1879 / 51 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

m. 12,r1 mm, Mittag 12,88 mm, 3 h. p. m. 12, 9 mm, 6 h. p. m. 12.2 mm, 9 h. P. m. 12,28 mm). Triest 1878 Jahresmttl. 9,2 mm (Min. 1,8, Max. 20,2 m), Jan. 1,8 7,8 M., 42 mm, Febr. 1,8 8,0, M. 5,1 mm, März 1,8 10,%, M. 5,8 mm, April 39 11,3, M. 79 mm, Mai 5,4 14,1, M. 10,4 mm, Juni 6,4 20,1, M. 12,5 mm, Juli 9,2 19,3, M. 141 mm, August 9.0— 20,2, M. 14, mm, Sept. 8,0— 12,, HI. 12,: mm, Okt. 5,0— 11,1, M. 15, 2 mm, Nov. 4,0 12,0, M. 7,2 mm, Dez. 2,9 8,6, M. 4,s mm. 1 Niederschlag: Dezbr. Potsdam 35,9 mm in 19 Tagen, Dres- den 39,4 mm in 19 Tagen, Neustadt a. H. 60,75 mm, Weissenburg 41 2 mm, Oberdrauburg 43,1 mm, Triest Jan. 80,4 mm, Febr. 8,8 mm, März 131.³8 mm, April 140,0 mm, Mai 198,7 mm, Juni 236,2 mm, Jali 311, 1 mm, Augast 126,4 mm, Sept. 440,2 mm (am 20. Segt. 162,8 mm), Okt. 467,0 mm, Nov. 375,1 mm, Dez. 227,0 mm, im ganzen Jahre 2742 2 mm, während die normale Summe 1159 mm ist. Emden Pariser Linien Jan. 24,52, Febr. 11,3, März 30,28, April 25,8, Mai 31,86, Juni 32,0, Juli 47,07, August 77,12, Sept. 24 27, Okt. 22,9, Nüv. 51,46, Dez. 29,7 Pariser Linien. Neapel Okt. 91,0 mm. Reinerz Dez. 141,7 cbmm, Summe aller Monate 379 5 cbmm.

Verdunstung. Neapel Okt. 80 mm, Dezbr. Weissenburg im Schatten 16,9, im Freien 26 mm, Emden Pariser Linien Jan. 6,77, Febr. 4,33, März 15 80, April 42,32, Mai 43, 1s, Juni 47,8, Juli 63,07, Anugust 37,3, Sept. 31,04, Okt. 17,87, Nov. 4,42, Dez. 4, 10.

3 Bewölkung. Dezbr. Weissenburg 8,16, Colbergermünde 7,2 (7 h. a. m. 8,0; 2 h. p. m. 6,8; 9 h. p. m. 6,8), Triest Jan. 5,1, Ma z 5,1, April 5 3, Mai 5,1, Juni 5,7, Juli 4,9, August 4,9, Okt. 6,7, Nov. 7,8, Dez. 7,4, Jahresmttl. 5,5. Neapel .3. m. 4,2; 9 h. a. m. 5,7, Mittag 5,3; 3 h. p. m. 5,74; 4,8; 9 h. p. m, 37. stlich meteorol. Stationen Preussens, Braunschweigs und eichslande (Prof. Dr. Müttrich zu Eberswalde): Oktober: Parometerstand 2,5 mm niedriger als im September. Unterschied zwischen höchstem und niedrigstem Parometerstand im Mittel 25,37 mm (18,25 mm in Carlsberg, 32,10 mm in Hadersleben). Im Durchschnitt die letzte Pentade 6,830 C. kälter als die erste. Feld-St. 2,610 C. niedriger als im September. Kurwien im Schatten 5,60 C., Marienthal + 24,60 C. Die Höhe des Nieder- schlags übertraf auf allen Stationen weit die Verdunstung. Regen- a6he für d. W. St. 5⁄ des für die F. St. beobachteten Nieder- schlags. Verhältniss der Verdunstungshöhe auf d. F. St. und itt 3:1 (5:3 in Hollerath. 9: 2 in Carlsberg). Absolute Feuchtigkeit f. d. F. St. 6,72 bis 8,87 mm, f. d. W. St. unten 6, c9 und 8,8s mm, in d. Baumkrone 6,11 und 8,81 mm. Relative Feuchtigkeit f. d. F. St. 85,44 %. f. d. W. St. unten 90,56 %, in d. Baumkrone 88,33 %. 8

Zur Meteorologie in Anwendung auf den Menschen Die Grundkraft des Menschen, die oxydirende, beruht auf atmosph. Sauerstoff, dessen Molekül bei C. u. 760 mm Brmtrârck. 421 m in 1 Sekunde zurücklegt. Durch den Zusammensturz von ½ kg Kohlenstoffatomen u. der doppelten Anzahl Atomen Sauerstoffs zu Kohlensäure werden rund 4000 Wärme-Einheiten (1 WE. = 425

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schwere Masse auf 1 m Höhe gehoben wird. Von dieser Kraft wer- den etwa ⅛⁄, also 3200 Wärme-Einheiten zur Eigenmwärme benutzt (Fick), dieser Kraft zu Kuskel- u. Herz-, Nerven-, Drüsen- kräften, welche beim Menschen nicht minder, wie seine Eigenwärme, nur aus der chemischen Anziehungskraft des Sauerstoffs zu dem Kohlenstoff (der Nahrungsstoffe) hervorgehen. Am 14. Mai 1797 schrieb A. v. Humboldt aus Jena an Frhrn. v. Schuckmann: „Ich habe ausgeschnittene Froschherzen in Sauerstoff aufgehangen und drei Stunden lang pulsiren geseben.“ Eine durch Sumpkfgift von rapid zunehmender Blutvergiftg. befallene, 60 Jahr alte Dame mit Milzanschwel'g. erkaltete beim 2. Frostanfall zunehmend, bis bei Bewusstlosgkt., Palslosgkt., nur eisem Herztone, aussetzendem Athem die Erregbarkeit der Centren der Resgiration u. Cirkulation 9 h. Abends dem Erlöschen nahe war; von 11 h. Abends 4 h. Morgens 300 Liter Sauerstoff: die Spitzen der Finger u. Nase be- ginnen sich zu erwärmen; nach 550 Liter Sauerstoff 1 b. Morgens Eewusstsein, die Gefahr beseitigt. (Deutsche Klinik, 1870, Nr. 48.) Thiere, welche durch eine tödtliche Dosis Blausäure so vergiftet sind, dass die Athmung Null, die Schleimhaut der Augen absolut unempfind'ich, die Pupillen völlig unbeweglich, die Augäöpfel stark hervorgetrieben sind, bei denen das pulsirende Herz als einziges Lebenszeichen zu konstatiren ist, sind darch Sauerstoffzafuhr noch herzustellen (Preyer in Jena). Die desinfizirende Kraft des Menschen steht in geradem Verhältniss zu seinem Blutsauerstoff: Blausäure, in tödtlicher Dosis einem Tuiere einverleibt, verursacht nicht die geringsten Vergiftungssymptome, wenn nur für verstärkte Sauerstoffzufuhr gesorgt wird (Preyer). Bei strychnisirten Thieren bleiben die tetanischen Krämpfe unter Anwendung künstlicher Ath-

noff in Tiflis). 1784 publizitt Alexander Poulle, Arzt za Mont- pellier: „Sauerstoff ist heilsam bei putriden, biliösen Fiebern und in der Pest.“ 1797 A. v. Humboldt an v. Sch.: „Pei Ueb-In im

lute, in den Sälten ist Sauerstoff das Einzige (2).“ Mit Kohlen- oxyd vergiftetes Blut eines Hundes erlangt in verhältnissmässig kurzer Zeit durch Einleiten (partiell) elektrischen Sauerstoffs die Eigenschaften des nsrmalen Biutes (Prof. Dogiel in Kasan). In chininhaltigem Blute tritt die Wirkung elektrischen Sauerstoffs, resp. seine Uebert-'sgung durch Blutfarbstoff viel schneller ein, als in reinem Blute (Schaer). Dass die Pilze durch elektrischen Sauerstoff zerstört werden, ist nicht anffallend, da organische Sub- stanzen von viel festerem Gefäüge, z. B. Kautschuk, gleichfalls von demselben angegriffen werden; er ist daher nöthig, um die schäd- lichen Bestandtheile der Luft zu zerstören (Preyer 1871). Das Pestgift müsste überaus leicht zerstörbar sein, wenn F. A. Bulards Mittheilung sich bestätigen sollte, dass Peststoffe durch mehrstün-

iges Eintauchen in Wasser desinfizirt werden, da selbst das an Sauerstoff reiche Rheinwasser, welches auf 1 Liter 8,475 cem Sauer- stoff bei 00° C. u. 0,78 Druck enthält, durch Jodkaliumstärke apier keine oxydirende Kraft unmittelbar nachweisen lässt; 1 1 Brunnen- wasser enthält 7,144 b cecm Sauerstoff. Dis Pest von Florenz soll in stärkstem Wüthen unmitteldar nach einem Gewitter nachgelassen

mung nur dann aus, wenn dieselben dem Einflusse reinen Sauerstoffs, nicht aber vermehrter Zufuhr atmosph. Luft unterworfen werden (Ana-

reinigt. Cairo soll auch dad rch aufgehört haben, ein Pestheerd zu sein, dass durch Mehemed Ali das B-gzäbnisswesen verbessert, und seine Strassen durch Abtragung benachbarter Berge dem Strome der Wüstenluft freigelegt wurden, deren desinfizirende Kraft direkt auf Reichthum an elektrischem Sauerstoff (Zittel), inairekt auf hoher trockener Wärme und höberer mittlerer Geschwindigkeit beruht, und dadurch bewiesen ist, dass die Infektionskrankheiten bei Kara- vanen vom Tage des Betretens der Wüste abnehmen (Dr. Th. Stamm). 1779 schlägt Achard, Direkt. der mathem.-physik. Klasse der Berliner Akademie der Wissenschaften, vor, die Luft schlecht ven- tilirter Zimmer durch Sauerstoff zu verbessern. Behufs Versuches, das Pestgift zu verbrennen im Sinne der grossen Natur, ist die oxy- dirende Kraft unseres Blutes, unserer Luft, unseres Trinkwassers innerhalb gewisser Grenzen zu erhöhen: Aus einer Mischung ven chlorsaurem Kali und Brauastein liefert ein Hausapparat in 30 Min. 30 Liter reinen Sauerstoffs, der durch einen Ruhmkorffschen Funken- geber, eine Zink-Kohles-Elementflasche und eine Houzzau-Röhre partiell elektrisch gemacht werden kann. Durch Mangansuͤper- oxyd und übermangansaures Kali einerseits und 20 % Schwefelsäure andererseits wird der Zimmerloft dis oxydirende Kraft des elektri- trischen Sauerstoffs gegeben. Darstellung eiver Lösung von elektri- schem Sauerstoff in Wasser: Ein 0,6 m langes und 0,015 m weites Rohr ist vielfach, zur Weite van 0,005 m vrerengt, an das za- geschmolzene untere Eude ist schwach geneigt eine 0,0035 m weite Röhre angelöthet, und das Hanptrohr zum Zwecke bequemer Abkühlang möglichst gleichmässig spiralig gebogen. Möglichst reichhaltiges, elektrolytisches Gas wird durch das Gasleitungsrohr in das schwach geneigte Rohr der eben beschriebenen Absorptionsröhre bis an den Boden geleitet. Die Gasblasen durchstreichen langsam die mit Flüssigkeit gefüllten zahlreichen Abschnitte, und die Absorption wird dadurch so beschleunigt, dass man in 20 Minuten 50 cem eines Ozonwassers von 0,3 0,5 Volumen-Prozent Gehalt darstellen kann. Möglichst ozonreiches Gas wird erhalten: 1) durch eine Batterie von 16 grossen Bunsenschen Elementen und 2) durch eine Zersetzungs- resp. Entwickelungszelle, deren Beschreibung in der nächsten Num- mer (Carius, Liebigs Annalen, 174. Band). Siehe auch Deutsch, Reichs-Anzeiger vom 17. Jan. d. J. Den Gedanken, durch TerpentinöSl bewohnte Räume zu desinfiziren, hat ausser Peuffer in München auch W. Ireland (Edinb. Med. Journal 1863) gehabt. Das am Orte einer Seuche gebräuchliche Bestreichen von Haut, Kleidern, Zimmerwänden mit Terpeatinöl, anderen ätherischen Oelen, Aether, führt durch Verdunstung der quest. Stoffe durch Jodkal-um- stärkepapier leicht nachweisbar zur Proda“ktion elektrischen Sauerstoffs. Meteorologie der Sonne: Das Jahr 1878 hat auf den Sonnenkörper, aus dessen Tiefen Strömungen an die Oberfläche und auf welchem auch abvärts gerichtete atmosphärische Strömungen stattfinden, ein langdauerndes, von geringen Protuberanzen be- gleitetes Fleckenminimum ergeben, während dessen die Sonne weniger Wärme ausstrahlt, so dass das Jahresmittel der Temperatur unseres Erdkörpers niedriger hat ausfallen müssen (Spörer-Pots- dam). 0b mit in Folge dessen Chirna die feuchten Luftströmungen

63S e. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Kilogrammmeter), wird also eine mechanische Kraft erzengt, welche

genan so gross ist, wie die Kraft, mit

kaben (v anzoni),

das durch Sturm und iederschläge me- chanisch, durch elektrischen Sauerstoff u. salpetrige Säure chemisch

vicht erhalten hat, deren Regen in anderen Jahren das Land vor Hungersnoth bewahrt?

Dr. Lender (Berlin-Kissingen).

Welcher eine 1 700 000 kg

L.

Opern⸗ . Zum 1. M.: Feramors. prische Oper in 3 Aufzügen, nach Thomas Moore’s Gedicht von Julius Rodenberg. Musik von Anton Rubinstein. Tanz von Paul Taglioni. In Scene gesetzt vom Direktor v. Strantz. Anfang 6 ¾ Uhr. Schauspielhaus. 57. Vorstellung. Durch'’s Ohr. Lustspiel in 3 Akten von Wilhelm Jordan. In Scene gesetzt vom Direktor Deetz. Hierauf: Der Better. Lustspiel in 3 Akten von Benedix. An⸗ fang 7 Uhr. Sonnabend: Opernhaus. Keine Vorstellung. Sechste Sinfonie⸗Soirée der Königlichen Kapelle. Schauspielhaus. 58. Vorstellung. Die Piero⸗ Schauspiel in 5 Akten von Schiller. Wallenstein’'s Lager. Schauspiel in 1 Aufzug von Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Saal⸗Theater. Freitag: Keine Vorstellung. Sonnabend: Fünfunddreißigste Vorstellung der ösischen Schauspieler⸗Gesellschaft, unter Direk⸗ Première représentation Le flils naturel. Comédie en 5 actes, un prologue par M. Alexandre Dumas flls.

lomini.

. * . Wallner-Theater. Freitag: Zum 111. M.: Doktor Klaus. Lustspiel in 5 Akten von A. Larronge. Zum Besten der Unterstützungskasse „Berliner Presse’. Zum 1. Male: Komödie in 4 Akten von R. Elcho.

Sopnaboend⸗ Soönnabend:

nkel Hanus.

bria-Theater. Direktion: Emil Ha g: Zum 71. Male: Dornröschen. (. smärchen (Feerie) in 3 Akten (18 Bildern). uet 3 ℳ, II. Rang 2 ℳ, Gallerie 50 ₰.

Residenz-Theater. Freitag: Z. 79. M.: Fourchambault. onntag: Letztes Gastspiel der Fr. Hedwig Nie⸗ des Hrn. Friedrich Haase. Die Ge⸗ Der Wez durch's Fenster. Eine Piquet. Eine kleine Gefälligkeit.

Stadt-Theater. Freitag: Bei nochmals halben Kassenpreisen (Parquet 1,50 ꝛc.). Unwiderruflich letztes Gastspiel mit Benefiz des Frl. Ernestine Wegner. Ehrliche Arbeit. Posse mit Gesang in 3 Akten von Wilken. Musik von R. Bial. (Mar⸗ rethe: Ernestine Wegner.) Diverse Liedereinlagen und neue Couplets gesungen von Ernestine Wegner. Sonnabend: Erstes Gastspiel des Frl. Therese Both vom Hoftheater zu Dresden. Dorf und Stadt. National-Theater. Freitag: Letztes Gast⸗ spiel und Abschieds⸗Vorstellung des Herrn Dr. Hugo Müller. Zum letzten Male: Bajazzo und seine Familie. Schauspiel in 5 Akten, frei nach dem Französischen von H. Marr. Sonnabend: Vorstellung.

Ostend-Theater. (Er. Frankfurterftr. 130.) S iel des Frl. Helene Bensberg. Trauerspiel von Shakespeare.

Freitag . UIrelladg

Hamlet.

Germania-Theater. Freitag: Fest⸗Vorstellung zum Besten des Fritz Reuter⸗Denkmals in Neu⸗ Brandenburg, veranstaltet vom Schurr⸗Murr⸗ Verein. Fest⸗Ouverture. Prolog. Onkel Bräsig. Charakterbild in 5 Akten, nach Fritz Reuters „Ut mine Stromtid“. 3

(ircus Salamonsky. Freitag: Gr. Eala⸗

Englands, Mr. Eugen Gärtner, der Damen Elise, Guikleaume, Flora Harriet und Pauline. Ein Nacht in Calcutta. nd: Benefiz⸗Vorstellung für die beliebte in Frl. Elise. 2 Vorstellungen, um 4 und 7 Uhr. (Coencert-Haus. Concert des Königlichen Hof⸗

AbT,II 777 Musikdirektors Bilse.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Arnal mit Hrn. Dr. med. A. Siegel (Celle). Frl. Ruth v. Dall⸗ witz mit Hrn. Graf Rudolf zu Dohna (Berlin Hiller⸗Gaertringen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieutenant Claus v. Niebelschütz (Frankfurt a. O.).. Eine Tochter: Hrn. Forstmeister v. Hartwig (Bützow.)

Gestorben: Hr. Justiz⸗Rath Heiliger (Nienburg). Verw. Frau Staats⸗Minister Gräfin Johanna Pückler (Schweidnitz). Verw. Frau Ober⸗ Amtmann Kielemann, geb. Welle (Angermünde). Hr. Hofmarschall Ernst Freiherr v. Toll (Oldenburg).

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Tachen.

Am 25. Dezember 1878 ist zu Nieder⸗Prangenau ein unbekannter Bettler gestorben, dessen Signale⸗ ment folgendes ist: Alter etwa 40 Jahre, Größe 1,64 m,„ Statur mittelstark, Augen grau, Mund mittelmäßig mit kleinen Lippen, Gesichtsfarbe bleich und krank, Bart Kinn⸗ und Schnurrbart roth, Zähne oben vollzählig, unten defekt, Kleidung blaue Jacke, blaue Sommerhose, blaue Mütze mit Leder⸗ boden und Schirm. Derselbe hatte ferner einen Sack mit 2 Paar blauen Sommerhosen, 1 schwarzen Wintermütze und 1 alten defekten Hemde bei sich. Wir ersuchen Jeden, der über die Persönlichkeit dieses Mannes Auskunft geben kann, schleunigst dem unterzeichneten Gericht davon Mittheilung zu machen. Carthaus, den 11. Februar 1879. Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung. .

Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ lladnngen u. dgl.

93 Proclama.

Der am 13. Februar 1834 geborene Wilhelm Bruchhäuser aus der Spendelmühle bei Helsen (Fürstenthum Waldeck) ist seit etwa 25 Jahren nach Amerika ausgewandert und sind seit länger 1s 10 Jahren keine Nachrichten von seinem Leben oder seinem Aufenthaltsort hier eingetroffen. Auf Antrag seiner nächsten Verwandten wird ꝛc. Bruch⸗ häuser hierdurch aufgefordert, im Termin

den 1. Mai d. J., Morgens 9 Uhr, dahier zu erscheinen, oder sonst Nachricht von seinem Leben zu geben, widrigenfalls er für verschollen und todt erachtet werden wird.

Weitere Bekanntmachungen in dieser Angelegen⸗ heit erfolgen nur durch die Beilage zum Regie⸗ rungsblatt und Anschlag an die Gerichtslade.

Arolsen, den 14. Januar 1879.

Fürstlich Waldeck. Kreisgericht. Steineck.

Mit Bezugnahme auf obige Bekanntmachung werden die unbekannten Erben des Wilhelm Bruchhäuser aus der Spendelmühle hierdurch auf⸗ gefordert, im Termine

dden 1. Mai d. J., Morgens 9 Uhr, bei Meidung der Ausschließung ihre Rechte dahier zu begründen und erweislich zu machen.

Arolsen, den 21. Januar 1879.

Fürstlich Waldeck. Amtsgericht I. Graf. (H.0359.)

Vorstellung. Auftreten des besten Kunstreiters

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc.

Holzverkauf. In dem auf Freitag, den 7. März cr., Vormittags 9 ½ Uhr, zu Döllnkrug anstehenden Holzverkaufstermine des Königlichen Forstreviers Reiersdorf kommen unter anderen auch folgende Hölzer zum Ausgebot: Schutzbezirk Wucker: Totalität 500 Rm. Kiefern runde Knüppel, daselbst 311 Rm. Kiefern Spalt⸗Knüppel; Schutz⸗ bezirk Döllukrng: Schlag Jagen 18 b. 11 Rm. Eichen Kloben, daselbst 15 Rm. Kiefern Kloben,

Totalität 520 Rm. Kiefern runde Knüppel; Schutsz⸗

bezirk Vaeter: Jagen 78a. 40 Stück Kiefern Stangen:III. Kl., Schlag Jagen 97 144 Rm. Kie⸗ fern Kloben, Totalität 156 Rm. Kiefern runde Knüppel, daselbst 235 Rm. Kiefern Spalt⸗Knüppel; Schutzbezirk Dusterlake: Schlag Jagen 74 92 Rm. Kiefern runde Knüppel, Totalität 44 Rm. Kiefern runde Knüppel, daselbst 24 Rm. Buchen Kloben, da⸗ selbst 18 Rm. Birken Kloben, daselbst 36 Rm. Birken Knüppel. Reiersdorf, den 25. Februar 1879. Der Oberförster. Walter.

Die Ausführung von Gasleitungsanlagen auf Bahnhof Bromberg inkl. Lieferung sämmtlicher Materialien soll im Wege der öffentlichen Sub⸗ mission verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen können im Bureau, Elisabethstraße Nr. 29, Zimmer Nr. 27, eingesehen werden. Offer⸗ ten sind versiegelt und mit der bezüglichen Auf⸗ schrift zum 8. März cr., Vormittags 11 Uhr, im genannten Bureau abzugeben. Bromberg, den 24. Februar 1879. Der Eisenbahn⸗Bau⸗Inspektor. Clemens. Cto. 457/2.)

Verschiedene Bekanntmachungen.

Waare BO Co. Braunsehvn ese.

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Bekanntmachung.

Das Rektorat an den hiesigen Knabenschulen (Mittel⸗ und Volksschule) wird zum 1. April d. J. vakant und soll zu dieser Zeit mit einem pro rec- toratu geprüften Schulmanne, womöglich Theologen, wieder besetzt werden. .

Das Einkommen der Stelle, mit welcher eine Amtswohnung gegen Abzug des jährlichen Mieths⸗

werthes von 210 verbunden ist, beträgt 2100 ℳ!

und steht zu erwarten, daß der Stelle die staatliche Gehaltszulage von 150 erhalten bleibt. Bexerber wollen ihre Meldungen bis spätestens den 15. März d. J. bei uns einreichen. Pritzwalk, den 14. Februar 1879. Der Magistrat. Berger. Cto. 315/2.)

—Cꝑ——ęQn˖2— 72 281 Se ge

2. —————

Die Kreiswundarztstelle des Kreises Waren⸗ dorf ist vacant. Qualifizirte Bewerber um diese Stelle werden hierdurch aufgefordert, sich unter Einreichung ihrer Approbation als Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer, des Fähigkeitszeugnisses zur Ver⸗ waltung einer Physikatsstelle, sowie sonstiger über ihre bisherige Wirksamkeit sprechenden Zeugnisse und

eines ausführlichen Lebenslaufs bis zum 15. April V

cr. bei uns zu melden. Münster, den 22. Fe⸗ bruar 1879. Königliche Regierung. Abtheilung des Innern.

[1789] Carl Heymann'’s Verlag, Berlin W., Mauerstr. 63, 64, 65. Rechts⸗

Durch alle Buchhandlungen zu beziehen 5* Die Civilprozeßordunng für das Deutsche Reich. Kommentirt von Dr. von Sarweh, Kgl. Württemberg. Staatsrath. I. Hälfte. (Bd. I. Bg. 1/21. Bd. MI. Bg. 1/12.) Preis br. 10. —.

Der vorliegende Band bildet den III. Band der I. Abth. der „Justizgesetzgebung des Deutschen Reiches von Dr. von Sarwey und G. Thilo“. Der Name des Verfassers bürgt für die Gediegenheit der Durcharbeitung, so daß das Werk jedem Fach⸗ manne in praklischer wie wissenschaftlicher Beziehung ein hoch willkommenes sein dürfte. Die Fertig⸗

stellung des Gesammtwerkes ist in wenigen Monaten

zu erwarten.

8 Polhs⸗ Familien⸗Ausgabe. I. Serie: 22 Bände. II. Serie: 19 Fände.

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Inhalt der I. Serie:

Reisen (früher bei Cotta erschienen) Das alte Haus Achtzehn Monate in Süd⸗Amerila und dessen deuntschen Colonien Regnlatoren in Arkansas Flußpiraten des Mississippi Tahiti Nach Amerika! Gold! Die beiden Sträflinge Unter dem Aecguator Der Kunstreiter Die Colonie Mississippi⸗Bilder Aus zwei Welt⸗ theilen Nord⸗ und Süd⸗Amerika Infel⸗ welt Amerikanische Wald⸗ und Strombilder Abentener der deutschen Auswanderer Hell und Dunkel Blau Wasser Matrosenleben Aus der See Heimliche und unheimliche Geschichten Aus meinem Tagebuche Californische Slizzen Streif⸗ und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika Eine Gemsjagd in Tyrol. Inhalt der I. Gerier Eine Mutter Fertsehung von „Die Colonie“) General Franco Sennor Aguila Wilde Welt Die Missionäre Unter den Penchneuchen Der Erbe Die Blanen und Gelben In Mexiko Die Franctireurs Kriegsbilder cines Nachzüglers Das Wrack des Piraten Der Tolle Im Busch Nachdem Schiffbruch Neue Reisen durch die b Staaten Hüben und Drüben Kreuz und Quer Buntes Treiben Im Eckfenster Unter Palmen und Buchen In Amerika.

Abonnenten können jederzeit eintreten und die Hefte in beliebigen Zwischenräumen nach⸗ beziehen. Alle 8— 14 Tage eine Lieferung. Nach Vollendung des Unternehmens tritt ein erhöhter Ladenpreis ein. Jede Serie kann auch für sich ogen werden. Abonnements über⸗ nimmt jede Buchhandlung.

Hermann Costenoble

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Das XAhonnement betrügt für duas Biertetjahr.

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Abe Bost-Anstalten nehmen Brürülung an; Berlin außer den Poß⸗Anstalten auch ale Egpe⸗

Berlin, Freitag,

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hen 28. Februar Abends.

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dem Ober⸗Hofmarschall Sr. Majestät des Königs der Niederlande, Grafen von Schimmelpenninck de Nyen⸗ huis, den Rothen Adler⸗Orden erster Klasse, sowie den Konsuln des Deutschen Reichs Friedrich Nordenholz zu Buenos⸗Ayres und Karl Diehl zu Montevideo den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse zu verleihen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: ddeem katholischen Pfarrer Noll zu Marxheim im Main⸗ kreise den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse zu verleihen.

8 Deutsches Reich.

Se. Majestät der Kaiser baben im Namen des Reichs die von den Wählern des israelitischen Konsistorialbezirks Lothringen vollzogenen Wahlen des Bürgermeisters Leon Grumbbach zu Saargemünd, des Kaufmanns Moses Den⸗ nery⸗Benjamin zu Metz und des Kaufmanns Mayer Simon Cahen daselbst zu weltlichen Mitgliedern des israe⸗ litischen Konsistoriums zu Metz zu bestätigen geruht.

Die vom Reichskanzler⸗Amt als Anhang zum internatio⸗ nalen Signalbuche herausgegebene „Amtliche Liste der Schiffe der deutschen Kriegs⸗ und Handelsmarine mit ihren Unter⸗

Berlin, den 23. Februar 1879.

Der Reichskanzler. In Vertretung: Eck.

scheidungs⸗Signalen für 1879“ ist soeben erschienen.

Königreich Preußen. Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Bei den Königlichen Museen zu Berlin ist der Dr. von Seydlitz als Direktorial⸗Assistent bei dem Kupferstichkabinet und der Dr. Erman als Direktorial⸗Assistent bei dem Münz⸗ kabinet angestellt worden.

Der seitherige Kreis⸗Wundarzt Dr. Schmidt zu Koeben ist zum Kreis⸗Physikus des Kreises Soldin ernannt worden.

Am Schullehrer⸗Seminar zu Tondern ist der ordentliche Lehrer Rickmers daselbst zum ersten Lehrer, und der Präpa⸗ randenanstalts⸗Lehrer Rathje zu Apenrade zum ordentlichen Lehrer ernannt worden.

Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten. Der Roßarzt Johann Paul August Flindt zu Straßburg i. E. ist zum kommissarischen Kreisthierarzt für die Kreise Wiedenbrück und Büren ernannt worden.

Evangelischer Ober⸗Kirchenrath. Der bisherige Konsistorial⸗Assessor beim Königlichen Konsi⸗ storium in Berlin, Konsistorial⸗Rath Arnold ist Behufs seines Uebertritts in die Verwaltung des Ministeriums des Königlichen Hauses aus der kirchlichen Verwaltung entlassen worden.

In der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 9 er Zeiche ister⸗Bekanntmach röffen licht. er Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröff

Richtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 28. Februar. Se. Majestät der

Kaiser und König empfingen heute Vormittag den Grafen

Clemens zu Schönburg⸗Glauchau aus Gusow, Rittmeister à la suite der Armee, und hörten die Vorträge des Polizei⸗ Präsidenten von Madai, sowie des Ministers des Königlichen Hauses, Freiherrn von Schleinitz. 1 Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin besuchte gestern die Kaiserin⸗Augusta⸗Stiftung in Charlottenburg und heute die zweite Volksküche. Heute findet Familientafel im Königlichen Palais statt. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern militärische Meldungen entgegen und empfing den neu ernannten Königlich großbritannischen Botschafter am Kaiserlich russischen Hofe, Earl of Dufferin. Nachmittags um 5 Uhr nahm Höchstderselbe das Diner bei Ihren Majestäten ein. 1 8 Abends um 7 Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit, vor Beginn der Cour für Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Luise Margarethe, zur Begrüßung in das Schloß

wollen⸗Enquete

der Reichstag die Berathung des treffend die Errichtung von Alterversorgungs⸗ und In⸗ validenkassen für alle Fabrikarbeiter fort.

vereine ausgeübt

Die Vermittelung des Auswärtigen Amtes und seiner Organe im Auslande wird von Seiten der Be⸗ theiligten Behuss Einziehung von Erkundigungen, sowie zu sonstigen amtlichen Schritten im Privatinteresse in immer steigendem Maße in Anspruch genommen. Entstehen durch die Erfüllung derartiger Gesuche Kosten und Auslagen, so be⸗ gegnet die Einziehung derselben nicht selten Schwierigkeiten,

indem die Erstattung namentlich mit Hinweis darauf abgelehnt

wird, daß eine Verpflichtung dazu nicht übernommen sei. Zur Vermeidung der hieraus sich ergebenden Folgen er⸗ scheint es nothwendig, daß in Fällen der bezeichneten Art, je nach Lage der Sache, die Antragsteller zunächst zur Bestel⸗ lung von Kostenvorschüssen veranlaßt werden. In diesem Sinne sind die Kaiserlichen Konsularämter mit Weisung ver⸗ sehen. Für die Betheiligten wird es sich daher, zur Vermei⸗ dung von Weiterungen und Zeitverlusten, empfehlen, gleich bei Anbringung ihrer Anträge die Kostenfrage mit ins Auge

zu fassen.

Das Gerücht von dem Auftreten her Pest in Bronsk (Gouvernement Moskau) ist amtlichen Nachrichten zufolge un⸗ begründet.

Der erst vor Kurzem in den russischen Zeitungen als Pest gemeldete Krankheitsfall in Lyskowo (Gouvernement Nischny⸗Nowgorod) gehört bereits einem mehrere Wochen zu⸗ rückliegenden Zeitraum an, und wird, neueren Mittheilungen zufolge, für Flecktyphus erklärt.

Die aus Schweden bezw. Norwegen nach dem Pestgebiete entsandten Aerzte Dr. Duner und Dr. Malthe sind am 22. d. Mts. von Moskau nach Zarizin weitergereist, um sich der deutsch⸗österreichisch⸗- ungarischen Kommission an⸗ zuschließen. 2 27. Februar, eine Plenarsitzung unter Vorsitz des Pra⸗ sidenten des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Ministers Hofmann.

Nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sitzung kamen zur Vorlage: a. ein Schreiben des Präsidenten des Reichstags, betreffend die Zustimmung des Reichstags zu dem Handelsvertrage mit Oesterreich⸗Ungarn; b. eine Uebersicht über den Stand der Bauausführungen ꝛc. der Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen bezw. Luxemburg; c. der Vertrag mit Oester⸗

reich wegen Revision des Artikels V. des Prager Friedens.

Der Bericht der Kommission für die Leinen⸗ und Baum⸗ wurde der Zolltarif⸗Revisions⸗Kommission überwiesen.

Ein Antrag des Ausschusses für Zoll⸗ und Steuerwesen, betreffend Unzulässigkeit nachträglicher Abänderung des bei Verzollungen festgestellten Nettogewichts, wurde genehmigt.

Hierauf wurde Beschluß gefaßt über die Besetzung erledigter Stellen bei den Disziplinarkammern zu Stuttgart und Karlsruhe.

Ausschußberichte wurden erstattet über:

a. die Aenderung des Gesetzes über die privatrechtliche Stellung der Erwerbs⸗ ꝛc. Genossenschaften. Es wurde be⸗ schlossen, den Reichskanzler um Veranlassung der Ausarbei⸗ tung einer bezüglichen Gesetzesnovelle im Anschluß an die be⸗ schlossene Revision der Aktiengesetzgebung zu ersuchen; b. den Entwurf eines Gesetzes zum Schutz nützlicher Vögel. Der betreffende Gesetzentwurf wurde mit einigen Aenderungen ge⸗ nehmigt; c. ein Gesuch um nachträgliche Steuerrückvergütung für ausgeführtes Bier. Es wurde ablehnende Bescheidung beschlossen; d. die zu Bern am 17. September 1878 unter⸗ zeichnete internationale Konvention über Maßregeln gegen die Reblaus. Die Konvention wurde genehmigt.

Es folgte die Ernennung von Kommissarien zur Bera⸗ thung von Vorlagen im Reichstage.

Endlich wurden einige Eingaben vorgelegt und theils der Zolltarif⸗Revisions⸗Kommission, theils dem zuständigen Aus⸗

schusse überwiesen, und zwar Eingaben: a. der Glycerin⸗

fabrikanten Jaffé u. Darmstädter zu Charlottenburg und Ge⸗ nossen, betreffend Zollbefreiung der Glycerinlauge; b. der

Stadtvertretung von Danzig, betreffend Revision des Zoll⸗

tarifs; c. der Handelskammer zu Cöln, betreffend Reform der

Zoll⸗ und Steuergesetzgebung; d) der Papierwaaren⸗Fabri⸗ kanten C. u. R. Schmidt zu Elberfeld, betreffend Eingangs⸗ zoll für braunes Packpapier.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen (11.) Sitzung setzte ntrages Stumm, be⸗

Der Abg. Stumm motivirte seinen Antrag mit S der wohl⸗ thätigen Wirkungen, welche die bergmännischen Knappschafts⸗ hätten. Das Wesen der Knappschafts⸗ kasse bestehe darin, daß Arbeitgeber und Arbeiter in einer gesetzlich geregelten Weise gehalten seien, durch gemeinschaftliche Verwaltung bestimmte Zwecke zu Gunsten der Arbeiter zu er⸗ füllen: frei Kur und Medizin, Unterstützung bei eintretender

I Krankheit, Sterbegeld, Invalidenunterstützung, bei eintretendem Todesfalle Pension für Wittwen und Waisen, Diese gesetz⸗

* 8 . 8 Fuümdesr- ih HrIE . Donmerstog. den

lichen Beiträge seien in der Weise geregelt, daß mindestens die Hälfte dessen, was die Arbeiter aufbrächten, durch die Arbeitgeber eingeschossen werden müsse, daß aber eine große Anzahl von Knavppschaftskassen, namentlich in den Steinkohlenbezirken, dem Arbeitgeber sogar die Verpflichtung auferlegten, ebenso viel beizutragen als die Arbeiter. Die Leistungen dieser Kassen beständen nicht nur in laufenden Krankenunterstützungen und Invaliden⸗ unterstützungen für die Arbeiter und deren Wittwen und Waisen, sondern es werde durch sie auch die soziale Harmonie erhöht durch Beförderung des Baues von Arbeiterwohnungen und die Gewährung von Darlehen und Hypotheken an die Arbeiter gegen mäßigen Zinsfuß. Eine wohlthätige Folge der Knappschaftskassen liege auch in dem Ver⸗ trauen, das aus der gemeinschaftlichen Fürsorge von Ar⸗ beitern und Arbeitgebern für einen bestimmten Zweck resul⸗ tire. Das zeige sich darin, daß in Bezirken, wo die Knapp⸗ schaftsvereine wesentlichen Einfluß hätten, die Bestrebungen der Sozialdemokratie fast wirkungslos seien; die Bonner Knappschaftsvereine hätten eine diesbezügliche ausdrückliche Erklärung kurz nach den Attentaten erlassen. Bei den folgenden Fahlen, die ein Bild von der äußern Entwick⸗ lung der Knappschaftsvereine geben sollten, lege er die Publikationen des preußischen Handels⸗Ministeriums pro 1876 zu Grunde, da die pro 1877 noch nicht erschienen seien. Im Jahre 1876 hätten die preußischen Knappschaftsvereine 263 688 Mitglieder gehabt, es seien unterstützt 15 710 Mitglieder, 19 090 Wittwen und 32 650 Waisen, und außerdem seien noch 59 546 Schulkinder ganz oder theilweise mit Schulgeld unterstützt. Die Einnahmen betrügen 12 261 000 ℳ, die Ausgaben 11 290 000 ℳ, unter welchen allein sich 6 323 000 für Pensionen befänden. Also ergebe sich für das der Mon⸗ tan⸗Industrie so ungünstige Jahr 1876 eine Vermögens⸗ vermehrung von 778 090 ℳ, welche selbst in dem noch un⸗ ünstigerzn Bahre 1877 120 903 betragen habe. Das Ge⸗ nmmkveshbsen sämmtlscher Vereine belaufe sich jetzt auf rund 20 Millionen. Die Ausgaben betrügen pro Kopf der Genossen für Pensionen 24,73 ℳ, für Gesundheit 14,11 ℳ, Begräbniß⸗ kosten 0,55 ℳ, außerordentliche Kosten 0,55 ℳ, Schulgeld 1,36 ℳ, sonstige Ausgaben 1,25 ℳ, Summe 44,20 Die Pensionen ergäben pro Kopf der Invaliden 217 ℳ, der Wittwen 108 ℳ, der Waisen 33 diese Zahlen bedürften keines weiteren Kommentars. Da die Beiträge der Arbeiter in Preußen 1876 im Durchschnitt 22,53 betragen hätten, die Knappschafts⸗ kassen aber für Krankengeld und alle Dinge, über deren Nothwendigkeit man einig sei, nur 20 ausgegeben, so habe der Arbeiter nur 2,53 zu Zwecken ausgegeben, die ihm nicht direkt zu Gute kämen, d. h. einen Pfennig pro Arbeits tag. Dies könne den Arbeiter nicht erdrücken. Sodann betonte Redner, daß döch unmöglich von einer „Hörigkeit“ der Arbeiter in Folge der Zwangskassen gesprochen werden könne. Auch dürfe man nicht von Zwang sprechen, wo der Staat nur eingreife, um schützend zu wirken. Gerade er (Redner) könne als Besitzer großer industrieller Etablissement sich bezüglich der technischen Ausführbarkeit seines Vor⸗ schlages auf die mit seinen zahlreichen Arbeitern gemachten Erfahrungen berufen, für welche er als Arbeitgeber seit langen Jahren Kranken⸗ ꝛc. Kassen errichtet habe. Ein wesentlicher Vorzug der obligatorischen Kassen sei die einschränkende Wir kung der Freizügigkeit. Was die praktische Durchführbarkeit solcher obligatorischen Kassen beträfe, so sei dieselbe ja durch die Knappschaftskassen erwiesen, deren Erfolge diejenigen der Gewerkschaftsvereine weit hinter sich ließen. Diese letzteren durchaus ihren Zweck verfehlt. Ein jämmerlicheres esultat als das dieser seit 10 Jahren bestehenden Anlage sei ihm in seinem Leben nicht vorgekommen. Es seien unter⸗ stützt worden Summa Summarum 157 Invaliden, keine Wittwen, keine Waisen, mit 35 160 Mit dieser auf die Gesammtheit aller Arbeiter fallenden Leistung vergleiche man die der Knappschaftskassen für die Arbeiter einer einzelnen, der Montanindustrie! Die Knappschaftskassen könnten durch ihre vortreffliche Einrichtung stets das Wohl der Gesammtheit im Auge haben, während die Ver⸗ sicherungen nur den Einzelnen, nicht das ganze Gewerbe be⸗ rücksichtigten. Jedoch mehr als die Genossenschaften seien selbst die Bebelschen Versicherungen unter Staatsverwaltung zu empfehlen. Die genossenschaftlichen Pläne seien nur Theo⸗ rie und die praktischen Erfahrungen hätten nichts Nach⸗ ahmungswerthes geschaffen. Für landwirthschaftliche Arbeiter und Handwerker werde man bei der Ungleichartigkeit dieser Verhältnisse allerdings zu anderen Organisationen als den Knappschaftskassen kommen müssen. Den Widerstand, den die Regierung seinem Antrage leider bisher entgegengesetze, werde sie hoffentlich auf die Dauer nicht aufrecht erhalten wollen. Mit der Ausführung seines Antrages werde ohne Zweifel nicht die soziale Frage gelöst, aber dem Arbeiter werde F die Sicherheit und Zufriedenheit wiedergege⸗ ben, an welchen es jetzt so sehr fehle. Der Abg. Dr. Günther (Nürnberg) empfahl seinen An⸗ trag, der vor allen Dingen den Zwangsbeitritt zu den Kassen beseitigen wolle. Das Prinzid des Zwanges sei stets von der

Majorität des Hauses als unannehmbar betrachtet. Der Be⸗