1878 / 97 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Apr 1878 18:00:01 GMT) scan diff

-— Der b hat dem Bundesrath den

Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Gewährung einer Ehrenzulage an die Inhaber des Eisernen Kreuzes von 1870,71, zur Beschlußfassung vorgelegt.

Die von Lebensversicherungsgesellschaften in ihren Geschäftsplan aufgenommene Bestimmung, daß Po⸗ licen, welche auf den Inhaber lauten, an den Präsen⸗ tanten ausgezahlt werden, ist nach einem Erkenntniß des Reichs⸗Oberhandelsgerichts, 1. Senats, vom 26. Fe⸗ bruar 1878, gültig; die Police hat dadurch für denjenigen, welcher einen Anspruch auf die Versicherungssumme geltend macht, den Charakter eines Legitimationspapieres, welches dessen materielle Legitimation als Forderungsberechtigten ersetzt.

Briefsendungen ꝛc. für S. M. S. „Leipzig“ sind von heute ab bis auf Weiteres nach Yokohama, diejenigen für S. M. S. „Ariadne“ nach Sidney zu dirigiren.

Bayern. München, 22. April. Die „Allg. Ztg.“ schreibt: In der letzten Zeit vor der Vertagung unseres Landtags hatten, und zwar zuerst klerikale, Blätter mitgetheilt, daß in Folge des in der ultramontanen Kammer⸗ fraktion Zwiespalts mehrere hervorragende Mitglieder derselben aus der Kammer austreten würden, und es war dies in der That auch beabsichtigt; da nun aber bis jetzt keine Mandatsniederlegung erfolgt ist, so glaubt man annehmen zu dürfen, daß die Bemühungen, welche stattfanden, um die betreffenden Abgeordneten zu veranlassen, ihre Ab⸗ sichten nicht zur Ausführung zu bringen, von vollem Erfolg begleitet waren.

Hessen. Darmstadt, 24. April. (W. T. B.) Prinz Wilhelm von Preußen ist heute Vormittag zum Besuche des Großherzoglichen Hofes hier eingetroffen und wird auch zum morgenden Geburtsfest der Frau Großherzogin noch hier verweilen.

Hamburg, 24. April. (W. T. B.) Fürst Bismarck ist in Friedrichsruhe an der Gürtelrose erkrankt. Seine Familie befindet sich bei ihm. Sein Hausarzt, Dr. Struck, ur Zeit in Wiesbaden, ist berufen worden. Die Behandlung leitei inzwischen Dr. Andressen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 23. April. (Straßb. Ztg.). Für das sechstägige Corpsmanöver des XV. Armee⸗Corps sind Allerhöchsten Orts folgende Be⸗ stimmungen getroffen worden. Am 14. September wird Se. Majestät der Kaiser nach Straßburg reisen 1 ür die ganze Dauer der Uebungen das Hauptquartier auf⸗ fakadir. onntag den 15. September Ruhe; den 16. Parade des XV. Armee⸗Corps; den 17. Corpsmanöver desselben; den 18. Ruhe; den 19., 20. und 21. September Feldmanöver der Divisionen gegeneinander. Am Sonntag, den 22. September, erfolgt die Rückreise Sr. Majestät. Die große Parade wird bei Straßburg, das Corpsmanöver ebenfalls in der Nähe von Straßburg stattfinden. Die Truppentheile der 57. Brigade, welche während des Manövers des XV. Armee⸗Corps die Garnison von Straßburg bilden werden, sollen, soweit es angängig und erforderlich ist, in den detachirten Forts von Ben sburg untergebracht werden.

esterr

88 ch⸗Ungarn. Wien, 24. April. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht folgende Meldungen. Aus Konstantinopel: Sadyk Pascha ist gegenüber den immer dringender werdenden russischen wie englischen Allianz⸗ werbungen entschlossen, dem Sultan anzurathen, nach keiner Seite hin bindende Engagements einzugehen. Aus Bukarest: Die Befürchtung einer raschen Besetzung Bukarests durch russische Truppen nimmt hier mehr und mehr zu. Russische Truppen lagern in einer Entfernung von 20 km von der Hauptstadt. Es kursirt hier ein Gerücht, wonach Rußland den Fürsten zu der Ernennung eines Ministeriums Floresco⸗Cretzulesco zu bestimmen suche, um eine neue Militärkonvention im Sinne des Art. 8 des Friedens⸗ ertrages von San Stefano zu erlangen. Es heißt sogar, in Bezug auf diese Angelegenheit ein russisches Ultimatum orliege. Die Konzentrirung der rumänischen Armee

n der kleinen Walachei ist bereits bewerkstelligt.

Großbritannien und Irland. London, 24. April. W. T. B.) Bei der in Tamworth stattgehabten Wahl ines Unterhausmitgliedes erhielt der Kandidat der iberalen, Baß, 1186, der Kandidat der Konservativen, Bridgeinan, 607 Stimmen. Baß ist somit gewählt. (Cöln. Ztg.) Die Ueberführung von canadi⸗ xchen Truppen nach Europas wird schon vorbereitet. alls mit derselben Ernst gemacht wird, werden ver⸗ muthlich vorerst 10 000 Mann, nöthigenfalls ein Armee⸗Corps on 25 000 oder darüber, aus den Kolonien herangezogen werden. Dem Kolonial⸗Amt gingen sehr befriedigende Be⸗ richte über die Volksstimmung in den Kolonien angesichts der Kriegsgefahr zu. Die Aufstellung örtlicher Freiwilligen⸗Corps zur Vertheidigung der Kolonien würde danach leicht und gern geschehen. Den amtlichen Mittheilungen eines hochstehenden Militärs zufolge könnten in Indien 200 000. Mann treff⸗ licher Truppen ohne Schwierigkeit für einen Krieg in Europa ufgebracht werden. Nachfragen ergaben, daß im Kriegsfalle über 100 schnelle Privatdampfer erster Klasse nach einer leicht bewirkbaren geeigneten Bewaffnung rasch zum Kreuzerdienst verfügbar gemacht werden könnten, was für den Schutz der Schiffahrt höchst werthvoll ist. Der bisherige Führer der irischen Homerule⸗ Partei, Rechtsanwalt Butt, hat in einem Schreiben an seine Wähler in Limerick nunmehr aufs Neue und endgültig seine Absicht erklärt, sein Führeramt niederzulegen. Ein⸗ zelne Parteiangehörige haben sich nicht nur gegen den Partei⸗ führer, sondern auch gegen die Parteimehrheit wSe und einen Kampf gkführt, welcher des Parlaments gänzlich unwürdig ist. Unter diesen Umständen glaubt Butt, das Amt niederlegen zu müssen. Im Parlament hofft er indessen zu verbleiben.

Frankreich. Paris, 23. April. Hr. Gambetta ist hestern früh in Paris eingetroffen. Die „République Laise“, welche dies mittheilt, fügt hinzu, sie sehe sich gegenüber den Insinuationen der regierungsfeindlichen Blät⸗ ter, welche Hrn. Gambetta abwechselnd und mit den buntesten Kommentaren nach Berlin und Wien, nach Konstantinopel und St. Petersburg, nach Tirol und Düsseldorf geschickt hät⸗ ten, nicht bemüssigt, über das Thun und Lassen eines Mannes Aufschlüsse zu geben, der ebenso gut wie jeder andere Bürger

über sein Kommen und Gehen Niemandem Rechenschaft schul⸗

dig sei. Wie dem „Eveénement“ aus Lyon vom 22. d. M. telegraphirt wird, hat das Wahlcomits entschieden, daß Hr. Bonnet⸗Duverdier Deputirter bleiben soll.

Italien. Rom, 24. April. (W. T. B.) Wie das vip.. „Fanfulla“ wissen will, hätte die italienische egierung in Folge der jüngst zwischen dem Minister⸗ Präsidenten Cairoli, dem Minister des Auswärtigen Grafen Corti, und dem englischen Botschafter Paget stattgehabten Besprechungen an den italienischen Botschafter in London, Menabrea, eine Depesche gerichtet, worin sie ihre Ge⸗ neigtheit erklärt, das Verlangen Englands, daß der Ver⸗ trag von San Stefano den Mächten zur Geneh⸗ migung unterbreitet werde, zu unterstützen, vorausgesetzt, daß das englische Kabinet den Signatarmächten seine An⸗ sichten bezüglich der künftigen Ordnung der Dinge in den von den Russen okkupirten Provinzen, sowie bezüglich der⸗ jenigen Fragen bekannt gebe, welche auf der Konferenz ver⸗ handelt werden sollen. 25. April. (W. T. B.) Die „Voce della Verità“ veröffentlicht die Encyklika des Papstes. Dieselbe er⸗ wähnt die moralischen und materiellen Uebel der Kirche und der Gesellschaft im Augenblicke der Wahl Leo’'s XIII. Sie zählt alsdann die Wohlthaten auf, welche die Kirche und der römische Pontifikat der Gesellschaft und Civilisation der ganzen Welt und besonders Italien erwiesen habe und fährt fort: die Kirche bekämpfe nicht die Civilisation und den Fortschritt, in⸗ dem sie zwischen christlicher Civilisation und äußerer bürgerlicher Kultur unterscheide. Die moderne Gesellschaft bekämpfe mit

Unrecht die Kirche und den römischen Pontifikat, besonders in⸗

Bezug auf dessen weltliche Fürstenwürde, welche die Garantie seiner Ferinei und Unabhängigkeit sei. Der Papst erneuert und bestätigt sodann in der Encyklika die Proteste Pius' IX. gegen die Beseitigung dieses weltlichen Fürstenthums. Er bittet die Fürsten und die Leiter der Nationen, sich nicht des Beistandes der Kirche berauben zu wollen, dessen sie in der gegenwärtigen Epoche, wo das Prinzip der legitimen Autorität so sehr erschüttert sei, so fehr bedürften. Der Papst beglückwünscht die Bischöfe zu ihrer Einigkeit und empfiehlt ihnen, sich noch enger aneinander zu schließen, damit die Gläubigen mit Gelehrigkeit und Gehor⸗ sam die Doktrinen der Kirche aufnähmen und die Irrthümer der falschen Philosophie zurückwiesen. Der Papst empfiehlt Seeag. Lehren für die Schulen und eine Reform der Sitten esonders im Hinblick auf die Heiligkeit der Ehe. Er spricht das Vertrauen aus, daß mit Hülfe Gottes und durch den Eifer der Seelenhirten die von so großem Uebel heimgesuchte Gesell⸗ schaft endlich zur Ergebenheit gegen die Kirche zurückkehren werde, und dankt den Bischöfen und den F der gan⸗ zen Welt für die ihm alsbald nach seiner Wahl zum Papste bewiesene Zuneigung.

Griechenland. Athen, 24. April. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten hätte der Gouverneur von Thessalien, Ibrahim Pascha, um seine Entlassung nach⸗ gesucht. Thessalien sei in drei Militärdistrikte eingetheilt worden. Die englischen Konsuln Merlin und Blount hätten heute eine Zusammenkunft mit Delegirten der Insur⸗ genten, um mit denselben über den Waffenstillstand zu verhandeln.

Türkei. Konstantinopel, 23. April. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat Großfürst Nikolaus die Pforte und den griechischen Patriarchen benachrichtigt, daß er am nächsten Sonntag (russisch Ostern) Offiziere und Sol⸗ daten seiner Armee zur Theilnahme am Gottesdienste nach Konstantinopel entsenden werde, und gebeten, den⸗ selben zu diesem Zwecke einige Kirchen einzuräumen.

Nach hier eingelangten Nachrichten aus dem Rhodope⸗ Gebirge befinden sich die rumelischen Insurgenten in vollem Rückzuge. 1

24. April. (W. T. B.) Nikolaus hat eine bulgarische Deputation empfangen und derselben die Eintracht zwischen den Christen und den Muhamedanern empfohlen. Der Großfürst hat die türkischen Minister und Generäle zu der am Montag stattfindenden Truppenrevue eingeladen. Nach hier eingegangenen Nachrichten gewinnt der Aufstand der Muhamedaner und Pomoks (zum Islam bekehrte Bulgaren) in den südöstlichen Theilen des Rhodopegebirges an Ausdehnung. Die Zahl der Aufständischen wird auf 15 000 geschätzt. Dieselben sind wohl bewaffnet und besitzen 3 Kanonen. Bei dem Zusammenstoß der Aufständischen mit den russischen Truppen verloren beide Theile mehrere Hundert Todte und Verwundete. Die Russen entsenden gegen die Aufständischen Verstärkungen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. April. (W. T. B.) Das Unwohlsein des Reichskanzlers Fürsten Gortschakoff hat sich verschlimmert; heute ist starkes Fieber eingetreten. Die „Agence'russe“ schreibt: Die Ver⸗ mittelungsverhandlungen Deutschlands dauern fort, ebenso die Pourparlers in Betreff des Kongresses wie be⸗ üglich der Details der gleichzeitigen Evakuation. Die „Agence“ sugt hinzu: Wenn überall ebenso versöhnliche Dispositionen herrschen, wie hier, so kann man auf ein befriedigendes Re⸗ sultat der Verhandlungen hoffen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 20. April. (Wes. Ztg.) Die Budgetdebatte ist bisher ziemlich ruhig verlaufen: die Voranschläge der Regierung sind bis auf wenige Ausnahmen von den Kammern genehmigt worden. Abgelehnt worden sind dagegen die Forderungen für die Her⸗ stellung eines Schießplatzes, für Festungsbauten und für den Bau eines neuen Kriegsschiffes (2 100 000 Kronen). Bis jetzt sind die ersten acht Haupttitel erledigt. Für die Staats⸗ eisenbahnen waren 6 Millionen behufs Verlängerung der Linie Sundswall⸗Torpshammar nach der norwegischen Grenze vorgeschlagen; der Reichstag hat, auf einen Privatantrag hin, und auf Grund der Wichtigkeit der Linie, und der augenblick⸗ lichen günstigen Konjunkturen für die Anschaffung von Ma⸗ terialien und Arbeitskräften, die genannte Summe um eine Million erhöht. Die großen schwebenden Fragen, betreffend die Militärreorganisation und die Grundsteuern, sind noch nicht zur Verhandlung gelangt.

Afrika. Egypten. Der „Daily News“ wird aus Alexandria gemeldet, daß Kapitän Burton von seiner Ex⸗ pedition 9 e dem Medischen Distrikt mit großen Quantitäten Silbers zurückgekehrt sei und sich sehr günstig über die Bergba üssichten daselbst äußere.

beziffert sich für die zehn letzten Jahre

Sttatistische Nachrichten.

2— Ueber die Ergebnisse des deutschen Blei⸗ und E entnehmen wir den Veröffentlichungen des Kaiserlichen statistischen Amts im Februarheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1878 folgende Angaben: Bleierze, welche theils allein, theils mit Zink⸗, Kupfer⸗ und Silbererzen gemischt auftreten, werden in größeren Mengen nur in Preußen gefördert, welches im Jahre 1876 2 378 128 Ctr. im Werthe von 20 155 685 lieferte, während auf die übrigen deutschen Staa⸗ ten zusammen nur 33 937 Ctr. und 230 974 entfielen. Die stärkste Bleierzförderung hatten in Preußen die Bezirke: Oppeln 356 882 Ctr. für 3 785 726 ℳ), Hildesheim (294 695 Ctr. ür 4 206 362 ℳ), Arnsberg (116 205 Ctr. für 1 052 917 ℳ), Wies⸗ baden (306 540 Ctr. für 3 212 525 ℳ), Coblenz (66 278 Ctr. für 679 878 ℳ), Cöln (282 149 Ctr. für 2 334 057 ℳ), Trier (45 941 Ctr. für 471 346 ℳ) und Aachen (610 990 Ctr. für 4 136 685 ℳ). An der für die übrigen deutschen Staaten oben 8. Pro⸗ duktion waren lediglich Bayern (im Reg. Bez. Oberbavern), das Königreich Sachsen und Anhalt betheiligt. Die Gesammtzahl der beim Bleierzbergbau beschäftigten Arbeiter belief sich auf 16 929. Die Menge und der Werth der in e. geförderten Bleierze olgt: Werth. 15 666 006 15 690 066 16 692 714 16 675 419 1875 1871 1 937 312 14 826 006 1876 2 412 065 20 386 659

„Hierdurch ist eine Zunahme der Förderung unverkennbar; während dieselbe im Durchschnitt sür 1867/71 sich auf jährlich 1 983 655 Ctr. im Werthe von 15 910 042 berechnet, hat sie 1872/76 bereits 2 135 226 Ctr. und 18 495 136 betragen. Bei der Menge ergiebt sich sonach eine Steigerung um 7,6 %, beim Werthe eine solche um 16,2 %. Eine weitere erhebliche Zunahme meist das Jahr 1877 auf, dessen Förderung nach vorläufigen Er⸗ mittelungen auf 3 271 089 Ctr. Bleierze im Werthe von 24 410 492 beziffert wird. Der Haupttheil der geförderten Erze wird von deutschen Werken verhüttet; 41 derselben mit 2295 Arbeitern haben im Jahre 1876 aus 2 113 824 Ctr. inländischen und 243 462 Ctr. ausländischen Bleierzen 1 511 899 Ctr. Blei und Kaufglätte im Werthe von 31 305 763 erzeugt, wovon auf 37 Hütten im preußischen Staate allein 1 393 410 Ctr. und 28 947 362 ent⸗ fallen, während 4 Hütten im Königreich Sachsen, Braunschweig und Anhalt zusammen 118 489 Ctr. im Werthe von 2 358 401 erzeugten. Für 1877 wird die Gesammtproduktion an Blei und Kauf⸗ glätte auf 1 728 072 Ctr. und 34 023 362 angegeben.

Deutschlands Förderung an Kupfererzen fällt zum über⸗ wiegenden Theile dem preußischen Bergbau zu. Die bedeutendsten

1872 1873 1874

15 032 376 17 739 333 18 275 225

2 025 408 2 081 764 2 276 164

1868 1 905 727 1869 2 020 477 1870 2 127 556

Gruben liegen hier im Regierungsbezirk Merseburg (in den Kreisen Mansfeld und Sangerhausen) und lieferten im Jahre 1876 eine Ausbeute von 4 694 464 Ctr. im Werthe von 6 243 638 Außer⸗

dem wurden Kupfererze in größeren Mengen auch in den Regierungs⸗ bezirken: Liegnitz (1876: 144 060 Ctr. für 48 307 ℳ), Arnsberg (807 640 Ctr. für 177 711 ℳ), Cassel (179 790 Ctr. für 18 146 ℳ), Coblenz (38 513 Ctr. für 79 223 ℳ) und im sog. Kommunion⸗Harze (196 859 Ctr. für 417 540 ℳ) gefördert, während in den übrigen deutschen Staaten der Kupfererzbergbau ohne Belang ist. Die Ge⸗ sammtproduktion und deren Werth betrug von 1867 1876: Menge. Werth. Menge. Werth. Ctr. Ctr.

3 577 005 3 955 632 5 643 854 7 066 626

4 033 811 5 049 540 5 842 759 7 413 501 1869 4 348 317 5 126 337 1874 5 249 967 6 485 131 1870 4 147 627 4 859 814 1875 5 582 449 6 834 728 1871 4 343 203 5 495 787 1876 6 090 046 7 124 941

Während im Durschnitt für 1867/71 die .n Förderung 4 089 993 Ctr. im Werthe von 4 897 422 betrug, it sie für 1872/76 auf 5 681 815 Ctr. und 6 984 985 oder um 39,0 % bez. 42,6 % gestiegen. Im Jahre 1877 sollen nach vorläufigen Ermitte⸗ lungen sogar 6 866 320 Ctr. Kupfererze für 7 693 312 gefördert worden sein. Die im Deutschen Reiche im Jahre 1876 im Be⸗ trieb gewesenen 28 Kupferwerke haben 6 172 407 Ctr. inländische und 29 584 Ctr. ausländische Kupfererze verhüttet und daraus 168 434 Ctr. Blockkupfer, Schwarzkupfer und Kupferstein im Werthe von 12 835 136 erzeugt. Von dieser Produktion entfallen auf Preußen 159 714 Ctr. für 12 194 216 und hier wieder auf die Provinz Sachsen allein 125 799 Ctr. und 10 433 045 Von den übrigen deutschen Staaten produzirte nur Braunschweig noch 8720 Ctr. Kupfer für 640 920 Für das Jahr 1877 wird die Produktion an Blockkupfer ꝛc. mit 229 556 Ctr. und deren Werth mit 17 548 260 angegeben.

Statistik des Kreises Bochum für die Jahre 1865 bis 1875, zusammengestellt im Bureau des Landrathsamts des Landkreises Bochum, mit einer Karte des Kreises (1:50 000) (Bochum, Verlag von Oscar Hengstenberg). Das unter diesem Titel erschienene Werk enthält auf 435 Seiten 40 das reichhaltigste Material zur Kenntniß des Kreises und zur Beurtheilung der Entwickelung, welche derselbe in den letzten Jahren genommen hat. Vorangeschickt ist ein kurzer Abriß der G eschichte des Kreises, welche bis in die Zeiten der Grafen von Cobbenheim zurückreicht, nach deren Aus⸗ sterben (1040) die Grafschaft Bochum an das Erzstift Cöln fiel, von welchem sie an die Grafen von Cleve und Mark überging, in deren Besitz sie blieb, bis sie mit der ganzen Grafschaft Mark 1609 an Brandenburg kam. Der Kreis hat jetzt einen Umfang von 35 935,2687 ha = 140 746 M. = 6,524 geogr. Qu.⸗Meil., wel⸗ cher 5 Stadt⸗ und 9 Amtsgebiete umfaßt. Er, umfaßt die mestlich absenkenden Theile der Ruhrgegend, die Hellwegsebene (93,87 M.) und die Emscher Niederung (25,98 M.). Die innerhalb des Kreises vorkommenden Gebirgsformationen sind die beiden oberen Glieder der Kohlengruppe (Flötzleerer Sandstein, auf welchem die flötzreiche Abtheilung der Steinkohlenformation ruht), Kreide (Plä⸗ ner⸗Mergel, dessen unterste Schicht der Grünsand von Essen oder Tourtia ist, als Eisenerzlager: Bohnerzlager), Diluvium (Fließ und Grund), im Flußthal an der Ruhr Alluvium. Das Grundeigen⸗ thum besteht aus 81 641,13 M. Acker (294 382,84 Thlr. Reinertrag), 3083,29 Gärten (23 935,66 Thlr. Reinertrag), 9005,45 M. Wiesen (38 759 17 Thlr. Reinertrag), 10 425,81 M. Weiden (41 975,98 Thlr. Reinertrag), 25 771,69 M. Holzungen (23 568,31 Thlr. Reinertrag), 186,13 M. Wasserstücke (65,71 Thlr. Reinertrag) und 6,24 M. Oed⸗ land (0,62 Thlr. Reinertrag), außerdem 3908,78 M. ertraglose Grundstücke, 725,96 M. Flüsse ꝛc., 5991,21 M. Hofräume ꝛc., zu⸗ sammen 140 746 M. mit 422 668,29 Thlr. = 9,7 pro Morgen Reinertrag. Die Bevölkerung belief sich nach der Zählung von 1875 auf 112 362 männl. und 91 670 weibl., zusammen 204 122 Per⸗ sonen oder auf der Quadratmeile 31 403. Nach der Zählung von 1871.

1867 1868

1872 1873

wohnten 42 488 Einwohner in den Städten, 106 228 auf dem platten

Lande.

Der Religion nach waren (1871) 60 040 Katholiken, 83 313 Evangelische, 1214 Juden, 149 anderer Religion. Von 1861—1871 hatten sich die Katholiken um 34 203, die Evangelischen um 30 535, die Juden um 481 und die Einwohner anderer Religion um 132 vermehrt. Dem Berufe nach gehörten (1871) 44 891 Personen dem Bergbau und Hüttenwesen, 25 850 der Industrie, 14 691 der Landwirthschaft an, 13 096 leisteten persönliche Dienste. Die Zahl der Trauungen betrug im Jahre 1873: 2457, 1874: 2523, 1875: 2403; die Abnahme erklärt sich durch den Zuzug jugendlicher Arbeiter, zum Theil aber auch durch die ungünstigeren Erwerbsver⸗ hältnisse des Jahres 1875. Die Geburten haben dem Zuwachs der Bevölkerung entsprechend zugenommen, 1873: 9629, 1874: 10 984, 1875: 11 797. Unter 100 Kindern waren nur 1—2 uneheliche. An Wohnplätzen sind 5 Städte, 15 Marktorte, 32 Dörfer, 20 Ritter⸗ güter, 8 Landgüter, 28 Ackergüter, 2 sonstige Güter, 21 Kolonien,

21 042 0927

Aenderungen derselbe

56 einzelne Höfe, 29 Mühlen, 13 einzelne Häuser, Gasthäu er u. s. w., sämmtlich mit eigenen Benennungen, 83 Bergwerke, 3 Faasea. u. und 27 Bahnhöfe vorhanden, in denen 1865 14 021, 1875 19 895 Ge⸗ bäude gezählt wurden. Die Zahl der steuerpflichtigen Gebäude hat von 1865 1875 um 52 %, deren Nutzungswerth um 92 %, die Ge⸗ bäudesteuer um 96 % zugenommen. In dem Zeitraume vom 1870 1875 sind 115 öffentliche Gebände neu aufgeführt worden. Die Kauf⸗ und Miethspreise für Gebäude, welche bis Ende 1873 wesent⸗ lich gestiegen waren, sind seitdem wieder gefallen. Die ärmere Be⸗ völkerung findet auch in den Städten luftige und geräumige Wohnungen zu billigen Sätzen. Großgrundbesitz ist nur in 6 Gütern von je mehr als 600 M. (zusammen 4779 M.) vorhanden; Besitzungen von 300 600 M. (zus. 7467 M.) sind 20 von 30 300 M. (zus. 82 957 M.) 965, von 5—30 M. (zus. 28 799 M.) 2284, unter 5 M. ges. 2919 M.) 4051. An Pacht wurden 18 60 und mehr pro

jährlich gezahlt, der Kaufpreis für Parzellen ist pro M. Garten 1000 1 800 ℳ, Acker 600 1500 ℳ, Waldorte 150 600 Der Ackerbau, welcher 10 175 Personen beschäftigt (5 % der Bevölke⸗ rung) wird intensiv betrieben, mit Zuhülfenahme von künstlichem Dünger. Der Körnerbau, der hauptsächlich auf Roggen gerichtet ist, macht dem Futterbau mehr und mehr Platz. Der landwirth⸗ schaftliche Kulturverein des Kreises Bochum, welcher 500 Mitglieder zählt, regt Verbesserungen in allen Zweigen der Landwirthschaft an. Die Viehzucht hat hauptsächlich die Milchproduktion zum Ziele. Deshalb ist, um milchergiebigere Rassen einzuführen, die Zahl des Rindviehs von 1867 bis 1873 von 15 277 auf 14 045 vermindert worden, um die Qualität zu verbessern. Der Pferdebestand hat sich in demselben Zeitraum zwar von 3829 auf 4758 erhöht, doch fehlen die Vorbedingungen einer guten Pferdezucht, die geeigneten Weiden. Von Schafen (1873: 5654 Stück) werden nur Landschafe gehalten, auch die Schweinezucht (1873: 9749 Stück, 2500 weniger als im Jahre 1867) ist nicht bedeutend. Die Einfuhr von Vieh, namentlich von Westfalen aus, ist sehr erheblich. Die Geflügelzucht hat einen außerordentlichen Umfang gewonnen, sie erzielt die edelsten und schönsten Arten. Die Forstwirthschaft wird nicht rationell betrieben, und die hohen Laubwälder Eichen und Buchen welche noch vor 30 bis 40 Jahren den westlichen und nordwestlichen Theil des Kreises fast zur Hälfte bedeckten, sind beinahe ganz verschwunden. Auch der Zustand der Jagd ist sehr schlecht, und die große Zahl der Jäger steht zu dem unbedeuteaden Wildstand in keinem Ver⸗ hältniß. Die Fischerei läßt ebenfalls sehr viel zu wünschen. Die Grubenwasser und die Ausflüsse der gewerblichen Etablissements haben in den kleineren Wasserläufen das thierische Leben vernichtet; in der Ruhr haben die Dynamitpatronen den Fisch⸗ bestand um 90 % vermindert. Der Baukreis Bochum umfaßt 9 Chausseen. Von der Feisisch . Eisenbahn liegen 7, von der Cöln⸗Mindener 6, von der Rheinischen 2 Strecken mit 13 Zweigbahnen und Anschlüssen im Kreise Bochum. Die Wasser⸗ straße der Ruhr hat in Folge des ungünstigen Wasserstandes von Jahr zu Jahr an Bedeutung verloren. Die den Kreis ebenfalls durchfließende Emscher ist nicht schiffbar, soll aber durch den projek⸗ tirten Emscher Kanal, welcher den Rhein mit der Weser verbindet, der Schiffahrt nutzbar gemacht werden.

Auf den 239 Gymnasien Preußens haben, nach dem „Centralblatt f. d. ges. Unterr.⸗V. i. Pr.“, im J. 1877 3262 Ma⸗ turitäts⸗Prüfungen stattgefunden. 2848 Examinanden haben die Prüfung vollendet; 321 traten von derselben zurück, 93 wurden zurückgewiesen. Von den Geprüften haben 2607 das Zeugniß der Reife erhalten, 241 dieselbe nicht bestanden. 2230 der Maturi machen Universitätsstudien, 377 studiren nicht. Von den Ersteren studirten 235 evangelische, 105 katholische Theologie, 811 die Rechte, 30 Cameralia, 498 Medizin, 397 Philologie und Philosophie, 154 Mathematik und Naturwissenschaften. Von den nicht studirenden Maturis gingen über zum Militärdienst mit Aussicht auf Avance⸗ ment 130, 81 zum Staatsbaufach, 13 zum Bergfach, 106 zum Forst⸗, Steuer⸗, Postfach und sonstigem subalternen Staatsdienst, 45 zur Oekonomie, Industrie ꝛc. Gegen das Jahr 1876 hatte die Zahl der Aspiranten um 46 zu⸗, der Maturis um 19 abgenommen.

Auf dem Gymnasium zu Corbach hatten sich im Jahre 1877 10 Examinanden gemeldet, von welchen 2 zurücktraten, 1 zurückge⸗ wiesen wurde und 7 bestanden; von den letzteren studirten 3 evange⸗ lische Theologie und 4 Philologie und Philosophie.

Auf den 84 Realschulen I. E in Preußen waren 731 zur Prüfung angemeldet. Davon traten 74 zurück, 13 wurden zurückgewiesen und 644 vollendeten die Prüfung, 597 derselben be⸗ standen, 47 nicht. Von den ersteren gingen über; zu Universitäts⸗ studien 248, zum Militärdienst mit Aussicht auf Avancement 29, zum Staatsbaudienst 107, zum Bergfach 17, zum Forst⸗ ꝛc. Dienst 93, zur Oekonomie, Industrie u. s. w. 99. Gegen das Jahr 1876 waren 108 Aspiranten und 65 Maturis mehr.

Bei den 18 Realschulen II. Ordnung in Preußen hatten sich 53 zur Prüfung gemeldet; 4 derselben traten zurück, 1 wurde zurückgewiꝛsen, von den 48, welche die Prüfung bollendeten, be⸗ standen 45. Von diesen traten 20 in den Staatsdienst, 24 gingen zur Oekonomie, Industrie u. s. w. Im Vergleich zum Jahre 1876 hatte die Zahl der Abiturienten um 10, der Maturis um 9 zuge⸗ nommen. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der „Würzb. Pr.“ wird aus Wiesentheid unter dem 16. April berichtet: „Unweit Wiesentheid, nur einige Minuten von Feuerbach entfernt, befinden sich hart an der nach Rüdenhausen füh⸗ renden Straße zwanzig Hügel, welche schon seit Jahren von Sr. Erlaucht dem Grafen Wolfgang zu Castell⸗Rüdenhausen als Hünengräber erkannt sind. Im Laufe der vorigen Woche ließ nun genannter Herr die Oeffnung eines derartigen Hügels vor⸗ nehmen, und ward dazu der als genauer Kenner der prähistorischen Zeit bekannte Universitäts⸗Professor Dr. Sandberger eingeladen. In dem etwa eineinhalb Meter hohen Hügel fanden sich mehrere Urnen unterschiedlicher Größe vor, die theilweise ganz unverletzt ans Tages⸗ licht gebracht wurden. Zwei aufgefundene Bronzeringe zeichnen sich durch ihre schöne Arbeit aus, und lassen vermuthen, daß sie auf dem Tauschweg in hiesige Gegend gelangt sind. An Waffen wurde eine Lanze und ein Schlachtbeil von Eisen aufgefunden. Interessant erscheint ferner, daß der Hügel mit etwa fünfzehn Fuhren gewöhn⸗ licher Feldsteine ausgefüllt war, innerhalb eren die aufgefundenen Gegenstände sich befanden. Die Gefäße konnten leider nur stückweise ausgegraben werden. Sie bestehen sämmtlich aus rohem Thon, sind theils von rother, theils von grauer Farbe und durch⸗ gehends sehr brüchig, was ihre vndeeht Hebung fast unmöglich machte, zumal da der Boden ganz von Wurzeln durchwachsen war. Es sollen nächstens noch weitere Untersuchungen stattfinden, welche Nachricht gewiß von Sachverständigen mit Freude begrüßt werden wird. Hr. Oberförster Reinhold hat in seiner Schrift „Um den Steigerwald“ schon der Vermuthung Raum gegeben, daß das Wiesen⸗ theider Hainbachstännig, welches unmittelbar an das Gräberfeld an⸗ grenzt, früher ein heiliger Hain gewesen sei eine Ansicht, welche durch die neue Entdeckung nicht unwesentlich erhärtet wird.“ „Römische Geschichte“ in kürzerer Fassung. Von Carl Peter, Dr. theol. et phil., Konsistorial⸗Katzh und Rektor der Lan⸗ desschule Pforta a. D. Zweite verbesserte Auflage. Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1878. 1* 4 Der als Autorität auf dem Gebiete der römischen Geschichte wohlbekannte Verfasser ist bemüht gewesen, einzelne formale Mängel und Unvollkommenheiten, welche der ersten Aufla e des Werks an⸗ hafteten, zu beseitigen, während der Inhalt bis auf einige unbedeutende geblieben ist. Das Buch, welches nicht etwa ein Auszug aus der dreibändigen größeren „Geschichte Roms“, sondern eine durchaus selbständige Arbeit ist, war zunächst für die Schüler der höheren Gymnasialklassen bestimmt, denen es neben dem Vor⸗ trage des Lehrers als Handbuch zur weiteren Belehrung dienen sollte. Indessen war doch zugleich auch der weitere Kreis des gebildeten oder Bildung suchenden Publikums insofern nicht Bege ichah ge⸗ blieben, als der Verfasser sich auf die Darstellung der Thatsachen in

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einer einfachen und klaren Sprache beschränkt hat und ihren Zu⸗ sammenhang auch in der äußeren Anordnung des Stoffes möglichst deutlich hervortreten zu lassen, sich angelegen sein ließ, dagegen von einer Erörterung der streitigen Punkte, an welchen die römische Ge⸗ schichte so besonders reich ist, mit Recht absehen zu müssen geglaubt hat. Die so schnell nöthig gewordene zweite Auflage darf als Beweis elten, daß er nicht fehlaegriffen hat. Sein Standpunkt ist, wie aus dem größeren Werke allgemein bekannt, ein durchaus selbst⸗ ständiger und von dem Mommsens und anderer Gelehrten vielfach abweichender. Er hält sich streng an die historischen Quellen und hat auch die sagenhafte Ueberlieferung über dic älteste Geschichte bis zum ersten punischen Kriege in ihrer reinsten Gestalt einfach, wenn auch nicht ohne die nöthigen Winke über ihren historischen Gehalt, wiedergegeben, in der gewiß nicht anfechtbaren Meinung, daß eine wirkliche Geschichte sich daraus nur auf mehr weniger wahrscheinliche Hypothesen gründen lasse. In Bezu auß die innere Geschichte hingegen, wo nicht, wie in der äußeren, Nativnak⸗ oder Familieneitelkeit zusammenwirkten, um die Geschichte zu entstellen und demgemäß die Ueberlieferung verhältniß⸗ mäßig weniger verdunkelt und gefälscht ist, ist eine zusammenhängende, pragmatische Darstellung gewähit, die sich in eine wohlthuend ruhig da⸗ hinstiestende⸗ einfache und bestimmte Sprache kleidet, durch welche man gleichsam auf den festen Grund der gewissenhaften Quellen⸗ forschung hinabschauen kann. Uebrigens kündigt der Verfasser in dem Vorwort eine umfassende e über die Quellen der römischen Geschichte an, in welcher er seine Ansichten, „das Ergebniß langjährigen Forschens und Nachdenkens weiter zu begründen gedenkt.*

Im Verlage des Deutschen Vereins zur Verbreitung gemein⸗ nütziger Kenntnisse in Prag ist soeben erschienen: „Die Erdrinde und ihre Bildung.“ Das Wesentlichste der Geologie in gemein⸗ faßlicher Darstellung. Von Julius Lippert. (13 Bogen.) Mit vielen Holzschnitten. Das Buch bringt, durch Abbildungen erläutert, dem Laien das praktisch Wichtigste und sachlich Wesentlichste von dem zum Verständnisse der Geognosie und Geologie der Erdrinde. Der Verfasser setzt nur die gewöhnliche, Jedem zugängliche Wahr⸗ nehmung, die Kenntniß irgend einer Landschaft mit ihren Merk⸗ malen voraus, und entwickelt an diesen Beispielen die Bildungen und Umgestaltungen der Erdoberfläche und ihre Gesetze. So führt der Verfasser den Leser in unterhaltender Lektüre zuerst an den Frant (Schlammfang) und schildert ihm den Hergang der Ent⸗ tehung, die sich in der Schichtenbildung erkennen läßt. Dann wird der Prozeß der Versteinerung erklärt, der sich in der Karlsbader Sprudelquelle an Blättern und Blumen vollzieht, hierauf die Ent⸗ stehung der Moore erörtert, dann die der Stalaktiten und der Meere, weiter die dünenbildende Arbeit des Meeres, die Korallenformation u. s. w. u. s. w. Auf diese Weise gelangt der Leser allmählich zu neuen Erkenntnissen, und dadurch erschließen sich ihm allmählich au h die zusammengesetzteren und schwierigeren Erscheinungen, die Bildung der Gesteine und Lagerungen der Erdrinde. Dann werden die so. ge⸗ bildeten Gesteine nach ihren Arten gesondert und beschrieben und hierbei namentlich die landschaftliche Seite hervorgehoben. Porträtgetreue Landschaftsbilder aus Gegenden in Oesterreich und Deutschland er⸗ läutern die wesentlichsten Typen der Gesteine und erschließen zugleich den Zusammenhang zwischen landschaftlichem Charakter und geolo⸗ gischer Bildung. „Außerdem enthält dieser Theil die praktisch wich⸗ tigen Aufschlüsse über die Bildung der Kohlen⸗, Salz⸗ und Erzlager.

Ist der Leser so in dem ersten Theile des Buches von oben in die Tiefen der Erde hinabgedrungen, so führt ihn der zweite von da zurück und eröffnet ihm dabei den Ueberblick über die ganze Geschichte des Werdens unserer Erdoberfläche, ihrer zeit⸗ weiligen Ausstattung und Wohnlichkeit, wobei alles Unhalt⸗ bare und Phantastische bei Seite gesetzt und das Kennzeichnendste in der Thier⸗ und Pflanzenwelt durch Abbildungen erläutert wird. Um zum Schlusse die gewonnenen Erkenntnisse gewissermaßen noch einmal zu erproben und zu befestigen, nimmt der Verfasser den Leser auf eine Reise von Wien bis in den Harz mit, und lehrt ihn so gewissermaßen durch einen praktischen Versuch Gegenden Wund Landschaften mit dem Auge des Geologen zu er⸗ fassen. Das Buch bietet außer dem allgemein Beleh⸗ renden dem Landwirthe, dem Industriellen praktische Aufschlüsse, namentlich aber dem Lehrer ein Handbuch, dessen praktische Benutzung noch durch ein alphabetisches Inhaltsverzeichniß erleichtert wird. Die Ausstattung läßt nichts zu wünschen übrig und der Preis ist nur auf 2 normirt.

In Richters Verlagsanstalt zu Leipjig erscheint seit Anfang dieses Jahres ein pädagogisches Kunstjournal: „Der Jugend Spiel und Arbeit“, welches die Erziehung durch Spiel und Arbeit an der Hand der Kunst, in Verbindung mit der Pflege des Natursinnes als die Grundlage der menschlichen Ausbil⸗ dung überhaupt zum Zweck hat. Das Journal soll im Texte nur Frässisches und echt Poetisches bringen, namentlich aber das volks⸗ thümliche Bewährte in Reim und Lied, Märchen und Fabel mit ebenbürtigen Illustrationen, dagegen die moderne Erzählung und die Karikatur ganz ausschließen. Die Jugend soll sich an dem Ge⸗ botenen erfreuen, erbauen und ihre Kräfte im Dienste des Schönen und Zweckentsprechenden üben und gebrauchen lernen.

. as uns vorliegende Märzheft bringt an der Spitze illustrirte Kinderwerke; dann eine Belehrung über das Sternbild der Jungfrau mit sauber illuminirter Abbildung; Kinderlieder von L. Erk, mit Noten; Tell und sein Kind (aus des Knaben Wunderhorn) und Berg⸗ mannslied (aus Simrock, deutsche Volkslieder), beide mit Illustra⸗ tionen in Helzschnitt; Stickmuster, bunte Bilder und Figuren zum Ausschneiden, Ausmalen u. s. w.; Rädchenspiel, ein Lied mit Noten und Klavierbegleitung; Vogelgesang (kleine Lieder), Märzlieder u. s. w.; Muster für Spitzenstichfüllung, Ruthenflechten und Holzschnitzen. Eine technische Beilage enthält Vorbilder für Fensterblender als Tülldurchzug durchzuführen, für Uebungen im Korbflechten, zum Bilderausschneiden und zu Pinselübungen. Auf dem Umschlage sind dann noch allerlei unterhaltende und belehrende Notizen (über den Kalender, Bildausschneideu, Kinderspiele aus dem 17. Jahrhundert u. s. w.) aufgenommen. Die Bilder u. s. w. der Zeitschrift sind künstlerisch schön ausgeführt, wie auf die Ausstattung überhaupt große Sorgfalt verwendet ist. Die Namen der Herausgeber, F. D. Georgens und J. M. von Gayette⸗Georgens, in Verbindung mit Prof. L. Erk, L. Burger, P. Meyerheim, E. Röhling, Fr. Fischbach, G. Lilienthal, M. von Olfers, M. Sturm bürgen dafür, daß das neue Unter⸗ nehmen, welches mit den Eecwe Bestrebungen der Zeit im innigsten Zusammenhange steht, bei Unterstützung Seitens des Publikums c pädagogische Aufgabe erfüllen wird.

Gewerbe und Handel.

Die Aktiengesellschaft für Tabaksfabrikation (vorm. George Prätorius) bringt für das vergangene Jahr eine Divi⸗ dende nicht zur Vertheilung. Der in 1877, erzielte Ertrag reicht noch nicht aus, die laufenden Ausgaben und Zinsen, sowie die Abschrei⸗ bungen zu decken, und es muß zu diesem Zwecke der Reservefond mit 20 103 in Anspruch genommen werden. Die finanzielle Situation der Gesellschaft ist einfach und durchsichtig. Außer den verschiedenen Ses en im Gesammtbetrage von 300 000 bei einem

rundstücksbestande von 1 064 124 sind Verpflichtungen überhaupt nicht vorhanden. 8 Der Geschäftsbericht der Breslauer Diskonto⸗Bank Friedenthal & Co. pro 1877 enthält u. A. folgende Mittheilun⸗ en: An größeren Finanzunternehmungen hat sich die Diskonto⸗Bank m vergangenen Jahre mit mäßigen Beträgen betheiligt; nur bei der Emission der 4 ½ %igen Rechte⸗Oder⸗Ufer⸗Prioritäten wirkte sie selbstän⸗ dig mit. Der UFefemmeamfaß betrug rund 1 185 000 000 Auf Wechsel⸗Conto betrug der Umsatz im Eingang 115 271 722 ℳ, im Ausgang 109 180 560 Das Portefeuille bele sona am Ende des Jahres nach Abzug der zu reservirenden Zinsen einen Bestand von 6 091 162 Auf Consortial⸗Conto betrug der Umsatz: im Debet 1 955 408 ℳ, im Credit 1 843 476 ℳ. Saldo am 31. De⸗ zember 1877 111932 Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto weist im Ganzen einen Bruttogewinn von 1 054 895 nach. Hiervon würden

e 8 ö“ abzuziehen sein: die Handlungsunkosten, V

erluste ꝛc. mit 597 193 ℳ,

5 % für den Reservefonds von 457 702 mit 22 885 ℳ, zusammen

620 078 ℳ, so Gewinn 434 817 beträgt. Die Dividende ist auf 3 % festgrsett.

Die Liquidations⸗Kommission der Frankfurter Wechsler⸗ bank hat beschlossen, vom 1. Juni ab auf die Aktien eine erste Rate in Höhe von 75 % zur Rückzahlung zu bringen.

Der Rechnungsabschluß der Transport⸗ und Unfall⸗ Versicherungs⸗Aktiengesellschaft „Zürich“ pro 1877 weist einen Reingewinn von 50 738 Frcs. gegen 10 589 Frcs. in 1876 auf. Die Prämieneinnahme im Betriebsjahre betrug für die Transport⸗ branche 443 225 Fr. und beigt gegen 1876 eine Zunahme von 39 158 Fres, für die Unfallbranche 306 580 Frcs. (+ 116 129 Fres.

= 60,9 %). An Schäden in der Transportbranche bezahlte die Ge⸗

sellschaft 326 174 Fres. 70 976 Frces.; b

ädigungen 70 331 Frcs.; an Rückversicherungs⸗Prämien sind ver⸗ ausgabt 8267 Frcs.; den Rückversicherern verbleibt ein Ueberschuß von 7517 Fres. Der Aktiv⸗Saldo des Gewinn⸗ und Verlustkontos betrag 50 738 Frcs.; davon erhalten das eingezahlte Kapital 507 Zins: 10 Fres., bleiben 40 000 Frcs., 50 % die Versicherten der Unfall⸗ branche: 20 000 Frcs., 15 % Tantieme Verwaltungsrath und Direk⸗ tion: 6000 Frcs., 20 % Superdividende die Aktionäre: 8000 Frcs., 15 % an den Kapital⸗Reservefonds 6000 Fres. Die Reserven be⸗ tragen für die Transportbranche 108 256 Fres. und für die Unfall⸗

branche 162 639 Frcs.

Antwerpen, 24. April. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ eboten 2539, verkauft 1099 Ballen. Gute Wollen gegen die Februar⸗ uktion unverändert, sekundäre etwas flauer.

London, 25. April. (W. T. B.) Ein in Blackburn statt⸗ ehabtes Massenmeeting der Baumwollarbeiter beschloß, alls Beschäftigung für nur 4 Tage per Woche vorliege, auf eine

Lohnreduktion von 10 %, bei einer fünftägigen Beschäftigung auf eine Lohnreduktion von 5 % einzugehen, für die volle Wochenarbeit aber den vollen Lohn in Anspruch zu nehmen.

New⸗York, 24. April. (W. T. B.) Die Erie⸗Eisen⸗ bahn ist heute im Wege der Subhastation verauktionirt worden. Das aus Aktionären und Bondsbesitzern bestehende Rekonstruktions⸗ Comité erstand die Bahn um sechs Millionen Dollars.

Im Verlage der C. H. Beckschen Buchhandlung in Nörd⸗ 8 ist jüngst ein von dem Sekretär am Bayerischen Gewerbe⸗ museum zu Nürnberg Dr. Georg Seelhorst verfaßtes Buch er⸗ schienen, welches den Titel führt: „Die Philadelphia⸗Aus⸗ stellung und was sie lehrt. Ein Weck⸗ und Mahnruf für den deutschen Gewerbsmann.“ Das Buch verdankt seine Entstehung den Wandervorträgen, welche der Verfasser in dienstlicher Eigenschaft im Laufe der Jahre 1876 und 1877 in 43 Städten Bayerns gehalten hat. Dieselben wurden von dem Bayerischen Gewerbemu enm in Nürnberg auf Veranlassung und mit erheblicher Unterstützung des Königlich bayerischen Staats⸗Ministeriums des Innern, Abtheilung für Landwirthschaft, Gewerbe und Handel veranstaltet und fanden zumeist in den dem Verbande baverischer Gewerbevereine angehörenden Vereinen statt. Der Inhalt ist nach einer Einleitung, welche sich mit der „Niederlage von Philadelphin“ und die durch sie hervor⸗ gerufenen Kontroversen beschäftigt, in vier Kapitel gegliedert. Das erste Kapitel bringt ausschließlich Schilderungen und zwar von der Seereise, den Städten New⸗York und Philadelphia, von Ausflügen in das Inrvere des Landes und von der pennsylvanischen Kohlen⸗ region, weiter von Reisen in die Seebäder und von Land und Leuten. In dem zweiten Kapitel hat der Verfasser die Resultate seiner Beobachtung niedergelegt, wobei besonders erörtert werden die Grund⸗ lagen der industriellen Entwickelung Amerikas, die Selbsthülfe, die Art und Weise, wie die Großindustrie arbeitet, die Leistungsfähigkeit einiger Maschinen, die Stellung der Handwerker, Gesellen und Lehr⸗ linge, die Eintheilung der Arbeit und der niedrige Standpunkt des Kunstgewerbes. Das dritte Kapitel handelt dann von „Arbeit und Werkzeug.“ Besondere Abschnitte sind hier gewidmet: der Bearbeitung des Holzes, der Bearbeitung der Metalle, der Stein⸗, Thon⸗ und Glasindustrie, und der Bekleidungsindustrie, wäh⸗ rend unter einer Rubrik „Verschiedenes“ charakteristische Bemerkun⸗ gen über das Eigenartige des amerikanischen Zeitungswesens und mehrerer in den vorstehenden Abschnitten nicht beregier Industrie⸗ zweige vereinigt sind. Im vierten und letzten Kapitel giebt der Ver⸗ fasser eine Nutzanwendung von den in Amerika gewonnenen Resul taten auf die deutsche Industrie. Als die hauptsächlichsten Momente werden hierbei hervorgehoben die Nothwendigkeit der Zufuhr von neuen Rohmaterialien, Schaffung von Werthen durch die Arbeit, das Submissionswesen, das Hausiren, die Beschäftigung des Lehrlings in der Fabrik und in der Werkstatt; Gewerbefreiheit und Zunft⸗ zwang, Schutzzoll, Gegenstand der Arbeit, Bedürfniß und Luxus, Nutzgewerbe und Kunstgewerbe, die „Imitationen“, das Aeußere der Waare, richtiges Maß und Gewicht, das „Nach⸗ machen“, Annonce und Reklame. Hieran werden Bemerkungen ge⸗ knüpft über die Frage: was ist schön? über unsere Fähigkeit, die Mün⸗ chener Ausstellung, über die praktischen Folgen der Ausstellungen, über die Jugendbildung, das Lehrlings⸗ und Gehülfenwesen, den Beruf des Meisters, über die Lehrwerkstatt und den Einfluß, welchen das Publikum auf die Hebung der nationalen Arbeit auszuüben be⸗ rufen ist. Betreffs der Ausbildung des Arbeiters sagt der Ver⸗ fasser: „Sehen oft und viel Sehen ist das Beste, viel besser als Lehr⸗ bücher und Vorträge oder gar Lektüre allein“ und dem konsumiren⸗ den Publikum stellt er die Aufgabe, daß es „selber urtheilen lernen“ solle. Das Buch ist mit Abbildungen von amerikanischen Werk⸗ zeugen und Fabrikaten illustrirt, welche dem illustrirten „Verzeichniß der amerikanischen Werkzeuge, Maschinen und Fabrikate ꝛc., heraus⸗ gegeben vom Bayerischen Gewerbemuseum“ entnommen sind.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 25. April. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer „Ceres“ ist gestern Nachmittag 4 Uhr aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Luzern, 23. April. (Bund.) Der Gotthardbahndirektor Weber ist an einer Lungenentzündung gestorben.

Southampton, 24. April. Das Postdampfschiff „Hermann“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 13. April von New⸗York abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen und hat, nach Landung der für Southhampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der „Hermann’ überbringt 118 Passagiere und volle Ladung.

„und empfing darauf an Rückvergütungen an Rückversicherungsprämien wurden verausgabt

Berlin, 25. April 1878.

Washington, 22. April. (Reuters Bureau.) Ein in San Francisco von Tahiti angekommenes Schiff berichtet, daß daselbst am 7. Februar ein furchtbarer Orkan wüthete, infolge dessen 120 Menschen ihren Tod fanden und viel Eigenthum zerstört wurde.

Bei dem am Sonnabend im Wallner⸗Theater stattfin⸗ denden Abschiedsbenefiz des Hrn. Carl Helmerding wird das beliebte Volksstück „Kläffer“, von Wilken und L'Arronge, neu einstudirt, in Scene gehen.

In Krolls Theater findet am Sonnabend zum Be⸗ nefiz des beliebten Komikers Hrn. Eduard Weiß eine einmalige Uufübeang des Jacobson⸗Kneiselschen Volksstücks „Hotel Klinge⸗

zusch“ statt.

Im National⸗Theater tritt morgen Hr. Ludwig Barnayzum letzten Male als Wallenstein auf⸗ Uebermorgen wird derselbe die Rolle des Lord Rochester in dem Schauspiel: „Die Waise von Lowood“ geben

daß unter Verzicht auf Tantieème der vertheilbare

res. In der Unfallbranche zahlte die Gesellschaft an Ent⸗

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