Mittelschulen eine zwar
nicht so vielseitige, aber da⸗ abgeschlossenere Bildung besäßen,
für gründlichere und höheren Lehranstalten.
als die Abiturienten der
letzteren würden dafür von dem unnützen Ballast derjenigen
Schüler befreit werden, die nur des Zeugnisses für den Frei⸗
willigendienst wegen auf ihnen blieben. Redner richtete an
die Reichsregierung die Frage, ob sie die Angelegenheit künftig
so zu regeln beabsichtige, daß auch den Anstalten, auf denen
nur eine fremde Sprache gelehrt werde, die Berechtigung zur Ertheilung von Zeugnissen für den einjährig⸗freiwilligen Dienst
zuerkannt werden solle. Der mögliche Einwand, daß darunter
die Qualität der Landwehroffiziere leiden könnte, treffe nicht zu, da es immer zwei Klassen von Freiwilligen gegeben und erfahrungsmäßig seit dem Bestehen dieser Institution noch nicht die Hälfte sämmtlicher Freiwilligen auf den Landwehr⸗ offizier aspirirt habe.
Der Bundeskommissar Geheime [Ober⸗Regierungs⸗Rath Starke erwiderte, daß die Frage bei der Feststellung der
Prüfungsordnung wiederholt erwogen worden, daß die Re⸗
des Abg. Dr. Lucius bei.
gierung indessen zu der Ueberzeugung gelangt sei, sie dürfe
nicht die Hand dazu bieten, in Bezug auf die Anforderungen
an die wissenschaftliche Qualifikation der Einjährig⸗Freiwilligen
eeine Ermäßigung eintreten zu lassen.
Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) trat den Ausführungen Der Umstand, daß auf den höheren Schulen zu viele Lehrstoffe gehäuft würden, führe dahin, daß nach keiner Richtung etwas Tüchtiges geleistet worden. Vor lauter Bildung verstünden die Leute am Ende ihr Handwerk nicht, das Wissen erdrücke in Deutschland das Können; hierin
liege eine der Wurzeln des gewerblichen Rückganges, und
bewilligt.
behauptet. Verbrauchss
darum sei eine Remedur dringend geboten. Kap. 3—5 wurden
Zu Kap. 6 (statistisches Amt) bemerkte Abg. Richter (Hagen), die amtliche Statistik habe bisher die Frage der Differentialtarife gar nicht berücksichtigt, sie würde sofort klarstellen, daß hier durchweg Unkenntniß der thatsächlichen Verhältnisse und falsche Auffassung zu falschen Schlüssen führe. Die neuerlich dem Hause über⸗ reichte Privatstatistik der Eisenbahnen thue dies überzeugend gegenüber so viel allgemeinen Redensarten dar. Immer werde steuern fielen auf den Zwischenhandel und die Aufhebung der Schlacht und Mahlsteuer habe den Konsumenten nichts genutzt; der Fleiß eines Privatgelehrten habe indeß an den schlesischen Städten statistisch nachgewiesen, daß Mehl und Fleisch durchweg mindestens um so viel billiger geworden seien, als die Steuer betragen habe. Zwar habe Abg. von Kardorff gesagt, den Bäckern gegenüber sei es nicht nachgewiesen und man höre auch heute noch, den Bäckern fielen die Thaler nur so aus der Tasche, man brauche nur darauf zu klopfen. Jede Spur von Statistik würde sofort das Haltlose solcher Behauptungen nachweisen. Mit Recht habe der Abg. Bebel derartige, das Volk aufregende Reden scharf getadelt. Dieser Abgeordnete verstehe das zu beurtheilen. In seinem (des Redners) Kreise habe der Land⸗ rath behauptet, die Bäcker verdienten jetzt an jedem Brode 19 ₰ mehr als früher; dagegen müsse man einen Getreide⸗ zoll machen. Dergleichen von einem Landrath zu hören,
müsse natürlich im Publikum schlimme Aufregung gegen die
Bäcker hervorbringen. Am besten sei noch die Zoll⸗ statistik, ein Verdienst des Abg. Delbrück. Der Abg. von Kardorff erkenne dies nicht an, weil er von den Ergebnissen dieser Statistik überall geschlagen werde. Es sei richtigl, daß der Werth der Ausfuhr der deutschen Fabrikate das Doppelte vom Werthe der Einfuhr von Fabrikaten betrage. Wenn die Statistik ge⸗ meinverständlicher aufgestellt würde, würde man hier darüber gar nicht erst zu streiten nöthig haben, so wenig wie über die Hebung der inneren Industrie und Produktion unter den Handelsverträgen. Aber freilich, wo solle ein statistisches Bureau zu arbeiten anfangen in einer Zeit, wo man plötzlich für schwarz erkläre, was alle Welt bis dahin für weiß ge⸗ halten habe. Ein statistischer Direktor sei in schlimmer Lage, Untersuchungen anzustellen, deren Ergebniß nachher die Politik der Regierung kreuze. Als in Preußen die Erntestatistik ver⸗ öffentlicht sei, habe die offiziöse Presse sehr auf die dummen Zahlen gescholten und den statistischen Direktor am liebsten absetzen wollen, weil die Statistik das Verderbliche des Korn⸗ zolles Jedermann klargestellt habe. So würden die Abgeord⸗
neten sich nach Möglichkeit selbst bemühen müssen, statistisches
Material herbeizuschaffen, damit nicht in der Wirthschafts⸗ politik Maßregeln ergriffen würden, welche, statt zu löschen, nur Oel in das Feuer gössen. Der Staats⸗Minister Hofmann erklärte, wenn ein Vor⸗ wurf erhoben werden könnte, so träfe er die Gesetzgebung. Nan habe bereits einen Entwurf über die Waarenstatistik in Aussicht genommen, welcher in dieser Session vorgelegt wer⸗
den würde.
9 8 2
Der Abg. Graf Stolberg (Rastenburg) theilte den Wunsch des Abg. Richter nach statistischen Aufnahmen über die Wir⸗ kung der Differentialtarife; dann würde man allgemein zu der Ueberzeugung kommen, daß das ganze wirthschaftliche Leben von den Eisenbahnen beherrscht werde, die nicht das Gemeinwohl, sondern nur ihr eigenes Interesse im Auge ätten.
h Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, auch die Besitzer großer Forsten verfolgten bei ihren Petitionen ihr eigenes Interesse. Hierauf wurden Kap. 6 und Kap. 7 genehmigt.
Bei dem Kapitel Gesundheits⸗Amt fragte der Abg. Dr. Günther⸗Nürnberg an, ob ein Gesuch deutscher Ohrenärzte Seitens der Reichsregierung Beachtung gefunden und dem Kaiserl. Gesundheits⸗Amt unterbreitet worden sei; ferner ob das Gesundheits⸗Amt eine einheitliche Regelung des Verfahrens der Beurtheilung von Farbenblindheit bei Eisenbahn⸗ und
Karinebeamten herbeizuführen beabsichtige?
Der Bundeskommissar Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Fin⸗ kelnburg erklärte, die Sanitätsbehörden würden sich angelegen sein lassen, der Pflege der Ohrenheilkunde alle Sorgfalt zuzu⸗ wenden. In Bezug auf das Verfahren bei Beurtheilung der Farbenblindheit lasse sich z. Z. noch keine feste Zusage machen.
Hierauf wurden sämmtliche übrige Positionen des Etats und der Etat selbst bewilligt.
Beim Etat des Auswärtigen Amtes (Kap. 1 Tit. 1 Staatssekretär) verlangte der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) die Vorlage eines Blaubuches.
Der Abg. Dr. Hänel glaubte, daß die Zeit nicht mehr fern sei, wo es als selbstverständlich gelten werde, dem Reichs⸗ tage über die auswärtige Politik das Material von selbst zu unterbreiten, welches demselben die nothwendigen Grundlagen zur Beurtheilung derselben gäbe. 8
Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, daß nach verbürgten
8
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Nachrichten russischer Blätter die russische Regicrung be⸗
7 reits damit umgehe, die in Deutschland bevorstehenden Zoll⸗ Die durch Preußen direkt in russische Häfen zu leiten.
änderungen zu benutzen, um den bisherigen Transitverkehr
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Wirkliche Geheime Rath von Philipsborn, erklärte, daß ihm über diese Ange⸗ legenheit noch nichts bekannt sei.
Der Abg. Richter (Hagen) behielt sich vor, auf diesen Gegenstand in der dritten Lesung zurückzukommen, weil es wichtig sei, in dem Augenblicke, wo man Kornzölle einführen wolle, alle Informationen aus dem Auslande einzuziehen welche geeignet wären, die immense Tragweite einer solchen Maßregel nach allen Richtungen hin klar zu stellen.
Bei Kapitel 13, Titel 6 (zur Unterstützung deutscher Schulen im Auslande ꝛc. 75 000 ℳ) wünschte Abg. Römer (Hildesheim) eine bessere Dotirung des meteorologischen In⸗ stituts in Neapel und beantragte die Verweisung dieses Titels an die Budgetkommission.
Der Staats⸗Minister von Bülow erklärte, daß er die Be⸗ deutung dieses Instituts anerkenne, daß er aber eine größere Unterstützung desselben von Reichswegen nicht in Aussicht stel⸗ len könne, da das Reich nicht die Verantwortung für die Lei⸗ tung zu übernehmen vermöge.
Auf Befürwortung des Abg. Dr. Hänel wurde die Position an die Budgetkommission verwiesen und die übrigen Positionen des Ordinariums dieses Etats genehmigt, worauf sich das Haus um 5 ½ Uhr auf Dienstag 11 Uhr vertagte.
— Der auf Grund des §. 30 des Bundesgesetzes über den Unterstützungswohnsitz vom 6. Juni 1870 und des §. 35 des Ausführungsgesetzes vom 8. März 1871 unter dem 2. Juli 1876 erlassene Tarif der von den preußischen Armenverbänden zu erstattenden Armenpflege⸗ kosten bestimmt unter 1:
der Tarifsatz, mit welchem die für die Verpflegung eines erkrankten oder arbeitsunfähigen Hülfsbedürftigen im Alter von 14 und mehr Jahren entstandenen Kosten einem preußischen Armenverbande von einem anderen preußischen Armenverbande zu erstatten sind, beträgt für jeden Tag der Verpflegung:
a. für die in der Servis⸗Klasseneintheilung Beilage Litt. C. des Gesetzes vom 25. Juni 1868, betreffend die Quartierleistung ür die bewaffnete Macht während des Friedenszustandes (B. G. Bl. S. 544 folg.) in der dritten bis fünften Klasse aufgeführten
rtschaften 60 ₰,
5 für die, den höheren Servisklassen angehörenden Ortschaften
öbbe
An die Stelle der Klasseneintheilung Beilage Litt. C. des Besetzes vom 25. Juni 1868 tritt nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Innern vom 8. v. M. vom 1. April 1879 ab, gemäß §. 2 des Gesetzes, betreffend die Revision des Servistarifs und der Klasseneintheilung der Orte, vom 3. August 1878, die dem letztgedachten Gesetze unter Nummer II. anliegende Klasseneintheilung der Orte.
— Die am 9. d. M. stattgehabte Eröffnung des fünften brandenburgischen Provinzial⸗Landtages ist in her⸗ kömmlicher Weise vollzogen worden. Die Mitglieder des Land⸗ tages hatten sich zu gemeinsamer Theilnahme an dem Haupt⸗ Gottesdienste im Dome zahlreich eingefunden und sich darauf Mittags 12 Uhr im Provinzial⸗Landtagshause versammelt. Um diese Zeit erschien daselbst der Ober⸗Präsident, Staats⸗ Minister Dr. Achenbach, und richtete folgende Ansprache an die Versammlung:
Hochgeehrte Herren!
Wenige Wochen nach dem Schlusse Ihrer vorigjährigen Ver⸗ handlungen sollten ungeahnte Ereignisse alle treuen Herzen in unserm Vaterlande auf dos tiefste erschüttern. Das Leben unseres geliebten Kaisers und Herrn wurde zwei Mal von Mörderhand bedroht. Es⸗ war eine Zeit des Schmerzes und der bangsten Sorge für das ge sammte deutsche Volk. Heute danken wir Gott inbrünstig, daß Er unseren theueren Kaiser und König gnädig beschützt und in ver⸗ jüngter Kraft und Frische seinem Volke erhalten hat.
Unsere Provinz ist seit der letzten Landtagssession von schweren Verlusten betroffen worden. Den hochverdienten Mann, welcher während einer langen Zeit mit altpreußischer Pflichttreue, unermüd⸗ lichem Eifer und größter Sachkenntniß die Geschäfte der Provinz an oberster Stelle leitete, hat Gottes Fügung plötzlich aus unserer Mitte abgerufen. Reben diesem herben Verlust beklagen wir den Tod an⸗ derer, um die Provinz wohlverdienter Männer und noch in diesen Tagen ist in unsern Reihen eine neue schmerzliche Lücke gerissen.
Auch in der gegenwärtigen Session werden Sie in der Hauptsache über solche Vorlagen zu beschließen haben, welche ent⸗ weder dem Gebiete der laufenden Verwaltung angehören, oder welche dazu bestimmt sind, die in früheren Landtagssitzungen be⸗ schlossenen Einrichtungen weiter auszubilden und zu kräftigen. Vor Allem wird der Etat der Provinz Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen, dessen Aufstellung insofern erheblichere Schwierigkeiten dar⸗ bot, als zum ersten Male in demselben der Uebergang des gesamm⸗ ten Landarmenwesens auf die Provinz zu berücksichtigen war. Im Zusammenhange hiermit wird Ihnen der mit den Ständen der Niederlausitz wegen der Landarmen⸗ und der Irrenanstalt abgeschlos⸗ sene Vergleich zur Genehmigung vorgelegt werden, wodurch die Neu⸗ regelung des Landarmenwesens ihren Abschluß erreicht.
In Folge der Beschlüsse des Kommunal⸗Landtages der Neumark werden Sie zu erwägen haben, ob die Zuständigkeit der Organe des Provinzialverbandes eine fernere Erweiterung erfahren soll.
Als wichtige Vorlagen habe ich ferner den Entwurf eines Regle⸗ ments über das Landirrenwesen, sowie ein Reglement, betreffend die Erziehung verwahrloster Kinder zu bezeichnen.
Wegen Förderung des Baues von Eisenbahnen minderer Ord⸗ nung haben bereits während der letzten Session eingehende Be⸗ rathungen stattgefunden. Gegenwärtig wird Ihre Bereitwilligkeit in Anspruch genommen werden, für die Anlage zweier Bahnen dieser Art eine Beihülfe aus Provinzialmitteln zu gewähren.
Endlich werden Sie eige Anzahl wichtiger Neuwahlen, nament⸗ lich behufs Ergänzung des Provinzialausschusses zu vollziehen haben.
Hochgeehrte Herren, Ihrer Einsicht und Hingebung wird es ge⸗ lingen, diese zum Theil schwierigen Aufgaben einer befriedigenden Lösung entgegen zu führen. Mögen Ihre nunmehr beginnenden Be⸗ rathungen unter Gottes Hülfe zum dauernden Segen der von Ihnen vertretenen Provinz gereichen. Mit diesem Wunsche erkläre ich kraft des mir ertheilten Auftrages die Sitzungen des Provinzial⸗Landtages für eröffnet. 1 b
Im Wege der Akklamation wurden hierauf wiederum der Staats⸗Minister a. D. Freiherr von Manteuffel zum Vor⸗ sitzenden, der Bürgermeister Hammer aus Brandenburg zum Stellvertreter desselben gewählt. Der Vorsitzende gedachte in seiner Ansprache des verstorbenen Ober⸗Präsidenten, Wirk⸗ lichen Geheimen Raths von Jagow, und der im abgelaufenen Geschäftsjahre ebenfalls verstorbenen Mitglieder des Landtags und begrüßte sodann den neuen Ober⸗Präsidenten. Er schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte. Der Rest der Sitzung war der Ordnung geschäftlicher Angelegen⸗ heiten gewidmet.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der Se und Hansestadt Lübeck, Dr. Plessing, ist hier ange⸗ ommen.
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— Der Prinz Heinrich vonHessen und bei Rhein, Großherzogliche Hoheit, General⸗Major und bisher Comman⸗ deur der 16. Kavallerie⸗Brigade, welcher kürzlich mit der Füh⸗ rung der Großherzoglich Hessischen (25.) Division beauftragt worden, war aus diesem Anlaß zur Abstattung persönlicher Meldungen gestern auf kurze Zeit hier eingetroffen; ebenso der General⸗Lieutenant von Wichm ann, bisher Comman⸗ deur der Großherzoglich Hessischen (25.) Division, anläßlich seiner Versetzung in gleicher Eigenschaft zur 16. Division.
— Der General⸗Lieutenant Graf von Kanitz, à la suite der Armee, ist aus Schmuggerow in Pommern hier ein⸗ getroffen.
— S. M. Glattdecks⸗Korvette „Luise“, 8 Geschütze Kommandant Korv. Kapt. Schering, ist am 14. Februar cr. in Bombay eingetroffen.
Wiesbaden, 10. März. (T. D.) Heute Mittag 12 Uhr fand die Eröffnung des Kommunal⸗Landtages im Sitzungssaale des Regierungsgebäudes durch den stellver⸗ tretenden Landtagskommissar, Regierungs⸗Präsidenten von Wurmb, statt. .“ g 8
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Dresden, Sonntag, 9. März, Abends. Auf Schloß Albrechtsberg hat heute Mittag die feierliche Einsegnung der Leiche der Frau Gräfin Hohenau in Anwesenheit der beiden Söhne und Frau Schwiegertochter derselben stattgefunden. In der sehr zahlreichen Trauerversamm⸗ lung befanden sich als Vertreter Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Sachsen der Ober⸗Hofmarschall von Könneritz, als Vertreter des Prinzen Georg dessen Hofmarschall von Gutschmid, in Vertretung des Prinzen Carl von Preußen dessen Hofmarschall von Dön⸗ hoff, der Herzogin Alexandrine von Mecklenburg⸗ Schwerin deren Hofmarschall Major von Kracht. Außer⸗ dem waren anwesend der Königlich preußische Gesandte Graf Dönhoff nebst Gemahlin, die sächsischen Minister Dr. von Falkenstein, von Fabrice und von Nostitz⸗Wallwitz. Den Trauerakt vollzog der Geistliche der Gemeinde Loschwitz; die Beisetzung der Leiche erfolgte Abends 7 Uhr in der dem Schlosse Albrechtsberg zugehörigen Gruft.
Pest, Montag, 10. März. Die liberale Partei hat be⸗ schlossen, die Gesetzvorlage über die Inartikulirung des Ber⸗ liner Vertrages anzunehmen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Berlin, den 10. März 1879. Kolossalgemälde von Makart „Einzug Kaiser (in Antwerpen“ ist von morgen, Dienstag, ab im Uhr⸗ öniglichen Akademie der Künste, Unter den Linden
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Carl Heymann's Verlag hierselbst ist jetzt der Adr eß⸗
der für die Königliche Haupt⸗ und Residenz⸗ Berlin und Potsdam, sowie Charlottenburg für das Jahr 1879 erschienen. Das im Bureau des Königlichen Ministeriums des Innern mit großer Sorgfalt redigirte Werk, welches mit dem diesjährigen Bande seinen 165. Jahrgang beschreitet,
gleicht in der äußeren Anordnung und Vertheilung des Stoffes seinen
Vorgängern. Dasselbe giebt sichere und zuverlässige Auskunft über alle Personalverhältnisse sämmtlicher Staats⸗ und Kommunal⸗ behörden von Berlin, Potsdam und Charlottenburg und dürfte daher für weite Kreise ein kaum zu entbehrendes Nachschlagebuch sein. Der Gebrauch des Kalenders wird durch eine alpdabetische Ueber⸗ sicht der Rubriken, in welche sachgemäß der Inhalt gegliedert ist, sowie durch ein vollständiges Namenregister wesentlich gefördert. Auch die typische Ausstattung des Buches läß ichts zu wü schen übrig.
Nachdem die französische Schauspieler⸗Gesellschaft am Sonnabend vorher den „Fils naturele von Alexander Dumas Sohn aufgeführt hatte, brachte sie am letzten Sonnabend ein zweites
Drama von Dumas aus derselben Periode seiner Schriftsteller⸗ laufbahn: „Diane de Lys“ zur Aufführung. Diane de Lys“ ist eins von jenen Stücken, welches Dumas aus einem seiner Romane für die Büͤhne bearbeitet hat. Der Roman erschien in drei Bänden im Jahre 1851, das Drama zwei Jahre später. Dumas behandelt in demselben einen von ihm mit Vorliebe benutzten Stoff; es ist die Geschichte einer jungen Frau, welche sich von ihrem Gatten vernach⸗ lässigt glaubt, und dadurch in die Versuchung geräth, sich von ihrem Gatten abzuwenden, um ihre Liebe einem jungen Maler zuzuwenden. Das Stück hat bei seinem Erscheinen in Paris großen Beifall ge⸗ funden und mehr als 100 Vorstellungen hinter einander erlebt. Der Grund hiervon dürfte, abgesehen von den scenisch⸗technischen Vorzügen des Stückes und dem gewandten Dialog, darin liegen, daß Paris der eigentliche Boden ist, auf dem dergleichen Verhältnisse vorzugsweise erwachsen und darum regeres Interesse erwecken. Uebrigens merkt man dem Stücke, obwohl dasselbe unverkennbar die geschickte Hand Dumas’ als Bühnenschriftsteller zeigt, deutlich seine Metamorphose aus der epischen in die dramatische Form an. Einige Scenen leiden an einer gewissen epischen Breite, so daß das Ganze eine Ausdehnung angenommen hat, welche für einen Theaterabend ermüdend wirkt. So war der vierte Akt erst 10 Minuten nach zehn Uhr beendet, woran auch die lange Dauer der Pausen mit Schuld trägt. Wie die Darstellung von „Fils naturel“, war auch die Dar⸗ stellung von „Diane de Lys“ durch die gegenwärtige Schauspieler⸗ gesellschaft eine recht gelungene. Mdme. Subra in der Titelrolle wußte durch ihr anmuthiges und diskretes Spiel die widrigen Sei⸗ ten in dem Charakter der Rolle in möglichst günstigem Lichte er⸗ scheinen zu lassen. In den dramatisch bewegten Scenen erntete sie durch ihre ergreifende Darstellung lebhaften Berfall. Neben ihr zeichneten sich in den hervorragenderen Partien Mdme. Claire Bel (Marceline de Launay) und die Herren Esquier (Paul Aubry), (Comte de Lys) und Lecleére (Vicomte de Ternon) vortheil⸗ aft aus.
In dem am Freitag, den 14. d. M., in der Aula des Sophien⸗ Gymnasiums zum Vortheil eines Stipendienfonds stattfinden⸗ den Konzert, in welchem die Königliche Opernsängerin Frl. Seehofer, die Königlichen Kammermusiker Herren Posse (Harfe), Alb. Rüdel (Cello), Paul Rüdel (Violine) ꝛc. mitwirken, kommen u. A. zum Vortrag: Klavierquartett (G-moll) von Mozart, Fantasie für Violinkonzert (E-dur) von Vieuxtemps, Cellokonzert von
oltermann, „Das Waldvöglein“, Lied für Gesang und Cello von Lachner, ꝛc. ꝛc. — Billets à 1 ℳ 50 ₰ sind bei Bote & Bock zu haben.
. Redacteur: J. V.: Riedel.
11 ees der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
1
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zum Deutschen No. 59.
MNichtamtliches. Deutsches Neich
Bayern. München, 8. März. Die „Allg. Ztg.“ mel⸗ det: Se. Majestät der König hat durch den bayerischen Ge⸗ sandten in Berlin, Geheimen Legations⸗Rath von Rudhart, dem General⸗Feldmarschall Grafen von Moltke, welcher heute sein 60jühriges Dienstjubiläum feiert, ein Allerhöchstes Glückwunschschreiben überreichen lassen. 8
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. März. (W. T. „Polit. Korresp.“ meldet aus Athen: Der griechische Gef in Konstantinopel hat seiner Regierung die neuesten tü Vorschläge betreffs der Grenzregulirung mitgetheilt. Nach denselben wäre Moukhtar Pascha angewiesen, ein aus Gebiets⸗ theilen von Thessalien und von Epirus kombinirtes Stück Landes den griechischen Delegirten anzubieten. Dasselbe er⸗ strecke sich mit Ausschluß der Golfe von Volo und Arta links vom Nezero⸗See über Pharsala bis einschließlich Trikala und von dort den Pindus überschreitend bis Piro und endige längs der Abdachung des Pindus, das Aspropotamo⸗Thal in sich schließend, zwischen Syntekun und Agrapha. Wie die genannte Korrespondenz weiter meldet, dürfte, falls Moukhtar Pascha diese Vorschläge wirklich machen sollte, die Abberufung der griechischen Kommissare aus Prevesa schon in den nächsten Tagen erfolgen und der Appell Griechenlands an die Ver⸗ mittelung der Berliner Signatarmächte unvermeidlich sein.
— Weiter meldet die „Polit. Korresp.“: Zufolge eines Telegramms der österreichischen Aerzte aus Wetljanka sind am rechten Ufer der Wolga seit 40 Tagen keine Fälle der Epidemie vorgekommen. Die russische Regierung traf energische und zweckmäßige Maßregeln. Der erste Erkrankungsfall in Wetljanka am 17. Oktober v. J. be⸗ traf eine aus Astrachan am 13. Oktober angekommene Frau, welche an der Bubonenpest starb. Von ihrer Familie er⸗ krankten gleichfalls an Bubonen 25 Personen in 7 Gehöften. Hiervon starben 20 Personen. Die Aerzte erklären diese Fälle für Fälle der asiatischen Pest. — Aus Pest berichtet dasselbe Blatt: In den letzten Tagen ist eine Eisenbahn⸗ konvention zwischen Rumänien und Ungarn auf der Grundlage gleicher Tarife für die Strecken Bukarest⸗Predeal und Bukarest⸗Verciorova zu Stande gekommen.
Pest, 8. März. Der Heeres⸗Ausschuß der unga⸗ rischen Delegation hat die Okkupationsvorlage pro 1878 im Betrage von 106 Millionen unverändert als Nachtragskredit angenommen und an diese Bewilligung nur die Bedingung geknüpft, daß in diesem Jahre keinerlei In⸗ vestition gemacht werde und daß von dem Voranschlage pro 1879 5 440 000 Fl. gestrichen werden.
— (W. T. B.) Aus Serajewo, 9. März, wird ge⸗ meldet: Anläßlich der gestrigen Feier der Geburtstages des Propheten Mahomed begab sich eine aus 18 hiesigen muselmännischen Geistlichen und Notabeln bestehende Depu⸗ tation zu dem FML. Jovanowich und dankte demselben für die Gewährung der religiösen Gleichberechtigung. Zugleich versicherte die Deputation die Anhänglichkeit der Bevölkerung an den österreichischen Kaiserthron und erklärte, daß die sich immer weiter verbreitende Ueberzeugung der religiösen Tole⸗ ranz die letzte Spur eines Widerstandes gegen die neue Re⸗ gierung beseitigen werde.
Großbritannien und Irland. London, 7. März. (E. K.) Die amtliche „London Gazette“ veröffentlicht weitere Todtenlisten über die Gefallenen bei Isandula, aus denen hervorgeht, daß die gestern darin mitgetheilte Anzahl von 51 Offizieren 786 Mann nur auf die regulären Truppen sich bezog, zu denen noch 9 Mann hinzuzufügen sind. Außerdem sind von den Kolonisten⸗Corps gefallen: 21 Offiziere und 110 Mann, im Ganzen also 72 Offiziere und 905 Mann weiße Truppen, ohne die Schwarzen zu zählen.
— 10. März. (W. T. B.) Nach aus Capetown hier eingegangenen Nachrichten, vom 18. v. M., ist die allgemeine Lage im Natallande wenig verändert. Oberst Pearson, der seine verschanzte Stellung bei Ekowe, 30 Meilen jenseits der Grenze des Zululandes, behauptete, wurde von einer größeren Streitmacht der Zulus angegriffen, schlug dieselbe aber mit großen Verlusten zurück und verfolgte sie bis an ihren be⸗ festigten Lagerplatz. Oberst Wood erbeutete eine größere An⸗ zahl Vieh. Der Gesundheitszustand der englischen Truppen war ein durchaus befriedigender. — Sir Bartle Frere er⸗ hielt eine Mittheilung von dem Präsidenten der Be⸗ völkerung des Oranje⸗Freistaates, worin derselbe aus Anlaß des von den englischen Truppen erlittenen Unfalls seine Theilnahme zu erkennen giebt. Die Lage im Transvaal⸗Lande ist wegen der feindseligen Haltung mehrerer Häuptlinge der Eingeborenen eine beunruhigende.
Frankreich. Paris, 8. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer verlas der Deputirte Brisson den Bericht der Kom⸗ mission für die Untersuchung der Akte der Regierung vom 16. Mai 1877. Der Bericht schließt mit dem Antrage, die Mitglieder der Regie⸗ rung vom 16. Mai 1877 in den Anklagestand vor dem Senat zu versetzen und 3 Mitglieder aus der Kammer zur Vertretung der Anklage zu wählen. Dem Verlangen der Re⸗ gierung entsprechend wurde die Berathung des Berichts für nächsten Donnerstag festgesetzt.
Der Bericht wurde von der Kammer im Ganzen kühl aufgenommen, die Rechte verhielt sich vollständig theilnahmlos.
Die Abendblätter weisen auf die Abstimmung der Mitglieder der Kommission über die Amnestievorlage am 23. v. M. hin und heben hervor, daß von den 22 die Ma⸗ jorität der Kommission bildenden Mitgliedern, durch welche die Versetzung der Minister in den Anklagestand beantragt ist,
Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pren
8
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 10. März
— ——⸗
16 für volle Amnestie gestimmt und 3 der Abstimmung sich enthalten haben, während 2 an der fraglichen Sitzung gar nicht theilnahmen und ein Mitglied mit der Regierungs⸗ majorität stimmte. Die Blätter ziehen daraus den Schluß, daß die Majorität der Kommission die Minorität der Kammer repräsentire, und daß dieselbe am nächsten Donnerstag mit ihrem Antrage ebenso unterliegen werde, wie sie bei der Ab⸗ stimmung über die Amnestievorlage geschlagen worden sei.
— 9. März. (W. T. B.) Die Zeitungen fahren fort, sich gegen den Antrag auf Versetzung der Mitglieder der Regierung vom 16. Mai 1877 in den Anklagestand aus⸗ zusprechen; namentlich äußern sich in diesem Sinne die „République frangaise“, das „Journal des Debats“ und das „XIX. Siecle“, sowie alle gemäßigt⸗republikanischen Journale.
Türkei. Konstantinopel, 8. März. (W. T. B.) Die hier eröffneten Konferenzen zur Lösung der bos⸗ nischen Frage nehmen einen ordnungsmäßigen Verlauf und werden voraussichtlich in Kurzem zu einem befriedigenden Resultat führen. Die Hauptschwierigkeit besteht, wie es scheint, darin, eine Formel zu finden, welche in der abzu⸗ schließenden Konvention einen Ausgleich der Forderungen der österreichischungarischen Regierung mit den Gesichtspunkten der Pforte schafft. Sobald dieser Punkt erledigt sein wird, ist sichere Aussicht vorhanden, daß die ganze Angelegenheit geregelt wird.
— 8 8
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Die Gesellschaft russischer Aerzte versammelte sich am Donnerstag Abends 8 Uhr im großen Auditorium der Medico⸗ chirurgischen Akademie in Gegenwart des Professors Botkin. Es wurden dem Professor Botkin von der aus Aerzten und stürmische Ovationen gebracht. Als einziger Opponent trat in der interessanten Debatte Dr. Eeck auf. Dr. Eeck war der Meinung, daß sich die Symptome bei dem Hausknecht Naum Prokofjew auf Erkältungssieber zurückführen ließen und daß die Bubonen nur Erkältungsbubonen — rheumatische Bubonen — wären. Professor Botkin antwortete dem Dr. Eeck, der verehrte Kollege möge sein Urtheil bis zum Schlusse zurück⸗ halten, da ihm soeben mitgetheilt worden sei, daß in diese Versammlung eine Reihe praktischer Aerzte gekommen, di ähnliche Fälle, wie der Fall Naum Prokofjew in ihrer Privat Praxis zu beobachten Gelegenheit gehabt hätten. Es wurde nun von diesen Aerzten aus den verschiedenen Stadttheilen von St. Petersburg sieben selbstbeobachtete Fälle aus
i
sehr genau geschilderten Fälle gipfelten in Folgendem: heftige Fieberbewegung, Puls⸗ und Athembeschleunigung, Petechial⸗ ausschlag, darauf Auftreten von Bubonen, theils mit nach⸗
folgendem Aufbrechen derselben, Nachlaß des Fiebers und be⸗
ginnende Genesung. Diese von praktischen Aerzten vorgetra⸗ genen Fälle wurden mit großem Applaus aufgenommen. Dr. Eeck erklärte darauf in wenigen Worten, daß diese Fälle ihn ebenfalls zwängen, dieselben nur als Erkältungsbubonen ansehen zu müssen.
Den Schluß der rsammlung bildete der energische Wunsch derselben, daß doch endlich ernsthaft die Assanirung der Stadt in Angriff genommen werden möge.
Unter lebhaften rächen trennte sich um 12 Uhr Nachts die Versammlung.
— 9. März. (W. T. B.) Nach weiteren hierher gelangten Nachrichten erfolgte die Abreise des General Totleben aus Adrianopel am 5. d. Abends. Die Stadt war illuminirt, und die Bevöl⸗ kerung gab ihrer Sympathie für die russischen Behörden durch die überall lautwerdenden Rufe: „Es lebe der Kaiser Alexander!“ Ausdruck. Reouf Pascha begleitete den General auf den Bahnhof, wo die Vertreter aller Nationalitäten sich versammelt hatten; mit großer Wärme wurde der General auch von der muselmännischen Geistlichkeit begrüßt.
um Reouf Pascha nach dem Abzuge der russischen Truppen die Aufrechterhaltung der Ruhe zu erleichtern. Am 7. d. M.
besichtigte General Totleben die russischen Truppen in Jeni⸗ V
zagara und Kasanlik und wurde von der Bevölkerung übera enthusiastisch empfangen. Am Abend des 7. traf General Totleben im Dorfe Schipka ein.
General Graf Loris⸗Melikoff telegraphirt aus Astra⸗ chan, vom 7. d. M.: In einer gestern in Wetljanka statt⸗ gefundenen gemeinsamen Sitzung der ausländischen Aerzte und des Professors Eichwald wurde ein schriftliches Protokoll aufgenommen, in welchem die Doktoren Hirsch, Biesiadetzky, Kabiadis, Petresko und Professor Eichwald kon⸗ statiren, daß die von Mitte Oktober v. J. bis Ende Ja⸗ nuar d. J. im Gouvernement Astrachan beobachtete Seuche eine Pestepidemie war, welche den
der Einschleppung der Seuche glaubten sich die gedachten Aerzte der Beschlußfassung bis dahin enthalten zu sollen, bis die weiter anzustellenden Untersuchungen genauere Daten er⸗ geben haben werden. Die Epidemie sei indeß als erloschen zu betrachten, da seit dem 9. Februar weder ein einziger wei⸗ terer Erkrankungs⸗ noch Todesfall vorgekommen sei. Jedoch könne eine Garantie dafür nicht übernommen werden, daß
- —
die Seuche in den früher heimgesuchten Orten, namentlich in Die Aerzte rathen
schließlich folgende von Prof. Eichwald vorgeschlagene Maß⸗ der Umgegend von Adrianopel und Trapezunt herrscht der Fleck⸗
Wetljanka eventuell nicht wieder auftrete.
regeln an: 1) Längere ärztliche Aufsicht in den verdächtigen Ortschaften; 2) Aufrechterhaltung der bestehenden Absperrung jedes infizirt gewesenen Dorfes bis zum Ablauf der ge⸗ setzlichen Frist von 6 Wochen; 3) Aufrechterhaltung der all⸗ gemeinen Absperrung der gesammten infizirt gewesenen Ort⸗ schaften mit 10tägiger Quarantaine. Dagegen erachten die Aerzte die Aufrechterhaltung des um das astrachanische Gou⸗ vernement bestehenden Cordons für unnöthig. — Vom 8. d. M. telegraphirt General Loris⸗Melikoff aus Astrachan: Es sind keine Epidemiekranke vorhanden; die Qua⸗ rantäne Rer Dörfer Wiasowka und Batajewka ist auf⸗
8₰ den letzten Wochen auf das Minutiöseste vorgetragen. Alle sieben i
General klassen (über 60 Jahr) war ein
Totleben hat vor seiner Abreise mehrere Verordnungen erlassen,
Charakter der
sogenannten levantinischen Bubonenpest trug. Ueber den Modus die Zahl de f wird gleichfalls ein Todesfall an Flecktyphus
“
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cischen Staats⸗Anzeiger.
1829.
———
—
—
gehoben worden, und verringert sich dem entsprechend die Absperrungslinie. Gleichzeitig sind die Beschützungslinien rund um das astrachanische Bouvernement herum, sowie die Quarantäne⸗Einrichtungen zu Sarepta, Achtuba und Elton aufgehoben worden.
— 10. März. (W. T. B.) General Graf Loris⸗ Melikoff telegraphirt aus Astrachan, vom 9. d. M.: Es sind keine Kranken vorhanden. Die Desinfektion der Gräber und Kirchhöfe, sowie die Taxation des zu verbrennen⸗ den Eigenthums und die Assanisirung des Territoriums nehmen ihren ungestörten Fortgang. Bei der Ausführung dieser Maßregeln waren Graf Golenischteff⸗Kutusoff, Graf Orloff⸗ vem fof und der Wirkliche Staatsrath Balaschoff besonders
ätig.
Afrika. Egypten. Kairo, 9. März. (W. T. B.) Das neue Ministerium ist nunmehr konstituirt, die Conseils⸗Präsidentschaft hat Tewfik, das Ministerium der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten hat Zulfikar übernommen, während Wilson und Blignieres auf ihren bisherigen Posten bleiben und bei Abstimmungen im Kabinetsconseil je zwei Stimmen erhalten. An der Leitung der Geschäfte wird auch der Khedive theilnehmen. Nubar Pascha gehört dem neuen Ministerium nicht an.
Mittel⸗Amerika. Mexico, 1. Februar. nister der Auswärtigen Angelegenheiten Mata, ist zurückgetreten und an seiner Stelle d Don Miguel Ruelas ernannt worden. Nach d Persönlichkeit und dem ersten Auftreten dieses Letzteren scheint die Hoffnung begründet, daß durch diesen Wechsel die
Es 1 3 n Aeꝛ 8 bisherigen sehr guten Beziehungen zwischen der mexicanischen Studenten (circa 1800 Personen) bestehenden Versammlung
Regierung und der deutschen Vertretung und Kolonie in keiner Weise eine Beeinträchtigung erleiden werden.
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1 28,3, in Konigs g
annover 25,8, in Cassel 19 3,
in Altona 25,5, in Straß⸗ 32 4 jn Nuegsburg 95,3,
3 22,8, f☚α1298598 *g zuttgart 27,7, in Braunschweig 26,6, in Wien 30,9, in Buda⸗ n Basel 33,1, in Brüssel 25,2
Kopenhagen 22,9, i purs
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Glasgow 28,4, in Liverpool 3
in Alerandria (Egypten) 34,4. n
York 30,5, in Philadelphia 20,4, in Bost
S Franzisko 17,5, in Calcutta 40, adras 42,9.
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deutschen Beoba Nordwest, östliche und nordöstliche 2. Wochenhälfte ging der Wind ü Karlsruhe schon der W Temperatur der L schläge fast aus Der beim Beginn der Woche ungewöhnliche in den ersten Tagen rasch, ’ langsam von Mitte der Woche
Die Sterblichkeit der meisten Berichtswoche keine günstigere. verhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 28,1 (auf 1000 Bewohner und aufs die Sterblichkeit des Säuglingsalters wie die gegen die vor vermehrte, so daß von 10 000 Lebenden aufs Ja
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Kinder unter 1 Jahre starben, gegen 91,5 der vorangegang Woche.
Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Masern, Scharlachfieber und Diphtherie etwas ab⸗, Keuchhusten, tvphöse Fieber und Darmkatarrhe der Kinder ein wenig zugenommen. Masern veranlassen in Frankfurt a. M. wieder mehr Todesfälle, auch in Karlsruhe und Bukarest mehren sich dieselben. Das Schar⸗
lachfieber wurde allgemein seltener, und nur in Elbing und Rheydt
häufiger. Diphtherie forderte immer noch in den größeren deutschen Städten viele Opfer, wenn auch im Ganzen die Zahl der dadurch veranlaßten Todesfälle eine geringere als in der Vorwoche ge⸗ worden ist, namentlich in Berlin, während sie in Wien wieder zugenommen haben. Auch in New⸗York zeigt die Epidemie einen erheblichen Nachlaß. Etwas hänfiger wurden Unterleibstypher Todesveranlassung, doch nur in St. Petersburg in größerer Zahl. Dagegen hat der Flectyphus in Berlin an Ausdehnung gewonnen.
Die Zahl der Neuerkrankungen stieg in der Berichtswoche auf 68 (von 30 der Vorwoche), doch nimmt die Exidemie bis jetzt einen milden Verlauf, die Zahl der Todesfälle betrug 3. Aus Königshütte gemeldet. Auch das Rückfallsfieber zeigt sich in Berlin und Greifswald häufiger, wäh⸗ rend die Zahl der Erkrankungen in Breslau kleiner wird. Darmkatarrhe der Kinder waren in München, Augs⸗ burg, Königsberg vermehrt. In Berlin erkrankten 14 Personen
an Trichinosis in Folge des Genusses von trichinosem Fleische. —
Die Pocken forderten in der Berichtswoche in London 22 Opfer, in Dublin 19, in Wien 6, in Budapest 12, in Paris 14, in St. Peters⸗
burg 56, aus Beuthen, Prag, Krakau, Genf, Stockholm, Odessa, Alexandrien wurden vereinzelte Blatterntodesfälle gemeldet. — In
tvphus in hohem Grade. — Weitere Pestausbrüche sind in den letzten Wochen nicht bekannt geworden. Auch über den vielfach bestrittenen Pestfall in St. Petersburg steht die definitive Entscheidung noch aus.
— Einer bei der Abtheilung für öffentliche Gesundheitspflege im Großherzoglich hessischen Ministerium des Innern bearbeiteten Zusammenstellung über die Sterblichkeit im Großberzog⸗ thum Hessen im Jahre 1878 entnehmen wir nachstehende Er⸗ gebnisse: Im Jahre 1878 sind im Großherzogthum, ausschließlich der todtgeborenen Kinder, verstorben insgesammt 21 458 (1877 22 393) Personen; davon entfallen auf die erste Jahreshälfte 11 513 (12 266) und auf die zweite 9945 (10 127); auf das erste Quartal 594 (6235) Todesfälle, das zweite Quartal 5573 (6031), das dritte 50 S