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1 — Durch Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 19. Januar d. J. ist ein neues E1 genehmigt worden, wel an Stelle desjenigen vom 7. Mai 1871 getreten ist. 2 haben Se. Majestät bestimmt, daß die am Aller⸗ höchsten Hofe erscheinenden Beamten des Reichs mit den preußischen Beamten gleicher Kategorie nach dem Datum der Ernennung rangiren, daß aber, wenn eine Reichsbehörde in corpore erscheint, ihre Mitgliedern der koordi⸗
nirten preußischen Behörde vorgehen. 8 Das nnsisceenhee lement ist als Heft des X. Ceremonial⸗ uchs für den Königlich preußischen Hof (Berlin, 1878.
R.. von Deckers Verlag, Marquardt & Schenck) erschienen.
1 — In den deutschen Münzstätten sind bis zum 3. April 1878 geprägt worden, an Goldmünzen: 188 698 640 ℳ Doppelkronen, 365 296 020 ℳ Kronen,
27 969 845 ℳ halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung:
262 513 980 ℳ; an Silbermünzen: 71 652 415 ℳ 5⸗Markstücke,
97 810 530 ℳ 2⸗Markstücke, 148 847 743 ℳ 1⸗Markstücke, 1 486 388 ℳ 50⸗Pfennigstücke, 35 717 718 ℳ 20 ₰
20⸗Pfennigstücke. Die Gesammtausprägung an Goldmünzen etrug: 1 581 964 505 ℳ, an Silbermünzen: 425 514 794 ℳ
20 J.
— Bis Ende März 1878 sind für Rechnung des teichs an Landes⸗Silber⸗ und Kupfermünzen zur
Einziehung gelangt: A. Landes⸗Silbermünzen:
Thalerwährung 788 200 228 ℳ 93 J₰, süddeutsche
Guldenwährung 195 688 406 ℳ 56 J₰, vneer nna.
7 974 020 ℳ 11 ₰, Konventionsmünzen des Zwanziggulden⸗ ußes 1 910 327 ℳ, Silbermünzen Kurfürstlich und König⸗
8 8 sächsischen Gepräges 608 567 ℳ 42 ₰, Silbermünzen
schleswig⸗holsteinischen Gepräges 1 617 855 ℳ 49 ₰, Aeltere
ilbermünzen hannoverischen Gepräges 1613 ℳ 45 ₰, mecklen⸗ urgische Währung 204 517 ℳ 63 ₰, Hamburgische Courant⸗ währung 1 766 967 ℳ 25 ₰, Lübische Währung 754 996 ℳ 05 ₰, eheraen A. 998 727 499 ℳ 89 ; B. Landeskupfer⸗
münzen: Thalerwährung 2 610 220 ℳ 08 ₰, süddeutsche
Währung 647 208 ℳ 44 ₰, mecklenburgische Währung 52 940 ℳ
53 ₰, Gesammtwerth B. 3 310 369 ℳ 05 ₰; hierzu Gesammt⸗
werth A. 998 727 499 ℳ 89 J, Summe 1 002 037 868 ℳ 94 ₰.
— Die Verabredungen, welche in einem Ehebündniß und Erbvertrage für den Fall, daß die zu schließende Ehe künftig wiederum durch richterlichen Ausspruch getrennt und
abei einer der Ehegatten für den schuldigen Theil erklärt werden sollte, über den Betrag der dann dem unschuldigen Theile aus dem Vermögen des Schuldigen zu leistenden Ab⸗ findung im Voraus getroffen worden, sind unzulässig und rechtsunverbindlich. Dieser vom Ober⸗Tribunal aus⸗ gesprochene Rechtssatz findet, nach einem Erkenntniß desselben vom 19. März d. J., nur auf Verträge zwischen Brautleuten Anwendung, nicht aber auf derartige Verträge zwischen Ehe⸗ leuten, besonders zur Zeit, als der Ehescheidungsprozeß schwebte.
Bayern. München, 21. April. (Allg. Ztg.) Der
önig hat dem lebenslänglichen Reichsrath Dr. Theodor
Freiherrn von Cramer⸗Klett die erbliche Reichsraths⸗ würde verliehen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 23. April. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm
würden große militärische — — : 25 Kosaten⸗Regimenter würden gebildet und eine Expedition von Orenburg nach Taschkent sei in der Organisation be⸗ griffen. — Nach einem Telegramm aus Bukarest ständen die Vorposten des 11. russischen Corps nur eine Stunde von Bukarest entfernt. Die bulgarische Nationalversamm⸗ lung werde am 1. Mai in Tirnowa zusammentreten.
— Aus der EwE 2754 dem „Reuterschen
ureau“ unterm 26. März gemeldet:— .
8 Man glaubt, daß Sandil⸗ mit einer beträchtlichen Streitkraft in dem Pirie⸗Bush vollständig umzingelt ist, soweit dies eben die Natur der Gegend gestattet. General Thesiger leitet persönlich die Operationen. Es sind mehrere verzweifelte Versuche gemacht worden, die Truppenlinie zu durchbrechen, hauptsächlich in Barley’'s Grave, wo in einem Treffen 2 Europäer getödtet und 8 verwundet wurden. Am 18. d. M. fand in der Nähbe des Forts Muriman ein hitziges Treffen zwischen den Queenstown⸗Freiwilligen unter Kapitän Ella und einer Kaffern⸗Streitmacht statt; 37 Kaffern wurden getödtet. Einer der Freiwilligen, Namens Hart, wurde gleichfalls getödtet. — Ein hier am Dienstag, den 19. d. M., spät eingegangenes Telegramm meldete,, daß Kapitän Warren und ein Detachement der Kimberley⸗ (leichten) Husaren vom Feinde umzingelt worden seien. Es hieß, daß zehn Husaren getödtet worden seien und die übrigen einschließlich des Kapitäns vermißt werden. Diese Meldung ist indeß seitdem dementirt worden. Kapitän Warren und sein Detachement befanden sich am 21. in der Kapstadt in Bra⸗ bants Lager. Mantanzima, Sandilli's Sohn, überfiel in der Nacht vom 20. Anta's Location und erbeutete 150 Rinder. Kapitän Donovan und Lieutenant Ward von den Kimberley⸗ (leichten) Husaren fielen am 21. bei Pirie Bush in einen Hinterhalt und wurden getödtet. Kapitän Bradschaw, Befehlshaber einer Abtheilung Fingoes, ist ebenfalls er⸗ schossen worden. Kapitän Manlay, der vor einiger Zeit verwundet wurde, ist gestorben. Ein am 23. d. M. veröffentlichtes amtliches Telegramm meldete, daß nichts Weiteres von Kreli bekannt sei, aber es wurde nicht für wahrscheinlich erachtet, daß er sich unterwerfen würde. Es verlautet indeß, daß seine Anhänger sich wieder zusammenschaaren. — Einem von der „Cape Times“ am 25. d. M. veröffentlichten Te⸗ legramm zufolge hatte Gongabela dem Reverend Mr. Newton ange⸗ zeigt, daß er Willens sei sich zu unterwerfen. Die aus Transvaal eingehenden Nachrichten sind sehr ernstlicher Natur. Die Kaffern unter Secocoeni haben zwei Einfälle gemacht, einen bei Orighstadt und den an⸗ dern im Wasserfallthal. Sie griffen auch Fort „Burghers an, schleppten das ganze Vieh hinweg und tödteten zwei Weiße. Fort Burghers wurde geräumt, nachdem die Gebäude zerstört worden. Cetewayo stachelt, wie man glaubt, Secocoeni auf, und er sell auch den Annowavyvi eine Bestechung von 2000 £ angeboten haben, um sie zu veranlassen, mit ihm zusammen gegen die Engländer zu kämpfen. — Der Premier hat das Publikum aufgefordert, Frei⸗ willige zur Vertheidigung der Kolonie im Falle eines europaͤischen Krieges aufzubringen. In Folge dieser A fforderung haben sich während der vergangenen Woche 600 Personen einschreiben lassen.
ankreich. Paris, 23. April. (Fr. C.) Bei der
S tiJronbie welche vorgestern im Arrondissement Bellac (Haute Vienne)/ stattfand, siegte der Republikaner La⸗ buze über den Bonapartisten Lezaud mit 8620 gegen 6708 Stimmen. — Die „République frangaise“ schreibt: „Seit einiger Zeit hat die Ausfuhr französischer Pferde nach England bedeutend zugenommen, nach der Versiche⸗ rung mehrerer Blätter sogar in solchem Maße, daß die Re⸗ ierung sich ernstlich damit beschäftigen sollte. Wir halten
biese Angaben für übertrieben. England kann nicht mehr als zwei Armee⸗Corps mobil machen, die je nur 10 000 auf dem Kriegsfuß stehende Pferde, also im Ganzen
veren. 30,090. 89 , Nun. besiht Ze alische hlnfe pine
von Preußen ist hier eingetroffen und gedenkt die Reise nach Darmstadt Nachts fortzusetzen. — Abeups yen Rier an.
Se. Majestät der Körgen Nachmittag nach Berlin. Der Anbhalt. Dessau, 18. April. Das Gesetz, be⸗ treffend die Aufhebung des lehnsherrlichen Sber⸗ eigenthums und die Auflösung des Lehnsverban⸗ des, vom 1. April d. J., ist gestern publizirt worden. Dasselbe soll am 1. Juli d. J. in Kraft treten
Oesterreich⸗Ungarn. ie „Polit. Korresp.“ Aus Konstantinopel,
Wien, 23. April.
G (W. T. B.) enthält folgende Mittheilungen:
1 22. April: Trotz der wiederholten Einsprache des Großfürsten Nikolaus haben die Türken die Befestigungsarbeiten aufs ütsr g t wieder auf⸗
genommen; das verschanzte türkische Lager zu Bujukdere erhält fortwährend Verstärkungen. — Aus Athen, 23. April: Der türkische Gesandtr hat der griechischen Regierung aufs Neue ernste Vorstellungen wegen der Unterstützung der Insurrektion in Thessalien gemacht und mit Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht. Der Minister des Aeußern, Delijannis, hat dagegen abermals auf die Gräuelthaten der Baschibozuks verwiesen. Der von den fremden Konsuln zu Volo vermittelte Waffenstillstand ist von den Insurgenten abgelehnt.
Schweiz. Bern, 22. April. (Cöln. Ztg.) Der inter⸗ nationale Telegraphen⸗Kongreß ist um ein Jahr verschoben worden.
Großbritannien und Irland. London, 24. April. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Daily News“ aus St. Petersburg, von gestern, wäre die Vorkonferenz im Uens⸗ adoptirt; auch eine Uebereinkunft bezüglich der für die Zurückziehung der russischen Truppen und der englischen Flotte 99. ihren respektiven Positionen erforderlichen Zeit scheine gesichert. England erhebe indeß wieder andere Schwierigkeiten betreffs der Durchfahrt vurch die Dardanellen und bestehe neuerlich abermals darauf, da Rußland offiziell erklären solle, es sehe die Uebermittelung des Vertrages von San Stefano an die Großmächte mit der Vor⸗ legung des Vertrags an den Kongreß als gleichbedeutend an.
— 24. April. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Pera, vom 23. d. M., gemeldet, daß der Aufstand der Muselmänner in Rumelien sehr große Dimensionen annehme; 30 000 Russen seien mit seiner Bekämpfung be⸗ schäftigt. Der Aufstand dehne sich über die Landstriche zwischen Tatar⸗Bazardschik, Philippopel bis Gumuldschina und Tschir⸗ men aus, und sei verursacht durch den Druck des neuen bul⸗ garischen Regimes und beschleunigt durch Exzesse der Bulga⸗ ren. In einem blutigen, unentschieden gebliebenen Gefechte, das bei Demotica am 18. d. M. stattgefunden, habe der Verlust der NRussen an Todten und Verwundeten 500 betragen; acht Offi⸗ ziere seien darin getödtet worden. — Demselben Blatte wird aus San Stefano, vom 23. d. M., gemeldet, daß, nach Briefen aus St. Petersburg, Miljutin das Kommando der Kaukasus⸗Armee erhalten und General Kaufmann zum Kriegs⸗Minister ernannt werden würde. In Asien
höchstens noch fernerer 10 000, die sie aus verschiedenen Län⸗ dern zugleich bezieht. Wenn man annimmt, daß Frankreich davon die Hälfte liefert, so wäre dies wenig im Vergleich zu unserem Pferdestand, der sich auf etwa 3 Millionen Stuͤck beziffert, wovon 500 000 für den Kriegsdienst geeignet sind und nöthigenfalls von, der Armee im Requisitionswege er⸗ worben werden könnten. Da unser Mobilisirungsplan nicht die Hälfte der disponiblen Pferde in Anspruch nimmt, so braucht die erwähnte Ausfuhr offenbar keine Besorgniß zu erregen; im Gegentheil sehen wir sie mit Vergnügen, denn sie wird ermuthigend auf die Pferdezucht wirken, die schon seit mehreren Jahren darniederliegt.
Spanien. Madrid, 23. April. (W. T. B.) Dem Kongreß wurde heute vom Finanz⸗Minister mitgetheilt, daß er bei der Banque d'Espagne eine Anleihe von 40 Millionen gegen 6 Proz. Zinsen und gegen Sicherstellung durch Titres der konsolidirten Schuld aufgenommen habe.
Italien. Rom, 23. April. (W. T. B.) Die „Riforma“ dementirt die Nachricht von der Ankunft eines griechischen Spezialgesandten; der gegenwärtige Geschäftsträger sei der einzige Mittelsmann zwischen den Ka⸗ bineten von Rom und Athen. — Der persische Gesandte dinirte gestern im Quirinal. — Dem Pater Curci, der zu einer Zusammenkunft mit dem Kardinal Franchi nach Rom berufen worden war, drückte der Kardinal, wie
verlautet, den Wunsch des Papstes aus, daß Curci fortfahren
möge, die Kirche durch seine Lehre zu unterstützen.
— (It. N.) Am 15. d. M. hat die Deputirten⸗ kammer die Berathung des allgemeinen Zolltarifes beendet, nach dessen Annahme mit 191 gegen 20 Stimmen sie sich bis zum 1. Mai vertagte. Die Kammer hat seit dem 7. v. M., an welchem Tage die laufende Parlamentssession eröffnet wurde, bis zum 15. April 23 öffentliche Sitzungen ab⸗ gehalten. Die Regierung legte dem Hause in dieser Frist 27 “ vor, von denen 4 genehmigt wurden, ebenso viele sich im Referate befinden und für 9 die Referenten er⸗ nannt wurden. Aus parlamentarischer Initiative wurden 12 Gesetzentwürfe eingereicht und für 2 derselben bereits die Referenten ernannt. Die Kammer genehmigte 12 Tagesord⸗ nungen, es fanden 9 Interpellationen statt, und es wurden endlich 54 Petitionen präsentirt. Die angenommenen Gesetzentwürfe sind folgende: der Handelsvertrag mit Frankreich, der Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag mit Griechen⸗ nand, die Errichtung einer Schiffsakademie in Livorno und der
olltarif.
Griechenland. Athen, 24. April. (W. T. * Nach hier vorliegenden Nachrichten haben die Konsuln, nachdem ein ßtägiger Waffenstillstand zwischen den Türken und den Auf⸗ ständischen in Thessalien stattgefunden hatte, die letz⸗ teren aufgefordert, das künstige Schicksal von Thessalien in die Hände Europas zu legen, die Aufständischen haben sich aber geweigert, die Waffen niederzulegen und er⸗ klärt, sie würden den Kampf fortsetzen, um den Anschluß an Griechenland durchzusetzen. Die Konsuln hoffen, es werde ihnen gelingen, den Waffenstillstand zu verlängern und T. der Pforte Garantien für die Sicherheit der Christen zu erlangen. 1144“ v1“
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Türkei. onstantinopel, 23. April. (W. T. Großfürst Nikolaus hat dem Seraskierate vorgeschlagen, aus russischen und türkischen Offizieren üFü gemischte Kommissioyn zur Herstellung der Ruhe an die tür⸗ kischen Truppentheile abzusenden, von denen trotz des Friedens der Kampf in Bulgarien sortgesetzt wird; das Seraskierat hat diesen Vorschlag angenommen. Die Pforte hat erklärt, daß sie den eigentlichen Charakter der Insur⸗ rektion nicht kenne. Den Hauptbestandtheil derselben sollen 3 Bataillone der früheren Garnison von Nisch und Ueberreste
von Suleiman Paschas Armee bilden, zu denen sich dann noch
die Bewohner der in der Nähe Seee muselmännischen Dörfer hinzugesellt hätten. befindet sich im Maritzathal.
aus Anlaß des Osterfestes, eine Revue über
Montag, 8 Diese Truppen sollen so⸗
60,000 Mann abgehalten wird.
dann von San Stefano bis in die Nähe von Kavak staffel⸗
förmig aufgestellt werden. Neue russische Truppenabtheilungen sind auch in Burgas eingetroffen. — Mehrere Detachements russischer Truppen sind von Adrianopel und Philippopel gegen die Bewohner der muselmännischen Dörfer entsendet, welche im Rhodope⸗Gebirge revoltirten. In der Umgebung von Ortakeni, Sultanieri und Mustanle haben einige Zusammenstöße mit den Aufständischen stattgefunden. — Die Einschiffung kranker Soldaten, welche nach Ruß⸗ land zurückkehren, dauert in San Stefano fort. — Tür⸗ kische Truppen sind in der Gegend von Much gegen die Kurden entsendet. — Großfürst Nikolaus, welcher gestern in San Stefano eine Deputation von bulgarischen Notablen empfing, soll zu Beginn des nächsten Monats nach St. Petersburg abreisen. Ebendahin begiebt sich eine bul⸗ garische Deputation, um dem Kaiser eine Dank⸗ adresse zu überreichen. — Eine Abtheilung türkischer Ge⸗ fangenen ist aus Rumänien hier eingetroffen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. April. (W. T. B.) Der Großfürst Nikolaus wird in ungefähr 10 Tagen hier wieder eintreffen. — Der Reichskanzler Fürst Gortschakoff ist in Folge einer Erkältung leicht erkrankt. — Die „Agence Russe“ schreibt, die Situation sei nach wie vor unverändert. Es handle sich noch immer um Pourparlers über die Ausführung des zugestan⸗ denen Prinzips einer Gleichheit der Distanzen, welche nach der Feit zu bemessen sei, die für die beiderseitigen Streitkräfte zur Wiederbesetzung der geräumten Positionen er⸗ forderlich sei. Die lange Dauer der Pourparlers erkläre sich aus den eingehenden Erwägungen über die Berücksichtigung von Wind und Wetter für die Flotte und Terrainschwierig⸗ keiten für die russische Armee.
— 24. April. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht eine Verordnung des Ministers des Innern, worin das Publikum an das gesetzliche Verbot erinnert wird, auf Straßen, Höfen, Plätzen u. s. w. Versammlungen zu bilden und dadurch Unordnungen hervorzurufen. — Gestern fand in Moskau eine außerordentlich zahlreich besuchte, von dem Centralcomité für die Subskription zur Bil⸗ dung einer russischen Kreuzerflotille veranstaltete
öffentliche Versammlung statt. Der Versammlung, watchern Hor Gauverneuvy Fürst Dolgorukoff prüsidirte, wohnten
der Bischof Ambrosius, der Präfekt, der Adelsmarschall, der Bürgermeister, Vertreter der Finanz⸗ und Handelswelt, sowie ahlreiche andere Personen bei; alle Stände, sowie alle Religionsgenossenschaften waren vertreten. Es wurde be⸗ schlossen, daß jedes Gouvernement einen Kreuzer ausrüsten solle, der den Namen des Gouvernements führen würde. Die Subskription wird aller Orten eingeleitet werden. — Das „Journal de St. Pétersbourg“ wendet sich gegen die Haltung der englischen, mit der Londoner Regierung in Verbindung stehenden Blätter und bemerkt, daß die Aeußerungen derselben eine wenig entgegenkommende Haltung der englischen Regierung anzeigten. — Die „ Agence russe“ warnt das Publikum vor den durch die Spekulation aus⸗ gestreuten pessimistischen Gerüchten und gedenkt anerkennend der Loyalität und der Bemühungen, welche Deutschland auf die Vermittelung verwende. Man dürfe die Hoffnung nicht aufgeben, so lange die Verhandlungen über die Media⸗ tion fortdauerten.
Afrika. Egnhen Aus Alexandria wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 21. d. M. telegraphirt: Infolge der am 1. d. M. Seitens der General⸗Konsuln von fünf Großmächten erfolgten Vorstellungen hat die egyptische Regierung nunmehr die Beträge gezahlt, für welche die neuen Gerichtshöfe in zwanzig bei ihnen anhängig gemachten Klagen Erken ntnif se gegen dieselbe abgegeben hatten. Die Gesammtsumme, welche die Regierung auf Grund dieser Er⸗ kenntnisse zu zahlen hatte, belief sich auf 110 000 Lstr.
„Nr. 16 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Finanzwesen: Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe von Schatzanweisungen; Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern für die Zeit vom 1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats März 1878. — Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Goldankäufe der Reichsbant; Uebersicht über die bis Ende März d. J. eingezogenen Landesmünzen; Statistik der deutschen Banknoten Ende März 1878. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Uebersicht über Rübenzucker⸗ steuer, sowie HGb“ und Ausfuhr im Monat März 1878. — Marine und Schiffahrt: Ertheilung von Flaggenattesten; Ernennung des Reichskommissars für das Secamt in Königsberg. — Maß⸗ und Gewichtswesen Nachträge zur Eichordnung vom 16. Juli 1869, zur Instruktion vom 10. Dezember 1869 und zur Eichgebühren⸗Taxe vom He Degemiher 1869. — Konsulatwesen: Entlassung; Exequatur⸗Er⸗
eilung.
— Nr. 22 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltun “* hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügung vom 14. April 1878. Bucverkehr mit Luxemburg.
— Nr. 8 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Handelsgesetzgebung und Verwaltung in den Köͤniglich Preußischen Staaten, hat folgenden Inhalt: Allge⸗ meine Verwaltungsgegenstände: Ablieferung der in Preußen auf⸗ kommenden Reichssteuern an die Rüichs anhttaße — Verrechnung von Wohnungsgeldzuschüssen an die in Aufseherstellen auf Probe an⸗ gestellten Personen des stehenden Heeres. — Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der san. und Steuerstellen. — Statistik: Nachweisung der Tabaksverzollungen im deutschen Zoll⸗
gebiete im ersten Quartale d. J. — Uebersicht über die Vertheilung
dieser Tabakzmengen auf d
einzelnen Vorwaltungsgebiete. Personalnachrichten.
eine
Der Schauplatz der Insurrektion
— (W. T. B.) Zahlreiche russische Truppen treffen in der Umgebung von San Stefano ein, wo am nächsten
11 Statistische
Die 239 preußischen Gymnasien wurden im ner⸗ semester 1877 nach dem „Centralbl. f. d. ges. Unt. V. in Femmen⸗ 69 823 Schülern, die dazu gehörigen Vorschulen von 10 814 Schü⸗ lern besucht. Von denselben waren 48 353 bezw. 8605 evangelisch, 14 391 bezw. 865 katholisch, 7 bezw. 2 Dissidenten, 7072 bezw. 1342 Juden. Der Bestand von Schülern am Schlusse des Semesters betrug 63 203 bezw. 9032, 3378 bezw. 994 mehr als am Schlusse des vorhergehenden Semesters, 1233 gingen von den Gymnasien mit dem Maturitätszengniß ab, 1522 nach anderen Gymnasien, 57 nach Progyvmnasien, 359 nach Realschulen I., 26 des I. II. Ordnung ꝛc. An fen Gymnasien waren angestellt bezw. beschäftiat 2701 Direktor Ober⸗ und ordentliche Lehrer, 271 wissenschaftliche Hülfslehrer, 426 technische Lehrer, 160 Ortsgeistliche als Religionslehrer, 176 Probekandidaten, an den Vorschulen 271 Lehrer.
Das Gymnasium zu Corbach wurde von 121 Schülern be⸗ sucht. Am Schlusse des Semesters blieben 111 Schüler, 5 mehr als am Schlusse des vorhergehenden Semesters im Bestande.
An den 34 anerkannten preußischen Progymnasien waren 176 Rektoren und ordentliche Lehrer, 28 wissenschaftliche Hülfs⸗ lehrer, 35 technische Lehrer und 29 Ortsgeistliche als Religionslehrer, an den Vorschulen 12 Lehrer angestellt beiw. thätig Die Pro⸗ gymnasien wurden im Sommersemester 1877 von 3788 Schülern (1975 evang., 1440 kath., 1 Dissid., 372 Juden), die Vorschulen von 468 Schülern (336 evang., 48 kath., 84 Juden) besucht. Am Schlusse des Semesters blieben 3432 bezw. 379 Schüler im Bestande, 360 bezw. 31 mehr als am Schlusse des Wintersemesters 1876—77.
Die 84 preußischen Realschulen I. Ordnung wurden von 28 600 Schülern (22 779 evang., 3323 kath., 13 Dissidenten, 2185 Juden), deren Vorschulen von 5322 Schülern (4470 evang., 393 kath., 2 Dissid., 457 Juden) besucht. Am Schlusse des Halb⸗ jahres verblieb ein Bestand von 26 064 bezw. 4532 Schülern, 2056 ezw. 615 mehr als am Ende des vorhergehenden Semesters. Die Zahl der Lehrer war: 956 Direktoren, Ober⸗ und ordentliche Lehrer, 122 wissenschaftliche Hülfslehrer, 169 technische, 60 Ortsgeistliche als Religionslehrer, 62 Probekandidaten; 129 Lehrer an den Sö. zischen R
Die 18 preußischen Realschulen II. Ordnung zählten im Sommersemester 1877 5755 Schüler (4470 evangel., gösbhten im 5 Dissidenten, 907 Juden), die damit verbundenen Vorschulen 1928 Schüler (1450 evangel., 123 kathol., 355 Juden). Der Besuch in
diesen Vorschulen durch jüdische Knaben ist besonders in der Provinz
Hessen⸗Nassau auffallend stark, wo allein 306 Vorschüler (von 555) Juden sind. Am Schlusse des Semesters blieben in den Realschulen 5284, in den Vorschulen 1664 Schüler im Bestande, 720 bezw. 282 mehr als am Schlasse des vorhergehenden Halbjahres. 193 Direk⸗ toren, Ober⸗ und ordentliche Lehrer, 47 wissenschaftliche Hülsslehrer, 54 technische Lehrer, 5 Ortsgeistliche als Religionslehrer und 7 Probe⸗ kandidaten bildeten das Lehrerpersonal der Realschulen; in den Vor⸗ schulen fungirten 47 Lehrer.
Die 93 höheren Bürgerschulen in Preußen wurden von 13408 Schülern (10 465 evangel., 2219 kathol., 4 Dissidenten, 720 Juden), deren Vorschulen von 3804 Schülern (3083 evang., 486 kathol., 1 Dissident, 234 Juden) besucht. Am Schlusse des Semesters ver⸗ blieben 11 753 bezw. 3328 Schüler, 934 bezw. 446 mehr als am Schlusse des vorhergehenden Semesters. Als Lehrer waren thätig: 514 Rektoren und ordentliche Lehrer, 83 wissenschaftliche Hülfs⸗ lehrer, 106 technische Hülfslehrer, 48 Ortsgeistliche, 1 Probekandidat, an den Vorschulen 97 Lehrer.
Die höhere Bürgerschule zu Arolsen wurde von 90 Schülern, deren Vorschule von 10 besucht.
Die Gesammtfrequenz der Gymnasien und Real⸗Lehr⸗ anstalten in Preußen stellt sich mithin für das Sommersemester
1877 wie folgt: Gymnasien . 69 823 Vorschulen 10 814 Schüler,
Progymnasien .. Realschulen IJ. O. 28 600 8 5 322 1 5 755 E1I1Io1m .
““ Höhere Bürgerschulen . 13 408 8 88
zusammen 121 374 Vorschulen 22 336 Schüler. Im Ganzen 143 710 Schüler.
— Der “ des Kreises Heiligenbeil veröffent⸗ licht im Kreisblatt den Bericht über die Verwaltung und den Stand der Kreis⸗Kommunalangelegenheiten pro April 1877 — 78. Nach dem⸗ selben haben sich die Geschäste des Kreisausschusses von Jahr zu Jahr vermehrt. Derselbe hielt im Jahre 1875 26, 1877 37 Sitzun⸗ gen; die Zahl der Journalnummern ist von 1104 auf 2417 gestiegen, die der streitigen Verwaltungssachen von 16 auf 57, der nichtstreitigen von 618 auf 1064. Das Vermögen des Kreises besteht aus 27 321 ℳ, denen 634 500 ℳ Schulden gegenüber stehen. Die Ge⸗ sammtauss hreibungen an dauernden Beiträgen pro 1877—78 haben 57 789 ℳ betragen, wovon 26 002 ℳ auf den Kreis als solchen und 31 787 ℳ auf die Interessenten der verschiedenen Chausseelinien ent⸗ fielen. Die gesammten Kreissteuern betrugen 37 — 38 % der Staats⸗ steuern (ca. 160 000 ℳ). Die Armenunterstützungen haben 1876 3580 ℳ betragen und werden pro 1877 annähernd dieselbe Höhe er⸗ reichen. Mit dem Ausbau des Chausseenetzes ist die Verbesserung der Kemmunikationswege Hand in Hand gegangen; zu dem letzteren Zweck ist dem Kreise ein jährlicher Betrag von 2733 ℳ zur Verfü⸗ gung gestellt worden. Der Etat der Kreiskommunalkasse pro 1878 — 79 balanzirt mit 96 669 ℳ, wovon 65 912 ℳ auf den Chaussee⸗Bau⸗ fonds fallen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Weimar, 23. April. (W. T. B.) Heute Mittag starb hier nach kurzem Krankenlager der Maler Friedrich Preller.
— Das Lutherdenkmal⸗Comité in Eisleben hat dem Bildhauer Professor Siemering die Ausführung des Monuments übertragen. Dasselbe soll am 400 jährigen Geburtstage Luthers, den 10. November 1883, enthüllt werden.
München, 21. April. Die Sammlung der historischen Gemälde im Maximilianeum nebst den anstoßenden Gallerien wird von jetzt ab an zwei Wochentagen, Mittwoch und Sonnabend, von 10 bis 12 Uhr, dem Publikum geöffnet sein. — Im Rathhause zu Nürnberg ist gegenwärtig das von der Handelskammer für den L des Nürnberger Justizpalastes gestiftete große
elgemälde von Anselm Feuerbach auggestellt, welches die Aufmerksamkeit des Publikums in hohem Grad erregt. Die Ver⸗ leihung wichtiger Handels⸗ und Marktprivilegien an die Stadt
Nürnberg auf dem Reichstage im Jahre 1317 daselbst ist der Gegen⸗ stand des Bildes.
— Nach dem Monatsbericht der Königlich preußischen Aka⸗ demie der Wissenschaften zu Berlin lasen im Januar 1878 folgende Herren: Kirchhoff, A., Ueber die Zeit von Herodots Besuch in Sparta, — Rammeleberg, Ueber die Zusammensetzung des Petalits und Pollucits von Elba, — Sadebeck, Ueber Markasit und seine regelmäßigen Verwachsungen mit Eisenkies, — Kummer, Ueber diejenigen Flächen, welche mit ihren reciprok polaren Flächen von derselben Ordnung sind und die gleichen Singularitäten besitzen, — Siemens, Ueber Telephonie, — Kronecker, Ueber Potenzreihen,
— Borchardt, Ueber Theorie der Elimination.
— Vor längerer Zeit lief durch die deutsche Presse eine, französi⸗ schen Quellen entnommene Nachricht, daß in Süditalien die geradezu wunderbaren Ruinen von Sipontum (Manfredonia) entdeckt worden seien. Laut einer Zuschrift des italienischen Alter⸗ thumsforschers Fiorelli an die „Libertà“ entbehrt indessen diese An⸗ abe der Begründung. Im Herbste 1877 hat man zu Sepino in amnium Ausgrabungen veranstaltet, wobei ein Peristyl und zwei Inschriften zu Tage kamen. Im Jahre vorher war beim Graben eines Brunnens zu Manfredonia die Inschrift eines Diana⸗ Tempels aufgefunden worden. Daher datirt wohl der Ursprung ener Nachricht.
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Carl Meyer (Gu
— Von den „Thierfreundlichen Geschichten, Aehren gelesen auf mancherlei Feldern von F. Callin, Vorsitzendem des Thierschutzvereins zu Hannover“, ist vor Kurzem im Verlage von
2* Prior) in Hannover das zweite ₰ (Preis 60 ₰) erschienen. Diese lebenswahren, in frischen Farben gehalte⸗ nen und anmuthig eczählten Geschichten haben den löblichen Zweck, schon in die Seele der Jugend den Trieb zu einer gütigen, wohl⸗ wollenden Behandlung der Thiere, als gleichfalls aus der Hand Gottes hervorgegangener Geschöpfe, zu pflanzen. Das vorliegende zweite Heftchen enthält: „Das macht der Fuchs, eine Jagdgeschichte“, der Bibliotb èque universelle entnommen; „unsere Haus⸗ und Stuben⸗ freunde“ aus „Animal World“; „das Fest des heiligen Antonius“; „Billy, der Regimentsbock“ (Animal World); „der Reiter und sein geschwindes Roß“ und „Rothkehlchen“. — In demselben Verlage sind weiter erschienen: „Alte und neue deutsche Lieder.“ Fünfzehnte vermehrte Auflage. (Preis 50 ₰.) Diese so⸗ eben ausgegebene, mit dem Bildniß Sr. Majestät des Kaisers und einer Abbildung der Todtenmaske der Königin Luise geschmückte Auflage des trefflichen Liederbuches enthält auf 352 Seiten eine Fülle der schönsten Blüthen deutscher Poesie. Vermöge ihrer taktvollen mit richtigem Verständniß getroffenen Auswahl nimmt
diese Sammlung einen bevorzugten Rang unter ähnlichen Erschei⸗
nungen ein. Der heranwachsenden deutschen Jugend insbesondere können diese Gedichte, denen eine hingebende warme Liebe zum Vater⸗ lande innewohnt, empfohlen werd n. — 2) „Chronik des im hanno⸗ verschen Amte Medingen belegenen Kirchspiels Wichmanns⸗ burg nebst ciner Karte des Kirchspiels und einem Plane der alten Burg Wichmann Billungs sowie angehängten Quellennachweisungen und Bemerkungen zusammengetragen von K. Ka yser, Pastor zu Wichmannsburg“ (Preis 4 ℳℳ). Der Verfasser, welcher sechs Jahre in Wichmannsburg, einem Haidedorfe in der Nähe von Lüneburg, Orts⸗ geistlicher, und als solcher mit der Lokal⸗ und Geschichtskenntniß seiner Parochie vertraut war, hat die vorliegende Schrift beim Scheiden als Zeichen seiner „herzlichen Zuneigun⸗ der Gemeinde Wichmannsburg gewidmet. Unter Benutzung erheblichen urkundlichen Materials, na⸗ mentlich auch der unedirten Archive der Klöster Medingen und Lüne hat derselbe in einfacher, geschichtlich treuer Darstellung werthvolle; historisches Material niedergelegt. Seit Jahren werden durch den Fleiß unermüdlicher Forscher und durch die Thätigkeit der Alter⸗ thumsvereine und Landstände die Urkunden und Denkmäler der Vor⸗ zeit dem Publikum zugänglich gemacht, ohne daß bisher das so reich angehäufte Material für die Spezialgeschichte der kleineren Orte ge⸗ nügend verwerthet wäre. Und doch liegen die Schwerpunkte der Ge⸗ schichte der Vorzeit häufig in manchen zur Zeit bedeutungslos gewor⸗ denen Flecken und Dörfern. Der Wissenschaft wird ein wesentlicher Dienst damit geleistet, daß derartige historisch merkwürdige und wichtige Orte in möglichst zusammenhängender Geschichte bis auf die Gegenwart verfolgt werden. Aber auch dem Volke wird Alles, was von seiner Vergangenheit aufgedeckt wird, will⸗ kommen sein. Die Geschichte eines Dorfes hat für dessen Bewohner den Werth einer Familienchronik. Sie belebt die Liebe zur heimat⸗ lichen Scholle, weckt eine pietätsvolle, aufmerksame, oft sehr frucht⸗ bare Beobachtung der Natur und der Denkmäler der Vorzeit und eröffnet vor Allem einen für die Volksbildung werthvollen, in der Volksschule verwendbaren Ausblick in die weitere Stammesgeschichte, mit welcher sich die Ortsgeschichte auf Schritt und Tritt berührt. — Eine saubere, kolorirte Karte der Parochie, ein Plan der alten Burg Wichmann Billungs, sowie zahlreiche Quellennachweisungen und Be⸗ merkungen am Schlusse tragen nicht wenig dazu bei, den Werth der Schrift zu erhöhen. — 3) „Hannoversche Dorfgeschichten“ von Natalie Baring. Zweiter und dritter Band (à 2 ℳ 60 ₰). Es sind sinnige, ansprechende, im echten Volkstone gehaltene Er⸗ zählungen, welche hier vorliegen. Der zweite Band enthält deren folgende vier: „Christians Lebensgeschichte“, „Friedrich der Branntwein⸗ trinker“, „Eine lüttig Vertellig, de sick kortens todragen häd“ und „die Waisenkinder“. Den dritten Band nimmt eine größere Er⸗ zählung, „Der Domänenpächter“ betitelt, ein.
Gewerbe und Handel.
Nach dem Jahresbericht der Breslauer Eisenbahn⸗ Wagenbau⸗Anstalt erstreckte sich die Produktion des Jahres 1877 auf 73 Personenwagen im Werthe von 461 468 ℳ, 130 Ge⸗ päck⸗ und Güterwagen im Werthe von 326 553 ℳ, zusammen 203 Eisenbahnwagen im Werthe von 788 421 ℳ Außerdem wurde für Reparaturen und Umbauten von Eisenbahnwagen und sonstige Lie⸗ ferungen und Leistungen eine Summe von 90 643 ℳ den Empfän⸗ gern in Rechnung gestellt. Die für das Geschäftsjahr 1878 feit übernommenen Aufträge umfassen einen Werth von ca. 1 855 000 ℳ gegen 713 000 ℳ, welche bei Abfassung des Geschäftsberichts pro 1876 vorhanden waren. Von dem Bruttogewian von 37 950 ℳ kommen 1897 ℳ in den Reser efonds, und 1326 ℳ absorbiren die Tantièmen. Es verbleiben sonach 34 727 ℳ Reingewinn, aus welchem die Aktionäre 1 % Dividende erhalten sollen.
— Nach einer Mittheilung des „Leipz. Tagebl.“ wird die Dividende der Aktien der Altenburg⸗Zeitzer Eisenbahn für das Jahr 1877 4 ½ % betragen, während auf die Stamm⸗Prioritäts⸗ Aktien 5 % entfallen werden. Im Vorjahre bezifferte sich die Divi⸗ denhe der Stammaktien auf 6 %, der Stamm⸗Prioritäts⸗Aktien auf
12 ⁄0.
— Nach dem Geschäftsbericht des Frankfurter Bank⸗
vereins pro 1877 betrug im vergangenen Jahre der Gewinn ins⸗ esammt 795 676 ℳ Dazu kommen 24 892 ℳ Miethen und 3516 ℳ für verfallene Dividenden. Andererseits gehen ab für Spesen 168 429 ℳ, und Dotirung des Delkrederefonds 50 000 ℳ, so daß 605 657 ℳ bleiben. Es sind ferner auf Konsortialgeschäfte 250 171 ℳ abzuschreiben. Der Reingewinn würde sich hiernach auf 355 485 ℳ belaufen. Das Jahr 1876 hatte mit 868 323 ℳ Ver⸗ lust abgeschlossen. Hiervon wurde der am Rückkauf von 10 000 Aktien erzielte Gewinn mit 753 971 ℳ abgerechnet; nachdem der Rest des Verlustsaldos mit 114 351 ℳ aus dem diesjährigen Ueberschuß ge⸗ deckt worden, bleiben disponibel 241 133 ℳ Davon sollen 240 000 ℳ als 2 %ige Dividende vertheilt werden.
— Die Generalversammlung der St. Petersburger Inter⸗ nationalen Handelsbank hat die Jahresrechnung pro 1877 genehmigt und gleichzeitig den Vorschlag der Verwaltung, eine Su⸗ perdividende von 6 % zur Vertheilung zu bringen, angenommen.
— Ueber den Abschluß der St. Petersburger Diskonto⸗ bank wird aus St. Petersburg gemeldet, daß der Bruttogewinn des Instituts 3 000 000 Rubel beträgt, wovon auf Konto der Pro⸗ visienen 900 000 Rbl. entfallen. Als Dividende werden 2 200 000 Rbl. vertheilt. Das Reserve⸗Kapital erreicht 1 200 000 Rbl. = 12 % des Aktienkapitals.
— Der Bericht über die Handelsfallissements in den Vereinigten Staaten konstatirt für Januar, Februar und März dieses Jahres 3365 Fallissements mit 82 078 826 Dollars Kapital gegen 2859 mit 54 538 070 Dollars in derselben Periode 1877.
Berlin, 24. April 1878.
Im Königlichen Opernhause ging am Ostersonntage „Der Templer und die Jüdin“ von Marschner nach mehr⸗ jähriger Ruhe neu einstudirt wieder in Scene und fand eine sehr beifällige Aufnahme. Die Herren W. Müller (Jvanhoe) und Betz (Brian de Bois Gilbert), Krolop (Bruder Tuck), sowie die Damen Fr. v. Voggenhuber (Rebecca) und Frl. Horina (Rovena) machtea sich um die Aufführung gleichmäßig verdient. In der Rolle des Narren Wamba gastirte Hr. Bolls vom Stadttheater zu Magde⸗ burg mit günstigem Erfolge. Die Ausstattung ist neu und glänzend.
— Ueber die Eröffnungsvorstellung des Gastspiels der Mei⸗ ninger Hoftheater⸗Gesellschaft ist noch nicht hh ee ent⸗ schieden worden, doch dürfte die Wahl wohl auf die „Räuber“ fallen. Hr. Direktor Chronegk hat Sorge getragen, daß sämmtliche Haupt⸗ rollen des Trauerspiels doppelt besett sind, so daß einer Unter⸗ brechung der Vorstellungen vorgebeugt ist.
— Im Residenz⸗Theater zeigte sich der Kaiserlich⸗König⸗ liche Hofschauspieler Hr. Adolf Sonnenthal aus Wien, nachdem derselbe während seines gegenwärtigen Gastspiels bisher nur den Rißler in Daudets Drama gespielt hatte, in einer seiner älteren, beliebten Rollen, als Herzog von Aleria in dem „Marquis von Villemer rvon George Sand. Das Stück, welches bei seinem Erscheinen auf dem Pariser Odeon⸗Theater im Jahre 1864 während des ganzen Jahres einen großen Erfolg hatte, hat durch die deutsche Bearbei tung, welche Hr. Sonnenthal selbst besorgt hat, nicht erade gewonnen. Mit den Auslassungen könnte man sich zim
nteresse der scenischen Wirksamkeit einverstanden erklären; manche Wendungen aber und Zusätze, wesche zur Belebung des Humors beizutragen bestimmt scheinen, entziehen dem Dialog Manches von der Feinheit des Originals Die Darstellung war eine vorzügliche. Vor Allen Hr. Sonnenthal wußte aus dem leicht⸗ sinnigen, aber gutherzigen, von frischem Humor und steter guter Laune übersprudelnden Lebemann eine gewinnende, liebenswürdige Persön⸗ lichkeit voll Heiterkeit und Leben zu gestalten, und die heimischen Kräfte des Residenz⸗Theaters, deren treffliches Ensemble für das Konversations⸗Stück vortheilhaft bekannt ist, unterstützten den Gast auf das Wirksamste. Die Titelrolle gab Hr. [Allemand mit edlem Anstande in Haltung und Spiel, und die kleine, weniger hervortretende Partie des Grafen von Dunières hatte in Hrn. Patonay einen würdigen Vertreter. den Darstellern der Frauenrollen sind mit uneingeschränktem Leb Fr. Ernst als Marquise von Villemer und erE al Karoline von St. Genaix hervorzuheben. Letztere Rolle ist die be deutendste des ganzen Stückes und erfordert nicht gewöhnliche schau⸗ spielerische Eigenschaften. Frl. Frauenthal besitzt diese Eigenschaften und zeichnete in ihrer Karoline von St. Genaix mit lebens⸗ wahren Farben eine anziehende anmuthige Mädchengestalt. Für die Partie der Baronin d'Arglade ist Frl. Necker eine passende, gewandte Repräsentantin. Weniger geeignet ist Frl. v. Pistor für die Rolle der Diane von Saintrailles. Die jugendlich mädchenhafte Naivetät, welche hier nöthig ist, erschien bei ihr zu wenig ursprünglich. Frl. v. Pistor zeigte sich als sichere, routinirte Schauspielerin, aber sie spielte die Naive, ohne den Zuhörer zu überzeugen und ohne daß, wie doch die Aufgabe der dramatischen Kraft ist, der Schein die Wirk⸗ lichkeit erreichte. Das Zusammenspiel war, wie im mer auf dieser Bühne, leicht fließend und abgerundet und erfreute sich die Dar⸗ stellung von Seiten des zahlreichen Auditoriums einer sehr beifälligen Aufnahme. Hr. Sonntag, sowie die Träger der hervorragenderen Rollen wurden wiederholt gerufen.
— Die gestrige italienische Opernvorstellung vo „Rigoletto“ in Krolls Theater beehrten Se. Majestät der Kaiser, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprin und die Kronprinzessin, Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl, Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprin⸗ zessin von Sachsen⸗Meiningen mit Ihrem Besuche und verweilten bis zum Schluß derselben. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften sprachen Sich gegen Hrn. Direktor Bial sehr befriedigt über die Leistungen der Sigra. Saurel und der übrigen italienischen Mitglieder, wie über die ganze Aufführung der Oper aus. Unter den Seitens des Hofes geladenen Personen befanden sich der Prinz August von Würt⸗ temberg, der Botschafter Lord Odo Russell mit Oberst⸗Kämmerer Graf Redern. b Leistungen der Mitwirkenden wiederholten Beifall. Das große effekt volle Quartett im letzten Akte wurde auf Verlangen da capo ge⸗ sungen. — Morgen, Donnerstag, geht „La Traoviata“ mit Sigra Saurel (nicht, wie angezeigt, „Lucia“) in Scene. Das Benefiz der Sigra. Saurel ist bis auf die nächste Woche verschoben worden. — Die italienischen Opernvorstellungen werden mit dem 5. Mai ihren Abschluß finden.
— Im National⸗Theater findet am Donnerstag und Frei tag eine Wiederholung der Wallenstein⸗Trilogie mit Hrn. Lud⸗ wig Barnay als Wallenstein statt. Für beide Vorstellungen zu⸗ sammen werden Billets zu ermäßigten Preisen abgegeben. 8
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften
Jahresbericht über das Königliche Gymnasium zu F Fn lda 1878. 4. Inhalt: 1) Die Gründung Fuldas. Von Ober⸗ ehrer Jak. Gegenbaur. — 2) Zur Eröffnung der neuen Aula und 3) Schulnachrichten, vom Direktor Dr. Ed. Göbel. 8 Gymnasium und Realschule zu Rostock 1878. Rostock. 4. Inhalt: Schulnachrichten, vom Direktor K. E. H. Krause. Königliches Gymnasium zu Salzwedel. Ostern 1878. 4. — I. Jahresbericht. Vom Direktor Dr. Legerlotz. — II. 1) Dr. Herm empel: Mittheilung über die Handschriften und alten Drucke der ymnasialbibliothek. 2) Dr. Gst. Legerlotz, Direktor: Ueber Ziel nah Methode des französischen Unterrichts auf dem deutschen Gym⸗ nasium. Sechster Jahresbericht über das städtische Progymnasium zu Schlawe, für das Schuljahr 1877 —78. Schlawe 1878. 4. Der⸗ selbe enthält, außer den Schulnachrichten, die Abhandlung: „Einiges zur Geschichte der Stadt Schlawe bis zu ihrer Bestrafung durch Herzog Bogislaw X. wegen der Enthauptung Borcharts v. Winter⸗ en Jahre 1485, mit 26 Urkunden aus den Jahren 1412 — 1486.“ Ueber Giro⸗Verkehr und den Gebrauch von Checks als Zahlungsmittel. Vortrag, gehalten in der juristischen Gesellschaft zu Berlin, nebst einem Anhange. Von R. Koch, Geh. Ober⸗ Finanzrath. Berlin, C. Heymanns Verl. 1878. G Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie. Herausgegeben vom bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. Otto von Schorn. Nürnberg, Verlag der Fr. Kornschen Buchhandlg., 12. Jahrg. 1878. 4. Nrn. 16 bis 19. — Dieselben haben folgenden Inhalt: Die Bildschnitzerschule von Chr. Magnussen in Schleswig. Von Dr. Rich. Steche. — Ein deutsches Handelsmuseum in Nürnberg. — Das neue Museum in St. Gallen (Schluß). — Zur Geschichte der Glasmalerei im Mittelalter. Vor⸗ trag, gehalten im bayerischen Gewerbemuseum. Von Prof. Dr. Kuhn. — Schlagintweits Sakünlinskische Sammlung in Nürnberg. — Marchese L. Ginori und die Porzellanfabrikation. — Kunstgewerb⸗ liches in der Buchbindung. — Preisausschreiben des hannoverischen Architekten⸗ und Ingenieurvereins. — Verein für deutsches Kunst gewerbe in Berlin. — Die Dosenausstellung im mährischen Gewerbe⸗ museum zu Brünn. — Für die Werkstatt. — Kleine Nachrichten. — Ans dem Buchhandel. — Den 4 Nummern sind folgende Kunstblätter beigegeben: Vase (18. Jahrh.). Aut. v. C. Hammer. — Stoff⸗ muster (17. Jahrh.). Gez. v. C. Hammer. — Italienische Schmied⸗ eisenarbeit (16. Jahrb.). — Buchdeckelverzierung (16. Jahrh.). 8 Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuß. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redacteur: Dr. L. Wittmack, Gen.⸗Sekret. des Vereins, Kustos des Königl. landw. Museums ꝛc. Berlin. In Kommission bei Wiegandt, Hempel & Parey. Aprilheft des 21. Jahrg. (1878). — Dasselbe enthält, außer Berichten über Versammlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, des Ausschusses für Blumenzucht und Treiberei und der vereinigten - für Ge⸗ holz⸗ und Obstzucht, folgende Aufsätze: Wink über den botanischen Garten des Königl. Hauses zu Caserta, von Dr. R. Terraciano, übersetzt von C. Bolle. — R. Müller, Obstsorten für nördliches Klima und rauhe Lage (Schluß). — Alsaticus, An die norddeutschen Gärtner und Gartenfreunde. — B. Strauwald. Beitrag zur Erzie⸗ hung hochstämmiger Stachel⸗ und Johannisbeeren. — E. Rönnen⸗ kamp, Gustav Meyer, Garten⸗Direktor der Stadt Berlin. (Mit Abbild.) — Reuter, Die Resultate der Samenvermehrung bei ver⸗ schiedenen Gehölzvarsetäten. —. Die internationale Pflanzenausstellung in Gent. — Die Ausstellung der Gesellschaft der Gartenfreunde zu Berlin. — Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gar⸗ in Berlin. — Das 50 jährige Jubiläum der Flora zu re hen. 1ö“ ““ 1“““ 111“ 8 1