Alle Vorsichtsmaßregeln zur Desinfektion der Räume, in
welchen die gedachten fangenen sichs aufgehalten hatten,
8 beziehentlich die Absperrung derjenigen Gefangenen, mit
welchen sie in Berührung gekommen waren, sind sofort an⸗
geordnet; auch ist neben theilweiser Evacuirung die Zuführun
neuer Gefangenen in das Hausvoigtei⸗Gefängniß bis au
Weiteres inhibirt worden; neue Erkrankungen bedenken⸗ erregender Art sind nicht vorgekommen.
— Nach der vom Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt auf⸗ gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über im Monat Januar d. J. beförderte Züge und deren Verspätungen wurden auf 57. größeren Eisen⸗ bahnen Deutschlands (exkl. Bayerns), mit einer Ge⸗ “ von 26 875,73 km, an fahrplanmäßigen 2— efördert: 11 435 Courier⸗ und Schnellzüge, 76 024 Personen⸗ züge, 41 424 gemischte und 70 890. Güterzüge; an außer⸗ fahrplanmäßigen Zügen: 961 Courier⸗, Personen⸗ und ge⸗ mischte, und 20 219 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeits⸗ züge. Im Ganzen wurden 543 331 477 Achskilometer be⸗ wegt, von denen 160 803 200 auf die fa rplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 128 883 fahrplanmäßigen Courier⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 1127 oder 0,87 pCt., (gegen 0,54 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,87 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 452 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervor⸗ gerufen, so daß aus im eigenen Betriebe der betreffenden Bahnen liegenden Ursachen 675 Verspätungen oder 0,52 pCt. (gegen 0,91 pCt. im Vormonat) der beförderten Züge entstanden. In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf 58 Bahnen durch im eigenen Betriebe liegende Ursachen 432 Züge, gleich 0,33 pCt., sonach 0,19 „Ct. weniger. In olge der Verspätungen wurden 301 Anschlüsse versäumt (gegen 142 in demselben Monat des Vorjahres und 460 im Vormonat).
— Mittelst des in Nr. 15 d. Bl. erwähnten Erlasses vom 7. Januar cr., hatte der Minister des Innern den Ober⸗ Präsidenten Mittheilung gemacht von dem Inhalte eines Gut⸗ achtens der Königlich technischen Deputation für Gewerbe, be⸗ treffend die Frage: mittelst welcher Maßregeln der in neuerer Beit mehrfach gerügten mangelhaften Beschaffenheit des zu den Standesregistern verwendeten Papieres Abhülfe zu schaffen sei.
Von verschiedenen Seiten ist seitdem hervorgehoben wor⸗ den, daß das nach diesem Gutachten zu erfordernde Gewicht eine Papiersorte von übermäßiger, zur Verwendung für die Standesregister ungeeigneter Stärke voraussetze. Die König⸗ lich technische Deputation für Gewerbe hat in Veranlassung dessen die Erklärung abgegeben, daß in dem mehrgedachten Gutachten ein Schreibfehler untergelaufen sei und das es, ihrer Ansicht nach, genüge
für 1000 einfache Bogen in der Breite von 485 mm und in der Höhe von 375 mm ein Gewicht von 17 kg zu er⸗ fordern.
Die für die Standesregister vorgeschriebene Bogengröße beträgt 480 mm Breite bei 370 mm Höhe; die von der Kö⸗ niglich technischen Deputation für Gewerbe angenommene
Bogengröße von mm ergiebt sich unter Hinzurechnung
e eines 21 ½ mm breiten Randes für den Beschnitt.
Die genannte Deputation hat außerdem darauf aufmerk⸗ sam gemacht, daß erfahrungsmäßig der Fabrikant nicht im Stande sei, das bedungene Gewicht in jedem Falle genau zu treffen, und daß es sich daher empfehlen möchte, unter Zu⸗ grundelegung des bedungenen Preissatzes für 1 kg einen be⸗ stimmten Preis für 1000 Bogen mit der Maßgabe zu be⸗
dingen, daß das Uebergewicht nicht bezahlt, minderwiegen de
Rieße aber zurückgewiesen werden.
Es würde beispielsweise bei einem Satze von 1,30 ℳ
für 1 kg der Preis für 1000 einfache Bogen auf 22,10 ℳ festzusetzen sein.
Der Minister des Innern hat die Ober⸗Präsidenten durch
Cirkularerlaß vom 6. d. M. hiervon in Kenntniß gesetzt.
Wiesbaden, 11. März. Nach Eröffnung der heutigen ersten Plenarsitzung des 11. Kommunal⸗Landtages im Regierungsbezirk Wiesbaden wurden zunächst die bisherigen Schriftführer durch Akklamation wiedergewählt. 1 Sodann verlas der Vorsitzende die bisher eingegangenen Vorlagen und schlug vor, zur Prüfung derselben wiederum 4 Kommissionen, eine Finanzkommission, eine Eingabenkom⸗ mission, eine Wegebaukommission und eine Rechnungsprüfungs⸗ kommission, zu ernennen und deren Wahl heute Nachmittag 4 Uhr vorzunehmen. Nachdem in der Gweiten) Nachmittagssitzung die 4 Kom⸗ mmiissionen gewählt waren, wurden die eingegangenen Schrift⸗ stücke den betreffenden Kommissionen überwiesen.
Anhalt. Dessau, 11. März. (Magd. Ztg.) wichtigste Gegenstand, welcher den Landtag in seiner nächsten Sitzung am 13. d. Mts. beschäftigen wird, ist die weite Lesung des Gesetzes, die Synodalordnung betref⸗ fend. Dieser Gesetzentwurf soll das neue kirchliche Verfassungs⸗ erk, so weit es der staatsgesetzlichen Sanktion noch bedarf, abschließen. Schon einmal hat sich der Landtag mit der Frage beschäftigt. Mit einer im November des Jahres 1876 einberufenen Vorsynode war eine Synodalverordnung ver⸗ einbart und sodann mit dem Entwurfe eines die staatsgesetz⸗ liche Bestätigung bezweckenden Gesetzes dem Landtage vorgelegt worden. Bei Berathung dieses Gesetzentwurfes lehnte der Land⸗ tag den Artikel 1 des Entwurfs ab, weil seiner Meinung nach das Laienelement bei der Zusammensetzung der Kreis⸗ synoden nicht genügende Vertretung fand, worauf die Regie⸗ rung auf Durchberathung des Gesetzes verzichtete. Durch kirchenregimentlichen Erlaß vom 14. Dezember v. J. ist nun die neue Synodalordnung als Kirchengesetz verkündet worden, und man hat in derselben den Wünschen der Landesvertretung in so fern Rechnung getragen, als man die Kreissynoden, deren wesentlichste Aufgabe die Wahl von Mitgliedern für die Landessynode bildete, gänzlich aufgegeben und an ihre Stelle Wahlmänner⸗Kollegien gesetzt hat, deren Zusammen⸗ setzung das Latenelement stärker berücksichtigt. Man ist hin⸗ 1 sichtlich der Gliederung in der synodalen Vertretung der Kirchengemeinden des Herzogthums dem Vorbilde anderer kleinerer Staaten, wie Sachsen⸗Weimar, Sachsen⸗Meiningen und Braunschweig, gefolgt. Die Annahme des jetzt vor⸗ liegenden Gesetzentwurfs Seitens des Landtages soll gesichert sein, ja man wird sogar auf Einstimmigkeit rechnen können.
1 Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 11. März. (Straßb. b Ztg.) In der Plenarsitzung des Landesausschusses vom
Der
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8
[7. d. M. wurde der folgs⸗
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enommen und sofort nach Berlin 2. e-⸗ „Der Landesaus⸗ chuß, in Erwägung, daß es sehr rwünschenswerth ist, daß Elsaß⸗Lothringen eine konstitutionelle Repräsentativ⸗Regierung und für seine Landesvertretung das Recht der parlamentari⸗ schen Initiative erlange, spricht den Wunsch aus, es möge Elsaß⸗Lothringen eine eigene Verfassung als Bundesstaat mit dem Sitz der Regierung in Straßburg und deren Vertretung im Bundesrath gewährt werden.“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. März. (W. T. B.) Der „Polit. Korr.“ wird aus St. Petersburg geschrieben, das St. Petersburger Kabinet habe sich in seiner jüngsten Cirkulardepesche einzig darauf beschränkt, die noch un⸗ erledigten Angelegenheiten zu signalisiren, welche zu neuen lokalen Konflagrationen führen könnten. In der Note sei ebensowenig von Bulgarien wie von einer Konferenz die Rede; überhaupt sei darin keinerlei Modus einer Lösung noch irgend eine Form der Verständigung vorgeschlagen worden. Es sei kaum zweifelhaft, daß das St. Petersburger Kabinet mit seiner letzten Cirkulardepesche direkte Verhandlungen von Kabinet zu Kabinet ins Auge gefaßt habe. — Aus Konstantinopel wird der genannten Kor⸗ respondenz gemeldet: Die Pforte hat sich entschlossen, ihren Vertretern in Prevesa neue Instruktionen zu senden, welche weitere territoriale Konzessionen an Griechen⸗ land in sich schließen dürften. Das russische Haupt⸗ quartier wird nicht nach Varna, sondern nach Slivno ver⸗ legt. General Totleben trifft am 14. d. in Varna ein und begiebt sich am 22. d. nach Odessa. — Die „Polit. Korr.“ veröffentlicht weiter das neueste Rundschreiben der rumänischen Regierung vom 3. d., in welchem ausge⸗ führt wird, daß Rumänien seine Unabhängigkeit nicht den russischen Waffen verdanke, daß die Erwerbung der Dobrudscha nicht eine bloße Folge der Großmuth Rußlands gewesen sei und ferner, daß es unwahr sei, daß die rumänischen Behörden die Bulgaren in der Drobudscha wegen ihrer Abstammung mißhandelt hätten.
Pest, 12. März. Die vereinigten Ausschüsse der ungarischen Delegation nahmen die auf die Okku⸗ pation bezügliche Vorlage nach den bekannten Anträgen des Referenten an. Seitens der Regierung wurden dieselben Erklärungen abgegeben, wie in der österreichischen Delegation. Morgen findet eine Plenarsitzung statt zur Entgegennahme des Berichtes. 8
— In der heutigen Sitzung des Unterhauses bestä⸗ tigte Minister⸗Präsident Tisza, daß in Szegedin die be⸗ fürchtete Katastrophe eingetreten sei. Nähere Details seien noch nicht bekannt. Dem Regierungskommissar in Szegedin seien sofort zur Verpflegung und zu sonstigen Hülfeleistungen für die von der Wassersnoth Bedrängten 40 000 Fl. an⸗ gewiesen worden; er hoffe, daß ein Verlust an Menschenleben nicht zu beklagen sein werde, nachdem schon seit Wochen für die erforderlichen Rettungsmitel Vorsorge getroffen worden sei.
— Telegramme aus Sh sgedin melden, daß sich die Fluth fürchterlich brausend von zwei Seiten über die Stadt er⸗ gießt. Zwei Drittel der Stadt stehen unter Wasser. Die Häuser stürzen der Reihe nach ein. Das Entsetzen ist unbe⸗ schreiblich. Die Bevölkerung flüchtet gegen Neu Szegedin oder in höher gelegene Stadttheile. Außer der Synagoge soll auch das Waisenhaus eingestürzt sein und alle Insassen begraben haben. Die Citadelle, das Postamt, das Telegraphenamt und andere öffentliche Gebäude stehen unter Wasser. — Die hauptstädtische Vertretung traf Vorkehrungen zur Entsendung von Rettungsmitteln und Ret⸗ tungsmannschaften nach Szegedin. Zwei Trains mit Rettungsmitteln und Rettungsmannschaften sind be⸗ reits abgegangen. In den Kasernen und anderen Gebäu⸗ den der Hauptstadt werden Unterkünfte für die Flüchtenden hergerichtet. — Ein amtliches Telegramm aus Szegedin von 6 ½ Uhr Abends meldet: Die Stadt bietet einen schreck⸗ lichen Anblick dar. Hunderte von Häusern sind eingestürzt. Die Entfernung der Bewohner geschieht ohne Unordnung, da in den letzten vier Tagen bereits viele geflüchtet sind. Bis⸗ her sind nur vier Todte konstatirt. Das Rettungswerk dauert ununterbrochen fort. Der Damm wird von mehreren Seiten durchschnitten, um den Ablauf des Wassers zu le⸗ fördern. Ausschreitungen sind nicht vorgekommen. Zur Siche⸗ rung des Privatvermögens ist Vorsorge getroffen.
Schweiz. (N. Zürch. Ztg.) Das Volk des Kantons Tessin hat am letzten Sonntag mit etwa 4000 Stimmen Mehrheit das Verfassungsgesetz, welches die alten Circoli abschafft und eine Vertretung des Volkes im Großen Rathe nach der Bevölkerungszahl (1 auf 1300 Seelen) ein⸗ führt, angenommen.
Niederlande. Haag, 9. März. (Leipz. Ztg.) Das Heer in Niederländisch⸗Ostindien hat einen neuen Chef erhalten, nämlich den zugleich zum Range eines General⸗ Lieutenants beförderten General⸗Major Boumeester, einen der tüchtigsten Oberoffiziere. Der gegenwärtige Chef des Heeres in Niederländisch⸗Ostindien, General⸗Lieutenant de Neve, tritt im nächsten Monat von diesem Posten ab und scheidet aus dem Heeresdienste. Die neuesten Postberichte aus Batavia, die bis zum 1. Februar reichen, stellen nun einen baldigen Zug van der Heydens gegen den Häuptling Panglima Polim in Aussicht. enn mit diesem abgerechnet sei, dann werde wohl der letzte Widerstand des Feindes gegen die nieder⸗ ländische Oberherrschaft in Nord⸗Sumatra zu Ende sein.
Großbritannien und Irland. London, 11. März.
(E. C.) Im Oberhause wurde gestern von dem konser⸗ vativen Baron Bateman angekündigt, daß er am 29. April die Aufmerksamkeit des Hauses auf Freihandel, Reziprozität und den gedrückten Stand des Handels lenken werde. — Der Marquis of Ripon fragte, ob General Roberts er⸗ mächtigt gewesen sei, in einer Rede eine Annexion gewisser Theile von Kandahar zu verkünden. Viscount Cran⸗ brook antwortete: Er habe von der Sache zuerst durch die 8 erfahren und darauf bei der Regierung Indiens rkundigung eingezogen. General Roberts sei, wenn auch nicht der Form, so doch dem Inhalte nach ermächtigt gewesen, jenen Stämmen die Versicherung zu geben, daß sie nicht mehr unter die frühere Herrschaft zurückkehren würden. Die Regierung beabsichtige, die Macht des Emirs dort nicht mehr gelten zu lassen, die genaue Form einer Neugestaltung lasse sich aber noch nicht angeben. 1-18 Lawrence erklärte: Er verstehe die Rede
des Generals Roberts so, daß Großbritannien die indische
1“ Grenze beträchtlich we
scheinlich um 70 oder 80 englische Meilen hinausschieben wolle. Das sei eine sehr ernste Sache. Das neue Gebiet reiche bis nach Persien und bringe die Engländer auf fünf oder sechs Tagemärsche Entfernung von Kabul. Die asiati⸗ schen Herrscher könnten nicht anders denken, als daß England den Krieg nur um Gebietserwerb geführt hätte. Lord Beaconsfield habe von einer wissenschaftlichen Grenze ge⸗ sprochen, die von wenigen Truppen statt von vielen zu ver⸗ theidigen sei. Redner sei der Ansicht, die vorgeschlagene Grenzlinie erheische mehr Truppen als die jetzige. Lord Napier of Magdala erklärte: Die Kriegsfrage in Afghanistan sei bei einem sehr kleinen Punkte entstanden, habe aber eine sehr große Grundlage. Der Krieg sei lange unvermeidlich gewesen. Im Interesse des Reiches liege es, eine Vertheidigung Indiens außerhalb, nicht innerhalb der von vielen feindlichen, der Civilisation bisher unzugänglichen Stämmen bewohnten Grenzdistrikte zu führen. Jellalabad und Kandahar festzuhalten, und zwar womöglich durch freundlichen Vertrag, sei nothwendig. Das werde am besten den Tag hinausschieben, wo die zwei großen europäischen Mächte, die Asien theilten, an einander grenzen könnten. Lord Napier will dem Emir die Einkünfte der besagten Distrikte überlassen, aber gleichzeitig gute Gouverneure für diese Distrikte ernannt wissen. Earl Beaconsfield deutete an, daß gerade in diesem Augenblicke Vorbesprechungen in Af⸗ ghanistan gepflogen werden, die, wie er vertraue, zu befriedi⸗ gender Lösung der Differenzen führen können. Es lasse sich daher das Ziel der Regierung betreffs ihrer afghanischen Politik nicht näher darlegen.
Im Unterhause gab der Schatzkanzler hinsichtlich der Anerkennung eines Emirs von Afghanistan eine ähnliche Erklärung ab, wie Earl Beaconsfield im Oberhause. Der Schatzkanzler erklärte dann: Der Regierung sei davon, daß Mr. Vivian, der englische Generalkonsul in Egypten, offen ausgesprochen habe, „nichts könne geschehen, das finan⸗ zielle Gedeihen wieder herzustellen und es bleibe nur eins übrig, nämlich sofortigen Bankerott zu erklären“, keine Kunde zugegangen. — Der Marine⸗Minister theilte mit: Bis jetzt habe man es nicht für wünschenswerth erachtet, Marine⸗ soldaten nach Südafrika zu schicken; sollten unglücklicher⸗ weise weitere Verstärkungen nothwendig werden, so würden zuerst die „Royal Marines“ ausgesandt werden. — Es folgte dann eine durch mehrere Stunden sich hinziehende Be⸗ sprechung von nautischen Gegenständen. Unter Anderm er⸗ klärte dabei Mr. W. H. Smith: Das beschädigte Ceschütz des „Thunderer“ würde nach England gebracht und alle Aussagen gehörig geprüft werden. — Der Marine⸗
Ninister legte darauf das Flottenbudget vor. Die Ausgaben für das nächste Finanzjahr betragen danach 467 000 Pfd. Sterl. weniger als im laufenden. Seefertige Fahrzeuge giebt es 164, davon sind 125 Kriegs⸗ und 39 Nicht⸗ Kriegsschiffe. Die Zahl der Seeleute wird von 60 000 auf 58 880 herabgesetzt, das Gehalt derselben ein wenig erhöht. Im ablaufenden Jahre sei der Bau von 19 768 Tons gepanzerter und ungepanzerter Schiffe beabsichtigt gewesen; davon seien 18051 zu Stande gebracht und unter diesen 11 968 auf den Regierungs⸗ werften. Viel Aufmerksamkeit sei den Torpedoböten gewidmet worden; einige derselben hätten eine Geschwindigkeit von 18 Knoten, andere von 16 und andere von 14 ¾ per Stunde er⸗ reicht. Die genaue Zahl dieser Torpedoböte zu nennen, halte er nicht für klug. Für das nächste Finanzjahr seien Schiffe projektirt mit einem Gehalt von 15 278 Tons, darunter 12 151 für Panzerschiffe. An diese und ähn⸗ liche Mittheilungen knüpfte sich eine Kritik Seitens einer Reihe von Unterhausmitgliedern. So rügte Mr. Göschen, daß kein allgemeiner politischer Gesichtskreis, sond’rn nur Details der Ausgaben gegeben würden, daß keine Marine⸗ truppen nach dem Kap gesandt wären und die Zahl derselben von 14 000 auf 13 000 heruntergesetzt sei. Mr. Smith hielt es für unmöglich, die allgemeine Politik darzulegen, hoffte aber, daß in wenigen Tagen das britische Geschwader aus dem Marmarameere abfahren werde. Das Budget wurde schließlich bewilligt.
— 10. März. (Allg. Corr.) Die neuesten Nachrichten vom Kap reichen bis zum 18. Februar, also sieben Tage weiter als die vorletzten Depeschen, und lauten im Allgemeinen günstig. Oberst Pearson, dessen Position in Ekowe in vieler Be⸗ ziehung ernstlich gefährdet ist, hat einen Sieg über die Zulus davongetragen. Eien dem „Reuterschen Bureau“ in London von Madeira telegraphirte Depesche aus der Kapstadt meldet darüber Folgendes:
„Oberst Pearson ist von einer starken feindlichen Streitmacht in Ekowe angegriffen worden, aber er besiegte die Zulus, fügte ihnen enorme Verluste zu und verfolgte sie bis Entamedi, einem der mili⸗ tärischen Kraals des Feindes. Depeschen, welche heute Nachmittag hier von Oberst Wood eingegangen, melden, daß er eine große An⸗ zahl Rinder aufgebracht habe. Er fügt hinzu, daß der Gesundheits⸗ zustand der unter seinem Kommando stehenden Truppen ein guter sei.
Der Geueralgouverneur hat eine Mittheilung von dem Präsi⸗ denten und Volke des Orange⸗Freistaates erhalten, welche mit den Engländern wegen der jüngsten Niederlage bei Isandula sympathi⸗ sirt. Der Stand der Angelegenheiten in Transvaal flößt in Folge der feindseligen Haltung der Eingeborenen⸗Stämme Besorgnisse ein. Man fürchtet, daß Mapoch in eine Kombination mit den anderen Kaffernhäuptlingen gegen die Engländer getreten ist. Der Gouver⸗ neur von Mauritius ist in der Kapstadt angekommen.“
Einem Telegramm des „Standard“ aus der Kapstadt ist zur Ergänzung des Vorstehenden zu entnehmen, daß Entamedi von den britischen Truppen niedergebrannt wurde. Eine Depesche aus Kimberley, vom 13. Februar, meldet, daß die Zulus 8 Kraals, die von Kaffern bewohnt werden, welche den Engländern freundlich gesinnt sind, in Dornberg, unweit Utrecht, überfielen, sämmtliche Einwohner tödteten und deren Vieh wegschleppten.
Oberst Rowlands Kolonne bewegt sich nach Lüneberg. Die Nachrichten von der Zulugrenze verursachten unter den freundlichen Eingeborenen in der Nachbarschaft des Forts Mamalube eine Panik, die sie zur Zerstörung ihrer Getreidefelder bewog. Kapitän Fe⸗ vreira hatte große Mühe, sie zu beruhigen, aber glücklicherweise war sein Einfluß groß genug, daß ihm dies gelang. In Natal nimmt Alles einen guten Verlauf: die Eingeborenen verhalten sich ruhig, und die Zulus haben über den Fluß hinaus keine Einfälle versucht. Die verschiedenen Posten auf den Straßen zwischen dem Tugela und der Hauptstadt sind in Vertheidigungszustand versetzt und mit starken Abtheilungen Freiwilliger bemannt, denen hier und dort ein De⸗ tachement Freiwilliger beigegeben ist. Von der Kolonne des Obersten Glyn könnten nach irgend einem bedrohten Punkte Verstärkungen ge⸗
sandt werden, und die Ankunft des 4. und 88. Regiments habe jede
Furcht vor einer erfolgreichen Invasion beseitigt. Die Einwohner von Transvaal, die vor einer Woche laut davon sprachen, ihre Unabhängigkeit zu reklamiren, ändern jetzt rasch ihren
Ton, da die Eingeborenenstämme an der Grenze eine drohende
Haltung annehmen, und es ist wahrscheinlich, daß die Holländer sehr bald um britische Hülfe bitten werden. Dem Vernehmen nach trifft
sein.
Secocoeni Vorkehrungen für einen Angriff auf Leydenburg. Die allgemeine Stimmung in der Kolonie ist die der Zuversicht, und man hofft, daß, wenn die Verstärkungen eintreffen, kurzer Prozeß mit den Zulus gemacht werden wird.
Weitere Nachrichten aus der Kapstadt melden:
Es heißt, Cetewayo habe einen großen Theil seiner Armee behufs Einheimsung der Ernte zeitweilig entlassen. In Praetoria herrscht große Furcht vor einem Angriff der Kaffern unter Secocoeni. Der Ort wird verbarrikadirt. Oberst Glyns Kolonne ist verschanzt, und drei Detachements sind längs der Maritzburg mit Rorkes Drift verbindenden Straße postirt. Die Gesammtstärke der Kolonne über⸗ steigt nicht 2000 Mann, aber sie besteht fast ganz aus Europäern. Lord Chelmsford steht jetzt in Fort Tenedos, — einem verschanzten Posten an der Zuluseite des Tugela, — und trifft die nöthigen Vor⸗ kehrungen zum Entsatz von Ekowe.
— 11. März. (Allg. Korr.) Das Kolonialamt empfing gestern Telegramme von Sir Bartle Frore, welche melden, daß das Vertrauen in die britischen Waffen wieder hergestellt sei und die aus Natal geflüchteten Familien wieder heimkehrten. Lord Chelmsford treffe Anstalten zum Entsatze des Obersten Pearson, dessen Stellung in Ekowe für uneinnehmbar gehalten werde.
— 13. März. (W. T. B.) Die „Times“ bestätigt die Nachricht, daß die englische und die französische Regierung keine Kommissäre zur Ordnung der türkischen Finanzen ernennen werden. Ueberhaupt werde, so lange die Pforte nicht eine angemessene Kontrolle eingeräumt habe, nichts zur Ordnung der türkischen Finanzen geschehen. — Aus Tir⸗ nowa wird der „Times“ unter dem 12. d. M. gemeldet, daß der türkische Aufstand in dem Distrikte Osman⸗ bazar unterdrückt worden sei.
Frankreich. Paris, 11. März. Die „Fr. C.“ schreibt: Die Lage, die noch vor wenigen Tagen so düster erschien, hat sich freundlicher gestaltet. Der Antrag auf Anklage der Minister vom 16. Mai und 23. November ist, das läßt sich mit Sicherheit voraussehen, gerichtet. Selbst das „Siscle“, das sich noch immer sein Votum frei gehalten hatte, kann nicht umhin, jetzt einzuräumen, daß die Maßregel un⸗ politisch und gefährlich sein würde. Henri Brisson, der Be⸗ richterstatter über die Ministeranklage, ist aber selbst Direktor des Blattes, und so wird er auch selbst seinen Antrag fallen lassen, der allerdings nur eine sehr kühle und reservirte Auf⸗ nahme gefunden hat. Der Eindruck des Berichts scheint der⸗ selbe in der Provinz wie in Paris gewesen zu sein; wenig⸗ stens sprachen sich die angesehensten Provinzialblätter eben so entschieden gegen diesen nutzlosen und im höchsten Grade auf⸗ reizenden Antrag aus. Das Ministerium hat sich trotzdem in Vertheidigungszustand gesetzt. Gestern war Ministerrath, um die Haltung zu überlegen.
Die neu ernannten Botschafter Admiral Pothuau, General Chanzy und Teisserenc de Bort werden auf ihre Posten (London, St. Petersburg und Wien) erst dann ab⸗ gehen, wenn das Verbleiben des Herrn Waddington im Amte durch einen vollständigen Sieg des Kabinets in der Frage des Ministerprozesses sichergestellt sein wird.
— 12. März. (W. T. B.) Die verschiedenen Frak⸗ tionen der Deputirtenkammer hielten heute Ver⸗ sammlungen ab, um über den morgen zur Verhandlung kommenden Antrag, das Ministerium vom 16. Mai 1877 in Anklagestand zu versetzen, Beschluß zu fassen. Das Centrum beschloß den Antrag abzulehnen. In der Versamm⸗ lung der republikanischen Linken, in welcher 130 Mitglieder anwesend waren, wurde fast einstimmig ebenfalls beschlossen, den Antrag zurückzuweisen, doch ist die republikanische Linke geneigt, eine Resolution zu votiren, in welcher die Haltung der Minister vom 16. Mai gebrandmarkt wird. Die „Union républicaine“ entschied sich mit 70 gegen 3 Stimmen dafür, den Antrag anzunehmen. In parlamentarischen Kreisen wird es trotzdem noch immer für wahrscheinlich gehalten, daß der Antrag mit großer Majorität abgelehnt werden wird.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. März. Graf Loris⸗Melikoff meldet aus Astrachan, vom 10. d. Mts.: Es sind keine an der Epidemie er⸗ krankte Personen vorhanden. Nachdem es Seitens der Spezialisten als nothwendig erkannt worden ist, die Bewohner von Wetljanka einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, bevor die bevorstehende Aufhebung der Qua⸗ rantäne von Wetljanka erfolgt, hat Professor Eichwald gestern den dritten Theil der gesammten dortigen Bevölkerung besichtigt und hierbei nichts Verdächtiges beobachtet. Die Be⸗ sichtigung wird heute fortgesetzt und dürfte in 3 Tagen been⸗ det sein. — Auch in Prischib und Nikolskoje wird eine ärztliche Besichtigung der Einwohner vorgenommen. — Der Eisgang der Wolga hat begonnen.
Asien. (E. C.) Nachrichten aus Indien machen es höchst wahrscheinlich, daß die indische Regierung mit dem Könige von Birma in Konflikt kommen kann. Wie der „Times“ gemeldet wird, sind bereits doppelt so viel bri⸗ tische Truppen in Britisch⸗Birma angesammelt, als sonst in ruhigen Zeiten daselbst sind. Der König von Birma selbst soll ausgedehnte militärische Vorbereitungen treffen. Im Fall eines Angriffes soll die Besatzung der Engländer indeß kaum im Stande sein, sich dagegen hinreichend zu vertheidigen. Der König soll einen Gesandten an den Vizekönig von Indien senden wollen, wahrscheinlich, um sich wegen der Metzeleien zu entschuldigen. „Es ist schwer“, schreibt der „Times“⸗ Korrespondent, „das Ergebniß vorherzusehen, aber es kann vorhergesagt werden, daß die Regierung ihre Hände zu voll hat, um zur Aktion überzugehen, es sei denn, daß sie durch den Schutz ihrer Unterthanen dazu gezwungen wird. — Aber Birma war lange eine stehende Drohung der britischen Provinzen jenseits des Meerbusens von Bengalen. Früher oder später muß der Tag der Abrechnung kommen, und der König muß unser Vasall werden oder sein Königreich annektirt sehen.“
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Pest, Donnerstag, 13. März, Vormittags. Der Finanz⸗ Minister Szapary ist mit 200 000 Fl. nach Szegedin ab⸗ ereist. — Ein der Direktion der Staatsbahn zugegangenes elegramm meldet, daß gestern vier Eisenbahnzüge mit Rettungsmitteln und Rettungsmannschaften abgegangen sind. Die Gebäude in Szegedin sind zum größten Theile eingestürzt. Sehr viel Menschen sind zu Grunde gegangen. — Dem „Pesti Naplo“ zufolge beträgt die Zahl der eingestürzten Häuser gegen 1500. Mehrere hundert Menschen sollen umgekommen Die Rettungsarbeit wird energisch fortgesetzt. —
— Angaben über die Größe des Unglücks liegen noch nicht vor.
Konstantinopel, Donnerstag, 13. März. Die inter⸗ nationale Kommission in Philippopel hat in erster Lesung Kapitel VI. des Reglements für Rumelien und Kapitel IX., betreffend die Justiz, angenommen. Kapitel VII. (Finanzen) wurde zur Berathung gestellt. — Server Pascha hat den Posten als Gouverneur von Trapezunt nicht angenommen. — Der Einmarsch der türkischen Truppen in Adrianopel dauert noch fort. — Die antihassunistischen Armenier werden nach den sst erfolgten Rücktritte Kupelians einen neuen Patriarchen wählen.
Bukarest, Mittwoch, 12. März, Abends. Im Senate wurde heute die Debatte über den Antrag auf Revision der Verfassung, welche 3 Sitzungen in Anspruch genommen hat, geschlossen. Im Laufe der Debatte befürwortete der Minister⸗ Präsident Bratiano eindringlichst die Annahme des Majoritäts⸗ antrages, um Europa hierdurch zu zeigen, daß Rumänien kei⸗ nen Haß gegen die Israeliten hege. Der Antrag der Mino⸗ rität wurde hierauf mit 39 gegen 9 Stimmen abgelehnt und derjenige der Majorität mit 41 gegen 6 Stimmen an⸗ genommen.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
„Fulda, 12. März. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vo liegenden vollständigen Zählungsergebnisse über die Reichstags⸗ Ersatzwahl im Wahlkreise Fulda⸗Hersfeld hat Graf Droste⸗Vischering 9434, sein Gegenkandidat Freiherr von der Tann 1900 Stimmen erhalten. Der erstere ist sonach gewählt.
Landtags⸗Angelegenheiten. 8
Der Major a. D. v. Jena auf Cöthen bei Falkenberg i. d. Mark, auf Präsentation des alten und befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirke Barnim durch Allerhöchsten Erlaß vom 21. No⸗ vember 1854 auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen, ist am 10. d. M. gestorben. “ u6“
Statistische Nachrichten.
Die Nachweise über die Ernte und den Anbau der wichtigsten landwirthschaftlichen Produkte für das Jahr 1878, welche das Kaiserliche statistische Amt im Januarheft seiner Monatshefte veröffentlicht, erstrecken sich auf Weizen und Spelz, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln, Wiesenheu. Die Uebersichten sind für alle Staaten und größeren Verwaltungsbezirke gegeben, und zwar die Erntemengen in Centnern pro Hektar und im Ganzen; die Anbauflächen in Hektaren und unter Berechnung, wie viel Prozent von der Gesammtfläche jedes der ge⸗ nannten Produkte einnahm. Im Deutschen Reich waren 1878 mit den vier Hauptgetreidearten bestellt 25 % der Fläche, mit Kartoffeln 5 %, als Wiesen fast 11 %., Geerntet wurden in Millionen von Centnern: Weizen und Spelz 64, Roggen 147, Gerste 49, Hafer 108, Kartoffeln 487.
— Dem von der statistischen Kommission der Hauptstadt von Boͤhmen herausgegebenen „Statistischen Handbüchlein der Königlichen Hauptstadt Prag für das Jahr 1877“, redigirt von Prof. Joh. Erben, entnehmen wir folgende Angaben: Prag hatte im Jahre 1877 im Ganzen 3629 Häuser; davon waren 3541 bewohnt; die Zahl der Wohnungen war 31 444. Im Jahre 1877 hat nicht blos die Zatl der vollendeten Häuserbauten gegen das Vorjahr abermals bedeutend abgenommen, sondern es haben auch die Anmeldungen zu Neubauten jeder Art und beinahbe in jedem Stadtviertel gegen 1876 abermals einen Rückgang erfahren. Die Zahl der Häuser in Prag hat 1877 nur um 10 zugenommen. Die Civilbevölkerung zählte 169 258 Seelen und hat sich um 1510 vermehrt. Der Fleischkonsum hat im Jahre 1877 abgenommen, auch bei den übrigen der Verzehrungs⸗ steuer unterworfenen Gegenständen der Einfuhr war der Rückgang gegen das Vorjahr erheblich. Der Bierverbrauch ergab einen Minder⸗ konsum von 23,2 Liter per Kopf. In Prag und Umgebung bestan⸗ den 17 Spar⸗ und Vorschußkassen mit einem Gesammtreingewinne von 807 747 Fl., dann 9 Banken mit einem eingezahlten Aktienkapital von 66 308 740 Fl., welche 700 802 Fl. Dividende zahlten. Im Jahre 1877 erschienen in Prag 104 Zeitschriften, 6 weniger als im Vorjahre, darunter 66 böhmische, 36 deutsche und 2 andere. In sämmtlichen drei böhmischen Theatern wurden 440, im deutschen Landestheater 416 Vorstellungen gegeben. 1A1“
Land⸗ und Forstwirthschaft. 1
Auf der vom 20. bis 25. d. M. hier stattfindenden deutschen Molkerei⸗Ausstellung werden unter den vielen Kollektiv⸗Aus⸗ stellungen in der Produkten⸗Abtheilung einen herrorragenden Rang einnehmen u. A. das Königreich Bayern, die Provinzen Preußen, Schleswig⸗Holstein, Westfalen, die Großherzogthümer Mecklenburg⸗ Schwerin und ⸗Strelitz, das Königreich Sachsen. Das erstgenannte Land wird vorzugsweise Käse (etwa 100 Nummern) ausstellen, deren Fabrikation im Allgäu, sowie in dem ganzen südlichen Theil des Landes heimisch ist und sich großen Rufes erfreut. Die Provinz Schleswig⸗Holstein, deren „Hofbutter“ nach England und auch nach den überseeischen Ländern exportirt wird, verspricht in einer reich⸗ haltigen Sammlung das Produkt ihrer großen Wirthschaften vorzu⸗ führen. Die Landwirthe der Provinz Preußen, welche dem Betriebe der Viehzucht und insbesondere der Milchwirthschaft aufs Nachdrück⸗ lichste sich hinwenden und große Quantitäten Butter für den Berliner Konsum produziren, werden durch ihre diesmalige Aus⸗ stellung ihren Bemühungen auf Erweiterung und Befestigung des Absatzgebietes erheblichen Vorschub leisten.
Gewerbe und Handel.
Nach einer aus Warschau hier eingegangenen amtlichen Nach⸗ richt ist in der Stadt Plock unter einer Heerde von 431 Stück Vieh die Rinderpest ausgebrochen. 1b
— Nachrichten aus Rio de Janeiro zufolge ist daselbst das gelbe Fieber ausgebrochen, und zwar hat es im Hafen einen epi⸗ demischen Charakter angenommen, während es in der Stadt bisher nur sporadisch aufgetreten ist. —
Bis zum 12. v. M. waren an dieser Krankheit im Seemanns⸗ hospital von Santa Isabel 73 Personen gestorben.
— Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin haben soeben das Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder der Korpora⸗ tion der Kaufmannschaft von Berlin, sowie ihrer Handelsfirmen und im Anschluß daran das Verzeichniß der bei der Korporation angestellten Beamten, vereideten Makler, Waaren⸗ Taxatoren und Güterbestätiger, sowie der vereideten Sachverständigen für das Jahr 1879 in einem Büchelchen veröffentlicht, das zum Preise von 1 ℳ in der hiesigen Börsen⸗Registratur im Börsen⸗
gebäude zu haben ist. — 1
— Der Aufsichtsrath der Oberschlesischen Bank für Handel und Industrie zu Beuthen hat beschlossen, der bevor⸗ stehenden E“ die Vertheilung einer Dividende von 4 % in Vorschlag zu bringen.
— Der Bericht der Bergwerksgesellschaft Hiberniag& Sham⸗ rock theilt mit, daß das Unternehmen sich im abgelaufenen Jahr 7 befriedigend entwickelt hat. Der erzielte Bruttogewinn von
91 578 ℳ übersteigt denjenigen des Vorjahres um ca. 60 000 ℳ und gestattet nach Abzug der statutenmäßigen Abschreibungen von 218 988 ℳ die Vertheilung von 2 ¾ % Dividende. Die allge meinen
Jahre 1878 auf Hibernia 5 955 972 Ctr. (+ 1 265 380 Ctr.), auf Shamrock 7 872 018 Ctr. (+ 2 327 044 Ctr.); Bestand aus 1877 war 7350 Ctr., Summa 13 835 340 Ctr. Der Erlös für Kohlen ver⸗ minderte sich gegen 1877 auf Hibernia um 3,35 ₰ pro Ctr. = 10,37 %, auf Shamrock 2,32 ₰ pro Ctr. = 8,26 %. Die Produktionskosten verminderten sich gegen 1877: auf Hibernia um 1,64 ₰ pro Ctr. = 6,50 %, auf Shamrock um 1,31 ₰ pro Ctr. = 5,93 %. Aus den zur Kokerei abgegebenen 2 206 635 Ctr. Kohlen wurden fabrizirt 1 280 209 Ctr. Koks, oder 284 748 Ctr. Koks mehr als im Vorjahre. Der Erlös für Koks verminderte sich gegen 1877 um 6,05 ₰ pro Ctr. = 10,60 %. Die Produktionskosten für Koks verminderten sich gegen 1877 um 6,54 ₰ pro Ctr. = 12,33 %. Die gesammten Einnahmen betragen 4 507 648 ℳ, die gesammten Ausgaben 3 716 070 ℳ, der Bruttogewinn also 791 578 ℳ Davon entfallen 322 262 ℳ auf den Grubenbetrieb der Zeche Hibernia, 384 249 ℳ auf den der Zeche Shamrock, 58 129 ℳ auf die Kokerei und 26 938 ℳ auf die Gasanstalt. Abschreibungen wurde in Höhe von 218 988 ℳ vorgenommen und der Reservefond mit 57 259 ℳ dotirt.
— Dem Direktionsbericht des Ungarischen Bodenkredit⸗ Insti tuts entnehmen wir folgende Angaben: Im Laufe des Jah⸗ res 1878 sind 544 Gesuche um 7 113 600 Fl. Papierwährung und 15 Gesuche um 1 280 760 Fl. auf Metallwährung lautende Darlehen eingelaufen, zusammen 559 Gesuche um 8 394 360 Fl. Bewilligt wurden 373 Darlehen mit 4 056 700 Fl. Papierwährung, 12 Dar⸗ lehen mit 1 687 320 Fl. Metallwährung, somit zusammen 385 Dar⸗ lehen im Betrage von 5 744 020 Fl. Abgewiesen oder zurückgetreten sind zusammen 179 Parteien mit 1 924 700 Fl. Faktisch zugezählt wurden an 298 Darlehnsnehmer 3 196 900 Fl. Papierwährung und an 10 Darlehnsnehmer 2 005 560 Fl. Metallwährungs⸗Pfandbriefe, daher zusammen an 308 Parteien 5 202 460 Fl. Die Summe der seit Gründung des Instituts bewilligten Darlehen beträgt, abgesehen von den Tilgungen, bis Ende 1878 bei Papierwährungs⸗Pfandbriefen 64 342 900 Fl., welche sich auf 6972 Schuldner vertheilt fanden; in Metallwährungs⸗Pfandbriefen wurden an 74 Schuldner 11 250 520 Fl. ausgefolgt. Die Summe der am 31. Dezember 1878 ausstehenden Darlehen betrug nach Abzug der bis dahin erfolgten Tilgungen 56 302 035 Fl., welche ohne Nebenwerthe durch verpfändete Hypotheken im Werthe von 135 676 400 Fl. gedeckt sind. Die unverloost im Umlaufe befindlichen Metallwährungs⸗Pfandbriefe betrugen am Ende des Jahres 10 755 960 Fl., die auf Papierwährung lautenden 45 090 700 Fl.; hierzu kommen 57 120 Fl. Metallwährungs ⸗ und 413 800 Fl. Papierwährungs⸗Pfandbriefe, welche verloost, aber bis Ende des Jahres zur Auszahlung noch nicht präsentirt wurden. Das Konto der Geschäftsresultate weist zu Ende des Jahres einen Rein⸗ gewinn von 487 288 Fl. aus, welcher Betrag statutengemäß dem Reservefonds zugeführt wurde. Mit diesem Betrage erreicht die Ge⸗ sammtziffer der Gewinne seit Bestehen des Instituts den Betrag von 3 642 113 Fl. zu Gunsten des Reservefonds.
— Eine vor Kurzem in dem Verlage des K. K. Hof⸗ und Uni⸗ versitäts⸗Buchhändlers Alfred Hölder in Wien erschienene Brochüre: „Die Approvisionirung des europäischenFleischmarktes in ihren Beziehungen zur österreichisch⸗ungarischen Landwirthschaft, nebst einer Monographie der Refrigeratoren“ von Dr. Joh. B. Meyer unternimmt es, einen Beitrag zur Lösung der Rinderpest⸗ frage zu liefern. In der kleinen Schrift wird die gegenwärtig wenig erfreuliche Lage der landwirthschaftlichen Zustände Oesterreich⸗ Ungarns skizzirt und werden gleichzeitig die Mittel zur Beseitigung der mißlichen Verhältnisse erörtert. Der Ver⸗ fasser behandelt seinen Gegenstand in folgenden fünf Ab⸗ schnitten: Die Lage der österreichisch⸗ungarischen Landwirthschaft; Oesterreich⸗Ungarns auswärtiger Viehhandel; die Rinderpest und die Mittel zu ihrer Bekämpfung; die Kühlapparate (Refrigeratoren) zur Konservirung frischen Fleisches; Glossen über die Zukunft der österreichischungarischen Landwirthschaft. Die in der Broschüre ge⸗ machten Vorschläge verdienen volle Aufmerksamkeit, da die deutsche Landwirthschaft im gegenwärtigen Moment vielfach mit derselben Kalamität wie jene Oesterreich⸗Ungarns kämpft, nämlich mit dem, in Folge von Grenzsperren zur Abwehr der Rinderpest, stockenden auswärtigen Absatz an lebenden Thieren. Abhülfe wird in der Um⸗ wandlung des Handels mit lebendem Vieh in Versandt von frischem Fleisch gesucht. Für diese Transportart ist natürlich die Lösung des technischen Problems eine unabweisbare Vorbedingung. Dem ent⸗ sprechend giebt die Untersuchung über die diesem Zweck dienenden Kühl⸗ apparate eine praktische Entwicklung urd eine eingehende Beschrei⸗ bung aller hervorragenderen Erscheinungen auf diesem Gebiete und gelangt zu dem Endresultat, daß die nach dem sogenannten „Trocken⸗ Luft⸗ (dry-air) System“ gebauten Kühlwaggons von Wickes⸗Labatt allen Anforderungen entsprechen. Diese heemetisch geschlossenen Kühlwagen schützen die Waare in gleicher Weise vor dem Frost wie vor der Hitze und sollen außerdem infizirtem Fleische gegenüber direkt als Desinfektionsapparate dienen. Zweifellos wohnt dieser neuen Transportart eine große Bedeutung für die nächste Zuakunft inne, denn durch dieselbe ist das Mittel gegeben, den heimischen Markt mit gutem und billigem Fleisch zu versorgen und gleichzeitig durch den auf diese Weise wieder ermöglichten allseitigen und außerdem weniger kostspieligen Export dem Landwirth hohe Preise für sein Mastvieh zu sichern.
Wien, 12 März. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Unionbank hat heute die Bilanz festgestellt. Dieselbe weist nach Abzug der Gehalte und Spesen einen Reingewinn von 1 293 783 Fl. auf. Der Verwaltungsrath hat beschlossen, hiervon 501 037 Fl. zu Abschreibungen zu verwenden, 750 000 Fl. (5 Fl. per Aktie) zur Ver⸗ theilung an die Aktionäre gelangen zu lassen und den Rest von 42 746 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen. Der Gewinn von der der Unionbank noch zustehenden Option auf 2 Millionen Goldobli⸗ gationen der ungarischen Nordostbahn wird der Bilanz des Jahres 1879 zu Gute kommen. Das Gewinn⸗ und Verlustkonto beziffert die Gewinne auf 1 664 984 Fl. Auf das Zinsenkonto kommen 573 359 Fl., auf Provision und Kommission 408 787 Fl. und auf diverse andere Gewinne 327 832 Fl. Die Gehalte betragen 270 164 Fl. und die Spesen 144 530 Fl. Es bleibt, wie erwähnt, ein Rein⸗ gewinn von 1 293 783 Fl. Die Generalversammlung der Aktionäre der Unionbank wird auf den 31. d. M. einberufen. 3
London, 13. März, Mittags. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 3 auf 2 ½ % Sr-h; 8
Havre, 12. März. (W. T. B.), Wollauktion. Angedoten 2097 B., verkauft 1259 B. Die Auktion war belebt, gute Wollen sehr fest, andere unveräadert.
Washington, 12. März. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Sherman hat weitere 10 Millionen Bonds einberufen. Die Zahlung der Zinsen hört am 12. Juni auf.
Verkehrs⸗Anstalten.
Das diesjährige Februarheft der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landes⸗ statistik“ enthält eine Uebersicht des Postverkehrs im Groß⸗ herzogthum Hessen im Jahre 1877. Danach bezifferten sich die angekommenen Briefpostgegenstände bei sämmtlichen Post⸗ anstalten auf 14 211 126 Stück. Davon entfielen auf die aus dem Orts⸗ oder Landbestellbezirke der Postanstalt stammenden Briefpost⸗
egenstände 1 150 686 (darunter 4410 eingeschriebene) und auf die ei anderen Postanstalten aufgegebenen Briefpostgegenstände 13 060 440 Stück (darunter 222 534) eingeschriebene Briefe. Von den obigen beiden Summen waren frankirte Briefe 753 516 bez. 8 296 578 Stück, unfrankirte Briefe 52 110 bez. 252 648 Stück, Postkarten 87 138 bez. 1 796 094 Stück, Briefe mit Behändigungsscheinen gegen Behändigungsgebühr 162 bez. 3960 Stück, Drucksachen (einschl. der Bücherzettel und der Postkarten zu 3 ₰) 245 718 bez. 1 940 580 Stück, Waarenproben (Waarenmuster) 162 bez. 116 442, portofreie gewöhn⸗ liche und eingeschriebene Briefsendungen 11 880 bez. 654 138 Stück. Die Zahl der abgesandten Briefpostgegenstände ist der Zahl der an⸗ gekommenen annähernd gleich — An Zeitungen, wozu auch die sonstigen periodisch erscheinenden Werke gerechnet wer⸗ den und wobei die gewöhnlichen Beilagen als Theile
Betriebsergebnisse sind folgende: Die Kohlenproduktion betrug im
des Hauptblatts gelten, wurden aufgegeben bez. befördert: