1878 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Oct 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Darauf wurden die Anträge des Abg. Ackermann und Gen. abgelehnt und die Fassung der Kommission angenommen. Die beiden letzten Absätze des §. 19 lauten: 1 „Die Kommission in der Besetzung von fünf Mit⸗ gliedern, von denen mindestens drei zu den richterlichen Mitgliedern müssen. Vor der Entscheidung über die Beschwerde ist den etheiligten Gelegenheit zur mündlichen oder schriftlichen Begrün⸗ dung ihrer Anträge zu geben. Die Entscheidungen erfolgen nach freiem Ermessen und sind endgültig. 1 . b Im Uebrigen wird der Geschäftsgang bei der Kommission durch von derselben zu entwerfendes Regulativ geordnet, welches der Bestätigung des Bundesraths * Hierzu beantragten die Abgg. Ackermann und Genossen: 1) den ersten GCa des ersteren Absatzes wie folgt zu fassen: „Die Kommission entscheidet in der Besetzung von mindestens fünf Mitgliedern“. —2) Für den Fall der Annahme dieses Antrages hinter dem ersten Satze folgenden neuen Satz einzuschalten: „Ist die Zahl der anwesenden Mitglieder eine gerade, so hat das dem Lebens⸗ alter nach jüngste Mitglied kein Stimmrecht. Dem Präsidenten und dem Berichterstatter steht jedoch in allen Fällen Stimm⸗

echt zu.“

3) Zwischen dem zweiten und dritten Satze des ersteren Ab⸗ satzes folgende Sätze einzuschalten: „Die Kommission ist befugt, Beweis in vollem Umfange, insbesondere durch eidliche Verneh⸗ mung von Zeugen und Sachverständigen, zu erheben oder mittels Ersuchens einer Behörde des Reichs oder eines Bundesstaates er⸗ heben zu lassen. Hinsichtlich der Verpflichtung, sich als Zeuge oder Sachverständiger vernehmen zu lassen, sowie hinsichtlich der m Falle des Ungehorsams zu verhängenden Strafen kommen die Bestimmungen der am Sitze der Kommission beziehungsweise der Behörde geltenden bürgerlichen Hrozegesete zur An⸗ wendung.“

Der Abg. von Goßler befürwortete die gestellten Anträge mit dem Hinweis, daß die darin vorgeschlagenen Bestimmun⸗

en für eine gewissenhafte Praxis und geordnete Geschäfts⸗

hrung durchaus nothwendig seien. Der Abg. Dr. Brüel er⸗

ärte, er halte das ganze Gesetz, weil jeder Garantien ent⸗ behrend, für unannehmbar. Der Abg. Dr. Lasker führte aus, er sei zwar gegen den ganzen Paragraphen, den⸗ noch sei er gern bereit, vorgeschlagene Verbesserungen *8 ben zu acceptiren; deshalb werde er für die Nr. 3 der An⸗ träge stimmen, dagegen die Nr. 2 derselben ablehnen. Die Ansichten, welche die Staats⸗Minister von Abeken und Graf zu Eulenburg über die Klarheit der Definition geäußert ätten, widersprächen sich. Nach dem Wortlaut des Gesetzes ei es, entgegen der Ansicht des Ministers von Abeken, nicht n das Ermessen der Behörden gestellt, ob sie die Bestim⸗ mungen dieses Gesetzes aus Opportunitätsgründen anwenden wollten oder nicht.

henf entgegnete der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Staats⸗Minister von Abeken, die Verschieden⸗ heit der Standpunkte erkläre sich daraus, daß der Abg. Dr. Brüel das Gesetz verwerfen wolle, weil es kein Rechtsgesetz sei, der Abg. Dr. Lasker wolle das Gesetz aus einem Polizeigesetze zu einem Rechtsgesetze machen, und er sei der Meinung, daß es ein Polizeigesetz sei und durch keine Aenderung der Definition zu einem Rechtsgesetze gemacht werden könne. Es fehlten hier alle thatsächlichen Voraussetzungen, an welche der Gesetzgeber die Annahme geknüpft wissen wolle, welche Handlung als eine sozialistische Umsturzbestrebung betrachtet werden solle. Die Definition des §. 1 sei keine Rechts⸗ norm, wie sie der Richter brauchen könne zu einem Urtheile. Sein Urtheil gehe also dahin, daß es nicht sei, ein Gericht als zweite Instanz über eine Verwaltungs cHorde zu setzen. Der Abg. Dr. Hänel erklärte, daß man gegen die mög⸗ lichen Mißdeutungen dieses Gesetzes eine Garantie in der Konstruktion der Beschwerdeinstanz finden müsse. Dieselbe würde durch die Anträge des Abg. Ackermann verbessert, er werde deshalb für dieselben stimmen.

In der Faeev. wurden die Anträge Ackermann sub 1 und 2 abgelehnt, dagegen Nr. 3, und mit demselben die zweite Hälfte des §. 19 angenommen.

8 4 ¼ Uhr vertagte das Haus die Fortsetzung der atte.

vn der heutigen (14.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staats⸗Minister Graf zu Stolberg⸗Wernigerode, Hofmann und Graf zu Eulenburg, sowie mehrere andere Be⸗ vollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben bei⸗ wohnten, sebt⸗ das Haus die zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs gegen die gemeingefährlichen Bestre⸗ bungen der Sozialdemokratie mit der Diskussion des §. 20 fort. Der 18Sneee; lautet:

„Für Bezirke oder Ortschaften, welche durch die im §. 1 lbs. 2 bezeichneten Bestrebungen mit unmittelbarer Gefahr für die öffentliche Sicherheit bedroht sind, können von den Central⸗ behörden der Bundesstaaten die folgenden Anordnungen, soweit sie nicht bereits landesgesetzlich zulässig sind, mit Genehmigung des für die Dauer von längstens Einem Jahre getroffen werden:

1) daß Versammlungen nur mit vorgängiger Genehmigung der Polizeibehörde stattfinden dürfen; auf Versammlungen geg- Zweck einer ausgeschriebenen Wahl zum Reichstag oder zur Landes⸗ vertretung erstreckt sich diese Beschränkung nicht;

2) daß die Verbreitung von Druckschriften auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten nicht das 1

8 daß Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist, der Aufenthalt in den Bezirken oder Ortschaften außerhalb ihres Wohnortes versagt werden kann;

4) daß der ven- das Tragen, die Einführung und der Ver⸗ kauf von ffen verboten, beschränkt oder an bestimmte Voraus⸗ setzunsen geknüpft wird.

eber jede auf Grund der vorstehenden Bestimmungen ge⸗ troffene Anordnung muß dem Reichstage sofort beziehungsweise

i seinem nächsten Zusammentreten Rechenschaft gegeben werden.

„Die getroffenen Anordnungen sind auf die für landes⸗ polizeiliche Verfügungen vorgeschriebene Weise bekannt zu machen.

Wer diesen Anordnungen oder den auf Grund derselben er⸗ lassenen Verfügungen mit Kenntniß oder nach erfolgter öffentlicher Bekanntmachung zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bis zu ein⸗ tausend Mark oder mit Haft oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten bestraft.“

Hierzu beantragten:

1) die Abgg. Ackermann und Genossen:

„2. im Absatz 1 zu streichen das Wort: „unmittelbarer“; 1 in Nr. 3 zu streichen die Worte: „außerhalb ihres Wohn⸗ c. im vorletzten Absatz einzuschalten hinter den Worten: „Die Fresfeaen Anordnungen sind’ die Worte: „durch den Reichs⸗

nzeiger und“.

2) der Abg. Dr. Beseler: 1.“ in Absatz 1 nach den Worten „bedroht sind“ zu sagen: „kann ser mit Zustimmung des Bundesraths die folgenden An⸗

ordnungen für die Dauer von längstens Einem Jahre freffen“;

theilung gemacht“; c. den Absatz 3 zu fassen: „Die getroffenen Anordnungen sind durch den „Reichs Anzeiger“ bekannt zu machen.“

Der Abg. Dr. von Schlieckmann bezeichnete den Gedenken, die Wirkungen des Belagerungszustandes hervorzubringen, ohne die Armee von ihrer eigentlichen Bestimmung, der Abwehr äußerer Feinde, zbzunichen, als einen äußerst glücklichen. Die Beschlüsse der Kommission genügten für diesen Zweck mit Ausnahme in drei Punkten, welche der Antrag Ackermann ergänze, und um deren Genehmigung er das Haus bitte.

en Anträgen des Abg. Dr. Beseler gegenüber wünschte, nachdem der Antragsteller dieselben motivirt hatte, der Bevoll⸗ mächtigte zum Bundesrath, Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg, die Beschlüsse der Kommission aufrecht er⸗ halten zu sehen. Die Maßregel des §.20 hielten die verbün⸗ deten Regierungen nicht für so hoch wichtig, um dieselbe der Genehmigung des Kaisers zu unterbreiten. Namentlich müsse er Verwahrung dagegen einlegen, daß der Art. 68 der Reichs⸗ ecung. die Verhängung des Belagerungszustandes be⸗ treffend, die Thatbestände des preußischen Gesetzes von 1851. über den Belagerungszustand zur nothwendigen Voraussetzung habe. Der Abg. Windthorst bemerkte hierauf, gerade die von dem Minister reprobirte Interpretation glaube er deutlich aus dem Wortlaute des Art. 68 der Reichsverfassung herauslesen 2 können. Wäre das nicht der Fall, dann hänge es von eem mehr oder weniger ängstlichen Temperamente der ein⸗ ersonen ab, wann der Belagerungszu⸗ Er bitte deshalb den ganzen §. 20 ab⸗

zelnen maßgebenden stand erklärt werde. zulehnen.

Nach einem Schlußworte des Referenten wurden die An⸗ träge des Abg. Beseler abgelehnt, dagegen die Anträge des Abg. Ackermann und mit denselben §. 20 nach den Kommis⸗ sionsbeschlüssen angenommen.

Zu §. 21, welcher lautet:

„Welche Behörden in jedem Bundesstaat unter der Bezeich⸗ nung Landespolizeibehörde, Polizeibehörde zu verstehen sind, wird von der Centralbehörde des Bundesstaates bekannt gemacht.“

konstatirte der Abg. Dr. Lasker, daß es nach der Intention des Gesetzes den Einzelregierungen nicht gestattet sei, bei die⸗ ser Bekanntmachung von den landesgesetzlichen Bestimmungen abzuweichen, worin ihm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg, beistimmte. Darauf wurde §. 21 unverändert genehmigt.

§. 22 lautet nach dem Beschlusse der Kommission:

Dieses Gesetz tritt sofort in Kraft und gilt bis zum

31. März 1881.“

Dazu beantragten:

1) Die Abgg. Ackermann u. Gen.:

Zu streichen die Worte: „und gilt bis zum 31. März 1881.“ 2) Die Abgg. von Schmid (Württemberg) u. Gen.: Statt: „und gilt bis zum 31. März 1881“ zu sagen: „und gilt bis zum 31. März 1883.“

Der Abg. Dr. Lucius erklärte, er stimme prinzipiell dem Antrage Ackermann zu. Da aber dieser keine Aussicht habe, die Majorität zu erlangen, so habe seine Partei ge⸗ glaubt, einen Vermittelungsvorschlag zu bringen, der es doch noch ermögliche, der sozialdemokratischen Gefahr mit Erfolg zu begegnen. Der Abg. Windthorst erklärte, für die Kommissionsbeschluͤsse stimmen zu wollen. Der Abg. Bracke wünschte die Bestimmung beseitigt zu sehen, wonach das Gesetz sofort in Kraft tritt.

Beim Schlusse des Blattes dauerte der Vortrag dieses Red⸗ ners fort.

Der Kaiserliche Gesandte in Stockholm, von Pfuel,

53 einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.

ährend seiner Abwesenheit werden die gesandtschaftlichen

Geschäfte durch den Legations⸗Sekretär Grafen von Walden⸗ burg wahrgenommen. .

Der Botschafts⸗Rath bei der hiesigen Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarischen Botschaft, Graf Wolken⸗ stein⸗Trostburg, ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt und hat die interimistische Führung der Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Stettin, 15. Oktober. In der heutigen 5. Sitzung des 4. Pommerschen Provinzial⸗Landtags wurde zunächst der Abg. Mühlenbeck (Gr.⸗Wachlin) mittelst Akklamation zum Stellvertreter des Vorsitzenden im Provinzialausschusse wiedergewählt.

Es folgte die Berathung über verschiedene Petitionen.

Das evangelische Diakonissen⸗ und Krankenhaus Be⸗ thanien zu Neu⸗Torney hatte gebeten, die jährliche Beihülfe von 1000 auf 2000 zu erhöhen und außerdem 10 000 außerordentlich zu bewilligen. Letzteres wurde ab⸗

88₰ dagegen die beantragte Erhöhung des laufenden Zu⸗ chusses beschlossen. Ein Gesuch des Stiftes Salem zu Neu⸗Torney um Erhezung der jährlichen Unterstützung und ebenso eine Petition der Mädchenherberge⸗Anstalt Ernestinen⸗ hof sn Neu⸗Torney um Weiterbewilligung der bisher gezahlten jährlichen Subvention von 300 lehnte man ab. Der bienenwirthschaftliche Verein im Regierungsbe jirk Cöslin hatte die Ueberweisung einer ägelchen zur Förderung der Ausbreitung der Bienenzucht beantragt; die Kommission war der Meinung gewesen, daß der Verein, welcher nur ein Zweigverein der Pommerschen Oekonomischen Gesellschaft sei, von der Provinz nicht direkt zu unterstützen sei, sondern sich an die genannte Gesellschaft wenden müsse, um aber die letztere zur Gewährung von Beihülfen zu diesem Zwecke in den Stand zu setzen, hatte die Kommission vor⸗ geschlagen, der Gesellschaft 1000 jährlich behufs Förderung er Bienenzucht zu bewilligen. Dem trat der Landtag bei.

Nach Erledigung einer e Zahl von Rechnungs⸗ sachen wandte man sich zur ergthung über das Reglement funß Ausführung des §. 13 des Gesetzes vom 13. März 1878,

etr. die Unterbringung verwahrloster Kinder. Die Kom⸗ mission hatte dem vom Provinzialausschusse ausgearbeiteten Entwurfe mit einigen wenigen, sachlich nicht ins Gewicht fallenden Aenderungen zugestimmt. Der Landtag nahm das Reglement in der von der Kommission festgestellten Fassung an; nur wurde der von der Kommission als unwesentlich gestrichene §. 10 wieder hergestellt.

Als Pauschalsatz derjenigen Kosten, welche für jedes unter⸗ zubringende Kind erwachsen und eventuell aus dem eigenen Vermögen des Kindes bezw. von den verpflichteten Angehöri⸗ gen wieder einzuziehen sind, wurde gemäß §. 12 Abs. 4 des erwähnten Gesetzes die Summe von 150 pro Jahr für an⸗ gemessen erachtet.

uf Anheimgabe der Wegekommission ertheilte der Land⸗ tag dem Provinzialausschusse die Ermächtigung, die Benutzung der vorhandenen Provinzialchausseen zur Anlage von Sekundär⸗

eisenbahnen z

verband, welcher die Unterhaltung der freien Chausseestrecken übernommen hat, zustimmt und außerdem in eine der vermin⸗ derten Unterhaltungslast entsprechende Kürzung der aus Pro⸗ vinzialmitteln gewährten Chausseerente willigt.

Die weitere Berathung über die den Unternehmern von Sekundär⸗Eisenbahnen Seitens der Provinz etwa zu gewähren⸗ den Geldunterstützungen seßte man für heute aus und gin zu dem Provinzial⸗Haushalts⸗Etat nebst zugehörigen Spezial⸗ Etats über. Nach einem einleitenden Vortrage des Bericht⸗ erstatters der Kommission trat man unter Verzicht auf eine Generaldebatte sofort in die Berathung der Spezial⸗Etats für das Landarmen⸗ und Korrigendenwesen ein. Der Etat für die Anstalt zu Ueckermünde wurde im Ordinarium der Aus⸗ gabe mit 87 500 ℳ, im Extraordinarium mit 50 000 fest⸗ gestellt. Die letztere Summe soll zu einer dringend nothwen⸗ digen Erweiterung der Anstalt verwendet werden, da die Räume bei der Seeen Zahl der Häuslinge nicht zureichen, trotzdem der Ausschuß durch Mitbenutzung der früher den Anstaltsbeamten eingeräumten Wohnungen bereits bestrebt semesen ist, dem Bedürfnisse in etwas abzuhelfen. Der baare Zuschuß des Provinzialverbandes berechnet sich danach auf 28 900 im Ordinarium und 50 000 im Extraordinarium. Der Spezialetat für die Anstalt zu Neustettin wurde im Or⸗ dinarium der Ausgabe auf 58 200 festgestellt, wozu die Provinz einen baaren Zuschuß von 31 400 zu leisten hat. Außerdem sind an Detentionskosten an die beiden städtischen Arbeitshäuser zu Stralsund und Greifswald 48 000 zu zahlen. Für Unterstützungen, Kur⸗ und Verpflegungskosten der landarmen Personen werden 190 000 veranschlagt. Die ganze Summe der Ausgabe für das Land⸗ armen⸗ und Korrigendenwesen beläuft sich im Ordinarium auf 312 600 ℳ, wovon 309 550 vom Provinzialverbande zugeschossen worden. Hiermit brach man die Berathung wegen vorgerückter Tageszeit ab.

Kiel, 14. Oktober. (Kieler Ztg.) Die Abfahrt der Korvette „Prinz Adalbert“ mit dem Prinzen Hein⸗ rich, Königliche Hoheit, an Bord, dem Prinz Wilhelm, Königliche Hoheit, das Geleit gab fand heute Nachmittag etwas nach 4 Uhr in feierlicher Weise statt. Nachdem unter den Klängen des Flaggenmarsches die deutsche Kriegsflagge am Großmast des „Pring Adalbert“ hoch gehißt worden, ge⸗ schah dasselbe auf den übrigen hier noch liegenden Schiffen, worauf von der „Arkona“ der Abschiedssalut gegeben wurde, während die Musik das „Heil Dir im Siegerkranz“ spielte. Die Matrosen enterten sodann in die Raaen hinauf und riefen dem W Schiffe ein brausendes Hurrah nach, welches auf dem „Prinz Adalbert“ erwidert wurde. In majestätischer Ruhe durchschnitt derselbe die Wogen, ein an Bord befindliches Musikcorps konzertirte. Dahinter folgte der Schleppdampfer „Notus“, der Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm heute Abend in die Stadt zurückbrachte. Ein zahlreiches Publikum ven sich in der Wasserallee ein⸗ gefunden, um Augenzeuge des schönen Schauspiels zu sein, welches von dem berrlichsten Oktoberwetter begünstigt wurde.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. Oktober. (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ meldet aus Konstantinopel: Der russische Botschafter, Fürst Lobanoff, ist gestern nach Adrianopel abgereist, um mit dem General Totleben angeb⸗ lich wegen der Maßregeln zu konferiren, welche hinsichtlich der den abziehenden Kolonnen der russischen Truppen gefolgten christlichen Flüchtlinge zu ergreifen wären. Es wird hier positiv versichert, die Pforte verzichtet keineswegs darauf, mit einem eigenen Reformprojekt für die asiatischen Besitzungen hervorzutreten, die Grundlagen desselben sollen dem englischen Botschafter Layard bereits mitgetheilt sein und eine Verständigung erwarten lassen. Ein Gleiches beabsichtige die Pforte bezüglich Ostrumeliens. Die russisch⸗ türkische Grenzregulirungskommission ist gestern nach Batum abgereist.

„— 16. Oktober. (W. T. B.) Der ‚Presse“ zufolge er⸗ hielt der seitherige Finanz⸗Minister von Pretis vom Kaiser den Auftrag, die Bildung eines parlamentarischen Kabinets zu versuchen. Die „Presse“ und das „Fremdenblatt“ melden, die Antwort Oesterreichs auf bie Vorstellungen Karatheodori Paschas werde dem⸗ nächst überreicht werden. Das „Fremdenblatt“ bemerkt dabei, obgleich nicht anzunehmen sei, daß sich die Antwort, wie von verschiedenen Seiten gemeldet worden, in ms uneat gegen die Türkei ergehe, könne es doch keinem Zweifel unte rliegen, daß sie an Entschiedenheit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen werde.

Agram, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Landtag er⸗ ledigte heute in der Spezialdebatte die noch rückständigen Alineas des Abreßentwürss. Die von dem Banus bean⸗ bnigse der Bosnien betreffenden Absätze wurde ab⸗ gelehnt.

Großbritannien und Irland. London, 15. Oktober.

Ztg.) Der Flotten⸗, Kriegs⸗ und Kolonial⸗

inister haben angesichts der afghanischen Verwicklung ihre Reise nach Cypern endgültig aufgegeben.

16. Oktober. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Daily News“ aus Kasanli, vom 15. d. M., meldet: Nach einer Zeitungsmittheilung befindet sich Syad Khan mit 5000 Mann Truppen in Alim usjid, dessen gesammte Gar⸗ nison sich auf 35 000 Mann belaufen soll Wie es heißt, be⸗ steht der Vizekönig von Indien auf der Folderung, daß Schir Ali bersönlich in Peschawur erscheinen solle; eine bloße Entschuldigung seines Verhaltens würde vom Vizekönig als genügend nicht angesehen werden.

Frankreich. Paris, 14. Oktober. (Fr. C.) Heute Mittag trat die Budgetkommission unter dem Vorsitz des Hrn. Gambetta zusammen und wird die Berichte der ein⸗ zelnen Ministerien verlesen, um eine Uebersicht der Aus⸗ gaben und Einnahmen zu erlangen und falls ein Ueberschuß vorhanden ist, an die Frage der Entlastung zu gehen. Nach den Aeußerungen, die Hr. Gambetta gegen Mitglieder der Kommission gethan, wird er darauf bestehen, daß die in⸗ direkten Steuern langsam aber stetig vermindert werden. Der üSe-e, eeigden. Leon Say wird in einer der nächsten

itzungen angehört werden. Einstimmig ist man in der Kommission der Ansicht, daß die Berathung des Budgets ofort nach dem Wiederzusammentritt der Deputirtenkammer egonnen werden müsse. In Moulins (Allier) wurde gestern der Republikaner Datas mit 3250 Stimmen gegen

1526, welche dem ebenfalls republikanischen Kandidaten Vigne zufielen, zum Deputirten gewählt 111“

1“ 11““

Lsetzes. wenn der betreffende Ko nal⸗ 8

15. Oktober. (W. T. B.) Die von „Fanfulla“ ge⸗ brachte Nachricht, daß die französische Regierung in olge der ihr zugekommenen Versicherungen über einen englisch⸗ fürkischen Vertrag, betreffend das Protektorat über Egypten, eine Flottendemonstration im Mittelmeer vorbereite, wird von der „Agence Havas“ wiederholt für vollkommen ründet erklärt, mit dem daß die Flotte,

12. d. M. die Rhede von Boöna an der

erischen Küste verlassen hat, direkt nach Toulon zurückkehre, ohne die italienischen Häfen buů passiren. 1— Gutem Vernehmen nach sind die Verhandlungen be⸗ üglich der Administration Egyptens nunmehr voll⸗ ändig beendigt, und würde Blignidères definitiv zum Minister der 5 entlichen Arbeiten in Egypten ernannt werden. u dem Departement desselben würden die Verwaltung der anäle, der Bewässerungsanlagen, der Eisenbahnen und der fen, mit Ausnahme derjenigen von Alexandrien gehören. ne aus Engländern, Franzosen und Egyptern bestehende Kommission würde die Verwaltung der Domänen übernehmen. Diese Kommission würde direkt unter dem Minister⸗Conseil

stehen.

Italien. Rom, 15. Oktober. (W. T. B.) Das Journal „Avvenire“ bespricht die italienischen Inter⸗ essen an den Donaumündungen und verlangt eine rasche Anerkennung der Unabhängigkeit Rumäniens durch die italienische Regierung. Die rumänische Regierung habe sich durch die Ausführung der Stipulationen des Berliner Vertrages ein Recht auf das Wohlwollen Europas erworben. Allerdings harre der Artikel 44 des Berliner Vertrages über die Juden noch der Ausführung; darüber solle aber durch eine konstituirende Versammlung entschieden werden. Diese Frage sei schwierig zu lösen, weil die Juden in Rumänien nicht als Nationale, sondern als Fremde betrachtet würden und demnach von der Wohlthat des gedachten Artikels aus⸗ geschlossen seien. Uebrigens seien italienische Juden in Ru⸗ mänien fast gar nicht vorhanden.

(Ag. Lav.) Der

Spanien. DBittoria, 13. Oktober. König ist hier eingetroffen. Morgen werden die großen Manöver stattfinden.

Griechenland. Athen, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Comunduros gab in der Sitzung der Kammer ein Exposé über die Regierungsakte seit der letzten Session. Comunduros erklärte, daß Griechen⸗ land sich nicht aus Furcht der Theilnahme an dem letzten Kriege enthalten habe, sondern weil England die Versicherung ertheilt habe, daß die Rechte Griechenlands gewahrt werden würden. Der Kongreß habe hinsichtlich Griechenlands eine dem letzteren günstige Bestimmung getroffen; er hoffe, daß ein gutes Einvernehmen zwischen Griechenland und der Türkei hergestellt werden würde. Sollte jedoch die Pforte sich weigern und Griechenland von Europa verlassen werden, so dürften Ereignisse herbeigeführt werden, welche die übrigen Mächte wingen würden, sich mit der Frage zu befassen. Schließlich benn der die Bewilligung eines Kredits von weiteren 35 Millionen, um die Armee auf 40 000 Mann zu bringen.

Türkei. Konstantinopel, 15. Oktober. (W. T. B.) Die Pforte ist mit der Vorbereitung einer Vorlage über die Reorganisation Ostrumeliens beschäftigt, welche der internationalen Kommission unterbreitet werden soll. Hobart Pascha hat mit dem General Klapka mehrere Besprechungen gehabt; wie es heißt, soll eine Fusionirung der sich für die Eisenbahnbauprojekte des Herzogs von Southerland und des General Klapka interessirenden Gruppen im Werke sein. Fürst Lobanoff wird morgen hier zurückerwartet. Die englischen Konsuln in Rodosto und Gallipoli haben hier⸗

her gemeldet, daß mehrere Muselmänner, welche Gewalt⸗

thaten gegen griechische Einwohner begangen hatten, von den türkischen Behörden verhaftet worden find.

Dänemark. Kopenhagen, 15. Oktober. (W. T. B.) Das Folkething begann heute mit der Budgetberathung. Der Führer der gemäßigten Linken, des Holstein⸗Ledreborg,

ab dabei die Erklärung ab, daß seine Partei bei ihrer bis⸗ sengen Politik verharre, obgleich die Aussichten in Folge des erbleibens der dermaligen Regierung sich nicht günstiger ge⸗ staltet hätten. Seine Partei wünsche aber, so weit als mög⸗ lich, Konflikte zu vermeiden. Graf Holstein sprach sich sodann gegen mehrere der im Interesse der Landesvertheidigung ge⸗ machten Vorlagen aus und wünschte ferner, daß die seiner Zeit den Beamten gewährten Theuerungszulagen herabgesetzt werden möchten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Dr. Georg Hirths „Deutscher Parlaments⸗Al⸗ manach“ (Leipzig, Verlag von G. Hirth) ist soeben in 13. Auf⸗ lage erschienen. Das 279 Seiten starke Werk ist in zwei Abschnitte getheilt. Der erstere enthält Gesetze und die Geschäftsord⸗ nung, der letztere wird Persönlicher Theil betitelt.

Der erste Theil zerfällt wieder in 5 Unterabtheilungen: 1) das Gesetz, betreffend die Verfassung des Deutschen Reichs, vom 16. April 1878, 2) die Reichsverfassung ergänzende Vertragsbestimmun⸗ gen, 3) Elsaß⸗Lothringen, Gesetz, betreffend die Vereinigung von Elsaß⸗Lothringen mit dem Deutschen Reiche (vom 9. Juni 1871), und das Geseß, betreffend die Einführung der Verfassung des Deut⸗ schen Reichs in Elsaß⸗Lothringen (vom 25. Juni 1873), 4) Wahl⸗ gesetz für den Deutschen Reichstag (vom 31. Mai 1869), 5) die Ge⸗ schäftsordnung für den Deutschen Reichstag (berichtigt am 10. Fe⸗ bruar 1876), welche durch ein alphabetisches nhaltsverzeichniß für den praktischen Gebrauch besonders nutzbar gemacht ist.

Der persönliche Theil hat 7 Unterabtheilungen: 1) die Mitglieder des Deutschen Reichstages (Biographien, Nachweise), 2) Uebersicht der Wahlkreise für den Deutschen Reichstag und ihrer Abgeordneten, 3) Vorstand und Büreau des Deutschen Reichstages, 4) Verzeichniß der Mitglieder der Abtheilungen, 5) die Kommissionen im Reichs⸗ tag, 6) die Fraktionen des Reichstags, 7) die Bevollmächtigten zum Bundesrathe. 1 8

Ueber das nachgelassene große philosophische Werk Thiers', welches auf drei Bände angelegt war, erfährt der „Temps“ folgendes Nähere: Die Henbschesne des ersten Bandes allein ist vollständig und von Thiers selbst im erbste 18è76 in Caen durch⸗ gesehen worden. Thiers hatte dieses Buch im Jahre 1864 zu Fran⸗ conville beim Marquis von Massa begonnen und, da er damals Zeit und Ruhe hatte, fleißig daran gearbeitet. Er schrieb an Frau Dosne, seine Schwie ermutter: „Wenn Gott mir nicht gestattet, meinen Ruhm zu erleben denn dieses Werk übertrifft alle meine historischen Werke so werden Sie, Elise und Felicie diese Freude haben.’ Nach dem 24. Mai 1873 studirte Thiers aufs Neue Botanik und Astronomig und nahm in Folge dessen viele Veränderungen in seinem Manufkript vor, welches er in Lau⸗ sanne, dann im Herbst 1876 in Caen, Blatt für Blatt durchging.

Als er in dieser Weise den ersten Band fertig gestellt hatte, versah

er ihn noch mit einer Vorrede oder ,37 „mit einer Einleitung. Im Januar 1877 begann er dieselbe Arbeit für den zweiten Band, mußte sie aber, da er als Präsident des Heeresausschusses viel zu thun hatte, oft unterbrechen. Dann hatte er im April seinen ersten Anfall und begann erst in Dieppe und Saint Germain seinen zwei⸗ ten Band umzuschreiben. Beinahe zwei ganze Bände sind also von ihm nicht durchgesehen. Fr. Thiers läßt von der Urschrift eine Copie nehmen, welche dann von Hrn. Mignet geprüft werden soll.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dem am 12. d. M. veröffentlichten Berichte des österreichi⸗ schen Ackerbau⸗Ministeriums über den Stand der Ernte⸗ arbeiten und des Anbaues in Oesterreich bis Ende Sep⸗ tember, entnehmen wir folgende Daten: Der Anbau ist in den Nordwestländern beinahe gänzlich, in Niederösterreich und auf der nördlichen Hälfte der Alpen zum Sgge. Theile vollendet, in den Nordostländern, dann auf der südlichen Hälfte der Alpenländer und in Ungarn im vollen Zuge, im Küstenlande und Dalmatien erst ver⸗ einzelt angefangen. Die Saaten sind der Zeit ihrer Bestellung ent⸗ ehen beinahe ausnahmslos gut und sehr gut aufgelaufen, in den

ordwestländern zum Theile son bestockt. Besonders schön ist meistentheils der Raps angewachsen. Ueber Mäuseschäden liegen Be⸗ richte vor aus Ostgalizien und aus Niederösterreich. Hülsen⸗ früchte wurden in dieser Periode noch geerntet in ver⸗ schiedenen Gegenden Böhmens, Galiziens und Nordtirols, durchaus mit guten Ergebnissen. Die Maisernte fällt in Beziehung auf Quantität in Görz und Kroatien sehr gut, in Niederösterreich, Steiermark, in der Bukowina und den meisten Gegenden Ungarns gut und gut mittel, in Südtirol und Kärnten nnftt. n6 aus. Der als zweite Frucht gebaute Buchweizen näherte sich theils der Reife, theils hatte er diese bereits erlangt. In Nordtirol hat der⸗ selbe in letzterer Zeit durch die Fröste gelitten, in Steiermark und Niederösterreich fäͤllt die Ernte gut mittel aus, in Tirol ist höchstens eine schwach mittlere Ernte zu erwarten. Die Kartoffelernte war in den Karstländern und in Krain beinahe allgemein, auch in verschiedenen einzelnen Gegenden der übrigen Länder beendet, meistentheils aber noch in vollem Zuge. Dieselbe fällt im Allgemeinen nicht befriedigend aus, da die Fäule in un⸗ gewöhnlich starkem Maße und beinahe allgemein verbreitet aufgetreten ist. Von dieser Kalamität ist kein Land oder größerer Landestheil, sondern nur einzelne Gegenden sind verschont geblieben. Einzelne gute Ernten werden berichtet aus dem östlichen Theile Schlesiens und verschiedenen Gegenden Böhmens, Mährens, Galiziens und Niederösterreichs. Die Zuckerrüben⸗Ernte war in vollem Zuge und befriedigte ziemlich allgemein in Beziehung auf Quantität. Meistentheils entspricht auch die Qualität, doch kommen in Beziehung auf diese ziemlich viele Ausnahmen vor. Stoppelrüben und Kraut stehen meistentheils sehr gut, letzteres ve. des erlittenen Raupen⸗ schadens. Die Hopfen⸗Ernte wurde in Ober⸗Oesterreich und Galizien beendet. Die Ergebnisse waren in Galizien sehr verschieden, im Durchschnitt etwa mittel, oder gut mittel. Die Qualität wird in Ober⸗Oesterreich als mittelmäßig bezeichnet. Bezüglich der Obsternte dürfte nur noch die ungewöhn⸗ lich reiche Zwetschenernte hervorzuheben sein. Die Weinlese hatte mit Ausnahme von Vorarlberg und Siebenbürgen schon ziemlich all⸗ gemein begonnen; sie wurde und wird in diesem Jahre sehr häufig vorgenommen, bevor die Trauben den entsprechenden Reifegrad er⸗ reicht haben, da besonders bei den blauen Trauben die Beeren auf⸗ springen. und faulen. Die weißen Trauben springen zwar viel weniger auf, sind behe. noch unreifer und sehr sauer. Die Lese erstreckt sich daher in den meisten Fällen vorläufig nur auf die blauen Trauben. In Beziehung auf Quantität steht eine gute Ernte in Niederöster⸗ reich, dem westlichen Theile von Istrien, dann in Ungarn und Kroatien, eine mittlere in Steiermark, eine schlechte in Südtirol und im öst⸗ lichen Theile von Istrien bevor.

Washington, 15. Oktober. (W. T. B.) Der von dem Bureau für Landwirthschaft pro Oktober erstattete Bericht er⸗ giebt einen Stand der Baumwollernte von durchschnittlich

%; verglichen mit dem Oktober vorigen Jahres ist der Stand der Baumwollernte demnach um 11 % besser.

Gewerbe und Handel.

Der Geschäftsbericht der vereinigten chemischen Fabri⸗ ken zu Leopoldshall für das Geschäftsjahr vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1878 beginnt mit der Mittheilung, daß der erzielte Gewinn gestattet, an die Aktionäre wieder eine Dividende zur Vertheilung zu bringen. Der Ueberschuß des verflossenen Ge⸗ schäftsjahres beläuft sich auf 848 656 ℳ, d. i. mehr als doppelt so viel als im vorigen Jahre. Von diesem Ueberschuß mußte nahezu die Hälfte zu Abschreibungen verwandt werden; von der anderen

älfte entfallen 225 000 auf die Stammprioritäten als Zinsen 8 1876, der Rest von 225 000 soll als Dividende zur Aus⸗ zahlung an die Stammaktien gelangen. Die Produktionsverhältnisse des Geschäftsjahres 1877/78 im Vergleich zum Vorjahre stellen sich

wie folgt: 1877/718. 1876/77. 3 Chlorkalium. 589 761 285 896 Ctr., e648“ 146 653 147 452 Riaffinirtes!] Glaubersalz 16 131 18 840 8 Caleinirtes do. 43 514 72 459

Magnesia⸗Präparate 73 356 62 786

869 415 587 433 Ctr.,

Rohes Glaubersalz.. 113 840 132 211 Die aufgewandten Löhne betrugen im letzten Geschäftsjahr 614929 ℳ, gegen 437 73 in 1876/77; für Kohlen wur⸗ den 578 481 gegen 426 288 im Vorjahre verausgabt. Der Erwerbspreis der chemischen Fabriken und Kosten der Neu⸗ anlagen, welcher ursprünglich 7 752 812 betrug, steht nach Abzug der früheren und diesjährigen Abschreibungen noch mit 6 792 303 zu Buch. Die Kohlengrube Alexander Carl stand bisher zu Buch mit 1 722 531 ℳ; dazu Kosten der neuen Schacht⸗ und Bahnanlagen 1874/77 180 413 ℳ, Kosten des letzten ov 54 728 ℳ, in Summa 1 957 672 Abzüglich Abschreibung 1872/77 mit 303 617 ℳ, und 1877/78 mit 201 5244 ℳ, beträgt der jetzige Buchwerth 1 452 531 Von der Papier⸗ fabrik sind abgesetzt 38 791 ℳ, so daß nur noch 60 000 dafür en Buche stehen. Die (Ace und landwirthschaft⸗ liche Gebäude) hatten einen ursprünglichen Buchwerth von 330 741 ℳ, davon ah für verkauften Acker 1872/76 82 727 ℳ, für Acker⸗ und öö 1877/78 51 441 ℳ, bleibt jetziger Buchwerth

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Berlin, 16. Oktober 1878.

Berliner Rennbahn bei Hoppegarten. Herbst⸗ Meelsing. Vierter Tag, Dienstag, 15. Oktober. Obgle die Witterung dem Rennen am letzten Tage weniger günstig war, als an dem vorhergehenden, und ein scharfer Wind über die Haide fegte, hatte sich doch wiederum ein sehr zahlreiches Publikum auf der Rennbahn eingefunden. Auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl hatte die Rennbahn mit Seiner Anwesenheit beehrt und ver⸗ folgte den überraschenden Verlauf der einzelnen Konkurrenzen bis zum Schluß mit großem Interesse.

Bevor wir zu den Berichten über die einzelnen Konkurrenzen übergehen, wollen wir noch erwähnen, daß Seitens des Direktoriums des Union⸗Klubs noch ein außerordentlicher 222 auf Sonntag, den 27. dieses Monats, arrangirt ist, für welchen dieselben Bedingungen und Zeiten gültig sind, welche bei dem Herbstmeeting zur Anwendung gekommen sind. Extrazüge werden zu dem Rennen von der Ostbahn ebenfalls um 12 und 12 ¼ Uhr abgelassen werden.

Die Konkurrenzen, welche am letzten Meetingstage abgehalten wurden, begannen um 1 Uhr mit: 8 1

1 .“ 8

straße errichteten Nieritz⸗Denkmals statt.

Vergleichs⸗Handicap. Klubpreis 2000 Für

und gpähr. inländ. und österr.⸗ungar. Pferde. 100 Eins., halb Reug. Die Gewichte werden Abends 10 Uhr vor dem Rennen publizirt. Dist. 1200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte des Eins. und Reug. Von den 24 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, zahlten 18 Reug. und sechs erschienen am Ablaufspfosten. Nach einem sehr interessanten Kampf siegte, bei guter Gegenwehr, des Hrn. O. Oehlschläger 2 jähr. 2 St. v. Rustic a. d. Listleß, 40 kg (trug 40 ½ kg) (Salloway),

Längen hinter dieser traf des Prinzen 8 Hatzfeldts 3 jähr. br. St. „Astronomie“ v. Grimston a. d. Stella, 65 kg (Sayers) als zweiter ein. Zeit 1 Min. 4 Sek. Werth des Rennens 2800 für List⸗ ES 800 für „Astronomie“. Wetten 13:1. Um 1 ½ Uhr folgte diesem Rennen: 8 *

II. Staatspreis III. Kl. 3000 Für alle 3 jähr. und älteren inländ. Hengste und Stut., welche noch keinen Staatspreis I. oder II. Kl. gewonnen haben. 180 Eins, halb. Reug. Gew. Z jähr. 55 kg, 4 jähr. 62 kg, 5 jähr. und ältere Pferde 64 kg, Stut. 1 ¼ kg erl. Gewinner von Preisen III. Kl. tragen für jeden solchen Sieg im laufenden Jahre 2 kg mehr. Dist. 2600 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Das Rennen hatte 8 Unter⸗ schriften. 6 Pferde zahlten das Reugeld von 90 und nur zwei erschienen am Ablauf. Es führte vom Start bis zum Ziele und siegte sicher mit einer klaren Länge des Prinzen Fr. Hatzfeldt 3 jähr. F. H. „Achilles“ v. Flibustier a. d. Gravelotte 55 kg (trug 55 ½) (Sayers) gegen des Hrn. Springborn 3 jähr. F. H. „Stolz“ v. Nustic a. d. Sweet Home 55 kg (Sopp). Zeit 2 Min. 59 Sek. Werth des Rennens 3450 für „Achilles“, 450 für „Stolz. Wetten 6:5. Um 2 Uhr folgte diesem Rennen:

1III. Oktober⸗Verkaufs⸗Rennen. Klubpreis 2000 ür 2jähr. inländ. und österr.-ungar. Pferde. 100 Eins., 50 eug. Gewicht 60 kg, Stut, und Wal. 1 ½⅛ kg erl. Der Sieger ist für 3000 käuflich, für jede 300 billiger 1 kg den. . Dist. 1000 m. Der Sieger wird gleich nach dem Rennen öffentlich versteigert und fällt der etwaige Ueberschuß der Rennkasse zu. In nennen bis 24. September. Von den 9 zu diesem Rennen genannten ferden zahlten 5 das Reugeld und 4 erschienen am Pfosten. Es führte das Rennen vom Start bis zum Ziel und siegte mit einer klaren Länge des Frhrn. Ed. v. Oppenheim br. St. „Blaubeere“ v. Blue Gown a. d. Kisaßzony (1800 ℳ) 55 ½ kg (Sopp). Des Hrn. v. Stranz br. St. „Belladonna“ v. Digby Grand a. d. Bessy Giles (2400 ℳ) 55 ½ kg (Barlow) wurde zweite. Die Siegerin erhtelt den Preis in Höhe von 2650 ℳ; bei der Auktion wurde sie nicht ge⸗ fordert. Zeit 1 Minute 5 Sekunden. Wetten 8: 5. Es folgte diesem Rennen um 2 ½ Uhr: 1“ 1V. Abschiedsrennen. Staatspreis 1200 Für 3 jähr. und ältere inländ. Hengste und Stuten, die nie ein Rennen mit einem Wesflebten Preise von 3000 und darüber gewonnen haben. 60 Eins., ganz Reug. Gew. 3 jähr. 55 ke, 4 jähr. 62 kg, 5 jähr. und ältere Pferde 64 kg, Stuten 1 ½ kg erl. fenden Jahre in Summa gewonnenen 2 1 . Dist. 2200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Geschl. 24. September Von den 14 Pferden, die zu diesem Rennen genannt waren, zahlten 8 das Reugeld und 6 erschienen beim Starter. Nach einem sehr interessanten Rennen siegte mit einem Vorsprung von 2 ½ Längen des Gr. Arnim zjähr. br. H. „Mein Alter“ v. Blue Gown a. d. Miß Alice 57 ½ kg, (inkl. 2 ½ kg extra), (Whitenh gegen des Gr. Goltstein 3jähr. br. H. „Maitrank“ v. Lord of the Vale a. d. Merrimac, 55 kg (Busby). Zeit 2 Mi⸗ nuten 48 Sekunden. Werth des Rennens 1620 für „Mein Alter“ 420 für „Maitrank“. Wetten 10:1. Um 3 Uhr schloß sich diesem Rennen an: 8

V. Beaten⸗Handicap. Klubpreis 1000 Für 2jähr. und ältere Pferde aller Länder, welche während der Berliner Herbstrennen

elaufen, aber nicht gesiegt haben. 60 Eins., 30 Reug., durch

ieg ausgeschlossene Pferde zahlen ganz en. Das Seve wird nach dem Oktober⸗Verkaufs⸗Rennen an der Waage bekannt gemacht. Dist. 1200 m. Das dritte Pferd rettet den Eins.; der Rest der Eins. und Reug. zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geschl. 24. September. Von den 36 Pferden, welche dieses Rennen angenom⸗ men hatten, waren fünf durch Sieg ausgeschlossen und 21 zahlten Reugeld. Die 10 am Pfosten erschienenen Pferde machten ein äußerst interessantes Rennen, das mit der Peitsche in der Hand bis ins Ziel ausgekämpft wurde. In den letzten Sprüngen gelang es des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 4jähr. br. St. „Sieglinde“ v. Blue Gown a. d. Victorine 57 ½ kg (Sopp) mit einer Kopflänge des Prinzen F. LJ zjähr. br. H. „Cantabre“ v. Don Carlos a. d. Glauca 55 kg (Sayers) zu schlagen. Die übrigen Pferde folgten einander auf nur kurze Distanzen. Zeit 1 Minute 10. Sekunden. Werth des Rennens 1885 für „Sieglinde“, 885 für „Can⸗ tabre“. Des Lieut. v. Boddien II. 4jähr. F. St. „Seifenblase“ v. Soapstone a. d. Novice 52 kg (Busby) rettete ihren Einsatz. Wetten n9. 1. Den Schluß des Tages und des Meetings bildete um 3 ½ Uhr:

VI. Offizier⸗Steeple⸗Chase. Klubpreis 1350 Für zjähr. und ältere Pferde aller Länder, die im laufenden Jahre keine Hinderniß⸗Rennen im Werthe von zusammen 8000 oder darüber gewonnen haben, im Besitz und geritten von aktiven Offzieren der deutschen Armee. 40 Eins., 30 Reug. Gew. 3jähr. 62 ½ kg, 4jähr. 76 ½ kg, 5jähr. 82 kg, ältere Pferde 84 ½ kg. Maiden in Hinderniß⸗Rennen 7 ½ kg erl. Pferden, die in keinem Hinderniß⸗ Rennen 600 gewonnen haben, 5 ks erl., die in keinem solchen Rennen 900 gewonnen, 3 kg erl. Pferde, die 1878 in Summa 2000 in Hinderniß⸗Rennen gewonnen, 2 ½ kg extra; Pferde, die 1878 in Summa 4000 in solchen Rennen gewonnen, 5 kg extra, 6000 ℳ, 8 kg extra. Dist. ca. 4500 m. Dem zweiten Pferde die Eins. und Reug., nach Abzug eines einfachen Eins. für das dritte Pferd. Geschl. 24. September. Das Rennen hatten 20 Pferde an⸗ genommen, vier aber erschienen nur am Pfosten, die übrigen zahlten Reugeld. In eleganten Sprüngen und mit großer Ausdauer und geschickt geritten, des Lieut. v. Oettingen (I. Garde⸗ n . Arg.) ..... Hafäburg B. Flat 87 kg (Reiter: Besitzer) vom Ablaufspfosten bis zum Ziel und siegte nach Gefallen mit mehreren Längen. Sie erhielt den au gesetzten Preis von 1350 ℳ, während des Lieut. Frhrn. v. Campe (17. Ul.) a. br. W. „Gorsoon“ v. Joco a. d. Oceana Queens Mut. 89 ½ kg Sn 5 kg extra) (Reiter: Lieut. v. Boddien von demselben Regiment) als zweite einkam und die Einsätze und Reugelder im Be⸗ trage von 760 erhielt und des Oberst⸗Lieut. v. Rosenberg (Ziet.⸗ Hus.) 6jähr. schwbr. Stute „Terra Firma“ v. Newland a. d. Tutela 84 ½ kg (Reiter: Lieut. v. Sydow von demselben Regiment) ihren Einsatz rettete. Wetten 12:1.

Am 11. d. Mts., Mittags, fand die feierliche Enthüllung des

in der Dresdener Neustadt auf dem ; an der Theresien⸗ asselbe, eine schön

elungene Arbeit des Bildhauers G. Kietz, besteht aus einer Marmor⸗ büste, deren Postament von Kindergestalten mit Blumen geziert wird.

Im Zoologischen Garten ist gestern Carl Hagenbecks weite afrikanische Karawane eingetroffen, um sich vor ihrer breise nach Afrika mit der hier anwesenden ersten Karawane zu

vereinigen. Beide vereinigten Karawanen, zusammen 31 Nubier und 1 Miubierin, werden sich bei günstiger Witterung mit ihren Reit⸗ Dromedaren. Reiteseln ꝛc. täglich im Gehege vorstellen. Bei ungün⸗ stiger Witterung werden die Nubier im großen Saale des Restau⸗ rants ihre Waffentänze, Aa Feieeagfe ꝛc. aufführen. Vorführungs⸗ zeit Vormittags Uhr, Nachmittags 2 Uhr bis zum el werden. v

Für jede im lau⸗ kg mehr.

„Victoria⸗Theaters“,

Das große Ausstattungsstück des Uarda“, hat nunmehr bereits 25 Aufführungen erlebt, ohne daß

elben noch eine lan

8 Anziehungskraft nachgelassen hätte. Voraussichtlich steht dem⸗

ge Reihe von Wiederholungen in Aussicht. ö“