„Ist die Königliche Staatsregierung, in dem Falle, daß die⸗ selbe für die nächste Session die Vorlegung des in bestimmte Aussicht zu stellen nicht vermag, wenigstens geneigt und dazu im Stande, in nächster Frist 3 1) die Hensiontrungsverhältnifse er Elementarlehrer gesetzlich zu regeln und 1 5 2) die Lage der Lehrerwittwen und Waisen durch eine zweck⸗ entsprechendere Handhabung des Gesetzes vom 22. Dezember 1869 zu verbessern?“ e Der Interpellant erkannte die Schwierigkeiten an, die dem Erlaß eines Dotationsgesetzes, abgesondert von und vor dem Unterrichtsgesetz entgegenstehen; er glaube aber, daß mit Rücksicht auf den vorhandenen Nothstand die in seiner Inter⸗ pellation genannten zwei Punkte in allen Fällen aus der Materie herausgenommen und schon jetzt gesetzlich geregelt werden müßten. . Der Kultus⸗Minister Dr. Falk erklärte, er glaube sich des Eingehens auf die Frage um so mehr enthalten zu können, als die Verhandlungen resp. die Berichte der Unterrichts⸗ kommission über Petitionen zu genauerer Besprechung Anlaß geben würden. Die Vorlegung des Unterrichtsgesetzes könne er für die nächste Session nicht mit Bestimmtheit in Tsfst stellen, dagegen jedoch betonen, daß die Staats⸗ regierung demselben ein großes Interesse “ Aber das Unterrichtsgesetz stehe mit der Finanzreform im unmittel⸗ barsten Zusammenhange, weil dasselbe bedeutende Mittel ver⸗ lange, und die Nothwendigkeit des Unterrichtsgesetzes dränge um so mehr zu der Durchführung der Finanzreform. Was die Pensionirung der Lehrer angehe, so komme die Finanzlage ebenfalls in Betracht, wenn man auch das Bedürfniß durchaus anerkennen müsse. Im Etat sei auch dafür gesorgt, daß wenigstens dem drin end⸗ sten Bedürfniß in Bezug auf die Emeritengehälter Abhülfe eschaffen werden könne. Eine gründliche Hülfe sei nur nach Hec Ahrung der Finanzreform möglich, und wenn alsdann eine Verzögerung des Unterrichtsgesetzes eintreten sollte, würde die Staatsregierung vielleicht genöthigt sein, die Dotations⸗ frage gesondert gesetzlich zu regeln. Was die zweite Frage an⸗ gehe, so vermisse der Minister genügende Beweise, daßt die bisherige Handhabung des Gesetzes von 1869 keine zweckent⸗ sprechende sei. Sobald es die Finanzlage gestatte, werde der Pernnue auch in diesem Falle ausgiebigere Hülfe ewähren. 8 as Haus stand von einer Besprechung des Gegenstandes der Interpellation mit Rücksicht darauf ab, daß derselbe bei dem Etat des Unterrichtswesens und dem Bericht der Unter⸗ richtskommission über die bezügli en Petitionen naturgemäß zur Sprache kommen werde. (Schluß des Blattes.)
— Nach der im Reichs⸗Eisenvbahn⸗Amte auf⸗ gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisun⸗ über die im Monat Oktober d. J. auf deutschen Eisenbahnen — excl. Bayerns — vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 33 Entgleisungen und 17 Zusammenstöße fahrender Züge, und zwar wurden hiervon 8 Züge mit Personenbeförderung — von je 16 472 Zügen dieser Gattung Einer — und 42 Güterzüge resp. leer fahrende Lokomotiven betroffen; ferner 32 Entgleisungen und 25 Zusammenstöße beim Rangiren und 93 sonstige Betriebs⸗ ereignisse (Ueberfahren von Fuhrwerken auf Wegeübergängen, Defekte an Maschinen und Wagen zc.).
In Folge dieser Unfälle wurden
etödtet, 16 Personen (12 Beamte, 3 Arbeiter und 1 fremde Person) verletzt, 38 Thiere getödtet, 2 Thiere verletzt und 48 Fahrzeuge erheblich, 179 unerheblich beschädigt. —
Außer den vorstehend . Verunglückungen von Personen kamen, größtentheils durch eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen, noch vor: 31 Tödtungen (3 Passagiere, 7 Beamte, 9 Arbeiter und 12 fremde Personen), 99 Verletzungen (3 Passagiere, 46 Beamte, 40 Arbeiter und 10 fremde Personen) und 12 Tödtungen und 2 Verletzungen bei beabsich⸗ tigtem Selbstmorde.
Faßt man sämmtliche Verunglückungen (excl. der Selbst⸗ mörder) zusammen, so entfallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Pri⸗ vatbahnen (bei zusammen 15 470 km Betriebslänge, 21 124 km Geleislänge und 394 861 098 geförderten Achskilometern) 108 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Oberschlesische Bahn (20), die Bergisch⸗Märkische Bahn (18) und die Sächsische Staatsbahn (10); verhältnißmäßig, d. h. unter Be⸗ rücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen sind die meisten Verun⸗
lückungen auf der Oberhessischen, der Westfälischen und der berschlesischen Baha vorgekommen.
B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Länge (bei zusammen 10 169 km Betriebslänge, 13 492 km Geleislänge und 234 461 067 geförderten A 8⸗ kilometern) 37 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Kheinische Bahn (10), die Cöln⸗Mindener Bahn (7) und die Magdeburg⸗Halberstädter Eisenbahn (6); ver ältniß⸗ mäßig sind jedoch auf der Rechte Oder⸗Ufer, der Rheini⸗ schen und der Cöln⸗Mindener Eisenbahn die meisten Ver⸗ ““ vorgekommen.
C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Länge — shen zusammen 997 km Betriebslänge, 1068 km Geleis⸗
änge und 7 600 525 geförderten Achskilometern) 2 Fälle, und der Tilsit⸗Inster⸗
1 Person (Beamter)
Fher auf der Nordhausen⸗Erfurter und urger Eisenbahn.
Von den im Ganzen beförderten 15 592 376 Reisenden wurden 3 getödtet und 3 verletzt, und zwar fanden diese
Verunglückungen statt: auf der Niederschlesisch-⸗Märkis en Bahn (2 Personen), der Elsaß⸗Lothringis en, Saarbrücker, Thüringischen und der Württembergischen Eisenbahn (je 1 Per⸗ son). on den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten eces von je 16 019 Einer getödtet und von je 2209 Einer verletzt.
„Ein Vergleich mit demselben Monate des Vorjahres er⸗ iebt — unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten ge⸗ orbenen Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Ge⸗ eislängen —, daß im Durchschnitt im Monat Oktober d. F. bei 15 Verwaltungen mehr und bei 23 Verwaltungen weniger und in Summa ca. 12 Proz. weniger Verun lückungen vorgekommen sind, als in demselben Monate des orjahres.
— Bei Unterbringung verwahrloster Kinder zur wangserziehung ” es nach einem Reskript des Justiz⸗ Ministers vom 28. Oktober d. J. wünschenswerth, daß den in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 13. März d. J. ge⸗ faßten Beschlüssen der Vormundschaftsgerichte bei deren Ueber⸗ endung an die verpflichteten Kommunalverbände (§. 6 a. a. O.) ie Verhandlungen, auf Grund deren die Beschlußfassung er⸗
Verbänden die in jenen Verhandlungen enthaltenen, für die Beurtheilung der Sachlage werthvollen Nachrichten über die Personalien, die Familien⸗ und bisherigen Lebensverhältnisse der unterzubringenden Kinder sogleich zugängig gemacht wer⸗ den. Die Vormundschaftsgerichte sind demgemäß mit ent⸗ sprechender Anweisung versehen. “
8 U2Emn — Allerhöchste Privilegien wegen Ausgabe auf jeden Inhaber lautender Papiere sind ertheilt worden: unterm 25. Oktober 1878 der Stadt Quedlin⸗ burg zur Ausführung mehrerer nothwendiger Bauten und anderer gemeinnütziger Unternehmungen 200 000 ℳ mit 4 Prozent verzinslicher Anleihescheine der Stadt Quedlinburg (zweite Anleihe) und der Stadt Burtscheid zur Tilgung älterer Schulden, sowie zur Ausführung mehrerer nothwen⸗ diger Bauten und anderer öö Unternehmungen 600 000 ℳ mit 4 ½ Prozent verzinslicher Obligationen der Stadt Burtscheid; unterm 15. November 1878 der Stadt Liegnitz zur Ausführung von außergewöhnlichen Bauten 600 000 ℳ mit 4 ½ Prozent verzinslicher Obligationen der Stadt Liegnitz. Dem Kreise Breslau ist unterm 11. November 1878 rücksichtlich derjenigen Grundstücke, welche zum Bau einer Chaussee von Gnichwitz an der Breslau⸗Schweinitzer Provin⸗ zialchaussee über Wirrwitz bis zur Einmündung in die Breslau⸗ Nimptscher Provinzialchaussee erforderlich sind, das Ent⸗ eignungsrecht verliehen worden; ebenso der Stadtgemeinde Neuteich unterm 18. November 1878 für die zur Kanalisirung der Schwente auf der Strecke von Neuteich bis zur Mündung in die Tiege bei Tiegenhof. . 3 Das Fahrgeld für die Benutzung der Fähranstalt über den Skirwieth⸗Strom bei Brionischken (Kreis Heydekrug) und für die Benutzung der Muhlzow⸗Wolgaster Fähr⸗ anstalt auf der Insel Usedom sind durch Tarife vom 30. Oktober bezw. 21. November 1878 geregelt worden.
— Zum Begriffe der Fagdausübung im Sinne der 8§. 292 und 293 St. G. B. gehört, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 20. November d. J., nicht aus⸗ schließlich, daß der Angeklagte in Jagdausübung auf fremdem
agdgebiete betroffen worden sei, oder mit Schießgewehr und e Jagdutensilien die Jagd ausgeübt oder endlich, daß er ein Wild wirklich erlegt habe, sondern es fällt darunter auch jede Zueignung eines jagdbaren wilden Thieres, welche nicht auf vorausgegangener förmlicher Verfolgung und Er⸗ legung beruht, wozu namentlich die Okkupation von Fallwild gehört.
— S. M. Glattdecks⸗Korvette „Nymphe“, 9 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. Sattig, ist am 19. November cr. von Bahia nach Barbadoes in See gegangen.
Hessen. Darmstadt, 16. Dezember. (W. T. B.)
u der am Mittwoch statt inbenden Beisetzung der Frau
roßherzogin werden der Prinz von Wales, Prinz Leo⸗
pold von England, die Großherzöge von Baden und Meck⸗
lenburg und Prinz Christian von Schlesw Holst n hier ermr “
Hesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Wie die „Presse“ gers Pest meldet, beträgt nach der Schluß⸗ rechnung pro 1877 das Defizit für das Jahr 1877 faktisch 27 151 529 Fl. Dasselbe war sammt den Nachtragskrediten auf 29 559 795 Fl. präliminirt. In Folge der Emission der ungarischen Goldrente sind im vorigen Fähre 29 114 461 Fl. eingeflossen, wovon 22 088 145 Fl. auf die Einlösung der Schatzbonds erster Emission verwendet worden sind. 1““
Pest, 16. Dezember. (W. T. B.) Die österreichische Delegation hat, nachdem eine Uebereinstimmung der von beiden Delegationen gefaßten Beschlüsse erzielt worden ist, den gemeinsamen Voranschlag genehmigt. Das ge⸗ meinsame Erforderniß pro 1879 beträgt 105 Millionen, die Zollgefälleinnahmen belaufen sich auf 11 Millionen, die von der cisleithanischen Reichshälfte zu tragende Quote stellt sich auf 64 Millionen. Wann die nächste Sitzung stattfinden wird, . unbestimmt; jedenfalls dürfte eine längere Unterbrechung der Sitzungen eintreten, da die Einbrin⸗ gung neuer Regierungsvorlagen erwartet wird. Die ungarische Delegation ist den Beschlüssen der österreichischen Delegation betreffs der Streichung der Budget⸗ posten für die Berittenmachung eines zweiten Hauptmanns per Bataillon und für den Bau eines neuen Citadellschiffes beigetreten. Hierdurch ist die Gleichartigkeit der Beschlüsse der Delegationen hergestellt und entfällt somit die Nothwendig⸗ keit einer gemeinsamen Abstimmung. Das Abgeordneten⸗ haus nahm die ö betreffend die Verlängerung des kroatischen Ausgleiches an und begann sodann die Be⸗ rathung der Vorlage, betreffend die Indemnität für das erste Quartal 1879. Seitens der Regierung wurde der Gesetz⸗ entwurf bezüglich der Einverleibung von Spizza vorgelegt.
Großbritannien und Irland. London, 16. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses antwortete auf eine Anfrage Courtney’'s der Staatssekre⸗ tär der Kolonien, Hicks⸗Beach: Die Beziehungen der englischen Regierung zu dem Könige der Zulus, Cette⸗ wayo, seien allerdings drohende, aber die an den König gesandte Botschaft sei kein Ultimatum, und hege er die Hoff⸗ nung, daß dieselbe, wenn der König der Zulus irgendwie dazu geneigt sei, eine friedliche Lösung herbeiführen werde. Auf eine Anfrage Dyllwins erklärte der Schatzkanzler North⸗ cote, die Gerüchte von Unterhandlungen über eine neue englisch⸗türkische Konvention seien unbegründet; es finde mit der Pforte nur ein Schriftwechsel in Betreff Cyperns statt. Hierauf beantragte der Schatzkanzler in und warmen Worten den Erlaß einer Condolenzadresse an die Königin aus An⸗ laß des Aolebens der Großherzogin Alice von Hessen. Der Führer der Opposition, Marquis von Hartington, unterstützte den Antrag, der stillschweigend und ohne jede De⸗ batte angenommen wurde. 1 1 kündigte Northcote an, daß angesichts der im Hause hernschen⸗ den verschiedenen Meinungen über die Frage, betre end die Unterstützung der Nothleidenden im den ah benn⸗ die bezüglichen Verhandlungen mit den Mächten uspendirt seien, und daß die Regierung den betreffenden Kredit nicht beantragen werde. Weiter theilte der Schatzkanzler mit, daß das Haus morgen bis zum 13. Februar k. J. werde ver⸗ tagt werden. Der Marquis von Hartington, Gladstone und
folgt ist, alsbald beigefügt und auf diese Weise den gedachten
Im weiteren Verlaufe der Sitzung
Frage des Kredits zur Steuerung des Nothstandes im Rhodopegebirge und verlangten weiteren Aufschluß be⸗ üglich derselben. Hierauf entwickelte Stanhope den ntrag, die Kosten für den Krieg in Afghanistan aus den Einkünsten Indiens zu bestreiten. „Er hob bei Begründung des von ihm Namens der Regierung ein⸗ ebrachten “ hervor, daß derselbe der rage einer Vertheilung der Kriegskosten auf England und Indien nicht Hierauf motivirte Fawcett seinen am 5. d. M. eingebrachten Geg enantrag. Fawcett wurde dabei von Gladstone unterstützt, der die Regierung abermals heftig angriff und betonte, daß Indien die Kriegskosten nicht tragen dürfe. Wer den Krieg erkläre, müsse auch die Kriegskosten tragen. Nachdem 89 ker die Angriffe Gladstone’s zurück⸗ gewiesen, der Schatzkanzler Northcote aber erklärt hatte, die Regierung habe nicht die Absicht, sämmtliche Kriegskosten der indischen Regierung aufzubürden, wurde die Debatte auf morgen vertagt. — 17. Dezember, früh. (W. T. B.) In der gestern Abend erschienenen EC“ der amtlichen „Ga⸗ zette“ wird wegen des Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Hessen vom 15. d. M. ab eine drei⸗ wöchentliche allgemeine Trauer angeordnet. Die Dauer der S ist auf 6 Wochen bestimmt. — Der Hersog von dinburgh ist von Canada hierher zurückgeke rt. — Der Prinz von Wales, Prinz Leopold und Prinz S stian von Schleswig⸗Holstein haben gestern Abend 8 Uhr über Vliessingen die Reise nach Dargstah angetreten. — 17. Dezember, Morgens. (W. T. B.) Wie ein dem „Reuterschen Bureau“ aus Kreta zugegangenes Telegramm, von gestern, meldet, ist daselbst der Engländer Anderson, Oberintendant des Telegraphenbureaus, ermordet worden. — Nach aus Konstantinopel hier vorliegenden Nachrichten hat die Verwendung englischer Offiziere bei den türki⸗ schen Befestigungslinien von Ts chataldja die Eifersucht der türkischen Offiziere erregt und dazu geführt, das ein englischer Oberst von türkischen Offizieren insultirt wurde.
Frankreich. Paris, 15. Dezember. Das „Journal officiel“ meldet, daß der zwischen Frankreich und der Schweiz unter dem 30. Juni 1864 geschlossene Handels⸗ vertrag auf Grund eines zwischen beiden Regierungen ge⸗ troffenen Abkommens bis zum 31. Dezember 1879 verlängert worden ist.
geaitres 16. Dezember. (W. T. B.) Der Senat votirte in seiner heutigen Sitzung die Bud gets für die Ministerien des Innern, des Krieges, der Marine, der Kolo⸗ nien und des Unterrichts.
Spanien. Madrid, 16. Dezember. (W. T. B.) Der Kongreß hat die Vorlage, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 250 Millionen Pesetas, genehmigt. — Der Senat hat den Gesetzentwurf über das geistige Eigen⸗ thum angenommen.
Italien. Rom, 16. Dezember. (W. T. B.) Die über die Zusammensetzung des neuen Kabinets cirkulirenden Ge⸗ rüchte sind verfrüht. Von dem mit der Bildung desselben beauftragten Depretis werden noch immer die Be⸗ sprechungen mit politischen Notabilitäten fortgesetzt.
Cürkei. Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Abdul Kerim Pascha, Redif Pascha und andere Persön⸗ lichkeiten, welche in Lemnos in der Verbannung lebten, haben 5 Erlaubniß erhalten, ihren Aufenthalt in Rhodos zu nehmen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. De ember. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pöters⸗ ourg“ konstatirt, es habe sich niemals um eine Abmachung
betreffs der Besetzung von Merw durch russische Truppen gehandelt; alle hierauf bezüglichen Kombinationen auswärtiger Blätter seien unrichtig. Ebenso unbegründet sei die Behauptung von Unterhandlungen der Mächte über eine ge⸗ mischte Okkupation Rumeliens nach dem Abzuge der russi⸗ schen Truppen. Bis jetzt sei kein derartiger Vorschlag for⸗ mulirt worden.
präjudizire.
Nr. 50 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend Rinderpest. — Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Marine und Ertheilung eines Flaggenattestes. — Kon⸗ sulatwesen: Einziehung eines Vize⸗Konsulats. — Exequatur⸗Erthei⸗ lung. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer in den Monaten April bis November 1878. — Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsgoldmünzen. — Goldankäufe der Reichsbank. — Uebersicht über die bis Ende November d. J. eingezogenen Landesmünzen.
— Nr. 23 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ hat fol⸗ genden Inhalt: Verleihung der Disziplinar⸗Strafgewalt an den Chefarzt des Marine⸗Lazareths zu Yokohama. — Allerhöchster Erlaß, betreffend die Bestimmung derjenigen militärischen Dienstauszeich⸗ nungen, welche außer dem preußischen Militär⸗Ehrenzeichen zweiter Klasse neben dem Besitze des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse zum Bezuge der Ehrenzulage nach des Gesetzes vom 2. Juni 1878 berechtigen. — Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit auf S. M. Schiffen und Fahrzeugen. — Statistischer Sanitätsbericht. — Be⸗ förderung von Marine⸗Mannschaften und Effekten auf den der Cöln⸗ Mindener Eisenbahn gehörigen Bahnstrecken, u. A. Bremen — Ham⸗ burg. — Abänderung des Reglements über die Geldverpflegung der Marinetheile und in Dienst gestellten Schiffe im Frieden vom 9. De⸗ zember 1873. — Einführung einer Tuchmütze mit 1 ischbein⸗Einlage für die Matrosen ꝛc. — Zahlungsmodus des Kleiderguthabens. — Erläuterung zum §. 17 des Reglements über das Bekleidungswesen 8 — Erläuterung zum §. 9 der Vorschriften über ö“ Ausstattung der Kasernen. — Messingne Wischstöcke für die Jäger⸗ büchsen M/71. — Fert.eeha noer. — Benachrichtigungen. 8
— Nr. G“ senefgs ⸗ eee 8 EE werbe⸗ und Handelsgesetzgebung un erwaltu Königlich Preußischen Eilake hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allgemeine Verwaltungsgegenstän 8 Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der ge und Steuerstellen — Indirekte Steuern: Zollamtliche Behand 1g fremdherrlicher Kriegsschiffe. — Erkenntniß. — Stempel. — Frift zur “ “ it Erkenntniß. — Stempeltarif.
unktationen. — Personalnachrichten. I18. 8 —. Nr. 47 des „Justiz⸗Ministerial⸗Blatts“ enthält: Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 17. Oktober 8 Die Pfändung Seitens eines zur Vollstreckung von “ der Verwaltungsbehörden berufenen Beamten ist ohne Vorleg . eines schriftlichen Pfändungsbefehles unrechtmäßig, und der da 3 8 geleistete Widerstand fällt nicht unter den §. 113 des Strafgesetzbuchs⸗
v11A“
84
Andere kritisirten das Vorgehen der Regierung in der
8
ausgegebenen
Statistische Nachrich
Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt her⸗ . Oktoberheft der Monatshefte zur Statistik des Deut⸗ schen Reichs für 1878 u. a. Uebersichten über die Produk⸗ tion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reiche für das Jahr 1877, denen wir nachfolgende Angaben entnehmen: 1 Die Ergebnisse des Bergbaues haben sich hinsichtlich des Gesammtwerthes der geförderten Produkte in den letzten Jahren 1875 — 1877 weniger günstig, als in den vorhergehenden Jahren 1872 1868 — 1871 aber immer
bis 1874 gestaltet, diejenigen der Jahre noch übertroffen. den letzten zehn Jahren war nämlich der Ge⸗ sammtwerth aller im Reiche geförderten Montanprodukte in Mil⸗ lionen Mark folgender: 1868 220,6, 1869 234,8, 1870 241,9, 1871 307,0, 1872 405,3, 1873 525,9, 1874 496,8, 1875 408,2, 1876 372,2, 1877 322,9. Stellt man die Werthe für 1868 und 1877 einander gegenüber, so ergiebt sich für letzteres Jahr immer noch eine Pro⸗ duktionszunahme von fast 47 %, an welcher in erster Linie der Kohlenbergbau betheiligt gewesen ist. Der Werth der im Jahre 1877 im Deutschen Reiche geförderten Stein⸗ und Braunkohlen war 253,9 Mill. Mark oder 78,9 % des Werths sämmtlicher Bergbau⸗ produkte, 1868 dagegen nur 165,8 Mill. Mark zdie Produktionszunahme betrug hier also in zehn Jahren etwas über 53 —%., Beim Erz⸗ bergbau wurden gefördert: Eisenerze 1868 für 17,9 Mill. Mark, 1877 für 20,6 Mill. Mark, mithin Zunahme 15,1 %; Zinkerze 1868 für 7,6 Mill. Mark, 1877 für 11,1 Mill. Mark mithin Zu⸗ nahme 46,0 %; Bleierze 1868 für 15,7 Mill. Mark, 1877 für 22,7 Mill. Mark, mithin Zunahme 44,6 %; Kupfererze 1868 für 5,0 Mill. Mark, 1877 für 7,7 Mill. Mark, mithin Zunahme 54,0 %; Silber⸗ und Golderze 1868 für 4,7 Mill. Mark, 1877 für 40 Mill. Mark, mithin Abnahme 15 %: sonstige Erze 1868 für 3,8 Mill. Mark, 1877 für 2,8 Mill. Mark, sonach Abnahme 26,3 %. — Die Förderun von Mineralsalzen, welche in den obigen Gesammtwerthen nicht eingerechnet ist, stieg von 2,9 Mill. Mark in 1868 auf 7,6 Mill. Mark in 1877, mithin um 162 %: es befanden sich darunter Steinsalz 1868 für 1,0 Mill. Mark, 1877 für 1,1 Mill. Mark und Kal isalze 1868 für 1,8 Mill. Mark, 1877 für 6,5 Mill. Mark. Den bedeutendsten Antheil an dem Gesammt⸗ werthe der Bergwerksproduktion einschließlich der Mineralsalz⸗ förderung hatte das Königreich Preußen (1868 mit 188,0 Mill. Mark, 1877 mit 279,0 Mill. Mark). Von den übrigen deutschen Staaten kommen folgende vorzugsweise in Betracht: Bayern (1868 mit 3,3 Mill. Mark, 1877 mit 4,7 Mill. Mark), das Königreich Sachsen (1868 mit 25,5 Mill. Mark, 1877 mit 29,4 Mill. Mark), Hessen (1868 mit 0,6 Mill. Mark, 1877 mit 0,9 Mill. Mark), Thüringen (1868 mit 0,8 Mill. Mark, 1877 mit 1,6 Mill. Mark), Braunschweig (1868 mit 1,3 Mill. tark, 1877 mit 1,3 Mill. Mark), Anhalt (1868 mit 2,5 Mill. Mark, 1877 mit 6,9 Mill. Mark), Elsaß⸗Lothringen (1872 mit 5,4 Mill. Mark, 1877 mit 5,0 Mill. Mark). An dem vorstehend für Preußen angegebenen Gesammtwerthe waren hauptsächlich folgende Provinzen betheiligt: Rheinland (1868 mit 71,7 Mill. Mark, 1877 mit 91,6 Mill. Mark), Westfalen (1868 mit 41,6 Mill. Mark, 1877 mit 67,6 Mill. Mark), Schlesien (1868 mit 41,3 Mill. Mark, 1877 mit 66,2 Mill. Mark), Sachsen (1868 mit 16,6 Mill. Mark, 1877 mit 32,3 Mill. Mark), Hannover (1868 mit 7,1 Mill. Mark, 1877 mit 9,6 Mill. Mark), Hessen⸗Nassau (1868 mit 7,0 Mill. Mark, 1877 mit 7,6 Mill. Mark), und Brandenburg (1868 mit 2,5 Mill. Mark, 1877 mit 4,0 Mill. Mark).
Der Gesammtwerth der von sämmtlichen Hüttenwerken im Deutschen Reiche erzeugten Produkte war in den zehn letzten Jahren folgender: 1868 159,3 Mill. Mark, 1869 172,1 Mill Nark, 1870 169,3 Mill. Mark, 1871 198,9 Mill. Mark, 1872 304,2 Mill. Mark, 1873 335,9 Mill. Mark, 1874 252,7 Mill. Mark. 1875 249,3 Mill. Mark, 1876 219,9 Mill. Mark, 1877 221,8 Mill. Mark. Hiernach ergiebt sich bei Gegenüberstellung der Produktionswerthe von 1868 und 1877 für letzteres Jahr eine Zunahme um 62,5 Mill. Mark oder 39,2 %. Im Einzelnen sind von den Hüttenwerken hergestellt worden: Roheisen (Masseln, Gußwaaren 1. Schmelzung, Bruch⸗ und Wascheisen) 1868 für 88,1 Mill. Mark, 1877 für 103,3 Mill. Mark, Zunahme 17 %; Zinck in Blöcken 1868 für 24,2 Mill. Mark, 1877 für 33,8 Mill. Mark, Zunahme 40 %; Blei in Blöcken und Kaufglätte 1868 für 19,3 Mill. Mark, 1877 für 34,4 Mill. Mark, Zunahme 78 %; Kupfer 1868 für 6,8 Mill. Mark, 1877 für 13,2 Mill. Mark, Zunahme 94 %; Silber 1868 für 16,8 Mill. Mark, 1877 für 23,8 Mill. Mark, Zunahme 42 %. — Von den einzelnen deutschen Staaten waren an dem Werthe der Hüttenproduktion hauptsächlich folgende betheiligt: Preußen 1868 mit 137,1 Mill. Mark, 1877 mit 190,0 Mill. Mark, Bavern 1868 mit 4,6 Mill. Mark 1877 mit 2,0 Mi l. Mark; Königreich Sachsen 1868 mit 12,6 Mill. Mark, 1877 mit 12,1 Mill. Mark; Württemberg 1868 mit 1,7 Mill. Mark, 1877 mit 2,2 Mill. Mark; Hessen 1868 mit 0,9 Mill. Mark, 1877 mit 1,0 Mill. Mark; Thüringen 1868 mit 0,02 Mill. Mark, 1877 mit 1,0 Mill. Mark; Braunschweig 1868 mit 2,0 Mill. Mark, 1877 mit 4,0 Mill. Mark; Elsaß⸗Lothringen 1872 mit 22,8 Mill. Mark, 1877 mit 7,7 Mill. Mark. Von dem für Preußen angegebenen Werthe der Hütten⸗ produktion entfallen auf nachbenannte Provinzen: Rheinland 1868 47,1 Mill Mark, 1877 70,7 Mill. Mark, Schlesien 1868 36,0 Mill. Mark, 1877 46,9 Mill. Mark, Westfalen 1868 26,4 Mill. Mark, 1877 29 6 Mill. Mark, Sachsen 1868 8,5 Mill. Mark, 1877 16,8 Mill. Mark, Hannover 1868 12,9 Mill. Mark, 1877 16,5 Mill. Mark, Hessen⸗Nassau 1868 6,0 Mill. Mark, 1877 8,5 Mill. Mark, Brandenburg 1868 0,1 Mill. Mark, 1877 0,7 Mill. Mark. In Ost⸗ und Westpreußen, Pommern, Posen und Hohenzollern war die Hüttenproduktion ohne alle Bedeutung.
— Die letzte Nummer des Centralblattes für das gesammte Unterrichtswesen bringt eine Uebersicht über die Zahl der preußi⸗ schen Landschulen, in welchen der Unterricht in weiblichen Handarbeiten zu Anfang Dezember 1877 eingeführt, beziehungsweise noch nicht eingeführt war. Der Unterricht in weiblichen Handarbeiten war danach in der Provinz Ostpreußen in 1672 Schulen eingeführt, in 1107 noch nicht eingeführt; Westpreu en in 1491 Schulen einge⸗ führt, in 250 noch nicht eingeführt; Brandenburg in 2373 Schulen eingeführt, in 2 noch nicht einzeführt; Pommern in 853 Schulen eingeführt, in 1505 noch nicht einge⸗ führt; Posen in 1670 Schulen eingeführt, ia 186 noch nicht ein⸗ geführt; Schlesien in 3311 Schulen eingeführt, in 221 noch nicht eingeführt; Sachsen in 1843 Schulen eingeführt, in 522 noch nicht eingeführt; Schleswig⸗Holstein in 1605 Schulen eingeführt, in 68 noch nicht eingeführt; Hannover in 1484 Schulen eingeführt, in 1746 noch nicht eingeführt; Westfalen in 1581 Schulen eingeführt, in 72 noch nicht eingeführt; Hessen⸗Nassau in 1913 Schulen eingeführt, in 45 noch nicht eingeführt; Rheinprovinz in 3350 Schulen eingeführt, in 280 noch nicht eingeführt; Hohenzollern in 104 Schulen einge⸗ führt, in 1 noch nicht eingefuührt. Per Unterricht in weiblichen
andarbeiten war daher in der Provinz Hohenzollern in allen Land⸗
chulen bis auf eine eingeführt, während die Provinz “
mit der Einführung des Unterrichts in weiblichen Handarbeiten am
meisten im Rückstande war. Im ganzen Königreich Preußen war
der Unterricht in weiblichen Handarbeiten in 23 250 Landschulen ein⸗ geführt, dagegen in 6232 Landschulen noch nicht eingeführt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Vor Kurzem lief durch viele Blätter die Notiz, daß das Jugendportrait Goethe's nach May’ 8 Oelgemälde von 1779 erst jetzt in Vervielfältigung dem Publikum geboten würde. Die Schulze’sche Hof⸗Buchhandlung in Oldenburg macht dem gegenüber arauf aufmerksam, daß dasselbe bereits im Jahre 1839 in einem guten Stich, ausgeführt von Carl Mayer in Nürnberg, von ihr ge⸗ bracht wurde, und zwar als Titelbild zu der in ihrem Verlage er⸗
ienenen Ergän ung zu Goethe's Werken: „Goethe's Iphigenie guf Tauris in ihrer ersten Gestalt“, herausgegeben von Pro⸗ fessor Dr. Adolf Stahr. Dieses, von dem Ve asser der dama
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“ ““ 8 8 Großherzogin von Oldenburg, Cäcilie, einer geborenen Prinzessin von Schweden, gewidmete Buch wird trotz der vierzig Jahre, die seit seinem Erscheinen verflossen sind, Vielen ein interessantes Supple⸗ ment zu den Werken des großen Dichters sein. Der Preis des Buches beträgt 2 ℳ 25 ₰.
— In demselben Verlage ist ferner erschienen: „Kruse Menthen“, plattdeutsche Gedichte meist heiteren Inhalts in olden⸗ burgischer Mundart von Wilhelm Rahden, neue Folge. Preis 3 ℳ Diese neue Folge zeichnet sich in gleicher Weise wie die erste Sammlung durch poetische Stimmung und volksthümlichen Humor S wird Freunden der plattdeutschen Mundart eine willkommene
abe sein.
— Von dem Prachtwerk „Italien“, eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna, in Schilderungen von Karl Stieler, Eduard Paulus, Woldemar Kaden, zweite Auflage (Stuttgart, Verlag von *† Engelhorn) ist die dritte Lieferung erschienen. In . Tne. schließt die Schilderung der Umgegend des Gardasees und beginnt die durch Verona. Die 11 großen Holzschnittbilder, mit welchen diese 8 geschmückt ist, zeigen Ansichten einer Mühle in Buco di Vela ( Kudolf Schick), von Desenzano und Torbola am Gardasee (Emil Kirchner), ferner aus Verona: San Anastasia, das Grab der Skealiger, Piazza d'Erba (sämmtlich von Gust. Bauernfeind), an der Arena (Emil Kirchner), ein Ziehbrunnen, Haus der Julia, Hof eines Hauses (sämmtlich von Gust. Bauernfeind) und “ di Ferro (Emil Kirchner). An Tondruckbildern sind der Lie erung bei⸗ gegeben: Auf dem Monte Pincio, von Gust. Se und die Teufels⸗ brücke auf dem Gotthard, von Albert Hertel. Bekanntlich ist das ganze Werk auf 36 Lieferungen à 1,50 ℳ berechnet.
Land⸗ und Forstwirthschaft. “
Von der in Kommission bei Wiegandt, Hempel & Parey er⸗ scheinenden „Monatsschrift des Vereins zur Beförde⸗ rung des Gartenbaues in den Königl. Preuß. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde“, welche von dem General⸗ Sekretär des Vereins, Hrn. Dr. L. Wittmack, redigirt wird, ist das diesjährige Dez mberheft erschienen. Dasselbe enthält den Bericht über die Versammlung des Vereins vom 30. Oktober d. J.; ferner ein Schreiben des Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten betreffs der Einfuhr von Pflanzen ꝛc. aus Nizza, nebst der Antwort des Vereins An Abhandlungen und Aufsätzen bringt das vorliegende Heft: „Die große Herbstausstellung des Vereins zur Be⸗ förderung des Gartenbaues in der Flora zu Charlottenburg vom 14. bis 22. September 1878“ (Schluß) von L. Wittmack; „Landschafts⸗ gärtnerei und Landschaftsmalerei in ihrer Wechselbeziehung“ (Schluß) von G. Eichler; „Die Baumbepflanzungen unserer öffentlichen Wege und Straßen“ (Schluß) von H. Fintelmann; „Mittheilungen über japanischen Obstbau (Schluß) von Ahlburg. Das Dezemberheft schließt den laufenden Jahrgang, den 21., der Monatsschrift mit einem Inhaltsverzeichniß und Sachregister ab. — Die nächste Monatsversammlung des Vereins findet des Weihnachtsfestes wegen schon morgen, Mittwoch, 18. Dezember, Nachmittags 6 Uhr, im Gebäude des landwirthschaftlichen Museums, Schützen⸗ straße 26, statt. Auf der Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: 1) Bericht des Hrn. Gartenbaudirektor Gaerdt über die Breslauer Ausstellung. 2) Vortrag des Hrn. Perring über Farne, die sich als Handelspflanzen eignen. 3) Geschäftliches. 4) Verschiedenes.
1u““ und Handel. m 16. d. M. starb zu Chemnitz der Geheime Kommerzien⸗ Rath Richard Hartmann.
— Die Generalversammlung des Bergisch⸗Märkischen Bergwe rksvereins beschloß einstimmig, eine durch die vorhandenen Grundschuldbriefe gesicherte Anleihe im Gesammtbetrage von 750 000 ℳ, rückzahlbar zu 105 %, verzinslich mit 10 % p. a, mit der Maßgabe, daß 6 % in Semestralterminen unbedingt, die übrigen 4 % aus dem Reservefonds und cventuell mit der Pflicht zur Nachzahlung bezahlt werden, auszugeben; zunächst soll nur ein Betrag von 420 000 ℳ emittirt und darauf den Aktionären ein Bezugsrecht für eine Partial⸗ Obligation von 300 ℳ auf je 3000 ℳ Aktien verliehen werden. Die Obligationen sollen am 2. Januar 1879 zum Course von 95 % zur Zeichnung aufgelegt werden.
„— Der Cours für die jetzt hier in Silber zahlbaren Coupons österreichischer Eisenbahnpapiere ist heute auf 173 ℳ für 100 Fl. österreichisch Silber erabgesetzt worden.
Rigibahn wird für das am 1. Oktober c. abgelau⸗ fene Betriebsjahr eine Dividende von insgesammt 8 % vertheilen.
— Die Zahl der italienischen Postämter, welche als Postsparkassen zu fungiren ermächtigt sind, hat sich, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, im Laufe der ersten zehn Monate 1878 um 61 bis auf 3170 vermehrt, und diese hatten vom 1. Januar bis zum 31. Oktober lIfd. J. 284 264 Operationen abzuwick ln, von denen 199 996 Einzahlungen per 11 899 016,19 Lire und 84 268 Auszahlungen per 7 956 603,64 Lire betrafen. An gül⸗ tigen Postsparkassenbücheln befanden sich Ende Oktober 1878 ihrer 149 300 gegenüber 114 291 am 31. Dezember 1877 im Umlaufe. Bis zum 31. Oktober 1878 wurden einichließlich 156 311,86 Lire kapitalisirter Interessen zusammen 25 123 334,05 Lire eingezahlt und 14 706 175,04 Lire wieder ausbezahlt, so daß mit 1. November Ifd. J. 10 417 159,01 Lire gegenüber 6 474 746,46 Lire am 31. De⸗ zember 1877 deponirt verblieben.
— Die Einfuhr in Frankreich betrug, der „Cöln. Ztg.“ zufolge, während der letzten 11 Monate 4 644 871 000, die Ausfuhr 3 038 131 000 Fres. Im Jahre 1877 betrug während dieses Zeitraums die Einfuhr 3 315 089 000, die Ausfuhr 3 145 647 000 Fres.
London, 16. Dezember. (W. T. B.) Nach dem von dem Comité für die Untersuchung der Verhältnisse der Westengland⸗ Bank erstatteten Berichte ist nicht nur das Gesammtkapital und der Reserpefonds als verloren anzusehen, sondern es hat sich auch ein weiteres Defizit von 300 000 Pfd. Sterl. herausgestellt. Eine Re⸗ konstruktion der Bank wird als unmöglich bezeichnet. — Der Prozeß gegen die Direktoren der City of Glasgow⸗Bank ist auf den 20. k. M. anberaumt.
Odessa, 16. Dezember. (W. T. B.) In der gestern statt⸗ gehabten Generalversammlung der Aktionäre der Odessaer Han⸗ mit 105 gegen 5 Stimmen die Liquidation der
delsbank wurde Bank beschlossen. Verkehrs⸗Anstalten. (W. T. B.)
Plymouth, 16. Dezember. Postdampfer „Frisia“ ist hier angekommen. 5 “ 8 “ (W. 2 12 2 Srreshe elvetia“ von der National⸗Damp iffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen. b
Der Hamburger
Berlin, 17. Dezember 1878.
Cöln, 17. Dezember, 1 Uhr früh. Die englische Post
vom 16. früh (planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Min.
e ist ausgeblieben. Grund: Verfehlter Anschluß in erviers.
„Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 1l1. Dezember 1878. Hr. Oberlehrer E. Me yer berichtete über Hölzermanns „Lokalforschungen der Kriege der Römer und Befestigungsmanieren der Germanen u. . v. insbesondere über die sogenannte Römerschanze bei Potsdam, in welcher Hölzermann eine sächsische Anlage aus der Zeit Karls des Großen erkennt. Alsdann gab er eine Zusammenstellung der jüngst in Paris aufgefundenen Ran bemerkungen, mit welchen Friedrich der Große sein Handexemplar von Montesquieus Considérations sur les causes de la grandeur des Romains versehen hat. — An den ersteren Vor⸗ trag knüpfte der Vorsitzende, Hr. von dem Knesebeck⸗Tylsen allgemeine Bemerkungen über märkische Burgwälle, namentlich über
den
bei Löwenberg, und Hr. Professor Schottmüller
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führte weiter aus, wie manche dieser Befestigungswerke als Marschlager eines nach Osten vorrückenden Heeres erklären assen, indem er auch auf die Thatsache hinwies, daß öfter Anlagen, aus denen auch wohl später Burgen erwachsen sind, mittelbarer Nähe älterer slavischer Befestigungen sich vorfinden. Eine dem Kirchthurmknopfe der Stadt Leisnig entnommene Nachricht, daß Sachsen sich während des Zjährigen Krieges trotz der schweren Kriegs⸗ lasten in leidlicher wirthschaftlicher Verfassung habe, bot dem Hrn. Vorsitzenden Gelegenheit, über die wohlbedachten Maß⸗ regeln zu sprechen, durch welche zur Zeit des 30 jährigen Krieges feindliche Generale, wie z. B. Tilly, die Schonung des platten Lan⸗ des der Mark Brandenburg erzielten, freilich nicht aus Humanität, sondern nur um möglichst lange die Quartiere für ihre Heere belegbar zu erhalten. Verwandtes brachte Hr. Oberlehrer Fischer aus Opels und Gindelys Arbeiten über den 30jährigen Krieg bei. Nachdem König Friedrich Wilhelm I. das General⸗O er⸗Finanz⸗, Kriegs⸗ und Domänen⸗Direktorium geschaffen hatte, befahl er in der Sitzung vom 23. Januar 1723, in welcher er selbst den Vorsitz führte, eine Instruktion für die Kammern in den Provinzen zu ent⸗ werfen. Am 26. Januar lag die über 30 Bogen starke Arbeit dem Könige zur Prüfung vor. An mehr als 100 Stellen änderte er eigenhändig die Vorlage ab, und schon am 29. desselben Monats war das Ganze in der Reinschrift fertig gestellt, eine Geschwindig⸗ keit, die nur dadurch ermöglicht wurde, daß der König die einzelnen Bogen, so wie er sie durchgearbeitet hatte, sofort zur Mundirung in die Kanzlei gehen ließ. Das Original dieses in vielen Beziehungen merkwürdigen Brouillons wurde von Hrn. Archiv⸗Rath Reuter d anwesenden Mitgliedern zur Ansicht vorgelegt.
Die Weihnachtsausstellung gemälden mit Gesangbegleitung des Königlichen Domchors, die der Verein Berliner Künstler alljährlich in dem Gebäude der König⸗ lichen Akademie der Künste veranstaltet und deren Ertrag zum Besten seines Fonds für die Unterstützung hülfsbedürftiger Mit⸗ glieder oder deren Hinterbliebenen bestimmt ist, gehört zu den tra⸗ ditionellen alljährlich wiederkehrenden Ereignissen der Adventszeit und erfreut sich stets des zwar stillen, aber um so aufrichtigeren Beifalls eines gewählten Publikums, das sich in dem schmucklosen langen Saale stets gern zu einer Stunde andächtiger religiöser Sammlung und künstlerischer Erhebung vereint.
„Das 1. Bild zeigt diesmal die Verkündigung der Geburt des Heilandes bei den Hirten auf dem Felde durch den lichtumflossenen Engel des Herrn und ist von E. Bub itz gemalt. Der Domchor singt
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dazu eine Komposition von E. Grell über den Text: „Lasset uns froh⸗ locken! es mahnt der Heiland, den Gott verheißen. Der Name des Herrn sei gelobt in Ewigkeit. Halleluja!“
Die Anbetung der Hirten von H. Lüders ist der Gegenstand des zweiten Gemäldes. Der Künstler hat diesem unzählig oft gemalten Stoffe dadurch eine neue Seite abzugewinnen verstanden, daß er neben dem Mittelpunkte der Darstellung, dem lichtumstrahlten Knäblein im Schoße der Mutter, auch die Anbetung fordernde Wirkung des blendenden Wunders auf die rauhen kräftigen Gestalten, die durch die niedrige Thür der Hütte, da der Gottessohn geboren, hereindrängen oder schon kniend niedergesunken sind, zu ebenso lebendigem als verschiedenartigem Ausdruck gebracht hat. Von dem Chor wird während dieses Bildes ein Lied von Melchior Frank gesungen, dem das von kindlich⸗aufrichtiger, echter Frömmigkeit durchdrungene „An Jesum denken oft und viel, bringt Freud und Wonn’ ohn’ Maß und Ziel“ untergelegt ist.
Das folgende Bild hat die Darstellung Christi im Tempel zum Vorwurf und ist von Paul Graeb jr. entworfen. Dem prächtigen, wenn auch etwas modern⸗realistischen und von der klassischen Tradi⸗ tion abweichenden orientalischen Tempel⸗Interieur, mit dem der
Künstler sein Talent glänzend zu entfalten vermochte, hat C. Arnold die handelnden Personen im Kostüm möglichst treu angepaßt, wo⸗ durch das Ganze zwar etwas Fremdartiges, Alttestamentliches erhält, aber dafür durch gewählte Farbenpracht entschädigt. Der Chor be⸗ gleitet den geschilderten Vorgang durch ein feierliches „Benedictas“ von E. Grell.
An das bekannte Ary Scheffer'sche Gemälde erinnert die dann folgende Komposition von J. Jacob, darstellend die Versuchung Christi. Der Kontrast zwischen der hohen edlen Gestalt des göttlichen Dulders, der milde aber entschieden die Anerbietungen des in scheußlichster Mißgestalt sich vor ihm krümmenden Satanas zurückweist, ist, wie das Felsgebirge, auf dem die Scene sich abspielt, und die darunter gelegene Landschaft, trotz mancher Grellheiten und Flüchtigkeiten sehr effektvoll. Die gesangliche Begleitung bildet eine otette von A. Neithardt: „Sei getreu bis an den Lod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“.
„Bei dem 5. Bilde von Chr. wae.e.. Jesus und die Sama⸗ riterin am Brunnen liegt der Schwerpunkt in der Landschaft: zur Linken am Berge hinauf ein prächtiger Cypressen⸗ und Olivenhain, im Vordergrunde der Brunnen, rechts ein liebliches Thal, zu welchem man sich die Samariterin nach ihrer Unterredung mit dem Heilande hinab teigend zu denken haben wird. Die Hauptscene tritt räumlich und in der äußeren Erscheinung, namentlich was die Figur der Sama⸗ riterin betrifft, vor dem mit Vorliebe behandelten und prächtig ge⸗ malten landschaftlichen Hintergrunde zurück. Der Chor begleitet das Bild mit einem schönen Canon von Francesco Durante über „Christe eleison.“
Den Schluß des diesjährigen Cyelus bildet ein älteres bekanntes und gediegenes Werk von B. Plockhorst, das in Kupferstich⸗ Reproduktion weitverbreitet ist: Maria und Johannes vom Grabe Christi zurückkehrend. Dasselbe findet trotzdem und mit Recht den meisten Beifall in der Reihe der ausgestellten Bilder: es wirkt durch den Adel seiner Linien und Farben, durch die klassisch⸗schöne Ge⸗ wandung der beiden imponirend vornehmen hohen Gestalten und den tief empfundenen Ausdruck der Trauer in dem Antlitze der Maria und des milde tröstenden Johannes wahrhaft erhebend. Noch heute bezeichnet das Bild einen Triumph der ‚alten⸗ Schule über die moderne, und zwar nicht blos auf dem Stoffgebiete der Malerei. Besonders stimmungsvoll erklingt dazu der schöne Chor von J. W. Franck: „Sei nur still und harr' auf Goti, er wei alles wohl zu machen“, mit dem die Vorführung endet.
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Unter der Leitung des Direktors Hrn. Emil Hahn und des Ober⸗Maschinenmeisters Hrn. Karl Brandt vom Hoftheater zu Darm stadt wird gegenwärtig der gesammte großartige Bühnenapparat des b Victoria⸗Theaters zur Vorbereitung der neuen großen Feerie „Dorn röschen“ in Bewegung gesetzt. Man darf es jedenfalls als eine glückliche Idee bezeichnen, das reizende Märchen „Dornröschen“ in den Weihnachtstagen im Rahmen jener lanzvollen Ausstattungen, die eben das Victoria⸗Theater bieten ann, zur Aufführung zu bringen. Die dramatische Prachtausgabe des Märchens, die dem Publikum diesmal in der Münzstraße be⸗ scheert werden soll, wird ganz besonders für die Kinderwelt sich zu einem schönen Festgeschenk gestalten. Die Bearbeitung von Pasqué oll sich den besten seiner Art, namentlich den trefflichen Bearbeitungen er Melusine“, der „Sieben Raben“, des „Wunderhorns“ ꝛc. eben⸗ bürtig anreihen, und die Dekorations⸗ und Maschinenkünste von Meister Brandt, die dem Märchenwunder Leben und Wirklichkeit verleihen, speziell von einer Großartigkeit sein, die ihrem Erfinder von Neuem nur gerechtes Lob einbringen dürfte.
— Morgen, Mittwoch, verabschiedet sich im Stadt⸗Theater Hr. Emil Schneider als „Prosper v. Bloc“ in Sardou's graziösem Lustspiel „Flattersucht“ für längere Zeit von dem Berliner Publikum. Es ist dies bekanntlich dieselbe Rolle, in welcher sich der treffliche Künstler hier zum ersten Male so vortheilhaft einführte. Frl. Thea Beeg hat ihre Mitwirkung als „Susanne v. Brie“ zugesagt, und so weist denn die letzte Dartellung dieses ebenso geistvollen als amü⸗ santen Lustspiels genau diejenige Besetzung wieder auf, in welcher dasselbe bei seiner ersten Auffüͤhrung am Stadt⸗Theater einen so großen Erfolg errang. — Im Laufe des Monats Januar dürfte übrigens der beliebte Gast nach Absolvirung einiger Gastspielverpflichtungen
neue Verbindlichkeiten mit der Direktion dieser Bühne eingehen.