1879 / 64 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Mar 1879 18:00:01 GMT) scan diff

§. 15. Bei der Beaufsichtigung der von der Bezirkgregierung auf ee des Landesdirektors zu bezeichnenden und durch das Amtsblatt bekannt zu machenden wichtigeren Nebenwege findet eine Mitwirkung der ständischen Wegebaubeamten nach Maßgabe einer von der Bezirksregierung und dew, ständischen Verwaltungsaus⸗ schusse unter Genehmigung der Ressort⸗Minister zu treffenden Ver⸗ einbarung statt. 1 8

Auf diese Wege finden die 4 der §§. 221 bis 227 der Wegeverordnung vom 1. März 1842 Anwendung, wogegen in Betreff des Baues und der Unterhaltung der übrigen Wege die Vor⸗ schriften des §. 228 a. a. O. maßgebend bleiben.

Schlußbestimmung. 1

§. 16. Die Bestimmungen der Wegezesetzgebung für die Provinz Schleswig⸗Holstein, soweit sie nicht durch dieses Gesetz ausdrücklich aufgehoben sind oder mit den Vorschriften desselben in Widerspruch stehen, bleiben in Kraft. . 1

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Berlin, den 26. Februar 1879.

(L. S.) Wilhelm. Otto Graf zu Stolberg. Leonhardt. Falk. von Kameke. Friedenthal. von Bülow. Hofmann. Graf zu Eulenburg. Maybach. Hobrecht.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Lehrer an dem Askanischen Gymnasium in Berlin

Dr. Georg Kaibel ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität zu Breslau er⸗ nannt worden.

An dem Gymnasium zu Sagan ist der ordentliche Lehrer Heinrich zum Oberlehrer befördert worden.

Die Beförderung des ordentlichen Lehrers Dr. Crone zum Oberlehrer an der höheren Bürgerschule zu Jenkau ist genehmigt worden.

Justiz⸗Ministerium. DDer Ober⸗Amtsrichter Stöber in Neukirchen und der Kreisgerichts⸗Rath und Deputations⸗Dirigent Reisewitz in Neurode sind gestorben.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Eesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗ Samml. S. 357) sind bekannt gemacht: 8

1) der Allerhöchste Erlaß vom 17. April 1878, durch welchen genehmigt worden ist, daß zur Beseitigung des zum Schloßgarten in Eschwege im Regierungsbezirk Cassel gehörigen, in die Straße vorspringenden Thürmchens genannt Rondel das Enteignungs⸗ recht zur Anwendung gelange, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cassel Nr. 36 S. 159, ausgegeben den 6. Juli 1878;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 1. Mai 1878, betreffend die Ver⸗ leihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Torgau bezüg⸗ lich der zur Anlage einer städtischen Wasserleitung erforderlichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 31 S. 207, ausgegeben den 3. August 1878;

3) der Allerhöchste Erlaß vom 13. November 1878, betreffend die Genehmigung mehrerer Abänderungen des unterm 27. Dezember 1875 Allerhöchst bestätigten revidirten Statuts der Frankfurter Bank, durch das Amtsblatt für den Stadtkreis Frankfurt am Main, Jahrgang 1879 Nr. 3 S. 21, ausgegeben den 11. Januar 1879;

4) der Allerhöchste Erlaß vom 4. Dezember 1878, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Bunzlau bezüg⸗

lich der zum Bau der Chausseen: 9 von Naumburg am Queis u

nach Bahnhof Siegersdorf, 2) von Bunzlau bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Goldberg nebst einer Abzweigung nach den Neu⸗ wartauer Steinbrüchen, 3) von Bunzlau nach Bahnbof Modlau und 4) von Bunzlau nach Kittlitztreben erforderlichen Grundstücke, sowie die Genehmigung zur Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗ Polizeivergehen auf die gedachten Straßen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz, Jahrgang 1879 Nr. 3 S. 15, ausgegeben den 18. Januar 1879;

5) der Allerhöchste Erlaß vom 16. Dezember 1878, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Gemeinde Rüttenscheidt im Kreise Essen bezüglich der zur Anlage eines Zufuhrweges zu dem neuen Gemeinde⸗Begräbnißplatze erforderlichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf, Jahrgang 1879 Nr. 4 S. 51, ausgezeben den 25. Januar 1879;

6) der unterm 24. Dezember 1878 Allerhöchst vollzogene Tarif, nach welchem die Abgabe für das Oeffnen der Havelbrücke am Ber⸗ liner Thor zu Spandau zu erheben ist, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam, Jahrgang 1879 Nr. 6 S. 50, ausgegeben den 7. Februar 1879.

Bekanntmachung auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.

In Gemäßheit des §. 7 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ok⸗ tober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß zum Liquidator der hiesigen Mitgliedschaft des laut Be⸗ kanntmachung des Großherzoglich Hessischen Kreisamts Gießen vom 29. Oktober 1878 verbotenen Allgemeinen deut⸗ schen Schneider⸗Vereins der Polizei⸗Lieutenant ad interim Guercke, Elisabeth⸗Ufer Nr. 33 hierselbst, bestellt worden ist.

Berlin, den 10. März 1879. 8 Königliches Polizei⸗Präsidium. II. Abtheilung.

Schmidt.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 6. März. v. Brand, Major und Escadr. Chef vom 2. Garde⸗Ulan. Regt., diesem Regt⸗ aggreg. Graf v. Arnim, Hauptm. vom Generalstab des Garde⸗Corps, als Rittm. und Escadr. Chef in das 2. Garde⸗Ulan. Regt. versetzt. Niachweisung der beim Sanitätscorps im Monat Februar 1879 eingetretenen Veränderungen. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministe⸗ riums. 8. Februar. Dr. Mayer, Assist. Arzt 1. Kl. vom 1. Garde⸗Drag. Regt., Dr. Leistikow, Assist. Arzt 1. Kl. vom Train⸗Bat. Nr. 4, beide behufs Wahrnehmung je einer vakanten Stabsarztstelle zum medizin. chirurg. Friedrich⸗ ilhelms⸗Institut kommand 8 XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. März. v. Wagner⸗Frommen⸗ hausen, Oberst⸗Lt. und Commandeur des Ulan. Regts. Nr. 19, v. Kurtz, Oberst⸗Lt. und Commdr. des Drag. Regts. Nr. 25, zu n befördert, unter Vorbehalt der Patentirung. Vischer, Major und Bats. Commdr. im Gren. Regt. Nr. 123, Menzel, Major und Bats, Commdr. im Inf. Regt. Pr. 121, v. Rein“ hardt, Major und Bats. Commdr. im Inf. Regt. Nr. 124, Schönlin, Major und etatsm. Stabsoffiz im Ulan. Regt. Nr. 19,

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Graf v. Zeppelin, Major und etatsm. Stabsoffiz. im Drag. Regt. Nr. 26, Flügel⸗Adjutant, Frhr. Schott v. Schottenstein, Major u. Bataillons⸗Commandeur im Inf. Regt. Nr. 122, . Sarwey, Major im Generalstab der 27. Division, Frhr. v. Falkenstein, Major und Bataillons⸗Commandeur im Inf. Regt. Nr. 125, Flügel⸗Adjut. v. Baldinger⸗Seiden⸗ berg, Major und Flügel⸗Adjut., zu Oberst⸗Lieuts. befördert, unter Vorbehalt der Patentirung. Vellnagel, charakteris. Major und Battr. Chef im Feld⸗Art. Regt. Nr. 29, ein Patent seiner Charge verliehen. Graf v. Schéler, Rittm. und Escadr. Chef im Drag. Regt. Nr. 25, Frhr. Capler v. Oedheim, gen. Bautz, Rittm. und Escadr. Chef im Drag. Regt. Nr. 26, zu überzähl. Majors be⸗ fördert. Harpprecht, Hauptm. im Generalstabe des XIII. Armee⸗ Corps, als Battr. Chef in das Feld⸗Art. Regt. Nr. 13 versetzt. Weiß, außeretatsm. Sec. Lt. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 29, Hein⸗ burg, Kling, Löffler, außeretatsm. Sec. Lts. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 13, Spindler, Heimerdinger, außeretatsm. Sec. Lts. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 29, zu Art. Offizn. ernannt. v. Prümmer, Sec. Lieut. im Infant. Regt. Nr. 122, ein Patent seiner Charge verliehen.

Im Sanitäts⸗Corps. 3. März. Dr. Berg, Stabs⸗ und Bats. Arzt im 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 122, unter Stellung à la suite des Sanitäts⸗Corps, nach Preußen kommandirt, behufs Ver⸗ wendung in einer Stabsarztstelle beim medizin. 28 Friedrich⸗ Wilhelms⸗Institut in Berlin. Behrle, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 124, ausgeschieden und zu den Aerzten der Res. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 124 übergetreten. Dr. Totenhöfer, Assist. Arzt 1. Kl. im Drag. Regt. Nr. 25, ausgeschieden und zu den Aerzten der Res. des Res. Landw. Bats. Nr. 127 übergetreten. Dr. Bälz, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Bat. Nr. 127, der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. März. Die Besserung in dem Befinden Sr. Majestät des Kaisers und Königs macht Fortschritte.

Se. Majestät nahmen heute die täglichen Vorträge ent⸗ gegen und arbeiteten mit dem Chef des Militär⸗Kabinets, General⸗Major von Albedyll.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin erschien estern in der Soirée der Ober⸗Hofmeisterin und des Grafen erponcher.

Heute war Ihre Majestät in der Kaiserin⸗Augusta⸗Stif⸗

tung in Charlottenburg anwesend.

Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät übernehmen 1““ Kammerherren Graf Fürstenstein und Graf

edell.

In Folge des Inkrafttretens der neuen Handels⸗Kon⸗

vention zwischen Italien und Frankreich, deren Bestimmungen auf Grund des Rechtes der meistbegünstigten Nation auch auf

Deutschland Anwendung finden, sind seit dem 20. Februar d. J. UgfpLuggsteuge. für deutsche Einfuhren nach Italien nicht mehr erforderlich.

Die tunesische Regierung hat die Quarantäne für die Provenienzen aus dem Schwarzen und Asowschen Meere, sowie aus der Türkei und Tripolis auf sieben Tage herabgesetzt und die völlig freie Zulassung der Provenienzen Jonischen Meer aus Griechenland und Egypten an⸗ geordnet.

Nach Nachrichten aus Havana vom 22. v. M. war für die aus dem Schwarzen und Asowschen Meere, von der tür⸗ kischen Küste, Griechenland und Salonichi nach der Insel Kuba kommenden Schiffe eine Quarantäne von mindestens 7 Tagen vorgeschrieben worden.

In der heutigen (20.) Sitzung des Reichstages, welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts Staats⸗Minister Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath und Kommissarien desselben beiwohnten, genehmigte das Haus ohne Debatte in dritter Berathung unverändert die inter⸗ nationale Konvention, die Maßregeln gegen die Reblaus betreffend.

Es folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Schutz nützlicher Vögel. Die Abgg. Fürst zu Hohenlohe⸗Langenburg und Windthorst be⸗ merkten, sie begrüßten die Vorlage mit Freuden. Beide hoben aber die Schwierigkeiten hervor, welche die gesetzliche Regelung einer so schwierigen und mit so vielen Detailfragen ver⸗ knüpften Materie biete. Letzterer war auch zweifelhaft, ob das Reich kompetent zum Erlaß eines solchen Ge⸗ setzes sei. Er beantragte die Ueberweisung der Vor⸗

lage an eine Kommission von 14 Mitgliedern. Der Prä⸗

sident des Reichskanzler⸗Amts führte aus, daß aus dem von den Vorrednern hervorgehobenen Grunde die Vorschriften des Gesetzes nicht so weit gezogen seien, wie in dem seiner Zeit von dem Abg. Fürsten zu Hohenlohe vorgelegten Entwurfe. Das Reich sei unzweifelhaft kompetent für dieses Gesetz, da es lediglich die Ausführung einer vom Reiche eingegan⸗ genen internationalen Verpflichtung sei. Der Abg. Richter

(Meißen) beantragte, die Gesetzvorlage im Plenum weiter

zu berathen, worin das Haus ihm beistimmte. Beim Schlusse des Blattes wurde die zweite Berathung des Etats pro

1879/80 mit der Diskussion des Etats der Zölle und Ver⸗

brauchssteuern fortgesetzt und hatte der Abg. Kablé das Wort. In den deutschen Münzstätten sind bis zum

8. März 1879 geprägt worden, an Goldmünzen: 1 254 062 020 Doppelkronen, 405 250 530 Kronen, 27 969 925 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 367 668 710 Vorher waren geprägt: 1 253 119 760 Doppelkronen, 405 250 530 Kronen, 27 969 925 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 366 726 450

Summa 1 686 986 915

Bis Ende Februar 1879 sind für Rechnung des Reichs Silbermünzen im Werthe von 1 072 623 412,38 (862 093 141,42 in Thaler⸗ und 210 530 270,96 an⸗ derer Währung) und Kupfermünzen im Werthe von 3 512 278,65 ℳ, zusammen 1 046 135 619,03 zur Ein⸗

ziehung gelangt.

Hat der Miether einer Wohnung kontraktlich nur für seine Person ein Recht zur Benutzung der Wohnung er⸗ langt, so ist nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribu⸗ nals, Senat für Strafsachen, vom 12. Februar 1879 sein rterofßr insoweit begrenzt, als er ohne Einwilligung des

„Eigenthümers Niemanden selbst unentgeltlich in die Wohnung

aufnehmen darf. Geschieht dies dennoch und ist der vom Miether aufgenommenen Person bekannt, daß sie rechtswidrig und gegen den Willen des Hausbesitzers aufgenommen sei, so 1

macht sie sich durch das Verbleiben in der Wohnung des Hausfriedensbruchs schuldig.

Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wochenausweise deutscher Zettelbanken vom 7. März schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der ge⸗ sammte Kassenbestand 686 189 000 oder 4 711 000 mehr als in der Vorwoche; der Wechselbestand in Höhe von 517 724 000 zeigt eine Abnahme um 2 387 000 und die Lombardforderungen mit 78 756 000 zeigen eine solche um 3 176 000 ℳ;: ferner betrug der Notenumlauf 741 944 000 oder 661 000 mehr als in der Vorwoche, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 258 752 000 eine Abnahme um 575 000 nachweisen, die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten aber mit 52 547 000 eine Zunahme um 349 000 erkennen lassen.

Nach Beendigung des bei der Artillerie⸗Schießschule hierselbst stattgehabten sechswöchentlichen Informations⸗Kursus haben sich die hierzu kommandirt gewesenen Stabsoffiziere ꝛc. in ihre resp. Garnisonen zurückbegeben.

Bayern. München, 13. März. Das heute Abend erschienene „Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ publizirt das vom 10. d. M. datirte Gesetz, betreffend die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen. Dasselbe tritt am 1. April d. J. in Wirksamkeit, und es werden von den Staats⸗Ministern des Innern und der Finanzen sofort die 5.28 Ausführungs⸗ und Vollzugsbestimmungen erlassen werden.

Würzburg, 14. März. (W. T. B.) Vor dem hie⸗ sigen Militärbezirksgerichte fand heute die Verhandlung statt gegen den Unteroffizier Bude wegen militärischen Ver⸗ brechens des Mißbrauchs der Dienstgewalt durch Körperver⸗ letzung mit nachgefolgtem Tode, verübt an dem cand. med. Karl Sicken. Der Unteroffizier wurde freigesprochen.

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„Pol. Korr.“ läßt sich aus Rom melden, der dortige englische Bot⸗ schafter, Paget, habe das italienische Kabinet vertraulich von den Instruktionen informirt, welche dem neuen englischen Bot⸗ schafter in St. Petersburg, Lord Dufferin, in Bezug auf die jüngsten diplomatischen Kundgebungen Ruß⸗ lands ertheilt worden seien. Danach hätte Lord Dufferin den Auftrag erhalten, die Nothwendigkeit der strengen Auf⸗ rechterhaltung aller Bestimmungen des Berliner Vertrags zu betonen und auszusprechen, daß England überzeugt sei, daß die Schwierigkeiten in Betreff Ostrumeliens theils durch Energie, theils durch Klugheit und Mäßigung von Seiten der türkischen Regierung zu überwinden sein würden.

Pest, 14. März. Die ungarische Delegation hat heute die Anträge des Ausschusses, betreffend die Nachtrags⸗ kredite für das Ministerium des Aeußern und betreffs der Okkupationskredite pro 1878—79 nebst der beantragten Reso⸗ lution angenommen. Im Laufe der Debatte erwiderte Graf Andrassy auf eine Anfrage des Metropoliten Miron Romanu, daß die Arabtabiafrage nachweislich von den Kabinetten de⸗ finitiv erledigt sei; die Nachricht von einer angeblich beabsich⸗ tigten Theilung Rumäniens zwischen Oesterreich und Ruß⸗ land erklärte der Minister für eine einfache Zeitungsnachricht, welche ganz und gar der Begründung entbehre. Der Budgetausschuß der österreichischen Delegation ist nunmehr dem Beschlusse der ungarischen Delegation bezüglich der Okkupationsvorlage pro 1878 beigetreten, hierdurch haben die sämmtlichen Beschlüsse beider Delegationen eine gleich⸗ lautende Fassung erhalten. Morgen findet der Schluß der Delegationssitzungen statt.

15. März. Die in Szegedin zerstreut umherirrenden Personen werden durch das Militär an sicheren Orten unterge⸗ bracht. Viele Personen befinden sich schon seit mehreren Tagen an erhöhten Plätzen am Ufer der Theiß, auf den Dämmen der Alföldbahn und selbst auf Bäumen. Für die Verpflegung Aller ist gesorgt; de Zahl der Todten kann erst nach Ab⸗ nahme der Fluth konstatirt werden; auf dem Wasser zeigen sich keine Leichen. Die Kommunen, wetteifern mit personen in Spenden für die Verünglückten. Nach einer

offiziellen Depesche von gestern Abend 7 Uhr ist der Zustand

in Szentes ein beruhigenderer.

Großbritannien und Irland. London, 13. März.

(Allg. .“ Der Bericht des Lieutenants Chard über die Vertheidigung des Postens in Rorke's

im Auszuge:

„Nachdem ich Kunde von der Niederlage bei Isandula und dem Vordringen der Zulus erhalten, beeilte ich mich im Verein mit Lieutenant Bromhead Vertheidigungswerke aufzuwerfen. Gegen 4 Uhr 20 Minuten wurde Gewehrfeuer hinter dem südlichen Hügel

vernommen. Der Offizier des Durnfordschen Reiterregiments meldete uns, daß der Feind sich nahe und seine eigenen Leute nicht Stand

halten wollten; dieselben zogen sich nach Helpmakaar zurück. Gleich

zeitig verließ uns das Detachement der eingeborenen Infanterie nebst

ihrem Offizier. Da unsere Erdwerke nunmehr eine zu groß

Ausdehnung hatten, so ließ ich eine innere Verschanzung

aus Biscuit⸗Blechhüchsen aufbauen, welche von einem zwei Blech⸗ büchsen hohen Wall umgeben wurde. Jetzt erschien der Feind, 500 bis 600 Mann stark, und warf sich mit Ungestüm auf unseren süd⸗ lichen Wall trotz des wohlgenährten Feuers, mit dem wir ihn empfingen. Ungefähr 50 Schritte vor dem Wall wurden dieselben sowohl von uns als der Proviantkolonne mit einem solchen Hagel von Kugeln empfangen, daß sie zum Stehen kamen. Sie suchten Deckung hinter dem Kochhaus und den Oefen, wen⸗ deten sich gegen unser Hospital und versuchten einen Sturm auf unseren nordwestlichen Wall und unsere Brustwehr aus Mehlsäcken. Nach kurzem aber hartnäckigen Kampfe wurden sie zarückgeschlagen und verstreuten sich im umliegenden Buschwerk. Die Hauptmacht des Feindes hatte unterdessen das umliegende felsige Terrain besetzt und überschüttete uns aus einer Distanz von ungefube 100 Yards mit einem wohlgezielten Feuer. Eine Abtheilung des⸗ selben machte hierauf einen neuen Angriff auf unseren linken lügel, wobei ihr das umliegende Buschwerk und die tiefer elegene Straße sehr zu Statten kam. Da der Feind sich fast unbehelligt nähern konnte, so war er bald im Besitze der Außenseite des Walles, während wir im Innern eine Reihenfolge verzweifelter Angriffe auf der ganzen Linie zurückschlugen. Bei diesem Bajonetkampfe zeichnete sich hauptsächlich Korporal Schieß vom ein⸗ geborenen (Natal⸗) Kontingent durch hervorragende Tapferkeit aus. Das Feuer, welches der Feind von dem Felsenabhang gegen uns richtete, brachte uns jedoch so große Verluste bei, daß wir uns ge⸗ nöthigt sahen, uns in die innere Verschanzungslinie zurückzuziehen. Unterdessen hatte der Feind vergebliche Versuche gemacht, das Hospital

(zu stürmen oder wenigstens in Brand zu stecken, als ihnen letzteres schließlich gelungen, zogen sich unsere Soldaten, welche ihre

ts lgänzlich verbram cht hatten, aus dem Gebäude

zurück, nachdem vorher der grö Einige Unglücklich Schicksale überlassen werden. suche machte, unser Vorrathshaus wir das Dach derselben mit Mehlsäcken, hint daten Schutz gegen die feindlichen Kugeln genährtes und vernichtendes Unterdessen brach die Dunke eingeschlossen und genöthigt, uns in den inne zurückzuziehen. Während der

ßte Theil der Verwundeten gerettet e mußten leider ihrem schrecklichen r Feind jetzt verzweifelte Ver⸗ stecken, so belegten ber welchen unsere Sol⸗ fanden und ein wohl⸗ Feuer auf den Feind erhalten konnten. Wir waren vollständig ren Wall unseres Kanals Nacht wurden mehrere Angriffe uns unternommen, jedoch stets mit der größten Ruhe und Ener ewiesen. Der Widerschein des brennenden Hospitals kam u Am 23. Januar früh Morgens des Feindes zum Schweigen; Hügel im Südwesten zurück, die Waffen der todten Zulus lichst verstärken ließen.

worden war.

Iheit herein.

(4 Uhr) kam das Feuer bei Tagesanbruch zog er sich über den f wir die Umgegend durchstreifen, sammeln und unsere Stellung mög⸗ Gegen 7 Uhr (Morgens) zeigte Feind abermals in bedeutender Stärke auf den H westen. Jetzt sandte ich einen uns wohlgesinnten Kaffern, welcher kurz vorher eingetroffen war, mit einem Briefe an den komman⸗ direnden Offizier in Helpmakaar, Gegen 8 Uhr zeigte sich die

ügeln im Süd⸗

in welchem ich um Hülfe bat. dritte britische Kolonne, bei deren Er⸗ scheinen der Feind, welcher sich unterdessen unserer Stellung genähert wieder zurücklief. 3000 Mann; ihr Verlust an Todten betrug 350

14. März. des Unterhauses erklärte der auf eine Anfrage Richards:

schätze unsere Gegner auf

(W T. B.) In der heutigen Sitzung Schatzkanzler Northcote Der Vizekönig Lord Lytton habe die Besatzung von Birma zum Schutze der Einwohner verstärkt, und zwar auf Ersuchen des englischen Minister⸗ Residenten in Mandalay, der zu diesem Ersuchen durch die kriegerischen Vorbereitungen des Königs von Birma und durch die Unruhen in Birma veranlaßt worden sei. Der Staats⸗ sekretär der Kolonien, Hicks⸗Beach, erwiderte Sulivan: Die Re⸗ ierung beabsichtige nicht, die Operationen gegen die einem Wunsche friedlichen Arrangement sei ihm die Scharte von dula wieder auswetzen. (Beifall.) Weiter erklärte Beach: Die ferneren auf den Krieg gegen die Zulus be⸗ züglichen Schriftstücke würden in einigen Tagen vorgelegt werden; dann sei eine Debatte über diese Angelegenheit zu⸗ lässig. Der Schatzkanzler Northcote konstatirte auf eine Anfrage Jenkins, daß eine Ersetzung des Generals Chelms⸗ ford nicht in der Absicht der Regierung liege. Jenkins kritisirte darauf unter dem Murren des Hauses das Verhalten Chelmsfords. Im Laufe der Debatte bekämpfte Northcote das Vorgehen Jenkins gegen die Regierung. Auf weitere Anfragen entgegnete der Schatzkanzler Northeote: Die Re⸗ gierung habe Nichts dagegen, die Depesche des Marquis von Salisbury vom 26. Januar cr. dem Hause vorzu⸗ legen; aber die Veröffentlichung derselben ohne gleichzeitige Publizirung der russischen Antwort und der sonstigen bezüg⸗ lichen Schriftstücke sei 1 letzterer Schriftstücke sei wiederum ohne Zustimmung Ruß⸗ lands nicht statthaft. Mittheilungen über Fragen betreffs der Ausführung des Berliner Vertrages würden auch jetzt noch von Zeit zu Zeit ausgetauscht, wirkliche Verhandlungen hätten jedoch nicht stattgefunden.

15. März.

einzustellen. des Königs

nichts bekannt; England müsse

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. März. (W. T. B.) Die

ungeeignet. Eine Veröffentlichung

(W. T. B.) Der wird der britische Botschafter bei der 1. Mai auf seinen Posten zurückkehren. Die „Daily News“ melden aus Rangoon, vom 14. d. M., daß dem Vernehmen nach Seitens der Regierung ein Ultimatum⸗ an den König von Birma abgesendet worden sei und Truppen an der Grenze zusammengezogen würden.

Frankreich. Paris, 14. März. 1 ehemalige Kriegs⸗Minister im Ministerium vom 16. Mai, Ge⸗ neral Berthaut, hat, dem „Soir“ zufolge, heute Vor⸗ mittag seine Entlassung als kommandirender General des 18. Armee⸗Corps gegeben.

Der „Frangais“ kündigt an, daß die Minister vom 16. Mai und 23. November 1877 mittelst eines öffentlichen Aktes gegen das gestrige Tadelsvotum der Deputirtenkammer Protest einzulegen beabsichtigen.

Versailles, 14. März. (

„Morningpost“ forte, Layard, am

(W. T. B.)

W. T. B.) Der Senat hat den Gesetzentwurf, betreffend die Regelung der Zolltarif⸗ sätze für die Einfuhr gewisser ausländischer Artikel, ange⸗

B.) Heute in der Mittags⸗

Lyon, 14. März. rbeiter nach dem Stadt⸗

stunde begaben sich gegen 150 A hause und verlangten durch 6 an den Präfekten abgeordnete Delegirte von demselben Arbeit oder Unterstützung. Der Präfekt machte den Delegirten vorstellig, Lage der Arbeiterbevölkerung durch und Ruhestörungen nur noch verschlimmert werden könne. girten entfernten sich darauf, und die vor dem ause versammelten Arbeitergruppen gingen sofort aus⸗

daß die traurige b öffentliche Kundgebungen

Drift gegen die Zulus am 22. und 23. Januar lautet

14. März. (W. T. B.) otte aus dem Marmara⸗

Konstantinopel, Die Abfahrt der englischen Fl g Meere ist bis zur nächsten Woche verschoben. Admiral Hornby und die höheren Offiziere der englischen Flotte sind von dem Sultan zu einem Galadiner eingeladen worden.

St. Petersburg, 12. März. veröffentlicht heute nachstehende, dem sboten entnommene Mittheilung:

Monats ge⸗ n Kreise des e verdächtige Krankheit aufgetreten sei, akenstangen aus den Häusern ge⸗ ein ehemaliger Dorflehrer, kommen, dort mehrere Tage

Rußland und Polen. Der hiesige „Herold“ amtlichen Regierung

Von einer Privatperson wurde am Anfang dieses meldet, daß im Kirchdorfe Tschaganak im Balaschewsche Gouvernements Ssaratow ein daß die Verstorbenen mit zogen worden und daß irgend ein aus Wetljanka in das Dorf Ssestrenti ge verweilt habe und dann zurückgereist sei. In Folge der in dieser Sache geforderten Auskünfte meldete der verneur von Ssaratow Folgendes: Im Kirchdorfe Tschaganak en des Dezember 1878 in der That einzelne vom 16. Januar aber phus; bis zum 29. Ja⸗

waren in den letzten Ta Fälle von Fiebererkran zeigten sich hitziges Fieber und Unterleibsty 95 Personen bei einer Bevölkerung von 1500 Seelen. 0 Personen am Fieber, 59 am hi ¹ Drei Personen, von denen zwei zählten, starben. Gegenwärtig sind 20 in Behandlung; 6 Personen liegen schwer darnieder. Der gleich beim Auftreten der Krankheit dahin abkommandirte Gehülfe des Isprawniks traf sofort alle Maßregeln gegen eine Weiterver⸗ tung der Krankheit, und, damit alle Weisungen der Aerzte genau ausgeführt würden, wurde in das Dorf ein beständiger Beisitzer der Polizeiverwaltung nebst einem Landgensd'arm und zwei besonderen Der Landschaftsarzt, der sich ohne Unter⸗ brechung dort befand, war der Ansicht, daß die Hauptursache aller ser Krankheiten und namentlich Fieberformen der bei dem Dorfe liegende See sei, wo die Bauern Weiber, barfuß im Wasser stehend,

ungen aufgetreten,

nuar erkrankten Es litten 3 igen Fieber und 6 am 5 und eine 70 Jahre

nner und 45 Frauen

Polizeibeamten entsandt.

eelang Fische fangen und die

äsche waschen. Zudem kann

der Gebrauch dieses Wassers zum Trinken einen schädlichen Einfluß

ausüben, da dasselbe alljährlich vom Dezember an bis zu einem sol⸗ chen Grade schlecht wird, daß die Fische darin absterben. Der Ge⸗ bülfe des Isprawniks verbot sofort auf dem See zu fischen und das Wasser desselben zu genießen; zum Waschen der Wäsche wurden auf dem See Prähme hergestellt. Die Kranken wurden von den Gesun⸗ -ge. der Arzt gab die nöthigen Sanitäts⸗ und Desinfektions⸗ mittel an.

DObige Mittbeilungen sind den Wochenberichten des Balaschew⸗ schen Jsprawniks entnommen, der in Folge einer sehr strengen Vor⸗ schrift des Gouvernementschefs, die im Dezember 1878 erfolgte, uber jede Erkrankung an irgend einer zweifelhaften Krankheit berichtet. Am 6. Februar trat die Medizinalabtheilung auf Verfügung des Gouvernements⸗Chefs mit dem Balaschewschen Kreis⸗Landschaftsamt in Relation und ersuchte dasselbe, den nach Tschaganak abkomman⸗ dirten Landschaftsarzt mit der Untersuchung des Wassers des Sees zu beauftragen. Wenn das Wasser sich wirklich schädlich erweisen sollte, würden die energischsten Maßregeln bezüglich des Verbots, dasselbe zu gebrauchen, getroffen werden, und das um so mehr, als im Dorfe eine Quelle und viele Brunnen auf den einzelnen Bauer⸗ höfen vorhanden sind.

Was das Erscheinen eines Kosaken aus Wetljanka in Ssestrenki betrifft, so meldet der Gouvernements⸗Chef, daß nach Ermittelung des Balaschewschen Kreis⸗Isprawniks am 28. Dezember v. J. der Gehülfe des Kanzlei⸗Direktors des Astrachanschen Kosakenhetmans, Kokuschkin, der in das Gouvernement Ssaratow reiste, um stati⸗ stische Daten zu sammeln, Ssestrenki berührt habe, und aller Wahr⸗ scheinlichkeit nach die als Kosak aus der Staniza Wetljanka bezeich⸗ nete Person sei.

Asien. Dem „New York Herald“ wird aus Taschkend telegraphirt:

„So eben vernehme ich die nachstehenden Einzelnheiten über die Ereignisse in Pachkurgan vor und nach des Emirs Tode. Sie wurden mir durch Dr. Javorsky, den einzigen Europäer, welcher sie erlebte, mitgetheilt. Es traten drei Prätendenten in Pachkurgan auf. Zu denselben zählte Hamid, der Neffe des Emirs, welcher bekanntlich in Beziehungen zu den Engländern gestanden. Die Partei Hamids begann ihre Operationen am Vorabend vor dem Tode des Emirs. Die ganze Garnison, einschließlich des Kommandanten Feis und des Stadt⸗ gouverneurs Leinab, schlossen sich der Bewegung an, trotz der An⸗ strengungen der beiden anderen Prätendenten Ibrahim, Sohn des Emirs, und Ali, Enkel desselben. Die Letzteren begaben sich in die Festung Tachtapaul, deren Gouverneur ihnen Alles wegnahm; derselbe war von der Partei Hamids gewonnen, welche alle Zufälle im Voraus ins Auge gefaßt hatte. Sie waren ge⸗ nöthigt, in das Gebirge zu flüchten, und wurden während der ganzen Nacht vom Gouverneur Leinab verfolgt. Der Emir starb am folgenden Morgen um 8 Uhr. Als die Nachricht der nicht bestochenen, 9 Meilen entfernten Garnison von Balth bekannt wurde, schickte sie sofort ein Bataillon mit zwei Kanonen zur Unterstützung der Flüchtlinge ab; diese Truppen bombardirten Tachtapaul. Am Erfolg verzweifelnd, suchte die Partei Hamids einen neuen Präten⸗ denten und stellte dem Volke Abdullah Djan, den Sohn und Erben der Lieblingsschwester des Emirs, welche kürzlich in Kabul gestorben ist, vor. Schir Ali hatte denselben als seinen Erben einsetzen wollen, war in seiner Noth aber wieder auf Jakub Khan zurückgekommen. Die Soldaten weigerten sich, Abdullah anzunehmen. Schließlich be⸗ nutzte die Partei Jakubs, von welcher bisher keine Rede gewesen, diese

wistigkeiten, setzte Achmed Joa, einen Sohn Jakubs, auf einen

lephanten und proklamirte ihn zum Gouverneur der Provinz und Jakub zum Emir. Sie siegten und schritten sofort zu Repressalien gegen die Partei Hamids; dessen Offiziere mit Bewilligung der Sie⸗ ger niedergemacht wurden. Am andern Tage, den 22., wurde das Haus des Gouverneurs Leinab geplündert und dessen Weiber den Sol⸗ daten überliefert, worauf eine allgemeine Plünderung der Stadt folgte, selbst nachdem die 21 Salutschüsse abgegeben waren, welche die Proklamation Jakubs verkündeten. Trotz der Drohungen des neuen Gouverneurs, die Urheber dieser Ausschreitungen verhaften zu lassen, setzten dieselben ihren Raub fort und stahlen selbst das Heu, welches Dr. Javorsky für seine Pferde gekauft hatte. Dieser gesetz⸗ lose Zustand dauerte 5 Tage. Am 26. ds. wurde die Ordnung wieder hergestellt, nachdem Leinab und Feis den Soldaten überliefert worden waren. Alles in Allem ist die englische Partei von den Patrioten vernichtet worden.“ 1

Aus Candahar wird dem „Daily Telegraph“ unter dem 12. d. M. gemeldet, daß der Alizai⸗Aufstand sich rasch wieder gelegt habe. Derselbe wurde hervorgerufen durch die in Candahar umlaufenden Gerüchte, daß die Engländer sich aus Furcht vor den Russen eiligst aus Girshk und der Provinz Candahar zurückzögen.

Afrika. Aus Whydah wird dem ‚Reuterschen Bureau“ (via Liverpool) unterm 7. Februar gemeldet: „Das portu⸗ giesische Kriegsschiff „Luansah“ hat den hiesigen Hafen blockirt. Grund dazu war die Verhaftung eines portu⸗ giesischen Unterthanen Seitens des Königs von Dahomey, der seinerseits die Straße aus dem Innern blockirt hat und auf diese Weise die Produktenzufuhren nach der Seeküste ver⸗ hindert. Vier portugiesische Offiziere sind hier gelandet und erwarten die Ankunst von britischen und französischen Ver⸗ tretern, um mit ihnen gemeinschaftlich die Angelegenheit zu untersuchen.“

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Straßburg, Sonnabend, 15. März. Der Landes⸗ ausschuß hat den von den Mitgliedern Grad, Fulter und Rudolf gestern eingebrachten Antrag: Der Landesausschuß spricht den Wunsch aus, daß die Regierung die Verbreitung der in Deutschland erlaubten Zeitungen und Publikationen auch in Elsaß⸗Lothringen gestatten möge, angenommen. Der Landesausschuß, welcher heute seine letzte Sitzung hält und u. a. die Vorlage des Landeshaushalts⸗Etats durchberathen und mit unwesentlichen Veränderungen angenommen hat, wird sich auf sechs Wochen vertagen, um dann Behufs Berathung der Konkursordnung wieder zusammen zu treten. 8

St. Petersburg, Sonnabend, 15. März. Hiesigen Blättern zufolge ergaben die Zolleinnahmen im Januar und Februar d. J. 6 344 590 Kreditrubel, 920 709 Rubel mehr als im Januar und Februar 1878. Die Einfuhr von Gold und Silber in Münzen und Barren bis zum 1. März über⸗ trifft die Einfuhr in den ersten 2 Monaten des Jahres 1878 um 1 933 706 Rubel, dagegen hat sich die Ausfuhr um 903 989 Rubel verringert.

84 Vereinswesen.

Paris, 12. März. (Cöln. Ztg.) Dem Jahresbericht des hie⸗ sigen „Deutschen Hülfsvereins“, der in seiner vorgestrigen Generalversammlung vorgetragen wurde, sind folgende Ziffern ent⸗ nommen: Die Einnahmen des Vereins im Jahre 1878 beliefen sich auf 43 327 Fr. 31 Ct., worin jedoch nicht die Zinsen des Reservekapitals mit einbegriffen sind. Die Ausgaben betrugen 44 088, nämlich 11 755 für die Krankenpflege und 28 367 Fr. 15 Ct. für die Unter⸗ stützungen. Die Zahl der vom engeren Ausschuß in seinen zwei⸗ maligen Wochensitzungen Unterstützten beträgt 2812 und die Unter⸗

v“ stützungen in baarem Geld 24 655 Fr. 15 Ct. Ferner sandte der Verein 272 Personen in ihre Heimath (37 mit der Nordbahn un

235 mit der Ostbahn) und verausgabte zu diesem Zweck 2622 Fr. 25 Ct. Bei der großen Anzahl von deutschen Armen, welche die

französische Hauptstadt zählt, ist das Budget ein vollständig un

genügendes.

1“

81 Statistische Nachrichten. Einem jetzt veröffentlichten amtlichen Bericht über den Be⸗ trieb der Königlich bayerischen Verkehrsanstalten für das Etatsjahr 1877 entnehmen wir die nachfolgenden Angaben. Die Gesammtbetriebslänge der im Staatsregie gestandenen Eisen⸗ bahnen belief sich am 31. Dezember 1877 auf 3886 909 km und entfallen hiervon auf eigentliche Staatsbahnen 3428,713 km, Vizinal⸗ bahnen 115,007 km und Pachtbahnen 343,189 km. Das Gesammt⸗ Anlagekagital für dieselben beträgt 846 887 819 ℳ, und zwar für die eigentlichen Staatsbahnen 787 881 246 ℳ, für die Vizinalbah⸗ nen 9 999 692 und für die gepachteten Bahnen 49 006 881 An Transportmaterial waren vorhanden: 949 Lokomotiven, 2250 Per⸗ sonenwagen, 200 Bahnpostwagen, 178 Gepäckwagen, 12 426 Güter wagen, 681 Kohlen⸗ und Torfwagen urd 2699 sonstige Transport⸗ wagen. Die Anschaffungskosten dieses Fahrmaterials betrugen 130 426 968 Im Personenverkehr wurden 1877 befördert 17 986 512 Personen (gegen 1876 + 916382) mit einer Ge sammteinnahme von 22 422 571 (gegen 1876 324 927 ℳ) Der Gepäck⸗ und Erpreßgüter⸗Verkehr umfaßte 28 632 778 kg (+ 2158 506 kg) mit einem Einnahmebetrage von 1 306 511 (— 65 872 ℳ), während im Güterverkehr 6649,8 Mill. Kilogramm (+ 271,6 Mill. Kilogramm) befördert worden, welche eine Einnahme von 48 216 742 (◻ 1 614 190 ℳ) lieferten. Außerdem erbrachte die Beförderung von Fahrzeugen 45 325 (+ 8600 ℳ) und von Vieh 2 660 277 (+ 453 075 ℳ). Die gesammten Transporteinnahmen des Jahres 1877 beliefen sich hiernach auf 74 651 426 gegen 72 986 358 im Vorjahre. Unter Hinzurechnung der aus sonstigen Quellen fließenden Erträge ergiebt sic, für 1877 eine Gesammteinnahme von 79 163 674 (1876 77 140 610 ℳ), welcher eine Gesammtausgabe von 49 309 997 (1876 48 382 207 ℳ) gegenübersteht. Der Reinertrag für 1877 stellt sich hiernach auf 29 853 677 oder 3,98 % des Gesammt⸗Bau⸗ aufwandes, während er 1876 28 758 403 oder 4,12 % be⸗ tragen hat.

Was die Postverwaltung betrifft, so waren 1288 Post⸗ anstalten mit 4881 Personen im Betriebe, für welche letztere die Gesammtausgaben sich auf 5 153 554 beliefen. Die Zahl der im Jahre 1877 beförderten Briefpostsendungen betrug 68 687 893 (gegen 1876 + 2 907 816), der Postaufträge für Geld⸗ einziebung 231 246 Stück (+ 70 644) und 26 552 666 (+ 9 416 519), der Postaufträge für Accept⸗Einholung 8804 Stück (+ 5021) und 5 435 640 (+. 3 577 302 ℳ), der Zeitungen 81 140 399 Nummern (+ 888 452), der Einzahlungen auf Post⸗ anweisungen 3 732 900 St. und 208 898 127 (+ 582 345 Stück und 42 391 192 ℳ), der Auszahlungen auf Postanweisungen auf 3 415 217 Stück (+ 510 522) und 206 695 957 Im Fahrpost⸗ verkehr wurden befördert: 15 236 477 Sendungen (— 184 653) im Gesammtgewicht von 26 885 877 kg (+ 1 635 549 kg) und im Ge⸗ sammtwerthe von 968 792 325 (+ 7 632 422 ℳ) und an Post⸗ vorschußsendungen 895 420 St. (+ 34 562) im Betrage von 11 984 826 (+ 780 068 ℳ). Die Zahl der mit den bayerischen Posten gereisten Personen war 718 033 (+ 37 944). An Posftwerthzeichen wurden abgegeben für 6 692 256 gegen 5 767 674 in 1876. Bei dem Flächeninhalt des Landes mit 75 748 qkm und einer Bevölkerungszahl von 5 022 904 Einwohnern treffen auf 58,81 qkm und auf 3900 Einwohner eine Postanstalt, auf einen Einwohner durchschnittlich 13 Brief⸗ und 3 Fahrpostsendungen, ferner je eine Ein⸗ und Auszahlung im Betrage von 41,58 Was die finanziellen Ergebnisse der Postverwaltung betrifft, so betrugen die Einnahmen im Jahre 1877 8 773 614 ℳ, die Ausgaben 8 195 699 ℳ, so daß sich ein Ueberschuß der ersteren im Betrage von 577 915 ergiebt. Die Länge der Telegraphenlinien war 7947,74 km mit 33 465,01 km Drathleitungen, von denen 23 152,75 km auf den Staatstelegraphen und 10 312,36 auf Bahntelegraphen entfallen. Der Aufwand für Herstellung derselben beziffert sich bis Ende 1877 auf 7 552 089 Die Zahl der abgesendeten, angekommenen und transitirten Telegramme belief sich auf 1 976 458 (davon 900 288 interne) gegen 1 900 216 (davon 883 933 interne) in 1876. Im Be⸗ triebe standen 993 Telegraphenstationen, darunter 967 Staats⸗ stationen, auf welchen 16 Hughes⸗, 10 Duplex⸗, 1234 Morse⸗ und 489 Zeigerapparate im Betriebe waren. Die Einnahmen des Jahres 1877 betrugen 1 070 973 ℳ, die Ausgaben 1 046 943 ℳ, so daß sich ein Ueberschuß von 24 030 oder 0,43 % des Aufwands für das Staats⸗Telegraphennetz (5 584 904 ℳ) ergiebt. Den Lud⸗ wigskanal befuhren 2269 Schiffe (davon 1318 beladene und 1346 Flösse); von ersteren bewegten sich 1107 (davon 884 beladene) in der Richtung nach dem Maine, 1162 (davon 434 beladene) in der Richtung nach der Donau. Zur Verschiffung kamen in der Richtung nach dem Maine 1 634 367 Ctr. (gegen 1876 431 805 Ctr.), in der Richtung nach der Donau 412 899 Ctr. (— 6212 Ctr.). Die Ein⸗ nahmen in 1877 betrugen 132 008 ℳ, die Ausgaben dagegen 314 177 Das Betriebsmaterial der Bodensee⸗Dampfschiffahrt bestand in 5 Dampfbooten, 4 Schleppkähnen, 3 Trajektkähnen, 1 Trajekt⸗ dampffähre und 1 Schleppkahn beide gemeinschaftlich mit der Nordostbahn) Im Trajektverkehr zwischen Lindau⸗Romanshorn wurden 36 194 Wagen mit einem Gewichtsquantum von 173 842 830 kg befördert. Der Verkehr mittelst der Dampf⸗ und Schlevppschiffe war in 1877 folgender: 77 677 Personen, 144 380 kg Gepäck, 276 593 340 kg Güter, 2 Fahrzeuge und 1756 Thiere. Während der Personenverkehr gegen 1876 eine Abnahme nachweist, hat sich da⸗ gegen der Güterrerkehr wesentlich erhöht. Die Gesammteinnahmen beliefen sich auf 501 695 ℳ, die Ausgaben auf 364 167 ℳ, somit Reinertrag für 1877 137 528

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Allgemeine Deutsche Eisenbahn⸗Güter⸗ tarif nach Taxquadraten (an Stelle einer gesetzlichen Regelung des Eisenbahntarifwesens). Eine Skizze von Ad. Scholtz, Mit⸗ glied der Thüringischen Eisenbahndirektion, Königlich preußischer Ober⸗Güterverwalter a. D. Berlin W. 1879. Carl Heymanns Ver⸗ lag. (Preis 1 ℳ) Der Verfasser tritt in dieser Broschüre der Frage, einen allgemeinen deutschen Eisenbahn⸗Gütertarifs nach Tax⸗ quadraten beziehungsweise nach Analogie der Posttax⸗Grundsätze zu konstruiren und zur Durchführung zu bringen, näher; er erachtet die Idee als eine praktisch ausführbare und behandelt dieselbe in der Weise, daß er zunächst die Ausführung auf der Basis von Tax⸗ quadraten schildert und dann die zu berücksichtig nden thatsächlichen Eisenbahnzustände damit in Vergleich stellt, beziehungsweise die er⸗ forderlichen Modifikationen derselben andeutet.

Im Verlage von Justus Perthes in Gotha erschien soeben eine umfassende statistische Arbeit: „Edelmetall⸗Produktion und Werthverhältniß zwischen Gold und Silber seit der Entdeckung Amerikas bis zur Gegenwart“ von Dr. Adolf Soetbeer. Der Verfasser, dem über diesen Gegenstand schon aus früheren Jahren mehrere werthvolle Veröffentlichungen zu danken sind („Das Gold“, eine seschcate che und wirthschaftliche Skizze; „Produktion der Edelmetalle während der Jahre 1849 1863“; „Zur Kritik der bisherigen Schätzungen der Edelmetall⸗Produktion“; „Die Werthrelation der Edelmetalle“, eine wirthschaftliche Skizze), hat es diesmal unternommen, das gesammte literarisch vorliegende Material statistischer Arbeiten über die Edelmetalle zu sichten und, gestützt auf eigene umfängliche Studien, eine neue sorgfälttge und möglichst genaue Statistik der Edelmetalle zu schaffen. inleitend weist der Ver⸗ fasser auf die Schwierigkeit solcher Untersuchungen hin, für die na⸗ mentlich in früheren S“ fast jeglicher gesicherte Anhalt fehlt, giebt aber andererseits zu erwägen, daß die große Wichtigkeit des Gegenstandes Grund genug ist, sich mit möglichst genauen Er⸗ mittelungen über Produktion und Konsumtion der Edelmetalle zu⸗ frieden zu geben. In einer chronologischen Darstellung der bisherigen