Der Referendar Heidland aus Bonn ist zum Advo⸗
ten im Bezirk des Königlichen Appellationsgeri tshofes zu
öln ernannt worden. 8
Polizei⸗Verordnung zum Schutze des auf dem Kreuzberge bei Berlin zur Erinnerung an die Siege der Freiheitskriege errichteten, im Jahre 1878 erhöhten National⸗Denkmals.
Auf Grund der §§. 5, 6 und 11 des Gesetzes über die Polizei⸗Verwaltung vom 11. März 1850 verordnet das Polizei⸗Präsidium nach Anhörung des Gemeinde⸗Vorstandes für den Stadtkreis Berlin, was folgt:
§. 1. In dem das Siegesdenkmal auf dem Kreuzberge umgebenden Bauviertel, welches im Norden von der Kreuzberg⸗ straße, im Westen von der Verlängerung der Möckernstraße, im Süden von der Straße D Abtheilung III des Bebauungs⸗ planes von den Umgebungen Berlins, und im Osten von der Belle⸗Alliance⸗Straße eingeschlossen wird, dürfen Gebäude fortan nur in solcher Höhe errichtet werden, daß dadurch die Aussicht von dem Fuße des Denkmals auf die Stadt und deren Umgebung nicht behindert und die Ansicht des Denk⸗ mals nicht beeinträchtigt wird. “
§. 2. Den Grundbesitzern wird auf Ersuchen die in je⸗ dem einzelnen Baufalle statthafte Art und Höhe der Bebauung von dem Polizei⸗Präsidium örtlich vorgeschrieben werden.
§. 3. Zuwiderhandlungen werden nach §. 367 Nr. 15 des Reichs⸗Straf⸗Gesetzbuches (Reichsgesetz⸗Blatt 1876 S. 116) bestraft. Außerdem wird wegen Wiederherstellung des frühe⸗ ren Zustandes im polizeilichen Zwangsverfahren das Erfor⸗ derliche nach Maßgabe der §S§. 33 ff. des Gesetzes vom 26. Juli 1876 (Gesetz⸗Sammlung 1876 S. 297) angeordnet
Berlin, den 10. März 1879.
Königliches Polizei⸗Präsidium.
J. V.: von Schlieckmann.
Bekanntmachung uf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Auf Grund des §. 12 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Okto⸗ ber 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die unter der Aufschrift „Bitter“ als Probenummer bezeichnete, vom kommunistischen Arbeiter⸗Bildungsverein in London herausgegebene und bei John Bale & Sons in Marylebone gedruckte periodische Druckschrift nach §. 11. des cit. Gesetzes durch die unterzeichnete Landespolizeibehörde verboten worden ist.
Cöln, den 8. März 1879.
Königliche Regierung. Abtheilung des Innern.
von Guionneau.
Richtamtlich es. 8
Deutsches Reich.
Berlin, 11. März. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute die Vorträge des den beurlaubten Polizei⸗Präsidenten vertretenden Geheimen und Ober⸗Regierungs⸗Raths von Schlieckmann, sowie des Chefs des
1“
Preußen.
Militärkabinets, General⸗Majors und General⸗Adjutanten von Albedyll, entgegen und empfingen Allerhöchstihren Flügel⸗ Adjutanten und Commandeur des Regiments der Gardes du Corps, Oberst Grafen von Alten. . 8
— Der Bundesrath hielt am 10. d. M. eine Plenar⸗ sitzung unter Vorsitz des Präsidenten des Reichskanzler⸗ Amts, Staats⸗Ministers Hofmann.
Nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sitzung wurde zunächst ein Schreiben des Präsidenten des Reichstags vorgelegt, betreffend die Beschlüsse des Reichstags zu dem Gesetzentwurf wegen der Strafgewalt des Reichstags über seine Mitglieder.
Ausschußberichte wurden erstattet über: a. den Entwurf eines Gesetzes über das Faustpfandrecht für Pfandbriese und ahnliche Schuldverschreibungen. Der Gesetzentwurf wurde mit den vom Ausschusse beantragten Aenderungen genehmigt; b. die Vorlage, betreffend die Gesammtkosten zur Ausführung des Flottengründungsplans. Gegen die bezügliche Uebersicht wurden Erinnerungen nicht erhoben; c. den Gesetzentwurf für Elsaß⸗Lothringen wegen der Entlastung der Bezirke von den Kosten für Gefängnisse. Der Gesetzentwurf wurde genehmigt.
Eine Eingabe der Gewerkschaft des Salzbergwerks Neu⸗ staßfurt wegen Aenderung des Gesetzes über Markenschutz wurde den betreffenden Ausschüssen überwiesen. —
Mehrere die Revision des Zolltarifs betreffende Eingaben wurden der für diese Revision eingesetzten Kommission über⸗ wiesen.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Justizwesen, sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
— In der heutigen (18.) Sitzung des Reichstages, welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts Staats⸗Minister Hofmann, sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Prä⸗ sident ein Schreiben des Reichskanzlers mit, mittelst welchem er unter Bezugnahme auf die erfolgte Vorlegung der internationalen Konvention, betr. Maßregeln gegen die Reblaus verschiedene Exemplare der Actes de la conférence phylloxérique internationale réunie à Berne du 9 au 17 septembre 1878 und eines Berichts über die Thätig⸗ keit der französischen Commission supérieure du phylloxéra im Jahre 1878 übersendet. Sodann gelangte die Interpella⸗
ion des Abg. Winterer zur Verlesung, welche lautet:
„Beabsichtigt die Reichsregierung, dem Landesausschusse einen Gesetzentwurf vorzulegen, betressend Revision des Gesetzes über das Unterrichtswesen in Elsaß⸗Lothringen vom 12. Februar 18732“
Nachdem sich der Unter⸗Staatssekretär Herzog zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit erklärt hatte, motivirte der Interpellant dieselbe mit der Behauptung, daß das Gesetz vom 12. Februar 1873 eine Diktaturmaßregel sei. Zu obersten
Reichskanzler resp. der Ober⸗Präsident bestimmt, welche nach ihrem Berufe nicht dazu geeignet seien. Es handle sich hier um eine Zwangsenteignung eines unveräußer⸗ lichen Privatrechts der reichsländischen Bevölkerung Seitens des Staates auf Grund des Rechts der Eroberung. Der Redner kam sodann nach Anführung ver⸗ schiedener Spezialfälle zu dem Resultat, daß das jetzt be⸗ stehende Schulgesetz in Elsaß⸗Lothringen einer Reviflon be⸗ dürfe. Der Unter⸗Staatssekretär Herzog erklärte, daß die Reichsregierung eine solche Revision nicht beabsichtige. Er er⸗ innerte daran, daß er auf eine eingehendere Dar⸗ legung der gesetzlichen Lage des reichsländischen Unter⸗ richtswesens verzichten könne im Hinblick darauf, daß er eine solche schon öfter in früheren Jahren dem Reichstage gegeben habe. Auf Grund derselben habe der Reichs⸗ tag Anträge des Interpellanten von gleicher Tendenz wie diese Interpellation abgelehnt. Das Schulwesen in Elsaß⸗ Lothringen ruhe wie überall in den Händen technisch dazu außerordentlich befähigter Männer, und etwaige in einem so großen Organismus vorkommende Mißstände in Betreff ein⸗ zelner Individuen dürfe man dem Ganzen nicht zum Vor⸗ wurf machen, dieselben kämen in den geistlichen „Schulen in noch erhöhterem Maße vor. Auf den Antrag des Abg. Guerber trat das Haus in die Besprechung der Interpellation. Der Antragsteller unterstützte seinerseits die Beschwerden des Interpellanten über die Schul⸗ verwaltung des Reichslandes, über den sittlichen Werth des Lehrermaterials und der Lehrmittel, die er in harten Ausdrücken verurtheilte, wodurch er sich einen Ordnungsruf zuzog. Beim Schluß des Blattes hatte der Abg. von Putt⸗ kamer (Löwenberg) das Wort.
— Aus Odessa wird unter dem 5. März gemeldet: Gestern Nachmittag hat hier die Bestattung des kürzlich verstorbenen Kaiserlichen General⸗Konsuls Dr. Blau unter zahlreicher ü d. e; und mit allen dem Range und Stande des Verblichenen gebührenden hren stattgefunden. In der hiesigen evangelisch⸗luthe⸗ rischen Kirche, woselbst die feierliche Einsegnung der Leiche stattfand, hatten sich die Spitzen der Civil⸗ und Mi⸗ litärbehörden, das gesammte Konsulats⸗Corps und außer den zahlreichen persönlichen Freunden des Verstorbenen aus den einheimischen Kreisen fast die ganze deutsche Kolonie ein⸗ gefunden. Von Seiten der Letzteren war alles geschehen, um dem Trauerakte einen möglichst feierlichen und würdigen Charakter zu verleihen, um so auch bei diesem Anlaß ihren patriotischen Gefühlen beredeten Ausdruck zu geben. Die Vertrauensmänner der Kolonie hatten es sich nicht nehmen lassen, das Arrangement der Trauerfeierlichkeit in eigene Hand zu nehmen und die erheblichen Aufwendungen dafür selbst zu bestreiten.
Nachdem der Propst Bienemann die Trauerrede gehalten und die kirchliche Feier beendigt war, wurde die Leiche auf einem sechsspännigen, mit den deutschen Farben geschmückten Wagen, von den Leidtragenden und einer zahlreichen Menschen⸗ menge begleitet, in feierlichem Zuge nach dem Friedhofe über⸗ geführt und dort der Erde übergeben.
Die Theilnahme für die Hinterbliebenen, wie an dem
Sterbefall überhaupt, ist in allen Kreisen Odessas eine all⸗ gemeine. — Aus Olympia sind, nachbem die im Osten der Altis fortgeführten Ausgrabungen die Fundschichten wieder erreicht haben, neue Nachrichten über werthvolle Funde hier eingegangen. In der Gegend vor der Halle des Echo und der Südwesthalle sind im Laufe der letzten Woche gefunden worden: ein Herakleskopf von einer Metope des Zeustempels, der Kopf des Oinomaos vom Ostgiebel, der linke Fuß der Nike (am Beine genau anpassend), ein alterthümliches Bronze⸗ relief (Herakles als Bogenschütz), ein wohlerhaltener Bronze⸗ eimer und eine Gruppe dreier altgriechischer Gebäude, im wie das Heraion und die Säulen noch am Platze tehend.
— In Folge der anderweiten Gerichtsorganisation wer⸗ den in den Gerichtsgebäuden mehrfach Räumlichkeiten für die Justizverwaltung entbehrlich werden, welche nach einem Cir⸗ kularerlaß des Finanz⸗Ministers vom 2. d. M. zweckmäßig dazu verwendet werden können, um dieselben als Geschäfts⸗ lokale den Katasterämtern zu überweisen, und dadurch die im öffentlichen Interesse sehr wichtige lokale Vereinigung der Grundbuchämter und der Katasterämter 1“ Der Finanz⸗Minister hat die Regierungen angewiesen, schleunigst mit den betreffenden Appellationsgerichten wegen der Auf⸗ nahme der Katasterämter in die für die Justizverwaltung ent⸗ behrlich werdenden Räume der Gerichtsgebäude in Verbindung zu treten und mit denselben das Geeignete zur Sache zu vereinbaren.
Seitens der Justizverwaltung wird ein Miethszins für die zu überlassenden Räumlichkeiten nicht beansprucht werden. Dagegen sind die Kosten der baulichen Instandhaltung der Räume im Innern, der Oefen, Fenster und Fensterläden, so⸗ wie ein für jedes der betreffenden Gebäude durch Verabredung mit dem Appellationsgerichte festzustellender aliquoter Theil der Kosten für die Instandhaltung der gemeinschaftlichen Flure und Treppen auf die Fonds der Katasterverwaltung zu über⸗ nehmen. Da diese Kosten, wie alle Kosten der Unterhaltung der Amtslokalien der Katasterämter, bisher von den Kataster⸗ controleuren aus dem ihnen überwiesenen Amtskostenaversum zu bestreiten waren, so ist das Letztere für diejenigen Kataster⸗ controleure, welchen die Amtslokalien in den Gerichtsgebäuden überwiesen werden, entsprechend zu kürzen.
Die Kosten der Heizung, Beleuchtung, Reinigung u. s. w. der vorgedachten Amtslokalien der Katasterämter haben die betreffenden Katastercontroleure nach wie vor aus dem Amts⸗ kostenaversum zu bestreiten.
— Der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten hat die sämmtlichen landwirthschaftlichen Central⸗ und Hauptvereine benachrichtigt, daß die „Freie ökonomische Gesell⸗ schaft“ in St. Petersburg beabsichtigt, im Monat Novem⸗ ber d. J. in der genannten Stadt eine Molkerei⸗Aus⸗ stellung abzuhalten, welche zwar ihrer Anlage nach zur Wahrung des Charakters eines lokalen Unternehmens nur auf die nördlichen Gouvernements, das Großfürstenthum Finnland und die baltischen Provinzen berechnet ist, dennoch aber auch Landwirthen anderer Gouvernements und selbst des Auslandes Möglichkeit bieten soll, ihre Produkte — jedoch 5* Anspruch auf Prämiirung — zur Ausstellung zu
ringen.
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Butter, Käse, Farbstoffe und sonstige Materialien der Käse⸗ fabrikation; 2) Apparate und Geräthschaften zur Verarbeitung von Milchprodukten; 3) Apparate für Milchanalysen, Pläne und Modelle für Eiskeller und andere der Milchwirthschaft nöthige Bauten, sowie wissenschaftliche und Lehrhülfsmittel.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarzburg⸗sondershausensche Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch ist von hier wieder abgereist.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. Bunge, Dr. Peickert, Dr. Hadra, Dr. von Seredynski, Dr. Pfleger, Dr. Knappe, Dr. Eisfeld und Dr. Brill in Berlin, Dr. Pufahl in Stolp, Dr. Albrecht, Dr. M. Kranz und Dr. C. Sack in Wiesbaden, Dr. Beinhauer in Dillenburg und Stabsarzt Dr. Gutjahr in Biebrich.
Königsberg, 11. März. Der zweite Provinzial⸗ Landtag der Provinz Ostpreußen ist heute Mittag 12 Uhr von dem Königlichen Kommissarius, Ober⸗Präsidenten von Horn eröffnet worden.
Mecklenburg. Malchin, 10. März. (W. T. B.) Der Landtag ist heute hier wieder eröffnet worden.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 7. März. (Leipz. Ztg.) Der landwirthschaftliche Verein der Fürstlichen Unterherrschaft, zu welchem auch preußische Landwirthe der Umgegend gehören, hat kürzlich den Antrag unseres Reichstagsabgeordneten Landrath Rein⸗ hardt, „die Zustimmung zu dem Schreiben des Reichs⸗ kanzlers vom 15. Dezember v. J. auszusprechen“, nach langer und erregter Debatte mit sehr großer Majorität ange⸗ nommen. Die Minorität war für die Kommissionsanträge, welche unter Ablehnung des Getreidezolles eine Besteuerung nach Maßgabe der Beschlüsse des deutschen Landwirthschafts⸗ rathes empfahlen. Die Stimmung des Volkes ist auch bei uns mehr für mäßige Schutzzölle, wo dieselben sich für die deutsche Industrie als nothwendig erweisen, für erhöhte Tabakssteuer, soweit sie nicht das Maß überschreitet, nöthigen⸗ falls auch für entsprechende Vieh⸗ und Getreidezölle.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 10. März. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Polit. Korr.L“ aus Bukarest hätte die auf die Annahme einer motivirten Resolution in der Judenfrage abzielende Haltung der Minorität der Depu⸗ tirtenkammer zu einer Kabinetsfrage geführt. In einer gestern stattgehabten vertraulichen Sitzung der Kammer hätte der Minister⸗Präsident Bratiano erklärt, der Berliner Ver⸗ trag habe nur das Prinzip der Gleichheit aller Religions⸗ bekenntnisse statuirt. Rumänien habe dieses Prinzip ange⸗ nommen; dagegen würden die nationalen und wirthschaftlichen Interessen durch Spezialgesetze vor einer unverhältnißmäßigen Ausbreitung der Juden gesichert werden müssen. In Folge dieser Erklärung wurde der Antrag auf nichtmotivirte Reso⸗ lution angenommen.
Pest, 10. März. Sämmtliche Sektionen des Abgeord⸗ netenhauses mit Ausnahme der sechsten, in welcher wegen Stimmengleichheit kein Beschluß zu Stande kam, haben den Gesetzentwurf, betreffend die Inartikulirung des Berliner Vertrages angenommen.
Schweiz. Genf, 10. Mäürz. (W. T. B.) Der Feld⸗ marschall Fürst Barjatinski sst gestern Abend um 9 Uhr hier gestorben, ohne vorher längere Zeit krank gewesen zu sein.
Niederlande. Haag, 10. März. (W. T. B.) Otto van Rees, MNitglied der Zweiten Kammer und ehemaliger Vize⸗Präsident des Conseils für Indien, ist zum Minister der Kolonien ernannt worden.
Großbritannien und Irland. London, 8. März. (E. K.) Ihre Majestät die Königin wird, nach den bis⸗ Dispositionen, sich am 25. März in Portsmouth an
ord der Königlichen Nacht „Victoria and Albert“ einschiffen und über Cherbourg nach Italien reisen. In Cherbourg ge⸗ denkt die Königin einen Monat darauf wieder die Heimfahrt anzutreten.
Kapitän Sir Georges Nares, der bekannte Nordpol⸗ fahrer, zur Zeit Commandeur des Schiffes „Alert“, das in der Magellanstraße wissenschaftliche Forschungen anstellt, ist zum Chef der Hafen⸗ und Marine⸗Abtheilung des Handels⸗ amts ernannt worden.
Dem „Standard“ geht ein nach amtlichen Quellen zu⸗ sammengestellter ausführlicher Bericht über die Zusammen⸗ setzung der Zulu⸗Armee zu. Dieselbe besteht danach aus 33 Regimentern, 18 von verheiratheten Leuten und 15 von unverheiratheten. (Die Mannschaft jeden Regiments ist von gleichem Alter.) Sieben der aus Verheiratheten bestehenden Regimenter haben Leute von über 60 Jahren und werden nur nominell mitgerechnet. Thatsächlich also sind nur 26 Re⸗ gimenter vorhanden, deren Mannschaft an Stärke von 500 bei den älteren und 2000 bei den jüngeren variirt, ja zwei der jüngsten Regimenter zählen je 6000 und 5000 Mann. Die Gesammtstärke ist ungefähr 40 400 Mann; von diesen sind 22500 Mann im Alter von 20 bis 30 Jahren, 10 000 zwischen 30 und 40 Jahren, 3400 zwischen 40 und 50 Jahren und 4500 Mann zwischen 50 und 60 Jahren.
— 10. März. (W. T. B.) Die amtliche „Gazette“ meldet, die Doktoren Colville und Payne seien zu englischen Kommissaren behufs Vornahme einer Unter⸗ suchung über die in Rußland aufgetretene Pest ernannt worden. 2 In der heutigen Sitzung des Oberhauses erwiderte auf eine Ansfrage Lord Ripons der Staatssekretär für Indien, Viscount Cranbrook: Ohne sagen zu wollen, welche Re⸗ gierungsform dem Khurumdistrikte gegeben werden solle, könne er doch erklären, daß die Regierung die Absicht habe, den Khurumdistrikt nicht wieder unter die Herrschaft des Emirs von Afghanistan gelangen zu lassen.
Im Unterhause erklärte in Beantwortung einer An⸗ frage Lord Hartingtons der Schatzkanzler Northcote: Die Regierung stehe auf dem Punkte, Unterhandlungen mit Jakub Khan anzuknüpfen; vielleicht seien dieselben be⸗ reits begonnen. Es sei ihm deshalb eine Erklärung, die sich auf Afghanistan beziehe, für den Augenblick nicht möglich, er hoffe indeß, binnen Kurzem eine solche abgeben zu können. Hierauf erläuterte und begründete der erste Lord der Admi⸗ ralität, Smith, das Marinebudget und hob dabei hervor, daß in demselben außerordentliche Ausgaben, wie die durch den Zulukrieg veranlaßten, nicht enthalten seien. Im Laufe der
Es sollen zu dieser Ausstellung nach der vorläufigen
eitern der Schule in Elsaß⸗Lothringen sei nach demselben der “ 1“
Feststellung zugelassen werden: 1) Mil
ch, Milchkonserven, h“ 11“
über das Marinebudget geführten Debatte äußerte Smith
land 3 862
“
ferner, er hoffe, die englische Flotte werde das Mar⸗ marameer in 1 bis 2 Tagen verlassen.
— 11. März. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Daily News“ aus Jellalabad, von gestern, meldet: Major Cavagnari hat einen Emissärmit Vorschlägen wegen Eröffnung von Verhandlungen an Jakub Khan nach Kabul gesendet.
8 Frankreich. Paris, 9. März. (Fr. C.) Die „Patrie“ schreibt: Der Marschall Mac Mahon hat auf die Kunde von dem Beschlusse des Enquete⸗Ausschusses an Herrn Jules Grévy einen Brief geschrieben, welcher des Soldaten von Magenta würdig ist. Der Marschall meldet dem Präsidenten der Republik, daß er, wenn die Kammer jemals Verfolgungen gegen seine ehemaligen Minister vom 16. Mai und vom 23. November anordnete, an ihrer Seite auf der Anklagebank Platz und vor dem Senate die volle Verantwortlichkeit für seine Akte in Anspruch nehmen würde.
Nach der heute in parlamentarischen Kreisen angestellten Berechnungen kann die Regierung, von unwahrscheinlichen Zwischenfällen abgesehen, schon jetzt auf eine ziemlich starke Majorität gegen den Ministerprozeß rechnen. Diese Ma⸗ jorität würde bestehen aus 31 Mitgliedern des linken Centrums, ca. 130 Mitgliedern der Linken und 80 Mitgliedern der Rechten, wobei man annimmt, daß ein Theil der letzteren sich der Ab⸗ stimmung enthalten werde.
Das linke Centrum hat gestern mit allen gegen 3 Stimmen beschlossen, sich für jetzt gegen die Rückver⸗ legung der Kammern nach Paris zu erklären. Im Senat ist der größte Theil der Linken dieser Maßregel eben⸗ falls abgeneigt, wobei man außer prinzipiellen Gründen namentlich auch die gegenwärtig in dem Polizeiwesen der Hauptstadt herrschende Krisis im Auge hat.
Versailles, 10. März. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer beschäftigte sich in ihrer heutigen Sitzung mit Wahlprüfungen und erklärte die Wahl des ehemaligen Ministers des Innern im Ministerium vom 16. Mai 1877, de Fourtou, für gültig.
Spanien. Madrid, 10. März. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach ist das Dekret wegen Auflösung der Cortes von dem König bereits unterzeichnet. Der Zusammen⸗ tritt der neuen Kammern soll am 10. Mai erfolgen.
Italien. Rom, 10. März. (W. T. B.) Der „Av⸗ venire“ bespricht das Memorandum, welches kürzlich Rußland an die Mächte gerichtet haben soll, und sagt, die von auswärtigen Blättern geäußerte Besorgniß, das Memo⸗ randum bezwecke, den Berliner Vertrag umzustoßen, sei un⸗ begründet. Die dem „Avvenire“ zugegangenen Nachrichten ließen die Verhältnisse in einem beruhigenderen Lichte erscheinen. Ruß⸗ land habe nicht in einem einzelnen Schriftstücke, sondern in einer Reihe von Mittheilungen an seine Vertreter verlangt, daß die mit Anbruch des Winters eingestellten Grenzbestimmungs⸗ arbeiten mit Eifer wieder aufgenommen würden, und habe außerdem vorgeschlagen, daß die mit diesen Arbeiten betrauten Kommissäre, um die rasche Durchführung derselben zu sichern, gleichförmige Weisungen hinsichtlich der maßgebenden und leitenden Grundsätze erhielten. Die wichtigsten Fragen, in welchen Rußland eine prinzipielle Einigung hergestellt zu sehen wünsche, beträfen die Begrenzung der Vertheidigungsbezirke bezüglich der befestigten Positionen, welche der Türkei längs der Balkangrenze zu errichten gestattet sei, sowie die Feststellung der Grenzlinien um Silistria und der zwischen Bulgarien und Rumänien zu vertheilenden Wasser⸗ straße und endlich das System, nach welchem die Revision und Ratifikation der Arbeiten der einzelnen internationalen Grenz⸗ bestimmungskommissionen Seitens der Mächte zu geschehen habe. Das Blatt schließt seine “ mit der Bemer⸗ kung, daß diese Forderungen durchaus keinen beunruhigenden Charakter trügen, und dem Wunsche, daß diese Fragen durch das Einvernehmen der Mächte eine rasche Lösung sinden möchten.
MNumänien. Bukarest, 10. März. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer ist heute die erste Lesung der Deklaration, betreffend die Revision der Verfassung, beendet worden. Der Antrag der Minorität, welche die Re⸗ vision zwar votiren, aber diesen Beschluß motiviren will, wurde mit 33 gegen 71 Stimmen abgelehnt und dagegen der Antrag der Majorität, welcher einfach besagt, daß eine Re⸗ vision des Artikels VII. der Verfassung nothwendig sei, mit 71 gegen 19 Stimmen angenommen. Miclesco und Docan, die einzigen Abgeordneten, welche gegen die Revision sprachen, enthielten sich der Abstimmung.
Der Senat beginnt die Debatte über die Revision der Verfassung in seiner nächsten Sitzung.
Bulgarien. Tirnowa, 9. März. (Presse.) Die hier anwesenden ostrumelischen Notablen fordern, daß ihre Provinz in Betreff der kirchlichen Angelegenheiten gänzlich vom bulgarischen Nationalrathe in Konstantinopel losgetrennt und entweder direkt unter die Autorität des Exarchen oder unter einen besonderen Nationalrath gestellt werde. Die Er⸗ nennung eines Vertreters Bulgariens in Konstantinopel steht bevor und soll für diesen Posten das Mitglied der Skupschtina, Semanow, designirt sein.
Mußland und Polen. St. Petersburg, 11. März. (W. T. B.) General Graf Loris⸗Melikoff telegraphirt aus Astrachan, vom 10. d. M.: Keine Kranke. Eine be⸗ sondere Kommission unter Beihülfe des Prof. Tschoud⸗ nowsky besichtigte die von Zaryzin bis Dubowka belegenen Fischerdörfer und fand dieselben in einem befriedigenden Zustande. Ueber die übrigen Ortschaften halte ich mein Ürtheil zurück, bis die Besichtigung derselben durch zwei besondere Kommissionen, welche mit der nächsten Woche beginnen soll, erfolgt sein wird. In Prischib sind 4 infizirte Häuser mit ämmtlichen Nebengebäuden verbrannt worden. Heute beginnt die Verbrennung des fünften und letzten Gehöfts. Der Delegirte hat der Verbrennung der Gebäude bei⸗ ewohnt.
Mittel⸗Amerika. Nach Angabe des General⸗Agenten der „Royal Mail⸗Steamer⸗Gesellschaft“ hat sich die Ausfuhr aus Sabanilla — dem G““ der Vereinigten Staaten von Columbien auf der atlantischen Seite — mittelst Dampfschiff in dem am 31. Dezember 1878 abge⸗ schlossenen Jahre auf 8 924 171 Doll. belaufen, wovon auf Barren, Metalle, Erze u. s. w. 3 839 766 Doll. und auf Produkte u. s. w. 5,084 405 Doll. entfallen. Diese Beträge vertheilen sich nach ihren Bestimmungsorten wie folgt: Eng⸗
1 726 836 Doll., Ver. Staaten von Amerika 1 971 854 Doll., Westindien 153 997 Doll., Aspinwall (Colon) 100 055 Doll., Cartagena 13 510 Doll., Total 8 924 171 Doll.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
London, Dienstag, 11. März. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich Sennialcg ncdobeiten Luise Margarethe und der Prinz Friedrich Leopold von Preußen sind auf der Königlichen Nacht „Victoria and Albert unter Salutschüssen der Artillerie heute früh in Sheerneß eingetroffen und daselbst von Sr. Königlichen Hoheit dem erzog von Connaught empfangen worden.
MNadrid, Dienstag, 11. März. Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht ein Dekret des Königs, durch welches General Blanco zum Generalgouverneur von Cuba und General Prendergast zum Generalgouverneur von Catalonien er⸗ “
Konstantinopel, Dienstag, 11. März, früh. Der Pforte ist eine Meldung Reouf Paschas zugegangen, wonach vrabkfort Bataillone in die Stadt Adrianopel eingerückt und von der Bevölkerung gut aufgenommen worden sind. Blukarest, Dienstag, 11. März. Das „Amtsblatt“ ver⸗ öffentlicht ein Dekret, durch welches Sulina zu einem Frei⸗ hafen erklärt wird. Gemäß diesem Dekrete genießen alle zu Wasser aus dem Auslande in Sulina eingeführten Waaren und Gegenstände Befreiung vom Zoll. Die nach Numänien bestimmten Waaren sind beim Austritt aus Sulina zu ver⸗ zollen. Das Dekret tritt mit dem 13. März in Kraft.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Am 8. d. M. starb in Potsdam der E“ Carl Freiherr von Senden⸗Natzlaff, Mitglied des Herren⸗ hauses aus besonderem Allerhöchstem Vertrauen.
Statistische Nachrichten.
Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht im Dezember⸗ hefte der Monatshefte zur Statistik des Feffhätlich m, für 1b. u. a. Uebersichten über die Anheuerungen von Voll⸗ matrosen und unbefahrenen Schiffsjungen, sowie über die Entweichungen von Seeleuten bei der deutschen Handelsmarine im Jahre 1877. Die Erhebungen in Be⸗ treff der Anheuerungen sind von den inländischen Seemannsämtern bewirkt worden, während die Desertionen von Mannschaften der deutschen Handelsmarine von den Seemannsämtern bezw. Konsulaten in den wichtigeren außerdeutschen Hafenplätzen verzeichnet werden. Die Zahl der im Jahre 1877 angeheuerten Vollmatrosen belief sich auf 12 544 (8169 für Segelschiffe, 4375 für Dampfschiffe), welche sich auf die einzelnen Küstenbezirke wie folgt vertheilen: Provinz Preußen 1359 (1266 für Segelsch., 93 für Dampfsch.), Pommern 1567 (1268 für Segelsch., 329 fůr Dampfsch.), Mecklenburg⸗Schwerin 551 —(522 für Segelsch.,, 29 für Dampfsch.), Lübeck 175 (60 für Segelsch, 115 für Dampfsch.), Schleswig⸗Holstein, Ostsecküste, 355 (293 für Segelsch., 62 für Dampfsch.), Schleswig⸗Holstein, Nordseeküste, 853 (824 für Segelsch., 29 für Dampssch.), Hamburg 3718 (1134 für Segelsch., 2584 für Dampfsch.) Hannover, Elb⸗ und Wesergebiet, 403 (373 für Segelsch.), 30 für Dampfsch.), Bremen 2788 (1691 für Segelsch., 1097 für Dampfsch.), Oldenburg 308 (301 für Segelsch., 7 für Dampfsch.), Hannover, Emsgebiet 437 (nur für Segelschiffe). Die darchschaitt⸗ liche Monatsheuer für Vollmatrosen belief sich bei Segelschiffen auf 56,56 ℳ, bei Dampfschiffen auf 57,30 ℳ; sie hat in den letzten drei Jahren wesentliche Aenderungen nicht erfahren. Die Zahl der im Jahre 1877 angemusterten unbefahrenen Schiffsjungen betrug 2545 (2226 auf Segelschiffen, 319 auf Dampfschiffen). Von diesen An⸗ musterungen entfallen auf: Prov. Preußen 405, Pommern 568, Mecklenburg⸗Schwerin 153, Lübeck 41, Schleswig⸗Holstein, Ostsee⸗ gebiet 151, desgl. Nordseegebiet 237, Hamburg 364, Hannover, Elb⸗ und Wesergebiet 59, Bremen 369, Oldenburg 84, Hannover, Emsgebiet 114. Die durchschnittliche Monatsheuer für Schiffs⸗ jungen, welche seit 1875 im Ruͤckgange begriffen ö8 auf Segelschiffen 19,04 ℳ, auf Dampsschiffen 17,86 ℳ — Entweichungen von Seeleuten der deutschen Handelsmarine wurden im Jahre 1877 1327 zur Anzeige gebracht, gegen 1432. in 1876 und 1481 in 1875. Unter den Entwichenen befanden sich in 1877 1 Offizier, 6 Steuerleute und Bootsleute, 101 Schiffs⸗ handwerker, 848 Matrosen und Leichtmatrosen, 254 Schiffsjungen, 63 Heizer und Kohlenzieher, 12 Proviant⸗ und Lagermeister, Auf⸗ wärter ꝛc. und 42 Personen unbekannter Stellung. Nach ihrer Nationalität theilen sich die Entwichenen in 721 Deutsche, 573 Nicht⸗ deutsche und 33 unbekannter Nationalität; 743 der Entwichenen haben ein Heuerguthaben von 36 683 ℳ zurückgelassen. Mit der größten Anzahl von Entweichungsfällen sind nachstehende Häfen betheiligt gewesen: New⸗York 548, Baltimore 115, London 64, Cardtff 39. Philadelphia 48, Antwerpen und New⸗Orleans je 36, Liverpool 35, San Franzisko 30, Rio de Janeiro 28, Leith 28, Havre 27, Hull 20. —, Das Januarheft der vom Kaiserlichen statistischen Amt herausgegebenen Monatshefte enthält außer den regel⸗ mäßigen Uebersichten über die Einfuhr und Ausfuhr der wichtigeren Waaren überhaupt, über die Einfuhr von solchen aus England ins⸗ besondere und über die Ergebnisse der Zuckerbesteuerung pro Januar 1879 noch folgende Arbeiten: Zusammenstellung der im Laufe des Jahres 1878 für die Reichsstatistik ergangenen Anordnungen des Bundesraths; Statistik der Straffälle in Bezug auf die Zölle und Reichssteuern im Jahre 1878; Mittheilungen über den Obstbau im Jahre 1877; Nachweise über die Erntemengen und Anbauflächen der wichtigsten landwirthschaftlichen Produkte im Jahre 1878.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Der nunmehr abgeschlossene 11. Jahrgang (1878) der Zeit⸗ schrift des Harzvereins für Geschichte und Alterhums⸗ kunde, herausgegeben im Namen des Vereins von dessen erstem Schriftführer Dr. Eduard Jacobs (Wernigerode, Selbstverlag des Vereins; in Kommission bei H. C. Huch in Quedlinburg), beweist wie die früheren Jahrgänge durch die Reichhaltigkeit seines Inhalts den: Fegen wissenschaftlichen Eifer, von dem seine Mitglieder er⸗ üllt sind. „Der Jahresbericht (vom Oktober 1877 bis Dezember 1878) kon⸗ statirt, daß der unter dem Protektorat des regierenden Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode stehende Verein innerhalb 10 Jahren von 346 Mitgliedern in 87 Orten auf 662 Mitglieder in 175 Ort⸗ schaften angewachsen ist, und daß seine literarische Ausbeute während dieses Zeitraums bereits 23 Bände (12 Bände Zeit⸗ schriften, 7 Bände Urkundenbücher und 4 Ergänzungshefte) umfaßt. Wie dem Verein zugleich Anerkennung und Förderung dadurch zu Theil geworden ist, daß die historische Kommission der Provinz Sachsen die Fortsetzung und weitere Publikation der Urkundenbücher übernommen hat, ist seiner Zeit an dieser Stelle erwähnt und der bezügliche Plan besprochen worden. Die vorliegende letzte Lieferung der Vereinsschrift bringt zunächst die Fortsetzung einer größeren Arbeit von Dr. Gustav Schmidt: „Zur Chronologie der Halberstädter Bischöfe“. Dann folgen „Brockenfragen“ von dem Herausgeber, und zwar spezieul betreffend die erste geschichtliche Erwähnung des
491 Doll., Deutschland 1 095 481 D
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l., Frankreich 8
über die Holznutzung und über die Waldbrände von 149 1590. Was die Bäume, insbesondere die Tanne oder chte 4 Brockens betrifft, so wird hervorgehoben, daß von aben Herren am Harz Graf Christian Ernst zu Stolberg⸗Wernigerode (1710 — 1771) am eifrigsten um die Waldwirthschaft (auch die Torf⸗ wirthschaft) in seinem Harzantheile bemüht gewesen sei, sein Sohn Heinrich Ernst (1771—78) aber diese Bemühungen mit gleichem Eifer fortgesetzt und z. B. am Brocken die Anpflanzung von Knie⸗ holz, Weymouth⸗Kiefern u. s. w. aus Samen, der aus Tyrol und anderwärts bezogen wurde, sich habe angelegen sein lassen.
Viel Interessantes enthält der Abschnitt über den Brocken als Geisterberg. Die bekannte Blocksbergsage ist danach im früheren Mittelalter keineswegs an den Gipfel des Harzes ausschließlich ge⸗ knüpft gewesen; aber auch der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgestellten Zund dann von Goethe in der ersten Walpurgisnacht dichterisch ausgeführten, auch von Grimm nicht abgewiesenen An⸗ nahme, daß nämlich hier an der Schwelle der geschichtlichen Zeit von den vor 8 arls des Großen Bekehrungseifer sich zurückziehenden Sachsen heidnischer Höhendienst gefeiert worden wäre, ist nicht bei⸗ zupflichten. Ihr widerspricht nicht nur das Fehlen jeder sichtbaren Spur oder irgend eines anderen Zeugnisses von solchen Opfern, sondern auch die Schwerzugänglichkeit des vor dem 15. Jahrhundert nicht einmal mit seinem Namen hervortretenden Berges. Dagegen scheint sich imme mehr zu bestätigen, daß der wirkliche Höhendienst unserer Vorfahren nicht auf entlegenen schwer zugänglichen Bergen, sondern auf niedere Erhebungen, Hügeln oder Hochs mitten im bewohnten Laude stattfand. Solcher Ho's oder Hochs lassen sich bereits im 15. Jahrhun⸗ dert mehrere nennen, wie 1494 das Donresho bei Wüst⸗Holtemmedit furt. Noch häufiger sind die „Bocks⸗, Blocks⸗, Blockshoren⸗ und Osterberge“, die auch wohl als „Hexenberge“ bezeichnet werden, die Stätten des abergläubischen Osterfeuers (Frühlingsfeier). In den deutsch⸗ slavischen Gegenden von Polen, Preußen, Pommern, den 8. Marken bis nach Holstein und vereinzelt wohl noch westlicher waren es die „Block sberge“, meist geringe Erhebungen in dem sonst ebenen Lande, an die sich ähnliche Sagen von Hexenfahrten knüpfen. Wie alle diese Benennungen in heidnischem Brauch und Vorstellung ihren Ursprung haben, so auch der seit etwa 1300 bezeugte Name eines Nachtfahrerberges, „Brochels⸗“, sonst „Prockels⸗“ und „Pruckelberg“. Ueberall handelt es sich hier aber nicht um einen einzelnen geographisch be⸗ st im mten Berg, sondern um eine mythische Vorstellung, die land⸗ schaftlich an besondere Höhen geknüpft wurde. Bei diesem ganzen haft. In der Brockengegend, wo gerade die Aussagen von den der ehrliche und eigentliche Name „Brocken“ oder „Brockenberg“ vor, der dann also auch hier als Versammlungsort der Unholdinnen gedacht ist. Die älteste bekaante derartige Aussage rührt von einer „Zau- berin“ Grete Wroistes aus Elbingerode her und datirt vom 10. Ja⸗ “ Brocenbestet
„Das die Brockenbesteigungen angeht, so muß schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts, wie sich aus der Randbemerkung einer alten Handschrift ergiebt, ein Erfurter die überaus beschwerliche Reise ohne Weg und Steg bis zur Spitze des Berges unternommen haben. Am 3. August 1697 (24. Juli a. St.) machte der Czar Peter der Große in Begleitung des Grafen Ernst zu Stolberg⸗Wernigerode von Ilsenburg aus einen Ausflug auf den Gipfel.
Ueber eine Harzreise des Königs Friedrich Wilhelms III. und der Königin L uise im Jahre 1805 heißt es wörtlich:
„Nachdem am 26.—28. Mai die Heeresübungen bei Körbelitz aufs beste verlaufen waren, wurde am 29. die Fahrt nach dem Harze an⸗ getreten und Abends 48 Uhr langte das Königliche Paar nebst dem Prinzen Wilhelm und Gefolge, darunter General⸗Major von Köcke⸗ ritz, die Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von Voß und die Gräfin von Har⸗ denberg, auf dem Schlosse (in Wernigerode) an.
Am Vormittage des nächsten Tages wurde eine Spazierfahrt im Thiergarten veranstaltet und ein Gang nach dem Agnesberg ge⸗ macht und ein Frühstück daselbst eingenommen. Von dort begaben sich die Majestäten und Herrschaften nach dem Lustgarten, woselbst um 12 Uhr im großen Saale des Orangeriehauses — der nun⸗ mehrigen gräflichen Bibliothek — gespeist wurde. Ein außerordent⸗ liches Gedränge entstand hier durch das Hinzuströmen der zahlreichen Menge, welche ihren König und die Königin Luise zu sehen wünschte. 1 Gegen 2 Uhr Nachmittags begann die Fahrt nach dem Brocken beim schönsten Wetter. Der Weg führte über Oehrenfeld, durch das Tännthal nach der Plessenburg, auf welcher Strecke der Forst⸗ meister von Hagen im Mai festliegenden Schnee hatte abräumen lassen. Ein vorbeiziehendes Wetter ließ einen ungünstigen Verlauf der Brockenauffahrt voraussetzen, doch ließen König Friedrich Wil⸗ helm und die Königin Luise sich nicht abhalten, die Wasserfälle der Ilse bei fortwährendem Regen zu Fuß in Augenschein zu nehmen und nach eingenommenen Erfrischungen auf der Spiegelslust die Reise nach dem in Nebel gehüllten Brocken fortzusetzen. Der Abend des 30. und der Morgen des letzten Maitags waren gleich unschön. Schnee und Frost stellten sich ein und um 8 Uhr wurde nach einem unerquicklichen Aufenthalt die Rückfahrt von dem unwirthlichen Berge wieder über die Plessenburg nach Wernigerode angetreten. Die nächstbetheiligten Zeugen rühmen die herablassende Güte und den edlen Gleichmuth, welchen König und Königin bei der so un⸗ günstigen Fahrt bekundeten. Nach einem Fruhstück im Jennyhause des Thiergartens brach das Königspaar um 1 Uhr zur Weiterreise über den Harz nach Ellrich auf, wo es Abends nach 7 Uhr ankam.
Weitere Reisen preußischer Könige und Prinzen nach dem Brocken sind von Heyse verzeichnet; wir gedenken noch der sehr angenehmen, welche am ersten und zweiten Oktober 1865 der Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Frau Kronprinzessin unternahmen, und daß Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, der schon am 19. Juni 1821
als Kronprinz den Brocken erstiegen hatte, mit besonderer Freude noch am 27. Oktober 1877 bei einer Feldjagd zu Altenrode die entwölkte Höhe des Berges klar und deutlich vor sich emporragen sah“’. — —
4 Unter der Rubrik „Vermischtes“ endlich finden sich Mittheilungen über den alten Taufstein aus der Walbecker Stiftskirche, über die Plünderung des Klosters zur Klus im markgräflichen Kriege 1553 u. a.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ueber die Hagelschäden in Oesterreich während des Jahres 1877 wird berichtet: Für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder begann die Periode des Hagelwetters im Jahre 1877 ebenso wie im Vorjahre am 16. April und währte — abgesehen von einem noch am 26. Dezember in der Gemeinde Lagosta Fees Cruzola) in Dalmatien vorgekommenen vereinzelten Hagel⸗ all — bis zum 28. September, umsaßte demnach einen Zeitraum von 166 Tagen gegen 167 im Vorjahre. Innerhalb dieses Zeit⸗- raumes kamen 132 Hageltage vor und zwar im April 4, im Mal 19, im Juni 30, im Juli 31, im August 29 und im September 19. Am häufigsten warden, wie alljährlich, so auch im Jahre 1877,. Galizien und Böhmen, am seltensten Salzburg und die Bukowing von Hagelwettern heimgesucht. Die Zahl der von Hagelschäden betroffenen Gemeinden belief sich im Jahre 1877 auf 1766 gegen 1285 im Vor⸗ jahre, die Größe der beschädigten Flächen auf 352 757 ha gegen 184 102 im Jahre 1876 und 419 162 ha im Jahre 1875. Am aus edehntesten im Vergleiche zur Gesammtfläche waren die durch Hagel⸗ schlüge herbeigeführten Beschädigungen im Küstenlande und in Steiermark, am geringsten in Desterreich unter der Enns, Salzburg und Krain. Die Größe des durch die vorgekommenen Hagelschläge an Feld⸗ und Gartenfrüchten, sowie am der Ackerkrume selbst ange⸗ richteten Schadens beziffert sich nach den bezüglichen Angaben der Gemeindevorstände auf 10 784 455 Fl., also mehr als zwei Mal so hoch wie im Vorjahre, wo er nur 5 017 020 Fl. betrug, und nicht viel geringer als im Jahre 1875, dessen Schadenziffer — 11 666 982 Fl.
— die höchste innerhalb der letztverflossen 8 Jahre war. Mit Ausnahme von Salzburg und Krain wurden alle Reichstheile im Jahre 1877 in weit stärkerem Maße als im Vorjahre durch Hagelschläge beschädigt. ÄUm erheblichsten stellt sich die Zunahme der Schäden hexaus in Steier⸗ mark (und zwar in den Bezirken Luttenberg mit 443 000 Fl., Mar⸗
Brockens (wonach sich ergiebt, daß derselbe schon in der Mitte es 15. Jahrhunderts wirklich aufgesucht und betreten worden ist)
burg Umgebung mit 382 540 Fl. und Weitz mit 2685 000 Fl.
Vorstellungskreise scheint übrigens eine flavische Grundlage unzweifel⸗ “ Blocksbergfahrten sehr selten sind, kommt dafür fast ausnahmslos