1878 / 209 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Sep 1878 18:00:01 GMT) scan diff

gefaßten Beschluß dahin genehmigen, daß dieser §. 16

fortan, wie folgt lautet:

Die Rechte auf den Reservefonds gehen stets, und ohne daß es einer besonderen Uebertragung bedarf, auf den jedes⸗ maligen Eigenthümer des zu dem Vereine gehörenden utes über. Sie gehen zu Gunsten des Vereins ganz oder theil⸗ weise verloren, wenn vor dem Ablauf der statutenmäßigen Amortisation der Schuldner von dem Vereine ganz oder theilweise zur des bewilligten Darlehns ange⸗ wird. (§. 3 Nr. 5.) Ist von dem bewilligten Dar⸗ ehn bereits eine Quote von zehn Prozent oder mehr amor⸗

alle einer freiwilligen Rückzahlung dem Ablösenden sein Antheil am Reservefonds ganz oder bei Partialablösungen verhältnißmäßig gut gerechnet, jedoch nur insoweit, als der in Betracht kommende Antheil, in Reichsmark ausgedrückt, durch 300 theilbar ist. Dieser Be⸗ trag desselben wird in Pfandbriefen aus den Reservefonds entnommen und zur Tilgung verwendet. Dieser Erlaß ist im gesetzlichen Wege zu veröffentlichen. Homburg v. d. H., den 19. August 1878. Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs: Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Für den Justiz⸗Minister und für den Minister für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten. G Gr. zu Eulenburg. 8

An den Minister der Justiz und den Minister für die kandewirthschastlichen Angelegenheiten. 5

tisirt, so wird im

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Ober⸗Rechnungskammer.

Der bisherige Kanzlei⸗Diätar Bruno Emil Maaß ist zum Geheimen Kanzlei⸗Sekretär bei der Ober⸗Rechnungskam⸗ mer ernannt worden.

Abgereist: Der Unter⸗Staatssekretär im Justiz⸗Mini⸗ terium, Dr. von Schelling nach dem Rhein.

Angekommen: Der Wirkliche Geheime Ober⸗Finanz⸗ Rath und Ministerial⸗Direktor Meinecke aus der Schweiz.

Die Nr. 26 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter

Nr. 8574 die Verordnung über die Ausübung der Rechte des Staats gegenüber der evangelisch⸗lutherischen Kirche in der Provinz Schleswig⸗Holstein und der evangelischen Kirche im Amtsbezirke des Konsistoriums zu Wiesbaden. Vom 19. August 1878.

Berlin, den 5. September 1878.

Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt.

Bekanntmachung.

Die Kandidaten der Baukunst, welche in der zweiten diesjährigen Prüfungsperiode das Examen als Bauführer im Bau⸗ oder Maschinenfache abzulegen beabsichtigen, werden hierdurch aufgefordert, bis zum 30. d. Mts. sich schriftlich bei der unterzeichneten Behörde zu melden und dabei die vorge⸗ schriebenen Nachweise und Zeichnungen einzureichen.

Wegen der Zulassung zur Prüfung wird denselben dem⸗ nächst das Weitere eröffnet werden.

Meldungen nach dem angegebenen Schlußtermine müssen unberücksichtigt bleiben. X“

Perlin, den 1. September 1878.

Föünigliche technische Prüfungs⸗Kommission.

Oberbeck

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Juni 1878, durch welchen ge⸗ nehmigt worden ist, daß das dem Rittergutsbesitzer von Loebell zu Lehnin und Genossen unterm 14. Mai 1866 verliehene Recht zur Erhebung einer Schiffahrtsabgabe für die Benutzung der öffentlichen Wasserstraße in der Emsterniederung von oberhalb Kaltenhausen bei Lehnin bis zur Havel bei Kleinkreutz vom 1. Mai 1878 an noch auf die Dauer von 36 Jahren in Kraft bleibt, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 32 S. 255, ausgegeben den 9. August 1878; 1

2) der unterm 30. Juni 1878 Allerhöchst vollzogene Tarif, nach welchem das Ueberfahrtsgeld bei der Fähre über die Elbe und die Havel bei Werben an der Elbe bis auf Weiteres zu erheben ist, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 32 S. 199, ausgegeben den 10. August 1878;

3) das Allerhöchste Privilegium vom 3. Juli 1878 wegen Aus⸗ fertigung auf den Inhaber lautender Obligationen des Provinzial⸗ verbandes der Provinz Westpreußen bis zum Betrage von 3 000 000 ℳ, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 30 S. 129 bis 131, ausgegeben den 27. Juli 1878;

4) der unterm 5. Juli 1878 Allerhöchst vollzogene Tarif, nach welchem das Uebersetzgeld bei der Fähranstalt über die Spree zwischen dem Kräuselschen Grundstück in Charlottenburg und dem gegenüberliegenden Ufer zu erheben ist, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 31 S. 253/254, ausgegeben den 2. August 1878; 8

5) der Allerhöchste Erlaß vom 15. Inli 1878, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Sorau bezüglich der zum Bau einer Kreischaussee von der Cottbus⸗Sommerfelder Chaussee bei Noßdorf nach der Cottbus⸗Muskauer Chaussee bei Großkölzig erforderlichen Grundstücke, sowie des Rechts zur Erhebung des Chaufseegeldes auf dieser Straße, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Frankfurt a. d. O. Nr. 33 S. 251, ausgegeben den 14. August 1878. 1

Anzeige,

betreffend die Veröffentlichung der Meßtisch⸗Auf⸗ nahmen vom preußischen Staate im Maßstabe 1: 25 000 der natürlichen Länge.

Nachdem höheren Orts verfügt worden ist, daß die Meßtisch⸗ Aufnahmen vom preußischen Staate im Maßstabe des Originals 15 25, 000 der natürlichen Länge, mittelst Lithographie alljaͤhrlich veröffentlicht werden sollen, wird hierdurch ägefagt, das bis jetzt 30 im Jahre 1876 aufgenovmmene, im Frühjahr 1877 in Zeichnung fertig gestellte Meztischbläͤtter erschienen sind. . . Zetztas

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11“¹“ 8 8. 1 114““*“] 1 Die topographischen Aufnahmen des Jahres 1876 zerfallen in 2 Gruppen, von 2 die westliche Gruppe die Gegend von eiligenstadt. Göttingen, Nordhausen, Goslar und Einbeck, die stliche Gruppe die Gegend von Bromberg, Schneidemühl, Wirsitz, Schubin, Thorn ꝛc. enthält. Es sind im Laufe dieses Sommers zur Veröffentlichung gelangt: A. von der Westgruppe: 12 Blätter: Gr. Lamspringe, Hahausen, Goslar, Einbeck, Gandersheim, Seesen, Zellerfeld, Moringen, Westerhof, Osterode und Riefensbeck;

B. von der Ostgruppe:

18 Blätter: Virchow, Zippnow, Jastrow, Petznick, Neugolz, Feel Betkenhammer, Slesin, Ossowitz, Bromberg, Schubin, Berlbals. Brzoza, Schulitz, Thorn, Gremboczin, Podgorz und

ilno.

Die übrigen Sektionen und zwar 7 Blätter der Westgruppe und 40 Blätter der Ostgruppe werden successive noch im Laufe dieses Jahres erscheinen. Die oben genannten Blätter, welche sich aus⸗ schließlich auf einer neuen Triangulation bezw. topographischen Auf⸗ nahme gründen, enthalten Theile des Herzogthums Braunschweig, der Landdrostei Hildesheim, der Regierungsbezirke Cöslin, arien⸗ werder und Bromberg. 1 ö“

Diese Kartenblätter bringen außer der vollständigen Situations⸗ zeichnung (Gewässer, Wiesen, Moore, Hutungen, 2 älder, Gärten, Fisenbahnen Wege, Ortschaften, Höfe, Häuser, Mühlen ꝛc.) und einer reichen Nomenklatur, auch die gequidistanten Niveau⸗Curven (Hertgetalan) von 5 zu 5 m und zahlreiche Höhen⸗Coten zur Dar⸗ tellung. Die Niveau⸗Curven sind bei 20, 40, 60, 80, 100 m u. s. w. verstärkt. Jedes der lithographirten Kartenblätter enthält durch⸗ schnittlich eine Fläche von 2,2 geogr. Quadratmeilen. Der Preis eines Blattes beträgt Eine Mark, und kann dasselbe nach vor⸗ gängiger Bestellung durch jede Buch⸗ und Kunsthandlung bezogen werden, ohne daß der Käufer verpflichtet ist, g. als ein Karten⸗ blatt dieses Werkes zu nehmen. Der General⸗ ommissions⸗Debit ist der Landkarten⸗Handlung von J. H. Neumann in Berlin (Jäger⸗ straße Nr. 25) übertragen. ö11A““

Berlin, den 31. August 187x5. Keohnigliche Landes⸗Aufnahme. 8 Kartographische Abtheilung. 3 Geerz, Oberst und Abtheilungs⸗Chef.

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Preußen. Berlin, 5. September. Se. Majestät der Kaiser und König machten, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Gastein, vorgestern trotz der ungünstigen Witterung die gewöhnliche Morgen⸗Promenade und Abend⸗ Spazierfahrt.

Gestern nahmen Allerhöchstdieselben das zehnte Bad.

Das Befinden Sr. Majestät des Kaisers zeigt unter der Wirkung der täglichen halbstündigen Bäder und bei der aus⸗ nehmend günstigen Witterung einen stetigen Fortschritt in der Zunahme der Körperkräfte. I

Der Bundesrath, sowie der Ausschuß desselben für Justizwesen hielten heute Sitzungen.

Wird vom Eigenthümer einer Grundschuld die⸗ selbe ohne Ueberreichung des Grundschuldbriefes an einen Anderen cedirt, so erlangt dadurch, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 14. Mai 1878, der Cessionar kein Recht auf Aushändigung des Grundschuldbriefes, und über⸗ vaußt ist in einem solchen Falle die Cessionserklärung un⸗ wirksam.

Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Königlich sächsische Geheime Justiz⸗Rath Held ist aus Dresden hier eingetroffen.

Bayern. München, 4. September. (W. T. B.) Die heute im Kolosseum stattgehabte Sedanfeier ist äußerst glänzend verlaufen. Der Besuch war überaus zahlreich; unter den Theilnehmern befanden sich auch der Minister von Riedel und der Polizei⸗Präsident von Feilitzsch. Der Bürger⸗ meister Erhardt gab in seiner Rede der Freude darüber Aus⸗ druck, daß das Leben Sr. Majestät des Kaisers erhalten und die Gesundheit des Kaisers wiederhergestellt sei. Der Redner 19 mit einem Hoch auf den König von Bayern und den

aiser

Hesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. September. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht folgende Meldungen. Aus Konstantinopel von heute: Die englische Flotte wird sich demnächst von den Prinzeninseln zurückziehen und bei Liman⸗Pascha im Marmarameere Station nehmen. Aus Belgrad von heute: In Folge eines Beschlusses des Ministerrathes hat Fürst Milan für sich und die Mitglieder seines Hauses den Titel „Hoheit“ angenommen.

Ueber die Organisationsarbeiten in Bosnien

swird der „Pol. Korr.“ aus Serajewo, 27. August, ge⸗ schrieben: Mit der Einsetzung einer aus 18 Mitgliedern bestehenden Ge⸗ meindevertretung ist für die Hauptstadt Bosniens der erste Schritt auf dem Gebiete der Verwaltung gethan. Das Gemeindestatut nor⸗ mirt genau den Fifungotheis der Kommune. Für Straßen⸗, Ge⸗ sundheits⸗ und Markipolizei, wie auch für eine provisorische Feuer⸗ löschordnung ist darin Fürsorge getroffen. Dem Militär⸗ und Civil⸗ ouverneur steht die Ernennung des Bürgermeisters und der drei

emeinderäthe zu, deren ältester den Bürgermeister im Verhinde⸗ rungsfalle zu vertreten hat. Kaum waren drei Tage seit der Ein⸗ nahme der Stadt vergangen, und schon wurden die Marktpreise der wichtigsten Lebensmittel normirt, Proklamationen wegen freier Aus⸗ übung der religiösen Gebräuche erlassen, mit einem Worte: die Ru⸗ dimente einer Administrativgesetzgebung geschaffen, die unter den ruhigen Einwohnern der Stadt den besten Eindruck hervorgerufen und denselben über die Art und Weise die Augen geöffnet haben, in welcher die österreichische Regierung dem Lande die lang entbehrte Ordnung wiedergeben will.. 3

Von den Schwierigkeiten, welche diesem organisatorischen Werke entgegenstehen, kann man sich kaum amähernd einen Begriff machen. Von allen hier angestellten türkischen Staatsbeamten war bei unserer Ankunft nur ein Rechnungsbeamter und ein Kassirer anwesend. Die übrigen waren zur Zeit der Insurrektion geflüchtet, und was Uanft an Funktionären zugegen war, gehörte dem von der provisorischen Regierung eingesetzten Beamtenkörper an. Das Leben in der Stadt beginnt bereits behaglicher zu werden,

zumal nach den im Felde ausgestandenen Strapazen. Die anfangs

herrschehe Theuerung 85 Noth an Lebensmitte

nur sehr allmählich, nach, wozu die Feststellung der Lebensmittel⸗ prfise und die Zuziehung der Viktualien vom Lande nicht unwesentlich eitragen.

Die Pacificirung der nächsten Umgebungen der Stadt geht in rascher Weise vor slch Den ausgesendeten Streifkommanden und Streifpatrouillen ist es gelungen, die Gegend selbst von dem letzten Reste der versprengten Peknbgenten zu säubern. Hierdurch dringt auch in die Landbevölkerung ein größeres Gefühl der Sicherheit, 5 daß dieselbe allmählich die Produkte ihres Bodens und Viehstandes nach der Stadt zum Markte bringt. Der neuernannte Gemeinde⸗ rath hat bereits Besprechungen gehalten und einige dringend gebotene Abstellungen bisheriger Mißbräuche angeordnet. So sollen die Straßen endlich beleüchtet und gereinigt werden. 1

Die Bevölkerung, welche bisher nur gewohnt war, von Seite der türkischen Regierung Verordnungen zu erhalten, deren Durchfüh⸗ rung in keiner Weise überwacht wurde und die meist nur auf dem Papiere blieben, wird nun mit einem Male des Ernstes gewahr, mit welchem das neue Regime auf der strikten Ausführung seiner Be⸗ fehle besteht. Die Folge davon ist, daß man sich nunmehr daran gewöhnt, jeder Verordnung so pünktlich als möglich nachzu ommen. Kaum daß das Gemeindestatut für Serajewo ins Leben getreten ist, denkt FZM. Baron Philippovich bereits daran, ein Organisations⸗ statut für das ganze Land zu entwerfen, welchem jenes für die hiesige Gemeinde zum Muster dienen soll. Soviel bisher darüber verlautet, soll die bestehende Se. des Landes im Umfange der bis⸗ herigen Sandschakate beibehalten bleiben; dieselben dürften nur dem Namen nach in Kreise umgeändert werden, die aus Bezirken (den bisherigen Mudiraten) bestehen sollen. In dieser Weise wird wohl die Organisirung des Landes binnen Kurzem festgestellt sein.

Schweiz. Bern, 3. September. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath hat die Nationalrathswahlen auf den 27. Oktober angesetzt.

Großbritannien und Irland. London, 5. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen ist gestern hier ein⸗ getroffen. Wie der „Daily Telegraph“ aus Konstanti⸗ nopel vom 4. d. M. erfährt, wären die Dispositionen der Pforte für die Annahme des österreichischen Vorschlags in Betreff der Okkupation Bosniens auf unbestimmte Zeit jetzt viel günstiger. Karatheodori Pascha werde unzweifelhaft demnächst endgültige Instruktionen erhalten. Der hiesige türkische Botschafter, MNusurus Pascha, hat sich nach Kon⸗ stantinopel begeben.

(Engl. Corr.) Das Kriegsgericht in Ports⸗ mouth hat betreffs des Untergangs der „Eurydice“ am 3. d. Mts. folgendes Urtheil gefällt: Das Schiff sei am 24. März gesunken durch Druck des Windes auf die Segel während eines plötzlichen und außergewöhnlich dichten Schnee⸗ sturmes; das Offenstehen der oberen Luken habe öe“ u dem Unglücke beigetragen, sei aber durch die Umstände gerecht⸗ fertigt gewesen. Niemandem sei ein Tadel beizumessen, da der Kapitän häufig auf dem Deck sich befunden habe; auch die Stetigkeit der „Eurydice“ sei gehörig probirt worden.

Cypern. Aus Larnaca wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 30. v. M. gemeldet: Arifaat Pascha ist hier an Bord des Dampfers „Jsmail“ angekommen, um die noch auf der Insel befindlichen türkischen Truppen mit ihren Ge⸗ schützen und dem Kriegsmaterial wegzuführen. Sir Garnet Wolseley hat die Zeltlager des 41. und 101. Regiments besucht. Das Fieber unter den Mannschaften hat beträchtlich nachgelassen, und die Sterblichkeit aus dieser Ursache ist ganz unbedeutend.

Frankreich. Paris, 5. September. (W. T. B.) Nach einer imẽ „Journal officiel“ veröffentlichten Note ist die Zeichnung auf die 3 rozentige amortisirbare Rente gestern Abend suspendirt worden, nachdem die gezeichneten Be⸗ träge die Summe von 100 Millionen erreicht haben.

Griechenland. Athen, 5. September. (W. T. B.) Die griechische Regierung hat von der Pforte eine be⸗ stimmte Antwort über die Begrenzungskommission nach den Bestimmungen des Berliner Protokolls bis zum mor⸗ genden Datum verlangt. Im Falle eines neuen Aufschubs oder einer ausweichenden Antwort wird das griechische Ministe⸗ rium sich unverzüglich an die Signatarmächte des Vert rages wenden.

Türkei. Konstantinopel, 4. September. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hätte der griechische Gesandte, Kon⸗ duriotis, an den Großvezier das Verlangen gerichtet, die griechische Note, betreffend die Grenzberichtigung, noch im Laufe dieser Woche zu beantworten. Man glaubt, die Pforte werde ihrerseits die griechische Regierung ersuchen, die Antworten der Großmächte auf die letzte diesbezügliche Note der Pforte abzuwarten.

Amerika. New⸗Orleans, 4. September. (W. T. B.) Die Zahl der hier gestern am gelben Fieber Erkrankten beläuft sich auf 327, die Zahl der daran Gestorbenen auf 83. 82 Vicksburg starben gestern 36, in Memphis 84 Per⸗

onen. Die Epidemie ist nunmehr auch in Holly⸗Springs (Mississippi), in Delhi (Louisiana) und in Brownsville (Tennessee) aufgetreten. Die flieht.

Abends. (W. T. B.) Nach den letzten hier eingegan⸗ genen Berichten aus den von dem gelben Fieber heim⸗ 1en Distrikten macht sich noch keine Abnahme der Epidemie

emerkbar. Depeschen aus Mem F. und Holly⸗Springs be⸗ stätigen, daß die Situation daselbst schreckenerregend ist. Aus

allen Städten laufen Gesuche um Hülfeleistung ein.

Süd⸗Amerika. Argentinische Republik. Buenos Ayres, 31. Juli. (Allg. Korr.) Der Finanz⸗Minister hat dem Kongreß das Budget für 1879 vor⸗ gelegt. Die Ausgaben sind darin auf 16 758 000 Dollars, die Einnahmen auf 16 869 000 Dollars veranschlagt, es verbleibt sonach ein Ueberschuß von 110 000 Dollars. Der Minister empfiehlt wie bisher die pünktliche Zah⸗ lung der Zinsen und Tilgungsfonds sämmtlicher in⸗ und ausländischen Schulden und schlägt eine weitere Emission von 2 000 000 Dollars in Schatzbonds zur Vervoll⸗ ständigung des durch das Gesetz von 1876 autorisirten Be⸗ trages vor. An den Import⸗ und Cxportzöllen ist keine wesent⸗ liche Veränderung vorgenommen worden.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Das vorläufige Ergebniß der gestrigen Berliner Nachwahlen ist, nach der „Nat.⸗Ztg.“, Folgendes: .

I. ahlkreis. Gesammtzahl der abgegebenen Stimmen 10 743; davon haben erhalten Ludwig Löwe 7465, Frhr. v. Stauffen⸗ berg 1390, Most 1797, zersplittert Nj Stimmwen. 3

In läßt, allerdings

II. Wahlkreis. Gesammtzahl der 222* Stimmen 24 705; davon haben erhalten Stadtgerichts⸗Rath Hoffmann

4 155, Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath Struckmann 3072, Bau⸗ mann 7458, zersplittert 20 Stimmen. 1

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt her“ ausgegebenen Band XXXI. Abth. 1 der Statistik des Deutschen eichs u. A. eine Uebersicht der Schiffsunfälle an der eutschen Küste während des Jahres 1877. Danach sind im Ganzen 83 derartige Unfälle zur amtlichen In on denen auf Stranden 65, Kentern 4, Sinken 5, Kollisionen 5 und andere Unfälle 4 entfallen. Die Zahl der Schiffe betrug, da bei den Kollisionen stets zwei Schiffe betheiligt waren, im Ganzen 88, von denen 44 an der deutschen Ostseeküste und 44 an der deut⸗ chen Nordseeküste Unfälle erlitten haben. Von den Unfällen sind vorgekommen an den Küstenstrecken: Nimmersatt bis Brusterort 4, Brusterort bis Neukrug 1, Neukrug bis Rixhöft 7, Rixhöft bis Groß⸗Horst 2, Groß⸗Horst bis Arkona 5, Arkona bis Arendsen

11 Arendsen bis Damerhöft 3, Damerhöft bis Birknekke 9, Birknekke

bis Heilsminde 1, Raahede bis Nachhörn 4, Nachhörn bis Neuwerk

17, Neuwerk bis Wangeroog 9, Wangeroog bis zur Emsmündung

10. Unter den verunglückten Schiffen befanden sich 14 Schrauben⸗ dampfer, 1 Raddampfer und 73 Segelschiffe. Von denselben fuhren 53 unter deutscher und 35 unter ausländischer Flagge. Von den deutschen Schiffen gehörten ihren Heimathshäfen nach an: 1 der Provinz Preu⸗ ßen, 18 der Provinz Pommern, 6 dem Ostseegebiet und 3 dem Nord⸗ seegebiet von Schleswig⸗Holstein, während 8 in Hamburg, 7 im öst⸗ lichen Theil der Provinz Hannover, 2 im Großherzogthum Olden⸗ burg und 8 im westlichen Theile der Provinz Hannover heimaths⸗ berechtigt waren. Von den ausländischen Schiffen, welche Unfälle erlitten haben, fuhren 1 unter russischer, 3 unter schwedischer, 3 unter norwegischer, 2 unter dänischer, 7 unter niederländischer, 1 unter bel⸗ gischer, 17 unter großbritannischer und 1 unter portugiesischer Flagge. Von den Schiffen waren 82 Kauffahrteischiffe, 2 Fischerfahrzeuge 3 Bugsirdampfer und 1 Transportdampfer der Kaiserlichen Marine. Von denselben waren 67 vollbeladen, 2 halb⸗ bis vollbeladen, 1 weni⸗ ger als halbbeladen, 8 fuhren in Ballast, 5 leer, während von den übrigen unbekannt geblieben, ob sie beladen oder unbeladen gewesen. Von den 70 beladenen Fahrseugen waren befrachtet mit schweren Gutern 44 (davon 7 mit rollenden und 37 mit festen Ladungen, die übrigen 26 mit leichten Gütern (1 mit rollender und 25 mit fester Ladung). Gänzlich verloren gingen 40 Schiffe, 3 wurden leck, blieben aber erhalten, 5 wurden anderweit beschädigt, 34 sind vom Strande abgebracht (davon 17 beschädigt), 3 ge⸗ sunkene Schiffe sind wieder gehoben, I ist ganz unbeschädigt geblieben, während von 2 uͤber den be äas des Unfalls für das Schiff Nichts bekannt geworden ist. Was den Ausgang des Unfalls für die La⸗ dungen betrifft, so sind letztere von 16 Schiffen gänzlich verloren gegangen, von 3 zu etwa t† des Werths gerettet, von 2 zur Hälfte des Werths, von 9 zu X des Werths, von 13 theilweise verloren oder beschädigt, von 13 gänzlich geborgen und von 14 unbeschädigt ge⸗ blieben. Die Zahl der Bemannung und Passagiere hat von 6 bei den Unfällen betheiligten Schiffen nicht angegeben werden können; auf den übrigen 82 Schiffen sind im Ganzen 555 Personen (534 Mann Besatzung und 21 Passagiere) an Bord ge⸗ wesen, von welchen 249 bei den Unfällen außer Gefahr geblieben, 9 ums Leben gekommen und 297 gerettet worden sind. Die Rettung gelang bei 143 durch die eigenen Schiffsboote und bei 28 Personen durch Selbsthülfe; dagegen wurden gerettet 7 durch Lootsen, 10 durch passirende Schiffe, 34 durch Strandbewohner, Fischer ꝛc. und 75 durch Rettungsstationen. Was schließlich die Jahreszeit der vor⸗ gekommenen Verunglückungen betrifft, so entfallen, die Kollisionen zweier Schiffe als ein Unfall gerechnet, auf die Monate Januar 4, Februar 1, März 11, April 6, Mai 4, Juni 5, Juli 6, Au ust 3, September 7, Oktober 18, November 13 und Dezember 5 Unfälle.

Ueber die wirthschaftlichen Ergebnisse des Jahres 1877 in Großbritannien giebt das 8. Heft (VI. Jahrgang) der „Mittheilungen der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarischen Konsulatsbehörden“ eingehenden Aufschlu. (I.)

Es wird darin konstatirt, daß sowohl auf finanziellem wie gewerb⸗ lichen und kommerziellen Gebiete gegen das Vorjahr ein wesentlicher Rück⸗ schritt zu bemerken sei. Der Krieg im Orient, Furcht und Mißtrauen im übrigen Europa, die große politische Krisis in Frankreich und die Hungersnoth in Indien und China werden als die Haupt⸗ ursache dieses Niederganges im wirthschaftlichen Leben Großbritanniens bezeichnet. Speziell machte sich der Uebelstand in der Eisen⸗ und Kohlen⸗Industrie geltend und fand derselbe speziell auch durch die großen Strikes der Kohlenarbeiter sowie in dem Umstande seine Be⸗ gründung, daß die großen Absatzmärkte für Stahlschienen von Deutsch⸗ land und Amerika mehr und mehr dem englischen Handel verschlossen werden, da diese Länder ihren großen Bedarf an diesem Artikel in neuerer Zeit im eigenen Lande decken. Gehoben hat sich der Export von Stahl und Eisenschienen um zwar um Bedeutendes nur nach Australien, Indien und Brasilien. Die Fluctuationen des Geld⸗Marktes waren auch 1877 ein getreuer Spiegel der Handelsverhältnisse Englands, und es kann gewiß nur eine ermuthigende Beobachtung sein, daß die Nachfrage nach dieser unerläßlichen Triebfeder des volkswirthschaftlichen Räderwerkes gegen Ende gen. Jahres zunahm, was auf die gehoffte Wiederbelebung in Handel und Industrie hindeutet.

Im Jahre 1876 blieb der Minimalcours der Bank von England die letzten 9 Monate hindurch 2 %; in 1877 erhielt sich der Cvurs nur 6 Wochen lang auf diesem Minimum, und auch der Platzcours fiel nur selten unter diesen Stand. Im Jahre 1877 wurden nur wenige fremde Anlehen gesucht, und auch diese fanden nur schwache Aufnahme.

Die nachstehende Uebersicht giebt ein Bild des Standes der hauptsächlichsten ausländischen Werthpapiere am Ende der letzten

2 Jahre: 8 am 30. De⸗ am 29. De⸗ Zu⸗ oder Ab⸗ 1 8S zember 1876. zember 1877. nahme in 1877.

Oesterr. Silberrente. 54 56 2 Rumänische 5

Französ. 5 proz. Rente

Ungar. 5 proz. 1873

do. 6 proz. 1874.. Italien. 5 proz. Rente. Russische 6 proz. 1864.

8 C116““ EECCA6“ ö 1873 1 165 3 ½ . 8 4 Niccolai. 70 68 ½ 2

Anus dem Abschnitt, welcher über die allgemeine Lage der Land⸗ wirthschaft, des Handels und der Industrie spricht, geht her⸗ vor, daß der Ackerbau während der letzten Jahre mit geringen Ab⸗ weichungen stationär geblieben ist.

„Die meteorologischen Beobachtungen in England während der letzten 100 Jahre haben ergeben, daß das Klima dieses Landes stetig wärmer geworden ist und zwar jährlich im Durchschnitt um 0,11 Grad. Die Durchschnittswärme des Jahres ist gegenwärtig um 2 Grad höher als in 1871, und schließt man daraus, . nach dieser stufenweisen Steigerung der Temperatur ein entsprechendes Fallen derselben eintreten werde.

Dem vom Polizei⸗Präsidenten Sir E. Henderson soeben ver⸗ öffentlichten Polizeiberichte für London im Jahre 1877 ent⸗ nimmt die „Engl. Corr.“ folgende Einzelheiten:

Die städtische Polizei zählte am 31. Dezember 1877 10 446 Mann, nämlich 25 Oberaufseher, 279 Inspektoren, 1078

lIIIIS eeeseeeeeee0 20,—

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Sergeanten und 9064 Polizeidiener; im Verhältniß zum Vorjahre 2. Inspektoren, 25 Sergeanten und 151 Polizeidiener . anden.

Die Hauptstadt ist in steter Ausdehnung begriffen: gebaut wurden im Jahre 1877 14 410 neue Häuser, 270 Straßen und 2 neue Plätze (squares).

8 Verhaftet wurden 77 782 Personen; von diesen kamen vor die Schwurgerichte 2571 und wurden verurtheilt, 863 wurden von den Geschworenen freigesprochen, 54 034 Fersonen wurden vom Polizeihofe verurtheilt, 20 514 dagegen entlassen.

In 1253 Einbruchsfällen zeigte sich, daß 839 in leer⸗ stehenden oder unbeaufsichtigten Häusern geschehen.

2 von den Polizeirichtern wurden 25 359 Thüren nd Fenster.

Wegen Trunkenheit wurden bestraft 38 790 Personen (gegen 1ass im Vorjahre, 36 539 im Jahre 1875 und 31 705 im K. re

Des Dienstes entlassen wurden 167 Polizeidiener und zum Austritt genöthigt 136. 1 S G

Durch Ueberfahren 42 wurden im Jahre 1877 120 Personen (gegen 130 im orjahre); beschädigt dagegen wurden 2836 (gegen 2740 im Vorjahre).

Als vermißt wurden angemeldet 8483 Kinder und 3216 Er⸗ wachsene; wiedergebracht Seitens der Polizei wurden 5441 Kin⸗ der und 729 Erwachsene, Seitens anderer Personen 3017 Kinder und 2274 Erwachsene; 2 Kinder und 60 Erwachsene begingen Selbstmord; 23 Kinder aber und 153 Erwachsene sind nicht aufgefunden worden. Unbekannt gebliebene Leichen zählte man 39.

Hunde wurden aufgegriffen 24 537; 21 530 derselben kamen in das Hunde⸗Asyl, 2205 an die Eigenthümer zurück, und 102 wurden anderweitig beseitigt. Seit dem Gesetze über das Halten von Hunden (1867) sind von der Polizei 117423 Hunde aufgegriffen worden. Unter diesen hat sich niemals ein Fall von Tollwuth gezeigt.

Die Zahl der Fuhrwerke hat sich im Jahre 1877 um 299, die Zahl der Fuhrleute um 631 vermehrt. Seit 1870 sind 14 000 Fuhrwerke und 3302 Fuhrleute mehr zu verzeichnen gewesen. Bestrafungen wegen Trunkenheit kamen bei den Kutschern im Jahre 1877 256 weniger vor, als im Vorjahre.

Als verloren wurden von den Kutschern eingeliefert 15 726 zum Theil werthvolle Gegenstände.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Wolffenbüttel, 2. September. Gestern verstarb hier nach längeren Leiden der Bildhauer Adolf Breymann.

Dr. Schliemann, der bekannte Troja⸗Erforscher, beabsich⸗ tigte im Laufe des Sommers die Ausgrabungen in Hissarlik wieder aufzunehmen, vorausgesetzt, daß ihm wiederum von der türkischen Re⸗ gierung eine genügende Sicherheitswache gestellt werde. Er erwirkte von der türkischen Regierung einen neuen Ferman zur Vornahme der Ausgrabungen. Aber seine wiederholte Bitte, ihm zehn Gensd'armen, deren Besoldung und Verpflegung er übernommen hätte, nach den Dardanellen zu senden, blieb un erfüllt. In Folge dessen ließ Schlie⸗ mann seine ursprüngliche Absicht, die Ausgrabungen auf Hissarlik fortzusetzen, für dieses Jahr fallen und begiebt sich nach Ithaka, der, wie er schreibt, „schönsten und bei Weitem interessantesten aller jonischen Inseln, deren Geschichte in geheimnißvolles Dunkel gehüllt ist, denn außer Homer berichtet uns Niemand darüber“. Schliemann hat bereits früher in Ithaka Nachgrabungen veranstaltet und darüber in seinem 1868 erschienenen Buche „Itßaka, der Peloponnes und Pin Frichtet; er beabsichtigt diesmal die ganze Insel systematisch zu erforschen.

„Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.“ Neue Folge. 25. Jahrgang. Organ des germanischen Museums. Ver⸗ antwortl. Redaktion: Dr. A. Essenwein und Dr. G. K. Frommann. Nürnberg, Verlag der literar artist. Anstalt des german. Mufeums. 1878. 4. Nr. 8. August.

Die August⸗Nummer der Zeitschrift beginnt mit einem Auf⸗ satze von Joh. Müller über die „Modisten“. Anknüpfend an die Schrift des Fabian rangk „Orthographia e Lernt recht buchstäbig schreiben“ (Wittenberg 1531), versteht Müller unter den sog. Modisten Kenner und Handhaber der modi secribendi oder formandi, Kunstschreiber und Kopisten. Konnte ein solcher Kunstschreiber Schriftstücke nur in den verschiedenen Arten der deut⸗ schen Schrift kunstgerecht herstellen, so war er eben ein „deutscher Modist“; fertigte er zugleich Rechnungen, Quittungen u. a., so hieß er wohl auch Rechenschreiber.

Auf diesen Aufsatz folgt ein „Anhalteschreiben an den Rath zu Chemnitz um eine erledigte Schulstelle vom 3. Febr. 1654, aus dem Chemnitzer Stadtarchive von W. Loose im Worklaut mitgetheilt.

In dem zunächst folgenden Artikel bringt A. Essenwein aus der Sammlung von Initialen und Druckverzierungen des ermanischen Museums wiederum eine Reihe von Initialen, wie solche sich auf Titelblättern vom 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts finden, so B 8 Serien damals üblicher Textbuchstaben von außergewöhnlicher

röße.

Daran schließen sich Auszüge aus dem Stammbuche des Nürn⸗ berger Schreibers Johann Frank aus Bullenheim, das, 1624 be onnen, von 1678 an sich zu einem Notizbuche einer bäuerlichen Familie um⸗ gestaltete. Mitgetheilt werden übrigens nur Einträge aus Franks Stammbuche. Dieselben sind ein Ausdruck des damaligen Geistes im Nürnberger Mittelstande und zeigen, welch ein Ton unter der frischen Jugend Nürnbergs um 1630 geherrscht hat.

In dem darauf folgenden Artikel wird einFehler, der sich in einem von Schannat (Vindemiae liter.) und Böhmer (Fontes) herausgegebenen Mainzer Nekrolog findet, verbessert und gezeigt, daß es statt mons Zedal“ (Berg Zedal): „Monzedal“ (Münzthal) heißen müsse. An die Stelle jenes angeblichen Berges Zedal tritt somit nun wieder in aller Be⸗ rechtigung der Ort „Münzthal“ in der Parochie Bingen am linken Naheufer in der Grafschaft Emichos, welcher im 15. Jahrhundert noch 8 vorkommt, später aber nicht mehr genannt wird.

Den Schluß der wissenschaftlichen Mittheilungen bildet eine von W. Loose im Wortlaut mitgetheilte Verordnung fuͤr die Nachtwächter in Chemnitz aus dem Jahre 1488.

Die „Beilage“ enthält die Chronik des germanischen Museums in Nürnberg, Angaben über den Inhalt verschiedener Zeitschriften, mehrere Rezensionen und vermischte Nachrichten, namentlich Mit⸗ theilungen über das Auffinden von Alterthümern.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ueber das Ergebniß der diesjährigen Ernte in Frankreich liegen in den Blättern folgende Mittheilungen vor: Korn. Die Ernte ist sehr gut in 2, gut in 12, ziemlich gut in 21, mittelmäßig in 41 und schlecht in 8 Departements. Das Durch⸗ schatttzergebniß würde also zwischen ziemlich gut und mittelmäßig schwanken, wahrscheinlich aber eher ein mittelmäßiges zu nennen sein. Hierzu bemerkt die „Patrie“: In Frankreich nennt man ein Mittel⸗ jahr für Korn ein solches, welches 95 100 Millionen Hektoliter er⸗ bicbt. und dies war auch das Erträgniß der letzten eiden Jahre. Für das Jahr 1878 ist eine solche Ernte nicht mehr zu hoffen; vielmehr wird sie, wie wir Füüaßen, den Betrag von 86 Millionen Hektoliter nicht v2. 1 zun werden aber im Lande selbst verbraucht: 15 Millionen 8 o⸗ liter für die Aussaat, 72 Millionen für die Nahrung, 4 ½ Millionen für das Vieh und 4 ½ Millionen für die Induftrie zusammen 96 Millionen in runder Ziffer. Erst was dann noch übrigt bleibt, leht ins Ausland. Dieses Jahr werden wir also, statt 5 Millionen Pettoliter auszuführen, vielleicht 10 Millionen Hektoliter zu impor⸗ tiren haben, was uns, den Hektoliter zu 20 Fr. einen Baarausfluß von 200 Millionen Fr. verursachen wird.

Hafer. Die Ernte te sich an als sehr gut in 29, gut in 38, ziemlich gut in 10 leidlich in 2 und mittelmäßig in 5 De⸗

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rtements, wonach das Durchschnittsergebniß mehr als gut wäre.

och hat sich die Lage seit einem Monate im Norseen Osten und Nordosten in Folge der anhaltenden, nach dem Schnitte einge⸗ tretenen Augustregen, welche den Hafer noch auf dem Felde über⸗ raschten, merklich verschlimmert, und man kann diese n. die einzige, welche in diesem Jahre glänzend zu werden versprach, nur noch 8 E onte⸗ 4— 6

Mais. Die Ernte wird sehr gut sein in 3, gut in 24, ziemli gut in 10, erträglich in 2, nin naiig in 2, schlecht in 2 ments. Dieser Frucht konnte der häufige Regen nur zu Statten

hh .

Roggen. Die Ernte wird gut sein in 21, ziemlich gut in 17,

erträglich in 7, mittelmäßig in 23, schlecht in 3 2

Durchschnittsergebniß ziemlich gut; Gesammterträgniß ungefähr 25 illionen Hektoliter.

„Gerste. Sehr gut in 6, gut in 41, ziemlich gut in 12, er⸗ träglich in 4, Bittelmäßig in 5 Departements, fehr mittelmäßig in 1, nämlich in Gard. Gesammtergebniß zwischen gut und ziemlich gut, so daß man auf ein Erträgniß von 20 Millionen Hektolitern rechnet, von denen man 2 ½ Millionen wird ausführen können.

8 Gewerbe und Handel.

„Die Semestralbilanz des Barmer Bankvereins schließt wie die „B. Börs. Ztg.“ erfährt, mit einem Bruttogewinn .e- . 8 ½ %. Das Reservekonto der Bilanz pro 1877 wies nach 266 888 ℳ, das Delkrederekonto 178 049 ℳ, die Immobilienreserve 172 826 ℳ, in Summa 617 763 ℳ, so daß Ende 1877 eine von 7,63 % des arbeitenden Kapitals vorhanden war.

London, 29. August. (C. C. d. Hdlkam. u. V.) Die ver⸗ einigten britischen Handelskammern hielten vorgestern und gestern ihre übliche Jahresversammlung in Sheffield ab. Den Hauptgegenstand der Erörterung bildete ein Antrag der Handels⸗ kammer von 8⸗ field zur Niedersetzung einer Kommission, die sich mit der gegenw igen Lage des ausländischen Handels Großbritan⸗ niens befassen und die Ursache der allmählichen Verminderung des bri⸗ tischen Ausfuhrhandels ermitteln soll. Die Parlamentsmitglieder Norwood, Mundella und Barran, welche sich an der Verhand⸗ lung betheiligten, bezweifelten, ob das Parlament . u⸗ stimmung zur Einleitung einer solchen Untersuchung ertheilen würde. Der Antrag gelangte schließlich mit kleiner Majorität zur Annahme.

unächst wurde eine von dem Exekutivrath der vereinigten Handels⸗ ammern beantragte Resolution, welche die Staatsregierung auffor⸗ dert, mittelst der Schließung internationaler Verträge die Handels⸗ beziehungen zwischen England, Kleinasien und den Provinzen der europäischen Türkei befriedigend zu gestalten, in Berathung gezogen und nach kurzer Debatte angenommen.

London, 4. September. 5 T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion war Cape scoured williger, andere Sorten fest.

Paris, 3. September. Der Minister für Handel und Ackerbau hat, wie das „Journal officiel“ meldet, das agrono⸗ mische Landesinstitut beauftragt, sämmtliche auf der Welt⸗ ausstellung vorselegte Weine einer chemischen Prüfung zu un⸗ terziehen. Diese Prüfung wird sich auf mehr als zehntausend Wein⸗ sorten französischen, spanischen, italienischen, österreichischen, amerika⸗ nischen und afrikanischen Ursprungs erstrecken. Wie nützlich es war, diese in ihrer Art einzige Gelegenheit zu ergreifen, die Weine der ürzen Welt mit einander zu vergleichen, liegt auf der Hand; es ge⸗

örte aber noch dazu, daß diese Untersuchungen von den höchsten Autoritäten der Wissenschaft geführt wurden. Die Regierung hat sich daher an Hrn. Boussingault, den Direktor der Untersuchungs⸗ Laboratorien des agronomischen Instituts, gewandt. Diesem ausge⸗ zeich neten Gelehrten wird bei seinen Erhebungen sein Sohn Joseph Boussingault, der bereits durch treffliche Arbeiten auf dem Gebiete der vegetalen Physiologie bekannt ist, zur Seite stehen. Die Unter⸗ suchungen werden in den Laboratorien Pelührt werden, welche das w Institut in der Meierei von Vincennes für seine Studien angelegt hat.

Washington, 4. September. (W. T. B.) Der Schatzsekretä Sherman macht die Einberufung 5 Fehc Fveees

½o er Bonds vom Jahre 1865 bekannt.

Verkehrs⸗Anstalten.

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Auf der indo⸗europäischen Telegraphenlinie sind im Monat August an gebührenpflichtigen Depeschen befördert worden a. aus London, dem übrigen England und Amerika, nach Persien und Indien 1469 Stück, b. aus Persien und Indien nach London, dem übrigen England und Amerika 1938 Stück, c. vom europäischen Kon⸗ tinent execl. Rußland nach Persien und Invdien 515 Stück d. aus Persien und Indien nach dem europäischen Kontinent excl. Rußland 609 Stück. Summa 4531 Slück.

Bremen, 4. September. Das Postdampfschiff „Salier“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen ist am 2. September wohlbehalten in Buenos Ayres angekommen.

Southampton, 4. September. Das Postdampfschiff „Mosel“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 24. August von New⸗York abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen, und hat nach Landung der für Southampton be⸗ stimmten Passagiere, Post und Ladung die Reise nach Bremen fort⸗ gesetzt. Die „Mosel“ überbringt 140 Passagiere und volle Ladung.

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Berlin, 5. September 187 7.

Buir, 3. September. (Cöln. Ztg.) Gestern Abend gegen Uhr hatten wir hier wieder einen kurzen, aber kräftigen Erdstoß. Seit dem 26. v. M. verspürte man übrigens fast jeden Tag und jede Nacht, oft mehrmals in kurzen Zwischenräumen ge⸗ linde Erdstöße. Dem Anschein nach sollte man glauben, daß zwischen hier, Elsdorf, Etzweiler und Bergheim, also in einem Umkreise von etwa zwei Stunden, die Hauptstöße stattgefunden haben, denn von keiner anderen Seite hat man vernommen, daß so viel Unheil da⸗ durch veranlaßt wurde, wie eben in dieser Gegend. (Auch in Remagen soll in der Nacht vom 2. zum 3. gegen 1 Uhr ein gelinder Erdstoß verspürt worden sein.) 1 1“

London, 4. September. (W. T. B.) Das Gerücht, daß das Fakren scet „Bywellcastle“ nach dem I. mit der „Prinzeß Alice“ seine ohne sich aufzuhalten un Hülfe zu leisten, fortgesetzt habe, bestätigt sich nicht. Das Schiff warf vielmehr nahe der Stelle, wo der Zusammenstoß erfolgte, Anker und that sein Möglichstes, um den Verunglückten Hülfe zu bringen. Die „Alice“ hatte nach näheren Ermittelungen zwischen 700 bis 800 Personen an Bord; bis jetzt weiß man nur von ungefähr 100 Ge⸗ rettetbtt.. 5 8 E“

Im Königlichen Opernhause soll die Oper „Armin“ von Hoffmann im Laufe des Oktober zum ersten Male aufgeführt werden. Die Rollen des „Armin“ und der „Thusnelda“ befinden sich in den Händen des Hrn. Niemann und der Fr. Pen

Im Stadt⸗Theater selanzt morgen das stspiel: d-. fürs Heirathen“ von Kneisel, welches in der verflossenen Saison so großen Anklang gefunden hat, nach langer Pause mit durchweg neuer Besetzung zur Darstellung.