— Nach dem Beschluß des Bundesraths vom 4. Juli 1878 hat die Tabak⸗Enquete⸗Kommission die Aufgabe,
a2. Erhebungen über den Umfang, die territoriale Ver⸗ theilung, innere Gliederung und wirthschaftliche Bedeutung der bei der Beschaffung, der Verarbeitung und dem Vertriebe des Tabaks betheiligten Erwerbsthätigkeit zu ver⸗ anstalten; b. auf der hierdurch gewonnenen Grund⸗ lage unter Vernehmung Sachverständiger feefstzustellen, welche der verschiedenen Formen der Tabakbesteuerung für Deutschland geeignet sind und ein befriedigendes finanzielles Ergebniß in Aussicht stellen; c. über das Ergebniß ihrer Er⸗ hebungen einen Bericht zu erstatten und sich über die Ein⸗ führung derjenigen Form, welche sie als die zweckentsprechendste erkennt, gutachtlich zu äußern, sowie, falls sie es für ange⸗ messen erachtet, d. die Grundzüge der dem empfohlenen System entsprechenden Gesetzgebung zu entwerfen.
Hiernach und nach den in dem . Bundesraths⸗ beschluß getroffenen Bestimmungen wird für die Arbeiten der Kommission Programm aufgestellt:
Die von Seiten der Kommission zu veranstaltenden ört⸗ lichen Erhebungen zerfallen ihrer Art nach in folgende Gruppen: 1) Sammlung des vorhandenen statistischen Ma⸗ terials, 2) Ergänzung desselben durch neue, in sämmtlichen Gemeinden vorzunehmende Erhebungen, 3) Feststellung der Verhältnisse, welche sich nicht im Wege allgemeiner Erhebungen aufklären lassen, durch besondere Kommissionen und Kommis⸗ sarien, durch Vernehmung Sachverständiger u. s. w.
u 1. Zum Zweck der Sammlung des vorhandenen . Materials wird zunächst die Aufstellung folgender ebersichten in Aussicht genommen:
a. Uebersichten über den Tabakbau, zur Feststellung der Ausdehnung desselben und des Verhältnisses der Fläche des mit Tabak bebauten Landes zur Fläche der Acker⸗ und Gartenländereien und der Gesammtfläche, auf Grund der Tabaksteuer⸗Anmelderegister für 1878/79 und der im Jahre 1878 stattfindenden Frheanxe über die landwirthschaftliche Bodenbenutzung. .
b. Uebersichten über die bei der Tabakfabrikation und dem Tabakhandel betheiligten Gewerbe, auf Grund der Erhebungen für die Gewerbestatistik von 1875 (§. 238 der Protokolle des Bundesraths von 1875), zur Feststellung des 8- der Zahl der Hauptbetriebe für Tabakfabrikation und Tabakhandel und der darin beschäftigten Personen zu den betrefenden Zahlen für sämmtliche Gewerbe, auf welche die Statistik sich erstreckt;
c. Uebersichten über die Produktion und Besteue⸗ rung des inländischen Tabaks, über den Betrag und die Veranlassung der Steuererlasse, über Ein⸗ und Ausfuhr von Tabak, über die für Tabak gezahlten Zoll⸗ und Steuer⸗ rückvergütungen ꝛc. für die Jahre 1871/72 bis 1876/77, auf Grund der betreffenden, jährlich durch die Zolldirektivbehörden aufzustellenden Uebersichten;
d. Nachweisungen über die Kreditirung des Ein⸗ gangszolls von Rohtabak für die Jahre 1875/76 bis 1877/78; ,
e. Nachweisungen des Verkehrs mit Tabak in den Niederlagen für unverzollte Gegenstände für die Fahre 1875 bis 1877, nach dem für die statistischen Uebersichten über den Niederlageverkehr vorgeschriebenen Muster.
Die Unterlagen für die zu a., d. und e. bezeichneten Uebersichten werden durch die Zolldirektivbehörden zu be⸗
1 affen und die Uebersichten zu v. und c. den bei dem Kaiser⸗ chaf statistischen Amt vorhandenen bezüglichen Nachweisungen
zu entnehmen sein.
An das Kaiserliche statistische Amt ist das Ersuchen zu richten, die Hauptübersichten aufzustellen und zugleich mit graphischen Darstellungen über die territoriate Ver⸗ breitung des Tabakbaues und der Tabakfabrikation der Kom⸗ mission mitzutheilen.
Zu 2. Durch die zu 1 bezeichneten Ergänzungen des in der amtlichen Statistik vorliegenden Materials werden die Verhältnisse des Tabakbaues auch ohne besondere statistische Erhebungen allgemeiner Art genügend klar zu stellen sein. Ein Gleiches darf aber für den Umfang, die territoriale Vertheilung, innere Gliederung und wirthschaftliche Be⸗ deutung der Tabakfabrikation, des Tabakhandels und des Handels mit Tabakfabrikaten im Reich nicht er⸗ wartet werden. Die Gewerbestatistik von 1875 konnte, dem ausgedehnten Umfange ihrer Aufgabe entsprechend die Verhältnisse dieser Gewerbszweige nicht in der erforder⸗ lichen Spezialisirung zur Darstellung bringen, und es liegt in sonstigen Publikationen kein ausreichendes Material zur Ergänzung des “ vor. In dieser Richtung ist des⸗ halb die Aufstellung folgender besonderer Uebersichten auf Grund örtlicher, in Art der Aufnahmen für die Gewerbe⸗ statistik zu bewirkender Erhebungen in Aussicht zu nehmen:
a. Uebersichten über den Handel mit Rohtabak, ins⸗ besondere über die Zahl der Rohtabakhändler, unterschieden nach der Art ihres Geschäftes, nach der Zahl der beschäftigten Personen, der Herkunft, Bestimmung und Behandlung des Rohtabaks, dem Umsatz an Rohtabak u. s. w.
b. Uebersichten über die Tabakfabrikation, ins⸗ besondere über die Zahl und geographische Vertheilung der e deren Bedeutung nach der Zahl der beschäftigt en
ersonen, nach den verwendeten Betriebskräften und Ma⸗ schinen, dem Kapitalwerth der Fabrikeinrichtungen, der Menge des in den einzelnen Fabriken in den letzten Jahren ver⸗ arbeiteten Rohtabaks, ferner über die Art und Menge der in denselben hergestellten Fabrikate, über die Hausindustrie mit Tabak, über die mit der Tabakindustrie verbundenen Hülfs⸗ gewerbe, z. B. Cigarrenkistenfabrikation u. s. w.
c. Uebersichten über den Handel mit Tabakfabri⸗ katen, insbesondere über die Zahl der Händler, die Art des Betriebes, über die Bedeutung des Handels nach der Zahl der beschäftigten Personen, über die Verbindung dieses Betriebes mit anderen Geschäftsbetrieben u. s. w.
Diese Uebersichten würden das statistische Material zu umfassen haben.
u 3. Zur Feststellung der Ber satznisfe welche sich nicht im Wege allgemeiner Erhebungen aufklären lassen, sollen an folgenden Orten Bezirkskommissionen eingesetzt werden:
1) Danzig für a. Ostpreußen und b. Westpreußen 2 Schwedt a. O. für a. Regierungsbezirk Potsdam (ausschließli Berlin) und b. Regierungsbezirk Stettin. 3) Berlin für a. Berlin und b. Regierungsbezirk Frankfurt a. O. 4) Breslau für Schlesien. 5) Magdeburg für a. Provinz Sachsen und b. Herzogthum Anhalt. 6) Minden für a. Westfalen und b. Lippe⸗Detmold. 7) Cassel für a. Hessen⸗Nassau und b. Waldeck. 8) Altona für a. Schleswig⸗Holstein und b. Lübeck. 9) Cöln für die Rhein⸗
lande. 10) Osnabrück für die Provinz Hannover. 11) Nürn⸗ berg für Bayern rechts des Rheins. 12) Ludwigshafen für Bayern links des Rheins. 13) Dresden für das Königreich Sachsen. 14) Stuttgart für das Königreich Württemberg. 15) Lahr für die Kreise Constanz, Villingen, Waldshut, Lör⸗ rach, Freiburg, Offenburg, Baden (esewachen Baden). 16) Mannheim für die Kreise Carlsruhe, Mannheim, Heidel⸗ berg, Mosbach (Großherzogthum Baden). 17) Darmstadt für das Großherzogthum Hessen. 18) Schwerin für a. Groß⸗ herzogthum Mecklenburg⸗Schwerin und b. Großherzogthum Mecklenburg⸗Strelitz. 19) Erfurt für das Gebiet des Thürin⸗ ischen Zoll⸗ und Handelsvereins. 20) Oldenburg für das Brosherzigthum Oldenburg. 21) Braunschweig für das Her⸗ zogthum Braunschweig. 22) Bremen für das Bremische Staatsgebiet. 23) Hamburg für das Hamburgische Staats⸗ gebiet. 24) Straßburg für Elsaß⸗Lothringen.
Für die weiteren Arbeiten der Kommission ist sodann folgender Gang in Aussicht genommen.
Nach dem Bundesrathsbeschluß vom 4. Juli 1878 ist es Aufgabe der Kommission, das Ergebniß der örtlichen Erhe⸗ bungen zusammenzustellen, dasselbe zu prüfen und erforder⸗ lichen Falls zu ergänzen. b
Um die Prüfung und Zusammenstellung des Urmaterials über die Ergebnisse der stattfindenden allgemeinen Erhebungen möglichst zu beschleunigen, wird es für erforderlich erachtet, daß dasselbe von Seiten der Landesbehörden an das Kaiserliche statistische Amt eingesendet werde, welches ersucht werden wird, die nöthigen Ergänzungen und Berichtigungen durch Ver⸗ mittelung der Bezirkskommissionen und Landesbehörden, geeignetenfalls auch durch die statistischen Centralstellen der verschiedenen Staaten, auf welche sich diese Erhebungen er⸗ strecken, herbeizuführen, demnächst aber die Zusammenstellung der Ergebnisse e und die Uebersichten der Kom⸗ mission mitzutheilen. Das von den Bezirkskommissionen ge⸗ eJ-Jes Material würde unmittelbar an dieselbe einzusen⸗ den sein.
Die Kommission wird sodann in die Prüfung und Sich⸗ tung des in den vorhandenen und in den neu aufgestellten statistischen Uebersichten, in den Vorlagen der Bezirkskommis⸗ sionen, in den eingehenden Denkschriften und Petitionen ꝛc. enthaltenen Materials einzutreten und dabei insbesondere zu erwägen haben, ob und bezw. in welchen Punkten dieses Material einer Ergänzung durch weitere Erhebungen im Wege des Schriftwechsels mit den Bezirkskommissionen, dem Kaiserlichen statistischen Amt, den Landesbehörden, den land⸗ wirthschaftlichen Anstalten und Vereinen, den Handels⸗ und Gewerbekammern, oder endlich durch Entsendung von Kom⸗ missarien und unmittelbare Vernehmung einzelner Sachver⸗ ständiger vor der Kommission bedarf. .
Nachdem die Erhebungen in dieser Weise ihren Abschluß gefunden haben, wird es der Kommission obliegen, auf der Grundlage der gewonnenen Information diejenige 5 einer höheren Besteuerung des Tabakverbrauchs zu finden, welche mit möglichster Schonung der bei dem Tabakbau, der Tabak⸗ fabrikation und dem Tabakhandel betheiligten berechtigten Feneresen einen angemessenen finanziellen Ertrag in Aussicht tellt. Zu diesem Behufe sind zunächst folgende Arbeiten in Aussicht genommen: “
a. die Entwerfung der Grundzüge für die Bestimmungen, welche bei der Einführung der einzelnen in Frage kommenden Besteuerungssormen in dem Zollgebiet in Rücksicht auf die in dem Deutschen Reich einschließlich der Zollausschlüsse bestehen⸗ den Verhältnisse zu treffen sein würden;
b) die Bezeichnung der für jede dieser Formen vorzu⸗ schlagenden Zoll⸗ und Steuersätze und der bezüglich der Orga⸗ nisation der zu treffenden Einrichtungen;
c) eine Kalkulation der bei den einzelnen Besteuerungs⸗ formen zu erwartenden Einnahmen, Ausgaben und Rein⸗ erträge;
d) eine objektive Darstellung der Vorzüge und Mängel der betreffenden Besteuerungsformen, unter Berücksichtigung der in anderen Staaten gemachten Erfahrungen, verbunden mit einer eingehenden Erörterung der wahrscheinlichen Folgen der Einführung derselben auf die Erwerbs⸗ und Konsum⸗ verhälnisse in dem Zollgebiet und in den Zollausschlüssen;
e. die Vorbereitung der dem betreffenden Abschnitt des an den Bundesrath zu erstattenden Berichts beizufügenden sehesehger und sonstigen Uebersichten und tabellarischen Dar⸗
ellungen.
Hierauf würde die Kommission darüber in Berathung zu treten haben, welche Besteuerungsform als die zweckent⸗ sprechendste zu bezeichnen und dem Bundesrath zur Einfüh⸗ rung im Deutschen Reich in Vorschlag zu bringen sei.
Mit der Entwerfung des über die Ergebnisse ihrer Be⸗ rathungen an den Bundesrath zu erstattenden Berichts wür⸗ den die Arbeiten der Kommission ihren Abschluß erlangen.
— Nach der vom Reichs⸗Eisenbahnamt veröffent⸗ lichten, in der Ersten Beilage abgedruckten Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher J“ Bayerns — im Monat Juli d. J. stellt sich auf den 87 Bahnen, welche in dem vom 1. Januar 1877 bis Ende Juli 1878 im Betriebe waren und zum Vergleich gezogen werden können:
die Einnahme aus allen Verkehrszweigen im Monat Juli d. J. bei 36 Bahnen = 41,4 Proz. der Gesammtzahl höher und bei 51 Bahnen = 58,6 Proz. geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und die Einnahme pro Kilometer im Monat Juli d. J. bei 30 Bahnen = 34,5 Proz. der Gesammt⸗ zahl höher und bei 57 Bahnen = 65,5 Proz. der Gesammt⸗ zahl (darunter 16 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) ge⸗ ringer, als in demselben Monat des Vorjahres; die Einnahme aus allen Verkehrszweigen bis Ende Juli d. J. bei 43 Bahnen = 49,4 Proz. der Gesammtzahl höher und bei 44 Bahnen = 50,6 Proz. geringer, als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres, und die Einnahme pro Kilometer bis Ende Juli d. J. bei 35 Bahnen = 40,2 Proz. der Gesammtzahl höher und bei 52 Bahnen = 59,8 Proz. (darunter 13 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗Eisenbahnen — einschließlich der Chemnitz⸗ Würschnitzer Eisenbahn — betrug Ende Juli d. J. das
esammte konzessionirte Anlagekapital 1 242 369 800 ℳ (408 495 800 ℳ Stammaktien, 44 595 000 ℳ Prioritäts⸗ Stammaktien und 789 278 900 ℳ hn ge, ngg ernac⸗ und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapita bestimmt ist, 4492,59 km, so daß auf je 1 km 276 538 ℳ entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ Eisenbahnen — ausschließlich der Uelzen⸗Langwedeler Eisen⸗ bahn betrug Ende Juli d. J. das gesammte kon⸗
zessionirte Anlagekapital 3 082 693 507 ℳ (1 110 129 358 ℳ Stammaktien, 331 594 500 ℳ Prioritäts⸗Stammaktien und 1 640 969 649 ℳ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 11 975,05 km, so daß auf je 1 km 257 427 ℳ kommen.
— Der General⸗Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, ist von seiner Besitzung Topper in der Neumark hier ein⸗ getroffen.
— Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Herzoglich sachsen⸗ meiningischer Staats⸗Minister von Giseke ist hier an⸗ gekommen.
Sachsen. Dresden, 22. August. Das „Dr. J.“ meldet: Se. Majestät der König gedenkt am 29., 30. und 31. August, sowie am 4. und 5. September den Manövern der sächsischen Truppen beizuwohnen. In der Begleitung Sr. Majestät wird sich auch Se. Excellenz der Kriegs⸗Minister General der Kavallerie von Fabrice befinden. ..
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 22. August. (W. T. B.) Das „Armee⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht die Ernennung des FZM. Baron Philippovich zum Kommandanten der 2. Armee unter Verleihung des Großkreuzes des St. Leopold⸗ Ordens mit der Kriegsdekoration, sowie die Ernennung des
Kerzogs von Württemberg zum Feldzeugmeister und
ommandanten des 13. Armee⸗Corps. Ferner sind ernannt worden: FML. Ramberg zum Kommandanten des 5., Graf Szapary zum Kommandanten des 3. und Baron Bie⸗ nerth zum Kommandanten des 4. Armee⸗Corps. Außer⸗ dem wurden 5 Generäle zu Divisionskommandanten ernannt. — (W. T. B.) FMvL. Baron Jovanovic meldet aus dem Lager bei Stolatz, daß am 21. d. M. die Stellungen der Insurgenten vor Stolatz nach vebrstünbigem heftigen Ge⸗ fechte durch die dritte und einen Theil der zweiten Gebirgs⸗ Brigade genommen und die Verbindung mit der in Stolatz eingeschlossen gewesenen Besatzung wieder hergestellt wurde. Soweit bisher ermittelt wurde, betragen die Verluste der diesseitigen Truppen 10 Todte und 22 Verwundete. Der Verlust des Gegners ist sehr bedeutend. Mehrere Insurgenten⸗Chefs, darunter Häsan, Risman, Begovic, sind gefallen. — Nach Nachrichten aus Serajewo fielen den Kaiserlichen Truppen bei der Einnahme Sera⸗ jewos unter den erbeuteten Trophäen 27 Kanonen, darunter auch mehrere Kruppsche Hinterlader, sowie viele Waffen, Fahnen und eine große Menge Munition in die Hände. — Der „Polit. Korresp.“ wird gemeldet: Aus Serajewo von gestern: Sämmtliche fremde Konsuln befinden sich unversehrt und haben dem Armee⸗Kommandanten Philippovich ihren Besuch gemacht. — Aus Konstantinopel: Der Abmarsch der russischen Garden beginnt erst am 27. d. Mehemed Ali Pascha ist auch mit der Mission, die Grenzregulirungs⸗ Schwierigkeiten zwischen der Pforte und Serbien und Monte⸗ negro auszugleichen, beauftragt worden.
Schweiz. Bern, 22. August. (W. T. B.) Nach⸗ dem die letzte zwischen dem Nationalrath und dem Ständerath in der Gotthardbahnfrage bestandene Differenz ihre Er⸗ ledigung gefunden hat, sind die gefaßten Beschlüsse vom Na⸗ tionakrath heute in namentlicher Schlußabstimmung mit 81 gegen 13 Stimmen genehmigt worden.
Frankreich. Paris, 22. August. (W. T. B.) In der bereits signalisirten Rede, welche der Minister Wad⸗ dington gestern bei dem Banket in Laon gehalten hat, gab derselbe eine Darstellung des Verhaltens der französischen Delegirten auf dem Berliner Kon⸗ se und hob sodann hervor, das Werk des Kon⸗
resses sei bis jetzt noch vielfach der Gegenstand von
Heellgen und ungerechten Angriffen. Der Augenblick, den Ber⸗ liner Vertrag als Ganzes zu würdigen, sei noch nicht ge⸗ kommen. Er könne erst dann eintreten, wenn der Vertrag voll⸗ ständig ausgeführt sein werde. Der Vertrag von Berlin sei das Werk einer ausgleichenden Transaktion, durch welche die Mächte, indem sie den vollendeten Thatsachen volle Rechnung trugen, die Menge der sich entgegenstehenden und bekämpfen⸗ den Ansprüche, Ziele, Rückforderungen und Gegenwirkungen auszugleichen suchten. Er (der Minister) glaube, daß der Vertrag eine billige und verhältnißmäßig dauerhafte Lösung der orientalischen Frage darstelle, aber unter der Bedingung, daß er vollständig und loyal in allen seinen Bestim⸗ mungen ohne Ausnahme ausgeführt werde. Die französische Regierung werde in dieser Richtung ihr Möglichstes thun. — Nach der Rede Waddingtons ergriff der Botschafter Graf St. Vallier das Wort und bezeichnete es als die vornehmste Aufgabe seiner Stellung in Berlin, ein gutes Einvernehmen zwischen Frankreich und Deutschland herzustellen. Er könne “ daß er bis jetzt seinen Zweck habe erreichen önnen.
Türkei. Konstantinopel, 22. August. (W. T. B.) Da die Insurgenten im Rhodope⸗Gebirge ihre Stel⸗ lungen krotz der an sie ergangenen Aufforderung nicht auf⸗ gegeben haben, so haben die russischen Truppen sie bei Kara⸗ nußlar und Akbunar angegriffen. Die Insurgenten behaupten indessen noch ihre Positionen.
Serbien. Belgrad, 22. August. (W. T. B.) Nachdem die des Berliner Kongresses bezüglich Serbiens amtlich publizirt worden sind und eine Proklamation des Fürsten offiziell die Wiederherstellung des MMieden, angekündigt hat, begeht das Land heute die Feier seiner Unabhängigkeit.
Amerika. New⸗Orleans, 22. August. (W. T. B.) Das gelbe Fieber hat sich bis in das untere Missis⸗ sippithal verbreitet. Die Sterblichkeit hat abermals zu⸗ auch viele Neger sind von der Epidemie ergriffen worden.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. Teplitz, Freitag, 23. August, Vormittags. Die Groß⸗ herzoglich badische Familie hat Sich gestern Abend von Sr. ajestät dem Kaiser und König auf die herzlichste Weise verabschiedet. Bei der Abreise Höchstderselben, welche um 11 ½ Uhr erfolgte, waren auf dem Bahnhofe der ofmar⸗ schall Graf “ und die Spitzen der Behörden zur Verabschiedung anwesend. “ 8 Das Befinden Sr. Majestät ist ein befriedigendes; Aller⸗ höchstdieselben werden heute Abend 8 Uhr nach Gastein ab⸗
reisen.
Wi en „Freitag, 23. August, Vormittags. Wie von der „Wiener Zeitung“ versichert wird, betragen nach den bis zum 16. d. eingegangenen Berichten aller Theile der Okkupations⸗ armee die Verluste derselben 161 Todte, 676 Verwundete und 139 Vermißte; der Gesammtverlust beträgt demnach 976 Mann.
St. Petersburg, Freitag, 23. August, Vormittags. Der „Regierungsbote“ veröffentlicht einen Kaiserlichen Befehl, wonach das Verbot der — von Pferden aus den Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres und über die Westgrenze Rußlands aufgehoben wird. — Nach einer Meldung des „Russischen Invaliden“ sind die für die Militärbezirke Ost⸗ und West⸗Sibirien und Turkestan einberufenen Ersatzmannschaften wieder in ihre Heimath entlassen worden. Zur Zurückbeförderung der zur Heimkehr bestimmten russischen Truppen sind die 3 Punkte Sebastopol, Odessa und Nicolajew ausersehen. Von dort geschieht die Weiterbeförderung der Truppen in ihre Standquartiere auf 3 Routen. Gleichzeitig erfolgt aus Sebastopol die Zurückbeförderung der türkischen Gefangenen. 85 Beförderung auf den Bahnen hat bereits am 16. August c. begonnen.
Kairo, Freitag, 23. August. Der Khedive hat gestern den Beschlüssen der zur Untersuchung der 1““ niedergesetzten Enquetekommission zugestimmt, wonach sämmt⸗ des Khedive an den Staat zurückgegeben wer⸗ en sollen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadr Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 11. August bis incl. 17. August cr. zur Anmeldung gekommen: 133 Eheschließungen, 865 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene und 607 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Karlsbad, 19. August. Michael Horvath, der bedeutendste ungarische Historiker, nach Deak Abgeordneter der Pester Innerstadt, Titularbischof von Trebinje (Bosnien), ist heute hier im 69. Lebens⸗ jahre gestorben. 1
München, 21. August. Die „Allg. Ztg.“ meldet: Se. Majestät der König hat den Professor der Historienmalerei an der Münche⸗ ner Akademie der bildenden Künste, Johann v. Schraudolph, unter besonderer Allerhöchster Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen und Verdienste auf dem Gebiete der Kunst, sowie unter Cen aeen desselben zum Ehrenmitglied der Akademie in den erbete⸗ nen Ruhestand treten lassen. Johann v. Schraudolph ist aus Oberst⸗ dorf im Allgäu gebürtig und gehört zu den geachtetsten und bedeu⸗ tendsten Künstlern aus der Corneliusschen Zeitperiode, hat unter der Leitung des Professors Heß an der Ausschmückung der Allerheiligen⸗ Hofkirche und der Basilika in München mitgewirkt; ferner im Auf⸗ trage Sr. Majestät des Königs Ludwig I. den Dom in Speyer mit Wandgemälden ausgeschmückt. Im Oktober 1849 wurde er zum Professor der Akademie in München ernannt. Derselbe ist Ritter des Verdienst Ordens vom hl. Michael und der bayerischen Krone, sowie Mitglied des Magximilians⸗Ordens.
— Der Erlaß, betreffend Abänderungen und Er⸗ gänzungen der Instruktion vom 2. September 1875 zur Ausfüh⸗ rung des Gesetzes vom 13. Februar 1875 über die Natural⸗ leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 11. Juli 1878 ist soeben in einer Oktav⸗Ausgabe für 0,15 ℳ in
„ v. Deckers Verlag, Marquardt u. Schenck, hierselbst, erschienen. Ebendaselbst ist auch das Gesetz vom 13. Februar 1875 nebst der Instruktion vom 2. September 1875 für den Preis von 0,75 ℳ zu beziehen.
— „Neue Zuständigkeits⸗Tabellen für Verwal⸗ tungs⸗Angelegenheiten (Streit⸗ und Beschlußsachen)“ von C. Parey, Direktor des Königlichen Bezirksverwaltungsgerichts zu Köslin. Geheftet 7,50 ℳ Elegant gebunden 9,00 ℳ (Carl en Verlag, Berlin W., Rechts⸗ und Staatswissenschaftlicher
erlag.
„Im Anschluß an die „Entscheidungen des Oberverwaltungs⸗ S.8 und an die „Organisationsgesetze der inneren Verwaltung,
erausgegeben im Auftrage des Königlichen Ministeriums des Innern von M. von Brauchitsch“ erscheinen obige Zuständigkeitstabellen, die gleich diesen einen wichtigen Beitrag zur Verwaltungsliteratur bilden. Neben den vorhandenen Tabellen zeichnen sich die vorliegenden wesentlich dadurch aus, daß die Streit⸗ und Beschlußsachen nicht von einander getrennt, sondern, soweit sie zusammengehören, auch in diesem Zu⸗ sammenhange und in der durch das Gesetz vorgeschriebenen Reihen⸗ folge mitgetheilt sind. Der Verfasser hat geglaubt, nur auf diese Weise von den einzelnen Prozeßarten ein vollständiges Bild von der ersten Entstehung an durch alle Instanzen bis zur letzten endgültigen Entscheidung geben zu können.
Eine solche Darstellung erschien in der Praxis vielfach als ein Bedürfniß, um über dieselben oder gleichartigen Gegenstände alles auf die Streit⸗ und Beschlußbehörden, Beschwerde⸗, Berufungs⸗ und Revisions⸗Instanzen, sowie auf die Fristen Bezügliche auf einem Blatte zusammenzuhaben und um alle in derselben Prozeßangelegen⸗ heit möglichen Rechtsmittel mit einem Blick übersehen zu können.
In dieser Weise sind 50 übersichtliche Tabellen aufgestellt und zwar enthalten: Tabelle I. — XVII.: Angelegenheiten der Landgemein⸗ den und Gutsbezirke, der Amtsverbände und Kreise; XVIII.— XXVII.: Armensachen, Disziplinarangelegenheiten, Anfechtungsklagen, Erlaß von Polizeivorschriften, Schulangelegenheiten, Einquartierungssachen, Sanitäts⸗, Feld⸗, Gesindepolizei, Rechtsmittel gegen polizeiliche Ver⸗ fügungen und Zwangsverfahren; XXVIII.XXXII.: Jagd⸗, Forst⸗, Wasser., Fischerei⸗, Polizei⸗ und Deichangelegenheiten; XXXIII. A.— K.: Gewerbepolizei; XXXIV.—XLIII.: Angelegenheiten der Handelskammer, Versicherungs⸗, Hülfskassen⸗ und Sparkassen⸗Angelegenheiten, Bau⸗ poltiei, Enteignungssachen, Angelegenheiten des Personen standes und er Staatsangehörigteit, Aufstellung der Geschworenenlisten, Steuer⸗ und Synagogenangelegenheiten; XLIV.—L.: Wegepolizei, Gründung neuer Ansiedelungen und Kolonien, Dismembrationen, Zuständigkeit in Angelegenheiten der evangelischen und katholischen Kirche, Aussicht über die Verwaltungsgerichte, Perhorrescenzgesuche, Substitutionen und Kostensachen.
Eine jede dieser Tabellen ist versehen mit dem der behandelten Sache entsprechenden Formular und mit zahlreichen erläuternden
merkungen aus den Motiven zu den Gesetzen und aus den Ent⸗ scheidungen der 12e Gerichtshöfe. Das Auffinden der einzelnen
Materien wird durch die Anordnung selbst und durch sorgfältig ge⸗ Föettct⸗ ausführliche alphabetische und chronologtsche Register er⸗
ichtert.
Die besonderen Tabellen über Gesindepolizei und über die Zu⸗ ständigkeiten in Angelegenheiten der evangelischen und katholischen Kirche dürften als willkommene Zugaben bei diesem neuen Tabellen⸗ werke erscheinen.
— Eine soeben im Verlage von Puttkammer & Mühldbrecht hierselbst erschienene Schrift: „Die Orientfrage, beantwortet durch die Vorträge von 1856 und 1878, mit den wichtigsten amtli⸗ chen Urkunden“ von Dr. Alb. Berner, Geheimem Justiz⸗ Rath und ordentlichem Professor der Rechte an der Universität zu Berlin, beleuchtet die Ergebnisse der Berliner Kongreßverhand⸗ lungen vom Standpunkte wissenschaftlicher Forschung. Nach einem orientirenden Kapitel über die Bedeutung der Orientfrage und der staatsrechtlichen Stellung Bosniens und der erzegowina, Serbiens,
ontenegros und der Moldau und Wallachei zur Türkei, erörtert
der Verfasser in den beiden folgenden Kapiteln die Geschichte und den Inhalt des Pariser Friedens von 1856 und die Stellung Rußlands nach dem Pariser Frieden. Das vierte Kapitel ist dem Dreikaiser⸗ bund und dem Berliner Memorandum gewidmet, während sich das fünste Kapital mit der Stellung der Mächte und der Konferenz in Konstantinopel beschäftigt. Der Inhalt des nächsten Kapitels bildet dann die Besprechung der letzten friedlichen Versuche und des Londoner Pro⸗ tokolls vom 31. März 1877. Die Ablehnung desselben Seitens der Pforte führte zum Kriege. Mit dem Kriege und dem Frieden von St. Stefano vom 3. März d. J. beschäftigt sich das siebente Kapitel. Die Verhandlungen bis zum Berliner Kongreß bilden den Gegenstand des nächstens Kapitels. Alsdann wird ein besonderes Kapitel dem Inhalte des Berliner Vertrages vom 13. Juli 1878 gewidmet. Nachdem in dem Schluß⸗ Kapitel noch von dem Vertrag betreffend Cypern, vom 4. Juni 1878, die Rede gewesen, gelangt der Verfasser über den Haupterfolg des Berliner Vertrages für Europa und Deutschland zu fol⸗ endem abschlisßenden Urtheil: „Für Europa liegt der größte Erfolg des Berliner Friedens darin, daß eine provisorische Lösung der orientalischen Frage ohne einen Krieg der curo⸗ päischen Großmächte unter einander erreicht worden ist. Für Deutsch⸗ land aber hat dieser in seiner neuen Hauptstadt abgeschlossene Friede die Bedeutung der Inauguration von Deutschlands neugewonnener Stellung unter den Völkern Europas. Vertreten durch seinen großen Reichskanzler, hat Deutschland durch seine nach allen Seiten hin wirkende Thätigkeit der Friedensvermittlung der Welt gezeigt, in welchem Sinne es seine wuchtige Macht zu gebrauchen Willens ist. Dem russischen Reiche war es eine Gegenleistung schuldig. Die freie, hehre, unparteische Haltung im Mittelvunkte Europas, die Waage der Gerechtigkeit in der Hand, das ist die ihm durch den Gang der Geschichte jetzt zure⸗ wiesene große Aufgabe.“ Als Anlagen sind der Broschüre, welche als ein werthvolles Hülfsmittel zum Verständniß der die Orientfrage betreffenden faktischen und rechtlichen Verhältnisse bezeichnet wer⸗ den darf, beigefügt: der Pariser Vertrag vom 30 März 1856, mit seinen drei Annexen und der Deklaration über das See⸗ recht, vom 16. April 1856; der Vertrag von St. Stefano vom 3. März 1878; weiter das Berliner Memorandum vom 13. Mai
1876 c.; ferner das Londoner Protokoll vom 31. März 1877 und endlich
der Berliner Pertrag vom 13. Juli 1878.
Gewerbe und Handel.
Inowrazlaw, 20. August. Die „Pos. Ztg.“ meldet: Das Steinsalzbergwerk ist erbohrt und befindet sich in 152 m Tiefe. Auf einer Stelle unfern von dem Bohrloch (Josefine) war das Salz schon bei 139 m erreicht, der Schacht war indeß hier nicht angelegt worden, weil die Verhandlungen wegen Ankaufs des Terrains sich an dem Kostenpunkt zerschlagen. Der Schacht selbst ist, nachdem die vor drei Jahren in denselben eingedrungenen Wassermassen durch Pumpwerke ausgehoben worden waren, bis auf 142 m Tiefe abgeteuft. Von dieser Tiefe ist nun ein ca. zwei Zoll weites Loch gebohrt bis 152 m Tiefe, wo man, wie bemerkt, auf das Lager stieß. Das Abteufen der übrigen 10 m des Schachtes bis zum Lager selbst dürfte noch die Zeit von 3 bis 4 Wochen in Anspruch nehmen. Erst dann wird an die Ausbeute des Lagers gegangen werden können.
Merseburg, 22. August. (W. T. B.) In der heutigen der Thüringischen Fisenbahr⸗Gefeli⸗ schaft waren 321 Aktionäre anwesend. Die ausscheidenden Mit⸗ glieder der Verwaltung wurden mit großer Majorität wiedergewählt. Der Geschäftsbericht wurde ohne Diskussion entgegengenommen.
London, 22. August. (W. T. B.) Vom „Globe“ wird das E11 der drei großen Verlags⸗Buchhandlungs⸗
irmen: Gebrüder Tinsley mitgetheilt.
öBZur Wilhelms⸗Spende. 1“ In Folge unseres Aufrufs vom 29. Juni cr. und des Mahnrufs vom 13. Juli cr. hat in allen Gauen Deutschlands die Sammlung für die Wilhelms⸗Spende am 20., 21. und 22. Juli cr. und später stattgefunden. Nach der Zahl der bisher bei uns eingegangenen Sam⸗ mellisten ist anzunehmen, daß ein nicht unbedeutender Theil
derselben noch nicht zur Absendung gelangt ist. Da nun der Abschluß der Sammlung am 1. Septem⸗ ber cr. erfolgen soll, so richten wir an Alle, welche sich an diesem patriotischen Unternehmen betheiligt haben, das Ersuchen, dahin wirken zu wollen, daß uns sowohl die Sammel⸗ listen als auch etwa noch nicht abgelieferte Geldbeträge späte⸗ stens bis zum 31. August cr., Vormittags, zugehen.
Bis zu dem letztgenannten Termine können übrigens auch noch Beiträge gezeichnet und in bisheriger Weise ab⸗ geliefert werden.
Berlin, den 23. August 19 8. 6—
Der geschäftsführende Ausschuß für die Wilhelms⸗Spende. Duncker, 1 Bürgermeister.
Die verehrlichen Zeitungs⸗Redaktionen werden um Abdruck vor⸗ stehender Mittheilung gebeten.
Cassel, 23. August. (W. T. B.) Der Internationale Verein gegen Verunreinigung der Flüsse, des Bodens und der Luft wird hier am 9. und 10. September seine zweite Versammlung halten.
Stockbolm, 20. August. In der heutigen ersten Sitzung des internationalen Kongresses für die Reform des Gefängnißwesens verlaß zunächst Dr. Wines einen im Auf⸗ trage der permanenten Kommisston verfaßten Bericht über die während der letztverflossenen sechs Jahre im Gefängnißwesen in den verschiedenen Ländern Europas und den Vereinigten Staaten vor⸗ “ Verbesserungen und den damit in Verbindung stehenden esonderen Veranstaltungen für die Erziehung armer oder verwahr⸗ baer v. Nach Beendigung des Vortrages wurde die Sitzung geschlossen.
Folgende Staaten und Landestheile sind durch offizielle Delegirte auf dem Kongresse vertreten: Dänemark, Finnland, Frank⸗ reich, Niederland, Italien, Kroatien mit Slavonien und Dalmatien, Norwegen, Oesterreich, Preußen, Rußland, Schweden, Schweiz, Ungarn, Nordamerika und Neuseeland. Die Anzahl sämmtlicher Theilnehmer am Kongresse, worunter u. A. alle Gefängniß⸗Direktoren Schwedens sich befinden, beträgt heute 205.
„Der Kongreß wird in drei Sektionen arbeiten, nämlich einer für — einer für Verbesserungsanstalten und einer für präventive Institutionen. Im Ganzen kommen 16 Fragen zur Dis⸗ kussion. Die Frage wegen Errichtung einer internatio⸗ nalen Kommission für das Gefängnißwesen ist in den vorbereitenden Sitzungen von den offiziellen Delegirten eingehend erörtert worden. Man war der Ansicht, daß dahin zu streben sei, daß die Beschlüsse dieser Kommission von denjenigen Regierungen, deren Delegirte an der Faffung derselben Theil genommen, für offiziell bindende erklärt würden.
„Am Freitag veranstaltet König Oscar für die Kongreß⸗ Mitglieder auf Drottningholm eine größere Festlichkeit, wozu Se. Majestät eigens aus Christiania hierherkommen wird.
In Verbindung mit dem Kongresse ist eine Ausstellung von Fabrikaten veranstaltet, welche in den schwedischen, dänischen und finnländischen Gefängnissen hergestellt wurden.
Zavoir Virtue & Comp. Daldy, Jsbister & Comp. und
’. 8— (Allg. Corr.) Aus der Kapstadt wird unterm 24. Jali ge⸗ meldet: Die Table Bai wurde von dem heftigsten Sturme heim⸗ gesucht, dessen man sich seit 1865 erinnert. Er begann zus dem Nordosten, am Donnerstag, den 18. ds., dauerte den ganzen Tag und nahm in der Nacht den Charakter eines Orkans an. Fraͤb am Morgen des 19. d. M. wurden die Barke „Caledonia“, die hier in leckem Zustande eingelaufen war, sowie die rigantine „Iran“, welche nach Mossel Bai unterwegs war, ans Ufer getrieben. Es wurden alle Anstrengungen zur Rettung der an Bord Befindlichen gemacht, aber der Kapitän und drei Matrosen der Barke ertranken dennoch. Das Un-⸗ wetter mäßigte sich während des Tages, nahm aber in der Nacht wiederum an Heftigkeit zu, und ungefähr um 7 Uhr Morgens, am 20., riß sich die Barke „Redbreast“ von ihrem Anker los und wurde ans Land getrieben. Die ganze Mannschaft wurde gerettet. Den ganzen Tag über wüthete der Sturm mit mehr oder weniger Stärke und erreichte am Sonntag, den 21., seinen Zwei Barken — eine amerikanische „Etta ring“ und eine französische „Neril“ — wurden in großer Gefahr schwebend beobachtet. Der Regenfall während der letzten zwei Monate war ein solcher, der jeden vorherigen gleich langen Zeitraum über⸗ trifft. In vielen Theilen der Kolonie sind durch die dadurch ver⸗ ursachten Ueberschwemmungen große Beschädigungen verursacht wor⸗ den. Es ist hier die Nachricht eingelaufen, daß eine Strecke von drei Meilen der Erdwerke der Eisenbahn durch das Breda⸗Thal voll⸗ ständig weggespült wurde, wodurch der Verkehr mit Worcester unter⸗ brochen ist.
Nachrichten aus Bädern und Kurorte
In Badenweiler hat sich im abgelaufenen Monat die Zahl der Fremden bedeutend gesteigert, so daß der Fremdenverkehr dieses nn dem der letzten Jahre gleichkommt, wie die folgende Ueber⸗ icht darthut. Es belief sich: ) der Fremdenbesuch (angekommene Fremde) am 7. August 1875 auf 2230 Personen, am 5. August 1876 auf 2140 Personen, am 7. August 1877 auf 1876 Personen und am 7. August 1878 auf 2130 Personen; 2) die Zahl der anwesenden Fremden am 13. August 1875 auf 853 Personen, am 6. August 1876 auf 828 Personen, am 7. August 1877 auf 688 Personen, am 8. August 1878 auf 831 Personen. Hierbei ist noch hervorzuheben, daß die Zahl der in den benachbarten Orten Oberweiler, Niederweiler und Schweighof befindlichen Fremden sehr herabgegangen ist, daher in diesem Jahre Badenweiler stärker als früher an den vorerwähnten Zahlen betheiligt ist.
Bad Weil bach. Die 222 der diesjährigen Saison ist nun überschritten und ein Urtheil über das Ergebniß derselben gestattet. Leider können die diesjährigen Frequenzverhältnisse ebenso wenig wie die vorjährigen als befriedigend bezeichnet werden. Und doch nimmt Weilbach durch seine altberühmte alkalische Schwefelquelle sowohl als auch durch seine neuen vortrefflichen Einrichtungen für Bäder und Inhalationen jeder Art für die Behandlung der Hals⸗ und Brustkatarrhe, Engbrüstigkeit, Lungenkrankheiten u. s. w. unbestritten einen der ersten Plätze ein und wird in dieser Beziehung kaum von einer anderen Schwefelquelle Deutschlands und der Schweiz über⸗ troffen. Dabei bietet der Aufenthalt zu Weilbach, trotz der isolirten Lage des Badeortes, genug an Abwechselung und Unterhaltung. Die Nachmittage können zu den lohnendsten Ausflügen nach Frank⸗ furt a./M., Homburg v. d. H., Soden, Mainz, Wiesbaden u. s. w. verwendet werden. An Ort und Stelle hat die Königliche Verwal⸗ tung des Bades für Zerstreuung und Unterhaltung der Gäste aus⸗ reichende Fürsorge getroffen.
„Der Besuch des Bades Soden ist in den letzten Jahren ein weit geringerer, als früher. Bis zum 1. August d. J. wurde Soden von 1894 Fremden besucht. Das Hauptkontingent zu den Bade⸗
ästen stellt Norddeutschland. Soden ist gegen alle Nord⸗ und
ordostwinde durch die 3 Terrassen des Taunusgebirges geschützt. Durch seine 8 reine, milde Südluft, gepaart mit kräf⸗ tigender Bergluft, ist Soden ein vorzügliches Lungenleidende, Halsleidende, sowie für mit Asthma Behaftete. Ven den 25 verschiedenen Heilquellen werden Nr. 1 (Milchbrunnen), Nr. 3 (Warmbrunnen), Nr. 4 (Soolbrunnen), Nr. 6 (Schwefel⸗ brunnen), Nr. 18 und Nr. 19 (Champagnerbrunnen) zum Trinken von den Leidenden nach ärztlicher Vorschrift benutzt. Nr. 5 (Sauer⸗ brunnen) liefert ein bei den Einwohnern des Orts sehr beliebtes Trinkwasser. Die Eisenbahn bringt die Fremden binnen 12 Minuten nach Höchst, wo im Main Flußbäder zu haben sind. — Soden ist durch die Eisenbahn mit Wiesbaden (1 Stunde), Mainz (¾ St.), Biebrich, Rüdesheim, Frankfurt a. M. (25 Min.), Homburg (1 St.) in Verbindung gesetzt. Selbst eine Tour nach Ems, Worms, nach dem Niederwald oder Nassau (Steindenkmal) ist ganz bequem in einem Tage zu machen.
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Wetterbericht vom 23. August 1878 86 8 Uhr Morgens. “
Barometer auf 0 Gr. u. d. Meeres-
iegel . in epieee wveves 8 760,5 762,0 760,0 755,0 755,5 758,5 750,8 750,5 756,4 761 3 761,3 763,2 761,7 752,9 755,0 756.3 757,4
Temperatur Wetter. in 0o Celsius. 150 C. =40R. 133
Stationen. Wind.
Aberdeen Kopenhagen Stockholm.. Haparanda. Petersburg. Moskau. .. Cork. Brest Helder ..
O., leicht still
still
N., mässig VWNW., still S., still NO., mässig SSW., schwach O., leicht 080., still 080., schwach S., still
still
ONo., still SSW., still S., leicht O., leicht 0., leicht 758,8 NNoO., leicht 759,2 S0O., mässig 761,1 0. schwach 762,2 No0., leicht 760,9 S0., still 763,7 O., leicht
wolkig¹) heiter heiter halb bed. halb bed. wolkig Regen) bedeckt8) wolkig halb bed. halb bed. 4) heiter5) wolkenl. ) halb bed.?)
bedeckt bedeckt Regen bedeckts) wolkig bedeckt halb bed. heiter bedeckt heiter
Swinemünde Neufahrwass. Memel....
Pari;
Karlsruhe .. Wiesbaden Cassel. München.. Leipzig.. Berlin.. Wien. Breslau
¹) Seegang leicht. ²) Seegang mässig. ³) Ziemlich grobe Sec. ⁴) Dunstig. ⁵) Nachts Thau. ⁶) Nachts Thau. ¹) Seegang leicht, früh leichte Regenschauer. ³) Früh Regen.
Anmerkung. Die Stationen sind in 3 Gruppen rdnet: 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Küstenzone. Innerhalb jeder Gruppe ist die Reihenfolge von West nach Ost eingehalten.
Uebersicht der Witterung.
Das barometrische Minimum liegt über Cornwalles und verur- sacht schwachen Südwest im Kanal und mässigen bis steifen Ost- wind im übrigen England. In Centraleuropa ist das Wetter ruhig und im Osten heiter, im Rheingebiet hat sich jedoch mit stark fallendem Barometer und Erwärmung Trübung und stellenweise Regen eingestellt. Reichliche Regen sind am Kanal und in Sad- Irland gefallen. S8
eewarte.