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Pn Prerce Heinrich zu dem Galadiner in das Königliche
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Heute begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mittelst Extrazuges nach Potsdam zur Inspizirung des Reqi⸗ ments der Gardes du Corps und des 3. Garde⸗Ulanen⸗Re⸗ giments.
— Gestern Abend 7 Uhr fand zu Ehren der Bevoll⸗ mächtigten zum Kongreß im Weißen Saale des Königlichen Schlosses ein Galadiner statt, zu welchem die Einladungen an die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses, die fremden hier weilenden Fürstlichkeiten, an den Reichs⸗ kanzler und die übrigen Bevollmächtigten zum Kongreß, an die landsässigen Fürsten, an die Generale der Infanterie und Kavallerie, die aktiven Staats⸗Minister und die den Bevoll⸗ mächtigten beigegebenen Herren ergangen waren.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Höchstwelche durch die Alte Kapelle in die Paradekammern eintraten, nah⸗ men vor dem Diner im Rittersaale die Vorstellung der fremden Diplomaten entgegen und verweilten alsdann kurze Zeit im Kurfürstenzimmer, während die Gesellschaft sich nach dem Weißen Saale begab.
Die Galatafel war an der Fensterseite des Saales auf⸗ eestellt. Zur Rechten Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit 8 Kronprinzen saßen Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit
die Kronprinzessin, Ihre Königlichen der Großherzo von Baden, die Prinzessin Friedrich Carl, der Prinz Leineich der Niederlande, die Pelnzef jin Marie, der ee. einrich und Ihre Hoheiten der Erbprinz von Anhalt und der Prinz Fried⸗ rich von Hohenzollern. Links von dem Kronprinzen hatten Ihre Plätze Ihre Laniglicher Hoheiten die Großher ogin von Baden, der Prinz Carl, der Prinz Friedrich Carl, der 8 nz August von Württemberg, der Erbgroßherzog von Baden, Se. Hoheit der Prinz Friedrich von Anhalt und Se. Durchlaucht Hein⸗ rich XVIII. Prinz Reuß. Gegenüber dem saß der Reichskanzler Fürst von Bismarck, zu dessen
Linken die übrigen Bevollmächtigten zum Kongresse.
Im Laufe des Diners erhob Sich Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und brachte folgenden Toast aus:
Le congrès réuni à Berlin a bien voulu inaugurer ses travaux en formulant des voeux pour le rétablissement de l'Eapereur, Mon Père. Je remercie les Représentants does Cabinets Européens de cette marque de leurs sentiments sympathiques et Je ne crois ponvoir mieux y répondre, qu'en exprimant de Ma part et au nom de Mon augusto Père le sincère désir de voir leurs efforts couronnés par une entente qui serait le meilleur gage de la paix universelle.
Au nom de Sa Majesté l'Empereur Je bois à la santé des Souverains et des Gonvernements dont les Représentants forment cet illustre congrès!
Nach aufgehobener Tafel nahm die Hohe Gesellschaft den Kaffee in der Bildergalerie ein. 8 8*
echten und
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— Der Reichskanzler hat dem Bundesrath den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen, betreffend die Unterhaltung und die Verwaltung der öffentlichen höheren Schulen, zur Beschlußfassung vorgelegt.
— Der Ausschuß des Bundesraths für Elsaß⸗ Lothringen trat heute zu einer Sitzung zusammen.
Sachsen. Dresden, 13. Juni. Die Erste Kammer erledigte heute das Einn ahmebudget, mit Ausnahme der die direkten Steuern betreffenden Positionen, im Wesent⸗ lichen nach den Beschlüssen der Zweiten Kammer, jedoch unter Ablehnung des von der letzteren beschlossenen Antrags, nach welchem die Regierung erwägen soll, ob nicht von nächster
“ an das Chaussee⸗ und Brückengeld aufzu⸗ en sei.
Hessen. Mainz, 12. Juni. Die „MainzerZtg.“ schreibt: Anläßlich der Errettung unseres allverehrten greisen Heldenkaisers von dem ruchlosen Attentat, wurde am Samstag Vormittag in der Synagoge der israelitischen Religionsgesell⸗ schaft hierselbst ein Dankgottesdienst wozu sich ein solch zahlreiches Publikum eingefunden hatte, daß die Räumlichkeiten förmlich überfüllt waren. Unter vorheriger Absingung einiger der Feier entsprechenden Psalmen und des vom Rabbiner Herrn Dr. Lehmann vorgetragenen üblichen Gebets für das hohe Kaiserliche und Großherzogliche Fürsten⸗ haus, betrat der Genannte die Kanzel und hielt eine einstündige L. Rede. Der Redner hob hervor, daß nach dem Fa,aee ee des weisen Sirach die Handlung eines Einzelnen wohl übersehen werden und unbeachtet bleiben dürfe, wenn aber ein und dieselbe Handlung sich wiederhole, mit der größten Aufmerksamkeit nach deren Grund und Ursprung geforscht werden müsse. Redner erörterte ferner, daß solche Zeiten, in welchen das Volk über die Fürsten sich zu über⸗ heben erlaubte, wie die Erfahrung lehrt, immer einen ver⸗ hängnißvollen Ausgang genommen haben. „Daß wir uns auf einer früher nie erreichten Kulturstufe befinden, kann uns keinen Schutz vor dem Untergange gewähren. Die Ge⸗ schichte lehrt uns, daß im grauen Alterthume schon Völker existirten, welche auf dem Gebiete der Kunst und Wissen⸗ schaft ebenfalls einen bedeutenden Rang eingenommen, wie in der ersten Geschichtsperiode die Egypter und
Babvylonier, in der zweiten die Griechen und Römer. Diese
Völker sind in der Kultur wieder so gesunken, daß von ihnen heute Nichts mehr übrig ist, und nur Spuren davon durch mühsame Forschungen und Ausgrabungen hie und da noch aufgefunden werden. Wenn man nun glaubte, daß unsere Civilisation nur fortschreiten könne, und wir einen Rückgang derselben nie zu erwarten haben, so hat uns vor ungefähr 2 Jahren jene unmenschliche revolutionäre Rotte, die Kommune von Paris, vom Gegentheil überzeugt. Wenn auch bei uns derlei verkehrte und verderbliche Ideen überhand nehmen würden, wenn ruhige Ueberlegung und Besonnenheit nicht die Oberhand behielten, wir würden, was Gott verhüten wolle, dem glei en Schicksal wie die oben genannten Völker anheimfallen.“ Redner schloß mit einem innigen Gebet für die baldige eecaenesung Ss. Nazesint des Kais ers, auf 25 “ greise Mangrch Fanch lange Jahre das Scepter fützren zmzege in jugendlicher Frische und Stärke zum Heil und Wohl seines ganzen Volkes. 8 1 Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 12. Juni. (Leipz. agg.) In Falge des auf das Leben Sr. Majestät den aisers gerichteten Attentates ist unterm 3. d. M. von den städtischen Behörden eine Adresse an Se. Majestät
den Kaiser beschlosse worden. Da viele Stimmen aus der Bürgerschaft den Wunsch aussprechen, es möge Gelegenheit 5* i werden, die Adresse mitzuunterschreiben, so hat die⸗ jetzt mehrere Tage zur Unterschrift ausgelegen und wird nunmehr morgen, von einer sehr großen Anzahl von Unter⸗ schriften bedeckt, an ihren Bestimmungsort abgehen.
Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 12. Juni. (L. 2 Von Seiten des Stadtraths ist eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser abgegangen, in we dem Schmerze der Bürger über das nichtswürdige Attentat Ausdruck gegeben wird.
Reuß ä. L. Ketz. 9. Juni. (Magd. Ztg.) Nach⸗ dem der Landtag in den vorangehenden Sitzungen das Fischereigesetz und das Gesetz, betreffend den Unterstützungs⸗ wohnsitz, nach eingehenden Debatten erledigt hatte, kam gestern in zwei Sitzungen die Ober⸗Landesgerichtsfrage zum Abschluß und die Landgerichtsfrage um einen Schritt weiter. Der Landtag hat die Errichtung eines eigenen Landgerichts verworfen. Der Landtag ist darauf ge⸗ schlossen worden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 13. Juni. (W. T. B.) Der Ausgleichsausschuß des Abgedrdnetenhauses hat in heutiger Sitzung nach längerer Debatte die vom Herren⸗
use beschlossene Fassung des Artikels 40 der Bankstatuten mit 21 gegen 13 Stimmen abgelehnt. Der Abgeordnete Scharschmidt meldete ein Minoritätsvotum an. — (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ meldet aus Bukarest: 8 Folge des letzten energischen Protestes Rumäniens gegenden russi⸗ schen Vormarsch auf der Linie von Piesti hat General Drentelen en Rückzug der Russen auf eine Entfernung von 10 km von den rumänischen Linien angeordnet. Dagegen hat derselbe die russischen Vorposten von Plojesti nach Filipesti bis an den Fluß Prahowa vorrücken lassen, wobei er indeß die Zusiche⸗ rung ertheilte, daß die Russen den Fluß gegen Kimpina nicht überschreiten würden.
— 14. Juni. (W. T. B.) Die „Presse“ tritr der An⸗ schauung entgegen, daß die „ungeklärte Stellung Oesterreichs“ die Hauptschwierigkeit des Kongresses bilde. Allerdings sei vielleicht das österreichische Friedensprogramm noch nicht offiziell detaillirt; aber auch Seitens anderer Mächte liege noch kein formulirtes Programm vor. Abgesehen von der brennendsten
rage, der bulgarischen, welche heute prinzipiell gelöst er⸗ scheine, sei kaum noch eine ernstliche Differenz zu
eutdecken, welche die österreichisch⸗russische Ueber⸗
einstimmung auf dem Kongreß zu gefährden ver⸗ möchte.
Schweiz. Bern, 13. Juni. (W. T. B.) Die alt⸗ katholische Synode beschloß mit 75 gegen 22 Stimmen, daß das der Eingehung einer Ehe durch einen Geistlichen vom Subdiakon aufwärts entgegenstehende Verbot des kano⸗ nischen Rechts in der altkatholischen Gemeinschaft weder ein Hinderniß für die Ehe von Seiten der Geistlichen, noch auch ein Hinderniß für die Seelensorge durch einen verheiratheten Geistlichen bilden solle.
Belgien. Die liberale „Indép. belge“ schreibt über das Wahlergebniß: „Der Erfolg übertrifft alle Er⸗ wartungen. n Gent, Antwerpen, Verviers, Charleroi, Brügge ist der Triumph der Liberalen vollständig. Die kleri⸗ kale Majorität in der letzten Kammer betrug 12 Stimmen, bei der Erneuerung der Kammer hat sich das Verhältniß um⸗ gekehrt: die Liberalen werden eine Majorität von 10 Stimmen haben. Das Repräsentantenhaus zählte bei 124 Mitglie⸗ dern 68 Klerikale und 56 Liberale; die neue Kammer wird aus 132 Mitgliedern bestehen, von denen 70 der liberalen und 61 der
ultramontanen Partei angehören. In Waramme steht noch eine 9
Stichwahl bevor, und voraussichtlich wird diese den Liberalen zugute kommen. Der Senat, in welchem die Klerikalen 4 Stimmen Majorität hatten, zählt nach der Neuwahl 36 Liberale und 30 Klerikale. Trotz großer Aufregung ist der Wahlkampf ohne Störung der Ordnung vorübergegangen. Zusammenrottungen, die in Brüssel vor dem Cercle catholique Abends stattfanden, wurden leicht zerstreut. In Antwerpen scheint man die Zählung der Stimmen mit einigem Mißtrauen verfolgt zu haben. Es fielen heftige Scenen dabei vor. In Brügge fand eine große Demonstration der Liberalen statt.
Großbritannien und Irland. London, 12. Juni. (E. C.) Die Kön igin gedenkt am Freitag, den 21. Juni, oder am Montag, den 24., von Balmoral zurückzu kehren. — Auf einer Versammlung von Deutschen in Edinburgh, unter Vorsitz des Konsuls Robinson, wurde eine Adresse an den Deutschen Kaiser beschlossen, die dem Abscheu gegen die beiden Attentate Worte verleiht. Gleichzeitig wurden für die durch den Untergang des deutschen Panzer⸗ s Fflet⸗ betroffenen Wittwen und Waisen Sammlungen eröffnet.
— 13. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses beantragte Rylands eine eso⸗ lution, dahingehend, daß künftig keinerlei Verträge, die einen Kriegsfall involviren könnten, abge⸗ schlossen werden sollen, wenn dieselben nicht vor ihrer Ratifizirung dem Parlamente vorgelegt worden seien. Jenkins unterstützte den Antrag, Gladstone bekämpfte den⸗ selben, weil es nicht gerathen erscheine, ein neues konstitutio⸗ nelles Prinzip aufzustellen. Der Schatzkanzler Northcote sprach sich mit Entschiedenheit gegen das in der Resolution aufgestellte Prinzip aus, durch welches die Prärogativen der Krone ernstlich gefährdet würden, und erklärte, daß der An⸗ trag auch im Hinblick auf den eben erst zusammengetretenen Kongreß durchaus unzeitgemäß erscheine. Der Antrag Ry⸗ lands wurde ohne weitere Abstimmung abgelehnt.
— 14. Juni. (W. T. B.) Die auswärtigen Ange⸗ legenheiten werden während der Abwesenheit des Marquis von Salisbury durch den Minister des Innern, Croß, ge⸗ leitet werden.
Frankreich. Paris, 12. Juni. (Fr. C.) Die Wahlen für 22 durch Invalidirung und 2 durch den Tod erledigte Deputirtensitze sind auf den 7. Juli angesetzt. Paris selbst nimmt an ihnen im 6. Arrondissement Theil, welches für den Obersten Denfert⸗Rochereau einen Nachfolger zu wählen hat. — Nunmehr ist definitiv entschieden, daß die Land⸗ wehr bei der auf den 20. Juni angesetzten Revue von Longchamps nicht vertreten sein soll. — Der bedeutende EE“ Werthe des Silbers, sagt der Finanz⸗ Minister Lon Say in einem dem Präsidenten der Republik erstatteten Berichte, welchen das „Journal officiel“ veröffent⸗
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licht, und das dadurch erschütterte Verhältniß des Werthes unserer beiden Münzmetalle hat für unsere indischen Kolonien Schwierigkeiten herbeigeführt, die noch durch die Verschieden⸗ hei der in —2 Aanfbaren Münzen vermehrt werden. So
erscht in den Antillen fast ausschließlich das französische Geldstück, in der Reunion vorwiegend die Rupie und der spa⸗ nische Quadrupel, in Cochinchina wiederum der spanische Pia⸗ ster. Hr. Léon Say beantragt deshalb die Ernennung einer Kommission, welche die durch die Umstände gebotenen Ver⸗ änderungen in dem Münzsysteme der Kolonien vorznschlagen hätte. Diese Kommission besteht aus den Senatoren Cal⸗ mon und Desmazes, den Abgeordneten Tirard und Godin, den Bankiers Alfons von Rothschild, A. André und Girod vom Comptoir d’'Escompte, dem Contre⸗Admiral Duperré und mehreren Finanzbeamten.
Spanien. Die amtliche Zeitung vom 9. Juni veröffent⸗ licht die Dekrete, welche die Annahme der 2n des Generals Jovellar und die Ernennung des Generals Mar⸗ tinez Campos zum General⸗Gouverneur und Ge⸗ neral⸗Kapitän der Insel Cuba aussprechen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. Juni.
W. T. B.) Nach dem heute veröffentlichten, von gester ormittag datirten Bulletin hatte Ihre Majestät die Kaiserin die Nacht ruhig verbracht. Der Fieberzustand war nicht bedeutend, aber doch andauernd, der Appetit gering. Die lokalen Symptome waren in allmählicher Besserung, der githem war tiefer und langsamer geworden; indeß war noch immer eine ziemlich große Schwäche vorhanden. — Der „Regie⸗
rungsbote“ veröffentlicht einen Kaiserlichen Ukas, wonach an Stelle des von seinem Posten zurückgetretenen Justiz⸗ 8
Ministers, Grafen Pahlen, der Wirkliche Geheimrath Nab koff zum Justiz⸗Minister ernannt worden ist. — Der neue türkische Botschafter, Schakir Pascha, ist vor⸗ gestern von dem Kaiser in Zarskoje⸗Selo in feierlicher Audienz empfangen worden.
Amerika. Washington, 13. Juni. (W. T. B.) Der Präsident hat gestern dem Kongreß eine Ietäh gehen lassen, worin um die Bewilligung des für die Abha tung einer internationalen Konferenz über di Doppelwährung erforderlichen Kredites nachgesucht wird. n der Mittheilung heißt es, daß Frankreich, Rußland, It ien, Ungarn, die Niederlande, Griechenland und die Schweiz die Einladung der Vereinigten Staaten angenommen hätten und sich auf der Konferenz vertreten lassen würden; von En land, Deutschland, Oesterreich und Belgien sei noch keine definitive Erklärung erfolgt.
tatistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadr B n sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2. Juni bis incl. 8. Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 191 Ehe schließungen, 803 Lebendgeborene, 41 Todtgeborene und 687 Sterbefälle.
— Das soeben erschienene Oktober⸗Dezemberheft 1877 (Nr. 4) der Zeitschrift des Königlich bayerischen statistischen Bu⸗ reaus, herausgegeben von dessen Vorstand Dr. Georg Mayr (Mün⸗ chen, Kommissionsverlag von Ad. Ackermann, vormals E. A. Fleisch manns Buchhandlung) enthält folgende Beiträge: Die Geburtshäufigkeit in Bayern mit besonderer Berücksichtigung der geographischen Ve theilung derselben, von Dr. G. Mayr (mit einem Kartogramm); die Ernteergebnisse des Jahres 1876 in Bayern von Dr. G. Mayr; Beiträge zur bayerischen Medizinalstatistik, insbesondere zur Statistik der Erkrankungen im Jahre 1876, von Dr. G. Mayr. Die letzt⸗ genannten Beiträge, welche aus 346 Quartseiten Tabellen bestehen, beweisen, welche Sorgfalt in Bayern auf die Medizinalstatistik ver⸗ wendet wird. Es ist dies, wie aus der Einleitung zu diesen Beiträgen hervorgeht, nicht erst in neuerer Zeit geschehen, vielmehr enthalten schon die statistischen Tabellen für das Verwaltungsjahr 1809 — 10 einen besonderen Nachweis über die an sämmtlichen Orten Bayerns Gestorbenen auch nach Krankheiten. Unter von Hermanns Leitung der amtlichen Statistik Bayerns fanden die medizinalstatistischen Interessen vorzugsweise in zwei Richtungen eingehende Beachtung, einerseits in den Nachwesen über die Gestorbenen nach Alter und Geschlecht, andererseits in der Entwickelung der Todesursachen. Auf von Hermanns Veranlassung wurden in Bayern die Gestorbenen schon von dem Jahre 1835 — 36 an bis zum Alter von 90 Jahren durchweg nach einzelnen Altersjahren mit Unterscheidung des Geschlechts nachgewiesen. Nachweise über die Todesursachen der Gestorbenen finden sich vom Jahre 1839 bis 1840 ab in den Veröffentlichungen des Königlich bayerischen statistischen Bureaus. Von 1839/40 bis 1850/51 sind hierbei mit b einerseits von Alter und Geschlecht, andererseits von Jahreszeit und Geschlecht 38 Todesursachen ohne scharfe systematische Gliederung aufgeführt. Secit 1851—52 sind diese Todesursachen auf 53 erweitert worden, seit 1867—68 auf 90, gleschzeitig unter syste⸗ matischer Gliederung. Das Material für die Statistik der Todes⸗ ursachen liefert die obligatorische Leichenschau, die amtlichen Aerzte stellen das Material aus den von den Leichenbeschauern ausgefertigten Todtenscheinen für ihren Bezirk zusammen und die Kreisregierungen fertigen daraus für die Regierungsbezirke Zusammenstellungen, welche im statistischen Bureau superrevisorisch festgestellt werden. Außerdem liefern noch die jährlichen Ermittelungen über die Ergeb⸗ nisse des Ersatzgeschäfts und über die hierbei gesammelten Daten der die Dienstuntauglichkeit bedingenden Krankheiten und die Erhebungen über die Verbreitung der Blindheit, Taubstummheit, des Blöd⸗ und Irrsinns Material sär die Medizinalstatistik. Diese bildet auch noch den Gegenstand der von dem Staats⸗Ministerium des Innern vor⸗ geschriebenen Jahresberichte der amtlichen Aerzte, welche von dem Dr. med. Carl Friedrich Maier zu einem »Generalbericht über die Sanitätsverwaltung im Königreich Bayern“ verarbeitet werden. Endlich kommen hierbei noch die besond ren Berichte in Betracht, welche auf Veranlassung des Staats⸗Ministeriums des Innern über größere Epidemien von Fachmännern veröffentlicht werden, so der Generalbericht über die Cholera⸗Epidemien im Kö⸗ nigreich Bayern 1873 — 74 von Dr. med. C. F. Majer und Dr. Klinger (München 1877) und die Berichte über Lokalepidemien von Pfeufer, Pettenkofer, Hopp, Mühlhäuser, Fickentscher, Frank u. A. Durch diefe Organisation sind die Vorschläge, welche die Kommission zur Vorbereitung einer Reichs⸗Medizinalstatistik im Jahre 1874 gemacht hat, für Bayern im Wesentlichen bereits aus⸗ geführt. — Aus den Tabellen des Werkes heben wir hervor, daß in Bayern im Jahre 1876 auf 100 qbm 2,25 approbirte Aerzte treffen (im Reich 2,54, in E 2,29, in Sachsen 6,65), auf 10 000 Einwohner 3,39 approbirte Aerzte (im Reich 3,21, in S 3,09, in Sachsen 3,61), in den Städten mit 5000 und mehr
inwohnern 9,16 (im Reich 7,49, in Preußen 7,24, in Sachsen 7,56). Auf je 100 qum trafen in Bayern 0,80 Apotheken (im Reich 6,82) und auf je 10 000 Einwohner 41 Betten in Heilanstalten (im Reich 33, in Preußen 30, in Sachsen 29).
— Nach einem Aufsatz in dem neuesten Heft der Zeitschrift des Königlich preußischen sse haincen Bureaus war der Grundbesitz in Frankreich Ende 1876 nach Ausweis der Hypothekenbücher mit 19 278 931 692 Fr. Hypothekenschulden belastet und mit Hinzu⸗ rechnung von 832 098 402 Fr., welche dem Croͤdit foncier gehörten mit 20 111 028094 Fr. Es ist aber berechnet worden, daß 5 741 931 768 Fr. der Hypothekenschulden bereits getilgt und nur
—
1 8 . * nicht gelöscht waren, so 14 369
5 g 096 326 Fr. stellte. Den Zinsfuß im Durchschnitt zu 4,5 % angenommen, ergab sich für das Jahr 1877 ein Hypotheken⸗Zinsen⸗ betrag von 646 335 Fr. (davon 37 444 338 Fr. oder 5,8 % für den Crédit 88 oder 306 Millionen Fr. mehr als die Grund⸗ steuer (incl. Zuschläge 3 0 840 224 Fr.). r Reinertrag der fran⸗ ösischen Liegenschaften war im Jahre 1877 mit 987 449 559 Fr. an
teuern 2 Zinsen belastet, da derselbe aber schon 1874 auf jährlich 3 959 165 000 Fr. geschätzt war, so beanspruchten die Grund⸗ steuern nur 8,61 % und die Hypothekenzinsen 16,33 % des Reinertrags. Wenn man den Angaben von Fachschriftstellern folgt, welche den Werth des Grund und Bodens in Frankreic; auf mindestens 100 Milliarden Fr. veraaschlagen, so sind höchstens 14,37 % des Werths verpfändet. Im österreichischen Reichsraths⸗ ebiet (ohne Dalmatien und Vorarlberg) wurde im Jahre 1875 die Grundschuld auf 3071 Millionen Fl. und der Werth der Liegen⸗ schaften auf 7721 Fl. geschätzt, was eine hypothekarische Belastung von 39,77 % ergiebt. Für Fra kreich ist schon seit dem Jahre 1840 anzunehmen, daß die nicht gelöschten Hypothekenschulden konstant ca. 20 % des Grundwerths betragen, daß also Werth und Verschul⸗ dung der Grundstücke seitdem gleichmäßig gestiegen sind. Die Stei⸗ gerung der Schulden ist aber viel weniger durch produktive Anlagen erbeigeführt worden, als durch eingetragene Restkaufgelder, Gerichts⸗ kosten und Kautionshypotheken.
— Nach dem am 1. April e. Census bestehen zur Zeit in Spanien 29 138 Elementarschulen, die von 1 633 288 Schülern beiderlei Geschlechts, also von 10 % der Ge⸗ sammtbepölkerung, besucht werden. Die erwähnte Anzahl von 29 138 Schulen umfaßt aber sowohl die öffentlichen, als die Privat⸗ schulen. Die Zahl jener — der öffentlichen — betrug im Jahre 1870 bereits 22 711, die der privaten 5406, zusammen 22 117, so daß in den letzten acht Jahren 7021 Elementarschulen neu hinzugekommen sind. In Betreff des Schulbesuchs ist die obige Schülerzahl nach der Gesammtbevölkerungsziffer von 1860 bemessen, insofern sie aber nach dem Zuwachs der gegenwärtigen Bevölkerung berechnet wird, beträgt sie nicht 10, sondern 9 %.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das V. Heft der „Annalen der Hydrographie und marit men Meteorologie“ bringt eine Erklärung der in den Witte⸗ rungsberichten und Aussichten der Seewarte angewen⸗ deten Ausdrücke, welche den mit der meteorologischen Zeichen⸗ sprache und Ausdrucksweise nicht vertrauten Leser dieser Publi⸗ kationen zu einem besseren Verständnisse derselben anleiten soll.
— Am 10. Juni versammelte sich in Jena die ständige Depu⸗ tation des deutschen Juristentages. Es wurde beschlossen, in diesem Jahre den Juristentag in Jena abzuhalten, und zwar am 29., 30. und 31. August. 8
London, 13. Juni. (E. C.) Die Geographische Ge⸗
ellschaft wird am Freitag den Bericht des Ausschusses, der einen ond zur Erforschung Afrikas sammelt, besprechen. Die Gesellschaft at b schlossen, zur Erforschung des Landes zwischen Dar⸗ es⸗ Salaam und dem Nord⸗Ende des Nyanza⸗Sees eine kleine Expedition auszusenden. Dieselbe steht unter Leitung von Mr. Keith Johnston und wird im Oktober nach Zanzibar aufbrechen.
Paris, 13. Juni. (W. T. B.) Der Senator Henri Martin von der Linken, Verfasser der „Geschichte Frankreichs“, ist an Stelle Thiers' mit 18 Stimmen zum Mitgliede der Akademie ge⸗ wählt worden; 15 Stimmen hatte Taine erhalten. An Stelle Claude Bernards wurde der Verfasser des „Lebens Jesu“, Ernest Renan, mit 19 Stimmen zum Mitgliede der Akademie gewählt; 15 Stimmen
uf Wallon gefallen.
Gewerbe und Handel.
Nach amtlichen Nachrichten ist das Verbot der Ausfuhr von Kleie aus Konstantinopel aufgehoben worden.
— In der gestrigen Generalversammlung der Aktionäre der Deutsch⸗Belgischen La Plata⸗Bank wurde den Anträgen der Verwaltung entsprechend die Reduktion des Grundkapitals durch Rückzahlung von 16 ⅜ % beschlossen.
— Ein Telegramm der „B. Börs.⸗Ztg.“ aus Amsterdam meldet, daß die Niederländische Regierung 43 Millionen Fl. 4 %ige Staatsanleihe emittirt, welche am 20. und 21. d. M. in Amsterdam zur Subskription aufgelegt werden sollen. Der Sub⸗ skriptionscours beträgt 98 HB.
— Aus dem Geschäftsbericht der Mecklenburgischen Friedrich⸗Franz⸗Eisenbahngesellschaft für 1877 sind folgende Mittheilungen entnommen: Die Betriebsausgaben stellten sich auf 2 114 048 ℳ gegen 2 166 683 ℳ im Jahre vorher. Die Gesammteinnahme belief sich auf 4454 726 ℳ, der Ueberschuß auf 2 340 677 ℳ, dazu tritt der aus 1876 übernommene Gewinnvortrag mit 169 882 ℳ, macht zusammen 2 510 559 ℳ Darvon ist gpzahlt 1) die an die mecklenburgische Regierung zu zahlende Annuität mit 960 000 ℳ, 2) die an den Reservefonds abzuführende Quote mit 370 000 ℳ, 3) die vertragsmäßige Tantième mit 23 420 ℳ, 4) als Dividende pro 1877 auf das Aktienkapital von 13 500 000 ℳ à 7 % 945 000 ℳ Der Rest wird auf die Betriebsrechnung pro 1878 mit 212 139 ℳ vorgetragen.
Landsberg a. W., 14. Juni. (W. T. B.) Zu dem heutigen Wollmarkt sind 4120 Ctr. angefahren. Der Markt war sehr belebt; es entwickelte sich ein flottes Geschäft, die Preise stellten sich 9 ℳ höher als auf dem letzten Markt.
Kaiserslautern, 13. Juni. (W. T. B.) Eine von den be⸗ deutendsten Fabrikanten und Mitgliedern des Handels⸗ und Gewerbestandes hier abgehaltene Versammlung be⸗ söch einstimmig, alle Arbeiter zu entlassen, die sich offen zur sozialdemokratischen Partei bekennen oder die Bestrebungen dieser Partei durch Theilnahme an ihren Versammlungen, durch das Halten von sozialdemokratischen Blättern oder durch Beiträge zu den Kassen derselben unterstützen.
Verkehrs⸗Anstalten. 8 “
89 NE“ 8 a b
Baltimore, 9. Juni. (Per transatlantischen Telegraph.) Das Postdampfschiff „Berlin“, Kapt. § Lamcke, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 22. Mai von Bremen abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen.
Southampton, 13. Juni. Das Postdampfschiff „Mosel“, Kapt. H. A. F. Neynaber, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 1. Juni von New⸗York abgegangen war, ist gestern 4 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 6 Uhr Abends die Reise nach Bremen fortgesetzt. Die „Mosel“ überbringt 316 Passagiere und volle Ladung.
Berlin, 14. Juni 1878.
Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Sommer⸗ Meeting 1878. Dritter Tag, Donnerstag, 13. Juni, Nach⸗ mittags 4 Uhr.
Der Besuch der Bahn war wegen der herrschenden trüben Witte⸗ rung nicht so zahlreich als an den beiden vorhergehenden Tagen des Mectings. Dennoch hielt sich das Wetter günstig und schlossen sogar die Rennen, welche wiederum mannigfaches Interesse darboten, bei prächtigem Sonnenschein. Die Rennen, welche ohne Unfall und in größter Regelmääigteit verliefen, begannen um 4 Uhr mit:
1. Erstes Kriterium. Klubpreis 3000 ℳ Für 2jähr. in Deutschland und in der österr.⸗ungar. Monarchie geb. Pferde. 150 ℳ Eins., 80 ℳ Reug. Dist. 1000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Geschl. 28. Mai. — Von den 14 welche zu diesem Rennen eingegangen waren, wurden 8 zurückgezogen, und 6 Pferde erschienen am Pfosten. Es siegte nach einem schönen
Kampfe des Fürsten rr F. H. „Antonelli“ v. Flibustier a. d. Religiöse 55 kg (Little) mit einer halben Länge ge⸗ gen des Grafen 8. nckel v. Donnersmarck sen. F. H. „Picklock“ v. Buccaneer a. d. Sexagesima 55 kg (Busbv). Werth des Rennens 3720 ℳ für „Antonelli“*, 720 ℳ für „Picklock.“ Wetten: 22:3. — Um 4 ½ Uhr schloß sich diesem Rennen an: 1 II. Blue Gown⸗Rennen. Staatspreis 1500 ℳ Für 3jähr. und ältere inländ. Hengste und Stuten, die noch kein Rennen im We the von 2000 ℳ oder darüber gewonnen haben. 80 ℳ Einsatz, 40 ℳ 2 Dist. 1600 m. Dem zweiten Pferde die Einsätze und Reug. bis 250 ℳ, nach Abzug eines einfachen Einsatzes für das dritte Pferd. Geschl. 28. Mai. — 14 Nennungen waren zu diesem Rennen erfolgt; für 10 Pferde wurde aber Reugeld gezahlt und 4 er⸗ schienen am Pfosten. Nach einem sehr spannenden und interessanten Rennen siegte mit 2 ½ Längen Vorsprung des Königlichen Haupt⸗Ge⸗ stüts Graditz 3jähr, b. H. „Wegelagerer“ v. Buccaneer a. d. Vis⸗ counteß, 55 kg (E. Fis Pgen des Grafen Arnim z3jähr. br. H. „Lauffeuer“ v. Rustic a. d. Lady Beaconsfield, 57 kg (Whiteley). Des Grafen Goltstein 4 j;ähr. br. H. „Counteß Savern“ v. Saver⸗ nake a. d. Merrimac, 61 ½ kg (Little) wurde um 8 Längen zurück dritter und rettete dadurch seinen Einsatz, während „Wegelagerer“ das erste Geld von 1890 ℳ heimtrug und „Lauffeuer“ den zweiten Preis von Zoian erhielt. — Wetten 24: 3. — Es folgte diesem Rennen um r: „III. Staatspreis III. KI. 3000 ℳ Für alle Zjähr. und älteren inländ. Hengste und Stuten, welche noch keinen Staatspreis I. oder II. Kl. gewonnen haben. 180 ℳ Eins., 90 ℳ Reug. Dist. 2200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. G.schl. 21. Mai. — Von den 7 Pferden, welche zu diesem Rennen ge⸗ nannt waren, erschienen, da für 5 derselben Reugeld gezahlt wurde, nur des Frhrn. v. Langen 3jähr. F. H. „Vitus“ v. Blue Gown a. d. Perfeckion 54 ½ kg (Whiteley) und des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 4 jähr. F. St. „Regimentstochter“ v. Mars a. d. Soumise 60) kg (Sopp). „Vitus“ führte und siegte nach Gefallen; er erhielt den ersten Preis von 3405 ℳ und überließ der Stute das zweite Geld 8 405 ℳ — Wetten 65:50. — Um 5 ½ Uhr folgte diesem ennen:
IV. Verkaufs⸗Rennen. Graditzer Gestütspreis 1200 ℳ Für Zjähr. und ältere inländ. Pferde. 60 ℳ Eins., ganz Reugeld.
er Sieger ist, wenn gefordert, für 2400 ℳ käuflich, für jede 600 ℳ billiger 3 kg erl. Nicht verkäufliche Pferde 7 ½ kg extra. Dist. 1600 m. Der Sieger wird gleich nach dem Rennen öffentlich und fällt der etwaige Mehrbetrag der Rennkasse zu. Er⸗ reicht kein Gebot den angesetzten Kauspreis, so verbleibt das Pferd dem bisherigen Eigenthümer. Zu nennen und Kaufpreis anzugeben bis 28. Mai. Nachnennungen find bis zum Tage vor dem Rennen Abends 10 Uhr mit doppeltem Eins. resp. doppeltem Reugeld zu⸗ lässig. — Bis zum 28. Mai hatte das Rennen 6 Unterschriften auf⸗ zuweis en; es wurden jedoch mit doppeltem Einsatz noch zwei Pferde nachgemeldet, während von den zuerst gemeldeten Pferden drei zurück⸗ gezogen wurden. Es erschienen sonach am Pfosten 5 Pferde, welche ein sehr schönes Rennen machten, und von denen die beiden nachgenannten Pferde sich als in ihren Leistungen die überlegensten erwiesen. Es siegte mit zwei Längen Vorsprung des Grafen Bernstorff⸗Güldensteen 3jähr. dbr. H. „Sharper“ v. Savernake a. d. F. Sharp (1200 ℳ), 59 kg (F. Arnott) gegen des Lieut. A. Grashey Zjähr. F. H. „Sturm“ v. Grimston a. d. Breeze (1200 ℳ), 59 kg (H. Milne) und brachte seinem Besitzer den Preis von 1800 ℳ heim, von dem derselbe jedoch die Summe von 500 ℳ an die Rennkasse wieder zurückzahlte, da er den Sieger bei der darauf folgenden Versteigerung für den Preis von 1700 ℳ zurückkaufte. Wetten: 7: 3. — Es schloß sich um 6 Uhr an dieses Rennen an: . 3
V. Trost⸗Handicap. Klubpreis 1200 ℳ Für Pferde aller
Länder, welche 1878 zu Berlin in Flach⸗ oder Hinderniß⸗Rennen elaufen und nicht gesiegt haben. 80 ℳ Eins, 40 ℳ Reug., durch
ieg ausgeschlossene Pferde zahlen ganz Reug. Dist. 1600 m. Das dritte Pferd rettet den Eins., der Rest der Eins. und Reug. zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geschl. 28. Mai. — 20 Pferde hatten das Rennen angenommen; drei derselben waren durch Sieg von der Konkurrenz ausgeschlossen, 6 durften nicht daran theilnehmen, weil sie in den vorhergehenden Rennen des Meetings nicht gestartet hatten, und 7 zahlten Reugeld. Nach einem sehr scharfen Kampf kam des Grafen Bernstorff⸗Güldensteens Zjähr. F. H. „Flaneur’“ v. Savernake a. d. Schalmeye, 48 kg (W. Arnott) mit einer Kopflänge gegen des Grafen Schlippenbach Zjähr. br. H. „Ulan“ v. Blue Eown a. d. Dirt Cheap, 53 kg (Whiteley) als Sieger ein. Des Grafen B. Binski 6jähr. br. St. „Eilig“ v. King of Diamonds a. d. Estrella erreichte den dritten Platz und rettete seinen Einsatz, während „Flaneur“ den Preis von 1750 ℳ und „Ulan“ das zweite Geld von 750 ℳ heimbrachte. Wetten 27:5. — Den Schluß des Tages und des Meetings bildete um 6 ½ Uhr:
VI. Sommer⸗Jagd⸗Rennen. Stlaatspreis 1800 ℳ Herren⸗Reiten. Für 4 jähr. und ältere inländ. Hengste und Stut. 100 ℳ Einf., halb Reug. Dist. 5000 m. Dem zweiten Pferde bis 600 ℳ aus den Eins. und Reug. Geschl. 28. Mai. — Von den 8 Unterschriften, welche dieses Rennen ge⸗ funden hatte, wurden 6 zurückgezogen, so daß nur am Start des Frhrn. E., v. Falkenhausen a. F. St. „Nacht⸗ Schwalbe“ v. King of Diamonds a. d. Evergreen (incl. 2 ½ kg extra) 86 ½ kg (geritten vom Besitzer) und des Lieut. Baron König (3. B randenb. Husaren⸗Regt.) a. br. St. „Thea“ v. King of the Vale g. d. Therefe (incl. 1 ½ kg extra) 85 ½ kg (geritten vom Lieut. von Kramsta vom Garde⸗Kürassier⸗Regt.) erschienen. „Nachtschwalbe“ war der Konkurrentin entschieden überlegen und siegte nach Gefallen mit 6 bis 8 Längen. „Nachtschwalbe“ erhielt den Preis von 1800 ℳ und „Thea“ die Einsätz Reugelder von 500 ℳ
Magdeburg, 12. Juni. (Magd. Ztg.) Die heutige zweite ö ammlung des zweiten deutschen Lehrertages hat olgende Thesen angenommen:
1) Die Volksschule bedarf in Bezug auf die zu erziehende Jugend als Stellvertreterin des Elternhauses auch ferner des Rechtes der körperlichen Züchtigung, da in Folge des Schulzwanges Schul⸗ kinder auch nach mehrfach fruchtloser Anwendung anderer Straf⸗ mittel, sowie bei frecher Widersetzlichkeit und grober Unsittlichkeit nur im äußersten Falle ausgeschlossen werden können; sodann ist ein solcher Ausschluß eine weit härtere Strafe als körperliche Züchtigung, . 88 Besserung des ausgeschlossenen Kindes unbedingt wirksamer zu fördern.
2) Der Staat hat ein hervorragendes Recht daran, daß der Lehrer als Miterzieher der Jugend die Ausübung des Züchtigungs⸗ rechtes aus Furcht vor den zur Zeit bestehenden Strafbestimmungen da nicht unterlasse, wo sorgsame Erwägung und pädagogische Erfah⸗ rung dieselbe fordern. 8
3) Die kör erliche Züchtigung sei als Ausfluß wahrer erzieh⸗ licher Liebe gerecht und der Individualität wie den Verhältnissen angemessen und erfolge in schicklicher und die Gesundheit nicht ge⸗ fährdender Weise, so daß der Zweck des Sic angöre ttes nicht überschritten wird; die Anwendung der körperlichen Züchtigung der Schuljugend wird um so seltener werden können, je geringer die Hindernisse sind, welche der erziehlichen und unterrichtlichen Thätigkeit des Lehrers und der Ueberfüllung der Schulklassen, aus Mangel an Lehr⸗ und Lernmitteln, aus neee.nasg Schulbesuche und entsittlichendem Einflusse des Hauses erwachsen, je mehr das Ansehen des Lehrers durch eine seiner Thätigkeit und Bildung ent⸗ sprechende soziale Stellung, durch Vertrauen und Achtung seiner un⸗ hetelbanen und mittelbaren Vorgesetzten gefördert und aufrecht er⸗ alten wird.
4) Die Verfolgung solcher Ueberschreitung des Züchtigungs⸗ rechtes, durch welche angeblich strafbare Körperverletzungen herbei⸗ geführt sein sollen, geschehe von Seiten der Staatsanwaltschaft nur im Einverständnisse mit der vorgesetzten Schulbehörde, welcher
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mithin die Voruntersuchung zu überweisen ist. Auch ist das Zeugniß eines Bezirksarztes erforderlich, um eine Körperverletzung zu konstatiren.
5) Da die Lehrer in der Schule hinsichtlich der Erziehung der Kinder als die Stellvertreter der Eltern anzusehen sind, 5 läßt sich eine schärfere Bestrafung der Lehrer bei Ueberschreitungen des Züchtigungarechtes nicht rechtfertigen.
6) ist Seitens der Lehrer die Verwirklichung dieser Be⸗ schlüsse anzustreben durch Einwirkung auf die öffentliche Meinung — die Aenderung der einschläglichen Paragraphen des Strafgesetz⸗
uchs.
„ 7) Die Lehrer haben weder das Bestreben, der körperlichen Züchtigung Vorschub zu leisten, oder dieselbe zu verallgemeinern, no
ne thatsächliche Ueberschreitung in Schutz zu nehmen. 1
Bonn, 13. Juni. (W. T. B.) Die altkatholische S ynode beschloß mit 75 gegen 22 Stimmen, daß das der Ein-⸗ gehung einer Ehe durch einen Geistlichen vom Subdiakon auf⸗ wärts entgegenstehende Verbot des kanonischen Rechts in der alt⸗ katholischen Gemeinschaft weder ein Hinderniß für die Ehe von Seiten der Geistlichen, noch auch ein Hinderniß für die Seelensorge durch einen verheiratheten Geistlichen bilden solle.
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Göttingen, 11. Juni. (Wes. Ztg.) Heute begannen hier in der Aula der Universität die Verhaͤndlungen der 8. Versamm⸗ lung des hansischen Geschichtsvereins.
Die Präsenzliste weist 150 Theilnehmer auf aus 32 Städten, darunter Innsbruck und Königsberg als die fernst gelegenen. Namens
der Universität begrüßte die Versammlung der Prorektor Lotze, . 88
Namens der Stadt Göttingen der Bürgermeister Merkel. Der Präsident des Vereins, Professor Mantels, ergriff darauf das Wort und wies, indem er für die den Gäüästen bereitete freundliche Auf⸗ nahme dankte, auf die Bedeutung, welche Göttingen, obwohl an Bevölkerungszahl und Umfang den früheren Versammlungs⸗ orten Cöln, Hamburg, Bremen, nicht zu vergleichen, durch die nun schon über ein Jahrhundert bestehende Universität und Akademie für die Wissenschaft habe. Er eröffnete sodann die Verhandlungen durch die Mittheilung (bei welcher sich die Anwesenden von ihren Sitzen erhoben), daß Se. Majestät der Kaiser kurz vor dem ersten schmählichen Attentate durch Kabinetsschreiben auch für das neue Jahr dem Verein den bisherigen Zuschuß von 3000 ℳ be⸗ willigt hat. Namens des Vereins wurde Sr. Majestät dem Kaiser folgendes Telegramm übersandt: „Der zu Göttingen versammelte hansische Ge
Majestät dem Kaiser Heil und Segen auf allen Wegen!
Zunächst wurde der Jahresbericht vorgelegt. Nach demselben beträgt die Zahl der Mitglieder 492, nnd 50 deutsche Städte steuern zu dem Vereine bei. Eingehend wird über die Arbeiten des Vereins
im verflossenen Jahre berichtet: der zweite Band der zweiten Ab⸗ —
theilung der Hansarecesse, bearbeitet von Dr. v. d. Ropp, liegt heute fertig vor. Er umfaßt nur 6 ¾ Jahre (1436 — 1443), was sich durch den Reichthum der preußisch⸗hansischen Vor⸗ lagen aus dieser Zeit erklärt. Im kommenden Herbste hofft Dr. v. d. Ropp das Königsberger Staatsarchiv fuͤr den Zeit⸗ raum bis 1476, das Danziger bis mindestens 1466 zu absolviren. Das Lübecker Urkundenmaterial ist theilweise bis 1466 aufgearbeitet,
zu Ostern k. J. sollen die archivalischen Arbeiten in Cöln abgecee-.
schlossen und das nach Düsseldorf gebrachte Weseler Stadtarchiv be⸗-⸗ nutzt werden. Der 2. Band des Urkundenbuches konnte wegn Ueberfülle des Materials im vorigen Jahre nicht fertig gestellt werden, doch hofft Höhlbaum den Druck demnächst in Angriff
nehmen zu können. Ueber die archivalischen Arbeiten Dr. Höhl⸗ baums in Belgien und den Niederlanden wird Näheres berichtet. Sodann heiß:; es: Dr. Schäfer hat den im letzten Jahres. berichte aufgestellten Reiseplan genau eingehalten, bis er nach vierzehntägigem Aufenthalte in Reval durch Berufung in eine außer⸗ ordentliche Professur zu Jena sich zur schleunigen Rückreise ver⸗ anlaßt sah. So ehrenvoll, auch für den Verein, diese rasche Beför⸗ derung unseres neuen Mitarbeiters war, so störend hätte sie werden müssen, wenn nicht Professor Schäfer sofort Bedacht genommen hätte, für die stetig fortzusetzende Vorbereitung der von ihm übernommenen dritten Rezeßabtheilung (1477 — 1530) Sorge zu tragen. Er konnte während des Winters die ihm von Bremen, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Cöln durch freundliches Entgegenkommen der Magistrate und Archivare übersandten Rezesse, Verhandlungen und Schreiben kopiren oder kollationiren. den Osterferien gelang es ihm, die Archive des Rheinlands, Westfalens und Sachsens für den ganzen Zeitraum zu erledigen; nur in Cöln ward das Material vorläufig bis 1500 absolvirt. Einige sonst ge⸗ bliebene Restanten werden sich durch Aktenversendung oder in kurzem Aufenthalt bei gelegentlicher Durchreise beseitigen lassen. Im Herbste dieses Jahres wird Professor Schäfer die unter⸗ brochene baltische Reise wieder aufnehmen und außer Reval und Riga Preußen, 8eSrn. und Rostock, im nächstjährigen Herbste Holland und Belgien besuchen. Die Osterferien nöchsten Jahres will er in Lübeck, Lüneburg und Bremen arbeiten. So kann zum Winter 1879 die Fertigftellung des ersten Bandes beginnen. Näheres über die gemachten Reisen und das aufgearbeitete Material enthalten die Spezialberichte. Als neuen Band der hansischen Geschichts⸗ quellen hofft Professor Frensdorff „Dortmunder Statuten und Urtheile“ binnen einem Jahre vorlegen zu können, bisher unbekannte wichtige Beiträge zum Dortmunder Recht, welche sich ihm bei Gelegenheit der für die Monumenta Germanias historica über- nommenen Bearbeitung der älteren deutschen Stadtrechte ergaben. Auch das Braunschweiger Zollbuch wird Archivar Hänsel⸗
mann, der durch andere Arbeiten hingehalten ward, in nicht allzu fferner Zeit zum Druck vorbereitet haben.
Die Rechnung des Vereins weist als Einnahme und Ausgabe 19 404 ℳ auf. Der in der Ausgabe aufgeführte Saldo von 3729 ℳ ist geringer als der vorigjährige und der Kassenführer Archivar Dr. Wehrmann aus Lübeck weist in Folge dessen darauf hin, daß der Verein auf Vermehrung der Einnahmen durch ordentliche und außer⸗ ordentliche Beiträge Bedacht nehmen müsse, zumal die Aachen⸗Mün⸗ chener Feuerversicherungsgesellschaft de, fuͤnf Jahre gewährten Zu⸗ schuß nicht wieder erneuert habe. Um so willkommener war die Mittheilung des Geh. Regierungs⸗Rath Sauppe von hier, daß die Verwaltung der Ober⸗Amtmann Wedekind⸗Stiftung zu Lüneburg aus den Ueberschüssen dieser der Förderung der historischen Forschung ge-⸗ widmeten Stiftung dem Verein 3000 ℳ überweise. 8
Nachdem noch die Namen einer Reihe neuer Mitglieder verlesen und eine soeben veröffentlichte Schrift des Professors Pauli: „The Libell of Englishe Policy“ 1436, Text und metrische Uebersetzung von Wilhelm Hertzberg und geschichtliche Einleitung von R. Pauli, vorgelegt worden, folgten die Vorträge des Tages: Gymnasial⸗ Direktor Dr. G. Schmidt aus Halberstadt: „Die Stadt Göttingen gegen Ausgang des Mittelalters“; Professor Frensdorff von hier: „Aus belgischen Städten und Stadtwahlen“; endlich von Professor Pauli: „Hansische Analekten aus England“. Von namhaften aus⸗ wärtigen Gelehrten nehmen an der Versammlung Theil: Profess Waitz und Professor von Weizsäcker. ““
E11X4“;
In der morgigen vorletzten Aufführung der ‚„Räuber“ durch die Meininger Hoftheatergesellschaft wird das Ehren⸗
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mitglied Hr. Emmerich Robert den Carl Moor spielen; auch am
Sonntag, bei der letzten Gastvorstellung, bleibt die Besetzung die⸗ selbe. — Am Montag früh begeben sich die Mitglieder des Meininger Hoftheaters zu einem Gesammtgastspiel nach Frankfurt a. M.,
wo bereits für Donnerstag die erste Vorstellung angesetzt ist.
— Im Ostend⸗Theater wird am Sonntag, den 16. d. Mts., „Steffen Langer aus Glogau“, von Charlotte Birch⸗Pfeiffer, zum ersten Male in Scene gehen. In nächster Zeit werden dann wieder mehrere Novitäten zur Aufführung kommen.