1879 / 6 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Jan 1879 18:00:01 GMT) scan diff

obgleich sie ministeriellen Erklärungen nach nicht als Ultimatum aufzufassen ist, kaum Raum für eine ausweichende Antwort. Sollte Cetewayo sich abgeneigt zeigen, der Kapregierung n kaum etwas anderes als Krieg übrig. . Aus rüstung der Truppen des Kaffernhäuptlings aber, sowie die oße Wahrscheinlichkeit, daß ein allgemeiner Aufstand der affernstämme innerhalb und außerhalb der britischen Grenzen erfolgen könnte, würde den Krieg zu einer weit ernsthafteren Sache machen, als alle ähnlichen Kämpfe in Südafrika bis⸗ lang gewesen sind.

Frankreich. Paris, 6. Januar. 1 den neugewählten Senatoren befinden sich 13 Mitglieder der Deputirtenkammer, die jetzt nur die Bestätigung ihrer Wahl abwarten, um ihr Mandat niederzulegen. Binnen drei Monaten steht demnach, da auch noch einige andere Plätze zu besetzen sind, eine nicht unbeträchtliche 1 vo Deputirtenwahlen bevor. Der Ministerrath hat sich in seiner heutigen Sitzung mit dem Programm beschäftigt, mit welchem er in der nächsten Woche vor die Kammer zu treten gedenkt. Es gilt für ziemlich gewiß, daß der neue udiffret Pasquier zun seinem Prä⸗ ie meisten Aussichten

abgedrudte Absichten deutlich zu erklären, läßt,

in der heutigen Börsen⸗Beilage enausweise

tabellarische Uebersicht 1 deutscher Zettelbanken vom 31. Dezember v. J. schließt mit enden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassenbestand 618 775 ees * 88 000 vn 8— 8— der Vorwoche. Der Wechselbestand in Höhe von K g von 31 799 000 ℳ, die Lombard⸗ derungen in Höhe von 93 852 000 15 296 000 ℳ; es betrug ferner der Notenumlauf 857 759 000 oder 72 086 000 mehr als in der Vorwoche, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 170 888 000 um 29 962 000 und die an eine Kündi⸗ gungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 47 659 000 eine Abnahme um 543 000 ausweisen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der freien Hansestadt Bremen, Gildemeister, ist hier an⸗ gekommen.

Bayern.

ugeben, so bleibt Die Zahl und Aus⸗

eine solche von

einen Rückgan

München, 6. Januar. (Allg. Ztg.) An die Kammer der Reichsräthe ist von deren erstem Prä⸗ sidenten Grafen Schenk von Staufenberg ein Schreiben langt, worin derselbe wegen eines Augenleidens sein Nick ung der gegenwärtigen Landtags⸗ session entschuldigt und sein Eintreffen auf den 16. Januar in Aussicht stellt. Seit der Vertagung des Landtags sind an die Kammer der Abgeordneten wieder eine Anzahl Eisenbahn⸗Petitionen eingelaufen. Die vor einigen Tagen mitgetheilten Beschlüsse des Generalcomités des land⸗ wirthschaftlichen Vereins in Bayern, die Zoll⸗ und

Tariffrage betreffend, wurden auf Grund eines eingehen⸗ den Berichts gefaßt, den der Gutsbesi Advokat) Hofrath Dr.

Senat den Herzog von sidenten nicht wieder ernennen wird; auf diesen Posten haben augenblicklich die Herren Leroyer und Martel. Die Vorstände der Linken des Senats treten heute zusammen, um über die durch die gestrigen Wahlen geschaffene Lage Rath zu halten.

7. Januar.

erscheinen zur Wiederer

Die französische Re⸗ gierung hat am 31. Dezember 1878 die Handelsverträge mit England und Belgien gekündigt. Dieselben wer⸗ den indessen noch bis zum 31. Dezember d. J. in Kraft Diejenigen Handelsverträge, deren nach 6 Monaten erfolgt, gekündigt

(W. T. B.)

tzer (frühere Königliche Simmerl verfaßt und kurz zuvor bl auch den Mitgliedern des Landraths von Oberbayern mit⸗ Sowohl dieser als das Generalcomité waren mit dem Berichte vollständig einverstanden, und es wird der⸗ selbe alsbald durch den Druck veröffentlicht werden. richt und die Beschlüsse haben als Instruktion für die Ver⸗ treter des Generalcomites im deutschen Landwirthschaftsrathe Die Bearbeitung des Berichts und die Beschluß⸗

werden ebenfalls zu rechter französische gierung volle Aktionsfreiheit behält und vom 1. Januar in Wirksamkeit treten können. Die Regierung betrachtet die von dem Bey von Tunis gethanen Schritte zur Beilegung der durch den Zwischenfall mit dem Grafen Saucy hervorgerufenen Differenzen nicht als ausreichend und hat der Regierung von Tunis eine sehr energisch gefaßte Note zustellen lassen. In derselben wird die usführung folgender Bedingungen verlangt: Ent⸗ schuldigung dem französischen Konsul gegenüber, Absetzung der wischenfall kompromittirten Beamten und Unter⸗ suchung der Streitfragen zwischen den tunesischen Behörden und dem Grafen Saucy.

8. Januar. (Reép. fr.) Auf der Insel Martinique ist der Republikaner Desmazes in den Senat wiedergewählt worden, wodurch die republikanische Majorität auf 58 Stim⸗ men steigt.

Serbien. Belgrad, 7. Januar. (W. T. B.) Der Finanz⸗Minister hat der Skupschtina die Besteuerung aller Kaufleute und Indu Der Kriegs⸗Minister hat, ihm das Militärbudget ungekü mission gegeben.

Egypten. Journal veröffentlicht einen Bericht des Mi⸗ nisters der Auswärtigen Angelegenheiten, Nubar Pascha, wo⸗ nach der Khedive und der Ministerrath eine Kodifizirung der administrativen und der finanziell wünschen, damit der Ungewißheit in der ein Ende gemacht werde, difizirung dem

getheilt hatte.

1880 ab neue Zollverträge

zu8dienen. 8 assung über denselben war, was noch

zu erwähnen sein dürfte, vor dem Bekanntwerden des Schrei

bens des Reichskanzlers

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. tg.) Dem heute hier versammelten gemeinschaft⸗ andtage wurde eine Reihe von Vorlagen unter⸗ hören: der Gesetzentwurf, betreffend die Or⸗ mtsgerichte, der Gesetzentwurf, betreffend die der Gesetzentwurf, in das unbewegliche Ver⸗

ganisation der Ausführung der deutschen Justizgesetze, betreffend die Zwangsvollstreckung mögen, der Entwurf einer Schiedsmannsordnung, der Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Erledigung von Kompetenzkonflikten, und der Gesetzentwurf, betreffend die Versorgung der Wittwen und Waisen öffentlicher Diener.

Waldeck. Arolsen, 7. Januar. (W. Vermählung Sr. Majestät des lande mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Emma eute Abend um 6 ½ Uhr in der pro⸗ ehenen Weise stattgefunden.

striellen vorgeschlagen. weil die Skupschtina ablehnte,

T. B.) Die feierliche rzt zu bewilligen seine De⸗

Königs der Nieder⸗

von Waldeck hat

grammmäßig vorgese Das egyp⸗

8 7. Januar. tische amtliche

en Gesetze Finanzverwaltung ferner wird vorgeschlagen, diese Ko⸗ Revenuen⸗Enqueten⸗Ausschusse anzuvertrauen. Der Khedive hat sich in einem veröffentlichten Dekrete damit geordnet, daß von einem später zu bestimmenden Termin ab die Erhebung der Steuern nur kraft gesetzlicher Bestimmung geschehen solle.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 6. Januar.

sis waren in den letzten Tagen

die Lösung der Ministerkri reitet. Heute bringt

neuerdings verschiedene Kombinationen ver über den Stand der Angelegenheit folgende Mittheilung: „Das Abgeordnetenhaus, welches am 15. d. M. wieder zusammentritt, wird selb wärtige Regierung auf der Mi übernommen hat, nicht nur den Berliner zu vertheidigen, sondern auch ihren Stand nicht der verfassungsmäßigen Genehmigun Nach dieser Debatte wird sich eine theilweise Verände⸗ sstellen, als einzelne Minister gen Herren dürften in der bisheri⸗ rende Minister noch über die Budget⸗ er in diesem Jahre nothwendigen Auflösung hauses unter dem Prä Adolph Auersperg im Amte verbleiben.“

(W. T. B.) Nach einer Meldung der aus Scutari findet heute in Zogai bei lassung der Pforte eine Konferenz zwischen d den montenegrinischen Delegirten statt, 1 Podgoritza, Spuz sowie wegen der Räumung Fühern okkupirten Küste Albaniens

schreibt: Da die französische ewiesen hat, bei den öster⸗ lgemeinen Zolltarif an⸗ che Regierung genöthigt, das uführen, als sie französische Pro⸗ chlag von 10 Prozent zu den Sätzen fs belasten wird. In dem Handels⸗ ügliche Berathungen statt und iissungen an die Zollämter bald er⸗

die „Montagsrevue“ stverständlich noch die gegen⸗ einverstanden erklärt und an nisterbank sfinden, da sie es Vertrag materiell punkt, daß derselbe g bedürfe, zu moti⸗

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Rom, Dienstag, 7. Januar, die Ankunft des rumänischen Ka wartet. Das Journal „Popolo Romano“ schreibt: Von den drei zu den Grenzregulirungsarbeiten zwischen Rumänien, Bul⸗ sendeten italienischen Offizieren Tornaghi, sind die beiden ersten, nachdem die Arbeiten suspendirt sind, wieder in Rom eingetroffen. Von dem Oberst⸗Lieutenant Gola hat man jedoch, seitdem er Anfangs Dezember Bukarest passirte, Der Minister des Auswärtigen hat die gen über den Aufenthalt Gola's angeo aber bisher noch keinen Erfolg ge Macomer erhielt der Minister Canetto 381 Stimmen. nothwendig.

St. Petersbur rungsboten“ zufolge

rung im Kabinet insofern herau sich zurückziehen. t gen Weise als geschäftsführ debatte bis zu d des Abgeordneten

Abends. Morgen wird hier mmer⸗Prösidenten Rosetti er⸗

sidium des

garien und Serbien ent Orero und Gola, für den Winter

7. Januar. „Polit. Korresp.“ Scutari auf Veran Hussein Pascha un lcher wegen der Uebergabe von und Zabljak an Montenegro, der von den Monten verhandelt werden so Neue fr. Presse“ Regierung ihre Zollämter a reichischen Provenienzen den a zuwenden, so ist die österreichis

ollgesetz insofern dur venienzen mit einem Zu des allgemeinen Zolltari Ministerium finden hier dürften die entsprechenden We folgen.

keine Nachricht mehr. eifrigsten Nachforschun⸗ rdnet, dieselben haben bt. In dem Wahlbezirke eraccia 416, der Advokat Es ist deshalb hier eine engere Wahl

Mittwoch, 8. Januar. Dem „Regie⸗ die gestern unter dem Vo Ministers des Innern abgehaltene außerordentl che des Medizinalrathes und me angesichts des ansteckende schen Bezirk ausgebrochenen Epidemie, gnicht nachgebe, eine strenge Quarantäne anzuordnen te hygienische Maßnahmen zu ergreifen. wurde beschlossen, die Zahl der Aerzte im Gouvernemen xn. Der Gouverneur von Astrachan daß die neuen Erkrankungen im Dorfe en, obwohl die Epidemie ihren früheren unheilbaren Charakter behalte. Der und Postverkehr auf der Moskauer Verkehrslinie ist eingestellt worden und wird über andere Wege geleitet.

Washington, Mittwoch, 8. Januar. sprach in seiner gestern statt thuung über den Erfolg de lungen aus, denen eine Wiederkehr des Vertrauens Wiederaufleben des Handels folgen werde. Sherman erklärte, das Schatzamt verfüge ü Gold, Silber und Greenbacks, als der gegenw

hrerer Departementschefs beschlossen, n Charakters der im Jenotajewsk⸗ welche der ärztlichen Behandlung

und erprobt

Großbritannien und Irland. (W. T. B.) Earl Beaconsfield Gichtanfall „Reuterschen Bureaus“ heutigen Tage, den definitiven Pforte und Rußlan Man hofft, daß dieselbe den würden.

London, 7. Januar. ist an einem heesti⸗ einer Meldung des aus Konstantinopel, vom Verhandlungen

chan sofort zu verstärke meldete telegraphisch, 1 Wetlianka geringe sei nehmen die ansteckenden, Friedensvertrag zwischen der d fortdauernd einen guͤnstigen Verlauf. n in der nächsten Woche beendet wer⸗ Die Pforte hat keine Gegenvorschläge gemacht. Ein Telegramm des 4. d. M. meldet: Die Division des Ge

ei in Kohchi,

der englischen Vo dahar eine Ste Die Generale Ste

68* 2 Sn Sehneaeg 2 gehabten Sitzung seine nug⸗ „Standard“ vom r Wiederaufnahme der nerals Stewart etwa 4—5 Tagemärsche von Kandahar ent⸗ Nach einer Meldung des Befehlshabers ut habe der Gouverneur von Kan⸗ Wung am Tarnakflusse eingenommen. wart und Biddul Streitkräfte bei Taktipul, um den dahar am 8. d. M. (E. C.) Am Zulus, dem mächtig werde vermeiden lass von Feindseli wayo ents⸗

Schatzsekretär ber viel mehr ärtige Gebrauch

konzentrirten ihre ormarsch nach Kan⸗ emeinsam anzutreten.

ap glaubt man, daß ein Krie sten der Kaffernstämme, sich Jeden Augenbbick wird der Ausbruch Die an den Zulukönig Aufforderung, sich über seine Politik und

„Central⸗Blatts Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗A Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmach Ausweisung von Ausländern aus dem R Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Reichsgoldmünzen; Goldankäufe der Reichsbank

für das Deutsche folgenden In⸗

eichsgebiet. Ausprägung voa Justizwesen:

mit den um mehr

eiten erwartet. Rinderpest;

Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz

i

n Herbeiführung eines unmittelbaren Geschaͤftsverkehrs zwischen 211— und den schweizerischen Gerichtsbehörden. Vom 1./10. Dezember 1878. Marine⸗ und Schiffahrt: Beginn von See⸗ steuermanns⸗ und Seeschiffer⸗Prüfungen. Postwesen: Hinausschie⸗ bung des Beitritts Perus zum Weltpostverein. Konsulatwesen: Bestellung eines Konsular⸗Agenten; Exequatur⸗Ertheilung. Handels⸗ und Gewerbewesen: Vereinbarungen über den Veredelungsverkehr und über den Grenzverkehr mit roher ungebleichter Leinwand auf Grund

des Handelsvertrags mit Oesterreich⸗Ungarn.

8 11“ EEE1*“ Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Georg⸗Augusts⸗Universität zu Göttingen im Winter⸗Semester 1878/79. Im vorigen Semester sind im⸗ matrikulirt gewesen (988 + 4=) 992. Davon sind abge angen 290. Es sind demnach geblieben 702. Hierzu sind in diesem ester ge⸗ kommen 288. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Stud renden beträgt daher 990. Die evangelisch⸗theologische Fakultät zählt: Preußen 75, Nichtpreußen 16, zusammen 91. Die juristische 8 kultät zählt: Preußen 200, Nichtpreußen 77, zusammen 277. ie medizinische Fakultät zählt: Preußen 95, Nichtpreußen 34, zusammen 129. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeug⸗ niß der Reife 348, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 44, Preußen 392, c. Nicht⸗ preußen 101, zusammen 493, in Summa 990. eßer den imma⸗ trikulirten Studirenden besuchen noch einzelne Vorle Sungen 17. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1007.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Erforderniß tüchtiger Lehrer der französischen und der englischen Sprache an den höheren Schulen hat im Jahre 1860 die Errichtung eines Institutes zur Ausbildung von Lehrern der neueren Sp rachen veranlaßt, welches seit dieser Zeit unter der Leitung des Professors Herrig gestanden und dem neusprachlichen Unterricht, an unseren Schulen wesentliche Förderung gebracht hat. Da zur Zeit der Errichtung dieses Institutes und noch während einer Reihe von Jahren seines Bestehens an der hiesigen und an anderen Universitäten das wissenschaftliche Studium der französischen und der englischen Sprache noch nicht die ausreichende Vertretung gefunden hatte, so ist erklärlich, daß dieses Institut, obgleich aus dem praktischen Bedürfnisse des Unterrichts an den höheren Schulen hervorgegangen, dennoch neben der didaktischen Anleitung den wissen⸗ schaftlichen Erörterungen einen erheblichen Raum gewährte. Durch die Errichtung der Professuren für die modernen Sprachen an den Universitäten und die Einrichtung der diesen Unterricht verwerthen⸗ den seminaristischen Uebungen ist jetzt die Möglichkeit gegeben, daß die Studirenden der neueren Sprachen die wissenschaftliche Grund⸗ lage ihres Studiums auf der Universität selbst sich aneignen, bevor sie ihre Unterrichtsversuche an den höheren Schulen beginnen. Das Institut zur Ausbildung von Lehrern der neueren Sprachen wird durch die inzwischen hergestellten Universitätseinrichtungen nicht über⸗ flüssig gemacht, sondern vielmehr in die Lage gesetzt, seinen prak⸗ tischen Zweck vollständig zu verfolgen. Lehramtskandidaten, welche den Unterricht in den neueren Sprachen zum Hauptgegenstande ihrer Lehrthätigkeit zu machen beabsichtigen, soll durch die in dem Insti⸗ tute anzustellenden Uebungen Gelegenheit gegeben werden, im schrift⸗ lichen und mündlichen Gebrauche dieser Sprachen Sicherheit zu gewinnen und mit der schulmäßigen Behandlung der Grammatik und der Lektion auf den verschiedenen Unterrichtsstufen, sowie mit der Schulliteratur ihres Faches sich rertraut zu machen. Wissen⸗ schaftliche Abhandlungen der Mitglieder sind von den Uebungen nicht ausgeschlossen, können aber nicht als die nächste und eigentliche Aufgabe für eine Zeit angesegen werden, in welcher die Mitglieder vor Allem die Erfordernisse des Unterrichts sich zu vollem Bewußt⸗ sein zu bringen haben.

„Die Lehrstunden derjenigen Mitglieder des Seminars, welche gleichzeitig ihr Probejahr an einer Schule in Be lin ablegen, werden Seitens des Vorstandes des Seminars zu dem Zwecke besucht, um den Kandidaten über ihr Lehrverfahren denjenigen in das Einzelnste eingehenden Rath auszusprechen, welcher nur auf Grund der wissen⸗ schaftlichen und didaktischen Beherrschung des Gegenstandes mit Sicherheit ertheilt werden kann.

Nachdem Professor Herrig durch seine Berufung an die Kadetten⸗ anstalt in Lichterfelde veranlaßt worden ist, seine bisherige Thätigkeit an dem Institute mit dem 1. Oktober v. J. aufzugeben, ist die Direktion desselben und die Leitung der franzölischen Uebungen dem Direktor des hiesigen französischen Gymnasiums Dr. Schnatter, die Leitung der englischen Uebungen dem Oberlehrer an der hiesigen Dorotheenstädtischen Realschule Hr. Scholle übertragen worden. „Lehramtskandidaten, welche in das Seminar für neuere Sprachen einzutreten wünschen, haben ihr Gesuch schriftlich oder persönlich an den Direktor Schnatter zu richten und können von demselben über die Einrichtung des Instituts nähere Auskunft crhalten.

Im letzten Monat des eben verflossenen Jahres ist nun das „Mittelhochdeutsche Handwörterbuch“ von Dr. Matthias Lexer, Professor der deutschen Philologie in Würzburg, vollendet wor⸗ den. (Leipzig, Verlag von Hirzel.) Der Schlußlieferung, der vierten Liefe⸗ rung des dritten Bandes, sind zugleich die „Nachträge“ zu dem gesamm⸗ ten Werke, welche beinahe 13 Bogen umfassen, beigefügt. Zehn Jahre hat die Ausarbeitung dieses wichtigen und unentbehrlichen Werkes in Anspruch genommen. Der Verfaster, der sich durch seine Arbeit ein Verdienst erworben hat, gedenkt der Beihülfe einer größe⸗ ren Anzahl Fachmänner, unter denen sich nicht allein in engerem Sinne deutsche, sondern auch nicht wenige österreichische Gelehrte befinden, mit wärmstem Danke; aber auch mancher schon dahingegangenen Freunde und Förderer des Werkes. Namentlich „schmerzte das unerwartete Hinscheiden jenes verdienten Mannes, der die erste Anregung zu vorliegendem Werke gegeben und das Fort⸗ schreiten desselben nicht nur theilnahmsvoll beobachtet, sondern auch durch Rath oder Herbeischaffnng von Hülfsmitteln gefördert hat.’ Es ist in der That sehr zu beklagen, daß Salomon Hirzel nicht die Freude vergönnt war, den Abschluß des Werkes zu erleben. Wenn Lexer am Schlusse des Verwortes den Wunsch und die Hoff⸗ nung ausspricht, daß die mühevolle Arbeit nicht verloren sein, sondern unserer deutschen Wissenschaft zu Nutz und Frommen gereichen möge, so dürsen wic die feste Zuversicht hegen, daß dieser Wunsch und diese Hoffnung sich erfüllen werden. Denn schon ror der Vollendung des Ganzen sind die einzelnen, nacheinander erscheinenden Theile überaus fleißig benutzt worden. Durch dieses mittelhochdeutsche Handwörter⸗ buch wird das Studium der germanischen Philologie ganz wesentlich gefördert, erleichtert und vertieft werden. auch andere Disziplinen, die Theologie, die Geschichte des Mittelalters, die ger⸗ manistische Jurisprudenz, die Kulturgeschichte, wird sich dieses Werkes als eines ersprießl chen Hülfsmittels bedienen.

Von der Broschürenfolge, welche unter dem Sammelnamen: „Soziale Fragen und Antworten“ von dem Nordwestdeutschen Volks chriftenverlage zu Bremen herausgegeben wird, ist unter dem Titel: „Das sozialdemokratische Zukunftreich“ vor Kurzem das zweite Heft erschienen. Die kleine Schrift läßt es sich angelegen sein, die sozi ldemokratischen trügerischen P hantasiegebilde aus dem verführerischen Nebel herauszuziehen und sie auch einem schlichten, ungelehrten Verstande im vollen Tageslichte in ihrer wahren Natur zu zeigen. Der Ton, in dem die Broschüre gehalten, ist so kräftig und kernig, wie der der ersten, „Klassenkampf“ betitelten; dieselbe trägt ein echt volksthümliches Gepräge und es ist zu hoffen, daß sie manchen Bethörten wieder der schlichten Wahrheit zugänglich machen wird. Daß sie nicht für die ganze Stufenleiter von Gemüthsanlagen gleich geeignet sein kann, ist unzweifelhaft. Genug, wenn sie auf ihrem Platze wirksam ist. Der billige Preis der von dem Nordwe lichen Volksschriftenverlage herausgegebenen Broschüren, 380 und bei Ab⸗ nahme größeren Anzahl noch erheblich weniger, ist geeignet,

dem verdienstlichen Unternehmen einen guten Fortgang und weite Verbreitung zu sichern. Das zweite Heft verspricht, daß Gediegenheit und Volksthümlichkeit auch fernerhin die beiden Hauptvorzüge der Schriften sein werden.

Gewerbe und Handel. 8

Der 12. Jahrgang (1879) von Elsners „Repertorischem Assekuranz⸗Almanache ist im Selbstverlage des Verfassers, Dr. A. F. Elsner in Berlin, erschienen. Der reiche Inhalt des Almanachs ist nach denselben Gesichtspunkten wie in den voran⸗ gehenden Bänden geordnet und bringt aus dem Gebiete des gesamm⸗ ten Versicherungswesens zahlreiche für Gesellschaften und Vereine wie für den einzelnen Interessenten wichtige Notizen: alle gesetzlichen Neuerungen, welche diese Materie betreffen, sowie auf dieselbe bezüg⸗ liche Entscheidungen höchst r Gerichtshöfe in der bekannten sorg⸗ fältigen und übersichtlichen Bearbeitung ꝛc. Besondere Aufmerksam⸗ keit ist in diesem Jahrgange der Lebensversicherungsbranche gewidmet. Die Rubrik Verschiedenes⸗ enthält „praktische Winke für Lebensversicherer, Lebensversicherte und solche, die es wer⸗ den wollen.“ Es hat hier besonders die Absicht vorgelegen, das Publikum darüber zu informiren, welcher Gefahr dasselbe entgegen⸗ geht, wenn den Versicherungsbedingungen nicht die nöthige Achtsam⸗ keit zugewendet wird. Dankenswerth sind in dieser Beziehung auch die Mittheilungen, welche über das geschäftliche Verfahren einzelner Versicherungsgesellschaften gemacht werden. Als ein werthvolles Nachschlagebuch für alle Zweige des Versicherungswesens wird sich allen Interessenten der Almanach auch in dem neu vorliegenden Bande bewähren. 8

In der ordentlichen Generalversammlung der Stärkezucker⸗ fabrik⸗Aktiengesellschaft, vorm. C. A. Koehlmann & Co., vom 6. Januar cr. wurde die Bilanz für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 1877 bis 30. September 1878 genehmigt und die Divi⸗ dende dem Antrage des Aufsichtsraths eatsprechend auf 8 % festgesetzt. Aus dem Geschäftsbericht ist Folgendes zu entnommen: Im Anschluß an die Gencralbilanz wird bemerkt, daß die Grundstücke Cüstriner⸗ straße 10 und 11 sowie ein Gartengrundstück von den Koehlmann⸗ schen Erben käuflich für den Preis von 139 294 50 erworben, davon 55 194 50 baar bezahlt und 84 100 in darauf be⸗ findlichen Hypotheken übernommen sind. Die diesjährigen Abschreibungen beziffern sich auf 50 161 Für eine größere Waarenforderung wurden bereits im Vorjahre 35 000 auf Conto dubio in Spezialreserve gestellt Als Rest⸗ betrag wurden in diesem Jahre weitere 70 656 dem Konto zuge⸗ fügt. Das Waarenkonto betreffend, vertheilt sich das Aktivum von 155 869 auf 1) Fastagea, Stabhölzer, Säcke 2ꝛc.; Gegenstände, die zum Transport der Waaren nöthig sind, mit 37 629 2) Zur Fabrikation erforderliche Chemikalien 17 197 3) Futtervorräthe für die Gespannkraft 1880 4) Feuchte Stärke, die in den letzten Tagen der Campagne geliefert wurde, 33 591 5) Halbfertiges 5 rikat 36 544 6) Einen effektiven Waarenvorrath von

028 ℳ, der in den ersten Tagen des laufenden Jahres geräumt wurde. Im Ganzen sind 256 612 Ctr. feuchte Stärke verarbeitet und 167 034 Ctr. fertiges Fabrikat verschickt worden. Der Durch⸗ schnittspreis für Stärke stellte sich auf 750 per Centner, d. i. 25 niedriger als im Vorjahre. 1

London, 6. Januar. (Allg. Korr.) Die Cornish Bank in Truro (Eigenthümer Tweedie, Williams u. Co.), ein seit etwa 110 Jahren bestehendes Institut, schloß am Sonnabend Morgen ihre Thüren. Die Bank hatte Kommanditen in Falmouth, Penoyn und Redouth. Ihre autorisirte Noten⸗Emission betrug 149 000 Pfd. Sterl. Das Einlagen⸗Konto soll ein sehr stark s sein. Berichte aus Truro besagen, daß der Bankerott der Bank zahlreiche Falliments in der Handelswelt und der Bergwerks⸗Industrie in West⸗Cornwall nach sich ziehen werde. Die Passiva der Bank werden auf 1 Million Pfd. Sterl. geschätzt.

7. Januar. (W. T. B.) Eine Meldung des „Reu⸗ terschen Bureaus“ aus Kairo erklärt das an der Lon⸗ doner Börse verbreitete Gerücht von Differenzen, die zwischen dem Finanz⸗Minister Wilson und dem Hause Rothschild entstanden seien, für unbegründet. Die Ursache des Gerüchts sei wahrscheinlich die, daß einige Gläubiger auf die vom Khedive und dessen Familie an den Staat abgetretenen Domänen Beschlaz gelegt hätten, und daß es heiße, das Haus Rothschild werde die zweite Rate der egyptischen Anleihe erst nach der Aufhebung jener Beschlag⸗ nahme zahlen.

New⸗York, 7. Januar. (W. T. B.) Die Baumoll⸗ fabrik „Harmony“ in Cohoes, welche gegen 3500 Arbeiter beschäftigt, hat seit gestern in der gedrückten Geschäftslage die Arbeitszeit auf die Hälfte hera esetzt; ein Gleiches hat die Baum⸗ wollfabrik in Newburg gethan, in welcher ca. 300 Arbeiter be⸗ schäftigt sind.

6. Januar. (W. T. B.) Weizen⸗Verschiffun⸗ gen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinig⸗ ten Staaten nach England 86 000, do. nach dem Kontinent 100 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 40 000 Ortrs. Visible Supply an Weizen 19250 000 Bushel.

Verkehrs⸗Anstalten.

Wie die „Lüb. Ztg.“ vernimmt, hat die Direktion der Lübeck⸗ Büchener Eisenbahngesellschaft noch kurz vor Ende des verflos⸗ senen Jahres dem Ausschusse das Projekt für eine nach Travemünde führende normalspurige Sekundärbahn vorgelegt und wird, nach⸗ dem der Ausschuß sich mit demselben einverstanden erklärt hat, die Genehmigung zum Bau jener Bahn demnächst höheren Orts be⸗ antragen. Die Baukosten sollen dem Anleihefonds entnommen werden.

Berlin, 8. Januar 187209. 8

Der Weihnachts⸗Postpacketverkehr von Berlin in der Zeit vom 12. bis 25. Dezember 1878 folgenden mfang angenommen: A. Aufgelieferte Packete 1878: 365 230 Stück oder täglich 26 088 Stück, 1877 täglich 25 192 Stück. B. Eingegangene Packete 1878: 263 267 Stück oder täglich 18 805 Sruch 1877 täglich 18 035 Stück. C. Auf⸗ gelieferte und eingegangene Packete zusammen 1878: 628 497 Stück oder täglich 44 893 Stück, d. s. auf die Minute 31,2 Stück, 1877 täglich 43 227 Stück, d. s. auf die Minute 30,0 Stück. Auch bei dem Packetverkehr in den übrigen grö⸗ 5. Städten ist eine entsprechende Zunahme wahrgenommen worden.

Bei der gestern auf den Feldmarken von Schöneberg und Lankwitz abgehaltenen Hofjagdamtsjagd sind von 21 Schützen in einem Stand⸗ und drei Kessel⸗Treiben 376 Hasen erlegt worden.

Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden ist im November v. J. aus der Mitte der Bürgerschaft Berlins eine Adresse überreicht worden, in welcher Höchstderselben im Namen vieler Tausende Dank dafür ausgesprochen wurde, daß Sie in den schweren Tagen des verflossenen Sommers mit Ihrer Majestät der Kaiserin, Ihr Land und Haus, die Ihren verlassend, an das

ett des geliebten Vaters wiederum geeilt sei, um durch Wochen und Monate hindurch Ihm Trost und Ergquickung zu sein.

Die Großherzogin hat hierauf, wie die „N. A. Z.“ mittheilt, das folgende Antwortschreiben erlassen: 8

„Ich bin im Besitze der außerordentlich schönen, nach Inhalt und Ausstattung gleich ausgezeichneten Adresse, welche Mir von einer Anzahl Bürger Meiner Vaterstadt Berlin bestimmt worden ist und welche zahlreiche Unterschriften aus den Kreisen der Bevölkerung trägt. Ich wünsche recht in der Lage zu sein, den Dank, den Ich herzlich und aufrichtig empfinde, allen denjenigen mit ebenso großer Herzlichkeit zu sagen, deren Absicht, Mich zu erfreuen, in so hohem

Maße sich erfüllt hat. Daß Meiner gedacht waurde bei Gelegenheit der schweren Prüfungen der Sommermonate dieses Jahres gedacht wurde, da Mein Herz in schmerzlichem Erbeben und Sorgen war gedacht wurde, da Mein Herz in Dank und Bewegung der Ge⸗ nesung des Kaisers sich freuen durfte, diese Thatsachen konnten nicht in schönerer und wohlthuenderer Weise Mir kundgegeben werden, als in den Erinnerungsblättern geschah, welche nun vor Mir liegen. Ich schöpfe aus denselben die tröstliche Gewißheit, daß die Spender dieser kanstvollen und sinnigen Blätter es wohl empfunden haben, wie hoch und sege svoll das Vorrecht ist, das dem Kinde gestattet, in seinem Elternhause von Jahr zu Jahr stets die⸗ selbe Heimstätte glücklichsten Zulammenlebens sich bewahrt zu sehen, wie groß und schön ferner der Segen, in Tagen der Trübsal an der Seite theurer Eltern gemeinsam die Prüfungen tragen zu dürfen, wie solche über Uns kamen, wie groß und selten endlich die erhebende Erfahrung, Zeuge der Dankbarkeit und Theilnahme treuer Herzen nach Abwendung schwerer Sor en sein zu dürfen. Für dieses Ver⸗ ständniß dessen, was Ich im Laufe der letzten Monate erlebte, und für die wahrhaft vollendete Darlegung dieser Gesinnungen spreche

Ich Ihnen Meinen Dank aufrichtig und von Herzen aus.

Karlsruhe, 1. Dezember 1878. 1 4 itkt 8 Großherzogin von B den. Prinzessin von Preußen.“

Der wissenschaftliche Verein beginnt den diesjährigen Cyklus seiner Vorlesungen in der Sing⸗Akademie am Sonnabend, den 11. Januar, Nachmittags 5 Uhr, mit dem Vortrage des Prof. Dr. Scherer über Goethe's Pandora. Die Thüren des Saales werden zur Ver⸗ meidung von Störungen 5 Minuten nach 5 Uhr geschlossen werden. Abonnementskarten je 10 und 6 ℳ, Karten zu den einzelnen Vor⸗ je 1 ½ sind Vormittags beim Kastellan Hrn. Schaeff zu haben.

Die geographische Gesellschaft hielt am Sonnabend im Festsaale des Architektenhauses ihre erste Sitzung im neuen Jahre unter Vorsitz des Dr. Nachtigal ab. Dr. Nachtigal gedachte zunächst in warmen Worten der reichen Verdienste des bisherigen Vor⸗ sitzenden Freiherrn v. Richthofen, unter dessen bewährter und langjähriger Leitung die Gesellschaft immer mehr an Ausdehnung gewonnen habe, und sprach die Hoffnung aus, daß, da dessen Abreise von Beriin leider nahe bevorste e, er recht bald wieder hierher zurückkehre. Freiherr v. Richthofen dantte in herzlicher Weise für die ihm jetzt und so oft gezollte Anerkennung und wies auf die zahlreichen Umstände hin, die es ermöalicht haben, daß die Gesellschaft unter seinem Vorsitz an Mitgliederzahl sich verdoppelt habe. Die Gesellschaft trat nunmehr in den geschäftlichen Theil der Sitzung ein. Dr. Nachtigal referirte zunächst über die nenesten Nachrichten, die vom Hofrath Dr. Rohlfs eingelaufen sind. Ihnen zufolge hat Rohlfs gegen Weihnachten Tri⸗ polis verlassen, ohne dort auf die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser für den Sultan von Wadai bestimmten Geschenke zu warten, da der Aufenthalt in Tripolis für Rohlfs und sein zahlreiches Gefolge zu theuer wurde. Die Expedition hat 12 Tagereisen südlich von Tripolis ihr Lager aufgeschlagen und gedenkt dort auf die Ankunft der Kaiserlichen Geschenke zu warten. Vom Dr. Brch⸗ ner, der etwa vor Jahrerfrist in Loando angekommen sein mag, ist ein Brief noch nicht eingetroffen. Ebenso haben Major Mechow und Dr. Schütt neuerdings keine Nachricht von sich gegeben. An der Ostküste Afrikas hat man die Erforschung des Denarflusses in Angriff ge⸗ nommen. Tie Expedition ist zwar erst einen Breitegrad von der Küste aus vorgedrungen, aber schon auf dieser verhältnißmäßig kurzen Strecke hat sich gezeigt, daß man bisher über den Lauf des genannten Flusses sehr falsch berichtet war. Durch Vermittelung des Aus⸗ wärtigen Amtes sind der Gesellschaft endlich noch Mittheilungen über die Expedition des Grafen Cetschini zugegangen. Der Ge⸗ nannte hat sich die Aufgabe gestellt, den Süden des Lofloa zu erforschen. Er war im Oktober in Peking eingetroffen, und es ist ihm gelungen, von der chinesischen Regierung nicht nur Pässe nach Tübet, die bisher noch nie einem Europäer verabfolgt waren, sondern auch Empfehl ungen an die Mandarinen der zu durchreisenden Gebiete zu erhalten. Professor Förster referirte sodann über die neuesten Theorien der Polarlichterscheinungen, deren Kenntniß gerade jetzt für uns von Interesse ist, da demnächst die sogenannte alljährige Mar mal⸗ zeit der Polarlichterscheinungen unserer Zone wieder ihren Anfang nehmen wird. Deutschland wird während derselben di smal an der Polarlichterforschung aktiv sich betheiligen können, da beschlossen ist, mit dem astrophysischen Observatorium zu Potsdam ein solches für die Zwecke der Polarlichterforschung zu verbinden. Hierauf sprach Professor Hartmann über afrikanische Ethnologie.

Ueber die Stadt⸗ und Landgemeinden in Rußland enthält das jüngste Heft der vom Statistischen Departement im K. K. Handels⸗Ministerium herausgegebenen „Mittheilungen der K. K. österreichisch⸗ungarischen Konsulats⸗Behörden“ nach einem Berichte der K. und K. Botschaft in St. Petersburg einen größeren Aufsatz, dem wir Folgendes entnehmen: Die jetzige Bauerngemei deordnung wurde durch den Ukas vom 19. Februar 1861 über die Aufhebung der Leibeigenschaft ins Leben gerufen. Spätere reformatorische Be⸗ stimmungen, welche diese neue Organisation weiter beeinflußten, sind die Gesere vom 1. Januar 1864 über die Bezirks⸗ und Gouverne⸗ ments⸗Institutionen, und vom 20. November über die Justiz⸗ reform. Die Stadtgemeinden wurden durch die Städteordnung vom Jahre 1870 reorganisirt. Die den Landgemeinden gewährte Autonomie betrifft die Gemeindeämter, die Gemeindestenern und alle die Verwaltung angehenden Pflichte und Rechte. Ausgeschlossen ist das Gesetzgebungsrecht. Die größte Abweichung der russischen Ge⸗ meindeordnung von ähnlichen Statuten in anderen Ländern beruht auf der Beschaffenheit des Grundbesitzes. In der Regel naͤmlich haben die Mitglieder der Gemeinde kein persönliches Eigenthum an Grund und Boden, sondern erhelten ihr Land von der Ge⸗ meinde zur zeitlichen widerruflichen Nutznießung. Der Ur⸗ sprung dieser Einrichtung. ihre Zweckmäßigkeit und die Mittel zur Abhülfe der dabei zu Tage tretenden Uebel⸗ stände sind Gegenstand einer umfangreichen Literatur geworden, die jedoch bisher ein Resultat in irgend einer oder der anderen Richtung nicht herbeigeführt hat. Die jetzt über die Vertheilung des Ge⸗ meindelandes bestehenden Normen sind folgende: die Gemeinde er⸗ theilt jedem ihrer eigenberechtigten Mitglieder einen gleichen An⸗ theil am Gemeindeland und an den gemeinschaftlichen Nutzungen. Nach einem Zeitraum von 3 15 Jahren erfolgt eine neue Vertheilung des Landes. Wer aus der Gemeinde scheidet verliert sein Ackerland ohne Entschädigung, gleichwie er es ohne Entgelt er⸗ halten hat. Nur die Mobilien und das Wohnhaus sind Privateigen⸗ thum. Doch darf das Haus, da es auf Gemeindeboden steht, nur wieder an ein Mitaglied der Gemeinde verkauft werden. Wald und Weide werden in der Regel gemeinschaftlich benu zt und die j wei⸗ ligen Brachfelder zur Weide geschlagen. Mit Rücksicht auf die Lage und Fruchtbarkeit wird das Land in Zonen und diese in so viele Streifen getheilt, als Antheile erforderlich sind. Nur selten bilden die Antheile eines Bauern ein zusammenhängendes Ganze, und meistentheils bedingt die Abtheilung in Streifen den Flur⸗ zwang. Den Gemeinden, welche bei Einführun des jetzigen Ge⸗ meindesta uts den zur Vertheilung erforderlichen Grund und Boden nicht in genügender Menge besaßen, mußten die Gutsherren das fehlende Land abtreten, wofür die betheiligten Bauern den letzteren zu Geld⸗ oder Naturalleistungen verpflichtet waren. Bauern, welche solche durch Schätzung festgesetzte Leistu gea zu erfüllen haben, heißen zeitlich Veepflichtete“. Die Regierung gestattet jedem zeitlich verpflich⸗ teten Bauern, sich von dieser Grundlast durch Ankauf des Bodens zu befreien, und unterstützt solche Operationen, indem sie die An⸗ zahlung des Kaufschillings in Form einer Hypothekaranleihe besorgt. Als Kaufsumme gilt ihr jedoch nicht der von den Parteien

Fällen in ein 1— . wird in seiner Würde vom Friedensvermittler bestätigt, der ihn auch

Mitgliedern. 3 schließt über die Zuweisung von Geldern für die von der Versammlungbe⸗ schlossenen Ausgaben, über den Verkauf von Eigenthum der Bauern wegen rückständiger Steuern, und über die Ernennung und Absetzung der besolde⸗ ten Beamten des Wolost. In allen andern Fällen hat die „Verwaltung“ nur konsultatives Votum und dem Starschina steht unter eigener Ver⸗ antwortlichkeit die Entscheidung und Ausführung zu. Die Rechts⸗ pflege in Wolost in civilrechtlicher und strafrechtlicher Hinsicht ist einer Art Volksgericht anvertraut, welch sammengesetzt ist. Wichtigkeit vorbehalten, welche vor dem Jahre 1861 der gutsherr⸗ lichen Gerichtsbarkeit unterstanden. gewalt dieses Tribunals sind aber nunmehr jest begrenzt. werden von der Versammlung des Wolost 4 bis 12 Bauern gewählt, die zu je dreien kollegialisch das Richteramt üben. r schreiber wird von der Versammlung oder miethweise an⸗ gestellt. Das Gericht tagt in der Rege

ordentliche Sitzungen kann der Starschina einberufen. Verfahren ist das Gericht an kein Gesetz gebunden, sondern hält sich an das örtliche Gewohnheitsrecht.

vereinbarte Preis, sondern die 6prozenti e Kapitalisirung des bestandenen Grundzinses. Hiervon zahlt die Regierung einen gesetzlich bestimmten Theil in 5 prozentigen Staatspapieren, und giebt für den Rest Loskaufsbillete zu demselben Zinsfuße, über deren Einlösung besondere Vorschriften bestehen. Die Bauern ihrer⸗ seits haben der Regierung die „Loskaufsteuer“ zu entrichten. Was die Gemeindeverfassung betrifft, so ist die russische Bauern⸗ gemeinde der Inbegriff aller ein Gut bewohnenden Bauern. Sie ist ein Verband für Verwaltung und für Finanzwesen. Letzteres in⸗ sofern, als sie sowohl selbständig Gemeindesteuern ausschreiben und einheben kann, als auch dem Staate für Einbringung der Landes⸗ abgaben solidarisch haftet. Jeder Bauer in der Gemeinde, der im Vollgenusse seiner bürgerlichen Ehre steht und einen Aatheil am Ge⸗ meindelande erhalten hat, ist Hauswirth (Chasiarn). Nach dem Landesgesetze ist hierzu jeder Russe befähigt, der 18 Jahre alt ist und heirathet. Alle Hauswirthe einer Gemeinde und die gewählten Beamten derselben bilden die Dorfversammlung, welcher der von ihr erwählte Starosta (Aelteste) vorsteht. Die Thätigkeit der Dorfoersammlung betrifft hauptsächlich die wirthschaftlichen Verhältnisse der Gemeinde. In Folge der Haftpflicht für die Steuern hat die Versammlung die Steuersumme auf die Gemeindemitglieder zu repartiren, sowie die Maßregeln für Eintreibung der Steuern und Rückstände zu ver⸗ anlassen. Die Gemeinde kann Kirchen und Schulen bauen; sie hat die Brücken und Gemeindewege in Stand zu halten und darf zu diesem Behufe Naturalleistungen oder Geldabgaben ausschreiben. Sie hat ferner die Verpflichtung, die arbeitsunfähigen Mitglieder zu erhalten und für die Waisen zu sorgen; sie kann Tutoren und Kura⸗ toren ernennen, und hat deren Geschäftsführung zu überwachen. Die Versammlung vertheilt das Land an die Hauswirthe, nimmt neue Mit⸗ glieder auf und schließt renitente Angehörige (Trunkenbolde ꝛc.) von der Gemeinde aus. Sie kann, falls der Umfang der Geschäfte es erheischt, für einzelne Zweige der Administration Beamte wählen und ihnen einen Gehalt auswerfen. Die Beamten sind der Dorfversammlung ver⸗ antwortlich und von Gemeinde⸗ und Staatslasten befreit. Der Starosta beruft die Versammlung ein, welche gewöhnlich an Son

tagen Sitzung hält. Sie ist beschlußfähig, sobald der Starosta und die Hälfte der stimmberechtigten Bauern anwesend sind. Die Be⸗ schlüsse werden in der Regel mit einfacher Majorität gefaßt; nur

einige wenige Angelegenheiten, z. B. Umtheilung des Landes, ist Zweidrittel⸗Majorität erforderlich. Die Entscheidungen werden in ein Protokoll eingetragen. Der Starosta ist das Exekutivorgan der Versammlung. Außerdem handhabt er die Ortspolizei, ist Hülfs⸗ organ des Untersuchungsgerichts in Kriminalfällen und kann Bauern, die ihren Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde nicht nachkommen, zu einem Rubel Strafe, zu 2 Tagen Arrest, oder zu Gemeindearbeiten während derselben Frist verurtheilen. Der Verurtheilte kann binnen 7 Tagen beim Friedensvermittler wegen der ihm zuerkannten Strafe Klage führen. Mehrere Bauern

gemeinden, die nicht weniger als 300 und nicht über 2000 mäͤnnliche Seelen enthalten und vom Centralpunkt der Verwaltung nicht über 12 Werst entfernt sind, bilden einen Wolost (Gebiet, Gau). Als Centralpunkt gilt der Ort wo sich die Pfarrkirche befindet, und wenn es deren mehrere im Gebiete giebt, der bedeutendste Ort über⸗ haupt. Ortschaften mit mehr als 2000 männlichen Seelen bilden für sich einen Wolost. Gleich der Dorfgemeinde hat auch der Wolo

seine Versammlung und seinen Vorsteher; außerdem aber noch eine

Verwaltungsausschuß und ein Tribunal. Die Gebietsversammlung besteht aus von je 10 Hauswirthen gewählten Abgeordneten. Dörfer von

weniger als 10 Höfen schicken auch einen Deputirten Ueberdies haben

alle gewählten Beamten der einzelnen Gemeinden und des Wolost Sitz

und Stimme in der Versammlung. Die Versammlung wählt sich ihren 8

Vorsitzenden, den Starschina, der zugleich Vorstand des Wolost ist. Sie tritt zu einem Zeitpunkt zusammen, den der Friedensvermittler 8 auf Antrag des Starschiga bestimmt. Im Allgemeinen hat sich die Sebietsversammlung mit allen wirthschaftlichen Angelegenheiten z befassen, die den Wirkungskreis oder die Mittel der einzelaen Dörfer überschreiten. Sie hat insbesondere die Wahl ihrer Beamten und der des Wolostgerichts vorzunehmen; Beschlüsse zu fassen, welche das finanzielle Interesse des Gebietes betreffen, Schulen zu errichten, Klagen und Retlamationen entgegenzunehmen, die Steuerbeträge zu vertheilen und ihre Beamten zu kontroliren. Die Versammlung ist beschlußfähig, sobald der Starschina und zwei Drittel der 3 Mitglieder anwesend sind. Die Entscheidungen werden mit einfacher Majorität getroffken und in nichtigeren . Protokoll eingetragen. Der Starschina

beeidigt. Er ist das Haupt der Gebietspolizei und unterstehen ihm in dieser Eigenschaft die Starosten seines Gebietes; auch ist er, wie

diese, in Kriminalfällen Hülfsorgan des Untersuchungsrichters. Im Uebrigen liegen ihm dieselben Verpflichtungen, wie den Starosten ob. Die Gebietsverwaltung (Verwaltungsausschuß) besteht aus dem

Starschina, aus allen Starosten, dem Steuereinnehmer des Wolost, und wenn die Versammlurg will, noch aus 2 aus ihrer Mitte gewählten Sie hält gewöhnlich Sonntags ihre Sitzungen. Sie be⸗-

n 1 es aus gewählten Bauern zu⸗ Es sind demselben alle jene Fälle von geringerer

Die Kompetenz und Straf⸗ Jährlich

Der Gerichts⸗

alle zwei Wochen. Außer⸗ In seinem

Gestern veranstaltete im Saale des Architektenhauses die Pianistin

Frl. Lucie Fuchs ein Konzert. Dasselbe wurde mit Beethovens reizendem Quintett (op. 16) für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott eingeleitet, welches von der Konzertgeberin und den Richter, Stock, Löbel und Genzmer mit trefflichem Ver⸗ t

ändniß und großer Präzision zu Gehor gebracht wurde. Dem

Quintett folgte der Vortrag einer Arie aus „Semele“ durch Frl. Martha Rückward. Die iunge Dame verfügt über eine wohlklin⸗ gende, gut geschulte Altstimme, und verbindet damit eine von selbst⸗ ständiger Auffassung zeugende Vortragsweise. Später saag dieselbe noch drei Lieder: „Heimweh“ von Wuerst; „Willst du dein Herz mir schenken“ von Bach und „Reiselied“ von Mendelssohn gefällig und mit warmer Empfindung. Außerdem bot das Programm als Solo⸗ vorträge der Konzertgeberin, welche auch die Gesänge auf dem Klavier begleitete, drei kleinere Piecen: „moment musical“ von Schubert; „Warum“ und Schluß das . länder“ von Lißt für 1 dem gelungenen Vortrage dieser Stücke, wie auch den in Ver⸗ bindung mit Hrn. Grünfeld gespielten, feinsinnigen Reisebildern für Klavier vund Violoncello von Kiel: Sturm Am Wasserfall, Romanze, Eintritt, Fremde Musikanten, erntete die Concert⸗ geberin, welche sich aufs Neue als eine Pianistin von bedeutender Begabung und ernstem, erfolgreichen künstlerischen Streben erwies, lebhasten Beifall, der auch den übrigen in dem Concerte Mitwirkenden zu Theil wurde.

„Novelette“ von aus Wagners das Pianoforte

Schumann und zum „Fliegendem Hol⸗

Spinnerlied transponirt. Mit

Das 2. Abonnements⸗Konzert der Sing⸗Akademie

findet am Montag, den 13. Januar, Abends 6 ½ Uhr, statt. Zur Aufführung gelangt „Der Fall Jerusalems“ von M. Blumner.