1878 / 142 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Jun 1878 18:00:01 GMT) scan diff

ahren nicht im Einklange mit den Absichten des

eglements vom 16./20. Juni 1867 über die Civilversorgung resp. Civilanstellung der Militärpersonen, da nach §. 4 dieses Reglements für die Anstellung unter Anderem auch die Zeit der Anmeldung in Betracht komme. Eine Zurückweisung von Bewerbern um deswillen, weil die Zahl der bereits Noticten unverhältnißmäßig groß geworden, könne daher nicht für ge⸗ rechtfertigt erachtet werden, vielmehr seien in solchem Falle die Antragsteller, wofern ihre Qualifikation für die betreffende Stelle mit Grund nicht in Zweifel zu ziehen sei, nur auf die geringen Aussichten zur Anstellung aufmerksam zu machen und wenn sie die Bewerbung in Folge dessen nicht zurückziehen, in der Anwärterliste zu notiren.

Ein Hausdiener, welcher nicht bei seinem Dienst⸗ herrn wohnt, ist, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribu⸗ nals, vom 21. Mai d. J., wegen Diebstahls gegen seinen Dienstherrn auch ohne Strafantrag zu verfolgen, selbst wenn er lediglich häusliche Geschäfte zu verrichten hat.

Briefsendungen ꝛc. für S. M. S. „Leipzig“ sind von heute ab bis auf Weiteres nach Hongkong zu dirigiren. .M. gedeckte Korvette er hae 19 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapitän zur See Pirner, ist am 16. d. Mts. Abends in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigte, nach Einnahme von Kohlen, am 20. d. Mts. die Heimreise fortzusetzen.

Bonn, 15. Juni. Nach achtstündiger Debatte hat die fünfte Synode der Altkatholiken des Deutschen Reiches unter dem Vorsitze des Bischofs Reinkens mit 75 gegen 22 Stimmen den folgenden Beschluß gefaßt:

In Erwägung,

1) daß der Priestercölibat nicht dogmatischen, s ziplinären Charakter hat,

2) daß die sogenannten Cölibatsgesetze als Gesetze mit dem Geiste 8 des Evangeliums und folglich auch mit dem Geiste der katho⸗ lischen Kirche nicht im Einklang stehen,

3) daß durch den bestehenden Zwangscölibat vielfach im höchsten Grade ärgerliche und die Sittlichkeit im Volke tief chädi⸗ gende Zustände hervorgerufen sind,

und mit der ausdrücklichen Erklärung, daß hierdurch der wahren kirchlichen Bedeutung des freiwilligen, im Geiste des Opfers über⸗ nommenen Cölibats in keiner Weise zu nahe getreten werden soll, beschließt die Synode:

1) das der Eingehung einer Ehe durch einen Geistlichen vom Subdiakon aufwärts entgegenstehende Verbot des kanonischen

Rechts bildet in der altkatholischen Gemeinschaft weder ein Hinderniß für die Ehe von Seiten der Geistlichen, noch für

e Verwaltung der Seelsorge durch einen verheiratheten Geistlichen,

2) die dieser Bestimmung entgegenstehenden Beschlüsse der II. und III. Synode sind aufgehoben.

Der Bischof stimmte bei namentlicher Abstimmung da⸗ gegen, indem er vorher erklärt hatte, daß er dies thun werde Angesichts einer drohenden Spaltung, die ihn der Mitwirkung seiner Freunde und Glaubensgenossen in Mün⸗ chen und einiger in Bonn berauben und wahrscheinlich auch von der Kirchengemeinschaft mit dem altehrwürdigen Episkopate der Utrechter Kirche trennen werde. Der Erzbischof 8 Heykamp von Utrecht hatte seine Bedenken in einem

chreiben an die Synode, welches der Bischof verlas, kund⸗ Se Das Wesen liche, welches auch Professor Reusch in

onn vertrat, lief hinaus auf die Bestreitung der Kompetenz der Synode. Professor Friedrich erklärte, dem Beschlusse in Bayern zur Zeit unüberwindliche Rechtshindernisse im Wege.

Im Uebrigen herrschte große Einmüthigkeit auf der Synode. So wurde ein tief einschneidendes „Statut für die Handhabung der Disziplin über den Klerus“ einstimmig angenommen, nachdem der Staatsanwalt Drescher aus Konitz als Berichterstatter einer Fachkommission einen überaus klaren und überzeugenden Bericht darüber erstattet hatte.

Bayern. München, 17. Juni. (Allg. Ztg.) ur Ausführung der Reichs⸗Justizgesetze sind im Justiz⸗ Ministerium i erbe Einführungsgesetze vollendet: 1) zum Civilprozeß, 2) zur Gerichtsverfasfung, 3) zur Straf⸗Prozeß⸗ ordnung, 4) zur Konkursordnung und 5) zum Subhastations⸗ verfahren. Das Ministerium des Innern hat als Tag, an welchem die Auslegung der Reichstags⸗Wähler⸗ listen in Bayern beginnt, Montag, den 1. Juli, bestimmt. Daß, wie dieser Tage versichert wurde, die bisherigen Reichstagsabgeordneten Dr. Frankenburger (Nürnberg) und Dr. Erhard (Gunzenhausen) auf eine Wiederwahl bereits verzichtet haben, wird aus Nürnberg für unbegründet erklärt.

18. Juni. (W. T. B.) Zahlreiche Besitzer von Fabriken und anderen Etablissements in Augsburg haben unter ihre Arbeiter einen Aufruf vertheilen lassen, worin sie, unter Hinweis auf das Attentat gegen Se. Majestät den Kaiser, als das letzte Resultat der sozialdemokratischen Agitation, bekannt machen, daß sie ein Uebereinkommen getroffen haben, Niemanden zu beschäftigen und Jeden zu entlassen, welcher einem sozialdemokratischen Vereine angehört, sich an einer ähnlichen Agitation betheiligt oder in irgend einer Weise die Zwecke der Sozialdemokratie zu fördern sucht.

Nürnberg, 19. Juni. (W. T. B.) Dem Bürger⸗ meister der hiesigen Stadt ist ein Handschreiben Sr. Majestät des Königs zugegangen, worin es heißt: Der König habe von der Adresse, welche die Gemeindekollegien der Stadt aus Anlaß des jüngsten erschütternden Ereignisses an ihn gerichtet hätten, mit hoher Befriedigung Kenntniß ge⸗ nommen und erblicke in derselben gern ein patriotisches Zeugniß der Entschlossenheit, für den Schutz der Grundlagen der Staatswohlfahrt und der bürgerlichen Gesellschaft mann⸗ haft einzutreten. Durch die Kundgebung der Gemeinde⸗ kollegien könne das Vertrauen des Königs, daß der gesunde Sinn des bayerischen Volkes bis auf einen verschwindenden Bruchtheil durch agitatorische Umtriebe sich nicht verwirren lasse, nur bestärkt werden. 8

Sachsen. Dresden, 18. Juni. (W. T. B.) Der gestern Abend von 3000 Bergleuten zu Ehren der silber⸗ nen Hochzeit Ihrer Majestäten veranstaltete Festzug ist in Gegenwart einer herbeigeströmten, unabsehbaren Zu⸗ schauermenge prachtvoll und ohne jede Störung verlaufen.

Fr Vormittag fand der Empfang der anwesenden Fürstlichkeiten statt. In der katholischen Hofkirche wurde ein Hochamt celebrirt. Nachmittags ist Empfang des diplo⸗ matischen Corps, sowie der Abgesandten der auswärtigen Höfe, der Militärdeputationen der ehemaligen Maas⸗Armee und der preußischen und bayerischen Regimenter, deren Chef der König Albert ist.

Der König hat den Kriegs⸗Minister von Fabrice à la suite des Königlichen Garde⸗Reiter⸗Regiments den Minister Abeken in den erblichen Adelstand erhoben und dem

onde n nur dis⸗

8 1““ 11“ Minister von Gerber statt des persönlichen Adels den erb⸗ lichen Adel verliehen. Der Gesandte am Berliner Hofe, von Nostitz⸗Wallwitz, ist zum Wirklichen Geheimen Rath ernannt worden. 1

Heute Abend ist im Hoftheater Galavorstellung. Die Einwohnerschaft bringt ihre öffentliche Huldigung durch eine Serenade und eine festliche Beleuchtung des Theaterplatzes dar.

Württemberg. Stuttgart, 18. Juni. (W. T. B.) Die von Seiten der deutsch⸗konservativen Partei an den König gerichtete Eingabe bezüglich einer schärferen Anwendung der Gesetze gegen die Sozialdemokratie ist durch ein Schreiben des Kabinets⸗Chefs des Königs be⸗ antwortet worden, in welchem es u. A. heißt, die in der Eingabe vorgeschlagenen Maßregeln seien bereits getroffen respektive beim Bundesrathe beantragt; ein 3— zur Bekämpfung des Sozialismus sei aber ein festes Zusammen⸗ halten und ein energisches Auftreten der gut gesinnten Bür⸗ ger den Sozialdemokraten gegenüber.

Baden. Karlsruhe, 16. Juni. Der Großherzog reist morgen Abend nach Dresden, um den König und die Königin von Sachsen zu der am 18. d. M. stattfindenden Feier ihrer silbernen Hochzeit zu beglückwünschen. Höchstderselbe gedenkt Mittwoch, den 19., früh nach Berlin zurückzukehren. Der Prinz Ludwig Wilhelm ist gestern Abend von Berlin nach Karlsruhe und der Erbgroßherzog heute Mittag nach Bonn zurückgereist.

Oldenburg. Der „Wes. Ztg.“ wird aus dem Fürsten⸗ thum Lübeck, unter dem 16. Juni, geschrieben: In Betreff der L, e esen erfahren wir, daß im Laufe der verflossenen Woche der Vertrag mit der Freien Stadt Lübeck zur Unterzeichnung gelangt ist, wonach die beiden Staaten Stadt, und Fürstenthum Lübeck, zu einem gemein⸗ schaftlichen Landgerichtsbezirke vereinigt werden. Saf des künftigen Landgerichts wird die Stadt Lübeck; die Besetzung der Richterstellen wird gemeinschaftlich geschehen. Es steht noch die Genehmigung der beiden Landesvertretungen, der Lübecker Bürgerschaft und des oldenburgischen Landtags, aus, deren Zustimmung jedoch nicht in Zweifel gezogen wird.

Anhalt. Dessau, 17. Juni. (Leipz. Ztg.) In diesen Tagen fand hier eine Versammlung des Vereins der Arbeitgeber und einer Anzahl neu hinzutretender Mitglie⸗ der statt, um die gegenüber der Sozialdemokratie gemein⸗ sam zu treffenden Maßregeln zu berathen.

Elsaß⸗Lothringen. Molsheim, 16. Juni. (Straßb. Ztg.) Die heute Nachmittag im Saale des Gemeindehauses abgehaltene Generalversammlung des landwirth⸗ schaftlichen Kreisvereins war von etwa 80 Mitgliedern besucht. Hr. Kreis⸗Direktor von Ardenne eröffnete die Sitzung durch eine Ansprache an die Versammelten, worin er dem Ge⸗ fühle des Abscheues über das neue Attentat auf Se. Majestät den Kaiser Ausdruck gab. Er bedauerte tief, daß der Ver⸗ brecher aus dem Stande der Landwirthschaft hervorgegangen sei, jenem Stande, der in allen Zeiten sich als die Grundsäule der Staaten erwiesen, der sich stets durch recht loyale Ge⸗ sinnungen hevvorgethan, für dessen eigene Interessen der Umsturz des Bestehenden mit der Vernichtung der Gesellschaft und des Eigenthums gleichbedeutend sei. Nach einem drei⸗ fachen Hoch auf den Kaiser wurde die nachstehende Adresse an Se. Majestät beschlossen und von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet:

„Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser! Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Ew. Kaiserlichen und Königlichen Ma⸗ jestät treu gehorsamste unterzeichnete Mitglieder des landwirthschaft⸗ lichen Kreisvereins Molsheim, Bezirk Unter⸗Elsaß, haben ihre heu⸗ tige Generalversammlung eröffnet mit einem dreifachen Hoch auf Ew. Majestät, ausgebracht aus Freude ob Ew. Majestät Er⸗ haltung und der Nachrichten, welche Ew. Majestät in fortschreitender Genesung zeigen. Mögen Ew. Majestät in Bälde jene Kraft und Gesundheit wieder erlangen, die wir im vergangenen Jahre zu bewundern und zu preisen hatten, und möge dann es uns vergönnt sein, unseren Kaiserlichen Herrn auch in diesem Jahre in unserem schönen Lande begrüßen zu dürfen, in Dankbarkeit und jener Verehrung, von welcher wir heute Zeugniß ablegen wollten mit der ehrfurchtsvollsten Bitte: es wolle Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät gefallen, diesen Ausdruck unserer Gesinnung in Gnaden anzunehmen. Molsheim, am 16. Juni 1878. Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät treu gehorsamste unterthänigste (folgen die Unterschriften).“ 1

Darauf trat die Versammlung in die Tagesordnung ein.

HOesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. Juni. Um alle eventuellen Meinungsverschiedenheiten über die Befugnisse des Generalraths und der beiden Direktionen der neuen öster⸗ reichisch⸗ungarischen Bank zu vermeiden, dürfte, der „Montagsrevue“ zufolge, bei Abschluß des neuen Ueberein⸗ kommens mit der Nationalbank von beiden Finanz⸗Ministern eine gleichlautende Interpretation dahin abgegeben werden, daß die im §. 25 normirten Rechte des Generalraths durch die im §. 40 angeführte Kompetenz der Direktionen in keiner Weise alterirt werden, daß dewnach die Direktionen auch in den streitigen Fällen des §. 40 dem Generalrathe unter⸗ geordnet seien.

18. Juni. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht folgendes Telegramm des griechischen Konsuls auf Kanea vom 15. d. an den griechischen Minister der Auswärtigen FEese genzestze Die provisorische Regierung von Kreta hat den

Konsuln ein von der kretensischen Generalversammlung ein⸗

stimmig beschlossenes, aus Zizife (Apokorona) von gestern datirtes, an den Berliner Kongreß gerichtetes und dem Fürsten Bismarck zugestelltes Memorandum mitgetheilt. In demselben wird unter Bezugnahme auf die Geschichte Kretas ausgeführt, daß die Bevölkerung von Kreta sich in Zu⸗ kunft sich weder der Ruhe noch der Prosperität erfreuen werde ohne die Erfüllung ihrer heißen Wünsche auf eine Vereini⸗ gung mit dem freien Griechenland, mit welchem die Bevölke⸗ rung durch kadet Bande verbunden sei. Die Ver⸗ sammlung bitte deshalb die Vertreter der Großmächte, eine Entscheidung zu Gunsten dieser Vereinigung zu treffen, die die einzig mögliche Lösung und eine solche Lösung sei, die den von der Insel in den Jahren 1769, 1821, 1844, 1858, 1866 und Begenwärtig bestandenen Katastrophen und Leiden und ge⸗ rachten entspreche und die auch für Europa als die

Die Generalversammlung ersuche den

angemessenste erscheine, weil die Frage sonst immer aufs Neue auftauchen werde.

Kongreß, das Memorandum und das Dekret vom 3. Februar d. J. in Erwägung zu nehmen. Dasselbe Blatt veröffent⸗

licht weiter folgende Meldungen: Aus Konstantinopel, 17. d.: Der Aufstand in der Türkei erstreckt sich über den Balkan e⸗ bis in die Distrikte von Gabrowa und Lowatz. Bei Boulair sind russische Verstärkungen eingetroffen. Die englische Flotte wird voraussichtlich morgen bei den Prinzeninseln vor Anker gehen. Aus Ragusa: Die Montenegriner haben einige Ortschaften bei Popovopolje ge⸗ räumt; die jüngsten Differenzen mit der Türkei sind hierdurch beseitigt worden.

72 17. Juni. Wie der W. „Presse“ von hier ge⸗ meldet wird, fanden gestern und heute viele Verhaftungen von Lehrlingen und Gehülfen statt, welche einen abenteuer⸗ lichen Bund zu verbrecherischen Anschlägen auf das Vermögen und Leben der besitzenden I zu stiften suchten.

Pest, 17. Juni. Die hiesige deutsche Kolonie richtete eine Adresse an den Kaiser Wilhelm, welche bisher über tausend Unterschriften trägt und Ausdrücke des Abscheues hehen das Attentat und Versicherungen von Treue und An⸗

änglichkeit enthält.

Schweiz. Bern, 17. Juni. (N. Zürch. Ztg.) Der Nationalrath hat den Zollansatz für Stabeisen und Eisenblech auf 1 Fr. 70 Rp. festgesetzt. Der Ständerath genehmigte den Vertrag, betreffend die Grenzregulirung bei Konstanz.

Niederlande. Haag, 16. Juni. (Leipz. Ztg.) Die Differenz zwischen den Niederlanden und den Vereinigten Staaten von Venezuela ist jetzt in das Stadium ihrer definitiven Erledigung eingetreten, und dürfte dem Ver⸗ nehmen nach alsbald die förmliche Wiederanknüpfung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten er⸗ folgen. Der vorige Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, General Grant, ist mit seiner Gemahlin gestern Abend im Haag angekommen, wo derselbe einige Wochen zu verweilen beabsichtigt. Am 18. d. M. wird ihm zu Ehren auf dem Malinfelde eine Revue über die im Haag garnisc⸗ nirenden Truppen abgehalten werden, an welcher auch die Garnisonen von Delft und Leyden Theil nehmen werden.

Belgien. Brüssel, 18. Juni. (W. T. B.) Wie es heißt, würde ein neues Ministerium, das des öffent⸗ lichen Unterrichts, errichtet und dasselbe dem Senator Graur übertragen werden. Im Uebrigen ist über die Bildung des neuen Kabinets bis jetzt noch nichts Definitives bestimmt.

Großbritannien und Irland. London, 18. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung kündigte Campbell an, er werde demnächst eine Resolution, betreffend die bessarabische Angelegenheit beantragen, dahin gehend, daß das Haus, obwohl es das Recht der Re⸗ gierung, sich von Einzelkämpfen zur Sicherung des den Ru⸗ mänen zugefügten Unrechts anerkenne, doch tief bedauere, daß die Regierung sich durch das vorherige Arrange⸗ ment zum Mitschuldigen an der Wegnahme rumänischen Ge⸗ biets gegen den Willen des englischen Volkes gemacht habe.

19. Juni. (W. T. B.) Die Deutschen Ost⸗Lon⸗ dons haben dem deutschen Botschafter eine von 21 Unterschriften bedeckte Adresse überreicht, worin sie ihren tiefsten Abscheu und Entsetzen über die Exzesse der So⸗ zialdemokratie, die in den wiederholten Attentaten auf das Leben des Kaisers ihren Ausgang gefunden hätten, Aus⸗ druck geben und gegen allen und jeden Konnex mit den So zialisten auf das Entschiedenste protestiren. Bei dem gestrigen Jahresfeste des deutschen Wohlthätigkeits vereins wurde ein von dem Botschafter Grafen Münster auf Se. Majestät den Kaiser ausgebrachter Toast mit der größten Begeisterung aufgenommen.

Der „Times“ wird aus Indien unter dem 16. d. M. telegraphisch gemeldet, daß in Folge der friedlicheren Aussichten dem Militär der Urlaub erleichtert worden sei. Der Handel ist noch immer sehr gedrückt. Achtzig im Hafens von Calcutta liegende Schiffe sins unbefrachtet. Das welt⸗ liche Oberhaupt der Rhajahs in Bombay ist auf der Straße ermordet worden. Man meint, dies sei geschehen, weil der Betreffende das geistliche Haupt der Kaste nicht habe anerkennen wollen.

Frankreich. Paris, 17. Juni. (Fr. C.) Die Ver⸗ treter der Linken haben heute mit dem Minister⸗Pra⸗ sidenten Dufaure die Unterredung gehabt, welche se unm ttelbar vor dem Sessionsschluß bei demselben nachgesucht hatten. Der „National“ kann versichern, daß eine vol⸗ kommene Verständigung erzielt worden sei. Hr. Dufaure habßt sich ganz offen über die Inftruktionen ausgesprochen, die er an seine Beamten zu erlassen gedenke. Die marokka⸗ nische Gesandtschaft ist auf der Rückkehr von Berlin nach ihrer Heimath gestern Abend in Marseille eingetroffen,

18. Juni. (W. T. B.) Das Leichenbegängnif des vormaligen Königs von Hannover hat heute in Gemäßheit der deshalb getroffenen Bestimmungen stattgefunden. Die militärischen Ehren wurden von einer Division der hier garnisonirenden Truppen erwiesen. Der Marschall⸗Präsiden ließ sich durch seinen Sohn vertreten, der Prinz von Wales der Herzog von Aosta, König Franz von Assisi, das gesammt diplomatische Corps und die Militärbevollmächtigten der aus⸗ wärjigen Mächte nahmen persönlich an der Leichenfeierlichken

eil.

Portugal. Oporto, 9. Juni. (Cöln. Ztg.) Sobah die Kunde von dem neuen ruchlosen Mordanschlag auf dei Deutschen Kaiser hierher gelangt war, gaben die hiesigern Deutschen ihren Empfindungen durch Telegramme an dei Kaiser kund. Zugleich unterzeichneten sie eine Adres an den Konsul, mit dem Ersuchen, ihre Gefühle der Ar⸗ hänglichkeit und Treue zur Kenntniß Sr. Kaiserlichen Majestus zu bringen, zum Beweise, daß weder die Entfernung von dem Vaterlande noch die Dauer der Trennung den Geist der Za⸗ sammengehörigkeit zu ertödten vermochte, besonders wenn eâs gelte, gegen das schändliche Treiben von Leuten, die der deutschen Namen Schande machen, vor der gesitteten Wal⸗ Verwahrung einzulegen.

Rumänien. Bukarest, 18. Juni. (W. T. B.) D. Deputirtenkammer hat den ehemaligen Minister des Innern, Vernescu, an Stelle Rosetti's, der zum Ministe des Innern ernannt worden ist, zu ihrem Präsidenten erwählt; die Session der Kammer ist bis zum 27. d. M. ver⸗ längert worden.

Schweden und Norwegen. Christiania, 14. Jume (H. C.) Das Odelsthing 88 heute beschlossen, daß der Gesetzentwurf über die direkten Steuern und über di Stempelsteuern in diesem Jahre nicht zur Berathung ge⸗ stellt werden soll.

Amerika. Washington, 18. Juni. (W. T. B.) Das Repräsentantenhaus hat den Gesetzentwurf, der vom Senat an Stelle der Bill über die Wiederaufnahme der Baarzahlungen votirt worden war, abgelehnt. Der Kongreß hat sich bis Mittwoch Nachmittag vertagt. In Oregon ist ein Mitglied der demokratischen Partei zum Gouverneur gewählt worden.

Asien. China. Peking, 9. März. Die große Aus⸗ gabe der hands riftlichen Zeitung, vom 7. März d. J., ver⸗ öffentlicht ein Kaiserliches Edikt, welches den nbau der Mohnpflanze in allen Provinzen des gesammten Reichs verbietet. Dasselbe weist die Kaiserlichen Spezial⸗ Kommissare und Gouverneure der Provinzen an, den

amilien⸗Aeltesten und Gemeinde⸗Vorstehern es zur Pllicht zu machen, die Ausrottung der Mohnpflanzen und das Säen von Getreide persönlich zu leiten und Wider⸗ setzlichkeiten des Volks bei den Behörden zur Anzeige zu brin⸗ gen. Beamte, welche gegen Entrichtung höherer Grundsteuern den Anbau der Mohnpflanze gestatten, sollen sofort suspendirt und höheren Orts zur Anzeige gebracht werden.

Zur Motivirung dieses Ediktes wird gesagt, daß der An⸗ bau der Mohnpflanze die Interessen des Ackerbaues in hohem Grade schädige, indem er die Produktionsfähigkeit des Bodens vermindere. Die furchtbare Hungersnoth, welche die Provinz Shansi in diesem Jahre heimgesucht, habe bewiesen, welchen Nothstand eine einzige Mißernte hervorzurufen im Stande sei, wenn von dem ohnehin zur Hälfte steinigen und mageren Boden ein so großer, und zwar der bessere Theil dem Acker⸗ bau entzogen werde.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 16. Juni. (Daily News.) Malcolm Pascha, der Führer der Expedition zur Unterdrückung des Sklavenhandels ist nach Europa abgegangen. Die Finanz⸗Reformen gehen ihren Gang. Der Untersuchungs⸗Ausschuß prüft jetzt das Kriegs⸗Departe⸗ ment. Die Uebersicht der allgemeinen Einkünfte in den ersten vier Monaten dieses Jahres ergiebt einen Zuwachs von 554 000 Pfd. Sterl.

Nr. 11 des „Archivs für Post und Telegraphie“, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ tung, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die Beseiti⸗ gung der Post⸗Packetadressen. Der Schutz der unterseeischen Tele⸗

raphenkabel. Zur Geschichte des Postwesens in Mittel⸗ und Süd⸗ merika. Die Betriebsmittel der Western⸗Union⸗Company. Die geographische Ausstellung des Deutschen Schulmuseums in Berlin. Kleine Mittheilungen: Archiv für Eisenbahnwesen. Postvertrag zwischen Frankreich und Uruguayv. Der Fernsprecher. Die elektrischen Uhren. Baupläne in Egypten. Tunesisch⸗ Algierische Eisenbahn. Literatur des Verkehrswesens: Neue An⸗ schaffungen für die Bibliothek des Kaiserlichen General⸗Telegraphen⸗ Amts. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Nr. 12 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und EE und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der im Reichs⸗Gesetzblatte erschienenen Gesetze. Allgemeine Ver⸗ waltungsgegenstände: Nachzahlung des Diensteinkommens an suspen⸗ dirt gewesene und freigesprochene Beamte. Ausübung der Steuer⸗ kontrole in einem wegen der Rinderpest —— Gehöft. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Bezeichnung des Umfangs von Erbschaftssteuerämtern. Personalnachrichten.

Nr. 6 des „Ministerial⸗Blatts für die gesammte

innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Cirkular, die Einreichung von Zusammenstellungen der in streitigen Verwaltungssachen erhobenen Pauschquanta Seitens der Stadt⸗Ausschüsse betreffend, vom 22. März 1878. Allgemeine Verfügung, betreffend die bei amtlich ermittelten Todesfällen den Standesbeamten zu machenden Mittheilungen, vom 4. Mai 1878. Erlaß, die Notirung von Militäranwärtern für Civilstellen betreffend, vom 8. Mai 1878. Cirkular, die Bezeichnung der Quartale des Rechnungsjahres betreffend, vom 22. Mai 1878. Erkenntniß des Ober⸗Verwaltungsgerichts vom 23. Februar 1878, die Erläuterung des Ausdrucks „Hausvater“ in Bezug auf Heranziehung der selbständigen Ortseinwohner zu Beiträgen für die Schule be⸗ treffend. Cirkular, die Einführung eines neuen Hebammen⸗Lehr⸗ buchs betreffend, vom 20. April 1878. Bekanntmachung, betreffend die Prüfung der Thierärzte, vom 27. März 1878. Verfügung, die Diäten der beamteten Thierärzte bei Reisen im Auslande betreffend, vom 22. Mai 1878. Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 9. Februar 1878: Beamte einer unter staatlicher Verwaltung stehenden Eisenbahn, welche von der Eisenbahnverwaltung genehmigte Bahnhofsbauten ohne ortspolizeiliche Erlaubniß ausführen, machen sich einer Uebertretung der Bau⸗Polizeiordnung nicht schuldig. Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkon⸗ flikte vom 13. April 1878, betreffend die Konfliktserhebung in einem Injurienprozesse, welcher gegen einen Gerichtsmann angestellt ist wegen Vornahme einer im Auftrage und in Vertretung des Ortsvorstandes vorgenommenen polizeilichen Maßregel. Erkenntniß des Gerichts⸗ hofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 11. Mai 1878, betreffend die Frage, ob die Gesetzmäßigkeit, Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit einer polizeilichen (die Beseitigung einer Alluvion im Flußbett bezielenden) Anordnung im Rechtswege herbeigeführt werden ann. Verfügung an das Könialichen Regierungs⸗Präsidium zu F., das Verbot der Mitnahme von Kindern bei dem Gewerbe⸗ betrieb der Ausländer im Umherziehen betreffend, vom 12. April 1878. Bekanntmachung, die Bezeichnung der Baumeister, welche die Prüfungen für den Staatsdienst abgelegt haben betreffend, vom 20. Mai 1878. Cirkular an die Königl. Regierungen, betreffend den Nachweis der in den Staatsforsten vorhandenen zur Aufforstung resp. Wiederkultur bestimmten Blößen und Erhebungen darüber, ob und welche Domänenvorwerke oder Domänengrundstücke ganz oder theilweise aufzuforsten sein möchten, vom 21. Mai 1878. Cirkular, den Zeitpunkt der an die Generalkommandos einzusendenden Zu⸗ und Abgangslisten, von den in den betreffenden Regierungsbezirken an ehemalige Offiziere gezahlten Pensionen betreffend, vom 20. April 1878. Cirkular, die Benachrichtigung der Ersatz⸗, bezw. Landwehr⸗ behörden von Eröffnung der Untersuchung gegen einen Militärpflich⸗ tigen betreff nd, vom 27. April 1878. Cirkular, die Bezeichnung des Kreises in den Geburtsattesten der Militärpflichtigen betreffend, vom 6. Mai 1878. Cirkular, das Regulativ für das Landes⸗ Oekonomiekollegium betreffend, vom 1. Mai 1878.

Statistische Nachrichten. Die Kaiser⸗Wilhelm⸗Stiftung für die Ange⸗

hörigen der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung hatte im Etatsjahr 1877 —78 22 283 35 Ein⸗ nahmen (darunter 17 861 29 Zinsen vom Kapital des Stif⸗ tungsfonds) und 22 050 75 Ausgaben (darunter 4157 angekaufte zinstragende Papiere). Aus den Einnahmen wurden 2 Postbeamten Reisestipendien zu 1200 ℳ, 15 Söhnen und 2 Töch⸗ tern von Post⸗ und Telegraphenbeamten Studien⸗ u. dergl. Stipendien gewährt, und mit Unterstützungen bedacht: 136 Beamte, 37 Unter⸗ beamte, 1 Postillon, 19 Hinterbliebene von Beamten und 6 Hinter⸗

bliebene von Unterbeamten. as Ende März 1878 393 000

II. Das Vermögen der Post⸗Armen⸗ bez. Unterstützungs⸗ kasse betrug Ende März 1878: 923 249 90 ₰, ferner in Sicher⸗ heitsdokumenten für gestiftete 16 Freistellen in 3 Waisenanstalten über 125 400 Dire Einnahmen haben im Rechnungsschluß 1877 78 521 177 49 ₰, die Ausgaben 498,212 97 betragen. Von den Ausgaben sind bedacht worden: 140 Vorsteher von Postämtern III., 2971 Unterbeamte, 183 Unterbeamte im Vertragsverhältniß, 2 Post⸗ halter, 1661 Postillone, 440 Wittwen von Vorstehern von Post⸗ ämtern III., 4932 Wittwen von Unterbeamten, 194 Wittwen von Unterbeamten im Vertragsverhältniß, 14 Wittwen von Posthaltern, 967 Wittwen von Postillonen, zusammen 11 504 Personen.

MIII. Von den unter Mitwirkung der Postverwaltung abgeschlos⸗ senen Lebensversicherungen von Post⸗ und Telegraphen⸗ beamten waren Ende März 1878 über 2 254 900 im Be⸗ stande, 96 Versicherungen und 118 000 mehr als Ende März 1877. 182 Versicherungen wurden im Jahre 1877 mit 208 800 ausbezahlt.

VVon den neueren Lebensversicherungsverträgen waren Ende März 1878 4084 mit 12 764 696 im Bestande, 367 Versicherungen und 1 240 269 mehr als Ende März 1877.

Im Ganzen betrug die Zahl der unter Mitwirkung der Post⸗ verwaltung abgeschlossenen Lebensversicherungen 6150 mit 15 019 596 ℳ, 463 Versicherungen und 1 358 269 mehr als Ende März 1877.

Iv. Zu den Kleiderkassen für Unterbeamte wurden im neces lahee 1877 78 aus der Postkasse 678 135 Beiträge gezahlt.

„V. Außerordentliche und fortlaufende Unter⸗ stützungen bz. Vergütungen sind bewilligt worden: an 5744 Beamte, an 9040 Unterbeamte, an 1820 Hinterbliebene von Beamten und Unterbeamten.

VI. Die Spar⸗ und Vorschußvereine von Beamten und Unterbeamten der Post⸗ und Telegraphenverwaltung zählten Ende 1877 26 961 Mitglieder, und hat im Laufe des Jahres 1877 eine Vermehrung gegen das Vorjahr um 2705 Personen stattgefunden. Die Einlagen erreichten während des Jahres 1877 den Gesammt⸗ betrag von 1 288 916 und überstiegen die Gesammteinlagen des Jahr 8 1876 um 123 866 ℳ, wogegen die im Laufe des Jahres 1877 bewirkten Zurückzahlungen an die Mitglieder im Betrage von 605 390 102 703 mehr ausmachten als im vorhergegangenen Jahre. Dem Gesammtguthaben der Vereinsmitglieder auf Höhe von 3 821 703 ℳ, um 861 028 mehr als im Jahre 1876, stand ein Vermögensbestand von zusammen 3 868 031 gegenüber, um 883 752 mehr als im Vorjahre. An Vorschüssen sind während des Jahres 1877 im Ganzen in 16 778 Fällen 2 294 385 ausgeliehen worden, 411 029 mehr als im Jahre 1876. Das Er⸗ trägniß an Zinsen belief sich auf insgesammt 193 981 ℳ, was eine Vermehrung von 44 138 gegen das Vorjahr ausmacht. Der ge⸗ sammte Reservefonds der Vereine stieg durch Zuführung von 14 329 auf die Höhe von 44 610 Neben der Bewilligung baarer Darlehen haben die Vereine ihre Thätigkeit fortgesetzt darauf

erichtet, den Mitgliedern durch vortheilhafte Beschaffung von Haus⸗ deia. gen täeden, Fahen.. und anderen ähnlichen Be⸗ dürfnissen weitere mittelbare Vortheile zugänglich zu machen.

Nach Obigem sind im Etatsjahr 1877/78 Zuwendungen erfolgt: zu I. an 218 Personen, zu II. an 11 504 Personen, zu V. an 16 604 Personen, im Ganzen an 28 326 Personen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

München, 17. Juni. (Allg. Ztg.) Im nächsten Sommer soll in dem hiesigen Glaspalaste wieder eine internationale Kunst⸗ ausstellung abgehalten werden, wie dies zuletzt im Jahr 1869 der Fall war. Die ersten Schritte zur Ausführung dieses Projekts sind bereits gethan worden. 1

Braunschweig, 17. Juni. (Magd. Ztg.) Die letzte Handlung des außerordentlichen Landtages bestand bekanntlich darin, daß der⸗ selbe der Regierung anheimgab, die selbst von Autoritäten als höchst werthvoll anerkannte Sammlung vorhistorischer Alter⸗ thümer des Abtes Thiele anzukaufen. Die Regierung hat diesem Wunsche um so mehr Folge gegeben, als die Sammlung sonst nach London gegangen wäre, um ein dortiges Museum zu zieren. 7a.. ist die Sammlung bereits, übersichtlich geordnet, im Herzog⸗

ichen Museum zugänglich gemacht worden. Der Platz ist dadurch gewonnen worden, daß die naturgeschichtlichen Sammlungen aus dem Museum in das neue Polytechnikum überführt sind.

London, 17. Juni. Nach kurzer Krankheit starb am 15. d. M. der um die Archivwissenschaft rühmlichst verdiente Sir Thomas Duffus Hardy im Alter von 74 Jahren. Die Regierung ver⸗ traute ihm die Zusammenstellung der „Monumenta Historica Britaniae“ an. Seit 1861 war er Vize⸗Archivar. In der gelehrten Welt ist er bekannt als Herausgeber zahlreicher Handschriften und Urkunden.

Stockholm, 14. Juni. Das Dampfschiff „Fraser“, Kapitän Nilsson, geht heute von Gothenburg nach dem Jenisei und das Dampfschiff „Lena“, Kapitän Johannessen, morgen nach dem Lenafluß. Diese beiden Dampfer sollen das Dampfschiff „Vega“ auf der bevorstehenden wissenschaftlichen Eismeerexpedition des Professor Nordenskjöld begleiten. „Vega“ wird Ende dieses Monats abgehen. Aus Gefle wird „Norrk. Posten“ unterm 12. ds. geschrieben: Das Schiff „Expreß“, Kapitän Gunderson, welches im April d. J. von Skutskär nach London absegelte, ist jetzt von letzgenanntem Plaß nach Vardö abgegangen, um von dort die Reise nach dem Jenisei fortzusetzen. „Expreß“ hat von London Waaren für Sibirien und Kohlen, welche an der Mündung des Je⸗ nisei für den Dampfer der Nordenskjöldschen Expedition bestimmt sind, mitgenommen. Das Fahrzeug wird vom FJenisei eine größere Partie Getreide, sowie etwas Talg nach Europa bringen.

Von dem Prachtwerk „Unser Vaterland“ (Verlag der Gebrüder Kröner in Stuttgart) liegen bereits wieder zwei neue Lie⸗ ferungen, die 17. und 18., vor. In denselben endigt mit der malerischen Beschreibung des Virgen⸗ und Tauernthales und des Großvenedigers die Wanderung durch das Pusterthal und beginnt die Tour durch Wälschtirol, auf welcher Ludwig Steub die Führung übernimmt. Vor dem Abschied vom Pusterthal wird dem Leser das Künstler⸗ kleeblatt Defregger, Schmid und Gabl biographisch und bildlich vorgeführt gewiß jedem zu Dank, der an ihren prächtigen Kunst⸗ schöpfungen Gefallen gefunden hat. Die Bilder im Text zeigen außerdem: Dölsach, Defreggers Geburtshaus, von R. Püttner; Hoheneppan, von G. Seelos, die Paulser Höhle, von demselben, und die Tracht von Windisch⸗Matrei von H. Engl. Die Wanderung durch Wälschtirol, welche der Leser dann antritt, führt ihn zunächst in das Etschthal und dann in das Fleimserthal. Der malerische Theil dieses Abschnitts bringt folgende Bilder: Schloß Gandegg und die Gleif, Franziskanerkloster in Kaltern, der Kalterer See und Bauernhaus bei St. Pauls, sämmtlich von G. Seelos; Kastell in Trient, Blick auf Trient, Dom in Trient, Roveredo, von R. Püttner, und Fleimser Maler, von A. Gabl. An größeren Kunstbeilagen sind den Heften nachstehende beigefügt: Blick auf Obermais und Meran, von Richard Püttner; Typen und Trachten aus Südtirol, nach Skizzen von Alois Gabl; Typen und Trachten aus Nordtirol, von demselben; und endlich die Alpe Außer⸗Gschlöß und der Großvenediger, nach einem Karton von Adolf Obermüllner. 1 . 3

Von der von uns vor Kurzem angekündigten kleinen Schrift: „Die Bestrebungen der Sozialdemokratie“, besprochen für das Volk von Carlvon Raumer (Preis 0,50 Berlin, Carl Heymanns Verlag), ist bereits die 3. Auflage nothwendig geworden. Der Ver⸗ fasser suct bekanntlich in obigem Werkchen in volksthümlicher und Jeder⸗ mann verständlicher Form die Verwerflichkeit der sozialdemokratischen Irrlehren klar zu legen, den verführten Arbeitern die Augen zu öff⸗ nen und sie vor ihren falschen Freunden zu warnen. Er hat es un⸗ ternommen, die wichtigsten Aeußerungen des sozialdemokratischen Organs „Die Wahrheit’ während des Jahres 1877, deren Grund⸗

Vermögen der Stiftung

gedanken mit denen sozialdemokratischer Blätter identisch sind, zu⸗ sammenzustellen und zu besprechen. 8—8“ 8

betrug V

Der Antiquar Köhler in Leipzig hat soeben den Katalog Nr. 304 veröffentlicht, der ein reichhaltiges Verzeichniß von Schriften über Numismatik und in einem Anhange noch eine besondere Zusammenstellung von Schriften über orientalische Numismatik, aus der Bibliothek des Professor Tornberg in Lund, enthält.

. Land⸗ und Forstwirthschaft. Das K. K. Oesterreichische Ackerbau⸗Ministerium hat neuerdings

einen Bericht über den Stand der Saaten in Oesterreich zu

Ende Maid. J. veröffentlicht. Wir entnehmen demselben folgende Mit⸗

theilungen: Die Witterung war in dem westlichen Theile der Mon⸗

archie im Wesentlichen durch eine glückliche Veränderlichkeit, mithin

ein entsprechendes Maß von Niederschlägen, bei angemessener Tem⸗

peratur ausgezeichnet; in dem östlichen Theile hingegen herrschte

Trockenheit vor und machten sich bezüglich der Temperatur große

Unterschiede geltend. Während in der großen ungarischen Ebene,

vmfanlic im Südosten, große Hitze herrschte und in einer dortigen

Berichterstatter⸗Station 33 Grad Celsius (im Schatten) beobachtet

wurden, wurde in manchen Gegenden Galiziens über uagenügende

Wärme geklagt und auch in verschiedenen, namentlich westlich gelegenen

Gegenden Ungarns, die Witterung als kühl bezeichnet. Die Nächte

waren in beiden Reichshälften mit Ausnahme der obgenannten

Gegenden Iee. theils kühl, theils kalt. Roggen stand zur Be⸗

richtszeit (Ende Mai) in der nördlichen Zone der Monarchie eben in er Blüthe und hatte in der südlichen bereits abgeblüht; in der mittleren kamen beide Vegetationsstadien vor, l.etzteres etwas häu⸗ figer als ersteres. Der Stand der gesammten Roggensaaten kann im Allgemeinen als gut oder mindestens als gut mittel bezeichnet werden. Weizen, meistentheils in Aehren stehend in der nördlichen Zone, zum Theil erst schoßend, in Südtirol bereits in der Einkörnung be⸗ griffen, bewahrte mit relativ wenigen Ausnahmen seinen vortrefflichen Stand. Raps entwickelt die Schoten, und zwar meistentheils in Ungarn, reichlich und vollkommen; in manchen Gegenden, namentlich Westgaliziens, hingegen hat derselbe nur wenig Scheten angesetzt. Gerste und Hafer stehen in der Westhälfte der Monarchie und einem großen Theile der Osthälfte ganz vorzüglich. Wo aber Dürre herrschte, also in dem größeren Theile von Galizien und Ungarn, haben sich die betreffenden Ernteaussichten einigermaßen verschlechtert. Gerste schoßte bereits ziemlich allgemein in der mittleren Zone, stand in der südlichen bereits in Aehren und war in Dalmatien der Reife bereits so nahe, daß der Schnitt für Mitte Juni in Aussicht stand. Hafer schoßte im südlichen Ungarn und stand in Istrien bereits in Aehren. Die zeitlich gebauten Maissaaten standen überall schön, verspätete aber sind in den ungarischen Ebenen durch die Dürre nothleidend geworden. Ueber Kartoffeln liegen mit Ausnahme einer einzigen Station in Ostgalizien, nur gute Nachrichten vor. Frühkartoffeln blühten bereits in vielen Gegenden der mittleren Zone. Rüben⸗ saaten litten theils durch die Erdflöhe, theils durch die Draht⸗ würmer derart, daß sie an verschiedenen Orten sogar wiederholt ein⸗ geackert werden mußten. Im Allgemeinen kann der Stand der⸗ selben wohl höchstens nur als ein mittelguter bezeichnet werden. Die Heumahd hatte auf Kleefeldern und dreischürigen Wiesen be⸗ reits ziemlich allgemein begonnen, auch der Klee rechtfertigt die auf ihn gesetzten Hoffnungen in vollem Maße, mit wenigen Ausnahmen. Seine Ernte darf wohl schon jetzt als sehr gut bezeichnet werden. Weit weniger günstig gestalten sich die Aussichten betreffs der Wiesen. Prachtvoll ist der Stand der Wiesen wie des Klees in Oberösterreich. Hopfen hatte zur Berichtszeit Ende Mai die halbe Stangenhöhe erreicht. Der Wein hat in Dalmatien (Lesina) schon am 10., bei Marburg an den Mauern und bei Bozen zu Ende des Monats Mai, hingegen bei Trient noch nicht zu blüben angefangen. In Niederösterreich, Steiermark, Dalmatien, Ungarn und Kroatien war sein Stand geradezu ausgezeichnet, namentlich werden die auffallend großen und vollkommenen Traubenansätze ge⸗ rühmt; auch aus Mähren, Krain und Istrien lagen nur gute Nach⸗ richten vor. Bezüzlich des Obstes lauten die Nachrichten sehr ver⸗ schieden. Die Oliven haben in Dalmatien am 24. Mai zu blühen angefangen und berechtigen zu Hoffnungen auf eine sehr gute Ernte. Die Seidenraupen hatten in Südtirol die erste Häutung glücklich überstanden, in Görz und Dalmatien spannen sie sich bereits ein. Es steht im Allgemeinen eine recht gute Coconsernte zu erwarten.

Paris, 17. Juni. Dem gestrigen Wettrennen in Long⸗

stifteten Preis von 100 000 Frcs. geritten wurde, wohnten der Marschall Mac Mahon, der Schah von Persien und der Herzog von Aosta bei. Den Preis errang nicht, wie erwartet worden, das fran⸗ zösische Pferd „Insulaire“ des Grafen Lagrange, sondern das eng⸗ lische Pferd „Thurio“ des Fürsten Soltikoff.

Gewerbe und Handel.

Berliner Wollbericht vom 19. Juni. Der Verkehr, welcher sich heute bei Beginn des Marktes entwickelte, war ein ziem⸗ lich lebhafter und hielt auch in derselben Weise den Tag über an. Das erste Geschäft wurde früh 7 Uhr abgeschlossen und schon im Laufe des Vormittags wechselten nicht unerhebliche Posten den Sssg. Im Ganzen waren bis Mittag circa 26 000 Ctr. Wolle auf dem weniger als im verflossenen Jahre. S den besseren Verkäufen auf den auswärtigen Märkten zu suchen, von wo im vorigen Jahre diejenigen Wollen, welche dort nicht verkauft

nicht am Markt.

Tuchfabrikanten, namentlich aus den der Lausitz und Sachsens, waren schienen und kauften auch ziemlich lebhaft; ein Theil der auf dem Markt angekauften Wollen ging auch auf die Läger in der Stadt, in denen sich schon gestern Nachmittag das Geschäft ziemlich lebhaft entwickelte. Für Schmutzwollen wurden 60 —69 pro Centner gezahlt, für mittelgute Kammwollen bei guter Wäsche 174 177 ℳ, bei ganz guter Waare 180 mit 192 gehandelt.

vorjährige Preise gezahlt.

Deutsche Kämmer und kleineren Fabrikstädten ziemlich zahlreich er⸗

wollen fast gar

die Auflösung der Berliner Stadtbahn, einstimmig genehmigt.

Jahre 5 697 595 vereinnahmt hat

verkehr und endlich 108 857 auf verschiedene Einnahmen. Betriebsausgaben bezifferten sich dagegen auf 3 560 399 Es ver⸗ bleibt somit ein Bruttoüberschuß von 2 137 295 ℳ, dem an weiteren

Erneuerungsfonds 634,533 ℳ, Bahn⸗ und Bahnhofsanlagen 182 752 und 1 Halberstadt für geleisteten Vorschuß 72 371 ℳ, 2 643 319 Mithin ergiebt - r Jahr 1877 ein Defizit von 506 024 Von dieser Summe ist der dem Betriebe der mit Magdeburg⸗Halberstadt gemeinschaftlich be⸗ wirthschafteten Strecke Vienenburg⸗Grauhof, welcher 29 600 be trägt, zu ½ mit 14 800 abzurechnen, so daß 491 224 ver⸗ bleiben, welcher Betrag von der Magdeburg⸗Halberstädter Cifenbuhn. Geselkschaft gedeckt worden ist.

Leipzig, 18. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Ge⸗

räumt.

London, 18. Juni. (W. T. B.) Bei auktion war australische Wolle begehrt.

116“

champs, in welchem um den großen, von der Stadt w19. ge

Markt eingetroffen immerhin noch ungefähr 11 000 Ctr. Der Grund hierzu ist in

werden konnten, schließlich hierher überführt wurden. Die Wäschen waren im Großen und Ganzen befriedigend zu nennen, Schmutz⸗

Feine Wollen wurden Im Durchschnitt wurden 3 12 über

Die Generalversammlung der Berlin⸗Hamburger 8 Eisenbahn hat den Vertrag mit der Staatsregierung, betreffend

Aus dem Geschäftsberichte der Hannover⸗Altenbekener Eisenbahn pro 1877 ersehen wir, daß die Bahn im vergangenen . Von dieser Summe entfallen 1 080 793 auf den Personenverkehr, 4 507 945 auf den Güter⸗

Ausgaben gegenüberstehen: Verzinsung der Prioritäts⸗Anleihen 1 727 483 ℳ, Amortisation derselben 26 180 ℳ, Rücklage in den insen für Mitbenutzung fremder insen an Magdeburg⸗ insgesammt sich als Gesammtresultat für das

Antheil der Hannover⸗Altenbekener Bahnen an dem Ueberschusse aus

sammtzufuhren betrugen 3040 Ctr.; der Markt wurde vollständig ge⸗- Gezahlt wurden für bessere Wollen 156 —163 pro Centner und für vernachlässigte Wollen 145 153 8

der gestrigen Woll-

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