handlung der Gesetzentwürfe über das Gebührenwesen un die Erbschaftssteuer (Wahl von Ausschüssen für beide Gegen⸗ stände, welche auch während der Vertagung der Kammern in Thätigkeit sein könne), und 3) die Kosten zur Durchführung der Aenderungen in den Bezirken der inneren Verwaltung, sowie zur Ausführung 8 “ und des Reichs⸗Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes. 3 . 8— 8. 1. (W. T. B.) Anläßlich der Justiz⸗ und Verwaltungsorganisation hat die Regierung von den Kammern für Neu⸗, Erweiterungs⸗ und Herrichtungsbauten einen Kredit von im Ganzen 890 340 ℳ verlangt. Hiervon sollen durch den Verkauf von verfügbar werdenden Amtsgebäuden 53 450 ℳ und der Rest durch eine Anleihe gedeckt werden. 3 3 Die Abgeordnetenkammer hat den Gesetzentwurf über die Bewilligung eines Kredits von 28 Millionen nach den Anträgen des Ausschusses mit 135 gegen 9 Stimmen an⸗ genommen, ebenso den Antrag auf Beschleunigung der Ab⸗ lieferung der Einnahmen an die Centralkasse. Hierauf wurde nach längerer Debatte der Antrag Kopp bezüglich einer Herabminderung der Militärausgaben trotz des Wider⸗ spruchs des Kriegs⸗Ministers angenommen. 11e“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. Februar. (W. T. B.) Die „Pol. Korr.“ meldet aus Konstantinopel: Die Frage des Kostenersatzes für dietürkischen Kriegsgefangenen ist dahin entschieden worden, daß die Pforte die bis zur Unter⸗ zeichnung des Berliner Vertrages erwachsenen Erhaltungs⸗ kosten vergütet, daß aber hiervon ein entsprechender Betrag für die von den Gefangenen in Rußland geleisteten Arbeiten abgezogen wird. Die Frist für die Ratifikation des definitiven Friedensvertrages ist auf vierzehn Tage festgesetzt. — In amtlichen Kreisen wird entschieden bestritten, daß es sich bei den in der Nähe von Panthi vorgekommenen Krankheits⸗ fäleen um die Pest handle, es sei positiv, daß dort lediglich der Flecktyphus aufgetreten sei. “
— 9. Februar. Die „Montagsrevue“ schreibt, sie glaube nicht zu irren, wenn sie annehme, daß eine offizielle Mit⸗ theilung des Prager Friedens auch von österreichischer Seite
an die dänische Regierung nie erfolgt sei. Artikel 5 des
Prager Friedens sei der letzte, nicht dunkle aber doch unauf⸗ geklärte Punkt in dem Verhältnisse Oesterreich⸗Ungarns zu Deutschland gewesen. Eine Klärung herbeizuführen, den Angelpunkt möglicher Differenzen zu beseitigen, dem
Vertrauen der Gegenwart auch das Vertrauen in die Zu⸗
kunft hinzuzufügen, sei ein Gebot der Staatsklugheit wie ein Gebot der loyalen Auffassung der Beziehungen beider
Staaten zu einander gewesen. Wenn für Deutschland der materielle Werth des Erreichten auch ein größerer sein möge,
so sei für Oesterreich⸗Ungarn der ideale Werth gleichfalls ein
nicht unerheblicher. Der Freundschaftsbund zwischen Deutsch⸗
land und Oesterreich⸗-Ungarn sei nicht von Individuen und
von der wechselnden Strömung der Tagesmeinung abhängig;
er ruhe vielmehr auf der gefesteten Basis klarer staatsrecht⸗
licher Beziehungen, gegenseitigen Volksvertrauens und realer dauernder Interessen beider Staaten.
— Die durch den Fürsten Lobanoff und Karatheodory Pascha gestern Abend erfolgte Unterzeichnung des rus⸗ sisch⸗-⸗türkischen Friedensvertrages wird durch aus
Konstantinopel hier eingegangene Nachrichten bestätigt.
8 Pest, 8. Februar. Das Abgeordnetenhaus hat
eute den Anleihegesetzentwurf in der Spezialdebatte unverän⸗
dert angenommen.
3 Großbritannien und Irland. London, 7. Februar.
Die Ernennungen des Carls of Dufferin zum Botschafter
in St. Petersburg und des Lord Augustus Loftus
zum Gouverneur von Neusüdwales sind heut amtlich publi⸗ grt worden.
— 9. Februar. (W. T. B.) Das „Reutersche Bu⸗
reau“ meldet aus Konstantinopel: Die Uebereinkunft
Englands mit der Pforte wegen käuflicher Ueberlassung
der auf Cypern befindlichen Staatsgüter sei zum Ab⸗
schluß gelangt; ein großer Theil der Liegenschaften verbleibe
im Privatbesitze des Sultans.
Nach Liverpool ist, um die Ordnung unter den Stri⸗
kenden aufrecht zu erhalten, eine aus 300 Mann Infanterie
und 80 Mann Kavallerie bestehende Truppenabtheilung abgesendet worden.
Die von der Admiralität zur Untersuchung der
Ursachen der Explosion eines Geschützes auf dem
„Thunderer“ eingesetzte Kommission hat in ihrem Berichte konstatirt, daß das Geschüͤtz ein Mal versagt hatte, und daß es in Folge dessen noch einmal geladen und ab⸗ gefeuert wurde, so daß sich also gleichzeitig zwei Ladungen in
em Geschütze befanden. 1 Frankreich. Paris, 8. Februar. Das „Journal officiel“ vom heutigen Tage veröffentlicht die Ernennung des Deputirten Cyprien Girerd zum Unter⸗Staatssekretär im Ministerium der Landwirthschaft und des Handels. —. (W. T. B.) Der Präsident Gréevy heute das diplomatische Corps und sprach dabei seine hohe Befriedigung über die ausgezeichneten Be⸗ ziehungen aus, in denen Frankreich zu den auswärti⸗ gen Mächten stehe. Er könne die Versicherung hinzufügen, daß die Regierung der Republik alles ihr nur Mögliche thun werde, um jene Beziehungen zu konsglidiren, und er bitte die Vertreter der fremden Mächte, ihren Negierungen seinen Dank zu übermitteln für die Bereitwilligkeit, mit welcher dieselben die Stellung ihrer Vertreter bei der Regierung der französischen Republik geregelt hätten. 3 Italien. Rom, 8. Februar. (W. T. B.) Der italie⸗ nische Gesandte Graf Maffei ist auf seinen Posten nach Athen zurückgekehrt. — Das Ministerium hat heute der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die der Ge⸗ meinde Florenz zu gewährende Entschädigung, vorgelegt. Nach dem Gesetzentwurf soll der Gemeinde Florenz eine jähr⸗ iche Rente von 2 900 000 Lire unter der Bedingung zuge⸗ billigt werden, daß dieselbe auf alle weiteren Entschädigungs⸗
empfing
ansprüche verzichtet. Die Opinione“ schreibt: Indem die italienische Regierung dem rumänischen Gesandten erklärt habe, daß sie sich nicht von den übrigen Mächten trennen werde und demzufolge die Unabhängigkeit Rumäniens vor vollständiger Ausführung des Berliner Vertrages nicht anerkennen könne, habe dieselbe doch die Gelegenheit e en. Rumänien ihre Sympa⸗ thien auszusprechen und dessen legitime Forderungen in der frage der Abgrenzung der Dobrudscha gegen Silistria hin zu unterstützen.
— 9. Februar. (W. T. B.)
rumänischen Abgesandten empfangen. Türkei. Konstantinopel, 7. Februar. (W. T. B.) Wie aus Regierungskreisen verlautet, scheint die Pforte in den Gegenvorschlägen, die sie den ihr unterbreiteten finan⸗ ziellen Projekten gegenüber gemacht hat, nicht abgeneigt, eine auswärtige Kontrole der Zollverwaltung zuzuge⸗ stehen, welche so eingerichtet werden könnte, daß den bei den Finanzoperationen betheiligten Interessen alle wünschens⸗ werthen Garantien gewährt würden. Die in Rede stehenden Finanzpläne haben die Zolleinkünfte des osmanischen Reiches zur Basis und bezwecken ausschließlich die Zurückziehung des Papiergeldes und ein Arrangement mit den Inhabern tür⸗ kischer Fonds. 111““ “
— 8. Februar. Der russisch⸗türkische Friedens⸗ vertrag ist vom russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, und vom türkischen Minister des Auswärtigen, Karatheodory Pascha, heute Abend unterzeichnet worden. Die Russen beginnen bereits morgen mit der Räumung des türkischen Gebiets, die binnen 35 Tagen beendet sein soll. — Die Ueber⸗ gabe von Podgoritza an die Montenegriner ist nach hier vorliegenden Nachrichten gestern erfolgt, Seitens der Montene⸗ griner wurden mehrere türkische Gebietstheile geräumt.
— In Folge von Reklamationen einiger Mächte, darunter Italiens, hat die Pforte über das von französischen Kapi⸗ talisten durch den Marquis von Tocqueville gemachte Fi⸗ nanzprojekt und über die bedingungsweise Ueberlassung einzelner Revenüen ihren auswärtigen Vertretern Aufklärungen zugehen lassen. Nach dem bezüglichen Vertragsentwurf wird die Pforte mit den Inhabern türkischer Schuldtitel direkt
verhandeln. Griechenland. Athen, 9. Februar. (W. T. B.)
Die griechische Regierung hat eine Quarantäne von 21. Tagen für alle Provenienzen aus dem Asowschen Meere an⸗ geordnet. — Die griechisch⸗türkische Grenzregulirungs⸗ Kommission ist gestern in Prevesa zusammengetreten. Der türkische Kommissar, Moukhtar Pascha, erklärte, daß er keine Instruktion erhalten habe, auf der Basis des Berliner Ver⸗ trages zu verhandeln. Die griechischen Kommissare verlangen dagegen, daß die Verhandlungen auf der Basis dieses Ver⸗ trages geführt werden. Heute treten die Kommissare aber⸗ mals zu einer Berathung zusammen. Die Vermittelung der europäischen Mächte für die griechisch⸗türkische Grenzregulirung wird als unvermeidlich betrachtet.
Montenegro. Cettinje, 9. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des Kommandanten Bozo Petrovic aus Pod⸗ goritza bestätigt, daß die Montegriner ohne jeden Anstand Spuz, Podgoritza und Zabliak mit den dazu gehörigen Gebietstheilen besetzt haben.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Februar. (W. T. B.) Nach einem offiziellen Telegramm aus Kon⸗ stantinopel von gestern Abend ist der russisch⸗türkische Friedensvertrag unterzeichnet worden. Unmittelbar darauf ist die Verständigung davon an die resp. Truppen⸗ Commandeurs ergangen. Die Rückkehr der Truppen geht sofort vor sich. Bezügliche Bestimmungen sind bereits früher getroffen worden. Die Ratifikation wird unverzüglich nach Eingang des Friedensinstruments erfolgen.
Offizielles Telegramm aus Astrachan, von gestern: In Wetljanka und Umgegend kein Kranker. Aus dem Flecken Nicolajewsk, Distrikt Tsarewo, Gouver⸗ nement Saratow, 600 Werst von Astrachan, wird ein Krank⸗ heitsfall gemeldet, der zweifelhaft erscheint; der Gouverneur erwartet näheren Bericht von den Aerzten. Im Dorfe Seli⸗ trennoje und innerhalb des Quarantäne⸗Rayons sind einige neue Fälle der Epidemie vorgekommen, die tödtlich ver⸗ liefen. Der Gouverneur hat sich sofort an Ort und Stelle begeben. 9 Grad Kälte.
— 9. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Der General⸗ Gouverneur Graf Loris⸗Melikoff ist, wie aus Za⸗ rizin telegraphisch gemeldet wird, heute Vormittag 10 Uhr mit seinem Gefolge dort eingetroffen und von den Behörden und einer sehr großen Volksmenge begrüßt worden. Zur Verstärkung des Sanitätskordons kommen fortdauernd Truppen in und um Zarizin an. Aus verschiedenen Theilen des Reichs, namentlich aus Moskau, gehen große Sendungen von Lebensmitteln und Medikamenten ein, die für das Gouverne⸗ ment Astrachan bestimmt sind. Die Kälte hat in Zarizin seit etwa zwei Tagen wesentlich nachgelassen.
— 10. Februar. Wie dem „Golos“ aus Zarizin, vom 9. d. M., telegraphirt wird, traf mit, demselben Zuge, mit welchem Graf Loris⸗Melikoff ankam, auch ein Sanitäts⸗ detachement, bestehend aus dem Professor Jacoby, 5 Stu⸗ denten der medizinischen Akademie und dem Bevollmächtigten Jusseffowitsch, in Zarizin ein. Sis bA
Offizielles Telegramm aus Astrachan, vom 9. d. Mts.: In Wetljanka und den umliegenden Ortschaften kein Kranker. In Selitrennoje erkrankte am 8. d. M. ein junges Mädchen an der Epidemie. Ueber den gestern gemeldeten Krankheitsfall in Nicolajewsk liegt noch kein weiterer Bericht vor. 8 Grad Kälte. eras 1
Amerika. Wafhington, 8. Februar. (W. T. B.) Vor der Kommission zur Untersuchung der bei der letzten Präsidentenwahl vorgekommenen Wahlfälschungen wurde heute Tilden vernommen. Derselbe stellte auf das Be⸗ stimmteste in Abrede, daß er von der Einleitung von Ver⸗ handlungen zum Zwecke der Bestechung der Wahlcomités in Florida und Südkarolina Kenntniß gehabt, oder daß er solche Verhandlungen geargwohnt habe.
— 9. Februar. (W. T. B.) Die Repräsentanten⸗ kammer hat die Bill, betreffend die Armee⸗Reorganisa⸗ tion, angenommen. In derselben wird das Zusammenziehen von Truppen in den Wahlplätzen an den Wahltagen für un⸗ zulässig erklärt.
Audienz
Gewerbe und Hanbdel.
Nach amtlicher Nachricht aus Konstantino ist das für das Sandschak Gallipoli erlassene Verbot der Aus fuhr von Cerealien fernerweit auf die Dauer von zwei Monaten und das Ausfuhrverbot für das Vilajet Trapezunt bis zur nächsten Ernte verlängert worden. “
— Der Ausweis des britischen Handelsamtes für Januar bekundet aufs Neue eine erhebliche Abnahme in der Ein⸗ und Aus⸗ fuhr des Landes. Im Ausfuhrwerth zeigt sich gegen Januar 1878 eine Verminderung von 7¼ % und gegen Januar 1877 von beinahe 11 %, nämlich £ 14 196 518 gegen £ 15 423 911 in 1878 und f£ 15 946 080 in 1877. Der Räckgang zeigte sich noch immer
hauptsächlich im Werthe der Ausfuhr, weniger in der Quantität.
der König hat heute den A Rosetti in
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der Abnahme sind hauptsächlich folge vd e Stapelartikel betheiligt: Kohlen und Coak, Kupfer, Baumwollgarn, Baumwollfabrikate, Metallwaaren, Eisen und Stahl, Zucker, Wollen⸗ und Kammgarn⸗ stoffe. Eine mäßige Zunahme haben aufzuweisen: Kurz⸗ waaren, Jute und Leinenfabrikate, Dampfmaschinen und Seidenstoffe. — Die Einfuhr verminderte sich im Januar gegen den entsprechenden Monat der beiden vorhergehenden Jahre um 13 ¾ resp. 20 %, nämlich von 32 899 380 und £ 30 609 956 auf £ 26 367 046. Etwa 3 ½ Millionen £ der Gesammtverminderun der Einfuhr im Betrage von 4 ½ Millionen & vertheilen sich 82 folgende neue Artikel: Kaffee, Totalsumme & 417 876 (s— f 155 254), Weizen, Totalsumme £ 1 866 634 (— £ 558 270), Getreide und Mehl, Totalsumme 1 805 012 (— f 1155 303), Baumwolle, Totalsumme 4 3 870 531 (— & 703 628), Kartoffeln, Totalsumme £ 43 078 (— 4£ 97787), Sämereien, Totalsumme & 616 515 (s— X 655 145), Thee, Totalsumme £ 912 283 (— f 79 719), Fremde Weine, Totalsumme 276 527 (— f 174 235), Bau⸗ und Brennholz. Totalsumme 4 306 514 (— 4£ 169 502). Andererseits figuriren Zucker, Talg und Schafswolle mit einer mehr oder minder erheblichen Zunahme in der Verschiffung. .
Brüssel, 8. Februar. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Diskont von 3 ½ auf 3 % herabgesetzt.
London, 10. Februar. (W. T. B.) Die hiesigen Ma⸗ schinenbauer haben wegen der Reduktion der Löhne um 7 ½ % die Arbeit eingestellt.
Glasgow, 8. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 208 300 Tons gegen 170 700 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 86 gegen 88 im vorigen Jahre. 1
Washiugton, 9. Februar. (W. T. B.) Die Einfuhr von Vieh aus Canada nach den Vereinigten Staaten ist auf 3 Monate, vom 6. Februar ab gerechnet, verboten.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 10. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Iris“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost heute aus Alexandrien hier eingetroffen.
Southampton, 8. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Frankfurt“ ist hier angekommen.
Rom, 8. Februar. (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale“ veröffentlicht den bereits gemeldeten Erlaß des Ministers des Innern vom 6. d. M., betreffend eine Dtägige Quarantäne für al lie Provenienzen aus den Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres, sowie aus den türkischen, griechischen und montenegrinischen Häfen. Gleichzeitig ist angeordnet, daß auch die Provenienzen aus Aegypten, Tripolis und Tunis den Bestimmungen dieses Erlasses unterliegen.
Madrid, 8. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat nunmehr auch für alle Provenienzen aus dem Aegäischen Meere die Quarantäne angeordnet. Alle Kauffahrteischiffe und
alle Reisenden haben sich in besonderen Quarantäne⸗Anstalten wäh⸗ rend eines Zeitraumes von 7 Tagen der vorgeschriebenen Desinfektion
zu unterziehen. Kopenhagen, 9. Februar. (W. T. B.) Der Eistrans⸗ port zwischen Korsör und Nyborg ist eingestellt. 8 New⸗York, 8. Februar. (W. T. B.) D „Denmark“ von der National⸗Dampfschiff (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 10. Februar 1879.
Paris, 10. Februar. (W. T. B.) In dem Prozesse gegen den Direktor der Münze zu Bordeaux, Delebecque, wegen Unterschlagung von Silberbarren hat der Assisenhof zu Bor⸗ deaux den Angeklagten zu 6jähriger Einschließung und 115 000 Fres. verurtheilt.
Im Verein für die Geschichte Berlins sprach am
Sonnabend Hr. Dr. Bolle über die Vögel in Berlin, deren hie
mindestens 75 Arten vorkommen (während Paris nur 54 aufzuweiser
habe). Von Raubvögeln seien am häufigsten der Wander⸗ falke, den Hühnerhabicht, der Thurm⸗ oder Rüsselfalke, der Sperber; ausnahmsweise selbst der Schlangenadler und der Stein⸗ und Seeadler. Von den Eulen sind die Schleier⸗ eule und die mittlere Ohreule häufig; ebenso der Steinkauz
Von anderen Vögeln wurden außer dem Sperling und den Schwal⸗ ben aufgezählt: das Hausrothschwänzchen, der Steinschmätzer, die weiße Bachstelze, Tauben im Zustande der Verwilderung und zahlreiche Singvögel. Vom Specht kommen 3 Spezies vor, von den Raben⸗
vögeln der Kolkrabe und die Nebelkrähe. Der Storch hat Berlin Möwen und Eis⸗
längst verlassen. Die Enten sind verschwunden; vögel sind seltene Gäste.
Der zweite Vortrag war von Hrn. Ferd. Meyer und behandelte das Thema: „Voltaire und seine Wohnstätten in Berlin“. Der Redner gab aber gleichzeitig eine vollständige Charakteristik Voltaire's und eine ausführliche Schilderung seines Verhältnisses zum Könige Friedrich II. *3
Die französische Schauspieler⸗Gesellschaft im Saal⸗ Theater des Königlichen Schauspielhauses brachte am Sonnabend „Les Effrontés“ von Emile Augier zur Aufführung. Das Lustspiel erschien zuerst am 10. Januar 1861 auf der Bühne des Théatre⸗Frangais und wird den besten Arbeiten Augiers zugezählt. Der Dichter geißelt darin mit beißendem Spotte und großem Frei⸗ muth die Schwächen der damaligen französischen Gesellschaft, ein Umstand, der das Stück für mehrere Monate zum Gegenstand leb⸗ hafter Besprechung machte und auf dem Repertoire erhielt. Auch hier in Berlin ist dasselbe seit Jahren von früheren Aufführungen her bekannt und mit Beifall aufgenommen worden; es ist scenisch sehr wirksam gearbeitet und zeichnet sich durch feine Charakteristik und gewählten, humorvollen Dialog aus. Die Darstellung des Stückes darf die gegenwärtige Gesell⸗ schaft zu ihren besten Gaben zählen. Von den weiblichen Rollen treten zwei, die der Marquise d'Auberive und Clémence Charrier in den Vordergrund. In der letzteren fand Mdme. Subra Gelegenheit, ihr anmutbendes gefälliges Talent für dieses Rollenfach an den Tag zu legen, während Mdme. Claire Bel die schwierige Rolle der Marquise d'Auberive zu voller Geltung brachte. Ungleich mehr Bedeutung und Gewicht als in die weiblichen Rollen hat der Dichter in die männlichen gelegt; auf ihnen zumeist beruht die eigenartige Wirkung des Lustspieles. Den Bankier Charrier, einer jener Finanzmänner die sich damals zu ihren Zwecken mit Raffinement die Tagespresse dienstbar zu machten suchten, gab Hr. Blunio mit Geschick und Verständniß. Den Marquis d'Aubrive stattete Hr. Leon Nosl mit vornehmer Würde und weltmännischer Tournüre aus, und Hr. Esquier entwarf in seinem Giboyer ein charakteristi⸗ sches, sorgfältig ausgearbeitetes Bild eines Pariser Bohéme. Neben ihnen zeichnete sich Hr. Leclère durch die ansprechende Verkörperung der Rolle des Journalisten de Sergine aus. Auch die Herren Ma⸗ trat (Henry Charrier) und Schaub (Vernouillet) trugen ihrerseits zum Gelingen des Ensembles bei. Die Darstellung fand bei dem vollbesetzten Hause wiederhelt lebhafte Anerkennung.
Bes 8 Majestät die Kaiserin beehrte die Vorstellung mit Ihrem esuche.
Redacteur: J. V.: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.
1 Drei Beilagen “ (einschließlich Börs .“
Berlin:
Nr. 6 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend Rinderpest; — Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Errichtung einer Uebergangsstelle. — Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichs⸗Goldmünzen; — Goldankäufe der Reichsbank. — Handels⸗ und Gewerbewesen: Bekanntmachung, betreffend die Abänderung der Bestimmungen über die Prüfuug der Apothekergehülfen. — Marine und Schiffahrt;: Beginn von Seesteuermanns⸗ und Seeschiffer⸗ Pifeanaen⸗, — Erscheinen des nautischen Jahrbuchs für 1881. —
ofulatwesen: Ernennungen; — Ermächtigung zur Vornahme von eiise- 8
— Nr. 8 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat solgenden 88188. Verfügungen: vom 30. Januar 1879: Ausstellung der Nachnahme⸗ Postanweisungen über die für Nachnahmesendungen vom Auslande eingezogenen Beträge; — vom 5. Februar 1879: Post⸗Dampfschiff⸗ verbindungen zwischen Dänemark, den Faröer und Island.
— Das I. H.ft der „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“, Organ des Hydrographischen Bureaus und der Deutschen Seewarte, herausgegeben von der Kaiser⸗ lichen Admiralität, 7. Jahrgang, 1879, hat folgenden Inhalt: Erläuterung zu der Stromkarte der v“ nach Beobach⸗ tungen vom 28. Oktober bis 9. Dezember 1877. Von A. Frantzius. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Aus den Reiseberichten S. M. S. „Ariadne“, Korv.⸗Kapt. von Werner. 1) Wind⸗ und Stromverhältnisse im südlichen Stillen Ozean. April⸗August 1878. — 2) Hydrographische Notizen über einige Inseln im südlichen Stillen Ozean. — Ozeanographische Beobachtungen im Atlantischen Ozean (1876 und 1878) an Bord S. M. S. „Elisabeth“, Kapt. z. Ste von Wickede. — Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat September 1878 (Berichte von 10 Schiffen). — Aus den Reiseberichten der Bremer Bark „Pallas“, Kapt. D. Balleer. Reise von Newcastle (N.⸗S.⸗W.) bis Singapore. Mai⸗Juli 1878. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Der Archipel der Neu Hebriden. — Zusätze zu der Segelanweisung für die Ostküste von China. — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Oktober 1878 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mit⸗ theilung von der Deutschen Seewarte.) — Die Nachwirkung magnetischer Einflüsse in eisernen Schiffskörpern. — Kleine hydro⸗ Prapdch Notizen: 1) Zusätze zu der Beschreibung der Häfen von
over und Folkestone. — 2) trömungserscheinungen zwischen Malta und Port Said. Dezember 1878. — 3) Wind⸗ und Strömungsver⸗ hältnisse zwischen Madeira und den Kap Verde'schen Inseln im No⸗ vember 1878. — 4) Segelanweisung für den Hafen von Port Moorowie. Südküste von Australien. — 5) Die Inseln Bampton und Renard. Ostküste von Australien. — Tabellen. — Karten⸗ beilagen. — Anhang: Segelanleitung für die Emsmündung und die oftfriesischen Inseln mit ihren Seegaten. Deutsche Küste der Nord⸗ see. Zusammengestellt von Korv.⸗Kapt. Holzhauer auf Grund der Vermessungen im Jahre 1878.
— Nr. 6 des „Justiz⸗Ministerial⸗Blatts“ enthält eine Allgemeine Verfügung vom 3. Februar 1879, betreffend die Aus⸗ führung des Vertrages mit den Vereinigten Staaten von Nord⸗ amerika wegen Auslieferung flüchtiger Verbrecher.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamts sind in der 5. Jahreswoche von je 1000 Se⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 24,4, in Breslau 27,7, in Königsberg 33,0, in Cöln 29,3, in Frankfurt a. M. 23,0, in Hannover 17,1, in Cassel 20 2, in Magdeburg 31,6, in Stettin 24,0, in Altona 21,5, in Straß⸗ burg 36,0, in München 33,0, in Nürnberg 30,8, in Augsburg 38,7, in Dresden 23,4, in Leipzig 16,4, in Stuttgart 20,3, in Braunschweig 28,3, in Karlsruhe 29,1, in Hamburg 27,0, in Wien 29,8, in Buda⸗ pest 38,7, in Prag 39,2, in Triest 41,0, in Basel 25,8, in Brüssel 30,1, in Paris 29,0, in Amsterdam 23,1, in Kopenhagen 22,4, in Stockholm 21,4, in Christiania 23,4, in St. Petersburg 48,4, in Warschau 24,0, in Odessa 44,5, in Bukarest 40,0, in Rom —, in Turin 28,9, in Athen —, in Lissabon 38,1, in London 26,2, in Glasgow 29,3, in Liverpool 35,7, in Dublin 49,1, in Edinburgh 24,6, in Alexandria (Egypten) 34,8. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 24,0, in Philadelphia 21,4, in Boston —, in Chicago —, in San Franzisko 19,8, in Calcutta 49,), in Bombay 30,8, in Madras —.
Während der Berichtswoche herrschten an allen deutschen Beobachtungsstationen östliche (nord⸗ und beim Beginn der Woche auch südöstliche) Luftströmungen, nur gegen das Ende der Woche machten sich in Berlin wieder südöstliche, in München und Cöln nordwestliche Windrichtungen geltend. Die im Anfange der Woche milde Temperatur sank in der zweiten Wochenhälfte allgemein, in Konitz bis unter —18 Grad C. Niederschläge erfolgten wenig. Der Gang des Luftdrucks hielt sich mit geringen Schwankungen auf seinem beim Wochenbeginn eingenommenen Standpunkt.
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren, besonders der deutschen Städte, haben sich im Verahfich zur Vorwoche etwas un⸗ günstiger gestaltet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg von 25,5 der Vorwoche auf 25,8 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere erscheint die Sterblichkeit des Säuglingsalters gesteigert, so daß von 10 000 Kindern unter einem Jahre im Jahresdurchschnitt 84,4 starben, gegen 79,6 der vorhergegangenen Woche.
Unter den Todesursachen erscheinen von den Infektionskrankheiten Masern und Scharlachfieber in fast gleicher Höhe wie in der Vor⸗ woche, Keuchhusten, Darmkatarrhe, Brechdurchfälle der Kinder, typhöse Fieber, namentlich Flecktyphus vermehrt und nur diphtherische Affektionen in verminderter Zahl. Die Masern verlaufen in Nürn⸗ berg, Fürth, Frankfurt a. M, Pest, Bukarest gutartiger, auch das Scharlachfieber trat in Essen, Elbing, Beuthen, Celle seltener, in Berlin und Duisburg vermehrt auf. Diphtherische Affektionen for⸗ erten in den meisten größeren Städten, wie in München, Augsburg, Dresden, Hamburg, Danzig, Straßburg, Wien, zahlreiche Opfer; in Berlin ist ein erheblicher Nachlaß der Epidemie kenntlich. Todes⸗ älle an Unterleibstyphus wurden etwas häufiger, auch der
lecktyphus zeigt sich in mehreren Städten; so werden vereinzelte odesfälle daran aus Metz, Bielefeld, Posen, Danzig, Berlin ge⸗ meldet; doch hat die Epidemie in Berlin größere Ausdehnung ge⸗ wonnen; es erkrankten in der Berichtswoche 41 Personen am Fleck
tvphus, in Breslau 3. — 1
9. 881☛ 9 Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder erscheinen in Berlin, München, Hamburg, Breslau und t. Petersburg in vermehrter Zahl. — Die Pockenepidemie in vondon forderte in der Berichtswoche wieder 28 Opfer, doch war die Zahl der Neuerkrankungen etwas kleiner als in der vorangegangenen Woche. Auch in Genf, Warschau, Dublin, St. Petersburg stieg, in Wien, Budapest, Paris sank die Zahl der Blatkerntodesfälle. Aus Prag, Odessa, Lissabon werden nur vereinzelte Pockentodesfälle ge⸗ meldet — Die weiteren Nachrichten über die Pest lauten nicht un⸗ günstig. Neue Ausbruchheerde sind nicht konstatirt worden. Sowohl die aus Moskau wie aus Salonichi gemeldeten Erkrankungen waren Flecktyphen und keine Pestfälle. v1114AA“ ve.
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— Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem kürzlich herausgegebenen Dezemberheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1878 auf Grund der unter Aufsicht des eng⸗ lischen Handelsamts im custom house zu Londpn bearbeiteten monat⸗ lichen „Acconnts relaing to trade and navlgation of the United kingdom“ eine Uebersicht der Einfuhr derhauptsächlichsten britischen und irischen Roherzeugnisse und Fabrikate nach Deutschland im Jahre 1878, verglichen mit dem Vor⸗ jahre. Der Gesammtwerth der in dieser Uebersicht namentlich auf⸗ S, Artikel belief sich auf rund 278,0 M Il. Mark gegen 87,0 Mill. Mark in 1877 und 303,7 Mill. Mark in 1876, hat sich also gegen 1877 um 9,0 Mill. Mark und gegen 1876 um 25,7 Mill. Mark vermindert. Von der nachgewiesenen Abnahme des Verkehrs gegen 1877 entfallen namentlich auf: Roheisen 1,4 Mill. Mark (10,5 %), Materialeisen 1,5 Mill. Mark (19 %), Metallwaaren 0,6 Mill. Mark (13,5 %), Kohlen und Koks 2,8 Mill. Mark (14,7 %), Baumwollengarn 6,5 Mill. Mark (12,7 %), Baumwollenwaaren 3,6 Mill. Mark (14 %), Wollenwaaren aller Art 1,1 Mill. Mark (3 %), Heringe 1,6 Mill. Mark (9,7 %). Dagegen ist der Einfuhrwerth folgender Artikel in größerem Umfange gestiegen: Rohkupfer um 1,0 Mill. Mark (29,0 %), Eisenbahnschienen um 2,6 Mill. Mark (66,6 %), Dampf⸗ und andere Maschinen um 3,0 Mill. Mark (20,0 %), Halb⸗ seidenwaaren um 1,3 Mill. Mark (118 %), Wollengarn um 2,7 Mill. Mark (7,3 %), Oel aus Sämereien um 1,1 Mill. Mark (10,9 %). — Im Einzelnen sind von den wichtigeren Gegenständen dieser Einfuhr folgende ihrem Gesammtwerthe nach namentlich hervorzuheben: Roh⸗ kupfer in Blöcken und Platten für 4 429 620 ℳ (1877 3 450 740 ℳ), Roheisen für 11 973 040 ℳ (1877 13 385 880 ℳ), Eisenbahnschienen für 6 528 540 ℳ (1877 3 879 520 ℳ), Reifeisen und Eisen⸗ und Stahlplatten zu Kesseln ꝛc. für 2 633 240 ℳ (1877 3 430 420 ℳ), Guß⸗ und Schmiedeeisen und andere Eisen⸗ und Stahlartikel für 2 988 580 ℳ (1877 3 636 600 ℳ), Metallwaaren und Messerschmiedewaaren für 3 797 440 ℳ (1877 4440 920 ℳ), Dampfmaschinen für 4 070 640 ℳ (1877 2 702 680 ℳ), andere Maschinen für 13 986 760 ℳ (1877 12 299 420 ℳ), Kohlen und Koks für 16 203 240 ℳ (1877 19 029 820 ℳ), Baumwolle garne für 44 500 860 ℳ (1877 51 018 940 ℳ), Baumwollenwaaren für 22 351 2700 ℳ (1877 26 084 660 ℳ), Leinengarn für 5 168 340 ℳ (1877 4 693 980 ℳ), leinene Ellenwaaren aller Art exkl. Segeltuch für 4 667 720 ℳ (1877 5 217 800 ℳ), Juteartikel mit Ausnahme der Säcke für 11 024 120 ℳ (1877 10 954 060 ℳ), Seide, gesponnen und gezwirnt, für 2 974 780 ℳ (1877 2 665 740 ℳ), Halbseidenwaaren für 2 421 020 ℳ (1877 1 119 900 ℳ), rohe Schafwolle für 4 548 640 ℳ (1877 4 897 080 ℳ), Wollengarn für 39 832 820 ℳ (1877 37 086 260 ℳ), wollene Tuche und Decken, auch gemischt mit anderem Material, für 25 280 040 ℳ (1877 24 094 200 ℳ), Kammwoll⸗ waaren, rein und gemischt, für 10 327 480 ℳ (1877 12 476 220 ℳ), Fußteppiche für 1 265 240 ℳ (1877 1 430 200 ℳ), Alkalien für 4 801 820 ℳ (1877 5 572 020. ℳ), Oel aus Säͤmereien für 11 204 400 ℳ (1877 10 178 200 ℳ), Heringe für 14 943 180 ℳ (1877 16 582 280 ℳ)
— (Statist. Korr.) Dem 1877 verstorbenen Direltor der Pariser Sternwarte, Le Verrier, gebührt der Ruhm, zuerst in Europa den elektrischen Telegraph zu Witterungsdep eschen und Sturmwarnungen benutzt zu haben. Dies geschah im Jahre 1856, anfänglich mit sehr bescheidenen Mitteln, sowohl was das Material, als die leitenden wissenschaftlichen Grundsätze angeht. Seitdem wurde nach und nach in fast allen Kulturländern Europas und vereinzelt in anderen Erdtheilen die Witterungstelegraphie ein⸗ geführt und von einigen Staaten (Frankreich, England u. a.) in so umfassender Weise der Schiffahrt und der Landwirthschaft dienstbar gemacht, daß deren Einrichtungen als mustergültig bezeichnet werden dürfen. Können die ausgegebenen Witterungsprognosen und War⸗ nungen auch nicht auf absolute Sicherheit Anspruch machen, und werden sie es, der Natur der Sache nach, niemals köoͤnnen, so sind doch die erzielten Erfolge. heute schon von der allergrößten Wichtig⸗ keit, so daß sie nicht allein die darauf verwandten Mittel rechtferti⸗ en, sondern auch zur Einführung und weiteren Ausbildung dieses Frehes des meteorogolischen Dienstes nachdrücklich herausfordern.
o wurden z. B. in England Sturmwarnungen gerechtfertigt “ urch nachfolgende 8 Stürme starke Winde überhaupt PLE““ 46,7 % 21,7 % 68,4 % 11““ ö 82,6 „
Seitdem das Deutsche Reich in der Kaiserlichen Seewarte zu Hamburg eine Centralstelle für maritime Meteorologie erhalten hat, ist auch hier das System der Witterungsprognosen und Sturmwar⸗ nungen weiter ausgebildet und vervollkommnet worden, und es er⸗ freut sich dieser Zweig des meteorologischen Dienstes seit mehr als zwei Jahren einer vortrefflichen einheitlichen Organisation. Welchen Umfang die Thätigkeit der Seewarte in dieser Richtung angenommen hat, geht daraus hervor, daß im Jahre 1877 an 307 Tagen 2888 Aussichten für Wetter, Wind und Temperatur, im Jahre 1878 aber an 304 Tagen 2010 Aussichten für die Küste, 2219 Aussichten für das Binnenland (davon 1853 für beide gemeinsam) ausgegeben wor⸗ den sind. Diese Wetterprognosen gelten für Deutschland, insbeson⸗ dere für Norddeutschland und vor Allem für die Küste, die Sturm⸗ warnungen ausschließlich für letztere, über welche mehr als 40 eigens eingerichtete und mit den üblichen Signalen und Apparaten aus⸗ gestattete Signalstellen vertheilt sind.
Daß es einer so umfassenden Thätigkeit nicht an Erfolgen fehlen kann, ist naheliegend. Thatsächlich ergiebt eine Vergleichung der ausgegebenen Aussichten mit den wirklich eingetretenen Witte⸗ rungsverhältnissen, daß von den Prognosen bezw. Warnungen mit den nachfolgenden Thatbeständen übereinstimmten (a = für die Küste,
b = gleich für das Binnenland) 8 im Jahre 1877. im Jahre 1878 Aussichten fü gut theilweis nicht gut theilweis nicht Procent Procent Wetter. . . 11X“ Wind . .. “ Temperatur . 75 19 6 28 . 69 19 12 22 9.
Werden, wie zulässig erscheint, diejenigen Fälle, in denen die Aussichten nur theilweis mit den nachfolgenden Thatbeständen über⸗ einstimmten, zur einen Hälfte den günstigen, zur andern den ungün⸗ stigen zugerechnet, so sind von den ausgegebenen Prognosen einge⸗ troffen (a = Küste, b = Binnenland)
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Dieses glänzende Ergebniß ist nicht allein für die Wissenschaft
ein Triumph, sondern hat auch für wichtige materielle Interessen der Nation eine weitgehende Bedeutung. Schiffe, welche beim Passiren
der Signalstellen das Sturmwarnung⸗Signal beachten, können meist
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1829.
noch den sicheren Hafen erreichen oder sich auf die Begegnung des Sturmes vorbereiten, und auslaufende Schiffe werden durch die Witterungstelegramme gar häufig vor dem Hereinlaufen in eigen Sturm abgeharten. Erhaltung von Menschenleben, Fahrzeugen und deren Ladung ist der unberechenbare praktische Nutzen der Witterungs⸗ telegraphie und der Sturmwarnungen, deren Bedeutung noch dadurch erhöht wird, daß sie auch den von Sturmfluthen gefährdeten Strand⸗ gebeten zu Gute kommen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
“ Jabresbericht der Gesellschaft für nütz liche Forschungen zu Trier, von 1874 bis 1877, herausgegeben von Dr. Ladner. Mit 3 Tafeln und meteorologischen Tabellen. Trier, 1878. Fr. Lintzsche Buchdruckerei.
Das vorliegende, ziemlich umfang⸗ und inhaltreiche Heft bringt nach den Gesellschaftsnachrichten zunächst einen sehr sorgfältigen Katalog der in Trier geschlagenen römischen Münzen aus der Mün sammlung der Gesellschaft, aufgestellt von dem Herausgeber. Die Tabelle beginnt mit Münzen des Marcus Aurelius Claudius II. Gothikus 268 — 270 und endet mit Jovinus, tyrannus 411 — 413. Dann folgen Nachträge zu Bohls Trierischen Münzen von dem Kammer⸗Präsidenten Settegast in Coblenz und Berichte über Münzfunde, Ausgrabungen römischer Wälle, Straßen und anderer Baureste, Grabhuügel, Funde von Statuen, Inschriften ꝛc., wie solche namentlich bei dem Moselbahnbau gemacht worden sind. Die Mittheilungen über die Tumuli im Fahrwalde bei Wadern sind durch einen Situationsplan und Abbildungen der aufgedeckten Krüge und Waffen illustrirt. — Daran schließt sich eine Abhandlung über die Ruinen bei Commlingen im Thale von Niedermennig auf der Maserei. Der Bau liegt beinahe eine Stunde von der Römerstraße von 2] über Tawern nach Trier, jedoch aur ¾ Stunden von dem Conzer Palaste entfernt, aus dem Valentinian I. bekanntlich viele Gesetze datirt hat, so daß die Annahme, hier habe eine Villa dieses Kaisers, nämlich die Villa Complatum gestanden, nicht zu gewagt er⸗ scheinen mag.
„Von den weiteren Beiträgen sind zu nennen: der „Bericht über die auf dem runden Witthum und am Jupiterkreuze, beide in der Nähe von Sinz unweit Nennig“ und „Einige Notizen über die römische Niederlassung im Kammerforste zwischen Serri und Beurig an der Saar“, sowie die Publikation des im Vermodern begriffenen, bisher noch nicht an die Oeffentlichkeit ge⸗ langten Scheffen⸗Weistumbs zu Bischoffs⸗Drohn. Unter der Ueberschrift „Naturhistorisches“ ferner macht der Landes⸗ geologe H. Grebe „Eeologische Mittheilungen über das Vor⸗ ommen des Grünsteins (Diabas) in der Trierischen Gegend“.
Von besonderem Interesse aber ist die Beschreibung des Römer⸗ 1 thors, der bekannten Porta nigra zu Trier, nebst Mittheilungen über die Freilegung desselben im Jahre 1876, von Seyffarth. Das aus der letzten Zeit der Römerherrschaft herrührende Thor ist eins der bedeutendsten römischen Bauwerke diesseits der Alpen. Dasselbe ist ganz aus großen Sandsteinquadern von gräu- licher Färbung erbaut und besteht aus zwei, durch zwei schmale Zwischenbauten verbundenen Hauptgebäudetheilen von je 20 m Länge und 9 m Breite, die nach der Außenseite hin zur Flankirung der Thore und der dem Thore sich anschließenden Stadtmauern halb⸗ kreisförmig, nach der Stadtseite zu gradlinig geschlossen sind. Sie bestehen aus einem 9 m hohen Unterbau und drei darüber liegenden, mit Fensteröffnungen versehenen Stockwerken. Die beiden Thoröffnungen, die in dem Unterbau der beiden Zwischen⸗ bauten angebracht sind, sind 4 m breit und 6 m hoch. Die Fagaden des Gebäudes sind im spätrömisch⸗dorischen Style aus⸗ gebildet und durch vorspringende Halb⸗ und Dreiviertelsäulen in Felder getheilt, zwischen denen in den oberen Stockwerken mit Rund⸗ bögen geschlossene Fensteröffnungen mit Pilastereinfassungen angebracht sind. Das Gebäude macht den Eindruck der Nichtvollendung und ist wahrscheinlich in Folge der Vertreibung der Römer nicht fertig ge⸗ bracht worden. Sämmtliche Architekturtheile, als Säulen, Ge⸗ simse ꝛc. sind nicht zur Ausarbeitung gelangt, woraus man schließen darf, daß die letztere erst nach Fertigstellung des Baues im Rohen er⸗ folgen sollte. Jeder der Hauptbauten enthielt im Innern 4 über einander⸗ liegende große Räume, welche die ganze Länge und Breite einnahmen. Letztere haben wohl zur Umwandelung der Porta in eine Kirche Veran⸗ lassuns gegeben. Dieser Umwandelung aber ist die Erhaltung des großartigen Bauwerks zu verdanken. Man verlegt dieselbe in die Zeit des Erzbischofs Poppo (Markgrafen von Oesterreich), 1016 — 1047. Die Veränderung bestand darin, daß die beiden nach Außen belegenen Thüröffnungen durch Mauern geschlossen, stadtseitig eine große, nach dem oberen Stockwerke führende Freitreppe, außerhalb eine bis zum 1. Stock reichende Mauer zur Herstellung einer Terrasse angelegt und das Ganze in der Höhe des Unterbaues verschüttet wurde. Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden diese Umgestaltungen, mit Ausnahme eines Choranbaues aus der letzten Zeit der romanischen Periode auf Befehl Napoleons I. bescitigt und der über dem nord⸗ westlichen Theile errichtete Kirchthurm abgebrochen. Die Freilegung des verschütteten unteren Theils wurde in den Jahren 1815, 16 und 17 auf Anordnung der Königlichen Regierung bewirkt. Da das Ge⸗ bäude aber auch nach dieser Freilegung noch immer mit seiner gan⸗ zen Sockelhöhe im Boden stak, wodurch der Gesammteindruck sehr beeintrachtigt wurde, so genehmigten das Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten und das Ministerium für Handel ꝛc. auf den Antrag der Königlichen Regierung zu Trier, daß die durch das Thor führende Straße rampenförmig bis auf das in der Römerzeit bestandene Terrain abgetragen werde, zu welcher Aus⸗ führung Se. Majestät der Kaiser und König die hierfür be⸗ antragten Geldmittel zu bewilligen geruhten. Bei der im Jahre 1876 beendigten vollständigen Sene ecfs des Bauwerks durch Aus⸗ schachtung des Terrains wurde innerhalb des Thores eine aus reinem Moselkies konstruirte Römerstraße vorgefunden; außerhalb aber scheint dieselbe zerstört worden zu sein, denn erst in 25 m Entfernung fand sich die Fortsetzung. Auf der Stadtseite fand man 0,60 m über dieser Römerstraße cine wahrscheinlich aus der fränkischen Zeit her⸗ rührende, aus großen Kalksteinplatten gebildete jüngere. Zu beiden Seiten des Thores sind bei der Freilegung auch die noch aus der Römerzeit herrührenden Stadtmauern in ihren Substruktionen aufgedeckt wor⸗ den. Das Thor hat namentlich dadurch große Beschädigungen er⸗ fahren, daß in der fränkischen Zeit die eisernen Klammern, vesche die Quadern untereinander verbanden, zur Gewinnung dieses Eisens durch Einhauen von Löchern herausgenommen worden sind. — Dem Aufsatze liegt ein lithographirter übersichtlicher Plan des Grund⸗ risses der Baulichkeiten bei.
Einen sehr großen Raum nehmen die Aufzeichnungen der Ge⸗ schenke, Ankäufe und sosftiees Erwerbungen ein, mit welchen das Provinzialmuseum und die Bibliothek in den 4 Berichtsjahren be⸗ reichert worden ist.
Den Schluß des Hefts bilden die tabellarischen Hauptresultate der Witterungsbeobachtungen, welche an den metecrologischen Sta⸗ tionen in Trier und Birkenfeld in den Jahren 1874 — 1877 angestellt worden sind, von bezw. Prof. Flesch in Trier und Dr. Steinhaeuser in Birkenfeld. 1