1878 / 257 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 31 Oct 1878 18:00:01 GMT) scan diff

14) Geschichte der Kommüne von 1871, vonz Lissagaray, deutsche Ausgabe, 1878; 15) Volks⸗Kalender 1879. rraunschweig, den 29. Oktober 1878. 2 Herzoglich Braunschweig⸗Lüneburgische Polizei⸗Direktion. IX Pockels.

3 ½ % iges vormals Nassauisches Domanial⸗Anlehen von 4 500 000 Fl. d. d. 21. Juli 1837.

8 Bei der am 19. d. M. stattgehabten 42. Ausloosung der aus

den planmäßig für das Jahr 1879 festgesetzten Tilgungsfonds rück⸗

zahlbaren Partial⸗Obligationen des unter Vermittelung des Bank⸗ auses M. A. von Rotzschild & Söhne in Frankfurt a. M.

ciirten 3 ½ % igen vormals Nassanischen Domanial⸗Anlehens von 500 000 Fl. d. d. 21. Juli 1837 sind die nachverzeichneten Num⸗ ern gezogen worden und zwar:

A. Rückzahlbar am 1. Februar 1879.

Llitt. A. à 100 Fl. = 171 43 J. Nr. 33 198 200 290 366 414 486 623 818 862 1030 1039 1046 1120 1340 1467 1491. 1579 1663 1818 1827 1856 1904 1935 2122 und 2168 = 26 Stück zu 2600 Fl. oder 4457 18 ₰.

Litt. B. à 200 Fl. = 342 86 ₰4. Nr. 23 36 67 80 232 326 340 452 500 552 649 764 802 835 900 = 15 Stück zu 3000 Fl. oder 5142 90 ₰.

Litt. C. à 300 Fl. = 514 29 ₰. Nr. 16 20 281 370 400 464 546 583 601 655 688 782 875 = 13 Stück zu 3900 Fl. oder

6685 77 ₰.

Litt. D. à 400 Fl. = 685 71 ₰. Nr. 82 87 178 243 298 377 450 486 552 645 679 706 887 904 = 14 Stück zu 5600 Fl. oder 9599 94 ₰.

Litt. E. à 500 Fl. = 857 14 ₰. Nr. 11 36 172 180 219 275 313 353 413 501 553 580 615 630 634 692 821 854 884 994 1039 1061 1085 1216 1334 1440 1443 1611 1656 1674 1703 1756 1837 1952 1997 2092 2196 2283 = 38 Stück zu 19000 Fl. oder 32571 32 ₰.

Litt. F. à 1000 Fl. = 1741 29 ₰. Nr. 52 55 85 318 333 359 434 533 555 615 678 774 803 952 982 987 1013 1021 1128 1133 1230 1286 1308 1309 1437 1474 1630 1653 1786 1795 1896 1957 2039 2063 2090 2114 und 2174 = 37 Stück zu 37000 Fl. oder 63428 73 ₰.

Summa 143 Stück über 71100 Fl. oder 121885 84 4.

B. Rückzahlbar am 1. August 1879.

Litt. A. à 100 Fl. = 171 43 ₰. Nr. 78 88 213 419 421 492 734 805 914 1010 1057 1065 1112 1133 1287 1344 1401 1435 1510 1540 1593 1676 1731 1773 1822 1823 1875 1983 1984 2026 2043 2131 2137 = 33 Stück zu 3300 Fl. oder 5657 19 ₰.

Litt. B. à 200 Fl. = 342 86 ₰. Nr. 37 55 162 283 306 400 435 483 587 678 720 738 920 = 13 Stück zu 2600 Fl. oder

4457 18 ₰. I. = 514 29 ₰. Nr. 80 137 222 238

Litt. C. à 300 280 289 407 414 456 618 663 668 678 715 781 912 952 = 17 Stück Nr. 37 86 200 212.

zu 5100 Fl. oder 8742 93 ₰. Litt. D. à 400 Fl. = 685 71 ₰. 260 389 427 430 621 625 627 635 818 877 912 941 = 16 Stück zu 6400 Fl. oder 10971 36 ₰.

Litt. E. à 500 Fl. = 857 14 ₰. Nr. 2 147 177 302 307 356 361 427 432 474 683 723 835 888 892 1005 1027 1132 1280 1303 1519 1584 1593 1612 1615 1722 1821 1911 1936 1964 2012 2161 2169 2282 = 35 Stück zu 17500 Fl. oder 29999

u

Litt. F. à 1000 Fl. = 1714 29 ₰. Nr. 77 100 146 170 248 267 387 447 462 554 592 606 651 745 887 897 924 998 1011 1024 1109 1169 1215 1272 1321 1446 1501 1575 1669 1739 1805 1834 1909 2059 2129 2148 2150 2157 = 38 Stück zu 38000 Fl. oder 65143 02 ₰.

Summa 152 Stück über 72900 Fl. oder 124971 58 ₰.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzin⸗ sung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermine erfolgt, sowohl bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild & Söhne zu Frankfurt a/M., als auch bei der Königlichen Regie⸗ rungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sowie bei jeder anderen Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse, bei der König⸗ lichen Staatsschulden⸗Tilgungskasse in Berlin, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a./ M. und bei den Königlichen Bezirks⸗Hauptkassen in Hannover, Lüneburg und Osnabrück gegen Rückgabe der Partial⸗Obligationen, mit den dazu gehörigen Coupons und Talons, und zwar bei den⸗ jenigen sub A. nach dem 1. Februar 1879 verfallenen Zinscoupons Ser. I. Nr. 4—8 und Talons, bei denjenigen sub B. nach dem 1. August 1879 verfallenen Zinscoupons Ser. I. Nr. 5—8 und Ta⸗ lons erheben können. 1

Der Geldbetrag der etwa fehlenden Zinscoupons wird an dem zu zahlenden Kapitale zurückbehalten.

Soll die Einlösung von dergleichen Feeaen nicht bei dem vorgenannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs⸗Haupt⸗ kasse hier oder der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a./M., son⸗ dern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die be⸗ treffenden Obligationen nebst Coupons und Talons durch diese Kasse vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prcsnn einzusenden, weshalb diese ö einige Zeit vor dem Rückzah⸗ lungstermine eingereicht werden können.

Retückständig find noch:

Aus der Verloosung:

auf den 1. August 1851: Litt. A. Nr. 1450,

auf den 1. August 1861: Litt. A. Nr. 1022,

auf den 1. Februar 1874: Litt. A. Nr. 70,

auf den 1. August 1874: Litt. B. Nr. 59,

auf den 1. Februar 1875: Litt. B. Nr. 563,

auf den 1. August 1875: Litt. A. Nr. 354 457,

auf den 1. Februar 1876: Litt. C. Nr. 566,

auf den 1. Februar 1877: Litt. A. Nr. 1891,

auf den 1. Februar 1878: Litt. A. Nr. 409 905 1047 1177 1380 1962, Litt. B. Nr. 596 983, Litt. D. Nr. 220 893, Litt. E. Nr. 317 465 484 954, Litt. F. Nr. 680, aauf den 1. August 1878: Litt. A. Nr. 163 588 880 1581,

Litt. B. Nr. 393 608, Litt. C. Nr. 226 359 361 613, Litt. D. Nr.

26 257 304, Litt. P. Nr. 603 834 971 1049 1239 1827, Litt. F. Nr. 791 1192 1577. Wiesbaden, den 22. Oktober 1878. Der Regierungs⸗Präsident v. Wurmb.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Oktober. Ihre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin⸗Königin sind, laut Meldung des „W. T. B.“, heute Vormittag um 11 Uhr mittelst 28 uges von Baden⸗Baden nach Coblenz abgereist, wo Allerhöchstdieselben Nachmittags um 4 ½ Uhr erwartet wurden. Gleichzeitig mit den Majestäten hat auch die Großherzogliche Familie Baden⸗Baden verlassen und Sich nach Karlsruhe begeben. 2

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Das Enteignungsrecht ist Allerhöchst verliehen wor⸗ den: unterm 25. September 1878 der Gemeinde Uhrsleben im Kreise Neuhaldensleben für die sum Bau einer Chaussee von Uhrsleben zur Magdeburg⸗Helmstedter Chaussee in der Richtung auf Alvensleben erforderlichen Grundstücke, gleich⸗ zeitig unter Verleihung des Rechts zur Chausseegeld⸗ erhebung; unterm 11. Oktober 1878 dem Kreise Lübben in Betreff der zum Bau eciner Chaussee von Biebersdorf über Krugau nach Gröditsch benöthigten Grundstücke, gleichzeitig unter Verleihung des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chaussee⸗ gelds; unterm 11. Oktober 1878 dem Kreise Bolkenhain rücksichtlich derjenigen Erundstücke, welche für den Bau einer Kreischaussee von der Bolkenhain⸗Landeshuter Straße bei Merzdorf bis zum Schulhause in Ruhbank beansprucht wer⸗ den; unterm 21. Oktober 1878 bei der fiskalischer Seits aus⸗ zuführenden Anlage von vier Ausweichen im Oberkanal der Schleuse bei Ahl im Unterlahnkreise. 3 Das Schleusengeld für die der Schiffsschleuse bei Hachenberg in der öffentlichen Schiffahrtsstraße vom Ruppiner Kanal nach Fehrbellin ist durch einen Tarif vom 4. Oktober 1878 festgesetzt worden.

Nach einem Reskript des Ministers des Innern vom 10. d. M. sind die einzelnen Grenzaufsehern bewilligten, nicht wrresen Stellenzulagen als Entschädigung für Dienstaufwand anzusehen und demgemäß bei der Reaktivirung von Pensionären für die Bemessung ihres Diensteinkommens in den Fällen des §. 27 Absatz 2 des Pensionsgesetzes vom 27. März 1872 nicht in Betracht zu ziehen.

Personen, welche nach Verbüßung der ihnen aufer⸗ legten gerichtlichen Haft von dem Gerichte der Landespolizei⸗ behörde Behufs Festsetzung einer korrektionellen Nach⸗ haft in einem Arbeitshause überwiesen werden, sind, nach einem Reskript des Ministers des Innern vom 23. v. M., von der betreffenden Seinhol secbehörhe nicht nur bis zum Eingange der landespolizeilichen Entscheidung wegen der zu verhängenden Nachhaft, sondern selbstredend auch demnächst noch bis zur Einleitung des Transports in das Arbeitshaus in Verwahrsam zu halten. Es stellen sich demgemäß auch die nach Eingang der landespolizeilichen Entscheidung durch die fernere Inhaftirung der betreffenden Personen bis zum Tage ihrer Ueberführung in das Arbeitshaus erwachsenden Kosten als Ausgaben der örtlichen Polizeiverwaltung dar.

Der General der Infanterie Freiherr von Loën, Präses der General⸗Ordens⸗Kommission, ist von Urlaub hier⸗ her zurückgekehrt.

Breslau, 29. Oktober. Gestern beging hier der Wirk⸗

liche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Schellwitz, Präsident der General⸗Kommission, sein 50 ses gges Dienstjubiläum.

30. Oktober. (W. T. B.) Wie der ‚Schlesi⸗ schen Presse“ aus I gemeldet wird, ist der Wirkliche Geheime Rath von Frankenberg⸗Ludwigsdorf, Mit⸗ lied des Herrenhauses und Kronsyndikus, zu Nieder⸗Schüttlau 98 Vormittag gestorben.

Cassel, 30. Oktober. In der heutigen 13. Sitzung des Kommunal⸗Landtages wurde zunächst bezüglich der letzten noch nicht geprüffen Neuwahl zum Kommunal Landtage beschlossen, daß dieselbe nicht zu beanstanden sei. Ferner wurden mehrere Petitionen den Anträgen des Eingabenausschusses ge⸗ mäß erledigt und sodann in dem Vortrage bezüglich des Be⸗ richts des ständischen Verwaltungsausschusses über die Er⸗ gebnisse der kommunalständischen Verwaltung im Jahre 1876 fortgefahren.

Hieran schloß sich die Verhandlung über die Gesuche einer größeren Anzahl von Städten des Regierungsbezirks wegen Gleichstellung der Städte mit den Landgemeinden in Betreff der Unterbringung der unheilbar geisteskranken und epileptischen Personen in den Landeshospitälern Haina und Merxhausen. Dem Antrage des Eingabenausschusses ent⸗ sprechend wurde beschlossen, die zu einer genügenden Erledi⸗ gung der Sache ETEbbö und Vorverhand⸗ lungen durch den ständischen Verwaltungsausschuß geschehen zu lassen und letzteren zu beauftragen, dem nächsten Kommunal⸗Landtage auf Grund dieser Ermittelungen zu be⸗ richten, in welcher Weise und unter welcher Beihülfe Seitens der Städte den Bewohnern derselben in der fraglichen Be⸗ siehung gleiche Rechte wie denen der Landgemeinden zu erthei⸗ en seien.

Die Vorträge über die Rechnungen der Landarmen⸗ und Korrigenden⸗Anstalt zu Breitenau und die ständische Schatzkasse ergaben keine Veranlassung zu einer Beanstandung. Auf den Antrag des Vorsitzenden des Kommunal⸗Landtages und des Abg. Professors Dr. Enneccerus wurde dabei beschlossen, den Verwaltungsausschuß zu ersuchen, eine Sammlung der über die kommunalständischen Angelegenheiten erlassenen Gesetze, Verordnungen ꝛc., verbunden mit einer die Zweige der kom⸗ munalständischen Verwaltung umfassenden Einleitung zu ver⸗ anlassen und dieselbe durch den Buchhandel zu verbreiten.

Bayern. München, 29. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Gesetzgebungsausschuß der Kammer der Abgeord⸗ neten ist seit gestern vollzählig hier versammelt⸗ und hat so⸗ gleich die Berathungen über die Einführungsgesetze zu den Reichs⸗Justizgesetzen begonnen und heute fortgesetzt.

Hesterreich⸗Ungarn. Wien, 30. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Budgetausschusses gelangte die Vorlage der Regierung, betreffend die Bewilligung eines Kredites von 2 Millionen, zur Berathung. Der Referent Giskra beantragte, gegenwärtig in die Berathung der Vorlage nicht einzutreten, sondern die Regierung aufzufordern, ungesäumt den Berliner Vertrag zur Be⸗ handlung vorzulegen. Der Abg. Feilsberg stellte ein Amendement zum Texte des Berichts des Inhalts, daß der Berliner Vertrag vor der Ausführung des darin Oesterreich übertragenen Mandates der Reichsvertretung unbedingt zur Genehmigung vorzulegen gewesen wäre. Der Abg. Sturm erblickte in der Verausgabung der 25 Millionen eine Verletzung der Verfassung, der Abg. Demel sumgfahr den Antrag Giskra's, der Abg. Oppenheimer sprach sich dahin aus, daß er zwischen der Delegation und dem Reichsrathe keinen Streit über eine Finanzfrage herbeigeführt sehen möchte. Der Finanz⸗Minister von Pretis wies darauf 2 daß er die Armee im Felde nicht habe Noth leiden lassen b Die auswärtige Frage wolle er nicht erörtern, weil

önnen. der Minister des Auswärtigen dies als sein Recht an geeigneter

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Stelleg reklamire; die Rechtfertigung der Auslagen für die

Okkupation ergebe sich aber aus dem Wortlaute des von den Delegationen und vom Reichsrathe gefaßten 12 2*2 in Betreff des Gebrauchs des 60⸗Millionen⸗Kredits im Falle der Nothwendigkeit. Dies sei der Standpunkt der Regierung ge⸗ wesen, wobei dieselbe den Friedensgedanken festgehalten 23 so lange die Ehre intakt bleibe und der Schutz der öster⸗ reichischen solches gestatte. Er habe den militä⸗ rischen Maßregeln zugestimmt in der Tendenz, größeren Kon⸗ flagrationen vorzubeugen und weil in Berlin die Okkupation für nothwendig erkannt worden sei. Die Regierung habe früher 60 Millionen für ausreichend erachten dürfen, eine Ueber⸗ schreitung dieser Summe sei in dem Momente unvermeidlich geworden, wo die Ehre der exponirten Armee hätte kom⸗ promittirt werden können, und wo es gegolten habe, dafür zu sorgen, daß das begonnene Werk wirklich vollendet werde. Er habe die gegenwärtige Ueberschreitung zugelassen, weil er das geringere Uebel habe wählen wollen. Selbstverständlich müsse die Erörterung der auswärtigen Frage in den Dele⸗ gationen vorausgehen, bevor zu dem geforderten Nachtragskredite die endgiltige Iustimmung ertheilt werde. Die Einberufung des Reichsrathes und der Delegationen sei zu der Zeit, wo die Ueberschreitung des Kredites stattgefunden, unmöglich gewesen. Er übernehme die Verantwortung für Alles, was er gethan habe. Der Berliner Vertrag enthalte eine Anzahl von Bestimmungen, wobei die Kompetenz des Reichsrathes nicht eintrete, nur die Einverleibung von Spizza sei in diese Kompetenz gehörig und die bezügliche Vorlage werde erfolgen. Ob die Okkupation nothwendig gewesen, sei Sache der Auf⸗ fassung, in dieser Richtung sei der Berliner Vertrag aber Gegenstand der Verhandlung in der Delegation. Bei der Abstimmung wurde das Amendement des Abg. Heilsberg und der Antrag Giskra’'s angenommen.

Die „Polit. Korresp.“ meldet: Aus Konstantinopel von heute: Der russische Botschafter, Fürst Lobanoff, hat die Note der Pforte in Betreff der Unterstützung der bulgarischen Insurrektion in Macedonien von Seiten Rußlands beantwortet und die von der Pforte aufgestellten Behauptungen als unmotivirt zurückgewiesen. Insbesondere hat derselbe hervorgehoben, daß in den insurgirten Distrikten sich weder russische Behörden, noch russische Truppen befinden. Neue bei der Pforte ein⸗ gelangte Berichte melden, daß mehrere befestigte Punkte im Distrikte Kosiak von 500 bulgarischen Insurgen⸗ ten angegriffen, daß die letzteren jedoch nach neun⸗ stündigem Kampfe von den türkischen Truppen zurückgeworfen wurden. Aus Athen von heute: Zu der Niederlage, welche das Ministerium in der gestrigen Sitzung der Depu⸗ tirtenkammer erlitt, hat der von der Opposition eingebrachte Antrag Veranlassung gegeben, daß die Kammer sich zwar für die Rüstungen, aber gegen die Einberufung der Reserve aus⸗ sprechen solle. Dieser Antrag wurde mit 80 gegen 70 Stimmen angenommen. Die in Folge dessen eingetretene Kabinets⸗ krisis dürfte allem Anschein nach indeß nur eine vorüber⸗ gehende sein und mit der Rekonstituirung des Ministeriums Comunduros endigen.

Pest, 30. Oktober. (W. T. B.) Im Abgeordneten⸗ hause gelangte heute der Beschlußantrag der äußersten Linken, wonach das Gesammt⸗Ministerium in Anklagestand versetzt werden soll, zur Verlesung. Das Haus beschloß, daß der Antrag am 5. k. Mts. motivirt werden solle. Im Fortgange der Sitzung sprach sich der Minister⸗Präsident Tisza über die Ministerkrisis und über die gegen⸗ wärtige Lage der Regierung aus und hob dabei hervor, daß die Krisis seit der Mitte des Monats September datire, wo der Finanz⸗Minister Szell ihm die Absicht mitgetheilt habe, seine Demission zu nehmen, weil er das Werk der finanziellen Regelung durch die unvorhergesehenen Kosten der Okkupation ge⸗ stört gefunden habe. Er (der Minister⸗Präsident) habe dier Ansicht Szells getheilt, daß die Ausgaben auf das allernoth⸗ wendigste Maß beschränkt würden und habe die Nothwendig⸗ keit betont, dies betreffenden Ortes mit entschiedener Offenheit darzulegen und dabei auch hervorzuheben, daß durch eventuelle Finanzmaßnahmen diejenigen Finanzoperationen, auf denen die seinerzeitige Einlösung der Schatzbonds basire, nicht alte⸗ rirt werden dürften. Er habe ferner angerathen, den Zu⸗ sammentritt der Legislative abzuwarten, derselben die An⸗ sichten und Absichten der Regierung mitzutheilen und von dem Ausgange der Adreßdebatte abhängig zu machen, was weiter zu geschehen habe. Da jedoch Szell auf seiner Absicht der sofortigen Demissionirung verharrt habe, hätten es auch die übrigen Mitglieder des Kabinets für ihre Pflicht gehalten, ihre Entlassung nachzusuchen, um die Leitung der Landesangelegenheiten in die Hände eines vollkommen übereinstimmenden Kabinets legen zu können. Nach überein⸗ stimmenden Erklärungen der von kompetenter Stelle berufenen ausgezeichneten Männer sei die Bildung einer definitiven Re⸗ gierung erst dann angezeigt erschienen, wenn die Situation vollständig geklärt sein werde. Das Kabinet habe diese Ansicht Pthtilt und führe nunmehr provisorisch die Regierung weiter. Schließlich sprach sich Tisza im Interesse des Landes und des Gemeinwohls für die schleunigste Beendigung der gegenwärti⸗ en Krisis aus und empfahl den auf eine Beschleunigung der Verhandlungen abzielenden Antrag Zsedenyi's auf sofortige Wahl der Adreßkommission. Unter Zurückweisung der von der Opposition gegen ihn erhobenen Angriffe erklärte Tisza endlich, daß er sich keiner Verantwortlichkeit entziehe und auch als provisorischer Minister alle zur Klarstellung der Politik der Regierung erforderlichen Aufklärungen geben werde. Der Antrag Zsedenyi’'s, auf sofortige Wahl der Adreßkommission wurde angenommen.

Niederlande. Haag, 28. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Prinz und die Prinzessin Heinrich sind gestern Vor⸗ mittag vom Haag nach Luxemburg abgereist, wo sie den Winter in Walferdange zubringen werden.

Großbritannien und Irland. London, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Ministerrath hat heute in Downing⸗ Street stattzefunden. An demselben nahmen alle Minister mit Ausnahme der der Kolonien, der Marine und des Krieges Theil. Lord Beaconsfield war, obwohl er leidend ist, zu ben Ministerrath von seinem Landsitze nach London ge⸗ ommen.

31. Oktober. (W. T. B.) Der gestrige Kabinets⸗ rath dauerte 2 ¼ Stunden; dem Vernehmen nach wurde in demselben beschlossen, ein Ultimatum an den Emir Schir Ali zu senden. Die Morgenblätter sprechen sich im Allgemeinen zustimmend über diesen Schritt aus, gufene jedoch zugleich die Besorgniß, derselbe werde vergeblich sein. Die „Morningpost“ glaubt, Earl Beaconsfield werde bei dem Lordmayors⸗Banket am 9. k. M. wahrscheinlich im

Stande &

Berichte über das

von der Zukunft mit befriedigender Zu⸗ versicht zu sprechen. Nach einer Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“ aus Simla, von gestern, sind ein zweites Pendschab⸗Kavallerie⸗ Regiment und eine Batterie Berg⸗ geschütze in Quettah eingetroffen; 2 andere Kavallerie⸗Regi⸗ menter sind in Mustang angekommen. Der Khan von

helat hat den englischen Truppen in Quettah 20 000 Mahnds Getreide zu dem zur Zeit bestehenden Preise verkauft. Der Rajah von Nahan hat den Engländern eine Abtheilung Truppen zur Verfügung gestellt. Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Konstantinpel, von gestern, gemeldet wird,

finden gegenwärtig wieder Besprechungen zwischen Oester⸗ hreich und der Pforte zur Herbeiführung eines definitiven Arrangements in Betreff Bosniens statt.

Frankreich. Paris, 29. Oktober. (Fr. C.) Die Ergebniß der Delegirtenwahlen vom letzten Sonntag sind noch immer so fragmentarisch, daß

jedes Gesammturtheil voreilig wäre; aber schon jetzt deutet

Alles darauf hin, daß die republikanische Partei hier einen

neuen und mindestens so durchgreifenden Sieg zu verzeichnen aben wird, wie ihn Gambetta prophezeit hat. Es liegen bis jetzt mehr oder weniger vollständige Angaben über die Re⸗ sultate von fünfzehn bis achtzehn Departements vor, und in

keinem einzigen der drei und mehr Arrondissements, in welche

die Departements zerfallen, dürfte man eine republikfeindliche

Majorität von Deputirten ausrechnen können. Die Minorität ist oft ziemlich stark, gerade wie in den Abgeordnetenwahlen vom

Oktober vorigen Jahres; aber für das Endresultat ist dies nach dem herrschenden Wahlsysteme gleichgültig und nur für eine theoretische Statistik von Interesse. Es muß übrigens wiederholt daran erinnert werden, daß eine große Anzahl der Gewählten sich jeder Klassifizirung entzieht, da sie überhaupt keinen aus⸗ esprochenen Parteistandpunkt einnehmen; freilich kann er⸗ ahrungsgemäß die jeweilige Regierung die Mehrheit dieser Unentschiedenen“ als ihre Anhänger betrachten. Das von bem Unterrichts⸗Minister Bardoux der Kammer über⸗ reichte statistische Verzeichniß der in Frankreich be⸗ stehenden geistlichen Kongregationen, Genossen⸗ schaften und Verbindungen nebst ihren Anstalten Liegenschaften ꝛc. zerfällt in folgende Abschnitte: 1) Gesetzli

erlaubte männliche Kongregationen und Genossenschaften; 2) gesetzlich erlaubte weibliche Kongregationen und Genossen⸗ Fhcgeen ; 3) nicht autorisirte männliche Genossenschaften (Ministe⸗ rium des Innern); 4) nicht autorisirte weibliche Genossenschaften (Ministerium des Innern); 5) erlaubte männliche Genossen⸗

schaften für Unterricht und die von demselben geleiteten

Staats⸗ oder Privatschulen (Unterrichts⸗Ministerium); 6) Staats⸗ oder Privatschulen unter der Leitung weiblicher, vom Staate autorisirten Genossenschaften (Unter⸗ richts⸗Ministerium). Dem Verzeichniß sind folgende Haupt⸗ ziffern entnommen: man zählt in Frankreich als vom Staate ermächtigt: 5 männliche Kongregationen mit 115 Anstalten in Frankreich, 109 Anstalten im Auslande und im Ganzen

2418 Mitgliedern; 4 Genossenschaften mit 84 Mitgliedern;

23 Vereine mit 2328 öffentlichen und 768 Privatschulen; 224 Frauen⸗Kongregationen mit 2450 Anstalten und 93 215 Mit⸗ gliedern; 35 Diözesan⸗Kongregationen mit 102 Anstalten und 3794 Mitgliedern und 344 Disbzesangenossenschaften mit 16 741 Mitgliedern. Die Zahl der vom Staate nicht er⸗ mächtigten männlichen Genossenschaften beläuft sich auf 387 mit 3744 Mitgliedern, die der weiblichen Institute dieser Art auf 602 mit 14 003 Mitgliedern. Im Ganzen bestehen 528 Frauen⸗Kongregationen, welche 10 951 öffentliche und 5527 . dirigiren. Die Zahl der Ordensbrüder und rdensschwestern in Frankreich beläuft sich auf nahezu 200 000. 31. Oktober. (W. T. B.) Nach den Ergebnissen der am Sonntag stattgehabten Wahlen von Delegirten zu den Senatorenwahlen wird für den künftigen Senat eine republikanische Majorität für wahrscheinlich gehalten. In den Kreisen der Linken rechnet man nach den Neuwahlen für den Senat auf etwa 155 republikanische Senatoren gegenüber 144 der Rechten angehörigen Senatoren.

Briechenland. Athen, 30. Oktober. (W. T. B.) Der König hat die in Folge der gestrigen Niederlage der Regierung in der Deputirtenkammer von dem Ministerium eingereichte Entlassung angenommen. Zaimis und Trikupis wurden ins Palais zum Könige berufen.

Türkei. Konstantinopel, 30. Oktober. (W. T. B.) Kheredin Pascha wird, wie verlautet, der Finanzkommission einen Entwurf für die Unifikation der türkischen Qtaatsschulden unterbreiten. Der Pforte zugegangenen Nachrichten zufolge soll General Totleben in Lulebourgas eingetroffen sein und die Wiederherstellung der Forts und die Errichtung on Baracken für die T haben.

w . 8 Vereinswesen.

Ueber die Einweihungsfeier in der Hauskapelle des Diakonissenhauses (Oberlinhaus) zu Nowawes wird der „N. Pr. Ztg.“ gemeldet: Zahlreiche Gäste aus Berlin und Potsdam, der christlichen Kleinkinderschulsache, begaben sich auf Ein⸗ adung des für die Einweihungsfeier zusammengetretenen Festcomités am Dienstag, den 29. Oktober, Nachmittags 2 ½ Uhr, nach Nowawes in das mit Guirlanden und Fahnen reich geschmückte Oberlinhaus, das bekannte Mutterhaus zur Ausbildung von christlichen Kleinkinder⸗ schul⸗Lehrerinnen und Gemeindepflegerinnen. Galt es doch, mit der Einweihung der Hauskapelle gleichsam die ganze Anstalt der Oeffent⸗ lichkeit zu übergeben. Mehr und mehr füllte sich die Kapelle, die für etwa 200 Personen Raum bietet, sowie die rechts und links von derselben liegenden, mit dem Bildnisse Oberlins geschmückten Räume. Die Kapelle mit der Decke und dunklem Holzgetäfel, den Bibel⸗ sprüchen an den Wänden, dem in früh⸗mittelalterlichem Stile gehalte⸗ nen Kronleuchter verdankt ihren Schmuck der Liebe ein⸗ zelner Freunde der Sache. Auf dem Altar aber stand das Kruzifix, das die Huld Ihrer Majestät der Kaiserin dem Hause gespendet. Als die Hohe Protektorin des Oberlinhauses, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl, und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Luise Margarethe, begleitet von der Ober⸗Hofmeisterin Gräfin Alvensleben, der Gräfin Schlieffen und Ihren Hofdamen, die Kapelle betraten, leitete, nachdem die ganze Versammlung sich er⸗ hoben und Ihre Königlichen Hoheiten vor dem Altar Platz genommen hatten, ein Thorgesang der Schwestern und Zöglinge des Oberlin⸗ hauses die Feier ein. Diese saßen mit ihrer designirten Oberin,

rl. v. Saldern, rechts vom Altar, während links die zahlreich er⸗ chienenen Geistlichen aus Berlin, Potsdam und Umgegend im alar Platz genommen hatten. Unter der Festversamm⸗ lung befand sich außer dem Berliner Centralvorstand, dem General⸗Feldmarschall Grafen Moltke, der Vorsitzende des Vereins der Landes⸗Direktor v. Levetzow, die Vorsitzende des

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angeordnet ¹ 1116“

Vaterländischen Frauenvereins Gräfin Charlotte v. Itzenplitz und viele auf dem Felde christlicher 2— bekannte Persönlich⸗ keiten. Nach dem Gesange hielt der General⸗Superintendent Dr. Büchsel die Weihrede über Römer 5, 1— 5. Anknüpfend an den vor uns liegenden Gedenktag der Reformation wies er auf die Gerechtigkeit durch den Glauben allein hin. Dann weihete er das neue Gotteshaus in schlichten, zum Herzen dringenden Worten auf Grund unseres evangelischen Be⸗ kenntnisses und die ganze Gemeinde fiel ein mit dem Gesange: „Gieß Deinen Segen auf dies Haus“ u. s. w. Hierauf trat der Ortsgeistliche von Nowawes, Pfarrer Koller vor den Altar und hielt die erste Eingangsliturgie. Beim Ablegen des Glaubensbekenntnisses stimmten die Schwestern und Geistlichen mit lauter Stimme ein. Es folgte nun wieder Gesang: „Eines wünsch' ich mir vor allem andern“ und dann betrat der Vorsteher des Hauses, Pastor Röhricht die Kanzel, um über Joh. 15, 1—6, die Festpredigt zu halten, die in feurigen Worten nicht nu: die Schwestern, sondern alle Festge⸗ nossen an die Gemeinschaft mit dem Herrn, an die Pflichten und die Rechte jedes Christen erinnerte. Nach dem Gesange: „Ich bin Dein! Sprich Du darauf ein Amen“ hielt Pfarrer Koller die Schlußliturgie, und mit dem Gesange von: „Ach bleib mit Deiner Gnade“ schloß die kirchliche Feier, nach welcher Ihre Königlichen Hoheiten die Ka⸗ pelle und das Haus verließen.

Die übrigen Gäste begaben sich zu einer zwanglosen Vereinigung, während welcher Erfrischungen eingenommen wurden, in die höher gelegenen Räume des Hauses, hatten auch wohl Gelegenheit, sich genauer von der inneren Einrichtung desselben zu überzeugen. Hier⸗ auf begab man sich wieder in die Kaäpelle, wo Hofprediger Stöcker noch eingehender über die Kleinkinderschulsache sprach; ihm schloß sich General⸗Superintendent Dr. Büchsel an, der aus seiner reichen Erfahrung von dem Segen des Diäakonissen⸗ amtes erzählte, auch die Pfarrer Koller, Röhricht u. a. machten ähnliche Mittheilungen. Dann eröffnete Hofprediger Stöcker die Generalversammlung des Vereins in der für den in der Zeitung desselben „der christlichen Kleinkinderschule“ abgedruckten Rechenschaftsbericht Decharge ertheilt und ein beim Centralvorstand zu stellender Antrag des Freiherrn von Bissing, betreffend eine Oberlin⸗Feier am 16. Juni 1879 zum Andenken an die erste, vor hundert Jahren gegründete Kleinkinderschule, der Unterstützung empfohlen wurde. Ein Gebet des Hofpredigers Stöcker und der Gesang der letzten Strophen des Liedes: „Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit!“ machte den Beschluß des festlichen Tages, der hoffentlich nicht nur die bewährten Freunde des Oberlinhauses in der Ausdauer und Treue gestärkt, so ch mehr Herzen gewonnen. 8 .

8 Statistische Nachrichten.

Einer Statistik der „New⸗Yorker Handelszeitung“ zufolge wurde New⸗Orleans während der letzten 6 Dezennien 8 Mal vom elben Fieber heimgesucht, und zwar begann die Epidemie im

ahre 8 1817 am 17. Juni und forderte 800 Opfer 1819 .... 2190 1847 23. SI 2259 1853 3. Mai 8647 1854 3. Juli 2410 1855 22. Juni 3073 1858 17. Juni 4030 8 18657 8 SZ 8 3460 Vom Jahre 1868 bis 1873 war New⸗Orleans von der Epidemie verschont während der letzten 4 Jahre wurden folgende Todesfälle am gelben Fieber gemeldet:

er Jahr Epidemie 1873 23. August 271 1874 16. August 41 1875 10. September 65 1876 15. August 104 Im Jahre 1877 wurde nur ein Todesfall am gelben Fieber und zwar am 20. September gemeldet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8

Friedrich von Nerly, der Nestor der deutschen Maler in Italien, ist am 21. Oktober in Venedig gestorben. Nerly, seit den Zwanziger Jahren in Italien, stand daselbst einst mit Goethe und Byron in intimem Verkehr.

Die Sammlung der mykenischen Alterthümer in Athen, mit welchen die gleichartigen Fundstücke aus dem Grabe von Spata bei Athen vereinigt sind, hat von Neuem einen inter⸗ essanten Zuwachs erhalten durch die Schmucksachen und Thongefäße des ältesten Stils, welche während des verflossenen Sommers durch die Bemühungen der archäologischen Gesellschaft in den Grotten bei Nauplia am Fuße des Palamidi zum Vorschein gekommen sind. Diese schon von Strabo erwähnten Höhlen, deren Einrichtung der Zeit der Cyklopen zugeschrieben wurde, sind nun als Felsgräber anerkannt worden, ähnlich dem in Spata ausgegrabenen, und so mehren sich in erfreulicher Weise die Denkmäler, welche uns ein anschauliches Bild der ältesten Kulturperiode von Griechenland geben, da es noch ganz unter dem Einflusse Vorderasiens stand. Eine zweite sehr merkwürdige Ent⸗ deckung ist in Marathon gemacht worden. Marathon gehörte einem Verbande von vier Ortschaften an, der sogenannten Tetrapolis, von der wir wußten, daß sie in vielen Beziehungen eigenthümliche Einrich⸗ tungen bewahrt hatte. Jetzt ist eine Inschrift gefunden worden (über die Dr. Lampros in der „Ephemeris“ vom 28. September be⸗ richtet), in welcher die Einwohner der Tetrapolis als eine besondere Genossenschaft mit einem eigenen Archonten dem Dionysos einen Gegenstand widmen. In dem Kollegium von vier Opferbesorgern finden wir die vier Orte der Tetrapolis vertreten. Hoffentlich schließen sich noch weitere Entdeckungen an diesen Fund an.

In dem neuesten (November⸗ Heft der „Deutschen Rund⸗

chau (Verlag von Gebrüder Paetel) beginnt die bereits früher in Aussicht gestellte spannende Erzählung von Wilhelmine von Hillern: „Und sie kommt doch!“ Sodann berichtet Heinrich Kruse über eine Wallfahrt nach Sesenheim, welche er im Jahre 1835 unternommen hat; der Bericht ist gleich damals verfaßt und jetzt unverändert ab⸗ gedruckt worden. Hieran schließt sich die Fortzefung der Denkwür⸗ digkeiten des Generals der Infanterie Dr. Heiarich von Brandt: „Berlin im Oktober und November 1348“. L. X. von Neumann⸗ Spallart wirft einen Rückblick auf die Pene S“ Professor Oscar Schmidt in Straßburg weist nach, daß die Sozial⸗ demokratie an dem Darwinismus keine Stütze finden könne. In der „Berliner Chronik“ referirt Professor Bruno Meyer über die zeitige Berliner Kunstausstellung; in den „Politischen Briefen“ behandelt S. E. Köbner das Thema „Zwischen Reichstag und Landtag“. Das Heft schli 5t mit der literarischen Rundschau.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 31. Oktober. Der achtedeutsche Handelstag hat in seiner gestrigen Versammlung über den volkswirthschaftlichen Senat folgende Beschlüsse gefaßt; 8

1) „Der deutsche Handelstag beschließt, seinen Ausschuß zu be⸗ auftragen, sich mit der Staatsregierung über die Bildung eines volkswirthschaftlichen Senats im Sinne des Meckelschen Antrages in Verbindung zu setzen. Der deutsche Handelstag beschließt ferner, seinen Ausschuß zu bevollmächtigen, sich mit der Staatsregierung dahin zu verständigen, daß der zur Theilnahme an der wirthschaft⸗ lichen Gesetzgebung berufene Senat zum Theil durch Kaiserliche Er⸗ nennung, zum Theil durch die Organe der Industrie, des Handels und der Landwirthschaft berufen werde.“ (Antrag Bethke⸗Halle.)

2) „Der Handelsta giebt dem Bedürfniß Ausdruck, daß die

deutsche Reichsregierung in der wirthschaftlichen Gesetzgebung, ins⸗

besondere in handelspolitischen Fragen ein auf fester Grundlage be⸗ ruhendes Centralorgan als Beirath anerkenne. Er ersucht die Reichs⸗ regierung, den Handelstag, bezüglich dessen Ausschuß, z. Z. als ein solches Organ anzuerkennen, welches allein, oder in Zusammenwirkung mit ähnlichen Vereinen diese Aufgabe zu lösen hat. Er beauftragt den Ausschuß, zur Ausführung dieses Beschlusses mit der Reichs⸗ regierung in Verbindung zu treten.“ (Antrag Hammacher)

3) „Der deutsche Handelstag wolle schleunigst eine Eingabe an die Kaiserliche Regierung richten, dahin gehend, daß möglichst bald, und zwar zunächst durch Kaiserliche Ernennung, eine Behörde, be⸗ stehend aus Vertretern des Handels, der Industrie, der Gewerbe, der Landwirthschaft, des Verkehrswesens und aus höheren Beamten ge⸗ schaffen werde, welche als Beirath der Reichsregierung in wirth⸗ schaftlichen Fragen, ähnlich der in Frankreich vorhandenen Institu⸗ tionen des Conseil supérieur ꝛc. fungirt.’ (Antrag Baeck)

Alle diese Anträge wurden nur mit schwachen Mehrheiten ge⸗ faßt. Der Antrag Bethke wurde mit 50 gegen 49, der Antrag Ham⸗ macher mit 53 gegen 48 Stimmen, der nkta Bueck mit 54 gegen 4) Stimmen genehmigt. Ein Antrag Witte⸗Rostock, der jedes Ein⸗ gehen auf den Vorschlag der Bildung eines solchen Senates ablehnte, vereinigte 33 Stimmen auf sich. 1

In der heute Vormittag um 10 ¼ Uhr eröffneten zweiten Fißung des achten deutschen Handelstages standen mehrere Anträge auf Statutenänderung, wie solche in den letzten Jahren schon mehrfach gestellt, aber immer abgelehnt wurden, zur Verhand⸗ lung. Eine von Königsberg ausgehende und nach dessen Aus⸗ tritt von Posen aufgenommene Vorlage will die einzelnen Korporationen je nach ihrer Bedeutung in sechs Klassen ab⸗ schätzen und einerseits entsprechend besteuern, andererseits mit einer entsprechenden Stimmenzahl versehen. Ein Antrag Bielefeld will die Umwandlung des Handelstages in einen deutschen Handels⸗ und Gewerberath, bestehend aus Delegirten, welche von einzelnen selbständigen Bezirksverbänden gewählt

werden vnd zedes Jahr für eine längere Zeit in Berlin zusammen⸗

treten. Nach längerer Debatte wurde ein motivirter Vertagungs⸗ antrag des Geheimen Kommerzien⸗Raths Baare (Bochum) ange⸗ nommen, welcher als Grund der Absetzung von der Tagesordnung den Umstand angiebt, daß die H ltung der Reichsregierung zu den gestrigen Beschlüssen über die Schaffung eines volkswirthschaftlichen Senates noch nicht bekannt sei.

Aus dem Bericht der Schlesischen Kohlenwerks⸗ Aktiengesellschaft in Gottesberg sind folgende Mittheilungen entnommen: An Kohlen wurden gefördert 4 192 053 Ctr. zum Selbst⸗ kostenpreise von 21,86 per Centner (gegen 3 947 357 Ctr. à 24,73 im Vorjahre). Hiervon wurden gewaschen 2 787 109 Ctr., welche 2 246 644 Ctr. diverse Waschprodukte ergaben. Verkauft wurden 2 440 315 Ctr. zum Durchschnittspreise von 30,74 (gegen 2 001 377 Ctr à 35,54 im Vorjahre). Die Koksproduktion be⸗ trug 789 965 Ctr. (gegen 895 116 Ctr. im Vorjahre), der Verkauf 739 473 Ctr. à 64,06 gegen 786 173 Ctr. à 70,25 im Vorjahre. Das Geschäftsjahr 1877/78 schließt mit einem Ver⸗ luste, welcher 59 597 und zuzüglich 69 080 Abschreibungen, im Ganzen 128 677 beträgt. Es wurde beschlossen, denselben gleich dem früheren Verlustsaldo aus 1875/77 von 201 944 auf das ee und Verlustkonto des laufenden Geschäftsjahres zu über⸗ ragen.

.„— Nach dem Geschäftsbericht der Sächsischen Stickma⸗ schinenfabrik zu Kappel bei Chemnitz betruüg im Betriebs⸗ jahr 1877 78 der Gesammtumsatz 347 078 und zwar speziell in Stickmaschinen nebst Zubehör 71 825 (51 558 weniger als im Vorjahre), in Werkzeugmaschinen 249 961 (43 395 mehr als im Vorjahre), in Strickmaschinen 13 011 (6285 mehr als im Vorjahre), in diversen Maschinentheilen 12 286 Das Beamten⸗ und Arbeiterpersonal bestand durchschnittlich aus 148 Köpfen und zählt deren gegenwärtig 172. Während der ersten 3 Monate im laufenden Geschäftsjahre betrug der Umsatz in Stickmaschinen rund 37 000 ℳ, in Werkzeugmaschinen rund 42 600 ℳ, in Strickmaschinen rund 5200 Der pro 1877—78 erzielte Gewinn reichte nicht aus, die prozentual gleich hoch wie im vorigen Jahre vollzogenen Ab⸗ schreibungen ganz zu decken, es mußten hierzu vielmehr noch 6915 dem Reservefonds entnommen werden.

In dem Geschäftsbericht über das Betriebsjahr 1877/78 theilt die Direktion der Wissener Bergwerks⸗ und Hütten⸗ Aktiengesellschaft den Aktionären mit, daß sich die Verhält⸗ nisse des Unternehmens in dieser Periode wieder verschlechtert haben. Trotz der allgemeinen Geschäftsstockung war es möglich, Absatz für die gesammte Produktion von 23 159 300 kg Eisen zu finden und den steten Absatz auf ca. 6 Monate im Voraus zu sichern. Im ver⸗ flossenen Jahre war nur die Alfredhütte der Gesellschaft im Betriebe und produzirte bei regelmäßigem Ofengange 23 159 300 kg gegen 24 600 000 kg des Vorjahres. An Rohmaterialen waren hierzu erforderlich 62 286 060 kg Eisenstein, 16 610 610 kg Kalkstein, 32 000 750 k Koks. Die am 30. Juni vorhandenen Eisenvorräthe bestanden in Spiegeleisen I. 110 000 kg, Spiegeleisen II. 20 000 kg, Spiegeleisen III. 440 000 kg, Bessemereisen 150 000. kg, zusammen 720 000 kg, während noch 14 230 000 kg in diversen Eisensorten abgeschlossen waren und somit 13 510 000 kg zu er⸗ blasen blieben. In der zweiten Hälfte des Betriebsjahres ist die Gesellschaft zur Fabrikation von grauem Bessemereisen über⸗ gegangen und hat dabei günstige Resultate erzielt. Die Re⸗ sultate des verflossenen Betriebejahres ergeben nach Abzug der Abschreibungen auf Rohmaterialien im Betrage von 17 960 ℳ, sowie Deckun; der Generalunkosten und Zinsen von 151 256 einen Nettoüberschuß von 11 564 Der Bruttogewinz beträgt nach vor⸗ genommener Abschreibung auf Rohmaterialien 162 820 Die Bilanz ergiebt eine Erhöhung des Verlustkontos von 205 446 ℳ, abzüglich Gewinn auf den Betrieb mit 11 564 ℳ, somit von 193 882 ℳ, so daß das Verlustkonto zuzüglich des vorjährigen Saldos von 530 616 mit 724 498 abschließt.

Die „Allg. Corr.“ berichtet über die Handelsstockung in England: In jüngster Sitzung der Handelskammer von Manchester wurde konstatirt, daß während der letztverflossenen ünf Wachen 102 englische und 72 schottische Bankerotte angemeldet, 9 Anträge um Abwickelung der Geschäfte gestellt wurden und 1215 Liquidationen stattfanden.

18öe a. M., 30. Oktober. (W. T. B.) In der heuti⸗ gen Generalversammlung der Aktionäre der Lothringer Eisen⸗ werke wurden die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths, v. Weiß und Hertz (Wien), wiedergewählt. Sodann wurde gemäß den Anträgen der Verwaltung beschlossen, an Stelle der durch den Beschluß des Aufsichtsraths vom 16. März c. für verfallen erklärten 9125 Interimsscheine keine neuen auszufertigen. Die darauf bereits Fäense. Einzahlungen im Betrage von 3 888 750 sollen dem Reservefonds Sne und das um den Nominalbetrag der Aktien auf 12 525000 reduzirte Kapital soll weiter auf 6 262 500 reduzirt werden. Die Reduktion soll dadurch bewirkt werden, daß für je 5 vollgezahlte Interimsscheine à 600 je 3 solche à 500 ausgegeben werden. Das hierdurch disponibel wer⸗ dende Kapital von 6 262 500 soll für Abschreibungen verwendet

werden. 1 Verkehrs⸗Anstalten.

Liverpool, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „England“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Southampton, 30. Oktober. Das Postdampfschiff „Donau“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 19. d. Mts. von New⸗York abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier ange⸗ kommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung heute die Reise nach Bremen fortgesetzt. Die „Donau“ überbringt 146 Passagiere und volle Ladung.

New⸗Orleans, 28. Oktober. Das Postdampfschiff „Frankfurt“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 2. d. M. von Bremen und am 6. d. M. von Havre abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen.