1878 / 307 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Dec 1878 18:00:01 GMT) scan diff

die Bezirks⸗Obercontroleure und an die einer Abfertigungs stelle nicht zugetheilten, sondern für den eigentlichen Grenz⸗ und Steueraufsichtsdienst bestimmten Beamten ist der den⸗ selben durch die vorgesetzte Behörde bestimmte Stationsort maßgebend. Es wird dabei vorausgesetzt, daß diese Beamte in Regel auch an dem ihnen bestimmten Stationsorte wohnen.

Ausnahmen von dieser Regel sind nur in besonderen, durch die dienstlichen Verhältnisse begründeten Fällen mit Ge⸗ nehmigung des Ministers zulässig. Die von einem Beamten der letztbezeichneten Art (Bezirks⸗Ober⸗Controleur ꝛc.) etwa aus persönlichen Gründen nachgesuchte Genehmigung zur zeit⸗ weisen Verlegung seiner Wohnung nach einer andern als dem dienstlich bestimmten Stationsorte, die sonstige Zulässig⸗

keit einer solchen Verlegung vom dienstlichen Standpunkt aus vorausgesetzt, wird nur unter der Bedingung zu ertheilen sein, daß der Beamte den Wohnungsgeldzuschuß nach dem niedrigeren der für die in Frage kommenden beiden Orte und Wohnort) tarifmäßigen Satze zu beziehen abe.

Der §. 231 des Strafgesetzbuches giebt in allen Fällen der Körperverletzung dem Anspruch auf Zu⸗ erkennung einer Buße. Dieser gesetzlichen Bestimmung liegt, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom N. No⸗ vember 1878, der Gedanke zu Grunde, daß schon durch die Verletzung ein Nachtheil begründet wird, und es ist deshalb auch ein Beweis, wie ihn der §. 188 des Strafgesetzbuchs bei der Beleidigung voraussetzt, nicht erfordert.

Der General⸗Lieutenant von Obernitz, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com⸗ mandeur der 14. Division, ist von Düsseldorf hier ein⸗ getroffen.

Der General⸗Lieutenant Graf von BrandenburgllI., General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, ist aus Schlesien hierher zurückgekehrt.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich Wilhelm

u Hohenlohe⸗Ingelfingen, General⸗Lieutenant à la

znite der Armee und General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers

und Königs, und Se. Durchlaucht Heinrich XIII. rinz

Reuß, Oberst und Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des aisers

und Königs und Commandeur des Königs⸗Husaren⸗Regi⸗ ments (1. Rhein.) Nr. 7, sind hier eingetroffen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 29. De⸗ zember. (Leipz. Ztg.) Heute Vormittag 11 Uhr fand nach vorhergegangenem Gottesdienste im Ständesaale hier die feierliche EFröffnung der zweiten ordentlichen Synode der evangelischen Landeskirche durch den hierzu 9 tragten Chef des Kultusdepartements Geheimen Rath Dr. Stichling statt.

Braunschweig. Braunschweig, 30. Dezember.

T. B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Ludwig

ictor von Oesterreich traf gestern zum Besuche Sr.

Hehen des Herzogs hier ein und ist heute Mittag nach resden weiter gereist.

Die „Polit. Korresp.“ meldet: aus Konstantinopel: Die Pforte hat darauf verzichtet Savfet Pascha als Botschafter nach Paris zu entsenden. In dem gestrigen Ministerrathe wurde die vollständige Abschaffung der Kaimes beschlossen; aus Athen: Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß die griechische Regierung mit aller Energie in der Grenz⸗ berichtigungsfrage auf der Durchführung der ein⸗ schlägigen Bestimmungen des Berliner Vertrages be⸗ stehen werde und somit nicht daran denke, auf den Distrikt von Janina zu verzichten.

Großbritannien und Irland. London, 28. De⸗ zember. (E. C.) Das neue mit Stahlpanzer versehene Kriegsschiff, welches der Marine⸗Minister am Ende der letzten Parlamentssession verhieß, ist auf der Werft zu Chatham begonnen worden und soll „Conqueror“ ge⸗ nannt werden. Großbritanniens Staatsein⸗ nahmen vom 1. April bis 21. Dezember betrugen 53 121 818 Pfd. Sterl. gegen 52 715 118 Pfd. Sterl. in dem entsprechenden Zeitraume des vorhergehenden ahres. Die Ausgaben beliefen sich auf 56 957 235 Pfd. Sterl. gegen 53 493 658 dh Sterl. im vorhergehenden Jahre. Das Gut⸗ Baben der Regierung in den Banken von England und

rland betrug am 21. ds. 4 002 202 Pfd. Sterl.

31. Dezember. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des „Standard“ aus Bombay, vom 30. d. M., bereitet der Gouverneur von eine energische Verthei⸗ digung des Platzes vor und hat eine Massenaushebung der Einwohner angeordnet.

Kalkutta, 30. Dezember. (W. T. B.) Offiziell. Major Cavagnari meldet, der Gesundheits ustand der Truppen in Jellalabad sei ein guter. Er habe am 27. d. M. ein freundlich gehaltenes Schreiben von Sijad Mahomed erhalten, in welchem derselbe ankündigt, bgß er nach Jellalabad kommen werde. Von dem Emir Schir Ali lägen keine weiteren Nachrichten vor, eben so wenig von Khan. Der Khan von Khelat beabsichtige sich dem

ormarsche gegen Kandahar anzuschließen.

Frankreich. Paris, 27. Dezember. Ueber die bevor⸗ stehenden Wahlen meldet die „Corr. Havas“: „Die Kan⸗ didaturen für die 31 Departements, in denen die Erneuerung der Senatsvertretung vorzunehmen ist, sind jetzt vollständig bekannt. Die Republikaner haben Kandidaturen in allen Departements. Die reaktionären Parteien verzichten dagegen in fünf Departements auf den Wahlkampf und namentlich in den Departements Isere, Fura⸗ Loire⸗et⸗Cher, Loire, Ober⸗ Marne und Meurthe⸗et⸗Moselle. Alle austretenden Senatoren der Linken, stellen von Neuem ihre Kandidatur auf, außer Brillier, der sich aus Gesundheitsrücksichten zurückzieht, und Sacotin, der von den Republikanern als I zurück⸗ gewiesen wurde. Letzterer ist des falschen Spiels über⸗ wiesen. Von den Parteien der Rechten treten acht Senatoren nicht mehr in den Wahlkampf ein: de Meaux, de Mont⸗ golfier, General Riffault, Ragézy, Raoul Duval (Vater), de Chambrun, de Malherbe und Aubrelicque. Außerdem sind fünf Senatoren der Rechten gestorben: de Kergariou, de Ké⸗

dcc, Maurice, Jules Brame und de Staplande. Von den sechs Departements, in welchen in Folge vo 1

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 30. Dezember. (W. T.P.)

lite Windrichtung,

Wahlen vorzunehmen sind, haben drei keine Kandidaten der Rechten, und zwar die Departements der Rhone⸗Mündungen, Puy⸗de⸗Dome und Sahne⸗et⸗Loire. Aber auch die republi⸗ kanischen Kandidaturen sind noch nicht für alle diese sechs De⸗ partements endgültig bestimmt. Das gilt namentlich vom Departement der Rhone⸗Mündungen, wo der verstorbene re⸗ publikanische Senator Esquiros zu ersetzen ist. Im Departe⸗ ment Gard, wo ein Nachfolger des republikanischen Senators Bonnefoy⸗Sibour zu wählen ist, beschlossen die Republikaner, ihren Kandidaten am 4. Januar, am Abend vor der

Lahl in der Generalversammlung der Senatsdelegirten festzustellen. Auch in Puy⸗de⸗Dôme wird die Kandidatur am Vorabend der Wahl von den Delegirten aufgestellt werden. Drei republikanische Kandidaten sind in Aussicht; die Rechte verzichtet auf den Wahlkampf. In Sazne⸗et⸗Loire sind die republikanischen Senatoren Charles Roland und Bernetti su ersetzen. Die endgültig gewählten Kandidaten sind Demole, Advokat in Charolles, Unterpräfect während des Kriegsjahres, und Alfred 68S Vize⸗Präsident des Generalrathes. Auch dort verzichtet die Reaktion auf den Kampf. In der Vendée ist der verstorbene Vaudier, Monarchist, zu ersetzen. Der Kan⸗ didat der Rechten ist Holgan, der als Bonapartist gilt, und der Linken, Hr. Besier, Maire von La Roche⸗ ur⸗Yon.“

29. Dezember. (Fr. C.) Der General Faidherbe, Befehlshaber der Nordarmee im letzten Kriege, kritt in Lille als konservativ⸗republikanischer Kandidat für den Senat auf. Der⸗ selbe hat an die Wähler einen Aufruf erlassen, in welchem er sich entschlossen für die Republik erklärt, da sie die einzig für Frankreich passende Regierung sei. Ein anderer republi⸗ kanischer General, der schon dem Senate als lebenslängliches Mitglied angehört, General Billot, ist soeben zum Kom⸗ mandeur der ersten Infanterie⸗Division beim Corps des General Clinchant ernannt worden. Man meldet den Tod des Generals Labadie, der an der Belagerung von Ant⸗ werpen und an den Kriegen des zweiten Kaiserthums Theil genommen hat. Derselbe war 84 Jahre alt.

30. Dezember. (W. T. B.) Der „National“ be⸗ stätigt, daß wegen des bereits gemeldeten franzö 8 ch⸗ tunesischen Zwischenfalles bezüglich des Grafen Saucy Verhandlungen mit dem Bey von Tunis eingeleitet worden seien. Das Blatt fügt hinzu: Bevor die französische Regierung in dieser Angelegenheit Stellung nehme, müsse eine eingehende Untersuchung derselben stattfinden. Die Regierung werde ihre Rechte und den Einfluß Frankreichs intakt erhal⸗ ten, sie wolle indessen keinerlei Modifikation der politischen Stellung Frankreichs im Mittelmeere herbeiführen.

Spanien. Madrid, 28. Dezember. (Ag. Hav.) Der König hat das Dekret unterzeichnet, durch welches die gegen⸗ wärtige Legislatur geschlossen wird.

29. Dezember. (Ag. Hav.) Das „Diario espanol“ S unter Hinweis auf die immer wisberzehrenden Be⸗ rohungen des Lebens der europäischen Souveraine ein gemeinsames energisches Vorgehen Seitens der verschiede⸗ nen Regierungen zur Sicherung des sozialen Friedens.

Italien. Rom, 30. Dezember. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung des Journals „Popolo Romano“ hat der Ministerrath sich heute über den moqus vivendi schlüssig emacht, welcher im use des Monats Januar 1879 im Foliverkehr mit Oestevreich beobachtet werden soll.

Griechenland. Athen, 30. Dezember. (W. T. B.) Oberst Grivas ist zum Kriegs⸗Minister ernannt worden. 8

Serbien. Belgrad, 30. Dezember. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht eine Anklageakte gegen Karageorgevic wegen Hochverraths, begangen durch ein gegen das Leben des Fürsten Milan im Monat November d. J. geplantes Attentat. Dasselbe sollte in Semendria zur Ausführung kommen; Fürst Milan erhielt jedoch Kenntniß hiervon und schiffte sich deshalb nach Dubrovitza ein, während Karageorgevic die Flucht ergriff.

Süd⸗Amerika. Argentinien. Buenos Ayres, 30. November. (via Lissabon.) Ein Telegramm aus Val⸗ meldet, daß der Streit zwischen Chili und der rgentinischen Konföderation in Bezug auf Patagonien am 26. d. M. durch einen telegraphischen Meinungsaustausch zwischen den beiden Regierungen zum Abschluß gebracht worden ist. Fünfhundert Indianer wurden von den argentinischen Truppen in den Operationen unweit Mercedes gefangen ge⸗ nommen. Große Dürre und Hungersnoth herrschen in Cocha⸗ bamba, Bolivia.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Belgrad, Dienstag, 31. Dezember. Das Journal „Serbske Novine“ meldet, daß laut Entscheidung des Kriegs⸗ gerichts zu Semendria Prinz Peter Karageorgevic, Sohn des Prinzen Alexander zarageorgevic, und sechs andere Personen wegen des beabsichtigten Attentates auf das Leben des Fürsten Milan steckbrieflich verfolgt werden und zu ihrer Ergreifung die Mitwirkung der ausländischen Be⸗ hörden angerufen wird.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 51. Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben in Berlin 25,9, in Breslau 26,9, in Königsberg 34,1, in

öln 23,2, in Frankfurt a. M. 23,8, in Hannover 19,0, in Cassel 28,7, in Magdeburg 26,3, in Stettin 17,2, in Altona 24,5, in Straß⸗ burg 27,3, in München 33,7, in Nürnberg 28,8, in Augsbur 37,1, in Dresden 26,2, in Leipzig 17,4, in Stuttgart 28,8, in d 36,2, in Karlsruhe 28,2, in Hamburg 26,4, in Wien 27,8, in Buda⸗ pest 37,6, in Prag 33,8, in Triest 37,0, in Basel 24,1, in Brüssel 21,6, in Paris 26,3, in Amsterdam —, in Ko⸗ enhagen 24,6, in Stockholm 14,6, in Christiania 16,0, in St. etersburg 41,1, in Warschau 23,6, in Odessa 34,2, in Bukarest 34,8, in Rom —, in Turin 25,4, in Athen —, in Lissabon 42,5, in London 31,1, in Glasgow 38,2, in Liverpool 39,1, in Dublin 41,1, in Edinburgh 24,1, in Alexandria (gg ten) 46,8. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 24,8, in Philadelphia 13,6, in Boston —, in Chicago 15,3, in San Franzisko 14,0, in Calcutta 51,9, in Bombay 34,0, in Madras 42,5.

Während der Berichtswoche waren an den meisten deutschen Beobachtungsstationen südliche und südwestliche Luftströmungen vor⸗ herrschend, die nur in der ersten Wochenhälfte an mehreren Stationen vorübergehend mit Südost abwechselten, nur gegen Schluß der Woche machten sich in Breslau und München westliche, in Cöin nordwest⸗

. Die Temperatur der Luft war eine 8

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dem Monatsmittel entsprechend kalte. Niederschläge, meist in Sch form, waren häufig. Der Gang des Luftdrucks war ein schwankender und zeigte nur in den letzten Tagen der Woche eine konstanter Neigung zum Steigen. 1 1

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte habe sich in der Berichtswoche ungünstiger gestaltet. · Sterblichkeits⸗Verhältnißzahl für die deutschen Städte (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet ftieg von 25,0 der Vorwoch auf 25,9 und zeigt eine geringere Betheiligung des Säuglingsalter an der Gesammtsterblichkeit, während ver Antheil der höheren Alters klassen (über 60 J.) an derselben eine größere wurde.

Unter den Todesursachen zeigt sich in dem Vorkommen de meisten Infektionskrankheiten keine wesentliche Aenderung. M. ser und Scharlachfieber treten in fast gleicher Zahl auf, Unterleibstyphen

waren etwas vermehrt, sowie besonders in einigen Städten die

u“ a. O. Mainz führen Masern häufiger zum Tode. Das Scharlachfieber verläuft in Danzig, Berlin, Essen etwas milder. Diphtherische Affektionen erscheinen in Berlin, Wien, Königsberg. Dresden, Danzig, Pest u. a. O. in gesteigerter Zahl, Gesammtzahl der Opfer in Deutschland gegen die Vorwoche ein wenig kleiner ist. Unterleibstyphen herrschen zur Zeit in keiner Fösteren Stadt in epidemischer Weise; auch in St. Petersburg läßt ie Zahl der Todesfälle wieder nach. Flecktyphustodesfälle werden aus St. Petersburg 3, aus Bukarest 2, aus Breslau, Königsberg, Krakau je 1 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder waren in Wien, Müanchen, Hamburg und St. Petersburg wieder gesteigert; auch entzündliche Affektionen der Athmungsorgane führten, besonders in den südlicheren Gegenden, häufiger zum Tode. Den Pocken erlagen in London 14, in Wien I1, in Pest 7, in Paris und Warschau je 4, in Odessa 3, in St. Petersburg 35 Personen, aus Breslau, Prag Triest, Genf werden nur vereinzelte Todesfälle daran gemeldet. In New Orleans betrug die Zahl der in der letzten Novemberwoche am gelben Fieber Gestorbenen nur noch 4. In Rio de Janeiro starben in der ersten Novemberhälfte noch immer 128 Personen an Pocken, am gelben Fieber 1 Person.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Masernepidemie in Nürnberg, Cassel, Frankfur

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Der „Abriß der Kirchengeschichte für Gymnastien“

von Ferdinand Bäßler, geistl. Inspektor und Professor an der Königlichen Landesschule Pforte, ist in 2. Auflage (80. kartonn. Preis 1,50 Berlin, R. v. Deckers Verlag, Marquardt & Schenck) erschienen. Dieser Abriß ist nicht nur für die Schule bestimmt, sondern auch aus der Schule hervorgegangen und an schulmännischer Prüfung und Erfahrung gereift, und hat in gleichem Maße den Kenntniß⸗ und Bildungsstand der Oberklassen der Gymnasien als den speziellen pädagogischen Zweck dieses Unterrichtgegenstandes überall sicher im Auge. Hierdurch bestimmt sich einerseits die humanistische Weite des gezoge en . sicktskreises, anderseits die maßvolle Auswahl des Lehr⸗ und Lerstoffes, welche die Erzielung christlicher Erkenntniß und Denkart von dem, was nur dem theologischen Fachinteresse an⸗ gehört, mit Sorgfalt unterscheidet. In letzt rer Beziehung ist namentlich das Dogmengeschichtliche auf dasjenige beschränkt, was in der Gestaltung der Kirche und ihres Bekenntnisses von bleibender

vh Bedeutung geworden, wogegen das Kulturgeschichtliche ar

in der ellung der christlichen Kunst jedes Zeitalters zur vollen Geltung kommt. Der Verfasser ist bestrebt, die Charakteristik der Personen wie der Zeiten in scharfen Zügen und in gedrängter Diktion zu kennzeichnen. Das Buch dürfte den Lehrer der Nothwendigkeit des Diktats, den Schüler des Nachschreibens überheben, ist aber auch geeignet, jedem gebildeten Leser im engsten Raum ein übersichtliches, deutliches, erwärmendes und erhebendes Bild der Geschichte des Christenthums vorzuführen. Der Anhang giebt außer der Zeittafel eine Auswahl lateinischer Hymnen, an welchen die Hauptgestaltungen altchristlicher Poesie in ihren sprechendsten Proben zur Anschauung kommen, und die Augsburgische Konfession aet. 1 22, diese in ihrem lateinischen Text, als der geeigneteren Grundlage für ihre Erklärung an lateinischen Schulen.

In der vorliegenden 27. Lieferung des Prachtwerks „Unser Vaterland (Verlag von Gebrüder Kröner in Stuttgart) wird die malerische Wanderung durch Steiermark (Text von P. K. Rosegger) fortgesetzt. Die Ennsthaler Alpen und das herrliche Aussee bilden den Gegenstand der Schilderung dieses Hestes, welches wieder mit zahlreichen vorzüglichen Holzschnitten im Text und auf besonderen große; Kunstbeilagen, nach Zeichnnngen von R. Püttner und Franz von Pausinger geschmückt ist.

Die Buchdruckerei von Gebr. Grunert, Junkerstraße 16 hierselbst, hat, wie alljährlich, auch diesmal zum neuen Jahre einen Beleg ihrer künstlerischen Leistungsfähigkeit durch einen in 9 Farben ausgeführten Kalender geliefert. Wenn die Herstellung von Blumenstücken auf lithographischem Wege mit weniger Schwierig⸗ keiten verknüpft ist, als auf typographischem, und alle derartigen Erzeugnisse meist auf ersterem Wege hergestellt werden, so war dies auf typographischem Wege bisher nur durch theuere Holzschnittplatten, und dann oft noch sehr ungenügend zu erzielen. Das vorliegende Kalender⸗Kunstblatt ist nun mittelst zum Buchdruck hoch geätzter Zinkplatten, der Lithographie täuschend ähnlich, geworden. Die Farben⸗ wahl ist wiederum vortrefflich und genügt den strengsten Anforde⸗ rungen, auch ist der Druck mit außerordentlicher Sauberkeit und Akkuratesse ausgeführt.

Das „Centralblattes für die Textil⸗Industrie“ ist von Hrn. Dr. Franz Stöpel, dem Herausgeber der Zeitschrift „Merkur“, als Verleger und Redacteur übernommen worden. Re⸗ daktion und Expedition des „Centralblattes für die Textil⸗Industrie“ befinden sich von nun an Berlin SW., Möckernstraße 124.

Das Januarheft 1879 der „Deutschen Rundschau“, herausgegeben von Jul us Rodenberg (Berlin, Verlag von Gebr. Hilten) bringt die Fortsetzung der Erzählung von Wilhelmine von

illern „Und sie kommt doch!“ (der Schluß wird im Februarheft folgen), ferner die siebente der Hibbert⸗Vorlesungen des Professors Max Müller im Chapter⸗House von Westminster⸗Abbey „Religion und Philosophie“, die Fortsetzung (IV.) der Rückblicke auf die Pariser Weltausstellung, von L. X. von Neumann⸗Spallert, eine interessante Erzählung von Lafaypette’s Flucht aus Olmütz von Friedrich Kapp, die Jugendgeschichte Benja min Disraelis von Georg Brandes und eine Abhandlung von A. Fick über die Wärmeentwickelung bei der Muskelthätigkeit. In der literarischen Rundschau bespricht Wilh. Scherer B. Auerbachs Landolin von Reutershöfen, und Wilh. von Gebler widmet dem am 7. September d. J. zu Graz verstorbenen, allen Lesern der „Deutschen Rundschau“ wohlbekannten Biographen Galilei's, Karl von Gebler, einen Nekrolog.

Karlsruhe, 26. Dezember. Der Historienmaler Professor des Condres ist nach langen Leiden, nicht ganz 60 Jahre alt, ge⸗

Gewerbe und Handel.

Berlin, 31. Dezember. (Jahresberichtüber den Verkehr iin Hypotheken und Grundbesitz von Heinrich Fränkel.) Unter den allgemeinen Verhältnissen konnte im Grundstücks⸗ und y⸗ pothekengeschäft die erwartete Besserung nicht hervortreten. Zu viele Grundstücke befanden sich in Folge der öö“ noch in schwachen Die Subhastationen haben denn auch eine erhebliche Vermehrung gegen 1877 erfahren. Dieser in großen Dimensionen vor sich gehende 1“ dürfte nun⸗ mehr bald bewältigt sein. Denn Hand in 98s mit den Versteige⸗ rungen ging eine in ihrem Endergebniß überraschend große Anzahl von freihändigen Verkäufen. Die freihändigen Bnsffungen be⸗ zifferten sich im Prozentsatze sämmtlicher bebauten Berliner Grund⸗ stücke ausgedrückt: 8 in 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 vC13 in 1874 1875 1876 1877 1878 aufß

nee⸗-

Die allgemeine

1“

nd Bukarest zeigt noch keinen weiteren Nachlaß; auch in

während die

s ozietät.

Die sämmtlichen in 1878 vollzogenen 786 Subhastationen ver⸗ theilten sich auf 615 Häuser, 68 Rohbauten und 103 Bauterrains. Zur Vergleichung folgen die Prozentsätze der Subhastationen in

den letzten 10 Jahren: e“

1868 1869 1870 1871 1872 1873

1874 1875 8

11ö1“ 0,5 0,3 0,2 0,3 7

1876 1877 1878 14““ Mit den vorstehenden Zahlen korrespondirt auch der Prozentsatz des Miet swerths der unvermiethet gebliebenen Wohnungen. ⸗Es fielen nämlich Miethen aus in den Revieren:

1877 1878 Berlin . . . . 2,40 2,44 % Neu⸗Kölln . . . 2,49 2,79 % Alt⸗Kölln 2,69 2,73 Stralauer. .3,74 4,86 Friedrichswerder. 1,81 2,24 Königstadt. 3,07 4,92 Dorotheenstadt 3,43 3,54 Spandauer 2,10 3,45 Friedrichstadt. 2,14 2,09 außerhalb 6,35 7,20 außerhalb 1,89 2,06 Friedr.⸗Wilhelmst. 2,83 2,43 Schöneberger und Mvahit.. 1172 Tempelhofer Rev. 4,33 4,44 Wedding. . 12,89 14,04. Louisenstadt 3,63 4,08 Der Miethswerth sämmtlicher vermietheten ergab pro Haus einen Durchschnittsertrag in 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 von 4842 5142 5460 5949 7089 8412 8929 in 1876 1877 1878 von 9193 9089 8870. Die Miethe betrug pro Kopf der Bevölkerung durchschnittlich 1845 1855 1865 1872 1874 1876 1878 58 66 87 109 142 163 165. Daß unter den herrschenden Schwierigkeiten des Jahres 1878 die Bauthätigkeit sich nur in sehr beschränktem Maße auf die Errich⸗ tung neuer Häuser legen konnte, ist selbstverständlich. Das legitime Baugewerbe fand einigen Ersatz in zahlreichen Umbauten, zu welchem die Billigkeit des Materials und billige Arbeitskräfte die An⸗ regung boten. . Die Abnahme der Neubauten wird illustrirt durch die Summe der neu aufgenommenen Versicherungen bei der städtischen Feuer⸗

Wohnungen

Die Zunahme der Versicherungssumme beirug in Millionen Mark: 1873 1874 1875 1876 1877 1878 141 174 166 157 115 96. Aehnliche Resultate ergeben sich aus der Beobachtung über Zu⸗ resp. Abnahme nene hypothekarischer Belastung des Berliner Grund⸗ besitzes. Die Zunahme der Eintragungen belief sich nämlich in Mil⸗

lionen Mark ur18 27 80 60 138 357 215 165 122 80 31

in 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878.

Die neu eingetragenen Summen stellten sich rund auf: . 1877. Hypotheken . . 212 500 000 8 1 Grundschulden 12 500 000

225 000 000 . 155 500 000

1878. Hypotheken. 11 500 000

Grundschulden

167 000 000

Mithin 1878 weniger 58 000 000 Gelöscht wurden 1877. 145 000 000 1878 nur 136 000 000

1878 weniger. . 9 000 000

Die g sammten 17 595 Häuser Berlins waren am 1. De⸗ zember 1878 mit 2 051 572 265 belastet. Der Besitzwechsel selbst umfaßte in 1878: 8

durch freihändigen Verkauf 2290 Grundstücke, durch Subhastation . 786 8 Summa .3076 Grundstücke. Von den ersteren 2290 Grundstücken waren 2038 bebaute und 252 unbebaute Terrains.

Das Geschäft in Hypotheken hat einen solideren Charakter an⸗ genommen, nachdem bei der großen Zahl von Subhastationen sich ein übertrieben hoher Zinssatz als ein schlechtes Palliativ erwiesen, und die mit großem Damno erworbenen hoch auslaufenden Hypo⸗ theken sammt und sonders ausfielen. 8

Für den ländlichen Grundbesitz erwies sich das Jahr 1878 gleich seinen Vorgängern fortgesetzt als eine Periode der Reinigung von den Folgen der Ueberspekulation, die sich in einer großen Anzahl von Subhastationen geltend machte.

Aus dem Bericht der Verwaltung der Feuersozietät der Stadt Berlin für das mit dem letzten September cr. zu Ende gegangene Geschäftsjahr 1877/78 ist zu ersehen, daß in dieser Periode 429 Brände hier stattgefunden haben, worunter 18 Gardinenbrände, 2 Blitzstrahlbeschädigungen und 15 Gaserplosionen. Durch 367 dieser Brände inkl. 18 Gardinenbränd’, 2 Büagftrablbeschüdignngen und 15 Gasexplosionen sind zu zahlende Brandentschädigungen von 818 506 erwachsen, durch die übrigen 62 Brände ist ein zu ver⸗ gütender Schaden nicht verursacht worden. Der Betrag der Nebenkosten bei Festtstellun der Brandschäden, der Beitrag zu den Kosten des euerlöschwesens ꝛc. beläuft sich zusammen auf 512 160 ℳ, wonach der Bedarf sich pro 1877/78 auf 1 330 666 stellt, und nach Abzug der ersparten und eingezahlten Beträge ꝛc. mit 20 582 noch 1 310 083 aus⸗ zuschreiben sind. Zur Deckung dieser Summe ist ein Beitrag von 8 von jedem Hundert der am 1. Oktober 1878 festgestellten Ver⸗ sicherungssumme von 1 831 342 000 auszuschreibea, wodurch mit Einschluß der doppelten, vierfachen und sechsfachen Beiträge 1 480 338 aufgebracht werden und es verbleibt dann incl. des Ueberschusses von 539 876 aus dem Vorjahre ein Ueberschuß von 710 131 Der Magistrat hat bei der Stadtverordnetenver amm⸗ lung beantragt, diesen Beitrag von 8 pro 100 zu genehmigen. hm 1. Oktober 1874 betrug die Hauptrersicherungssumme 1 296 356 475 und die in dem dreijährigen Zeitraume vom 1. Oktober 1875/76 bis 1. Oktober 1877/78 hinzugekommene Ver⸗ sicherungssumme beträgt demnach 368 938 600 6“ 1

Die Bank von Frankreich hat die Dividende für das zweite Semester 1878 auf 50 Frcs. per Aktie festgesetzt. Die Ge⸗ sammt⸗Dividende beziffert sich wie im Vorjahre auf 97,937 Fres. per Aktie von 1000 Frcs. nominal, und verzinst sich somit die Aktie der Bank von Frankreich bei einem Börsencours von rund 3125 Frcs. zur Zeit nur mit 3 %. b 1

Leipzig, 31. Dezember. (W. T. B.) Die in der bevorstehen⸗ den Neujahrsmesse stattfindende Garnbörse wird am 6. Ja⸗ nuar ihren Anfang nebmen und wie seither in den Räumen der „Leipziger Börsenhalle“ abgehalten werden. b

London, 28. Dezember. Dem „Manchester Guardian“ zufolge sind Anzeichen einer baldigen Beendigung des Baumwollarbeiter⸗ strikes in Oldham vorhanden. Eine große Anzahl Arbeiter aus benachbarten Städten wurde zugezogen. Viele Spinnereien sind bereits wieder in Betrieb. 1

Glasgow, 30. Dezember. (W. T. B.) Die erste Nachzah⸗ lung der Aktionäre der City of Glasgow⸗Bank hat nur 800 000 Pfd. Sterl., anstatt Millionen Pfd. Sterl., ergeben.

Rom, 30. Dezember. (W T. B.) Durch ein Dekret wird die

inf on Rindvieh aus Deutschland ve 8

6 Verkehrs⸗Anstalten.

Einem bis zum 30. Juni 1876 reichenden statistischen Aus⸗ weise zufolge betrug die Länge der im Vereinigten Königreiche von Großbritannien und Irland für den Verkehr eröffneten Pferdebahnen (Tramways) etwas über 268 Meilen. Die Zahl der Reisenden belief sich in dem am 30. Juni 1876 endenden Jahre auf 146 001 223. Die Bruttoeinnahmen betrugen 1 145 465 £, Betriebsspesen 868 315 £ und die Reineinnahmen 230 956 £. Die

815

forder

Zahl der Pferde war 9222 und die der Waggons 1124. Das biz zum 30. Juni 1876 autorisirte Gesammtkapital betrug 6 586 111 9, das eingezahlte Kapital 4 035 464 und das verausgabte 4 207 350 T.

Triest, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Venus“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien heute Nachmittags 3 Uhr hier eingetroffen. Plymonth, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Post dampfer „Lessing“ ist von New⸗Pork hier eingetroffen. New⸗York, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Oder“ ist von Bremen, der Dampfer der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C.

Messingsche Linie) „Greece“ von London und der Dampfer der National⸗Dam sschite Gontbagnie (C. Messingsche Linie) „Spain“ von Liverpool hier eingetroffen.

Bealtimore, 29. Dezember. Das Postdampfschiff „Leip⸗ zig“, Capt. Fr. Pfeiffer, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 11. d. Mts. von Bremen abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen.

Berlin, 31. Dezember 1878.

Die Stadtverordnetenversammlung berieth in ihrer gestrigen Sitzung eine neue Vorlage des Magistrats, betreffend die Erbauung je eines Reservoirs auf den Grundstücken der Wasser⸗ werke in Tegel und Charlottenburg. Dieselbe lautet:

„Der von der Stadtverordnetenversammlung zur Vorberathung der Vorlage betreffend die Herstellung künstlicher Filter auf den Grund⸗ stücken der Tegeler Wasserwerke eingesetzte Ausschuß resp. die von diesem eingesetzte Subkommission hat Inhalts der der Stadtverord⸗ netenversammlung vorliegenden Protokolle auf Vorschlag der bei ihren Berathungen und Untersuchungen zugezogenen Sachver⸗ ständigen empfohlen, die nach dem ursprünglichen Projekt noch fehlenden zwei Kompensations⸗Reservoire in Charlottenburg und ein zweites Reservoir in Tegel herzustellen. Hierdurch allein sei es möglich, ohne Betriebsstörung eine regelmäßige Reinigung der Reservoire ausführen zu können, welche bis jetzt bei der fort⸗ währenden Benutzung der vorhandenen Reservoire, die als die eigent⸗ liche Brutstätte der in Verbindung mit verschiedenen anorganischen Stoffen als Schlamm sich absetzenden Gebilde bezeichnet werden müßten habe unterbleiben müssen. Das Kuratorium der städti⸗ schen Wasserwerke hat sich den gemachten Vorschlägen insoweit an⸗ geschlossen, als es empfiehlt, unverzüglich mit dem Bau je eines Reservoirs in Tegel und Charlottenburg vorzugehen. Dasselbe hält im Uebrigen an der Ansicht fest, daß bei der jetzigen Qualität des Wassers nur durch die Ecbauung der Filter in Tegel eine radikale Beseitigung des Uebelstandes bewirkt werden kann. Indessen sei der Bau der beiden Reservoire immerhin nicht abzuweisen, um durch diese Anla en, welche für die späteren Erweiterungen der Wasserwerke unentbehrlich sind, schon vorher eine Verbesserung des Wassers mittelst wechselnden Betriebes der Rerservoire zu erreichen. Wir haben uns der Ansicht des Kuratoriums der Wasserwerke nur anschließen tönnen und stimmen deshalb der Herstellung zweier Reservoire in Charlottenburg resp. Tegel mit der Maßgabe zu, daß die Vorlage, betreffend die Ker⸗ stellung künstlicher Filter, dadurch nicht seine Erledigung gefunden hat, vielmehr die gegenwärtig in Tegel in dieser Be⸗ ziehung stattfindenden Untersuchungen ungestört fortgesetzt und zu Ende geführt werden. Die Kosten der Erbauung des Re⸗ servoirs in Charlottenburg und Tegel sind überschläglich auf 422 868 resp. 127 132 ℳ, zusammen 550 000 ℳ, berechnet, in⸗ dessen muß der Antrag auf definitive Bewilligung der dazu erfor⸗ derlichen Gelder bis nach Vorlage der speziellen Pläne und Kosten⸗ anschläge ausgesetzt bleiben. Hiernach beantragen wir, für jetzt be⸗ schließen zu wollen: Die Stadtverordnetenversammlung gene migt, daß die Erbauung zweier Reservoire, eines in Charlottenburg und eines in Tegel, deren Kosten auf circa 550 000 veranschlagt sind,

in Angriff genommen wird, die definitive Bewilligung der dazu er⸗ ichen, aus der für die rweiterung der Wafferwerke bestimmten Anleihe zu entnehmenden Gelder aber bis nach Vorlage der speziellen

Pläne und Kostenanschläge ausgesetzt bleibt.“ Die Versammlung genehmigte diesen Antrag.

Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin. Heft XV. Das Dorf Tempelhof. Von Dr. C. Brecht. Berlin 1878. Verlag des Vereins für die Geschichte Berlins. In Kommission bei E. Siegfr. Mittler u. Sohn.

Die vorstehende Schrift enthält eine sehr fleißig gearbeitete und allein auf die Quellen gegründete Geschichte des ungefähr eine halbe Meile südlich von Berlin gelegenen Dorfes Tempelhof von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Für dieselbe sind nicht allein die be⸗ treffenden Chroniken und sämmtliche gedruckte brandenburgische Urkundensammlungen, sondern auch das Königliche Geheime Staats⸗Archiv, das Archiv der Stadt Berlin und die Akten des Dominiums Tempelhof sorgsam benutzt und aus ihnen eine Menge Urkunden, von denen die meisten bis dahin noch nicht waren, größtentheils wörtlich mitgetheilt. Ein Anhang

ringt genaue Nachrichten über die Tempelhofer Berge und die Außerdem ist der Schrift eine Karte des Rittergutes empelhof und dessen beigegeben; im Terxte selbst aber finden sich auch noch Abbildungen der Kirche in Tempelhof, un⸗ streitig eines der ältesten Bauwerke in der Nähe Berlins, sowie des Monumentes auf dem türkischen Friedhofe und einer aus Veranlassung der Tempelhofer Revüen geprägten Medaille vom Jahre 1733.

Tempelhof wird urkundlich zuerst 1247 erwähnt. Um diese Zeit hatte ein Ritterorden sehr wahrscheinlich der Templerorden seinen Sitz daselbst; derselbe ließ sich auf dem Landkomplex nieder, welchen zur Zeit das Amtshaus mit seinen Wirthschaftsgebäuden ein⸗ nimmt. Unter dem Schutze des festen Hauses der Ritter entstand bald ein deutsches Dorf. Als 1318, nach Aufhebung des Templerordens, die Johanniter in den Besitz der Güter jenes Ordens traten, ging auch das Territorium der Dörfer Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde auf letztere über. Urkundlich werden die Johanniter als Besitzer dieser Ortschaften zuerst in einer Urkunde vom 23. April 1344 genannt, zu welcher Zeit Tempelhof der Sitz eines Ordenkomthurs und zwar des Burchard von Arenholz war. Im September 1435 kauften die Städte Berlin und Cöln von den Johannitern das Dorf Tempelhof mit dem Rittersitze und allem Zubehör, sowie die Dörfer Rixdorf, Marienfelde und Mariendorf, und wurden 1435, am 26. Sep⸗ tember, von dem Johanniter⸗Ordensmeister mit dem erkauften Grund und Boden und den darauf haftenden Rechten belehnt, theilten aber gleich nach Uebergabe der Güter das Gut Tempelhof in 2 Theile, den Komtur⸗ späteren Tempelhof und den Hawchof (Hanehof, Höfe⸗ hof) welche im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts auf ver⸗ übergingen und behielten sich nur die Gerichts⸗

arkeit und die Hebungen aus dem Dorfe vor. Im Anfange des 17. Jahrhunderts gehörten die Hebungen aus dem Dorfe nur der Stadt Cöln, deren Lehnsherr der Johanniter⸗Orden war; den freien „Höfehof“, auch das „Gut“ genannt, mit den darauf haften⸗ den Rechten befaß dagegen Dr. Loh. Köppen. Von diesem er⸗ kaufte am 27. August 1601 die Gemahlin des Kurfürsten Joachim Friedrich, Katharina, das Gut Tempelhof mit allen Rechten. Nach dem Tode seiner Gemahlin verkaufte Joachim Friedrich i. J. 1603 seine Besitzung mit den Pertinenzien an den Magistrat in Cöln, welcher sie bis 1621 nutzte, aber im April 1621 an den Münz⸗ meister Libbert Müller wieder veräußerte, sich jedoch hierbei die Gerichtsbarkeit und das Patronatsrecht über das Dorf Tempel⸗ hof, nebst dem Fleischzehnten und dem Lehnrecht an dem Schulzenamte vorbehielt. Im Juli 1630 verkaufte Libbert Müller das Gut Tempelhof an den ö“ Weiler. Dieser veräußerte noch in demselben Jahre dasselbe Gut wieder an den Statthalter der Mark und Johanniter⸗Ordensmeister sowie Minister des Kur⸗ fürsten Georg Wilhelm, den Grafen Adam von Schwarzenberg. Doch

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dog dieser keinen Nutzen von seinem Gute; denn das Dorf wurde während des 30 jährigen Krieges fast vollständig zerstört, die Ein⸗ wohner, soweit sie nicht erschlagen oder selbst Solbaten wurden, flüchteten von ihrer Scholle oder starben aus, so daß sich nur 2 Bauern während des Krieges in Tempelhof behaupteten. Nach dem Tode des Grafen Adam von Schwarzenberg kaufte von dessen Sohne, Grafen Adolf von Schwarzenberg, der Kurfürst Friedrich Wilhelm 1650 das Rittergut Tempelhof und schenkte es seiner Gemahlin, der Kurfürstin Luise 1 überwies dasselbe jedoch 2 Jahre nach dem Tode seiner Gemahlin, 1669, dem gewesenen Kammerdiener der Verstorbe⸗ nen, Coulumbel, zum Nießbrauch auf Lebenszeit. 1687 bat der aus dem Herzogthum Cleve nach Berlin berufene Hofprediger Cochius den Großen Kurfürsten, ihm seine bei Wesel belegenen Erbgüter gegen ein bei Berlin gelegenes Domänengut zu vertauschen. Der Kurfürst gewährte seine Bitte und wies ihm durch Permutationskontrakt vom 27. Oktober 1688 das Gut Tempelhof an, in dessen Besitz Cochius nach Coulumbels Ab⸗ leben 1693 trat. Nach dem Tode des Hofpredigers Cochius erbte dessen Wittwe das im Anschlag als Allod bezeichnete Gut, verkaufte dasselbe jedoch am 29. Oktober 1714 erb⸗ und eigenthämlich an den Königlichen Geheimen Kriegsrath, Direktor des Generalkommissariats, Wirklichen Geheimen Kabinets⸗Rath Friedr. Levin von Scharden. Derselbe erwarb 1716 vom Magistrate zu Cöln auch sämmtliche Reservate, die sich derselbe 1621 noch vorbehalten hatte, und erhielt über dieselben am 4. Januar 1717 vom Ordensmeister Albrecht Friedrich, Prinzen von Preußen, die lehns herrliche Senehmigung. Nach dem Ableben des Friedr. Levin v. Sch. (1730, 15. Sept.) übernahm das Gut laut Erbtheilung vom 1. Mai 1731 sein Sohn Levin Karl v. Scharden und verblieb darin ohne Lehnbrief bis an seinen Tod 1749. Nach dem Tode desselben (1749, 15. August) einigten sich seine Geschwister über die Erbschaft dahin, daß am 19. November 1749 seine Schwester, die verehelichte Geh. Finanz⸗ Räthin Charlotte v. Reinhardt, geb. v. Scharden, mit ihrem Gatten das Gut für eine Summe von 30 000 Thlr. übernahm. Das Dorf hatte unter dem Besitze der v. Reinhardtschen Eheleute das Unglück, 8 während des siebenjährigen Krieges, im Oktober 1760, von den Russen und Oesterreichern vollständig aus⸗ geplündert wurde. Nach dem Tode der Charlotte von Reinhardt (1796) verkauften ihre Töchter und Intestat⸗Erbinnen, die Geschwister von Reinhardt, das Gut am 9. Dezember 1796 an den Grafen Friedr. Heinrich von Podewils. Nach dessen Tode (1804, 4. Mai) verkauften die Podewilsschen Erben am 2. November 1816 für 60 000 Thlr. das Rittergut an den Fürsten Otto Hermann von Schönburg. Nach dessen am 27. März 1846 erfolgten Ableben erbten seine 3 Ge⸗ schwister, Fürst Victer von Schönburg, Fürst Eduard von Schönburg und die Fürstin Klementine von Schönburg, und seine Geschwisterkinder, die Gräflich Stolbergschen Geschwister, Tempelhof. Von erkaufte die Fürstin Klementine den Antheil ihres ruders Eduard, 8 daß sie Eigen⸗ thümerin der Hälfte von Tempelhof wurde. urch Punktation vom 18. April 1859 erwarb der Kammerherr Friedrich Graf v. Reichen⸗ bach⸗Goschütz das Rittergut Tempelhof in der Weise, daß er den Antheil der. Stolbergschen Geschwister kaufte und den Erben des inzwischen verstorbenen Fürsten Victor und der Fürstin Klementine das Vorkaufsrecht bewilligte. Am 11. Juli 1860 kaufte diese wieder von dem Grafen Reichenbach den Stolbergschen Antheil zurück, so daß sie mit ¾¼, die Erben des Fürsten Victor mit ¼ an Tempelhof betheiligt waren. Beide Besitzer veräußerten das Gut am 21. Februar 1863 an den Bankier Friedrich Carl Heinrich Ferdinand Jacques. Dieser ließ das „Gut verwalten und, nachdem verschiedene Stücke schon veräußert waren, verkaufte er den Gutsrest unterm 3. August 1871 an den Repräsentanten mehrerer englischen Privatleute, den Esg. Henry Daaiel Davis in London. Ein Jahr nach diesem Kauf trat die Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 in Kraft, wodurch der Guts⸗ bezirk Tempelhof und der Gemeindebezirk Tempelhof in den Amts⸗ bezirk Tempelhof umgewandelt wurden. In Folze dieses Verhält⸗ nisses hat sich bei d.e, Einwohnern der Gebrauch gebildet, den Dorf⸗ hezirf JAtanperget. und den ehemaligen Gutsbezirk „Neu⸗Tem⸗ pelhof“ zu bezeichnen.

London, 28. Dezember. Die heutige „Academy’“ bringt mehrere Mittheilungen von geographischem Interesse. Die eine zelst dahin, das nach neueren Briefen aus Asien die lange Zeit vergebens gesuchte Verbindungsstraße zwischen Indien und China endlich aufgefunden sein soll. Bisher hat der Bergkamm im Osten Assams einen unübersteigbaren Wall gebildet. Jetzt soll ein Weg über denselben entdeckt worden sein, der angeblich nicht die Höhe von 2000 Fuß übersteigt. Die Berichte, mit Zeichnungen und Karten, sind dem Museum zu Kalkutta zur weiteren Bearbeitung und Ver⸗ öffentlichung zugestellt worden. Weiter hat ein englischer Missionar in China, Namens Cameron, eine Strecke dieses Landes bereist, welche bisher von keinem europäischen Fuß betreten worden sein soll.

dem kürzlich erst durch den Vertrag von Tschifu aufgeschlossene Hafen Pakhoi aufbrechend, ist er glücklich bis VJünnan⸗fu vorge⸗ drungen. Ein Bericht seiner Reise soll bald veröffentlicht werden.

Vom Bodensee, 25. Dezember. Der große und weit ver⸗ breitete Schneefall der letzten Woche hat namentlich in der Schweiz nicht unerhebliche Verkehrsstörungen herbeigeführt Seit den Jahren 1784 wo der Schneefall schon im Oktober be⸗ gann und (mit Zwischenräumen) erst im April des näͤchsten Jahres aufhörte und 1829 sollen solche riesigen Schneemassen nich: mehr vorgekommen sein.

London, 26. Dezember. Schottland leidet bedenklich an den Wirkungen der gefallenen Schneemassen. Das Reinigen der gesperrten Bahnlinien ist höchst mühsam, da der Schnee durch den sich verhärtet hat. Auf mehreren kleinen Linien ist der Verkehr aufge⸗ hoben. Die „Highlands⸗Line“ ist nur mittelst mächtiger Schneepflüge offen gehalten worden. In Tay hat man nie so starke Eismassen gesehen wie in diesem Jahre. In Sutherlandshire sterben die Vögel zu Hunderten. Man fuͤrchtet sehr für die Schafheerden.

Paris, 29. Dezember. (Cöln. Ztg.) Die Seine, die seit gestern wiederum über einen Meter gestiegen ist, steht gegenwärtig drei Meter über dem gewöhnlichen Wasserstande. Alle Häfen im Innern von Paris sind überschwemmt, und ober⸗ und unterhalb steht Alles unter Wasser. Das Wetter ist milde, aber regnerisch, und es ist daher zu befürchten, daß die Ueberschwemmungen noch einen größeren Umfang annehmen werden. Die Schiffahrt auf der Seine ist vollständig unterbrochen. Die Rhone wie die Saone sind seit gestern ebenfalls um 1 ½ m gestiegen.

Im Flora⸗Etablissement zu Charlottenburg findet⸗ am Sonnabend, den 11. Januar, eine Subskriptions⸗Redoute statt. Der Eintritt ist nur gegen Vorzeigung der besonders aus⸗ Billets gestattet, welche un den öffentlich bekannt gemachten

tellen nach Einzeichnung in die ausliegenden Listen verabreicht wer⸗ den. Preis des Billets 3 Schluß der Zeichnungen am 9. Januar Abends. Anfahrt für Wagen: Rampe an der Spree, Eingang in der Wilmersdorferstraße. Die Theilnehmer werden ersucht, in Maske oder Domino zu erscheinen. Domino's sind leihweise im Etablissement zu haben. Die gesammten Räume des Etablissements sind festlich erleuchtet und dekorirt, das Palmenhaus auf das Außer⸗ ordentlichste illuminirt; die Ballmusik wird von zwei großen Musik⸗ chören, abwechselnd Streich⸗ und Militärmusik, ausgeführt, die Tänze von Königlichen Tänzern geleitet werden. In dem großen Speisesaal und den sämmtlichen kleineren Sälen, sowie auf den Perrons des Palmenhauses wird ein; reichhaltige Speisekarte und vollständiges kaltes Büffet bereit sein. Im Festsaal wird nicht servirt. Von 2 Uhr ab werden F Pferdebahnen während der Nacht Wagen zur nach Berlin (pro Person 50 ₰) bereit sein; ebenso wird dafür gesorgt sein, daß Droschken bereit stehen, auch wird Equipagenbesitzern auf Wunsch Stallung nachgewiesen.