lreiche Privatgebäude reich beflaggt. Die offizielle Feier sn et am Mittwoch Abend im Kolosseum statt.
Nürnberg, 2. September. (W. T. 87 Die Feier des Sedanfestes, zu welchem sich die meisten Häuser der Stadt mit Blumen, Kränzen und Flaggen auf das Reichstegeschmückt haben, begann Morgens 7 Uhr mit einer Morgenmusik auf dem Burg⸗ berge und mit einer Reveille. Um 8 ¾ Uhr begaben sich die Kriegervereine und die kirchlichen Vereine in feierlichem Zuge zum Festgottesdienst, an welchen sich dann um 10 ½ Uhr ein von Musik und Gesang begleiteter weiterer Festakt im Rath⸗ haussaale anschloß. Um Mittag ertönte von allen Thürmen Glockengeläute. Nachmittags 2 Uhr setzte sich der aus den Gewerken, Vereinen und Schulen, mit zahlreichen Fahnen und Emblemen, bestehende großartige Festzug, in welchem sich auch viele Wagen und Reiter befanden, in Bewegung. In den Nachmittagsstunden werden Preisturnen, Volksspiele und andere öffentliche Volksbelustigungen stattfinden.
Leipzig, 2. September. (W. T. B.) Der Verlauf der hiesigen Sedanfeier war ein wahrhaft großartiger; alle Geschäfte waren eschlossen, die Stadt prangte im prachtvollsten Festschmuck. Böllerschüfse begrüßten den Tag. Um 10 Uhr Vormittags war auf verschiedenen Plätzen der Stadt Festmusik; in sämmt⸗ fichen Schulen wurde die Bedeutung des Tages durch einen festlichen Akt hervorgehoben. Mittags Glockengeläute. Um 2 Uhr Nachmittags begann die Aufstellung des Festzuges. Sämmtliche Innungen, zahlreiche Vereine und Gesellschaften mit ihren Fahnen, Bannern und Emblemen betheiligten sich an demselben. Auf dem Festplatz wurde die Feier mit Ge⸗ sangvorträgen begonnen; darauf folgte die Festrede, gesprochen vom Professor Dr. Fricke. Heute Abend ist die Stadt elektrisch beleuchtet. Die Theilnahme der Bevölkerung an dem Feste war die allgemeinste und lebhafteste; die auf Kaiser und Reich Hochs riefen nicht endenwollenden Enthusiasmus ervor.
Darmstadt, 2. September. (W. T. B.) Anläßlich der Sedan⸗ feier fand ein großer Festzug statt, an welchen sich die Grundstein⸗ legung des Landes⸗Krieger⸗Denkmals schloß, bei welcher Fürst sentür vidingn und der Ober⸗Bürgermeister Ansprachen jielten. Abends wird zur Feier des Tages ein Feuerwerk ab⸗ gebrannt werden.
Greiz, 2. September. (Gr. Tgbl.) Ein reicher Flaggen⸗ schmuck in den Straßen der Stadt grüßt den heutigen Fest⸗ tag. Der Vormittag ist der Festfeier in den Schulen ge⸗ widmet. Zu der Denkmalsfeier am Nachmittag rüstet sich Alt und Jung.
— Am 30. v. M. ist der Kaiserliche Vize⸗Konsul in St. Petersburg, G. Hauff, am Herzschlage plötzlich gestorben. Die dortige deutsche Kolonie verliert in ihm eines ihrer ange⸗ sehensten Mitglieder, der Kaiserliche Dienst einen bewährten Beamten, dessen Rath insbesondere in allen den Handel und die Kolonie betreffenden Angfelegen eiten von Werth ge⸗ weseg ist. Sein Verlust wird allseitig schmerzlich empfunden werden. ¹
Sachsen⸗ g⸗ h Cob urg, 1. September. (Cöln. Ztg.) Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Edinburgh ist heute früh von einer Prinzessin entbunden worden. — Um Mittag traf der Marquis of Lorne mit Gemahlin, Prinzessin Louise von Großbritannien, zum Besuch am hiesigen Hofe ein.
Bremen, 1. September. Die Bürgerschaft hat gestern an Stelle des verstorbenen Senators Dr. Smidt den Amtmann Dr. Schultz zum S tor erwählt
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 2. September. (W. T. B.) Wie die „Polit, Korresp.“ bestätigt, ist der frühere General⸗
Konsul in Belgrad, Kallay, zum österreichischen Kommissar für Ostrumelien ernannt worden. Zu Delimitations⸗Kommissären sind ernannt: Für Bul⸗ garien Oberst⸗Lieutenant Ripp und Hauptmann Wurm⸗ brant, für Serbien Major Billimek, für Montenegro General⸗Konsul Lippich und Hauptmann Sauerwald. — Die Nachricht, der Kommandant von Banjaluka habe die türkischen Häuser und Kaufläden der Plünderung preis⸗ gegeben, wird von der „Polit. Korresp.“ auf Grund bester
nformationen als gänzlich unbegründet bezeichnet. Dieselbe Korrespondenz erfährt, daß die in der Geschäftsordnung des Kriegs⸗Ministeriums für Kriegszeiten vorgesehene Kontrol⸗ kommission bereits zusammengetreten sei. Die Aufgabe der⸗ selben besteht in der Ueberwachung der Verwendung des zur Mobilisirung bewilligten Kredites, sowie darin, Gutachten bei größeren Beschaffungen abzugeben. — Das genannte Blatt veröffentlicht weiter folgende Meldungen. Aus Kon⸗ stantinopel, den 2. d.: Der Stand der griechischen Frage ist vorläufig unverändert, doch wird die Vermittelung der Mächte als nahe bevorstehend betrachtet. Trotz des Abmarsches der russischen Garden stehen in der Umgebung von Kon⸗ stantinopel nach wie vor russische Truppen, weshalb auch die englische Flotte in den Dardanellen verbleibt. — Nach bei der Pforte eingetroffenen Berichten Mehemed Ali Paschas hätte derselbe in Prizrend eine sehr oppositionelle Stimmung gefunden. Der Telegraphenbeamte, welcher mit Mehemed Alt Pascha zugleich dort eingetroffen war, wurde meuchlings ermordet. Mehemed Ali Pascha befindet sich augen⸗ blicklich in Nakova. — Die Pforte hat am Sonnabend Der⸗ wisch Pascha aufs Neue die Ordre zugehen lassen, Batum zu räumen. — Aus Ragusa, den 2. d.: Die Mehrzahl der in Bosnien befindlichen regulären türkischen Truppen marschirt in der Richtung von Novibazar. — In Kolaschin kam es zu einem Konflikte zwischen der muhame⸗ danischen Bevölterung und zwei Bataillonen Nizams. Erstere besetzte die dortigen Befestigungen, während die regulären Truppen gegen Novibazar abmarschirten. Am Sonnabend sind drei Töchter des ’ von Montenegro von Cettinje aus über Triest nach St. Petersburg abgereist.
Schweiz. Bern, 1. September. (N. Zürch. Ztg.) Die Berner Regierung hat ihre Delegirten ermächtigt, morgen bei der interkantonalen Gotthardkonferenz zu er⸗ klären, daß sie bei dem Großen Rathe die Bewilligung einer Nachsubvention bis auf 400 000 Fr. befürworten werde. — Die internationale Kommission zur Vornahme der
alljährlichen Prüfung des Fortschrittes der Arbeiten am großen Gotthardtunnel tritt am 17. September in Göschenen zusammen. — Am 26. September versammelt sich in Bern die internationale Konferenz zur Aufstellung des zweiten Theiles eines einheitlichen Schemas für eine internationale Eisenbahnstatistik. Der erste Theil wurde im letzten Jahre in Rom durchberathen.
Großbritannien und Irland. London, 3. September. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Times“ aus Konstan⸗ tinopel, vom 1. d. M., erklärt die Nachricht, die Ein⸗ schiffung der russischen Truppen sei sistirt worden, für unbegründet. — Nach einer Konstantinopeler Meldung des „Standard“ sind zwischen dem russischen Botschafter Fürsten Lobanoff und Savfet Pascha Verhandlungen über die an Rußland zu zahlende Kriegsentschädigung und über die Kosten für den nnsessat der türkischen Ge⸗ fangenen im Gange. Die russischerseits erhobenen e⸗ rungen würden als mäßige bezeichnet. — Den „Daily News“ wird aus Trapezunt gemeldet, ein Versuch der Lazen, sich in den Besitz von Kriegsmunition zu setzen, sei vereitelt worden. 98 weitere Aufschub der im Gange befindlichen Räumung Batums sei von den Russen abgelehnt worden.
IZtalien. Rom, 3. Ffeptember. (W. T. B.) Durch hier eingegangene Nachrichten wird bestätigt, daß der italienische Konsul in Serajewo, Perrod, am 1. August d. J. in der Nähe von Gabeke (?) ermordet worden ist. — Der Ministerrath hat gestern den definitiven Beschluß gefaßt, vom 1. Oktober d. J. ab das Ministerium für Ackerbau und Handel wieder herzustellen.
Spanien. (C. Ztg.) Der besondere Eisenbahnzug, der die Leiche der Königin Christine durch Frankreich gebracht hat, traf am 29. August an der spanischen Grenze ein. Der Sarg wurde von den Monteros de Espinosa und der Ehrenwache der Hellebardiere in Empfang genommen. Die Geistlichkeit von Irun hielt das Todtengebet. Bei der Ankunft, sowie bei der Weiterfahrt des Trauerzuges wurden Kanonen gelöst, und die Musik spielte den Königsmarsch. Auf allen Statio⸗ nen wurden dem Zuge die militärischen Ehren bezeigt. Am 31. August, Morgens um 9 Uhr, kam der Zug im Escurial an. Der Leichnam wurde auf dem Bahnhofe von den Be⸗ hörden und dem Klerus in Empfang genommen und mit demselben Ceremoniell wie bei der Bestattung der Königin Mercedes in das Kloster gebracht. Der Kardinal⸗Erzbischof von Toledo empfing den Sarg am Königsthor und hielt dann ein Requiem, an dem der König und die Königliche Familie Theil nahmen.
Türkei. Konstantinopel, 2. Septemver. (W. T. B.) Regierungsseitig wird folgende Mittheilung verbreitet: Ein gewisser Achmed Pascha, welcher seit einiger Zeit in Konstan⸗ tinopel lebte, begab sich vor Kurzem nach Kozan, schaarte dort etwa 150 — 200 Abenteurer um sich und suchte mit Hülfe derselben Unruhen hervorzurufen und sich der Gewalt zu bemächtigen. Die Einwohner von Kozan widersetzten sich je⸗ doch und es kam in Folge dessen zu einem Bhaneneane Um weitere derartige Ruheftörungen von vornherein zu unter⸗ drücken, hat die türkische Regierung einige Bataillone Sol⸗ daten dorthin gesandt.
Mußland und Polen. St. Petersburg, 3. Septem⸗ ber. (W. T. B.) Nach aus Kutais hier eingegangenen Nach⸗ richten steht die demnächstige Rkäumung von Artwin durch die Türken bevor; Tourchkson, Sameba und Kirvik sind rus⸗ sischerseits bereits besetzt. — Der Artikel des ‚Regie⸗ rungsboten“, in welchem das russische Volk aufgefordert wird, zur Bekämpfung der auf Untergrabung der Staatseinrich⸗ tungen hinwirkenden Propaganda selbst mitzuwirken, hat, der „Agence Russe“ zufolge, im Lande einen sehr guten Eindruck gemacht. — Die Zeichnungen auf die zweite Orientanleihe sind, wie dieselbe Korrespondenz meldet, außerordentlich zahl⸗ reich erfolgt: das Resultat übertrifft bei Weitem die gehegten Erwartungen. “
Amerika. Washington, 2. September. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat August um 6 476 000 Dollars abgenommen. Im Staatsschatze befanden sich am 31. August 238 421 000 Dollars in Gold und 2 122 000 Dollars in Papiergeld.
New⸗Orleans, 2. September. (W. T. B.) Die Zahl der am gelben Fieber Gestorbenen betrug hier Fez. 88, in Memphis 81 und in Vicksburg 27. Auch
erzte sind der Krankheit erlegen. Man ‚fürchtet, daß die Epidemie, welche sich auch zwischen Memphis und Louis⸗ ville ausgebreitet hat, ihren höchsten Punkt in Bezug auf die Sterblichkeit noch nicht erreicht hat. In den betreffenden Distrikten ist eine allgemeine Entmuthigung eingetreten. Tausende von Personen leben von der öffentlichen Mild⸗ thätigkeit.
Von der Bevölkerung von Port Gisson (im Staate Mississippi) sind 1200 Personen aus Furcht vor dem gelben
ieber geflohen. Von den zurückgebliebenen 555 Personen ind bis jetzt nur etwa 100 Personen von der Krankheit ver⸗ schont geblieben, gegen 400 liegen krank darnieder; die übrigen sind bereits gestorben. Man ist eifrig bemüht, den Kranken und Ueberlebenden Hülfe und Nahrungsmittel zuzuführen.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Wien, Dienstag, 3. September, Nachmittags. Offizieller Meldung zufolge haben unsere Truppen gestern ohne Wider⸗ stand Drieno auf der Straße nach Trebinje besetzt. Die aus 150 türkischen Soldaten bestehende Besatzung wurde nach Ragusa eskortirt.
Nr. 51 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Vost. und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 30. August 1878: Postverbindung mit Konstan⸗ tinvpel; vom 30. August 1878: Dampfschiffverbindung zwischen Bremerhaven und Havanna.
— Nr. 15 des „Archivs für Post und Telegraphie“, Bei⸗ heft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗
verwaltung, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Aus
den Zeiten der alten Reichspost. — Das englische Parlament und die Postbeamten. — Zur Begründung und Entwickelung der Land⸗ briesträgeranstalt in Frankreich. — Das Mikrophon und seine Wir⸗ kungen. — Die Berliner Ausstellung für die gesammte Papier⸗ industrie. — Die elektrische Beleuchtung in Paris. — Kleine Mit⸗ theilungen: Verwendung des Aluminiums in der Telegraphie. — Postanweisungen zwischen Frankreich und Oesterreich⸗Ungarn. — Briefbestellung in Großbritannien und Irland. — Literatur des Ver⸗ kehrswesens: J. Ludewig, elektrische Meßkunde. — Beschreibung der bei der Reichs⸗Telegraphenverwaltung gebräuchlichen Apparate. — Zeitschriftenüberschau.
— Nr. 8 des „Ministerial⸗Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Erlaß, die Theilung des Kreises Bielefeld in einen Stadt⸗ und in einen Landkreis betreffend, vom 21. Juni 1878. — Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Verwaltungsgerichts vom 29. Juni 1878, wonach die Verwaltungsgerichte zuständig sind, über Beschwerden der Standesbeamten in Betreff der Festsetzung der den Gemeinden obliegenden Vergütung für die sächlichen Kosten der Standesamtsverwaltung zu entscheiden. — Verfügung, die Empfang⸗ nahme und Quittungsleistung über an den Kreisausschuß gerichtete Geldsendungen betreffend, vom 3. Juli 1878. — Erlaß, die Be⸗ schaffung der für die Eheschließung erforderlichen Urkunden in deutscher Sprache betreffend, vom 13. Juli 1878. — Cirkular, die Form der standesamtlichen Bescheinigung über das erfolgte Aufgebot betreffend, vom 24. Juli 1878. — Cirkular, die Frankirung der portopflichtigen Korrespondenz der Behörden des Deutschen Reichs mit Behörden der österreichischungarischen Monarchie betreffend, vom 21. Juni 1878. — Cirkular, die Abänderung des Musters für die Kautionsempfang⸗ scheine und die Aushändigung der letzteren, sowie der Zinsscheine be⸗ treffend, vom 24. Juni 1878. — Cirkular, die Termine für den Ab⸗ schluß der Kassenbücher bei den Haupt⸗ und Unter⸗Aemtern der Zoll⸗ und Steuerverwaltung, sowie für die Einsendung der Einnahme⸗ übersichten; und Erläuterungen zur Anwendung der Bestim⸗ mungen zur Regelung der Abrechnungen zwischen der Reichs⸗ Hauptkasse und den Landeskassen betreffend, vom 2. Juni 1878. — Cirkular, die anderweitige Regelung der Abrechnungen zwischen der Reichs hauptkasse und den Landeskassen betreffend, vom 2. Juni 1878. — Prüfungsordnung für Lehrer und Vorsteher an Taubstummen⸗ anstalten. — Cirkular, Fleischschau betreffend, vom 21. Juni 1878. — Erlaß, die Bewilligung von Darlehnen aus Kreis⸗ oder städtischen Sparkassen an Mitglieder des Kuratoriums der Sparkasse betreffend,
vom 23. Juni 18è78. — Verfügung, die Nachweisung des eigenen
Vermögens der Sparkassen in den Uebersichten von dem Geschäfts⸗ betrieb betreffend, vom 28. Juni 1878. — Erlaß, die Bezeichnung der bei dem Gewerbebetrieb im Umherziehen mitzuführenden Begleiter in den Legitimationsscheinen betreffend, vom 28. Mai 1878. — Cirkular, die Wahrung der Interessen der vHeechpöen Verwaltungen in Angelegenheiten der Ertheilung von Patenten betreffend, vom 12. Juli 1878. — Cirkular, das Erscheinen eines Werkes „der Markenschutz, Allgemeines Zeichen⸗ Fefästes für das Deutsche Reich“ betreffend, vom 20. Juli 1878. — Bekanntmachung, betreffend Normen für die Konstruktion und Aus⸗ rüstung der Eisenbahnen Deutschlands, vom 12. Juni 1878. — Bekanntmachung, betreffend die Bahnerdnung für deutsche Eisen⸗ bahnen untergeordneter Bedeutung, vom 12. Juni 1878. — Bekannt⸗ machung, betreffend Abänderungen von Bestimmuugen des Bahn⸗ polizei⸗Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 12. Juni 1878. — Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 12. Juni 1878. — Bekannt⸗ machung, betreffend Bestimmungen über die Befähigung von Bahn⸗ polizeibeamten und Lokomotivführern, vom 12. Juni 1878.
Statistische Nachrichten.
Der kürzlich veröffentlichten „Statistik der zum Ressort des Ministeriums des Innern gehörenden Straf⸗ und Gefangenen⸗An⸗ stalten für die Jahre 1875 und 1876“ entnehmen wir noch folgende Angaben über die Personalstatistik der Zuchthausgefan⸗ genen. Es gingen Zuchthausgefangene zu und zwar: 1) in Folge Erkenntnisses a. der Civilgerichte im Jahre 1875: Männer 5041, Weiber 993; 1876: 5673 bez. 1181; b. der Militärgerichte: Männer 221 bez. 212; 2) in Folge Uebernahme aus anderen Straf⸗ und Ge⸗ fangenen⸗Anstalten: Männer 1234, Weiber 57, bez. 392 und 13; 3) in Folge von Wiedereinlieferung zur ferneren Strafverbüßung; a. in Folge Zurücknahme der vorläufigen Entlassung: Männer im Jahre 1875: 6, im Jahre 1876: 3; b. nach Ablauf des Urlaubs, nach Wiederherstellung der Gesundheit im Jahre 1875: Männer: 11, Weiber: 10; 1876: 25 bez. 16; c. nach der Entweichung: 24 und 5 bez. 23 und 1, überhaupt im Jahre 1875: Männer 6537, Weiber 1065; 1876: 6328 bez. 1211, überhaupt Köpfe: 7602 bez. 7539. — Von den in den Jahren 1875 und 1876 zugegangenen Zuchthaus⸗ gefangenen waren Preußen im Jahre 1875 Männer 5390, Weiber: 1016, 1876: 5963 bez. 1206, zusammen 1875: 6406 oder 95,77 %, 1876: 7169 oder 95,33 %; andere Staatsangehörige: a. Deutsches Reich: 221 oder 3,30 % bez. 263 oder 3,50 % ; b. Ausland: 62 oder 0,93 % bez. 88 oder 1,17 %. Von den Preußen gehörten den ein⸗ zelnen Provinzen an: Preußen: 1264 bez. 1411; Brandenburg: 958 bez. 1053; Pommern: 357 bez. 368; Posen: 800 bez. 805; Schlesien: 1298 bez. 1605; Sachsen: 545 bez. 543; Schleswig⸗Holstein: 126 bez. 152; Hannover: 225 bez. 281; Westfalen: 259 bez 295; Hessen⸗Nassau: 191 bez. 223; Rheinland: 366 bez. 429; Hohenzollern: 7 bez. 4. Auf 1000 Köpfe der männlichen resp. der weiblichen und Gesammtbevölkerung Preu⸗ ßens nach der Zählung von 1875 kamen hiernach Zuchthausgefangene in Zugang im Durchschnitt der ganzen Monarchie: im Jahre 1875: Männer 0,44 %, Weiber 0,08 %, überhaupt 0,26 %; 1875: 0,48 % bez. 0,10 %, bez. 0,29 %, in den einzelnen Provinzen: Preußen: im Jahre 1875: 0,39 %, 1876: 0,44 %, Brandenburg: 0,31 % bez. 0,34 %, Pommern: 0,24 bez. 0,25, Posen: 0,50 bez. 0,50, Schlesien: 0,34 bez. 0,42, Sachsen: 0,26 bez. 0,25, Schleswig⸗ Holstein: 0,12 bez. 0,14, Hannover: 0,11 bez. 0,14, Westfalen: 0,14 bez. 0,15, Hessen⸗Nassau: 0,13 bez. 0,15, Rheinland: 0,10 bez. 0,11, Hohenzollern: 0,11 bez. 0,06,. Von dem Zugange waren Lemnstsameha8 in .
aahre 1875: 26,87 %, 1876: 28,60 %, in Städten mit weniger als 10 Einwohnern 20,81 bez. 20,55 %, Ortschaften des platten Landes: 52,32 bez. 50,85 %. Auf 1000 Köpfe der Bevölkerung nach der Volkszählung von 1875 kamen: aus Städten mit mehr als 10 000 Einwohnern im Jahre 1875: 0,35, im Jahre 1876: 0,41 %, aus Städten mit weniger als 10 000 Einwohnern 0,39 bez. 0,43 %, aus Ortschaften des platten Landes: 0,21 bez. 0,23 %. — Die zu⸗ gegangenen Zuchthausgefangenen waren nach dem Bekenntnißstande evangelisch: im Jahre 1875: 4120, 1876: 4618, katholisch: 2496 bez. 2818, jüdisch: 70 bez. 83, andersgläubige: 3 bez. 1. — Auf 1000 Köpfe der den betreffenden Altersklassen angehörigen männlichen resp. weiblichen Bevölkerung kamen Zuchthausgefangene derselben Altersklassen im Durchschnitte der Monarchie: 18 und 19 Jahre im Jahre 1875: Männer 0,32, Weiber: 0,05, 1876: 0,39 bez. 0,07; 20 — 29 Jahre: 1,05 und 0,14 bez. 1,10 und 0,17; 30 bis 39 Jahre: 0,98 und 0,18 bez. 1,16 und 0,21; 49 Jahre: 0,82 und 0,18 bez. 0,84 und 0,21; 50 — 59 Jahre: 0,52 und 0,11 bez. 0,57 und 0,15; 60 — 69 Jahre: 0,25 und 0,05 bez. 0,28 und 0,08; 70 Jahre und darüber: 0,08 und 0,02 bez. 0,08 und
0,02. — Auf 1000 Köpfe der evangelischen resp. der katholischen, jüdischen oder andersglaäubigen Bevölkerung treffen zugegangene Zuchthausgefangene des betreffenden Bekenntnisses im Durchschnitt
der Monarchie: Evangelische im Jahre 1875: 0,25, im Jahre 1876: 0,28; Katholische: 0,24 bez. 0,33; Juden: 0,21 bez. 0,24; Anders⸗ gläubige: 0,02 bez. 0,01. — Von dem Zugange der Jahre 1875 und 1876 waren ehelich Geborene im Jahre 1875: 6182 oder 92,42 %, 1876: 6965 oder 92,62 %, unehelich Geborene: 507 oder 7,58 % bez. 555 oder 7,38 %. Unter dem Zugange waren
treffen auf die einzelnen Provinzen in Prozenten von dem
bez. 13 913.
Militär gedient: 5448 bez. 5477. Bevölkerung der Städte über 10 000 Einwohner 1,24 bez. 1,28, der
beleidigung und die übrigen Verbrechen des Th. I.
Städten mit mehr als 10 000 Einwohnern im
40 bis
1875: 2468 oder 36,89 %, 1876: 2752 oder 36,60 %; verwittwet: 422 oder 6,31 % bez. 573 oder 7,62 %0; geschieden: 167 oder 2,50 % bez. 171 oder 2,27 % 3 unverhei⸗ rathet: 3632 oder 54,30 % bez. 4024 oder 53,51 %. Die Zahl der Kinder betrug bei den in der Ehe Lebenden, den Verwittweten oder Geschiedenen: 6642 bez. 7292. Unter den in Zugang gekommenen unverehelichten Weibern befanden sich solche, welche außerehelich ge⸗ boren hatten: 184 bez. 191 oder 38,98 und 34,35 %, der unverhei⸗ ratheten Weiber. — Von den als Zuchtharsgefangene in Zugang Ge⸗
verbeirathet
kommenen hatten genossen höhere als Elementar⸗Schulbildung
i ahre 1875: 67 oder 1,09 %, im Jahre 1876: 71 oder 0,94 %, In. Jabee Seenslbune 84,14 bez. 83,92 %, keine Schulbildung: 14,86 bez. 15,13 % Von den ohne Schulbildung — der Provinz: Preußen im Jahre 1875: 20,48; im Jahre 1876: r, rens. 3,19 bez. 4,35; Peommern: 2,55 bez. 0,88; Posen: 50,94 bez. 46,69; Schlesien: 19,37 bez. 16,43; Sach⸗ en: 2,82 bez. 4,27; Schleswig⸗Holstein: 4,40 bez. 3,89; Han⸗ nover: 3,48 bez. 4,72; Westfalen: 3,76 bez. 4,04;
“ 3,70 bez. 3,11, Rheinland: 3,33 bez. 5,27. Von den n
ugang gekommenen Männern hatten im Militär gedient im
S 3 979958 1574 oder 26,10 %, 1876: 1735 oder 27,69 %. — Von den in den Jahren 1875 und 76 zugegangenen Zuchthausgefan⸗ enen waren wegen Vergehen und Verbrechen bereits früher bestraft
im Jahre 1875: 5341 oder 79,85 %, im Jahre 1876: 5972 oder 79,42 % der Zugegangenen. Es wurden rückfällig innerhalb des Entlassungsjahres im Jahre 1875: 36,10 %, im Jahre 1876: 34,41 %, innerhalb der folgenden 2 Jahre: 38,08 % bez. 38,71 %; innerhalb des folgenden 3. und 4. Jahres: 13,26 % bez. 13,81 %; innerhalb einer längeren Zwischenzeit: 12,56 bez. 14,07 %. — Am Schlusse des Jahres verblieben Zuchthausgefangene im Jahre 1875: 16 351, im Jahre 1876: 17012. — Die Gesammtzahl der deti⸗ nirten Zuchthausgefangenen betrug: 23 961 bez. 23 879. Es waren auf 1000 Köpfe der evangelischen ꝛc. Bevölke⸗ rung: evangelisch: 0,92 bez. 0,90 %, katholisch: 0 98 bez. 1,00 %, jüdisch: 0,62 bez. 0,65 %, andersgläubig: 0,08 bez. 0,06 %. Es be⸗ fanden sich im Alter (in Prozenten der Bevölkerung dieser Alters⸗ klasse) von 18 und 19 Jahren: im Jahre 1875: 0,01, im Jahre 1876: 0,01; von 20 — 29 Jahren: 0,19 bez. 0,19; von 30 — 39 Jahren: 0,22 bez. 0,22; von 40 — 49 Jahren: 0,18 bez. 0,18; von 50 — 59 Jahren: 0,12 bez. 0,12; von 60 — 69 Jahren: 0,05 bez. 0,05; von 70 Jahren und darüber: 0,02 bez. 0,02. Es waren ehelich geboren jim Jahre 1875: 22 303, im Jahre 1876: 22 141, unehelich geboren: 1658 bez. 1738, verheirathet: 9589 bez. 9966, unverheirathet: 14 372 Schulbildung hatten, und zwar höhere als Elementar: ,08 % bez. 1,04 % der Gesammtzahl, vollstä dige Elementarbildung:
1,81 bez. 23,40 %, mangelhafte: 56,26 bez. 54,76 %, ohne Schul⸗
bildung waren: 13,80 bez. 13,84 %. Nach den bisherigen Standes⸗ und Erwerbsverhältnissen klassifizirt ergiebt sich folgendes Resultat: 1) Land⸗ und Forstwirthschaft, Gärtnerei: a. Grundeigenthümer im Jahre 1875 738, im Jahre 1876 700; Pächter 58 bez. 47, Arbeitnehmer 7067 bez. 7159. 2) Industrie, Handel und Verkehr: Arbeitgeber 1035 bez. 1067, Ar⸗ beitnehmer 9670 bez. 9790. 3) Persönliche Dienste Leistende: 3578 bez. 3238. 4) Armee⸗ und Kriegsmarine: 779 bez. 781. 5) Beamte, Aerzte, Geistliche, Lehrer, Gelehrte, Schriftsteller ꝛc.: 192 bez. 202. 6) Sonstige Berufsarten und ohne Berufsangabe: 844 bez. 895; im Es kommen auf 1000 Köpfe der
Städte unter 10 000 Einwohner 1,34 bez. 1,30, der ländlichen Be⸗ völkerung 0,80 bez. 0,74. Der Staats⸗ und Heimathangehörigkeit nach waren: Inländer 23 151 bez. 23 026, Ausländer 810 bez. 853. Die Verurtheilung erfolgte wegen: Hochverrath, EE“ n. 1 — des A. D. St. G. im Jahre 1875: 251, 1876: 176, Münz⸗ verbrechen: 125 bez. 84, Meineid: 1019 bez. 1114, Verbrechen in Bezug auf den Personenstand: 10 bez. 13; Verbrechen gegen die Sittlichkeit: 1071 bez. 1175; Mord: 678 bez. 675; Todtschlag 486 bez. 488; Kindesmord: 187 bez. 170, und andere Verbrechen gegen das Leben: 173 bez. 143; Körperverletzung: 680 bez. 658, Verbrechen
gegen die persönliche Freiheit: 12 bez. 13, Diebstahl und Unter⸗ schlagung: 15 578 bez. 15 424, Raub und Erpressung: 1157 bez.
1104, Hehlerei: 302 bez. 363, Betrug, Untreue, Urkundenfälschung, Bankerutt: 740 bez. 783, Brandstiftung und andere gemeingefährliche Verbrechen: 1045 bez. 1048, Verbrechen im Amte: 24 bez. 26, De⸗
sertion vom Militär: 353 bez. 366, andere militärische Verbrechen:
0 bez. 56. — Die Dauer der urtheilsmäßigen Strafen betrug: Lebens⸗ zeit im Jahre 1875 928, im Jahre 1876 883; 15 Jahre und darüber: 656 bez. 602; über 10 bis excl. 15 Jahre: 967 bez. 883; über 5 — 10 Jahre: 3923 bez. 3585; über 3—5 Jahre: 3749 bez. 3800; über 2 — 3 Jahre: 4136 bez. 4322; über 1—2 Jahre
6616 bez. 6880; 1 Jahr und weniger: 2986 bez. 2924. Daneben
wurde erkannt auf Zulässigkeit der Polizeiaufsicht: 16 546 bez. 16 484; Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte: 18 708 bez. 19 525. Von der Gesammtzahl der detinirten Zuchthausgefangenen waren
sereits bestraft wegen früherer Verbrechen oder Vergehen im Jahre
1875: 18 639 oder 77,79 % der Gesammtzahl, im Jahr 1876: 18 502 oder 77,48 %; darunter mit Zuchthaus: 8968 bez. 9359 und zwar einmal: 3050 bez. 3146, zweimal 2919 bez. 2915, dreimal 2877
tbez. 2748, viermal 2617 bez. 2514, fünfmal 2005 bez. 2027, sechsmal
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
London, 1. September. Das Amt eines Ober⸗Biblio⸗ thekars des British Museum ist jetzt definitiv- Mr. Edward A. Hen. dem bisherigen Konservator der Handschriften, übertragen worden.
— Von dem trefflichen Werke: „Geschichte der Familie
von Blücher“ ven Dr. Friedrich Wigger ist im Verlage der
Stillerschen Hofbuchhandlung in Schwerin jetzt die erste Abtheilung des zweiten Bandes erschienen. Es ist wiederum ein stattlicher, in Druck und Papier reich ausgestatteter Band von 600 Seiten groß Oktav diese erste Abtheilung des zweiten Bandes, der noch in diesem Jahre die zweite Abtheilung, der Schluß des Werkes, welche die Ge⸗ schichte der Linien Sukow, Waschow und Boddin des Blücherschen
Geschlechtes umfassen wird, nachfolgen soll. Die auf gründliches und
umfassendes Quellenstudium basirte Art und Weise des Ver⸗ Sü in der Behandlung und Gestaltung seines Gegenstandes st von dem ersten Bande des Werkes her bekannt. Der Verfasser hebt in dem Vorworte zu dem vorliegenden Bande hervor, daß die Materialien oft trotz der sorgfältigsten archivalischen Nach⸗ forschungen und des ausgedehntesten Briefwechsels sehr lückenhaft eblieben seien, während ihm wieder über andere Mitglieder des
lücherschen Geschlechtes so viele Nachrichten zugeströmt seien, daß er sich auf eine Auswahl habe beschränken müssen. In dieser Un⸗ gleichheit sei denn auch der Grund zu suchen, wenn die biographischen Skizzen dieses zweiten Bandes, auch abgesehen von der verschiedenen Bedeutung der Persönlichkeiten für die Familie oder für das öffent⸗ liche Leben, allzu ungleich erscheinen sollten. Eine Ausnahme machte die Biographie des Feldmarschalls. Es habe an der Zeit geschienen, nachdem Varnhagens weit verbreitetes und viel gelesenes Buch nun⸗ mehr das Alter von einem halben Jahrhundert erreicht hat, die in⸗ zwischen in den Archiven zugänglich gewordenen und die veröffent⸗ lichten zahlreichen Briefe und Aktenstücke, welche den Feldmarschall elbst angehen, sowie die quellenmäßigen Darstellungen der Begeben⸗ eiten, in welche seine Thätigkeit verflochten war, für ein neues ebensbild zu verwerthen. Diesem Lebensbilde ist denn auch der Bedeutung des Fürsten sowohl für die Familie wie für die Geschichte angemessen, ein größerer Raum, etwa die Hälfte des Bandes eingeräumt worden. Der Inhalt des vorliegenden Bandes umfaßt das zweite bis ünfte Buch des ganzen Werkes. Das zweite Buch schildert die Ge⸗ chichte der pommerschen Linie des Blücherschen Geschlechts seit dem nfange des 16. Jahrhunderts, das dritte und vierte die der Linien
“
Lehsen und Rosenow. Der Geschichte der Fürstlichen Linie Blücher von Wahlstatt ist dann das fünfte Buch gewidmet, dessen erstes um⸗ fangreiches Kapitel das Lebensbild des hervorragendsten Mitgliedes der Familie von Blücher, des Feldmarschalls Fürsten Gebhard I., darstellt. Dem vorliegenden Bande sind das in Steindruck nach dem Diplom ausgeführte Wappen der Fürsten Blücher von Wahlstatt und zwei lithographirte Tafeln beigegeben, von denen die eine die Stammtafel des deutschen Zweiges der Linie Rosenow, die andere * .ee Stammtafel zum 3., 4. und 5. Buche dieses Bandes ildet. .
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das Comité für die land⸗ und forstwirthschaftliche Statistik des Königreiches Böhmen erstattet in dem neuesten Hefte seiner Mittheilungen Bericht über die landwirthschaftliche Pro⸗ duktion Böhmens im Jahre 1877. Nach diesem Berichte be⸗ trug das Gesammterträgniß an Weizen 4123 855 hl Körner und 4 628 185 Mctr, Stroh; Korn 9 895 390 hl Körner und 12 402 730 Mectr. Stroh; Gerste 3 871 250 hl und 3 161 385 Mctr. Stroh; Hafer 7 891 680 bl Körner und 6 144 105 Mctr. Stroh; Kartoffeln 39 377 950 hl; Zuckerrüben 23 114 730 Mctr.; Futterrüben 2 056 820 Metr.; Kraut 1 011 775 Schock; Wiesenheu 15 714 121 Metr.; Futterklee 6 947 100 Mctr.; Samenwicke 241 950 hl; Wicke und Mengfutter 889 510 Mctr.; Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen und Wicken) 409 867 Mctr.; Raps 202 769 hl; Hanf und Flachs 79 421 hl. Samen und 144 988 m Bast. Ver⸗ glichen mit dem Jahre 1876 wies das Ernteresultat eine Zunahme bei dem Weizen, Korn, bei Kartoffeln, der Zuckerrübe und bei Klee⸗ und Wiesenheu, dagegen bei Gerste und Hafer ein Minus aus. Nimmt man die Bevölkerung des Landes mit 5 142 000 Seelen an und rechnet als mittlere Konsumtionsquote per Kopf und Jahr: Weizen 0,60, Korn 1,80, Gerste 0,20; Hülsenfrüchte 0,12 und Kar⸗ toffeln 4,6 blI, so verbleiben nach Deckung des eigenen Konsums von Weizen 1 038 700 hl, von Korn 639 800 hl, von Gerste 2 842 800 hl, von Kartoffeln 15 724 800 hl; theils zu in⸗ dustrieller und sonstiger Verwendung, theils zum Export verfübbar. Bei den Hülsenfrüchten dagegen ergab sich ein Defizit von 245 340 hl und müßte das für den Bedarf fehlende Quantum theils durch andere Nahrungsfrüchte ersetzt, theils durch Einfuhr aus anderen Ländern der Monarchie, namentlich aus Mähren, Ungarn und Galizien, gedeckt werden. An Wein ergaben das Leit⸗ meritzer Weinbaugebiet 2552, das Melniker 4565, die Prager Gegend 180, die in den Bezirken Libochowic, Kolin, Czaslau, Chrudim Beraun u. s. w. zerstreuten Pflanzungen 375, zusammen 7672 hi und gegen das Jahr 1876 ein Plus von 5882, aber gegen das Jahr 1875 ein Produktionsminus von 5708 hl. Im Allgemeinen mußte das Jahr 1877 sowohl nach Quantität als Qualität der Weinlese ein ungünstiges genannt werden. Die Obsternte stellte sich im Jahre 1877 auf 930 000 hl Steinobst und 666 000 hl Kernobst, bei einer Gesammtzahl von ca. 20 ½ Millionen Obstbäumen. Hopfen erzeugte Böhmen 37 247 Metr., Bier 4 679 885 hl, von der Spiritusindustrie wurden 20 732 469 Alkoholgrade versteuert, die Rübenzucker⸗ industrie verarbeitete in der Betriebsperiode 1876/77 9 725 560 Mectr. Rüben. Die Milchproduktion Böhmens betrug 929 171 290 1, davon 869 341 020 1 Kuh⸗ und 59 830 270 1 Ziegenmilch, von welchem Ge⸗ sammtquantum 745 815 680 1 zum direkten Konsum verwendet, aus dem übrigen Quantum 136 723 Metr. Butter und 111 173 Metr. Käse erzeugt wurden. Die Wollproduktion beziffert sich (bei 1106 290 Schafen) auf 12 713 Mctr,, die Produktion an Honig und Wachs (von 140 192 Bienenstöcken) auf 618 Mctr. Wachs und 6749 Metr.
Honig.
3 Gewerbe und Handel.
Für die Versicherungsgesellschaft zu Schwedt ist die diesjährige Hagelcampagne günstig verlaufen. Nach Bestreitung der Schäden und Verwaltungskosten verbleibt ein Ueberschuß von ca. 228 000 ℳ, oder nahezu 20 % der Prämieneinnahme. Hiervon fließen statutengemäß ¾ zum Reservefonds, welcher hierdurch einen Bestand von mehr als 600 000 ℳ erreicht, während der Rest von
ca. 57 000 ℳ der Einnahme des kommenden Jahres vorgetragen
wird. — Das Versicherungskapital belief sich auf nicht ganz 143 000 000 ℳ
— In der Generalversammlung der Pommerensdorfer Seifen⸗ und Chemikalienfabrik am 31. v. M. wurde die Liquidation mit großer Majorität beschlossen und die Wahl der Liquidatoren vorgenommen.
— Der Abschluß der Dampf⸗ und Spinnerei⸗Maschinen⸗ fabrik, vormals Wiede, zu Chemnitz weist für das verflossene b5e. 1877,/1878 einen Bruttogewinn von ca. 90 000 ℳ auf, welcher zu Abschreibungen verwendet werden soll. Eine Dividende kommt nicht zur Vertheilung.;
— Der Einlösungscours für die Silber⸗Coupons der Oesterreichischen Eisenbahn⸗Gesellschaften an den deut⸗ schen Zahlstellen ist vorläufig auf 175,50 ℳ für 100 Fl. österr. Silber festgesetzt. In der vorigen Woche betrug der Cours 176 ℳ
— Unter der Aegide der Warschauer Diskontobank hat sich in Warschau eine große Aktiengesellschaft gebildet, die den Zweck verfolgt, die in Sawierze (Gouvernement Kielzy) und in Bendsinsk (Gouvernement Petrikau) gelegenen Webe⸗, Spin⸗ nerei⸗ und Appretur⸗Etablissements in großem Maßstabe zu betreiben.
Dresden, 1. September. Das „Dresdener Journal“ vom 30. August publizirt das Gesetz vom 15. August, welches die Auf⸗ nahme einer dreiprozentigen Rentenanleihe verfügt. Durch dieses Gesetz wird das sächsche Finanz⸗Ministerium ermächtigt, außer dem⸗ jenigen Betrag von 2 541 300 ℳ, welcher durch Abstempelung der in Privathänden befindlichen Aktien der anzukaufen beabsichtigten Eisen⸗ bahn S. -h . in Schuldverschreibungen über dreiprozentige jährliche Renten der sächsischen Staatsschuld zuwächst, noch soviel in dergleichen Schuldverschreibungen auszugeben, als nothwendig ist, um die zum Ankauf der vorgedachten Bahn, sowie einiger anderen Linien und zur Deckung außerordentlicher Staatsbedürfnisse erforderlichen boarenf Geldmittel bis zu dem Betrage von 21 Millionen Mark zu eschaffen.
St. Petersburg, 2. September. (W. T. B.) Die Zeich⸗ nungen auf die neue Orientanleihe sollen, nach der russischen „St. Petersburger Zeitung“, folgendes Resultat ergeben haben: Diskontobank 30 Millionen, Wolga⸗Kama⸗Bank 45 Millionen, Russische Bank 7 Millionen, Internationale Bank 10 Millionen, Moskauer Kaufmannsbank 5 Millionen, Poliakoff (Moskau) 2 Mil⸗ lionen, diverse kleinere Bankzeichnungen 2 ½ Millionen Rubel
8— Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 2. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Pylades“ ist mit der ostindischen Ueberlandpost heute Mittag aus Alexandrien hier eingetroffen.
New⸗York, 2. September. (W. T. B.)
England“ von der National⸗Dampff (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Der Dampfer iffs⸗Compagnie
ei 2
abend
Berlin, 3. September 1878.
osen, 2. Sertember. (W. T. B.) Bei der heute Vormittags um 10 Uhr stattgehabten Eröffnung des 18. Kongresses dent⸗ scher Volkswirthe waren 243 Theilnehmer anwesend. Das Referat über die Frage, wie industrielle Enqueten anzustellen seien, wurde von Braun erstattet.
München, 31. August. (Allg. Ztg.) Heute Nachmittag wurde die feierliche Eröffnung des neuerbauten „Schlacht⸗ und Viehhofes“ an der Thalkirchnerstraße vollzogen, wozu sich trotz des strömenden Regens ein sehr zahlreiches Publikum eingefunden hatte. Außer den Vertretern der städtischen Kollegien waren H Staatsrath von Dillis als Vertreter des Staats⸗Ministeriums Innern, die Chefs der Kreisregierung und der Polizei⸗Direktion 2 zugegen. Hr. Stadtbaurath Zenetti, der im Verein mit den In genieuren Eggers und Niedermayer die in jeder Beziehung großartigen Gebäude aufführte, verlas eine Geschichte und eine Beschreibung des Baues. Die Bauarbeiten nahmen 30 Monate in Anspräuch; das Areal ist 17 Tagwerk groß, ein Drittel desselben ist überbau Der Kostenaufwand beträgt nahezu 5 Millionen Mark. Der 1. Bürgermeister Hr. Dr. Erhardt dankte Namens der Stadt de Leitern des Baues, hob dessen Bedeutung, namentlich auch in sani-⸗ tärer Beziehung, hervor und schloß, nachdem er das Gebäude als seinem Zweck übergeben erklärt, mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König, in welches die zahlreiche Versammlung begeistert einstimmte. Hr. Staatsrath von Dillis sprach der Gemeindevertre⸗ tung und der Stadt den Glückwunsch und die Anerkennung der Staatsregierung zu dem neuen Werke aus. München besitzt nun einen „ “ und Viehhof“, wie in solcher Großartigkeit kaum
sche Stad “ München, 2. September. (W. T. B.) Die Versammlung deutscher Ingenieure ist gestern hier eröffnet worden; dieselbe
tadt. “
ist sehr zahlreich besucht.
ie Wintersaison des Wallner⸗Theaters wurde am Sonn⸗ mit einer Novität von Mannstädt eröffnet, betitelt „Auf einem Vulkan“, Charakterbild mit Gesang in 3 Akten und 6 Bil⸗ dern nach einem Berla'schen Stoffe von W. Mannstädt, Musik von demselben. Die Bezeichnung „Charakterbild“ ist nicht eben glücklich gewählt, denn eine scharfe und klare Charakterzeichnung fehlt dem Stücke beinahe gänzlich. Indessen ist man in dieser Beziehung nicht gerade verwöhnt und wenn ein auch nur mößig interessanter Stoff, wie der hier benutzte, welcher geschäftliche und häusliche Krisen in einem größeren Handlungshause zum Vorwurf hat (der „Vulkan“ im Titel ist in Wirklichkeit eine Pulvertonne und im übertragenen Sinne ein sich in das Haus eindrängender Neben⸗ buhler und Geschäftsfeind des Hausherrn), mit den nöthigen Zu⸗ thaten an komischen Scenen und Couplets gehörig gewürzt wird, wie hier ebenfalls geschieht, dann sieht man gern über solche Mängel hin⸗ weg. Bei dem ganzen heiteren Genre des Wallner⸗Theater⸗Repertoires sind ja doch nun einmal diese Nebensachen die Hauptsache. Mehr als einmal schon ist die überstrenge Kritik, welche das Premidren⸗ Publikum an solchen lustigen Ausgeburten der Laune zu üben pflegt, und ihr schlimmes Prognostikon an der vorurtheilsloseren Aufnahme von Seiten des Publikums der folgenden Abende zu Schanden ge⸗ worden. Nach einigen Kürzungen im letzten Akt wird sich diese Be⸗ obachtung, wenn nicht alles trügt, auch diesmal bewähren.
Das Stück wurde überhaupt, namentlich aber in der dramati⸗ schen Schlußscene des ersten Akts, vorzüglich dargestellt. In erster Linie sind zu nennen: Hr. Lebrun (Ehrenfest), Hr. Blencke (Bremse, Disponent), welcher liebenswürdige Schauspieler leider diesmal eine seinem Temperament nicht recht zu⸗ sagende Rolle erhalten hat; Hr. Engels, als Lehrling Wittkopf von der ausgelassensten Komik und Hr. Meißner (Lager⸗ aufseher Wuppe), welcher das Publikum bei andauernder Heiterkeit erhielt, aber durch Uebertreibung manchmal des Guten zuviel that. Von den Damen debütirte Frl. Schwarz (früher am Viktoria⸗Theater) recht glücklich.
— Im Ostend⸗Theater wird Hr. Kierschner vom Wiener Hofburg⸗Theater am Mittwoch im Verein mit der Großherzoglich sichsi chen Hofschauspielerin Frl. Ernest ein Gastspiel beginnen. Zur
ufführung gelangt Laube's „Essex“. Hr. Kierschner wird die Tit rolle, Frl. Ernest die Königin Elisabeth spielen.
“ 8— 111“
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Die Feldherrnkunst des neunzehnten Jahrhunderts Ein Handbuch zum Nachschlagen zum Selbststudium und für den Unterricht an höheren Militärschulen. Von W. Rüstow, Eidg. Oberst u. s. w. Dritte, mit einer Schilderung des amerikanischen Bürgerkrieges vermehrte und bis zur Gegenwart fortgeführte Auflage. 7. u. 8. Lfg. Zürich, Druck u. Verlag von Fr. Schultheß. 1878.
Saarbrücker Bergmannskalender für das Jahr 1879. Herausgegeben vom Bergmannsfreund. 7. Jahrg. Saarbrücken 1878. In Kommission bei Chr. Möllinger. 16.
Allgemeine literarische Korrespondenz (Verlag von Hermann Foltz in Leipzig) Nr. 24. — Inhalt: Aufsätze: Ein Früh⸗ vollendeter. Zur Erinnerung an Carl Siebel. Von Paul Linden⸗ berg. — John Grreenleaf Whittier, der Quäkerdichter. Von Rudolf Doehn. — Ein Brief Friedrich Wilhelms IV. an Adalbert von Chamisso. Mitgetheilt von Carl Fulda. — Zeitgeschichtliche Mittheilungen. Von Joseph Kürschner. — Journal⸗Literatur. — Anzeigen.
zeHahrhüͤcher für die Deutsche Armee und Marine⸗ Verantwortlich redigirt von G. von Marées, Major. Band XXVIII. Nr. 84. Heft 3. September 1878. Berlin 1878, F. Schneider & Co., [Goldschmidt & Wilhelmi’] Königliche Hofbuchhandlung. — Inhalt: Friedrichs des Großen Kriegspolitik und Strategie im Zeitraume der beiden ersten Schlesischen Kriege. Eine militär⸗historische Studie. Von A. v. Crousaz, Major z. D. (Schluß.) — Das Sächsisch⸗Pol⸗ nische Kavallerie Corps im österreichischen Solde von 1756 bis 17. (Schluß.) — Napoleons I. projektirte Landung in England 1805. — Grundsätze für den Dienst der französischen Artillerie bei Belagerun⸗ gen nach der „Instruction sur le service de P'artillerie dans un siége vom 17. Mai 1876.“ Von Günther, Premier⸗Lientenant. — Umschau in der Militärliteratur. — Verzeichniß der bedeutenderen Aufsätze aus anderen militärischen Zeitschriften. (15. Juli bis 15. August 1878.)
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie, herausgegeben vom bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. Otto von Schorn. 12. Jahrgang. 1878. Nürnberg, Verlag der Friedr. Kornschen Buchhandlung. Nr. 34 —36. — Inhalt: Die sogenannten Jamnitzer Pokale der Goldschmieds⸗Innung in Nürnberg. — Von der Pariser Ausstellung (Schluß). — Preis⸗ ausschreiben des württemberg. Kunstgewerbevereins zu Stuttgart. — Die Handwerker⸗Fortbildungsschulen im Großherzogthum Hessen (Schluß). — Aus dem Nürnberger Gewerbeleben des 16. Jahr⸗ hunderts. Die Schau. — Aus der Chronik des germantschen Museums in Nürnberg. — Eröffnung der Kunstgewerbeausstellung in Innsbruck. — Eine neue Ausstellung in Paris. — Ein Zimmer für die Wartburg. — Industrie⸗Ausstellung zu Offenbach a. M. — Für die Werkstatt. — Aus dem Buchhandel. — Kleine Nachrichten. — Den 3 Nummern sind folgende Kunstblätter beigegeben: Schmiede⸗ eisen⸗Gitter (16. Jahrh.). Gezeichnet v. F. O. Schulze. — Tapete. Gezeichnet v. F. Barth. — Reticella (16. Jahrh). — Mittheilungen des bayerischen Gewerbemuseums ꝛc. Nr. 18.