aber es sei schon ein großer Vortheil, wenn die Finanzreform vor eine Steigerung der vorhandenen Steuern bewahre und weniger drückende Steuern gebe. 8 Der Kommissar des Bundesraths erwiderte dem Abg. Dr. RNeichensperger, daß er wegen des Ueber anges des Etats des norddeutschen Bundes auf den des Deutschen Reiches und wegen des Eintritts von Elsaf⸗Lothringen und einer Reihe von Bun⸗ desstaaten in den Zollverein, bezüglich der von ihm geforderten Auskunft nicht die absoluten, sondern nur die relativen Zahlen angeben könne. Seit dem Jahre 1865 bis heute seien in Preußen die Ausgaben für das Militär pro Kopf von 6 ℳ, 30 ₰ auf 8 ℳ 1 J, also um 1 ℳ 70 ₰ Pefhthön. Die dem Reich überwiesenen Zölle und gemeinschaftlichen Steuern sollen npro Kopf der Bevölkerung 4 ℳ 80 ₰ betragen und sich in der Zeit von 1873 bis 1876 auf 6 ℳ 35 — 50 ₰ ge⸗ stellt; dies sei ebenfalls eine Steigerung von 1 ℳ 70 ₰ pro Kopf. Hieraus ergebe sich, daß die Ausgaben für das Militär gar nicht durch die Matrikularbeiträge, sondern beinahe Hans durch die dem Reiche überwiesenen Zölle und gemeinschaft⸗ lichen Steuern gedeckt worden seien. Die Hauptsache sei die, daß es durch die verringerten Ansprüche, welche das Reich bezüglich der Matrikularbeiträage an die Einzel⸗ aten gestellt habe, den Einzelstaaten möglich geworden 8 ihre Ausgaben für die Zwecke ihrer Kom⸗ munalverwaltung wesentlich zu erweitern. Denn die Matri⸗ kularbeiträge hatten sich pro Kopf der Bevölkerung belaufen: im Jahre 1868 auf 2 ℳ 37 ₰; 1869 auf 2 ℳ 45 ₰; 1872 auf 2 ℳ 7 ₰; 1873 auf 1 32 ₰; 1874 auf 1 ℳ 29 ₰; 1876 auf 1 ℳ 22 ₰. Wenn gesagt worden sei, daß es das Reich verstanden habe, seine Ausgaben auf die Kommu⸗ nen abzuwälzen, so müsse er darauf erwidern, daß die Gesetz⸗ ebung des Reiches bezüglich der Militärlasten fortwährend bestrebt gewesen sei, eine vollständigere Entschädigung fuh die Leistungen der Kommunen und der Einzelnen herbeizuführen, als dies früher der Fall gewesen sei.
Der Referent Abg. Richter (Hagen) bestritt, daß nach den Vorschlägen der Budgetkommission und der Mehrheit des Hauses die Reservebestände der Armee aufgezehrt würden,
und suchte die Finanzpolitik der Majorität gegen die Angriffe mehrerer Redner in Schutz zu nehmen.
Der Kommissar des Bundesrathes entgegnete, daß er nicht von der Aufzehrung von Reservebeständen, sondern von der Einziehung von Beständen der übertragbaren Fonds der Militärverwaltung gesprochen habe. Der Referent Abg. Richter (Hagen) entgegnete, es seien nur 700 000 ℳ abgesetzt worden bei Fonds mit Rücksicht auf vorhan⸗ dene graße Bestände.
Fes e e darauf nach den Vor⸗
lägen der Kommission bewilligt. 8 Das Etatsgesetz wurde ohne Debatte vorbehaltlich der definitiven Feststellung der Summen angenommen; nur wurde der Betrag der nach §. 3 Nr. 1 zur Verstärkung des ordent⸗ lichen Betriebsfonds der Reichs⸗Hauptkasse auszugebenden Schatzanweisungen von 24 auf 40 Millionen erhöht.
Damit war die zweite Lesung des Etats beendigt.
Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, treffend den Bau von Eisenbahnen in Lothringen.
Der Referent der Budgetkommission Abg. Dr. Hammacher beantragte die unveränderte Annahme der Vorlage. Er kon⸗ statirte, daß der in erster Lesung vom Abg. Gerber erhobene Einwand, man wolle hier Bahnen auf Kosten Elsaß⸗Lothrin⸗ gens im Reichsinteresse bauen, vollständig unbegründet sei. Die Regierungs⸗Kommissarien hätten in der Kommission er⸗ klärt, es solle für diese Bahnen auch nicht eine Mark aus der
Landeskasse von Elsaß⸗Lothringen erhoben werden. Ebenso unbegründet sei der Vorwurf des Abg. Gerber, die Reichs⸗ regierung habe widerrechtlich einige Millionen aus elsaß⸗ lothringischen Landesmitteln für Ssenbnabnten verwendet. Nach der Erklärung der Regierungskommissarien in der Budget⸗ kommission habe die Regierung nach der Erwerbung der Reichs⸗ lande nur die von der französischen Regierung übernommene Verpflichtung zur Zahlung einer Subvention von vier Millionen an einige Unternehmer von Vizinalbahnen in den Reichslanden erfüllt. Aus militärischen, politischen und wirthschaftlichen Gründen empfehle er die unveränderte An⸗ nahme der Vorlage. 18
Die Vorlage wurde unverändert genehmigt.
Ebenso wurde in dritter Berathung der Gesetzentwurf, betreffend die Beglaubigung öffentlicher Urkunden angenommen.
Bei der Allgemeinen Rechnung über den Haus⸗ halt des Deutschen Reichs für das Jahr 1873 wurde ohne Debatte der Antrag der Rechnungskommission angenom⸗ men, die Etatsüberschreitungen zu genehmigen und dem Reichs⸗ kanzler Entlastung zu ertheilen.
Es folgten Wahlprüfungen. Gegen die Wahl der Abgg. Eisenlohr und Dr. Bürklin im 10. und 5. badischen Wahlkreis waren Proteste eingegangen, welche eine Reihe von Unregelmäßigkeiten behaupteten. Der Reichstag hatte in Folge dessen in der vorigen Session beschlossen, beide Wahlen
und den Reichskanzler unter Mittheilung der roteste zur gerichtlichen Untersuchung der darin behaupteten
Thatsachen aufzufordern. Auf Grund der hierauf eingelaufenen
Berichte beantragte die Wahlprüfungskommission, jetzt beide Wah⸗
len für ungültig zu erklären und den Reichskanzler aufzufordern, wegen der stattgehabten Ungesetzlichkeiten strafrechtliche Ver⸗ folgung eintreten zu lassen, resp. Rügen zu ertheilen. Un⸗ geachtet des Widerspruchs der Abgg. Baer (Offenburg) und
Kiefer, die das in den Protesten diig hr feee Verfahren des
Bürgermeisters von Rußheim bei der Wahl des Abg. Eisen⸗
lohr zu rechtfertigen suchten, trat das Haus den Beschlüssen der Kommission bei, und erklärte die Wahlen der Abgg.
Eisenlohr und Bürklin für ungültig. (Schluß 5 Uhr.)
— In der heutigen (31.) Sitz ung des Reichs⸗ tages, welcher der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow, der Präsident des Reichskanzler⸗ Amts, Staats⸗Minister Hofmann und mehrere andere Bevoll⸗ mächtigte zum Bundesrath beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß eine Denkschrift, betreffend das Gebäude für die Kaiserliche Mission zu Tokio eingegangen sei. Sodann genehmigte das Haus ohne Debatte und unverändert in dritter Berathung den Gesetzentwurf, betr. den Bau von Eisen⸗ bahnen in Lothringen. Es folgte die erste Bera⸗ thung des Gesetzentwurfs, betr. den G ewerbebetrieb auf Seedampfschiffen. Nach unerheblicher Debatte beschloß das Haus, die Weiterberathung im Plenum stattfinden zu lassen, dieselbe aber von der heutigen Tagesordnung abzusetzen. Dasselbe geschah in Bezug auf den
Kauffahrteischiffe mit Booten. Hierauf folgte die erste Berathung des Nachtrags zum Reichshaushalts⸗ Etat pro 1878/79. Bis zum Schlusse des Blattes hatte der Abg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst das Wort.
— Nach der im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt auf⸗ gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Februar cr. auf deutschen Eisenbahnen — excl. Bayerns — vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 26 Entgleisungen und 20 Zusammenstöße fahrender Züge, und zwar wurden iervon 16 Züge mit Personenbeförderung — von je 7557 ügen dieser Gattung Einer — und 30 Güterzüge resp. leer fahrende Maschinen betroffen; ferner 27 Entgleisungen und 19 Zusammenstöße beim Rangiren und 78 sonstige Betriebs⸗ ereignisse (Ueberfahren von Fuhrwerken auf Wegeübergängen, Defekte an Maschinen und Wagen ec.). 8 In Folge dieser Unfälle wurden 3 Personen (Passagiere getödtet und 28 Personen (5 Passagiere, 21 Beamte un 2 Arbeiter) verletzt, 7 Thiere getödtet und 100 Fahrzeuge erheblich, sowie 184 unerheblich beschädigt. 8
Außer den vorstehend 82188 Verunglückungen von Personen kamen, größtentheils durch eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen, noch vor: 29 Tödtungen (3 Passagiere, 14 Be⸗ amte, 4 Arbeiter und 8 fremde Personen), 65 Verletzungen (2 Passagiere, 31 Beamte, 26 Arbeiter und 6 fremde Per⸗ sonen), sowie 9 Tödtungen bei beabsichtigtem Selbstmord. Faßt man sämmtliche Verunglückungen von Personen — excl. der Selbstmörder — zusammen, so entfallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende 8W (bei 14 956 km Betriebslänge, 20 494 km eleislänge und 316 838 405 geförderten Achskilometern) 73 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Oberschlesische Eisenbahn (15), die Sächsische See (9) und die Westfälische Eisenbahn (9); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen (eleislängen sind die meisten Ver⸗ unglückungen auf der Westfälischen, der Nassauischen und der Oberschlesischen Eisenbahn vorgekommen. B. Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Länge — (bei zusammen 10 226 km Betriebslänge, 13 300 km Geleislänge und 199 064 696 geförderten Achs⸗ kilometern) 49 Fälle, darunter die größte Anzahl. auf die Berlin⸗Görlitzer Bahn (16), die Rheinische Bahn (9), und die Cöln⸗Mindener Eisenbahn (8); verhältnißmäßig sind jedoch auf der Berlin⸗Görlitzer, der Breslau⸗Schweidnitz⸗Frei⸗ burger und der Posen⸗Kreuzburger Eisenbahn die meisten Verunglückungen vorgekommen. 8
C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Länge — (bei zusammen 1080 km Betriebslänge, 1148 km Geleis⸗ länge und 6 005 226 geförderten Achskilometern) 3 Fälle und zwar auf der Dortmund⸗Enscheder, der Marienburg⸗ Mlawkaer und der Tilsit⸗Insterburger Bahn je 1 Fall.
Von den überhaupt beförderten Reisenden wurde von je 1 756 642 Einer getödtet und von je 1 505 693 Einer ver⸗ letzt. Verunglückungen von Reisenden kamen vor auf der Berlin⸗Görlitzer Bahn (8), den Elsaß⸗Lothringischen Bahnen (3), der Badischen Eisenbahn (1) und der Württembergischen Eisenbahn (1). Von den im Betriebsdienst thätig gewesenen Beamten wurde von je 9170 Einer getödtet und von je 2469 Einer verletzt. — G
Ein Vergleich mit demselben Monate im Vorjahre er⸗
iebt, unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten ge⸗ örderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Ge⸗ leislängen, daß im Durchschnitte im Februar cr. bei 14 Ver⸗ waltungen mehr und bei 18 Verwaltungen weniger und in Summa circa 1 ½ Prozent weniger Verunglückungen vorge⸗ kommen sind, als im Februar des Vorjahres.
— Der Umstand, daß zur Zeit des Vertragsschlusses das Quantum der Lieferung unbestimmt ist, steht, nach einem Er⸗ kenntniß des Obertribunals, vom 7. Januar d. J., nicht entgegen, das Geschäft als Lieferungsvertrag anzu⸗ sehen und zu besteuern. „Die Unbestimmtheit der zu liefern⸗ den Menge hat nur zur Folge, daß der Werthstempel event. nicht innerhalb der 14 tägigen gesetzlichen Frist berechnet wer⸗ den kann. Daraus folgt aber nicht die Befreiung von der Steuer, sondern die Zulässigkeit der späteren Versteuerung.“
— Querulanten, welche, nachdem sie ihres Unrechts gehörig bedeutet worden, mit Klagen fortfahren und durch wiederholtes ungestümes Suppliren etwas, so gegen Recht und Ordnung ist, neeggeseha und zu erzwingen suchen, sind nach dem noch in Kraft bestehenden §. 30 Tit. 1 Thl. III. A. G.⸗Ordnung strafbar. In Beziehung auf diese Bestim⸗ mung hat das Ober⸗Tribunal durch Erkenntniß vom 8. März d. J. ausgesprochen, daß der Fall des strafbaren Querulirens sich keineswegs auf Beschwerdeführungen in den höheren Instanzen beschränkt, sondern alle Arten einer der Belehrung unzugänglichen Hartnäckigkeit in der Verfolgung grundloser Klagen und widerrechtlicher Forderungen bei den Gerichten und den denselben gleich gestellten Behörden umfaßt.
— Am 6. Mai cr. werden wie alljährlich die Schiffe des deutschen E11“ und zwar diesmal die Panzerschiffe König Wilhelm“, „Preußen“, „Fried⸗ rich der Große“ und „Großer Kurfürst“, sowie der Aviso „Falke“ in Dienst gestellt. Fals das Geschwader nach dem Orient gehen sollte, wird es seine Reise dorthin Ende Mai
antreten.
Königsberg, 6. April. Der erste Provinzial⸗ Landtag der Prouvens Ostpreußen wurde heute von dem Königlichen Kommissarius, Ober⸗Präsidenten Wirklichen Geheimen Rath von Horn mit folgender Ansprache ge⸗
schlossen: Hochgeehrte Herren!
Im Verlaufe weniger Tage ist es durch Ihre angestrengte Thätigkeit ermöglicht worden, die dem ersten Provinzial⸗Landtage der Provinz Ostpreußen gestellten Aufgaben in erwünschter Weise zu lösen.
Durch Ihre Beschlüsse sind die organischen Einrichtungen für die kommunale Verwaltung der neuen Provinz — worden. Dieselben werden, nachdem das Statut über die Fest ehung der Zahl der Mitglieder des Provinzial⸗Ausschusses und die Wahl des Landes⸗ direktors die gesetzlich vorgeschriebene Allerhöchste Bestätigung er⸗ halten haben werden, in Funktion zu treten haben.
Wichtige Beschlüsse sind von Ihnen gefaßt worden behufs der örderung der mannigfachen von der Provinzialverwaltung zu ver⸗ olgenden Zwecke zur Erhöhung nicht blos des materiellen Wohles, ondern auch der intellektuellen Güter der Angehörigen der Provinz.
Zu großer Befriedigung muß es gereichen, daß die Königliche Staatsregierung eine Erleichterung hinsichtlich der Rückzahlung des Restes der den Kreisen der Regierungsbezirke Königsberg und Gum⸗
der Provinz gewünscht wurde, so steht doch nunmehr Dank der von
Ihnen beschlossenen Hülfeleistung die endliche Regelung dieser schon so lange schwebenden Angelegenheit in absehbarer Zeit zu erwarten.
Ich zweifele nicht, im Sinne der geehrten Versammlung zu Pprechen, wenn ich der festen Hoffnung Ausdruck ebe, daß durch die Berathungen des ersten Provinzial⸗Landtags der Pratin Ostpreußen die sichere Grundlage für deren gedeihliche Entwi selung gewonnen ist. Kraft der mir gewordenen Vollmacht schließe ich den ersten Pro vinzial⸗Landtag der Provinz Ostpreußen.
Wiesbaden, 4. April. Der Kommunal⸗Landtag beschloß trat in seiner heutigen 4. Sitzung, nachdem der Abg. Winter seinen Antrag, betreffend die Wahlen in den ständischen Verwaltungsausschuß, gerechtfertigt hatte, zur Prüfung der Gültigkeit der Mandate der jetzt im Verwaltungsausschusse b. vee- Mitglieder eine Kommission von 5 Mitgliedern zu wählen.
Die Finanzkommission erstattete hierauf Bericht über die von dem Verwaltungsausschusse vorgelegten Ergebnisse der kommunalständischen Verwaltung im 8 1876, und wurde beschlossen, dem Verwaltungsausschusse den Dank des Land⸗ tags für diese sehr günstigen Ergebnisse auszusprechen.
Auf den Bericht derselben Kommission wurde beschlossen, in Gemeinschaft mit dem Kreise Frankfurt, und zwar in dem früheren Franziskanerkloster bei Hadamar und den dazu zu er⸗ veen Grundstücken, eine gemeinsame Korrigendenanstalt zu errichten.
Dem Verwaltungsausschusse wurden zur Herstellung der nöthigen Baulichkeiten von dem schon angesammelten Bau kapitale die Summe von 200 000 ℳ überwiesen; mehrere Berichte der Wegebaukommission wurden nach den Anträgen derselben erledigt.
Da die Zeit sehr vorgerückt war, wurde die Sitzung hier unterbrochen und zur Erledigung des Restes der Tages⸗ ordnung auf Nachmittags 4 Uhr dis Fertsegung derselben an⸗ beraumt. In derselben wurde zunächst der Bericht der Ein⸗ gabenkommission über die event. “ des Gesetzes, be⸗ treffend die auf das Gesindewesen befug ichen Strafbestim⸗ mungen für die Provinz Schleswig⸗Holstein, auf den Bezirk des kommunalständischen Verbandes im Regierungsbezirke Wiesbaden, verlesen und nach längerer Debatte der Antrag der Kommission, das Gesetz für die Provinz Schleswig⸗Holstein, die Verletzung der Dienstpflichten des Gesindes betreffend, mit folgenden Zußätzen angenommen: im §. 1 nach den Worten: „zu Schulden kommen läßt“ hinzuzusetzen: „oder ohne gesetz⸗
verläßt“; sodann als §. 2 hinzuzusetzen: „Die festgesetzten Geldstrafen fließen zur Armenkasse.“
Eingabenkommission durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt waren, wurde die Wahl der heute früh beschlossenen Wahl⸗ prüfungskommission vorgenommen und sodann die Sitzung geschlossen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 6. April. (W. T. B.) Der St. Petersburger Korrespondent der „Pol. Korr.“ meint, es sei nothwendig, daß die Initiative zur Anbahnung einer friedlichen Lösung der zwischen Rußland, England und Oesterreich schwebenden Fragen von dritter Seite zu ergreifen sei. Der Korrespondent entwickelt sodann ein Programm für diese Lösung, welches in der Anerkennung der gegenseitigen Bedürfnisse für die Sicherung der betreffenden direkten Interessen jeder dieser drei Mächte kulminirt. England bedürfe zur Siche⸗ rung seiner Wege nach Indien um jeden Preis einer Position, welche den Schlüssel zu den westlichen türkischen Gewässern liefert. Rußland bedürfe der Einfahrt aus den türkischen Gewässern in das Schwarze Meer. Hierüber werde sich durch ein Uebereinkommen zwischen England und Rußland eine Kombination erzielen lassen, nach welcher der Bosporus Türkei frei überlassen bliebe. Für Oesterreich sei es noth⸗ wendig, daß die ihm angrenzenden Südslaven in seiner Macht⸗ sphäre erhalten blieben, während die russische Machtsphäre sich auf die ostslavische am Schwarzen Meere wohnende Bevöl⸗ kerung erstrecken müsse. Eine dieses doppelte Interesse be⸗ friedigende Kombination werde durch die Oesterreich ein⸗ geräumte Freiheit zur Besetzung Bosniens und der Herzego⸗ wina ermöglicht. Eine solche Vertheilung der strategischen Punkte würde Englands Einfluß auf die Griechen, Oesterreichs Einfluß auf die West⸗ und Südslaven und Rußlands Einfluß auf die Ostslaven sichern. Bei einer solchen Lösung könne Konstantinopel im Besitze der offensiv gewordenen Türkei bleiben. — Die „Polit. Korresp.“ bemerkt, vorstehende Aus⸗ führungen würden in Wien als eine Signalisirung der Grund⸗ züge der bevorstehenden Antworten des St. Petersburger Ka⸗ binets auf die Eröffnungen Oesterreichs an General Ingnatieff und auf die Cirkulardepesche des Marquis von Salisbury an⸗
esehen. gef 88 (W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ wird aus Bukarest mitgetheilt, die Berichte des Minister⸗Präsidenten Bratiano über seine Mission nach Wien lauteten sehr befriedigend, derselbe habe in maßgebenden österreichisch⸗ungarischen Kreisen, nach deren Auffassung die russisch⸗rumänischen Streitfragen nur durch eine europäische Entscheidung zum Ausgleich ge⸗ bracht werden könnten, die aufrichtigsten und wärmsten Sym⸗ pathien für Rumänien Fetben. — Ebenfalls aus Bukarest 29 dem Blatte die Meldung zu, die Russen hätten bei E ulem mit dem eiligen Bau einer großen und soliden Brücke über vfnch Füch Heascneh. ferner seien neuer⸗ dings in Jassy russische Truppen angekommen. 8 8 — .T. B.) Die „Montagsrevue“ schreibt, die Chancen einer friedlichen Lösung der olitischen Krisis seien in den jüngsten Tagen etwas stürker in den Vordergrund getreten. Deutschland erkenne die Existenz und die Berechtigung des allgemeinen europäischen Interesses an, sowie, daß es neben seinem Verhältniß zu Ruß⸗ land freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Staaten habe, welche es nicht einfach opfern könne. So komme Deutsch⸗ land zu der Rolle einer mäßigenden und berichtigenden Macht. Wenn ein Staat von solcher 15 und politi⸗ schen Bedeutung diese Aufgabe aufgreife, so müsse dies als die erste, vielleicht “ oEEö betrachtet werden. ie eute die Dinge lägen, sei eine friedliche Lösung fast untrennbar von dem Zustande⸗ kommen des Kongresses. Die Antwort des St. Peters⸗ burger Kabinets auf die letzten englischen Eröffnungen würde für die nächste Zukunft unzweifelhaft entscheidend sein.
binnen s. Z. gewährten Staatsdarlehen gewährt hat. Wenn diese
Gesetzentwurf, betreffend die Ausrüstung der deutschen
“ 11““ ö““ 8
Erleichterung auch nicht in dem Maße eingetreten ist, wie sie Seitens
Wenn dieselbe dem Kongreßvorschlage die Thür offen lasse, so
8
mäßige Ursache den Dienstantritt versagt oder den Dienst
Nachdem noch zwei Privatgesuche nach den Berichten der
und das Marmarameer innerhalb gewisser Grenzpunkte der
sei zu hoffen, daß die den politischen Horizont gegenwärtig
- Uger i Friedens einen versöhnenden Ab⸗ schluß fänden. Bis jetzt sei weder auf die englische Note noch auf die Bemerkungen des Grafen Andrassy eine Antwort Rußlands erfolgt, doch ließen alle Anzeichen aufeinen friedlichen Ausgang schließen.
1 Großbritannien und Irland. London, 6. April. (W. T. B.) Die „Pall Mall Gazette“ erfährt von
fizieller Seite, daß die Meldung des „Standard“, wonach die Kanalflotte in der Nähe von Malta bleiben sollte, um für
— Truppentransporte von dort disponibel zu sein, unbe gründet
sei. — Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Konstan⸗ tinopel vom heutigen Tage gemeldet wird', sei von Seiten Rußlands von Neuem das Verlangen an die Pforte gestellt worden, die Einschiffung der russischen Truppen in Bujukdere zu gestatten. Die Absicht, die russischen Truppen in San Stefano einzuschiffen, sei als unausführbar auf⸗ gegeben worden. — Die Stärke der türkischen Truppen, welche im Umkreise von Gallipoli und Konstantinopel zusammengezogen seien, solle 248 Bataillone betragen.
— 7. April. (W. C. B.) Das „Reutersche Bu⸗ reau“ läßt sich aus Konstantinopel via Syra, vom 5. d. M., melden, im Falle eines englisch⸗russischen Konfliktes würde Vefik Pascha die Entfernung der türkischen Panzerschiffe aus dem Bosporus für nöthig erachten, um auf diese Weise die Verpflichtung, die Einfahrt der eng⸗ lischen Flotte verhindern zu müssen, zu umgehen. Der Sul⸗ tan würde auch nur gegen die Durchfahrt protestiren. Reouf Pascha sei dagegen der Ansicht, man müßte die Durchfahrt verhindern oder, wenn dies unmöglich sei, Ruß⸗ land als Kompensation die Besetzung irgend eines Punktes im Bosporus gestatten.
— 8. April. (W. T. B.) Es ist eine bereits von dem Herzog von Westminster, den Lords Shaftesbury und Camoys und von vielen Personen aus politischen und literarischen Kreisen unterzeichnete Petition an die Königin in Vor⸗ bereitung, in welcher das Bedauern über die Einberufun g der Reserven ausgesprochen und die Bitte an die Königin gerichtet wird, allen ihren Einfluß im Interesse der Förderung des Kongresses aufzubieten. — Stanhope ist zum Unter⸗ Sekretär im Departement für Indien, Ridley zum Untersekretär im Departement des Innern, Talbot zum Untersekretär im Handelsamt ernannt worden. — Nach einem Telegramm der „Times“ aus San Stefano, von gestern, hat die erste Kavallerie⸗Division und die erste Division der Donschen Kosaken den Rückmarsch nach Rußland über Braila und Tultscha angetreten; 3 Regimenter Kosaken, 2 Batterien und das 11. Corps unter General Schachoffskoy treten über Rustschuk den Heimmarsch an. — In einem Tele⸗ gramm der „Times“ aus St. Petersburg, von gestern, heißt es, der rumänische Agent Ghika müsse den Fürsten Gortschakoff mißverstanden haben: Fürst Gortschakoff habe niemals die Zulassung einer Diskussion über die bessarabische Frage abgelehnt; das russische Kabinet be⸗ streite nicht, daß diese Frage das europäische Interesse be⸗ rühre, es sei dies nur noch nicht ausdrücklich von ihm zuge⸗ standen worden. — Der „Standard“ läßt sich von Kon⸗ stantinopel aus angeblich guter Quelle melden, der Khedive habe der Pforte angezeigt, er werde sich für un⸗ abhängig erklären, wenn die Pforte eine anti⸗ englische Allianz eingehe.
— 8. April Morgens. (W. T. B.) Die „Times“ glauht, die heutige Parlamentsdebatte werde wahrscheinlich über Englands Orientpolitik endgültig entscheiden. Das Parlament habe sich darüber schlüssig zu machen, ob es mit den Interessen Europas und Englands vereinbar sei, daß Rußland gestattet werde, ein so vollständiges Uebergewicht in Osteuropa, im Schwarzen Meere und in Asien zu erwerben, wie solches durch den Vertrag von San Stefano hergestellt werde. Sei diese Frage erst durch die Stimme des Parlamentes zur Ent⸗ scheidung gebracht, so werde das von der englischen Regierung einzuschlagende Verfahren einfach und die Atmosphäre, in der sich die Orientfrage bewege, vielleicht reiner sein.
Frankreich. Paris, 5. April. (Fr. C.) Der Mar⸗ schall Mac Mahon unternimmt morgen eine Inspektion der neu erbauten Forts im Norden von Paris. Man ver⸗ nimmt ferner, daß der Präsident der Republik bereits seinen Besuch für die großen Manöver angemeldet hat, welche in diesem Jahre im Nord⸗Departement abgehalten werden sollen. — Der Kriegs⸗Minister General Borel hat dem Ausschusse der Deputirtenkammer, welcher die Frage des Verhält⸗ nisses und der erneuten Anwerbung der “ zu prüfen hat, offiziös, d. i. zur vorläufigen Begut⸗ achtung einen Gesetzentwurf folgenden Inhalts vorgelegt: Den Unteroffizieren, die nach Ablauf ihrer Dienstzeit in der Armee verbleiben wollen, wird für eine neue Dienstperiode von fünf Jahren eine Prämie von 2800 Frcs. gezahlt, wovon sie 500 Fres. sofort und 2300 Fres. nach Ablauf der fünf Jahre erhalten. Wollen sie dann nochmals fünf Jahre weiter dienen, so erhalten sie dafür eine neue Prämie von 500 Frcs. Der Unteroffizier, der auf diese Weise im Ganzen funf⸗ zehn Jahre gedient hat, hat dann Anspruch auf 15⁄20 der
ension, die nicht niedriger, als auf 360 Frcs. bemessen sein darf. Der Entwurf des Ministers enthält noch eine andere Neuerung. Bisher gab es in jedem Bataillon einen „Adjutanten“; nach dem Vorschlage des Generals Borel sollte jede Feld⸗Compagnie einen soßhen erhalten und dafür der Bataillons⸗Adjutant abgeschaff werden. Den Unter⸗ offizieren würden sich durch diese Vermehrung der Adjutanten⸗ stellen bessere Aussichten auf Beförderung öffnen. er Aus⸗ chuß der Kammer ist mit dieser Vorlage so einverstanden, aß er sie sich selbst anzueignen und gleich nach der Wieder⸗ kehr des Parlaments durch seinen Berichterstatter, Oberst Tezenas, einzubringen gedenkt.
— 8. April. (W. T. B.) Von den gestern statt⸗ gehabten 15 Ersatzwahlen zur Deputirtenkammer (zur Ergänzung der von der Deputirtenkammer für ungültig erklärten Wahlen) sind bis jetzt 11 bekannt; in allen 11 Wahl⸗
ezirken wurden Republikaner gewählt.
Türkei. Konstantinopel, 6. April. (W. T. B.) Die in San Stefano tagende gemischte russisch⸗türkische Kom⸗ mission beschloß, sofort Delegirte nach Bulgarien abzusen⸗ den, um die Rückkehr der geflüchteten Familien in deren Heimath vorzubereiten. Heute wurden Kommissare nach Odessa und Bukarest wegen der Rückbeförderung der
standen bis jetzt nur aus kranken und von dienst⸗ unfähig gewordenen Soldaten; außer diesen Mannschaften ist auch heute Abend die aus etwa 800 Mann bestehende Kaiser⸗ liche Escorte mit einer Batterie nach Rußland abgegangen; ein Linien⸗Regiment soll demnächst folgen. — Großfürst Nikolaus wird anläßlich des Festes „Mariä Verkündigung“ der kirchlichen Feier in der russischen Botschaftskapelle beiwoh⸗ nen. — Admiral Hornby ist hier angekommen. — Savfet 2 3 hat heute eine längere Konferenz mit dem Sultan gehabt.
— 7. April. (W. T. B.) In Folge eines vom Sultan ausgegangenen Befehles sind die Journale regierungs⸗ seitig aufgefordert worden, sich kriegerischer Artikel zu enthalten und der von der Regierung befolgten Politik gemäß bei der Besprechung der Beslehungen der Türkei zu England und Rußland eine neutrale Haltung zu beobachten. — Die türkischen Truppen werden Bujukdere wieder besetzen. — In Alemdagh hinter Scutari sind zur Uuterbrin⸗ gung der hierher Geflüchteten 12 000 Baracken erbaut worden. — Der den russischen Offizieren zum Besuch von Konstantinopel ertheilte Urlaub ist zurückgenommen worden. — In Rodosto werden von den Russen neue Befestigungen errichtet und die auf dem betreffenden Terrain stehenden Gebäude niedergerissen.
— (W. T. B.) Großfürst Nikolaus wird dem Vernehmen nach auch noch morgen hier verweilen. — Alle egyptischen Truppen kehren in ihre Heimath zurück. — Einzelne Truppentheile der russischen Garde sollen demnächst eingeschifft werden, um nach Rußland zurück⸗ zukehren. — Wie hier verlautet, würde Rußland für den Fall eines Konfliktes mit England hier noch weitere For⸗ derungen stellen.
Rußland und Polen. St. Petersbur „ 6. April. (W. T. B.) Zu der Londoner Nachricht, das eüglifche Ka⸗ binet zeige sich geneigt, die Unterhandlungen über eine Vor⸗ konferenz wieder auszunehmen, bemerkt das „Journal de St. Péetersbourg“, das russische Kabinet könne den Schwankungen einer nervösen Politik ruhig entgegensehen, indem es unverändert in der eingenommenen Position verbleibe und bei voller Diskussionsfreiheit zur Erzielung eines Einverständnisses für alle Wünsche den unerschütter⸗ lichen Entschluß festhalte, das Recht Rußlands als krieg⸗ führender und als europäischer Macht zu vertheidigen. — Der englische Hüt eet Lord Loftus, hat der russischen Regierung nunmehr die Cirkulardepesche des Marquis von Salisbury überreicht. — Der öster⸗ reichische Botschafter, Baron von Langenau, hat die Antwort des Kaisers von Oesterreich auf das eigen⸗ händige Schreiben des Kaisers von Rußland, sowie die Be⸗ merkungen der österreichischen Regierung zu dem Friedens⸗ vertrage von San Stefano übergeben. — Die St. Peters⸗ burger und Moskauer Zeitungen wenden sich gegen die gemäßigte Haltung der „Agence “ und des „Jour⸗ nal de St. Pétersbourg“ und heben ihrerseits hervor, daß die englische Regierung, indem sie die Würde Rußlands engagirte, dieses in die Unmöglichkeit versetzt habe, sich den englischen Forderungen zu fügen.
— 7. April. (W. T. B.) Heute Morgen 10 ½ Uhr ist der Großfürst Michael mit seiner Familie vom Kaukasus hier eingetroffen und am Bahnhofe vom Kaiser und den Mitgliedern der Kaiserlichen Familie empfangen worden. Die massenhaft esee es in. Bevölkerung bereitete dem Großfürsten einen enthu iastischen Empfang. — Die russische „St. Petersburger Zeitung“ hat eine Verwarnung erhalten wegen Veröffentlichung eines zum Kriege aufreizen⸗ den Artikels. — Das Regiment „Podolien“ hat über Odessa den Marsch nach Hause angetreten.
— 8. April. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ schreibt, die letzten Nachrichten lassen die Wiederaufnahme des Kongreßprojekts als möglich annehmen. Die genannte Agence ist autorisirt, die Nachricht, daß die Kaiserliche Regie⸗ rung dem außerordentlichen Vertreter Rumäniens gegenüber erklärt habe, sie würde eine Diskussion der bessarabischen Frage auf dem Kongresse ablehnen, als gänzlich unbe⸗ gründet zu bezeichnen. Die Kaiserliche Regierung habe die absolute Freiheit der „Appreciation und der Aktion“ für jede Macht auf dem Kongresse anerkannt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 1. April. (H. C.) Die amtliche „Post⸗ och Inrikes⸗Tidn.“ schreibt: „Vor einigen Tagen brachte die englische Zeitung „Stan⸗ dard“ ein Privattelegramm, nach welchem vermuthet werde, daß Schweden und Norwegen sich für den Fall eines Krieges zwischen England und Rußland der letzteren Macht anschließen würden, und jetzt finden wir in dem verbreitetsten Organe der englischen Presse, dem „Daily Telegraph“, eine telegra⸗ vhijch⸗ Korrespondenz aus Paris, datirt 15. März, folgenden nhalts: „„Obgleich eine Kriegserklärung zwischen England und Rußland nicht unmittelbar bevorstehen dürfte, muß doch die Hinausschiebung des Kongresses die Hoffnungen auf Erhaltung des Friedens vernich⸗ ten, und lohnt es sich daher der Mühe, die Verhältnisse zu unter⸗ suchen, unter welchen wir, falls es erforderlich sein sollte, in der Ostsee auftreten können. Wahrscheinlich haben Viele vergessen, daß während des Krimkrieges ein Vertrag abgeschlossen wurde, durch welchen der König von Schweden sich verpflichtete, England und Frankreich zu erlauben, erforderlichenfalls die Einfahrt von Stockholm, Gotland und das Arsenal in Carlskrona zu 2 Dieser Vertrag wird noch jetzt für gültig gehalten. Jedenfalls habe ich Grund zu lauben, daß der jehige König von Schweden sich durch diesen von seemr vaset abgeschlossenen Vertrag für gebunden erachtet; indessen ollte jeglicher Zweifel in dieser Beziehung unverzüglich beseitigt werden. Die Frage ist Deutschlands Aufmerksamkeit nicht entgan⸗ gen, und wurde, wenn ich nicht irre, schon vor 18 Monaten von deutscher Seite angefragt, was der König von Schweden für den all zu thun gedenke, daß ihm vorgestellt werde, einer fremden nuppenmacht die Landung an einem Theile seines Reiches zu ge⸗ statten. Dieses ist eine Frage, welche von England ohne Zeitverlust untersucht werden sollte.““ b
Damit Diejenigen, welche mit den wirklichen Verhältnissen unbekannt sind, durch derartige Gerüchte nicht beunru igt werden, haben wir Instruktionen einge ogen, ob und inwie⸗ weit dieselben begründet seien, und sind jetzt in der Lage, erklären zu können, daß die fraglichen Angaben gan z und gar erdichtet sind. Ein Vertrag, wie ihn „Daily Telegraph“ darstellt, ist niemals angeregt, viel weniger noch abgeschlossen worden. Ebensowenig ist von Seiten der Regierung Deutschlands oder eines anderen Landes eine Anfrage in angegebener Richtung gestellt worden. Von keiner fremden Macht ist irgend eine Vorstellung der Re⸗
türkischen Gefangenen ab eschickt. — Die von San Stefano nach Bdegfa zurückkehrenden Truppen be⸗
4 5 9 üie vereinigten Rei Verwickelungen hie den Fall einer sol
Klugheit un bieten, Alle veranlassen oder als wider eine tend betrachtet werden könnte.“
che indirekt in möglicher neinzuziehen bezweckt oder durch welche für blchen, Vortheile oder Unterstützungen irgend welcher Art von ihrer Seite erzielt werden sollen. Für Jeden, der unsere Verhältnisse und die Ansichten unserer Regierung und unserer Landsleute nur irgendwie kennt, ist es klar, daß, wenn der befürchtete Krieg wirklich ausbrechen sollte, Neigung, d Interesse den vereinigten Reichen gleich sehr ge⸗ s zu vermeiden, was ihre Einmischung nach Außen strenge Neutralität strei⸗
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aus dem
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— Post⸗
Reich“, herausgege
fahrtsvertrags mit Italien. Bekannt der Thierärzte. — Zoll⸗ steueramts in eine Steucr⸗Rezeptur. Marine und Schiffahrt: Abänderung missionen für die Prüfun
14 des „Central⸗Blatts für das Deutsche
Reichsgebiet. — Münz⸗ und
ben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweifung von Ausländern
Bankwesen: Goldankäufe der
Reichsbank. Ueversicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. —
und Gewerbewesen: Verlängerung des Handels⸗ und Schiff⸗
machung, betreffend die Prüfung und Steuerwesen: Umwandlung eines Unter⸗
Befugniß eines Steueramts. des Verzeichnisses der Kom⸗
g der Seesteuerleute und der Seeschiffer.
und Telegraphenwesen: Beitritt der Argentinischen Republik
zum Allgemeinen Postverein. Bücher Vereinigten Staaten von Am Entlassung.
und Photographien nach den
erika. — Konsulatwesen: Ernennung.
wohnern, Cöln 28, burg 44,7 pest 49,8, in Paris Stockholrn
in Turin Glasgow
York 25,3
tionen in
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stieg von der im
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häufiger in Berl
Orten, be
in Stolp und rumä
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Todesfälle
Nwag
in Italien
Neapel, P der Friede Abschnitt
machenden dem Eind Jahren 17
gierung Sr. Majestät des Königs gemacht worden, welche 1 d
mit dem
heitsamts sind
in Dresden 28,5, in Leipzi 28,1, in Karlsruhe 20,6, in Hamburg
San Franzisko 16,8, Madras 42,6.
hälfte machten sich aber vielfach öst geltend, die gegen Ende der Woche aber wieder meist in südwestliche
Eintriit der von häu
Sterblichkeit nicht blos in all men, auch die außerdeutschen
Säuglingsalters an der Ges höheren Altersklassen ein be Unter den Todesursachen erschein
Darmkatarrhe der Kinder v
kungen, auch in Wien, O Posen wird 1 Todesfall an P
seine geschmackvolle Uebertragung in Dresden nach längerer K 30. Januar 1789 zu Rantzau geboren unterbrochen in der sächsischen Hauptstadt.
Von der dritten Auflage von W. Rüstows „Die Feld⸗ herrnkunst des neunzehnten Jahrhunderts“ ist vor Kurzem im Verlage von Fried. Schultheß in Zürich die dritte Lieferung er⸗
bn. von Luneville zwischen Frankrei eutsche Reich unterzeichnet. Die
über ihre Fortschritte, i
Beide nesdfen 88s . einer eingehenden Besprechung un ürdigung unterzogen. Der sechst Abschnitt setzt dann die kriegsgeschichtliche Darstellung mit dem Der secste “ gegen den Osten von 1805 bis 1809 fort. Nach einem längeren apitel, in dise des Näheren Skizze der allgemeinen politischen Ve geben und dann mit den eigentlich krieg
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaisetlichen Gesund⸗ in der 13. Jahreswoche von je 1000 Be⸗
auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben
gemeldet: in Berlin 29,3, in Breslau ( 1, in Frankfurt a. M. 32,8, in Hannover 23,4, in in Magdeburg 25,4,
32,3, in 89723 in assel 31,3,
in Stettin 21,5, in Altona 33,8, in Straß⸗
„in München 40,3, in Nürnberg 29,3, in 49 1,
in Prag 53,7, in Triest 41,5,
9 31,1, in Stuttgart 28,0, in
raunschweig 27,1, in Wien 36,3, in Buda⸗ in Basel 34,6, in Brüssel 31, 1,
27,3, in Amsterdam 30,9, in Kopenhagen 28,8, in
m 24 44, in Christiania 22,8,
in St. Petersburg 59,1, in
Warschau 33,7, in Odessa 40,7, in Bukarest 58,6, in Rom 42,1,
28,6, in Athen 20,8, in Lissabon 33,5, in London 25,8, in 27,9, in Liverpool 30,2, in Dublin 28,7, in Edinburgh 27,1,
in Alerandria (Egypten) —. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗
in Philadelphia 19,1, in Boston 19,4, in Chicago 15,3, in
in Calcutta 33,5, in Bombay 43,6, in
Beim Wochenbeginn herrschten an den deutschen Beobachtungs⸗ stationen westliche und südwestliche (in Breslau nordwestliche) Wind⸗ richtungen vor, die um die Mitte der Woche an den meisten Sta⸗
süd⸗ und südwestliche übergingen. In der zweiten Wochen⸗
liche und südöstliche Luftströmungen
.Die anfangs der Woche kühle Temperatur stieg erst mit dem
esonders in
auffallend tief. Gesammtsterblichkeit in den
Berichtswoche erheblich größer geword keitsverhältnißzahl (auf 1000 Bew
sigen Stürmen begleiteten Südostwinde. Nieder⸗ chneeform, waren nicht selten. Das Baro⸗ meter sank in der Mitte der Woche bei dem Eintritt der Südostwinde
deutschen Städten ist in der en. Die allgemeine Sterblich⸗
ohner und aufs Jahr berechnet)
28,4 der vorangegangenen Woche auf 30,4, der höchsten Zahl
Laufe des Jahres berichteten
Wochen; und zwar hat die
d deut 1* “ Tve auch d rößeren Städte zeigen erheblich größere Verhältnißzahlen. Im Vergleich zur Vorwoche war der Antheil 8. ammtsterblichkeit ein geringerer, der der deutenderer.
en fast alle Infektionskrank⸗
größerer Zahl. Nur Masern verliefen in Königsberg und
aäuf. Das in, Wien, London mehr
Paris etwas milder, traten aber in Wien und Barmen Scharlachfieber
verursachte besonders Todesfälle; diphtherische
Affektionen forderten in namhaft vermehrter Zahl Opfer in vielen 1, besonders in Berlin, München, H Zahg, dyf Danzig, Crefeld, Straßburg, Pest u. a. Eine Steigerung der Zahl der Todesfälle erfuhren auch die typhösen Fieber, insbesondere zeigen sich Flecktyphen außer in mehreren Städten Schlesiens (Breslau, Beuthen, Brieg) und Westpreußens (Danzig, Graudenz, Thorn) auch
amburg, Wien, Königsberg,
und Barmen. Die Typhusepidemien in den russischen
nischen Städten zeigen noch
London eine Zunahme der
keinen erheblichen Nachlaß.
D erlaufen in Berlin, Straßburg, Wien, St. Petersburg, Warschau noch häufig tödtlich. Die Pocken zeigen
Sterbefälle und Neuerkran⸗
dessa und Barcelona ist die Zahl der
größer, in Prag, Triest etwas kleiner geworden. Aus
Kunst, Wissenschaft
ocken gemeldet.
und Literatur.
„Graf Wolf Baudissin, bekannt durch seine hervorragend Mitarbeiterschaft an der Schlegel⸗Tieckschen Shakespeare⸗Ueberseßung, Molidre's u. s. w., ist am 4. d. M. ränklichkeit gestorben. Er war am
und lebte seit 1827 fast un⸗
Dieselbe schließt zunächst den 4. Abschnitt ab mit einer
urzen Darstellung der Ereignisse in D Moreau während des Sommers 179 Waffenstillstande von Hohenlinden führte, einer Schilderung Schlacht von Hohenlinden und den Operationen in Italien im No⸗ vember und Dezember 1799. Der Treviso, welcher den Franzosen die Liv Tagliamento als Demarkationslinie anw
den Feindseligkeiten ein Ende.
eutschland zwischen Kray und 9, welche zu dem eahe,h e er
Waffenstillstandsvertrag von enza, den Oesterreichern den
ies, machte am 16. Januar auch
Am 9. Februar 1801 ward der
ch und Oesterreich für sich und das sem Friedensschlusse bv weitere mit ortugal, Rußland und der Pforte und am
7. März 1802
von Amiens zwischen Frankreich und England. Der fünfte
ist Berenhorst und Bülow militärischen Werken gewidm
oder vielmehr ihren epoche⸗ et. Berenhorst schrieb unter
rucke der ersten französischen Revolutionskriege in den 95 und 1796 8 »Betrachtungen über die Kriegskunst,
re Widersprüce und ihre Zuverlässigkeit“ welche in drei Abtheilungen in den Jahren 1797 — 99 im 8 e schienen. Bülows, „des Begründers der
ruck er⸗ neuen Feldherrnwissenschaft“,
: „Geist des neueren Kriegssystems“ erschien 1799.
welchem die Vorbereitungen
eldzuge von Ulm begonnen. Begebenheiten in Ita
tere, werden in diesem Abschnitte
Napoleons zu diesen Ereig⸗
geschildert und beleuchtet werden, wird eine kurze rhältnisse im Jahre 1805 ge⸗
erischen Vorgängen, zunächst Von Deutschland wendet sich lien zu, dem Feldzuge von
Weise bevorstehende 8
8888h; G
8