Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
8 Z1 Preußen. Berlin, 11. Juni. Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin wohnte mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden am Sonnabend der liturgischen Abend⸗Andacht vor dem Pfingstfeste und an beiden Pfingsttagen dem Gottesdienst im Dome bei., S b Heute empfing Allerhöchstdieselbe Ihre Königlichen Hohei⸗ 8 erzog von Connaught und den Prinzen Heinrich der ederlande.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag um 11 Uhr den Vor⸗ trag des Chefs des Militär⸗Kabinets, Generals von Albedyll, entgegen und empfing um 1 Uhr den Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Grafen zu Stolberg⸗Wernigerode. Später hörte Se. Kaiserliche Hoheit den Vortrag des General⸗ Postmeisters Dr. Stephan und ertheilte um 2 Uhr dem Ge⸗ sandten des Deutschen Reichs bei den Vereinigten Staaten von Amerika, Dr. von Schlözer, Audienz. 1
Um 4 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Reichs⸗ kanzler Fürsten von Bismarck.
Das Diner nahmen die Höchsten Herrschaften um 5 Uhr bei Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin ein.
Um 9 Uhr r. Sich die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzen Wilhelm und Heinrich zum Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin von Edinburgh nach dem Anhalter Bahnhof und geleiteten Höchstdieselbe nach der russischen Botschaft. 1
8 früh 8 Uhr statteten die Höchsten Herrschaften mit den Prinzen Wilhelm und Heinrich Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin von Edinburgh einen Besuch ab und geleiteten die Herzogin um 9 ½ Uhr nach dem Ostbahnhof.
m 11 Uhr nahm Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz, im Beisein des Prinzen August von Württemberg, komman⸗ direnden Generals des Garde⸗Corps, und des stellvertretenden Kommandanten, General⸗Majors von Schenk, militärische Meldungen entgegen und hörte demnächst den Vortrag des Chefs der Admiralität, Staats⸗Ministers von Stosch, und um 12 Uhr den Vortrag des Chefs des Militär⸗Kabinets, General⸗ Majors von Albedyll.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Arthur von Großbritannien, Herzog von Connaught, ist aus England zum Besuch am hiesigen Hofe eingetroffen und hat für die Dauer seines Aufenthalts auf Schloß Glinike Wohnung ge⸗
mmen.
— In den Tagen vor Pfingsten und an den Feier⸗ tagen selbst, sind, wie aus den eingegangenen Nach⸗ Lö.g sich ergiebt, im ganzen Reiche vor mit Andächtigen
gefüllten Gotteshäusern Dank⸗ und Bittgottesdienste für die Erhaltung Sr.] Majestät des Kaisers iegeelben worden. Wir lassen die uns vorliegenden Meldungen und weiteren Kund⸗ gebungen hier folgen:
Elbing, 8. Juni. (Elb. Z.) Aus Veranlassung des neuen ruchlosen Attentats auf Se. Majestät den Kaiser
3 der Bischof Crementz verordnet, daß in allen Pfarr⸗ irchen der Diözese Ermland an den kommenden Sonn⸗ und Feiertagen, so lange das Leben Sr. Majestät in Gefahr schwebt, zur Erhaltung desselben drei Vaterunser und Ave⸗ Mariä während des Hauptgottesdienstes gebetet und die Gläu⸗ bigen auch zur privaten Fürbitte für denselben Zweck ange⸗ leitet werden sollen.
Der hiesige Krieger⸗ und Militärverein hat mit Rücksicht auf die Krankheit Sr. Majestät beschlossen, sein diesjähriges Stiftungsfest, welches auf den 10. d. M., den
zweiten Pfingstfeiertag fällt, nicht in der sonst üblichen Weise zu begehen. Dagegen hat der Vorstand für diesen Tag einen gemeinschaftlichen Kirchgang der Mitglieder angeordnet. Homburg v. d. Höhe, 7. Juni. Der hiesige Ge⸗ meindevorstand hat anläßlich des Attentats eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser erlassen; ebenso haben die hier weilenden Kurgäste eine Adresse an Se. Majestät ver⸗ faßt, welche in den Lesezimmern des Kurhauses offen ge⸗ legen und sofort zahlreiche Unterschriften, darunter viele von Ausländern, namentlich Engländern, gefunden hat. Eine dritte Adresse hat der hiesige Kriegerverein an Se. Majestät ge⸗ richtet. Sodann hat bereits am 5. d. Mts. Abends in der evangelisch⸗lutherischen Stadtkirche hierselbst ein besonderer Gebets⸗Gottesdienst mit Fürbitte für Se. Majestät den Kaiser stattgefunden, bei welchem die Geistlichen beider evan⸗ gelischen Gemeinden mitwirkten und dem die Mitglieder der hiesigen Staatsbehörden, der Gemeindevorstand in corpore und eine große Anzahl Personen aller Konfessionen beiwohnten. Gleichzeitig fand in der hiesigen Synagoge ebenfalls ein beson⸗ derer Gebets⸗Gottesdienst statt. Heute Morgen wurde zu gleichem Zweck ein besonderer Militärgettesdienst in der luthe⸗ ischen Stadtkirche abgehalten, und wird sodann noch kommen⸗ den Sonntag Abends auch in der katholischen Kirche Gottes⸗ dienst mit Fürbitte für den Kaiser stattfinden.
Cöln, 10. Juni. (Cöln. Ztg.) Gestern Vormittag wohn⸗
en dem feierlichen Hochamt im Dome, welches als Dank⸗ und Bittgottesdienst für die Erhaltung, beziehendlich die baldige Genesung des Kaisers dargebracht wurde, ein großer Theil der hiesigen Einwohnerschaft von Civil und Militär bei. Die Kriegervereine von Cöln und Deutz hatten mit ihren Fehnan auf dem Chor Aufstellung genommen. In der antaleonskirche fand von Seiten des evangelischen Theils der Garnison zur nämlichen Zeit und zu gleichem ottesdienst statt. .
i der hiesigen israelitischen Gemeinde fand am Freitag Vormittag in der Synagoge eine Dank⸗ und Bittfeier statt. Auch in Deutz wurde von der dortigen israelitischen Gemeinde ein Dank⸗ und Bittgottesdienst mit Redeaktus abgehalten.
Chemnitz, 7. Juni. (Ch. Tgbl.) Etwa 300 Arbeiter der „Maschinenfabrik Germania“, vorm. F. S.
Schwalbe u. Sohn, haben unterm 5. Juni folgende Depesche i Se. Majestät den Kaiser gerichtet: Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser bringen zur glücklichen Errettung aus verruchter Mörderhand ihre tiefgefühltesten Sympathien und mit treuergebenen Herzen die besten Wünsche zur baldigen Genesung dar die Arbeiter der „Maschinenfabrik Germania“, Chemnitz.
at aus Anlaß des am 2. d. M. verübten zweiten Mord⸗
weck auch ein⸗†
Ks anih⸗ 8. Juni. Wie die ‚Karlsr. Ztg.“ berichtet,
e. Majestät den Kaiser der E Isr eliten angeordnet, daß Sonnabend, den 8. d.
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M., in a eingeführten Synagogengebets für den Kaiser und den Groß⸗ herzog ein Gebet für die Wiedergenesung des Kaisers beigefügt werde.
Alsfeld, 7. Juni. Auch die hiesige Einwohnerschaft hat heute eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser be⸗ schlossen. 2
Saargemünd, 7. Juni. (Straßb. —₰ Heute morgen fand hier ein Gottesdienst in den Kirchen beider Bekennt⸗ nisse statt, um den Gefühlen des Dankes für die Erhaltung des allverehrten Kaisers Ausdruck zu geben. — Die Entrüstung über das Attentat geht durch alle Schichten der Bevölkerung.
Neuweiler, 6. Juni. (Straßb. Füeg. Auch von unserm Städtchen ist am 4. d. M. eine mit 50 Unterschriften versehene Beileids⸗ und Glückwunsch⸗Depesche an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm abgesandt worden. Die Unterzeichner gehören allen Ständen und Konfessionen an.
Maursmünster, 7. Juni. (Straßb. Ztg.) Eine vor⸗ gestern im hiesigen Städtchen in Cirkulation gesetzte Adresse an den Kaiser, in welcher die tiefste Entrüstung über die frevelhaften Angriffe auf das theuere Leben des allverehrten
reisen Monarchen ausgesprochen und Demselben die innigsten
Glückwünsche dargebracht werden, fand bei allen Ständen, Parteien und Konfessionen eine solch allgemeine herzliche Be⸗ theiligung, daß dieselbe heute schon die für den hiesigen Ort gewiß hohe Zahl von fast 300 Unterschriften trägt.
Metz, 6. Juni. (Magd. Ztg.) Heute wurde in der evangelischen Garnisonkirche, der Kathedrale und der Synagoge feierlicher Dankgottesdienst abgehalten. In der Kathedrale erschienen auch sämmtliche Canonici des bischöflichen Kapitels. Die eingeborene Bevölkerung theilt mit der deutschen Ein⸗ wohnerschaft die Entrüstung über das ruchlose Attentat.
— Der Bundesrath, sowie der Ausschuß desselben
für Elsaß⸗Lothringen hielten heute Sitzungen.
— Da durch ausländische Kauffahrteischiffe bereits mehr⸗ fach die im Hafen von Odessa angebrachten Torpedo⸗ Vorrichtungen gestört worden, so sind die zuständigen rus⸗ sischen Behörden kürzlich beauftragt worden, in jedem einzelnen derart igen Falle den Betrag des in solcher Weise verursachten Schadens festzustellen, und die gerichtliche Verfolgung des be⸗ treffenden Schiffsführers zu veranlassen.
— Se. Durchlaucht Heinrich XIII. Prinz Reuß, Oberst und Commandeur des Königs⸗Husaren⸗Regiments (1. Rhein.) Nr. 7, ist nach beendigtem Urlaub wieder abgereist.
— Dem üeer des deutschen Schiffes „Andreas Rickmers“, Kapitän E. A. Friedricks, ist in Anerkennung der dem französischen Schiffe „Carnet“ bei dessen Strandung am 23. November v. J. geleisteten Hülfe, von der französischen e ein Marine⸗Doppelglas als Ehrengeschenk verliehen worden.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Stabsarzt a. D. Dr. Schneider in Potsdam, Dr. Jänicke in Templin, Dr. Arndt in Kofmar i./P., Dr. Ollendorf in Nieder⸗ Wüstegiersdorf, Hantzsch in Altwasser, Sielaff in 88 Regierungsbezirk Merseburg, Dr. Stadler in Bitterfeld, Dr. Käsemodel in Landsberg, Kreis Delitzsch, Dr. Neuendorf in Alt⸗Scherbitz, Dr. Gorlepp in Lützen, Dr. Heßler in Schmiede⸗ Eeag. Kreis Wittenberg, Dr. Heydloff in Erfurt, Dr. Götz in
uhl.
Hamburg, 6. Juni. Ein von dem General⸗Präsidenten des Freistaats Guatemala unterm 2. März d. J. zur För⸗ derung der Einwanderung erlassenes Dekret bestimmt, daß alle Einwanderer, welche auf Kosten oder mit Hülfe der Regierung von Guatemala dorthin kommen, in dem Ankunfts⸗ hafen sofort mittelst schriftlicher Erklärung vor der Lokal⸗ behörde auf ihre bisherige Nationalität zu ver⸗ zichten haben. Eine gleiche Verpflichtung wird denjenigen auferlegt, welche zwar die Reise dorthin aus eigenen Mitteln bestritten haben, jedoch behufs des Eintrittes in das Land oder zum Zweck ihrer dortigen Niederlassung, irgend welche Vergünstigungen oder Geschenke an Land, Arbeitsgeräthen oder dergleichen von den Landesbehörden annehmen.
Den Einwanderern, welche sich beim Erlaß des Dekretes bereits im Lande befanden, und gleichfalls der gedachten Ver⸗ günstigungen theilhaftig geworden sind, ist die Verpflichtung auferlegt worden, sich innerhalb zweier Monate vom 2. März d. J. an gerechnet, zum Verzicht auf ihre Nationalität bei der Lokalbehörde zu melden.
Der Schlußartikel des Dekretes gestattet den Eingewan⸗ derten, nach Verlauf eines Jahres die Ertheilung des Guate⸗ malanischen Bürgerbriefes nachzusuchen, der sodann denjenigen gewährt werden soll, welche sich gut geführt haben.
Es braucht diesem Dekrete gegenüber kaum hervorgehoben zu werden, daß ein demgemäß erklärter Verzicht auf die deutsche Reichsangehörigkeit ein nach deutschen Gesetzen völlig wirkungsloser Akt wäre, und daß dem Verzichtleistenden, so lange nicht entweder von der kompetenten deutschen Behörde ihm eine Entlassungsurkunde ausgefertigt ist, oder einer der sonstigen gesetzlichen Gründe des Verlustes der ö- keit auf ihn zutrifft, die letztere selbst dann erhalten bleiben würde, wenn ihm das Bürgerrecht von Guatemala ertheilt werden sollte. “
Obwohl deutsche Auswanderer ihren Weg nach Guate⸗ mala in irgendwie nennenswerthem Umfange bisher weder genommen “ noch auch voraussichtlich künftig nehmen werden, so erscheint es doch angezeigt, auf das dort erlassene Dekret hinzuweisen, da dasselbe in seiner Anwendung immer⸗ hin 7 Ungelegenheiten für den einzelnen Einwanderer na⸗ mentlich dann führen kann, wenn Letzterer in das Land kommt, ohne von den betreffenden Bestimmungen im Voraus unterrichtet zu sein.
Schweiz. Bern, 5. Juni. Ggeen Ztg.) Der Natio⸗ nalrath hat in seiner heutigen Sitzung die Berathung des Geschäftsberichts des Bundesraths für das Jahr 1877 begonnen. — Das Militärpflicht⸗ und Ersatzsteuer⸗ gesetz ist im Ständerath vollständig nach den Abände⸗ rungsanträgen seiner Kommission angenommen worden. Da⸗ nach soll die Steuer in einer Personaltaxe von 6 Fr. und in einem dem Vermögen und dem Einkommen entsprechenden Zu⸗ schlag nach dem Proportionalsystem bestehen, während das an⸗ wartschaftliche Vermögen zur Hälfte herbeigezogen werden soll. Der Zuschlag beträgt von jeden 1000 Fr. reinem Vermögen
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1,50 Fr., von jeden 1000 Fr. reinem Einkommen ebenfalls 1,50 Fr. Geringeres Vermögen als 1000 Fr. so wie gerin⸗ geres 222 Einkommen als 600 Fr. werden nicht in Anschlag gebracht.
Belgien. Brüssel, 10. Juni. (W. T. B.) Lord Beaconsfield hat heute früh mit dem um 9 Uhr 37 Minuten abgehenden Zuge seine Reise nach Berlin fortgesetzt. Der Hofmarschall, Baron Prisse, begleitete ihn zum Bahnhofe.
— 11. Juni. (W. T. B.) Der hiesige türkische Ge⸗ sandte hat von seiner Regierung Befehl erhalten, den tür⸗ kischen Kongreßbevollmächtigten sich zuzugesellen, um an den Arbeiten des Kongresses Der Gesandte begiebt sich sofort nach Berlin.
Großbritannien und Irland. London, 11. Juni. (W. T. B.) Lord Salisbury ist, von seinem ältesten Sohne begleitet, gestern Abend nach Berlin abgereist.
Frankreich. Paris, 10. Juni. (W. T. B.) Der Schah von Persien, der in der vorigen Nacht hier ankam, besuchte heute die Ausstellung. — Der Minister des Auswär⸗ tigen, Waddington, ist gestern Abend nach Berlin abgereist; der Staatsrath Desprez, folgt ihm heute Abend dorthin nach. — Der Tag des Nationalfestes ist nun definitiv auf den 30. Juni festgesetzt. — Wie die „Agence Havas “ erfährt, gälte es als sicher, daß die Abhaltung des für den 2. September hier in Aussicht genommenen sozialistischen Kongresses von der Regierung untersagt werden wird.
Italien. Rom, 10. Juni. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Graf Corti, ist nach Berlin abgereist.
Türkei. Konstantinopel, 9. Juni. (W. T. B.) Das in verschiedenen europäischen Journalen veröffentlichte Memorandum der Pforte über eine Pression, welche die russischen Bevollmächtigten seit den Verhandlungen über den Friedensvertrag von San Stefano ausgeübt ätten, wird regierungsseitig kategorischals apokryph bezeichnet, mit dem Hinzufa en, daß die Pforte an Niemand jemals ein solches Schriftstück gerichtet hätte.
— 10. Juni. (W. T. B.) Osman Pascha ist unter Beibehaltung seines Kommandos zum Palastmarschall, Said Effendi zum Minister des Innern ernannt worden.
RNußland und Polen. St. Petersburg, 7. Juni. Von dem Adel des St. Petersburger Gouvernements ist, nach dem „Journ. de St. Petersb.“, folgendes Tele⸗ gramm an den russischen Botschafter in Berlin abgesandt worden:
„Die Adels⸗Marschälle und Deputirten des Gouvernements St. Petersburg, tief empört über das verabscheuungswürdige Attentat vom 2. Juni, bitten Eure Excellenz, Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm es ausdrücken zu wollen, welche schmerzliche Theilnahme der Adel anläßlich dessen empfindet, und welche heißen Wünsche er für die Erhaltung des theueren Lebens Sr. Majestät zum Aller⸗ höchsten emporsendet.“ 1
— 7. Juni. (St. Pet. Herold). Gestern, am Himmel⸗ fahrtstage, wurde in den Kirchen St. Petersburgs beim Gottesdienst fast überall dankbar der glücklichen Errettung des Deutschen Kaisers aus der Lebensgefahr gedacht, von der Derselbe ruchlos bedroht worden. — Die Duma hat heute beschlossen, folgendes Telegramm an Se. Majestät den Deutschen Kaiser abzusenden:
Deutschland. Berlin. An die Kaiserlich russische Botschaft.
Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser.
Die gesammte Bevölkerung der Residenz St. Petersburg, tief betrübt über die erneute Frevelthat auf das theure Leben Eurer Kaiserlichen Majestät, bittet Gott, Ihnen Majestät baldige Genesung und Wiederherstellung Ihrer Kräfte zu schenken zum Heile Ihres Volkes und zur herzlichen Freude Aller, die von tiefer Hochachtung für die Person Eurer Majestät durchdrungen sind.
— 10. Juni. (W. T. B.) Graf Schuwaloff und Baron
von Oubrilsind gestern Abend, der Reichskanzler Fürst Gort⸗ schakoff ist heute in Begleitung des Barons Jomini und des Barons Frederiks nach Berlin abgereist. Der arme⸗ nische Erzbischof Khoren Narbey wird sich demnächst nach Berlin begeben.
— 11. Juni. (W. T. B.) Nach dem heute veröffent⸗ lichten, von gestern Morgen datirten Bulletin über das Befinden der Kaiserin hat der fieberhafte Zustand ab⸗ enommen. Die Anhäufung des Exsudats in der Pleura hat ich nicht vermehrt, die Nacht war weniger unruhig, dagegen hat die Sehwache zugenommen. — Heute findet in der Isaaks⸗ Kathedrale ein feierlicher Fürbitte⸗Gottesdienst für die Erhaltung der Gesundheit der Kaiserin statt. 1
Odessa, 11. Juni. (W. T. B.) Gestern Abend trafen die türkischen Bevollmächtigten zum Kongresse, Kara⸗ theodori Pascha und Mehemed Ali Pascha mit der Nacht „Izzedin“ hier ein und reisten sofort nach Berlin weiter.
Die Nr. 23 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Finanzwesen: Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe von Schatzanweisungen im Betrage von 20 000 000 ℳ — Marine und Schiffahrt: Beginn einer Seesteuermanns⸗ und See⸗ schifferprüfung; Ertheilung eines Flaggenattestes; Ernennungen bei der Admiralität. — Postwesen: Verzollung der Packete im Verkehr mit Dänemark und der Schweiz an der Grenze; Postvorschuß⸗Packete. — Konsulatwesen: Exequatur⸗Ertheilung.
— Nr. 35 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ Wund Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen: Vom 6. Juni 1878. Postverbindung mit Konstantinopel.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 22. Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben
emeldet: in Berlin 36,4, in Breslau 32,5, in 40,6, in öln 20,6, in Frankfurt a. M. 21,6, in Hannover 15,8, in Cassel 21,6, in Magdeburg 21,9, in Stettin 25,2, in Altona 25,6, in Straß⸗ burg 31,0, in München 35,1, in Nürnberg 25,5, in Au . 33,6, in Dresden 24,8, in Leipzig 19,6, in Stuttgart 29,5, in Braunschweig 24,4, in Karlsruhe 18,3, in Hamburg 25,7, in Wien 33,3, in Buda⸗ est 45,1, in Prag 36,7, in Triest 26,4, in Basel 30,7, in Brüssel 20,1, n Paris 23,3, in Amsterdam 27,0, in Kopenhagen 20,1, in Stockholm 29,4, in Christiania 15,1, in St. Petersburg 56,5, in Warschau 39,1, in Odessa 40,4, in Bukarest 28,6, in Rom —, in Turin 34,1, in Athen —, in Lissabon 26,3, in London 20,7, in Glasgow 21,9, in Liverpool 22,6, in Dublin 25,2, in Edinburgh 23,6, in Alexandria (E 85 34,8. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ Fr 22,4, in Philadelphia 17,7, in Boston —, in Chicago 12,4, in
an Franzisko 17,3, in Calcutta 40,0, in Bombay 42,9, in Madras ““ vW“
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Beim Wochenbeginn waren an den meisten deutschen Beobach⸗ tungsstationen westliche und südwestliche (in Conitz nordnestliche) Windrichtungen vorherrschend, die aber bald in südliche und südöst⸗ liche übergingen. Um die Wochenmitte ging die Windrose über Süd⸗ west und West nach Nordwest und blieben diese F-,1 auch bis zum Wochenschluß vorwiegend, nur in Cöln machte sich Nordost, in Karlsruhe Nordwind geltend.
Die Luftwärme erreichte das Monatsmittel nicht ganz. Mit dem Eintritt der Nordwestwinde sank die Temperatur erheblich (in München bis auf 1,7° 8 Gewitter und Regengüsse waren nicht selten. Das Barometer sank im Anfange der Woche, stieg aber später und behielt bis zum Wochenende eine steigende Tendenz.
Die Sterblichkeit hat in den mm isten Städtegruppen in der Berichtswoche etwas ab⸗, nur im sächsisch⸗märkischen Tiefland (be⸗ sonders in Berlin) und an der Nordseeküste zugenommen. Die all⸗ gemeine Sterblichkeitverhältnißzahl sank von 27,6 der Vorwoche auf 26,9 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet) und weist eine erhöhtere Sterblichkeit des Säuglingsalters auf, die in Berlin be⸗ reits eine bedeutende Höhe erreicht hat (48,9 %.) 1
Unter den Todesursachen zeigen von den Infektionskrankheiten nur diphtherische Affektionen eine mäßige, Darmkatarrhe und Brech⸗ durchfälle eine erheblich gesteigerte Frequenz. Masern treten in Berlin und Wien, das Scharlachfieber in Berlin, Pest und Iserlohn vermehrt auf. Diphtherie in Königsberg, Danzig, Stettin, München, Berlin. Unterleibstyphen zeigten meist Nachlässe, auch in Turin und Amsterdam wurden sie seltener. In den russischen und rumänischen Städten ist der Nachlaß der Epidemie in der letzten Woche ein er⸗ heblicherer gewesen, obwohl die Zahl der wöchentlichen Todes⸗ fälle noch immer eine hohe ist. Flecktyphus⸗Todesfälle werden aus vielen Städten Ost⸗ und Westpreußens und Schlesiens, so aus Königsberg, Stettin, Danzig, Thorn, Graudenz, Beuthen, Neisse, ferner aus Berlin*), Prenzlau, Rostock, Prag, Pest gemeldet, jedoch meist als vereinzelte und eingeschleppte Fälle und in beschränkter Ausdehnung Darmkatarrhe und Brechdurchfälle treten in München, Königsberg, Breslau. Straßburg, St. Petersburg, Warschau, Wien, namentlich aber in Berlin in großer Heftigkeit auf und fordern zahlreiche Opfer, (in Berlin in der Berichts⸗ woche 167). Der Keuchhusten grassirt wieder in London von Neuem mit größerer Intensität. Die Pockentodesfälle zeigen in London, Odessa, Lissabon nur geringe Nachlässe, die Zahl der Neu⸗ erkrankungen war nur wenig geringer als in der Vorwoche, in Wien war die Zahl der Todesfälle keine Verminderte, in St. Petersburg, Pest und besonders in Warschau (42) eine vergrößerte. Aus Nürn⸗ berg werden 7 Erkrankungen an Trichinosis, aus St. Petersburg 1 Choleratodesfall gemeldet. 3
— Den Statistiken des „Bureau Veritas“ zufolge sind im April 102 Segelschiffe zu Grunde gegangen, darunter 41 englische, 19 amerikanische, 9 französische, 8 niederländische, 8 nor⸗ wegische, 6 deutsche, 5 italienische, 2 griechische, 1 chilenisches, 1 dä⸗ nisches, 1 spanisches und 1 russisches. In der Gesammtzahl sind 10. Fahrzeuge inbegriffen, die als verschollen gelten. Zu gleicher Zeit verunglückten 16 Dampfer, nämlich 11 englische, 1 österreichischer, 1 chinesischer, 1 französischer, 1 niederländischer und 1 norwegischer.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die hiesige medizinische Gesellschaft wählte in ihrer letzten Sitzung den bisherigen Vorstand wieder. Derselbe besteht demnach aus den Herren v. Langenbeck, Bardeleben und Henoch als Vorsitzenden, B. Fränkel, E. Küster, M. Ries und Senator als Schriftführer, Falk als Bibliothekar und Klein als Kassenführer. Die Gesellschaft besteht zur Zeit aus 441 Mitgliedern gegen 415 im Vorjahre. Im Laufe des Jahres schieden 8 Mitglieder aus, davon 2 durch den Tod, 3 durch Berufung an auswärtige Universitäten, neu hinzu traten 35 Mitglieder.
— Am 5. Juni starb in Nürnberg der bekannte Natur⸗ forscher und Romanschriftsteller Ernst Freiherr von Bibra.
— (H. Corr.) Das im Haaler Moor gefundene alte Boot, aus einem der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung stammend, ist jetzt in Kiel eingetroffen, um dem Museum schleswig⸗holsteinischer Alterthümer einverleibt zu werden. Es ist etwa 12 Meter lang und in seinem Untertheil aus einem einzigen Stück verfertigt, während an diesem zwei Seitenplanken befestigt waren, die sich indeß beim Ausheben aus dem Moor gelöst haben. Da eine vollständige Aus⸗ trocknung des vom Moorwasser durchdrungenen Holzes nöthig war, so hat es erst jetzt dorthin geschafft werden können.
— Der „Deutsch. Bauztg.“ zufolge sind bei Erneuerung des Putzes im westlichen Arm des Kreuzganges in St. Michael zu Hil⸗ desheim eine Thür und zwei Fenster aufgefunden worden, die woyl aus der frühesten Zeit des 13. Jahrhunderts stammen, und wovon die Thür merkwürdiger Weise ganz in normännischem Stile — Kleeblattbogen mit Zickzackfries — gehalten ist. Die Ar⸗ chitektur der Fenster ist rein romanisch. Die Bauglieder gehören wahr⸗ scheinlich dem alten Dormitorium an, bei welcher Annahme sich am leichtesten die Ornamentik des anschließenden Gurtbogens erklärt, welche einen Drachen zeigt, der einen Bären und einen Menschen umschlingt, also offenbar symbolisch auf den Schlaf hindeutet.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Erfurt, 7. Juni. (Magd. Ztg.) Mit Rücksicht auf die jetzt herrschende ernste Stimmung wird sich die am 11. und 12. Juni hier tagende Generalversammlung der Bienenwirthe un⸗ serer Provinz auf die Verhandlungen und die Ausstellung beschränken.
Gewerbe und Handel.
Am 8. d. M. starb hierselbst der Geheime Kommerzien⸗Rath Dr. Kunheim.
Helsingfors, 3. Juni. Wie finnische ““ melden, haben folgende kaufmännische Firmen Konkurs angemeldet: 1) Kaufmann Carl Johan Sundström, Abo, 2) Kaufmann F. W. Ramberg, Björneborg, 3) Kaufmann A. Roß, Kristinestad. — Der Konkurs über das Vermögen der Firma K. F. Kinnoin in Tammer⸗ fors ist aufgehoben.
Posen, 10. Juni. (W. T. B.) Zu dem morgen beginnenden Wollmarkt waren bis heute früh 6625 Ctr. eingegangen; das ge⸗ genwärtig auf Lager gebrachte Quantum beträgt ca. 10 000 Ctr., der Ausfall gegen das Vorjahr wird auf ca. 5000 Ctr. geschätzt. Die Wäsche ist befriedigend, theilweise recht gut. Das Schurgewicht be⸗ trägt ca. 10 % weniger als im Vorjahre. Stimmung ist fest; feine Wollen gesucht; Einzelnes 10 bis 15 ℳ über vorjährige Preise. — 11. Juni. (W. T. B.) Der heutige Wollmarkt er⸗ öffnete in fester Haltung. Preise 6—9 ℳ höher als im vergan⸗ genen Jahre. Das Geschäft wurde jedoch bald schleppend, da die Wäsche den gehegten Erwartungen kaum entsprach und die bedeu⸗ tenden Zufuhren drückten. Gestern waren 11 000 Ctr. eingegangen, so daß gegenwärtig bereits 20 000 Ctr. überschritten sind.
— In der Generalversammlung der vormals Herzoglich An⸗ haltischen Maschinenbau⸗Anstalt und Eisengießereiwurde der Entwurf einer neuen Bilanz gut geheißen. Nach derselben wird das Grundstücks⸗ und Gebäudekonto von 891 343 ℳ auf 340 533 ℳ, das Konto des Inventars von 296 626 ℳ auf 255 285 ℳ reduzirt und das Modellkonto von 26 756 ℳ gänzlich abgeschrieben, ebenso zweifelhafte Außenstände von 80 302 ℳ Dem entsprechend muß der Nominalwerth der Aktien von 600 auf 300 ℳ herabgesetzt werden. Natürlich ist es demnach nicht möglich, den Bruttogewinn von 90 000 ℳ zur Zahlung einer Dividende zu verwenden.
— Die Nordhausen⸗Erfurter Eisenbahn hatte im vergangenen Jahre eine Gesammteinnahme von 925 211 ℳ Dieser stehen die Ausgaben mit 684 198 ℳ gegenüber, so daß ein Ueberschuß von 241 013 ℳ verbleibt. Davon sind dem Reservefond 9000 ℳ, dem Erneuerungsfond 115,107 ℳ und außerkegulativmäßig 15 041 ℳ überwiesen. An Staatssteuer wurden 2462 ℳ gezahlt, 96 000 ℳ entfallen auf die Stamm⸗Prioritäten als Dividende à 22616 %, 3360 ℳ erhalten Verwaltungsrath und Direktion als Tantidme, und 44 ℳ werden auf neue Rechnung vorgetragen.
29 Bis 6. Juni erkrankten in Berlin 9 Personen am Flecktyphus, so daß sich der Bestand im Baracken⸗Lazareth auf 48 Kranke belief.
Nach dem Geschäftsbericht der Breslau⸗Warschauer Bahn (preußische Abtheilung) blieb der Gesammtverkehr des Jahres 1877 hinter dem des Vorjahres nur unbedeutend zurück. Die Gesammteinnahme beziffert sich auf 376 101 ℳ, die Betriebsausgabe auf 303 477 ℳ, so daß ein Ueberschuß von 72 624 ℳ verblieb, welcher mit 4796 ℳ zur Dotirung des Reservefonds, mit 34 965 ℳ zur Dotirung des Erneuerungsfonds, mit 20 982 ℳ zur Verzinsung von Darlehnen, mit 7950 ℳ zur Verzinsung der begebenen Prioritätsobligationen und mit 3930 ℳ zur Amortisalion von
Prioritätsobligationen verwendet wurde.
— Die Generalversammlung der Bischweiler Tuchfabriken
beschloß, das Aktienkapital um 600 000 ℳ herabzusetzen und die Firma der Gesellschaft in „Elsässische Wollmanufaktur zu Bisch⸗ weiler“ abzuändern. Die Bilanz per Ende Dezember 1877 schließt in Folge der Herabsetzung des Aktienkapitals von 2 400 000 ℳ auf 1 800 000 ℳ (dasselbe war bereits früher von 3 600 000 ℳ auf 2 400 000 ℳ ermäßigt) ohne Verlust ab. Der Fabrikationsgewinn hat pro 1877 nur 15 498 ℳ beträagen. Von den durch die Herab⸗ setzung des Aktienkapitals gewonnenen 600 000 ℳ sind 515 000 ℳ zu Abschreibungen verwendet worden. Paris, 6. Juni. (Fr. C.) Der Buchdruckerstrike hat sein Ende erreicht. Die Gehülfen haben in einer letzten Versamm⸗ lung die Unmöglichkeit eines längeren Widerstandes eingesehen und den Kampf aufgegeben, nachdem sie beinahe 250,000 Francs ver⸗ braucht, welche zum Theil nur durch Anleihen aufgebracht worden Die Arbeitgeber haben noch bedeutendere Summen ver⸗ oren.
Verkehrs⸗Anstalten. Rew⸗York, 8. Juni. Das Postdampfschiff „Donau“, Kapt. R. Bussius, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 26. Mai
von Bremen und am 28. Mai von Southampton abgegangen war, ist gestern 7 Uhr Abends wohlbehalten hier angekommen. 8
Berlin, 11. Juni 1878.
In der Zeit vom 18. bis 29. d. M. werden bei dem 2. Garde⸗ Regiment z. F., dem Garde⸗Füsilier⸗Regiment, dem Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 1 und dem Kaiser Franz Garde⸗ Grenadier⸗Regiment Nr. 2 Garde⸗Landwehr⸗Uebungen in je einem Bataillon zu etwa 375 Mann stattfinden.
Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Sommer⸗ Meeting 1878. Erster Tag Montag, 10. Juni, Nach⸗ mittags 4 Uhr.
Auch auf den Besuch der Rennbahn äußerten sich die Folgen des fluchwürdigen Attentats vom 2. d. Mts. Die große Frequenz, welche sonst die Bahn am zweiten Pfingstfeiertage aufwies, war diesmal nicht zu bemerken. Die Rennen selbst waren durchweg gut besetzt und wurden brillant geritten. Die Pferde waren 8 Kondition und war nicht ein einziger falscher Start zu ver⸗ zeichnen.
Mit Ausnahme des Concerts, welches wegen der Krankheit Sr. Majestät des Kaisers in Wegfall gekommen war, waren die Arrangements dieselben, wie beim Frühjahrs⸗Meeting. Das Schieds⸗ gericht setzte sich zusammen aus den Herren Major von Below Frhrn. von Cramm jun., Landrath U. von Oertzen, Kammerheer von Prillwitz und Vize⸗Ober⸗Stallmeister von Rauch. Als deren Stellvertreter fungirten die Herren Julius Espenschied, von Kar⸗ dorff⸗Wabnitz, 5b J. von Landsberg, Frhr. von Langen⸗ Belitz und Frhr. M. von Tschirschky. Das Richteramt hatte der General⸗Sekretär Frhr. von Thielmann übernommen, das Abwiegen leiteten abwechselnd die Herren Graf E. Sierstorpff, Land⸗ rath U. von Oertzen und Land⸗Stallmeister Graf G. Lehndorff. Als Starter fungirte Hr. H. Wackerow, und die Kommission für die Ent⸗ scheidung über die Qualifikation der Pferde, die für Staatspreise ge⸗ nannt sind, ist gebildet aus den Herren Masor von Below, von Schwichow und von Treskow⸗Grocholin. Die Rennen verliefen ohne Unfall in nachstehender Reihenfolge. Sie begannen um 4 Uhr mit
I. Versuchs⸗Rennen der Stuten. Klubpreis 1500 ℳ Für 2⸗ und 3jähr. inländ. und österr.⸗ungar. Stut. 60 ℳ Eins., halb Reug. Gew. 2jähr. 53 kg, Zjähr. 67 kg. Für jedes 1878 ge⸗ wonnene Rennen tragen 3jähr. 2 kg, 2jähr. 3 9½ kg extra. Dist. 1000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Geschl. 8. Mai. — Von den 18 Unterschriften, welche dieses Rennen aufwies, wurden 7 mit einem Reugeld von 30 ℳ zurückgezogen und 11 Pferde erschienen am Pfosten, von denen nach einem sehr schönen Kampf des Grafen Henckel v. Donnersmarck sen. 2jähr br. St. „Little Digby“ v. Digby Grand a. d. Fern Leaf 53 kg (Busby) des Königl. Haupt⸗Gestüts Graditz 2jähr. dbr. St. „Weiße Dame“ v. Mae Gregor a. d. White Slave mit 1 ½ Längen leicht schlug. Werth des Rennens: 1935 ℳ für „Little Digby“ 435 ℳ für „Weiße Dame“. Wetten 13:5. — Um 4 ⅞ Uhr folgte diesem Rennen:
II. Union⸗Rennen. Staatspreis 10 000 ℳ Für zjähr. inländ. und österr.⸗ungar. Hengste und Stut. 300 ℳ Eins., 200 ℳ Reug., jedoch nur 100 ℳ, falls das erhöte Reug, bis 31. März 187 nicht nachgezahlt wird. Gew. Hengste 56 kg, Stut 54 ½ ½g. Dist. 2800 m. (Kl. B.) Dem zweiten Pferde 1500 ℳ aus den Eins. und Reug., das dritte Pferd rettet seinen Eins. Geschl. 31. Oktober 1876. — Von den 58 Unterschriften, welche das Rennen gefunden hatte, zahlten 34 ein Reugeld von 100 ℳ, 19 ein solches von 200 ℳ und 5 Pferde erschienen am Ablauf. Nach einem äußerst scharfen und interessanten Kampfe langte des Grafen H. Henckel von Donners⸗ marcksen. F. H. „Oroszvar“ v. Allbrook a. d. Lady Wentworth 56 kg (Busby) mit einem Vorsprung von einer Kopflänge gegen des Fuhrn. M. v. Tschirschky F. H. „Lateran“ von Grimston a. d. Religieuse 56 kg
(G. Johnson) ins Ziel. Des Baron G. Springer br. H. „Aumonier“
v. Ostreger a. d. Gratitude 56 kg (Smart) wurde dritter Werth des Rennens, 16 900 ℳ für „Oroszvar“, 1500 ℳ für „Lateran“ und 300 ℳ für „Aumonier“. Wetten 29:10. Es schloß sich diesem Rennen um 5 Uhr an: Silbernes Pferd, von Sr. Majestät dem Hochseligen Könige als Kronprinz verliehen, und Klubpreis 2400 ℳ Handicap. ür 3jähr. und ältere Pferde aller Länder. 150 ℳ Eins., 80 ℳ Reug., doch nur 30 ℳ, falls die Annahme bis 28. Mai nicht erkl. Sieger eines Rennens im Werthe von 1500 ℳ und darüber, nach
Veröffentlichung der Gewichte, 2 ½ kg, bei zwei oder mehr dergleichen
Rennen 3 ½ kg extra. Dist. 3200 m. (Gr. B.) em zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. bis 900 ℳ, abzüglich eines einfachen Eins., für das dritte Pferd. Der Sieger erhält den Besitz des silbernen Pferdes auf ein Jahr und muß dasselbe im nächsten Jahre, auch bei veränderter Proposition, vertheidigen oder 150 ℳ als Reug. zahlen. Geschl. 30. April. — Von den 19 Anmeldungen, die zu diesem Rennen erfolgt waren, zahlten 10 ein Reug. von 30 ℳ, 4 ein solches von 80 ℳ und 5 erschienen am Pfosten. Es siegte mit einer halben Länge des Baron B. Wesselenyi's 5 jähr. br. Et. „Zebra“ v. Zetland a. d. Wave 51 kg (Sopp) gegen Grf. H. Henckel von Donnersmarcks 4 jähr. br. H. „Prince Giles I.“ v. Giles I. a. d. Princesse Alice 60 kg (Busby) und des Fürsten Hohenlohe⸗ Oehringens 4 jähr. F. H. „Broadway Swell“ v. Thunderbolt a. d. Stars and Stripcsz 62 kg (Little), welcher als Dritter seinen Ein⸗ satz rettete. „Zebra“ erhielt den Ehrenpreis und 3070 ℳ, „Prince den zweiten Preis von 670 ℳ Dem Rennen folgte um r:
IVY. Seghorse⸗Rennen. Staatspreis 1200 ℳ Für zjähr. und ältere inländ. Hengste und Stut., geritten von Jockeys, die in Deutschland geboren oder deutsche Unterthanen sind. 60 ℳ Eins., halb Reug. Gew. 3jähr. 53 ½ kg, 4jähr. 62 kg, 5jähr. 64 ½ kg, Gjähr. und ältere Pferde 65 ½ kg. Stut. 1 ½ kg erl. Sieger (d. h. Pferde) eines Rennens im Werthe von 1000 bis exkl. 2500 ℳ 1 kg, von 2500 bis exkl. 5000 ℳ 2 kg, von 5000 bis exkl. 7500 ℳ 3 kg, von 7500 bis exkl. 10 000 ℳ 4 kg, von 10 000 bis exkl. 15 000 ℳ 5 kg, von 15 000 ℳ und darüber 6 kg extra für jeden solchen Sieg. Das Maximum darf 9 kg nicht übersteigen. Pferden, deren Vater
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oder Mutter in Deutschland ren; 2 ½ kg, deren beide Eltern in Deutschland geboren 3 ½ kg erl. Dist. 1800 m. Dem zweiten Pferde die Eins. bis 200 ℳ, nach Abzug eines einfachen Eins. für das dritte Pferd. Geschl. 28. Mai. — Das Rennen hatte wohl 11 Unterschriften aufzuweisen, da jedoch für 8 Pferde Reugeld gezahlt wurde, so erschienen nur am Pfosten: 1) Graf H. Henckel von⸗Donnersmarck sen. 3jähr. F.⸗H. „Achilles“ von Flibustier a. d. Gravelotte 51 kg (Scharff). 2) Graf Arnims 3 jähr. F.⸗H. Nostiz“ von Rustic a. d. No Chance 53 ⅞ kg (Bachert). Desgl. 3) Graf Goltsteins 3 jähr. br. H. „Maitrank“ von Lord of the Vale a. d. Merrimac 53 ½ kg (E. Fisk). Nach einem harten Kampf schlug „Achilles“ um einen kurzen Kopf „Nostiz“, während „Maitrank⸗ eine gure Länge zurückblieb. Letzterer rettete seinen Einsatz, „Achilles“ er⸗ hielt 1360 ℳ und „Nostiz“ 60 ℳ — Wetten 7:3. — Um 6 Uhr folgte diesem Rennen: „ V. Staatspreis II. Kl. 4500 ℳ. Für alle 4jähr. und älteren inländ. Hengste und Stuten, welche keinen klassifizirten Staats⸗ preis I. Kl. gewonnen haben. 240 ℳ Eins., halb Reug. Gewicht 4jähr. 62 kg, 5jähr. 65 kg, G6jähr. und ältere Pferde 66 kg. Stut. 1 ½⅞ kg erl. Dist. 2800 m. Dem zweiten Pferde die Hälste der Eins. und Reug. Geschl. 7. Mai. — Von den 6 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, zahlten 3 Reugeld; von den am Pfosten er⸗ schienenen drei Pferden siegte Graf Bernstorff⸗Gyldensteens 4jähr. br. H. „Handicapper“ von Breadalbane a. d. Cashbox 62 kg (F. Arnolt) leicht mit einer Länge gegen Frhrn. Ed. von Oppenheims 4jähr. F. St. „Regimentstochter“ von Mars a. d. Sommise 60 ½ kg. (Sopp) „Handicapper“ erhielt 5040 ℳ. „Regimentstochter“ 540 ℳ — Wetten 9:3. — Den Schluß des Tages bildete um 6 ½ Uhr: VI. Kaufpreis⸗Jagd⸗Rennen. Klubpreis 2400 ℳ Für Zjähr. und ältere inländ. und österr.⸗ung. Pferde. 60 ℳ Einsatz, halb Reug. Gew. 3jähr. 52 ke, 4jähr. 69 kg, 5jähr. 75 ½ kg, 6jähr. und ältere Pferde 79 kg. Dist. ca 4000 m. Der Sieger wird unter die Mitglieder des ehemaligen Berliner Rennvereins verloost. Die Verloosung geschieht am Tage nach diesem Rennen, Vormittags 10 Uhr. Der Gewinner des Looses hat das Recht, bis zum Mitt⸗ woch, den 12. Juni, Mittags 12 Uhr, beim General⸗Sekretariat des Unionklubs zu erklären, ob er das Pferd nehmen wolle oder nicht. Im Falle, daß bis zu dieser Zeit das Pferd nicht gefordert, oder keine Erklärung abgezeben ist, erhält der Gewinner des Looses 1200 ℳ und der Besitzer des qu. Pferdes 1200 ℳ als Prämie. Jedes Pferd, welches abläuft, ist für 2400 ℳ nebst Zuschlag der Eins. und Reug. käuflich. Zu nennen bis 28. Mai. Nachnennungen mit doppeltem Eins. resp. Reug sind bis zum Tage vor dem Rennen, Abends 10 Uhr, zulässig. — Bis 28. Mai hatte das Rennen nur zwei Unterschriften gefunden. Mit doppeltem 88* wurde noch des Lieutenants von Raben⸗ stein (4. Drag. Regt.) a. br. St. „Betzy Louis“, 75 ⅛ kg, nachgemel⸗ det. Letztere (geritten vom Trainer Kelly) gewann leicht und mit weitem Vorsprung das Rennen. Von den beiden Konkurrenten kam Rittm. Frhr. von Zieglers a. br. W. „Murr“ zu Fall und Graf Schlippenbachs 5 jähr. F. H. „Ossian“ wurde während des Rennens lahm. Der Werth des Rennens betrug 2640 ℳ
Leipzig, 10 Juni. (W. T. B.) Für die diesjährige Ge⸗ neralversammlung des Journalistentages, welche am 25. August in Graz (Steiermark) abgehalten wird, ist die Tages⸗ ordnung wie folgt festgestellt: 1) Bericht des Vororts Frankfurt a. M., 2) Preß⸗Statistik (Ref. General⸗Setretär Wentzel), 3) Antrag auf Bildung eines deutschen Journalisten⸗Verbandes (Ref. Rittweger⸗ Frankfurt und Schembera⸗Wien), 4) Betheiligung an der neu⸗ gebildeten Pensionskasse für deutsche Schriftsteller (Referenten Kletke⸗ Berlin und Singer⸗Wien), 5) Bericht über Befenssatioß einer Nach⸗ drucks⸗Kontrole (Ref. Singer), 6) Herausgabe eines Journalisten⸗ Almanachs (Ref. Wentzel). 7) Sonstige Anträge.
Baireuth, 8. Juni (W. T. B.) In dem Bamberger Bankprozesse ist von dem Schwurgerichte für Oberfranken heute Nachmittag das Urtheil verkündet worden. Der Banquier Eger ist zu einer vierjährigen, der Bankbuchhalter Barlet zu einer drei⸗ jährigen und der Kaufmann Gnuva zu einer dreimonatlichen Ge⸗ fängnißstrafe verurtheilt worden. Für sämmtliche Angeklagte waren von den Geschworenen mildernde Umstände angenommen worden.
Carl Riesels zweite Gesellschaftsreise nach Pari zur Weltausstellung geht am 15. Juni c. von Statten. Bei einem Beitrage von 350 ℳ und 14 tägiger Dauer wird in Deutschland die Eisenbahnfahrt in zweiter, in Belgien und Frankreich in erster Wagenklasse zurückgelegt, auch im Grand Hotel du Pavillon in Paris der größtmöglichste Comfort und volle Verpflegung, d. h. auch Tisch⸗ 1 das zweite Frühstück auf der Tour (nicht im Hotel) gewährt.
Carl Riesels Separat⸗Courierzüge nach Frankfurt a. M., Rhein, Elsaß, Schwarzwald und Schweiz wer⸗ den am 6. Juli und 1. August, sowie die nach München, Salzkammergut und Tirol am 5. Juli und 20. Juli c. bestimmt abgelassen. Die Billetausgabe findet schon von heute ab im obige Comptoir statt.
16“ in Paris 1878.
Am 4. April 1876 verfügte der Präsident der französischen Re⸗ publik, Marschall Mac Mahon, in Folge eines Vorschlags des Mi⸗ nisters für Landwirthschaft und Handel, Teisserene de Bort, daß eine Weltausstellung aller Erzeugnisse und Zweige der Industrie, der Landwirthschaft und der Kunst am 1. Mai 1878 in Paris er⸗ öffnet und am 1. Oktober desselben Jahres geschlossen werden solle Alle Nationen der Erde würden zu dieser Ausstellung eingelade werden, so daß sich bei dieser Gelegenheit ein einheitliches Bild vor den Fortschritten menschlichen Gewerbefleißes und Schaffens in dem Centrum der civilisirten Welt bieten würde. Kaum war dieses Dekret zur öffentlichen Kenntniß gelangt, als auch schon eine Meng Projekte und Pläne zu diesem großen internationalen Wettkampf bei der Regierung einliefen.
Alle diese Projekte indessen wurden von der Ober⸗Kommission
verworfen und in Folge eines Gutachtens und Berichtes der Unter⸗
Kommission erklärt, daß die Aufführung der erforderlichen Gebäude auf dem Marsfelde, demselben Terrain, auf welchem die Weltaus⸗ stellung von 1867 stattfand, angeordnet werden würde. Die Längen⸗ und Flächenmaße indessen, welche 1867 ausreichten, stellten sich für
die neue Ausstellung als bei Weitem zu gering heraus und es wurde,
in Anbetracht des gesteigerten Fortschrittes und der lebhafteren Theil nahme der Nationen für derartige industrielle Wettkämpfe beschlossen das erhöhte Terrain nördlich der Seine, den sogenannten Trokadero, zum Zweck des Aufbaues der Annexe und der Festräume mit heran⸗ zuziehen. Die hervorragendsten Architekten Frankreichs wurden nun⸗ mehr aufgefordert, ihre diesbezüglichen Projekte einzureichen, und mehrere Preise wurden ausgesetzt für die von der Kommission am besten bezeichneten Pläne. ,
Vierundneunzig solcher Projekte liefen alsbald ein und wurden in der „Scole des beaux arts“ vom 18. bis 22. Mai 1876 öffentlich ausgestellt. 8
Keines von diesen Projekten entsprach vollkommen den Anforde⸗ rungen und Erwartungen, so daß weder der erste noch der zweite Preis zur Vertheilung gelangten. Dagegen wählte man 12 der besten, von denen 6 eine Prämie von 3000, und 6 eine solche von 1000 Francs erzielten. 3
Fon jedem dieser 12 Projekte wurde ein gewisser Theil oder Ab⸗ schnitt acceptirt, so daß aus diesen 12 Plänen zusammen das end⸗ gültige Projekt von der Kommission zusammengestellt wurde, welches nun in seiner Ausführung einen großartigen, geschmackvollen und praktischen Eindruck macht.
Nachdem die Minister für Handel und und der Finanzen den Kammern die Pläne vorgelegt und dieselben ohne Aen⸗ derung von denselben angenommen waren, wurde die Höhe des Kredits von Seiten der Regierung ins Auge gefaßt und durch ein Dekret vom 18. Ok⸗
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