richt betrieben,
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Nom habe Redner niemals erhalten; die Kurie lehne dies auch ent⸗ schieden ab, weil dann der Vorwurf begründet wäre, sie mische sich in innerstaatliche Angelegenheiten. Die Kirche träte für keine be⸗ stimmte Staatsverfassung ein, weil sie die verschiedensten Be⸗ u unterhalten habe, und jeder Katholik könne sich auf weltlichem Gebiete frei bewegen. Es sei begreiflich, daß seine (des Redners) Partei, die des Friedens 8 eine Basis suche, eine Basis, die 25 Jahre lang im Staate Preußen moralische Eroberungen gemacht habe; dieselbe sei gefunden in der Verfassung, die der edelste Herrscher Preußens, der Monarch, der die Pacität am besten verstand, genehmigt habe. Diese Basis wieder aufzunehmen solle ein Hohn sein! Diese Worte seien mindestens eine bittere Kritik im Munde eines Ministers einer Monarchie, die doch eine Kontinuität darstellen solle. Redner ging sodann auf den zur Berathung stehenden -e. ein, und führte aus, daß derselbe nur die Erhaltung der no
bestehenden Ordensanstalten, die besonders den Unter⸗ bezwecke. Wenn man den Frieden wolle, müsse man erst einen Wafeenstillstand ab⸗ schließen, dazu gehöre aber vor Allem, daß man den Kampf einstelle und nicht in geschärfter Weise fortführe. Der Antrag sei vollständig unpräjudizirlich, er sei aber auch nutz⸗ bringend, denn bei dem allgemeinen Lehrermangel könne ein Ersatz für die Schulschwestern nicht geschafft werden. Daß die Schulschwestern, diese armen schwachen Frauen, dem Mi⸗ nister Widerstand geleistet, bestreite er, sie hätten nur ihr Recht, das Billigkeitsgefühl der Gesetzgebun anzurufen, ge⸗ braucht. Der vorliegende Antrag sei von ihnen nicht beein⸗
flußt, sie wüßten nichts davon.
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Verletzendes ent
Der Kultus⸗Minister Dr. Falk erklärte, er könne nicht alle Mißdeutungen in diesem Augenblicke widerlegen, die aus der eben gehörten Rede der Regierung entgegenträten. Nur zwei kurze Bemerkungen gestatte er fich: erstens habe er dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß es Hohn sei, wenn ein Gegner dem andern, noch unbesiegten, Vorschläge mache, die man nur einem total niedergeworfenen machen könne; er habe aber nicht gesagt, was der Abg. Windthorst wunderbarer Weise daraus gemacht habe; zweitens: sollte aus seinen (des Ministers) Ausführungen geschlossen werden, daß er irgend wie an ein Konkordat gedacht habe, so müsse er konstatiren, daß ihm dies ein ebenso unbegreiflicher wie fernliegender Ge⸗ danke gewesen sei.
Darauf wurde von den Abg. Haucke, Windthorst (Bielefeld), Rickert, Techow, Graf Bethusy und Graf Stirum beantragt, über den Antrag des Abg. Dr. Windthorst (Meppen) zur ein⸗ fachen Tagesordnung überzugehen. Der Abg. Haucke erklärte, daß er nach der etwas erregt gewordenen Debatte dieselbe wieder auf das nüchterne Gebiet der ge⸗ schäftlichen Behandlung zurückführen wolle. Redner glaube im Namen der sämmtlichen Antragsteller, die den An⸗ trag auf Uebergang zur Tagesordnung unterzeichnet hätten, dem Abg. Windthorst als Antragsteller des vorliegenden An⸗ trags die Versicherung abgeben zu können, daß der Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung nichts Feindseliges, nichts
“ solle und daß der Ernst der Situation vollauf von allen Mitgliedern des Hauses gefühlt werde. Die Umstände, welche das Gesetz von 1875 nothwendig ge⸗ macht hätten, seien auch heute noch vorhanden, und der Mi⸗
nister habe erklärt, daß ein Bedürfniß, das Klostergesetz auf⸗
zuheben, nicht vorliege. Redner könne für seine Person und
für seine politischen Freunde die Versicherung abgeben, daß
ihrer Ueberzeugung nach dieser Antrag weit eher zum Frieden
führen werde, als wenn die Verhandlung im Hause noch Faötter 18 dem Antrage des Abg. Windthorst (Meppen) ge⸗ ührt werde.
Hierauf erklärte der Abg. Windthorst (Meppen), es über⸗
rasche ihn nicht, daß der Antrag auf Uebergang zur Tages⸗
ordnung gestellt werde, aber sachlich bedauere er es, denn es heiße soviel, als den Antrag, den das Centrum gestellt, a limine zurückweisen. Zwei der heute gehörten Vorträge
seien von so schwerwiegendem Inhalt gewesen, daß der An⸗ trag wohl eine zweite Berathung verdient hätte; jedenfalls könne sein Antrag ohne den vom Centrum gestellte
n Antrag, betreffend die Verfassungsänderung, diskutirt werden. Das Bild von einem unterworfenen Feinde perhorreszire er durch⸗ aus, der Staat und die Staatsregierung seien für ihn keine Feinde. Er und seine Freunde hätten nur die ihnen gegen⸗ überstehende Regierung auf das aufmerksam machen wollen, was sie im Interesse der von ihnen vertretenen Bevölkerung
für nothwendig hielten. Er beklage, daß es ihnen gegenüber
an Wohlwollen fehle. Der Antrag auf einfache Tagesordnung wurde angenom⸗ men und das Haus vertagte sich um 3 ¼ Uhr.
— In der heutigen (16.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertische der Minister es Innern Graf zu Eulenburg und mehrere Regierungs⸗ ommissarien beiwohnten, setzte das Haus die zweite Be⸗ rathung des Etats des Ministeriums des Innern fort. Die Debatte war neulich bei Kap. 89 Tit. 1 der Ausgaben (Gehalt des Ministers) unterbrochen worden. Der Abg. Dr. von Sybel wies zunächst die Angriffe, welche neulich der Abg. Bachem gegen den „Deutschen Verein“ gerichtet hatte, zurück und bezeichnete es als eine illoyale Pole⸗ mik, wenn man, statt die Gründe der Gegner zu widerlegen, deren persönliche Ehre angreife. Wenn er auch zugeben müsse, aß bei einem großen Vereine einzelne Mißgriffe seiner Organe stattfinden könnten, so müsse er doch entschieden in Abrede stellen, daß derselbe in unehrenhafter Weise denunzirt habe. Die Regierung mache keineswegs einen konfessionellen Unter⸗ schied zwischen den Beamten, wenn sie nur die Staatsgesetze loyal ausführten. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Dr. von Jagdzewski das Wort.
— Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Großherzoglich hessische Geheime Finanz⸗Rath Müller ist hier eingetroffen.
— Der General⸗Feldmarschall Freiherr von Man⸗ euffel, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und 1n9t ist nach seiner Besitzung Topper in der Neumark
abgereist.
8 — Se,. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments, hat sich mit kurzem Urlaube nach Dresden begeben.
Bayern. München, 10. Dezember. (Allg. Ztg.) Der Gesetzgebungsausschuß der Kammer der Reichs⸗ räthe hat in der gestrigen Abendsitzung die Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, die Zwangsvollstreckung in das un⸗ bewegliche Vermögen wegen Geldforderungen betreffend, über
welchen Hr. Reichsrath von Neumayer referirte, zum Abschlusse gebracht; der Entwurf gelangte, mit nur sehr wenigen Aende⸗ rungen der vom Ausschuß der Abgeordnetenkammer beschlossenen Fassung, zur Annahme. Der letztgenannte Aus⸗ schuß ist heute in die zweite Lesung des Entwurfs eines Ge⸗ setzes zur Ausführung der Reichs⸗Civilprozeß⸗ ordnung und Konkursordnung eingetreten, und es wurden in dieser Stgus die Art. 1—121 mit nicht wesent⸗ licher Modiftzirung der Beschlüsse der ersten Lesung erledigt; die noch weiteren Artikel des Entwurfs wird der Ausschuß in der morgen stattfindenden Sitzung erledigen können.
Hessen. Darmstadt, 11. Dezember. (W. T. B. Nach einem um 9 Uhr Morgens ausgegebenen Bulletin hat si bei der Frau Großherzogin das Fieber in der letzten Nacht etwas vermindert; der örtliche Prozeß ist nicht fortgeschritten, das Allgemeinbefinden ist befriedigend.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meinin gen, 10. Dezember. (Magd. Ztg.) Der Landtag hat in seiner jüngsten Sitzung bei Berathung des Ausführungsgesetzes zu dem Gerichtsverfassungsgesetze auf Wunsch der Re⸗ ierung davon abgesehen, rücksichtlich der Feststellung der Penstonsverhultnisse die vom Ausschusse vorgeschlagene Klassi⸗ hea der Beamten anzunehmen, dagegen beschlossen, die egierung zu ersuchen, sich mit den übrigen thüringischen Re⸗ gierungen über ein gemeinsames Pensionsgesetz zu verständigen; bis auf Weiteres aber das bestehende Pensions⸗ gesetz aus dem Jahre 1859 zur Richtschnur zu nehmen und einen etwa erforderlich werdenden Mehraufwand aus der Staats⸗ kasse zu decken. “ “
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. Dezember. (W. T. B.) In dem Ausschusse des Abgeordnetenhauses zur Be⸗ rathung des Berliner Vertrages fand heute eine lange Zeit in Anspruch nehmende Debatte über die formelle Frage statt, ob zur Gültigkeit des Vertrages die Genehmigung der Reichsvertretung nothwendig sei. Schließlich wurde beschlossen, morgen in die Debatte über den Berliner Vertrag einzu⸗ treten.
— Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel: Die Versetzung Mahmud Damat Paschas nach Tripolis ist angeblich in Folge der Entdeckung einer gegen den Sultan gerichteten Verschwörung, an deren Spitze Mahmud Damat Pascha gestanden haben soll, erfolgt. Als Mitbe⸗ theiligte bei dieser Verschwörung sind mehrere höhere Beamte und Ulemas, darunter der ehemalige Scheik ul Islam, Sassan Fehans, verhaftet und von Konstantinopel entfernt worden.
Prag, 11. Dezember. (W. T. B.) Der Kronprinz Erzherzog Rudolf hat die Nacht 8 verbracht. Es ist kein Fieber eingetreten. Die Verletzung ist leichr.
Großbritannien und Irland. London, 12. De⸗ zember. (W. T. B.) Courtauld (liberal) wurde mit einer Majorität von 141 Stimmen zum Unterhausmitgliede für Malon gewuhlt; der frühere Bertreter Malons ge⸗ hörte der konservativen Partei an. — Das Parlament
wird voraussichtlich am 17. d. M. vertagt werden.
Frankreich. Paris, 10. Dezember. (Fr. C.) Die ver⸗ einigten Linken des Senats haben ihre Fraktions⸗ Präsidenten Calmon (linkes Centrum), Le Royer (Linke) und Testelin (republikanische Union) beauftragt, ein Manifest an die Senatorenwähler auszuarbeiten, welches zu Ende nächster Woche der Offentlichkeit übergeben werden soll.
— 12. Dezember. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ meldet die Ernennung des Admirals Jauréès zum Bot⸗ schafter in Madrid an Stelle des Grafen Chaudordy, welcher zur Disposition gestellt wurde.
Italien. Rom, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer setzte heute die Debatte über die die innere Politik betreffenden Interpellationen fort. Mehrere Redner begründeten die von ihnen beantragten Tages⸗ ordnungen. Die Minister Cairoli und Zanardelli gaben neue Aufklärungen über die Politik des Kabinets. Schließlich wurde die von dem Deputirten Baccelli eingebrachte Tagesordnung, mit welcher sich das Ministerium einver⸗ standen erklärt hatte, in namentlicher Abstimmung mit 263 gegen 189 Stimmen abgelehnt. Diese Tagesordnung besagt, daß die Kammer die Erklärungen des Minister⸗Präsidenten und des Ministers des Innern zur Kenntniß genommen habe, und vertraue, daß das Ministerium des Königs mit fester Hand die Ordnung in der Freiheit aufrecht zu erhalten ver⸗
stehen werde. h
Türkei. Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte hat eine Militärkommission ernannt, um die Frage der Rektifikation der Grenze Griechenlands zu prüfen und einen Bericht vom strategischen Standpunkte aus über dieselbe zu erstatten. — Der Großvezier Kheireddin Pascha hat ein Rundschreiben an die Vertreter der Pforte im Auslande gerichtet, in welchem er als den Zweck der im Ministerium vorgenommenen Veränderungen angiebt, durch wirksame Maßregeln die Schwierigkeiten im Innern des Landes und die politischen Fragen, einschließlich der 8geg den Berliner Vertrag übernommenen Verpflichtungen zu lösen.
RNußland und Polen. St. Petersburg, 11. De⸗ ember. (W. T. B.) Der Reichskanzler Fürst Gort⸗ 1 chakoff ist heute Abend hier wieder eingetroffen. Der Stellvertreter des Fürsten, Geheime Rath Giers, sowie die obersten Beamten im Ministerium des Auswärtigen waren 8 Begrüßung des Reichskanzlers auf dem Bahnhofe an⸗ wesend.
Amerika. Washington, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat heute die Gesetzvorlage angenommen, durch welche das Gehalt der Gesandten der Vereinigten Staaten in Paris, Berlin, St. Petersburg und London auf je 15 000 Dollars festgesetzt und die Re⸗ gierung zur Ernennung eines Generalkonsuls in Athen er⸗ mächtigt wird. b
New⸗York, 11. Dezember. (W. T. B.) Seit zwei Tagen herrscht hier ein heftiger Südoststurm, durch den im ganzen Lande viel Schaden angerichtet worden ist. In Folge der durch den Sturm hervorgerufenen Ueberschw emmun⸗ gen fanden S Eisenbahnunfälle statt, bei denen verschiedene Personen um das Leben kamen. — Der Gouver⸗
neur von Süd⸗Karolina, Genera Hampton, ist zum Se⸗ nator der Vereinigten S r Süd⸗Karolina ge⸗
—
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. Darmstadt, Donnerstag, 12. Dezember, feacaa ne
8
Bulletin von heute früh 9 Uhr: Die Frau Großherzogin hat die letzte Nacht ruhiger als die vorhergehende, aber schlaflos zugebracht. Das Fieber hat sich etwas verringert; die diph⸗ therischen Membranen haben sich weiter verbreitet.
Bern, Donnerstag, 12. Dezember, Vormittags. Im Ständerathe wurde von Freuler aus Schaffhausen ein Antrag eingebracht auf Aufhebung des Artikels 65 der Bundesver⸗ fassung, durch welchen die Todes⸗ und Körperstrafe abgeschafft worden war.
Paris, Donnerstag, 12. Dezember, Vormittags. Der Gouverneur der Bank von Frankreich und ehemalige Minister unter dem Kaiserreich, Rouland, ist gestorben.
—
Nr. 69 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhali: Verfügungen: Vom 7. Dezember 1878: Das Reichsgesetz über den Spielkartenstempel vom 3. Juli 1878 betreffend, — vom 6. Dezem⸗ ber 1878: Päckereiverkehr während der Weihnachtszeit, — vom 4. De⸗ zember 1878: Postkarten mit Antwort im internationalen Verkehr, — vom 6 Dezember 1878: Schluß der Post⸗Dampfschiffahrten auf der Linie Hamburg⸗Drontheim.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Im 3. Breslauer Wahlbezirk (Poln. Wartenberg, Nams⸗ lau und Oels) ist an Stelle des zum Kreisgerichts⸗Direktor ernannten Kreisgerichts⸗Raths Stahr, der Majoratsbesitzer Graf YVork von Wartenberg auf Schlabitz mit 281 von 384 abgegebenen Stim⸗ men zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden. — Der Etat der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenverwal⸗ tung für das Jahr vom 1. April 1879/80 schließt ab in der Einnahme mit 88 326 915 ℳ gegen 95 670 892 ℳ des vorigen Etats, mithin um 7 343 977 ℳ weniger, in der dauernden Ausgabe mit 76 442 754 ℳ (— 5 847 380 ℳ); die einmaligen und außerordent⸗ lichen Ausgaben betragen: 1 235 000 ℳ (— 240 000 ℳ). Es bleibt mithin ein Ueberschuß der Einnahme über die Ausgabe von 10 649 161 ℳ (— 1 256 597 ℳ). Bei den Einnahmen sind in An⸗ satz gebracht: von den Bergwerken: 55 975 785 ℳ (— 4 050 515 ℳ); von den Hüttenwerken: 20 927 170 ℳ (— 2 770 530 ℳ); von den Salzwerken: 4 729 150 ℳ (— 157 845 ℳ); von den Bade⸗ anstalten (und zwar zu Elmen bei Schönebeck, zu Dürrenberg, zu Artern und zu Oeynhausen) 141 300 ℳ (— 2067 ℳ); von den Gemeinschafts⸗ werken (Königlich preußische und Herzoglich braunschweigische Kom⸗ munionwerke am Unterharz und Königlich preußische und Fürstlich Schaumburg⸗Lippesche Gesammt⸗Steinkohlenbergwerke bei Obern⸗ kirchen) 3 176 560 ℳ (— 220 100 ℳ). Bei den dauernden Ausgaben erfordern die Betriebskosten der Bergwerke 47 825 475 ℳ (— 3 279 650 ℳ); der Hüttenwerke 19 759 370 ℳ (— 2 359 580 ℳ); der Salzwerke 3 772 000 ℳ (— 108 125 ℳ); der Badeanstalten 138 300 ℳ (s— 20 607 ℳ); der oben genannten Werke, welche mit anderen Staaten gemeinschaftlich betrieben werden 2584 560 ℳ (— 104 500 ℳ). An Verwaltungskosten erfordern die Ministerialabtheilung für das Berg⸗ wesen 178 570 ℳ, wie im vorigen Etat; die Ober⸗Bergämter 1 256 291 ℳ (— 4364 ℳ), die bergtechnischen Lehranstalten 393 730 ℳ + 24 780 ℳ). An einmaligen und außerordentlichen Ausgaben ind in Ansatz gebracht: 1) Zur Ausführung von Bohrversuchen und zwar zur Vollendung des bei Cottbus in Angriff genommenen Tief⸗ bohrlochs zur Untersuchung der Steinkohlen⸗Formation, zur Vollendung des Tiefbohrlochs unweit Cammin und zur Inangriffnahme eines Tiefbehrlochs in der Provinz Westfalen zur Untersuchung der Verbreitung der Steinkohlen⸗Formation 150 000 ℳ (wie im vorigen Etat); 2) zu Bauprämien für Bergleute, welche in der Nähe der fiskalischen Steinkohlen⸗ Bergwerke im Bezirk der Bergwerksdirektion zu Saarbrücken sich Wohnhäuser für eigene Rechnung bauen: 60 000 ℳ (wie im vorigen Etat); 3) zur Gewährung unverzinslicher Darlehen an solche Bergleute, weldh e sich in der Näbe der Saarbrücker Steinkohlen⸗Bergwerke Wohnhäuser für eigene Rechnung bauen: 100 000 ℳ (wie im vorigen Etat); 4) zur Vollendung und zur Bestreitung der Kosten für die innere Ein⸗ richtung des im Bau begriffenen neuen Dienstgebäudes für die Berg⸗ werks⸗Direktion zu Saarbrücken: 240 000 ℳ (+ 90 000 ℳ); 5) Sul⸗ vention zum Bau der St. Gotthard⸗Eisenbahn, 7. Rate und 1. Hälfte der 8. Rate des auf die Bergverwaltung fallenden Theils der Pausch⸗ summe von 1 200 000 ℳ: 135 000 ℳ; 6) Kosten einer An⸗ schlußbahn von dem fiskalischen Steinkohlen⸗Bergwerk Borgloh⸗ Oesede nach dem Bahnhof Georg⸗Marienhätte: 250 000 ℳ 7) Bei⸗ trag zu den Kosten der Vertiefung der kanalisirten Saar von Gü⸗ dingen bis Saargemünd, des Saarkanals bis zum See von Gonder⸗ singen und des Rhein⸗Marne⸗Kanals auf der Strecke von Gonder⸗ singen bis zur französischen Grenze, resp. bis zum Rhein bei Straß⸗ burg i. E, sowie für die Erhöhung der Dämme des Speisereservoirt ꝛc. bei Gondersingen, erste Rate der zu gewährenden Subrvention: 300 000 ℳ — Die dem Etat beigegebenen Erläuterungen bemerken: „Die nun schon seit mehreren Jahren andauernden ungünstigen Kon⸗ junkturen auf dem Gebiet der Montan⸗Industrie haben seit der Auf⸗ stellung des vorigen Etats nicht nur keine Wendung zum Besseren genommen, sondern sich vielmehr noch verschärft. Namentlich befinden sich die Steinkohlen⸗Verkaufspreise, welche auf den Saarbrücker Gruben im abgelaufenen Etatsjahr 1877/78 gegen das Vorjahr im Mittel um 7,41 ₰ (von 48,67 auf 41,26 ₰) pro Ent⸗ ner gesunken sind, auch jetzt noch auf sehr niedrigem Niveau, und auch die Metallpreise, — mit Ausnahme des etwas in die Höhe ge⸗ gangenen Silberpreises, — sind gleich den Salzverkaufspreisen noch im Sinken begriffen. Unter diesen Umständen haben die wirklichen Einnahmen und Ausgaben in den Vorjahren 1875 und 1876 bei der Aufstellung des Etats pro 1879/80 nicht zum Anhalt genommen werden können, sondern es haben vorsichtig die Betriebseinnahmen der Staatswerke erheblich niedriger, und selbst niedriger als in dem laufenden Etat zum Ansatz kommen müssen, obwohl die Pro⸗ duktions⸗ und Fabrikationsmengen des Berg⸗ und Hütten⸗ betriebe; der einseitig preußischen Werke im Großen und Ganzen in gleicher Höhe wie für das Etatsjahr 1878/79 beibehalten worden, und nur die zum Verkauf gelangenden Kochsalz⸗ und Stein⸗ salzquanta nach den Erfahrungen der letzten Jahre etwas geringer veranschlagt sind. Auch die Einnahmen der mit anderen Staaten gemeinschaftlich betriebenen Werke haben, ungeachtet der etwas ver⸗ stärkten Produktion auf den Unterharzer Kommunionwerken, einen Rückgang erfahren; und ebenso mußten die Einnahmen der Berg⸗ werksabgaben und Steuern wegen des andauernden Sinkens der Ver⸗ kaufs⸗ resp. Versteuerungspreise geringer angenommen werden. Dem gegenüber konnten indeß auch die Betriebskosten so⸗ wohl bei den einseitig preußischen, als auch bei den Ge⸗ meinschaftswerken durchweg nicht unerheblich vermindert werden. Die Ausgabefonds für die bergtechnischen Lehranstalten haben eine Steigerung um 24 780 ℳ erfahren, welche Se lich der geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin zu Gut kommen. Nachdem nämlich die Vollendung des ü Dienstgebäudes für diese Anstalt beim Beginn des Etatsjahres 1879/80 erfolgt sein wird, liegt das Erforderniß vor, die Organisa
tion dieser Anstalt der für sie von Hause aus in Aussicht genomme⸗
nen Gestaltung entgegen zu führen. Die in dem Neubau zu ver⸗
einigenden Hauptabtheilungen der Anstalt werden alsdann folgende sein: 1) Die geologische Landesanstalt mit dem geologischen Landes⸗ museum. 2) Die Abtheilung der Anstalt für die geologische Auf⸗ nahme des norddeutschen Flachlandes unter spezieller Berück⸗ sichtigung land⸗ und forstwirthschaftlicher Interessen. 3) Die Berg⸗ akademie mit der Bibliothek. 4) Die Laborotorien für Mineras⸗ analyse und für metallurgische Probirkunst. 5) Die neu errichtete Station zur Ausführung chemischer Untersuchungen im Interesse der Eisenbahnindust ie. 6) Das Museum für Bergbau und Hüttenwesen. — Eine Veräußerung von Staatswerken hat weder in der lau⸗ senden Etatsperiode stattgefunden, noch liegt es in der Absicht, den Verkauf eines der vorhandenen fiskalischen Werke im Etatsjahr 1879/80 herbeizuführen.
Statistische Nachrichten.
Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht im Bande XXXlII. der Statistik des Deutschen Reichs u. A. eine Uebersicht der Einfuhr zollpflichtiger Artikel und der berechneten Zollbeträge für das Jahr 1877 und verglichen mit dem Vor⸗ jahre. Danach betrug der Ertrag der Eingangszölle, welchen 193 zollpflichtige Waarenpositionen geliefert haben, im Ganzen 106 957 652 ℳ, während derselbe für 1876 von 217 Waarenpositio⸗ nen. von welchen seit 1. Januar 1877 24 zollfrei wurden, auf 121 040 509 ℳ berechnet worden ist. Im Einzelnen lieferten:
Artikel 1877 „% 1876 7% über 1 Million Mark Zoll . 17 80 809 517 ℳ 75,55 90 060 875 ℳ 74,42
über 500 000 bis 1 Mill. Mark 19 12 861 101 „ 12,03 13 670 903 11,28 über 100 000 — 500 000 ℳ . 43 10 039 588 „ 9,38 11 014 903 „ 9,11 1 752 925 „ 1,64 2 232 794 1,84 1 361927. 1 1,26
über 50 000 — 100 000 ℳ 25 130 594 „ 0,13 146 094 0,10
über 10 000 — 50 000 ℳ. weniger als 10 000 ℳ . die seit 1./1 77. zollfreien Ar⸗ J1“ — — 2 422 167 „ 1,99
Zusammen 193 106 957 652 %ℳ 100 121 070 500 ℳ 100
Als Finanzartikel sind zunächst die meisten der unter Position 25 des Zolltarifs klassifizirten Gegenstände (Material⸗ und S ezerei⸗, auch Konditorwaaren und audere Konsumtibilien) von Wi tigkeit, demnächst Halb⸗ und Ganzfabrikate der Textilindustrie, sowie Schweine, Oel und Leder aller Art. Von den wichtigeren zollpflichtigen Ar⸗ ikeln des Jahres 1877 verdienen folgende, die einen Zollertrag von
e 500 000 ℳ und darüber lieferten, namentlich hervorgehoben zu werden: roher Kaffee mit 33 535 775 ℳ oder 31,35 % des Gesammt⸗ e (1876 37 239 440 ℳ oder 30,77 %), unbearbeitete
abaksblätter mit 10 830 396 ℳ oder 10,13 % (1876 10 496 424 ℳ oder 8,67 %, Wein in Fässern mit 8 314 776 ℳ oder 7,77 % (1876 9 047 232 ℳ oder 7,47 ¼), Salz mit 4 540 554 ℳ oder 4,25 % (1876 5 789 153 ℳ oder 4,78 %), Korinthen und Rosinen mit 3 206 880 ℳ oder 3,00 % (1876 3 738 180 ℳ oder
09 %), unbedruckte, gewalkte wollene Zeug⸗ und Filzwaaren 2 677 350 ℳ oder 2,50 % (1876 2 914 140 ℳ oder 2,41 %), Schweine mit 2 580 474 ℳ oder 2,41 % (1876 2 403 254 ℳ oder 1,99 %), ein⸗ und zweidrähtiges rohes Baumwollengarn mit 2 023 890 ℳ oder 1,89 % (1876 2 610 444 ℳ oder 2,16 %),
eringe mit 2 000 178 ℳ oder 1,87 % (1876 2 103 189 ℳ oder
74 7) Laffinirter Zucker aller Art mit 1 982 745 ℳ oder 1,85 % (1876 3 603 555 ℳ oder 2,98 %), geschälter Reis mit 1 711 289 ℳ oder 1,60 % (1876 2 030 268 ℳ oder 1,68 %), unbedruckte, unge⸗ walkte ꝛc. wollene Zeug⸗ und Filzwaaren mit 1 406 640 ℳ voder 1,32 % (187 62 017 860 ℳ oder 1,57 %), Arrak, Rum, Franzbranntwein mit 1 401 192 ℳ oder 1,31 % (1876 1 732 302 ℳ oder 1 43 %) Tabaksstengel mit 1 377 528 ℳ oder 1,29 % (1876 1 235 4660 ℳ oder 102 %), Wein in Flaschen mit 1 142 800 ℳ od r 1,07 % (1876 1 189 656 ℳ oder 0,98 %), frische Südfrüchte mit 1 038 558 ℳ oder 0,97 % (1876 898 248ℳ% oder 0,74 %), Pfeffer mit 1 038 492 ℳ oder0,97 % (1876 1 012 070 ℳ oder 0,84 %), Leinöl in Fässern mit 957 740 ℳ (1876 1 182 788 ℳ), baumwollene Zeugwaaren à 48 ℳ pro Ctr. mit 890 736 ℳ (1876 934 272 ℳ), Cigarren mit 837 240 ℳ (1876 905 640 ℳ), Seidenwaaren mit 804 840 ℳ (1876 1 020 600 ℳ), Baumwollenwaaren à 78 ℳ pro Ctr. mit 796 848 ℳ (1876 787 020 ℳ), Butter mit 762 768 ℳ (1876 690 405 ℳ). Melasse und Syrup mit 706 118 ℳ (1876 815 783 ℳ), Thee mit 684 120 ℳ (1876 575 960 ℳ) Kakao in Bohnen mit 666 488 ℳ (1876 731 010 ℳ), Mand In mit 645 132 ℳ (1876 786 852 ℳ), Bier mit 615 028 ℳ (1876 693 750 ℳ), Oel in Fässern, nicht besonders genanntes, mit 604 364 ℳ (1876 638 409 ℳ), Käse mit 587 030 ℳ (1876 668 605 ℳ), Leder aller Art mit 573 522 ℳ (1876 669 816 ℳ.), fertige Kleider, künstliche Blumen, Schmuckfedern mit 563 130 ℳ (1876 609 120 ℳ), Wollengarn, dublirtes, gefärbt und drei⸗ oder mehrdrähtiges mit 560 604 ℳ (1876 568 176 ℳ), Konfitüren, Saucen 2c., Kakaomasse, Chokolade, gebrannter Kaffee mit 554 715 ℳ (1876 572 544 ℳ), Halbseidenwaaren mit 542 880 ℳ (1876 547 470 ℳ), Fleisch, zubereitetes, Schinken, Speck, Würste mit 507 798 ℳ (1876 271 693 ℳ).
— Das „Centralblatt für das gesammte Unterrichtswesen“ ent⸗ hält in seiner letzten Nummer eine Uebersicht über die Zahl der bei dem Landheer und der Marine in dem Ersatz⸗ jahre 1877/78 eingestellten preußischen Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung. Wir entnehmen der⸗ selben folgende Daten: Die Zahl der eingestellten Mannschaften be⸗ trug in der Provinz Preußen 10 935 mit Schulbildung, 929 ohne Schulbildung (oder 7,830 %), zusammen 11 864; in der Provinz Brandenburg 8475 mit Schulbildung, 35 ohne Schulbildung (oder 0,411 %), zusammen 8510; in der Pro⸗ vinz Pommern 5775 mit Schulbildung, 55 ohne Schul⸗ bildung (oder 0,943 %), zusammen 5830; in der Provinz Posen 5302 mit Schulbildung, 669 ohne Schulbildung (oder 11,204 %), zusammen 5971; in der Provinz Schlesien 13 771 mit Schulbildung, 313 ohne Schulbildung (oder 2,222 %), zusammen 14 084; in der Provinz Sachsen 7146 mit Schulbildung, 21 ohne Schulbildung (oder 0,293 %), zusammen 7167; in der Provinz Schleswig⸗Holstein 3666 mit Schulbildung, 15 ohne Schulbildung toder 0,407 %), zusammen 3681; in der Provinz Hannover 6108 mit Schulbildung, 26 ohne Schulbildung (oder 0,424 %), zusammen 6134; in der Provinz West⸗ falen 5686 mit Schulbildung, 30 ohne Schulbildung (oder 0,525 %), zusammen 5716; in der Provinz Hessen⸗Nassau 4607 mit Schul⸗ bildung, 8 ohne Schulbildung (oder 0,173 %), zusammen 4615; in der Rheinprovinz 12 324 mit Schulbildung, 39 ohne Schulbildung (oder 0,315 %), zusammen 12 363; in der Provinz Sigmaringen⸗
henzollen 242 mit Schulbildung, keiner ohne Schulbildung (oder 0,000 %), zusammen 242. Im Ganzen wurden im Königreich Preu⸗ ßen eingestellt: 84 037 mit Schulbildung, 2140 ohne Schulbildung soder 2,483 %), zusammen 86 177. Die höchste Schulbildung be⸗ saßen die Mannschaften in Hohenzollern⸗Sigmaringen, wo keiner
ohne Schulbildung war; die niedrigste Stufe nimmt dagegen die
rovinz Posen ein, wo 11,204 % der eingestellten Mannschaften ohne Schulbildung waren. 1 Eet
Kunst, Wissenschaft und Literatur. v cBrockhaus' Großes Konversations⸗Lexikon“, 12. zuflage, hat mit dem soeben erschienenen 144. Hefte den zwölften Band zum Abschluß gebracht, und es kann nach der Versicherung der Verlagshandlung die Vollendung des anf fünfzehn Bände be⸗ messenen Werks im Laufe des Jahres 1879 bestimmt erwartet wer⸗ den. Der vorliegende zwölfte Band reicht bereits bis in den Buch⸗ staben S. hinein. In seinen 1845 Artikeln findet sich wieder eine
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reiche Stoffmasse aus allen Gebieten des Wissens derart ver⸗ arbeitet und zusammengeordnet, daß jedes Detail an der ichtigen Stelle zur Benutzung steht. Reich ist der Band auch an jenen grö⸗ ßeren, zusammenhängenden und abgerundeten Darstellungen, die einen Vorzug des Brockhaus'schen Konversatioas⸗Lexikon ausmachen. Wir begegnen darunter den Artikeln: Prag, Presse, Preußen, Pyre⸗ näen, Rhein, Rom (aus Gregorovius’ Feder), Rumänien, Rußland, Sachsen (Königreich, Herzogthümer, Provinz), sowie den zwei ganz neuen, besonders werthvollen Aufsätzen: Reisen und Russisch⸗Tür⸗ kischer Krieg 1877 — 78. Der erstere giebt eine interessante Klassi⸗ fikation der verschiedenen Reisearten, der Handels⸗, Erforschungs⸗, Studien⸗, Vergnügungs⸗, Bade⸗ und Pilgerreisen, nebst einer Ueber⸗ sicht über die ältere und neuere Reiseliteratur; der letztere eine politische und militärische Darstellung des jüngsten öorientalischen 5* seinem Abschluß durch den Berliner Vertrag vom 1 3
— Die neuen deutschen Reichsmünzen und ihre Falsifikate“. Ein Wegweiser für Jedermann zum Schutz gegen Verluste von E. Bork, öniglich preußischem Münzwardein.
rankfurt a. M. Verlag der Boselli'schen Buchhandlung. 1879. — Schneller, als es sich erwarten ließ — bemerkt der Verfasser der ge⸗ nannten Brochure, der selbst Fachmann ist, — hat sich die Münz⸗ reform in Deutschland vollzogen. Die Unzahl verschiedener Geldsorten der bis dahin geltenden Währungen sind bis auf ca. 400 Millionen in Einthaler⸗Stücken eingezogen. Die an ihre Stelle tretenden Reichsmünzen sind in ausreichender Menge vorhanden und werden noch fortwährend geprägt. Das Ergebniß dieser Operationen bis Ende 1877 und ihre Verzleichung mit den früheren Zuständen wird in dem vorliegenden Werkchen anschaulich und authentisch dargestellt und durch drei sehr ausführliche Tabellen erläutert. Der Verfasser hat mithin seiner Aufgabe genügt, wenn er seine Arbeit als einen „Wegweiser für Jedermann“ bezeichnet und ihre praktische Bedeutung besonders betont.
Der zweite und für das größere Publikum offenbar interessantere Gegenstand der Betrachtung betrifft die Nachahmungen der neuen deutschen Reichsmünzen. In dieser Beziehung giebt der Verfasser die Falsifikate, welche bisher vorgekommen sind, sowie die Kennzeichen derselben an. Wir erfahren, daß die Goldmünzen am weniasten der Fälschung ausgesetzt sind. Als sichere Mittel, die Falschheit einer Münze zu erkennen, gilt nur die Wage und der Probirstein, nicht aber die Verschiedenheit der Farbe oder die Klanglosigkeit. — Die kleine Schrift ist allen Rechnungsbeamten und Geschäftsleuten als werthvolles Auskunftsmittel zu empfehlen.
b113“ „Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek“ (Leipzig, F. A. Brockhaus) ist der XXXV. Band erschienen. Derselbe betitelt sichStudien zur Spektralanalyse von J. Normann Lockyer, Mitglied der Royal Society zu London.“ Der Verfasser, welcher durch ein besonderes Verfahren die Vergleichung des Sonnenspektrums mit dem Metallspektrum ermög⸗ licht hat, behandelt in dem ersten Kapitel die Wellen des Wassers, Schalls, Lichts ꝛc., die Wirkung des Prismas und die an⸗ deren Grundlagen der Spektralanalyse. Im zweiten Kapitel werden die Spektralapparate beschrieben und erklärt. Das dritte Kapitel unterrichtet uns von der Entwickelung, welche das Photographiren des Spektrums von Nieèpre, Herschel und Draper an bis auf die neueste Zeit genommen hat. Im vierten Kapitel wird die Spektral⸗ analyse auf die Molekulartheorie (Strahlung) angewendet. Das fünfte Kapitel theilt die Beobachtungen über die langen und kurzen Linien des Spektrums mit. Das folgende Kapitel beschreibt die Spektren der Salze. Im siebenten Abschnitt werden die Fortschritte erörtert, welche die Einführung des Spektroskops in die Wissen⸗ schaft für die Untersuchung der Quantität und Qualität der Dissociation ermöglicht hat. Das achte Kapitel theilt den Standpunkt der Versuche mit, die Spektralanalyse zur quantitativen Bestimmung derjenigen Substanzen zu benutzen, zu deren Erkennung dieselbe dient. Kapitel 9 erklärt das Zusammenfallen von Spektral⸗ linien, und das letzte endlich behandelt die chemische Zusammen⸗ setzung der Sonne. — 51 Abbildungen in Holzschnitt und 8 Tafeln von Spektren in Photographie und Farbendruck erläutern die oben skizzirten wissenschaftlichen Erörterungen des Werkes.
Gewerbe und Handel.
„Inn der gestrigen ordentlichen Gener alversammlung der Kon⸗ tinental⸗Telegraphen⸗Compagnie (Aktiengesellschaft) wurde auf Grund des vorgelegten Rechnungsabschlusses, nachdem dem Di⸗ rektorium Decharge für die Rechnungen des abgelaufenen Geschäfts⸗ jahres 1877/78 ertheilt worden war, beschlossen, die Dividende auf 7 % zu bemessen und den alsdann noch verbleibenden Rest des Jahres⸗ gewinns dem Reservefonds zuzuführen.
— Aus dem Geschäftsbericht der Direktion der Aktiengesell⸗ schaft für Bergbau und Hüttenbetrieb „Phönix“ zu Laar entnehmen wir folgende Mittheilungen: Wie sich schon aus der Höhe der fakturirten Beträge ergiebt, welche sich auf 120 473 212 kg mit einem Werthe von 13 838 018 ℳ, gegen 87 069 157 kg mit einem Werthe von 11 769 160 ℳ im Jahre vorher, belaufen, war der Betrieb ein verhältnißmäßig angestrengter und umfangreicher. Die Zunahme des Absatzes an fertigen Waaren beträgt 4 972 325 kg. Für Neubauten und Vorrichtungsarbeiten sind im Ganzen veraus⸗ gabt 71474 ℳ Das Konto der Kohlengruben hat um die ratirliche Amortisationequote von 43 747 ℳ abgenommen. Das Dienstmaterial steht um 50 161 ℳ höher zu Buch. Die Magazinbestände zeigen eine Verminderung von 619 680 ℳ; es ist darauf eine außergewöhnliche Abschreibung von 85 683 ℳ und zwar eatgetpte auf die vorräthigen Erze vorgenommen. In Folge stärkeren Betriebes und Ankaufs größerer Quantitäten Roheisen und hochmanganhaltiger Erze haben die Kreditoren in laufender Rech⸗ nung um 463 190 ℳ zugenommen, wogegen das Guthaben der Banquiers um 287 712 ℳ vermindert ist. Im Ganzen hat sich inel. der unerhobenen Dividenden das Konto der Kreditoren um 173 497 ℳ erhöht. Die Debitoren sind um 1 094 906 ℳ gewach⸗ sen, dagegen haben Cassa und Portefeuille um 112 365 ℳ abgenom⸗ men. Es kommt dabei eine Abschreibung auf in ihrem Werthe redu⸗ zirte Effekten im Betrage von 46 200 ℳ in Betracht. Die Reserven haben im Ganzen um 85 791 ℳ zugenommen. Die General⸗ unkosten incl. Zinsen betragen 351 635 ℳ und haben sich gegen das Vorjahr um 25 961 ℳ vermindert. Nach Abzug derselben verbleibt ein Reingewinn von 437 002 ℳ, der durch sesrlibungen⸗ durch Zuschreibungen zum Erneuerungsfonds der Hochöfen (100 000 ℳ) und zum Delerederefonds, sowie durch Tilgung des vorjaͤhrigen Ver⸗ lustes von 89 682 ℳ vollständige Verwendung gefunden hat, so daß die Bilanz per 30. Juni cr. ohne Gewinn und Verlust abschließt.
— Die Ausweise des britischen Handelsamts für den Monat November sind wiederum ungünstig und zeigen, daß Ein⸗ fuhr und Ausfuhr stetige Rückschritte machen. Der deklarirte Werth des Exports im November betrug 15 961 669 Pfd. Sterl. gegen 16 753 364 Pfd. Sterl. im November 1877 und 16 510 627 Pld. Sterl. im November 1876, d. i. eine Abnahme von 4 ¾ resp. 3 ⅔ %. Die Abnahme in der Ausfuhr vertheilt sich ziemlich leichmäßig auf die verschiedenen Exportartikel. In den ersten 11 bieses Jahres betrug der Ausfuhrwerth 178 143 305 Pfd. Sterl. gegen 182 811 567 Pfd. Sterl. in 1877 und 185 325 348 Pfd. Sterl. in 1876. Die Einfuhr verminderte sich im November gegen den ent⸗ sprechenden Monat der beiden vorhergehenden Jahre um 19 resp. 20 ¾ %, nämlich von 32 414 372 Pfd. Sterl. und 31 849 648 Pfd. Sterl. auf 25 684 557 Pfd. Sterl. Der Werth der Ge⸗ treideeifuhr im November bezifferte sich auf 1 992 269 Pfd. Sterl. gegen 3 833 493 Pfd. Sterl. im November 1877. In den ersten 11 Monaten dieses Jahres stellte sich der Einfuhrwerth auf 338 982 932 Pfd. Sterl. gegen 361 045 053 Pfd. Sterl. in 1877 und 344 288 749 Pfd. Sterl. in 1876, eine Abnahme von resp. 22 und 5 Mill. Pfd. Sterl. Die Edelmetall⸗Bewegung im No⸗ vember umfaßte eine Einfuhr von Gold und Silber im Werthe von
2 359 361 Pfd. Sterl. gegen 2 117 358 Pfd. Sterl. in 1877 und 1 871 174 Pfd. Sterl. in 1876, und eine resp. Ausfuhr im Werthe
6 357 315 Pfd. Sterl. in 1876. In den ersten 11 Monaten dieses Jahres betrug der Import in Gold und Silber 28 594 172 Pfd. Sterl. gegen 33 611 697 Pfd. Sterl. in 1877 und 34 860 075 Pfd. Sterl. in 1876, die Ausfuhr 24 554 784 Pfd. Sterl. gegen 37 638 977 Pfd. Sterl. in 1877 und 25 995 909 Pfd. Sterl. in 1876. Frankfurt a. M., 11. Dezember. (W T. B.) Die Frank⸗ furter Bank hat den Diskont auf 4 ½ % herabgesetzt. 1b „Gotha, 7. Dezember. (Leipz. Ztg.) Heute ist die Aus⸗ führungsverordnung zu dem Gesetze über die Abände⸗ rung der Gewerbeordnung ausgegeben worden. Nach die Verordnung bedürfen die aus der Schule entlassenen gewerblichen Arbeiter unter 21 Jahren ohne Unterschied des Geichlechts ein Ar⸗ beitsbuch; entbunden aber sind von der Führung eines solchen Buches Arbeiter unter 14 Jahren, welche eine Arbeitskarte zu führen haben, sowie Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken un Handelsgeschäften. Bezüglich der A beitskarten bemerkt die Ausführungs⸗Verordnung, daß derselben bedürfen: alle Kin⸗ der unter 14 Jahren, welche in Fabriken, in Werkstätten mit Dampfkraft, in Bauhöfen, sowie in Bergwerken, Salinen, Auf⸗ bereitungsanstalten, unterirdisch betriebenen Brüchen und Gruben be⸗ schäftigt werden. Für Kinder unter 12 Jahren dürfen aber Arbeits⸗ karten nicht ausgestellt werden. Die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken und denselben gleichstehenden Anstalten darf nicht stattfinden, bevor vom Arbeitgeber der Ortspolizeibehörde die Auzeige worden ist; diese Anzeige muß ersehen lassen, ob in der treffenden Anlage Kinder zwischen 12 und 14 Jahren und junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren oder nur eine von
brechung des Betriebes einer Fabrik oder eine anderweite Regelung es sich darum handelt, den Arbeitern, sei es dur durchführbar sein würde. Bezüglich der Aufsicht über die Aus⸗
lich mindestens zwei Revisionen vorzunehmen sind. Verkehrs⸗Anstalten.
Lloyd in Bremen, welches am 30. November von New ork abgegangen war, ist heute 8 Uhr Morgens wohl
nach Bremen fortgesetzt. und volle Ladung.
Berlin, 12. Dezember 1878.
Preußische Klassenlotterie. 8 (Ohne Gewähr.)
159. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 2 Gewinne à 15 000 ℳ auf Nr. 68 402. 79 876. 1 Gewinn à 6000 ℳ auf Nr. 77 172. 1 Gewinn à 1800 ℳ auf Nr. 18 871. 8 2 Gewinne à 900 ℳ auf Nr. 15 765. 84 098.
81 754. 87 304.
Am 11. d. M. entgleiste in Folge eines Radreifen⸗ bruchs an der Lokomotive der 10 Uhr 15 Minuten Vormittags von Welver abfahrende Personenzug zwischen dieser Station und Lenningsen, wobei der Zugführer verunglückte. Andere Personen haben Verletzungen nicht erhalten. Voraussichtlich wird das durch den Unfall gesperrte Geleise am 12. Abends wieder fahrbar sein.
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Sangerhausen, 3. Dezember. Ueber Römerfunde in Thüringen wird der „Allg. Ztg.“ geschrieben:
Nachdem im Laufe des Sommers bei den Erdarbeiten der Magdeburg⸗Erfurter Eisenbahn in der Nähe von Sangerhausen große Mengen von altgermanischen Urnen und Skeletten, sowie mehrere Schmucksachen, darunter schöne bronzene Armspangen in Spiralform, gefunden worden sind, kamen neuerdings auf derselben Strecke bei dem Dorfe Voigtstedt (Kreis Sangerhausen) Alterthümer aus Gold, Silber, Bronze und Thon zum Vorschein, welche sich bei genauerer Untersu hung durch den Vorsitzenden des hiesigen Geschichts⸗ und Alterthumsvereins (Hrn. Direktor Dr. Fulda) unzweifelhaft als Gegenstände altrömi⸗ schen Ursprungs erwiesen; dieselben sind jedoch mit germanischen Urnen untermischt gefunden worden. Dem Urtheil des Hrn. Dr. Fulda, der früher das Antikenkabinet der Stadt Eleve verwaltet und eine Reihe römischer Denkmäler und Fundgegenstände in den Jahr⸗ büchern des Rheinischen Vereins von Alterthumsfreunden heraus⸗ gegeben hat, ist. Hr. Professor Dr. Lindenschmit, der Direktor des Museums in Mainz, dem sofort Photographien der ge⸗ fundenen Gegenstände zugesandt worden waren, in sei⸗ ner eingehenden Rückäußerung beigetreten. Da römische Alterthümer von gleicher Bedeutung in Thüringen bisher noch nicht gefunden worden sind, und die Beschaffenheit der zusällig entdeckten Fundstätte zu der Hoffnung berechtigt, daß weitere Nachgrabungen noch bedeutendere Ergebnisse liefern werden, so sollen baldmöglichst größere Mittel „für ein solches Unternehmen flüssig gemacht werden. Der Fund enthält acht Bronzegefäße, die an drei verschiedenen Stel⸗ len zum Vorschein kamen. Darunter befinden sich zwei Kessel von 24 resp. 21 om Weite. Der eine derselben hat zwei bewegliche, starke ringförmig verzierte Henkel, welche genau auf den Rand auffallen; der andere ist einhenkelig wie ein Eimer, der oval zulaufende Boden beider Gefäße ist zerfressen. Ferner zwei Becken, deren rößeres 9 cm weit und bei senkrechten Wänden 9 em hoch ist. ehnliche Gefäße, unzweifelhaft römischen oder etruskischen Ursprungs, finden sich in Lindenschmits Publikationen abgebildet. Besser als die erwähnten Gefäße ist ein bronzenes kasserol⸗ artiges Geräth und ein ähnlich gestaltetes sehr feinlöcheriges Sie welches letztere einem bei Overbeck — ompeji, Th. II, S. 70 — abgebildeten pompejanischen Gefäße vollkommen eet Selbst die Stellung der symmetrischen Linien, welche die öcher bilden, zeigt dieselbe Zeichnung. Sämmtliche Bronzegefäße sind von ansprechender Form, namentlich eine schön ausgeschweifte, aber schlecht erhaltene flache Schale, die einem Stück des Hildes⸗ beimer Silberfundes nicht unähnlich ist. Der bildliche Schmuck be⸗ schränkt sich auf einfache Spirallinien. An dem Fußende eines in der Richtung von Norden nach Süden liegenden Skeletts von auf fallender Größe fand man in der Tiefe von 3 m, außer zweien de erwähnten Erzgefäße, ein Paar Sporen von 14löthigem Silber Dieselben sind von feiner sorgfältiger Arbeit und von schöner Form die jetzt üblichen Räder ersetzt ein stumpfer Sporen waren zum Anschnallen eingerichtet (kähnlich wie der an
einer vatikanischen Amazonen⸗Statue noch erkennbare), der eine trägt noch Spuren von einer aufgelötheten Goldverzierüng in den
von 1722 735 Pfd. Sterl. gegen 2813 338 Pfd. Sterl. in 1877 und
beiden Altersklassen beschäftigt werden sollen. Was die Unter⸗
desselben betrifft, so soll dieselbe nur gestattet werden, wenn die Natur des Betriebes oder Rücksichten auf die Arbeiter es wünschens⸗ werth machen. Die Rücksichten auf die Arbeiter sches voraus, daß
ch da Abkürzung der Arbeitszeit, sei es in anderer Weise eine Erleichterung zu welche bei Innehaltung der für die jugendlichen Ar⸗ eiter gesetzlich vorgeschriebenen Pausen im konkreten Falle nicht
führung der Bestimmungen betr. der Arbeitsbücher und der Be⸗ schäftigung der Arbeiterinnen und der jugendlichen Arbeiter bestimmt . die Ausführungsverordnung, daß in jeder gewerblichen Anlage jähr⸗
Southampton, 11. Dezember. Das Postdampfschiff „Donau“, Kapitän R. Bussius, vom A
ehalten hier angekommen und hat, nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, 10 Uhr Morgens die Reise Die „Donau“ überbringt 106 Passagiere 1
Bei der heute beendigten Fiehung der 3. Klasse
12 Gewinne à 300 ℳ auf Nr. 6097. 10 675. 32 453. 40 052. 49 330. 57 049. 61 667. 67 505. 68 101. 75 379.
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