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den und jetzt bedeutend gegen die Vorjahre gesunkenen Einnahmen aus der Staatsindustrie. Namentlich das robe Staatsvermögen, welches in den Staatsbahnen tecke, sei unwirthschcftlich angelegt. Es sei deshalb zu tadeln, wenn die Regierung in solchen Zeiten der wirthschaftlichen Noth eine weitere resp. Aus⸗ bau des Staatsbahnsystems plane. Der Redner rügte sodann die neuerdings auf den preußischen Staats⸗ bahnen befolgte Tarifpolitik, welche in volkswirthschaftlich verkehrter Weise die Konkurrenz mit dem Auslande, ja selbst zwischen den einzelnen Provinzen des Inlandes zu regeln unternehme. Bei dieser Tendenz werde die Regierung sicher keine Majorität im Hause für die geplanten Ankäufe von Privatbahnen finden. Der Redner führte weiter aus, daß wenn die Regierung alle die Versprechungen, welche sie in der „Provinzial⸗Correspondenz“ vor den Wahlen gemacht habe, erfüllen wolle, sie etwa 300 Mil⸗ lionen indirekter Steuern im Reiche bedürfe, ohne daß sie dabei den Kommunen wesentliche Erleichterungen werde schaffen können. Weder persönliche noch konstitutionelle Garantien ür eine Steuerreform seien jetzt vorhanden. Auch die Quoti⸗ der Klassen⸗ und Einkommensteuer würde eine solche allein nicht bieten. Aber selbst wenn alle diese Voraussetzun⸗ gen vorhanden wären, würde seine Partei bei der jetzt regie⸗ rungsseitig inaugurirten Wirthschaftspolitik neue Steuern nicht bewilligen können.
Feene ergriff der Finanz⸗Minister Hobrecht das Wort: Der Vorredner habe eine Reihe von Zeitungsnotizen — aller⸗ dings Notizen der „Provinzial⸗Correspondenz“ — einzelne Wen⸗ dungen der Thronrede, deren Bedeutung er (der Minister) nicht bestreiten wolle, aneinandergereiht und danach ein Bild
der Wirthschaftspolitik, von dem er nur eins unrichtig gesagt
habe, entworfen. Eine scharfe Prüfung des Etats werde beweisen, daß in Bezug auf die “ Ausgaben, bei denen ein Einfluß ausgeübt werden
schen Finanzpolitik. Bei der Besprechung des Staatshaus⸗ halts⸗Etats habe er niemals gesagt, daß die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben sich auf 73 Millionen Mark dauernd stellen würde; er habe nur ausgeführt, daß mit einiger Sicherheit eine sehr erhebliche Verminderung dieses Defizits in einer Reihe von Jahren sich nicht erwarten lasse. Er habe auch gleich bemerkt, daß der Betrag von 48 Millionen Mark, der sich im Extraordinarium finde, zum aben Bezug habe, die schon im Vorjahre
e gedeckt seien, zweckmäßiger und richtiger
fenden Einnahmen hätten gedeckt werden sollen.
Man müsse den Grundsatz in Anwendung bringen, daß An⸗ 1 nur zu außerordentlichen Ausgaben aufgenommen
würden, die einen Ertrag zur Verzinsung und Amortisation
ihre Ausgaben zu bestreiten.
meinden. Weiteres habe er nicht verlang
in Aussicht stellten; die übrigen, regelmäßig wiederkehrenden außerordentlichen Ausgaben müßten aus den laufenden Ein⸗ nahmen gedeckt werden. Was nun die Forderung angehe, den Betrag zu nennen, welcher erforderlich sei, um dauernd das Defizit des preußischen Etats zu decken und eine Entlastung der Kommunen herbeizuführen, so glaube er (der Minister), die wenigen Andeutungen, die hier schon gemacht seien, würden aus⸗ reichen, um annähernd auf diesen Betra zu kommen. Was die Erleichterung der Kommunen betre e, so halte er einen Betrag von ca. 60 Millionen Mark für sehr wesentlich und glaube, daß dies keine Täuschung der Hoffnung sei. Dasjenige, was am schwersten auf den städtischen Gemeinden laste, sei gerade die Heranziehung zu der Einkommensteuer. Sobald es möglich sei, durch die Mittel, die eben nur durch indirekte Steuern aus dem Reiche zu schaffen seien, eine Einschränkung der Einkommensteuer herbeizuführen, welche die Prozentsätze, die vom Einkommen erhoben würden, herabsetze und den Ge⸗ meinden die Gewißheit gebe, daß der Staat nicht über einen gewissen mäßigen Betrag hinaus diese Steuerquelle in An⸗ spruch nimmt, dann werde die große Versuchung, bei der Ver⸗ anlagung und Einschätzung der Besteuerung sich zu entziehen, sich wesentlich mindern. Es sei ihm fast von sämmtlichen öheren Kommunalbeamten, die er gehört habe, überein⸗ timmend versichert worden, daß nichts so sehr geeignet sei, die Kommunen in finanzieller ; zu befriedi⸗ gen, als wenn sie darauf rechnen könnten, daß durch die Einnahmen im Reiche die Mittel gewährt würden, um eine Re⸗ form der Einkommensteuer vorzunehmen. Der von ihm vor⸗ hin genannte Betrag reiche namentlich in ländlichen Kreisen aus, um die Mittel zu gewähren, welche zur Durchführung des Unterrichtsgesetzes erforderlich seien, um die Lasten des Wegebaues, die Verzinsung der dazu aufgenommenen Anleihen zu bestreiten. Er fuͤhre dies nur an, um der Anschauung ent⸗ egenzutreten, als könne durch Erleichterung der direkten
taatssteuern den Kommunen keine Entlastung gewährt wer⸗ den. Er wolle damit keineswegs in Aussicht stellen, daß den Kommunen bestimmte Beträge zugewiesen werden sollten; was sie brauchten, müßten sie im Interesse der Selbstverwaltung selbst aufbringen. Was sie drücke sei das, daß ihre Ein⸗ nahmequelle, die direkten Steuern, vom Staate zum Theil in einem Maße steigend in Anspruch genommen würden, welche es den Städten schwer mache, durch Zuschläge dazu Er habe bei der Vorlegung des Etats keine Hoffnungen erregt, sondern nur die Be⸗ chaffung der zur Deckung des dauernden Defizits erforder⸗ lichen Summen und die Mittel zur Durchführung einer Re⸗ form der direkten Steuern gefordert, im Interesse der Ge⸗ t, und es könne also darüber Hinausgehendes nicht aus den Erklärungen der Re⸗
gierung gefolgert werden. Wenn dem gegenüber die Noth⸗
wendigkeit betont würde, Bürgschaft dafür zu geben, daß die
Bewilligungen im Reiche in Uebereinstimmung mit den Wün⸗
schen des Abgeordnetenhauses verwendet würden, so bemerke er,
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8
daß an si
aus einer Vermehrung der eigenen Einnahmen des Reiches eine Aenderung des verfassungsmäßigen Verhält⸗ nisses der Landesvertretung zur Regierung nicht eintrete, so
lange sich die Mehrbewilli ung auf eine Verminderung und
Beseitigung der Matriku arbeiträge beschränke. Er habe die Ueberzeugung, daß die weitere Berathung des Etats die Richtigkeit dessen erhärten werde, was er gesagt habe, daß man 8 mit einem Defizit zu thun habe, welches sich, wenn auch nicht in der gegenwärtigen Höhe, in den nächsten Jahren mmer wieder seccen werde, und das sich nicht ganz werde be⸗
seitigen lassen.
18
Der Staats⸗Minister Dr. Friedenthal ergänzte die Rede des inanz⸗Ministers, indem er bemerkte, der Handels⸗Minister aybach sei durch Krankheit verhindert, an den Verhand⸗ ngen theilzunehmen; derselbe werde die erste Gelegenheit
wahrnehmen, um die vom Abg. Richter so lebhaft angegriffene
Eisenbahnpolitik zu vertheidigen und die einzelnen geltend
ggeüb önne, mit einer Sparsamkeit! verfahren sei, wie in den so gerühmten Zeiten der preußi⸗
“ gemachten Spezialitäten zu berichtigen. Er wolle nur in einem Punkte mit wenigen Worten auf die Darlegung des Abg. Richter eingehen. Es betreffe die Differentialtarife. Schon jetzt wolle er unter Vorbehalt der späteren eingehenden Verhandlungen derjenigen Beleuchtung entgegentreten, in welcher der Abg. Richter die Sache darstellte, als ob die Regierung die Ein⸗ und Durchfuhr gewisser fremder Kon⸗ sumptibilien schlechter stellte als den Transport der inländischen Erzeugnisse. Es sei nur das Vorzugsrecht, welches der Ver⸗ sandt von Trauben, Mehl ec. bisher genoß, beseitigt worden. Das entspreche der Natur der Sache und sei allein geeignet, einem im ganzen Lande empfundenen Mißstand ein Ende zu machen. Daß in diese Aktion mit Energie eingetreten sei, werde das ganze Land und nicht blos einzelne Interessenten⸗ kreise befriedigen. Er glaube, das sei die richtige Eisenbahn⸗ politik, welche mehr die innere Produktion entwickele und da⸗ durch den Eisenbahnen einen sicher steigenden Verkehr sichere, als die, welche, den vorübergehenden Konjunkturen entsprechend, ihre Tarife aufstelle. Es handele sich nicht um eine Herab⸗ drückung des Auslandes gegenüber dem Inlande; es handele sich um eine gleichmäßige Behandlung der inländischen und ausländischen Produktion, und dem stimme das Land zu.
Der Abg. von Köller bemerkte, die Ansätze der Einnahmen des Etats seien derart, daß man eine Erhöhung derselben in kurzer Zeit nicht in Aussicht nehmen könne. Auf der andern Seite seien die Ausgaben im Ordinarium auf das geringste Maß beschränkt worden und auch im Extraordinarium könnten die bereits in früheren Jahren angefangenen Unternehmungen nicht unbeendet gelassen werden. In jedem Kulturstaat träten alljährlich Anforderungen hervor, welche erfüllt werden müßten und zwar im Extraordinarium. Würden aber auch alle extra⸗ ordinären Ausgaben auf Anleihen verwiesen, so würde doch dadurch die Finanzlage des Landes in keiner Weise gebessert; im Gegentheil, im nächsten Jahre würde man immer größere Summen für Zinsen und Amortisationen in das Ordinarium einsetzen müssen. Er komme jetzt zu der Frage, ob es wahr⸗ scheinlich sei, daß das jetzige Defizit in Zukunft wegfallen werde und im Falle er zur Bejahung dieser Frage komme, ob es recht sei, die laufenden Bedürfnisse durch Anleihen zu decken. An dem Defizit trage ohne
weifel die schlech e wirthschaftliche Lage die Schuld.
ir könnten uns wirthschaftlich nur rehabilitiren, wenn mehr und besser gearbeitet werde. Die allzu langsame Erledigung dieses Prozesses sei der wahre Grund unseres Defizits. Wir müßten aber nach den Grundsätzen einer soliden Finanzwirth⸗ schaft die laufenden Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. Der Redner ging sodann bei der Kritik der liberalen Forderung der Quotisirung der Einkommensteuer eingehend auf die Details der Steuerveranlagung in Preußen ein; schließlich erklärte sich der Redner mit der vom Abg. Rickert beantragten geschäftlichen Behandlung des Etats einverstanden. (Schluß 4 ¼ Uhr.)
— In der heutigen (7.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertische der Vize⸗Prä⸗ sident des Staats⸗Ministeriums Graf zu Stolberg, der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten Dr. Friedenthal und der Finanz⸗Minister Hobrecht, sowie mehrere Regierungs⸗ Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß folgende Kommissionen gewählt seien und sich konstituirt hätten 1) die Kommission zur Vor⸗ berathung einer Hinterlegungsordnung: Abgg. Dr. Wachler (Vors.), Dr. Köhler⸗Göttingen Stellv.), Evers, Kob (Schriftf.), 2) die Kommission zur Vorberathung des Entwurfs eines Feld⸗ und Forstpolizeigesetzes: Abgg. Plath (Vors.), Mühlen⸗ beck (Stellv.), Freiherr von Hammerstein, Rauthe (Schriftf.). Ohne Debatte wurden folgende Gesetzentwürfe angenommen: 1) in dritter Berathung der Gesetzentwurf, betreffend die Ver⸗ wendbarkeit der unter Nr. 6 im §. 1 des Gesetzes vom 17. Juni 1874 für den Bau der Eisenbahn von Dortmund nach Oberhausen resp. Sterkrade nebst Zechenbahnen bewilligten Geldmittel, 2) in dritter Berathung der Gesetzentwurf wegen anderweitiger Fassung des §. 41 Absatz 2 des Ge⸗ setzes, betreffend die Ausführung des Bundesgesetzes über den nterstützungswohnsitz vom 8. März 1871, 3) in zweiter Berathung der Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung eines Nachtrages zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1878/79.
odann schritt das Haus zur Fortsetzung der ersten Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Staats haushalts⸗Etats für das Jahr vom 1. April 1879/80, und des Gesetzentwurfs, betreffend die Ergänzung der Einnahmen in diesem Etat. Putzachft erhielt das Wort der Abg. Dauzenberg, welcher anerkannte, daß der ö“ die Finanzlage objektiver und richtiger dargestellt abe, als dies von den beiden liberalen Rednern, die gestern ge⸗ sprochen, der Fall gewesen sei. Schuld an unserer schlechten Finanzlage sei die verkehrte Finanzpolitik der Liberalen in den letzten Jahren. Da das efizit einmal vorhanden sei, so müsse man es zu beseitigen versuchen, zunächst durch Be⸗ schränkung der Ausgaben. Das sei nicht genügend geschehen. Der Redner wünschte schließlich entgegen dem Antrage Rickert, den ganzen Etat an die Budgetkommission zu verweisen. (Schluß des Blattes.)
— Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wo enausweise deutscher Zettelbanken vom 15. November schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassenbestang 602 964 000 ℳ oder 11 931 000 ℳ mehr als in der Vorwoche und der Wechselbestand 595 360 000 ℳ oder 562 000 ℳ mehr als in der vemage, die Lombardforde⸗ rungen in Höhe von 77 453 000 ℳ lassen eine Zunahme um 641 000 ℳ erkennen, während der Notenumlauf in Höhe. von 793 858 000 ℳ eine Abnahme um 4 508 000 ℳ nachweist; die täglich fälligen Verbindlichkeiten zeigen mit 184 878 000 ℳ ein Wachsthum um 18 270 000 ℳ, die an eine Kündigungs⸗ 89 ebundenen Verbindlichkeiten aber mit 50 449 000 ℳ eine
g. um 228 000 ℳ
— Ein Gläubiger, welcher, nach erlangter Kenntniß von der Zahlungseinstellung, zu seiner Begünstigung und zum Nachtheil der übrigen Glaͤubiger einen besonderen Vertrag mit dem Gemeinschuldner oder dessen Erben ein⸗
eeht, wird nach §. 309 der preußischen Konkursordnung vom ahee 1855 mit Gefängniß bis zu einem Jahre bestraft; auch aann gegen denselben zugleich auf zeitige Untersagung der Ausübung der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. In Bezug auf diese Bestimmun hat das Ober⸗Tribunal
durch Erkenntniß vom 31. Oktober d. J. ausgesprochen, daß ein jedes Rechtsgeschäft, durch welches die Befriedigung des
ein besonderer Vertrag sich darstellt, und daß insbesonder auch die Hingabe an Zahlungsstatt, welche an die Stelle de Baarzahlung die Befriedigung durch Ue ergabe einer Sach
setzt, unter die Strafbestimmung des 8§. 309 der Konkurs⸗
ordnung fällt.
Bayern. München, 26. November. In der heutigen Sitzung des Gesetzgebungsausschusses der Kammer der
Abgeordneten ist die Berathung des Entwurfs des Ausfüh⸗ rungsgesetzes zum Reichs⸗Gerichtsverfassungs⸗ ges 7 bis zum Art. 48 gediehen. Die heute erledigten Artikel enthalten Bestimmungen über die Amts⸗, b
und Schwurgerichte, dann die Ober⸗Landes
obersten Landgerichte. Zu Art. 34 ist, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, ein von der Königlichen Staatsregierung einge⸗ brachter Antrag einstimmig angenommen worden, der das gel⸗ tende bayerische Recht hinsichtlich der Aburtheilung der Preß⸗ delikte durch die Geschworenen unberührt läßt, und demnach jene Preßvergehen bei welchen es sich nur um eine 82
Beleidigung nach §. 185 des Reichs⸗Strafgesetzbuches handelt,
botn 3 Aburtheilung durch Geschworeneauch in Zukunft aus⸗ ießt.
Hessen. Darmstadt, 26. November. Wie die „Darmst. Ztg.“ mittheilt, widmet sich der Großherzog bereits wieder mit voller Hingabe den Regierungsgeschäften und hat Se. König⸗ liche Hoheit schon in einer Reihe von Angelegenheiten, die einen speziellen persönlichen Vortrag nicht nothwendig er⸗ scheinen ließen, Unterschriften vollzogen.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. November. (W. T. B.)
Die „Presse“ erfährt, daß der Abschluß des Uebereinkom⸗
mens der ungarischen Regierung mit der Roth⸗ schild⸗Gruppe in Le der Deckung des Defizits pro 1878 und 1879, sowie des kkupationsbedarfs Ungarns pro 1879 durch Goldrentenausgabe und in Betreff der Konversion der 2. Emission der Schatzbons durch eine Domänenanleihe dadurch verzögert worden sei, daß die ungarische Regierung von der Rothschild⸗Gruppe noch die Uebernahme der Verpflich⸗ — Kredit für das Defizit pro 1880 zuzugestehen, ver⸗ angt habe.
— Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Bukarest unterm 27. d.: Rußland hat Rumänien die Uebergabe der von den Russen bei der 11“ und bei Kustendsche erbauten Befestigungswerke angeboten. Der größte Theil des russischen Stabes hat bereits Rumänien verlassen.
Pest, 27. November. (W. T. 8 Das Abgeord⸗ netenhaus hat den Adreßentwurf der Majorität in namentlicher Abstimmung mit 202 gegen 180 Stimmen als Grundlage für die Spezialdebatte angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 27. No⸗ vember. (W. T. B.) Eine Extra⸗Ausgabe der amtlichen „Gazette“ veröffentlicht eine Königliche, von heute datirte Verordnung, durch welche das Parlament auf den 5. Dezember zur Erledigung dringender wichtiger Geschäfte einberufen wird.
— 28. November. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Standard“ vom Khurumfort, vom 27. d. M. Nachmit⸗ tags, meldet: Heute früh marschirte das Corps des General⸗ Majors Roberts durch Durwagaie und stieg in das K hurum⸗ thal hinab, wo die hervorragendsten Einwohner der dortigen Ortschaften den Truppen entgegenkamen, um sie zu bewill⸗ kommnen. Das Khurumfort hat stark gelitten, und die Gar⸗ nison ist nach Peiwar geflüchtet, wo man Widerstand erwar⸗ tet. Es wurde eine Kanone aufgefunden. Die Truppen übernachten heute im hale; die Einwohner bringen denselben Lebensmittel.
— 28. November. (W. T. B.) In einem heute ver⸗ öffentlichten Schreiben des Herzogs von Argyll wer⸗ den die in der Depesche Lord Cranbrooke's gemachten Angaben, daß der früheren Regierung die Verantwortlichkeit für den jetzigen Krieg mit Afghanistan zur Last zu legen sei, be⸗ stritten. Das Schreiben hebt ervor, Gladstone habe nicht ein Bündniß mit dem Emirr schließen wollen, weil dieser ein Schutz⸗ und Trutzbündniß gegen innere und äußere Feinde verlangte. Der Emir habe weniger Rußland als vielmehr seinen Sohn Jacub Khan gefürchtet.
Lahore, 27. November. (W. T. B.) Die Division Roberts ist bei dem Fort Mohamed Azim, unweit des Khurumforts eingetroffen. General Watson wird das von den unabhängigen Staaten Indiens für den Feldzug gegen Afghanistan gestellte Truppenkontingent kommandiren.
— (Allg. Korr.) us der Capstadt wird (via M deira) unterm 5. d. M. gemeldet: In Zululand ist die Lage der Dinge unverändert. Die militärische Streitkraft an der Operationsbasis ist verstärkt worden. Der jüngste Angriff des Stammes Umbelini auf Amaswazie war von Cetyway mit der Absicht angezettelt, um die Engländer in Verwicke lungen zu bringen. Das 88. Regiment ist nach der ront beordert worden, während die Freiwilligen Garnisondienste verrichten werden. Die aufständischen Kaffern in Griqualand haben sich über die Grenze zurückgezogen, und
Alles ist ruhig. Von der nördlichen Grenze liegen keine
Kriegsnachrichten vor. Das Flaggenschiff „Active“ ist nach Natal abgegangen und die dribische Korvette „Danae“ von der Westkuͤste hier angelangt.
Spanien. Madrid, 27. November. (W. T. B.) Der Minister der öffentlichen Arbeiten erklärte im Kon gresse bezüglich der in Saragossa vorgenommenen Verhaftun⸗
en, daß kein Grund zur Besorgniß vorliege. Es handle
sich nur um einige Individuen, welche sich in einem Hause su bewaffnet zusammengefunden hätten. Dieselben eien ver
werden.
— 28. November. (W. T. B.) Der oberste Gerichts⸗ hof hat den Attentäter ebenfalls Fasm Tode verurtheilt.
Der Prozeß kommt nunmehr vor den assationshof.
Italien. Rom, 27. November. (W. T. B.) Der König stattete heute dem Minister⸗Präsidenten Cairoli, welcher G
noch immer das Bett hütet, einen längeren Besuch ab. — 27. November, Nachts.
an, daß der Minister⸗Präsident Cairoli am nächsten Dienstag in der Kammer erscheinen werde, und erklärte sich sodann damit einverstanden, daß die angekündigten Interpellationen
Verfassung
aftet worden und würden den Gerichten übergeben
(W. T. B.) In der Depu⸗ tirtenkammer zeigte der Minister des Innern, Zanardelli,
iesem Tage begründet würden. Die Kammer genehmigte “ betreffend die Aufhebun einiger Ausfuhrzölle. — Im Senate sprach Pepoli seine Zu⸗ stimmung dazu aus, daß die Interpell ation bezüglich des dem Erzbischof von Bologna verweigerten Exequatur ver⸗ tagt werde. — Das Gerücht von der Demission des Justiz⸗ Uüönisters Conforti ist gänzlich unbegründet. — Der Ministerrath hat den Justiz⸗Minister und den Minister des Ackerbaues und der öffentlichen Arbeiten Pessina, beauftragt, sich mit einigen hervorragenden Rechtsgelehrten hinsichtlich der Kompetenz des Senats als oberster Gerichtshof zur Ab⸗ urtheilung über das zu Neapel begangene Attentat, zu besprechen. — Die in Paris zirkulirenden Gerüchte von der Ermordung mehrerer Syndici und dem Ausbruche einer Revolution an mehreren Punkten Italiens werden von der „Agenzia Stefani“ als pure Erfindungen bezeichnet.
Türkei. Konstantinopel, 27. November. (W. T. B.) Der hiesige russische Botschafter, Fürst Lobanoff, ist nach Adrianopel abgereist. — Christies wird von Belgrad morgen ier erwartet. — Said Pascha, ehemaliger Sekretär des Sultans, ist zum Minister der Civilliste und Achmed Moukhtar Pascha zum Kommandanten der Armee in Epirus
ernannt worden.
Rumänien. Bukarest, 27. November. (W. T. B.) Die bei der heute stattgehabten Eröffnung der Kammern von dem Fürsten Karl verlesene Thronrede konstatirt, Rumänien sei von keinem Kriege mehr bedroht und seine Un⸗ abhängigkeit sei von Banf Europa anerkannt. Die benach⸗ barten Mächte hätten bereits diplomatische Vertretungen am Hofe des Fürsten geschaffen. Die Thronrede spricht sodann die Zuversicht aus, daß die übrigen Großmächte bald diesem Beispiele folgen würden und fügt hinzu, die rasche Herstel⸗ lung offizieller diplomatischer eziehungen zwischen diesen Staͤaten und Rumänien hänge theilweise von den Kammern ab. Diese würden alsbald auf verfassungsmäßigem Wege das Land in die Lage versetzen, den Erwartungen Europas zu entsprechen und dem moralischen Interesse zu genügen, welches Rumänien selbst zu Gute komme, nämlich aus der das nicht mehr mit der Aufklärung des Jahr⸗ hunderts in Einklang stehende Prinzip der politischen Ungleich⸗ heit wegen des ööö6 zu streichen. Die Thron⸗ rede verweist sodann auf die Arbeiten auf dem Gebiete der inneren Politik, die von den Kammern behufs Befriedigung der Landesinteressen durchzuführen sein würden. Es werden Gesetzentwürfe angekündigt, betreffend die Ausdehnung des Prinzipes der Unabsetzbarkeit der Richter, betreffend Verbesse⸗ rungen der Armeeorganisation und betreffend die Verbindung des gegenwärtigen Eisenbahnnetzes mit der Linie Tschernavoda⸗ Kustendsche. Die Thronrede wurde wiederholt beifällig auf⸗ enommen, namentlich bei den auf die neue politische Stel⸗ lung des Landes bezüglichen Stellen.
— Die mit der Uebernahme der Dobrudscha betraute rumänische Civilkommission ist daselbst überall von der Be⸗ völkerung freundlich empfangen worden. — Der offizielle „Monitorul“ veröffentlicht das Reglement für die allgemeine Verwaltung der Dobrudscha. Danach soll die Provinz in die drei Distrikte Tultscha, ustendsche und Silistria zerfallen. Den neuen Beamten wird zur Pflicht gemacht, die verschiedenen Glaubensbekenntnisse zu respektiren. Bürger jeder Konfession sollen je nach der Majorität der Glaubensgenossen zu Bürger⸗ meistern ernannt werden können. Die Präfekten haben in be⸗ stimmten Zeitabschnitten über die einzuführenden Verbesserun⸗ gen Bericht zu erstatten.
Afrika. Marocco. Tanger, 12. November. Die neuesten, dem hiesigen Gesundheitsamte zugegangenen Gut⸗ achten der angesehensten Aerzte hier am Orte, sowie in Ma⸗ zagan, Mogador und Larache, erklären sich mit Be⸗ stimmtheit dahin, daß die asiatische Cholera über⸗ haupt nicht in Marocco herrscht, noch in diesem Jahre geherrscht hat, und daß die zwar epidemieartige, aber nicht ansteckende Krankheit typhoidischen Charakters, von welcher die Bevölkerung heimgesucht worden ist, lediglich dem Mangel an Lebensmitteln, sowie der schlechten Be⸗ schaffenheit der vorhandenen Nahrung zugeschrieben werden muß.
Daß in der That die Bevölkerung dieses ausgedehnten Landes, die übrigens dichter ist, als man in Europa anzu⸗ nehmen pflegt, sich in einer zu werkthätiger Theilnahme auf⸗ fordernden Lage befindet, läßt sich nicht in Abrede stellen. Schaaren von Nothleidenden, aus ihrem Heim im Innern des Landes durch den Hunger vertrieben, drängen sich nach den Küstenstädten zusammen, um Nahrung zu finden. Leider ist keine Aussicht vorhanden, daß diese Noth vor dem Monat Mai kommenden Jahres, der Zeit der neuen Ernte, aufhört; und ob letztere reich genug sein wird, um eine genügende Besserung der Verhältnisse herbeizuführen, ist gleich⸗ falls fraglich, da wahrscheinlich — wenigstens im Süden des Landes —, viele Aecker aus Mangel an Saatkorn und Acker⸗ thiere unbestellt bleiben werden. Auch der Viehstand hat in Folge der schlechten Weide und des Wassermangels sehr
gelitten.
Die Mittel, welche bisher zu Gebote standen, um An⸗ gesichts dieser Verhältnisse Hülfe zu gewähren, sind leider völlig unzulänglich.
Die maroccanische Regierung hat zwar in der Stadt Marocco und in Mogador Lebensanitte⸗ namentlich Getreide, vertheilen lassen, aber diese Gaben lassen, sowohl an Zuläng⸗ lichkeit wie an Beschaffenheit viel zu wünschen. In Gibraltar und in England sind ebenfalls Sammlungen veranstaltet wor⸗ den; jedoch hat deren Ertrag die Bestimmung erhalten, aus⸗ schließlich im Süden von Marocco zur Verwendung gebracht zu werden, wo er trotzdem bei Weitem nicht ausreichend sein wird, um durchgreifende Abhülfe zu schaffen. ““
Auch die Mitglieder der europäischen Kolonien in den von den Nothleidenden heimgesuchten Küstenstädten, wie Faz, Ma⸗ rocco und besonders in Tanger, bemühen sich in Gemeinschaft mit eingeborenen wohlhabenden Israeliten und Muhamedanern nach Kräften, den Bedürftigen Nahrung und die beim Herannahen der rauheren Hahreszni so wichtige, aus⸗ weichende Kleidung zu beschaffen. Aber der Erfolg ihrer
emühungen bleibt nicht nur wegen der Geringfügig⸗ keit der vorhandenen Mittel ein unbedeutender, sondern er verschwindet geradezu vor der Ausdehzung, welche die Noth n den ärmeren Klassen auch der städtischen Bevölkerung zu nehmen beginnt. Denn die Theuerung aller Lebensmittel wird immer beunruhigender, und Handel und Gewerbe leiden schwer unter der Zeaneg welche in Folge der in Algerien,
Gibraltar, Spanien und Frankreich gegen Marocco verhäng⸗
ten scharfen Quarantaine in allen Geschäftszweigen Platz ge⸗ griffen hat.
So lange dieser Uebelstand fortdauert und das Land nicht die Möglichkeit und Kraft wiedergefunden hat, sich mit eigenen Mitteln von dem jetzt auf ihm lastenden Nothstande zu erholen, wird möglichem größeren Elende nur vorgebeugt werden können, wenn in noch weiterem Umfange als dies bis⸗ her der Fall war, Hülfe aus Europa gespendet wird.
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Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Pest, Donnerstag, 28. November, Mittags. Sitzung der Reichsraths⸗Delegation. Der Präsident brachte ein Schreiben des Ministers des Auswärtigen zur Verlesung, wonach das emeinsame Ministerium mit Genehmigung des Kaisers be⸗ schlossen hat, die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Nachtragskredits von 60 Millionen pro 1878 zurückzuziehen. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen. Für Freitag Vor⸗ mittag ist der Finanzausschuß zu einer Sitzung einberufen, die Tagesordnung für diese Ausschußsitzung ist noch nicht festgesetzt.
Rom, Donnerstag, 28. November, Vormittags. Die in Verfolg des Attentates hier verbreiteten und nach auswärts gemeldeten beunruhigenden Gerüchte haben zu amtlichen Er⸗ mittelungen geführt, und ist durch diese Folgendes konstatirt worden: Die Nachricht, daß drei Eisenbahnwächter zwischen Neapel und Rom bei Caserta einige Stunden vor der Durch⸗ 8 des Königlichen Zuges ermordet worden seien, ist un⸗
egründet. Ein Wächter ist im Streite mit Bauern, welche Vieh über die Bahn treiben wollten, getödtet worden. Ebenso “ die Nachricht, daß bei Kapua Dynamit gelegt worden sei, der Begründung: auch das Gerücht, in Spezzia seien Unruhen ausgebrochen, ist erfunden. In Jesi hat der dortige Barsanti⸗ verein bei einem Leichenbegängniß seine Fahne mitgenommen und ist deshalb gerichtlich belangt worden. Was die Ermor⸗ dung des Munizipaladjunkten Scortichini in Osimo angeht, so cheint dieselbe aus Privatrache erfolgt zu sein. 1 aarcm ereasewean verke eer9 *.., ve igvamnee⸗ MNeapel, Donnerstag, 28. November. Die Untersuchung wegen des Attentates auf den König ist beendigt und die Akten dem General⸗Anwalte heute zur weiteren Verfügung zu⸗ gestellt worden. Der Prozeß gegen die verhafteten Mitglieder der Internationalen wird hier fortgesetzt; dem Vernehmen nach wurden auch an mehreren anderen Orten noch Mitglieder der Internationalen verhaftet, auch eine große Anzahl von Schriftstücken mit Beschlag belegt. Einer der in Florenz Ver⸗ hafteten soll wichtige Geständnisse gemacht haben.
Bombay, Donnerstag 28. November.
öbg⸗
Der „Pioneer“ meldet: Zwei Brigaden der Thull⸗Kolonne haben sich auf dem Khurumfort vereinigt. Die afghanischen Truppen, welche An⸗ fangs geneigt schienen Widerstand zu leisten, haben sich nach Peiwar zurückgezogen. 1
Landtags⸗Angelegenheiten.
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Neu ist der Etat der Bauverwaltung einschließlich der Centralverwaltung des Ministeriums der öffent⸗ lichen Arbeiten für das Jahr 1879 — 80. Dieser Etat umfaßt folgende Kapitel, welche bisher meist dem Etat des Handels⸗Mi⸗ nisteriums angehörten:
13a. Einnahme 1 134 092 ℳ aus Miethen und Pachten von fiskalischen Grundstücken, Gebühren für die Prüfung von Bau⸗ meistern, Bauführern und Feldmessern, aus der Ruhrschiffahrts⸗ und Ruhrhafenverwaltung, Beiträgen zur Unterhaltung der Land⸗ und Wasserstraßen u. s. w. Von denjenigen 1 575 131 ℳ, welche in dem laufenden Etat in Kap. 12 angesetzt sind, werden 937 362 ℳ in Kap. 13 a. des neuen Etats nachgewiesen, 280 369 ℳ dagegen im Etat der Handels⸗ und Gewerbeverwaltung und 357 400 ℳ (Kap. 12) und 357 400 ℳ im Etat des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Ange⸗ legenheiten (Kap. 34). Gegen die vorstehend erwähnten 937 362 ℳ weist der Etat 1879 — 80 eine Mehreinnahme von 196 730 ℳ auf, darunter 143 190 ℳ für alte Baumaterialien, deren Erlös bisher in den Bauanschlägen berechnet und von der Anschlagssumme abge⸗ setzt wurde.
Die dauernden Ausgaben dieses Etats sind: Kap. 65, Ministerium 668 750 ℳ; von den im laufenden Etat ausgeworfenen Positionen Kap. 65 sind 211 000 ℳ auf den Etat der Handels⸗ und Gewerbeverwaltung, 64 680 ℳ auf den des Ministeriums der geist⸗ lichen Angelegenheiten übertragen worden. Gegen die verbleibenden 661 760 ℳ ergeben obige 668 750 ℳ eine Mehrausgabe von 6990 ℳ, die dadurch veranlaßt ist, daß dem Bedürfniß gemäß für die Bau⸗ verwaltung ein bautechnisches Bureau, mit einem Regierungs⸗ und Baurath an der Spitze, eingerichtet werden soll.
Kap. 66 Bauverwaltung schließt mit 15 449 172 ℳ, 117 289 ℳ mehr als im laufenden Etat. Die Abweichungen in den persön⸗ lichen Ausgaben sind nicht erheblich, wichtiger sind dieselben in den sächlichen Ausgaben: Zur Unterhaltung der Seehäfen, Seeufer ꝛc. 2 334 470 ℳ (+ 74 125 ℳ), der Binnenhäfen und Gewässer ꝛc. 3 732 907 ℳ (+ 52 176 ℳ), der Kanäle ꝛc. 761 214 ℳ (+ 31 912 ℳ), der Wege und Brücken in den Landstraßen 823 428 ℳ (+ 18 494 9₰ zu Stromregulirungen und Hafenbauten ꝛc. 2 431 922 ℳ (-† 31 922 ℳ
Kap. 6 de.938. 88 00 ℳ vermischte Ausgaben, in denen keine Aenderung eingetreten ist. 8
Die 1 im Etat 1878/79 in Kap. 69, 70 und 71 auf⸗ geführten Ausgaben werden mit 852 397 ℳ bezw. 323 001 ℳ und 18 850 ℳ im Etat der Handels⸗ und Gewerbeverwaltung, und mit 7500 bezw. 1 656 914 86 25 88 8 im Etat des Ministeriums der
eistlichen Angelegenheiten nachgewiesen.
8 8 gesammten dauernden Ausgaben betragen 16 313 622 ℳ, 124 279 ℳ mehr als der Ansatz der betreffenden Ausgaben im laufenden Etat beträgt. 8
An außerordentlichen Ausgaben sind 14 082 595 ℳ für 48 verschiedene Bauten ꝛc. ausgeworfen, davon 4 451 000 ℳ zur Re⸗ gulirung der Wasserstraßen, 1 895 230 ℳ zum Bau von Schiffahrts⸗ kanälen, Schleusen und Häfen (darunter 437 000 ℳ letzte Rate zur Kanalisirung der unteren Brahe; 350 000 ℳ Rest zur Kanalistrung der Saar, 300 000 ℳ zur Kanalisirung der oberen Netze, 2. Rate); 4432 8833 ℳ zu Seehäfen und Seeschiffahrts⸗Verbindungen (darunter 1 100 000 ℳ für den Hafen von Pillau, 679 908 ℳ für Memel, 469 000 ℳ für die hinterpommerschen
äfen, 4309000 ℳ für Neufahrwasser, 400000 ℳ zum Fäfene der Harburger Hafenschleuse, 4. Rate, 350 000 ℳ zur hensgan des Kaseburger Durchstichs, 6. Rate, 350 000 ℳ zur
ortsetzung der Uferschutzbauten auf den ostfriesischen Inseln);
303 480 ℳ zum Bau von Straßen, Brücken und Dienstwohnungen
darunter 700 000 ℳ zum Neubau des Regierungsgebäudes in Cassel, Fesunte 650 000 ℳ Rate zum Neubau des Regierungs⸗ und Ober⸗ räsidialgebäudes in Königsberg, 475 000 ℳ zum Neubau der arthebrücken bei Cüstrin, letzte Rate, 300 000 ℳ zum Neubau der Oderbrücke bei Cüstrin, 2. Rate, 300 000 ℳ des Dikasterialgebäudes
in Danzig). 3
1 Reichs⸗Patentamt beziehen.
Der Etat des Ministeriums für Handel und Ge⸗ werbe weist an Einnahmen, welche diesem Ministerium über⸗ tragen sind, 282 425 ℳ auf, 2056 ℳ mehr als die entsprechenden Positionen im laufenden Etat betragen. 1 1.““
An dauernden Ausgaben sind auf dieses Ministerium 1 437 605 ℳ übertragen, 27 357 ℳ mehr als im Etat 1878 - 79, und zwar: Ministerium 201 880 ℳ (s— 14 200 ℳ). Für den Minister ist kein Gehalt ausgeworfen; im Ministerium verbleiben ein Direktor und vortragende Räthe mit den erforderlichen Beamten; bei der technischen Deputation für Gewerbe werden 14 200 ℳ erspart, theils weil die Mitglieder⸗ zahl verringert ist, theils weil mehrere Mitglieder ihre Bezüge vom Handel⸗ und Gewerbeverwaltung 892 674 ℳ (+ 40 277 ℳ). In Folge des Reichsgesetzes vom 17. Juli 1878 sollen neben den vorhandenen zunächst noch 7 Fabrik⸗ Inspektoren etatsmäßig angestellt werden, wodurch an Besoldungen 33 648 ℳ und an Reisekosten 15 000 ℳ Mehrausgabe entstehen. Die technischen Lehranstalten und sonstigen wissenschaftlichen und gemeinnützigen Zwecke sind mit 324 281 ℳ (+ 1280 ℳ) bedacht und zu vermischten Ausgaben sind wie im laufenden Etat 18 850 ℳ ausgeworfen.
Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben find 104 500 ℳ bestimmt, darunter 80 000 ℳ für aufgehobene ge⸗ werbliche Berechtigungen.
Statistische Nachrichten.
statistischen Mittheilungen über das Großherzog⸗ thum Baden enthalten in Nr. 18 Band II. des Jahrgangs 1878 die lan dwirthschaftlichen Anbauflächen des Jahres 1877 im Großherzogthum in tabellarischen Uebersichten. Die erste ge⸗ meindeweise Aufnahme über Anbau und Ernte fand im Jahre 1865 statt, sie ist seitdem alljährlich wiederholt worden, so daß diejenige von 1877 die 13. Aufnahme ist. Wir entnehmen derselben folgende Daten: Die zur Landwirthschaft im Jahre 1877 benutzte Fläche betrug 801 697 ha oder 100 %, nämlich: Acker 552 814 ha oder 69,0 %; Wiese 177 089 ha oder 22,1 %; Rebland 21 048 ha oder 2,6 %; Grasgarten 13 021 ha oder 1,6 %, Kastanienwald 911 ha oder 0,1 %, ständige Weide 36 814 he oder 4,6 %. Von dem Ackerfelde waren 522 708 ha oder 94,6 % angebaut, 30 106 ha oder 5,4 % lagen brach. Von letzteren wurden 15 086 ha oder 2,7 % der Ackerflaͤche üher Sommer (in schwarzer Brache) bearbeitet; die übrigen 15 020 hsé oder 2,7 % dienten, wie anzunehmen, größtentheils als Weide. Die Acker⸗Anbau⸗ fläche im Jahre 1877 hat um 704 ha gegen das Jahr 1876, die Ackererntefläche um 5102 ha zugenommen. Diese Vermehrung hängt wesentlich damit zusammen, daß die zeitweilige Dürre des Jahres 1876 den Anbau der Futtergewächse beeinträchtigte, welcher noch über das Maß der im Vorjahre verlorenen Fläche auf Kosten des Anbaus der Handelsgewäͤchse stattfand. Der letztere ging von 24 786 auf 21 312 ha, um 3578 ha oder um 14,4 % hinab. Im Verhältnisse zu den früheren Jahren (seit 1873) behielten die Oel⸗ gewächse, Hanf und Flachs im Jahre 1877 die seitherige abnehmende, Hopfen die seitherige zunehmende Tendenz bei; Tabak und Zucker⸗ rüben sind nach kurzer Zunahme in die zuvorige Tendenz zurückge⸗ fallen, nur allein die Cichorie kann als stillstehend gelten. 8
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Dichter des „Narziß⸗, Albert Emil Brachvogel, ist in der Nacht vom 26. zum 27. d. M. plötzlich verstorben. Emil Brachvogel war im Jahre 1824 zu Breslau geboren. Nach einander hat er sich als Medailleur, in dem Atelier eines Bildhauers, als Schauspieler auf der Bühne versucht. Seit 1850 widmete er sich ausschließlich der Literatur. Sein ne erschien 1856 auf der Hofbühne und machte ihn mit einem Schlage zu einem berühmten Dichter. Die folgenden dramatischen Arbeiten blieben hinter den zu hoch gespannten Erwartungen des Publikums zurück; erst später mit der „Prinzessin von Montpensier“ (1865), der „Harfenschule“ (1869) und den „Alten Schweden“ (1874) gewann Brachvogel das halb ver⸗ lorene Terrain wieder. Von größerem Glück war seine Thätigkeit als Erzähler: hier ist ihm von seinem ersten historischen Roman „Friedemann Bach“ bis zur Stunde seines Todes die Theilnahme und der Beifall des Lesepublikums treu “ Mit Vorliebe bewegte er sich in der Sphäre des Historischen, und einige seiner Erzählungen werden mit „Narziß“ in der Literatur immer eine hervorragende Stelle behalten. 1
— Der bekannte Thiermaler Brendel ist, der „Cöln. Ztg. zufolge, in Barbison bei Fontainebleau gestorben.
— Von der 2., umgearbeiteten und vermehrten Auflage de 1 großen Ausgabe von „Brehms Thierleben“, deren wir bereit wiederholt in anerkennender Weise gedacht, hat die Verlagshandlung des Bibliographischen Instituts in Leipzig soeben den 4. Band ode den 1. Band der 2. Abtheilung versandt. Von dem im Ganze auf 10 Bde. angelegten trefflichen Werke, das das Thierreich in Abtheilungen: 1) Säugethiere, 2) Vögel, 3) Kriechthiere und Fische. 4) Wirbellose Thiere — behandelt, sind nunmehr 7 erschienen. Der 4. B der soeben die Presse verlassen, eröffnet die Abtheilung der „Vögel derselbe bildet gewissermaßen den Schwerpunkt des ganzen Werkes da er das Gebiet der Spezialforschung des im Titel genannten Herausgebers ist und einen größeren Reichthum neuer Beobachtungen aufweist, als irgend eine andere Abtheilung. Die Um arbeitung dieser neuen Auflage ist eine durchgreifende gewesen; di eigenen Schilderungen des Verfassers ragen in ihrer Ursprünglichkei und Frische weit über die eingestreuten Mittheilungen andere Forscher hervor. Auch in der Illustrirung bietet die Abtheilung „Vögel“ das meiste Neue und eine bewundernswerthe Mannich faltigkeit. Der vorliegende 4. Band schildert zuerst in einem inter G essanten Ueberblick das Leben der Vögel überhaupt und behandelt sodann eingehend in einzelnen Abschnitten die Papageien, die Leicht⸗ schnäbler (Kukuke, Nachtschwalben u. s. w.), die Schwirrvögel (Kolibris u. s. w.), Spechte und Raubvögel EFalken, Habichte, Kranichgeier, Adler u. s. w.). Den interessanten Schilderungen sind 8 157 meisterhafte Abbildungen, 140 im Text und auf 17 besonderen Tafeln, von Gustav Mützel, Robert Kretschmer und A. Göring bei⸗ gegeben. Der größere Theil dieser Bilder sind Neuzeichnungen nach 1 der Natur und in der früheren Auflage nicht enthalten. 4
— Die Buchhandlung von Stoll & Bader in Freiburg i/B. hat soeben ein Verzeichniß von rechts⸗ und staatswissen⸗ schaftlichen Werken, die in ihrem antiquarischen Bücher⸗ lager vorräthig sind, veröffentlicht. Dieser Katalog enthält u. A. die Bibliothek des verstorbenen Prof. Dr. Fritz in Freiburg und führt insbesondere eine Menge wichtiger, theils neuer, theils älterer Werke aus dem Gebiete der Rechtswissenschaft auf, die theils all.
emeines deutsches, römisches und ausländisches Recht, theils
babisches und französisches Recht betreffen. Außer den juristischen Werken enthält der Katalog Schriften über Kirchenrecht, National⸗ ökonomie, Sozialwissenschaft, Politik und Statistik.
Jena, 26. November. Heute Nacht verstarb ganz unerwartet in Folge eines Schlaganfalls der Ober⸗Appellationsgerichts⸗Rath und ordentliche Professor der Rechte Dr. Theodor Muther hierselbst.
Gewerbe und Handel.
Am 21. Dezember findet eine außerordentliche General⸗ versammlung der Land⸗ und Baugesellschaft auf Aktien zu Lichterfelde statt, auf deren Tagesordnung folgende Traktanden stehen: 1) Genehmigung der unentgeltlichen Ueberlassung eines Ter⸗ rains von circa 25 Morgen an die Reichs⸗Militärverwaltung zum Zwecke der Erbauung eines Kasernements und 2) Antrag auf Er⸗ mächtigung des Aufsichtsraths, bei Verkäufen von Terrains oder Hochbauten Aktien der Gesellschaft in Zahlung nehmen zu dürfen. Am 1. Dezember cr. vollendet die Deutsche Lebensver⸗
sicherungs⸗Gesellschaft in Löbeck, die ülteste auf Aktien ge⸗