Cassel, 29. Oktober. Der Kommunal⸗Landtag ge⸗ nehmigte in seiner heutigen 12. Sitzung den Voranschlag der ständischen Verwaltung für 1879/81 mit der Modifikation, daß der dem Bibliothekar zu Fulda bewilligte Mehrgehalt nooch in Ausgabe zu stellen und der Verwaltungs⸗Ausschuß zu
ermächtigen sei, zum Zwecke einer umfassenden Fürsorge für den Unterricht bildungsfähiger blödsinniger Kinder, eventuell die erforderlichen Aufwendungen aus kommunalständischen Mitteln zu bestreiten.
8 Der] Abg. Dr. Wolff begründete seinen in einer früheren Sitzung eingebrachten Antrag in Betreff der gesetzlichen Ermög⸗ lichung von Beschlüssen über Verwaltung der nach Art. 3 des Gesetzes vom 25. Juli 1876 untheilbaren Forstgrundstücke, ohne daß Stimmeneinhelligkeit hierzu erforderlich ist. Nachdem die Er⸗ wägungsfrage bejaht worden und die sofortige Berathung des — beschlossen war, wurde derselbe einstimmig ge⸗ nehmigt.
In Betreff der Einführung gleichmäßiger Dienstsiegel bei den kommunalständischen Behörden erfolgte der Beschluß, den ständischen Verwaltungsausschuß zu ermächtigen, die geforderte gutachtliche Aeußerung abzugeben und etwa erforderliche wei⸗ tere Verhandlungen in dieser Angelegenheit im Namen des Landtags zu führen. Es wurde in dieser Beziehung geltend gemacht, daß die Sache einer eingehenderen Prüfung und weiterer Feststellungen bedürfe, welche der Kommunal⸗Land⸗ tag selbst nicht wohl noch vornehmen könne.
Der Vortrag des Berichts des Verwaltungsausschusses über die Ergebnisse der kommunalständischen Verwaltung im Fabes 1876 führte zu einer längeren Verhandlung über eine
peziaͤlisirtere Aufstellung der Straßenbau⸗Etats.
Bayern. München, 29. Oktober. (W. T. B.) Minister des Innern, von Pfeufer, hat umfassende Instruktionen zum Vollzuge des Gescetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial⸗ demokratie erlassen und die Behörden beauftragt, den Voll⸗ zug des Gesetzes mit Entschiedenheit, jedoch mit h Beobachtung der in demselben gezogenen Schranken zu bethä⸗ tigen. — Die heutige Nummer des sozialistischen Blattes „Der Zeitgeist“ ist konfiszirt worden.
Sachsen. Dresden, 29. Oktober. Das „Dresdner Journal“ meldet: Die Uebereinkunft zwischen der Staats⸗ regierung und dem Hause Schönburg wegen des Ueber⸗ ganges der Gerichtsbarkeit in den Schönburgschen Rezeß⸗ auf den Staat und wegen der Regelung ver⸗ chiedener anderer, die rezeßherrschaftlichen Verhältnisse berüh⸗ render Punkte ist nunmehr im Sinne der hierauf bezüglichen ständischen Anträge vom vorigen Landtage zu Stande gekom⸗ men. Die Vollziehung der betreffenden Urkunden hat heute im Ministerium des Innern stattgefunden und es wird die v unft bereits den 15. November d. J. in Wirksamkeit reten.
Baden. Karlsruhe, 29. Oktober. (W. T. B.) Der Land⸗ tag ist heute wieder zusammengetreten. Beide Kammern beschlossen die Absendung von Deputationen an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm und an Se. Königliche Hoheit den Großherzog. Vom Minister des Innern wurden Gesetz⸗ desab. über die städtischen Gemeindesteuern und die An⸗ stellung von Lehrerinnen, vom Justiz⸗Minister Gesetzentwürfe über ein neues Forst⸗Strafgesetz und über das Rechtsverhält⸗ niß der Richter vorgelegt. Die Abgeordnetenkammer wählte Lamey durch Akklamation wieder zum Präsidenten.
Hessen. Darmstadt, 27. Oktober. Der Prinz Leo⸗ pold von Großbritannien und Irland ist heute Nach⸗ mittag über Cöln und Brüssel nach England zurückgereist.
HOldenburg. Oldenburg, 28. Oktober. (Wes. Ztg.) Der Landtag des Großherzogthums ist auf den 4. Novem⸗ ber d. J. zusammenberufen. Derselbe wird seine Arbeiten schwerlich vor Weihnachten erledigen können, und wird daher voraussichtlich eine Nachsession im nächsten Frühjahr erforder⸗ lich werden. Von den Vorlagen, welche durch die Reichs⸗ justizorganisation bedingt sind, wird derjenigen mit großem Interesse entgegengesehen, welche sich auf die Errich⸗ tung eines Ober⸗Landesgerichts in Oldenburg bezieht.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses be⸗ gründete der Abgeordnete Kopp seinen Antrag auf Erlaß einer Adresse an den Kaiser und 1nerbe snng dieses Antrages an einen aus 18 Mitgliedern bestehenden Ausschuß, welcher bis zum 2. November seine Anträge stellen soll. Die Abgeordneten Grocholski und Hohenwarth erklärten, ersterer im Namen der Polen und letzterer im Namen der Partei der Rechten, daß sie mit dem Wortlaut der vorgeschlagenen Adresse
prinzipiell nicht einverstanden seien und daß sie deshalb da⸗ gegen stimmen würden. Der Antrag auf Einsetzung eines Ausschusses von 18 Mitgliedern wurde mit 142 gegen 78 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten nur die Partei der Rechten, die Polen, die Ruthenen und ein Theil des Centrums. Der Antrag, daß der Ausschuß bis zum 2. November über die Adresse berichten soll, wurde mit 139 gegen 85 Stimmen angenommen. Ein Antrag auf Oeffentlichkeit der Ausschußsitzungen wurde ab elehnt. — Im weiteren Verlaufe der Sitzung wählte das Haus den Aus⸗ schuß für die Berathung der Adresse an den Kaiser und setzte die Wahlen für die Delegationen auf Donnerstag fest. Ein Antrag des Abgeordneten Schönerer, diese Wahlen zu verschieben, bis der Berliner Vertrag dem Hause vorgelegt sei, fand keine Unterstützung. — Der Kaiser begiebt sich wahr⸗ scheinlich heute Abend nach Gödöllö.
— Die „Polit. Korresp.“ meldet: Aus Bukarest: Dem Einmarsche der rumänischen Truppen in die Do⸗ brudscha sice kein wie immer geartetes Hinderniß entgegen. Der Einmarsch wird, wie die Regierung entschieden hat,
leichzeitig mit der Abreise der zur Uebernahme bestimmten ommission erfolgen. Die Vertreter Rumäniens in St. Pe⸗ tersburg und Konstantinopel, Ghika und Demeter Bra⸗ tiano, haben sich auf 88 Posten begeben. — Aus Kon⸗ tantinopel: Der russische Botschafter, Fürst Lobanoff, oll sich in Folge einer an ihn ergangenen Berufung in den nächsten Tagen nach Livadia begeben. — Die Rü beför⸗ derung der türkischen Gefangenen aus Rußland b t trotz des ungünstigen Standes der Verhandlungen wegen
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des definitiven russisch⸗türkischen Friedensvertrages keine Un⸗
terbrechung erlitten.
— 30. Oktober. (W. T. B.) Baron Pretis, w stern vom Kaiser in längerer Audienz empfangen wurde, at, wie die „Presse“ erfährt, bei der Unmöglichkeit, unter
den gegebenen Umständen ein parlamentarisches Ministerium u bilden, das ihm übertragene Mandat in die Hände es Kaisers zurückgelegt. — Der Adreßausschuß des Abgeordnetenhauses, welcher Baron Hopfen um Obmann und Baron Eichhoff zum Stellvertreter des Obmanns wählte, beschloß gestern nach einer dreistündigen Generaldebatt⸗ in die Spezialdebatte des sedes unss des For ⸗ etegu⸗ einzutreten. Die Debatten werden geheim gehalten. ie verlautet, würde der Reserent des Budgetausschusses, Giskra, beantragen, die Beschlußfassung über die 25⸗Millionen⸗ vorlage zu vertagen, bis die Frage der Okkupationskosten Seitens der Delegationen erledigt sei. — Der Generalrath
der österreichisch⸗ungarischen Bank macht bekannt, daß die ge⸗
setzliche Firma: „Oesterreichisch⸗Ungarische Bank“ mit dem 30. Oktober in Kraft tritt.
Pest, 30. Oktober. (W. T. B. Opposition hat beschlossen, keinen Antrag auf Versetzung der Regierung in den Anklagestand zu stellen. Die Partei wird den Schwerpunkt ihrer Aktion in der Debatte über die Adresse suchen. Der Entwurf der von dem Oberhause zu erlassenden Adresse an den Kaiser ist nach der von dem Suhcomité beschlossenen Fassung politisch farblos. Derselbe konstatirt nur die in Folge der bosnischen Okkupation im Lande herrschende Beunruhigung und spricht die Hoffnung aus, daß es der Regierung recht bald gelingen werde, die Be⸗ sorgnisse zu zerstreuen.
Schweiz. Zürich, 27. Oktober. (N. Zürch. Ztg.) In der heutigen Volksabstimmung wurde die Gotthard⸗ subvention mit 30 000 Ja gegen 16 126 Nein bewilligt.
Belgien. Brüssel, 29. Oktober. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Kommunalrathswahlen wurden in Malines, Arlon, Antwerpen, Hasselt, Lierre, Mons, Na⸗ mur, Charleroi, Diest, Dixrmude, Tongres, Tournai, Wavre, Apern und Eeclo die Kandidaten der liberalen, in Nivelles, Enghien und Roalers die Kandidaten der katholischen Partei gewählt.
— 30. Oktober. (W. T. B.) Das nunmehr vorliegende Gesammtresultat der Kommunalrathswahlen kann als ein Sieg der Liberalen bezeichnet werden. Außer in den bereits gemeldeten Städten sind auch in Hasselt und in 7 an⸗ deren Städten, welche bisher klerikale Vertreter hatten, Liberale gewählt worden; in Arlon ist die bisherige katholische Minorität vollends beseitigt. Dagegen hat in Brügge die bisherige liberale Minorität ihre Sitze an Klerikale verloren.
Großbritannien und Irland. London, 29. Oktober. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Simla, von heute, ist an Stelle des Generals Roß der General Maude zum Kommandirenden der Truppen in Peschawur er⸗ nannt worden. Das Kommando der Truppen in Multan wird schon morgen vom General Stewart übernommen. Ferner sind Befehle ertheilt, um die zum Transport von 20 000 Mann erforderlichen Proviantvorräthe in Peschawur
anzusammeln. — 30. Oktober. (W. T. B.) Heute findet eine Sitzung
Die gemäßigte
des Kabinetsraths statt. — Die „Daily News“ melden
aus Simla vom gestrigen Tage: Die britische Regie⸗ rung hat beschlossen, ein neues Schreiben an den Emir von Afghanistan zu richten, in welchem demselben die Folgen seiner Weigerung, die Mission der britischen Re⸗ ierung zu empfangen, noch einmal deutlich vor Augen ge⸗ führt werden. Gholam, welcher Simla soeben verlassen hat, wird wahrscheinlich der Ueberbringer des britischen Ultimatums sein. Die Vorbereitungen zum Kriege werden mittlerweile fortgesetzt. — Nach einem Telegramm aus Simla, von gestern, hat die Begum von Bhopal sich erboten, ihr Heen den Engländern zur Verfügung zu stellen. — Bei der
arlamentswahl in Peterborough wurde Fitz⸗ William (liberal) mit großer Majorität gewählt.
Spanien. Madrid, 29. Oktober. (W. T. B.) Sei⸗ tens der Polizeibehörde ist in Chamberi bei Madrid eine Niederlage von 18 mit Dynamit gefüllten Flaschen ent⸗ deckt worden. Drei Personen sind in Oliva verhaftet worden.
— 30. Oktober. (W. T. B.) Die Führer der monar⸗ chistischen Fraktionen der Deputirtenkammer haben be⸗ schlossen, ihrer Entrüstung über das Attentat gegen den König Alphons Ausdruck zu geben.
Griechenland. Athen, 29. Oktober. (W. T. B.) Das
Ministerium Comunduros hat in der Deputirten⸗ kammer bei der Abstimmung über die Frage wegen der Einbe⸗ rufung der Reserven eine Niederlage erlitten, indem es mit 3 Stimmen in der Minorität blieb. Das Kabinet wird in Folge dessen morgen seine Entlassung einreichen.
Türkei. wonstantinopel, 29. Oktober. (W. T. B.) Die zur Reorganisation des Finanz⸗ und Schulden⸗ wesens eingesetzte Kommission hat unter dem Vorsitze Khereddin Paschas ihre erste Sitzung gehalten und in der⸗ selben ihre Geschäftsordnung festgestellt. — Die Pforte hat den russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, wegen der Wie⸗ derbesetzung türkischen Gebiets und wegen der Weige⸗ rung der Russen, die türkischen Behörden wieder in Wirksam⸗ keit treten zu lassen, um Auskunft ersucht. 60 000 Mann Russen, aus Bulgarien kommend, haben in der Richtung nach Burgas Rumelien passirt. 11“
Statistische Nachrichten.
Die 110 Königlichen Lehrer⸗ und Lehrerinnen⸗ eminare impreußischen Staate waren, nach dem „Centralbl. d. ges. Unt. Verw. i. Pr.“, im zweiten Quartal d. J. von 8125 glingen (5279 im Internat, 2846 im Externat) besucht, gegen den
3 Soll⸗Etat 820 weniger, gegen Dezember 1876 926 mehr.
Auf die einzelnen Provinzen vertheilen sich die Seminare und deren Zöglinge wie folgt: Ostpreußen 7 mit 586 Zögl., Westpreußen
S f.
ö 0
6, 489 Z., Brandenburg 10, 850 Z., Pommern 8, 506 Z., Posen 6, 469 Z., Schlesien 17, 1135 Z., Sachsen 10, 709 Z., c.han⸗ stein 5, 426 Z., Hannover 10, 722 Z., Westfalen 8, 633 Z., Hessen⸗ Nassau 6, 473, Rheinprovinz 17, 1127 Z.
Im Jahre 1870 hatten die Seminare 4786 Zöglinge, im Jahre
1878 daher 3339 mehr; im Jahre 1870 kamen auf 1 Seminaristen 4950 Einwohner, 1876 3826, 1878 3169.
Nach derselben Quelle waren am 1. April d. 33 285 öffentlichen Volksschulen 56 680 TLehrerstellen vor⸗. handen, davon 23 400 an ein⸗ und 33 280 an mehrklassigen Volke⸗ schulen. Auf die einzelnen Provinzen vertheilen sich die Schulen und
Lehrstellen folgendermaßen: sSchulen. Schul⸗ Lehrer an
stellen. ein⸗ mehr⸗ klassigen Schulen. 4185 2175
2010 2768 1491 1277 6521 2338 4183 3894 2128 1766 3002 1830 1172 7141 2660 4481 5247 1897 3350 3202 1023 2179 4964 2603 2361 8 3695 1202 2493 Hessen⸗Nassau.. 2091 3361 1589 1772
Rheinprovinz 14386 8524 2399 6125
Hohenzollernsche Lande . 113. 176 65 111
Von allen Lehrern arbeiteten 41 % an ein⸗, klassigen Schulen.
In Berlin wurden Ende 1877 in 99 Gemeindeschulen und 2 Privat⸗Elementarschulen Kinder auf Kosten der Gemeinde unterrichtet. In 96 als sechsstufig voll entwickelten Gemeindeschulen und den beiden Privatschulen wurden in 668 Klassen 36 302 Knaben und in 693 Klassen 37 699 Mädchen, zusammen in 1361 Klassen 74 001 Kinder unterrichtet; in den übrigen, noch nicht sechsstufig ent⸗ wickelten Gemeindeschulen in 11 Klassen 564 Knaben und in 10 Klassen 520 Mädchen, zusammen in 21 Klassen 1084 Kinder; im Ganzen in 1382 Klassen 75 085 Kinder (17 233 von 6— 8, 21 558 von 8 — 10, 20 173 von 10 — 12, 16 121 von 12 — 14 Jahren.)
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Mit der uns vorliegenden 24. Lieferung schloß der „Tirol und Vorarlberg“ umfassende zweite Band des im Verlage der Gebrüder Kröner in Stuttgart erscheinenden Prachtwerks „Unser Vaterland“, und mit der 25. Lieferung beginnt der dritte Band, „Steiermark und Kärnten“ enthaltend, welcher in ca. 15 Lieferungen erscheinen wird. Der erste Band, „Bayri⸗ sches Gebirge und Salzkammergut’ soll mit Rücksicht auf diejenigen Subskribenten, welche die frühere Auflage dieses Bandes (seiner Zeit unter dem Titel „Aus deutschen Bergen“ erschienen) be⸗ reits besitzen, als Schluß der Lieferungsausgabe der ersten Serie folgen. Diese drei Bände werden zusammen die erste, „Die deutschen Alpen“ umfassende Serie des Werkes bilden. Sofort nach Beendi⸗ gung der Lieferungsausgabe tritt für alle drei Baͤnde ein erhöhter Verkaufspreis ein. Für den zweiten Band hält die Verlagshandlung schon jetzt eine von Künstlerhand entworfene prachtvolle Leinwand⸗ decke mit Schwarz⸗ und Golddruck, je nach Belieben in grüner oder rother Farbe, zum Preise von nur 5 ℳ (exkl. Porto) bereit.
Die letzten beiden Hefte des zweiten Bandes, das 23. und 24. brachten die Tour durch Vorarlberg (Text von K. von Seyffertitz) — vom Wallgau, die Ill entlang in das Vermunt und zum Stromgebiet der Donau — zu Ende. Die Holzschnitt⸗Illustrationen im Text zeigen sowohl interessante Volkstypen: (Laternserthalerin, Walserthalerin, Montafuner und Montasunerinnen, von Math. Schmid), als land⸗ Fisence Veduten: Ahorngruppe, St. Gerold, Die rothe Wand, Nühle bei Blons, Kirche in Bludenz, Schruns, Kapuzinerkloster in Gauenstein, Piz Buin mit “ etscher, Lech, St. Christoph am Arlberg, Partie aus Dalaas, sämmtlich von R. Püttner. An großen Kunstblättern sind diesen Lieferungen beigelegt: Schlösser und Bur⸗ gen aus der Umgebung von Meran, Bilder von der Brennerbabn, das Kaisergebirge, von Richard Püttner und ein kunsthistorisch⸗
Ostpreußen Westpreußen. Brandenburg Pommern
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chlesien. E“ Schleswig⸗Holstein Hannover 1 Westfalen
8
. .3079 .1883 3028 2516 2184
1851 3474 2008
interessantes Blatt: Aus den Fresken des Schlosses Runkelstein, von E. Keppler.
Das 25. Heft führt den Leser nach Steiermark (Text von P. K. Rosegger) und zwar zunächst vom Semmering bis zur Salza und nach Mariazell. Im Text vertheilt sind folgende Illustrationen: Durch die Weinzettelwand, Mürzzuschlag, Auf dem Wege zur Rar⸗ alpe, von R. Püttner, Mahlzeit auf der Alm, von C. von Binzer, Neuberg, von R. Pütter, Steg an der Murz auf dem Wege zum „todten Weibe“, Nach Mariazell, Wallfahrtskirche in Mariazel, von R. Püttner. Die beigefügten großen, vorzüglich xylographirten Vollbilder haben zum Vorwurf: Eine Auerhahnbalz, von Franz von Pausinger und die Großglocknerspitze, von Joseph Wopfner.
Bremen, 28. Oktober. (Wes. Ztg.) Unser Stadtbibliothekar, der durch seine Reisebeschreibungen und geographischen Arbeiten in weitesten Kreisen rühmlichst bekannte Dr. J. G. Kohl ist in letzter Nacht gestorben. 6
8 Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das Königliche landwirthschaftliche Museum hat, wie die „Nat. Ztg.“ mittheilt, vor Kurzem von Hrn. Dr. Zopf eine höchst interessante ammlung künstlich nachgemachter Pilze, welche auf unsere wichtigsten Nahrungsmittel von verderblichem Ein⸗ fluß sind, käuflich erworben und seit dem 26. d. M. ausgestellt. Es befindet sich darunter der Pilz der Kartoffelkrankheit (Peronospora infestans), der Pilz der Traubenkrankheit (Oidium Tuckeri), das Mutterkorn (Sclerotium clavus), welches, abgefallen, sich zum Keulen⸗ kopf (Claviceps purpurea) entwickelt, den wir in verschiedenen Phasen sehen; endlich ist der allen Landleuten durch seinen Einfluß auf das Viehfutter bekannte Berberitzenrost (Aecidium Berberidis) zu erwähnen.
— Im Regierungsbezirk Aachen ist die Ernte im Ganzen eine recht gute gewesen. Der Weizen und die Sommerkornfrüchte lieferten gute Erträge. Beim Roggen entsprachen die Körnererträge nicht ganz den gehegten Erwartungen ; die Kartoffeln, welche vielfach an Fäulniß leiden, gaben nur eine mittelmäßige Ernte. Die Erträge an Klee und Wiefenheu sind außerordentlich reich, und haben die Weiden bei dem andauernd feuchten Wetter während des ganzen Sommers reichlich Futter geliefert.
— Das Oktoberheft des laufenden (21.) Jahrganges der von Dr. L. Wittmack redigirten „Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde ist in Kommission bei Wiegandt, Hempel & Parey erschienen. Dasselbe enthält: Das Protokoll über die 614. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußi⸗ schen Staaten am 7. September 1878. — „Ueber Beschleunigung der Samenreife und Vermehrung des Fruchtansatzes einjähriger Pflanzen“ von C. Bouché. — „Die Alesuther Garten⸗Anlagen (Schluß) von Adolf Schebanek. — „Kultur der europäischen Erd⸗ Orchideen“ von . Lauche. — „Ophrys arachnetiformis Gren. et Phil. (aranifera fuciflora)“ mit einer in Farbendruck aus⸗
eführten Tafel Abbildungen von P. Ascherson. — „Die große Herbst⸗ usstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in der lora zu Charlottenburg vom 14.— 22. September 1878 (Fort⸗ etzung)“, von L. Wittmack. — „Ueber die wissenschaftliche Bedeutung der Breslauer Ausstellung im September 1878*, von H. R. Göppert. — „Mittheilungen über sapanischen Obstbau“, von Ahlburg. — Lite⸗ ratur. — Eingegangene Preisverzeichnisse. — Personalnachrichten. — Berichtigungen. .
Am Eingange des vorliegenden Hestes wird mitgetheilt, daß die nächste Monatsversammlung des Vereins heute, Mitt⸗ woch, 30. Oktober, 6 Uhr Rachmittags⸗ im Gebäude des land⸗ wirthschaftlichen Sässanas Schützenstraße 26, stattfindet. Auf der Tagesordnung der Sitzung stehen: 1) Vortrag des Hrn. Dr. Bolle
über Zwerg⸗Koniferen und Vorzeigung einer neuen Form. 2) Mit⸗ theilungen des Dr. Wittmack über seine Reise nach Frankreich und
in Preußen an
Pocken sowie Nahrungsmangel zum Grunde
59 % an mehr⸗
England. 3) Geschäftliches; rung der Monatsschrift.
Gewerbe und Handel.
Die Berichte, welche in Tanger aus den westlichen Häfen und aus dem Innern Marokkos eingegangen sind, lassen hoffen, daß die Epidemie, von der das Land seit zwei Monaten befallen ist, demnächst verschwinden wird.
Die Zahl der Todesfälle betrug am 4. d. M. in Dar⸗el⸗ Baida dreizehn, von denen der größere Kinder betraf und atte.
In Mogador und veel ist zwar der Gesundheitszustand ein guter; es herrscht dort aber große Noth, obwohl täglich circa 1400 Mohamedaner und 800 Israeliten von einem englischen Comité gespeist werden, auch die Lokalobrigkeiten Nabrung vertheilen lassen und für die herbeigeströmte Landbevölkerung Obdach beschaffen.
In Casablanca, wo der letzten Meldung zufolge*) am 2. d. M. nur sechs Todesfälle vorgekommen waren, hat sich die Zahl derselben ungefähr auf derselben Stufe gehalten: am 3. d. M. starben neun, am 4. dreizehn, am 5. neun, am 6. zehn, am 7. sieben, am 8. neun, am 9. zehn, am 10. fünf und am 11. fünf Personen. . den meisten Fällen waren es solche, die bereits seit einiger Zeit
ank gewesen waren und Kinder, die den Pocken erlagen.
Diese Zahlen sind unbedeutende zu nennen, wenn man in Be⸗ tracht zieht, daß Casablanca nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, nur 3000, sondern ca. 10 000 Einwohner zaohlt, nämlich 6500 — 7000 Eingeborne, 3000 Ifraeliten und ca. 200 Christen.
In Mazagan soll die Krankheit auch Europäer befallen und mehrere Opfer gefordert haben.
„Die Nachrichten aus Tetuan, Larache und Rabat, welche bis zum 10. d. M. reichen, sind gut; desgleichen die aus Tanger und Umgegend vom 19. d. M.
In letzterer Stadt ist der Cordon, mit welchem der Gesundheits⸗ rath dieselbe nach der Landseite hin hatte umgeben lassen, um sie gegen den Zudrang aus dem Innern zu schützen, wieder aufgehoben worden; und der Gesundheitsrath hat seine wöchentlichen Sitzungen als nicht mehr erforderlich, eingestellt.
Mehr und mehr bricht sich die Ansicht Bahn, daß die asiatische Cholera überhaupt nicht im Lande ist.
— In der ordentlichen Generalversammlung der „Union“ Fabrikchemischer Produkte zu Stettin, war ein Kapital von 418 800 ℳ vertreten. Die Bilanz, welche nach Bildung einer Extrareserve von 35 879 ℳ als Rest der Forderung der Gesellschaft an die Vereinsbank Quistorp u. Co. in riquidation, sowie einer solchen von 13 697 ℳ 98 ₰ für zweifelhafte Forderungen, die Zah⸗ lung einer Dividende von 3 % ermöglicht, wurde genehmigt und Decharge ertheilt.
Berlin, 30. Oktober. Der achte deutsche Handelstag wurde heute Vormittag um 10 Uhr im Bürgersaale des Rathhauses durch den Kommerzien⸗Rath Delbrück eröffnet. Namens des Handels⸗ Ministeriums begrüßte der Staats⸗Minister Mavybach die Versamm⸗ lung, Namens der Stadt, des Magistrats und der Stadtverordneten der Stadtrath Hagen, und Namens der Korporation der Berliner Kaufmannschaft der Geheime Kommerzien⸗Rath Conrad. Letzterer brachte ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Nachdem so⸗ dann der General⸗Sekretär des Handelstages über die Thätigkeit der letzten beiden Versammlungen und des bleibenden Ausschusses berichtet, wurde durch Akklamation Hr. Delbrück zum Präsidenten wiederge⸗ wählt. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete der An⸗ trag Düsseldorf auf Errichtung eines volkswirthschaftlichen Senats. Derselbe lautet:
„Der 8. deutsche Handelstag empfiehlt, daß möglichst bald, und zwar zunächst durch Kaiserliche Ernennung, eine Behörde, bestehend aus Vertretern des Handels, der Industrie (der Gewerbe), der Land⸗ wirthschaft, des Verkehrswesens und aus höheren Beamten geschaffen werde, welche als Beirath der Reichsregierung in wirthschaftlichen Fragen, ähnlich der in Frankreich vorhandenen Institution des
onseil supérieur u. s. w. fungirt, und daß demnächst durch gesetz⸗ liche Bestimmung die definitive Organisation einer solchen Behörde, hervorgehend einerseits aus Kaiserlichen Ernennungen und anderer⸗ seits aus den Wahlen obiger wirthschaftlicher Gruppen ge⸗ regelt werde.“
Eine große Anzahl von Handelskammern schlagen dagegen fol⸗ gende Resolution vor:
„Der 8. deutsche Handelstag lehnt es ab, auf den Gedanken der Errichtung eines volkswirthschaftlichen Senats einzugehen, da er der Ansicht ist, daß der deutsche Handelstag ganz besonders berufen und geeignet ist, in allen, Handel und Industrie betreffenden Fragen den wirthschaftlichen Beirath der Regierung zu bilden, während dieselbe Aufgabe auf landwirthschaftlichem Gebiete dem Landwirthschaftsrath zufällt. In allen Fällen, in denen die Regierung in wirthschaft⸗ lichen Fragen einer weitergehenden Information bedarf, empfiehlt der deutsche Handelstag Enqueten ad hoc, für deren Zustandekommen und Durchführung der Ausschuß des deutschen Handelstages stets bereit sein wird, mitzuwirken.“ Bei Schluß des Blattes dauerte die Berathung über diese Anträge noch fort. 1 .
— Gestern Abend wurde, wie hiesige Zeitungen melden, eine Sitzung des Verwaltungsausschusses der Berlin⸗ Potsdam⸗ Magdeburger Eisenbahngesellschaft abgehalten, in welcher dem Ausschuß durch den Vorsitzenden davon Kenntniß gegeben wurde, daß von Seiten der Königlichen Staatsregierung an die Verwaltung die Anregung ergangen sei, in Erwägung zu nehmen, ob nicht der gegenwärtige Zeitpunkt der geeignete sei, um dem Gedanken der vom Staate beabsichtigten Uebernahme der Bahn näher zu treten. Dieser Anregung nachkommend, sei von dem K der Gesellschafts⸗ behörden gegenüber dem Handels⸗Minister in persönlicher Unterredung die Bereitwilligkeit an den Tag gelegt worden, mit der Königlichen Staatsregierung in Verhandlungen dergestalt einzutreten, daß durch beiderseits zu bestellende Kommissarien der Versuch gemacht werde, die Grundlagen einer vertragsmäßigen Verständigung zu finden. Der Handels⸗Minister habe sich mit diesem Modus der Be⸗ handlung der Sache einverstanden erklärt. Der Ausschuß nahm von diesen Mittheilungen Kenntniß, ermächtigte das Direktorium, die Verhandlungen auf dieser Grundlage fortzusetzen und ernannte seiner⸗ seits Kommissarien zum Zweck der Theilnahme an diesen Ver⸗ handlungen. 16
— Die gestrige Generalversammlung der Aktionäre der Neuen Gas⸗Aktiengesellschaft genehmigte die Vertheilung einer Di⸗ vidende von 5 % für das abgelaufene Geschäftsjahr und ertheilte Decharge. Nach dem Geschäftsbericht beträgt der Reingewinn des verflossenen Jahres 291 803 ℳ, wovon 13 933 ℳ dem Reservefonds überwiesen, 41 800 ℳ zur Zahlung der Tantiemen an Direktion und Aufsichtsrath, 225 000 ℳ zur Vertheilung einer Dividende von 5 % an die ““ verwendet und 11 0699 ℳ auf neue Rechnung vor⸗ getragen werden. ;
— Nach dem Geschäftsbericht der Sächsischen Maschinen⸗ fabrik (Richard Hartmann) für das Betriebsjahr 1877/78 bezifferte sich der Materialieneingang auf 22 038 383 kg (gegen 19 283 069 kg im Vorjahre), während die Erzeugung der Hülfsbetriebszweige 7 565 334 kg (gegen 6 610 225 kg in 1876/77) betrug. Es wurden hergestellt und zur Ablieferung gebracht: 49 ü ve; 50 Ten⸗ der, 32 Kessel für Lokomotiven und Torpedoschiffe, 196 Dampf⸗ maschinen, Dampfkessel, Pumpen, Dampfhämmer, Walzwerkeinrich⸗ tung u. s. w., verschiedene Theile für Schiffsmaschinen, 49 Turbinen und verschiedene Maschinen für Holzschleiferei, Papierfabrikation und Mühlen, 232 Werkzeugmaschinen für Eisen⸗ und Holzbearbei⸗ tung, sowie Kanonenfabrikation, 2) Satz Steuerapparate und Theile für Torpedoschiffe, 713 Spinnereimaschinen, Selfaktoren, Krempeln, Webstühle ꝛc. und 167 589 kg Transmissionen. Die Zahl der Arbeiter schwankte zwischen 1503 bis 2152 Mann und belief sich
m Durchschnitt auf 1842 Mann (gegen durchschnittlich 1806 Mann in 1876/77) mit einem Durchschnittslohn von 16,27 ℳ sür Mann
*) s. Reichs⸗Anzeiger vom 21. d. M.
darunter Vorschläge zu einer Umände⸗
—— —ü.————— — ** 82
und Woche (gegen 15,90 ℳ in 1876,77). Die Gesammterzeugung betrug dem Werthe nach 6 114 852 ℳ (975 897 ℳ mehr als im Vorjahre); dem Eigengewichte nach dagegen 6 030 538 kg (255 133 kg oder 4,42 % mehr als im Vorjabhre), so daß auf 100 kg Gewicht entfallen 99,17 ℳ oder 12,84 ℳ = 14,87 % mehr als im Vor⸗ jahre. Das Reservefondskonto erscheint diesmal mit 115 257 ℳ, nachdem der vorjährige Verlust von 184 742 ℳ davon abgeschrieben ist. Der Bruttogewinn beträgt 978 599 ℳ, wovon nach den üblichen Abschreibungen in Höhe von 293 747 ℳ ein Reingewinn von 684 851 ℳ verbleibt. Es sollen hiervon nach Rückstellung für Abschreibungen auf Kontokorrent⸗Konto im Betrage von 64 723 ℳ, ordentlicher und außerordentlicher Dotation des Reservefonds mit 13 697 ℳ resp. 36 302 ℳ und Absetzung der Tantièmen mit 67 115 ℳ, 4 % Dividende an die Aktionäre vertheilt und restliche 22 993 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen werden. — In Gemäßheit des Beschlusses der 7. ordentlichen Generalversammlung sind 1 500 000 ℳ nom. eigene Aktien zu dem Durchschnittscours von 52,98 % mit einem Gesammtbetrage von 794 700 ℳ zurückgekauft. Der hierbei erzielte Gewinn von 705 300 ℳ wird auf die Besitzkonten zur Abschreibung gebracht. Im laufenden Jahre sind ferner 379 812 ℳ für Erwerbung eigener Aktien ausgegeben worden.
— Die gestrige Generalversammlung der Mecklenburgischen Bodenkredit⸗Aktiengesellschaft hat die Liquidation des Instituts beschlossen. Der Direktor und der Prokurist des Instituts wurden zu Liquidatoren gewählt. 1
Weimar, 29. Oktober. (W. T. B.) Die heute stattgehabte außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Wei⸗ mar⸗Geraer Eisenbahn nahm den Antrag der Verwaltungs⸗ organe, betreffend die Aufnahme einer Prioritäts⸗Anleihe von 2 Mill. Mark, mit großer Stimmenmehrheit an.
Lübeck, 26. Oktober. In unserer Stadt wird am 31. Oktober und 1. und 2. November d. J. der fünfte deutsche Malertag der Stuben⸗ und Dekorationsmaler, sowie der Anstreichermeister Deutschlands abgehalten, und mit demselben, wie an den bieherigen Malertagen in Köln und Leipzig, eine Ausstellung von Malcreien, Skizzen, Entwürfen und von Rohmaterialien fär das An⸗ streichergewerbe, wie Farben, Lacke ꝛc., sowie von Hülfsmitteln jeder Art verbunden werden.
Lissabon, 29. Oktober. (W. T. B.) Die Bank von Por⸗ tugal hat den Diskont von 5 auf 7 % erhöht.
— Die Verwaltung der Russischen Weichselbahn hat nach Berichten des „Herold“ aus Warschau beschlossen, ihr Obligationen⸗ kapital um 1 466 198 Rubel behufs Herstellung einer Linie von Lublin zur Oesterreichischen (Galizischen) Grenze bei Jaroslaw zu erhöhen.
Verkehrs⸗Anstalten
In Folge des starken Transportes der der Türkei nach Rußland zurückkehrenden Truppen hat die Riaschsk⸗Wjasma⸗ Eisenbahn die Haftpflicht für rechtzeitige Lieferung der Fracht⸗ güter vom 8. d. Mts. an bis auf Weiteres ausgeschlossen.
New⸗York, 29. Oktober. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ ist heute Nachmittag 1 Uhr hier eingetroffen.
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Berlin, 30. Oktober 1878.
Auf der Tagesordnung der Sitzung der hiesigen Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung am 24. d. M. stand eine Vorlage des Magistrats, betreffend die Herstellung künstlicher Filter auf den Grundstücken der Tegeler Wasserwerke. Der Ausschuß zur Vorberathung der Vorlage, welche eine Bewilligung von 1 100 000 ℳ für die Herstellung der Filter in Aussicht nimmt, beantragte: a. die Beschlußfassung über die Vorlage vorläufi! aus⸗ zusetzen und den Magistrat zu ersuchen, zuvor erst noch Versuche mit abessinischen Brunnen behufs Feststellung des Vorhandenseins von Algen in den verschiedenen Wassertiefen anstellen zu lassen, sowie zur Ausführung dieser Versuche die Summe von 10 000 ℳ zur Ver⸗ fügung zu stellen; b. den Magistrat ferner zu ersuchen, bei Vor⸗ nahme der Versuche die von dem Ausschusse niedergesetzte Sub⸗ kommission zuzuziehen und derselben freizustellen, nach ihrem Er⸗ messen Sachverständige zu Hülfe zu nehmen. In der Versammlung wurde der Berathung widersprochen, weil der Ausschuß eine Geld⸗ bewilligung beantrage, ohne ein schriftliches Protokoll; in Folge dessen wurde die “ ausgesetzt. Jetzt ist nun das betreffende Protokoll des usschusses zur Vorberathung der Vorlage, vom 22. Oktober, vorgelegt worden. Inhalts desselben machte der Magistratskommissar die Mittheilung, daß nach Maß⸗ gabe der ron dem Direktor Gill neuerdings aufgestellten genaueren Berechnungen und nach der vorläufigen mündlichen Anzeige desselben die Kosten für die Herstellung künstlicher Filter sich nicht, wie in der Vorlage des Magistrats angegeben, auf 1 100 000 ℳ, sondern auf 1 600 000 ℳ belaufen werden. In der Diskussion wurde Peea. dem Magistratsantrage eingewendet, daß, wenn auf denselben ein⸗ gegangen werde, das Prinzip, die Stadt mit gutem Brunnenwasser zu versorgen, vollständig aufgegeben würde. Von diesem Prinzip dürfe man jedoch nicht eher abgehen, bis die unumstößliche Gewißheit davon erlangt sei, daß das Grundwasser wirklich solche Bestand⸗ theile enthält, welche der menschlichen Gesundheit schaden. Der Nach⸗ weis hierfür sei bisher noch nicht erbracht. Die Annahme des Dr. Bischoff, daß die als gefährlich bezeichnete Algenart, die Leptothrix, aus dem Grundwasser entstamme, weil diese Art von ihm in dem Seewasser noch nicht entdeckt sei, könne ohne Weiteres noch nicht als richtig anerkannt werden, denn vorläufig stehe nur das Eine fest, daß die Tiefbrunnen ein Gemisch von Brunnen⸗ und Seewasser enthalten, und sei es hiernach sehr wohl möglich, daß weitere Unter⸗ suchungen das Vorhandensein der Leptothrix auch in dem Seewasser konstatiren. Eine sichere Unterlage sei nur durch einen neuen Ver⸗ such und zwar dadurch zu gewinnen, daß ein möglichst großer Brunnen⸗ kessel mit undurchlässigen Wänden und entfernt vom See angelegt und dieser Kessel, zur Erzielung eines ausgiebigen Wasserquantums, mit abessinischen Saugern versehen werde. Nebenbei würden noch Bohrlöcher herzustellen sein, um den jeweiligen Stand des Grund⸗ wassers zu erkennen. Hierbei wurde die Ueberzeugung ausge⸗ sprochen, daß, wenn dieser Brunnen nur gehörig tief gesenkt würde, dann auch genügend Wasser erzielt werden würde, und ein Wasser, welches allen Anforderungen entspreche. Daß in demselben auch die gefäheliche Alge enthalten sein könnte, sei möglich, aber höchst unwahrscheinlich. Ebensowohl wie die Wasseranlagen am Teufelssee, am Hippodrom, am Kreuzberg und an anderen Orten, wie z. B. in Dresden, ein gutes Brunnenwasser lieferten, stehe auch bei den in Tegel obwaltenden ähnlichen Verhältnissen ein Gleiches zu erwarten. Die Techniker entgegneten hierauf, daß das Tegeler Seewasser nicht den vierten Theil des in dem Brunnenwasser vor⸗ gefundenen Algenquantums enthalte, ferner, daß bei den Wasser⸗ werken in Halle die Leptothrix sich ebenso in den Grundschichten vorgefunden habe, wie in Berlin, und daß nach Ablauf eines Monats seit der Inbetriebsetzung der dortigen Werke 8 ähnliche Erscheinungen gezeigt hätten, wie hier. Ein Vortheil von Untersuchungen in einem neuen Tiefbrunnen sei hiernach schwerlich zu erwarten. Wenn auf Dresden Bezug genommen sei, so lägen die Verhältnisse dort bekanntlich ganz anders. Dresden sei von einem Hochplateau umgeben; das von diesem herabkommende Wasser sammle sich in der Tiefe auf einer Granitunterlage und könne von dort, ohne mit dem Wasser der Elbe in Berührung ge⸗ treten zu sein, in reinem Zustande der Stadt zugeführt werden. An⸗ ders bei Berlin, das rings von einer großen Ebene umgeben ist. Einen größeren Brunnen bei den Tegeler Werken herzustellen . wohl möglich, dagegen sei es eine faktische Unmöglichkeit, gerade bei einem solchen das Seitenwasser auszuschließen, da die große Wasser⸗ entnahme stets von Einfluß auf den Normal⸗Wassers⸗ iegel sein würde. Von einer Seite wurde bemerkt, es sei ja überhaupt noch nicht nachgewiesen, daß eins der in den Wässern gefundenen
8 Gebilde schädlich sei; alle Grundwässer setzten vegetabilische Be⸗ standtheile ab; das Publikum ⸗könne freilich verlangen daß ihm für sein Geid ein reines Wasser geliefert werde. se die Zwecke der Reinigung würde aber die Filtration des Seewassers genügen. In⸗ dessen werde, bevor man mit zweifelhaften Einrichtungen vorgehe, es besser sein, eine Untersuchung über die Beschaffenheit des Grund⸗ wassers der Tegeler Werke anzustellen, was sich in kürzester Zeit durch allmählich tiefer zu senkende Abessinierbrunnen bewirken lasse. Als zur Vornahme derartiger Untersuchungen besonders 2— ersönlichkeiten wurden die Herren Dr. Magnus und Professor e eld in Vorschlag gebracht. — Die Sachverständigen erwiderten, daß die Schädlichkeit der Leptothrix für die menschliche Gesund⸗ heit nicht behauptet worden sei; der Erfolg der Filtration sei nicht zu bezweifeln, da das Wasser der Oberspree viel algen⸗ reicher als das Tegeler Wasser sei und doch im filtrirten Zustand zu keinen Klagen Anlaß gegeben habe. Wiederholt wurde auf die mit undurchlässigen Brunnen hergestellte Anlage am Teufelssee auf⸗ merksam gemacht und bemerkt, daß unter Zuhülfenahme dieser An⸗ lage und einer Vergrößerung der Stralauer Werke eine weitere Scho⸗ nung der Tegeler Werke ausführbar sei, wodurch nach allen Richtungen hin befriedigende Zu ände geschaffen würden. Jedenfalls aber sei es wünschenswerth, daß eine chemische Untersuchung de Wassers aus der Anlage am Teufelssee vorgenommen würde, und wurde eine solche aus⸗ drücklich beantragt. Hr. Direktor Gill gab die Erklärung ab, daß letztere Anlage gerade nur so viel Wasser liefere, als ein Tiefbrunnen in Tegel, und daß eine Erweiterung der Stralauer Werke (wozu dann namentlich neue Maschinen gehörten) unzweifelbaft möglich sei. Im Allgemeinen vereinigten sich schließlich die Ansichten dahin, daß es nöthig sei, bevor die nächsten Schritte in dieser Angelegenheit ge⸗ than werden, durch gewöhnliche abessinische Brunnen in den verschie⸗ denen Tiefen das Vorhandensein der Leptothrix festzustellen, und dies so schnell als möglich, daneben eine Subkommission des Ausschusses mit dem Auftrage niederzusetzen, sowohl das mit den abessinischen Brunnen anzustellende Experiment zu kontroliren, als auch bezüglich eines bestimmten Planes über eine Reihe weiterer Versuche Vor⸗ schläge zu machen. Unter Vorsitz des Professors Dr. Gneist fand gestern im großen Saale des Handwerkervereins eine ziemlich zahlreich besuchte Ver⸗ sammlungvon Handwerksmeisternstatt, um den bereits in einer am 18. Juni d. J. stattgehabten Versammlung projektirten „Verein Berliner Lehrmeister für das Wohl der Lehrlinge“ definitiv zu begründen. Die Gründung des Vereins wurde be⸗ schlossen und die diesbezüglichen Statuten en bloc angenommen. Dieselben lauten in ihren Haupttheilen: „Die unter dem Namen „Verein Berliner Lehrmeister für das Wohl der Lehrlinge“ ge⸗ gründete Gesellschaft hat den Zweck, die sittliche und berufliche Ausbildung der Lehrlinge in Berlin zu fördern. Der Verein sucht seinen Nben zu erreichen: a. durch Aufstellung von Musterformularen zu ehrverträgen, durch welche dem Bedürfniß der einzelnen Gewerbs⸗ zweige entsprechend das berechtigte Interesse der Lehrmeister und Lehrlinge möglichst sorgfältig gewahrt und gewährleistet wird; b. durch Förderung der religiösen und sittlichen Erziehung der Lehr⸗ linge von Seiten der Lehrmeister, sowie deren Familien und Personal; c. durch gemeinsame Verpflichtung, die Lehrlinge nicht nur zu dem nach den Umständen nöthigen Fortbildungsunterricht, sondern auch zur Benutzung der vorhandenen Fachschulen anzuhalten, auch den Sinn derselben an gesitteten Vergnügungen zu bilden; d. durch ge⸗ meinsame Verpflichtung, in dem weitesten Maße des Ausführbaren die Lehrlinge als Mitalieder der Familie des vehrmeisters zu be⸗ handeln und sie vor böser Gesellschaft zu bewahren; e. durch Rath und That den zu gleichen Zwecken vorhandenen oder künftig ent⸗ stehenden Vereinen behülflich zu sein. Mitglied des Vereins kann jeder in Berlin ansässige Lehrmeister gegen einen zu entrichtenden Jahresbeitag von mindestens 4 ℳ werden.“ — In einer der nächsten e” wird die Wahl des Vereinsvorstandes vorgenommen werden.
Im Residenz⸗Theater ging gestern die jüngste dramatische Arbeit Emil Augiers: „Die Fourchambault“ zum ersten Male hier in Berlin in Scene. Das Stück wurde in Paris zuerst am 8. April d. J. im Théatre françgais mit großem Beifalle aufgeführt und hat seitdem auf jener ersten Bühne Frankreichs eine lange Reihe von Wiederholungen erlebt, immer mit dem gleichen Erfolge. Auch in Wien sind „Die Fourchambault“ in der Darstellung des dortize Stadt⸗Theaters vom Publikum wie von der Kritik sehr günstig au genommen worden. Der gute Ruf, der so dem Stücke vorausgin hatte die Erwartung und die Ansprüche gespannt, und ein Inte esse für dasselbe erweckt, von dessen Lebhaftigkeit gestern da bis auf den letzten Platz besetzte Haus Zeugniß gab. Im Ganzen haben „Die Fourchambault“ auch hier dem vortheilhaften Rufe, der ihnen voraufging, entsprochen. Es ist die Arbeit eines Meisters in der Behandlung der Sprache und in der scenisch⸗dramatischen Technik, als welcher selbst unter den bühnengewandten französischen Schriftstellern Emile Augier hervorragt. Gleichwohl dürften diese „Fourchambault“ nicht die beste Arbeit des fruchtbaren Dramatikers sein. Das dramatische Motiv, auf dem der Dichter das Stück ausbaut, hat etwas Gesuchtes, Gezwungenes, und die Art und Wei wie er den dramatischen Effekt auf ein Wort, einen Blick stellt, zu augenscheinlich auf seine bühnentechnische Virtuosität berechne Allerdings tritt gerade in diesen Scenen die Meisterschaft Augier als Bühnenschriftsteller, der die raffinirtesten Mittel seiner Kun mit der größten Sicherheit und Kühnheit auszunutzen versteht, in da hellste Licht. Von der Feinheit und Eleganz des Dialogs des Originals gin bei der nicht besonders gelungenen Uebersetzung von G. Ritter viel verloren Die Darstellung des Schauspiels im Residenz⸗Theaters ist eine im Ganzen wohl gelungene und erzielte einen vollen Erfolg; vornehmlich Hr. Keppler zeichnete sich in der schwierigen Rolle des „Bernard- durch Wärme und Innerlichkeit wie durch treffende Charakteristik aus. Neben ihm fanden und verdienten ungetheilten Beifall die Dame Fr. Claar⸗Delia (Frau Bernard), Fr. Lewinsry⸗Precheisen (Marie 8
etellier) und Hr. Haack (Baron Rastiboulois).
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften Der Arbeiterfreund. Zeitschrift des Centralvereins fü das Wohl der arbeitenden Klassen. Herausgegeben von Professor Dr. Vict. Böhmert in Dresden, in Verbindung mit Professor Dr Rud. Gneist in Berlin. Berlin, L. Simion. 1878. 16. Jahr 4. und 5. Heft. — Inhalt: I. Abhandlungen. Der internationale Kongreß für Wohlfahrtseinrichtungen in Paris. — Die Volkswirth⸗ schaft als Unterrichtsgegenstand. Von Paul Dehn. — Der Mangel an Arbeitskraͤften in der Landwirthschaft. Osk. Sieber. — Das Vagabondenthum und die Zustände der arbeitenden Klassen in Östpreußen. — Der Arbeiter⸗ bauverein in Flensburg. Von H. — Die Verhandlungen des Vereinstages deutscher Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften und der Jahresbericht von Schulze⸗Delitzsch. — Die Geburts⸗ und Sterblichkeitsverhältnisse in den deutschen Städten. Von Dr. med. Arthur Geißler. — Nordamerikanische Arbeiterverhältnisse. Von Arth. v. Seeee; — Innere Angelegenheiten des Centralvereins. — II. Monatschronik über die Monate Juli, August und September 1878. Politisches, Wirthschaftliches, Soziales, Arbeiterfrage. Mittheilungen der k. und k. österreichisch⸗ungari⸗ schen Konsulats⸗Behörden. Zusammengestellt vom statistischen Departement im k. k. Handels⸗Ministerium. 6. Jahrg. 10. Heft. (14. Bd. der „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr“.) Wien, 1878. Druck u. Verl. der k. k. Hof⸗ u. Staatsdruckerei. 4. — 8 Inhalt: Wirthschaftliche Lage der Lombardei im Jahre 1877. — Wirthschaftliche Lage von Schweden. — Wirthschaftliche Lage von Tarragona im Jahre 1877. — Wirthschaftliche Verhältnisse von vehe im Jahre 1877. — Handelsverkehr der Herzegowina im Jahre 1877. — Wirthschaftliche der Provinz Biga. — Schiff⸗ Bh Handel von Avlona im Jahre 1877. — Wirthschaftliche eerhältnisse der Insel Jamaika. — Personalnachrichten. .