nung „Landespolizeibehörde“ die Kreishauptmannschaften und unter der Bezeichnung „Polizeibehörde“ die Polizeidirektion in Dresden, die Amtshauptmannschaften, die Verwaltungskommission für die Schönburgschen Rezeßherrschaften, die Polizesämter in Leipzig und Chemnitz, und in den übrigen Städten mit reridirter Städteordnung die dasigen Stadträthe, sowie hinsichtlich der Vereinszusammenkünfte und Versammlungen innerhalb der in der Verordnung vom 22. August 1874 (Gesetz⸗ und Verordnungsblatt vom Jahre 1874 Seite 126 flg.) bestimmten Kompetenzgrenzen, in den mittleren und kleinen Städten die Bürgermeister und in den Landgemeinden die Gemeindevorstände
zu verstehen sind.
Baden. Karlsruhe, 22. Oktober. Der Erbgroß⸗ herzog hat vorigen Sonntag, den 20. d. M., Baden verlassen und ist nach Leipzig gereist, um dort seine akademischen Stu⸗
dien fortzusetzen.
Hessen. Darmstadt, 22. Oktober. Prinz Leopold und Irland ist heute Nachmittag von der Großherzoglichen Familie am Bahnhof empfangen, zu mehrtägigem Besuch hier eingetroffen und im Neuen Palais abgestiegen. 1““
Oesterreich⸗uUngarn. Wien, 23. Oktober. (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ meldet aus Konstantinopel: Mit⸗ theilungen, welche der Pforte aus Ueskueb Kustendje und Morokope in Bulgarien, wie aus der Umgegend von Salonichi zugegangen sind, signalisiren eine große Agitation. In Philippopel wird eine Kundgebung gegen die Kommission ür Ostrumelien vorbereitet. In Seres in Macedonien sind bereits Unruhen vorgekommen. Eine Bande von 2000 wohl bewaffneten Bulgaren griff am 18. d. Krasna an; der Kampf wurde am 19. d. fortgesetzt. In den bulgarischen Distrikten von Djuma und Samakoff soll gleichfalls alles zur Erhebung bereit sein. Raslik ist von einem Angri der Bulgaren be⸗ droht. — Aus Bukarest: Der Vizepräsident des Senats, Demeter Bratiano, ist zum Gesandten in Konstantinopel und General Ghika zum Gesandten in St. Petersb urg er⸗
nannt worden. J
Pest, 24. Oktober. (W. T. B.) Das Abgeordneten⸗ haus wählte Koloman Ghiczy mit 206 von 350 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten.
* Schweiz. Bern, 23. Oktober. (Bund.) Auf Ver⸗ anlassung des Präsidenten und des ersten Vizepräsidenten des Zürcherischen Kantonsrathes haben 131 Kantonsrathsmitglieder der verschiedenen Parteistellungen einen Aufruf an das Zürcher Volk gerichtet, in welchem dasselbe Fasgrforhert wird, die vom Kantonsrath einstimmig beschlossene Nachsubvention für das Gotthardbahnunternehmen zu sanktioniren. Der
Aufruf führt aus, daß ein glänzendes Volksvotum im Kanton Zürich namentlich von hohem moralischen Werthe sei, gegen⸗ üͤber der intensiven Agitation, die vom Kanton Waadt gegen
den eidgenössischen Gotthardkompromiß ausgegangen sei.
Großbritannien und Irland. Lo ndon. 2i zusammeffberuffen worden. Die „Times“ spricht sich an⸗ gesichts der afghanischen Angelegenheit und der russisch⸗ türkischen Differenzen zustimmend zu dieser Maßregel aus. — Der „Times“ wird aus Konstantinopel, vom 22. d. M., gemeldet: Die Gerüchte, daß die Pforte die englischen Reformvorschläge formell acceptirt habe, sind versrüht. Die Pforte habe bisher nur die Versicherung ertheilt, daß die Antwort auf die englischen Vorschläge noch in dieser Woche abgesandt werden würde. In derselben werde das englische Projekt mit einigen geringen Modifikationen an⸗ genommen werden. Diese Modifikationen seien veranlaßt worden durch den Beschluß der Pforte, die Rathschläge und die Unterstützung Englands anzunehmen, dagegen jede Kontrole zu verweigern. — Einem Telegramm des „Standard“ aus
awilpindi, vom 23. d. M. zufolge, dauert das Fieber unter den an der Grenze stehenden englischen Truppen fort. Ein Drittel eines in Peschawur stehenden Regiments ist durch die Epidemie kampfunfähig gemacht worden. — Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Simla, vom 23. d. M., hat der Khan von Khelat den Durchzug der englischen für Quettah bestimmten Streitkräfte durch sein Gebiet gestattet und sich bereit erklärt, denselben Lebens⸗ mittel zu liefern.
Bombay, 23. Oktober. (W. T. B.) Die „Bombay Gazette“ veröffentlicht einen Brief aus Thull vom 15. d. M. in welchem es heißt, der Abgesandte des Vizekönigs habe sich dahin ausgesprochen, daß ein plötzlicher Einfall in Afghanistan große Schwierigkeiten haben würde. Gutem Vernehmen nach besteht die Macht des Emirs aus 60 000 Mann Infanterie, von denen die Mehrzahl mit Gewehren be⸗ waffnet ist, 100 Kanonen und entsprechender Kavallerie. Man glaubt, daß der Emir entschlossen ist, Widerstand zu leisten und Alimusjid, Jellalabad und Kabul zu vertheidigen, Kan⸗ dahar jedoch nicht.
— Aus der Kapstadt wird „Reuters Bureau“ unterm 1. d. M. gemeldet:
Es verlautet aus anscheinend glaubwürdiger Quelle, daß Cety⸗ wayo binnen Kurzem in offener Feindseligkeit sich erheben dürfte. Seine Spione überwachen genau die Bewegungen der britischen Truppen. Kreli's Zauberdoktor ist bei Untala gefangen genommen worden. Wo Kreli sich aufhält, ist ganz ungemä. Einem Bericht zufolge hat er sich nach Unquikela im Pondolande begeben, und ein anderer befagt, daß er bei Cetywayo eine Zuflucht gesucht habe. — Die Entwaffnung der Eingeborenen an der Grenze nimmt ruhig ihren Verlauf. — Der Premier⸗Minister Mr. Sprigg bemerkte in einer Rede, die er bei einem Bankett in Queenstown hielt, daf er im „Cape Argus“ gelesen habe, das ganze Land von Algoa bis Delagoa Bai befände sich in Folge der Ent⸗ waffnungspolitik der Regierung in einem Zustande der Gährung. Er erklärte diese Angabe für cine grobe und absichtliche Unwahrheit. Auch empfahl er dringend eine Konföderationspolitik. — Ein Theil der Beaufort⸗Westeisenbahn wird in Kurzem eröffnet werden, und behufs weiterer Ausdehnung der Linie wird eine Vermessung nach dem Orangefluß zu beginnen. — Berichten aus Griqualand zu⸗ folge machten die Kaffern einen Angriff auf das Lager bei Moos⸗ fontein, wenige Meilen von Griquatown; sie wurden indeß zurück⸗
eschlagen. — Die meisten der Kimberley⸗Freiwilligen stehen im elde. — Dem neuesten Gerücht aus Transvaal zufolge haben ich sowohl Mapoch wie Makapon rebellisch erhoben.
Frankreich. Paris, 23. Oktober. (W. T. 8 Heute fanden die Leichenfeierlichkeiten für den verstorbenen
olge der energischen Reklamation d bene⸗ die marokkanischen Behörden am 21. d. M. in Gegenwart des spanischen Konsuls die Wächter, die am Tage der Ermordung des spanischen Unterthanen Liano durch Ma⸗ rokkaner mit der Bewachung des Lazareths beauftragt waren,
Chef der Exekutivgewalt, Pi y vor dem Gerichtshofe von Sevilla gbgegebenen wieder freigelassen worden. 8
Könige den Eid leisten.
Bischof Dupanloup statt. Denselben wohnte eine große eSnn bei. 34 Prälaten assistirten bei der Feier.
Spanien. Madrid, 23. Oktober. (W. T. B.) In der spanischen Regierung
ur strengen Bestrafung gezogen. — Der wegen Theilnahme an er — republikanischen Schilderhebung verhaftete frühere ist in Falge der
Margall, Erklärungen
11
Italien. Rom, 23. Oktober. (W. T. B.) Journal „Diritto“ meldet, General Bonelli habe das Porte⸗ feuille des Kriegs⸗Ministeriums angenommen. Derselbe habe sich heute Abend nach Monza begeben und w morgen dem
Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Ok⸗ tober. (W. T. B.) General Drentelen, Chef der Gensd'a merie, ist heute hier eingetroffen. 8
Dänemark. Kopenhagen, 23. Oktober. (W. T. „Morgentelegrafen“ zufolge, ist der Regierung die Mittheilun zugegangen, daß das gelbe Fieb. in St. Thomas aus⸗ gebrochen sei. 4 Soldaten seien bereits von der Krankheit befallen.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 23. Oktober. (W. T. B.) Die diplomatischen Agenten Italiens und Griechen⸗ lands haben bei Nubar Pascha sormellen Protest dagegen er⸗ hoben, daß der demnächst fällige Coupon der unifi⸗ zirten Schuld eingelöst werde, bevor das Urtheil der inter⸗ nationalen Gerichtshöfe gegen die Regierung ausgeführt sei. Italien hat Oesterreich und Deutschland aufgefordert, sich dem Proteste anzuschließen; man“ glaubt, daß Oesterreich dem An⸗ suchen Folge leisten werde. — Die Ueberschwemmung des Nil hat beträchtlichen Schaden angeri tet, der auf 500 000 Pfd. Sterl. geschätzt wird; 250 Personen sollen dabei ums Leben gekommen sein. Die Eisenbahnverbindung ist unterbrochen; die Einwohner beschuldigen die Regierung, die nöthigen Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen zu haben.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
München, Donnerstag, 24. Oktober. Der Kultus⸗ Minister von Lutz hat an Stelle des für einige Wochen beur⸗ laubten Minister⸗Präsidenten von Pfretzschner das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten übernommen.
St. Petersburg, Donnerstag, 24. Oktober. Der „Re⸗ gierungsbote“ veröffentlicht ein Telegramm des russischen Kom⸗ missars in Bulgarien, Fürsten Dondukoff⸗Korsakoff, in welcher
m
—— 2. 1. Sest, voeh. ch die Centralverwaltung des Fürstenthums Bulgarien verlegt worden, eingetroffen sei. Mit der Verwaltung Ostbulgariens wurde der General⸗Lieutenant Stolipin betraut, welcher die Rechte eines General⸗Gouverneurs erhält.
MNr. 63 des Amtstsblatt der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegrapbenverwaltung hat solgenden Inhalt: Verfügungen: vom 21. Oktober 1878. Portoberechnung für Packet⸗ sendungen nach und aus Großbritannien und Irland bei der Be⸗ förderung über Rotterdam. — Vom 19. Oktober 1878. Nach⸗ frageschre ben über Postanweisungen nach den Vereinigten Staaten von Ame V Oktober 1878. Stempel der Post⸗
5 8 8 “ 8
Statistische Nachrichten.
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versiche⸗ rungs⸗Aktien⸗Gesellschaft — Abtheilung für Unfall⸗ versicherung — kamen im Monat September 1878 zur An⸗ zeige: 16 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebens⸗ gefahr schweben, 30 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 450 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Sa. 502 Unfälle.
— In einer Studie des „Journal des sciences militaires“ über die Mobilisirung der französischen Armee wird der voraus⸗ sichtliche Effektipbestand der französischen Streitkräfte wie folgt dar⸗ gelegt; Aktive Armee. 9 Kontingente à 247 000 Mann =
224 800 Mann. Engagirte unter 20 und über 40 Jahre, Offi⸗ ziere ꝛec. 40 000 Mann. Summa 2 264 800 Mann. Hiervon sind abzuziehen: Bedingungsweise Dispensirte und Verstorbene, Aus⸗ geschiedene ꝛc. 64 800 Mann. Bleiben 2 200 000 Mann, von welchen der Landarmee 2 075 000 Mann, der Marine 125 000 Mann an⸗ gehören. — Territorialarmee. Organisirt 5 Kontingente à 160 000 Mann = 800 000 Mann. Reserve 6 Kontingente à 100 000 Mann = 600 000 Mann. Summa 1 400 000 Mann. Total der gesammten Streitkräfte 3 600 000 Mann. Die permanente Armee begreift in sich: Marine 5 Kontingente à 6400 Mann = 32 000 Mann. Andere Inskribirte 14 000 Mann. Offiziere ꝛc. 3000 Mann. Summa 49 000 Mann. Landarmee 4 Kontingente der ersten Portion à 89 600 Mann = 358 400 Mann. Erste Klasse der zweiten Portion 40 000 Mann. Offiziere ꝛc. 31 000 Mann. Summa 430 000 Mann. Dies beträgt für die gesammte permanente Armee 430 000 Mann, wonach sich der Urlauberstand mit 3 121 000 Mann heraus⸗ stellt und zwar mit 1 645 000 Mann der aktiven Armee und 1 476 000 Mann der Territorialarmee. Von den Urlaubern der aktiven Armee gehören 1 031 860 Mann zu den Gedrillten und 613 140 zu den Nichtgedrillten. — Der Pferdebestand der mobilisirten Armee wird wie folgt angegeben. In der aktiven Armee sollen sich an Pferden und Zugthieren zusammen 210 700 Stück befinden. Da die aktive Armee thatsächlich nur 112 964 Stück besitzt, so müssen im Mobilisirungsfalle 97 736 Stück angeschafft werden. Die Territorial⸗ Armee würde überdies eine gleich große Anschaffung erfordern. — An Fuhrwerken sind für die aktive Armee bereit: 2200 Ambulanz⸗ wagen, 14 000 Subsistenzwagen, 320 Bekleidungswagen, 680 Bagage⸗ und Archivwagen, 8150 Regimentswagen, 215 Kassen⸗ und Postwagen, 150 Telegraphenwagen, 80 Lithographiewagen, 280 Schmieden und andere Geräthwagen. Summa 26 075 Stück. Hierzu kommen noch Artilleriefuhrwerke 16 356 Stück, Geniefuhrwerke 508, Pontonier⸗ fuhrwerke 1660 Stück. Total 44 599 Wagen.
T. B)
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Professor Wilhelm Müller in Tübingen hat es, „von mehreren Seiten hierzu aufgefordert“, unternommen, eine Lebensskizze des General⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke zu entwerfen. Dieselbe ist vor Kurzem im Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart erschienen. Der Verfasser behandelt nach seiner eigenartigen Auffassung und Darstellung das Leben des großen Strategen von dessen ersten Jugendjahren bis zum Jahre 1878. Er führt den Leser in dem ersten Abschnitte gleich mitten in die Kriegs⸗ aktion des Jahres 1866, in den Abend vor der Schlacht von König⸗ grätz und reiht daran die Schilderung des böhmischen Feldzuges. Der zweite Abschnitt umfaßt die „Jugendjahre und Wanderjahre 1800- 1856“ und der nächste Abschnitt ist der Wirk amkeit des Generals von Moltke als Chef des Generalstabes der Armee seit dem Jahre 1857 gewidmet. Ein folgender Abschnitt schildert die hervorragende Thätigkeit des Feldmarschalls im deutsch⸗franzö⸗
schen Kriege von 1870 und 1871, während der letzte
bschnitt sich mit der Theilnahme desselben an den Verhandlungen des Reichstages in den Jahren 1867 — 1878 beschäftigt. Der Ver⸗ fasser bemerkt in dem Vorworte, eß er die Lebensskizze auf die theils von dem Feldmarschall von Moltke selbst verfaßten, theils von ihm mehr oder minder inspirirten Werke aufgebaut habe und bezeichnet als die ersteren die Briefe aus dem Orient, die Darstellung des russisch⸗türkischen Krieges 1828/29, die Briefe aus Rußland und aus Paris und als die letzteren die Generalstabswerke über die Kriege von 1866 und 1870/71. Außerdem führt der Verfasser als seine Quellen noch eine Reihe als zuverlässig bekannter, trefflicher Werke an. Der Verfasser ist darauf bedacht gewesen, überall, wo es möglich war, die Person des Grafen von Moltke in den Vordergrund treten zu lassen. Er hat daher von dem böhmischen Feldzug von 1866 wie von dem deutsch⸗französischen Kriege von 1870/71 nicht Kriegs⸗ und Schlachtendetails, sondern vorzugsweise die Feldzugspläne des Chefs des Generalstabes der Armee und die von letzterem an die Oberkommandos der einzelnen Armeen gerichteten Befehle und Direktiven mitgetheilt, welche die Vorbereituugen zu den Schlachten und die Bedingungen der Siege waren. Die in dem zweiten Ab⸗ schnitte dargestellte Geschichte der „Jugend⸗ und Wanderjahre!, unter welchen der vierjöhrige Aufenthalt Moltke’'s im Orient die hervorragendste Rolle spielt, hat der Verfasser an der Hand der von Moltke selbst herausgegebenen Briefe aus dem Orient, aus Rußland und aus Paris beschrieben. Des Grafen von Moltke Reden im Reichstage haben die ihrer Wichtigkeit eutsprechende Würdigung ge⸗ funden. Alle Reden, welche der Feldmarschall als Reichstags⸗Abge⸗ ordneter von 1867 bis 1878 im Reichstage gehalten hat, sind theils wörtlich, theils nach ihrem wesentlichen Inhalte mitgetheilt, wobei der Verfasser die jedesmalige Situation durch einleitende Worte skizzirt. Dem Buche 9 2 ven “ Porträt des Feldmarschalls als Titel⸗Illustration beigefügt.
80 Im Verlage ven J. Guttentag (D. Collin) hierselbst sind folgende neue juristische Schriften erschienen:
1) Die sechste Lieferung rvon: „Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich nebst dem Gerichtsverfassungsgesetz und den das Strafverfahren betreffenden Bestimmungen der übrigen Reichs⸗ gesetze; mit Kommentar von C. Löwe, ppellationsgerichts⸗Rath in Fezrfur⸗ ga. d. O.“ Wie aus den früheren Lieferungen bekannt, bietet das Werk in der Form von Anmerkungen zu dem Gesetzestexte eine eingehende Erläuterung der Strafprozeßordnung und aller das Strafverfahren betreffenden reichsgesetzlichen Vorschriften, unter Be⸗ rücksichtigung der Motive und der Verhandlungen der Reichskommission und des Reichstages. Der Strafprozeßordnung vorausgeschickt ist das Gerichtsverfassungsgesetz; dasselbe ist insoweit erläutert, als seine Be⸗ stimmungen eine Bedeutung für das Strafverfahren haben.
2) „Die Aufnahme letztwilliger Verordnungen im Geltungsgebiete des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten. Ein Hülfsbuch von R. Blochmann, Kreisrichter a. D. Die Exrichtuna jetztwilligex Verordnüngen ist für das Schicksal ganzer Familien von so weittragendem Einflusse, daß es kaum eine richterliche Thätigkeit giebt, welche an die Pflichttreue, die Umsicht und das Verständniß praktischer Verhältnisse größere Anforderungen stellte, als die Aufnahme der Testamente. Will der Testator sicher gehen, daß seine letztwillige Verordnung im vollen Umfang zur Aus⸗ führung komme, so kann er bei einigermaßen verwickelten Verhältnissen der Beihülfe eines Rechtsverständigen nicht leicht entbehren. In den, ö wird der Richter, welcher das Testament aufzunehmen hat diesen Rechtsbeistand leisten müssen. — Nach §§. 141 und 153 A. L. R. I. soll er zugleich dafür sorgen, daß Prozesse über letzte Willenserklärungen möglichst vermieden werden. Dieser Verpflichtung karn der Richter nur genügen, wenn er sich nicht blos alle auf das testamentarische und gesetzliche Erbrecht bezüglichen Bestimmungen gegenwärtig hält, sondern auch mit den Entscheidungen des obersten Gerichtshofes über zweifelhafte Fragen und Auslegungen der Gesetze Und letzten Willenserklärungen vertraut macht. Um dem Richter diese Aufgabe, insbesondere außerhalb der Gerichtsstelle, zu erleichtern, hat der Verfasser die in beiden Theilen des Landrechts und in verschiede⸗ nen Titeln zerstreuten erbrechtlichen Bestimmungen und Entscheidun⸗ gen des Ober⸗Tribunals, soweit sie bei der Auf⸗ und Annahme letzt⸗ williger Verordnungen in Frage kommen können, zusammengestellt.
3) „Der Reichs⸗Civilprozeß. Lehrbuch des bügerlichen Verfahrens nach der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich und den ergänzenden Reichsgesetzen von Dr. Hermann Fitting, ordent⸗ lichem Professor der Rechte in Halle.“ Je weiter das Verfahren, wie es sich nach der deutschen Civilprozeßordnung gestalten wird, von dem bisherigen Verfahren in den meisten Theilen Deutschlands abweicht, um so dringlicher macht sich für den praktischen Juristen, dem neben seinen laufenden Arbeiten die Aufgabe gesetzt ist, bis zum 1. Oktober 1879 nicht allein die Civilprozeßordnung, sondern auch die übrigen neuen Justizgesetze zu beherrschen, das Be⸗ dürfniß eines Hülfsmittels fühlbar, welches ihn in den Stand setzt, mit dem möglichst geringen Aufwande von Mühe und Zeit eine hinreichend gründliche Kenntniß des neuen bürgerlichen Verfahrens zu erwerben. Daneben ist es aber auch wünschenswerth, durch eine dem Verständniß auch der Nichtkuristen zugängliche Dar⸗ stellung des neuen Prozeßrechtes weiteren Kreisen des Volkes eine nicht zu oberflächliche Kenntniß desselben zu vermitteln. Das vorliegende Lehrbuch dient diesem doppelten Bedürfnisse, demjenigen der Juristen sowohl als dem der Nichtjuristen. Der Versuch einer solchen Vereini⸗ gung der Interessen wird für beide Theile nützlich sein können, da einerseits die durch die Rücksicht auf den Nichtjuristen gebotene Einfachheit, Klarheit und Gleichförmigkeit der Sprache auch dem Juristen, andererseits die im Hin⸗ blick auf den letzteren geforderte Genauigkeit und Schärfe auch dem Nichtjuristen zu Statten kommen wird. Diesem seinem doppelten Zwecke gemäß konnte mit dem Buche eine wissen⸗ schaftliche Arbeit im strengen Sinne nicht beabsichtigt sein. Doch wird die klare und bündige systematische Darstellung des neuen Prozeßrechtes auf Grurd nicht nur der Civilprozeßordnung, sondern auch aller ergänzenden Reichsgesetze: Der Rechtsanwaltsordnung, des Gerichtskostengesetzes und der Gebührenordnungen für Gerichts⸗ vollzieher, sowie für Zeugen und Sachverständige, dazu beitragen, daß dieses Recht möglichst rasch den Grad von theoretischer Durch⸗ bildung erhalte, dessen jedes Recht zu richtiger Anwendung und wahr⸗ haft fruchtbarer Wirksamkeit unumgänglich bedarf.
— Das neue Reichsgesetz gegen die gemeingefähr⸗ lichen Bestrebungen der Sozialdemokratie liegt bereits⸗ in einer handlichen, aus dem Verlage von Gustav Hempel hier⸗ selbst hervorgegangenen Ausgabe vor. Dieselbe ist von R. Höing haus mit Einleitung und Anmerkungen versehen, welche, vorzugsweise dem amtlichen Material entnommen, Erläuterungen aus den Moti⸗ ven, den Erklärungen der Bundeskommissare und den Berichten und Verhandlungen des Reichstags enthalten. Beigegeben ist der Aus⸗ gabe ein Abdruck der Genossenschafts⸗ und Hülfskassengesetze.
— Von den „Abhandlungen zur geologischen Spezial⸗
karte von Preußen und den Thüringischen Staaten“ ist
jetzt im Verlage der Neumannschen 3. Heft des II. Bandes erschienen. Dasselbe enthält allge meine Erläute⸗ rungen zur geognostisch⸗agronomischen Karte der Um⸗ gegend von Berlin und ist von dem Landesgeologen und Professor an der Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin, Dr. G. Berendt, verfaßt. Die der Abhandlung zum Anhalte dienenden 9 nördlichen Sektionen der weiteren Umgegend Berlins, nämlich die Sektionen: Linum, Nauen, Markau, Cremmen, Marwitz, Rohrbeck, Dranienburg. Hennigsdorf und Spandow, sind die ersten geologischen Karten, welche Seitens der Königlichen geologischen Landesanstalt aus dem weiten Gebiete des norddeutschen Flachlandes erscheinen. Sie zugleich auch die ersten geologischen Spezialkarten, welche t und Forstwirthe insbesondere zugänglich bezw. nutzbar sind. Die vorliegende Abhandlung ist daher nicht nicht nur eine, das Gemeinsame zusammenfassende Generalerläuterung für diese 9 Kartenblätter, sie dient auch in gewissem Grade, nur mit speziellem Anhalte an dieselben, als Einleitang für die in ihrer Eigenschaft als vereinigte geognostisch⸗agronomische Karte neue Art der Kartendarstellung. Was die geognostische Darstellungsweise betrifft, so schließt sich dieselbe allerdings an die bisher im mittel⸗ deutschen Gebirgslande befolgte aufs Innigste an, nur daß auf die petrographische Seite der Unterscheidung ein noch größeres und aus⸗ nahmsloses Gewicht gelegt worden ist. Die hinzutretende agrono⸗ mische Bezeichnungsweise ist aber vollständig neu. Wie bei der geognostischen Bezeichnungsweise ein Hauptgewicht in die Petro⸗ graphie, in die Beschreibung der Gesteinszusammensetzung fällt, so ist hier das Hauptgewicht auf die pedographischen Unter⸗ schiede, auf die Zusammensetzung des aus dem Gestein entstandenen Bodens gelegt worden. In dem innigen Zusammenhange des Ge⸗ steins und seiner Verwitterungsrinde, des Bodens, in der Unzer⸗ trennlichkeit der Petrographie und der Pedographie liegt aber die Möglichkeit der Herstellung einer vereinigten geognostisch⸗agronomischen Karte. Wegen der grogen Bedeutung dieser Aufgabe hat denn auch die geologische Landesanstalt, als bei Gründung derselben im Jahre 1873 Seitens des Königlichen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten die Ausdehnung der geologischen Unter⸗ suchungs⸗ und Kartirungsarbeiten auf das norddeutsche Flachland aus⸗ gesprochen wurde, zugleich die möglichste Nutzbarmachung dieser Auf⸗ nahme gerade als Bodenkarten übernommen. Auf Grund der erschienenen g ersten durch Dr. G. Berendt, zum Theil unter Mitwirkung der Assisten⸗ ten Dr. Laufer und Dr. Dulk aufgenommenen Flachlandsseklionen, in welchen gleichzeitig durch Farben und Zeichen sowohl die ursprüngliche geognostische Gesammtschicht, wie auch ihre Verwitterungsrinde, also Grund und Boden der Gegend zur Anschauung gebracht ist, wird es dem Praktiker leicht werden, den innigen Zusammenhang der jedes⸗ maligen Bodenverschiedenheit mit den geognostischen Lagerungsver⸗ hältnissen verstehen zu lernen und in mannigfaltiger Weise zu nutzen. Dazu wird denn auch die vorliegende Abhandlung, welche, ge⸗ stützt auf mechanisch⸗chemische Analysen diesen zur Darstellung ge⸗ brachten unlöslichen Zusammenhang von Grund und Boden des Weiteren nachzuweisen sucht, auch ihrerseits mithelfen.
— Von dem dankenswerthen und interessanten literarischen Unternehmen „Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz und ihres Grenzgebietes“, auf welches wir zuerst im Allgemeinen hingewiesen und dessen Band wir dann näher angezeigt haben (Nr. 2731877), ist vor Kurzem der zweite Band erschienen: „Niklaus Ma⸗ nuel“, herausgegeben von Dr. Jakob Baechtold (Frauen⸗ feld, Verlag von J. Huber, 1878). Der Herausgeber gedenkt zuerst im Vorworte der bekannten trefflichen Monographie von Grüneisen über Niklaus Manuel, in welcher über die Lebensschicksale und die Werke dieses Künstlers, Dichters, Kriegers, Staatsmanns und Reformators im 16. Jahrhundert eingehend gehandelt wird, und in welcher seine Dichtungen zum Theil mitgetheilt werden, er⸗ wähnt dann die andern Bemühungen für diese hervorragende und eigenartige Erscheinung der Literatur⸗ und Kunstgeschichte und belehrt schließlich über die Einrichtung der neuen Ausgabe. Das hier dar⸗ Material ist bei Grüneisen kaum zur Hälfte gedruckt. Im Allgemeinen war der Grundsatz leitend, die Originalausgabe letzter Hand den Texten zu Grunde zu legen. Textabweichungen sind im Lesarten⸗ verzeichniß zusammengestellt. Willkommen ist ein erklärendes Wörter⸗ buch, sowie das Namen⸗ und Sachregister. Den Werken des Niklaus Manuel folgen in der Ausgabe auch die dichterischen Versuche (zum Theil im Auszuge) von dem weniger bedeutenden Sohne desselben, von Hans Rudolf Manuel. Von besonderem Werthe ist die sehr eingehende Einleitung, die zuerst das Leben Mannuels, dann seine künstlerische Thätigkeit schildert und schließlich seine Dich⸗ tungen charakterisirt. Der zweite Abschnitt über Manuels Kunst ist von Professor F. Salomon Vögelin in Zürich geschrieben und bei⸗ gesteuert worden. — Wurde das ganze Unternehmen allseitig will⸗ kommen geheißen und hat der erste Band allgemeinen Beifall ge⸗ funden, so wird voraussichtlich auch diesem zweiten Bande, der so vieles Interessante bietet, eine freundliche Aufnabme nicht fehlen
München, 20. Oktober. Die „Allg. Ztg.“ meldet: Se. Ma⸗
jestät der König hat die Errichtung einer meteorologischen Centralstation in München mit 34 Beobachtungsstationen an
verschiedenen Orten des Königreichs genehmigt. Zweck dieser Sta⸗ tionen ist Pflege und Entwickelung der Wissenschaft der Meteorolo⸗ gie, sodann auch Förderung wichtiger praktischer Interessen Bayerns, namentlich im Gebiete der Landwirthschaft, Forstwirthschaft und Hygiene. Die meteorologische Centralstation in München ist bereits errichtet und eröffnet worden. Sie befindet sich im Hause Nr. 20 an der Gabelsbergerstraße. Die Wahl der Orte und Beobachter für die 34 der Centralstation untergebenen Beobachtungsstationen ist so weit gediehen, daß sie in der nächsten Zeit zum Abschlusse gebracht werden kann. Probebeobachtungen sollen an allen Sta⸗ tionen in den Monaten November und Dezember 1878 statt⸗ finden. Mit dem 1. Januar 1879 sollen die definitiven, später zu veröffentlichenden Beobachtungen beginnen. Se. Majestät der König hat die Funktion eines Direktors der meteorologischen Centralstation in München und ihren Filialen dem ordentlichen Professor der Physik an der technischen Hochschule dahier, Dr. W. von Bezold, übertragen. — Se. Majestät der König hat genehmigt: 1) daß das Odeonsgebäude zu München aus der Verwaltung der Königlichen Hoftheater⸗Intendanz in jene der Königlichen Musikschule in München übergehe und ganz der zur Verfüͤgung gestellt werde; 2) daß insbesondere der große Odeonssaal nebst den an⸗ stoßenden Räumen in Zukunft für Zwecke der genannten Musikschule in erster Linie, dann zur Abhaltung von Konzerten der musikalischen Akademie, der Vokalkapelle und namhafter Künstler zu dienen habe, dagegen jede anderweitige Verwendung desselben, insbesondere für Bälle, Redouten, Ausstellungen u. dergl., ausgeschlossen bleibe.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Naumburg, 22. Oktober. (Magdeb. Ztg.) Obgleich das
außergewöhnlich milde Wetter es zulassen würde, die Wein lese noch
einige Zeit hinauszuschieben, so wird Ende dieser Woche doch schon damit vorgegangen werden. Mit Anfang der nächsten Woche dürfte im Saal⸗ wie im Unstrutgebiete ganz allgemein mit der Traubenernte begonnen und diese binnen wenigen Tagen beendet sein.
Gewerbe und Handel.
Der Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft Görlitzer Maschinenbau⸗Anstalt und Eisengießerei für den Zeit⸗ raum vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1878 berichtet u. A. Folgen⸗ des: Es ist dem Vorstand gelungen, das Etablissement soweit zu be⸗ schäftigen, daß die Verpflichtungen in pekuntärer Beziehung prompt erfüllt und der Stamm eingeschulter Arbeiter erhalten werden konnte. Die erste Hälfte des Geschäftsjahres ergab hiasichtlich der eingegange⸗ nen Aufträge ein sehr ungünstiges Resultat; dagegen gelang es, Ende Dezember v. J. bis Anfang Februar d. J. mehrere größere Bestellungen auf Dampfmaschinen mit Ventilsteuerung
nach Rußland zu erhalten, welche es ermöglichten, von sebras bis Juni cr. mit voller Arbeitszeit das Etablissement zu beschäftigen. Was die Geldverhältnisse der Gesellschaft anbetrifft, so ist es mög⸗ lich gewesen, das Accepten⸗Konto um 16 000 ℳ und das Kreditoren⸗ Konto um rund 44 000 ℳ, zusammen 60 000 ℳ gegen das Vorjahr zu vermindern. Es betrug: Das Gewicht der abgelieferten Maschinen, Transmissionen, Dampfkessel, Brücken und Blecharbeiten ꝛc. 889 479 kg, das Gewicht des abgelieferten Rohgusses für auswärts 68 671 kg, der Werth dieser beiden vorstehend aufg führten Positionen 593 734 ℳ, die Zahl der Arbeiter exel. Beamten und Werkmeister: a. im Minimum 217, b. im Maximum 272, c. am Ende des Geschäfts⸗ jahres 250. An Lohn wurde gezahlt pro Jahr 166 393 ℳ An Gehältern wurde gezahlt 37 801 ℳ Die Gesammtproduktion der Eisengießerei betrug während des verflossenen Geschäftsjahres 10 596 Ctr. gegen 12 108 Ctr. im Vorjahre. Das Lohn hat sich im vorigen Jahre um ca. 2 ½ % reduzirt, ebenso die Summe der Ge⸗ hälter um ca. 5000 ℳ Die bisher erfolgten Ab chreibungen auf die Kapitalkonten erreichen die Summe von rund 217 000 ℳ Der verbleibende Gewinnrest von 2980 ℳ wird auf Abschreibungs⸗ konto für unvorhergesehene Fälle übertragen.
— Die Provinzial⸗Diskonto⸗Gesellschaft in Liquida⸗ tion hier wird, wie die „B. Börs. Ztg.“ hört, außer der bereits er⸗ folgten Rückzahlung von 20 % jetzt weitere 10 % des eingezahlten Aktienkapitals, d. i. 60 ℳ pro Aktie, zur Rückzahlung bringen. Die Auszahlung soll vom 1. November d. J. ab erfolgen.
Gotha, 22. Oktober. Durch eine Ministerial⸗Verordnung vom heutigen Tage wird bestimmt, daß von Wanderlagern für eine Woche oder einen Theil derselben in Gotha 30 ℳ, in den übrigen Städten 20 ℳ und in allen sonstigen Ortschaften 10 ℳ Gewerbs⸗ abgabe an die Staatskasse gezahlt werden sollen, und es ist dieser Satz um die Hälfte zu erhöhen, wenn der Wanderlagerinhaber sich mehr als eines Gehülfen bei seinem Geschäftsbetriebe bedient. Die Gewerbsabgabe ist bei jedem Ortswechsel von Neuem zu entrichten, auch wenn die Zeit noch nicht abgelaufen ist, auf welche sie bezahlt ist. Zuwiderhandlungen Seitens des Wanderlagerinhabers werden mit dem vierfachen Betrage der wöchentlichen Abgabe bestraft, vorbehalt⸗ lich der Nachzahlung der angefallenen Abgabe selbst.
Rotterdam, 23. Oktober. (W. T. B.) Bei der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Kaffee⸗Auktion wurden für Nr. 1 53, Nr. 2 45 ¼, Nr. 3 47, Nr. 4 46, Nr. 5 57 ½, Nr. 6 66 ¼ und Nr. 8 67 ¼ Cts. erzielt.
Antwerpen, 23. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 1779 B., verkauft 888 B. Preise unverändert.
London, 24. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ meldet das Fallissement des Hauses Matthew Buchanan & Co. Die Passiven soll n 1 250 000 Pfd. Sterl. betrager
Verkehrs⸗Anstalten.
Southampton, 23. Oktober. Das Post⸗Dampfschiff „Oder“, Kapitän C. Leist, vom Norddeutschen Lloyd in⸗Bremen, welches am 12. d. Mts. von New⸗York abgegangen war, ist gestern 6 Uhr Abends wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 8 Uhr Abends die Reise nach Bremen fortgesetzt. Die „Oder“ überbringt 148 Passagiere und volle Ladung.
New⸗York, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer
„The Queen“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Com⸗ pagnie (C. Messingsche Linie) ist heute hier eingetroffen
Berlin, 24. Oktober 1878.
Zur Bequemlichkeit des reisenden Publikums unterhält die Postverwaltung alljährlich während des Sommers auf den beliebtesten Höhepunkten unserer nord⸗ und mitteldeutschen Gebirge — dem Brocken, der Schneekoppe, dem Inselsberge und der Bastei in der sächsischen Schweiz Post und Telegraphenanstalten. Auch auf den Nordseeinseln Borkum und Sylt, denen sich viele Badegäste zuwenden, sind alljährlich während der Badezeit Postanstalten (in Borkum und Westerland) in Wirksamkeit. Die Zahl der in diesem Jahre ber den vier Berg⸗Postanstalten vorgekommenen Post⸗ sendungen hat 45 481, die Zahl der Telegramme 3034 be⸗ tragen. Bei den beiden Insel⸗Postanstalten sind 112 836 Postsendungen und 4061 Telegramme zur Beförderung ge⸗ langt. Von den Postsendungen entfielen auf die Schneekoppe 16 982 Stück, den Brocken 7960 Stück, den Inselsberg 7518, die Bastein 13 021 Stück, auf die Postanstalt in Westerland 2 8 79 461 Stück, auf diejenigen in Borkum 33 375
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Die letzten Konkurrenzen auf der Berliner Rennbahn zu Hoppegarten werden am künftigen Sonntag abgehalten und damit der diesjährige Sport für den Berliner Rennplatz abgeschlossen werden. Wie bei dem Herbst⸗Meeting werden auch am Sonntag sechs Rennen ab gehalten, darunter diesmal zwei für Steeple⸗chase, ein Hürden⸗ und ein Jagd⸗Rennen, so daß den Freunden dieser, des interessantesten Theiles des Sport, voll Genüge geboten wird.
Der Tag führt den Namen „Middle⸗Park⸗Meeting“ und wird vor⸗ aussichtlich, da die Nennungen meist noch nicht geschlossen sind und heute schon zahlreiche Nennungen eingingen, eine großf Betheiligung guter Pferde in Aussicht stellen. Bemerkenswerth ist, daß unter den ge⸗ nannten Pferden (für das Dalham⸗Handikap) sich auch ein in der Middle⸗Park⸗Lotkerie gewonnenes Pferd („Miezi“) befindet. Zur Konkurrenz gelangen 1) Maccaroni⸗Preis von 1000 ℳ für zweijährige Pferde. Verkaufsrennen (bis jetzt 5 Pferde genannt). 2) Dalham⸗Handikap. Preis 1500 ℳ Für z3jährige und ältere Pferde (11 Pferde genannt). 3) Speedwell⸗Jagd⸗Ren⸗ nen. Preis 1000 ℳ Herren⸗Reiten. Für den siegenden Reiter ein Ehrenpreis (bis jetzt 8 Unterschriften). 4) Lady Love⸗Sweep⸗ Stakes für 2 jährige Pferde bei 300 ℳ Einsatz und halb Reugelg. (4 Unterschriften). 5) Parmesan⸗Handicap von 1000 ℳ für 2 jährige und ältere Pferde (6 Unterschriften) und endlich 6) Ga⸗ lingall⸗Hürden⸗RNennen. Preis 1000 ℳ Herren⸗Reiten. (Bis jetzt 4 Pferde genannt).
Es werden zu dem Rennen
vom Ostbahnbahnhof wiederum 2 Ertrazüge (12 und 12 ¼ Uhr) abgelassen, welche nd 4 ½ Uhr nach Berlin zurückkehren. .“
Der Berliner Krippenverein hielt am Mittwoch im Bürgersaale des Rathhauses seine erste Generalversammlung ab. Dem Jahresbericht, der sich über die Thätigkeit des Vereins vom 15. Mai 1877 bis 30. Juni 1878 erstreckt, entnehmen wir, daß der Verein 148 Mitglieder zählte, die an Beiträgen 1709 ℳ beisteuerten, Von Nichtmitgliedern und durch Veranstaltung von Theatervorstellungen gingen ferner 2839 ℳ 70 ₰ ein. In der Pflege des Vereins haben sich überhaupt 6284 Kinder befunden, und zwar im Juli 1877 357, im August 540, im September 586, im Oktober 623, im No⸗
vember 531, im Dezember 492, im Januar 1878 602, im Februar 617, im März 519, im April 593, im Mai 610 und i i 3
Verpflegungsgelder sind von den Eltern der Kinder in Höhe von 753 ℳ 50 ₰ gezahlt worden. Den Gesammteinnahmen von 5592 ℳ standen Ausgaben im Betrage von 5569 ℳ gegenüber. Da nun der Verein außerdem noch unbeglichene Schulden in Höhe von 959 ℳ hatte, sah er sich genöthigt, seinen Mitgliedern bereits den Antrag auf Auflösung zu unterbreiten, als ihm unerwartet ein Legat von 15 000 ℳ aus dem Markwald'’schen Nachlaß zufiel, das den Vorstand in den Stand setzte, den Antrag zurückzuziehen. Mit der Neuwahl der ausscheidenden Verwaltungsraths⸗Mitglieder schloß d
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Der Berliner Kinderschutz⸗Verein, welcher sich zur Aufgabe stellt, arme Kinder bis zum dritten Lebensjahre zu verpfle⸗ gen, in soliden Familien unterzubringen und über ihre so manchen Gefahren unterworfene erste Entwickelung zu wachen, veranstaltet auch in diesem Jahre zum Zweck der Aufbesserung seiner durch starke Nachfrage in Anspruch genommenen Mittel am 21. bis 24. Novem⸗ ber im Theatersaale der Kaisergallerie, Behrenstraße 50, einen
Bazar. “
Bremen, 19. Oktober. versuche mit elektrischem Licht zur Ermöglichung nächt⸗ licher Stromschleppschiffahrt wurden gestern Nacht mit den neuen Apparaten, die inzwischen vollständig eingetroffen waren, fort⸗ gesetzt. Dieses Mal sollte sich der Versuch gleich im praktischen Ge⸗ brauche bewähren. Der Dampfer „Deutschland“ fuhr mit einem vollen Schleppzuge Mittags von der Stadt ab und war um 5 Uhr Nachmittags bei den Badener Bergen. Nachdem die Vorbereitungen für die Nachtfahrt beendet waren, wurde die Fahrt um 7 Uhr Abends bei sehr dunkler Luft und milder, ruhiger Witteenng fort⸗ gesetzt. Der elektrische Beleuchtungsapparat that jetzt so voll⸗ kommen seine Schuldigkeit, daß die Fahrt mit voller Dampf⸗ kraft vor sich gehen konnte und keinen Augenblick unterbrochen zu werden brauchte, so daß der Dampfer mit seinem Schleppzuge Nachts 3 Uhr, also von Bremen aus nach 12 ⅞ stündiger Fahrt, in Hoya anlangte. Der phantastische Anblick des erleuchteten Stromes hatte die in der Nähe der Ufer wohnenden Menschen in Menge als Zu⸗ schauer herangezogen. In der That waren die Ufer bis 100 Schritt im Voraus taghell erleuchtet; das Licht selbst war auf der vordersten Spitze des Dampfers angebracht, somit störte den Kapitän und die Besatzung nicht mehr wie am Abend zuvor die blendende Helligkeit der vorderen Schiffstheile. Die Anwendung der Linse des nach außen gebogenen, horizontal gestreiften Hohlglases, das bei Leucht⸗ thürmen gebraucht wird, erwies sich bald als die richtige; auch die kleinen Maschinen arbeiteten in Folge besserer Befestigung und Auffindung kleiner Fehler jetzt tadellos, so daß der ganze Apparat jett mehrere Stunden ohne Beaufsichtigung gelassen werden konnte. Auch ist jetzt die Erschütterung des Schiffes, das Hauptbedenken nach dem ersten Versuche, vollständig wegfallen. Nachdem durch diese Versuche das gestellte Problem vollständig gelöst ist, werden in 10 bis 12 Tagen zwei neue Apparate aufgeftellt und probirt werden. Ob es nöthig sein wird, einen Doppelapparat aufzustellen, steht noch dahin, die bedeutende Erhitzung der elektrischen Maschine, die eine starke Ab⸗ nutzung derselben zur Folge haben dürfte, macht es vielleicht nöthig. Bemerkt muß noch werden, daß die auf dem hintersten Schiffe befindlichen Schiffer genügend sehen konnten, um auch den kleinsten Hindernissen rechtzeitig ausweichen zu können. Auch soll der Versuch gemacht werden, an der Maschine eine Vorrichtung anzu⸗ bringen, die es sämmtlichen im Zuge befindlichen Schiffern jeden Augenblick ermöglicht, auf elektrischem Wege ein Haltesignal an den Kapitän gelangen zu lassen, da es dem letzteren nicht möglich ist, wegen des Lärmens einen Ruf zu hoören oder die Schiffe genügend beobachten zu können. Die Oberweser⸗Dampfschleppschiffahrt wird sofort einen Dampfer mit der kompleten Einrichtung versuchsweise einrichten lassen, und es ist somit zu hoffen, daß auch diese neue Einrich⸗ tung einen mächtigen Hebel zur Wiederbelebung der Oberweserschiffahrt bilden wird. Wie große Bedeutung sie durch Abkürzung der Fahr⸗ zeiten und eben dadurch auf die Ermäßigung der Frachten hat, leuchtet ohne Weiteres ein.
“ Königlichen Schauspielhause warde gestern, neu einstudirt und iascenirt, „Die Marquise von Villette“ von Charlotte Birch⸗Pfeiffer aufgeführt. Das einst sehr beliebte Stück, welches zuerst im Jahre 1845 erschien, war lange Zeit von dem Repertoire der Königlichen Bühne verschwunden. Dasselbe ge⸗ hört zu den besseren Arbeiten der fruchtbaren stellerin und zeigt die Vorzüge und Schwächen ihrer dra⸗ matischen Produktion in prägnanter Weise. Vor Allem ist daran die wirklich dramatische Anlage, die scenische Wirksamkeit, so⸗ wie der sorgfältig gearbeitete Dialog zu loben, während auf der anderen Seite vornehmlich die mangelhafte künstlerische Durch⸗ bildung in der Zeichnung der Charaktere empfunden wird. Daß das Stück sich ganz im Fahrwasser des älteren französischen Intriguenstückes aus der Schule Scribe's bewegt, dürfte ihm schwer⸗ lich als Fehler anzurechnen sein, wenn man sich vergegenwärtigt, daß weder die neuere französische noch deutsche dramatische Literatur, ob⸗ wohl sie jenen Standpunkt für einen überwundenen zu halten scheint, Besseres hervorgebracht hat. Bei der noch immer fühl⸗ baren Ebbe auf dem dramatischen Gebiete ist die Wiederaufnahme des Birch⸗Pfeifferschen Schauspiels vollständig gerechtfertigt. Das bewies denn auch die beifällige Aufnahme, die das Stück gestern wieder fand. Die Darstellung war eine im Ganzen wohl — Ungetheilte, lebhafte Anerkennung erwarb sich Fr. Frieb⸗Blumauer durch die meisterliche Darstellung der kleinen Rolle der „Nanon“. Auch die Frls. Stollberg und Keßler führten die Partien der „Marquise von Maintenon“ und der „Marquise von Vilette“ mit günstigem Erfolge durch. Den König Ludwig den Vierzehnten spielte Hr. Klein. Der strebsame Künstler, der sich stets bemüht, seine Rollen sorgfältig auszuarbeiten, hat in dieser nicht immer das richtige Maß getroffen; er ließ zu häufig den König ver⸗ missen, besonders in der Führung und ärbung der Rede. Die Rollen des „Herzogs von Orleans,“ des Herzogs „du Maine“ und des „Vicomte von Bolingbroke“ wurden durch die Herren Berndal, Kahle und Liedtke zu voller Gel⸗ tung gebracht. Das nicht sehr zahlreiche Publikum, welches sich dem alten Stücke gegenüber Anfangs etwas kühl verhielt, wurde mit jedem Akte wärmer aud animirter, und zeichnete die Darsteller der Hauptrollen wiederholt durch Hervorruf aus. Die von Hrn. Re⸗ gisseur Deetz besorgte Inscenirung ist reich und geschmackvoll.
— Der Direktion des Krollschen Theaters ist es gelungen, den Tenoristen A. Fernando und die Primadonna Alice Giuliaai . ein kurzes Gastspiel, welches am nächsten Sonnabend mit
dossini's „Othello“ beginnen wird, zu gewinnen.
— Im Ostend⸗Theater findet am Sonnabend die erste Aufführung von „Emma’s Roman“ statt. Frl. Stettmeyer wird nach längerer Pause wieder auftreten und in dem Stücke die Rolle der „Emma' spielen.
— Im Germania⸗Theater findet das Volksstuück „Im Rausch“ täglich größeren Beifall und wird voraussichtlich noch lange das Repertoire beherrschen.
— Im Belle⸗Alliance⸗Theater findet am Sonnabend die erste Aufführung des Volksstücks „Alte Wiener“ von L. Anzen⸗ gruber statt.
(Wes. Ztg.) Die Beleuchtungs⸗
Bühnenschrifte
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