angestellt zu werden, sondern habe die That be der Tausende von bestehenden Genossenschaften mit ö von Mitgliedern und vielen Millionen von ital entschieden. In Form von Aktiengesellschaften würde man nicht entfernt denselben Kredit gefunden haben, am wenigsten jetzt, nachdem das Publikum mit Aktiengesellschaften so schlimme Erfahrungen gemacht habe. Freilich erlange man die Vortheile der Solidargenossenschaften nicht ohne entsprechende Pflichtenübernahme. Vom sozialisti⸗ schen Standpunkt allerdings scheine man dies nicht ein⸗ zusehen und verlange deshalb dort Staatskredit. Der Redner ging sodann auf die Erfolge und die Wirksamkeit der von den Sozialdemokraten in Berlin gegründeten Genossenschaften ein, was einen lebhaften Meinungsaustausch zwischen ihm und dem Abg. Fritzsche hervorrief. Der Abg. Dr. Bamberger ver⸗ wahrte sch tegen die Anschauung, als ob alle Gegner der Solidarhaft sozialistischen Theorien huldigten.
Nach einem Schlußworte des Antragstellellers Dr. Schulze⸗ Delitzsch und des Referenten wurde der Kommissionsantrag angenommen.
Die allgemeine Rechnung über den Haushalt des Deutschen Reiches für das Jahr 1874 wurde der Rechnungskommission überwiesen.
Ferner beschloß der Reichstag, die Rechnung der Kasse der Ober⸗Rechnungskammer und des Rechnun ashofes des Deutschen Reichs für das Jahr 1875, nachdem sie von dem Reichstage geprüft ist, soweit sie sich auf die Reichsverwaltung bezieht, zu dechargirt. (Schluß 4 ¼½ Uhr.)
— In der heutigen (19.) Sitzung des Reichs⸗ tages, welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗ Minister ve und mehrere Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß eine Denkschrift über das Vorkommen der Rinderpest in Deutschland während der Jahre 1872 bis 1877 und über die bei den Maßregeln zur Abwehr und zur Unterdrückung der Seuche gemachten Erfahrungen eingegangen sei. Hierauf erstattete zunächst der Abg. Grumbrecht im Namen der Budgetkommission Bericht
über das Kap. 1 der Einnahme: „Zölle, Verbrauchssteuern
unnd Aversen“ und stellte folgenden Antrag:
Der Reichstag wolle beschließen: Den Anschlägen unter Titel 1, 2. 3, 5 und 6 in Rücksicht auf die Zunahme der Bevölkerung 2 % hinzuzusetzen und daher zu bewilligen; Titel 1. Zölle 106 550 470 ℳ, Titel 2. Rübenzuckersteuer 47 366 720 ℳ, Titel 3. Salzsteuer 33 980 180 ℳ, Titel 4. Tabaksteuer (unverändert) 941 500 ℳ, Titel 5.
Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 40 801 400 ℳ,
Titel 6. Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 15 945 560 ℳ.
Aversa. Titel 7. 3 438 760 ℳ, Titel 8. 924 010 ℳ, Titel 9. 378 240 ℳ. Summa 250 326 840 ℳ, also Mehr wie nach dem
Etatsentwurfe 4 868 540 ℳ.
. Der Direktor im Reichskanzler⸗Amt Dr. Michaelis legte iffernmäßig dar, daß die Reichsregierung bei der Aufstellung
ieser Etatspositionen nicht von den bisher dabei zur Anwendung
gekommenen Grundsätzen abgewichen sei und daß dabei alle
in Betracht kommenden Umstände pflichtgemäß berücksichtigt seien. Der Abg. Freiherr von Maltzahn führte aus,
1 ie Regierung nicht in diesem, sondern das Haus im vorigen Jahre auf Veranlassung der libe⸗
ralen Parteien von bewährten Grundsätzen bei der Etatsaufstellung abgewichen sei. Er bat deshalb unter
Ablehnung des Kommissionsantrages die Regierungsvorlage
zu bewilligen. Der Abg. von Kardorff bemerkte, er halte es nicht für angezeigt, zu dem alten Veranlagungsmodus zurück⸗ zukehren; mit Recht habe man die Zunahme der Bevölkerung
dabei in Betracht gezogen. Der Direktor im Reichskanzler⸗
Amt Dr. Michaelis erklärte, er glaube es schließlich dem
Urtheile des Hauses überlassen zu können, ob die von der
Budgetkommission in Ansatz gebrachten Mehreinnahmen des
laufenden Jahres in der That voraussichtlich einkommen wür⸗
den. Nach einem Schlußworte des Referenten zu Gunsten des
Kommissionsantrages wurde derselbe angenommen. Außer⸗
dem beantragte die Kommission noch folgende Resolution:
8 Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, bei der Aufstellung des
- pro 1879/80 in Erwägung zu ziehen: 1) ob nicht
bei der Berechnung der Aversa für die Zollausschlüsse statt der Netto⸗ die Bruttoeinnahmen von den betreffenden Abgaben zum Grunde zu
eegen seien? 2) ob nicht eine erhebliche Erhöhung des sogenannten Prschlags pro Kopf der städtischen Bevölkerung von Hamburg und remen geboten und nicht auch für die städtische Bevölkerung von
Altona ein Zuschlag pro Kopf zu fordern sei? und 3) in wieweit für die Bevölkerung der im Freihafengebiete Hamburgs belegenen sogenannten Vororte, welche vorzugsweise städtisch bebaut sind und eine städtische Bevölkerung haben, der sog. Zuschlag pro Kopf von dem Bundesstaate Hamburg in Anspruch zu nehmen sei?“
Der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Hofmann, erklärte sich mit dieser Resolution einverstanden, mit der Maßgabe jedoch, daß durch die Annahme derselben dem Resultat der Erwägungen nicht präjudizirt werden solle. Der Abg. Mosle behauptete, daß durch eine Erhöhung der Aversen namentlich Bremen gegen die Staaten des Zoll⸗ vereins erheblich höher belastet werde, daß aber bei der jetzt im Zollverein geltenden, den Verkehr hemmenden Zollord⸗ nung Bremen der Eintritt in denselben unmöglich gemacht sei. Der Abg. Dr. Braun (Wiesbaden) bemerkte, er halte es nach der bereits erfolgten Einleitung der Erhebungen nicht für angezeigt, durch eine Resolution, welche leicht mißdeutet werden könne, diesen Erhebungen einen besonderen Nachdruck zu geben. Er schlug deshalb motivirten Uebergang zur Tagesordnun a Schlusse des Blattes hatte der Abg. von Kardor
8 Wort. 8
— Bei Klagen auf gerichtliche Entscheidung über den Werth der für eine Eisenbahn expropriirten Grundstücke, sowie bei allen sonstigen Entschädigungsansprüchen, welche Grundbesitzer als solche auf Veranlassung einer Eisenbahn⸗ anlage gegen deren Unternehmer gerichtlich verfolgen, ist nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals, III. Senats, vom 19. Dezember 1877, durch das Expropriationsgesetz vom 11. Juni 1874 insofern ein neuer Zustand eingeführt, als die früheren bezüglichen Gesetze über den Gerichtsstand aufgehoben worden sind und ausschließlich darin das Gericht für zuständig erklärt ist, in dessen Bezirk das betreffende Grundstück belegen ist. Wird dagegen der Prozeß bei einem anderen Gericht, dem die Befugniß, über derartige Dinge zu erkennen, überhaupt zasteht, eingeleitet, und läßt sich der Verklagte durch die
lagebeantwortung auf den Prozeß ein, ohne die örtliche In⸗ kompetenz des Gerichts zu rügen, so hat das Gericht in der Sache zu erkennen.
— Wenn eine Gemeinde von der Befugniß, die Schule als Kommunalanstalt zu übernehmen, unter Zustimmung der Aufsichtsbehörde, Gebrauch macht, so werden, nach einer Entscheidung des Ober⸗Verwaltungsgerichts vom 28. No⸗ vember v. J., damit die Schullasten Kommunallasten,
und alle Diejenigen, welche zu den Kommunallasten beizutragen
orensen, sind verpflichtet, nach dem zu den Kosten der Schule beizu⸗
aben, ev. also auch die mmunalsteuerfuße au tragen.
3*
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. März. (W. T. B.) Prinz Amadeus ist heute Nachmittag hier eingetroffen und an dem festlich geschmückten Bahnhofe der Südbahn vom Kronprinz Rudolf empfangen worden; die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden waren ebenfalls zur Begrüßung anwesend. 1 *
— (W. T. B.) Die vereinigten Subkommissionen der ungarischen Delegationen haben das neuerliche dreimonatliche Provisorium acceptirt; hierauf trennten sich die einzelnen Subkommissionen und wurden von der Subkommission für die Marine und des Auswärtigen die für diese Verwaltungszweige verlangten Nachtragskredite be⸗
willigt.
8 12. März. (W. T. B.) Zur Theilnahme an dem Leichenbegängnisse des Erzherzogs ranz Karl sind ferner eingetroffen: der Großherzog Ferdinand von Toskana, der Prinz Georg von Sachsen, der vom Kron⸗ prinzen am Bahnhofe begrüßt wurde, der Erbprinz von
ohenzollern, welchen der Erzherzog Ludwig Victor empfing. er württembergische Hof wird durch den Oberst⸗Hofmarschall Grafen von Taube vertreten werden. Aus Prag ist der
Kardinal Fürst Schwarzenberg hier angekommen.
Belgien. Gent, 11. März. (W. T. B.) Der hiesige Gemeinderath hat einen Protest gegen den von dem Bischof von Gent erlassenen Hirtenbrief, in welchem der in den Gemeindeschulen ertheilte Unterricht ange⸗
griffen wurde, öffentlich anschlagen lassen. Großbritannten und Irland. London, 9. März. (E. C.)
: 59 8 8 utv † Hor In der gestrigen Sitzung des Oberhauses beantragte der 8
rzbischof von York eine Adresse an die Krone nebst der Bitte um Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der bestehenden Art, geistliche Pfründen zu verkaufen, auszutauschen und aufzugeben, so wie zur Abstellung etwaiger Mißbräuche. Lord Houghton erklärte, er finde, so arge Miß⸗ bräuche, wie behauptet werden, seien nicht vorhanden; ein Ausschuß werde kleine Mißbräuche zu veröffentlichen genöthigt, sein und dadurch der englischen Kirche nur Schaden zufügen. Der Herzog von Richmond and Gordon äußerte, das Parla⸗ ment habe sich wiederholt mit der Angelegenheit beschäftigt und die Einsetzung eines Ausschusses sei zu empfehlen. Der Lordkanzler erklärte sich mit dem Vorschlage einverstanden, welcher angenommen wurde. — Im Unterhause sind Neuwahlen ausgeschrieben für Mid⸗Somerset und für die Stadt Hereford, deren bisherige Vertre⸗ ter, Mr. Grenville und Mr. Pateshall, zurückgetreten sind. — — Lord Salisbury empfing gestern eine Abordnung der Handelskammer von Manchester, welche die Abschaf⸗ fung der indischen Zölle auf Baumwollenwaaren und ⸗Garne befürwortete und darauf die Versicherung em⸗ pfing, daß die Regierung ihr Möglichstes thun werde, um die⸗ sem Wunsche bald gerecht zu werden, doch seien die im Wege stehenden Schwierigkeiten bedeutend. — In der Handwaf⸗ fenfabrik zu Enfield⸗Lock wurden dieser Tage eine große Anzahl von Arbeitskräften neu eingestellt und außerdem Ueber⸗ stunden eingeführt. Die Gewehre werden, sowie sie vollendet sind, nach dem Tower gesandt und von dort aus an die einzelnen Depots im Lande vertheilt. Auch in den Pulvermühlen zu Walsham wurden die Arbeits⸗ kräfte ansehnlich vermehrt. Das fertige Pulver wird auf Barken nach Northfleet und von da direkt knch dem Mittel⸗ meer verschifft. — Die Admiralität hat beschlossen, jedem Panzerschiffe der Flotte zwei oder drei kleine, mit Tor⸗
edoapparaten versehene Dampfer beizugeben, die zu Angriffs⸗ wie Vertheidigungszwecken geeignet sein sollen. — Aus Calcutta wird unterm 8. d. M. telegraphirt: Nachdem sich die Dschowakis bedingungslos ergeben haben, hat das britische Expeditions⸗Corps deren Gebiet geräumt.
Frankreich. Paris, 10. März. (Fr. C.) Gestern ist in der Deputirtenkammer der neue Generalzoll⸗ tarif vertheilt worden. Die Regierung vertritt die Ansicht, Frankreich müsse an dem im Jahre 1860 eingeführten Systeme des Freihandels festhalten. Der neue Entwurf nimmt als höchste Grenze der Tarifirung in Zukunft die Sätze an, die
ei der Reform von 1860 als die Grenze der möglichen Herab⸗
setzungen betrachtet wurden. Doch findet eine Aus⸗ nahme für einige noch nicht besteuerte Verzehrgegen⸗ stände, die neu taxirt, und für andere, die erhöht werden sollen, statt. Diese Gegenstände sind folgende: Wildpret, Geflügel, Schildkröten, rohes Wachs, Hühner⸗ und Wildpreteier, Käse, Butter, Honig, Süßwasserfische, eingemachte Austern, Hummer, Grützen, Teigfabrikate, Reis, frische, getrocknete und gedörrte Früchte, Wein, Biere, Hopfen, Marmor, Alabaster, Brüsseler Marmor, Ziegelplatten, Ziegel, Dach⸗ ziegel, verschiedene chemische und Farbenprodukte, Stroh⸗ hüte und Geflechte für Hutfabrikation. Der Entwurf be⸗ antragt außerdem, den Einfuhrzoll auf Baumwollengarn um ein Zehntel zu erhöhen, da die französische Baumwollen⸗ industrie mehr als * andere durch die Konkurrenz der amerikanischen Fabriken betroffen erscheint. Zur Verein⸗ fachung des Verfahrens der Erhebung beantragt der Entwurf, die Werthzölle durch spezifische Zölle zu ersetzen. Die Kammer wird berufen werden, einen Ausschuß von 33 Mitgliedern zur Prüfung dieses wichtigen Gesetzentwurfs zu ernennen.
Versailles, 11. März. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer nahm heute den Gesetzentwurf, betreffend die Herabsetzung der Posttaxen im internen Ver⸗ kehr, an. Der Senat genehmigte den von der Deputirten⸗ kammer angenommenen Gesetzentwurf auf Herabsetzung der Telegraphiegebühren im internen Verkehr.
Italien. Rom, 11. März. (W. T. B.) Der neu⸗ gewählte Präsident Cairoli nahm heute in der De⸗ putirtenkammer den Vorsitz mit der Erklärung ein, daß er das Präsidentenamt übernehme, um die Gemuͤther zu be⸗ ruhigen. Er erinnerte an die feierlichen Kundgebungen bei dem Tode des Königs Victor Emanuel und an das allgemein manifestirte Vertrauen auf den König Humbert und betonte die Nothwendigkeit administrativer und politischer Reformen. Der Minister⸗Präsident Depretis zeigte der Kammer an, daß noch vor der Eröffnung des Parlaments der Minister des Innern, Crispi, seine Entlassung gegeben
habe, und daß in Folge der Wahl Cairoli's zum Kammer⸗
Präsidenten auch
“] 1 8 1 — die übrigen Minister demissionirt . Der Minister legte hierauf den Entwurf eines olltarifs vor und beantragte, daß bei der Dringlichkeit dieser Vorlage die Kammer eine Spezialkommission zur Prü⸗ fung derselben einsetze. Die Kammer genehmigte diesen An⸗ trag. Der Kammer⸗Präsident theilte danach die von den Kammern von Griechenland, Rumänien und Portugal an⸗ läßlich des Ablebens des Königs Victor Emanuel einge⸗ gangenen 8 en mit. Auf den Antrag des Präsiden⸗ ten wurde beschlossen, eine Kommission zur Beantwortung dieser Adressen niederzusetzen. Schließlich wurde der Antrag, die Sitzungen der bis auf Weiteres zu suspen⸗ diren, angenommen. Die nächste Sitzung soll durch das Präsidium den Deputirten schriftlich angezeigt werden.
— 12. März. (W. T. B.) Cairoli hat erst nach dem Schluß der gestrigen Kammersitzung begonnen, sich mit seinen 1 über die Bildung eines neuen Kabinets ins
ernehmen zu setzen. Bis jetzt werden nur Cairoli, Zanardelli und Farini als solche genannt, deren Eintritt in das Kabinet als positiv gelten könne. Vom Marine⸗Minister Brin heißt es, daß er in dem neuen Kabinete bleiben werde. Daß Sella eine Unterredung mit Cairoli gehabt habe, und daß Luzzati das Finanzportefeuille angetragen worden sei, wird von der „Opi⸗ nione“ als unbegründet bezeichnet. Tairoli hat im Laufe des gestrigen Tages zwei weitere Unterredungen mit dem Könige gehabt.
Türkei. Konstantinopel, 11. März.
griechischen Freiwilligen in Epirus hätten eine vollständige Niederlage erlitten, die Ruhe sei dort voll⸗ ständig wiederhergestellt. — General Safvet ist zum Gou⸗
interimistisch die Geschäfte des Kriegs⸗Ministers übernehmen.
Rumänien. Bukarest, 11. März. (W. T. B.) Ein der „Polit. Korresp.“ von hier zugegangenes Telegramm meldet: Der Finanz⸗Minister hat mit der „Banque de Roumanie“ ein Ab⸗ kommen getroffen wegen Zahlung der am 1. April in Paris fällig werdenden Coupons der rumänischen Rente im Betrage von 1 100 000 Frcs.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Konstantinopel, 11. März. (W. T. B.) Das rus sische Okkupations⸗Corps in Bulgarien wird, dem Vernehmen nach, General Dondukoff⸗Korsakoff kommandiren. — Die russische Nacht „Livadia“ trifft morgen zur Disposition des Großfürst⸗Ober⸗Kommandirenden hier ein. Ueber den Besuch des Großfürsten beim Sultan ist noch keine weitere Bestimmung getroffen.
London, 11. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses äußerte Lord Stanhope den Wunsch, daß keiner der Kriegführenden auf dem Kongresse den Vorsitz führe, Lord sprach die Hoffnung aus, daß der Kongreß auch die Macht besitze, die Friedens⸗
derselbe den Vertreter derjenigen Macht, in deren Hauptstadt
kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß Fürst Bismarck das Prä⸗ sidium ablehnen werde. Wenn derselbe aber ablehnen sollte, müsse ein anderer Präsident gewählt werden. Ein Ausschluß der Kriegführenden dabei sei dann allerdings erwünscht. Ein I liege aber nicht vor, es gebe Kongresse und
onferenzen, auf denen nur die Kriegführenden vertreten gewesen seien.
Präsident sei nur primus inter pares.
9 vorliegenden Berathungsgegenstände zu behandeln. Die egierung unterhandele hierüber noch mit den anderen Mächten und könne er jetzt darüber nichts Weiteres sagen. Das Haus vertagte sich hierauf.
— (W. T. B.) Im Unterhause machte Peel die Mittheilung, daß er noch im Laufe der heutigen Sitzung die Frage aufwerfen werde, ob es nicht wünschenswerth sei, daß England auf der Konferenz durch den Minister der Auswärtigen Angelegenheiten vertreten werde, da dieser die Ansichten der Regierung besser darlegen könne. — Auf eine Anfrage Montague'’'s erklärte Schatzkanzler Northceote, die Regierung habe noch keine Kenntniß von den Friedensbedingungen. Dem Deputirten Wolff gegen⸗ über bestätigte Northcote, daß die englische Regierung vorgeschlagen hah⸗ Griechenland die Theilnahme am Kongreß zu ge⸗ tatten. — Onslow kündigte an, daß er morgen die Regie⸗ rung darüber befragen werde, ob der Regierung die Zahl der vor Gallipoli und in den Linien vor Konstan⸗ tinopel stationirten Russen, sowie die Gesammtstärke der südlich des Balkans stehenden Russen bekannt sei und ob die Regierung die Konferenz beschicken werde, so lange sie die 131““ nicht offiziell kenne und so lange die
ussen ihre überwältigende Stellung in den Linien vor Konstantinopel und vor Gallipoli inne hätten. — Im Fortgange der Sitzung erklärte Lenisan, er werde am nächsten Donnerftag die Regierung darüber interpelliren, ob es auf dem Kongresse jedem freistände, zurückzutreten, wenn es die nationale Würde und Ehre er⸗ eische, ob die Entscheidung der Majorität die Minorität binde, ob die Regierung sich das Recht vorbehalte, gegen jedwede Spoliation der Türkei zu protestiren, welche den Verträgen von 1856 und 1871 zu widerlaufe. — Zum Schluß der Sitzung entspann sich eine längere Debatte über den Zu⸗ stand der Flotte, die ausgänglich auf nächsten Donnerstag vertagt wurde. Es unterblieb in Folge dessen die Vorlegung des Marinebudgets, auch die Interpellation Peels kam nicht mehr zur Verhandlung.
— 12. März. (W. T. B.) Wie der „Standard“ wissen will, hätten die Lehörden in Malta die Weisung er⸗ halten, zum Zweck der Verstärkung der britischen Flotte in den Orientgewässern die zur Heimkehr nach England be⸗ üün gewesenen Kriegsschiffe bis auf Weiteres zurück⸗ zuhalten. 3
Wien, 11. März. (W. T. B.) In der Sitzung des Budgetausschusses der österreichischen Delegation beantwortete Graf Andrassy die von einzelnen Dele⸗
girten an ihn gerichteten Anfragen; man beschloß, die von
sichtige keinesfalls,
Ein Telegramm des Gouverneurs von Janina meldet, die
verneur von Tripolis ernannt worden. — Mehemed Ali 8 Pascha soll für die Dauer der Abwesenheit Reouf Paschas
5prozentigen
basen einer Erwägung zu unterziehen. Lord Derby erklärte hierauf, der Kongreß wähle den Präsidenten und zwar wähle .
der Kongreß oder die Konferenzen abgehalten würden. Es sei
Die Stellung des Präsidenten sei überdies mit keiner besonderen Macht und Autorität bekleidet, der Was Lord Strathedens Bemerkung angehe, so würde eine Beschickung des . ganz nutzlos und thöricht sein, wenn der Kongreß nicht die wirkliche, sondern eine nur nominelle Macht haben sollte, die
“
dem Grafen Andrassy gegebenen Aufklärungen als konfidentiell nicht in das Sitzungsprotokoll aufzunehmen. Be⸗ sonders eingehend soll Andrassy der „Reichsraths⸗ Korrespondenz“ zufolge über die Frage der Okku⸗ pation Bosniens gesprochen haben, welche er als nicht in den Zielen der Regierung gelegen bezeichnet habe. Graf Andrassy habe dann hervorgehoben, daß die Sicherstellung gegen eine Ueberraschung nicht das Motiv, sondern mit eines der Motive für die Kreditvorlage gge⸗ wesen sei. Andrassy erklärte, daß die Interessen der Monar⸗ chie Rußland gegenüber noch vor dem Beginn des Krieges zum Ausdruck gebracht worden seien und daß die! russische Regierung deren Berechtigung anerkannt habe. Ausführlich beschäftigte sich Graf Andrassy mit der an die Regierung ge⸗ richteten Frage nach den Motiven der im Juni 1877 geplan⸗ ten theilweisen Mobilisirung und mit der Frage, auf welche Un⸗ terstützung die Regierung auf dem Kongresse Seitens der anderen Mächte hoffe. Andrassy stellte entschieden in Abrede, daß irgend eine Anschaffung für einen Mobilisirungsfall ohne gleichzeitige Mobilisirung beabsichti t sei und erklärte, die Regierung beab⸗ esfalls, sogleich nach der Bewilligung des gefor⸗
derten Kredits eine Mobilisirung anzuordnen; sie bedürfe aller⸗ dings der Mittel, um die Welt zu überzeugen, daß die Mon⸗ archie zum faktischen Schutze 4 Interessen befähigt sei; allein vor dem Kongresse, von welchem eine allseitig befrie⸗ 29 Verständigung zu hoffen sei, eine Wehrkraft auf⸗ zustellen, um sie dann unter großen Kosten in Bereitschaft stehen und dann eventuell wieder abrüsten zu lassen — das wäre ein Vorgehen, welches die Regierung nicht ver⸗ antworten könnte. Wenn behauptet worden sei, es sei für eine Mobilisirung der Armee zu spät, so finde er vielmehr, daß es hierzu viel zu früh sei. Andrassy erklärte hierbei alle Nachrichten über thatsächliche Mobilisirungs⸗Maßnahmen, Ordre de bataille u. s. w. als unrichtig und absolut unbegründet.
— Der Präsident Trautmannsdorf schloß hierauf die Sitzung
mit dem Ausdruck des Dankes für die Bereitwilligkeit, mit b 2 der Minister dem Wunsche der Delegirten entsprochen abe. „— (W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ wird aus Konstan⸗ tinopel gemeldet, daß sich der Sultan in Folge der Auf⸗ regungen der letzten Wochen unwohl befinde, doch gebe der Zustand desselben zu keinen Besorgnissen Anlaß. — Aus Cettinje geht derselben Korrespondenz die Nachricht zu,
daß die montenegrinische Armee demnächst wieder auf
“ gesetzt werden solle; die russischen mbulanzen würden aufgelöst, die fremden Aerzte ent⸗ lassen werden. Die Montenegriner würden ihre bisheri⸗ gen Stellungen bis zur Publikation des Friedensvertrages inne behalten, wogegen die Türken bereits in den nächsten Tagen mit der Räumung der abzutretenden Gebietstheile be⸗ ginnen sollen. — Nach einer weiteren Meldung der „Polit. Korresp.“ aus Belgrad verlautet dort gerüchtweise, der Ge⸗ neral Leschjanin, dessen Ankunft am Mittwoch in Belgrad erwartet werde, würde sich alsbald in einer vertraulichen Mission nach Cettinje begeben. — 12. März. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, hat der montenegrinische Senats⸗Präsident Petrovics, welcher sich in einer Spezialmission hier befindet, von maßgebender Seite unter Anerkennung der bisherigen Haltung des Fürsten⸗ thums die Zusage erhalten, daß Oesterreich⸗Ungarn die legitimen Montenegros unterstützen werde. — Aus Ragusa wird der „Presse“ telegraphirt: Die Pforte trifft Anstalten, die Garnisonen in Bos⸗ nien zu vermehren. Bei Bihatsch ist ein Lager für 40 000 Mann projektirt. — Es sind bereits Lieferungsverträge für die Verproviantirung der Truppen abgeschlossen. — Die Agitation für eine Okkupation durchösterreichische Truppen dauert in Bosnien und der Herzegowina fort. 8 Pest, 11. März. (W. T. B.) Nach einem ausführ⸗ i gestrige Sitzung der vereinigten Subkommissionen der ungarischen Delegation erklärte Graf Andrassy in derselben, die Okkupation oder Annexion Bosniens und der Herzegowina sei niemals der Zweck oder die Absicht der Regierung gewesen und werde es auch nicht sein, so lange nicht von dorther die eigene Sicherheit Oesterreich ⸗-Ungarns unmittelbar ” sei. — Auf die Ausführungen und Anfragen mehrerer Redner beleuchtete Graf Andrassy in einer anderthalbstündigen Rede, inzwelcher er das ganze Gebiet der orientalischen Frage umfaßte, das bisherige Vorgehen der Regierung, ihren jetzigen Standpunkt und insbesondere ihre Intentionen bezüg⸗ lich des Kredites von 60 Millionen. Die Korrespondenz veröffentlicht nur Einiges aus den Enunciationen über den Kredit, welcher in der Ausführung gipfelt, daß der Regierung Nichts übrig bleibe, als bei ihrer fortgesetzten Bemühung die Interessen des Landes auf friedlichem Wege zur Geltung zu bringen, doch auch dafür zu sorgen, daß fuͤr den schlimmsten Fes sofort die nöthigen Maßregeln getroffen werden können. us diesem Grunde verlange die Regierung die 60 Millio⸗ nen. Was die Haltung der übrigen Mächte anbelange, so könne man kühn behaupten, daß die österreichischen Interessen im Orient heute zugleich europäische seien und allseitig als solche anerkannt würden. Wie weit die anderen Mächte in der Wahrung dieser Interessen gehen würden, könne man nicht bestimmen. Das Programm der Regierung könne vor dem usammentritte des Kongresses nicht einen Gegenstand der Erörterung bilden. Der Minister spezifizirte sodann detaillirt, was er unter der österreich⸗ungarischen Interessen⸗ share verstehe und welche Veränderungen Seitens Oesterreich⸗ ngarns nicht geduldet werden könnten. — Namentlich dieser
geheim gehaltene Theil erregte Sensation und 8b auch auf
die Opposition den tiefsten Eindruck. — Die nächste Sitzun 8gg Shehftig. Ferfh heg 1 1 Athen, 11. März. (W. T. B.) Nach hier eingegange⸗ nen Nachrichten haben sch die Aufstäͤndis en in aee⸗ donien der Städte Plotamona und Rhapsan bemächtigt, die Verbindung zwischen Mazedonien und Thessalien unterbrochen und die Annexion an Griechenland ausgesprochen. Die Aufständischen in Epirus dagegen verlangen Hülfe.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Dem Hause der Abgeordneten ist ein Gesetzentwurf, betreffen? die Fertigstellung der Berliner Stadteisen⸗ ahn für Staatsrechnu ng, zur Beschlußnahme vorgelegt worden. Durch denselben wird die taatsregierung ermächtigt, in einer zu dem Ende einzuberufenden Generalversammlung der Aktionäre der Berliner Stadteisenbahn⸗Gesellschaft nach Maßgabe des unterm Februar 1878 mit der Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger, der Magde⸗ urg⸗Halberstädter und der Berlin⸗Hamburger Eisenbahngesellschaft
11“
cjen Berichte der „Pester Korrespondenz“ über die
abgeschlossenen Vertrages für die Auflösung der Berliner Stadteisen⸗ bahn⸗Gesellschaft zu stimmen und die Berliner Stadtbahn für — des Staats fertig zu stellen. Der erforderliche Geldbedarf: 82 ur Deckung des in Folge der Auflösung der Berliner Stadteisen — Gesellschaft entstandenen Ausfalles am Anlagekapital, sowie 2) zur Deckung der zur Vollendung der Bahn erforderlichen Mittel über den, dem 2— vom 20. März 1874 zum Grunde liegenden Kostenanschlag hinaus, einschließlich der Mittel für über den Bedarf angekaufte beziehungsweise anzukaufende und spãter wieder zu veräußernde Grundstücke im Gesammtbetrage von 35 700 000 ℳ wird durch Veräußerung eines entsprechen⸗ den Betrages von „Schuldverschreibungen aufgebracht. Wann, durch welche Stelle, in welchen Beträgen, zu welchem Zinsfuß, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen Coursen die Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen, bestimmt der Finanz⸗ Minister. Im Uebrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihe, wegen Annahme derselben als pupillen⸗ und deposital⸗ gieg. Sicherheit und wegen Verjährung der Zinsen die Vorschriften des esetzes vom 19. Dezember 1869 zur Anwendung. Der durch die V räußerung von über Bedarf angekauften Grundstücken bezw. Grundstückstheilen erzielte Erlös ist in Anrechnung auf die der Staatsregierung bewilligten, noch offen stehenden Kredite zu verwenden. Jede Verfügung über die Beeliner Stadteisenbahn durch Veräuße⸗ rung bedarf zu ihrer Rechtsgültigkeit der beider Häuser des Landtags. Die Ausführung dieses Gesetzes wird, soweit solche nach den Bestimmungen des §. 2 nicht durch den Finanz⸗Minister erfolgt, dem Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten übertragen. Die entgegenstehenden Bestimmungen des Gesetzes vom 20. März 1874, betreffend die Betheiligung des Staates an dem Unternehmen einer die Stadt Berlin durchschneidenden, von einem Punkte in der Nähe des Ostbahnhofes ausgehenden Eisenbahn nach Charlottenburg, werden hierdurch aufgehoben.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Nach einem in Coburg eingetroffenen Telegramme ist der auch als Dichter und Schriftsteller bekannte General⸗Intendant und Geheime Kabinets⸗Rath Frhr. Gustay von Majern⸗Hohen⸗ berg am 9. d. M. in Constanz, wohin er vor einigen Jahren von Coburg übergesiedelt war, nach längeren Leiden gestorben.
— Die am 18. und 19. Februar in der Schloßkapelle von dem Hofprediger und Schloßpfarrer Dr. Kögel gehaltene Traurede und Kirchgangs predigt sind im Verlage von Carl Chun hierselbst im Druck erschienen (Preis 50 ₰). In demselben Verlage erschien der evangelische Katechismus für Konfirmanden und Konfirmirte, auf der Grundlage der heiligen Schrift, des kleinen Katechismus Dr. Martin Luthers und der evangelischen Kirchen⸗ lieder, dargeboten von Em. Quandt, Pfarer zu St. Elisabe’h in Berlin, eine in 279 Fragen und Antworten gegliederte Er⸗ läuterung des lutherischen Katechismus.
Stockholm, 5. März. In der Ersten Kammer des Reichstags ist beantraagt worden, für die neue, von dem Lieute⸗ nant Sandeberg projektirte arktische Expedition eine Unter⸗ stützung von 22 000 Kronen zu bewilligen. Hr. Sandeberg hat seit nunmehr 2 Jahren auf eigene Rechnung die Kolahalbinsel und die umliegenden Meere bereist, um diese Gegenden sowohl in zoolo⸗ gischer, wie in botanischer und geologischer Hinsicht zu untersuchen.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Die „Deutsche Jagdzeitung“, illustrirte Umschau in den Revieren der Jägerei, herausgegeben von Fr. von Ivernois in Eilenburg, erscheint monatlich zweimal im soßmat der „Leipziger Illustrirten Zeitung“. Das Programm des Blattes ist „Erhaltung und Hebung des Wenigen, was von der hohen Jagd in Deutschland noch verblieben ist. Verbesserung von Mittel⸗ und Niedecjagd, An⸗ leitung zur Vertilgung alles schädlichen Raubzeugs durch interessante und belehrende Aufsätze aus der Feder nur kompetenter Rezensenten.“ Der „Allgemeine Deutsche Jagdschutzverein“ veröffentlicht seine Be⸗ kanntmach ungen regelmäßig durch die „Deutsche Jagdzeitung“. Illustra⸗ tionen tüchtiger Jagdmaler, Abbildungen von Abnormitäten und Seltenheiten, Feth ten. Fangapparaten ꝛc, erscheinen in jeder Num⸗ mer, ebenso auch humoristische Skizzen. Der Abonnementspreis stellt sich vierteljährlich auf 4 ℳ
Gewerbe und Handel.
Die gestrige Generalversammlung der Aktionäre der Preu⸗ ßischen Hypotheken⸗Aktien⸗Bank (Spielhagen) genehmigte die Bilanz pro 1877, sowie die von der Haupt⸗Direktion vorgeschla⸗ gene Vertheilung des auf 951 158 ℳ sich beziffernden Reingewinnes. Es gelangen hiernach für das abgelaufene Geschäftsjahr 12 ½ % des Aktienkapitals als Dividende zur Vertheilung und sofort zur Zahlung.
— Von den „Verhandlungen des Vereins zur Beför⸗ derung des Gewerbfleißes“ ist das erste Heft des Jahrgangs 1878 Verlag von Leonhard Simion in Berlin) erschienen. Diese Zeitschrift hat sich seit ihrer Begründung im Jahre 1828 durch ihre Gediegenheit ausgezeichnet. Der Jahrgang 1877 enthält auf 97 Druckbogen 29 Original⸗Abhandlungen, die durch zahlreiche Holz⸗ schnitte, und durch 28 Tafeln, in Kupferstich und Lithographie muster⸗ haft ausgeführt, veranschaulicht werden. Weiter bringen die „Verhandlungen“ ausführliche Berichte über die monatlichen Sitzungen des Vereins, die viel Beachtenswerthes bieten. Auch die äußere Ausstattung der Zeitschrift ist vorzüglich.
— Die hiesige A lgemeine Häuserbau⸗Aktiengesell⸗ schaft wird für 1877 an die Aktionäre eine Dividende von 1 ½ % gegen 4 % in 1876 zur Vertheilung bringen. Die Gesellschaft ver⸗ einnahmte insgesammt 140 699 ℳ, wovon 104 599 ℳ auf Mieths⸗ erträgnisse und 15 107 ℳ auf Hypothekenzinsen entfallen. Aus den Einnahmen wurden 14 441 ℳ zu Abschreibungen, 47 342 ℳ zur Zahlung von Hypothekenzinsen, und 23 342 ℳ zur Ausführung von Reparaturen verwendet; 15 343 ℳ nahmen die Generalunkosten in Anspruch und 27 000 ℳ sind zur Zahlung der obinen Dividende erforderlich. Der Reservefonds der Gesellschaft beziffert sich auf
54 8 ℳ
ien, 11. März. (W T. B.) Die Staatsbahn hat eine außerordentliche Generalversammlung für den 13. Abhur. ausge⸗ schrieben. Der Gegenstand der Verhandlung auf derselben ist die Auf⸗ nahme einer 5prozentigen in Gold verzinslichen Anleihe von 30 Millionen Fl. Hiervon sollen 15 Millionen verwendet werden zur Refundirung der Ausgaben für den Erwerb der Arad⸗Temeswarer und der Brünn⸗Rossitzer Eisenbahn, sowie zur Refundirung der durch die bisherigen Emissionen nicht ge⸗ deckten Bauauslagen der Chotzen⸗Braunauer und der Temeswar⸗ Orsovaer Bahn. Die übrigen später zu emittirenden 15 Millionen sind zum eventuellen Kauf und zum Bau von Eisenbahnstrecken im Anschluß an das alte Netz bestimmt.
„— Die Handelsausweise des britischen Handelsamtes für den Monat Februar zeigen sowohl hinsichtlich des Ausfuhr⸗ wie des Einfuhrwerths eine kleine Aufbesserung gegen Februar 1877. Erstere nämlich betrug 14 896 320 £ gegen 14 393 745 £ in 1877 und 16 482 505 9 in 1876. In folgenden Artikeln steigerte sich der Ausfuhrwerth im Vergleiche zu Februar 1877: in Bier 40 000 P; Kohle und Kokes 14 000 †; in Baumwollengarn und Twist 135 000 8; in Steingut und Porzellan, Bandwaaren ꝛc., Eisen und Stahl um 78000 . Eine Abnahme des Einfuhrwerths fand statt: in Baumwollstoffen, in Wollen⸗ und Wirkerwaaren ꝛc. Der Ausfuhr⸗ werth für Januar und Februar zusammen genommen, beträgt 30 320 231 gegen 30 339 825 £ und 33 137 017 £ in den entsprechenden Zeit⸗ räumen der beiden vorhergehenden Jahre. Der Einfuhrwerth für Fe⸗ bruar beziffert sich auf 32 175 177 c gegen 30 942 309 £ in 1877 und 33 780 097 f in 1876. Die gegen Februar 1877 ist am stärksten bei Baumwolle, wo sie 677 300 £ beträgt. An Weizenkorn und Mehl wurden 829 642 Centaer im Werthe von 764 925 o ein⸗ eführt gegen 397 305 Centner im Werthe von 338 934 £. Der Einfuhrwerth für Thee stieg um 23 000 Tℳ, der für Kaffee verminderte sich um 234 000 f, für Rohseide um 205 600 f, für Zucker um 210 700 £ und für Wein um 72 700 f. Für die beiden Monate Januar und
ngenommen stellt
Februar zusamme erth au
62 785 133 f gegen 63 841 689 lund 64 453 844 £ in den ent⸗ sprechenden Zeiträumen der beiden Vorjahre. — Die Bewegung der Edelmetalle gestaltete sich wie folgt: Einfuhr im Februar 1878 2 572 773 , Februar 1877 1 469 195 f, Februar 1876 1 682 464 ; Ausfuhr 1878 3 675 392 £, 1877 2 231 493 f&, 1876 1 648 385 4 Einfuhr im Januar und Februar 1878 4 681 080 f, Januar und — 1877 3 829 477 , Jannar und Februar 1876 3 499 777 4;
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗York, 10. März. Das Postdampfschiff „Oder“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 24. Fe⸗ bruar von Bremen und am 26. Februar von Southampton abgegan gen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen. 8
Plymouth, 11. März. (W. T. B.) Die Hamburger Se- dampfer „Silesia“ und „Lessing“ sind, ersterer von West⸗ indien, letzterer von New⸗York, hier eingetroffen.
Berlin, 12. März 1878.
„Das Königliche Münzkabinet hat kürzlich das wahr⸗ scheinlich älteste numismatische Den kmal⸗ * sich . Se. Majestät den Kaiser 5e erworben: eine kleine Medaille, deren Vorderseite ein ünzstempel des Königs Friedrich Wilhelms III. mit dessen Kopf bildet, während au der Kehrseite in sieben Zeilen zu lesen ist: F. W. L. (Friedri Wilhelm Ludwig) Willkommen theurer Königs-Sohn an der Döüssel. 1819.
Prinz Wilhelm machte im Sommer dieses Jahres eine mehrmonatliche Reise durch Westfalen und die heinprovinz und 8 Sich auch in Düsseldorf auf; dort war damals eine Präg tätte, vielleicht besuchte Er diese, und die Medaille ward etwa in Seiner Gegenwart geprägt.
Eine Medaille auf die Geburt Sr. Majestät des Kaisers ist nicht bekannt, wie überhaupt die Medaillenprägung in Preußen seit langer Zeit darniederliegt, während diese schöne und wichtige Kunst in manchen Nachbarländern blüht. Namentlich in 5— wird jedes wichtige Ereigniß, besonders jeder Sieg, von Alters her durch Medaillen gefeiert und im Andenken der Nachkommen erhalten. Und selbst in manchen deutschen Staaten, Bayern, Württemberg, Hamburg, sind ein zelne vortreffliche Medaillen geprägt worden.
Auch bei uns fehlte es wahrlich nicht an Veranlassungen dazu, auch nicht an Künstlern und Kunstverständigen, welche durch ihr Zu ammenwirken die großen Ereignisse unserer Zeit und die Bildnisse der Helden und Staatsmänner in schönen Medaillen darstellen könnten; sie würden so der spätesten Nachwelt über liefert, denn diese Kunstwerke dauern Jahrtausende, länger als alle anderen.
Der 6. wissenschaftliche Vortrag des Prof. und Pred D. Paulus Cassel findet am Donnerstag, den 14. März, Aora8 6 Uhr, in „der Aula des Friedrich⸗Wilhelms⸗Gymnasiums statt und wird über „Niobe, ihr Haus und ihre Leiden handeln.
Der Verein für deutsches Kunstnewerbe hält morgen, Mittwoch, Abends 8 Uhr, im alten Architektensaale, Wilbelm⸗ straße 118, seine 6. Hauptversammlung. Auf der Tages⸗ ordnung stehen u. A. die Vorträge des Hrn. Professor Doepler über die Stellung des Vereines für deutsches Kuanstgewerbe zum Berliner Gewerbemuseum und des Hrn. Professor H. Wreiß über die Stuhl⸗ formen im Alterthum, illustrirt durch Zeichnungen. Gäste haben Zutritt.
Am Sonnabend ist, von Cöln kommend, die bereits ange⸗ kündigte Eskimo⸗Gesellschaft im Zoologischen Garten hierselbst eingetroffen. Dieselbe besteht aus 6 Personen, darunter zwei Kinder. Ihre Heimath ist Jakobshavn in Grönland. Vor dem Orchester ist das „Sommerzelt“ aus Stangen und Fellen, auf der Terrasse, beim Neptun, das „Winterhaus“ der Eskimos aus Rasen⸗ stücken, welche die ausgestochenen Schneestücke der nordischen Heimath vertreten, errichtet. Ein Lattenverschlag im Hintergrunde beherbergt ein Dutzend Eskimohunde, die Proben ihrer Zugkraft vor einem Schlitten ablegen. Auf dem großen Teiche produzirt sich einer der Eskimos in einem „Kajak“, einem langen, schmalen, bis auf das Mannloch im Deck völlig geschlossenen Kahne.
Im Wallner⸗Theater trat Hr. Friedrich Haase gestern in Fortsetzung seines Gastspiels als Graf Thorane in Gutzkows: „Königslieutenant“ auf. Der Künstler hat schon zu wieder⸗ holten Malen in Berlin Gelegenheit geboten, seine meisterliche Ver⸗ körperung dieser Rolle zu bewundern; dieselbe gehört zu seinen besten Leistungen. Nur durch die vollendete, bis in die kleinsten Züge mit feinem künstlerischen Instinkt und dem sorgfältigsten, eingehendsten Studium in Haltung, Rede und Spiel, ausgeführte Zeichnung Haase's erweckt die weichliche, unbefriedigende Erscheinung des melancholischen, weiberhassenden Franzosen Interesse, und doch bleibt es im⸗ merhin peinlich, die Hauptperson in einem deutschen Lustspiele den ganzen Abend zwischen französischen Brocken deutsch radebrechen zu hören. Um so bewundernswerther ist die Kunst, mit welcher der Darsteller diesen der Rolle anhaftenden Grundfehler vergessen zu machen versteht. Hrn. Haase wurde von dem vollbesetzten Hause lebhafter Beifall gespendet; er wurde bei offener Szene und nach jedem Akte wiederholt hervorgerufen. Die heimischen Mitglieder der Wallnerbühne bemühten sich nach Kräften, den ausgezeichneten Gast wirksam zu unter⸗ stützen, doch war es der Darstellung anzumerken, daß das eigentliche Gebiet dieser Bühne ein anderes ist. Der Königslieutenant ist kein moder⸗ nes, sondern ein historisches Lustspiel, welches in einem bestimmten geschichtlichen Kolorit und Charakter gehalten sein will. Dieser historische Zug wurde von den meisten Mitwirkenden nicht recht ge⸗ troffen. Allgemeinen Beifalls unter den ständigen Mitgliedern hatten sich mit Recht Frl. Woytasch durch ihren Wolfgang Goethe und Hr. Blencke durch seinen Sergeant⸗Major Mack zu erfreuen. Frl. Carlsen in der Rolle der Frau Rath Goethe, Hr. Schmidt in der des alten Föerhe Hr. Meißner als Professor Mittler und Fr. Formes als Dien tmagd Gretel gaben sich zu modern; es ging zu viel von de eigenthümlichen Lokal⸗ und Zeitton verloren, in welchem diese Figuren und die sie umgebenden Umstände durch die Schilderung in „Wahr⸗ feit und Dichtung“ von der berufendsten Hand gezeichnet worden ind. Die übrigen Figuren des Stückes treten mehr in den Hintergrund.
— Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geh am Donnerstag die Posse „Die Reise durch Berlin“ neu einstu irt und mit neuen Einlagen wiederum in Scene, und zwar zum Benefiz des Komikers Hrn. Max Schulz als „Rentier Bieleselde. 8 — Hr. Carl Pander ist von der Direktion des Res Theaters veranlaßt worden, an 2 bis 3 Abenden auf der Stätte seiner früheren Wirksamkeit aufzutreten. Bei dieser Gelegenheit ge⸗ langt das lange nicht segebene, beliebte Lustspiel „Heinrich Heine zur Aufführung, in welchem bekanntlich Hr. Pander seiner Zeit al „Hirsch“ eine hlanzleistung geschaffen hat. Der Gast tritt morgen Mittwoch, in dieser Rolle zuerst auf. Zum Schlusse der Vorstel⸗ lung wird derselbe noch in dem einaktigen Schwanke „Im Theater bureau“ Sfri6 g.
— Im end⸗Theater beginnt am Freitag, den 15. Mär Hr. Carl Salomon vom Thalia⸗Theater in Hamburg ein Gastspiek
Im Konzerthause wird morgen, Mittwoch, in dem Symphonie⸗Konzert, dessen Mittelpunkt Beethovens 1.“ 1 bilden soll, von Hrn. Konzertmeister Halir das Violinkonzert von Heinrich Urban in dieser Saison zur ersten Aufführung gebracht und eine für die Rubens⸗Feier in Antwerpen geschriebene Fe Huderkurd
werden
des belgischen Komponisten Rüfer zum ersten Male aufgeführt
usfuhr 1878 6 744 911 £, 1877 7 161 221 f, 1876 3 749 161 E