1878 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Dec 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 14. Dezember. Reusch, Pr. Lt. von der Landw. des Eisenb. Regts., zum Hauptm. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Berlin, 17. Dezember. v. Brunn, gen. v. Kauffungen, Hauptm. a. D., zuletzt Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 11, die Aussicht auf Anstellung in der Gensd'armerie ertheilt.

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 14. Dezember. Her99. Sec. Lt. von der Landw. des Eisenb. Regts., der Abschied

ewilligt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Allerhöchst vollzogene Patente. 14. Dezember. Tschorn, Zahlmstr. vom

üs. Bat. Inf. Regts. Nr. 82, zum Train⸗Bat. Nr. 10, Franke, ahlmstr. vom Füs Bat. Inf. Nr. 67, zum Jäger⸗Bat. r. 10, Blanke, Zahlmstr. vom 2. at. Inf. Regts. Nr. 77, zum Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 67, versetzt. Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 9. Dezember. Eder, charakteris. Major z. D., Adjut. bei der Inspektion der Militär⸗Bildungsanstalten, zum Major befördert. Frhr. v. Strauß, Sec. Lt. vom 17. Inf. Regt., kommdrt. zur Dienstleist. beim 2. Train.⸗Bat., zu diesem Bat. versetzt. seht hhievsbewilligungen. Im aktiven Heere. 3. De⸗ zember. Schulz, Sec. Lt. a. D., zum Pr. Lt. befördert. 9. Dezember. Drißl, Pr. Lt. a. D., auf Nachsuchen in die Kategorie der ohne Berechtigung zum Tragen der Unif. verab⸗ schiedeten Offize. eingereiht. 13. Dezember. Frommel, Rittm. a. D., der Anspruch auf Anstellung im Milit. Verwaltungs⸗ dienst verliehen. 15. Dezember. Bitthäuser, Sec. Lt. des 2. Ulan. Regts., der nachgesuchte Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 24. November. Reizele Sec. Lt. des 1. Fuß⸗Art. Regts. (Landw.), verabschiedet. 8

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 9. Dezember. Knappe v. Knapp⸗ städt, Königl. preuß. Gen. Lt. à la suite der Armee, von der Stellung als Commdr. dec 27. Div. enthoben. Graf v. Schéler, Rittm. à la suite des Drag. Regts. Nr. 25, kommdrt. zur Dienstleistung als Escadr. Chef nach Preußen, unter Ent⸗ hebung von diesem Kommando in das Regt. wiedereinrangirt. 16. Dezember. Finckh, Oberst⸗Lt. à la snite des Feld⸗Art. Regts. Nr. 29, beauftr. mit Wahrnehm. der Geschäfte des Waffen⸗Inspiz. des Armee⸗Corps, als Referent in das Kriegs⸗Ministerium kommdrt. und zum Waffen⸗Inspizienten, Hopfengärtner, Major à la suite des Fuß⸗Art. Bats. Nr. 13, kommdrt. als Referent in das Kriegs⸗ Ministerium, von diesem Kommdo enthoben und zum Vorstand des Art. Depots ernannt. v. Helbig, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 126, in das Inf. Regt. Nr. 120 versetzt.

Im Beurlaubtenstande. 9. Dezember. Frhr. v. Speth⸗Schülzburg, Maisch, Hauber, Trute, S.c. Lts. der Res. der 13. Art. Brig., Haug, Sec. Lt. von der Landw. Art. des 2. Bats. Landw. Reats. Nr. 119, Morlok, Hang, Blum, Sec. Lis. der Res. des Pion. Bats. Nr. 13, zu Pr. Lts. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 9. De⸗ zember. v. Eichstrom, Oberst und Vorstand des Art. Depots, der Abschied mit Pens. bewilligt, unter Verleihung des Charakters

als Gen. Major. Wendler, Pr. Lt. à la snite des Inf. Regts. Nr. 120, ausgeschieden, unter gleichzeit. Uebertritt zu den Offiz. der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 119. Im Beurlaubtenstande. 9. Dezember. Bühler, Sec. Lt. von den Landw. Pion. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 122, 3, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 122, Weckherlin, Sec. Lt. der Res. des Inf. Regts. Nr. 126,

Böhringer, Sec. Lt. der Res. des Drag. Regts. Nr. 26, der Ab⸗ schied bewilligt. 3 Im Sanitäts⸗Corps. 9. Dezember. Dr. Schlosser, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 126, ausgeschieden und zu den Aerzten der Res. vom Res. Landw. Bat. Nr. 127 übergetreten. In der Kaiserlichen Marine. Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen ꝛc. erlin, 17. Dezember. Berger, Kapitän zur See, zum Contre⸗ Admiral befördert. Przewisinski, Kapitän zur See, der Cha⸗ rakter als Contre⸗Admiral verliehen. Zirzow, Graf v. Hacke, Pirner, Paschen, Kapitäns zur See, Patente ihrer Charge ver⸗ jehen. v. Kall, Graf Schack v. Wittenau⸗Danckelmann, Stenzel, Korvetten⸗Kapitäns, zu Kapitäns zur See befördert. v. Eisendecher, Korvetten⸗Kapitän à la suite des Seeoffiz. Corps, der Charakter als Kayitän zur See verliehen. „Braunschweig, Becks, Kapitän⸗Lts., zu Korvetten⸗Kapitäns, Kirchhoff, Hornung, Riedel, Lts. zur See, zu Kapitän⸗Lts., Etienne, v. Usedom, Kindt, Unter⸗Lts. zur See, zu Lts. zur See befördert.

In der heutigen Handelsregister⸗ Beilage wird Nr. 52 er Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamttichs.

Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. Dezember. Beide Kaiser⸗ liche Majestäten wohnten am ersten Weihnachtsfeiertage dem Gottesdienst im Dome und am zweiten Feiertage dem in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei.

Am ersten Feiertage fand ein Familiendiner bei den Kaiserlichen Majestäten statt.

Heute empfingen Allerhöchstdieselben den Besuch Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Alexis von Rußland und Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Arnulph von Bayern. Beide Hohen Gäste dinirten bei den Kaiserlichen Majestäten im Palais.

Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute ferner den Polizei⸗Präsidenten von Madai und den General⸗Adjutanten, General⸗Lieutenant von Stiehle, nahmen demnächst in Gegenwart des Gouverneurs und des Komman⸗

danten militärische Meldungen entgegen und empfingen hierauf den Obersten von Haugwitz, Commandeur der Kadetten⸗Corps, 8 den Obersten Lust, Commandeur der 11“ nstalt zu Lichterfelde. Später nahmen Se. Majestät einen 271. Vortrag des Geheimen Kabinets⸗Raths von Wilmowski entgegen.

Nach einer Spazierfahrt hörten Se. Majestät noch den

Vortrag des Staats⸗Ministers von Bülow.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte am ersten Weihnachtsfeiertage mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Marie von Sachsen⸗Meiningen und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm dem Gottesdienst im Dome bei.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin begab Sich am ersten Feiertage mit Ihren Königlichen den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe Vormittags um 10 Uhr na Potsdam und von dort

zum Gottesdienst nach der Kirche in Bornstedt. Demnächst be⸗ scheerte Höchstdieselbe den Gutsleuten und Kindern des dorti⸗

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz begab Sich mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm um 4 Uhr zum Diner zu Ihren Majestäten. ..“

Gestern Mittag empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Hof⸗ marschall a. D. von St. Paul.

Vorgestern Nachmittag, als Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz von einer im offenen Wagen unternommenen Spazierfahrt zurückkehrte, konnte der Kutscher die in scharfer Gangart die Rampe des Kronprinz⸗ lichen Palais heraufeilenden Pferde nicht zum Stehen bringen, vielmehr stürmten dieselben die Rampe hinunter und bogen vor der Königlichen Kommandantur in die Niederlagstraße ein. Bei der scharfen Wendung wurden Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz, der Höchstdenselben begleitende dienstthuende persönliche Adjutant, Rittmeister Freiherr von Nyvenheim, so⸗ wie der Jäger und der Kutscher aus dem Wagen geschleudert. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz hat bei dem Unfall keinerlei Verletzung davongetragen und begab Sich zu Fuß nach dem Palais.

Ebenso sind die übrigen Insassen unverletzt geblieben.

Diejenigen Personen, welche Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin aus Veranlassung des eintreten⸗ den Jahreswechsels ihre Glückwünsche darbringen möchten, haben ihre Karten am 31. d. Mts. bei der Oberhofmeisterin Gräfin von Perponcher abzugeben.

S. M. Glattdecks⸗Korvette „Luise“, 8 Geschütze Kommandant Korv. Kapt. Schering, ist am 16. d. Mts. in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigte am 17. d. Mts. die Reise nach Malta fortzusetzen.

Mecklenburg. Dem „Hamb. Korr.“ wird unter dem 23. d. M. geschrieben: Der in den letzten Tagen nur noch sehr schwach besucht gewesene Landtag ist am Sonnabend geschlossen worden, obschon noch eine beträchtliche Anzahl auf die Justizorganisation bezüglicher Vorlagen unerledigt sind. Der engere Ausschuß ist für die weiteren Verhand⸗ lungen mit der Regierung bevollmächtigt worden, doch ist die endliche Beschlußfassung einem conventus omnium ac singu- lorum vorbehalten. Aus den Verhandlungen der letzten Woche ist erwähnenswerth, daß die Errichtung eines Amtsgerichts in Marlomw, trotz Befürwortung durch die Landschaft, definitiv von der Regierung abgelehnt worden ist. Für die innere Einrichtung der Gerichte und Gefängnisse waren regierungs⸗ seitig 538 959 50 gefordert. Nach Vorschlag der be⸗ treffenden Berichterstattung, welche die einzelnen von dem Ober⸗Baurath Jagzow revidirten Kostenanschläge einer sehr eingehenden und sachlichen Kritik unterzog, sind j'dochh nur 300 000 fest bewilligt, und wurde weiter der engere Aus⸗ schuß bevollmächtigt, bel regierungsseitigem Nachweis, daß dieser Betrag für das nothwendige Bedürfniß nicht ausreichend sei, noch weitere 50 000 zu bewilligen.

Anläßlich eines von 22 Gliedern der Landschaft unter⸗ schriebenen Antrags, die Fechtung. einer Verordnung be⸗ treffend, wonach der Betrieb der anderlager und 8 genannten Waarenauktionen außer der Landesgewerbe⸗ steuer mit einer Kommunalsteuer belegt werden soll, wurde der engere Ausschuß beauftragt, den Erlaß einer solchen Ver⸗ ordnung bei beiden Regierungen zu erbitten, und für die be⸗ treffenden Verhandlungen bevollmächtigt. In Wismar ist eine derartige Verordnung bereits von Magistrat und Bürger⸗ vertretung vereinbart, und ebenso ist von den Schweriner Behörden über eine solche Verordnung bereits berathen worden.

Anhalt. Dessau, 24. Dezember. Die heute erschienene Nummer 509 der „Gesetz⸗Sammlung für das Herzogthum Anhalt“ veröffentlicht die „Synodal⸗Ordnung“ vom 14. Dezember 1878. 8

8

SOesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Dezember. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Belgrad: Der serbische Kommandant in Vranja erklärt auf das Entschiedenste die Behauptung der Pforte von einer Grenzverletzung durch serbische Soldaten für unrichtig. Die Re⸗ gierung hat den serbischen Botschafter in Konstantinopel, Christics, beauftragt, die betreffende Reklamation der Pforte, als auf einer unwahren Angabe des türkischen Kommandan⸗ ten in Pristina beruhend, entschieden zurückzuweisen. Es bestätigt sich, daß die des Unterrichts⸗Ministers mit Rußland zu dem Abschlusse einer Schulkonvention ge⸗ führt haben, durch welche sich Rußland zur Erhaltung der an den serbischen Mittelschulen zu errichtenden Lehrstühle der russischen Sprache und zur Stistung von zehn Stipendien für serbische Lehramtskandidaten dieses Faches verpflichtet.

Die „Bud. Korr.“ meldet: Der Handels⸗ un d Zollvertrag mit Italien ist in einer gestern Nachmit⸗ tags abgehaltenen Konferenz der österreichisch⸗ungarischen und italienischen Vertreter endgültig zu Stande gekommen. Außer⸗ dem wurde ein, bis nach erfolgt r Ratifizirung des Vertrages geltendes, entsprechendes Provisorium vereinbart, da die italienische Regierung zur sofortigen Anwendung des Pertrages keine legislatorische Ermächtigung besitzt. Der vereinbarte Zollvertrag bindet eine große Anzahl von Zollposten, wobei Fsterreichisch⸗ungarischerseits eine mehr oder minder große Herabminderung von einigen Zollsätzen gegenüber dem auto⸗ nomen Zolltarife zugestanden wurde. 8

25. Dezember. Die beiden inanz⸗Minister Oester⸗ reichs und Ungarns haben, der „Presse“ zufolge, die Verein⸗ barung getroffen, daß bei der Zahlung der Goldzölle die Verwendung von Silberrenten⸗ und Goldrentencoupons ausgeschlossen sein soll.

Pest, 77. Dezember. (W. T. B.) Der Finanz⸗Minister Szapary begiebt sich am 5. k. M. nach Wien, um die Ver⸗ handlungen wegen einer Finanzoperation mit der Rothschild⸗ gruppe wieder aufzunehmen.

Niederlande. Haag, 22. Dezember. (Leipz. Ztg.) Die Residenzstadt prangte vorgestern in festlichem Fahnen⸗ schmucke zur Feier der Rückkunft des Königs nach seiner Verlobung mit der Prinzessin Emma von Waͤldeck⸗Pyrmont.

8

Bürgerschaft überreichte Sr. Majestät eine von mehr als sechs⸗ tausend Bürgern der Residenzstadt unterzeichnete Beglück⸗ wünschungsadresse. Große Volksmassen drängten sich am Bahnhofe und in den Hauptstraßen; sie empfingen und be⸗ gleiteten den König mit enthusiastischen Hochrufen, als er im vierspännigen offenen Wagen nach dem Palaste fuhr. Gestern und heute empfing der König zahlreiche Beglückwünschungs⸗

deputationen, worunter die der beiden Kammern der General⸗ staaten. In Amsterdam ist man bereits vollauf beschäf⸗

tigt mit den Vorbereitungen zu glänzendstem Empfange des

Königs und der Königin bei ihrem feierlichen Einzuge in die

Hauptstadt (am 20. Januar).

wroübritannien und Irland. London, 25. De⸗

zember. (W. T. B.) Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus

Konstantinopel gemeldet wird, erwäge die Pforte die Frage einer unter internationaler Garantie aufzunehmenden Anleihe, da eine ““ unter der Garantie Englands

unwahrscheinlich geworden sei.

27. Dezember. (W. T. B.) Der österreichische Bot⸗ schafter, Graf Karolyi, ist hier eingetroffen. Der „Standard“ erfährt, die Admiralität habe beschlossen, die Marine um zwei Thurmschiffe, ein Torpedoschiff und ein Widderschiff zu vermehren. Dem Daily Telegraph’“ wird aus Kurum, vom 24. d. M., gemeldet, die Kolonne

des General Roberts beabsichtige am 27. d. M. Khosthal zu besetzen.

Spanien. Madrid, 26. Dezember. (W. T. B.) Das

Journal „Imparcial“ meldet die bevorstehende Ver⸗

mählung der Schwester des Königs, der Infantin Maria del Pilar, mit dem ältesten Sohne des Prinzen von Joinville. Der Kronprinz Rudolf von Oesterreich wird dem⸗ nächst hier erwartet. Der oberste Gerichtshof hat das Todesurtheil gegen den Attentäter Oliva y Moncasi be stätigt.

Italien. Rom, 22. Dezember. (Cöln. Ztg.) Heute starb hier in Folge eines Schenkelbruchs der 77 jährige Kar dinal Asquini, ernannt am 21. April 1845 vom Pap Gregor XVI. Asquini war Sekretär der Breven und gehörte zu den vertrautesten Freunden des verstorbenen Papstes.

25. Dezember. (W. T. B.) Die „Italie“ be⸗ spricht die Nachricht von dem Beschlusse der albane sischen Liga, eine eventuelle Annexion durch Italien zu verlangen, und sagt: die bisherige Haltung der italie⸗ nischen Regierung lasse nicht annehmen, daß die Regi rung geneigt sei, von dem legalen Boden jetzt oder in Zu⸗ kunft abzugehen. Italien würde auch fernerhin seine Hal⸗ tung nach den Bestimmungen der Verträge einrichten. Bezüglich derselben Nachricht theilt der „Fanfulla“ mit, daß die italienische Regierung ihre diplomatischen und ihre Konsular⸗Agenten dahin instruirt habe, derartige Velleitäten nicht zu ermuthigen.

Türkei. Konstantinopel, 25. Dezember. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Karatheodory Pascha, und der österreichische Botschafter, Graf Zichy, haben, wie es heißt, sich nunmehr über einen vorläufigen Vertrag verständigt, d

zum Abschluß einer definitiven Konvention über die Novi⸗ bazar und Bosnien betreffenden Fragen die Möglichkeit

bietet. Die speziellen Artikel der Konvention sollen erst später berathen und den jetzigen allgemeinen gegenseitigen Aeußerun⸗ gen soll dann eine präzise Form gegeben werden. Die gegen⸗ wärtigen provisorischen Verabredungen sind der österreichisch⸗ ungarischen Regierung und der Pforte zur Genehmigung vor⸗ gelegt worden.

Numänien. Bukarest, 24. Dezember. (W. T. B.) Fürst Karl nahm heute die Adresse der Deputirten⸗ kammer entgegen und sagte in seiner Antwort mit Bezug auf den die Stellung der Juden betreffenden Passus der Adresse, der zum zweiten Male von der nationalen Vertretung durch einstimmigen Beschluß bekräftigte Wille, sich dem Ber⸗ liner Vertrage zu fügen, dürfte Europa keinen Zweifel lassen, daß dies die wirkliche Gesinnung der ganzen Nation sei. Es würden somit jeder Verdacht und alle Vorurtheile schwinden, welche im Auslande gegen Rumänien etwa bestehen könnten.

Serbien. Belgrad, 24. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Skupschtina wurde Seitens der Regierung die Einstellung einer größeren Summe in das Budget beantragt, welche als Dispositionsfonds zur Unter⸗ haltung diplomatischer Vertreter Serbiens in den türkischen Provinzer, dienen soll. Sodann wurde ein Gesetzentwurf vor⸗ gelegt, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 24 Millio⸗ nen Francs zur Tilgung der Staatsschulden, sowie ein Ge⸗ setzentwurf, betreffend den auf Staatskosten auszuführenden Bau der neuen Eisenbahnlinien Belgrad⸗Alexinatz⸗Nisch und Nisch⸗Lescovatz⸗Vranja⸗Mitrowitza.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. De⸗ zember. (W. T. B.) Die Studenten der Universität Moskau haben der vorgesetzten Behörde ihre Mißbilligung über die von Ausländern an der Universität gemachten In⸗ subordinationsversuche in einem Proteste zu erkennen ge⸗ eben. .“ 26. Dezember. (W. T. B.) Regierungsseitig ist beschlossen worden, den 3 öglingen an den höheren Unter⸗ richtsanstalten die Erlaubniß zum Tragen von Uniformen und Abzeichen wieder zu gewähren. Durch den Protest der Moskauer Studenten gegen die Demonstrationen fremder, der Universität nicht als Studirende angehöriger Personen ist eine Prüfung der Verhältnisse dieser nicht eigentlichen Studenten 88 den verschiedenen Universitäten angeregt worden, und dürften über die Disziplinarverhältnisse derselben noch besondare Bestimmungen bevorstehen.

Dänemark. Kopenhagen, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Großfürst Alexis ist gestern Abend wieder von hier abgereist. 8 v“

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

London, Freitag, 27. Dezember, Mittags. Ein Tele⸗ gramm der „Times“ aus Lahore von heute meldet: Jacub Khan ist soeben in Jellalabad eingetroffen, und wird dieser S ls gleichbedeutend mit einer Unterwerfung angesehen.

2 5

Der König wurde bei seiner Ankunft vom Loo im Föeger

G

gen Gutes und kehrte um 2 ½ Uhr nach Berlin zurück.

Bahnhofe von den städtischen und militärischen Behörden

114“

lich begrüßt, und der Präsident des Empfangscomités der

Nr. 71 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 20. Dezember 1878: Telegraphen⸗Uebereinkommen mit Großbritannien und Irland; vom 19. Dezember: Beitritt von Neu⸗Fundland, den Britischen Kolonien an der Westküste von Afrika, den Falkland⸗Inseln und Britisch⸗Honduras zum Allgemeinen Post⸗ verein; vom 17. Dezember: Zolldeklarationen zu Packeten nach Belgien; vom 19. Dezember: Eröffnung der Eisenbahn Saargemünd⸗Zweibrücken.

Das Beiheft (11.) zum Militär⸗Wochenblatt hat fol⸗ genden Inhalt: Uebungen der kombinirten Kavallerie⸗Division J. Armee Corps bei Marienwerder vom 23. August bis 4. Sep⸗ tember 1878. (Mit einer Karte) 4

Landtags⸗Angelegenheiten.

Am 23. Dezember ist zu Lauchstedt bei Woldenberg in der Neumark das Mitglied des Herrenhauses, der Königliche Kammerherr Adolf von Brand, gestorben. Derselbe war auf Präsentation des Verbandes des alten und befestigten Grundbesitzes im Landschafts⸗ bezirke Soldin in der Neumark durch Allerhöchsten Erlaß vom 24. 1854 auf Lebenszeit in das Herrenhaus be ufen worden.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 15. bis inel. 21. Dezember cr. zur Anmeldung gekommen: 136 Ehe⸗ .“ 823 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene und 525 Sterbe⸗ älle.

Nach der in der „Zeitschrift für Gewerbe, Handel und Volks⸗ wirthschaft“ veröffentlichen amtlichen Statistitk des Kohlen⸗ bergbaues im Ober⸗Bergamts⸗Bezirk Breslau für das 3. Quartal 1878 wurden in der angegebenen Zeit an Steinkohlen gefördert im Regierungsbezirk Breslau 11 498 509 Ctr., Liegnitz 393 439 Ctr., Oppeln 40 514 617 Ctr., zusammen 51 763 062 Ctr., dazu 4 752 705 Ctr. Bestände zu Anfang des Quartals, ergiebt zu⸗ sammen 56 515 767 Ctr. Davon sind einschließlich 46 724 991 verkaufter Kohlen im Ganzen 51 959 216 Ctr. verbraucht worden, so daß am Schlusse des Quartals 4 556 551 Ctr. Bestand verblieben. Der Erlös für die verkauften Kohlen belief sich auf 10 521 427 oder pro Centner auf 22,5 ₰, gegen 28,5 im 2., 23,9 im 1. Quartal 1878, 25,5 im Durchschnitt 1877, 28,9 in 1876, 32,4 in 1875, 40,1 in 1874, 41,3 in 1873 ꝛc. Für die Regierungsbezirke Breslau und Oppeln betrug der Preisrückgang im Mittel vom 2. zum 3. Quartal des laufenden Jahres 1 bez. 2 Zehntel Pfennig und für die Provinz Schlesien 1 Zehntel Pfennig, wogegen nur der wenig bedeutende Bergbau des Regierungsbezirks Liegnitz eine Preiszunahme um 3 Zehntel Pfennige aufzuweisen hat.

Im Vergleich zu dem 3. Quartal 1877 entspricht der Rück⸗ gang von 2,6 10,4 %.

Die Arbeiter fanden auf den Steinkohlengruben wieder volle Beschäftigung.

Der Braunkohlenbergbau blieb in gedrückter Lage. Es wurden im 3. Quartal 1878 (incl. 1 140 974 Ctr. Bestand) 3 385 515 Ctr. gefördert und inel. 1 733 505 Ctr. verkaufter Kohlen 2 334 171 Ctr. verbraucht, so daß am Schlusse des Quartals 1 151 344 Ctr. in Bestand blieben. Die Einnahme aus den ver⸗ kauften Kohlen belief sich auf 296 484 oder pro Centner auf 17,1 (im Regierungsbezirk Oppeln nur 16,1 ₰, Bromberg da⸗ gegen 51,3 ₰), 0,4 weniger als im 2. Quartal 1878.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Werk: „Die gesammten Materialien zu n Reichs⸗Ju stizgesetzen. Auf Veranlassung des Kaiserlichen Reichs⸗ Justizamts herausgegeben von C. Hahn, Königlich preußischer Ober⸗ Tribunals⸗Rath, Mitglied des Staatsraths, Berlin, R. v. Deckers Verlag, Marquardt u. Schenck“ schreitet, wie uns die Verlagshand⸗ lung mittheilt, in seiner Ausführung rasch vorwärts. Von dem ersten, die „Materialien zu dem Gerichtsverfassungsgesetz“ umfassenden Bande liegen bereits fünf Lieferungen vor; die sechste Lieferung wird den Schluß bilden. Von dem zweiten Bande: „Materialien zu der Civilprozeßordnung“ wird in kürzester Frist die dritte Lieferung aus⸗ gegeben, und es steht die Vollendung auch dieses zweiten Bandes in naher Aussicht, da derselbe weniger umfangreich wird als der erste. Mit Beginn des nächsten Jahres sollen auch die Materialien zu der Strafprozeßordnung und demnächst zu der Konkursordnung in An⸗ riff genommen werden, so daß an der in verhältnißmäßig kurzer Zeit zu erwartenden Vollendung des für jeden Juristen unentbehr⸗ lichen Werkes nicht zu zweifeln ist.

In Düsseldorf erscheint seit Kurzem eine „Allgemeine Correspondenz für die Geschichte der Rheinprovinz und Wesrfalens.“ Die Redaktion betrachtet es als eine Ehren⸗ sache, daß die rheinisch⸗westfälischen Lande, welche eine größere und reichere Vergangenheit hinter sich liegen haben, als die Landschaften des Ostens, mit einem solchen Unternehmen vorangehen. Die Dar⸗ stellungen (einzelne Ereignisse und allgemeine Zustände der politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Vergangenheit, Biographien hervor⸗ ragender Staatsmänner, Priester, Gelehrten, Geschäftsleute, Künstler, Sage und Legende) sollen „sich in dem Rahmen der rheinisch⸗westfäli⸗ schen Geschichte bewegen, aber die allgemeine vaterländische Geschichte der bleibende Hintergrund sein, auf welchem das Bild der engeren Heimath hineinschattirt werden soll.“

Paris, 26. Dezember. (W. T B.) Der Präsident des Se⸗ nats, Herzog von Audiffret⸗Pasquier, ist an Stelle des ver⸗ storbenen Bischofs Dupanloup zum Mitgliede der Akademie ge⸗ wählt worden.

Gewerbe und Hanbel.

Die Berliner Brauereigesellschaft (Tivoli) vertheilt uch für das mit dem 30. September cr. abgelaufene Betriebsjahr ne Dividende. Nichtsdestoweniger ist der Abschluß günstiger aus⸗ efallen als der vorjährige, der einen Verlust von 364 000 aus⸗ ewiesen hatte. Der Absatz des Bieres ist um 7976 Tonnen ge⸗ unken. Gebraut wurden in Berlin und Fürstenwalde 103 870 Tonnen, azu vom Vorjahr übernommener Bestand 33 875 Tonnen; von iesem Bestand wurden 2555 Tonnen vernichtet; verkauft sind 05 437 Tonnen, mithin Bestand Ende 1877/78 29 752 Tonnen. Es wurden vereinnahmt auf Bierkonto inkl. Nebenprodukte 2 173 928 ℳ, Wiesenertrag 2189 ℳ, Miethe 45 786 ℳ, Zinsen 6051 ℳ, Summa 227 955 Die Ausgaben für die Biererzeugung inkl. Hypotheken⸗ Finsen sind 2 056 752 ℳ, Rest 171 202 Dazu Gewinn aus der ari⸗Aufnahme eigener Aktien u. s. w. ca. 57 000 ℳ, Summa 28 469 Davon gehen zweifelhafte Außenstände ab: 6350 ℳ, leibt Ueberschuß 222, 119 ℳ, der mit 195 962 zu Abschreibungen, ind mit 26 157 für die Reserve verwendet werden soll. Aus der Bilanz heben wir folgende Posten hervor: Amortisations⸗Hypotheken 730 059 ℳ, diverse Schulden ca. 25 000 ℳ, Reserve 62 189 ℳ, Grundstücke und Bauten ca. 5 000 000 ℳ, Maschinen 373 000 ℳ, Fastage 608 000 ℳ, Bier 551 000 ℳ, Bankierguthaben 512 000 ℳ,

orderungen 126 568 ℳ, Kasse 29 875 Das „Luzerner Tagbl.“ berichtet, daß in der am 21. d. M. in Luzern abgehaltenen Generalversammlung der Obligationäre der ehemaligen „Regina Montium“ von dem emittirten Obligationen⸗ kapital von 2 334 000 Fr. vertreten waren 2 165 000 Fr. Für Ueber⸗ assung der Rigikaltbad Scheideggbahn an die Vitznauer Rigibahn⸗ gesellschaft um 10 000 Fr. stimmten 1 240 000 Fr., für die Steige⸗ ung auf Abbruch stimmten 925 000 Fr. Hierauf wurden Seitens er, der neuen Hotelgesellschaft beigetretenen Obligationäre die

Konstituirung dieser Gesellschaft, e d bezügli Wahlen vorgenommen. schah 88 8 .“ 89

E111“

Der St. Petersb. Herold“ theilt folgende statistische Daten über russische Aktien⸗Gesellschaften mit: Im Laufe des Jahres 1877 sind 25 Gesellschaften mit einem Grundkapital von 22 575 000 Rbl. Kredit und 628 000 Rbl. Met. bestätigt worden. Von diesen 25 Gesellschaften waren 22 Industriegesellschaften (Grundkapital 20 825 000 Rbl. Kred. und 628 000 Rbl. Met.) und 3 Dampfschifffahrts⸗Gesellschaften (Grundkapital von 1 750 000 Rbl. Kred.). Im Laufe des Jahres 1877 stellten 2 Gesell⸗ schaften ihre Operationen ein, deren Grundkapital 700 000 Rbl. be⸗ tragen hatte. In 7 Gesellschaften ist eine Vergrößerung des Grundkapitals um 7 391 900 Rbl. eingetreten und in 5 eine Verminderung um 3 851 100 Rbl. Bei 5 Eisenbahn⸗ gesellschaften Fastanb, Orenburg, Weichselbahn, Ural⸗ und Rijashsk⸗Morschanskbahn) sind ihre auf Metallvaluta lautenden Aktien⸗ koapitale in solche auf Kreditrubel lautende umgewandelt worden, wobei der frühere Betrag von 25 860 545 Rbl. Met., jetzt gleich 32 842 677 Rbl. Kred. angenommen worden ist. Im Ganzen be⸗ standen zum 1. Januar 1878 in ganz Rußland 614 Gesellschaften mit einem Grundkapital von 779 334 658 Rbl. Kred. und 1 263 891 894 Rbl. Met. Von diesen Kapitalbeträgen kommen auf: 1) Kommerzbanken 87 400 000 Rbl. Kred.; 2) Agrarbanken 35 078 000 Rbl. Kred.; 3) Handels⸗ und Induftriegesellschaften 395 407 700 Rub. Kred. und 41 678 000 Rbl. Met.; 4) Versicherungs⸗ gesellschaften 42 240 900 Rbl. Kred.; 5) Dampfschiffahrtsgesellschaften 49 859 000 Rbl. Kred. und 3 600 000 Rbl. Mer. und schließlich 6) Eisenbahngesellschaften 169 349 058 Rbl. Kred. und 1 218 613 594

Die Bank von Frankreich hat ihre Aktiendividende für das zweite Semester auf 50 Franes netto festgesetzt.

Durch eine Verordnung der Protektoratsregierung von Tahiti vom 16. August 1878 ist der Hafen von Tubuai mit 1. September d. J. für den ausländischen Handel geöffnet worden.

München, 25. Dezember. (Lpz. Ztg.) Die Weihnachtsfeier hat trotz des schweren Druckes, der bei uns wie überall auf Handel und Verkehr lastet, doch wieder einiges Leben in die Geschäfte ge⸗ bracht, wenn auch nicht in dem Maße, als dies früher der Fall war. Eine wahrhaft kolossale Aufgabe hatte die Post, um die unge⸗ heuere Masse der von hier nach allen Richtungen abgesendeten und aus allen Himmelsgegenden ankommenden Packete mit Weihnachts⸗ geschenken zu bewältigen. Zu dem gewöhnlichen Dienstpersonale waren noch dreißig Mann Soldaten zur Mithülfe gegen einen Tag⸗ lohn von 3 angenommen worden, und selbst diese Verstärkung reichte kaum aus.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer „Juno“ ist gestern Nachmittag 4 Uhr aus Konstantinopel hier angekommen.

New⸗York, 23. Dezember. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗

schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der

Vereinigten Staaten nach Enaland 103 000, do. nach dem Kontinent 150 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 111 000 Ortrs. Visible Supply an Weizen 18 750 000 Bushel.

Berlin, 27. Dezember 1878.

Die Ausgrabungen zu Olympia. XXVIII.

Nach 4 ½ monatlicher Sommerpause sind am 16. Oktober die Arbeiten der vierten Kampagne mit etwa 250 Arbeitern begonnen worden.

Während im vergangenen Winter besonders der Norden der Altis mit seiner stattlichen Reihe der verschiedenartigsten Bauwerke aufgedeckt wurde, ist der laufenden Arbeitsperiode die Aufgabe geworden, namentlich den südlichen und östlichen Theil des heiligen Bezirkes auszugraben. Der Süden soll Auskunft geben über die südliche Begrenzung der Altis mit dem Festthore für die großen Prozessionen, über das Heilig⸗ thum der Hippodameia und über die zahlreichen Gebäude, welche sich außerhalb des heiligen Haines bis zu den Ufern des Alpheios hinzogen. Im Osten suchen wir die Ostaltis⸗ mauer, zwei von Pausanias erwähnte Säulenhallen und das Stadion; im Nordwesten das Prytaneion und das Gymnasion.

Heute, nach 7 Wochen eifriger Arbeit, ist bereits ein großer Theil dieser Aufgaben gelöst: mehrere der gesuchten Bauwerke sind aufgefunden und noch dazu sind einige ganz unerwartete, bedeutende Funde gemacht worden.

Gleich bei den ersten Spatenstichen fanden wir in der Nord⸗Westecke zwischen Heraion und Nord⸗Altisthor Reste eines antiken Gebäudes, in welchen wir das Prytaneion der Eleer erkannten. Nach Pausanias, Beschreibung enthielt dasselbe außer einem großen Speisesaale, in welchem die olympischen Sieger bewirthet wurden, ein Hestia⸗Heiligthum, von dessen Aschenaltare man die Asche auf den großen Zeusaltar zu bringen pflegte. Bei der Zerstörung Olympias ist auch dieses Gebäude nicht verschont worden, dennoch läßt sich der antike Grundplan, soweit er überhaupt bisher aufgedeckt ist, noch gut erkennen. Um einen großen Saal als Mittelpunkt gruppiren sich mehrere Zimmer, von denen eines noch große tücke zweier übereinander liegender Mosaikfuß⸗ böden enthält. Die Vorderfront des Gebäudes wird durch eine dorische Säulenhalle gebildet, von der noch 2 Säulen in situ erhalten sind. Letztere gehören nach der Form ihrer Kapitelle noch der besten griechischen Zeit an, zeigen aber eine im Ver⸗

hältniß zu ihrem Durchmesser ganz abnorme Arweite

(6 untere Durchmesser), wie sie kein anderes dorisches Bau⸗ werk besitzt.

Der zweite größere Fund wurde im Süden der Altis ge⸗ macht: nur 40 m vom Zeustempel entfernt stießen wir auf die südliche Grenzmauer des heiligen Bezirkes, die wir bisher bedeutend südlicher gesucht hatten. Wie wichtig diese Entdeckung für die Topographie Olympias auch sein mag, noch größer ist ihre Be⸗ deutung für den weiteren Verlauf unserer Ausgrabungen da⸗ durch, daß der bisher nur nach Muthmaßung berechnete Flächen⸗ inhalt der Altis sich in Wirklichkeit als kleiner herausstellt. Jetzt wird es möglich sein, in 2 Jahren den ganzen heiligen Bezirk mit seinen zahlreichen Bauten, Wasserleitungen, Altären und Basen vollständig freizulegen.

Ungefähr in der Mitte der südlichen Altismauer, der Hauptfront des Zeustempels gegenüber, wurde ein Gebäude aufgedeckt, das sicher als ein Altisthor bezeichnet werden kann. Seine bevorzugte Lage, gerade gegenüber der großen Terrasse, die sich vor der Ostfront des Zeustempels hinzieht, und die noch jetzt mit mehr als 40 Basen für Weihgeschenke und Altäre geschmückt ist, berechtigt sogar zu der Annahme, daß dieses Thor das Festthor Olympias war, durch 1nee die Festgesandtschaften der Staaten und Städte in feierlicher Prozession den heiligen Hain betraten. b

Da die westliche Grenzmauer der Altis, mit 2 kleineren Eingangsthoren versehen, schon im vorigen Jahre aufgedeckt ist, da ferner im Norden der Kronoshügel selbst die natür⸗ liche Grenze des heiligen Bezirkes bildet, und da nun auch die südliche Umfassungsmauer mit dem Festeingan gefunden ist, so fehlte nur noch die Bestimmung der östlichen Grenze

* 1I1“¹“n“

des den großen Zeusaltar als Mittelpunkt umschließenden Bezirkes. Schon im vergangenen Winter war hier eine Mauer aufgedeckt worden, die aus mehrfachen Gründen als die östliche Altismauer gelten durfte. Weitere Grabungen haben nun ergeben, daß jene Mauer mit einem zweiten, ihr parallel laufenden, Mauerzuge eine große Säulenhalle ge⸗ bildet hat, welche beim geheimen Stadion⸗Eingange am Fuße des Kronion beginnend, in einer Länge von circa 100 m fast die ganze Ostseite der Altis einnahm und so einen schönen architektonischen Abschluß des ganzen Bezirkes bildete. Es ist dies unzweifelhaft dieselbe Halle, die neben Pausanias noch andere Schriftsteller des Alterthums erwähnen und die nach ihren Wandgemälden „bunte Halle“, nach ihrem siebenfachen Echo „Stoa der Echo“ genannt wurde.

„Auf 3 gut profilirten Marmorstufen erhoben sich an ihrer Westfront circa 46 schlanke jonische Säulen mit schönem Gebälke; eine zweite Säulenreihe theilte das Innere der Halle in zwei Langschiffe. Die Rückwand war geschlossen und trug im als Schmuck die oben erwähnten Wand⸗ gemälde.

Vor der Front der Halle zog sich eine ununterbrochene Reihe der verschiedensten Weihgeschenke und Standbilder hin; nur ihre zahlreichen Basen sind noch erhalten.

Ein viertes größeres Bauwerk wurde im Süden, außer⸗ halb der Altis aufgefunden. Es ist eine wahrscheinlich 80 m

Aeußern besaß sie dorische Säulen und Gebälk, die innere Stützenstellung war korinthisch. Als die meisten Gebäude Olympias schon zerstört waren, stand diese Halle, ebenso wie der Zeustempel, noch lange Zeit aufrecht. Beide Bauwerke bildeken nämlich die nördliche bezw. südliche Seite des schon mehrfach erwähnten byzantinischen Festungsviereckes, dessen Ost⸗ und Westmauer nur aus den Bautrümmern Olympias errichtet waren. In späterer Zeit und zwar kurz vor der großen Ueberschwemmung und Versandung der Altis, stürzte auch diese südliche Halle, vielleicht in Folge eines Erdbebens, zusammen. Daher finden wir die Säulentrommeln, Kapitelle und Gebälke noch heute genau in derselben Lage, wie sie vor Jahrhunderten gefallen sind.

Außer diesen vier wichtigen Bauwerken haben uns die diesjährigen Grabungen eine große Menge einzelner, für die Architekturgeschichte werthvoller Bauglieder geliefert. Beson⸗ ders reich war die obengenannte byzantinische Festungsmauer; Baustücke von einem jonischen und vier dorischen Gebäuden sind hier gewonnen worden. Unter den letzteren befinden sich Bauglieder mit so gut erhaltenem Farbenschmuck, wie sie bis⸗ her nur sehr selten beobachtet worden sind.

Von den architektonischen Einzelfunden verdient die Auf⸗ findung korinthischer Halbsäulenkapitelle, welche den jonischen Rundbau des Ph lippeion im Innern geschmückt haben, eine besondere Erwähnung. Ihre genaue Datirung (bald nach 338 v. Chr.) nicht weniger als ihre strenge Bildung erheben diese Kapitelle zu den werthvollsten Stücken des gesammten korinthischen Baustyles.

v“ Wilhelm Dörpfeld.

Das Berliner Adreßbuch, welches jetzt im Verlage der Sozietät der „Berliner Bürger⸗Zeitung“ W. und S. Loewenthal erscheint, ist in seinem Jahrgange für 1879 nunmehr fertig ge⸗

Ausgabe an die Subskribenten, sowie mit dem Verkaufe, am 28. d. M. begonnen werden. Die Vorzüge, welche das Buch bisher auszeichneten: Korrektheit, soweit diese überhaupt bei einem solchen Werke möglich ist, übersichtliche Gruppirung des umfang⸗ reichen Materials, ein vollständiges Inhaltsverzeichniß sind auch der neuen Ausgabe eigen, welcher außerdem ein Kalender für 1879 und ein „Nachschlagebuch für Reisezwecke“ eingefügt sind. Das letztere empfiehlt sich durch seine und dürfte deswegen sein Umfang in den nächsten Jahren stetig wachsen. Erheblich zugenommen hat auch jener Theil, welcher die Ortschaften in unmittelbarer Nähe Berlins umfaßt Derselbe enthält jetzt: Charlottenburg, Borhagen⸗Rummels⸗ burg, Friedenau, Friedrichsberg, Lichtenberg und Wilhelmsberg, Pankow, Rirdorf, Schöneberg und Tempelhof. Ein übersichtlicher, trefflich ausgeführter Plan von Berlin ist dem Adreßbuch auch in diesem Jahre beigegeben.

London, 24. Dezember. (Cöln. Ztg.) Ueber den Schiffs⸗ zusammenstoß an den Dardanellen ist Lloyds Office weitere Nachricht zugegangen: Der Dampfer „Rinaldo“, welcher am 19. d. M. in Pera einlief, brachte 94 arfgegriffen Passagiere des unter⸗ gegangenen Dampfschiffes „Bpzantine“ mit. Der Kapitän sagte aus, daß sein Schiff am vorhergehenden Tage vor Lampsaki vor Anker lag. Er wartete, um ein Gesundheitsattest von der Behörde bestätint zu erhalten. Ein heftiger Sturmwind wehte, dem die Anker nicht zu widerstehen vermochten; das Schiff trieb daher wider Willen langsam vor dem Winde. Gegen 1 Uhr Mittags fuhr der franz sische Dampfer „Byzantine“, während er Anker auszuwerfen suchte. offenbar ebenfalls vom Winde in seinen Bewegungen behindert, quer vor den Bug des Rinaldo. Es gab einen furchtbaren Anprall, und der „Byzantine“ glitt dann an der Seite des „Rinaldo“ entlang, dessen Schiffswand mit seinen Ankern bestreichend. Der Kapitän des „Rinaldo“ winkte den Passagieren des „Byzantine“, auf sein Schiff herüber⸗ zuspringen. Die Leute schienen indessen vor Schrecken sich nicht dazu ermannen zu können. Nur etwa 90 kamen der Aufforderung nach Der „Byzantine“ glitt an dem anderen Schiff fort und bog um das Heck herum. Dort ging er dicht hinter dem „Rinaldo“ unter, das Heck zuerst, nut etwa fünf Minuten nach dem Zusammen stoß. Der Kapitän des „Rinaldo“ that sein Möglichstes, um Menschenleben zu retten, indessen ließ sich bei dem Sturm wenig leisten. Die herabgelassenen Bote wurden von dem heftigen Winde in das Marmarameer hinausgetrieben, ohne sich helfen zu können Das Kriegsschiff „Flamingo“ mußte ihnen nachgesandt werden, um sie heimzubringen, sonst wären sie vermuthlich selber untergegangeg. Der Kapitän schätzt die Zahl der Untergegangenen auf etwa zwei⸗ BeeZsas Weitere fünf Personen hat der Dampfer „Vindomora“ gerettet.

London, 25. Dezember. (W. T. B.) Das Postpacketboo „State of Louisiana“ scheiterte gestern Morgen in Folge starken Nebels bei Larne in Irland. Die Passagiere und die Mannschaft wurden gerettet. 8

8 Der Erfolg des vom Wallner⸗Theater her bekannten Volks stücks „Eine Familie“ im Stadt⸗Theater war ein vollständiger Das war nach langer Zeit einmal wieder ein Ehrenabend für d fleißige Personal. Von Scene zu Scene wuchs die Anerkennung das vortreffliche Stück sowohl wie für die Darstellung. Selbsty ständlich galten die rauschenden Beifallssalven in erster Linie Frl. Cehese Wegner. Das Theater war an beiden Feiertagen aus verkauft.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater hat die neue Posse „Mi⸗ Sang und Klang“ so großen Beifall gefunden, daß am 2. Feiertag

die Kasse schon um 5 Uhr geschlossen werden mußte, da das Hau vollständig ausverkauft war. 8

lange, ebenfalls zweischiffige Halle aus römischer Zeit. Imnm

stellt und soll, wie von den Verlegern mitgetheilt wird, mit seiner