Die Reichhaltigkeit der in dem Werke enthaltenen An⸗ gaben über die Schiffahrtszeichen ermöglicht die Gewinnung einer umfassenden Uebersicht über das Leuchtfeuer⸗, Baken⸗ und Tonnenwesen an der deutschen Küste. Unter Anderem ergiebt der Inhalt des Werkes folgende Gesammtnachweise von allgemeinem Interesse:
I. Ueber die Zah der Schiffahrtszeichen:
Am Anfange dieses Jahres waren vorhanden an: Leucht⸗ feuern, und zwar 148 Feuer in 138 Thürmen oder sonstigen auf Land errichteten Gebäuden und 29 Feuer auf 20 Schiffen, iieeeeeeee Richtungs⸗, Signal⸗ und Landerkennungs⸗Baken . . 177 Kirchen, Thürmen, Windmühlen und ähnlichen Land⸗
ex ZWbnnbblebö.F8ö15 Tonnen, Bojen, Wakern, Steudern und ähnlichen
schwimmenden Seezeichen . . . . . .. .. 1889 Pricken, Fusen⸗ Wethen und ähnlichen in den Boden
gesteckten Seezeichen . . . . . . . . . ca. 2856 Schiffahrtszeichen überhaupt ca. 5150
Von den 177 im Betriebe befindlichen Leuchtfeuern waren im Jahre 1800 nur 3 vorhanden, nämlich:
das Leuchtfeuer von Travemünde, welches erstmalig
im Jahre 1539, 2 „ Neufahrwasser, „ „ 1758 und 2 2 angezündet wurde.
„ Memel, 8 1.g. Jahre 1800 bis zum Anfange des Jahres . und von letzterem Zeitpunkte bis zum Anfange dieses ͤ1111411414121 neu errichtet worden. II. Ueber die Sichtbarkeit der Schiffahrts⸗ zeichen. 1 Von den 177 vorhandenen Leuchtfeuern sind bei einer Augeshöhe von 4,5 Metern, bei klarer Luft, mittlerer Refrak⸗ tion und mittlerem Wasserstande sichtbar 8 13 Feuer über 20 Seemeilen weit, von 20 bis zu 15 8 10 „ 2 2 „ 5 7 8 „ 8 Von den übrigen ca. 4973 Schiffahrtszeichen sind unter en bezeichneten Voraussetzungen sichtbar: 1m] 5 Seezeichen. -... über 15 Seemeilen weit, 0 8. von 15 bis zu 10 C11e „ III. Ueber die Zahl der Leuchtfeuer nach Art und Farbe. Von den 177 nächtlich brennenden Feuern erscheinen: 160 als feste — ununterbrochen und mit gleich⸗ bleibender Lichtstärke leuchtende — Feuer. 17 als veränderliche — ununterbrochen oder mit periodisch wechselnder Lichtstärke leuchtende — Feuer.
Von den 160 festen Feuern sind: 1““
30 roth,
1111“
10 weiß und roth, Von den 17 veränderlichen Feuern sind:
5 Drehfeuer, und zwar 4 von weißer Farbe und 1 von weißer und rother Farbe, 5 Blinkfeuer s 4 feste Feuer mit Blinken von weißer Farbe. 3 Funkelfeuer Von Zeit zu Zeit werden vervollständigte neue Ausgaben dieses Werkes erscheinen.
— Der Minister des Innern und der Finanz⸗Minister haben durch Reskript vom 5. d. M. bestimmt, daß in Ver⸗ waltungsstreitsachen, wenn der Regierungs⸗Präsident im öffentlichen Interesse gegen die Entscheidung des Bezirks⸗Ver⸗ waltungsgerichts Revision eingelegt und die hierauf ergehen de Entscheidung des Ober⸗Verwaltungsgerichts dem Revisions⸗ kläger die baaren Auslagen des Verfahrens und des ob⸗ siegenden Theils zur Fast elegt hat, diese Kosten auf die Staatskasse zu übernehmen
— Der Gerichtsexekutor, welcher die Mobiliar⸗Exekution bei einem Schuldner zu vollstrecken hat, hat nach der Allg. Ger.⸗O. (§S§. 67 u. 68, Tit. 24, Th. I.) den Schuldner zu⸗ nächst zur Zahlung aufzufordern und, wenn diese Aufforde⸗ rung fruchtlos bleibt, zur Vorzeigung seiner Habseligkeiten und Oeffnung seiner Behältnisse wusörhern Will der Schuldner diesem Ansinnen keine Folge leisten, so hat der Exekutor nöthigenfalls mit Gewalt die vorzuneh⸗ men, aber nur im Beisein von Gerichtspersonen, Ortsvorstän⸗ den, oder zwei unbescholtenen Zeugen. In Beziehung auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Tribunal durch Erkennt⸗ niß vom 4. April d. J. ausgesprochen, daß der Exekutor, welcher trotz des Widerspruchs des Schuldners oder ohne dem Schuldner zur Erklärung eines Widerspruchs Zeit zu lassen, ur Auspfändung ohne Hinzuziehung von Zeugen schreitet, sich nicht in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes befin⸗ det. Der Widerstand des Schuldners gegen eine derartige zur Ausführung gelangende Pfändung ist nicht strafbar.
— Der hiesige hawaiische Gesandte, Herr Henry A. P. Carter, hat sich gestern Abend auf mehrere Monate mit Urlaub nach seiner Heimath begeben.
Während seiner ehchesgnheit fungirt der Sekretär bei der hawaiischen Gesandtschaft, Herr F. Damon, als interimistischer Geschäftsträger.
RNeuß j. L. Gera, 24. April. (Leipz. Ztg.) Der Landtag wurde heute hier im Saale des Fürstlichen Kreis⸗ gerichts eröffnet. Die Abgeordneten waren, mit Ausnahme des Fürsten Reuß⸗Köstritz, Heinrich IV., welcher, erst jüngst von einer Orientreise zurückgekehrt, ein Entschuldigungs⸗ schreiben eingesandt hatte, sämmtlich erschienen. Der Minister von Beulwitz erwähnte in kurzer Ansprache, daß es ur⸗ sprünglich in der Absicht der Regierung gelegen, den Landtag erst dann wieder einzuberufen, wenn sie in der Lage sein würde, in Be⸗ sug auf die Etatsverhältnisse genaue Mittheilungen machen zu önnen. Das sei gegenwärtig nun allerdings nicht der Fall. Der Grund der Einberufung sei dem Landtage bekannt; er beruhe Fhreetss g darin, daß der Gera⸗Weimarer Bahn die
ufnahme eines weiteren Darlehens von 300 000 ℳ be⸗ willigt werde. Die Verpflichtung der Bankhäuser S. Bleich⸗ röder und Jakob Landau in Berlin, ein solches Darlehen zu
8 8. 1““ 1 8
Legations⸗ illiams
111“ ““
1“ “ gewähren, gehe nur bis zum 1. ai, und müsse die An⸗ gelegenheit daher vor. Ablauf dieses Termins noch geordnet werden. Da die Regierung nicht ohne den Landtag habe vor⸗ gescheden, so habe die Einberufung desselben sich als nöthig erwiesen.
Hamburg, 26. April. (W. T. B.) Die Krankheit des Fürsten Bismarck nimmt, nach Nachrichten aus Friedrichsruhe, ihren normalen Verlauf. Es sind noch starke Schmerzen vorhanden. Von Gefahr ist nicht die Rede, — wird die Rückkehr des Fürsten nach Berlin immerhin verschoben werden müssen.
“ I
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. April. (W. T. B.) Meldungen der „Polit. Korresp.“: Konstantinopel, 25. d. M. Die Erhebung der Muhamedaner und bul⸗ arischen Muhamedaner nimmt in Bulgarien, speziell bei e immer größere Dimensionen an. Man schätzt die Zahl der Aufständischen auf 25 000, denen 30 000 Russen gegenüberstehen. In Folge einer Uebereinkunft des russischen Hauftqner iers zu San Stefano mit der Pforte soll eine ommission aus russischen und türkischen Offi⸗ zieren an Ort und Stelle den Ursachen des Aufstandes nachforschen und über die Mittel der Pazifizirung berathen. — Athen, 25. d. M.: Die thessalischen Insurgenten aben die Einladung der britischen Konsuln Blount und erlin, die Waffen niederzulegen, abgelehnt, jedoch an die Konsuln die Aufforderung gerichtet, sich nach Karditza zu begeben, um dort mit einem von den Insurgenten zu entsendenden Vertreter Verhandlungen einzuleiten. In⸗ zwischen errangen die Insurgenten in der Nähe von Karditza über die Türken einen Erfolg, welchen letzteren sie drei Ka⸗ nonen abnahmen. Von Larissa treffen nunmehr täglich tür⸗ kische Verstärkungstruppen ein. — Nach einer Meldung der „Pol. Korr.“ aus Belgrad von heute ist General Leschjanin in der vergangenen Nacht von seiner Sendung nach St. Petersburg zurückgekehrt und hat dem Fürsten Milan ein sehr freundliches Handschreiben des Kaisers Alexander überbracht. In demselben wird der Tapferkeit der serbischen Truppen volle Anerkennung gezollt, die Berück⸗ sichtigung der Wünsche Serbiens, so weit dies möglich, zu⸗ gesichert und die Zustimmung dazu ausgesprochen, daß der Distrikt Trn Vranja bei Serbien verbleibe.
Schweiz. Bern, 24. April. (N. Zürch. Ztg.) An der am 13. nächsten Monats hier stattfindenden Konferenz, be⸗ treffend den internationalen Eisenbahnfrachtver⸗ kehr, werden sich, wie im Bundesrathe mitgetheilt wurde, außer der Schweiz: Belgien, das Deutsche Reich, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Oesterreich⸗Ungarn und Rußland durch Abordnungen vertreten lassen. — Der Große Rath genehmigte mit 129 gegen 4 Stimmen den Regierungs⸗ vorschlag, betreffkend die zu Gunsten des Unternehmens motivirte Verschiebung der Behandlung der Gott⸗ hardbahnsubvention auf die neue Amtsvperiode. — Den „Basl. Nachr.“ wird aus Bellinzona telegraphirt: Am letzten Sonnabend fand in Lugano eine zahlreich be⸗ suchte Versammlung von Notabilitäten statt, welche einstimmig beschloß, der Große Rath solle auf seiner Weigerung, sowohl die alten als bie nauten Subsidien zu leisten, beharren; ferner wurde beschlossen, eine Einladung zur Mitwirkung an die Bezirke Mendrisio und Chiasso und an das ganze Sotto⸗ ceneri zu erlassen und sich einer bezüglichen Petition anzu⸗ schließen; endlich sei ein gemeinschaftliches Vorgehen Seitens Como und Mailand zur Verhinderung des Luzerner Pro⸗ gramms anzustreben. Die Mitglieder des Großen Rathes aus dem Sottoceneri wurden aufgefordert, in diesem Sinne im Großen Rathe zu wirken.
Großbritannien und Irland. London, 26. April. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus St. Petersburg vom 25. d. M. gemeldet, daß, nachdem England die erste als Kongreßbasis proponirte Formel beanstandet habe, jetzt eine neue Formel ausfindig gemacht worden sei, nach welcher die Mächte die bestehenden Verträge in ihrer Beziehung zu dem Vertrage von San Stefano in Erwägung ziehen sollen. — Dem „Standard“ zufolge hat die Regierung 10 000 Uniformen für die Flottenreserve bestellt. — Gestern hat in Exeter Hall ein Meeting stattgefunden, in welchem eine Resolution zu Gunsten der Bildung einer Freiwilligen⸗ Armee für den aktiven Dienst angenommen wurde.
— (E. C.) Oberst John Constantine Stanley (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kriegs⸗Minister) ist am 23. d. M. im Alter von 41 Jahren gestorben. Stanley, ein Verwandter der Derbys, war der Präsumptiv⸗Erbe seines Bru⸗ ders, des Lord Stanley of Alderley.
Frankreich. Paris, 24. April. (Cöln. Ztg.) Am nächsten Montag treten die Kammern wieder zusammen. Im Senat steht der wichtige Entwurf wegen des Rückkaufs der Eisenbahnen auf der Tagesordnung. „Die Rechte des Senats bemüht sich“, wie die „Corr. Havas“ meldet, „den von der Deputirtenkammer angenommenen Entwurf zum Scheitern zu bringen, und Caillaux und Buffet, die besonders bemüht sind, die Pläne Freycinets zu durchkreuzen, werden in der bffentlichen Berathung als Redner auftreten.“ Die De⸗ putirtenkammer hat noch über 40 Wahlprotokolle zu entscheiden, wovon für 25 Verwerfung, für 15 Bestätigung beantragt ist. Die Kammern werden sich aber noch vor Ende Mai bis zum Herbst vertagen.
Italien. Rom, 25. April. (W. T. B.) Dem „Di⸗ ritto“ zufolge wird die deutsche Regierung bei den überaus schwierigen Vermittelungsverhandlungen ’ England und Rußland von JItalien auf das Lebhafteste unterstützt.
— 20. April. Wie die amtliche Zeitung meldet, er⸗ 8 der bisherige Präfekt von Palermo, Senator Ma⸗ usardi, die erbetene Versetzung in den Ruhestand bewilligt, und wurde ihm bei dieser Gelegenheit von Sr. Majestät das Groß⸗ offizierskreuz des Ordens des h. Moriz und Lazarus verliehen. 88 seinem Nachfolger in der Präfektur von Palermo ward der
arlamentsdeputirte Clemente Corte ernannt. — Gleichzeitig wurde dem General⸗Lieutenant Emilio Pallavicini, Marchese di Priola, das Kommando des X. Armee⸗Corps, mit dem Sitz in Palermo übertragen. — Durch ein Königliches Dekret vom heutigen Tage ward der Gemeinderath der Stadt Neapel — zum fünften Mal innerhalb siebenzehn Jahren — aufgelöst, der Stadt in der Person des Parlaments⸗ deputirten Varé ein Königlicher Kommissar ernannt und die
Präfektur von Neapel dem Senator und früheren Schatz⸗
Minister Bargoni übertragen. — Ebenfalls durch Dekret vom
heutigen Tage wurde der Senator Gravina zum Prä-⸗
fekten von Rom ernannt. — Endlich ward der General⸗
Lieutenant di Sonnaz, der bisherige Kommandant des
X. Armee⸗Corps von Palermo, auf seine Bitte in den Ruhe⸗ stand versetzt.
Türkei. Konstantinopel, 25. April. (W. T. B.) Bei der Einfahrt in den Bosporus ist heute ein türkischer Transportdampfer gestrandet, 95 Personen fanden dabei in den Wellen ihren Tod. — Nach den letzten aus Adrianopel hier eingelangten Nachrichten hatten die Russen mit den Aufständischen im Feseeeziess Ver⸗ handlungen eingeleitet, die Feindseligkeiten hatten nachgelassen. Die gemischte russisch⸗kuͤrkische Kommission hatte ebenfalls ihr Thätigkeit zur Pazifizirung der Aufständischen begonnen. In Thessalien sind, wie verlautet, die Feindseligkeiten eingestellt worden.
Belgrad, 25. April. (W. T. B.) Sämmtliche tür⸗ kische Gefangene sind heute in Raca den türkischen Kom⸗ missarien übergeben worden, von sämmtlichen in die Hände der Türken gefallenen serbischen Gefangenen sind nur 37 zurückgekehrt. — Das amtliche Blatt veröffentlicht eine Ergebenheitsadresse der angesehensten Einwohner von Nisch, Prokoplje, Leskowatz, Pirot und Tru Vranja, worin dieselben dem Fürsten Milan für die Befreiung von der türkischen Herrschaft danken, die An⸗ nexion an Serbien verlangen und sich bereit erklären, ihr Hab und Gut für die 8höG übrigen Serben und für die Vereinigung der serbischen Nation zu opfern.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. April. (W. T. B.) In dem Befinden des Reichskanzlers Fürsten Gortschakoff ist eine wesentliche Besserung eingetreten; das Fieber hat denselben vollständig verlassen, es ist nur noch einige Schwäche vorhanden. — Der „Agence russe“ zu⸗ folge werden die Verhandlungen der Kabinete ver⸗ traulich und in freundschaftlicher Weise unter der Vermitte⸗ lung Deutschlands fortgesetzt. Um den Erfolg des Kongresses zu sichern, werde demselben ein Ideenaustausch der Kabinete über die prinzipalen Fragen vorausgehen, während die Vor⸗ konferenz über die Formalitäten des Kongresses zu bestimmen und die Einladungsformel zu entwerfen haben werde. Eng⸗ land verlange mehr, als die bloße Anerkennung des euro⸗ paischen Charakters der durch die Ereignisse im Orient ge⸗ schaffenen Fragen, denn das Promemoria des Fürsten Gort⸗ schakoff sei eine absolute, öffentliche und offizielle Konstatirung dieser Anerkennung gewesen.
— 26. April. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ giebt sich der Hoffnung hin, daß die Mit⸗ theilungen der „Agence Havas“ und der „Daily News“ über den Stand der Verhandlungen zwischen den Maäͤchten schon einer vergangenen Phase ange⸗ hören. Heute sei es unwahrscheinlich, daß England seinen Widerstand in derselben Wortfrage erneuern werde. Wenn man aufrichtig eine Versöhnung wünsche, suche man das, was nähert, und nicht das, was reizt. Man könne heute nicht daran zweifeln, daß Rußland die breiteste Basis für das Kongreßprogramm acceptire. Das es nicht daran denke, irgend eine Diskussion abzulehnen, beweise das jüngste Promemoria des Fürsten Gortschakoff, welches alle Bestimmungen des Friedensvertrages berühre. Wenn der Kongreß zusammentrete, so werde er sich mit allen durch die Ereignisse im DOrient geschaffenen Fragen befassen können. Heute scheine es, daß der Marquis von Salisbury die Opportunität eines Ideenaustausches vor dem Zusammentritt des Kongresses über die Möglichkeit einer Verständigung anerkenne. Das St. Petersburger Kabinet theile diese Auffassung, zu der es die Kabinete von London und Wien selbst angeregt habe. Es sei wünschenswerth, daß diese neue Tendenz aufrichtig sei. — Wie der „Russische In⸗ ve. meldet, ist der General Heimann am Typhus ge⸗ torben.
Odessa, 26. April. (W. T. B.) General Totleben ist gestern Abend nach San Stefano abgereist.
Dänemark. Kopenhagen, 26. April. (W. T. B.) Wie „Dagens Nyheder“ melden, wurde der General⸗Feld⸗ marschall Graf Moltke, der auf einer Reise nach Schweden und Norwegen hier eingetroffen ist, gestern vom König in einer Privataudienz empfangen.
6 8 Statistische Nachrichten. 8
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. April bis incl. 20. April cr. zur Anmeldung gekommen: 273 Eheschließungen, 831 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 605 Sterbefälle.
— Nach der „Zeitschrift für Gewerbe ꝛc.“ sind in Ober⸗ schlesien im Jahre 1877 in den (28) Zinkhütten 1149 529 Ctr. Rohzink im Werthe von 21 156 124 ℳ produzirt worden, gegen 987 530 Ctr. und 21 295 129 ℳ in 1876, an Cadmium 4043 Pfd. = 37 454 ℳ, an Poussière 1185,50 Ctr. = 19 988 ℳ (Werth sämmtlicher Nebenprodukte außer Cadmium). An Zinkweiß wurden auf der Antonienhütte 14 148 Ctr. = 339 552 ℳ, an Zinkgrau da⸗ selbst 966 Ctr. = 19 320 ℳ, an Zinkschmelz 133 Ctr. = 976 ℳ, an Zinkweißrückständen 3582 Ctr. = 23 641 ℳ produzirt. An Zinkblechen warden auf 4 Werken 369 842 Ctr. = 8 151 165 ℳ gefertigt und dabei 4140 Ctr. Zinkasche und andere Nebenprodukte = 33 110 ℳ gewonnen. 13 Hütten erzielten (incl. 28 143,52 Ctr. Hohofenblei) 280 704,77 Ctr. Blei = 5 649 649 ℳ (gegen 284 913,80 Ctr. = 5 748 939 ℳ in 1876), 29 748 Ctr. Glätte = 588 286 ℳ (gegen 32 385 Ctr. = 643 149 ℳ in 1876), 23 129 994 Pfd. ““ = 1 850 400 ℳ (gegen 22 775,315 Pfd. = 1 762 067 ℳ in 3
Nach der in dem genannten Blatte veröffentlichten amtlichen Nach⸗ weisung der Verunglückungen beim Bergbau in den Jahren 1876 und 1877 für den O. B. A. B. Breslau kamen im Jahre 1877 111 Todesfälle und 1603 Verletzungen durch Unglücksfälle vor (gegen 141 bezw. 1415 in 1876), und zwar in den Steinkohlenberg⸗ werken 94 bezw. 1432 (gegen 122 bezw. 1314 in 1876), in den Braun⸗ kohlengruben 3 bezw. 12 (gegen 7 bezw. 4 in 1876), bei der Erz⸗ gewinnung 14 bezw. 1432 (gegen 12 bezw. 97 in 1876). Verhältniß⸗ mäßig die meisten Unglücksfälle (35 Tödtungen und 475 Verletzungen) wurden durch Stein⸗ und Kohlenfall veranlaßt. Auch bei der Strecken⸗ beförderung ereigneten sich verhältnißmäßig viele Unglücksfälle (6 Tödtungen und 417 Verletzungen).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In Halle ag. d. S. ist am 24. d. der Geheime Regierungs⸗ Rath, Professor der Geschichte Dr. Heinrich Leo gestorben.
— Der am 23. d. M. in Weimar verstorbene Maler Friedrich Preller war im Jahre 1804 zu Eisenach geboren und ward frühzeitig, nachdem der Herzog Karl August und Goethe seine seltene Begabung erkannt, in die Lage versetzt, seine künstlerische
uund mehr anerkannt worden ist.
ser Boden liegt,
Wissenschaften, Hr. Russoff, in Taschkent ein. ssichtigt Tschinasija und Kisolkum zu besuchen, um dieses Gebiet in
Alusbildung im Auslande, namentlich in Belgien, dann in Italien vpollenden zu können.
1 Wiederholt kehrte er nach Italien, das der durch reichen Farbensinn wie durch feines Verständniß für die Schön⸗
heit der Linien ausgezeichnete Künstler seine eigentliche Heimath
nannte, zurück; dort faßte er auch den Gedanken an sein größtes Werk, den Cyelus der Odpsseebilder, die jetzt den köstlichen Schmuck des weimarischen Museums bilden. Die Zahl der von ihm geschaf⸗
fenen Kunstwerke ist groß; bis in die letzten Lebensjahre hinein be⸗ währte sich Preller als ein genialer und fleißiger Künstler, dessen
hohe Bedeutung von Kunstverständigen wie von Kunstfreunden mehr — Ein kurzes Leiden raffte ihn in wenigen Tagen, kurz vor der Vollendung des 74. Jahres, dahin. In Weimar, wie an allen Stätten künstlerischen Schaffens in Deutschland, wird sein Name unvergessen bleiben.
— Ueber die schon kurz gemeldete Ausgrabung einer römi⸗ schen Villa berichtet die „Trierer Ztg.“ unterm 25. März folgendes Nähere: In Oberweis bei Bitburg ist in den letzten Wochen auf Kosten des hiesigen Provinzialmuseums eine römische Villa auf⸗ gedeckt worden. Dieselbe liegt auf einem der die Prüm westlich ein⸗ fassenden Hügel, 320 m nördlich von der Kirche. Die Villa, deren Front nach Süden gerichtet ist, besteht aus einem 60 m langen und einem 16 m tiefen Mittelbau und zwei etwa 12 m breiten Seiten⸗ flügeln, welche um 10 m über die Mittelfagade hervorspringen. Unter allen in den Rheinlanden bis jetzt aufgedeckten römischen Villen steht das Gebäude nur dem Nenniger an Umfang nach. Die Mauern sind meist noch gut erhalten; in den am Abhange des Hügels gelegenen Theilen des Gebäudes stehen sie noch zwei Meter uͤber dem alten Estrich. Aber die ursprüngliche Anlage hat unter einem späteren Umbau, der in die spätrömische oder vielleicht in die fränkische Zeit fallen mag, stark gelitten, und an vielen Stellen war es erst nach Abbruch der oberen Mauern möglich, die darunter lie⸗ gende ursprüngliche Anlage wieder zu finden. Die ganze südliche Front des Mittelbaues nimmt eine große Halle ein. Die Wände derselben waren mit gewandt gemalten Amoretten geziert, von denen einige Bruchstücke noch in gutem Zustande sind. Hinter der Halle
bpefinden sich die Wohnzimmer. In zwei derselben liegen noch Mosaik⸗
böden, welche beide durch später aufgesetzte Mauern in der Mitte zerstört, im Uebrigen aber gut erhalten sind. Der eine Boden ist von schlechter Technik, das Muster einfach; auf schwarzem Grunde weiße Sternchen, nur in der Mitte ein Quadrat von bunten Orna⸗ menten. Der andere Boden dagegen hat hohen Werth. Er ist von ausgezeichneter Arbeit und zeigt auf weißem Grunde Fische und Vögel und stylisirte Blamen mit Steinchen aller Farben, was eine
etreue Naturnachahmung erfordert. In dem Zimmer, wo die⸗ ist auch die Wandmalerei noch etwa einen halben Meter hoch erhalten; sie stellt Blumen und Früchte dar. Auch die Dekoration der anderen Zimmer läßt sich meist noch er⸗ kennen; in der Art der pompejanischen Dekorationsmalerei sind die Wände, deren Grundfarbe schwarz, roth oder gelb ist, durch auf⸗ steigende Streifen in Felder getheilt. In den Nebenflügeln lagen die Schlafzimmer; sie sind gekennzeichnet durch die Heizeinrichtungen; im östlichen Flügel befinden sich außerdem noch ein Keller und Wirth⸗ schaftsräume; hier ist ein Backofen von guter Erhaltung von besonderem Interesse. Neben dem östlichen Flügel liegen die Bad⸗ anlagen. Um diese Ausgrabungen hat sich Hr. Pastor Orth aus Wismannsdorf ein ganz besonderes Verdienst erworben, indem er zuerst die Aufmerksamkeit anf die betreffende Stelle gelenkt und mit großer Umsicht die Voruntersuchungen geleitet hat.
St. Petersburg, 23. April. Der Akademiker Hr. von Middendorf ist, der „Turkestanischen Ztg.“ zufolge, am 12./24. Januar mit dem Botaniker Hrn. Smirnoff und dem Ingenieur Hrn. Perou in Taschkent eingetroffen. Die genannten Gelehrten haben sich zunächst in das Ferghana⸗Gebiet begeben, um daselbst Feiectern anzustellen, welche sie später im russischen Turkestan ortzusetzen beabsichtigen. Gleichzeitig mit Hrn. von Middendorf traf der Konservator des zoologischen Museums der Akademie der Derselbe beab⸗
Bezug auf die Oraithologie zu durchforschen. 2 Gewerbe und Handeell.
. Wie der „Ess. Volksztg.“ aus Oberhausen vom 18. April mit⸗ getheilt wird, scheint auf dem neuen Walzwerke daselbst (Bessemer Stahlanlage der Gutehoffnungshütte) sich das Geschäft wieder recht heben zu wollen, und zwar namentlich in Stahlschienen. So ist dieser Tage wieder ein namhafter Auftrag von Rußland auf Schienen eingegangen, nämlich nicht weniger als 12 Millionen Kilogramm, desgleichen Seitens der Main⸗Weserbahn eine Bestellung auf Liefe⸗ rung von 6 Millionen Kilogramm fertiger Waare. Man sieht auch an der starken Zufuhr von Erzen aus den eigenen Gruben, sowie aus England, Italien und Spanien, daß es an Aufträgen und da⸗ her an Arbeit nicht fehlt. Auf der Eisenhütte hat man bereits wieder einen Hochofen angeblasen.
— Der Rechnungsabschluß der Berliner Centralstraßen⸗ Aktiengesellschaft pro 1877 weist eine Unterbilanz von 432 966 ℳ bei einem Aktienkapital von 12 000 000 ℳ aus. Von letzterem befinden sich 5 604 000 ℳ im Bositze der Gesellschaft. Die Hypothekenschulden der Gesellschaft beziffern sich auf 3 052 125 ℳ, denen Hypothekenforderungen in Höhe von 791 400 ℳ gegenüberstehen. In der Bilanz figuriren die Grundstücke mit 6 375 452 ℳ und das Pachtkonto Burgstraße mit 414 843 ℳ Ferner sind der Gesellschaft noch für 1 410 000 ℳ Aktien auf Grundstücksverkäufe zu liefern, 1n inzwischen 720 000 ℳ Hypotheken als Kaution hinter⸗ egt sind.
— In der Generalversammlung der Chemischen Fabrik Aktiengesellschaft veorm. Schering wurde der Rechnungsab⸗ schluß pro 1877 sowie die auf 1 % festgesetzte Dividende genehmigt.
— Der Kommissar des Konkurses der Pommerschen Ritterschaftlichen Privatbank zeigt jetzt an, daß von den gerichtlich anerkannten Forderungen vom 1. Mai ab die erste Rate mit 33 ½ % zur Auszahlung gelangen wird. Die betreffende Mit⸗ theilung geht jedem Gläubiger dirett zu. Die Weimar⸗Geraer Eisenbahn hat trotz der wenig
günstigen Verkehrsverhältnisse im verflossenen Jahre die Betriebs⸗ kosten vollständig gedeckt. Unter den Betriebsausgaber befinden sich 14 865 ℳ Kosten des Geldverkehrs, Zinsen ꝛc., und die Betriebs⸗ rechnung pro 1877 weist außerdem noch einen Bestand von 85 346 ℳ nach. Aus diesem Bestande sind noch nicht definitiv festgestellte, dem Jahre 1877 angehörige Ausgaben in Höhe von etwa höchstens 35 000 ℳ zu bestreiten, so daß circa 50 000 ℳ zur Verfügung blei⸗ ben zur Dotation des Erneuerungsfonds, zu Abschreibungen und zum Uebertrag auf 1878. Das Prioritäten⸗Stammaktien⸗Kapital bekommt pro 1877 keine Dividende, und die 4 ½ % Staatsgarantie für die Stammaktien muß voll in Anspruch genommen werden. Die Bilanz schließt auf beiden Seiten mit 19 728 620 ℳ ab. Aktiva: Bauconto 18 900 000 ℳ, Vorschüsse und geleistete Kautionen 578 498 ℳ, Ma⸗ terialienvorräthe 113 924 ℳ, Kautionseffekten des Aufsichtsraths, der Direktion ꝛc. 128 257 ℳ, Kassenbestand 7941 ℳ Passiva: Grund⸗ kapital 18 900 000 ℳ, Kapitalschulden 330 000 ℳ, unerhobene Di⸗ vidende 10 455 ℳ, Erneuerungsfonds 20 000 ℳ, Beamten⸗Pensions⸗ kasse 33 453 ℳ, diverse Kreditoren 221 108 ℳ, Tantième 128 257 ℳ, Bestand 85 346 ℳ Die gesammte Einnahme bezifferte sich auf 522 401 ℳ, hieran partizipirte der Personenverkehr mit 322 355 ℳ, der Güterverkehr mit 161 700 ℳ ꝛc. Die Ausgaben beliefen sich auf 437 055 ℳ 1 — Dem Rechenschaftsberichte der Basler Lebens⸗Ver⸗ sicherungsgesellschaft pro 1877 entnehmen wir, daß im Be⸗ richtsjahre 1877 neue Anträge über 7 238 469 ℳ Kapital und 17 792 ℳ Rente abgeschlossen wurden. Nach Abzug der durch Tod, Rückkauf, Ablauf ꝛc. erloschenen Versicherungen ergab sich am 31. De⸗ zember 1877 ein Versicherungsbestand von 13 418 Policen über 54 926 554 ℳ Kapital und 91 749 ℳ Rente. An Prämien wurden 1 837 172 ℳ und an Zinsen 330 840 ℳ eingenommen. Die Prä⸗ mienreserve betrug am Schlusse des Berichtsjahres 6 837 092 ℳ. Die Bilanz schließt mit einem Gewinn⸗Saldo von 136 516 ℳ, was
8
die Vertheilung einer Dididende von 6 % an die Aktionäre und 12 % an die mit Gewinnantheil Versicherten gestattete.
Leipzig, 25. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Chemnitz⸗Würschnitzer Eisenbahn hat den Antrag auf den Verkauf der Bahn an den sächsischen Staatsfiskus genehmigt. „Wien, 25. April (W. T. B.) Bei der Offertverhandlung über Begebung der 5prozentigen Donauregulirungs⸗Obli⸗ gationen, im Betrage von 3 ½ Mill. Gulden, ist die Kredit⸗ Anstalt mit den mit ihr liirten hiesigen Bankfirmen Ersteherin geblieben. Der Uebernahmecours ist 92,65.
Antwerpen, 25. April. (W. T. B.) Bei der heutigen Wollauktion waren 1745 B. Buenos⸗Ayres⸗Wollen, 181 B. Montevideo⸗Wollen und 94 B. diverse Wollen angeboten, es wurden 1303 B. Buenos⸗Ayres⸗ 122 B. Montevideo⸗, 42 B. diverse Wollen verkauft. Preis unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten. Auf der Libau⸗ Romnyer Eisenbahn ist der Fracht⸗ und Eilgutverkehr via Wileika wieder hergestellt. New⸗York, 25. April. (W. T. B.) Der Hamburger
Postdampfer „Suevia“ ist heute Morgen 7 Uhr hier ein⸗ getroffen.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung wurde zunächst das Ergebniß der durch die Abtheilun⸗ gen vollzogenen Wahlen des Ausschusses zur Vorbereitung der Neu⸗ wahl des Ober⸗Bürgermeisters mitgetheilt. Hierauf wurde die pro 1. April 1878/79 zur Erhebung kommende Quote der Gemeinde⸗Einkommensteuer, nachdem der Stadthaushalts⸗ etat pro 1. April 1878/79 in Einnahme und Ausgabe auf 42 243 137 ℳ festgesetzt worden, auf hundert Prozent normirt.
Tie Versammlung nahm sodann die Debatte über die Vor⸗ lage „ die Anlage eines städtischen Central⸗Friedhofes wie⸗ der auf.
Es lagen hierzu folgende Anträge vor:
1) Stadtv. Pflug und Genossen: Die Stadtverordneten⸗ versammlung hält bei der zur Zeit obwaltenden Inanspruchnahme der Stadt durch die vielen, anderweit schon angetretenen großen Unternehmungen gegenwärtig den Zeitpunkt noch nicht für gekommen, über die Frage der Anlage eines städtischen Centralkirchhofes in eine Vorverhandlung einzutreten, und lehnt dieselbe deshalb ein Ein⸗ gehen auf die vom Magistrat in Antrag gestellte Berathung dieser Frage in gemischter Deputation ab.
2) Stadtv. Dr. Neumann: Auf die Vorlage des Magistrats, betreffend die Anlegung eines städtischen Centralfriedhofes, beschließt die Versammlung: die Versammlung erklärt sich einverstanden, daß die Frage wegen Anlegung eines gtäbtischen Centralkirchhofes ge⸗ meinschaftlich mit dem Magistrat in gemischter Deputation vorbe⸗ rathen werde.
3) Stadtv. Dr. Stryck und Richter II.: Die Versammlung wolle dem gemischten Ausschusse für Anlage eines Centralkirchhofes den Auftrag geben, die fakultative Leichenverbrennung mit in den Kreis seiner Berathung zu ziehen. 88
4) Stadtv. Scheiding: Die Versammlung wiederholt, daß sie die Nothwendigkeit der Anlage eines Centralfriedhofes anerkennt, und beschließt, mit dem Magistrat in gemischter Deputation darüber zu berathen.
5) Stadtv. Dreitzel beantragte die Vertagung der Vorlage auf zwei Jahre. 8
Der Stadtv. Pflug zog seinen Antrag zu Gunsten des Dreitzel⸗ schen zurück, welcher jedoch von der Versammlung abgelehnt wurde. Dagegen wurden die Anträge des Dr. Neumann und des angenommen. — 1“
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Die permanente Ausstellung des Vereins Berliner Künstler in der Kommandantenstraße enthält zur Zeit wieder meh⸗ rere interessante, wenn auch nicht durchweg in gleichem Maße erfreu⸗ liche Werke. Den größten Raum in der Ausstellung und des viel genannten Namens wegen den ersten Platz in dieser Besprechung beansprucht ein Cyelus von 8 Bildern von Makart, betitelt: „Des Meeres und der Erde Gaben.“ Derselbe ist für einen Speisesaal gemalt und dem Stoffe nach allegorisch, der Behandlung nach dekorativ: Meerweiber, Nymphen und Satyrn mit ihrem Nach⸗ wuchs bringen die Gaben des Fischfangs, der Jagd und der Ernte dar. Die Auffassung ist phantasielos und an die übrigens, was die weib⸗ lichen Gestalten betrifft, größtentheils abstoßend wirkenden verlebten Modelle gebunden, während dem Beschauer auf der anderen Seite ein unnatürlich frühreifer Typus in Körperformen und Gesichts⸗ ausdruck entgegentritt, der beinahe noch widerwärtiger ist. Das gilt namentlich von dem Mädchen mit dem Vogelnest. Lächerlich min⸗ destens ist es, eine der allegorischen Damen mit den modernsten seidenen Strümpfen und Stoffen à la dernière mode bekleidet zu sehen. Ueber den Mangel an wahrer Kunst kann auch das Kunststück des Satyrknaben, welcher die Armbrust auf den Beschauer abdrückt, wohin sich dieser auch wenden mag, nicht entschädigen, um so weniger, als dasselbe aus Schenken⸗ und Bierstubenbildern hinlänglich bekannt ist. Die Art der malerischen Behandlung ist schon durch den Namen Makart hinreichend charakterisirt: kränklich im Fleischton und über⸗ raffinirt in der Zusammenstellung der durch die gesuchtesten Mischungen ihrem Charakter und Geschlecht nach künstlich neutrali⸗ sirten Farben. Rechnet man zu alldem noch die, gelinde gesagt, ihee Mache, so bleibt ein Facit. welches keineswegs geeignet ist, des Malers Ruhm zu erhöhen. Der ganze Cyklus beweist deutlich, wohin die Kunst geräth, wenn sie sich in den Dienst von Börsen⸗ Parvenus begiebt und zu deren Ungeschmack sich herabläßt, — und darin mag zugleich eine gewisse, wenn auch geringe, Entschuldigung für den Künstler liegen.
Durch das benachbarte hohe schmale Gruppenbild aus seinem egyptischen Bildereyklus: eine 88 mit einem Kinde auf dem Arme, vor welcher am Boden eine andere die Laute spielt, wird der üble Eindruck zum Theil wieder verwischt. Hier, wo es sich um reale Gestalten handelt, tritt bei viel sorgfältigerer Behandiung die eminente Routine Makarts wieder in das glänzendste Licht, das man freilich auch dem befremdend düsteren, offenbar nur des Effektes wegen gewählten landschaftlichen Hintergrunde wünschen möchte.
Von den übrigen ausgestellten Gemälden verdient zunächst ein sehr lebenswahres und fein behandeltes Porträt (Kniestück) Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs in der Uniform des Gardes⸗du⸗Corps⸗ Regiments, von P. Bülow hierselbst Hervorhebung. Ein ausge⸗ zeichnetes kleines Reiterporträt von Steffeck zeigt den General⸗Feld⸗ marschall Freiherrn von Manteuffel in der Uniform des 1. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments und ist im Auftrage des Offizier⸗Corps dieses Regiments gemalt, welchem derselbe à la suite angehört. Ungemein lebendig und ungezwungen gruppirt ist das, mit ebenso tüchtigem Können als lobenswerther Gewissenhaftigkeit gemalte Porträt zweier junger Dam n in einer Parklandschaft von Pohle in Dresden.
„Sehr beachtenswerth sind ferner die von Heinrich Lang in München ausgestellten Reminiscenzen aus dem Feldzuge von 1870/71, Oelskizzen nach direkten, im Gefolge des II. Bayerischen Armee⸗ Corps unter dem General von Hartmann gemachten Beobachtungen. Dem Maler ist es auf den Schlachtbildern vortrefflich gelungen, die flüchtigsten und am schwierigsten fixirbaren Momente im Kulmi⸗ nationspunkte zu erfassen und festzuhalten. Besonders ist eine wild⸗ bewegte Episode aus der großen Attacke bei Floing mit ebenso packender als in den Details furchtbarer Wahrheit wiedergegeben. Herrmann Kaulbach hat ein anmuthiges romantisches Genrebild her⸗ gesandt, welches „Bei den Thurmfalken“ betitelt ist und einen auf der Mauerbrüstung eines Burgthurmes sitzenden Krieger zeigt, der mit einer schüchtern zu Boden blickenden Jungfrau scherzt. Der Künstler hat schon besser gemalt, indessen erfreut auch dieses Bild
Dr. Stryck
durch poesievolle Vertiefung in die Romantik des deutschen Mittelalters. Den kreuztragenden Christus von Cornicelius zieht zu viel Weltliches, dem benutzten Studienkopf Eigenes zur Erde nieder.
Die große Landschaft mit Centauren von Försterling ist von der akademischen Ausstellung her bekannt. Fr. v. 2ö deren schon in dem Bericht über die Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen gedacht wurde, hat auch hier einige hübsche Studien aus Venedig ausgestellt.
Der letzte Raum der Ausstellung birgt — außer drei älteren Landschaften (Delgemälden) von Ed. Hildebrandt („Alpen⸗ glühen“, „Blaue Bucht“ und „Teifun“) mit den oft bewun⸗ derten, von ihm in allen Welttheilen aufgesutten Licht⸗ effekten, in deren Wiedergabe er noch unerreichter Meister ,— ist, — mehrere Serien von Aquarellen und Zeichnungen.
ie größte Anerkennung verdient Krabbes (Stuttgart) für seine umfangreiche Kollektion von Aquarellen darstellend Landschaften, Städteansichten und Interieurs aus dem Fichtelgebirge, aus Heidel⸗ berg, Rothenburg, Wimpfen, Hall, Innsbruck ꝛc. Man erkennt in denselben ein erfreuliches Streben nach unbedingter Wahrheit bei künstlerischer Auffassung und dem Gegenstande angemessener Gesammt⸗ stimmung. Mehr auf den Effekt berechnet, aber in ihrer Art eben⸗ falls sehr tüchtig sind die Aquarell⸗Landschaften von Berninger, denen Studien in Italien, Egypten, Palästina und Syrien zu Grunde liegen. Ueber die aquarellistischen Ausschreitungen Thoma's (München) auf den Gebieten der Mythologie, biblischer und allegorischer Darstel⸗ lungen ist besser zu schweigen. Auch Max Klinger scheint die Hoff⸗ nungen nicht zu erfüllen, die man auf ihn gesetzt hat. Wenigstens zeigen die ausgestellten Federzeichnungen („Paraphrase über einen verlorenen Handschuh, der Verliererin gewidmet“) auf der einen Seite den plattesten Realismus, der sich in der geistlosen Verwen⸗ dung modernster Formen der Wirklichkeit gefällt, und auf der anderen wiederum einen so “ und phrasenhaften Schwulst einer bizarren Fabelwelt, die von krankhafter Ueberreizung, aber keineswegs von künstlerischer Eingebung spricht.
8 Wahrhaft erquickend gegenüber solchen Ungeheuerlichkeiten wirken die der Fouqué'schen „Undine“ in Farben nachgedichteten großen Aqua⸗ rellen von Bode (Frankfurt), die ganz im Schwindschen Geiste erfunden sind, und die sich wegen des aus ihnen sprechenden Ernstes und Fleißes bei sichtlich tüchtiger Begabung mancher unserer ohne Ursache flüchtig arbeitenden jüngeren Künstler zum Vorbilde nehmen önnte.
Die Skulptur ist nur durch zwei Portraitbüsten vertreten, von denen die von Hartzer in Marmor ausgeführte als tüchtige Arbeit genannt zu werden verdient.
Die Mitglieder des Gewerbe⸗Museums hielten gestern Abend unter dem Vorsitze des Ministerial⸗Direktors Dr. Jacoby ihre statutenmäßige Generalversammlung ab. Dem Fahres⸗ berichtfür 1877 zufolge, waren die Beziehungen der Anstalt zu dem Kronprinzlichen Paare, zu den Königlichen und städtischen Be⸗ hörden die erfreulichsten. Die Zahl der ständigen Mitglieder ist nicht gewachsen, die der Jahresmitglieder auf 312 gesunken. Die Zahl der im Museum aufgestellten Gegenstände beläuft sich auf 19 000 und weist gegen das Vorjahr eine Vermehrung von 432 Nummern nach. Die Bibliothek hat in den letzten 3 Jahren eine Bereicherung im Betrage von 54 000 ℳ erhalten, sie zählt zur Zeit 3200 Bände und 10 000 Ab⸗ bildungen und entspricht in ihrem jetzigen Bestande allen billigen Anforderungen. Neben zahlreichen werthvollen Geschenken sind dem Museum auch im verflossenen Jahre interessante Gegenstände als Leihgaben überlassen worden. Die Sammlungen, die mit 2 290 000 ℳ versichert sind, wurden im Laufe des Jahres von 18 000 Personen besucht: eine Zahl, die klein genannt werden muß, die aber in der Ungunst des Lokales ihre Begründung findet. Im Unterrichts⸗ plane der Anstalt hat sich nichts geändert. Ausgegeben wurden für das Jahr 1877 1776 Unterrichtskarten; der fünfte Theil der Schüler waren Damen; etwa 10 % der Unterrichtskarten waren Fe Der Kronprinz⸗Friedrich⸗Wilhelm⸗Stiftung sind die
echte einer juristischen Person verliehen worden. An zwei Wander⸗ Ausstellungen und zwar zu Schwäbisch⸗Gmünd und Görlitz hat sich das Museum betheiligt. Zweigvereine sollen nicht mehr gegründet, dagegen die Errichtung neuer Vereine möglichst gefördert werden. Die zweite Expedition von Stubenmalern nach Italien unter Füh⸗ rung des Malers Meurer ist von Erfolg gekrönt gewesen. Die kunstgewerbliche Weihnachtsmesse verdankt ihr Entstehen dem Gewerbemuseum, das außerdem zwei kunstgewerkliche Konkurrenzen für Stühle und farbige Kachelöfen ausschrieb.
Weimar, 24. April. (Th. C.) Die Generalversamm⸗ lung der deutschen Shakespearegesellschaft, der gestern eine Vorstandssitzung vorausgegangen war, fand heute in herkömm⸗ licher Weise statt. Nach der Eröffnung durch einige einleitende Worte des General⸗Intendanten Freiherrn v. Loön hielt Hr. Prof. Dr. Elze aus Halle den Festvortrag; er schilderte in geistreicher Weise in der Form des Selbsterlebten eine Aufführung des „Hamlet“ in dem Londoner Globustheater zur Zeit Shakespeare's. Die Mittheilungen über die Verhältnisse der Gesellschaft lauten durchaus besrge der Absatz des Jahrbuches, dessen XIII. Band gegenwärtig zur Vertheilung kommt, ist ein stetig steigender, wäh⸗ rend die Mitgliederzahl wenigstens keine Abnahme zeigt; der Biblio⸗ thek sind theils aus den Mitteln der Gesellschaft, theils durch Gaben der Beschützer und Freunde derselben erhebliche Zuwendungen gemacht worden, so daß dieselbe die erste Stelle unter ähnlichen Sammlungen auf dem Kontinente einnimmt. An Stelle des ausgetretenen Vor⸗ standsmitgliedes Hrn. von Bodenstedt ward Hr. Professor Dr. Hettner in Dresden gewählt, und für die nächste Jahresversammlung aber- mals Weimar bestimmt. “
Der Zoologische Garten hat vor Kurzem einen Thier⸗ verkauf abgeschlossen, der die Zuchtresultate des Instituts in das hellste Licht stellt. Es wurden nämlich von der Ueberzahl an großen Raubthieren 4 Tiger, 2 Löwen und 2 Jaguare, und ferner 3 Nylgau⸗Antilopen, 1 Elen⸗Antilope, 3 Hirschziegen⸗An⸗ tilopen, 1 Lama, 2 Edelhirsche, 1 Aristoteles⸗Hirsch, 4 egyptische und indische ee.een Gold⸗, Silber⸗, Amherst⸗, Ring⸗ und schwarze Himalava⸗Fasanen, schwarze Schwäne, Schwanengänse, canadische und weißwangige Gänse, Casarka⸗, Mandarinen⸗ und Carolinen⸗Enten u. s. w. verkauft. An die landwirthschaftliche Akademie in Halle, welche früher schon ein YJak⸗ und ein Sunda⸗Rind bekommen hatte, wurden außerdem 1 Büffel, 1 Kerabau⸗Büffel, 1 Zebu und 1 Bison verkauft. Die erstgenannten Thiere repräsentiren einen Gesammtwerth von 16 000 bis 18 000 ℳ, die letzten einen solchen von mindestens 1000 ℳ Daß durch diesen Massenverkauf keine Lücken in den Käfigen und Gehegen entstanden, zeigt der Augenschein, der noch immer 6 Tiger aufweist, 6 Löwen ꝛc. — In dem Antilopenhaus sind neuerdings drei junge Nylgaus, in dem Felsengehege vor dem Affenhause zwei junge Muflons oder Mähnenschafe geboren worden. In dem Affenhause ist ein neues, noch nicht ausgewachsenes Pavian-⸗ paar, der Abessinische Gelada, untergebracht. — Die Thiere haben im Ganzen gut überwintert und nur die Kaffernbüffelkuh verendete.
Se. Maiestät der König von Schweden und Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz beehrten die gestrige Vorstellung im Wallner⸗Theater mit Ihrem Besuch. — Die am Sonnabend zum Abschieds⸗Benefiz des Hrn. Carl Hel⸗ merding zur Aufführung gelangende 4288 „Kläffer“ ist von Eduard Jacobson mit neuen zeitgemäßen Couplets versehen worden.
„— Das Gesammtpersonal des Friedrich Wilhelm⸗ städtischen⸗Theaters tritt am Montag eine Gastspielreise nach Cöln an, und werden bis dahin nur noch 2 Vorstellungen vor der auf die Dauer eines Monats eintretenden Pause stattfinden.
— Im National⸗Theater wird am Sonntag Hr. Ludwig 8 Füns y den Egmont geben, bekanntlich eine seiner hervorragendsten
eistungen. 8