General Martinez de Campos hatte kaum die Ha⸗ vannah verlassen, als auch schon einige Briganten die Fahne des Aufruhrs wieder aufpflanzten und sich in kleinen Haufen von Neuem dem altgewohnten Geschäfte der Plünderung hin⸗ gaben, wodurch die landwirthschaftlichen und Handels⸗Opera⸗ tionen nicht wenig gestört werden. Man sieht daher mit be⸗ greiflicher Ungeduld der Ankunft des Generals Blanco ent⸗ gegen, von welchem viel erwartet wird.
Bei den Deputirten⸗ und Senatorenwahlen wird die kon⸗ servative Partei den Sieg über die sogenannte liberale Partei davon tragen.
Die Munizivalität der Stadt hat den Beschluß gefaßt, in ihrem Sitzungssaale die Porträts der Generale Don Joaquin de Jovellar und D. Arsenio Martinez de Campos anzubringen, in Anerkennung der Dienste, welche sie der Insel geleistet haben. Gleichzeitig hat diese Korporation dem General Jovellar eine große massive Goldplatte überschickt; dieselbe ist mit den schönsten Reliefs verziert und trägt eine Inschrift, welche den Dankgefühlen der Korporation für die hervor⸗ ragenden Dienste des ehemaligen General⸗Gouverneurs Aus⸗ druck verleiht.
Italien. Rom, 26. März. (W. T. B.) Die De⸗ putirtenkammer beendigte heute die Generaldebatte über das Einnahmebudget. Der Finanz⸗Minister erklärte: das Budget weise einen Ueberschuß von 41 Millionen auf, von welchen nach Abzug der nicht einzubringenden Summen und der neuen Ausgaben 14 600 000 Lires zur Verfügung bleiben würden. Der Minister hob hervor, man dürfe nicht glauben, daß man für die Eisenbahnbauten mit den gewöhn⸗ lichen Mitteln ausreichen würde, es würden vielmehr noch andere Mittel zu ergreifen sein. Der Minister konstatirte ferner das fortdauernde Steigen mehrerer Einnahmeposten und sprach die Hoffnung aus, daß eine weitere Erhöhung der Einnahmen eintreten werde durch Einführung einiger neuen Steuern, sowie durch eine Reorganisation der bestehenden Steuern, insbesondere durch Umwandelung der Octrois; auf diese Weise werde es möglich sein, die neuen Ausgaben zu decken. Das Kabinet habe den festen Willen, sein Finanz⸗ programm aufrecht zu erhalten. (Zustimmung.) — Der Minister der öffentlichen Arbeiten legte einen Gesetzentwurf vor, durch welchen der zu Bern am 12. März mit Deutsch land und der Schweiz abgeschlossene Additionalvertrag, betreffend den Bau der St. Gotthardbahn, geneh⸗ migt wird.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. März. (Journ. de St. Pét.) Der zum französischen Botschafter am hiesigen Kaiserlichen Hofe ernannte General Chanzy ist gestern Mittag hier eingetroffen. — Wie die „Ag. int.“ meldet, ist der General Todleben mit seinem Generalstabe am Sonn⸗ tag um 2 Uhr Nachmittag, von Varna kommend, an Bord des Dampfers „Constantin“ im Hafen von Odessa ange⸗ kommen und bei seiner Landung unter den Hochrufen der Menge von dem Kommandanten, dem Präfekten der Stadt, den Generalen und Offizieren der Garnison, sowie den städtischen Behörden empfangen worden. — Ein Telegramm des „Regierungsboten“ meldet, daß die Leiche des Feld⸗ marschalls Fürsten Barjatinskij am 23. in Minsk ein⸗ getroffen und von der Geistlichkeit und dem Militär mit den gebührenden Ehren empfangen worden ist.
— Die Ausschiffung der vom Kriegsschauplatze zurückkehrenden Truppen geht, wie die „Od. Ztg.“ vom 18. März schreibt, ununterbrochen vor sich. So kamen Anfangs verflossener Woche im hiesigen Hafen 5 Dampfboote, „Peters⸗ burg“, „Moskau“, „Gunib“, „Bug“ und der englische Dampfer „Castell“, mit Truppen an. Auf ihnen befanden sich 63 Stabs⸗ und Oberoffiziere und 4130 Soldaten. Das Dampfboot „Peters⸗ burg“ allein brachte davon 860 Mann Kranke und in der Genesung Begriffene, 200 gemiethete Arbeiter und 200 Pferde.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Wien, Donnerstag, 27. März, Nachmittags. Das Herren⸗ haus hat den Gesetzentwurf, betreffend die Begebung von 100 Millionen Goldrente, angenommen. Die vom Grafen Leo Thun gegen den Gesetzentwurf gerichteten Angriffe waren vom Minister⸗Präsidenten von Stremayr energisch zurück⸗ gewiesen worden.
Bern, Donnerstag, 27. März. Der Nationalrath nahm heute nach zweitägiger Debatte in namentlicher Abstimmung mit 65 gegen 62 Stimmen den Antrag Burckhardts (Basel) auf Ablehnung jeder Revision des Artikels 65 der Verfassung an. Der Nationalrath hat somit den vom Ständerath ge⸗ faßten Beschluß auf Wiedereinsührung der Todesstrafe ab⸗ gelehnt.
Rom, Donnerstag, 27. März. In Folge der am Sonn⸗ tag zu Mailand stattgefundenen Ruhestörungen hat die dortige Gerichtsbehörde die Auflösung des Vereins der republikanischen Brüderschaft verfügt.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
MNiach dem soeben erschienenen Mitgliederverzeichniß der Fraktionen im Reicchstage stellt sich das Stärkeverhältniß (am 22. März) folgendermaßen: Die Fraechon der Deutsch⸗ Konservativen zählte 57 Mitglieder, die Fraktion der deutschen Reichspartei 51 Mitglieder und 6 Hospitanten (die Minister Dr. Falk und Dr. Friedenthal, der Botschafter Fürst Hohen⸗ lohe⸗Schillingsfürst und die Abgg. von Bethmann⸗Hollweg⸗Runowo, Dietze⸗Pommssen und von König), die Fraktion der Nationalliberalen 101 Mitglieder, die der deutschen Fortschrittspartei 22 Mitglie⸗ und 2 Hospitanten (die Abgg. Dr. Meyer (Schleswig] ad Wulfshein). Die Fraktion des Centrums zählt 93. Mitglieder und als Hospitanten die 9 hannoverschen Parti⸗ kularisten: von Adelebsen, von Alten⸗Linden, Baron von Arnswaldt, Graf von Bernstorff, Dr. Brüel, Graf Grote, von Lenthe, von Müller (Osnabrück) und Dr. Nieper. Die Fraktion der Polen ist 4 Mitglieder stark, die Sezialdemokraten zählen 9 Mitglieder. Keiner Fraktion haben sich angeschlossen 30 Abgeordnete, nämlich Berger, Dr. Beseler, von Bockum⸗Dolffs, von Bühler (Oehringen), Dr. Delbrück, Dr. von Feder, Dr. von Forckenbeck, Dr. Groß, Haerle, Kopfer, Krüger (Hadersleben), Dr. Löwe, von Ludwig, Sonnemann, Dr. Wiggers (Güftrow) und die 15 elsaß⸗lothringischen Abgeordneten: Bezanson, Dollfus, Germain, Grad, Guerber, Heckmann⸗Stintzy, Jaunez, Kablé, Lorette, North, Dr. Rack, Schmitt⸗Batiston, Schnee⸗ gans, Dr. Simonis und Winterer. Drei Mandate waren erledigt: Ost⸗ und Westpriegnitz (inzwischen ist Hr. von Jagow⸗Rühstädt ge⸗ wählt worden), Kottbus⸗Spremberg und Celle. 6
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der Rittergutsbesitzer v. Chlapowski, Senior des Herren⸗ hauses, ist, wie „W. T. B.“ aus Kosten, 27. März, meldet, in der vergangenen Nacht auf seinem Gute Zureni gestorben. Derselbe war am 26. Mai 1789 zu Turew geboren und auf Präsentation des Verbandes des alten und befestigten Grundbesitzes im Landschafte⸗ bezirk Fraustadt durch Alerböchsten Erlaß vom 27. November 1854 auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen. — Auch der Senior des Hauses der Abgeordneten, F. L. Weüsthoff, ist 83 Jahre alt, in Harburg am 24. d. M. gestorben. Derselbe hat seit dem Jahre 1870 den 29. hannoverschen Wahlbezirk (Harburg) im Ab⸗ veeanenn vertreten und der nationalliberalen Fraktion an⸗
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
—
Am 24. d. M. starb zu Hannovbver nach längerem Kranken⸗ lager der hervorragende Technologe Karl Karmarsch. Karmarsch, Geheimer Regierungs⸗Rath, Dr. phil., war 1803 in Wien geboren. Erst vor einigen Jahren zwang ihn eine zunehmende Schwäche der Augen, das Direktorat der polytechnischen Schule zu Hannover niederzulegen. Seitdem beschränkte sich seine öffentliche Thätigkeit auf Fortführung seiner Aemter als Vize⸗Präsident der Direktion des Gewerbevereins für Hannover und als Mitglied der deutschen Normal⸗Eichungs⸗ kommission. Unter vielen anderen von ihm verfaßten Schriften zeichnen sich aus: das bereits in 5. Auflage erschienene „Handbuch der mechanischen Technologie“, das in 3. Auflage verbreitete „Tech⸗ nische Wörterbuch“ und die im Jahre 1872 erschienene „Geschichte der Technologie“.
— Das neue Universitätsgebäude in Marburg soll Ende Mai feierlich eingeweiht werden.
St. Petersburg, 22. März. (St. Pet. Herold.) In der am 19. März abgehaltenen Monatssitzung der Geographischen Gesellschaft benachrichtigte der Sekretär die Versamm⸗ lung von dem Stande der Arbeiten der Expedition des Baron Aminow, von der Erforschung der Wasserscheide des Obi und des Jenissej und von der gegenwärtigen Aus⸗ rüstung neuer Expeditionen. Im Laufe dieses Monats wird die Expedition aufbrechen, welche vom Ministerium der Wegekommuni⸗ kation ausgerüstet wird, um den Durchbruch des Amu⸗Darja zu erforschen. Ferner beabsichtigt die Gesellschaft, an einer Expedition, die Hr. A. M. Ssibirjakow ausrüstet, sich zu betheiligen. Hr. Ssibirjakow begiebt sich, besorgt um das Schicksal Nordenstkjölds, in den nördlichen Ozean, um die „Bega“ aufzusuchen und ihr Hülfe zu bringen. Falls dies gelingt, will er die Fahrt bis zu den Mün⸗ dungen der Lena fortsetzen und dann erst nach Europa zurückkehren. In derselben Versammlung gab Hr. A. J. Wojeikow einen kurzen Bericht über seine im Jahre 1874 unternommene amerikanische Reise.
Gewerbe und Handel.
Dem Verwaltungsberichte der Reichsbank für das Jahr 1878 sind folgende Mittheilungen entnommen: Der Gesammtumsatz der Reichsbank in wirklich ausgeführten Geschäften hat im Jahre 1878 betragen 44 254 713 700 ℳ gegen 47 541 619 800 ℳ in 1877. Der Bankzinsfuß berechnet sich im Durchschnitt des ganzen Jahres 1878 auf 4,34 % für Wechsel und 5,34 % für das Lombard. — An Banknoten sind durchschnittlich 622 642 000 ℳ im Um⸗ lauf und mit 79,35 % durch Metall gedeckt gewesen. Die Grund⸗ stücke hatten am 31. Dezember 1878 einen Buchwerth von 17 704 600 ℳ Der Reservefonds beläuft sich auf 15 223 709 ℳ An Wechseln wurden gekauft oder zur Einziehung übernommen 2 380 309 Stück über rund 3 405 266 000 ℳ Von den am 31. Dezember 1878 im Bestand gewesenen Diskonto⸗ und Remessenwechseln waren fällig: binnen 15 Tagen 147 215 050 ℳ, binnen 30 Tagen 63 81 430 ℳ, binnen 60 Tagen 89 582 770 ℳ, binnen 90 Tagen 57 265 870 ℳ An Lombard⸗Darlehnen wurden 525 750 700 ℳ ertheilt. Am Schlusse des Jahres 1878 blieben 5650 Darlehne mit 66 247 970 ℳ ausgeliehen. Die durch⸗ schnittliche Wechsel⸗ und Lombard⸗Anlage betrug 387 990 000 ℳ Im Giro⸗Verkehr wurden mit Einschluß des aus dem Jahre 1877 verbliebenen Guthabens von rund 107 Millionen Mark theils durch Baarzahlung, theils durch Uebertragung vereinnahmt, rund 13 752 Millionen Mark, verausgabt rund 13 646 Millionen Mark. Der Rest von rund 106 Millionen Mark nebst ca. 18 Mill. Mark schwebender Uebertragungen verblieb als Guthaben am 31. Dezember 1878. Bei dem Komptoir für Werthpapiere waren am Schluß des Jahres 1878 Effekten im Nominalwerth von 688 504 505 ℳ in 2084 verschiedenen Gattungen d.ponirt. Bei 899 771 Stück der Werthpapi re war dem Komptoir die Kontrole über die Verloosung übertragen. An Zinsen bezw. Dividenden von den deponirten Effek⸗ ten wurden im Laufe des Jahres 23 810 431 ℳ eingezogen.
Der Bruttogewinn für 1878 hat betragen 18 553 695 ℳ; davon gehen ab: 1) die Verwaltungskosten mit 5 438 830 ℳ, 2) die Depositenzinsen mit 274 672 ℳ, 3) für Banknoten⸗Anfertigung 183 836 ℳ, 4) die an den preußischen Staat gemäß §. 6 des Ver⸗ trages vom 17./18. Mai 1875 gezahlten 1 865 730 ℳ, im Ganzen 7763 068 ℳ, so daß ein Reingewinn von 10 790 626 ℳ verbleibt. Von letzterem erhalten: 1) die An⸗ theilseigner 4 ½ % von 120 000 000 ℳ = 5 400 000 ℳ, 2) der Reservefonds 20 % von 5 390 626 ℳ = 1 078 125 ℳ, und vom Ueberreste von 4 312 501 ℳ die Reichskasse 2 156 250 ℳ, die Antheilseigner 2 156 250 ℳ — Dem Eewinnantheile der An⸗ theilseigner von 2 156 250 ℳ tritt hinzu der ultimo 1877 unver⸗ theilt gebliebene Rest von 4185 ℳ, giebt zusammen 2 160 436 ℳ Auf jeden Antheilschein der Reichsbank sind hiernach als Rest⸗Divi⸗ dende 54 ℳ, auf sämmtliche 40 000 Antheile also 2 160 000 ℳ zu zahlen. Die übrigen 436 ℳ bleiben der späteren Berechnung vorbehalten. Die Antheilseigner erhalten demgemäß pro 1878 für jeden Antheil von 3000 ℳ im Ganzen einen Ertrag von 6 8810 %.
— Nach dem Abschlusse der Union, Aktiengesellschaft für See⸗ und Flußversicherungen in Stettin, für 1878 bestanden die Gesammteinnahmen in 376 312 ℳ, die Gesammtaus⸗ gaben in 279 191 ℳ, so daß ein Ueberschuß von 97 121 ℳ gegen 98 000 ℳ im Vorjahre verblieb. Derselbe wird verwandt mit 7121 ℳ zu Tantièmen, mit 9000 ℳ als Beitrag zum Reservefonds und mit 81 000 ℳ zur Dividende von 18 % oder 27 ℳ pro Aktie. Der Reservefonds beläuft sich jetzt auf 354 333 ℳ
Amsterdam, 26. März. (W. T. B.) Bei der heute hier abgehaltenen Zinnauktion wurden für Bancazinn 41 ¼ — 42 ½ Fl. bezahlt. Der Durchschnittspreis stellte sich auf 42 Fl. Es wurde Alles verkauft.
Berlin, den 27. März 1879.
Die Berliner Beamtenvereinigung, ein Spar⸗ und Darlehnskassenverein, der zugleich für Berlin als das Organ des Preußischen Beamtenvereins zu Hannover fungirt, hielt am 20. d. M. in Beckers Bierhallen ihre erste ordentliche Generalversammlung ab. Dem Jahresberichte des Vorsitzenden, Geheimen Regierungs⸗Rath Bosse (W., Lützowplatz 3, von welchem auch das Statut und nähere Auskunft über den Verein zu erlangen ist) entnehmen wir nachstehende Mittheilungen. Seit 1. März 1878 ist die Zahl der Mitglieder von 51 bis auf 268 gestiegen. Darunter befinden sich vortragende Räthe der Ministerien, Richter, Gymnasial⸗ und Realschullehrer, b..1g Magistratsbeamte, Bauinspektoren, Eisenbahn⸗ und Steuerbeamte, Bureau und Kassenbeamte der Ministerien und anderer Behörden, kurz Beamte aller Klassen. An jährlichen, regelmäßigen Sparein⸗
lagen zahlen 63 Mitglieder: 12 ℳ, 1 Mitglied 16 ℳ, 37: 20 ℳ, 11, 24 ℳ, 18: 36 ℳ, 73: 40 ℳ, 1: 48 ℳ, 28: 60 ℳ, 2: 72 ℳ:
7: 100 ℳ, 9: 120 ℳ, 1: 200 ℳ, 2: 240 ℳ, zusammen 268 Mit⸗ glieder jährlich 10 876 ℳ, ungerechnet die außerordentlichen, über Vom März bis Ende des Jahres 1878 betrugen die Aktiva des Vereins 7754,25 ℳ, zur Zeit der Generalversammlung bereits 11 750 ℳ Diese Ersparniß läßt sich ausschlieslich auf die Anregung des Vereinz zurückführen; ohne diesen würden diese Spareinlagen verzettelt und
diese Sätze zum Theil weit hinausgehenden Spareinlagen.
wenigstens größtentheils auch wohl ganz verzehrt worden sein. Der Zinsengewinn für 1878 betrug rund 6 %. Die Generalversamm⸗ lung beschloß indessen, jedem Mitgliede nur 5 % der Einlagen gut⸗ zuschreiben. trägt. Betrage von 100, 540, 300, 300 und 200 ℳ, sämmtlich zu 6 % Zinsen und unter den bequemsten Rückzahlungsbedingungen. — Auch für die geistige Anregung der Mitglieder hat die Berliner Beamten⸗ vereinigung zu sorgen getrachtet, und zwar durch eine Reihe von Vor⸗ trägen, welche in den regelmäßigen Monatsversammlungen gehalten worden sind. Wir heben von diesen Vorträgen folgende hervor Ueber Gymnasial⸗ und Realschulbildung mit besonderer Rücksicht auf die zweckmäßigste Schulvorbildung für Beamte; über Ernst Moritz Arndt, ein Zeit⸗ und Lebensbild; über die Bedeutung der Frau im häuslichen, wirthschaftlichen und Berufsleben des Beamten; üͤber eine Reise durch Oberösterreich, Tirol und Oberitalien; über den Luxus, namentlich in seiner Bedeutung für den Beamtenstand; über Maß⸗ und Gewichtswesen; über den deutschen Orden in Preu⸗ ßen; über die Fehmgerichte. Themata stehen für die nächsten Versammlungen in Aussicht. — Die Generalversammlung erklärte sich mit den Vorlagen des Vorstan⸗ des im Wesentlichen einverstanden und beschloß dann eine Reihe von Statutenänderungen mehr formaler Natur. Auf Grund derselben, welche sich dem vom Königlichen Ministerium des Innern aufgestellten Normalstatut anschließen, soll demnächst die Verleihung von Korpo⸗ rationsrechten für die Berliner Beamtenvereinigung erbeten werden. Es wurde der dringende Wunsch ausgesprochen, daß sich dem Verein immer noch zahlreichere Berliner Beamte aller Kategorien anschließen mögen, einestheils um die materiellen Vortheile, die der Verein
bietet, in immer weitere Kreise zu leiten, anderntheils um die tiefere,
ideale Grundlage dieser Vereinigung, den Geist der Ehrenhaftigkeit, ve Wohlanständigkeit und Selbstzucht im Beamtenstande zu pflegen.
Die diesjährigen Vorlesungen des Wissenschaftlichen Vereins wird der Universitäts⸗Professor Dr. Gosche aus Halle am Sonnabend, Nachmittags 5 Uhr, mit einem Vortraz über „Zi⸗ geuner als Typus in Dichtung und Kunst“ beschließen.
Die Saison der Besteigung des Rathhausthurmes, welche jedesmal am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers eröffnet wird, hat auch in diesem Jahre am 22. März ihren Anfang genommen. Die Besteigung des Thurmes ist gegen eine Abgabe von 50 ₰ ge⸗ stattet, und fällt die hieraus erzielte Einnahme einem wohlthätigen Zwecke zu.
Im Concerthause kam gestern eine „symphonische Dichtung von Moritz Moszkowsky, betitelt „Jeanne d'Arc“, zur ersten Auf⸗ führung und hatte einen außerordentlich glänzenden Erfolg. Der jugend⸗ liche Komponist mußte am Schluß der Aufführung sich auf lautes Ver⸗ langen dem Publikum zeigen, eine Ehre, welcher in diesen Concerten sich kaum irgend ein Vorgänger rühmen durfte; freilich hatte der zahl⸗ reiche Freundeskreis wohl ein nicht geringes Kontingent zu den Be⸗ suchern gestellt. Was das Werk selbst betrifft, so zeugt es zwar von sehr fleißigem Partiturstudium, aber so übergewissenhaftem, daß man auf Schritt und Tritt Reminiszenzen begegnet. Wenn diese den brillantesten Werken der vorgeschrittensten Instrumental⸗Komponisten: Meyerbeer, Lißt, Wagner, Raff entlehnt sind, so zeugt dies zwar von richtiger Erkenntniß, aber was daraus gemacht worden, st doch nur eine Kompilation, ein verschwommenes Konglomerat von
Orchestereffekten zum Theil raffinirt⸗sublimer, zum Theil so kolossal⸗
überwuchtiger Art (wie im Finale des letzten Satzes), daß die beab⸗ sichtigte Wirkung sich selbst todt macht. Dazwischen treten auch andererseits wieder weichlich triviale und klaviervirtuosenhafte Stellen auf. Als „Dichtung“ betrachtet, ist die Komposition vollends verfehlt, denn der einzige Satz, der einen tonmalerischen Charakter trägt, ist von den vieren, aus welchen das Werk besteht, der vorletzte: der schon in der Einleitung lebhaft an den Prophetenmarsch von Meverbeer und weiterhin deutlichst an den Kaisermarsch von Wagner erinnert, sich also als Krönungsmarsch zu erkennen giebt. Unbegreiflich muß es dagegen jedem Hörer erscheinen, daß der Kom⸗ ponist das pastorale, das kriegerische, das religiöse Element so gar nicht zum Ausdruck gebracht hat, und wie leicht wäre es mit den aufgewandten Mitteln gewesen, daraus die über⸗ zeugendsten, lebendigsten Farben für das Tongemälde zu mischen! Zum Tondichter fehlt dem Komponisten so gut wie Alles: was er bietet ist gut gesichtetes, aber falsch und überschwäng⸗ lich angewandtes Rohmaterial. Nach dieser Erstlingsleistung aber wird man, wenn er sich maßvollerer charakteristischerer Behandlung be⸗ fleißigt, noch manches Tüchtige erwarten dürfen, wofern der seohr wohlfeil errungene Succeß ihn nicht irre macht.
Am meisten Dank schuldet der Komponist Hrn. Hof⸗Musikdirektor Bilse und seiner ausgezeichneten Kapelle, welche sich die präcise Exekution des überaus schwierigen Werkes mit gewohntem Eifer angelegen sein ließ. Der Bereitwilligkeit und Uneigennützigkeit aber, mit welcher Hr. Bilse die Einstudirung derartiger Werke jüngerer Komponisten zu übernehmen pflegt, um damit die Kreise der Kunst⸗ freunde bekannt zu machen, gebührt auch von Seiten dieser ganz be⸗ sondere Anerkennung.
Die Lappländer⸗Gesellschaft des Zoologischen Gartens wird am kommenden Dienstag nach Dresden abreisen und nach kurzem Aufenthalte in der sächsischen Residenz die Heim⸗ reise über Hamburg nach Hammerfest antreten. Hr. Hagenbeck hat indessen bereits für einen Ersatz gesorgt, der bei allen Freunden der Anthropologie das höchste Interesse erregen dürfte. Es ist ihm näm⸗ lich gelungen, eine Gesellschaft Feuerländer zu einer Rund⸗ reise durch Europa zu engagiren, und er hegt die Hoffnung, bereits in einigen Wochen diese Bewohner des südlichsten Theiles von Amerika den Berlinern vorführen zu können.
Hr. Direktor Bodinus hat in Marseille ein Nilpserd angekaust, welches er in diesen Tagen von dort mitgebracht hat. So besitzt denn unser zoologischer Garten auch ein Pärchen von diesen seltsamen pachydermen Geschöpfen. Der neue Ankömmling wurde vor Kurzem vom Vize⸗König von Egypten an den Jardin d'Acclima⸗ tisation nach Paris verkauft, von diesem einstweilen in Marseille belassen und an unsern Garten wieder verkauft; er repräsentirt jetzt einen Werth von etwa 20 000 ℳ Das etwa 4 bis 5 Jahre alte Thier befindet sich äußerst munter und hat sofort mit Wohlbehagen von dem ihm angewiesenen Wasserbassin Besitz genommen. Hr. Direktor Bodinus, welcher den Transport des neuen Nilpferds als den schwierigsten und mühseligsten, den er jemals in seinem Leben geleitet hat, bezeichnet, hat außerdem eine sehr schöne weibliche Säbel⸗Antilope, sowie einige seltene Fasanen und Nicobartauben mitgebracht.
Redacteur: J. V.: Riedel.
n; “ Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
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Der Rest floß in den Reservefonds, welcher 419 ℳ be⸗ Darlehne an Vereinsmitglieder sind gewährt worden zum
Andere Vorträge über gleich interessante
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sschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußis
Erste Beilage
1
en Staats⸗An
Berlin, Donnerstag, den 27. März
—g—
3 ½ % iges Anlehen der vormals Freien Stadt Frank⸗ furt a./M. von 5 000 000 Fl. Vom 12. Mai 1846.
Bei der am 11. d. Mts. stattgefundenen 26. Verloosung des Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a./M. vom 12. Mai 1846 wurden nachverzeichnete Nummern gezogen.
A. Zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1879.
Litt. E. à 1000 Fl. = 1714 ℳ 29 ₰ Nr. 62 134 192 211 216 354 414 475 539 575 636 723 742 1043 1050 1098 1234 1302 1320 1371 1430 1662 1727 und 1737, 24 Stck. über 24 000 Fl. oder 41 142 ℳ 96 ₰.
Litt. E. à 500 Fl. = 857 ℳ 14 ₰ Nr. 1802 1808 1910 1952 2054 2098 2231 2377 2381 2495 2509 2545 2608 2689 und 2790, 15 Stck. über 7500 Fl. oder 12 857 ℳ 10 ₰.
Litt. E. à 300 Fl. = 514 ℳ 29 ₰ Nr. 2818 2861 2897 2923 2989 2996 3015 3083 3085 und 3092, 10 Stck. über 3000 Fl. oder 5142 ℳ 90 ₰.
Litt. E. à 100 Fl. = 171 ℳ 43 ₰ Nr. 3354 3463 3498 3523 3572 3633 3713 und 3783, 8 Stck. über 800 Fl. oder 1371 ℳ
44 ₰. Litt. E. Summa: 57 Stck. über 35 300 Fl. oder 60 514 ℳ 40 ₰.
B. Zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1880.
Litt. F. à 1000 Fl. = 1714 ℳ 29 ₰ Nr. 25 52 68 229 263 342 352 382 519 541 572 595 766 832 1010 1060 1265 1274 1316 1546 1585 1618 1707 und 1758, 24 Stck. über 24 000 Fl. oder 41 142 ℳ 96 ₰. 8
Litt. F. à 500 Fl. = 857 ℳ 14 ₰ Nr. 1952 2144 2154 2175 2216 2217 2230 2402 2406 2447 2449 2562 2646 2752 und 2761, 15 Stck. über 7500 Fl. oder 12 857 ℳ 10 ₰.
Litt. F. à 300 Fl. = 514 ℳ 29 ₰ Nr. 2807 2860 2946 3117 3133 3159 3166 3182 3262 und 3282, 10 Stck. über 3000 Fl. oder 5142 ℳ 90 ₰.
Litt. F. à 100 Fl. = 171 ℳ 43 ₰ Nr. 3377 3491 3513 3610 3651 3665 und 3690, 7 Stck. über 700 Fl. oder 1200 ℳ 01 ₰.
Litt. F. Summa: 56 Stck. über 35 200 Fl. oder 60 342 ℳ 97 ₰.
Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Ver⸗ zinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermine stattfindet, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der Kö⸗ niglichen Staatsschulden⸗Tilgungskasse in Berlin, sowie bei jeder Königlichen Regierungs⸗und Bezirks⸗Hauptkasse gegen Rückgabe der Obligationen mit den dazu gehörigen, nicht ver⸗ fallenen Zinscoupons und der Taloas, und zwar bei den Obligationen Litt. E. mit den Coupors Ser. I. Nr. 4 bis 8 und bei den Obli⸗ Litt. F. mit den Coupons Ser. I. Nr. 5 bis 8 erheben önnen.
Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugeben⸗ den Zinscoupons wird von dem Kapitalbetrage zurückbehalten. .
Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen nicht bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., oder bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons vierzehn Tage vor dem Verfalltermine bei diesen Kassen einzureichen, von welchen dieselben vor deren Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung
einzusenden sind.
Restanten aus der: Litt. E. Nr. 3798. Litt. F. Nr. 1818.
23. Verloosung. Litt. F. Nr. 139 244 2111 und 3794.
24. Verloosung. Litt. E. Nr. 102 1456 1847 2898 2913 3182 3226 und 3532, Litt. F. Nr. 613 870 1371 2536 2617 3090 3176 3244 3529 und 3645. 1“ .
25. Verloosung. Litt E. Nr. 1008 1166 1788 1983 2877 2731 2890 3026 3071 3455 3767 und 3781, Litt. F. Nr. 67 209 408 731 903 1129 1763 2159 2178 2923 3035 3109 3543 3564 und 3692.
Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. I
Wiesbaden, den 17. März 18709.
Der Regierungs⸗Präsident. v. Wurmb.
17 Verloosung. 22. Verloosung.
Nr. 12 des „Central⸗Blatts für das Deutsch Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichs⸗Goldmünzen; Goldankäufe der Reichsbank; — Status der deutschen Notenbanken Ende Februar 1879. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Uebersicht über Rübenzuckersteuer, sowie Zucker⸗Ein⸗ und Ausfuhr für Februar 1879; — Abberufung eines Stationskontroleurs; — Befugniß einer Steuer⸗Einnehmerei; — Marine und Schiffahrt: Erscheinen des 2. Heftes der Entcheidungen des Ober⸗Seeamts und der Seeämter; — Ertheilung eines Flaggen⸗ attestes; — Uebersicht über die Zahl der einregistrirten und der in den Schiffsregistern gelöschten deutschen Kauffahrteischiffe; 8. Finanz⸗ Wesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchs⸗ steuern, sowie vom Spielkartenstempel, bis Ende Februar 1879; — Post⸗ und Telegraphen⸗Wesen: Postordnung vom 8. März 1879; Betrag des Portos im Umfange des Weltpostvereins; — Postkarten mit Antwort im Verkehr des Weltpostvereins; — Telegraphischer Verkehr mit Oesterreich Ungarn; — Einheitsporto für Zeitungen an Personen der Besatzungen deutscher Kriegsschiffe im Auslande; — Eisenbahnwesen: Eröffnung der Station Wehrden für den Eilstück⸗ und Stückgutverkehr. — Konsulatwesen: Ernennungen. 8
— Nr. 21 des „Amtsblatts der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ enthält: Versügungen: Vom 16. März 1879: Sicherstellung und Prüfung der rechtzeitigen Ab⸗ lieferung und Vereinnahmung der eingezogenen Postauftrags⸗ und Postnachnahme⸗Beträge. — Vom 13. März 1879: Fertigung mongt⸗ licher Kassenabschlüsse bei den Post⸗Agenturen. — Vom 18. März 1879: Erleichterungen beim Abschluß von Lebensversicherungen für Beamte und Unterbeamte der Post⸗ und Telegraphenverwaltung. — Vom 18. März 1879: Aenderung der Druckformulare im Vereins⸗ verkehr.
— „Centralblatt für die gesammte Unterrichts⸗ Verwaltung in Preußen.“ Inhaltsverzeichniß des Februar⸗ und Märzheftes. Aus den Verhandlungen der 13. Legislaturperiode des preußischen Landtages. I. Rede des Herrn Ministers der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Falk im Hause der Abgeordneten am 15. Januar 1879 (gelegentlich der zweiten Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats pro 1879/80). II. Rede des Herrn Ministers der
eistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Falk im Herrenhause am 18. ebruar 1879 (gelegentlich der Berathung über eine Petition der Herren Graf von Hagen und Genossen, die Verhältnisse der evan⸗ gelischen Volksschule betreffend). Führung eines Reisejournals Sei⸗ tens der ständigen Kreis⸗Schulinspektoren. Kautionspflicht der Ren⸗ danten von Stiftungsfonds. Verrechnung des Erlöses für alte und entbehrliche Baumaterialien, Geräthe ꝛc. Bestätigung der Rektor⸗ wahlen an den Universitäten zu Kiel und Königsberg. Gesetz, be⸗ treffend die Erwerbung von Grundstücken zum Neubau der gebu
besonder
hülflichen Klinik der Universität zu Berlin. Vom 27. zember 1878. Reglement für das Seminar zur Ausbildung von Studirenden im wissenschaftlichen Rechnen an der Königlichen Univer⸗ sität zu Berlin. Reglement für das Recheuinstitut der Königlichen Sternwarte zu Berlin. Mendelssohn⸗Bartholdy'sche Stipendien, Termine für die Aufforderung zur 8e u. für die Verleihung. Preisausschreiben des Königlich italienischen Venetianischen Instituts der Wissenschaften und Künste. Einheitliche Publikation und buch⸗ händlerische Verbreitung der Protokolle der Direktoren⸗Konferenzen. Maturitäts⸗Aspiranten bezw. Abiturienten i. J. 1878. Frequenz der Gymnasien ꝛc. im Sommer 1878. Betrieb des Gartenbaues an den Seminaren in Pommern. Instruktion über Anstellungsfähigkeit der Schulamtsbewerber und Besetzung der Lehrerstellen im Kreise Her⸗ zogthum Lauenburg. Uebereinkommen mit dem Großherzogthum Sachsen⸗Weimar über gegenseitige Anerkennung von Lehrerinnen⸗ ꝛc. Zeugnissen. Befähigungszeugnisse aus den Turnlehrerinnenprüfungen im Herbste 1878. Termin für die Turnlehrerprüfung i. J. 1879. Termin für die Zeichenlehrerinnenprüfung i. J. 1879. Prüfungs⸗ ordnung für die Handarbeitslehrerinnen in der Rheinprovinz. Zu⸗ ständigkeit bei der Entlassung der Kinder aus der Volksschule. Schul⸗ besuch der Schifferkinder waährend der Winterzeit. Verleihung von Orden und Ehrenzeichen. Personalchronik.
— Nr. 3 des „Ministerial⸗Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Bescheid, die zum Zwecke der Beerdigung eines Verstorbenen aus dem Sterberegister zu ertheilende Bescheinigung betreffend, vom 7. Januar 1879. — Cirkular, die Anstellungsfähigkeit der im Königreich Preußen ausgebildeten Lehre⸗ rinnen an höheren Mädchenschulen und Schulvorsteherinnen, für Stellen im Großherzogthum Sachsen⸗Weimar und umgekehrt, der in diesem Großherzogthume mit Befähigungszeugnissen versehenen Be⸗ werberinnen, in Preußen betreffend, vom 13. Februar 1879. — Cirkular, den Tarif der von preußischen Armenverbänden zu erstattenden Armen⸗ pflegekosten betreffend, vom 8. Februar 1879. — Erlaß, die Ver⸗ öffentlichung von Uebersichten der kommunalen Provinzialverwaltung durch, den Amtsblättern beizufügende Druckexemplare betreffend, vom 6. Januar 1879. — Verfügung, die Entbehrlichkeit der Einholung einer besonderen Genehmigung zur Annahme ausländischer Juden als Gewerksgehülfen ꝛc. betreffend, vom 10. Januar 1879. — Verfügung, die Verpflichtung der jüdischen Mitglieder einer Civilgemeinde zu Kostenbeiträgen für Unterhaltung, bezw. Vergrößerung des Kom⸗ munal⸗Friedhofes betreffend, vom 6. November 1878. — Cirkular, die Grundsätze für die Heranziehung der Versicherungsgesellschaften zur Gemeinde⸗Einkommensteuer betreffend, vom 31. Januar 1879. — Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗ konflikte vom 11. Januar 1879. — Cirkular, die Mitwirkung der Pfarrgeistlichkeit bei Förderung der Zwecke des Gesetzes vom 13. März 1878 wegen Unterbringung verwahrloster Kinder betreffend, vom 8. Februar 1879. — Cirkular, die Bedingungen der Auswanderung nach der Republik Guatemala betreffend, vom 21. Januar 1879. — Cirkular, die Tagegelder⸗ und Reisekostensätze für Dienstreisen der Oberförster in der Eigenschaft als Forstpolizeianwalte betreffend, vom 4. Februar 18790. — Verfügung, die Uaterbringung geistes⸗ kranker Strafgefangenen in Irrenheilanstalten betreffend, vom 2. Februar 1879. — Erlaß, die Ertheilung von Freikarten zum Passiren von Chausseegeld⸗Hebestellen an Beamte der provinzial⸗ ständischen Bauverwaltung betreffend, vom 25. Januar 1879. — Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 1. November 1878: Die Umwandlung einer Gewerkschaft in eine Aktiengesellschaft stellt eine Auflösung der ersteren und die Errichtung der letzteren dar. Die Ueberlassung der Aktien an die bisherigen Gewerke, an Stelle der ihnen als solchen gehörigen Kuxe, ist eine Angabe an Zahlungs⸗ statt und als solche besonders zu versteuern. — Gewerkschaft und Aktiengesellschaft sind verschiedene Rechtssubjekte, auch wenn die physischen Personen dieselben sind. — Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 28. März 1878. Die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde ist lediglich nach ihrem Inhalte, nicht aber nach Umständen zu beurtheilen, welche nicht aus der Urkunde selbst entnommen werden können. Insbesondere fällt die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde nicht deshalb fort, weil der darin beurkundete Vertrag wegen Be⸗ truges anfechtbar ist. — Cirkular, die Notirung der forf 1 berechtigten Jäger der Klasse A. 1. betreffend, vom 15. September 1878. — Bekanntmachung, den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst betreffend, vom 25. September 1878.
Statistische Nachrichten.
Nach den von der Königlich württembergischen evangelischen Ober⸗Kirchenbehörde eingezogenen Berichten über die kirchlichen Trauungen in der evangelischen Kirche Württembergs während der zweiten Hälfte des Jahres 1878 beträgt die Zahl der vor den Standesämtern von Gliedern der evangelischen Kirche ge⸗ schlossenen Ehen in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1878: 1) Ehen zwischen Evangelischen 4246, 2) gemischte Ehen (mit Katho⸗ liken) 332, im Ganzen 4578. Hiervon entfallen auf 48 Diszesen mit Ausschluß des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart und mit Ein⸗ schluß der außerhalb Stuttgarts bestehenden Garnisons⸗ gemeinden: 1) auf 3955 Eheschließungen zwischen Evan⸗ gelischen 3901 kirchliche Trauungen, 2) auf 257 ge⸗ mischte Ehen (mit Katholiken) 240 kirchliche Trauungen, im Ganzen also auf 4212 Eheschließungen, 4141 kirchliche Trauungen. Zweifelhaft blieb, ob die Trauung nachfolgte bei 3 Paaren. Die Trauung unterblieb bei 51 evangelischen und bei 17 gemischten, zusammen bei 68 Paaren. Von den nicht eingesegneten Ehen kommen 1) auf die Ober⸗Amtsstädte bezw. Orte 37 neben 925 Trauungen, 2) auf die übrigen Städte 8 neben 361 Trauungen, 3) auf die weiteren Ge⸗ meinden 23 neben 2855 Trauungen. Der Prozentsatz der nicht kirchlich eingesegneten Ehen beträgt biernach in den Städten 3 ½ %, in ländlichen Gemeinden ½ %, in Stadt⸗ und Landgemeinden zusammen 1 i %. Sieht man von den 3 Eheschließungen ab, bei welchen unentschieden ist, ob die Trauung nachfolgte, so wurden in 21 Diözesen sämmtliche Ehen kirchlich eingesegnet; in 11 Diszesen unterblieb die Trauung nur je in einem, in 9 je in zwei, in 1 in drei, in 3 in vier, in 1 in sechs, in 1 in sieben und in 1 in elf Fällen. Die höchste Zahl nichteinge⸗ segneter Ehen hatte die Stadt Heilbronn mit 9 (neben 56 kirchlichen Trauungen), ihr zunächst stehen Göppingen mit 5 (neben 30 Trauun⸗ gen) und Cannstatt mit 5 (neben 48 Trauungen). — In der Stadt⸗ diözese Stuttgart wurden Ehen geschlossen: 1) zwischen Evan⸗ gelischen 291 und von diesen kirchlich eingesegnet 226; 2) gemischte Ehen (mit Katholiken) 75, davon kirchlich eingesegnet 44. Die Trauung unterblieb nach dem dekanatamtlichen Berichte bei 64 evangelischen und 32 gemischten, zusammen bei 96 Paaren, also bei ca. 26 % sämmtlicher Eheschließungen. Da jedoch bei den Eheschließungen den evangeli⸗ schen Paaren die Sektenangehörigen zugezählt wurden, dagegen der in ihrer Gemeinschaft vorgenommene religiöse Akt in Ermangelung aller Notizen hierüber bei der Zahl der Trauungen nicht beruücksich⸗ tigt werden konnte, so ist der genannte Prozentsatz entschieden zu hoch berechnet. — Im ganzen Königreiche machen die nicht kirchlich eingesegneten Ehen 3 ½ % aus. Bei 16 Eheschließungen außerhalb Stuttgarts lag der Grund der Unterlassung in ganz besonderen Ver⸗ hältnissen; theils lagen kirchliche Trauungshindernisse vor, theils machten stände den Nupturienten die Eheschließung ohne Aufsehen
De⸗- wünschenswerth. Im Uebrigen gehörten fast durchgängig die Paare,
welche die kirchliche Trauung nicht nachsuchten und auch in Stutt⸗ gart der überwiegende Theil derselben der fluktuirenden Arbeiter⸗ bevölkerung an. Eia nicht geringer Theil der außerhalb Stuttgarts nicht kirchlich eingesegneten Ehen betrifft Nichtwürttemberger oder Personen mit ganz vorübergehendem Aufenthalt. Einzelne Paare, welche nicht kirchlich getraut wurden, hatten ihren Aufenthalt in Stuttgart und ließen nur den Civilakt auswärts vornehmen. Neun
Paare, welche in den Jahren 1876 und 1877 sich mit dem Civilakt begnügt hatten, haben in der zweiten Hälfte des Jahres 1878 ihre Ehe noch nachträglich kirchlich einsegnen lassen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ueber die Lage der Land⸗ und Forstwirthsch in Württemberg, speziell im Handelskammerbezirk Stuttgart, im Jahre 1878 entnehmen wir dem Jabresbericht der Handelskammer zu Stuttgart Folgendes: b
Hagel und Ueberschwemmungen waren im Ganzen nicht von Bedeutung, dagegen wurden Maikäfer, Schnecken un Mäuse verderblich. Noch allgemeineren Schaden richteten der Heu⸗ und Sauerwurm, der schwarze Brenner, die Traubenkrankheit, der Rost und der Brand an. Der Hopfen war so schlecht gerathen, daß der Preis schnell von 120 — 100 ℳ auf 70 — 40 ℳ pr. Ctr., später gar auf 12 ℳ fiel; der Hopfenbau ist deshalb auch er⸗ heblich eingeschränkt worden. Obst ist im Allgemeinen reich⸗ lich geerntet, z. B. im Bezirk Kirchheim an Aepfeln 95 000 Ctr. à 4,50 ℳ = 427 500 ℳ Der Wein ergab ein geringes Durchschnittsergebniß; der Preis stellte sich pro Hekto⸗ liter Anfangs auf 60, am Ende nur noch auf 30 ℳ, für geringere Sorten selbst auf 20 ℳ Die Zuckerrüben⸗, Cichorien⸗ und Oel⸗ saatenernte war im Allgemeinen gut. Die Gärtnereien hatten guten Fortgang; eine derselben erzielte von großfrüchtigen Erdbeeren (Breit⸗ linge), mit denen über 1 Morgen bepflanzt war, mehr als 12 Ctr.; diese Gärtnereien exportiren auch nach der Schweiz, Oesterreich, Ruß⸗ land, Schweden und Amerika. Der landwirthschaftliche Verein in Vaihingen hat nach dem Vorbilde der Schweiz den Unterricht von Mädchen im Gemüse⸗ und sonstigem Gartenbau begonnen. 8
Die Pferdezucht läßt an vielen Orten noch Manches zu wün⸗ schen. Auf den Pferdemarkt in Stuttgart wurden 2150 Pferde ge⸗ bracht (gegen 1470 im Vorjahre). Es kamen im Ganzen ca. 627 Ver⸗ käufe zu Stande (gegen 700 im Vorjahre), wobei 2260 ℳ als höch⸗ ster, 1046 ℳ als Mittel⸗ und 25 ℳ als niedrigster Preis für ein Pferd bezahlt wurden. 1 1 Fx
Die Rindviehzucht ist in erfreulichem Aufblühen begriffen. Die Bezirksvereine kaufen in der Schweiz immer mehr Original⸗Simmen⸗ thaler. Durch die günstigen Ernten der Jahre 1877 und 1878 ist die Vermehrung des Viehstandes herbeigeführt worden. Ambulante Regionalausstellungen, welche die Regierung eingerichtet hat, beför⸗ dern die Rindviehzucht kräftig. 1*
Die Schafzucht hat theils durch den nassen Sommer, theils durch
das französische Einfuhrverbot gelitten; fette Schafe fanden bisher in Paris gute Abnehmer. 8 8 Schweinezucht genügt dem inländischen Bedarf nicht. Für die Bienen war das Jahr 1878 sehr ungünstig. In den Stuttgarter Schlachthäusern wurden im Jahre 1878 73 506 Stück Groß⸗ und Kleinvieh mit einem Schlächtergewicht von 11 549 717 Pfd. (gegen 11 490 683 Pfd. im Vorjahre) geschlachtet, 11 294 Stück = 1 445 452 Pfd. wurden geschlachtet geliefert. Von diesen insgesammt 84 800 Stück wurden 84 446 Stück als gesund, 354 als krank befunden. Der Fleischkonsum hat gegen das Vorjahr um 437 015 Pfd. abgenommen, und zwar (in Folge der Einführung de Fleischsteuer?) bei dem geschlachtet gelieferten Fleisch. 2
Landwirthschaftliche Meliorationen entbehren in Württemberg noch der gesetzlichen Unterlage und kommen deshalb nur vereinzelt und in geringerem Umfange vor. Desto erfreulicher war im land⸗ wirthschaftlichen Unterrichtswesen die Acker, und Gartenbauschule in Hohenheim so besetzt, daß noch ein besonderer Obstbaulehrkurz in Ditzingen (A. A. Leonberg) abgehalten werden mußte. Im Neckarkreis bestanden im Schuljahr 1877 — 78 373 landwirthschaftliche Fortbildungs⸗ anstalten mit 5023 Schülern. Die Zahl der Bücher in den Ortshibliotheken betrug 30 086. Es sind im Ganzen im Winter 1877— 78 die 677 obligatorischen und 105 freiwilligen, zusammen 782 Fortbildungs⸗ schulen von 15 581 Schülern besucht, in 26 Gemeinden periodische landwirthschaftliche Abendversammlungen mit 785 Theilnehmern ab⸗ gehalten worden und haben an 43 Lesevereinen sich 1828 Pesdace betheiligt, so daß — abgeseben von den vorerwähnten landwirthschaft⸗ lichen Lehranstalten und Lehrkursen — die in den einzelnen Gemein⸗ den bestehenden Einrichtungen für die Forthildung der ländlichen Bevölkerung im Ganzen von etwa 18 000 Personen benützt wor⸗ den sind.
snrc die neue Organisirung des landwirthschaftlichen Vereins⸗ wesens in Bezirks⸗ und Gauvereine und deren Zusammenfassung in einen landwirthschaftlichen Landesverein mit Vertretung der Gaue in der Zentralstelle, und durch das neue Vereinsorgan „Landwirth schaftliches Wochenblatt für Landwirthschaft“, das im neuen Jahre gegen 29 000 Abonnenten zählt, ist ein neuer Zug in das Vereins⸗ leben gekommen. Besonders erwähnenswerth ist der neubegründete württembergische Gartenbauverein mit mehr als 600 Mitgliedern.
Die im Vorjahr errichtete Samenprüfungsanstalt in Hohenheim hat in der Zeit vom 1. Januar bis zum 1. Juli 1878 200 Unter⸗ suchungen der verschiedensten Sämereien ausgeführt.
Gewerbe und Handel.
In den nächsten Tagen wird die Verwaltung der Berliner pfe .ded nedgffe kchasn (Berlin⸗Charlottenburg) r Bau der längst projektirten Linie Westend⸗ Spanda uer, 888 1 Anschluß an die vor Jabresfrist aus der Masse der Westen „Gesell⸗ schaft erstandene Linie Charlottenburg⸗Westend, in Angriff nehmen.
— Die Restquote auf die Aktien der Schles ischen Vereins⸗ bank in Liquid. wird vom 25. d. M. ab mit 30 % = 90 ℳ
V ie ausbezahlt.
Eö Habit; igt der Frankfurter Hypotheken⸗ bank pro 1878 entnehmen wir, daß die Bank im vergangenen Jahre Darlehen im Betrage von 4 600 763 ℳ (1877 8 122 498 ℳ neu ge⸗ geben hat, während 2 953 106 ℳ getilgt wurden. Der gesammte Hvpothekenstand beträgt 43,51 Millionen Mark, die cirkulirenden Pfandbriefe 42,04 Millionen Mark (1877 38,40 Millionen Mark). Die Einnahme an Hypothekenzinsen betrug 2 138 840 ℳ, die Aus⸗ gabe an Pfandbriefzinsen 1 945 105 ℳ, so daß sich ein Ueberschuß von 193 735 ℳ ergab. Ferner wurden eingenommen an Provisio en auf Darlehen 162 578 ℳ, an Wechseldiskont und sonstigen Erträgen 79 303 ℳ dagegen ausgegeben für Verwaltungskosten. 79 950 ℳ, Abschreibung auf Disagio 23 797 ℳ; es bleibt demnach ein Rein⸗ gewinn von 331 570 ℳ gegen 363 240 ℳ in 1877. Hiervon gehen ab 4 % an die Aktionäre mit 180 000 ℳ, Reservefonds 18 188 ℳ, Tantièmen ꝛc. 28 204 ℳ, bleibt 105 178 ℳ; dazu Restgewinn von 1877 11 164 ℳ, zusammen 116 342 ℳ Der Verwaltungsrath be⸗ antragt, hiervon 105 000 ℳ oder 2 ½ % als Superdividende zu ver⸗ theilen, was insgesammt 6 ½ % oder 57 ℳ per Aktie gegen 7 % mit 63.ℳ im Vorjahre ergiebt und den Rest mit 113 42 ℳ auf neue Rech⸗ nung vorzutragen.