1878 / 276 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

In Folge der 8,F des Königlichen Gesandten

Grafen zu Solms⸗Sonnewalde fungirt als interimistischer

19 in Dresden bis auf Weiteres der Legations⸗ Graf O. von Dönhoff.

Der General⸗Lieutenant von Hausmann, bisher Inspecteur der 1. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, ist aus Anlaß seiner Versetzung in gleicher Eigenschaft zur 4. Feld⸗Artillerie⸗ Inspektion behufs Abstattung persönlicher Meldungen hier

eingetroffen.

8 In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten⸗Ver⸗

sammlung fand durch den Ober⸗Präsidenten von Jagow die

feierliche Einführung des Ober⸗Bürgermeisters Dr. von eh be statt.

S. M. Glattdecks⸗Korvette „Luise“, 8 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. Schering, st am 20. d. Mts. in Wilhelmshaven in Dienst gestellt.

Görlitz, 20. November. Die heutige zweite Sitzung des Kommunal⸗Landtags wurde um 11 ½ Uhr eröffnet. Nach Genehmigung des Protokolls über die letzte and die Berathung über Propos. 9, die Hülfskasse betreffend, statt. Der Landtag 8 von dem Vermögensbestande dieser

Kasse Kenntniß, beschloß, den Zinsfuß bei Annahme von

Kapitalien und für die zu gewährenden Darlehne ungeändert S zu lassen und traf in Betreff des Dispositions⸗ onds zu Gunsten des Waiseshauses in Reichenbach, der Klein⸗ Kinderbewahranstalten in Görlitz und Lauban, der Herbergen

zur Heimath in Lauban und Görlitz und einiger an⸗

. 8 gemeinnütziger Institute Verfügung, reservirte

auch daraus einen Beitrag für Bestreitung der

Landarmenrente. Ueber den Dispositionsfonds der

Sparkasse verfügte der Landtag in gleicher Weise wie ad 1

bis 6 des vorjährigen S F8 se über die Zinsen des

Fonds zu milden Zwecken, während (3.) aus der Gräfin von . Löbenschen Stiftung einmalige Beihülfen für bedürftige In⸗ stitutionen bewilligt wurden. Bei Proposition 4 ertheilte der

Landtag dem Bankvorstande Decharge, stellte den Geschäfts⸗ unkosten⸗Etat für 1878 fest und wies eine bestimmte Summe

ur Einlösung von noch im Umlauf befindlichen, bereits prä⸗ ludirten Banknoten an. Von dem Verwaltungsberichte der Sparkassen⸗Direktion nahm der Landtag Kenntniß; der Beitrag der Sparkasse zu den allgemeinen Verwaltungskosten des Landsteuer⸗Amts wurde den Verhältnissen entsprechend festgestellt, der Seitens der Direktion erfolgten Wahl eines Neben⸗Sparkassen⸗Rendanten die Bestätigung ertheilt und die Wahl eines Kurators und eines stellvertretenden Kurators für Neben⸗Spar⸗ kassen vollzogen. Bezüglich der Vereinigung des Land⸗ armenwesens der Oberlausitz mit dem von Schlesien wurden die noch erforderlichen Beschlüsse gefaßt; ebenso wurde der

Etat für den Pensionszuschußfonds für die evangelischen Geist⸗

lichen der Oberlausitz festgestellt. Es erfolgte eine Abänderung

einiger Bestimmungen des Reglements, hauptsächlich eine Er⸗

höhung des Pensionszuschusses bis zu 510 Für die Land⸗

wirthschaftsschule in Liegnitz wurde eine einmalige Beihülfe von 500 bewilligt.

„SHessen. Darmstadt. 22, Pamtehnveitt burchauls defrie⸗ zauch heute ist der Zustand des 858— eine gute Nachtruhe hatte, 1.“ Das All⸗ gemeinbefinden des Erbgro Bherzogs, dessen sich gebessert hat, ist gut. Die Besserung in dem Befinden der Prinzessin Irene schreitet stetig fort.

Lippe. Detmold, 19. November. (Magdb. Ztg. Unter den Gegenständen, welche den gestern H Inngab, th nen Landtag beschäftigen werden, sind außer dem Etat die zur Ausführung der Reichsjustizgesetze erforderlichen Gesetze, die Gemeindeordnung und das die Gemeinde⸗, Kultus⸗ und Schulangelegenheiten der Israeliten betreffende Gesetz zu nennen. Der Etat pro 1879 weist eine Einnahme von 978 697 und eine Ausgabe von 971 395 nach; dem

Ueberschuß von 4302 steht ein Defizit von 28 078 ü 1878 gegenüber 8

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. November. (W. T. B.) Der Kaiser hat heute die Adresse des Abgeordneten⸗ hauses entgegengenommen. Der Präsident des Ab⸗ peordlstenauses hat anläßlich des Attentates auf 8 den Köni umbert an den italienienischen Gesandten, Graf Robilant, ein Schreiben gerichtet, auf welches Graf Robilant in verbindlichster Weise antwortete. Die „Polit. Korresp.“ meldet: Aus Kattaro: Die Albanesen befestigen die Anhohen von Podgoritza, von dessen friedlicher Auslieferung keine Rede mehr ist. Aus Konstantinopel vom 20. d.: Die Pforte hat durch militärische Agenten über den Stand der russischen Armee in Rumelien und Bulgarien Erhebungen anstellen lassen, hiernach hat die russische Armee eine Stärke von 230 000 Mann mit 800 Geschützen. Aus Bukarest von heute: Die internatio⸗ nale Kommission zur Regelung der Grenze zwischen Bul⸗ garien und der Dobrudscha hat ihre Arbeiten in einem für Rumänien Fänstigen Sinne beendet; die Besitzergreifung von der Dobrudscha erfolgt am 24. d., der Fürst Karl wird dem Uebergange der rumänischen Truppen über die Donau bei Braila beiwohnen. Pest, 21. November. onen sind die bereits signalisirten lagen, betreffend die ür die Okkupation zu bewilligenden Kredite heute zugegangen. Die österreichische Delegation hat das Ordinarium und das Extraordinarium des Marinebudgets nach den Anträgen des Ausschusses erledigt. Ein die Regierungsvorlagen wieder aufnehmender Antrag des Delegirten Teuschl auf Bewilligung einer ersten Rate von 300 000 Fl. für ein neues Citadell⸗ schiff wurde abgelehnt. Bei der ungarischen Dele⸗ gation wurde von dem Delegirten Falk folgende Interpellation eingebracht: ob der Minister des Auswärtigen Kenntniß davon habe, daß Rußland mit der ihm nach dem Berliner Vertrage bliegenden Räumung der Dobrudscha zögere und daß es als Bedingung der Räumung von Rumänien den Abschluß eines Vertrages fordere, der ihm auch über die vertragsmäßige Frist eine Durchzugsstraße in der Dobrudscha sichern würde, ferner, ob der Minister eine Auslegung des Berliner Ver⸗ trages in der Weise für annehmbar erachte, daß die Er⸗

(W. T. 88 Bei den Delega⸗ or

dingung abhängig ge gacht werde, endlich, ob es zulässig sei daß die Bestimmungen des Berliner Vertrages in Bezug au die Z““ Räumung Rumäniens f Umwegen eludirt würden. 1“

Großbritannien und Irland. London, 21. No⸗ vember. (W. T. B.) Die Königin hat ihre seitherige R sidenz in Balmoral verlassen und wird morgen in Windsor eintreffen. Dem „Standard“ zufolge hat der hiesige amerikanische Gesandte heute mittelst Check der Regierung 5 ½ Millionen Dollars als die England in der Fischereifrage sugeso zchen⸗ Summe gezahlt.

22. November. (W. .

„Standard“ aus Lahore hat die englische Kolonne, welche über den Kurum gegangen ist, das Fort Amadschana

genommen.

Kalkutta, 21. November. (W. T. B.) Sämntliche Kolonnen der englischen Truppen haben Befehl erhalten, die Grenze zu überschreiten. Devpeschen, welche Mel⸗ dungen über Truppenbewegungen bringen, werden von den Behörden zurückgehalten.

Bombay, 21. November. Die Truppen, die von Quettah aus vorrückten, sind in Kushlak, 10 Meilen von Quettah entfernt, eingetroffen. Die Kälte ist sehr streng; jedes Regiment hat ungefähr 100 Kranke. Der diplo⸗ matische Agent Englands in Beludschistan, Major Sandeman, hat den Häuptern der Eingebornen Beludschistans eine Proklamation des Vizekönigs mitgetheilt, in welcher erklärt wird, daß der Krieg nur gegen den Emir von Afghanistan geführt werde. Der General Stewart wird sich un⸗ verzüglich nach Quettah begeben. Seine ganze Division hat bereits Mooltan verlassen.

Lahore, 22. November. (W. T. B.) Die heute er⸗

lassene Proklamation des Vize⸗Königs rekapitulirt die Geschichte der Beziehungen Indiens zu Afghanistan in den letzten 10 Jahren und hebt hervor, daß die britische Regie⸗ rung den Emir von Zeit zu Zeit unterstützt habe und die Afghanen Handelsfreiheit mit Indien genossen hätten. Diese Wohlthaten seien durch Uebelwollen und ein rücksichtsloses Be⸗ tragen Seitens des Emirs vergolten worden. Letzterer habe durch Wort und That versucht, den Religionshaß zu schüren und einen Krieg gegen das englische Reich in Indien herbeizuführen. Den Anstrengungen Englands zur Erzielung eines freundschaft⸗ lichen Verkehrs Trotz bietend, habe er eine russische Gesandt⸗ schaft empfangen, dagegen gewaltsam den englischen Gefandten urückgewiesen, dessen Ankunft rechtzeitig angemeldet worden fei Die lange Nachsicht der englischen Regierung habe der Emir als Schwäche angesehen und sich nun den gerechten Zorn Englands zugezogen. Die englische Regierung wolle die Unabhängigke Afghanistans respektiren, sie könne aber nicht dulden, daß sich eine andere Macht in die inneren An⸗ gelegenheiten Afghanistans mische. Der Emir allein trage die Verantwortlichkeit dafür, die Feindschaft der Freundschaft der Kaiserin von Indien vorgezogen zu haben.

Frankreich. Versailles, 21. November. (W. T. B.) In

1 Sj der Doperrrrtenkrammer prach. ich in der heutigen Sihae Anfrage des Deputirten Haentjens der Fi⸗ nanz⸗Minister Say über vie sprozentige amortisir⸗ bare Rente aus und wies auf die Vortheile hin, welche die mit dieser Rente eingeleitete Finanzoperation dem Staatsschatze biete. Was die 5prozentige Rente anbelange, so behalte sich die Regierung das Recht zu deren Konvertirung vor, sie ordne dieses Recht aber den Oportunitätsrücksichten unter. Hierauf wurden, nach dem Schlusse der Generaldiskussion, die Budgets für die Ministerien der Justiz und der auswärtigen Angelegenheiten von der Kammer genehmigt.

Italien. Rom, 21. November. (W. T. B.) Die Rückkehr des Königs und der Königin 88 Rom 2 nun⸗ mehr auf nächsten Sonntag festgesetzt; dem Vernehmen nach begeben sich Deputirte nach Albano, um den Königlichen Zug feierlich einzuholen. Morgen und übermorgen findet in zweien der hiesigen Kirchen ein feierliches Tedeum zu Ehren des Königs statt. In Florenz hat aus Anlaß der unter die Volksmenge geworfenen Orsinibombe die Verhaftung mehrerer Internationalisten stattgefunden. Die öffent⸗ liche Meinung ist gegen die Mitglieder der anarchischen Par⸗ teien außerordentlich erregt; in Genua und in einer Anzahl anderer Städte haben öffentliche Kundgebungen statt⸗ gefunden, wobei „Tod den Sozialisten und den Internatio⸗ nalisten!“ gerufen wurde. .

21. November. (W. T. B.) Der Kriegs⸗Minister Bonetti ist zum Senator ernannt worden. Die Nach⸗ richt einiger Blätter, daß in der vergangenen Nacht die Inter⸗ nationalisten versucht hätten, sich der in der Kaserne des Militärdistrikts Pesaro befindlichen Gewehre zu bemäch⸗ tigen, wird von der „Agenzia Stefani“ für unrichtig cr⸗ klärt. Es hätten nur in der Nacht vom 18. zum 19. d. M. einige Individuen sich dem äußeren Thore der genannten Ka⸗ serne genähert, in der Absicht, den Eingang zu erzwingen. Die dort befindliche Schildwache schlug jedoch Alarm, worauf die Individuen die Flucht ergriffen.

21. November, Abends. (W. T. B.) Bei Beginn der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer ergriff der Minister des Inn ern, Zanardelli, das Wort, um „der ihm obliegenden traurigen Pflicht zu genügen“ und ron dem in Neapel gegen den König begangenen Attentate der Kammer Kenntniß zu geben. Der Minister theilte die Details des Attentates mit und konstatirte den allgemeinen Abscheu, den das Attentat hervorgerufen und die große Freude, die die Errettung des Königs erregt habe. Die Regierung, indem sie in allen Stücken die Prinzipien der Freiheit fest aufrechterhalte, könne doch mit Mördern absolut nicht transigiren. Gegenüber den der Gesellschaft drohenden Gefahren sei die Regierung

unerbittlich und werde es bleiben; sie zweifle nicht, daß sie in

dieser Beziehung die Billigung und Unterstützung der 2 lichen Leute aller Parteien finden ie Rede 8 Ministers wurde mit Beifall aufgenommen. Hierauf verlas der Präsident der Kammer die an den König und an den Minister⸗Präsidenten Cairoli abgesendeten Depeschen und die darauf ergangenen Antwortstelegramme. Bei Verlesung der telegraphischen Antwort des Königs ertönten von allen Bänken des Sitzungssaales und von den Zuhörertribünen stürmische Beifallsrufe. Der Präsident beantragte darauf den Erlaß einer Adresse an den König und schlug ferner vor, daß sich das Präsidium des Hauses nach Neapel begebe, um den König nach Rom zu geleiten. Die Kammer stimmte beiden

füllung des gedachte h ägli 3 g 8 gedach u1u*. es von ein nachträglichen Be⸗

Anträgen mit lauten Beifallsrufen zu. Die Sitzung w darauf geschlossen. bu 8 wuürde

.T. B.) Nach einer Meldung des

Im Senate gab der Minister Zanardelli die nämlichen Erklärungen ab. Vom Senate wurde gleichfalls der Erlaß einer Adresse an den König beschlossen. .“

Florenz, 21. November. (W. T. B.) Heute hat hier die Beerdigung der durch die Orsinibombe Getödteten in sehr feier⸗ licher und erhebender Weise stattgefunden. Die Behörden, die Ver⸗ eine, die Arbeitergesellschaften und eine 98 große Menschen⸗ menge der Feier bei. Der Präfekt hielt eine Rede, welche großen Hecsal fand. Nach der Feier zogen die Arbeiter⸗ vereine unter Hochrufen auf den König, die Königin und den Kronprinzen durch alle Straßen.

Dänemark. Kopenhagen, 21. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Folkethings theilte der Prä⸗ sident mit, daß der König ihn beauftragt habe, dem Hause die Verlobung der Prinzessin Thyra mit dem Her⸗ zog von Cumberland anzuzeigen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau

London, Freitag, 22. November, Mittags. Der „Daily⸗ Telegraph“ veröffentlicht in einer Spezialausgabe folgendes Telegramm: Lager vor Alimusjid, am 21. November. Die englischen Truppen sind vor Alimusjid angekommen, die als⸗ bald errichteten Batterien haben heute Vormittag das Feuer eröffnet. Die feindlichen Batterien sind geschickt und mit gan europäischer Sachkenntniß angelegt, dieselben antworten ras un lebhaft auf unser Feuer, ohne uns jedoch Schaden zu thun.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadr Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 10. bis incl. 16. November cr. zur Anmeldung gekommen: 219 Ehe⸗ sähl. Bungen 876 Lebendgeborene, 36 Todtgeborene und 489 Sterbe⸗ älle.

Aus den vom Rechnungsdepartement für die indirekten Ab⸗ aben im K. K. österreichischen Finanz⸗Ministerium verfaßten Ta⸗ ellen über die Ergebnisse des Waarenverkehrs der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Monarchie mit dem Auslande und den Zollausschlüssen in den Monaten Januar bis inkl. September 1878 ergiebt sich, daß 8I““ der ein⸗ und ausgeführten Edelmetalle und der Münzen aus denselben beträgt: in der Einfuhr 20 382 601 Fl. gegen 22 687 337 Fl. in der gleichen Zeit des Jahres 1877, also für 1878 um 2 304 736 Fl. weniger; in der Ausfuhr 11 289 222 Fl. gegen 9 418 894 Fl. im Jahre 1877, also + 1 870 328 Fl.; zusammen 31 671 823 Fl. gegen 32 106 231 Fl. für 1877, mithin für 1878 weniger 434 408 Fl. An Zöllen und Nebengebühren sind in den im Reichsrathe vertretenen Län⸗ dern (mit Ausnahme von Dalmatien) eingeflossen: in den Monaten Januar bis intl. September 1878 an Eingangszöllen 12 200 586 Fl. gegen 11 085 314 Fl. für dieselben Monate im Jahre 1877, mithin für 1878 mehr 1 115 272 Fl.; an Ausgangszöllen 98 556 Fl. gegen 135 023 Fl., mithin 36 467 Fl.; an Nebengebühren 129 353 Fl. gegen 113 984 Fl., mithin + 15 369 Fl.; zusammen 12 428 495 Fl. gegen 11 334 321 Fl. oder + 1 094 174 Fl. Der Mehrertrag an Ehegzuugezollen wurde vurch die stärkeren Bezüge an Kaffee, an Pfeffer, an Schweinefett, an rohem und altem Eisen, an Halb⸗

fabrikaten aus Eisen, an Garnen und Textilwaaren und an Leder veranlaßt. Der Ausfall an Ausgangszöllen gründet sich auf den ge⸗ ringeren Export von schweren Häuten, rohen Kalb⸗, Schaf⸗ und und von Hadern. An Zöllen für die gesammten nach

almatien eingeführten Waaren sind eingegangen: 1878: 243 319 Fl., 1877: 256 380 Fl., daher 1878 weniger 13 061 Fl., was durch den schwächeren Import an Häringen, an Textil⸗ waaren, an Halbfabrikaten aus Eisen, an Eisenwaaren und an Leder herbeigeführt worden ist. Der Schiffahrtsverkehr in den österreichischen Häfen während des Jahres 1877 stellt sich wie folgt: Eingelaufen sind: 52 766 Schiffe mit 5 003 195 t Gehalt, daven waren 37 495 Segelschiffe mit 1 166 226 t Gehalt, und 15 271 Dampfer mit 3 836 969 t. Ausgelaufen sind: 52 954 Schiffe mit 4 989 981 t; davon waren 37 699 Segelschiffe mit 1 157 185 t und 15 255 Dampfer mit 3 832 796 t. Den meisten Verkehr hatte Triest mit 8522 Schiffen, dann folgen Pirano mit 3552, Capodistria mit 2435, Isola mit 1158, Pola mit 2306, Zara mit 1324, Spalato mit 1917 Schiffen. Der Export von frischem Fleische aus Galizien hat seit dem Jahre 1874 in namhafter Weise derart konstant zugenommen, daß im Jahre 1874: 793 500 kg, 1875: 1 378 (00 Fg, 1876: 1 667 000 kg, 1877: 2 277 000 kg und in den

ersten 9 Monaten des Jahres 1878 bereits 1 622 000 kg befördert wurden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Carl Flemming in Glogau ist er „Kaiser Wilhelm“ von Ferdinand Pfrn Schriftsteller vortheilhaft bekannte Verfasser hat es unter⸗ nommen, in bescheidenem Rahmen ein Lebensbild unseres Kaisers zu entwerfen. Das Buch dürfte weiten Kreisen und vornehmlich der reiferen Jugend eine werthe Gabe sein. Mit richtigem Verständnisse für das historisch Bedeutsame und mit patriotischem Sinne ist ein sorgfältiger Stil und eine klare, in warmen Farben gehaltene Darstellungsweise verbunden. Die Gliederung des Inhalts war durch die fortschreitende historische Entwicklung des Lebensganges des Kaisers gegeben; die An⸗ ordnung mag durch die Angabe der folgenden für die einzelnen 13 Kapitel gewählten Ueberschriften skizzirt sein: „Unheilvolle Zeiten“; „Das Jugendleben des Kaisers“; „Im ersten Waffengang. Der Anfang einer Heldenbahn“; „Glückliche Jahre“; „Die Sturm⸗ und Drang⸗ periode des reifen Mannes lters“; „Bis zur Regentschaft“; „Die Reorganisation des preußischen Wehrwesens und die Konfliktsperiode“; „Ein glücklicher Ugfane,; „Dem Känige geräth's“; „Von König⸗ grätz bis Ems“; „Fest steht und treu die Wacht am Rbein“; „Die Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs“; „Schlußwort.“ Das typisch gut ausgestattete Buch ist mit sechs Holzschnitten, nach Zeichnungen von H. Lüders und Professor J. Scholtz seschemüct. Als Titelbild ist das wohlgetroffene Bildniß des Kaisers eigefügt, während an den betreffenden Stellen des Textes Dar⸗ stellungen der Königin Luise und der Kaiserin Augusta angebracht sind. Von den weiteren drei Holzschnitten veranschaulicht der eine: zauf der Höhe von Lipa“, jenen Moment während der Schlacht bei Königgrätz, den der König. selbst in jenem historischen Briefe vom 4. Juli 1866 an die Königin Augusta schildert, wie der Köni auf der Höhe von Lipa „zuerst auf die im vollen Avanciren begriffene Tambour⸗batant zweite Garde⸗Division und das Garde⸗Füsilier⸗ W inmitten eben genommener 12 Kanonen stößt“. Das nächste Bild stellt eine Episode der Schlacht „bei Gravelotte“ dar und das letzte den feierlichen Akt der Wiederaufrichtung des Deut⸗ schen Reiches „am 18. Januar 1871“ in den Festräumen der Galerie des glaces des Königsschlosses zu Versailles.

Der Superintendent Pank, Pfarrer an der Dreifaltigkeits⸗ kirche zu Berlin, betrachtet zur Zeit in einer Reihe sonntäglicher Predigten das gesammte menschliche Leben, von der Wiege bis zur Bahre, im Lichte des göttlichen Worts. Die erste der bis jetzt gehal⸗ tenen Predigten, am 18. Sonntag nach Trinitatis (20. Oktober), be⸗ handelte die Geburt, die zweite die Taufe, die dritte das Vaterhaus. Der ganze Cyklus dieser Predigten erscheint unter dem Titel „Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Worts“ im Druck

(Berlin, Friedr. Schulze's Verlag). Die erste Rede: „D Wiege“ ist bereits erschienen. (Pr. 30 99

Von der Volksausgabe der sämmtlichen Werke von Fritz Reuter (Wismar, Rostock und Ludwigslust, Hinstorffsche Hofbuch⸗ handlung) sind die Lieferungen 22 —28 erschienen, so daß diese Aus⸗ gabe in 7 Bänden nunmeb vollständig vorliegt. Dieselbe enthält, allerdings in anderer Reihenfolge als in der theureren 15bändigen Ausgabe, außer der Biographie und ausgewählten Briefen des Ver⸗ fassers alles Dasjenige, was von diesem selbst für die Gesammt⸗ ausgabe seiner Werke bestimmt ist, nämlich Läuschen und Rimels, 2 Theile; Olle Kamellen, 7 Theile; Schurr Murr, Hanne Nüte, Reis' nah Belligen. Kein Hüsung ꝛc. Die neuerdings im Buch⸗ handel angekündigten und theilweise bereits verbreitet n Lustspiele und Polterabendgedichte von Fritz Reuter sind nach der Erklärung der Hinstorffschen Hofbuchhandlung vom Verfasser selbst aus der Gesammtausgabe seiner Werke ausge⸗ schieden, also auch nicht als achter oder als Ergänzungsband der Volksausgabe zu betrachten. Die Volksausgabe der Werke des be⸗ liebten plattdeutschen Dichters wird dem Publikum namentlich als ge⸗ eignetes Festgeschenk zur bevorstehenden Weihnachtssaison willkommen sein. Dem des plattdeutschen Dialekts Unkundigen wird durch das dieser Ausgabe zugegebene Glossarium ausreichende Hülfe so daß der Dialekt den Werken des Dichters kein Hinderniß mehr ist, auch in nicht plattdeutschen Gauen Deutschlands die weiteste Ver⸗ breitung zu finden. Die Ausstattung der Volksausgabe ist im Ver⸗ hältniß zu dem billigen Preise (75 das Heft) sehr gut. Die Verlagshandlung veranstaltet jetzt, als besonders festliche Gabe für den Weihnachtstisch, noch eine neue illustrirte Prachtausgabe von Reuters Meisterwerk „Ut mine Stromtid“.

Die in Preußen und dem Reichsland elsaß⸗Lothringen in Aussicht genommenen forstlich meteorologischen Sta⸗ tionen sind im Jahre 1877 durch Einrichtung zweier neuer Sta⸗ tionen, auf dem Sonnenberge bei St. Andreasberg im Harz und im Bahnhof an der Lahnquelle in Westfalen, zum Abschluß gebracht worden, so daß gegenwärtig in Preußen an 10 und in Elsaß⸗Lothringen an 3 forstlich⸗meteorologischen Stationen regelmäßige Beobachtungen angestellt werden. Die Zusammenstellung der Monatsbeobachtungen werden (im Verlage von Julius Springer in Berlin) unter dem Titel „Beobachtungs⸗Ergebnisse der im Königreich Preußen und in den Reichslanden eingerichteten forstlich meteorologischen Stationen veröffe tlicht, auch der „Zeitschrift für Forst, und Jagdwesen“, heraus⸗ gegeben von Bernhard Danckelmann, als Beilage hinzugefügt. Der Jahresbericht, bearbeitet von dem Prof. Dr. A. Müttrich in Ebers⸗ walde, erscheint ebenfalls im Buchhandel (Berlin, Julius Springer) Von diesem Jahresbericht liegt der dritte Jahrgang, das Jahr 1877 umfassend, vor. Derselbe enthält Tafeln 1.—4. über Luftdruck, 5.— 12. über Luftemperatur, 13.—17. über Erdbodentemperaturen, 18.— 20. athmosphärische Feuchtigkeit, 21.— 26. Verdunstungsgröße einer freien Wasserfläche und Niederschläge, 27.—29. Bewölkung, 30. Winde, 31. Beobachtungen aus dem Thier⸗ und Pflanzenleben (Tag des Knospenschwellens, der Blattentwickelung, der ersten Blume, der Reife der ersten Früchte verschiedener Bäume, Sträucher und Pflanzen auch des Getreides; Tag der Ankunft und des Wegzugs einzelner Zugvögel, des ersten Gesangs der Nachtigall; Schwärmzeit einiger Käfer, Rammelzeit der Hasen). .

Auf der 7. Hauptversammlung des deutschen Geometervereins am 6. August 1878 wurde eine Denkschrift des Rheinisch⸗West⸗ fälischen Geometervereins über „die Sicherung des Grundeigen⸗ thums durch allgemeine Vermarkung und beweis⸗ kräftige Grundkarten“ zur Berathung gestellt und folgender Antrag angenommen: „Die Versammlung wolle die Vorstandschaft auffordern, mit allen geeignet scheinenden Mitteln darauf hin u⸗ wirken, daß die in der Denkschrift vertretenen Anschauungen in weiteren Kreisen Verbreitung finden, daß namentlich landwirthschaft⸗ liche Behörden und Vereine, sowie die deutschen Staatsregierungen Veranlassung nehmen mögen, die besprochenen Fragen einer eingehen⸗ den Erwägung zu unterziehen.“ Diese Denkschrift, welche für den oben angegebenen Zweck plaidirt, ist nun, durch den Vorstand des Rheinisch⸗Westfälischen Geometervereins er⸗ weitert, im Druck erschienen und durch den Schriftfuhrer dieses Vereins, Hrn. Geometer Hofacker in Düsseldorf, zu beziehen. Die Schrift ist wesentlich im Hinblick auf bestehende preußische Verhältnisse ausgearbeitet, enthält jedoch namentlich in der Zu⸗ sammenstellung gesetzlicher Bestimmungen aus verschiedenen deutschen Staaten auch manches Material, welches sowohl von allgemeinem als auch von ganz besonderem Interesse für solche Länder sein dürfte, in welchen eine Landesvermessung in verhältnißmäßig kurzer Frist bevorsteht.

Der in Leipzig erscheinende Reichs⸗Medizinal⸗An⸗ zerae Nr. 4 leitet seine redaktionellen Mittheilungen wie folgt ein:

Den Gedanken, Vorarbeiten zu einer Wissenschaft zu liefern, durch welche gelehrt wird, die dem Menschen feindlichen Kräfte und Stoffe der freien Luft zu vermeiden, die dem Menschen freundlichen atmosphärischen Faktoren in willkürlicher Quantität für die Diätetik und Arzneikunde im Interesse des ärztlichen Standes nutzbar zu machen, verfolgt der „Deutsche Reichs⸗Anzeiger“ bereits seit mehreren Jahren. Allein die Publikationen des genannten Organes, welche unter dem Titel: „Messungen der Kräfte der freien Luft“ monat⸗ lich geschehen, sind, trotzdem Ast-onomen, wie Bruhns (Leipzig), Spörer (Potsdam), Karlinsky (Krakau), Hornstein (Prag), Brioschi (Neapel), Meteorologen, wie Hann (Wien), Schenzl (Budapest), v. Friese⸗ hof (Nedanocz), Müller (Pola), Physiker und Mathematiker. wie Staneczkv (Lemberg), Vierordt (Tübingen), Prestel (Emden), van Bebber (Weißenburg), Hoh (Bamberg), Chemiker, wie Eber⸗ mayer (München) u. a. Mitarbeiter an demselben sind, diese Pu⸗ blitationen sind bis heute wohl zur Würdigung der Aerzte Amerikas, jedoch nicht Deutschlands gelangt. Im Dezember 1876 erschien in den Monatsheften der Universität Richmond zu Virginien von einem der hervorragendsten Aerzte New⸗Yorks, Prof. Dr. A. H. Smith, ins Englische übersetzt der Vortrag, welchen Dr. Lender 1875 in der dritten allgemeinen Sitzung der Grazer Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte behufs Anbahnung einer auf den Menschen angewandten Meteorologie gehalten und welcher ihm durch das österreichisch⸗ungarische Kriegs⸗Ministerium die Unterstützung von 6 meteorologischen Militärstationen und durch das preußische Finanz⸗ Ministerium die Mithülfe der 14 forstlich⸗meteorologischen Stationen Preußens und der Reichslande zugeführt hat. Dieser Vortrag ist durch die hohe Autorität seines englischen Uebersetzers in die Vereinigten Staaten getragen im Verein mit den regelmäßigen Publikationen des Deutschen Reichs⸗Anzeigers, welche Professor Andrew Smith aufmerksam verfolgte, die Ursache geworden, daß auf der diesjährigen Versammlung der amerikanischen Aerzte zu Buffalo eine auf den Menschen angewandte Meteorologie ohne Widerspruch auch nur eines der 550 anwesenden Aerzte als ein mit Hülfe des „Signal Office“ zu Washington zu erstrebendes Ziel zur Anerkennung gelangt ist. So möchte es denn mit Hinblick auf den großen Fort⸗ schritf, den eine deutsche Idee in den Vereinigten Staaten, welche bereits im sicheren Besitz einer auf die Landwirthschaft angewandten Meteorologie sind, gemacht hat, nicht verdienstlos sein, wenn der Reichs⸗Medizinal⸗Anzeiger dem Deutschen Reichs⸗Anzeiger die helfende Hand reicht, die meteorologisch: Nummer des genannten Organs signal sirt und den Schlußpassus desselben mittheilt, in welchem unter dem Titel: „Zur auf den Menschen angewandten Meteorologie“ der Experimentalarbeiten, der spektralanalytischen Untersuchungen und ärztlichen Erfahrungen gedacht wird, welche auf die Bedeutung der Kräfte und Stoffe der Atmosphäre für den Menschen hinweisen. Die Beihulfe des Reichs⸗Medizinal⸗Anzeigers ruft vielleicht bald und das würde sein schönster Lohn sein einen deutschen Andrew Smith wach, der auch in unserem Vaterlande einer auf den Menschen angewandten Meteorologie die allgemeine Anerkennung zu erringen weiß.

Gewerbe und Handel.

Die türkische Regierung hat die Ausfuhr von Zugvieh aus dem Vilayet Kassova mi ücksicht arf die letzterem herrschende Rinderpest verboten. 8

wohlthätige Rolle.

Aus der Generalbilanz der Dortmunder Union, Aktien⸗ gesellschaft für Berabau, Eisen⸗ und Stahl⸗Industrie, theilen wir mit, 8 die Gesellschaft einen Brutto⸗Ueberschuß von 2 453 473 erzielt hat, wovon zunächst ein Verlust bei Svabenswerk mit 24 322 abgeht. Die Generalunkosten beziffern sich auf 203 407 ℳ, die Zinsen auf Obligationen, auf Kapitalreste aus dem Ankauf der verschiedenen Werke ꝛc. betragen 2 345 396 ℳ, so daß noch ein Ge⸗ winnrest von 83 754 verbleibt.

In der Generalversammlung der Sächsischen Web⸗ stuhlfabrik (Schönherr) wurde der Direktion Decharge für das abgelaufe e Geschäftsjahr ertheilt, die vorgeschlagene Vertheilung einer Dividende von 4 % genehmigt, und schließlich Seitens des Verwaltung die Mittheilung gemacht, daß die Fabrik für die nächsten Monate mit Aufträgen versehen ist.

„— Aufsichtsrah und Liquidations⸗Kommission der Fracht⸗ schiffahrts⸗Gesellschaft 88 Dresden haben nach nunmehr beendigter Liquidation den Aktionären die Schlußabrechnung vorge⸗ legt. Aus der Vorlage ergiebt sich, daß das Aktienkapital aus 1492 Aktien à 300 = 447 600 bestand, und daß der von der Ketten⸗Schleppschiffahrt der Ober⸗Elbe für Schiffe, Inventar, Werk⸗ platz, Materialien u. s. w. gewährte Kaufpreis 394 077 betrug. Nach Abzug aller Kosten, Löhne, Gehalte u. s. w. blieb der Fracht⸗ schiffahrts⸗Gesellschaft ein Guthaben bei der Ketten⸗Schleppschiffahrt und bei Banquiers von 266 126 ℳ, wozu noch baarer Kassenbestand von 1144 kommt, so daß im Ganzen zur Vertheilung an die Ak⸗ tionäre 267 270 bereit liegen. Davon erhelten die Aktignäre 59 ½ % (178,50 pro Aktie), also auf 1492 Aktien 266 322 ℳ, während die restlichen 98 für noch weiter entstehende Kosten zurückbehalten sind. Der Verlust vom Aktienkapital berechnet sich hiernach auf 180 330

Wien, 22. November. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Presse“ ist die Zeitungsnachricht, daß die Unionbank ihr Aktienkapital durch den Rückkauf von 10 000 Aktien zu reduziren beabsichtige, unbegründet.

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗York, 21. November. (W. T. B.) Der Dampfer „Italy“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 22. November 1878.

Ueber die unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit der Kronprinzessin stehende Baruch Auerbachsche Waisen⸗Erziehungs⸗Anstalt für jüdische Mädchen veröffent⸗ licht der Direktor der Anstalt, Hr. Leonhard Auerbach, den 35. Jahres⸗ bericht. Das Mädchen⸗Waisenhaus, welches am 13. November 1843 mit der Aufnahme von zwei Zöglingen eröffnet wurde, zählte am Schlusse des abgelaufenen Jahres 22 Zöglinge (das Knaben⸗Waisen⸗ haus 51), so daß in beiden Waisen⸗Erziehungs⸗Anstalten 73 Waisen erzogen warden. Von den weiblichen Waisen hat im abgelaufenen Jahre keine die Anstalt verlassen. Der Gesundheitszustand war so ünstig, daß nicht ein einziges Kind ernstlich erkrankte. Von den 22 Zög⸗ der Anstalt besuchen 2 die Königliche Augustaschule und zwar beide das Seminar; sie werden sich zu Lehrerinnen ausbilden. Die Sophienschule besuchen 11 und die Louisenschule 8 Zöglinge. Zum Theil erhalten dieselben Klavierunterricht und werden auch im Hause in weiblichen Handarbeiten unterrichtet. Die früheren Zöglinge werden von der Anstalt unterstützt. Die Bibliothek der Anstalt zählt jetzt 1680 Bände. Der Fonds der Anstalt beträgt außer dem schuldenfreien Hause 302 133 ℳ; außerdem sind zu Gunsten der Waisenmädchen 106 878 in Familienstiftungen nievergelegt. Reiche Gaben sind auch in dem abgelaufenen Jahre der Anstalt zugeflossen. An der Spitze der Geber stehen Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron⸗ prin essin und Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl.

Wie die „Soc. Corr.“ mittheilt, wird Hr. Arthur v. Studnitz in Dresden, der im Jahre 1876 auf Veranlassung des „Centralver⸗ eins für das Wohl der arbeitenden Klassen“ und mit Unterstützung des preußischen Handels⸗Ministeriums eine Studienreise in den Ver⸗ einigten Staaten unternahm, in diesen Tagen ein größeres Werk über „Nordamerikanische Arbeiterverhältnisse“ veröffentlichen.

Das Werk enthält, der „Soc. Corr.“ zufolge, neben einer Ein⸗ leitung und umfangreichen Beilagen einundzwanzig Kapitel, welche sich mit den Arbeiterverhältnissen der Vereinigten Staaten von ver⸗ schiedenen Gesichtspunkten aus beschäftigen. ährend die Einleitung die Reise und die Methode der Untersuchung schildert, entwirft das erste Kapitel ein Bild von der geographischen Vertheilung der nord⸗ amerikanischen Wirthschaft, indem vier große Regionen unterschieden werden, in welchen die wirthschaftliche Entwickelung der Gegenwart und noch vielmehr diejenige der Zukunft von dem mächtigen Griffel der Natur gleichsam eingegraben ist. Das zweite Kapitel beschreibt die Wohnungsverhältnisse der Vereinigten Staaten, wobei jedoch auch die geographische Lage, die charakteristischen Stadt⸗ pläne und das Verkehrswesen amerikanischer Städte berück⸗ sichtigt wurden. Hieran schließt sich eine Betrachtung der Nahrungs⸗, Bekleidungs⸗, Beleuchtungs⸗ und Heizungsverhältnisse der arbeitenden Klassen in den Vereinigten Staaten. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Arbeitszeit, wobei zwischen der Länge der täglichen Arbeitszeit, der Eintheilung derselben und der 15 der Arbeitstage im Jahr unterschieden wird. Hierauf folgt eine Beleuch⸗ tung der Lohnverhältnisse, sowohl in Hinsicht auf die Löhnungs⸗ methoden, als auf die Höhe der Löhne; die Letztere wird durch Lohn⸗ statistiken aus den wichtigsten Erwerbszweigen illustrirt. Das darauf folgende Kapitel ist dem Budget des nordamerikanischen Arbeiters gewidmet, dessen Feststellung auf den Angaben mehrerer Hun⸗ dert Arbeiter über ihre wöchentlichen Einnahmen und Ausgaben für Miethe, Kleidung, Nahrung, Bildung, Vergnügungen ꝛc. beruht. Hierauf folgt ein Kapitel über die nordamerikanische Frauenarbeit, in dem eine Uebersicht der Arbeitslöhne, der Arbeitsstunden und der Länge der Arbeitssaison in sämmtlichen wichtigeren Frauenerwerbs⸗ arten gegeben wird. Der Verfasser verwerthete hierbei Mittheilun⸗ gen, welche ihm von der nordamerikanischen Postverwaltung, dem Schatzamte, dem Kriegs⸗Ministerium, anderen Behörden, Telegraphengesellschaften der Vereinigten Staaten ꝛc. zugegangen sind. Der Darstellung der Frauenarbeit reiht sich diejenige der Kinderarbeit und des Lehrlingsw sens an. Das zehnte Ka⸗ pitel ist den Wohlfahrtseinrichtungen der Arbeiter, das elfte den gesundheitlichen Verhältnissen derselben gewidmet. Das zwölfte Ka⸗ pitel schildert die Arbeiterhülfsgesellschaften der Vereinigten Staaten, wobei besondere Rücksicht auf die Unterstützangsvereine genommen ist, die mit den mächtigen Logen der Vereinigten Staaten verbunden sind. ierauf folgt ein Kaäpitel über das Genossenschaftswesen; in demselben dürfte namentlich der Abschnitt Interesse erregen, welcher den nordamerikanischen Spar⸗ und Leihgenossenschaften ge⸗ widmet ist. Diese Genossenschaften spielen vorzüglich im Osten der Vereinigten Staaten (besonders in Pennsylvanien) eine wichtige, Die kommunistischen Gesellschaften der Ver⸗ einigten Staaten bilden den Inhalt des nächsten Kapitels. Das fünfzehnte ist den Gewerkvereinen und Arbeitgeber⸗Koalitionen ge⸗ widmet. Hierauf folgt eine ausführliche Darstellung des Wesens und der Geschichte der Molly⸗Maguires, jenes geheimen Verbrecher⸗ ordens, welcher in den Kohlenregionen Pennsylvaniens so furchtbares Unheil anrichtete. An dieses Kapitel schließt sich ein anderes über die Strikes und Lockouts in den Vereinigten Staaten; es enthält eine Geschichte des großen Eisenbahnaufruhrs des Jahres 1877 und seiner Ursachen. Das achtzehnte Kapitel beleuchtet die Leistungsfahigkeit des nordamerikanischen Arbeiters mit Rücksicht auf diejenige des deut⸗ shben und englischen. Hieran schließt sich eine Darstellung des öffentlichen andsystems der Vereinigten Staaten. Das zwanzigste Kapitel ist der nordamerikanischen Arbeiterbewegung gewidmet. Hierbei wird unterschie⸗ den zwischen der Arbeiter⸗Racen⸗Bewegung und derjenigen Bewegung, welche ihre Ziele in Verbesserung der Lage de arbeitenden Klassen

sucht. Im einundzwanzigsten Kapitel wurde zum er len Male d im Bundesstart und in den einzelnen Staaten erlassenen Gesetze ge⸗ sammelt, welche sich auf die Arbeiter im engeren Sinne beziehen, zu welchem Zwecke circa hundert voluminöse Bände der vesetzsamm⸗ lung der Vereinigten Staaten durchzustudiren waren. Die Bei⸗ lagen endlich enthalten die Statuten von Hülfsgesellschaften, der Loge der sonderbaren Brüder, Briefe von Arbeitern über santtarische Verhältnisse und das Trucksystem, eine Fabrikordnung, eine Statistik der im Frühjahr 1878 in Nw⸗York gezahlten Löhne, einen Brief über die Arbeiterverhältnisse im Süden ꝛc. Das Werk wi

Duncker & Humblot in Leipzig verlegt.

In der neuesten Nummer des „Kommunalblattes“ veröffentlicht Dr. Bischoff die Ergebnisse der von ihm am 7. November angestellten Untersuchung des Wassers der städtischen Wasserwerke zu Tegel. Derselbe schreibt in Betreff der mikroskopischen Prüfung: „Die in dem Reinwasserbassin aufgefundenen Formen von Algen sind die schon zu wiederholten Malen beschriebenen. Es sind dies erstens feine verschlungene Fäden ohne sichtbare Gliederung, die die Hauptmasse der Verunreinigung des Tegeler Brunnenwassers aus⸗ machen. Diese Form ist als Leptothrix beschrieben worden. Ihrer Natur nach, die die Entwicklungsgeschichte wohl aufklären wird, möchte ich sie am ehesten für Pilzmycelien halten. Charakteristische Entwicklungszustände habe ich bisher nicht daran wahrgenommen. Die Fäden sind sehr zerbrechlich und leicht zersetzbar und bilden alsdann in dem Reinwasserbassin einen überaus unangenehm riechenden Schlamm, in dem diese Fäden mit den auf ihnen niedergeschlagenen unorganischen Stoffen in kaum noch kennt⸗ licher Beschaffenheit die Hauptmasse ausmachen Auf die⸗ sen Zersetzungsprodukten wuchert alsdann eine zweite Algenform, die theilweise schon in den Brunnen vorhanden ist, und von mir in einer großen Reihe anderer ähnlicher Brunnenwässer aufgefunden worden ist, so in den Brunnenwässern des Hippodroms, den Tiefbrunnen der Anhalter Eisenbahn, den Brunnen zu Plötzensee, in tiefen Brunnen bei der Woltersdorfer Schleuse u. v. a. iese zweite Alge, sofort durch die charakteristische Gliederung der Fäden von der oben ge⸗ nannten verschieden, ist die Crenothrix polyspora. Beide, sowohl die obige Leptothrix, wie die Crenothrix haben miteinander gemeinsam das bedeutende Wuchern. Die letztere hat in den Röhren der Anlagen zu Plötzensee fast die Wasserzirkulation ge⸗ hindert. Beide Formen sind von mir, trotz sorgfältigster Prü⸗ fung, nie in dem Wasser des Tegeler Sees aufgefunden wor⸗ den. Sie scheinen durchaus an die Brunnen und an das Grund⸗ wasser, das diesen zuströmt, gebunden zu sein. Die bisherigen weiteren Beobachtungen bestätigen somit die seiner Zeit von mir ausgesprochene Ansicht, daß nicht die aus dem Tegeler See direkt stammenden Algenformen in einzelnen Brunnen die bedenklichen und wesentlichen Verunreinigungen des Tegeler Wassers ausmachen. Der Schwerpunkt liegt in den Brunnenalgen selbst. Alle oder doch die Mehrzahl der in einzelnen Brunnen und im See übereinstim⸗ mend beobachteten Algen, die auf eine Kommunikation hindeuteten, sind in ihrer Eristenz an das Licht gebunden und sterben schnell in den dunkle Brunnnen ab. Die obigen wuchernden Formen leben gerade in der Dunkelheit. Die Nähe des Tegeler Sees und das Eindringen thierischer und pflanzlicher Organismen aus diesem in die Brunnen erscheint nur deshalb bedenklich, weil durch die abster⸗ benden Formen den im Dunkeln wuchernden Algen immer neue Quellen gelöster organischer Substanz leicht assimilirbaren Nahrungs⸗ stoffes geboten werden. In den Brunnen 13 und 6 wurden von Konferven, verschiedene Algensporen und Infusorien angetroffen.“

Im zweiten Stockwerk des Vorderhauses der Reichshallen ist heute Vormittag die Geflügelausstellung der Gesellschaft „Aegintha“ eröffnet worden. Wenn die Gesellschaft als Zweck dieser alljährlich wiederkehrenden Schaustellungen den Wunsch angiebt, die Züchter zu neuen Versuchen, die dler zu neuen Anstrengungen zu bewegen, so darf sie zu ihrer Genugthuung einen nicht geringen Er⸗ folg verzeichnen. Nicht weniger als Sweslseer Nummern führt der Katalog auf; eine Zahl, die einestheils auf die Reichhaltigkeit der Ausstellung schließen läßt, andererseits freilich auch den Lärm ver⸗ räth, den die sonst so melodischen Sänger in den Ausstellungs⸗ räumen veranstalten. Wenn das Ohr von manchem disharmonischen Durcheinander beleidigt wird, so erfreut sich dagegen das Auge an der entzückenden Farbenpracht der Vögel. Vom tiefsten Schwarz geht es durch alle Farben hindurch bis zum blendenden Weiß; alle Nüancen und Schattirungen vom glühenden Roth, vom dunkeln Blau, Gelb und Grün bis zu den hellsten Tönen zeigt das zarte Gefieder. Tritt man den einzelnen Abtheilungen etwas näher, so imponirt die der Kanarienvögel durch ihren Umfang (776 Nummern). Die Harzer Zucht derselben ist weit und breit berühmt, dieselbe ist in Hohl⸗, Bogen⸗, Heul und Klingelrollern glänzend vertreten. Von fremden Sorten dürften die grünen von C. Friedrich und der rein gelbe, mit Cayennepfeffer gefütterte, von Frl. Hagenbeck, wahre Kabinets⸗ stücke sein. Unter den ausländischen Vögeln stellen die Pa⸗ pageien dasz Hauptkontingent, hier zeichnen sich der große Langschwanz⸗Kakadu von Dr. Bodinus und die Gelb⸗ wangenamazone von Frl. Hagenbeck aus Nicht minder groß ist die Zahl der ausländischen Körnerfresser. Hier erblickt man den seltenen Maskenweber neben dem Reisoogel, das Kuttenelsterchen neben dem Muskatvogel; Atlasfinken, Goldbrüstchen, Silberschnäbel und Bronze⸗ männchen verrathen schon durch ihren Namen die helle Pracht ihres Federkleides. Als Schaustück dieser Abtheilung dürfte der Kapweber von Dr. Hermes zu betrachten sein. In kleinerer Anzahl sind die ausländischen Weichfresser vertreten, von denen die amerikanischen Spottdrosseln, der Goldstirnblattvogel nnd die Blau⸗Elster von Frl. Hagenbeck erwähnt sein mögen. Wendet man sich vom Auslande zu den cinheimischen Vögeln, so begegnet man unter den Körner⸗ fressern prächtigen Exemplaren von Dompfaffen, Bluchfinken, Stieglitzen, Zeisigen u. s. w. Als seltene Vögel sind hier⸗ bei ein Paar Kiefernkreuzschnäbel von A. Brune ausgestellt. Ueberaus groß nach Wahl und Zahl sind die einheimischen Weich⸗ fresser vertreten: die Boten des Frühlings, die gefiederten Sänger unserer Wälder, Meisen und Drosseln, Amseln und Rothkehlchen, Sprosser und Nachtigallen begrüßen wir hier als alte Be⸗ kannte. Neben einer sprechenden Dohle ist von Dr. ein Kukuk ausgestellt, der sich seit mehr als frist in Gefangenschaft befindet. Neben einigen Raubvögeln

Uhus, Bussarden u. s. w., sind noch einige Sumpfvögel zu nennen,

unter ihnen ein junger zahmer Kranich. Tauben und Hühner sind nur in wenigen Nummern und so gut als gar nicht vortreten. Weiterhin erblickt man H s eUs; die für den Vogelzüchter vo Werth sind: nebst der einschlägigen Literatur ist eine reiche Auswah von Nistkästen, Futtergeschirren, Käfigen und ausgestopften Vögeln eingeliefert worden. Der Reichthum der Ausstellung rechtfertigt den regen Besuch, der ihr bereits am heutigen Tage zu Theil geworden ist

Genf, 21. November. (W. T. B.) Ungehenre Schnee⸗ massen bedecken die Eisenbahn unterhalb des Mont Cenis auf der italienischen Seite. Seit zwei Tagen sind die Verbindungen unterbrochen. Man meint, daß dieselben heut Abend würden wiede hergestellt werden können.

Die erste Aufführung von „Onkel Toms Hütte“ im Victoria ö ist scenischer Schwierigkeiten wegen auf morgen verschob: worden. 8 Im Stadt⸗Theater wird demnächst das Lastspiel „Der Herr Präfekt“ (Le Panache) von Edmond Gondinet zur Auf führung kommen.

Im Konzerthause findet heute der erste Wagner⸗Abend die Saison statt. Morgen kommen die Instrumentalsätze der 9. Symphoni Beethovens zur Auffülrung. Am Montag wird ein internationale Musikabend veranstaltet werden, welcher Gelegenheit zur Vergleichun französischer, russischer und dentscher Melodien geben soll, und auf Dienstag, den 26. d. M., ist der zweite Virtuosen⸗Abend angesetzt.

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