1878 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Sep 1878 18:00:01 GMT) scan diff

kauftes Rittergut und Anlegung einer Farm auf demselben, sowie zur Deckung der Kosten für das neue Post⸗ und Telegraphengebäude wurde ohne Debatte einstimmig bewilligt. Das Anlehen wird in Stücken zu 1000 und 500 mit 4 ½ Prozent verzinslich al pari begeben und zur Verzinsung und Tilgung jährlich 33 000 postulirt. 1

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. September. (W. T. B.) Von dem Kommando des 4. Armee⸗Corps ist folgendes Telegramm hier eingegangen: Von der 13. Truppendivision hat die 26. Infanteriebrigade am 16. September Dubrawa an der Tinja erreicht, während die 25. Brigade nach einem hart⸗ näckigen Gefechte, das bis in die Nacht hinein dauerte, Loncare und Krespic besetzte. Am 17. September hatte die 13. Truppen⸗ division sich zum Angriffe auf Novi Brcka zu formiren und war die 25. Vri ade mit dem linken Flügel an der Save à cheval der Straße von Samac entwickelt, während die 26. Bri⸗ gade die Direktion gegen die Südseite von Novi Brcka 22 Die Truppen rückten in einem euergefechte vor und konnten anfänglich wegen des gänzlichen Mangels an Aussichtspunkten von Artillerie nur wenig unterstützt werden. Erst im weiteren Verlaufe des Vorrückens war es möglich, 3 Batterien in Feuer zu setzen. Die Infanterie gelangte bis an die Lisiére des Ortes, erstürmte 2 daselbst angelegte Ver⸗ schanzungen, von denen eine mit 2 Geschützen armirt war, und drang dann in den Ort ein, welcher sofort besetzt wurde. Der Widerstand war bis zum letzten Augenblick äußerst hart⸗ näckig. Das Gefecht endete erst gegen 8 Uhr Abends. Es wurden 2 Geschütze und 2 Fahnen erbeutet. Die Verluste waren bis zum Abgang der Meldung noch nicht ermittelt und bis dahin nur die Verwundung von 4 Offtzieren bekannt.

Meldungen der „Polit. Korresp.“ aus Konstan⸗ tinopel von heute: Savfet Pascha soll in einer Cirkular⸗ debech. an die diplomatischen Vertreter der Pforte im Aus⸗ lande die Verantwortlichkeit für die Ereignisse in Bosnien und in der Herzegowina abgelehnt und dabei betont haben, daß die Pforte den Berliner Vertrag vollständig respektire. Die Pforte scheint den Abschluß einer Konvention mit Oesterreich⸗Ungarn wieder lebhafter zu erörtern. Seit dem 7. September liegt dem Sultan ein Beschluß des Minister⸗ raths vor, welcher die Unterzeichnung der Konvention auf Grundlage der letzten österreichischen Vorschläge befürwortet. Sav⸗ fet Paschavertrat von Anfangan und vertritt heute noch die Oppor⸗ tunität des Abschlusses der Konvention, indem er geltend macht, daß die Existenz einer Konvention eo ipso die Fortdauer des Rechtstitels der Pforte auf den Besitz Bosniens involvire. Der Kriegs⸗Minister und die geistlichen Würdenträger be⸗ mühten sich, den Sultan gegen diese Anschauung einzunehmen. Die Räumung der russischen Stellungen vor Konstantinopel wird jetzt sehr lebhaft betrieben. Man glaubt, das russische Hauptquartier werde Ende dieser Woche nach Adrianopel verlegt werden. Dem Vernehmen nach soll es Layard gelungen sein, bei der Pforte die Annahme der Reformprojekte Englands für Kleinasien durchzu⸗ setzen. Aus Bukarest vom 18. d.: Obwohl Seitens der rumänischen Regierung alle Anstalten getroffen wurden, den Russen Bessarabien stündlich übergeben zu können, wollen dieselben die Besetzung erst nach Zustimmung der rumänischen Kammern bewerkstelligen. 1

Ueber den gestern unter Vorsitz des Kaisers abge⸗ haltenen Ministerrath berichtet die „Budap. Korr.“: „Der gemeinsame Ministerrath beschäftigte sich mit der Feststellung der den Delegationen zu unterbreitenden Vorlagen, namentlich des 1879er gemeinsamen Voranschlages und mit

der äußeren Lage überhaupt. Der für die Delegationen wurde noch nicht festgestellt, die Delegationen dürften aber spätestens in den ersten Tagen des Monats No⸗ vember HesemfencFecen. 6

Auf Grund seiner letzten angeblich „absolut richtigen In⸗ formationen“ veranschlagt der Korrespondent des „P. Lloyd“ an der bosnischen Grenze unter dem 10, d. M., daß die feindlichen Streitkräfte in Bosnien mindestens 60,000 Mann zählen. Acht Stunden pon Banjaluka hätten die Begs Poschderaz und Bekics 6000 Insurgenten konzentrirt. Ihre Zahl im Westen Bosniens allein betrügen 30—35 000 vortrefflich bewaffnete Leute, die sich in xegelrechten Verschan⸗ zungen befänden, Bei jedem Insurgententabor kommandirten türkische und fremdländische Offiziere. ües 8

Wie der „Pol. Korr.“ von der Drina geschrieben wird, ver⸗ sagen die orthodoxen Christen den Führern der mohamedanischen In⸗ sereftog den Heöbtglgft. In zwei Dörfern des Kreises von Dolnfa⸗

usla gelangte die Rebellion am heftigsten zum Ausbruche. Do⸗ baschiza und Miljaz zählen etwa 400 Männer; diese zündeten ihre

äuser an und zogen mit dem gesammten Viehstande ins Gebirge.

er Pope von Dobaschiza, Stojan Pehoviß erklärte seiner kleinen Gemeinde, daß Christus es verbiete, gegen Christen, die zur Befreiung der Christen kommen, zu kämpfen. Aus Furcht vor der Wuth der Moha⸗ medaner müsse man sich jedoch so lange verstecken, bis die Stunde der Befreiung geschlagen haben werde. In allen christlichen Dör⸗ fern der Umgegend befolgt die männliche Bevölkerung dieses Beispiel. Den mohamedanischen Werbern wird die Versicherung ertheilt, 88 die waffenfähigen Leute bereits nach Gratschanizazabgerückt sind und da nunmehr nur Weiber im Orte verblieben seien. Nach Verübung eiese Excesse und unter Mitnahme eines großen Theiles des be⸗ weglichen Gutes der Bauern entfernt sich sodann in der Regel die g..ege- Bande von der in der größten Angst schwebenden Be⸗ völkerung. 8

Die Posavina hat bereits über 40 000 ) Fäcpser ins Feld gestellt; von etwa 150 000 Einwohnern ist es wohl das stärkste Kon⸗ tingent, welches sich ausheben läßt. Die Begs haben allerdings kein Mittel gescheut, um eine so starke Anzahl von Streitern zusammen zu treiben, an deren Spitze sie die Posgving behaupten zu können versichern. In Groß⸗Zwornik wurde Mehmed Beg Bajbytovics unter Entfaltung großen emes ber Kommandanten der Artillerie ernannt. Dieser bosnische Optimat, der aus eigenen Mitteln eine Schaar von 1400 Mann erhält, erfreut sich großer Popularstät und agitirt für den Kampf bis auf den letzten Tropfen Blutes. Er verfügt über 34 Geschütze und eine reichliche Menge von Munition, über deren Provenienz man nicht im Unklaren sein kann. Die Aufständi⸗ schen haben starke Erdwerke aufgeworfen urd beherrschen die Festung Groß⸗Zwornik, sowie die starken Redouten, welche die Serben 1875 bei Bielina, unweit der Buiuklischer an in in der Drina, erbaut hahen. Die etwa 800. Mann starke Besatzung hat am 6. d. M. mit den einziehenden Insurgenten fraternisirt. Insurgenten und Solvaten wechselten Händedrücke und Kusse und gaben sich gegen⸗ seitig das Versprechen, vereint in den Kampf zu ziehen. Die Offiziere waren an diesem Tage völlig unsichtbar geworden. Erst am 7 Sep⸗ tember kamen dieselben wiederum zum Vorschein und setzten sich mit dem bekannten aus Westbosnien stammenden Ali Beg in Verbin⸗ dung, der jetzt das fakfische Kommando in Zwornik ausübt.

Uebrigens führt die Insaerelkion nicht nur in militärtscher Be⸗

e Wort, auch die Civilverwaltung untersteht voll⸗ usse. Die „Volksregierung“, welche nach dem

Muster des Regimes des berüchtigten Hadschi Loja ins Leben ge⸗ rufen wurde, hat einige der bereits funktionirenden Beamten ab⸗ gesetzt, die meisten jedoch, welche schon seit Wochen mehr im Geiste der Aufrührer als des legitimen Gouvernements thätig waren, sind in Amt und Würden belassen worden. Die srüberen Organe der Pforte sind jetzt eifrige Diener der Insurrek⸗ tion und saugen das Volk aus, um die Finanzen ihrer neuen Brod⸗ geber möglichst zu heben. Zahlreiche Bewohner des Spretscha⸗Tha⸗ les leiden bereits Hunger. Man findet in vielen Dörfern keine 100 Okka Mehl mehr vor. Die sehr geringen Vorräthe sind er⸗ schöpft und von der diesjährigen Ernte ist gar wenig eingeheimst worden. Wenn der gegenwärtige traurige Zustand noch einige Wochen anhalten sollte, so müßte die Bevölkerung Ostbosniens sammt den Insurgenten den ärgsten Hungerkalamitäten verfallen. .

Agram, 17. September. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Allerhöchstes Handschreiben vom 12. d. M., womit der Banus ermächtigt wird, den kroatischen Landtag zum 28. d. M. einzuberufen, zu eröffnen und ihm das Aller⸗ höchste Handschreiben zu 222

Schweiz. Bern, 17. September. (N. Zürch. Ztg.) Der internationale Vertrag, betreffend gemeinsame Maß⸗ nahmen gegen die Phylloxera, wurde heute von sämmt⸗ lichen Delegirten unterzeichnet und der Kongreß hierauf

geschlossen.

Großbritannien und Irland. London, 19. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Konstantinopel, vom 18. d. M., beab⸗ sichtigt die türkische Regierung, die in Bulga rien gelegenen Domänen, sowie Vorräthe an Waffen und Kanonen, im Be⸗ trage von circa 2—3 Mill. Pfd. Sterl., zu verkaufen.

Bombay, 18. September. (W. T. 2 Gholam Frsge in⸗ Abgesandter der indischen Regierung ist am 10. d. M. in Kabul eingetroffen, wo er gastfreundlich empfangen wurde und dem Emir ein Schreiben des Vize⸗ Königs überreichte. Die Ankunft Mir Akhors, des Ueber⸗ bringers der Antwort des Emirs, hinsichtlich der englischen Gesandschaft wird demnächst erwartet.

Frankreich. Paris, 17. September. (Fr. —2 Der Marschall Mac Mahon hat folgenden Tagesbefehl an die Armee erlassen: Versailles, den 16. September 1878.

„Soldaten! Die Uebungen und Manöver, die Ihr soeben ausge⸗ führt habt, bekunden, daß Ihr Alle, die alten wie die jungen Sol⸗ daten, von einem guten Willen und Eifer beseelt seid, die ich mit Vergnügen konstatire. Ihr habt von den Lehren, die Euch ertheilt wurden, 5 gezogen; ich habe mich davon persönlich im 4. Corps und im Milkitär⸗Gouvernement von Paris überzeugen können. Ich danke den Offizieren und den Unteroffizieren für den umsichtigen und stetigen Eifer, mit dem sie für Eure Ausbildung thätig gewesen sind. Soldaten! Ihr habt bewahrt und werdet, wie ich überzeugt bin, auch fürder bewahren jene Zucht, jenen Corpsgeist, jene Hingebung zum Vaterlande, welche von jeher die Stärke der französischen Armee ausgemacht haben. Ich spreche Euch deshalb meine Befriedigung aus.

18. September. (W. T. B.) Gambetta hielt heute in Romans (Departement Drome) in einer von gegen 10,000 Personen besuchten Versammlung, der die Senatoren und Deputirten mehrerer Departements HäaebPrer, eine Rede, in der er das Verhalten der republikanischen Partei recht⸗ fertigte. Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Midhat Pascha hat heute eine längere Unter⸗ redung mit dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Waddington, gehabt. 1

19. September. (W. T. B.) In seiner gestrigen in Romans gehaltenen Rede berührte Gambetta auch die Eventualität des Rücktritts des Marschall⸗Präsidenten und hob hervor, daß diese Eventualität keineswegs gefahrbringend sein würde, da dem Rücktritt unverzüglich die Ersetzung des Präsidenten folgen würde. Uebrigens werde der Marschall Mac Mahon sich nicht zurückziehen: er könne und dürfe auch nicht zurücktreten, da es kein Interesse hierfür gäbe. Gam⸗ betta betonte sodann, daß alle der Republik feindlich gesinnten Beamten ersetzt werden müßten, obwohl er im Allgemeinen fues die Unabsetzbarkeit der Beamten sei. Der Redner sprach ich ferner lobend über die Armee, sowie über den gegen den Klerikalismus geführten Kampf aus, wies auf die Nothwen⸗ digkeit hin, den Kredit Frankreichs zu befestigen, und erklärte sich schließlich gegen jede Konvertirung der 5 prozentigen Rente.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Wilhelmshöhe, Donnerstag, 19. September, Vormittags. Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen ist gestern Abend, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin heute früh hier eingetroffen. Höchstdieselben haben im Schlosse Wohnung genommen. Der Großherzog von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin wurde heute Vormittag um 10 Uhr von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen. Gestern Abend fand bei den Allerhöchsten Herrschaften ein Fethelierche statt. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzöge von Sachsen und Hessen werden heute hier erwartet. Se. Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelche Sich des besten Wohlseins erfreuen, unter⸗ nahmen heute nach 10 Uhr den dritten Spazierritt. Die Städt erwurtet den heute Abend im Theater. Bei der morgen stattsindenden Parade werden Se. Majestät zu Pferde erscheinen. Die Umgebung von Wilhelmshöhe ist durch die herbeiströmenden Gäste außerordentlich belebt. Die Truppen⸗ abtheilungen des XI. Armee⸗Corps ziehen sich bereits heute bei Wabern für die Parade zusammen.

London, Donnerstag, 19. September, Vormittags. Die „Times“ erinnert anläßlich der Verhandlungen über die Sozialistenvorlage im deutschen Reichstage an die ruhmreiche Laufbahn des b, Eoe Wilhelm und die Frevelthaten, denen er dasgges. gewesen und fügt hinzu, es sei unmöglich, ohne tiefe Rührung hieran zu denken. Deutschland dürfte bald be⸗ glückwünscht werden, daß es in den Zeiten solcher Aufregung durch die gesunde Vernunft und das Gerechtigkeitsgefühl des Volkes einen Mittelweg einschlagen konnte und, während es mit Strenge gegen die Verbrecher verfuhr, an die Zukunft der Freiheit des Volkes dachte.

St. Petersburg, Donnerstag, 19. September. Die neuerlichen Nachrichten über Bewegungen chinesischer Banden x. den Distrikt Kuldscha betreffen über zwei Monate alte

Hetsachem Wie die „Turkestaner Zeirung meldet, ückte am 29. Juni zur größeren Sicherstellung des Distrikts Kuldscha eine Truppenkolonne von dort nach Scharkodeh aus, wo die⸗ selbe am 14. Juli eintraf. Gleichzeitig wurden in Folge der Gerüchte, daß eine Bande Chinesen und Dunganen die

Artilleriedepots und die Pulverkeller zu Kuldscha

anzuzünden beabsichtige, um den Russen die Möglichkeit zu be⸗ 3

nehmen, kriegerische Aktionen gegen die Chinesen auszuführen, die Wachen verstärkt und das Kriegsmaterial nach sicheren Orten übergeführt.

Kopenhagen, Donnerstag, 19. September, Mittags. Der König ist heute Vormittag 10 Uhr von seiner Reise nach England hier wieder eingetroffen.

Nr. 22 des „Armee⸗Verordnungsblattes“ enthält: Anderweite Dienstbezeichnung des seitherigen Vorstandes des Artillerie⸗ Depots zu Stade. Auflösung der Gewehr⸗Revisions⸗Kommission in Suhl. Einss Beihölfe für Unteroffiziere. Macherlohns⸗ sätze für Stiefel mit Doppelsohlen. Ergänzung der „Vorschriften betreffend den Schulunterricht der Militärkinder“. Dienstgänge nach Garnison⸗Anstalten auswärtiger Garnisonen, sowie Justifizirung der wirklich entstandenen Fuhrkosten in Grenzen der verordnungs⸗ mäßigen Reisekosten. Berichtigung zu dem Preisverzeichniß, be⸗ treffend den Verkauf von Waffentheilen, Werkzeugen, Leeren ꝛc. in den Königlichen Gewehrfabriken zu Spandau, Erfurt, Danzig. Gebührnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes während des Aufenthalts in Barackenlagern. Liquidirung der Reisegebührnisse für die bei den Kriegsschulen angestellten sowie für die zu denselben kommandirten Offiziere. Quittungen über Naturalien⸗Empfänge.

Nr. 17 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ hat soi. genden Inhalt: Namensänderung der gedeckten Korvette „Sedan“ in „Prinz Adalbert“. Einführung eines neuen Abzeichens auf den Achlelklappen des See⸗Bataillons und Anlegung messingener glatter Knöpfe an Stelle der bisherigen geprägten Knöpfe. Erläuterung des §. 52 des Militär⸗Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871. Erläͤuterung der Dienstanweisung zur Beurtheilung der Millitär⸗ Dienstfähigkeit u. s. w. vom 8. April 1877. Anstellung der Militär⸗Anwärter bei den Privat⸗Eisenbahngesellschaften. An⸗ passen der Matrosen⸗ ꝛc. Hosen. V. Verzeichniß der bisher auf⸗ gefundenen und beerdigten Leichen der mit S. M. S. „Großer Kurfürst“ Untergegangenen (efr. Mar.⸗Verordn.⸗Bl. pro 1878). Geldbeschaffung durch S. M. Schiffe und Fahrzeuge im Auslande. Patriotische Gaben zur Unterstützung der Hinterbliebenen der mit S. M. S. „Großer Kurfürst“ Verunglückten. Aufpassen der Visire der Jägerbüchse M./71. Kimmenwinkel. Anstrich der Korkrettungsbojen. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Reichstags⸗Angelegenheiten.

Das Fraktions⸗ Verzeichniß des Reichstags, welches erschienen ist, führt die 397 Reichstagsmitglieder in folgender Weise auf: Fraktion der Deutsch⸗Konservativen 59, der deutschen Reichspartei 56, der Nationalliberalen 96, der deutschen Fortschritts⸗ partei 26, des Centrums 103, der Polen 14 zialdemokraten 9. Bei keiner Fraktion 33, erledigte Mandate 1.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem kürzlich herausgegebenen Band XXXII. der Statistik des Deutschen Reichs u. a. eine Uebersicht der auf Grund des §. 115 bezw. §. 116 des Vereins⸗Zollgesetzes bei dem Veredelungsver⸗ kehr zugestandenen Erleichterungen und Befreiungen für das Jahr 1877. Dieselbe hat gegen die gleichen Veröffent⸗ lichungen für die Vorjahre iasofern eine wesentliche Erweiterung er⸗ fahren, als die Art der Veredelung sowohl bei den in das Ausland versendeten und von dort in veredeltem Zustande wieder eingeführten, als auch bei den vom Auslande zur Veredelung eingeführten und demnächst wieder ausgeführten Waaren, in den Kreis der Darstellung einbezogen worden ist. Was zunächst diesen letzteren Verkehr, die Veredelung vom Auslande eingegangener Gegenstände im deutschen Zollgebiete, betrifft, so gestaltete sich vlc⸗ mit den betr. fremden Staaten in den Hauptartikeln folgendermaßen:

Verkehr mit Amerika (Peru): 10 727 Pfd. Gewehre zum Repariren. Verkehr mit Belgien: 55 625 Pfd. Baumwollen⸗ waaren zum Bleichen, Färben, Bedrucken ꝛc., 16 331 Pfd. geschliffe⸗ nes Spiegelglas zum Belegen. 522 987 Pfd. lohgares Leder zum Walken, 48 477 Pfd. rohe Leinewand zur Anfertigung von Zelten, 31 235 Pfd. Wollengarn zum Färben, Weben ꝛc., 9145 Pfd. Wollen⸗ waaren zum Färben. Verkehr mit Dänemark: 12 692 Pfd. baumwollene Zeugwaaren zum Bleichen und Bedrucken. Verkehr mit Frankreich: 75 475 Pfd. Baumwollenwaaren zum Bleichen,

ärben, Bedrucken, Appretiren, 4004 Pfd. und 20 665 Stück

piegelglas zum Schleifen und Poliren, 474 216 Pfd. Kupfer in Stangen, Blechen ꝛc. und 472 778 Pfd. grobe Kupferschmiedewaaren zum Bau von Lokomotiven und Maschi⸗ nen, 6444 Pfd. lohgares Leder zum Zurichten, 1402 Pfd. Handschuh⸗ leder zum Nähen, 25 331 Pfd. rohe Leinwand zum Bleichen und Bedrucken, 2583 P d. gefärbte Seide zum Häkeln bez. Anfertigen von Haarnetzen, 3565 Pfd. Seiden⸗ und Halbseidenwaaren zum Bleichen, Bedrucken, Färben ꝛc., 147 537 Pfd. wollene Zeugwaaren zum

Waschen, Bedrucken, Appretiren, 2643 Pfd. ungarnirte Strohhüte

zum Stärken und Formen. Verkehr mit Großbritannien: 3 213,188 Pfd. Baumwollengarn zum Färben, 688 127 Pfd. Baum⸗ wollenwaaren zum Bleichen, Färben, Bedrucken, Appretiren ꝛc., 15 769 Pfd. Kupfer in Stangen, Blechen ꝛc. und 21 981 pfd. feine Kupferschmiede⸗ waaren zum Schiffsbau, 5809 Pfd. Seiden⸗ und Halbseidenwaaren zum Färben, 1154 Pfd. unbedruckte gewarkte Wollenwaaren zum Be⸗ drucken bez. zum Besticken. Verkehr mit Italien: 9559 Pfd. Baumwollenwaaren zum Bleichen und Bedrucken, 42 652 Pfd. Kupfer in Blechen ꝛc. und 92 069 Pfd. grobe Kupferschmiedewaaren zum Bau ron Lokomotiven. Verkehr mit den Niederlanden: 175 595 Pfd. rohe baumwollene Zeugwaaren zum Bleichen, Färben und Bedrucken, 5733 Pfd. grobe Kupferschmiedewaaren zum Bau von Lokomotiven, 341 Pfd. gefärbtes Leder zum Lackiren, 17 145 Pfd. unbedruckte gewalkte Wollenwaaren zum Färben. Verkehr mit Oesterreich: 66 532 Pfd. rohes ein⸗ und zweidrähtiges Baumwollen⸗ garn zum Aufspulen, Bleichen, Färben, 44 788 P d. gebleichtes oder ge⸗ färbtes Baumwollengarn zum Weben, 6410 261 Pfd. baumwollene Zeug⸗ waaren zum Bleichen, Färben, Bedrucken, Appretiren ꝛc., 3685 Pfd. grobe Kupferschmiedewaaren zum Repariren, 3096 Pfd. lohgares Leder zum Walken, 1445 Pfd. grobe Lederwaaren zum Lackiren, Repariren ꝛc., 854 474 Pfd. rohes Leinengarn zum Bleichen und Weben, 58 014 Pfd. Leinwand zum Bleichen, Färben, Bedrucken und Appretiren, 1255 Pfd. gefärbte Seide zum Sticken, Weben, Anfertigen von Posamentier⸗ waaren, 71 617 Pfd. Seiden⸗ und Halbseidenwaaren zum Färben, Bedrucken. Appretiren, Nähen, 190 934 Pfd. Wollengarn zum Färben, Weben, Anfertigen von Strumpf⸗ und Posamentierwaaren, 1 493 294 Pfd. unbedruckte ungewalkte Wollenwaaren zum Färben, Bedrucken, Besticken, Anfertigen von Kleidern. Verkehr mit Ruß⸗ land: 112,428 Pfd. Kupfer in Stangen, Blechen, Draht zum Bau von Lokomotiven. Verkehr mit der Schweiz: 66 177, Pfd. Baumwollengarn zum Färben, Sticken und Anfertigen von Strumpf⸗ waaren, 2 007 161 Pfd. baumwollene Zeugwaaren aller Art zum Bleichen, Bedrucken, Appretiren, Besticken ꝛc., 5430 Pfd. Kupfer zum Bau von Lokomotiven, 1303 Pfd. grobe Lederwaaren zum Re⸗ pariren, 18 949 Pfd. graue Packleinwand zum Anfertigen von Säcken, 3378 Pfd. gebleichte und gefärbte Leinwand zum Abfefztnen von Kleidern und Wäsche, 13 234 Pfd. Seiden⸗ und Halbseidenwaaren zum Färben, Anfertigen von Schirmen ꝛc., 10 514 Pfd. Wollengarn zum Färben und Anfertigen von Strumpfwaaren, 11 179 Pfd. Wollenwaaren zum Färben, Bedrucken ꝛc. .

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Unter dem Titel „Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift“ ist Ende Juli d. J. der 39. Bericht des unter dem Pro⸗

ktorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin seltonaen Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer in Breslau ausgegeben worden. Derselbe enthält zunächst die 185 setzung der sehr eingehenden Mittheilungen über die italienischen Archi⸗ jekten des 16. Jahrhunderts in Brieg“, von Dr. E. Wernicke, nebst einer Tafel Steinmetzzeichen von dem iastenschlosse daselbst (aus den Jahren 1551 1553, 34 Gattungen), welche von deutschen Steinmetzen herrühren. Es folgt dann ein Beitrag über die wenig bekannten, aber recht an⸗ sehnlichen⸗Münzsammlungen auf der Stadtbibliothek zu Breslau“, von F. Friedensburg, dem Ordner derselben. Er giebt eine kurze Geschichte der Sammlung und läßt dann eine Uebersicht der sel⸗ tensten und besten Stücke folgen. Die letzteren werden auf einer Tafel in wohlgelungenen Abbildungen vorgeführt. Da sehen wir zunächst einen Goldgulden der Anna von Teschen, Herzogin von Liegnitz († 1387), ferner einen Doppeldukaten des Herzogs Georg zu Liegnitz und seiner Gemahlin Barbara (Tochter Joachims I. von Brandenburg), einen Dukaten des Heroos Joachim Friedrich von Liegnitz (von 1600), einen Creuzburger Gul⸗ den des Herzogs Johann Christian von Liegnitz (von 1622), ein Probe⸗Sechskreuzerstück der Herzöge von Münsterberg⸗Oels (v. 1623), die Hauptseite eines besonders schönen großen Medaillons auf den Tod der Anna Elisabeth, Gemahlin Christian Ulrichs von Württemberg⸗Oels (v. 1680) mit dem Bilde derselben, und einen Breslauer Thaler von 1670. Sehr selten ist die in Abbildung mit⸗ getheilte kleine Brieger Kupferklippe; der ebenfalls bildlich wieder⸗ egebene Neisser Heller aber (aus dem 15. Jahrh.) wird für die älteste schlesische Münze mit deutscher Aufschrift gehalten. Sehr schön ist die große Medaille auf Hedwig Elisabeth von Knobelsdorf, geborne von Stosch (v. 1673), numismatisch dagegen von weit höherem Interesse zwei mittelalterliche Münzen mit unsicherer Zutheilung, von denen der eine (Brakteat) ein Gesicht und die Buchstaben 8 J Sanctus Johannes?2), der andere (ein Heller) einen Kopf und den

dlerschild, sowie die Buchstaben H und M zeigt (Henricus Munster- bergensis?2). Daran scerlesen sich Mittheilungen von J. Fried⸗ länder in Berlin über eine (abgebildete) Medai e (von 1554) auf Tilemann Hertwig (Syndikus von Breslau und Kaiserlicher Rath), und von E. Wernicke über ein Bunzlauer Steinbildwerk. Den Beschluß macht ein Verzeichniß der Geschenke und Ankäufe für das in erfreulicher Weise sich vergrößernde Museum.

Land⸗ und Forstwirthschaft. 8 8

Der Anbau von Hanf ist nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Osnabrück pro 1877 im Bezirk der Kammer im genannten Jahre noch weiter zurückgegangen, und hat das geerntete Quantum 8000 kg nicht erreicht. Auch die i spemation verliert von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung, angeblich weil die heimischen Fläͤchse mit den russischen in der Qualität nicht konkurriren können.

ie Erfolge der Kunströtten zu Osnabrück werden gerühmt. Der Absatz von Flachs und Heeden war schleppend; nicht unbedeutende Posten des eingeführten Flachses wurden nach Belgieg wieder aus⸗ geführt. An russischer Leinsaat wurden ca. 9000 t (296 000 ℳ), an Seeländer Saat 220 Last (192 000 ℳ) in den Handels⸗ kammerbezirk importirt; zur Beseitigung der Unkrautsämereien, welche in der Leinsaat enthalten sind, hat Dr. Kemper zu Bissendorf eine Maschine konstruirt. Für die Wiesenverbesserung sind die Genossen⸗

schaften Bersenbrück, Bramsche, Holla ze⸗Wackum, zu Müschen⸗Laer,

an der Aue und Flöte, in Thiene u. s. w. recht thätig. An Roth⸗ kleesamen wurden von Großhändlern im Bezirk 2500 Ctr. (200 000 ℳ), an Weißkleesamen 400 Ctr. (35 000 ℳ) verkauft, außerdem haben Landwirthe und Vereine Kleesaat auch direkt bezogen. An Vogelsamen werden im Bezirk jährlich 3000 umgesetzt. Obst ist für den Bezirk ohne Bedeutung. Das Forst⸗ areal beziffert sich auf 26 168 ha, wovon 469,56 ha neuen, im Jahre 1877 ausgeführten Kulturen angehören. Genutzt wurden im Jahre 1877 10 219 Festmtr. Nutzholz und 28 627 Raummtr. Brenn⸗ und Reiserholz. Der Pflanzenverkauf an die Besitzer kleiner Forsten hat im Jahre 1877 erfreulich zugenommen, aus dem Forstrevier Habichtswald (987 ha) allein wurden 70 000 Fichten, 8000 Lerchen und 500) Eichen, Buchen und Eschen zum Zwecke der Aussorstung verkauft. Im Bezirk find 6 Klengeanstalten, deren Geschäftsgang recht schwunghaft war. Das Brechen der Kiefernzapfen gewährt in den Kreisen Meppen und Lingen Hunderten von Leuten eine lohnende Winterbeschäftigung und der gewonnene Samen wird in den Provinzen Hannover und Westfalen, in Thü⸗ ringea, Bayern, Belgien, den Niederlanden und Dänemark abgesetzt. Obwohl die Kanalbauten in den Hochmooren der Kreise Lingen und Mevppen gefördert wurden, konnte die Torfgewinnung im verflossenen Jahre nicht fortschreiten, weil die Moorwege in Folge anhaltender Nässe unpassirbar waren. Den Bedarf an Lohe deckt der Bezirk selbst. Nach der Rheinprovinz und Westfalen findet eine lebhafte Ausfuhr von Pferden, Milchkühen und Fettoieh statt. Auch Häute und Felle werden in großen Mengen nach Frankfurt a. M., Mainz, Elsaß⸗Lothringen, Frankreich, Belgien und England exportirt.

Ueber die definitiven Ernte⸗Erträge des Jahres 1877 im Königreiche Württemberg entnehmen wir dem 1. Heft des Jahrganges 1877 der vom Königlich württembergischen statistisch⸗ topographischen Bureau herausgegebenen „Württembergischen Jahr⸗ bücher für Statistik und Landeskunde“ folgende Mittheilungen: Im Jahre 1877 hat bei einer Gesammtfläche des Landes von 1 950 379,2 va der Flächenin halt des Ackerfeldes, mit Einschluß des in Gärten, Ländern und auf kultivirten Allmandtheilen hierzu angelegten Areals, mit Einschluß ferner der brachliegenden Flächen, 867 353 ha be⸗ tragen, d. h. gegenüber der Ackerfläche des Vorjahres von 866 701 ha mehr 652 ha. Von der ganzen Ackerfläche waren angebaut 90,36 % oder 783 749 ha, in der Brache waren: 9,64 % oder 83 604 ha. Betrachtet man das Areal der einzelnen Kul⸗ turanten, so ergiebt sich, daß die 1876 beinahe gleich große Anbau⸗ fläche der Winter⸗ und der Sommerhalmfrüchte im Jahre 1877 bei ersteren fast um ebensoviel größer als bei lesteren kleiner geworden ist. Im Einzelnen ist die Zunahme des Areals am beträchtlichsten bei dem Winte dinkel und die Abnahme bei der Sommergerste. Das Kartoffelfeld hat auch im Jahre 1877 wieder zugenommen und zwar um 857 ha. Bei den Futtergewächsen zeigt sich fast durchgängig eine Zunahme, nur das Areal der Esparsette hat sich etwas ver⸗ mindert. Bei den Handelsgewächsen dagegen erscheint im Ganzen eine nicht unbeträchtliche Abnahme, da nur der Anbau des Hopfens eine Zunahme des Areals und zwar um 533 ba oder 9,45 % gegenüber dem Vorjahre aufweist. Auch bei den Wurzelgewächsen und bei Kopfkohl ist im Ganzen eine Abnahme des Areals eingetre⸗ ten, und eine noch erheblichere bei den sämmtlichen Hülsenfrüchten und beim Welschkorn. Im Ganzen wird aber die Einschränkung, welche der Anbau der Sommexrhalmfrüchte, Handelsgewächse, Wurzel⸗ gewächse und Huͤlsenfrüchte erlitten hat, mehr als aufgewogen durch den erweiterten Anbau der Winterfrüchte, Kartoffeln und Futter⸗ gewächse, so daß das d0g nt Ackerfeld 1877 um 1506 ha größer erscheint als 1876. Wenn die auf den Hektar berechneten Erträͤge des Jahres 1877 mit den Erträgen des Vorjahres und mit den Er⸗ trägen eines Misteljahres verglichen werden, so ergiebt sich, daß die Winterhalmfrüchte zwar im Ganzen einen etwas besseren Ertrag gegeben haben, als im Vorjahre, daß aber gllein bei der Wintergerste der Ertrag eines Mitteljahres herauskam. Bei den Sommerhalmfrüchten wurde der Ertrag eines Mitteljahres durchgängig nicht erreicht und nur der des Sommer⸗ roggens war besser als im Vorjahr. Zugleich ist der Ertrag an Kartoffeln nicht nur hinter der sehr günstigen Ernte von 1876 zurück⸗

eblieben, sondern auch etwas hinter derjenigen eines Mitteljahrs.

uch die Futtergewächse sind im Ertrag hinter einem Mitteljahr Ferete eest geben aber doch einen erheblich besseren Ertrag, als m Vorjahr. Von den Handelsgewächsen hat der Hopfen einen Er⸗ trag geliefert, welcher den eines Mitteljahrs um 24 % und den des Vor⸗ jahrs um 167 % übertrifft. Die übrigen Handelsgewächse blieben im Ertrag hinter dem eines Mitteijahrs zurück. Bei Raps und Rübsen und bei Mohn ist jedoch der Ertrag besser als im Vorjahr, bei Flachs, Hanf und

1““ Tabak geringer. Die Runkelrüben und Riesenmöhren waren im Ertrag zwar besser als im Vorjahr, aber unter einer Mittelernte und beim Kopfkohl ist sogar eine Reü eingetreten, denn der Ertra erreichte kaum den sechsten Thei 1,7 %) eines Mitteljahres un etwas mehr als den fünften Theil (21,33 %) der Ernte von 1876. Auch die Hülsenfrüchte erreichten sämmtlich nicht den Ertrag eines Mitteljahres, und nur bei Linsen war der Ertrag des Jahres 1877 etwas höher als der vorjährige; das Gleiche trifft beim Welschkorn zu. Eine Vergleichung des Gewichts der im Jahre 1877 gewonnenen Früchte mit dem Gewichte der Ernte der früheren Jahre ergiebt, daß bei dem Dinkel das Jahr 1877 sowohl nach Ausbeute an Kernen, als nach dem Gewichte derselben gegen die Jahre 1868, 70, 74 und 76 zurücksteht, aber hierin die fünf anderen aufgeführten Jahrgänge übertrifft. Bei dem Winterroggen war das Gewicht in keinem der vorhergehenden 5 Jahre besser als 1877 und auch das der Kartoffeln und Wicken ist nicht übertroffen. Ferner war der Hafer nur im Jahre 1874 und Acker⸗ bohnen nur im Jahre 1876 schwerer als im Jahre 1877. Dagegen war das Gewicht der Hauptfrucht, des Dinkels, ferner das des Win⸗ terweizens, der Wintergerste und des Sommerweizens in den Jahren 1876, 1874 größer als im Jahre 1877, und das des Sommerroggens überdies im Jahre 1872. Sodann waren die Gewichte von Sommer⸗ gerste, Erbsen und Linsen in den Jahren 1876, 1874, 1873 und 1872 schwerer, und beim Welschkorn endlich stellte sich das Gewicht nie⸗ driger, als in sämmtlichen 5 vorhergegangenen Jahren. Das Ver⸗ hältniß der kranken Kartoffeln zu den gesunden war: im Jahre 1868 = 1:83,35, 1869 = 1:15,25, 1870 = 1:16,65, 1871 = 1:12,62, 1872 = 1:9,85, 1873 = 1:5,84, 1874 = 1:10,02. 1875 = 1:6,67, 1876 = 1:37,39, 1877 = 1:5,70. Hiernach ist im Jahre 1877 die Kartoffelkrankheit heftiger aufgetreten als in den vorhergehenden 9 Jahren, und nur das Jahr 1873 kommt demselben nahe. Am ungünstigsten war im Jahre 1877 das Verhältniß der kranken Kartoffeln zu den gesunden im Schwarzwaldkreis, nämlich 1:4,90, sodann im Donau⸗ kreis, wie 1:4,92, während dasselbe sich im Jarxtkreis wie 1:5,34 und im Neckarkreis wie 1:8,62 stellte. Sieht man auf die Ergebnisse im Ganzen, so muß die Ernte des Jahres 1877 als eine solche bezeichnet werden, welche in mehrfacher Beziehung hinter einer Mittelernte zurücksteht und den gehegten Erwartungen vielfach nicht entsprochen hat. Vergleicht man die Ernte von 1877 mit der des Vorjahres, so zeigt letzteres fast bei allen Früchten eine bessere Qualität und bei den Sommerhalmfrüchten auch eine größere Quantiätt. 1 8

Gewerbe und Handel.

In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrathes der Deut⸗ schen Bank wurde der Abschluß für das erste Semester d. J. vor⸗ gelegt. Die Hauptziffern der Bilanz sind folgende: Aktiva: Kasse und Sorten 5 340 407 ℳ, Filialen, Kommanditen und Betheili⸗ gungen bei fremden Unternehmungen 13 433 679 ℳ, Portefeuille 23 312 076 ℳ, Effekten und Coupons 8 932 125 ℳ, Reports⸗ und Lombard⸗Darlehen 9 447 913 ℳ, Konsortialbetheiligungen 1 559 632 ℳ, Konto⸗Korrent⸗Debitoren 48 116 971 ℳ, Vorschüße ꝛc. 5 655 263 ℳ, Mobilien und Immobilien 2 250 000 Passiva: Aeccepte 16 426 555 ℳ, Konto⸗Korrent⸗Kreditoren 43 979 593 ℳ, Depositen⸗ gelder 5 299 376 ℳ, Reserven 4857 501 ℳ, Diverse 547 482 ℳ, Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto 2 255 351 Die Erträgnisse der ein⸗ zelnen Geschäftszweige waren folgende: Wechsel 712 909 ℳ, Effekten⸗ und Konsertialgeschäfte 605 708 ℳ, Zinsen 372 278 ℳ, Provisionen 629 547 ℳ, Filialen exkl. Kommanditen und Betheiligung bei der German Bank of London 303 612 Nach Abzug der Spesen und dergleichen verbleibt ein Reingewinn von 2 255 351 ℳ, der sich auf 5 % des Aktienkapitals beziffert. Im ersten Semester des Vor⸗ jahres hatte die Bank ein Reinerträgniß von 1 984 884

Zur Lage der Eisen⸗ und Kohlenindustrie in Rhein⸗ land⸗ ü. schreibt man der „B. Börs. Ztg.“ aus Dort⸗ mund: Die günstigen Anzeichen für Besserung unserer industriellen Verhältnisse dauern fort. Bei der Eisenindustrie ist die früher so prägnante Einwirkung des schottischen Marktes auf unsere heimische Produktion und deren Verkaufspreise bereits als abgeworfen zu be⸗ zeichnen; während dort die Preise permanent weichen, mithin der Absatz in Frage steht, geht unser Qualitäts⸗Roheisen in begehrtem Maße zum Export, und wir können sowohl von der Inbetrieb⸗ setzung neuer als auch von dem weiteren Anblasen älterer, bisher außer etrieb befindlicher Oefen, die auf Flußeisen arbeiten, berichten. Was die Kohlenindustrie betrifft, so haben die Dortmunder Zechen in thatkräftiger Weise eine Erhöhung des Marktpreises um 3 pro 100 Ctr. beschlossen. Man darf allerdings dabei nicht ver⸗ gessen, daß in der Hauptsache Kontrakte zu recht niedrigen Preisen 1878/79 vorliegen, und daß nur ein geringer Bruchtheil der ge⸗ ammten Förderung zu der beschlossenen höheren Notirung überhaupt abgesetzt werden kann.

Die Bilanz der Zwickauer Bank auf das 1. Halbjahr 180 schließt ab mit einem Reingewinn von 89 289 also ca. 0 P. a.

Das Hamburger Seeversicherungsgeschäft hat, nach einer Zusammenstellung Hamburger Assekuranzmakler, mit dem Jahre 1877 die zweite Milliarde erheblich überschritten, und hat sich sonach der Umfang dieses Geschäfts in 11 Jahren 1866 wurde die erste Milliarde erreicht verdoppelt. Ein weniger günstiges Resultat ergiebt die Rentabilität des Geschäfts: während sich von 1872 bis 1876 eine Steigerung der Durchschnittsprämien von 1,91 % auf 1,22 % ergab, ist dieser Satz plötzlich 1877 wieder auf 1,06 % gefallen. Trotzdem die Konkurrenz auf diesem Gebiete in den letzten Jahren durch das Eintreten auswär⸗ tiger Gesellschaften eine größere geworden ist, haben die heimischen Compagnien doch, wenn auch mit den Jahren der Zahl nach zusam⸗ mengeschmolzen, noch immer entschiedenes Uebergewicht gegen die auswärtigen Gesellschaften. In Bremen und Lübeck ist das umge⸗ kehrte Verhältniß: dort dominiren die auswärtigen Gesellschaften in der Seeversicherungsbranche seit mehreren Jahren, und die meisten heimischen Compagnien sind entweder eingegangen oder haben sich, wie in Bremen, zu einer Gesammt⸗Compagnie vereinigt. Es um⸗ faßten die Seeversicherungen in Hamburg in den letzten 40 Jahren:

Werth: Durchschnittsprämie: 1837 214 Mill. M 1¹92 % 1840 266 1 ½ 1850 312 19/16 1860 617 1,34 1870 845 1,20 1871 1132 1,08 1872 1370 19901 1873 1802 Mill. Mark 1,12 1723 8 1,16 1788 8 1,24 1834 1,22 2241 4 1,06

Die größte Zahl der Hamburger Fompaßgehn war 1869 vorhanden, nämlich 25 mit 5075 Aktien, während 1858 bei 24 Kompagnien die Aktienzahl 7235 betrug mit resp. 5,4 und 7,0 Millionen Mark Ein⸗ schüssen. Die bedeutendsten Gewinnjahre waren 1865: 1009 800 ℳ, 1866: 1 731 750 ℳ, 1868: 1 761 750 ℳ, während in den letzten Jahren der Gewinn im Ganzen für die heimischen Versicherungen nicht über 500 000 hinausging. Die bedeutendsten Verlustjahre waren 1858: 1 995 000 ℳ, 1863: 793 500 ℳ, 1870: 2 265 250 ℳ, 1872: 1 770 450 Die jüngste Zeit zeigt eine Abnahme der Hamburger Kompagnien von 22 in 1872 auf 13 in 1877. Auf die heimischen Kompagnien entfallen Versicherungen

—: 996 Mill. Mark mit 10,1 Mill. Prämien, 1873: 1239 1 139

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Der Einlösungscours für die jetzt dier zahlbares

bis auf Weiteres auf 172,50 für 100 Fl. österreichis 8 herabgesetzt. Am 16. und 17. cr. betrug Eral Fnane Silber

Amsterdam, 18. September. (W. T. B.) Die heute der niederländischen Handelsgesellschaft 2. Niürber affes auktion eröffnete für Nr. 1 zu 49 à 48, Mr. 3 47 à 47 ½, Nr. 58 à 58 ⅜, Nr. 7 60 à 61, Nr. 11 49 ¾ Cents.

Havre, 18. September. (W. T. B.) Wollauktion. geboten 2050 Ballen, verkauft 940 Ballen. Das Geschäft w

lebter, Preise unverändert. Verkehrs⸗Anstalten.

Southampton, 18. September. Das „Donau“, Kapt. R. Bussius, vom Norddeutschen in Bremen, welches am 7. September von New⸗York abgegangen war, ist gestern 3 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 5 Uhr Nachmittags die Reise nach Bremen fortgesetzt. Die „Donau“ überbringt 150 Passagiere und volle Ladung.

New⸗Pork, 18 Sthente e. X. 9, Sch Damvser „France“ von der National⸗Dam r res (C. Messingsche Linie) ist hier T f gnie

New⸗York, 18. September. Das Postdampfschiff „General Werder“, Kapt. R. Hoffmann, vom Norddeutschen Lloy in Bremen, welches am 4. September von Bremen und am 6. Sep

gens wohlbehalten hier angekommen.

Berlin, 19. September 1878.

Zur Wilhelms⸗Spende.

18 8 „Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der K prinz hat, wie bereits mitgetheilt, am Sonntag, den 15. d Mts Mittags, die zur Zeit in Berlin anwesenden Mitglieder des Comités für die Wilhelms⸗Spende in besonderer Audienz empfangen und aus den Händen des eld⸗Marschall Grafen Moltke den Dispositons⸗ schein über die Summe von 1 739 418 42 entgegengenommen, welche bei der Seehandlung eingezahlt und aus den Beiträgen von fast 12 Millionen Zeichnern hervorgegangen ist. Der Feldmarschall betonte die großen Schwierigkeiten, welche bei der Ausführung dieser Pfennigsammlung entstanden seien, sprach die Bitte aus, Se. Kaiser⸗ liche Hoheit möchte die Gnade haben, Sr. Majestät dem Kais Kenntniß von dem Resultate zu geben und gab der Hoffnung Aus

Summe, sondern nach der Menge der Zeichner beurtheilt werden wolle, Sr. Majestät dem Kaiser als ein Beweis für die Liebe und Treue Seines Volkes gelten möge. Die Bestimmung über die Ver⸗ wendung des einge angenen Geldes stelle das Comits der Weisheit Sr. Kaiserlichen Hobeit ganz unterthänigst anheim. „Se, Kaiserliche Hobeit antwortete hierauf in warmen Worten zu⸗ 1 nächst für die Person des Feldmarschalls und des Comités und wie Allerhöchstderselbe von Anfang an durch den Gedanken der Wilhelzms⸗ spende sympatisch berührt gewesen sei, daß Er es auch besondes an⸗ genehm empfunden habe, daß gerade Er Sr. Majestät diesen Beweis der Liebe und Treue für das Stlaatsoberhaapt übermitteln könne, und daß Ihm die Verwendung der Gelder anheim gestellt sei. Er werde zu diesem Zwecke die Urtheil erfahrener Männer zu Rathe ziehen und hoffe, daß ein Mittel ge funden werde, wie der dringendsten Noth gerade derjenigen Finsen sfei S 8h 8 Eingang gefunden ätten, welche auf Untergrabung un erstörung des gesammten Volkslebens gerichtet seien. 8 8 1 Zum Schluß überreichte der Feldmarschall noch einen anonym aus Königsberg in Uenben zur Wilhelmsspende eingegangenen sil⸗ bernen Trauring welchen das Comité nicht geglaubt hatte zu Gunsten Sammlung veräußern zu sollen. 8

Florenz, 18. September. (W T. B.) Der Orientalisten⸗ kongreß ist heute mit einer Rede Amari's geschlossen worden. In der Rede wurde Deutschland als Bezirk des fünften, für das Jah 1881 in Aussicht geommenen Kongresses proklamirt und für den selben der deutschen orientalischen Gesellschaft die Wahl des Prä

treten soll, überlassen.

’1 Immer (Deutscher) erhielt den Regierungs⸗ reis von 2500 Lire

De Gubernatis hielt die Schlußrede

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In dem Postwagen des Güterzuges der Berlin⸗Pots⸗ dam⸗Magdeburger Eisenbahn, welcher gestern früh 3 Uhr von Magdeburg nach Berlin abgelassen wurde, entstand während der Fahrt zwischen Biederitz und Gerwisch, insoweit bis jeßt er mittelt ist, durch Selbstentzündung eines im Postwagen befindlichen Flüssigkeiten enthaltenen Keollis Feuer, durch welches der ganze Inhalt des Postwagens in wenigen Sekunden ergriffen ward.

im Postwagen beschäftigte Postschaffner mußte sich durch das retten, und das Persoal des schleunigst zum tillstand gebrachten Zuges sich darauf beschränken, den brennenden Wagen zu isoliren. Gerettet wurden nur 15 Packete. Sämmtliche Briefe und 800 Packete sind ebenso wie der Wagen, in⸗ soweit solcher nicht aus Eisen bestand, völlig verbran st. In Folge

nuten auf dem Potsdamer Bahnhof hierselbst eintreffende Courierzug um etwa ½ Stunde. .

„In diesen Tagen sind die vom Direktor D. Bodinus auf dem Thiermarkt in Antwerpen für den hiesigen Zoologischen Garten angekauften Thiere hierselbst angekommen. Unter denselben ist ein junger schwarzhalsiger Chaja (Chauna nigricollis) Derriana im Vogelhause besonders hervorzuheben. Sein Vaterland Ufer großer Flüsse in Brasilien und Paraguay. Da das Thier sorg fältig die Annäherung von Menschen in seiner Heimath meidet, s ist es sehr schwierig, dasselbe lebend einzufangen. Die Lamas sind durch ein neu angekommenes Alpaca vermehrt worden, das sich durch seinen langen Pelz auszeichnet. Auch ein neuer Steinadler kaleo Eun falyus, ist angekommen. Eine große Seltenheit ist das umgtraische Nashorn, das die Herren Arthur und Ferdinand von Schickler vor einigen Tagen dem hiesigen zoologischen Garten ge⸗- schenkt haben. Dasselbe ist bei den übrigen Rhinozeres im Elephantenhause untergebracht, und zeichnet sich durch sein langes schwarzes Haar auf dem Körper aus. Die jungen silberlöwen gedeihen vortrefflich.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin besuchte gestern das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater und wohnte daselbst der Aufführung der Posse „Der bis zum Schlusse bei.

theaters, wird Fr. Marie Swoboda die Titelrolle, Hr. Theodor Steinar die Liebhaberrolle spielen. Außerdem werden von dem: enga⸗ s Personal die Herren Dir. Simon, Lautenburg, Hauptmann ꝛc. Hauptrollen beschäͤftigt sein.

Silber⸗Coupons österreichischer Eisenbahnpapiere ist

tember von Southampton abgegangen war, ist gestern 6 Uhr Mo

druck, daß dieses Resultat, welches, nicht nach der eingegangenen

sidenten, des Comités und des Ortes, wo der Kongreß zusammen-

der hierdurch veranlaßten Betriebsstörungen verspätete sich der von Paris über Bleyberg⸗Elberfeld fahrplanmäßig um 7 Uhr 42 Mi⸗

Marion de Lorme“, der nächsten Novität des Ostend-

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