprechenden Melodik Beifall, besonders das reizende Minuetto wurde so warm aufgenommen, daß es wiederholt werden mußte. An Instrumental⸗ musik bet das Programm noch die interessante Fantasie in F- moll für 2 Klaviere von Rubinstein, welche die Herren Nicodé und Rhenius mit glänzender Technik und geschmackvoller Auffassung zu Gehör brachten, und zum Schluß Schumanns, von den Herren Helmich und Nicodé, Schröder, Schulz und Rohne vorzüglich ausgeführtes Quintett in Es-dur, für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello. Zwischen diesen Nummern wurden von den Fräuleins Erna Leiser (Sopran) und Emilie Landhofer (Alt) einige Lieder gesungen. Beide Damen scheinen noch Anfängerinnen in der Kunst, vor einem größeren Auditorium zu singen. In Folge dessen zeigte der Vor⸗ trag noch eine gewisse Befangenheit; ihre Stimmen sind zwar nicht groß, aber von sympathischem Klange und guter Schule. Zuerst trugen sie zwei Duette vor: „Aller Berge Wipfel“ von Rubinstein und Mendelssohns „Maiglöckchen und die Blümelein“ Später folgten noch Sologesänge, von Frl. Landhofer: „Es war ein alter König“ von Reißmann und „Lied der Nacht“ von Reichardt; von Frl. Leiser: Mendelssohns „Schilflied“ und Geibels „spanisches Lied“ Seeese charakteristisch komponirt. Das Konzert war sehr gut

esucht.

Das III. Abonnements⸗Konzert der Herren Dr. Hans Bischoff und Gustav Hollaender findet, unter Mitwirkung der Konzertsängerin Fr. Elisabech Erler und des Cellisten Hrn.

einrich Grünfeld, am Donnerstag, den 7. d. M. Saale des Architektenhauses (Wilhelmsstraße 92/93) statt. 1