1879 / 44 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

1 Nymphe“, 9 Geschütze, Kommandant Korv.⸗Kapt. Sattig, 8 find am 14. Januar 1879 in La Guayra eingetroffen.

„Bayern. München, 18. Februar. (Allg. Ztg.) Be⸗ ääüglich des Gesetzentwurfs über die Kosten für die Durch⸗ der Gerichtsorganisation finden im Finanz⸗ ausschuß der Abgeordnetenkammer sehr eingehende Be⸗ rathungen statt, die bis heute Mittag noch nicht zum Abschlusse gediehen sind. Wenn es möglich ist, daß dieser Gesetzentwurf bis kommenden Sonnabend von beiden Kammern erledigt rden kann, so würde an diesem Tage die Vertagung es Landtags erfolgen. Nachdem der Gesetzentwurf bezüg⸗ lich der Behandlung der Gesetzentwürfe über das Gebühren⸗ wesen und die Erbschaftssteuer heute die Zustim⸗ mung der Reichsrathskammer erlangt hat, wird der erzielte Gesammtbeschluß sofort Sr. Majestät dem König zur Sanktion unterbreitet werden, damit das betreffende Gesetz noch im Laufe dieser Woche publizirt werden kann und auf Grund desselben die Kammern die Wahlen ihrer Gesetzgebungsausschüsse vornehmen können. 8 Das Staats⸗Ministerium hat folgende Entschlie⸗ ßung erlassen: „Unter den Maßnahmen, mittelst deren die Reform der gewerb⸗ lichen Verhältnisse in Deutschland bewirkt werden soll, wird von vielen Seiten und mit steigendem Nachdruck die Wiederbelebung der Innungen genannt. Seitens des Königlichen Staats⸗Ministeriums des Innern, welches diesen Reformbestr bungen stets die ungetheilteste Aufmerksamkeit zuwendet, ist die erwähnte Strömung in der öffent⸗ lichen Meinung nicht nur nicht unbeachtet geblieben, sondern auch mit Befriedigung begrüßt worden, weil sie bekundet, daß die Hoffnung auf Erhaltung des Standes der selbständigen Handwerker noch in weiteren Kreisen besteht als von manchen zugegeben werden will. Jene Forderung wird aber in verschiedenem Sinne verstanden. In der Presse, in Versammlungen, in Petitionen an die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches hat die Ansicht Ausdruck gefunden, daß zunächst eine Reform der Gesetzgebung erfolgen und den Innungen eine einfluß⸗ reichere Stellung gesichert werden solle. Eine andere Anschauung dagegen geht dahin, daß Innungen auch auf Grund der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen eine segensreiche Wirksamkeit entfalten können, und diese letztere Meinung hat sich in jüngster Zeit in Norddeutschland zu einer lebhaften, auf Bildung neuer Innungen gerichteten Bewegung entwickelt. Als Muster für die Entwerfung der Innungsstatuten diente dabei in vielen Fälien das unter Mit⸗ wirkung des Mag strats zu Osnabrück zu Stande gekommene Statut einer dortigen Innung. Auch das Staats⸗Ministerium des Innern bat sich zur Zeit noch nicht überzeugen können, daß die Bestim⸗ mungen der Gewerbeordnung über die Innungen eine Aenderung be⸗ dürfen; es erachtet vielmehr für wünschenswerth, daß die Wiederbelebung der Innungen zunächst auf dem Boden des geltenden Rechts in größerem Umfang als dies bisher geschehen, versucht werde. Ange⸗ sichts der gesetzlichen Bestimmungen kann weder behauptet werden, daß die Bildung von Innungen durch das Gesetz erschwert sei, noch daß eine auf Grund des bestehenden Rechts gebildete Innung den Zwecken einer solchen nicht zu genügen vermöge. Hauptzweck der Innung ist, dem selbständigen Gewerbetreibenden in sittlicher und sozialer, wie in materieller Beziehung eine Stütze zu sein. Die In⸗ nung kann außerdem die Mittel bieten um durch gemeinsame Ver⸗ anstaltungen den Geschäftsbetrieb ihrer Mitglieder zu unterstützen, dieselben mit den Fertschritten der Technik bekannt und ihnen letztere nutzbar zu machen. Endlich ist es Aufgabe der Innung, durch Herstellung eines wohlgeordneten Kassenwesens für die erforderliche Unterstützung ihrer Genossen in Un⸗ glücks⸗, Krankveits⸗ und Todesfällen zu sorgen. Nicht minder wichtig sind die Aufgaben, die sich den Innungungen bezüglich der Regelung des Lehrlingswesens und der Pflege des Verhältnisses zwischen Gehülfen und Meistern eröffnen. Die in dem Reichsgesetze vom 17. Juli 1878, die Abänderung der Gewerbeordnung betreffend, gegebenen Bestimmungen scheinen wohl geeignet, die ersehnte Zucht unter den Lehrlingen wiederherzustellen, wenn anders der Handwerker⸗ stand seine Aufgabe versteht und erfüllt. Andere Bestimmungen der Gewerbeordnung, welche den Innungen Gelegenheit zur Entfaltung einer nützlichen Thätigkeit in Beziehung auf das Verhältniß zwischen Eechülfen und Meistern eröffnen, sind endlich enthalten in den An⸗ ordnungen bezüglich der Arbeitsbücher, bezüglich der Beschäftigung kontraktbrüchiger Arbeiter und hinsichtlich der Errichtung gewerblicher Schiedsgerichte. Trotz der unverkennbaren Vortheile, welche hiernach die Organisation als Innung den Gewerbetreibenden bietet, ist auch in Bavern von den hierfür gegebenen gesetzlichen Bestimmungen wenig Gebrauch gemacht werden. Wenn indeß, wie erwartet wird, die Handels⸗ und Gewerb-kammern und die Bezirksgremien sich dieser Aufgabe unterziehen, so wird das Staats⸗Ministerium des Innern nicht verfehlen, denselben die ctwa nöthige Unterstützung zuz den.“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 19. Februar. Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel vom 18, d.: Der Sultan soll auf Grund der österreichisch⸗ungarischen Pro⸗ positionen Karatheodory Pascha ermächtigt haben, zum Ab⸗ schluß der mit Oesterreich gepflogenen Unterhand⸗ lungen zu schreiten. Ein Theil der türkischen Truppen ist bereits im Vorrücken begriffen, um die von den Russen ge⸗ Stellungen zwischen Tschorlu und Adrianopel zu esetzen.

Großbritannien und Irland. London, 19. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Die die Vorgänge in Central⸗ asien betreffende diplomatische Korrespondenz ist dem Parlamente heute zugegangen. Dieselbe ent⸗ hält ein Telegramm des Grafen Schuwaloff an den Marquis von Salisbury vom 19. Dezember v. J., in welchem mitgetheilt wird, daß der Kaiser von Rußland alle bezüglich Centralasiens zwischen Rußland und England getroffenen Ver⸗ einbarungen beobachten und die nach Kabul abgesandte Mission sofort zurückberufen werde. Der Marquis von Salisbury antwortete darauf an demselben Tage, daß die An⸗ wesenheit der russischen Mission in Kabul das einzige Hinderniß sei, welches der Wiederherstellung des vollkommenen Einver⸗ ständnisses zwischen beiden Mächten bezüglich Centralasiens neenstege, und daß die englische Regierung, sobald die russische ission von Kabul zurückgezogen, annehmen werde, daß sämmtliche von beiden Theilen in Bezug auf Afghanistan und Centratasien eingegangenen Verpflich⸗ tungen ihren bindenden Charakter wieder erlangt hätten. Zu⸗

ich telegraphirte der Marquis von Salisbury ebenfalls an

lben Tage an Lord Loftus, Graf Schuwaloff habe ihn

davon in Kenntniß gesetzt, daß an die russische Mission in Kabul die Instruktion ergangen sei, Kabul zu verlassen.

Das erste zur Verstärkung der Truppen in Süd⸗ afrika bestimmte Kontingent, bestehend aus dem 3. Bataillon des 60. Regiments und aus dem 91. Regiment, ist heute theils in London, theils in Southampton nach dem Kap ein⸗

geschifft worden. b 0. 7 (W. T. B.) Nach einem dem „Reuter⸗ schen Bureau“ zugegangenen T aus der Kapstadt, 9. heilung der Zulus von Mann am 24. v. M. einen Angriff auf die unter

General Wood stehende Kolonne. Die ETeshes Trup⸗ pen wiesen den Angriff mit unbedeutenden Verlusten ab, zer⸗ streuten die Feinde und zogen sich sodann auf Utrecht zurück. Von den Zulus auf andere englische Kolonnen unternommene Angriffe wurden ebenfalls zurückgeschlagen. Die Zulus kon⸗ entriren sich in der Richtung auf Ekowc, wo sich die Kolonne

earson verschanzt hat. Man erwartet täglich einen neuen Angriff. Der Ernst der Lage ist nicht übertrieben worden. Die Operationen⸗der englischen Truppen beschränken sich bis zur Ankunft von Verstärkungen auf die Defensive.

Italien. Rom, 19. Februar. (W. T. B.) Heute fand eine Versammlung hervorragender Persönlichkeiten der verschiedenen Provinzen Italiens statt Behufs Bildung einer neuen konservativen Partei, deren Tendenz die Her⸗ beiführung der Betheiligung der Katholiken an den politischen Wahlen sein soll. Es wurde eine Kommission eingesetzt, um einige Punkte des Programms zu modifiziren.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. Februar. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulf von Bayern ist gestern von hier nach Bayern zurückgereist.

General Loris⸗Melikoff meldet aus Zarizin, vom 19. d.: Im Gouvernement Astrachan und in den übrigen infizirten Ortschaften sind keine neuen Erkrankungs⸗ fälle oder Todesfälle an der Epidemie vorgekommen. In den Dörfern Nikolskoje und Steritzkoje ist seit 42 Tagen kein Erkrankungsfall an der Epidemie vorgekom⸗ men; die Isolirung ist in Folge dessen dort aufgehoben, aus⸗ genommen für die Häuser, welche niedergebrannt werden sollen, was in 5 bis 6 Tagen geschehen wird. Die Kom⸗ mission zur Abschätzung der niederzubrennenden Häuser und des Eigenthums der Bewohner derselben ist bereits abgegangen.

Warschau, 19. Februar. (W. T. B.) Die Ver⸗ heerungen, welche bei Sandomir und Zawichost und oberhalb Warschau bei Siekierki durch die in Folge des Eisgangs entstandenen Eisdämme verursacht wurden, haben einen größeren Umfang nicht angenommen. Der Zustand hat sich vielmehr gestern und heute gebessert. Das Wasser ist im Fallen, und hier ist die Weichsel vollständig frei von Eis.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Wien, Donnerstag, 20. Februar, Nachmittags. Herren⸗ haus. Der Präsident machte Mittheilung von der er⸗ folgten Bildung des neuen Kabinets. Ministerpräsident v. Stremayr ergriff darauf das Wort und gab eine ähnliche Erklärung über die Aufgaben des neuen Kabinets ab, wie dies vorgestern in der Sitzung des Abgeordnetenhauses ge⸗ schah. Die Erklärung wurde vom Hause mit großem Beifall aufgenommen. Im Abgeordnetenhause ging heute eine Pe⸗ tition von Arbeitern um Verleihung des allgemeinen Wahl⸗ rechts ein; vom Abg. Rydzowski wurde eine Interpellation wegen der gegen den Wassereinbruch in das Salzbergwerk von Wieliczka getroffenen Maßregeln eingebracht.

Konstantinopel, Donnerstag, 20. Februar. Regierungs⸗ seitig wird bekannt gegeben: Eine Kommission, bestehend aus dem Dr. Leontios, Arzt in Cavalla (von der medizinischen Fakultät in München), aus dem Dr. Alexander Zantis, Muni⸗ zipalarzt in Xanthi (von der Fakultät Athen) und dem Arzte Logothetis aus Xanthi (von der Fakultät München) hat sich nach Semikowa begeben, um eine Untersuchung über den Gesundheitszustand in diesem Orte anzustellen. Die Kom⸗ mission hat konstatirt, daß dort weder die Pest, noch die Cholera, noch das gelbe Fieber rorhanden sei und daß sich bei den erkrankten Personen weder Bubonen, noch sonstige Ge⸗ schwüre gezeigt hätten, welche die Krankheit als die Metastasis bubonica erkennen lassen. Die Kommission hat hierüber ein vom 10. Februar datirtes Protokoll aufgenommen. Dasselbe ist von den drei obengenannten Aerzten gezeichnet und gegen⸗ gezeichnet von dem Unter⸗Gouverneur von Panthi, dem grie⸗ chischen Konsular⸗Agenten Parthenopulos und dem österrei⸗ chisch⸗ungarischen Konsular⸗Agenten Petrovitch.

St. Petersburg, Donne stag, 20. Februar. Der „Ruski Mir“ hat einige Zeit vor seiner Suspension eine auch

in ausmwärtige Zeitungen übergegangene Mittheilung gebracht,

wonach die zur Herbeiführung von Verringerungen der Staats⸗ ausgaben niedergesetzte höchste Kommission außer Stand gesetzt worden sei, die Budgets des Kriegs⸗, des Marine⸗Ministeriums und des Ministeriums des Kaiserlichen Hauses zu prüfen. Diese Behauptung ist vollständige Fabel. Für die Arbeiten und Vor⸗ schläge der Kommission sind ohne irgend welche Ausnahme alle Etats aller Ministerien und der ihnen unterstellten Be⸗ hörden unterbreitet, und der Kommission jegliches Recht ein⸗ geräumt, sich Spezialauskünste zu verschaffen. Die Arbeiten der Kommission, die bei dem umfassenden Material naturge⸗ mäß nicht in wenigen Wochen erledigt werden können, werden nicht ohne Folgen bleiben, sie werden eben selbstverständlich ihre praktische Wirksamkeit erst für die Budgets der nächsten Jahre haben können, indem nach den Allerhöchst zu genehmi⸗ genden Vorschlägen der Kommission in den einzelnen Ver⸗ waltungen vorzugehen sein wird.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Aus Mecklenbura, 17. Februar, wird dem „Hamb. Corr.“ geschrieben: Seit einigen Tagen ist wieder im ganzen Lande Schnee gefallen. Während der neulichen schneefreien Zeit hat sich gezeigt, daß die Feldmäuse so ziemlich verschwunden sind und daß sowohl die Oelsaaten, für die man, da der frühere Schnee vielfach auf die un⸗ gefrorene Erde gefallen war, Befürchtungen hegte, als auch die Korn⸗ saaten bisher gut durchgewintert sind. Der in letzteren von den Mäusen während des Herbstes angerichtete Schaden kann na b Meinung Sach⸗ kundiger bei günstiger Frühlingswitterung vollständig ausheilen. Anders steht es jedoch mit dem Klee. Manche Bestände sind völlig ruinirt. Jedenfalls haben wir in diesem Jahre eine schlechte Kleeernte und keine reichliche Viehweide zu erwarten. Diese Aus⸗ sicht ist um so bedenklicher, als zur Zeit von allen landwirthschaft⸗ lichen Produkten fast allein noch Butter und Käse befriedigende Preise bedingen. Dieses gilt aber auch nur von guter Waare. Wäh⸗ rend noch im Jahre 1877 im hiesigen Marktverkehr und Detail⸗ handel selbst die schlechteste Butter verkäuflich war und mittelmäßige

auerbutter gewöhnlich nur 10 bis 20 % niedriger als gute Hof⸗ butter bezahlt wurde, ist selbige im Laufe der letzten vier Monate mehrfach geradezu unverkäuflich gewesen, oder das Pfund zu 50 bis 60 Pfennige verkauft worden, demnach 50 % und mehr unter dem Preise guter Holländerbutter. Gewerbe und Handel.

Kopenhagen, 19. Februar. (W. T. B.) Eine Bekannt⸗ machung des Justiz⸗Ministers vom heutigen Tage verbietet die Einfuhr aus Rußland keommender Gegenstände, im Wesentlichen übereinstimmend mit dem betreffenden der deutschen

Verkehrs⸗Anstalten.

Kopenhagen, 19. Februar. (W. T. B.) In Bezug auf die Schiffahrtsverhältnifse im Sunde hat sich nichts ver⸗ ändert; von hier ist noch kein offenes Meer zu sehen. Der Ver⸗ kehr mit Schweden findet nur via Helsingör⸗Helsingborg statt; die Dampfschiffahrt zwischen Korsör⸗Nyborg und Korsör⸗Kiel ist jedoch noch im Gange. In Jütland und auf Fünen ist mit der Räumung der Eisenbahnen vom Schnee begonnen worden, südlich von Vandrup jedoch noch kein Zugang geschafft.

New⸗York, 19. Februar. Der Dampfer „Helvetia“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 20. Februar 1879.

Im Festsaale des Justiz⸗Ministerialgebäudes fand am Mittwoch Abend die Jahresversammlung des Vereins für das Heimathshaus für Töchter höherer Stände statt. Dem Seitens des Kanzlei⸗ Raths Godec erstatteten Geschäftsberichte ist Folgendes entnommen: Das bisber in der Leipzigerstraße 92 befindliche Heimathshaus befindet sich seit dem 1. Oktober 1878 in der Besselstraße 2. Der Ge⸗ sundheitszustand der Zöglinge ist im vergangenen Jahre ein sehr befriedigender gewesen. Im Laufe des Jahres 1878 zählte die An⸗ stalt insgesammt 70 Zöglinge; die Durchschnittszahl derselben betrug 39. 7 Mädchen haben ganze und 15 Mädchen halbe Freistellen in dem Institut inne. Den vielfachen Bittgesuchen um Freistellen kann gegenwärtig auch nicht annähernd entsprochen werden. Die große Mehrheit der Zöglinge ist aus den alten preußischen Provinzen, einige sind jedoch auch aus England, Frankreich und Ungarn. Die meisten der Zöglinge sind Töchter von Beamten. Die Zahl der Kost⸗ gängerinnen des Hauses betrug 39, die Zahl der Handels⸗ und Ge⸗ werbeschülerinnen im Jahre 1878 465. Die Einnahmen des Vereins be⸗ trugen im Jahre 1878 38 375 ℳ, die Ausgaben 37 881 ℳ, der Kassenbestand am Ende des vergangenen Jahres 76 54 ₰, der Effektenfonds 7200

Von den „Mittheilungen des Vereins für Ham⸗ burgische Geschichte“ sind die Nummern 1 bis 3 II. Jahr⸗ gangs (November 1878 bis Januar 1879) ausgegeben worden. Unter den mannigfaltigen interessanten Beiträgen ist namentlich ein solcher von Lüders zu dem alten Zunftwesen, und zwar über das „Re⸗ giment“ der Reepschlägergesellen von 1619 zu erwähnen. Mit jener Bezeichnung ist der Ordnungsstab gemeint, den der jeweilige vor⸗ sitzende Altgeselle, beziehentlich der sogen. Worthaber führte. Das⸗ selbe ist 44 cm lang und von scepterartiger Form. Der Knopf, mit dem man aufschlug, um Ruhe zu gebieten, ist abgebrochen. Um den Stab war bandartig eine Inschrift eingeschnitten, die wörtlich mitgetheilt wird; auch der ganze Stab ist getreu nachgebildet.

Sehr anziehend ist der Aufsatz „Etwas über Ehrengeschenke“, von C. F. Gaedechens. Die alte Sit e, durch Verehrung von Ge⸗ schenken Verwandten und Nahestehenden bei freudigen Ereignissen seine Theilnahme zu bezeugen, hatte sich im 16. und 17. Jahrhundert in Hamburg außerordentlich ausgebildet und erhielt sich bis um die Mitte dieses Jahrhunderts, wo sie mit vielen anderen alten Sitten und Gebräuchen fast ganz verloren ging. Handwerker, Boten ꝛc. er⸗ hielten Trinkgelder, in älterer Zeit auch wohl Stavengelder, d. h. Geld zum Baden. Mehrere Gewerke gaben ihren Kunden oder deren Dienstboten Geschenke zu Weihnachten oder Neujahr: so die Apo⸗ theker Magenmorsellen und Räucherpulver in sauber beklebten Schachteln, die Bäcker und Krämer Braunkuchen, die Theehändler kleine Päckchen Thee ꝛc. Auf die vielen anderen Beispiele kann hier nicht näher eingegangen werden. Wohlhabende Leute sandten zu Neu⸗ jahr den Hauptpastoren und befreundeten Predigern Dukaten. Ehren⸗ geschenke wurden ferner gegeben bei Erwählung eines Verwandten oder Freundes zu irgend einem Amte, offenbar in der Absicht, dem Erwählten nicht nur eine Aufmerksamkeit zu erweisen, sondern ihm die Mittel zu liefern, seine Gäste bewirthen oder die mancherlei Un⸗ kosten bestreiten zu können. An die Stelle dieser wirklichen Wein⸗ sendungen traten aber schon in der ersten Hälfte des 17. Jahr⸗ hunderts die Weinzettel, (Anweisungen auf eine beliebige Anzahl bis zu hundert Stübchen Rheinwein), welche ursprünglich nur der Raths⸗ keller, später aber auch die Weinhändler ausstellten. Mehrere For⸗ mulare solcher Zettel werden mitgetheilt. Zu Ehrengeschenken in Geld benutzte man in älterer Zeit in Hamburg die Rosenobel, eine alte englische Goldmünze im Werthe von 21,07 ℳ, die Engelotten, ebenfalls alte englische Goldstücke (13,92 ℳ) und ungarische Gulden, welche den Hamburger Dukaten gleich, also 960 Werth hatten. Später traten an die Stelle der englischen Goldmünzen die unter dem Namen Portugaleser bekannten Medaillen zu zehn Dukaten. Eigentliche Hamburgische Goldmünzen wurden nicht zu Geschenken benutzt, da man den Empfänger verletzt haben würde, wenn man ihm den gleichen Betrag in couranten Gold münzen gesandt hätte. Auch aus den Rechnungsbüchern des Klosters St. Johannes werden einige interessante Mirtbeilungen über Größe und Art der üblichen Ehrengeschenke gemacht. Eigenthümlicher Weise erscheinen darunter auch jahrelang mit Spitzen und Quasten verzierte Schnupftücher für die Bürgermeister, sowie Handschuhe aus Tuch, Seide und Sammet.

Manches Neue enthält ferner ein Artikel von C. F. Gaedechens über den Namen Hammonia. Derselbe scheint zuerst um die Mitte des 17. Jahrhunderts vorzukommen, als man die grundlose Fabel zu widerlegen suchte, daß in Hamburg in heidnischer Zeit der lybische Jupiter Ammon verehrt und die Stadt nach ihm benannt sei. Aus Ammon hatte mau Hammon und die Stadt zu einer Hammonsburg, einer Hammonia gemacht, welchen Namen vermuthlich Lambecius in dem 1661 erschienenen Rervm Hamburgensium liber secundus zuerst ab⸗ druckte. Die Erklärung als castrum Hamonis stammt dagegen aus der Chronik Heinrichs von Hervord her, wo es von Karl dem Großen heißt: episcopatum in Hamonis, id est Jovis castro, quod Hamborg dicitur, fundavit.

In einem anderen Aufsatze über den Namen der Stade Altona hält K. Koppmann die bekannte Erklärung durch „All zu nahe“ aufrecht, indem er die Bezeichnung unter Hinweis auf Analoga, wie das Wirthshaus Altena vor dem Stadtthore zu Dokkum und die Gegensätze Alteveer (Allzufern) und Pasver oder Pasveer (Eben weit genug) auf einen durch Fuhrmannswitz entstandenen Wirthhaus⸗ namen zurückführt. 1

Aus dem übrigen reichen Inhalte seien noch erwähnt die Mit⸗ theilungen über die Gänsemahlzeiten des Raths im Mittelalter, von dem Vorgenannten, über den ehemaligen Entenfang in den Elb⸗ marschen bei Hamburg und über Osterfeuer und Osterwasser von 5 Voigt, sowie endlich ein origineller urkundlicher Beitrag von

oppmann über den Handel der Hansestädte nach Bergen zu Ende des 16. Jahrhunderts. 3

Teplitz, 20. Februar. (W. T. B.) Der Bericht des Bergraths Wolf an die geologische Reichsanstalt kommt zu dem Resultate, daß von einem gänzlichen Versiegen der Heilquellen keine Rede sei, und daß schon für die nächste Saison kein Verlust drohe.

Wien, 19, Februar. (W. T. B.) Zur Hebung der in Wie⸗ Liezta in der Grubenstrecke Kloski eingebrochenen Wassermenge sind sofort die bereitstehenden Maschinen in Betrieb gesetzt worden. Gegenwärtig ist der Zufluß des Wassers schon geringer. Der Betrieb des Bergwerks nimmt ungestört seinen Fortgang.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

No. 44.

liche Maschinen⸗ und Geräthekunde,

Demonstrationen,

Dr. Crampe.

gung, Derselbe.

8

eilage

grste B

Donnerstag, den 20. Februar

zum Deulschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗

Berlin,

Königreich Preußen.

Königliche landwirthschaftliche Akademie Proskau ““ in Oberschlesien. Verzeichniß der Vorlesungen, Demonstrationen und praktischen Uebungen im Sommer⸗Semester 1879. Beginn: 28. April 1879. . A. Vorlesungen. 2*⁸ Nationalökonomie des Ackerbaues, Dr. Leo. II. Landwirthschaftliche Disziplinen: 1) Allgemeiner Acker⸗ und Pflanzenbau, Dr. Grahl. 2) Landwirthschaftliche Betriebslebre, Geh. Reg.⸗Rath Dr. Settegast. 3) Landgüter⸗Veranschlagung, Dr. Dreisch. 4) Wiesenbau, Derselbe. 5) Landwirthschaft⸗ 3 Derselbe. 6) Spezieller Pflanzenbau, Oekonomie⸗Rath Schnorrenpfeil. 7) Handels⸗ gewächsbau, Garteninspektor Herrmann. 8) Obstbau mit 1 r Derselbe. 9) Trockenlegung der Grundstücke und Drainage, Baurath Engel, 10) Zeugung und Entwickelung, 1 1 11) Darwinismus, Derselbe. 12) Landwirthschaft⸗ liche Fütterungslehre, Dr. Weiske. 13) Rindviehzucht, Dr. Crampe, 14) Schweinezucht, Derselbe. 15) Bienenzucht mit Demonstrationen, Rechnungs⸗Rath Schneider. 16) Landwirthschaftliches Seminar, Dr. —— liche D Forstliche Disziplinen: 1) Forstschutz und Forstpolizei, Oberförster Sprengel. 2) Forst⸗ und Ja dstrafre bt, Derselbe. 3) Waldbau, Derselbe.

8 IV. Naturwissenschaftliche Disziplinen: 1) Organische Chemie, Prof. Dr. Krocker. 2) Chemie der Pflanzenernährung und Dün⸗ . 3) Allgemeine Botanik, Prof. Dr. Heinzel. 4) Krankheiten der Kulturpflanzen, Derselbe. 5) Die landwirth⸗ schaftlichen Gramineen und Leguminosen, Derselbe. 6) Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Dr. Koch. 7) Experimental⸗Physik, Prof. Dr. Börnstein. .8) Naturgeschichte der Hausthiere, Prof. Dnr. Hensel. 9) Landwirthschaftliche Insektenkunde, Derselbe. 10) Miinneralogie, Dr. Gruner. 11) Bodenkunde, Derselbe.

Y. Oekonomisch⸗technische Disziplinen: 1) Technologie des Wassers, Dr. Friedländer. 2) Behandlung und Verwerthung der Milch, Derselbe.

VI. Thierheilkunde: 1) Die äußeren und inneren Krankheiten der Hausthiere, Prof. Dr. Metzdorf. 2) Gesundheitspflege der landwirthschaftlichen Hausthiere, Derselbe. 3) Hufkunde mit Demon⸗

strationen, Derselbe. 1 Demonstrationen und praktische Uebungen.

1) Uebungen im pflanzenphysiologischen Institute, Dr. Koch. 2) Botanische Exkursionen, Professor Dr. Heinzel. 3) Uebungen in agrikultur⸗chemischen Arbeiten im Laboratorium, Professor Dr.

Krocker. 4) Uebungen im mineralogisch⸗pedologischen Institut, Dr. Gruner. 5) Demonstrationen im mineralogischen Museum, Derselbe. 6) Geognostische Exkursionen, Derselbe. 7) Uebungen im zoologisch⸗zootomischen Laboratorium, Prof. Dr. Hensel. 8) Zoo⸗ technische Uebungen, Dr. Crampe. 9) Thierphysiologische Uebungen,

Prof. Dr. Metzdorf. 10) Veterinär⸗tlinische Demonstrationen, Derselbe. 11) Unterricht im Feldmessen und Nivelliren, Baurath Engel. 12) Landwirthschaftliche Exkursionen, Oekonomie⸗Rath Schnorrenpfeil. 13) Demonstrationen auf dem Versuchsfelde, Dr. Dreisch. 14) Forstliche Exkursionen, Oberförster Sprengel.

Lehrhülfsmittel.

Der Unterricht wird durch Demonstrationen, praktische Uebungen

und Erkursionen unterstützt. Hierzu dient zunächst die gesammte utswirthschaft, deren technische Betriebsanlagen (Brennerei,

Brauerei, Ziegelei) die technischen Vorträge erläutern. Als weitere Lehrhülfsmittel dienen: die Versuchswirthschaft und Versuchsstation; das milchwirthschaftliche Institut; der botanische Garten; die Ana⸗ omie; der Krankenstall; das chemische, pflanzenphysiologische, zooto⸗ mische und zootechnische Laboratorium; das landwirthschaftliche Mu⸗ seum mit dem Modellkabinet und den Woll⸗ und Vließsammlungen; das zoologische Kabinet; die Bibliothek und das Lesezimmer. Zur Erläuterunz der forstwirthschaftlichen Vorträge dient das nahe König⸗ liche Forstrevier.

Praktische Kurse und Praktikanten⸗Station.

Die Studirenden der Akademie haben das Recht, sich vom 1. Mai bis 1. August an den praktischen Arbeiten im milchwirth⸗

schaftlichen Institut als Hospitanten zu betheiligen. Für die prak⸗ ische Erlernung der Spiritus⸗ und bayerischen Bierfabrikation in besonderen Kursen ist Vorsorge getroffen. Zur Erlernung der prak⸗ tischen Landwirthschaft ist durch die mit der Akademie in Verbin⸗ ung gebrachte Praktikanten⸗Station Gelegenheit geboten. Angehende andwirthe finden gegen Entrichtung einer Pension in dem Hause des Administrators in Proskau und des Wirthschafts⸗Inspektors auf dem Departement Schimnitz Aufnahme; sie werden von ihren Lehr⸗ hercen mit dem Betriebe der Landwirthschaft vertraut gemacht und in der Gutswirthschaft praktisch beschäftigt. Aufnahme der Akademiker. Honorarzahlung. Sonstige Einrichtungen der Akademie.

Die Aufnahme erfolgt nach schriftlicher oder mündlicher Anmel⸗ dung beim Direktor. Die Akademie verlangt von den Studirenden Reife des Urtheils und Kenntnisse in dem Maße, um akademischen Vorträgen ohne Schwierigkeit folgen und daraus den rechten Nutzen ziehen zu können. Vorausgegangene wenigstens einjährige praktische Thätigkeit im Landwirthschaftsbetriebe ist zum Verständniß der Vor⸗ träge erforderlich. Der Kursus ist zweijährig, der Studirende ver⸗ pflichtet sich bei seinem Eintritte jedoch nur für das laufende Semester. Gegen ein monatlich zu entrichtendes Lehrhonorar können junge Land⸗ wirthe, deren Verhältnisse ihnen den Aufenthalt an der Akademie während eines vollen Semesters nicht gestatten, als Hospitanten zu⸗ eelassen weeden. Es beträgt das Eintrittsgeld 18 ℳ, das Studien⸗

onorar für das erste Semester 120 ℳ, für das zweite 90 ℳ, für das dritte 60 ℳ, für das vierte und jedes folgende Semester 30 Beim Schlusse eines jeden Semesters finden Abgangsprüfungen statt. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muß der Studirende vier Semester auf der Akademie ab⸗ solvirt haben. Die Zeit seines Studiums an einer andern Hoch⸗ schule kommt dabei in Anrechnung. Nähere Nachrichten über die Akademie, deren Einrichtungen und Lehrhülfsmittel enthält die bei Wiegandt & Hempel in Berlin erschienene und durch alle Buchhand⸗ lungen zu beziehende Schrift: „Die Königliche landwirthschaftliche Akademie Proskau“, ferner die Schrift: „Der landwirthschaftliche Unterricht“ von H. Settegast, Breslau 1873; auch ist der unt r⸗

zeichnete Direktor gern bereit, auf Anfragen weitere Auskunft zu

ertheilen. Proskau, den 27. Januar 1879. Der Direktor der Königlichen landwirthschaftlichen Akademie, Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Settegast.

Nr. 4 des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“, heraus⸗ gegeben vom Kriegs⸗Ministerium, hat folgenden Inhalt: Unter⸗ Pücgung von Unteroffizieren ꝛc. in der Ausrüstung, Beladung und Führung von Patronenwagen. Instruktion über die Reparaturen zur Beseitigung des Schlotterns der Verschlüsse bei den Feldgeschützen 0/73. Uniform der Feldwebel⸗Lieutenants bei der Besatzungs⸗ Armee. Garnison⸗Baudistrikte im Bereich des XIV. Armee⸗Corps. Ausgabe des Abdruds von dem Gesetze, betreffend die Pensioni⸗ rung der Militärpersonen ꝛc. Anrechnung fremdherrlicher Militär⸗ Dienstzeit bei Liquidirung des Dienstauszeichnungskreuzes. Höhe⸗

mrenö

der Ehrenzulage der Inhaber des Eisernen Kreuzes erster und zwei ter Klasse von 1870/71, sowie des Militär⸗Ehrenzeichens zweiter Klasse. Nachweisung der während des vierten Vierteljahres 1878 bei den Reichs⸗Telegraphenanstalten vorgekommenen Veränderungen. Formular zu Waffenreparaturbüchern. Dritter Nachtrag zu dem Regl ment über die Servis⸗Kompetenz der Truppen im Frieden vom 20. Februar 1868.

Nr. 4 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Handelsgesetzgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten enthält: Anzeige der in der Gesetz⸗ Sammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Ver⸗ ordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Verrechnung des Erlöses aus dem Verkaufe abgängiger Utensilien. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Beschränkung der Einfuhr aus Rußland. Steuervergütung für den zur Bleiweiß⸗ und Bleizucker⸗Fabrikation verwendeten Branntwein. Erkenntniß. Versteuerung des bei Um⸗ wandlung einer Gewerkschaft in eine Aktiengesellschaft an letztere über⸗ gegangenen Vermögens der ersteren. Personalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Dr. Brachelli giebt in seiner Inaugurationsrede, welche er bei dem Antritt des Rektorats der K. K. technischen Hochschule in Wien für das Studienjahr 1878/79 gehalten und jetzt durch den Druck veröffentlicht hat, statistische Uebersichten über die technischen Hochschulen in den verschiedenen Ländern Europas. Wir ent⸗ nehmen denselben folgende Angaben: Oesterreich⸗Ungarn zählte im Jahre 1877/78 7 technische Lehranstalten mit 345 Lehrern und 4073 Studirenden und verwendete im Ganzen 890 938 Fl. Kosten darauf, so daß auf jeden Hörer 218,74 Fl. kamen. Die 7 Lehr⸗ anstalten befanden sich: in Wien mit 80 Lehrern und 1545 Stu⸗ direnden, in Graz mit 50 Lehrern und 265 Studirenden, Brünn mit 31 Lehrern und 164 Studirenden, Lemberg mit 38 Lehrern und 225 Studirenden. Prag besitzt 2 technische Hoch⸗ schulen, nämlich das K. K. böhmische polytechnische Institut mit 51 Lehrern und 658 Studirenden und K. K. deutsche polptechnische Institut mit 43 Lehrern und 488 Studirenden. Das Königliche Josephs⸗Polytechnikum zu Budapest zählte 52 Lehrer und 728 Stu⸗ dirende. Das Deutsche Reich besitzt folgende 10 technische Hoch⸗ schulen: die Königliche Bau⸗Akademie in Berlin mit 74 Lehrern und 1027 Studirenden; Königliche Gewerbe⸗Akademie in Berlin mit 50 Lehrern und 692 Studirenden; Königliche polytechnischen Schulen: in Hannorer mit 45 Lehrern und 746 Stndirenden, in Aachen mit 46 bezw. 605; Königliche technische Hochschule in München mit 80 Lehrern und 1180 Studirenden, Königliche Poly⸗ technikum in Dresden mit 55 bezw. 661; Königliche polytechnische Schule in Stuttgart mit 72 bezw. 543; Großherzogliche polptech⸗ nische Schule in Karlsruhe mit 52 bezw. 588: Großherzogliche tech⸗ nische Hochschule in Darmstadt mit 30 bezw. 213. Herzogliche tech⸗ nische Hochschule in Braunschweig mit 31 bezw. 179. Sämmtliche 10 Hochschulen zählten demnach 535 Lehrer und 6434 Studirende; an Kosten erforderten sie 1 268 500 Fl. ö. W., d. h. 197,15 Fl. auf 1 Hörer. Sämmtliche Zahlen beziehen sich auf das Studienjahr 1877/78. Frankreich besitzt an technischen Hochschulen 3; die po⸗ Eeege; Schule, die 6cole des ponts et chaussées und die Central⸗Kunst⸗ und Gewerbeschule, sämmtlich in Paris, zu⸗ sammen mit 155 Lehrern und 1161 Studirenden, welche an Kosten 566 800 Fl. ö. W. erforderten, so daß auf jeden Hörer 482,39 Fl. kamen. Italien hat s8 solcher Anstalten und zwar in Mailand, Turin, Neapel, Rom, Padua, Palermo, Bologna und Turin mit zusammen 157 Dozenten und 2113 Stu⸗ direnden (darunter 779 Aspiranten des Ingenieur⸗Diploms an den Universitäten). Rußland blesitzt 6 technische Hochschulen und zwar 3 in St. Petersburg, 1 in Moskau, 1 in Riga, 1 in Helsing⸗ fors, mit 226 Dozenten und 2315 Studirenden. chweden unierhält eine technische Hochschule, nämlich die Königliche technische Hochschule in Stockholm, welche im Studienjahre 1877/78 36 Do⸗ zenten und 278 Studirende zählte. Die verwendeten Kosten betrugen 79 344 Fl. 5. W., so daß auf jeden Hörer 285,41 Fl. kamen. Dänemark besitzt die Kgl. polytechnische Lehranstalt in Kopenhagen, welche im Jahre 1877/78 24 Dozenten zählte und von 229 Studirenden besucht wurde. Der Kostenaufwand 88 1877 32 490 Fl., d. h. für jeden Hörer 141,87 Fl. Holland hat eine technische Hochschule in der König⸗ lichen polytechnischen Schule zu Delft, an welcher im Studienjahr 1875/76 26 Dozenten lehrten und welche von 260 Studirenden be⸗ sucht wurde. Belgien besaß 1876/77 6 solcher Anstalten, 1 in Brüssel, 2 in Gent, 2 in Löwen und 1 in Lüttich mit zusammen 66 Lehrern und 693 Stodirenden. Die Schweiz unterhielt 3 Anstalten dieser Art: die eidgenössische polytechnische Schule in Zürich, die technische Fakultät in Lausanne und den technischen Kurs in Lugano mit im Jahre 1877/78 zusammen 128 Dozenten und 1056 Studirenden. Die darauf verwendeten Kosten betrugen 192 570 Fl. ö. W., d. h. für jeden Hörer 182,36 Fl. Spanien besaß im Jahre 1878 3 höhere technische Lehranstalten in Madrid mit 33 Lehrern. Die Zahl der Hörer ist in der vor⸗ liegenden Uebersicht nur bei der Königlichen Ingenieurschule in Madrid mit 41 angegeben. Die Kosten der letzteren betrugen 15 430 Fl. 5ö. W., d. h. 376,34 F. für jeden Hörer. Portugal unterhält zwei höhere technische Lehranstalten und zwar zu Lissabon und Porto, welche zusammen 43 Lehrer und 297 Studirende zählten. Die Kosten der polytechnischen Schule in Lissabon sind für 1878/79 mit 147 702 Fl. ö. W. in Ansatz gebracht, so daß auf jeden Hörer 734,83 Fl. kommen. Griechenland hat eine technische Lehr⸗ anstalt in der Königlichen polytechnischen Schule in Athen, welche im Studienjahre 1877/78 10 Lehrer und 235 Studirende zählte. Die Kosten beliefen sich auf 29 909 Fl. ö. W., d. h. für jeden Hörer 127,27 Fl. Auch Serbien besaß eine höhere technische Lehranstalt, die technische Fakultät in Belgrad, welche im Jahre 1878 13 Dozenten und 16 Studirende zählte.

Die Holzschuhfabrikation in Frankreich. (Stat⸗ Korr.) Die französische Holzschuhfabrikation ist in dem Departe⸗ ment der Lozore, also in den Sevennen, heimisch und konzentrirt sich in der Umgegend der Orte Marvejols, Mende, Villefort. Ursprüng⸗ lich war der Holzschuh nur in dieser Gegend wegen der eigenartigen Bodenverhältnisse allgemein gebräuchlich, aber er hat sich von hier in

fast sämmtlichen französischen Departements eingebürgert. Nicht nur, daß er von den Landleuten bei den Feld⸗, Wald⸗ und Wegearbeiten etragen wird, auch in den Fabriken, namentlich in den Gerbereien, ärbereien, Walkereien, Bergwerken und chemischen 2 ist er die ebenso praktische wie gesunde Fußbekleidung der Arbeiter.

Die mit der Fabrikation der Holzschuhe beschäftigten Personen beziffern sich auf 1700, von denen jedoch 1000 Feld⸗ und Wald⸗ arbeiter sind und in diesem Gewerbe nur einen Nebenverdienst suchen, 500 jährlich nicht mehr als 100 und nur 200 durchschnittlich 200 Tage mit der 8e von Holzschuhen beschäftigt sind. Von den ersteren werden, namentlich zur Winterzeit, die gewöhnlicheren

olzschuhe gefertigt, während die besser geschnitzten und theureren abrikate durch die meist in den genannten kleineren Städten an⸗ gesessenen Holzarbeiter von Beruf verssestelht werden.

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rung der Lozère verbraucht, 280 000 Paar ausgeführt werden. Die größten Niederlagen und Märkte dafuür befinden sich in den Städten Alais, Saint⸗Ambroix, les Vans, le Vigan, Valleraugue und Nimes. Die ausgeführten Holzschuhe hatten im Jahre 1877, wenn die Prei der gewöhnlichen Sorten der Berechnung zu Grunde gelegt werden, einen Werth xvon 263 700 Fr.; es wurden abgesetzt: zum Preise von Holzschuhe Dutzend Paar gs eiaeh im Ganze

aus Fichtenholz 15 700 r irkenholz . Nußbaumholz Buchenholz zusammen. 263 700. „Da unter den ausgeführten Fabrikaten jedoch auch zahlreiche feinere, zum Theil mit wollenenen Stoffen garnirte Holzschuhe sich befinden, wie sie in den Städten getragen werden, so beträgt der Werth der exportirten Waare mehr als eben angenommen wurde; er muß auf ungefähr eine halbe Million Fr., der Gesammtwerth der erzeugten Holzschuhe, nahezu auf 1 Million Fr. geschätzt werden. Zur Fabrikation der 564 000 Paar Schuhe sind alljährlich er⸗

forderlich an 8 Fichten. 92 200 Stämme, Birken. 1I1I“ 2 111X“X“ 600 Ee1“ 500 Nußbäumen 250

zusammen 98 250 Stämme.

Da die Waldungen in der Lozère eine Ausdehnung von 62 676 ha

haben, wovon der größte Theil in Privatbesitz sich befindet, die Forsten auch gut bestanden sind, so hat die Holzschuh⸗Fabrikation vorläufig einen Mangel an Rohmaterial oder eine Vertheuerung des⸗ selben nicht zu befürchten. Auch in anderen Theilen Frankreichs werden Holzschuhe für den eigenen Gebrauch ihrer Verfertiger hergestellt; die ausgedehntere, ge⸗ schäftsmäßig betriebene Schuhfabrikation ist aber bisher auf die Lozère beschränkt geblieben.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der „Zeitschrift für technische Hochschulen“, Organ des allgemeinen deutschen Polytechnikerverbandes (heraus⸗ gegeben vom akademischen Verein der Polytechniker zu Hannover; im Kommissionsverlag von Carl Schüßler in Hannover), welche wir schon in Nr. 299 v. J. besprochen, liegen uns die Nummern 5— 7, welche am 15. Januar und 1. Februar d. J. erschienen sind, vor. Dieselben enthalten folgende Beiträge: Ueber die zulässige Höhe, in welcher Luft erwärmt wird, von H. Fischer; Ueber die Stellung des Bau⸗ Ingenieurs zur Telegraphie, vom Provinzial⸗Telegraphen⸗Direktor Mer⸗ ling; Verbandsangelegenheiten; Vereinsnachrichten; Literarische Neuig⸗ keiten; Chronik der technischen Hochschulen: Aachen, Berlin, Dresden, Hannover, Dar mstadt, Braunschweig, Wien und Clausthal. Wir heben besonders letztere hervor, da dieselbe im Abgeordnetenhause zu einer längeren Debatte Veranlassung gab. Die Zeitschrift be⸗ spricht in eingehender Weise die Vortheile, welche sowohl der Stadt Clausthal als auch dem ganzen Harze aus der dortigen Bergakade⸗ mie, welche schon über 100 Jahre segensreich auf den gesammten Bergbau gewirkt hat und der Bergschule erwüchsen, und vertheidigt diese Institute gegen die Angriffe der Budgetkommission. Diesen Ausführungen hat sich nun auch das Haus der Abgeordneten ange⸗ schlossen, den Antrag der Budgetkommission, die Institute eingeh n zu lassen, verworfen, und ist daher das Bestehen derselben zum Se⸗ gen der ganzen Prorinz und des gesammten Bergbaues Preußens auf Jahre hinaus gesichert.

Von den „Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg“, Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg (Magde⸗ burg, Schäfersche Buchhandlung), ist das seft des XIII. Jahrgangs (1878) erschienen. Dasselbe enthält zunächst lokalgeschichtliche Mit⸗ theilungen aus der Stadt Magdeburg im 16. Jahrhundert, die sich auf Pacht⸗, Lohn⸗ und Handwerkerverhältnisse beziehen, vom Ober⸗ lehrer Fr. Hülße; ferner einen Beitrag von dem Staatsarchivar Dr. von Bülow in Stettin: „Von der löblichen und festen Stadt Magde⸗ burg, in Sachsen gelegen“, entnommen der originellen Reisebeschreibung des Frankfurter Studenten Michael Franck, der im Jahre 1584 wegen einer in Frankfurt ausgebrochenen Pest diese Stadt ver⸗ ließ und bis 1592 die unfreiwillige Muße benutzte, um die Welt zu sehen. Die Handschiift befindet sich in der Rathsbibliothek zu Zittau. Daran schließt sich die Fortsetzung der großen historischen Arbeit von Winter: „Der dreißigjährige Krieg in der Landschaft südwestlich von Magdeburg“ (VII. Die Zeit von der Uebernahme des Oberbefehls durch Torstenson bis zum Ende der Feindseligkeiten, 1642 bis April 1646) und eine illustrirte Baugeschichte der Stadtkirche zu Groß⸗Salze bei Magdeburg von F. O. Müller. Eine größere diglektologische Arbeit von Philipp Wegener betitelt sich „Idiotische Beiträge zum Sprachschatze des Magdeburger Landes.“ Derselben ist der Buchstabe A einer alphabetisch geordneten Samn lung volksthümlicher Ausdrücke angehängt. Den Schluß des Hefte bilden Miscellen („Heergewette und Gerade in Altstaßfurt“, reste vom Kloster Leitzkau“, „Trümmer des Prämoastratenserklosters Gottesgnaden“), Bereinschronik, Literatur und der Bericht über die Sektion des Vereins für Erforschung der niederdeutschen Sprach und Literatur.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Albrecht Thaers „Grundsätze der rationelle Landwirthschaft“ erscheinen im Fe agg von Wiegandt, Hempe & Parey hierselbst in einer neuen Bearbeitung, die von den Herre Dr. Krafft, Dr. Lehmann, Professor Dr. Thaer⸗Gießen und Landes Oekonomierath Dr. Thiel in Berlin übernommen ist. Am Thaersche Texte selbst wurden wesentliche Aenderungen nicht vorgenommen. sondern in Form von längeren oder kürzeren Anmerkungen und Zu sätzen sind die neuesten, durch die Anwendung der naturwissenschaft lichen Resultate auf die Landwirthschaft errungenen Fortschritte be⸗ handelt. Im Besitze des Hrn. Dr. Thaer, eines Enkels Albrech Thaers, befinden sich noch handschriftliche Notizen seines Großvaters, die bei dieser Ausgabe ebenfalls b 3 Auf diese Weise, e durch Beigabe einer kulturhistorischen und biographischen Einleitung werden Thaers Grundsätze de rationellen Landwirthschaft fortfahren, allen Landwirthen einen reichen Schatz von bewährten Erfahrungen darzubieten, jetzt im Verein mi den Ergehnissen der wissenschaftlichen Forschungen der Neuzeit. 1 Die Ausgabe geschieht in sechszehn Lieferungen à 1 ℳ, und zwar 102 das Wert. bis san Herbst des Jahres vollständig in den Händer

er Subskribenten sein.

Gewerbe und Handel.

Dem Geschäftsbericht der Direktion der Hannoverschen ank für 1878 entnehmen wir Folgendes: Bei geringer Nachfrag war der Preis des Geldes den größten Theil des Jahres hindurch ein niedriger, und erst gegen Ende August trat eine Steigerung des 1

Die jäͤhrliche Produktion der Ho schuhe beziffert sich auf durch⸗ schnittlich 564 000 Paar, von denen 276 000 Paar durch die 138 319 Individuen (69 507 männliche, 68 812 weiblsche) zählende Bevoͤlke⸗

Diskontosatzes auf 5 % ein, welche Höhe derselbe ois gegen Mitte Dezember bewahrte. Der Jahresdurchschnitt für Wechseldiskog