1878 / 94 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Apr 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Der General⸗Lieutenant von Conrady, Comman⸗ deur der 1. Division, ist mit Urlaub von Königsberg i. Pr. hier eingetroffen.

Wird Jemand durch zum Abschluß eines stempelpflichtigen Vertrages verleitet, der alsbald wieder auf⸗ gehoben wird, so ist dieser Umstand, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 28. März d. F. doch nicht ge⸗ eignet, den Betrogenen von der verwirkten Stempelstrafe zu befreien, falls er die Stempelung der Vertragsurkunde

unterlassen hatte.

Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken vom 7. d. M. schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassenbestand 631 050 000 oder 10 561 000 weniger als in der Vorwoche; der Wechselbestand weist mit 589 415 000 eine Abnahme um 33 000 ℳ, die Lombard⸗ forderungen in Höhe von 79 225 000 weisen eine solche um 1 136 000 nach. Es hat sich ferner der Notenumlauf, der mit 811 217 000 erscheint, um 22 284 000 ver⸗ mindert, während die sonstigen täglich Verbindlich⸗ keiten in Höhe von 192 618 000 ein Anwachsen um 9 713 000 und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 59 834 000 eine solche um 808 000 rkenne lassen.

Sesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. April. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ schreibt: Sollte es, wie nach e Andeutungen wieder angenommen wird, zu einer orkonferenz kommen, so wird man wohl annehmen dürfen, daß damit nur eine einleitende Berathung im Sinne des ursprünglichen Berliner Vorschlages zum Zwecke der Fest⸗ formeller Vorfragen des Kongresses, der Präsidialfrage ꝛc., beabsichtigt werde. 1 (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht fol⸗ gende Meldungen. Aus Konstantinopel: Nachdem die ausgebrochene Ministerkrisis wieder vollständig ausgeglichen war und Achmed Vefik Pascha eingewilligt hatte, auf seinem Posten zu verbleiben, ist gestern abermals eine Ministerkrisis in akuter Weise zum Ausbruch gekommen. Achmed Vefik Pascha hat von Neuem seine Entlassung angeboten, und glaubt man, daß dieselbe dieses Mal an⸗ genommen werden dürfte. Die Krisis wird mit neuen Zwischenfällen in Verbindung gebracht, welche sich theils auf russische, theils auf englische Forderungen beziehen sollen. Während Vefik Pascha gegen die ersteren Front gemacht hätte, soll sich derselbe, wie es heißt, für die Erfüllung der letzteren ausgesprochen haben. Der österreichische Botschafter, Graf Zichy, welcher sich noch heute, spätens morgen, zur Vermählung seines Sohnes nach Pest begeben soll dürfte heute vom Sultan empfangen werden; die Reise Graf Zichy's hat keinen politischen Zweck. Aus St. Petersburg: Der zum Adjutanten der Königin ernannte englische Oberst Wellesley ist lediglich 8 S zurückgekehrt, um sich von dem Hofe und von der t. Petersburger Gesellschaft zu verabschieden. Mit einer politischen Misson war Oberst Wellesley bei seiner Rückkehr hierher nicht betraut. Aus Skutari in Albanien: In Daljani bei Podgorizza hat vorgestern ein blutiger Konflikt zwischen Türken und Montenegrinern stattgefunden. Veranlassung zu demselben gab eine Verletzung der Demar⸗ kationslinie durch die Türken und der Ueberfall eines tür⸗ kischen Dorfes durch die Montenegriner. Es wurden zwei Montenegriner getödtet und ein Türke und ein Montenegriner verwundet. . 19. April. (W. T. B.) Die „Pol. Korresp.“ ver⸗ öffentlicht folgende Meldungen: Aus Konstantinopel vom 18. d.: Der englische Botschafter Layard berieth mit dem Admiral Hornby die Maßregeln, die zu treffen wären, falls die Russen den oberen Bosporus besetzen sollten. Die Konzentrirung russischer Truppen in der Nähe von Konstantinopel dauert fort. Wie es heißt, ist der nach London abgereiste Hobart Pascha mit einer Mission der Pforte an England betraut. Die Berufung Sadyk Paschas soll nicht im Sinne einer Allianz der Türkei mit Rußland anzusehen sein. Die Pforte versprach, die Räumung Schumlas und Batums zu beschleunigen. Aus Bukarest vom 19.: Die Russen beabsichtigen Galatz zu befestigen. Der Kom⸗ mandant der Nationalgarde ist vom Kriegs⸗Minister ange⸗ wiesen worden, täglich ein ganzes Bataillon zum Dienste zu stellen, was als ein Anzeichen des bevorstehenden gänzlichen Abzugs des rumänischen Militärs nach der kleinen Walachei betrachtet wird.

Belgien. Brüssel, 18. April. (W. T. B.) Im Gegensatz zu den von London über die bevorstehende Vor⸗ konferenz verbreiteten Nachrichten erfährt der „Nord“, daß die Phase der Verhandlungen über die auf den Kongreß be⸗ züglichen Vorfragen noch nicht abgeschlossen zu sein scheine. Der gute Wille Rußlands in dieser Beziehung sei nicht zweifelhaft, man fürchte aber, daß England die ungewisse Situation durch Formulirung von Vorbehalten und aus 1 gegen die Vermittelung Deutschlands in die Länge ziehen wolle.

Großbritannien und Irland. London, 18. April. (W. T. B.) Bei der in Süd⸗Northumberland statt⸗ gehabten Nachwahl zum Unterhause erhielt der Kan⸗ didat der Liberalen, Grey, 2914, der Kandidat der Konser⸗ vativen, Ridley, 2912 Stimmen. Zwei für Grey abgegebene Stimmen wurden jedoch annullirt, so daß eine Stich⸗ wahl nothwendig ist. Ein Supplementblatt der amt⸗ lichen „Gazette“ enthält eine Proklamation der

Königin, worin die Ausfuhr von Torpedos und Torpedofahrzeugen, sowie von Apparaten zum Werfen von brennbaren Stoffen verboten wird. 19. April. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus St. Petersburg vom gestrigen Tage gemeldet: In den amtlichen Kreisen waltet der Glaube an den Erfolg der Vermittelung Deutschlands und den baldigen Zusammentritt des Kongresses ob. Die Nachricht des „Echo“ über die bereits erfolgte Acceptation der Vorkonferenz Seitens der Mächte wird als verfrüht bezeichnet, wenn auch die bezüglichen Ver⸗ handlungen in den letzten Tagen unzweifelhaft an Aussicht auf Erfolg gewonnen haben. Oesterreich ist sehr entschieden für die Konferenz bemüht. Bevor die Vorkonferenzen statt⸗

finden, soll no eine Vorfrage erledigt werden, um die Mäöglichkeit zufälliger Zusammenstöße zu

beseitigen; es handelt sich um die Räumung des Marmarameeres Seitens der englischen Flotte und die sarhcchene der russischen Truppen aus der Umgebung Konstantinopels innerhalb einer zu vereinbarenden Demarka⸗ tionslinie. Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Kalkutta vom gestrigen Tage gemeldet: Der Brigadier⸗ General Roß ist zum Kommandirenden der Expedition ernannt, welche nach Malta geht. Roß wird speziell die erste, Macpherson die zweite Brigade, Major Watson die Kavallerie, Prendergast die Sappeurs kommandiren. Dem Vernehmen nach ist Ordre ertheilt worden, die in Chatham stehenden Infanterie⸗Regimenter bis zum Montag auf die voll⸗ ständige Kriegsstärke von 1066 Mann zu bringen.

. 20. April. (W. T. B.) Der „Invincible“ ist nach den Dardanellen abgesegelt. Der „Standard“ glaubt, wenn die Indienststellung von Kriegsschiffen fortdauere, werde die Einberufung der Flotten⸗Reserve erster Klasse eintreten. Der Ferzog von Edinburgh bleibe vorläufig auf seinem Schiffe im Mittelmeer. Der „Daily News“ zufolge wäre der Vorschlag, der Kongreß solle die Verträge

er Jahre 1856 und 1871 revidiren, von Rußland angenommen und von England abgelehnt worden. Die „Times“ schreibt, England wolle Rußland nicht demüthigen; es verlange kein präli⸗ minares Zugeständniß, keinen materiellen Vortheil. England selbst fordere nicht einmal den Abzug der Russen aus der Um⸗ gebung Konstantinopels, es stipulire nur die Anerkennung eines wesentlichen Prinzixs, ohne welches kein Vertrag von Nutzen wäre. Möge Rußland diese Bedingungen in irgend welcher Form zulassen, und England werde zufrieden sein. Wenn eine solche Zulassung nicht erreicht werde, könne der Kongreß nicht stattfinden. Wie der „Times“ aus St. Peters⸗ burg gemeldet wird, dauern die Verhandlungen trotz der Schwierigkeiten unterbrochen fort.

Griechenland. Athen, 19. April. (W. T. B.) Durch Vermittelung ist zwischen den Insurgenten und den Türken in Thessalien eine Waffenruhe ver⸗ einbart worden.

Türkei. Konstantinopel, 18. April. (W. T. B.) Der Sultan hat heute Vormittag die dDemission Achmet Vefik Paschas angenommen und, nachdem Mehemed Ruschdi Pascha und Safvet Pascha den Posten des Premier⸗ Ministers ausgeschlagen hatten, den früheren Botschafter in Paris, Sadik Pascha, zum Premier⸗Minister ernannt. An Stelle des seitherigen Scheich ul Islam, der ebenfalls von seinem Posten abgetreten war, wurde Mollah Bey zum Scheich ul Islam ernannt.

(W. T. B.) Sadik Pascha, der zum Nachfolger des entlassenen Vefik Pascha ernannt ist, wird auch das Porte⸗ feuille der öffentlichen Arbeiten übernehmen. Dem Kabinet gehören außerdem an: Jzzet Pascha Krieg, Ibrahim Pascha Marine, Safvet Pascha Auswärtiges, Kiani Finanzen, Ali Fuad ist zum Sekrezär des Sultans ernannt; auch der bisherige Direktor der Civilliste, Said Pascha, als Vertrauens⸗ mann des Sultans, sowie als Gegner Vefik Paschas bekannt, wird in das Kabinet eintreten. Die Ernennung Mollah Beys zum Scheik ul Uslam wird v Weitere Ver⸗ änderungen in den höheren Verwaltungsposten werden noch erwartet. Ein Hat des Sultans empfiehlt dem neuen Minister⸗Präsidenten die Beobachtung der Verfassung und die Ausführung der Reformen.

19. April. (W. T. B.) Es sind noch folgende Ministerernennungen erfolgt: Munif Effendi Unter⸗ richt, Mahmud Pascha Justiz, Ohannes Tschannitsch Handel, Zuhdi Effendi indirekte Steuern, Said Effendi Civilliste. Der Posten des Ministers des Innern ist noch nicht besetzt. Said Pascha ist noch nicht in das Ministerium getreten. Ali Pascha ist zum Präsidenten des Staatsrathes ernannt worden.

(W. T. B.) In der Note, in der die Pforte die baldige Räumung der Plätze Schumla, Varna und Batum verspricht, wird ausgeführt, daß ein großer Theil der Garnisonen bereits zurückgezogen, ein definitiver Termin für die Räumung Seitens der Türken in dem Friedensvertrage übrigens nicht festgesetzt sei. Die gegenwärtigen Okkupationen der Russen wie der Türken ständen in Uebereinstimmung mit den Bestimmungen des Waffenstillstandes. Die Pforte werde in Gemäßheit des Friedensvertrages successive einen Platz nach dem andern überliefern.

Numänien. Bukarest, 19. April. (W. T. B.) Die Han⸗ delsverträge mit Griechenland und der Schweiz sind zum Abschluß gelangt. Die Deputirtenkammer nahm nach dem Schlusse der geheimen Sitzung die Debatte über die Interpellation Furculescu's wieder auf. Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten erklärte, die Regierung habe gegen die Okkupation Rumäniens durch die russischen Truppen protestirt und den rumänischen Agenten Catargi beauftragt, diese Thatsache der britischen Regierung mitzutheilen. Die Kammer votirte hierauf eine Tagesordnung, in der sie ihre Befriedigung über das Verfahren der Regierung ausdrückt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. April. (W. T. B.) Die „Neue Zeit“ äußert sich, Rußland werde den definitiven Frieden mit Freude begrüßen, falls er ehrenvoll sei und die Ordnung im Orient befestige. Das Blatt hofft, die englische Flotte werde zurückgerufen werden. Das amtliche Organ veröffentlicht die Num⸗

mern der 36 neuen Reserve⸗Bataillone, welche 3 Di⸗

visionen, und der 24 neuen Batterien, welche 3 Brigaden bilden. Dem ““ zufolge hat der Kaiser auf die Vorstellung des Ministers des Innern be⸗ fohlen, den „Nordischen Boten“ wegen dessen schädlicher Richtung für immer zu unterdrücken. Der Schah von Persien wird am 2. Mai incognito in der persischen Grenz⸗ stadt Djulfa eintreffen; Fürst Mentschikoff wird denselben be⸗ grüßen. Bei dem in Moskau stattgehabten Konflikte mit dem Volke sind 12 Personen verwundet worden.

20. April. (W. T. B.) Die hiesigen Journale äußern sich dahin, daß man die Präliminarkonferenz als das Mittel, die wahren Intentionen Englands kennen zu lernen, acceptiren müsse. Der „Regierungsbote“ ver⸗ öffentlicht einen Befehl des Großfürsten Konstantin, wonach, in Gemäßheit eines Kaiserlichen Befehls vom 27. März, aus der Marinereserve die nöthigen Zahl Soldaten zum Zwecke der Formirung von drei Flottenequipagen berufen werden soll, von welchen zwei in Kronstadt und eine in Nikolajeff zu stationiren sind.

Odes a, 19. April. (W. T. B.) Die Dampfer „Lazareff’“ und eeesn chit schd sind gestern resp. heute mit für die Truppen bestimmten Ladungen nach Konstanti⸗ nopel und San Stefano abgegangen. 1

Tiflis, 19. April. (W. T. B.) Der Corpskommandant General Loris⸗Melikoff reist morgen nach St. Petersburg ab. Das kaukasische Corps wird aufgelöst und die dem⸗ selben beigegebenen Artillerie⸗Offiziere sind nach St. Peters⸗ burg berufen.

Dänemark. Kopenhagen, 15. April. (H. C.) Unter den vielen politischen Versammlungen, welche gegen⸗ wärtig im Lande abgehalten werden, hat die am Sonnabend Abend im Lindenborger Kruge abgehaltene ein besonderes Interesse, insofern dieselbe von dem Führer der gemäßigten

inken, Grafen Holstein⸗Ledreborg, berufen war. Graf Holstein erklärte: Es könne weder von einem Siege des Ministeriums noch der Linken die Rede sein; aber die erweckte politische Bewegung sei unbedingt ein Fort⸗ schritt gewesen. Das angenommene Budget sei unge⸗ fähr dasselbe, welches das Folkething im vorigen Jahre angeboten habe; nur seien die Bewilligungen etwas knapper. Das bewilligte Torpedoschiff sei keines⸗ wegs das von der Regierung geforderte Panzerschiff, welches nur für die Vertheidigung Kopenhagens bestimmt gewesen sei. Es würde unverantwortlich gewesen sein, wenn das Folkething unter den gegenwärtigen kritischen Verhältnissen in Europa seine ablehnende Stellung beibehalten hätte. Hinsichtlich der konstitu⸗ tionellen Punkte habe das Folkething seinen Willen durchgesetzt. Nicht der Kultus⸗Minister, sondern Boysen sei der Verfasser des Antrages in Betreff der Stiftsmittel; der Streitpunkt sei indessen nicht so sehr der Inhalt des Budgets wie die Frage gewesen, ob der jetzigen Regierung ein Budget zu gewähren sei, und keiner von denen, welche die Ablehnung des Budgets befür⸗ worteten, habe einen passablen Weg anweisen können, weil man einer Regierung gegenüber machtlos sei, die nicht auf dem Boden des Gesetzes stehe, wenn man sich nicht selbst außerhalb des Gesetzes bewegen wolle. Die alten Bauernfreunde hätten stets nur Opposition innerhalb des Gesetzes gewollt. Eine aben⸗ teuerliche Politik sei nicht zu empfehlen. Inzwischen gehe man ernsten Zeiten entgegen, falls nicht zum Herbste ein Wechsel im Ministerium vor sich gehe. Mit der jetzigen Regierung sei eine Versöhnung unmöglich; lediglich die aus der Linken Aus⸗ geschiedenen (Radikalen) hätten dieselbe gestützt. Bleibe die Regierung, dann müsse der Weg der Verhandlungen fortgesetzt werden. „Uns (die Gemäßigten), schloß Graf Holstein, be⸗ kommt man nicht dazu, das Budget im Herbste zu verweigern!“ Die zahlreich anwesenden Anhänger der radikalen Partei wider⸗ sprachen dem Redner.

Nr. 8 des „Armee⸗Verordnungsblattes“ hat fol⸗ genden Inhalt: Anlegen der Offiziers⸗Uniform im Auslande. Diesjährige größere Truppenübungen. Anerkennung der Realschule zu Offenbach a. M. und des Realgymnasiums zu Braunschweig. Deklaration zur Beilage 10 des Reglements über die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen im Frieden. Dienstreisen der Inten⸗ dantur⸗ und Bauräthe sowie der Garnison⸗Baubeamten. Einfüh⸗ rung eiserner Kopftafelstangen und Fußbretter mit Hirnleisten an den eisernen Bettstellen in den Lazarethen. Nachträge zu den Reglements für die Fuß⸗Artillerie und der Instruktion über die Ver⸗ richtungen bei der Bedienung ꝛc. Bekleidung der Oekonomie⸗ Handwerker bei den Feld⸗Artillerie⸗Regimentern. Kleiderkassen⸗ Abzüge derjenigen abkommandirten Offiziere, welchen das Gehalt für Rechnung ihres Truppentheils an der Kommandostelle gezahlt wird. Erster Nachtrag zum Schulverzeichniß vom 23. Januar d. J. Vertheilung der gedruckten Fortsetzung der Abänderungs⸗ beziehungs⸗ weise Ergänzungsbestimmungen bame elcdens Laznrat⸗Neiemen aus dem Jahre 1877. Anstellung der Militär⸗Anwärter bei den Privat⸗ Eisenbahn⸗Gesellschaften. Größenverhältnisse ꝛc. der Geschäfts⸗ zimmer.

Nr. 7 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ hat fol⸗ genden Inhalt: Veränderung in den Chargenbenennungen beim Zeug⸗ personal. Abänderung des §. 14 der Instruktion für die Behand⸗ lung fremder Kriegsschiffe in deutschen Häfen vom 16. Mai 1877. Fhenbecangen der Vorschriften über die Gewährung von Kajüten⸗ Mobiliar ꝛc. auf in Dienst gestellten Schiffen. Anlage A. zum Reglement über die Verwaltung der Inventarien und Materialien an Bord in Dienst gestellter Schiffe vom 1. November 1873. Reisegebührnisse der Offiziere, Aerzte und Deckoffiziere des Be⸗ urlaubtenstandes bei ihrer Einberufung zur Marine und demnächstigen Wiederentlassung. Unterbringung der Schiffswechsel in Monte⸗ video. Geldbeschaffung in Buenos Ayres und Guatemala. Berichtigungen zum Exerzier⸗Reglement für die Schiff Feschcg; der Kaiserlichen Marine. Verpflegungszuschuß für das I. Quartal des Etatsjahres 1878/79. Personalveränderungen. Benachrichti⸗ gungen.

Nr. 7 des „Archivs für Post und Telegraphie“, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ tung hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Der Etat der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung für das Jahr 1878,/79. Topographisch⸗Statistisches Handbuch für das Reichs⸗Postgebiet. Die Vorlagen für den Pariser Postkongreß. II. Kleine Mit⸗ theilungen: Zur Telephonie. Wheatstone’s Violoncell. Litera⸗ tur des Verkehrswesens: Deutsche Geographische Blätter. Zeit⸗ schriften⸗Ueberschau.

Das März⸗Heft des „Centralblatts für diegesammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ hat folgenden Inhalt: Verzeichniß der ständigen Kreis⸗Schulinspektoren. Zusammensetzung der Prüfungs⸗Kommissionen für die wissenschaftliche Staatsprüfung der Theologen. Staatsauszaben für öffentlichen Unterricht ꝛc. Behandlung beschädigter, aber vollwichtig gebliebener Reichsmünzen. Personalveränderungen bei der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Akademische Kunstausstellung zu Berlin. Preis⸗ bewerbungen bei der Akademie der Künste zu Berlin. Jahres⸗ bericht über die Humboldt⸗Stiftung. Schutz von Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung. Ver⸗ zeichniß der höheren Unterrichtsanstalten. Desgleichen in Beziehung auf vrpwfsorische Gestattung der Ausstellung von Zeug⸗ nissen für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst. Maturitäts⸗ Aspiranten bezw. Abiturienten an den Gymnasien und Realschulen im Jahre 1877. Frequenz der Gymnasial⸗ und der Real⸗Lehr⸗ anstalten im Sommer⸗Semester 1877. Termin zur Abhaltung des pädagogischen Kursus für Theologen am Seminar zu Weißen⸗ fels. Aufnahme neuer Zöglinge in die Anstalten zu Droyßig. Termin für die Turnlehrerinnen⸗Prüfung im Frühjahr 1878. Turnkurse für im Amt stehende Lehrer. Zweck der Periodisirung der Bewilligungen aus dem Elementarschulfonds. Personalchronik.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 7. April bis incl. 13. April ecr. zur Anmeldung gekommen: 380 Eheschließungen, 764 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 561 Sterbefälle.

Nach der „Zeitschr. f. Gewerbe ꝛc.“ wurden im Jahre 1877 in Oberschlesien I1 580 302 Ctr. Eisenerze (gegen 9 602 581 Ctr. in 1876) gefördert, im Werthe von 2 195 674 (gegen 1 842 728 in 1876). Beschäftigt wurden dabei 1656 männliche und 1102 weib⸗ liche Arbeiter über und 211 Arbeiter unter 16 Jahre.

Den amtlichen Uebersichten über die Seehandels⸗ bewegung in Königsberg im Jahre 1877 entnehmen wir fol⸗

mer bemerkt ist.

gende Zahlen, 8 welchen die Differenz gegen das Vorjahr in Klam⸗

Eingang: Eisen in Stäben 119 142 Ctr. (+ 53 539 Ctr.), Eisenbahnschienen 258 811 Ctr. (— 79 . Ctr.), ganz grobe und grobe Eisen⸗ und Stahlwaaren 174 308 Ctr. + 52 810 Ctr.), Heringe 161 283 t (— 3250 t), Kalk 245 283 Ctr. (— 252 966 Ctr.), Kohlen und Koks 1 697 180 Ctr. (— 361 674 Ctr.), etroleum 429 887 Ctr. (+ 90 855 Ctr.). Salz 529 264 Ctr.

+ 196 048 Ctr.), Thee 192 736 Ctr. (+ 51 539 Ctr.), Rohzucker

2 311 Ctr. (+ 222 311 Ctr.), raffinirter Zucker 206 168 Ctr.

( EAr Ctr.). dn usgang: oh⸗ und Cementstahl 951 334 Ctr. 574 246 Ctr.), Flachs, Hanf und Hede 654 182 Ct. + 226 511 Ctr.), Weizen 4104 736 Ctr. (+ 2 109 873 Ctr.), oggen 2 871 423 Ctr. (+ 760 761 Ctr.), Gerste 1 474 657 Ctr. (+ 1 265 195 Ctr.), Hafer 1 553 042 Ctr. (+ 919 421 Ctr.), Buchweizen 231 710 Ctr. (+ 149 029 Ctr.), Erbsen 598 092 Ctr. (+ 338 666 Ctr.), Wicken 213 349 Ctr. (+ 86 046 Ctr.), Leinsaat 440 966 Ctr. (+ 117 936 Ctr.), Heringe 61 506 t (s— 24 079 t), olz 13 510 Last (— 3053 L.), Lumpen 269 335 Ctr. (+ 102 894 tr.), Mehl und Mühlenfabrikate 142 308 Ctr. (+ 107 898 Ctr.), * S. 8 88 236 Ctr. (— 181 142 r.), Thee r. (+ tr.), R Cerzhoehs g8) ), Rohzucker 209 728 Ctr. Im Jahre 1877 trafen beladen 1477 Seeschiffe von 178 657 Last in Königsberg ein, darunter 458 Dampfer von 125 194 Last; außerdem 945 Ballastschiffe von 103 197 Last, darunter 249 D. von 73 567 Last. Unter den beladenen Schiffen waren 720 deutsche, 276 englische, 235 dänische, 115 norwegische, 92 niederländische, 33 ö“ 8 russi che g. ie Za er beladen auslaufenden Schiffe betrug 2437 von 278 C, east der nFöe. 4 8. 8 Last. 8 ußerdem gingen binnen durch Königsberg nach Memel 2 Schiffe von 66 Last und nach Ruß 3 Schiffe von Sg Lcch 8

Nach einer von der Pariser Gemeindeverwaltung

veröffentlichten Statistik betrug im Jahre 1877 die Zahl der Geburten in Paris 54 858, wovon 27 720 männlichen und 27 738 weiblichen Geschlechts, die Zahl der Heirathen 18109 und die der Todesfälle 47 343, wovon 24 508 männlichen und 22 835 weib⸗ lichen Geschlechts. An der Schwindsucht sind in diesem Jahre 8583 Personen gestorben, wovon 4768 männliche und 3815 weibliche. Auf die öffentliche Wohlthätigkeit waren angewiesen 113 117 Judividuen, nämlich 23 036 Männer, 38 477 Frauen, sowie 25 607 Knaben und 26 207 Mädchen unter vierzehn Jahren. 5,32 % von diesen Hülfsbedürstigen entfielen auf Ausländer. .““

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zu dem Kaiser⸗Wilhelm⸗Buche sind (im Verlage vo Otto Spamer in Leipzig) jetzt die Einbanddecken erschienen. Die⸗ selben zeigen in der Mitte in Golddruck das wohlgetroffene Bildniß Sr. Majestät des Kaisers, umrahmt von einem Lorbeerkranze auf goldenem Grunde. Ueber diesem Medaillon sind in den Rand⸗ verzierungen der Reichsadler, unter dem Medaillon das Eiserne Kreuz, beide in schwarz, angebracht. In den Ecken sind die Namen Düppel, Königgrätz, Sedan und Paris zu lesen; geschmackvolle Arabesken füllen die Zwischenräume. Der Rücken ist ebenfalls mit Adlern und Arabesken reich verziert. Die Ausführung der Einbanddecken, deren Preis sich auf 2 pro Stück stellt, ist sehr sauber.

Als 30. und 31. Band der Internationalen wissen⸗ schaftlichen Bibliothek ist (Leipzig, F. A. Brockhaus, 1878) soeben erschienen:t„Das Menschengeschlecht“, von A. de Quatre⸗ fages, Professor der Anthropologie am naturgeschichtlichen Museum zu Paris, und Mitglied des Instituts. Die Herausgeber der Inter⸗ nationalen wissenschaftlichen Bibliothek, Professor J. Rosenthal in Erlangen und Osc. Schmidt in Straßburg, entschuldigen sich ge⸗ wissermaßen in dem Vorwort mit de Quatrefages hohem Range unter den Anthropologen, daß sie, ihrer abweichenden Ansichten ungeachtet, sein Werk in die Bibliothek aufgenommen haben. Dieses Zeugniß von Gegnern bekundet am besten den Werth des

Euchs. Quatrefages de Bréau, schon seit den dreißiger Jahren bekannt als Zoologe, ist Gegner des Darwinismus; er hielt an der Abstammung des Menschen von einem Urmenschen fest und glaubt an eine Menschenseele, als Quelle der Moralität und Religiosität, welche die besonderen Attribute des Menschenreichs bilden. In dem ersten Bande des vorliegenden Werkes betrachtet er den Menschen als Glied des organischen Reichs (Einheit des Men⸗ schengeschlechts, Ursprung der einen Menschenart, zeitliches Auf⸗ treten des Menschen, ursprünglicher Wohnsitz des Menschen, wie unsere Erde bevölkert wurde; Akklimatisirung des Menschen, der Ur⸗ mensch, Entstehung der Menschenrassen); im zweiten Theil die dem Menschen zukommenden Charaktere (Fossile Menschen⸗ rassen; die gegenwärtigen Menschenrassen, physische Cha⸗ raktere derselben, psychologische Charaktere der Species Mensch). Ueberall beweist der Verfasser seine Ansichten, soweit dies überhaupt möglich ist, und widerlegt diejenigen der Gegner; dabei bietet er eine Fülle von wissenschaftlichem Material, welches auch diejenigen der Leser, die anderer Ansicht als der Verfasser sind, in hohem Grade fesseln wird. Um das Verständniß des Buchs in möglichst weiten Kreisen zu fördern, sind in einem Anhange die ana⸗ tomischen und anthropometrischen Bezeichnungen, die im Text vor⸗ kommen, verdeutlicht. Ein Inhaltsverzeichniß erleichtert überdies das Auffinden der zahlreichen überall eingestreuten Details. Den Herausgebern gebührt für die Aufnahme dieses trefflichen Werks in die Internationale wissenschaftliche Bibliothek um so mehr Anen ken⸗ nung, als sie, wie bemerkt, in den Hauptfragen eine andere Stel⸗ lung als de Quatrefages einnehmen.

Der soeben erschienene Lagerkatalog von Hermann Bahr, juristisches Antiquariat, Buchhandlung für Rechts⸗ und Staatswissenschaften in Berlin, enthält auf 160 Seiten u. A. die von dem am 4. Juli v. J. zu Heidelberg verstorbenen Geh. Rath Professor Dr. Heinrich Zöpf! nachgelassene Büchersammlung. Dieselbe umfaßt vorzugsweise die Literatur der Gebiete des allge⸗ meinen und deutschen Staatsrechts, darunter eine interessante Kol⸗ lektion über den vormaligen Deutschen Bund und den Bundesstaat, des deutschen Privatfürstenrechts, des allgemeinen und europäischen Völkerrechts und der deutschen Staats⸗ und Rechtsgeschichte. Ein systematisches Inhaltsverzeichniß weist darauf hin, daß außer der Literatur des Staatsrechts auch die übrigen Rechtsgebiete, als: die Quellen und Alterthümer des Rechts, das Privatrecht, Civilprozeß, Gerichtsverfassung, Strafrecht und Kirchenrecht vertreten sind. Eine dem Kataloge beigegebene alpha⸗ betische Inhaltsübersicht erleichtert das Auffinden der einzelnen Rechts⸗ materien. Bei großer 6. 29, und e Eintheilung verzeichnet dieser Katalog eine beachtenswerthe literarische eee Die angesetzten Antiquariatspreise sind als mäßige zu

ezeichnen.

Von dem für die Pariser Weltausstellung von der Redaktion der Grieben'’schen Reisebibliothek (Verlag von Albert Goldschmidt in Berlin) vorbereiteten praktischen Reisehandbuche ist jetzt auch derjenige Abschnitt erschienen, welcher die Ausstellung selbst betrifft. Wie der erste, im Februar ausgegebene Theil, „Paris und Umgebungen“, dem Reisenden in Paris als Pübrer dienen wird, so bildet dieser von Friedr. Hermann in Paris bearbeitete Aus⸗ stellungsführer einen guten, billigen Wegweiser (1 ℳ) für die am 1. Mai zu eröffnende Ausstellung. Ein dem Buche beigehefteter deutlicher Plan des riesigen Ausstellungsplatzes trägt zur schnellen Orientirung bei. Das ganze Werk ist unter dem Titel „Paris und die Weltausstellung“ in allen Buchhandlungen für den Preis von 2 50 vorräthig.

München, 16. April. (Allg. Ztg.) Se. Majestät der König hat dem Verlagsbuchhändler Otto Spamer in Leipzig und dem Schriftsteller O. F. Ebersberg (unter dem Namen „Berg“ als Verfasser vieler wirksamen Volksstücke bekannt) die Ludwigs⸗Medaille

verliehen. 8

London, 18. Mai. (E. C.) Zum dreihundertjährigen Jubelfeste der Geburt Harvepy'“'s, des Entdeckers des Blut⸗ umlaufs, wird vom Royal College of Pbvysicians ein Bankett gehalten werden. Beiträge für ein Denkmal Harvey's gehen zahlreich ein.

Gewerbe und Handel.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗ Aktien⸗Gesellschaft (Abtheilung für Unfallversicherung) kamen im Monat März d. J. 389 Unfälle zur Anzeige, und zwar 8 Un⸗ fälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 5 Un⸗ fälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 24 Unfälle, welche für die Verletzten voraussich lich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 352 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbs⸗ unfähigkeit.

Der Kredit⸗ und Sparbankverein zu Leipzig (Eing. Gen.) zählte Ende 1877 524 Mitglieder; das Mitglieder⸗ kapital ist von 563 190 auf 621 750 gestiegen. Der Bestand der Spar⸗ und Depositengelder betrug Ende Dezember 1877: 1 168 073,82 ℳ, der Bestand an Wechseln: 1185 Stück mit 1 354 008,42 Der Gesammtumsatz 1877 von 56 664 327 ist gegen den Gesammt⸗ ge. 1876 um 5 341 565 gewachsen. Statt des statuten⸗ gemäßen Betrages sind dem Reservefonds 6500 überwiesen worden, wodurch derselbe die Höhe von ca. 40 000 erreicht. und das Delcredereconto ist durch Zuschreibung von 16 000 auf ca. 30 000 erhöht worden. Der Generalversammlung wurde die Vertheilung einer Dividende von 8 % vorgeschlagen.

Wien, 19. April. (W. T. B.) Die österreichische Nord⸗ westbahn hat ihre Generalversammlung auf den 29. Mai an⸗ beraumt; auf der Tagesordnung befindet sich auch der Antrag des Verwaltungsrathes, betreffend die Auszahlung des Julicoupons der Aktien. Nach einer als authentisch bezeichneten Mittheilung der „Presse“ hätte zwischen der Südbahn und der italienischen Regierung bis jetzt nicht die geringste Besprechung oder auch nur Anregung be⸗ treffs der weiteren Betriebsführung der oberitalienischen Linien vom 1. Juli d. J. ab stattgefunden. Alle diesbezüglichen Nachrichten seien unbegründet.

„Rom, 18. April. (W. T. B.). Wegen der an einigen Punkten Südrußlands und der Türkei herrschenden Typhus⸗ und Blattern⸗ epidemien wird durch Dekret die Einfuhr von Hadern und un⸗ gereinigter Wäsche aus dem Schwarzen und Asovschen Meere, sowie aus den türkischen Häfen verboten.

Helfingfors, 13. April. Wie hiesige Zeitungen mittheilen, haben Konkurs angemeldet: Kaufmann Aug. Roos und Kaufmann Herm West in Kristinestad, sowie Civil⸗Ingenieur F. F. Sivén

ierselbst.

„— Zur Vervollständigung bezw. Berichtigung der neulichen Notiz über „O. A. Schulz's Adreßbuch für den deutschen Buch⸗ handel“ bemerken wir nachträglich, daß der erste Jahrgang desselben bereits im Jahre 1839 crschienen ist, aber erst seit 1861 von dem jetzigen Herauseber Herrmann Schulz redigirt wird.

In Wilh. Werthers Verlag zu Rostock ist vor Kurzem eine kleine Schrift erschienen, deren Zweck es ist, „die Bedeutung des (projektirten Rostock⸗Berliner Schiffahrtskanals für die landwirthschaftlichen Interessen in den Großherzog⸗ thümern Mecklenburg“ darzuthun. Die Schrift besteht aus zwei Theilen, deren erster einen „Bericht über den Stand des Projektes des Rostock⸗Berliner Schiffahrtskanalals von Moritz Wiggers“ bildet, während der zweite Theil ein „Gutachten, verfaßt von dem Wasserbau⸗Inspektor Heß zu Hannover“, enthält. Dieser Theil, der umfangreichere, betrachtet den Gegenstand von folgenden Gesichtspunkten. Zunächst werden die Landesmeliorationen erörtert, welche durch die Ausführung des Rostock⸗Berliner Schiff⸗ fahrtskanals herbeigeführt und ermöglicht werden und zwar auf den sich von Natur ergebenden drei Abschnitten der mecklenburger Kanal⸗ strecke von Lüdershagen bis Güstrow, von Güstrow bis zur Feldmark Bützow, von Bützow bis unterhalb Schwaan. Weiter wird dann die Erleichterung und Verbesserung der Verkehrsverhältnisse durch die Anlage des Rostock⸗Berliner Schiffahrtskanals besprochen, indem der jetzige Zustand der Wasserstraßen mit dem Zustande der Wasserstraßen nach Anlage des Rostock⸗Berliner Schiffahrtskanals in Parallele gestellt und daraus der Schluß auf die voraussichtliche Er⸗ höhung des Nationalvermögens durch die erleichterte Kommu⸗ nikation des Rostock⸗Berliner Schiffahrtskanals gezogen und zwar sowohl für die Landwirthschaft wie für die Forstwirthschaft. Hier werden getrennt behandelt die Forsten im Großherzogthum Mecklen⸗ burg⸗Strelitz und die Forsten im Großherzogthum Mecklenburg⸗ Schwerin. In einem Schlußkapitel werden dann die in den vorher⸗ gehenden Abschnitten gewonnenen Resultate betreffs der Vortheile, welche der Land⸗ und Forstwirthschaft durch die Anlage des Rostock⸗ Berliner Kanals erwachsen sollen, rekapilulirt. Es werden die der mecklenburgischen Land⸗ und Forstwirthschaft aus der Anlage des Kanals erwachsenden kapitalisirten Mehrreinerträge nach den an⸗ gestellten Ermittelungen auf rund 9 Millionen Mark berechnet. Diese Summe erreicht nahezu die zu 9 600 000 veranschlagten Kosten der Herstellung der mecklenburgischen Strecke des Kanals. Eine beigefügte Karte giebt ein klares Bild von der Trace der Kanalstrecke auf mecklenburgischem Boden. Die vorliegende Schrift, welche im Auftrage des mecklen⸗ burgischen Kanalvereins verfaßt ist, schließt sich gleichsam als zweiter Theil an eine im vorigen Jahre gleichfalls auf Ersuchen des mecklen⸗ burgischen Kanalvereins veröffentlichte ähnliche Schrift, welche ein im Auftrage des Königlich preußischen Ministeriums für die landwirth⸗ schaftlichen Angelegenheiten verfaßtes Gutachten des Wasserbau⸗In⸗ spektors Heß in Hannover über die Bedeutung des Rostock⸗Berliner Schiffahrtskanals für die landwirthschaftlichen Interessen in der Provinz Brandenburg, sowie einen Bericht von Moritz Wiggers über den Stand des Rostock⸗Berliner Kanal⸗ projektes umfaßte. Die in diesem früheren Berichte ausge⸗ sprochene Hoffnung, daß die technische Untersuchung über die Bedeutung jenes Kanals für die landwirthschaftlichen Interessen in Mecklenburg zu ähnlichen günstigen Resultaten führen werde, wie diejenigen sind, welche sich für die Provinz Brandenburg ergeben, ist, sagt der Bericht, vollständig in Erfüllung gegangen. Weiter hebt der Bericht hervor, daß mit dem in der vorliegenden Schrift ver⸗ öffentlichten Gutachten des Wasserbau⸗Inspektors Heß die Vorarbei⸗ ten für das Projekt in Rede erst zum Abschluß gekommen seien, es handele sich nun darum, den richtigen praktischen Weg zu be⸗ treten, um die Ausführung des Werkes zu erreichen, nach⸗ dem die Thatsache zu konstatiren sei, daß die Vorarbei⸗ ten ergeben hätten, der Rostock⸗Berliner Kanal sei technisch und finanziell ausführbar. Nach der Veröffentlichung der vorliegenden Broschüre erscheine nun der geeignetste Zeitpunkt ge⸗ kommen zu sein, wo die Lokalinteressenten zu der Erklärung zu ver⸗ anlassen seien, ob und mit welchen Mitteln sich dieselben an dem Kanalunternehmen für den Fall, daß die Ausführung desselben ge⸗ ce⸗ sei, betheiligen würden. Das Zustandekommen des Unter⸗ nehmens hänge wesentlich von den Lokalinteressenten ab.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 19. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Minerva! ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien heute früh 5 ¾ Uhr hier e

Southampton, 18. April. (W. T. B.) Der Dampfer 9 u“ Lloyd „General Werder“ ist hier ein⸗ getroffen.

Berlin, 20. April 1878.

Nachrichten aus China zufolge haben zwei Europäer, der en Ingenieur⸗Lieutenant Gill und Mr. Mesny, welcher früher in vinesschen Militärdiensten gestanden hat,

eine Reise durch West⸗China nach Burmah aus⸗ geführt. 8

hat sich über Shangai, Hangkon und

Chungking nach Cheng⸗tu begeben, wo er mit Mr. zusam⸗ mentraf. Beide setzten dann gemeinschaftlich die Reise über Ta⸗chien⸗lu und Li⸗thang nach Ba⸗thang (Pa⸗thang) in der Absicht fort, durch Thibet über Lhassa nach Indien vorzudrin⸗ gen. Die Ausführung dieser Absicht scheiterte an der drohen⸗ den eees der Thibetaner, welche eine kleine Truppen⸗ abthei 2. an der Grenze zusammengezogen hatten und ent⸗ schlossen schienen, ein Ueberschreiten derselben um sjeden Preis zu verhindern.

Die Reisenden wandten sich daher nach Nünnan und gingen über A⸗tung-tze nach Ta⸗li⸗sfu, von wo sie ihren We⸗ über Nung⸗chang, Teng⸗yuch, Man⸗wyn und Bhamo na Mandalay nahmen, wo sie am 8. November eintrafen, nach⸗ dem sie Cheng⸗tu am 10. Juli verlassen hatten.

Das große Interesse, welches gegenwärtig der weiteren Entwicke⸗ lung stenographischer Schrift und deren Ausbreitung entgegen⸗ gebracht wird, zeigt sich darin, daß, während früher die Stenographie nur in den Parlamenten Verwendung fand, allenfalls auch dann und wann in den Hörsälen der Universitäten und Akademien, man sie jetzt in einer größeren Anzahl von industriellen Geschäften, Ver⸗ sicherungsgesellschaften ꝛc. vertreten findet. An Orten, wo steno⸗ graphische Vereine bestehen, dürfte kaum eine größere Versammlung abgehalten werden, welche nicht ihre Reden stenographisch aufnehmen ließe; auch die Direktoren vieler Gymnasien und Realschulen dulden die fakultative Ertheilung stenographischen Unterrichts in ihren Anstalten. Einen großen Antheil an dem schnellen Fortgang dieser Verbreitung stenographischer Kenntnisse ha⸗ ben die nach dieser Richtung h von den verschiedenen Seiten für die Vereinfachung des Regelagparates der vorhandenen Systeme aufgewendeten Bemühungen und Iag als Beispiel dafür die Thatsache angeführt werden, daß noch in den Jahren von 1860 bis 1871 für den Absatz einer Auflage der Anleitung zur Erlernung der Stolze'schen Stenographie, welche in einer Höhe von 1— 2000 Exemplaren aufgelegt wurde, einige Jahre erforderlich waren, während nach den, im Jahre 1872 vorgenommenen Vereinfachungen des Stolze'schen Systems, wie es jetzt in den amtlichen Unterrichts⸗ kursen im Abgrordnetenhause wird, der Durchschnittsverbrauch dieses Werkchens für eine Auflage von 5000 Exemplaren 10 Monate gewesen ist, ja die verletzte (32.) Auflage bereits in 6 Monaten ver⸗ griffen wurde. Auch die höheren Gesellschaftskreise interessiren sich mehr und mehr für die Verwendung der Stenographie als Korre⸗ spondenzschrift, und die von dem Vorsitzenden des Verbandes Stolze’scher Stenographenvereine, Hrn. Kaeding, zuerst im Jahre 1874 eingerichteten, nur für Theilnehmer aus den höheren Gesell⸗ schaftskreisen bestimmten Vorlesungen erfreuen sich einer regen Betheiligung.

Wie wir hören, wird ein neuer Cyklus von 12 Veorlesungen Seitens des oben genannten Herrn in einem reservirten Zimmer des Grand Restaurant Kunert an der Stechbahn Nr. 2 eingerichtet werden, welcher am Freitag, den 3. Mai 1878, Abends 8 Uhr beginnt, an den Dienstag und Freitag Abenden werden wird und wiederum nur für Theilnehmer aus den höheren Gesellschaftskreisen bestimmt ist. Ein öffentlicher Unterrichtskursus in der genannten Schrift wird ferner am Donnerstag, den 2. Mai cr., Abends 8 Uhr, im Hörsaale Nr. 1 der Königlichen Gewerbe⸗Akademie mit einem einleitenden Vortrage über das Wesen der Stolze'schen Stenographie eröffnet und sodann Montag und Doanerstag, Abends von 8—9 Uhr, weiter geführt efden 1 auch die Dauer dieses Kursus ist auf 12 Unterrichtsstunden estgesetzt. 8 Melrungen werden bei Beginn des Unterrichts und außerdem in den Unterrichtslokalen wie am Sonntag, den 28. April, im steno⸗ graphischen Bureau des Abgeordnetenhauses entgegengenommen.

Der Park der Stadt Husum in Schleswig, früher zum ehemaligen Herzoglichen Schlosse gehörig, geht gegenwärtig einer es Bedürfnissen der Bevölkerung nach ästhetischem Naturgenuß, Schutz und Schatten entsprechenden Umarbeitung entgegen. Nachdem der Verschönerungsverein der Stadt Husum für den besten Plan zum Park eine Konkurrenz ausgeschrieben und zahlreiche Arbeiten eingegangen, sind diese Pläne den Bewohnern der Stadt zur Ansicht öffentlicht ansgelegt worden. Zur Auswahl des für die Situation ist der Hofgarten⸗Direktor Sr. Majestät des Kaisers und Königs Jühlke in Sanssouci von dem Verschönerungs⸗ vereine gebeten worden, in diesen Tagen nach Husum zu kommen und durch seine Entscheidung ein Unternehmen fördern zu helfen, das in der Ausführung für das Wohlbefinden der Bewohner von der aller⸗ größten Wichtigkeit zu werden verspricht.

Hr. Hoftheater⸗Direkter Ludwig Chronegk ist von

einingen hier eingetroffen, um Vorbereitungen zu dem am 1. Mai im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Fhrater be⸗ Gastspiele des Herzoglichen Hof⸗Theaters zu reffen.

Im National⸗Theater tritt morgen Hr. Ludwi Barnay zum ersten Male als Wallenstein auf. Die Lan, Wallenstein⸗Trilogie kommt bei dieser Gelegenheit hintereinander an einem Abend zur Aufführung.

Die Sing⸗Akademie brachte gestern, am Charfreitage, das Passionsoratorium „Der Tod Jesu“ von C. H. eee. zur Aufführung, nachdem sie erst am Freitage voriger Woche Seb. Bachs Mathäus⸗Passion aufgeführt hatte. rauns Oratorium, das seit dem Jahre 1760, in welchem es hier zum ersten Male vorgetragen wurde, wohl an keinem Charfreitage in Berlin gefehlt hat, erscheint auch heute noch nach über hundert Jahren in Sonderheit wegen der Schönheit seiner Chöre und Recitative als ein Meisterwerk. Die Sing⸗Akademie hat den Tod Jesu seit langen Jahren in ihr stäu⸗ diges Repertoire aufgenommen und darf die Aufführung dieses Ora⸗ toriums zu ihren besten Leistungen zäͤhlen. Die Chöre kamen mit musterhafter Reinheit der Intonation zu Gehör und der seelische Geha t der ergreifenden Musik mit der sorgfältigsten Ausarbeitung bis in die kleinsten und feinsten Einzelheiten zum verstaͤndnißvollen Ausbrac. Von den Solis wurden die Sopran⸗Partien, welchen von dem Komponisten der größere Raum zugetheilt ist, von den Damen Frls. Anna Rüdi⸗ ger (1. Arie), Laura Schauchmann (2. Arie), Martha Irmer (Duett mit der eben genannten) und sic Anna Gerhardt gesungen. zuerst genannte Dame führte sich

Woche bei der 1 als eine talentvolle, vielversprechende Sängerin auch gestern ihren Theil mit dem besten Erfolge vor. 1 hardt und Frl. Schauchmann sind von früheren musikalische vS. vortheilhaft bekannt und lösten ihre Aufgabe ee wie Frl. Irmer in anerkennenswerther Weise. Die Tenorsoli sang Hr. Jul. Sturm untadelhaft sowohl in der Technik wie im Vortrage. Die Baßsolo⸗Partien hatte der Königliche Hofopernsänge 5 Oberhauser übernommen. Hr. Oberhauser erfreut sich Königlichen Bühne her einer allgemeinen Beliebtheit als tüchtige dramatischer Sänger. Gestern bekundete er auch als Oratoriensänge sehr werthvolle Vorzüge; der sonore Klang seiner vorzüglich gebil⸗ deten Stimme und die natürliche, maßvolle Vortrags weise kamen der Würde der geistlichen sik wesentlich zu statten. Der Orchester⸗Part und die Orgelbegleitung wurden durch die Berliner 8— und Hrn. Otto Dienel mit löb licher Präcision aus eführt. Das Hauptverdienst um das Gelingen des Werkes hatte sich wiederum Hr. Professor Blumner durch sein mit ganzer Hingebung und meisterlichem Verständnisse durchgeführt sseneg. hses

eide Kaiserlichen Majestäten beehrten die Au Ihrem Besuche und verweilten bis zum Schluß. Seee