Königsberg, 17. August. Der Königliche General⸗ uperintendent der Provinz Preußen, D. theol. Moll ist heute im Alter von 72 Jahren verstorben.
Sachsen. Dresden, 19. August. Das „Dresdner urnal“ meldet: Se. Majestät der König hat Sich mit hren Königlichen g. dem General⸗Feldmarschall rinzen Friedrich Carl von Preußen und dem
Prinzen Georg am Sonnabend, 17. d. M., nach der bei Leipzig erfolgten Besichtigung der 4. Infanterie⸗Brigade Nr. 48 mit der Eisenbahn nach Oschatz begeben und dort von 10 Uhr an trotz strömenden Regens die vom General⸗ Major von Carlowitz befehligte 1. Kavallerie⸗Division Nr. 23 vor Sich exerzieren lassen. Nach der vorzüglich verlaufenen Besichtigung begaben Se. Majestät mit GSr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friegnich Carl Sich zu Wagen nach dem Jagdschloß Wermsdorf, wo am Sonnabend Abend noch gejagt und auch der Sonntag zugebracht wurde. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg fuhr Sonnabend Nachmittag nach Nauendorf, nahm das Diner bei dem Kammerherrn v. d. Planitz und kehrte dann nach Hosterwitz zurück. Heute früh 8 Uhr fand die Besichtigung der 2. Infanterie⸗ Brigade Nr. 46 bei Bautzen statt, wohin Ihre Königlichen oheiten der Prinz Friedrich Carl und der Prinz Georg h abgereist und nach einem im Offizierskasino des 4. In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 103 eingenommenen Frühstück etwa um 2 Uhr Nachmittags in Dresden wieder eingetroffen sind. Nachmittags um 4 Uhr ist bei Sr. Majestät dem König Diner im Königlichen Residenzschlosse hierselbst.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 19. August. (W. T. B.) Der Kaiser hat anläßlich der Meldung über das siegreiche Gefecht vom 16. d. Mts. dem Ober⸗Kommandirenden, Baron Philippovich, telegraphisch für das ihm dargebrachte Ge⸗ burtstagsgeschenk gedankt und zugleich dem Ober⸗Komman⸗ direnden und den Truppen für ihre Hingebung und Bravour seine herzlichste Anerkennung ausgesprochen. — Aus meh⸗ reren Städten des okkupirten Gebietes, u. A. aus Mostar, Banjaluka und Berbir werden Loyalitäts⸗Kund⸗ gebungen anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers gemeldet. Die Bischöfe, sowie die christlichen und türkischen Notabeln brachten dem Kommandanten Glück⸗ wünsche sfür den Kaiser dar. — Der Insurgentenführer Golus Babic und mehrere Zetaführer haben die v n gestreckt. Andere Unterwerfungen werden erwartet. — Aus Sluin traf die Nachricht ein, daß bei Prosicenikamen an der Koranabrücke sich muhamedanische Insurgenten sam⸗ meln. Auch zwei Tabors Redifs sollen von Novi her dort eingetroffen sein. — Theile der 18. Truppendivision bestanden am 16. und 17. Gefechte mit den bei Stolac in festen Positionen befindlichen Insurgenten. Die Gefechte nahmen einen glücklichen Ausgang. Die Truppen verloren nur 2 Todte und 15 Verwundete.
— (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Kon⸗ stantinopel, 18. d., gemeldet: Nach Andeutungen aus dem russischen Hauptquarlier soll der Abmarsch der ersten russischen Truppenabtheilungen am 20. d. beginnen. Der englische Botschafter, Layard, soll dem russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, in Aussicht gestellt hüben. daß nach dem Abmarsch mehrerer größerer russischer Abtheilungen der Rückzug der englischen Flotte erfolgen werde.
Schweiz. Bern, 19. August. (W. T. B.) Der Ständerath hat mit 31 gegen 9 Stimmen beschlossen, in die Berathung der Gotthardfrage auf der Basis des Beschlusses des Nationalrathes einzutreten.
Großbritannien und Irland. London, 18. August. (E. C.) Die „London Gazette“ macht bekannt, daß die Königin unter dem 14. d. M. den Abgeordneten für Sheffield, John Arthur Roebuck zum Mitgliede des Geheimen
athes ernannt hat. — Gestern ist ein neues Hest amt⸗ licher Schriftstücke, betitelt ‚Türkei Nr. 45“ (1878), aus⸗ gegeben worden. Dasselbe enthält siebenzehn Depeschen, die vom 2. Juli 1878 bis zum 1. August 1878 reichen und fast alle zwischen dem Marquis of Salisbury und dem Botschafter Sir H. A. Layard ausgetauscht worden sind.
— Den „Daily News“ wird aus Larnaka auf Cypern unter dem 15. August berichtet:
Die Einschiffung der gesammten indischen Truppen wird am 28. d. M. beendet sein, mit Ausnahme der Madras⸗Pioniere, für welche kein Transportseh iff designirt ist, die Sir Garnet Wolseley hier zu behalten wünscht. Trotz der Vorsichtsmaßregel, nach der Heimreise die indischen Soldaten nicht so dicht gedrängt zu ver⸗ schiffen, werden sie doch große Beschwerden zu bestehen haben, da sie das Rothe Meer in der heißesten Zeit und den Indischen Ocean während des Monsuns zu durchfahren haben.
Fieber beeinträchtigt andauernd die Verwendbarkeit der weißen Truppen. Das 42. Regiment (Hochländer, genannt die „Schwarze Wache“) hat 170 Mann auf der Krankenliste (Alles in Allem zählt ein englisches Regiment 1000 Mann); das 101. hat 130 Kranke. 6 Artillerie⸗Offiziere oder ein Drittel der Gesammtzahl liegen dar⸗ nieder; von 136 Seeleuten und Marinesoldaten, die inland nach Nikosia gesandt wurden, leiden 84 am Fieber. Ein Offizier und 19 Marinesoldaten wurden in Baffo von der „Pallas“ gelandet, um den Platz zu besetzen. Drei Wochen waren sie daselbst, und jetzt ist die ganze Abtheilung ohne Ausnahme im ’ Vor ungefähr drei Wochen ward eine Abtheilung
ioniere ins Innere auf eine Entdeckungsfahrt ausgesandt. Als man einige Zeit lang nichts von ihnen hörte, wurden Patrouillen zu deren Aufsuchung ausgesandt. Man fand die Abtheilung hülflos in einem Bauernhause liegend. Jeder Mann litt unter Fieber. ön Ganzen leiden 25 % der weißen Truppen unter Fieber.
ngefähr zwei Drittel der Sanitätstruppen liegen noch darnieder. Nur zwei Aerzte im Lager waren gestern dienstfähig. Viele halten die Oertlichkeit für pestbringend, dies ist indeß nicht der einzelne Platz, sondern die ganze Insel zu dieser Jahreszeit, das ist bewiesen. Das Fieber ist üͤberall, es ist nicht bösartig. Nur 5 Todesfälle sind vorgekommen, aber die Opfer erho sich nie ganz, so⸗ lange sie auf der Insel bleiben, sondern sind chronischen Rückfällen ausgesetzt. Wahrscheinlich werden die Truppen in der Nähe des jetzigen Lagers während des Winters bleiben. 2
Ein gut Theil Verbrechen kommen vor, hauptsächlich vom Ge⸗ brauche des Messers. Verschiedene Leute sind in Haft wegen Mor⸗ des. Die Polizei soll auf 500 Mann vermehrt werden.
Das
Frankreich. Paris, 17. August. (Fr. C.) „Journal officiel“ veröffentlicht ein Rundschreiben des Unterrichts⸗Ministers Bardoux an die Präfekten, welches die nöthigen Instruktionen zur Durchführung des Waddingtonschen Gesetzes vom März 1877, betreffend den Bau von Schulhäusern, ertheilt. — Die liberalen Blätter
versichern aufs Neue, daß das konservative Wahlcomité in der Auflösung begriffen sei.
— 20. August. (W. T. B.) Von den neugewählten Präsidenten der Generalräthe gehören 51 der republi⸗ kanischen Partei an. Im Departement der 8“ ver⸗ einigten sich die Orleanisten mit den Republikanern zur Wahl eines republikanischen Präsidenten; im Departement Oise wurde in Folge einer von den Republikanern mit den Or⸗ leanisten geschlossenen Allianz der Herzog von Aumale zum Präsidenten gewählt.
Türkei. Konstantinopel, 19. August. (W. T. B.) Der griechische Patriarch wurde heute in Balukli unter großer Feierlichkeit und mit militärischer Begleitung beerdigt. — Der Sultan hat das Gesetz, betreffend die Zuschlags⸗ taxe auf Tabak, Salz und Spirituosen sanktionirt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. August. (W. T. B.) Nach einem in der russischen „St. Petersburger Zeitung“ enthaltenen amtlichen Ausweise des Zoll⸗ departements betrugen die Einnahmen aus den Zöllen vom 1. Januar bis 3. August 1878 über 34 Millionen Kre⸗ ditrubel oder 19 Millionen mehr als in dem gleichen Zeit⸗ raum des Vorjahres.
Amerika. Philadelphia, 15. August. (Times.) General Mitchell telegraphirte dem Kriegs⸗Ministerium Be⸗ richte vom General Howard, die die Beendigung des Indianerkrieges in Oregon und Idaho melden. Die Indianer lösten 98 in den Bergen in kleine Trupps auf, von denen einige sich wieder zusammenfinden, um sich zu unterwerfen. Es sind Truppen ausgesandt worden, um alle umherschweifenden feindlichen Abtheilungen abzuschneiden. Ein Theil der Freiwilligen wurde heimgesandt.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Dresden, Dienstag, 20. August, Nachmittags. Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Friedrich Carl von Preußen inspizirte heute Vormittag bei Chemnitz die 3. Infanterie⸗Brigade; Nach⸗ mittag wird Höchstderselbe die 2. Kavallerie⸗Brigade bei Grimma besichtigen. Gestern besuchte der Prinz mit Sr. Majestät dem König Albert das neue Hoftheater; die Abreise des Prinzen nach Berlin erfolgt heute Abend.
Nr. 20 des „Armee⸗Verordnungsblattes“ enthält: Bestimmungen über Beförderung der Unteroffiziere im Friedens⸗ verhältniß, vom 18. Juli 1878.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Definitive Resultate der Stichwahlen, nach SE des „W. T. B.“
Preußen. Provinz Brandenburg. 10. Potsdamer Wahlkreis (Beeskow⸗Storkow⸗Teltow⸗Charlotten⸗ burg). Abgegeben 23 328 St. Gew. Wöllmer mit 12 458 St. gegen den Feldmarschall Grafen von Moltke mit 10 878 St.
Provinz Preußen, Reg. Bez. Marienwerder. 5. Wahl⸗ kreis (Schwetz). Abgegeben 11 218 St., davon für von Gordon 5704, für von Perszewski 5514 St.
Provinz Schlesien. Reg.⸗Bez. Liegnitz. 7. Wahlkr. (Lands⸗ hut, Jauer). Abgegeben 14 688 St. Gew. Prof. Gneist mit 8109 St. gegen von Sprenger, welcher 6580 St. erhielt.
Provinz Sachsen, Reg. Bez. Magdeburg. 7, Wahlkreis (Calbe). Abgegeben 24 849 St. Gewählt Kreisrichter Traut⸗ mann 8 Staßfurth mit 14 308 St. gegen Amtsrath Dietze mit 10 541 8
Provinz Schleswig⸗Holstein. 8. Wahlkreis (Altona⸗ Stormarn). Abgegeben 26 618 St. Gewählt Prof. G. Karsten in Kiel mit 13 324 St. gegen Zeitungs⸗Expedient R. Praast in Hamburg mit 13 224 St.
Königreich Sachsen. 9. Wahlkreis (Freiberg). Abge⸗ eben 15 076 St. Gew. Max Kayser mit 8098 St. gegen August Penzia mit 6978 St. — 23. Wahlkreis (Plauen). Abgegeben Gew. Landmann mit 5458 St. gegen Meusel mit
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha. Abgegeben 13 525 St., davon für den Rechtsanwalt Müller 8831 St., für von Holtzen⸗ dorff 4522 St.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 32. Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 29,5, in Breslau 42,8, in Königsberg 36,5, in Cöln 29,6, in Frankfurt a. M. 17,4, in Hannover 33,2, in Cassel 20,6, in Magdeburg 25,8, in Stettin 31,4, in Altona 29,1, in Straß⸗ burg 35,7, in München 39,4, in Nürnberg 27,7, in Augsburg 28,4, in Dresden 32,6, in Leipzig 21,8, in Stuttgart 21,4, in Braunschweig 30,3, in Karlsruhe 13,0, in Hamburg 28,5, in Wien 25,5, in Buda⸗ pest 39,9, in Prag 29,8, in Triest —, in Basel 20,9, in Brüssel 26,0, in Paris 25,9, in Amsterdam 26,5, in Kopenhagen 26,2, in Stockholm —, in Christiania 18,5, in St. Petersburg 40,1, in Warschau 36,5, in Odessa 74,0, in Bukarest 32,1, in Rom 32,7, in Turin 30,0, in Athen —, in Lissabon 32,2, in London 24,7, in Glasgow 21,6, in Liverpool 33,0, in Dublin 26,4, in Edinburgh 15,2, in Alexandria (Egypten) 53,0. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ Ee 35,5, in Philadelphia 21,3, in Boston —, in Chicago 45,8, in
an Franzisko 13,2, in Calcutta 30,7, in Bombay 39,6, in Madras 37,5.
In den ersten Tagen der Berichtswoche herrschten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen östliche, in München und Cöln west⸗ liche und füdwestliche Luftströmungen, die um die Mitte der Woche meist in südwestliche übergingen. In der zweiten Wochenhälfte machten sich vielfach nordwestliche Windrichtungen geltend, welche aber gegen das Ende der Woche in südliche und südöstliche um⸗ schlugen. Die Temperatur der Luft in den ersten Tagen der Woche, dem Monatsmittel entsprechend, sank mit dem Eintritt der Nord⸗ westwinde unter dasselbe. Der Luftdruck stieg langsam, nur gegen den Schluß der Woche hin fiel er rasch.
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte haben sich im Vergleich zur Vorwoche ungünstiger gestaltet. In den deutschen Städten stieg die allgemeine Sterblichkeits⸗Verhältnißzahl auf 29,1 von 26,7 der vorhergegangenen Woche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet) insbesondere erfuhr die Sterblichkeit des Säuglings⸗ alters eine wesentliche Steigerung (in Berlin um 4,4, in München Uum 9 pro Mille).
Unter den Todesursachen sind es namentlich Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, sowie Flecktyphen, die unter den In⸗ fektionskrankheiten wieder eine namhafte Ausdehnung gewonnen haben, während Masern, Scharlachfieber (nur in Essen, Liegnitz, Regensburg) und diphtherische Affektionen (in München, Crefeld) vermehrt auftraten. Todesfälle an Unterleibstyphus waren in Berlin, Breslau, Posen, Paris, London häufiger. An Flecktyphus werden aus deutschen Städten wieder 7 Todesfälle gemeldet (aus Königsberg und Breslau lje 2], aus Stettin, Graudenz, Königs⸗
hütte lie 1) — In den russischen Städten lassen tyvphöse Fieber nach. Darmkatarrhe erscheinen in vielen größeren Orten in er⸗ heblich vermehrter Zahl, so in Danzig, Posen, Altona, Göclitz Pest, Brüssel. Brechdurchfälle in Breslau, München, Wien, Ham⸗ burg. In Berlin und London fand ein geringer Nachlaß der Todes⸗ fälle an diesen Krankheiten statt. In Hamburg, Rheydt, Neisse, Zittau kamen vereinzelte Todesfälle an Cholerine vor, in Bukarest ein Todesfall an Cholera asiatica. — Die Pockenepidemie in London und Wien nimmt stetig ab, auch in St. Petersburg und Warschau ist die Zahl der Pockentodesfälle kleiner, in Odessa, Pest etwas größer eworden. Auch aus Berlin wird ein Blatterntodesfall gemeldet. n den amerikanischen Städten erlagen eine große Zahl von Per⸗ sonen dem Sonnenstich (in St. Louis 136, in Chicago 44).
— Das Beamtenpersonal bei den zum Ressort des Ministe⸗ riums des Innern gehörenden Straf⸗ und Gefangenanstalten betrug am Schlusse des Jahres 1875 1 967, des Jahres 1876 1 995. Darunter waren Direktoren 36 bez. 37, Inspektoren und Sekretäre 173 und 175; Unterbeamte: männliche 1 315, weibliche 211 bez. 1 337 und 216; Geistliche: evangelische 54 bez. 52, katholische 38 bez. 40; Lehrer und Lehrerinnen: evangelische 41 bez. 42, katholische 27 bez. 28, Aerzte und Wundärzte 72 bez. 68. — Betreffs der Verpflegung der Gefangenen ergiebt sich, daß im täglichen Durchschnitt an Gesunden verpflegt wurden: im Jahre 1875 21 359, 1876 21 554; der Gesammtverbrauch der Anstalten betrug für diese Verpflegten: Brod im Jahre 1875 für Männer 84 249 Ctr., für Weiber 10 858 Ctr., zusammen 95 107 Ctr., im Jahre 1876 86 488, 11 187 und 97 675 Ctr.; sonstige Cerealien, Hülsenfrüchte und Gemüse im Jahre 1875 206 294, 1876: 213 157 Ctr., Fleisch und Fettsubstanzen 8278 bez. 8441 Ctr., Salz, Gewürz und Suppenkräuter 7437 bez. 7873 Ctr., andere Nahrungsmittel für 83 933 bez. 89 998 ℳ Auf den Kopf und Tag trafen hiernach durchschnittlich: Brod für Män⸗ ner im Jahre 1875 650 g, im Jahre 1876 646, für Weiber 470 bez. 469 g, sonstige Cerealien, Hülsenfrüchte und Gemüse: im Jahre 1875 1351 g, im Jahre 1876 1351 g, Fleisch und Fett⸗ substanzen 54 bez. 53 g, andere Nahrungsmittel für 1,10 ₰ bez. 1,14 ₰. Speisezulagen bei schweren Arbeiten wurden verabreicht an durchschnittlich im Jahre 1875 3103 Gefangene, im Jahre 1876 3207 Gefangene, und zwar an 2972 bez. 3045 Männer und 131 bej. 162 Weiber. Der Gesammtverbrauch für diese Zulagen betrug an Brod im Jahre 1875: 1747 Ctr., im Jahre 1876: 1906 Ctr., an Bier 232 694 bez. 242 3401. Auf Krankenkost waren im täglichen Durchschnitt gestellt im Jahre 1875 1623, im Jahre 1876 1681 oder 7,06 bez. 7,23 % der Gesammtzahl der von den Anstalten überhaupt Be⸗ köstigten. Zur Verpflegung dieser Gefangenen wurden verbraucht: Brod im Jahre 1875 4459 Ctr, im Jahre 1876 4906 Ctr., sonstige Cerealien, Hülsenfrüchte und Gemüse 4571 bez. 4906 Ctr., Fleisch und Fettsubstanzen 2214 bez. 2339 Ctr.; Salz, Gewürz und Suppenkräuter 712 bez. 751 Ctr. Bier 65 418 bezw. 80 883 1!, andere Kostartikel 197 960 bez. 191 879 Portionen; außerdem Milch 52 945 bezw. 68 902 1. An Vergünstigung, einen Theil des Arbeitsverdienstes zur Verbesserung der Verpflegung verwenden zu dürfen, nahmen überhaupt Theil im Jahre 1875 32 688 Detinirte und zwar 27 646 Männer und 5042 Weiber, im Jahre 1876 32 518 Detinirte und zwar 27 359 Männer und 5159 Weiber. Die von denselben angeschafften Gegenstände waren: Brod im Jahre 1875 568 Ctr., im Jahre 1876 589 Ctr., Fleisch und Fettsubstanzen 1229 bez. 1128 Ctr., Bier 98 959 bez. 94 374 I, andere erlaubte Kost⸗ artikel für 32 387 bez. 30 143 ℳ Die Gesammtkosten der Anschaffung betrugen 150 986 bez. 147 911 ℳ oder auf den Kopf 4 ℳ 61,90 ₰ bez. 4 ℳ 54,86 ₰. — Der Arbeitsbetrieb der Zuchtshaus⸗ und anderer Gefangenen (mit Ausschluß der Untersuchungs⸗ und Schuldgefan⸗ genen) stellt sich wie folgt: An Gefangenen aller Kategorien mit Ausschluß der Untersuchungsgefangenen waren im täglichen Durch⸗ schnitt detinirt im Jahre 1875 21 680 (davon 18 411 Männer und 3269 Weiber), im Jahre 1876 21 580 (18 282 Männer und 3297 Weiber). Hiervon blieben aus verschiedenen Ursachen (Arbeits⸗ unfähigkeit oder Krankheit, Disziplinararrest ꝛc.) unbeschäftigt im Jahre 1875 1543 Männer und 368 Weiber, im Jahre 1876 1714 Männer und 363 Weiber oder 8,82 bez. 9,62 % der Detinirten. Beschäftigt wurden im Jahre 1875 16 868 Männer 2900 Weiber, im Jahre 1876 16 568 Männer und 2935 Weiber oder 91 % bez. 90 % der Detinirten. Die Beschäftigung fand statt: ⸗. für den eigenen Bedarf der Anstalt im Jahre 1875 mit 5270 Detinirten (4489 Männern, 781 Weibern) und 1 561 091 ½ Arbeitstagen, d. h. mit 26,66 % der Beschäftigten, im Jahre 1876 mit 5301 Detinirten (4494 Männern und 807 Weibern) und 1 601 820 ½ Arbeitstagen, deh. mit 27,19 % der Beschäftigten; nv. für eigene Rechnung der Anstalt zum Verkaufe im Jahre 1875 mit 131,37 Männern und 6,81 Weibern und 41 899 Arbeitstagen oder 0,70 % der Beschäftigten, im Jahre 1876 mit 132,02 Männern und 9,74 Weibern und 42 795 ¼ Arbeitstagen oder 0,73 % der Beschäftigten; c. für Dritte gegen Lohn im Jahre 1875 mit 12 247 Männern und 2113 Weibern und 4 240 933 Arbeitstagen oder 72,64 % der Be⸗ schäftigten, im Jahre 1876 mit 11 942 Männern und 2118 Weibern und 4 230 658 ¾ Arbeitstagen oder 72,09 % der Beschäftigten. Für Dritte gegen Lohn waren täglich im Durchschnitt beschäftigt mit Industriearbeiten im Jahre 1875 94,84 %, im Jahre 1876 95,41 % der für Dritte gegen Lohn und 68,89 % bez. 68,78 % der überhaupt Beschäftigten. Mit landwirthschaftlichen und sonstigen gewöhnlichen Tagelöhnerarbeiten waren beschäftigt im Jahre 1875 5,16 %, im Fabre 1876 4,59 % der für Dritte gegen Lohn und 3,75 % bez. 3,31 % der überhaupt Beschäftigten. Der Bruttoertrag pro Kopf und Arbeitstag bei den für Dritte gegen Lohn Beschäftigten betrug im Durchschnitt aller Anstalten und Betriebszweige im Jahre 1875 65,52 ₰, in 1876 66,42 ₰, und zwar bei den Männern 73,41 ₰ bez. 78,30 ₰, bei den Weibern 41,21 ₰, bez. 42,24 ₰. Die Verdienstantheile, welche den Gefangenen gutgeschrieben wurden, betrugen im Jahre 1875 für Männer 404 869 ℳ, für Weiber 41 048 ℳ, im Jahre 1876 394 781 ℳ bez. 43 498 ℳ — Die Kopfzahl der Untersuchungs⸗ gefangenen, welche im täglichen Durchschnitt in 16 Anstalten detinirt waren, betrug im Jahre 1875 1267 Männer und 173 Weiber, im Jahre 1876 1559 bez. 229. Davon waren beschäftigt im Jahre 1875 973 Männer und 135 Weiber, im Jahre 1876 1097 bez. 176, und zwar im Jahre 1875 mit 336 596 und im Jahre 1876 mit 385 443 Arbeitstagen. Der baare Brutto⸗Arbeitsverdienst betrug im Jahre 1875 73 042 ℳ, im Jahre 1876 78 724 ℳ — An dem Schulunterricht der Anstalten nahmen überhaupt Theil im Jahre 1875 6600 männliche und 1300 weibliche Gefangene, im Jahre 1876 6895 bez. 1352. Besonderen Singunterricht, neben dem in den verschiedenen Klassen schon mit dem Schulunterricht verbundenen, erhielten im Jahre 1875 1829 Männer und 527 Weiber, im Jahre 1876 1926 5 490. Endlich wurde Unterricht nur in biblischer Geschichte und Religion ertheilt im Jahre 1875 an 14 934, im Jahre 1876 an 15 238. Die Anstaltsbibliotheken weisen einen Bestand von Büchern nach im Jahre 1875 83 816, im Jahre 1876 81 505. Bücher zum Schulgebrauch waren vorhanden 25 463 bez. 25 706, Unterhaltungs⸗ und belehrende Schriften 56 339 bez. 60 834. Der Gesammtbestand der Bibliotheken hat sich vermehrt im Jahre 1875 um 3028, im Jahre 1876 um 2427 Bücher. — Der Finzelhaft unterworfen wurden von den Gefangenen im Jahre 1875 9327 (8301 Männer und 1026 Weiber), 1876 9304 (8100 Männer und 1204 Weiber) oder 10,40 % bez. 9,13 % der Gesammtzahl der Detinirten. g den überhaupt Isolirten waren Zuchthausgefangene im Jahre 187 5466 Männer oder 26,59 % und 359 Weiber oder 10,56 %, im Jahre 1876 5205 Männer oder 25,54 % und 385 Weiber oder 10,96 % der überhaupt in Haft gewesenen lichen bez. weiblichen Zuchthausgefangenen. — Dis plinarisch bestraft wurden im Jahre 1875 25 Gefangene (11 826 Männer und 2127 Weiber), im Jahre 18 15 203 Gefangene 88 843 Männer und 2360 Weiber). Die Za der einzelnen Straffälle war im Jahre 1875 23 180, im Jahre 27343 und zwar trafen auf Männer 23 180 bez. 27 343, auf Wei 5 4479 und 5048. Straffälle kamen mithin auf den Kopf der F sammtzahl der Detinirten im Jahre 1875 0,31 %, im Jahre 18
9,32 % und zwar der Männer 0,33 % und 0,33 %, der Weiber 0,24 % und 0,26 %. Die verhängten Strafen waren: Entziehun von Kost oder der Disposition über den Arbeitsverdienstantheil, einsame Einsperrung in einer Arrestzelle mit und ohne Kostentziehung, Lattenarrest und körperliche Züchtigungen, welche nur gegen männliche Zuchthausgefangene und zwar im Jahre 1875 gegen 146 und im Jahre 1876 gegen 138 angewendet wurden, d. h. 0,92 bez. 0,74 % der gegen Gefangene dieser Kategorie überhaupt verhängten Strafen. — Die ehh der für Gefangene eingegangenen Briefe war im Jahre 1875 8 990, im Jahre 1876 72 365. Die Empfänger waren im Jahre 1875 19 909 Männer und 4215 Weiber, im Jahre 1876 21 527 Männer und 4268 Weiber. Briefe wurden abgeschickt 58 869 bez. 63 510, und zwar waren die Absender im Jahre 1875 20 521 Män⸗ ner und 3730 Weiber, im Jahre 1876 22 899 bez. 3654. Besuche sundes 829 Iher1872 xg 12 9 93 Männer 6883, ür Weiber „ im Jahre „ und zwar für Män ühir für Weiber 1038. — “
— Die Mittheilungen, welche das Statistische Amt des Für⸗ stenthums Rumänien über die Bewegung der Bevölke⸗ rung, den Ackerbau und Handel veröffentlicht hat, vereinigte vor einiger Zeit der frühere Minister Aurelianu zu einer Landes⸗ kunde, und dieses Werk wurde von der wissenschaftlichen Vereinigung zu Bukarest mit dem Preise gekrönt. Die „Stat. Corr.“ entlehnt einem französischen een mehrere Angaben daraus, die auch in Deutschland Interesse finden werden. Im Jahre 1859 betrug die Zahl der Einwohner 4 424 961, und gegenwärtig muß die⸗ selbe auf rund 5 Millionen Seelen angenommen werden; sie sind über eine Fläche von 12 120 425 ha zerstreut, so daß auf 1 qkm 41 Bewohner leben. Diese Schätzung stützt sich auf die Nachrichten über die Geburten und Sterbefälle, sowie die Wanderung; wäre diese letztere nicht, so müßte aus den vorhandenen Ausweisen gegenwärtig, anstatt auf eine Zunahme, auf eine Verringe⸗ rung der Bevölkerung geschlossen werden, da die Register in den letzten Jahren mit einer größeren Zahl von Sterbefällen als Ge⸗ burten abschließen. Zu einem Theile wird diese Erscheinung wohl in einer mangelhaften Aufzeichnung der Geburten begründet sein; es ist aber bemerkenswerth, daß die Sterblichkeit nicht in allen Klassen der Bevölkerung größer als die Fruchtbarkeit ist. Unterscheidet man nämlich die Bewohner nach ihrem Religionsbekenntnisse, welches zu⸗ gleich einen Schluß auf die Stammeszugehörigkeit und die gesell⸗ schaftliche Stellung erlaubt, so ergiebt sich Folgendes. Es sind 1874 geboren gestorben 137 817 139 799
3 905 5 462 7 719 6 955
Orthodoxe (meist Rumänen) . . . . . .
Andere Christen (Ungarn, Deutsche, Armenier,
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18* 1 31
8 -eve. 189ETTTEEöE
Der Zuzug führt alljährlich, wie geschätzt wird, 10 000 Rumä⸗ nen aus Oesterreich⸗Ungarn in das Fürstenthum, wo denselben die Gesetze des Staates leicht de's Bürgerrecht gewähren, außerdem 3000 — 4000 Deutsche und Ungarn und 6000 — 7000 Israeli⸗ en ein.
München, 16. August. (Allg. Ztg.) Die mit den Wehr⸗ pflichtigen des Jahrgangs 1878 vorgenommene Prüfung hat ergeben, daß die Rekruten mit mangelhafter Schulbildung be⸗ trugen: in Oberbayern 0,6 %, Niederbayern 1,3, Pfalz 0,8, Ober⸗ pfalz 1,2, Oberfranken 0,6, Mittelfranken 0,4, Unterfranken 0,2,
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der hundertjährige Geburtstag Friedrich Ludwig Jahns hat zu mehreren literarischen Arbeiten über das Leben und Wirken des Begründers der deutschen Turnkunst Anregung geboten. Schon von langer Hand ist ein umfassendes biographisches Werk vorbereitet wor⸗ den: „Friedrich Ludwig Jahns Leben von Dr. Heinrich Pröhle, neu bearbeitet von Prof. Dr. Carl Euler, Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart.“ Pröhle's vor Jahren erschienene Arbeit it bis⸗ her die umfangreichste und auch wohl inhaltlich werth⸗ vollste geblieben, insofern der Verfasser alles Wissenswerthe sorgfältig zusammentrug und so in Form und Ton vorzutragen wußte, daß dem Leser ein getreues Bild des Mannes als Frucht der Lectüre erwachsen mußte. Der Neubearbeiter hat sich die Vor⸗ süge des Originals anzueignen gewußt und verbindet, soweit sich aus een seither erschienenen 5 Lieferungen ein allgemeines Urtheil fällen läßt, mit thunlichster Kürze eine kraftvolle und klare Darstellung so⸗ wohl der Persönlichkeit des „Turnvaters“ als der Zeitläufte seines Wirkens. Der Bearbeiter hat natürlich auch die jüngeren Publi⸗ kationen über und aus Jahns Leben benutzt, so daß mit dem ferti⸗ gen Werke die ausgesprochene Absicht „ein möglichst getreues Lebens⸗ bild Jahns zu schaffen, und zu versuchen, in diesem Bilde die mäch⸗ tige Persönlichkeit Jahns mit ihrem kerndeutschen Wesen und ihrer nie wankenden Liebe zum Vaterlande hervortreten zu lassen,“ wohl erreicht werden dürfte.
München, 16. August. (Allg. Ztg.) Am 13. d. M., Abends, starb, 76 Jahre alt, der als Numismatiker in den weitesten fach⸗ wissenschaftlichen Kreisen bekannte Hr. Johann Peter Beierlein. 5 ein geachteter Weinwirth, gab er schon vor Jahren sein
Zeschäft auf, um, unterstützt durch ein bedeutendes Vermögen, ganz seinem Lieblingsfache zu leben. Obwohl hierin universell gebildet, blieb seine Spezialforschung doch den baiwarischen Münzen und Me⸗ daillen zugewendet In diesem Gebiete erfreute er sich einer allgemein anerkannten Antorität. — Der Direktor des hiesigen Oratorien⸗und aka⸗ demischen Gesangvereins, Dr. Max Zenger ist an die Stelle des Pro⸗ fessors und Hof⸗Kapellmeisters Dr. Wuüͤllner zum Lehrer an der Königlichen Musikschule ernannt worden. Zenger ist in weiteren Kreisen als Komponist des Oratoriums „Kain“, der Opern „Die beiden Fos⸗ cari“ und „Ruy Blas“ bekannt; sein neuestes Werk „Wieland der Schmied“ hat die Königliche Hoftheater⸗Intendanz zur Aufführung bereits angenommen.
— Ein neuer Kalender ist soeben im Verlage von W. Donny & Sohn in Berlin unter dem Titel: „Deutscher Gesetzes⸗ Kalender für ö aus dem deutschen Volke auf das Jahr 1879 von R. Höinghaus“ erschienen. Das Bändchen ent⸗ hält außer einem vollständigen Kalendarium den Wortlaut folgender 23 für weite Kreise wichtiger Gesetze: Gesetz, betreffend die Verfas⸗ sung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871; die Verfassung des Deutschen Reiches; Gesetz über das Paßwesen vom 12. Oktober
67; Gesetz über die Freizügigkeit vom 1. November 1867; Gesetz, betreffend die 1eesslge Zinsen vom 14. No⸗ vember 1867; Gesetz über die Aufhebung der poltzeilichen Feschräͤnkungen der Eheschliehung vom 4. Mai 1868; Gesetz, betreffend die Aufhebung der Schuldhaft vom 29. Mai 1868; Gesetz, betreffend die Beschlagnahme des Arbeits⸗ oder Dienst⸗ lohnes vom 21. Juni 1869; Gesetz, betreffend die “ der Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Beziehung vom 3. Juli 1869; Gesetz wegen Beseitigung der Dopp lbesteuerung vom 13. Mai 1870; Gee. betreffend die Verbindlichkeit zum Scha⸗ denersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken u. s. w. herbeigeführten Tödtungen und Körperverletzungen vom 7. Juni 1871; das Impfgesetz vom 8. April 1874; Gesetz über Markenschutz vom 30. November 1874; Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes vom 6. Februar 1875; Gesetz, betreffend das Alter der Großjährigkeit vom 17. Februar 1875; Gesetz, betreffknd den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung vom 10. Januar 1876; Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Mustern und Modellen vom 11. Januar 1876; das l vom 25. Mai 1877; Gesetz, betreffend die Ein⸗ führung der gemeinen Deutschen Wechselordnung, der Nürnberger Wechselnovellen und des Allgemeinen Derr scen Handelsgesetzbuchs als Bandesgesehe vom 4. Juni 1869; die Allgemeine Deutsche Wechsel⸗
ordnung; echselstempel⸗Tarif; die Gewerbeordnung unter Berück⸗
sichtigung der Gesetze vom 12. Juni 1872, 8. April 1876 und von 1878, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung; Verordnung, betreffend die vorübergehende Einführung der Paßpflichtigkeit für Berlin vom 26. Juni 1878 und die Polizeiverordnung zu diesem Gesetz. Als Anhang sind dann noch hinzugefügt ein Verzeichniß der Mitglieder der Reichs⸗Justizbehörden; eine vergleichende Uebersicht der Münzen, Maße und Gewichte, eine Uebersicht der Briefporto⸗ sätze im Allgemeinen Postverein und Tabellen zur Berechnung der Zinsen zu 6, 5, 4, 3 und ½ Prozent.
— Der Kalender und das statistische Jahrbuch für das Königreich Sachsen nebst Marktverzeichnissen für Sachsen und Thüringen, herausgegeben vom Statistischen Bureau des König⸗ lich sächsischen Ministeriums des Innern, Dresden, C. Heinrich, (Pr. 1 ℳ), ist für das Jahr 1879 erschienen. Wir werden auf den Inhalt dieses Buches noch näher eingehen.
Von dem „Volksboten⸗ (HOldenburg, Schulzesche Hofbuch⸗ handlung) ist ebenfalls der Jahrgang 1879 erschienen, der den 42. dieses Kalenders bildet. Wie die früheren Jahrgänge enthält auch der vorliegende eine reiche Fülle belehrenden und unterhaltenden Stoffs; aus dem letzteren sind namentlich die, theilweise recht hübsch illu⸗ strirten, Gedichte u. s. w. in plattdeutscher Mundart, aus dem belletristische Theil eine Erählung von Maurus Jokai: „Die Teufelsschanze“ (übersetzt von L. Greiner), und „Alt und Jung“, aus dem Holländischen des Hrn. H. J. Schimmel, üb Josef Schrattenholz, hervorzuheben. 83 bö“
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Land⸗ und Forstwirthschaft.
Vom 15. bis 19. September d. J. soll in Würzburg der diesjährige Kongreß des deutschen Weinbau⸗Vereins ab⸗ gehalten werden. Der 16. und 17. September sind für die Verhand⸗ lungen bestimmt, der 18. und 19. zur Besichtigung des Hofkellers, Steinbergs und zu Ausflügen in die Umgegend. Die Sitzungen werden in der Schrannenhalle abgehalten, wo auch die Weinprobe stattfindet. Von den zur Verhandlung kommenden Fragen sind die hauptsächlichsten folgende: Die neuesten wissenschaftlichen und prak⸗ tischen Erfahrungen auf dem Gebiete der Weinkultur. Als Mineraldünger verwendete Substanzen und ihr in der Natur. Dauernde Erhaltung der Weinbergs⸗ pfähle. Welche Rebsorten sind für Franken besonders zu empfehlen? Zuckerbildung in den Weinbeeren. Anzucht der Reben aus Samen. Grind und Schwarzbrenner. Neuester Stand der Phpylloxera⸗Frage. „Welche neueren Entdeckungen sind im Erkennen der Zusätze zu Wein und Most gemacht worden? Wann bleibt un⸗ vergohrener Zucker im Wein? Erwärmung des Mostes. Böckser⸗ geschmack. Trübwerden, Rehnwerden und Zähwerden des Weins und Mittel dagegen. Herbstzwang oder Herbstfreiheit. Ausbildung der Weinproduzenten. — Für obige Fragen sind als Referenten gewon⸗ nen: H. W. Dahlen, Prof. Sandberger, S. Englerth sen., Gemeinde⸗ Rath Weckler, Oekonomie⸗Rath Mühlhäuser, Hofrath Prof. Dr. von Sachs, Dr. A. Blankenhorn, Direktor R. Goethe, Prof. Dr. J. Neßler, Graf H. von Kageneck, welche geeignetenfalls durch Zuhülfe⸗ nahme von Präparaten und Demonstrationen ihre Referate unter⸗ stützen werden. G
Vorkommen
Gewerbe und Handel. 8
Cassel, 20. August. (W. T B.) Im Anschluß an die Natur⸗ forscher⸗Versammlung wird der „Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands’ seine diesjährige Generalversammlung am Montag, den 16. Sep⸗ tember, hierselbst abhalten. Auf der Tagesordnung steht, außer den üblichen Geschäftsberichten: der Reichs⸗Gesetzentwurf über den Ver⸗ kehr mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen, Versicherungs⸗ wesen, Berichte über die Fe in den einzelnen Zweigen der chemischen Indusftrie, die Bildung von Zweigvereinen und fonstige auf die Vereinsorganisation be ccghich. Anträge. — Am Sonntag, den 15. September, wird in Cassel der Vorstand zu einer Sitzung zusammentreten.
18. August. Die mit dem III. Kongreß des deutschen äckerverbandes „Germania“ veranstaltete Fach⸗ ausstellung von Bäcker⸗, Konditor⸗ und Pfefferküchlerwaaren, Maschinen und Geräthschaften in der hiesigen „Centralhalle“ ist heute eröffnet worden und gewährt ein getreues und vollständiges Bild des gewerblichen Fortschrittes in den angegebenen gewerblichen Geschäftszweigen. Auf der Ausstellung sind die verschiedensten Städte Deutschlands und selbst des Auslandes vertreten.
— Dem Geschäftsbericht der Direktion der Vereinigten Breslauer Oelfabriken, Aktiengesellschaft, entnehmen wir folgende Mittheilungen: Elementare Ereignisse kurz vor der Oel⸗ saatenernte und während derselben, sowie eine nicht geahnte Dürftig⸗ keit in dem Erdrusch des ungarischen Rapses stimmten die hoch ge⸗ spannten Erwartungen auf eine besondere Ergiebigkeit der Saaten herab. Die Gesellschaft hat keine Schulden; in den sechs Jahren des Bestehens der Gesellschaft wurden an dem Werthe der Immo⸗ bilien, des Inventars, der Maschinen und Werke im Ganzen 659 987 ℳ abgeschrieben. Der Reservefonds erreicht in diesem Jahre 450 000 ℳ Das Grundkapital der Gesellschaft ist bereits durch den Ankauf und die demnächstige Kassation eigener Aktien um 400 000 Thaler = 1 200 000 ℳ reduzirt. Die außerordentliche Ge⸗ neralversammlung der Aktionäre vom 10. April 1877 hat eine weitere Reduktion des Grundkapitals durch Ankauf eigner Aktien und dem⸗ nächstige Kassation derselben im Betrage von 300 000 Thlr. (Nominal) = 900 000 ℳ beschlossen. In Verfolg dieses Secrafs; hat die Ge⸗ sellschaft einschließlich der als Kaufpreis für die ehemals Lippmannsche Mühle gezahlten 390 000 ℳ Aktien, im Ganzen 600 000 ℳ eigne Aktien erworben. An dem Dividendengenusse partizirt daher z. Z. nur noch ein Grundkapital von 4 800 000 ℳ Der durch den Ankauf der eignen Attien erzielte Gewinn von 105 956 ℳ ist zu Abschrei⸗ bungen und Kompletirung des Reservefonds verwendet worden. Während des letzten etriebsjahres sind ca. 24 360 Tons Oelsaaten eingegangen, wovon ca. 21 060 Tons verarbeitet wurden. Hieraus wurden gewonnen ca. 7 239 000 kg Oele, ca. 13 087 000 kg Kuchen, dagegen verkauft und verladen ca. 6 643 200 kg Oele und ca. 14 417 700 kg Kuchen. Laut der Bilanz beträgt der Gewinn aus dem Fabrikationsgeschäft 362 776 ℳ, der Gewinn der Filiale 39 237 ℳ, aus dem Aktienrückkauf 105 956 ℳ, zusammen 970 ℳ; davon werden abgeschrieben auf Immo⸗ bilien 70 000 ℳ, auf Maschinen und Werke 40 800 ℳ, auf Inven⸗„ tar 21 000 ℳ, auf Handlungsutensilien 1000 ℳ, auf überwiesene Dubiosen der Filiale 25 021 ℳ, zusammen 159 821 ℳ, so daß ein Reingewinn von 348 149 ℳ verbleibt, der wie folgt zur Vertheilung elangt: Zum Reservefond 67 788 ℳ, 5 % Dividende 240 000 ℳ,
antisme an Direktion und Prokuristen 28 965 ℳ, Tantième an den Aufsichtsrath 5400 ℳ, Remuneration an Beamte 3600 ℳ, während der Rest mit 2394 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen wird.
— Die Semestralbilanz der Breslauer Diskontobank Friedenthal & Co. weist einen Bruttogewinn von 547 118 ℳ nach, und zwar im Kambio⸗ und Kontokorrent 367 567 ℳ, Effekten⸗ konto 86 986 ℳ, Hypothekenzinsen und Grundstückserträge 41 319 ℳ. Der Rest vertheilt sich auf Konsortial⸗Kommandit⸗ und andere Konten. Dem gegenüber stehen an Handlungsunkosten 85 755 ℳ, Debetzinsen und diverse kleine Posten 11 705 ℳ, Abschreibung auf zweifelhaft gewordene Konten 31 267 ℳ, in Summa 128 728 ℳ, so daß 418 390 ℳ als Nettogewinn verbleiben.
— Aus Breslau wird der „B. Börs. Ztg.“ geschrieben, daß der Semestralabschluß des Schlesischen Bankvereins einen Netto⸗ Ertrag von 7 % pro anno ergiebt. Der Brutto⸗Ueberschuß beträgt 763 000 ℳ
— Telegraphischer Meldung zufolge ergiebt die Semestralbila der Ungarischen Kreditbank einen Reingewinn von 610 350 Fl. gegen 557 858 Fl. im Vorjahre.
Washington, 19. August. (W. T. B.) Die am 6. d. M. vom Schatzsekretär Sherman zur Amortisirung einberufenen Coupon⸗Bonds umfassen die Nummern 72 001 — 73 000 zu 50 Doll., die Nummern 129 001 — 132 000 zu 100 Doll., die Nummern 90 001 — 92 000 zu 500 Doll. und die Nummern 174 001 — 179 000 zu 1000 Doll.
Verkehrs⸗Anstalten.
1 Southampton, 19. August. (W. T. B.) Der Hamburger
Postdampfer „Pommerania“ ist hier eingetroffen.
New⸗York, 17. August. Das Postdampfschiff „Mosel“, Kapt. H. A. F. Neynaber, vom Norddeutschen Lloypd in Bremen, welches am 4. August von Bremen und am 6. August von Southampton abgegangen war, ist heute 12 Uhr Mittags wohl⸗ behalten hier angekommen.
New⸗York, 19. August. (W. T. B.) Der Dampfer „Helvetia“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Com⸗ pagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Baltimore, 15. August. Das Postdampfschiff „Nürn⸗ berg“, Kapt. A. Jäger, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 31. Juli von Bremen abgegangen war, ist heute wohl⸗ behalten hier angekommen. “ “ ““
Ihre Majestät die Kaisesrin⸗Königin hat die Gesell⸗ schaft der Gartenfreunde Berlins mittelst Telegramms d. d. Baden, 14. August c., durch nachstehenden Glückwunsch zu ihrem 35 jährigen Stiftungsfeste huldreichst erfreut:
eEmpfangen Sie Meinen aufrichtigen Glückwunsch zum heutigen fünfunddreißigjährigen Jubelfeste einer Gesellschaft, deren Bestre⸗ bungen stets Meines vollsten Interesses sicher sein werden. 8
“
Heute Morgen 9 Uhr hat Berlin seinen berühmten Mitbürger, den Nestor der Königlichen Hofbühne, Theodor Döring, zu Grabe getragen. Im Arbeitszimmer des Verstorbenen stand der eichene Sarg, über und über mit wohlverdienten Lorbeerkränzen, Palmen, Kreuzen und Kronen geziert. In der äußerst zahlreichen Trauerversammlung befanden sich der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele v. Hülsen, der Polizei⸗Präsident v. Madai, die gesammten hier anwesenden Hofschauspieler, Mitglieder der Königlichen Oper, Vertreter der sämmtlichen hiesigen Bühnen und der Presse. Von zahlreichen auswärtigen Theatern und Privatpersonen waren Telegramme und Lorbeerkränze über⸗ sandt worden. Nach dem Gesange des Liedes: „Was Gott thut, das ist wohlgethan“ ergriff der Prediger Lisco das Wort, um dem hervorragenden Künstler, dem geliebten Gatten, dem treuen Freunde, dem trefflichen Menschen den letzten Scheide gruß zuzurufen. Nach Einsegnung der Leiche wurde der Sarg unter den Klängen des Liedes: „Es ist bestimmt in Gottes Rath“ aus dem Trauerhause auf den bereit stehenden Leichenwagen gehoben und nach dem Neuen Jerusalemer Kirchhofe überführt. Eine lange Wagenreihe folgte dem Sarge, und ein zahlreiches Publikum säumte die Straßen, um dem todten Künstler, dem es so manchen erhebenden Genuß verdankt, die letzte Huldigung zu erweisen. Am offenen Grabe hielt noch der Regisseur Deetz dem Dahingeschiedenen einen ehrenden Nachruf.
Cöln, 17. August. Die „Cöln. Ztg.“ meldet: Das Reiter⸗ standbild König Friedrich Wilhelms III. ist mit dem heu⸗ tigen Tage als vollendet von dem Direktor der Lauchhammer Hütte, Heyer, dem Comité ühergeben worden. Jeder, der das Denkmal sieht, ist des Lobes voll über die glückliche Komposition, wie die gelungene Ausführung. Das Denkmal ist das größte Reiter⸗ standbild auf dem ganzen Kontinent und scheint, so weit die jetzige enge Umhüllung ein Urtheil zuläßt, auch in seinem künstlerischen Werth den berühmten Reiterdenkmalen Friedrichs des Großen und des Großen Kurfürsten in Berlin ebenbürtig zur Seite stehen. Die Vollender des Werkes unseres vorzeitig verstorbenen Landsmannes Gust. Bläser, die Professoren Calandrelli, der die Reliefs komponirt und modellirt, und Schweinitz, der die Seitenfiguren geschaffen, können stol; auf ihren jetzigen Erfolg sein. Die Zeit der Ent⸗ hüllung wird wesentlich von den weiteren Fortschritten der Genesung Sr. Majestät des Kaisers abhängen, der noch immer an der Aussicht festhält, das Denkmal in eigener Person zu enthüllen. Der Abnahme wohnten unter Anderm der Ober⸗Präsident der Rhein⸗ provinz, der Regierungs⸗Präsident von Cöln, der Ober⸗Bürger⸗ meister unserer Stadt und der Polizei⸗Präsident bei; ferner auch die Professoren Calandrelli und Schweinitz, sowie der Direktor der Lauchhammer⸗Hütte. Das Monument trägt die Widmung: „König Friedrich Wilhelm III. Die dankbaren Rheinlande 1865.
Das Programm für die 14. Versammlung des deutschen Juristentags in Jena ist in folgender Weise festgestellt: 1) Anmeldebureau im akademischen Auditoriengebäude am
ürstengraben, Auditorium Nr. 4, schon vom Nachmittag des 27. August an geöffnet. 2) Beg rüßungsabend in den akademischen Rosensäͤlen am 28. August, Abends von 8 Uhr an. 3) Am 29. Au st lenarversammlung, um 9 Uhr Abtheilungssitzungen. Um 4 Fbr ahrt nach Dornburg auf Einladung des “ Justiz⸗ inisteriums. 4) Am 30. August Abtheilungssitzungen. Nachmit⸗ tags Ausflug nach dem Forst, Abends: Festcommers auf dem Markte. 5) Am 31. August, Vormittags, Plenarsitzung. Festdiner um 3 Uhr in den akademischen Rosensälen. 6) Am 1. September Festfahrt nach Schwarzburg.
ei der gestrigen Ei
Brügge, 20. August. (W. T. B.) G weihung des Standbildes van Eyks kam es an mehreren
Brü⸗
Punkten der Stadt zu Schlägereien zwischen den Katho⸗ liken und Liberalen. Die Gensdarmerie zerstreute die Ru störer und nahm mehrere Verhaftungen vor.
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Das Victoria ⸗Theater soll am Sonnabend, den 24. August, wieder eröffnet werden, und zwar mit der Novität: „Jean Renaud, oder: Ein Märtyrer“ (Une cause célèbre) Drama in 4 Akten nebst einem Vorspiel in 2 Akten von A. Dennerv und Cormon, deutsch von R. Schelcher. Die Titelrolle wird von Hrn. Direktor Hahn dargestellt.
— Die Novitäten des Residenz⸗Theaters „Kornblumen“ „Politische Grundsätze“ und „Sein Freund“ fanden auch am Sonnta eine überaus beifällige Aufnahme, weshalb die drei Stücke vorläufig noch auf dem Repertoire verbleiben. Frl. Castelli, welche auch a diesem Abend sich die Gunst des Publikums in ungewöhnlichem Grade zu erringen verstand, dürfte definitiv für das Residenz⸗Theater ge⸗ wonnen werden.
— Im Ostend⸗Theater endete am Sonntag das erfolgreiche Gastspiel des Hrn. Georg Paradies. Inzwischen hat die Direktion eine Reihe von anderen Gastspielsverträgen abgeschlossen. ächst wird der Großherzoglich sächsische Hofschauspieler Hr.
Possanky aus Weimar am Sonnabend als Landré in „Die Grille —* .. und zwar in einer Wohlthätigke auftreten.