Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 26. April. Se. Majestät der Kaiser und König unternahmen, wie „W. T. B.“ aus Wiesbaden meldet, auch gestern eine Spazierfahrt und wohnten Abends der Vorstellung im Hoftheater bei.
Heute nahmen Se. Majestät die gewöhnlichen Vorträge entgegen.
8 Zum Besuch Sr. Majestät ist heute Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen eingetroffen. Höchstderselbe kehrt Nachmittags wieder nach Darmstadt zurückk.
— Der Bundesrath, sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen und der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Der Stadtgemeinde Lauenburg a. E. ist behufs Ver⸗
breiterung der Straße an der Stecknitz unterm 10. April 1879 die Erwerbung einer Fläche von dem Grundstück des Schiffs⸗ zimmermeisters Heidelmann im Wege der Enteignung ge⸗ tattet worden; ebenso unterm 9. April 1879 dem Kommunal⸗ verbande des Regierungsbezirks Wiesbaden die Erwerbung der zur Fortführung der sogenannten Wisperstraße von der Einmündung des Fischbachs in die Wisper bei der Kreu⸗ S. bis nach Langenschwalbach erforderlichen Grund⸗ tücke.
Dem Kreise Teltow ist durch Allerhöchsten Erlaß vom 2. April 1879 gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßi⸗ gen Unterhaltung der Straße vom Bahnhof Trebbin nach dem Bahnhofe Mahlow und weiter bis zur Berlin⸗Zossener Provinzialchaussee das Recht zur Erhebung des Chaussee⸗ nach dem Tarif vom 29. Februar 1840 verliehen worden.
Die Abgabe für die Benutzung des fiskalischen Lasten⸗ krahns und der Denisonschen Waagemaschine im Hafen zu Memel ist durch einen Tarif vom 20. März 1879 geregelt worden. Unterm 31. März 1879 ist Allerhöchst genehmigt worden, daß an den Brücken über den Sakrow⸗Paretzer Kanal bei Nedlitz und Marquardt von jedem Schiffsgefäß, welches den Aufzug der Brücken zur Nachtzeit verlangt, ein
Brückenaufzugsgeld von je 25 ₰ erhoben werde.
— Das Haus der Abgeordneten hat in der Sitzung vom 15. Februar d. J. auf Grund des Berichts seiner Rechnungs⸗ kommission über die dem Landtage vorgelegte Uebersicht von den Staats⸗Einnahmen und ⸗Ausgaben pro 1. April 1877/78 unter Anderem den Beschluß gefaßt: wiederholt die Erwartung
uszusprechen, daß die Staatsregierung Sorge tragen werde, daß die bauausführenden Behörden sich innerhalb der bewilligten Etatssummen halten, und daß etwa noth⸗ wendig werdende Mehrausgaben, namentlich für solche Bau⸗ theile, welche in den ursprünglichen Kostenanschlägen nicht be⸗ rücksicht waren, rechtzeitig angemeldet werden.
Unter Bezugnahme auf den Cirkularerlaß vom 27. April 1877 hat der Minister des Innern es den Regierungen und Landdrosteien durch ein Cirkular⸗ reskript vom 19. d. M. wiederholt zur Pflicht gemacht, im Ressort des Ministeriums des Innern fortan mit besonderer Sorgfalt und mit Nachdruck darauf zu halten: 1) daß die Kostenanschläge zu staatlichen Neu⸗ und Reparaturbauten einer strengen und genauen Prüfung unterzogen werden, um in Zukunft erheblichere Etatsüberschreitungen und außeretats⸗ mäßige Ausgaben an Baukosten so sorgsam als irgend thun⸗ lich zu vermeiden, 2) daß etwa dennoch nicht zu vermeidende erheblichere Nachtragsforderungen bei Bauten, deren Kosten aus dem Extraordinarium des Staatshaushalts⸗Etats oder aus den Mitteln der Restverwaltung zu bestreiten sind, stets sofort, wenn sie sich als unvermeidlich heraus⸗ stellen, bei dem Minister zur Anzeige gelangen, damit eventuell, soweit es überhaupt möglich ist, die rechtzeitige Veranschlagung der Nachtragsforderung und die Aufnahme derselben in den nächsten Staatshaushalts⸗Etat veranlaßt werden kann.
— Wieder ist ein Veteran der Befreiungskriege abgerufen worden. Am 24. d. M. verstarb hier im Alter von 85 Jahren der Kanzlei⸗Rath a. D. Diedloff. Im Februar 1813 freiwillig in die Armee eingetreten, war es ihm vergönnt die großen Feldzüge bis auf eine in der Schlacht von Groß⸗Beeren erlittene Verwundung unversehrt mitzumachen. Den Dienst im stehenden Heere verließ er im Jahre 1822 als Feldwebel,
um fortan in der Geheimen Kanzlei des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten dienstliche Verwendung zu finden. Im Jahre 1861 ward Diedloff durch den Rothen Adler⸗ rden vierter Klasse ausgezeichnet und bei der Feier seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums im Februar 1863 zun Kanzlei⸗Rath ernannt. Im Juli 1871 trat derselbe in den wohlverdienten Ruhestand.
Bayern. München, 24. April. (Allg. Ztg.) Ein Erlaß des Kardinal⸗Staatssekretärs Nina, vom 16. April, an den hiesigen Erzbischof Dr. Steichele spricht den schärfsten
Tadel aus über das Verhalten des Redacteurs des „Baye⸗ rischen Vaterland“, Dr. Sigl, gegenüber den Kirchen⸗ Autoritäten und hauptsächlich gegenüber dem Nuntius Ma⸗ sella, sodann gegen andere aller Achtung würdige Personen. Der Erlaß fordert den Erzbischof auf, den Klerus zu ermah⸗ nen, sich und die Gläubigen von dem Blatte abzuwenden und gleichzeitig eine Einladung an die übrigen bayerischen Bischöfe zu richten, die gleichen Maßnahmen zu ergreifen, außerdem den Vorstand des katholischen Kasinos aufzufordern, den Peters⸗ fennig nicht mehr von Demjenigen anzunehmen, welcher mit Kirchenautoritat Spott treibt und den Vertreter Papstes in den Schmutz zieht. Der Erzbischof Steichele ist diesem Auftrage in einem Ordi⸗ ariatserlaß vom 22. d. M. in sehr nachdrücklicher Weise nachgekommen. — Das heutige „Vaterland“ ver⸗ öffentlicht den Erlaß des Kardinals Nina mit dem Bemerken, daß dieser Schlag der schmerzlichste sei, weil er von Rom ge⸗ ihrt worden, für welches das Blatt so viel gekämpft und erduldet habe. Das „Vaterland“ (bezw. sein Redacteur Dr. Sigl) wolle jedoch zeigen, daß seine katholische Ueberzeugung nicht Schein und Maske, daß es die Kirchen⸗Autorität nicht herabziehen, sondern derselben sich unterwerfen wolle. Habe es mit dem Auftreten gegen den Nuntius gefehlt, so beuge es sich vor dem ihm gewordenen Tadel und ertrage alles ohne Zorn und Groll. In Folge des jüngsten gegen den Wucher gerichteten polizeilichen Erlasses haben, wie der heutige Polizei⸗ bericht mittheilt, bereits zwei sehr gefährliche Wucherer München verlassen. 8 “ 3
— 25. April. (W. T. B.) Die hiesige Handels⸗ und Gewerbekammer hat, da München Vorort ist, eine Dele⸗ girten⸗Konferenz der deutschen Gewerbekammern auf den 11., 12., 13. und 14. Mai c. hierher einberufen. Das Pro⸗ gramm für diese Konferenz bilden die Besprechung und die Beschlußfassung über die Denkschrift der Hamburger Gewerbe⸗ kammer in Betreff der Reform der deutsschen Gewerbe⸗ ordnung.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 24. April. (L. Ztg.) Nach einer heute erschienenen Höchsten Verordnung werden für das Herzogthum Sachsen⸗Altenburg sechs Amtsgerichte: zu Altenburg, Schmölln, Ronneburg, Eisenberg, Roda und Kahla zugleich mit dem deutschen Gerichtsverfassungsgesetze in Kraft treten. Während das Amtsgericht Altenburg die Be⸗ zirke des bisherigen Stadtgerichts zu Altenburg und der Gerichtsämter J. und II. daselbst umfaßt, bestehen die Bezirke der übrigen Amtsgerichte aus den Bezirken der bezüglichen bisherigen Gerichtsämter. Das Stadtgericht und die Gerichts⸗ ämter I. und II. zu Altenburg werden bereits mit dem 1. k. M. zu einem Gerichtsamtsbezirk mit dem Sitze zu Alten⸗ burg und unter der Bezeichnung: Herzogliches Amtsgericht Altenburg, vereinigt.
Bremen, 23. April. (Wes. Ztg.) In der heutigen Sitzung der Bürgerschaft stand das Gesetz, betreffend die Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes, zur Berathung. Zu dem von einer Deputation ausgearbeiteten, der Bürgerschaft vorliegenden Gesetzentwurfe hat die juristische Kommission eine Reihe von Abänderungsanträgen gestellt. Ueber die meisten derselben ist eine Einigung mit dem für diese Angelegenheit ernannten Senatskommissar Senator Pauli erzielt worden; die übrigen veranlaßten eine eingehende Erörterung in der heutigen Sitzung, so besonders die Bestimmungen hinsichtlich der Vertretung eines Richters bei Verhinderung desselben und die Bestim⸗ mungen wegen Zuziehung von Hülfsrichtern, sofern die fungirenden ständigen Richter zur Erledigung der Geschäfte zeitweilig nicht ausreichen. In dem Gesetzentwurfe ist zu diesem Zwecke die Ernennung von Assessoren, jüngeren Juristen, gegen eine Vergütung, vorgesehen, eine Einrichtung, wie sie in anderen Staaten bestehe und neuerdings auch in Hamburg und Lübeck eingeführt sei. Diese Assessoren würden zeitweilig auch in Verwaltungsfächern Beschästigung finden können. Die juristische Kommission beantragt die auf das Institut der Assessoren be⸗ züglichen Bestimmungen des Gesetzentwurfs zu streichen, und macht dafür im Wesentlichen folgende Gründe geltend, die in der Bürgerschaft von Richter Stadtländer und Dr. Adami eingehend des Weiteren ausgeführt wurden. Ein Bedürfniß für dieses Institut sei hier nicht vorhanden und andererseits die politischen Bedenken gegen die Zulassung solcher Hülfsrichter, indem dieselben nicht die für das Richteramt absolut nothwendige Unabhängigkeit haben möchten, sehr erheblich. Erhöht würden jene Bedenken noch durch den Vorschlag des Gesetzentwurfs, daß die Assessoren sowohl bei der Justiz wie bei der Verwaltung sollten be⸗ schäftigt werden können, da damit bezüglich der Hülfsrichter für zulässig erklärt werde, was bezüglich der ständigen Richter verboten sei, auch dem Senat damit die in ihrer Tragweite durchaus nicht zu ermessende Befugniß eingeröumt würde, in der Verwaltung Hülfsbeamte nach seinem Belieben zu ver⸗ wenden. Ohne Beschäftigung bei der Verwaltung aber würde sich für die Assessoren nur selten Arbeit finden, da bei einer ausreichenden Besetzung der Gerichte mit ständigen Richtern der Fall kaum vorkommen werde, daß die Vertretung eines Richters nicht durch einen anderen ständigen Richter über⸗ nommen werden könne, um so mehr, wenn, wie es bisher hier der Fall gewesen und nach §. 69 des Gerichts⸗ verfassungsgesetzes auch ferner zulässig sei, die gegenseitige Vertretung der Mitglieder verschiedener Gerichte gestattet und die freiwillige Vertretung als Regel hingestellt werde. Für jene seltenen Ausnahmen aber genüge eine Vertretung durch Rechtsanwälte, eine Aushülfe, welche für die Kriminalgerichte schon bisher zulässig gewesen, von welcher übrigens, trotz der bisher höchst knappen Besetzung der Gerichte, noch niemals habe Gebrauch gemacht werden müssen. Dr. C. Barkhausen theilte die von der juristischen Kommission erhobenen Beden⸗ ken nicht in ihrem ganzen Umfange und wünschte, daß das Institut der Assessoren beibehalten werde, stellte jedoch, um einen Haupteinwand dagegen hinfällig zu machen, den An⸗ trag, zu bestimmen, daß Assessoren während der Dauer ihrer Beschäftigung in der Verwaltung von der Beschäftigung bei den Gerichten ausgeschlossen werden sollen. Der Senator Pauli suchte die erhobenen Bedenken zu entkräften. Man sollte jungen tüchtigen Juristen, welche nicht Neigung haben, sich dem Ad⸗ vokatenstande zuzuwenden, nicht die Möglichkeit gänzlich ab⸗ schneiden, sich auf andere Weise, sei es in der Verwaltung oder in Nothfällen als Hülfsrichter, nützlich zu machen. Es werde sich nicht selten Gelegenheit bieten, diese Kräfte zur Aushülfe heranzuziehen, besonders in der ersten Zeit nach Einführung der neuen Justizorganisation. Die erhobenen Be⸗ denken habe man in Preußen nicht getheilt und auch in Ham⸗ burg, wo man Anfangs ebenfalls Bedenken gegen die Einrichtung geltend gemacht, habe man dieselben überwunden und das In⸗ stitut der Assessoren gesetzlich eingeführt, ebenso wie in Lü⸗ beck. — Der Antrag der juristischen Kommission auf Streichung der bezüglichen Bestimmungen wurde jedoch schließlich ange⸗ nommen, womit der Antrag von Dr. Barkhausen erledigt war. Die weitere Berathung wurde vertagt.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. April. (W. T. B.) Die Festkommission hat heute beschlossen, morgen, Sonnabend, den Festzug nicht stattfinden zu lassen, sondern denselben, falls die Witterung es gestattet, Sonntag, den 27. d., abzu⸗ halten. — Graf Schuwaloff stattete heute dem Grafen Andrassy einen längeren Besuch ab, den der Letztere hier⸗ auf erwiderte. — Die „Polit. Korresp.“ läßt sich aus Paris melden: Zwischen den Kabineten von Paris und London sei in der egyptischen Frage eine Verständigung erzielt, welche in einer an den Khedive gemeinsam zu richtenden Note, unterstützt durch eine maritime Demonstration, Ausdruck finden werde. Mehrere französische Panzerschiffe hätten bereits hierauf bezügliche Ordres erhalten. — Nach einer Meldung aus Cettinje ist der Oberst Ottolanghi zum neuen Ver⸗ treter Italiens bei der montenegrinisch⸗albanesischen Delimi⸗ tations⸗Kommission ernannt worden.
— An dem am nächsten Sonntag stattfindenden Festzuge werden sich mehr als 10 000 Personen be⸗ theiligen. Hiervon kommen: Auf die erste Abtheilung
v“ Studenten 1200, Turner 400, Schützen 350; auf die zweite Abtheilung, die Deputationen der Genossenschaften und Ver⸗ eine im schwarzen Festkleide, 2500; auf die dritte Abtheilung,
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den kostümirten Theil, 2200; auf die vierte Abtheilung, Hochha gebirgsjagd, 500 Personen, und auf die fünfte Abtheilung,
Feuerwehren, Veteranen und Gesangsvereine, 3200. In den letzten Tagen haben sich auch die verschiedenen Landsmann⸗ schaften und Corps der Hochschulen dem Festzuge angeschlossen und werden in vollem Wichs an demselben Theil nehmen.
— 26. April. (W. T. B.) Die gestrige Soirée bei dem Grafen Andrassy anläßlich der silbernen Hoch⸗ zeit des Kaisers war äußerst glänzend. Die Auffahrt der Gäste zu derselben dauerte 2 Stunden. um 10 ½ Uhr und wohnte dem Feste eine Stunde bei. An⸗ wesend waren unter vielen Anderen noch die Erzherzöge, Prinz Leopold von Bayern, Graf Schuwaloff, die Minister, zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Corps, Vertreter der Aristokratie und viele Mitglieder von Deputationen.
Pest, 24. April. Aus Anlaß des Jubeltages, wel⸗ chen die Völker der österreichisch⸗ungarischen Monarchie be⸗ gehen, preisen die Blätter die hohen Tugenden, welche das Kaiserpaar zieren, und geben der unwandelbaren Liebe und
Verehrung Ausdruck, von welchen die Nation für Ihre Ma⸗
jestäten und das Herrscherhaus erfüllt ist. Der „Pester Lloyd“
schreibt: Es giebt Gefühle, welche mit so elementarer Gewalt
ganze Völker ergreifen, deren Berechtigung ihnen als etwas so Selbstverständliches gilt, daß gar Niemand danach fragt, woher sie stammen und worin sie ihre Begründung finden. Sie sind da, und wehe dem, der daran rühren wollte. Solch ein mächtiges Gefühl ist das, daß der erste Stein zu dem stolzen Baue, der 1867 seine Vollendung fand, schon am 24. April 1854 gelegt wurde. So steht es fest wie ein Dogma in dem Glauben des Volkes, daß jener 24. April 1854 uns mehr brachte als ein bloßes Familienereigniß, daß er den Beginn einer Wendung und zwar einer glücklichen Wendung in den Geschicken der Monarchie bezeichnete, und darum ist der Jubel
heute ein so großer und allgemeiner. — „Ellönör“ schreibt:
Glücklicher Herrscher, glückliches Volk, die sich in gegenseitiger Liebe, in gegenseitiger Anhänglichkeit vereinigen; doppelt glück⸗ lich jetzt, wo zwischen den Völkern und Thronen in ganz Europa bittere Zwistigkeiten ausgebrochen sind. — In ähn⸗ lichem Sinne sprechen sich auch die übrigen Blätter aus. — Die feierliche Einweihung der neuen, unter dem Patronate der Kaiserin⸗Königin stehenden Franzstädter Kirche fand anläßlich des Jubiläums des Kaiserpaares heute statt. Das Hochamt wurde vom Kardinal Fürst⸗Primas Simor mit großer Assistenz celebrirt. In sämmtlichen Gotteshäusern fand eine kirchliche Feier statt. Die Theilnahme der Bevölkerung war eine überaus rege.
— 25. April. Die „Pester Korrespondenz“ meldet, die gemeinsamen Minister⸗Konferenzen in Wien seien heute beendet worden in allen drei, die Administration
Bosniens, die serbischen Ei senbahnanschlüsse und
den Zollvertrag mit Serbien betreffenden Fragen, sei eine Einigung erzielt. Der gemeinsame Ministerrath werde nächsten Donnerstag hierüber endgültig beschließen. Die Auf⸗ nahme Bosniens und der Herzegowina in den gemeinsamen Zollverband sei prinzipiell ausgesprochen, die Berathung über den Modus der Ausführung werde demnächst beginnen. Die nach Pest zurückgekehrten ungarischen Minister würden am Donnerstag wieder in Wien eintreffen.
Großbritannien und Irland. (Allg. Corr.) Das Auswärtige Amt hat von dem britischen Ge⸗
sandten in Lima folgende, vom 17. d. M. datirte Depesche 1b
erhalten: „Die Landungsbrücken in den peruanischen Guanohäfen wurden von der chilenischen Flotte zer⸗ stört. Den Schiffen ist anbefohlen worden, die Häfen binnen zwei Tagen zu verlassen. Die Blockade von Jquique dauert fort.“
Die beabsichtigte unverzügliche Rückkehr des Kanal⸗ geschwaders nach England ist, wie der „Standard“ erfährt, zeitweilig verschoben worden. Die Schiffe, unter dem Befehle des Vize⸗Admirals Lord John Hay, werden noch ferner im Mittelländischen Meere kreuzen.
In Plymouth liefen am Dienstag Befehle der Admi⸗ ralität ein, das Truppenschiff „Orontes“ für den 1. Mai segelfertig zu halten, um frische Verstärkungen, wahr⸗ scheinlich in Höhe von 1200 Mann, nach dem Kap zu führen.
Einem Telegramm der „Daily News“ zufolge brann⸗ ten die Zulus Ekowe nieder, nachdem es von den Eng⸗ ländern geräumt worden. Dasselbe Blatt meldet auch aus Pietermaritzburg vom 8. d. M.: es verlaute, daß die Boers Prätoria eingeschlossen haben. — Der „Daily Tele⸗ graph“ läßt sich vom Kap melden, Cetewayo sei über den Fluß Black Umvolosi in das Innere geflüchtet.
Der „Western Morning News“ wird aus der Kap⸗ stadt via St. Vincent gemeldet:
„Sir Bartlie Frore kehrt in Folge der Ankunft wichtiger Regierungsdepeschen unverzüglich nach Natal zurück. Die Drohung der Boers, den Gouverneur als Geißel zurückzubehalten, wird nicht für ernstlich gehalten, indessen sind Verstärkungen nach Prätoria gesandt worden. Während des Vorstoßes auf Ekowe hielt das Ein⸗ geborenenkontingent in jedem Gefecht bewunderungswürdig Stand, erlitt aber schrere Verluste. Die Flottenbrigade hatte die Ehre, zuerst in Ekowe einzurücken, und wurde mit großem Jubel empfangen, an welchem sich selbst die Verwundeten und Kran⸗ ken betheiligten. Die Vorräthe an Brod und Zwieback waren erschöpft, aber noch viel Transportochsenfleisch vorhanden. Hundert Mann mußten herausgetragen werden, als Ekswe geräumt wurde. Eine Soldatenabtheilung ist zurückgekehrt, um Ekowe zu schleifen, da es für Vertheidigungszwecke oder für einen Vormarsch auf den Kraal des Königs, nach dem sich die Zulus zurückgezogen haben, schlecht gelegen ist. Es werden Verstärkungen in Gingichlovo erwar⸗ tet und eine Reihe stark befestigter Forts daselbst errichtet. — Oberst Bullers Koloane entging am 21. März mit genauer Noth einer gänzlichen Vernichtung. Nachdem der Vorposten der Zulus auf dem 2000 Fuß hohen Berg Imtobana vertrieben worden, rückte
das Gros der Zulu⸗Armee in der üblichen Halbmondform vor.
Oberst BullersStreitmacht eilte, um aus dieser Falle zu ent⸗ rinnen, die steilste Seite des Berges hinab, wobei viele Soldaten verunglückten und von den Zulus erstochen wurden. Oberst Wood, der die Gefahr, in welcher Buller schwebte, sab, sandte ihm eine Truppenmacht zur Hülfe, aber dieselbe wurde umzingelt und mußte sich durchschlagen.
war so entschlossen, daß die Schanzen rings um das Lager mit ihren Todten gefüllt waren und Hunderte innerhalb des Lagers getödtet
wurden. 1 . Zur Lage in Afghanistan wird dem „Reuterschen
Bureau“ unterm 23. d. M. aus Simla begegacshin. „Hier eingegangenen authentischen Nachrichten aus Kandahar zufolge, marschiren persische Truppen aus Mesched nach der afghanischen Grenze“.
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Der Kaiser erschien
London, 24. April.
Dies ermunterte die Zulus den Oberst Wood am nächsten Morgen in stärkerer Zahl anzugreifen, und dieser Angriff
— 25. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses antwortete der Schatzkanzler Northcoote auf eine Frage Andersons: von den Kronjuristen werde die Rathsamkeit einer Neutralitäts⸗Proklamation gegen⸗ über dem in Südamerika ausgebrochenen Kriege erwogen. Der Unterstaats⸗Sekretär Bourke erwiderte auf eine An⸗ frage Denisons: die eingegangenen Nachrichten ließen die Re⸗ gierung glauben, daß Persien eine militärische Operation gegen Herat nicht unternommen habe.
Dem „Standard“ zufolge, ist das Pacific⸗Ge⸗ schwader beordert, zum Schutze der britischen Interessen an der Küste von Peru zu kreuzen. — In einem Briefe der „Times“ aus Alexandria wird hervorgehoben, die egyp⸗ tische Frage sei in dem Berliner Vertrage ausdrücklich reservirt worden, Frankreich und England würden es deshalb schwierig finden, Zwangsmaßregeln ohne vorgängige Befragung der übrigen Signatarmächte zu ergreifen.
— (E. C.) Im März vorigen Jahres ist eine Volkszählung der Kolonie Neu⸗Seeland nach Grasschaäften veranstaltet worden. Die Gesammtbevölkerung, ausschließlich der Maoris, beträgt jetzt 414 412 Ew. Davon haben die beiden großen die nördliche 158 208 Ew., die südliche 255 757 Ew. Die größten Orte sind Dunedin 22 525 Ew., Wel⸗ lington 18 953 Ew., Auckland 13 758 Ew. und Christ⸗ church 13 425 Ew. — Unter der Gesammtzahl befinden sich 4382 Chinesen, von denen wiederum nur 8 weiblichen Geschlechts sind. Außerdem giebt es 1932 Halbblütige, wahr⸗ scheinlich Mischlinge von Europäern und Maoris; letztere sind nicht gezählt worden.
Frankreich. Paris, 24. April. (Fr. Korr.) Das „Journal des Débats“ meldet: „Die Regierung wird aus cigener Initiative in der Deputirtenkammer den Antrag stellen, die Wahl des Herrn Blanqui in Bordeaux für null und nichtig zu erklären. Aus diefem Grunde wird das
„Journal officiel“, wenn es demnächst das Resultat der Stim⸗
menabzählung im ersten Bezirke von Bordeaux zur öffentlichen Kenntniß bringt, nur die Zahl der den verschiedenen Kandi⸗ daten zugefallenen Stimmen angeben, ohne der Frage zu prä⸗ judiziren, ob Herr Blanqui gewählt ist. Den Angaben meh⸗ rerer Blätter entgegen hat die Regierung durchaus nicht die Absicht, Herrn Blanqui zu begnadigen.“”)
— 25. April. (W. T. B.) Ihre Majestät die Königin Victoria ist heute Vormittag nach England weitergereist.
Die „Agence Havas“ meldet: der Minister des Innern und der Kultus⸗Minister hätten dem Staats⸗ rath den Mißbrauch zur Anzeige gebracht, dessen der Erz⸗ bischof von Aix sich in einem Hirtenbriefe über die Fragen des Unterrichts schuldig gemacht habe. Die Regie⸗ rung habe der Reklamation kein Hinderniß in den Weg ge⸗ legt, welche der Erzbischof in der Form von Petitionen und Broschüren und unter Bezugnahme auf die Freiheiten des gemeinen Rechts veröffentlichen zu sollen geglaubt habe; dem Vernehmen nach sei die Regierung aber fest entschlossen, zu verhindern, daß eine solche Polemik sich in der Form schrift⸗ licher Hirtenbriefe wiederhole, welche bestimmt seien, von der Kanzel verlesen zu werden, und durch welche die Politik in die Ausübung des Gottesdienstes eingeführt werde.
Der Generalrath des Seine⸗Departements hat den Wunsch ausgesprochen, daß das Reglement für Primär⸗ schulen einer Revision im Sinne der gegenwärtigen In⸗ stitutionen unterzogen, und daß durch diese Revision der Gewissensfreiheit in vollem Umfange Genüge gethan werde.
Spanien. (Cöln. Ztg. Aus den großen Wahlen sind auf der Halbinsel selbst 304 Regierungskandidaten, 10 Ultramontane (d. h. intransigente Ultramontane) und 60 An⸗ hänger der vereinigten Parteien der Demokraten, Progressisten und Sagastinos hervorgegangen, auf Cuba und Puerto Rico aber 15 Demokraten und 24 Konservative. Ein solches Er⸗ gebniß kann als glänzender Sieg der Regierung aufgefaßt werden, obwohl die Opposition mit etwa hundert Mitgliedern diesmal stärker ist als in den vorigen Cortes, wo sie nur durch 60 Abgeordnete vertreten war. Alle hervorragenderen Führer der Opposition, ausgenommen Moyana, sind wieder⸗ gewählt worden.
Portugal. Lissabon, 24. April. (Ag. Hav.) Der Justiz-Minister hat der Kammer Gesetzentwürfe unter⸗ breitet, welche die Einrichtung von Civilstandsregistern betreffen und die Civilehe obligatorisch machen sollen.
Griechenland. Athen, 25. April. (W. T. B.). Die Königin ist nach Livadia zur Begrüßung der Kaiserlich russischen Familie gereist.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. April. (W. T. B.) Die „Agence Nusse“ bespricht die Frage des Königsmordes im Allgemeinen von dem Standpunkte des internationalen Rechts und hebt hervor, daß einzelne Staaten einen Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Mord und dem Königsmord machen, welcher dem letzteren eine gewisse Begün⸗ stigung verleihe, die der erstere nicht habe; offenbar sei eine Lücke in dem Völkerrecht vorhanden, welche zu heben wohl eine Aufgabe der wiederkehrenden Kongresse inter⸗ nationaler Rechtsgelehrter sein könnte. Man müsse auf den Weg zu gelangen suchen, daß für das Verbrechen des Königs⸗ mordes, den die meisten Staaten innerhalb ihrer eigenen Grenzen als besonderes Verbrechen charakterisirt hätten und dem entsprechend verfolgten, ein internatio naler charakte⸗ risirender Rechtsbegriff gefunden werde; sei ein solcher gefun⸗ den, so werde nichts entgegenstehen, den Königsmord auch international zu verfolgen. b 8
Die diesjährigen Zolleinnahmen Rußlands bis zum 12. April betrugen, laut vorliegendem Ausweise, 14 824 748 Kreditrubel und ergaben mithin eine Mehrein⸗ nahme von 3 446 680 neg en den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1878 und eine Mehreinnahme von 12 016 403 Rbl. gegen den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1877. — Der diesjährige Import an Gold und Silber in Münzen und Barren betrug bis zu demselben Zeitpunkt 3 754 325 Rbl., mithin 3 255 580 Rbl. mehr als in dem Zeit⸗ raum des Jahres 1878. Der diesjährige Export ezifferte sich auf 2 103 272 Rbl., mithin auf 706 110 Rbl. mehr als in dem entsprechenden Zeitraum des Jahres 1878.
— 26. April. (W. T. B.) Der General⸗Gouver⸗ neur Gurko wird auf einige Tage die Stadt verlassen, da er ganz unerwartet hierfer berufen und unvorbereitet ange⸗ kommen ist. Erst nach seiner Rückkehr vom Lande, wo seine
amilie geblieben ist, wird er die Ausführung der ihm ge⸗ Farnit Aufgabe voll übernehmen. Derselbe hat bis jetzt durch die gleich am ersten Tage erlassenen Verordnungen in Bezug auf die Hauswächter und den Waffenbesitz, die sich in der Aus⸗
hrung befinden, seinen Amtsantritt konstatirt. — Die frühere Nachricht der „Nowoje Wremja“, daß unter dem Vorsitz des Domänen⸗Ministers Walujeff eine Kommission zur Berathung von außerordentlichen Maßregeln nieder⸗ gesetzt sei, ist inkorrekt. Das Projekt zur Errichtung der provisorischen Generalgouverneurstellen hat dem Minister⸗ Comité vꝗ
Eine Verordnung für die Garde und die Truppen des St. Petersburger Militärbezirks bestimmt, daß das Mi⸗ litär von den in seinem Besitze befindlichen Waffen⸗ vorräthen den betreffenden Behörden umgehende Meldung zu machen hat, ähnlich wie dies kürzlich für das Civil vor⸗ geschrieben wurde.
Schweden und Norwegen. Christiania, 24. April.
(Hamb. Nachr.) Sämmtliche Grundgesetzvorschläge zur Er⸗ weiterung des Stimmrechts sind vom Storthing ver⸗ worfen worden.
Amerika. Washington, 23. April. (Allg. Korr.) Dem Repräsentantenhause ist ein Antrag unterbreitet worden zur Niedersetzung eines Comités, welches die Ursachen der Negerauswanderung aus dem Süden nach Kansas untersuchen und ein Abwehrmittel ausfindig machen soll. — Bolivia kauft Kriegsmaterial in den Vereinigten Staaten, hauptsächlich Gewehre. Peru und Chile unterhandeln gleichfalls über den Ankauf von Waffen.
— 25. April. (W. T. B.) Der Senat hat das Armee⸗ budget genehmigt.
Süd⸗Amerika. Chile. Valparaiso, 28. März. (Allg. Korr.) (Per Telegraph von Lissabon.) Der Verlust der chilenischen Truppen bei der Einnahme von Calama, am 23. März, belief sich auf 14 Todte und Ver⸗ wundete. Der bolivianische General Canfuo, 10 Offiziere und 26 Soldaten wurden zu Gefangenen gemacht, während der übrige Theil der bolivianischen Streitkraft in der Richtung nach Kobija die Flucht ergriff.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Kairo, Sonnabend, 26. April. Nach einer amtlichen Mittheilung ist das Geld zur Zahlung des fälligen Coupons der Anleihe von 1864 und zur Amortisirung dieser Anleihe, 8 zur Zahlung des fälligen Coupons der unifizirten Schuld vereit.
Statistische Nachrichten.
Amtlichem Ausweise zufolge beziffert sich der im Jahre 1878 in Oesterreich für Stempel⸗Marken, gestempelte Wechsel⸗ bla quette, Promessenscheine und Eisenbahnfrachtbriefe, ferner für der Stempelung unterzogenen Spielkarten, Kalender und Zeitungen ein⸗ gegangene Gebührenertrag im Ganzen auf 16 403 096 Fl. und ist daher gegen die gleichartige Einnahme des Vorjahres per 17 137 544 Fl. um 734 148 Fl. d. i. um 4,29 % niedriger. Von den Gesammterträgnissen entfallen: auf die Stempelmarken 14 225 765 Fl. (— 712 687 Fl.), auf die Wechselblanquette 775 760 Fl. (s— 44 470 Fl.), auf die Promessenscheine 80 878 Fl. (+ 20 525 Fl.), auf die Spiel⸗ karten 162 858 Fl. (— 1451 Fl.), auf die Kalender 146 417 Fl. (+ 1798 Fl.), auf die Zeitungen 962 615 Fl. (+ 7797 Fl.), auf die Eisenbahnfrachtbriefe 48 803 Fl. (— 5960 Fl.) An Stempel⸗ gebühren für ausländische, durch den uchhandel bezogene Druckschriften sind 3367 Fl. und für die durch die Post⸗ anstalten bezogenen Zeitschriften 26 446 Fl. eingegangen. Außerdem wurden in Folge der mit dem K. K. Handels⸗Ministerium gepflogenen Abrechnung vom Postärar für im Jahre 1877 verkaufte gestempelte Postfrachtbriefe und Nachnahmescheine an das Stempelgefäll 289 624 Fl. abgeführt. Die von der Nationalbank, den Eisenbahn⸗ und Dampfschiffahrtsunternehmungen, Sparkassen, Kredit⸗, Escompte⸗, Versicherungsanstalten und ähnlichen Instituten für gegebene Vor⸗ schüsse, Aufnahme⸗ und Versicherungsurkunden, statutenmäßig ge⸗ leistete Einlagen, eingelöste Checks, erfolgte Pensionen sowie für aus⸗ gegebene Fahr⸗ und Frachtkarten im Jahre 1878 entrichteten un⸗ mittelbaren Gebühren betragen 3 210 230 Fl., daher gegen das Er⸗ gebniß des Vorjahres per 3 350 018 Fl. um 139 788 Fl. weniger. — Bei den in Böhmen bestehenden 84 Sparkassen war im Jahre 1878 die Zahl der Einleger um 13 480 höher als jene der Rückfor⸗ dernden, (während im Vorjahre die letzteren um 13 278 überwogen, so daß sich im Jahre 1878 die Zahl der Einleger um fast 27 000 hob, was für den Sparsinn der Bevölkerung ein sehr günstiges Zeugniß ablegt; die Rückzahlungen waren dagegen um rot. 5 429 051 Fl. höher als die Einlagen (im Vorjahre um 1 266 936 Fl. und im Jahre 1876 um 1 037 009 Fl.). Im Vergleiche mit dem Vorjahre stieg die Zahl der Einleger um 32 342 (während sie im Vorjahre um 10 386 gesunken war, daher auch in dieser Rubrik ein sehr günstiges Resultat zu verzeichnen ist), wiewohl die Einlagen um 248 678 Fl. geringer waren, woraus geschlossen werden kann, daß zumeist kleinere Beträge in den Sparkassen deponirt wurden; doch auch hier ist die Steigerung der Einlagen, verglichen mit dem Jahre 1877, eine namhafte zu nennen, da in jenem Jahre das Minus derselben 10 369 990 Fl. betrug. Die Zahl der Rückfordernden stieg um 4584 (während sie im Vorjahre um 967 gesunken, dagegen im Jahre 1876 um 25 026 gestiegen war) und die Summe der Rück⸗ zahlungen um 3 913 436 Fl. (während im Vorjahre diese Summe um 10 140 063 Fl. gesunken war). “
Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8 Die Kaiserliche Admiralität, welche im Interesse der deutschen Schiffahrt eine Veröffentlichung von Fluthtabellen für die wichtigsteu Hafenplätze unserer Nordseeküste (Gezeiten⸗Tafeln für 1879), schon im vergangenen Jahre (als Beigabe der „Annalen der Hydro⸗ graphie“*) veranstaltete, hat für das kommende Jahr 1880 in einer beson⸗ deren kleinen Schrift und mit erweitertem Inhalt diese „Gezeiten⸗ Tafeln“ jetzt schon herausgegeben (Berlin, bei E. S. Mittler u. Sohn, Königl. Hofbuchhandlung). Außer den Fluthtabellen enthält das Buch eine faßliche Darstellung der in Nordsee und Kanal herr⸗ schenden Strömungen, welche — ein besonderer Vorzug vor den eng⸗ lischen und französischen Tafeln — gleichzeitig auch auf 13 Karten bildlich veranschaulicht sind, so daß für jede Zeit und jeden Ort die Richtung und Geschwindigkeit der Gezeitenströmung in diesen Fahr⸗ wassern leicht zu ersehen ist. Um diese Gezeitenberechnungen und Strömungsangaben der deutschen Schiffahrt recht nutzbar zu machen, wird für dieses Buch nur der Selbstkostenpreis von 1,25 ℳ berechnet. — In den soeben erschienenen Heften 7 und 8 der „Annalen des Deutschen Reiches“ (Leipzig, Verlag von G. Hirth) berichtet Prof. W. Lewis aus Berlin über die in den deutschen Staaten bestehenden F Bestimmungen über amilien⸗Fideikommisse; Prof. . Endemann aus Bonn be⸗ pricht im Anschluß an seine früheren regelmäßigen Berichte die Entwicklung der Justizgesetzgebung des Reichs in den Jahren 1877/78. Es folgen Berichte und statistische Uebersichten über das Auswandererwesen im Jahre 1878, die landwirthschaftliche Produktion, Anbauflächen ꝛc.; der Verwaltungsbericht der Reichsbank pro 1878, die Denkschrift zum österreichischen Handelsvertrag, ferner der neue Zolltarif⸗ und der Tabaksteuerentwurf, endlich eine detaillirte deutsche Handelsbilanz für das Jahr 1877. Das 9. Heft, welches goch vor Ende April erscheinen soll, wird die amtlichen Motive zum Zoll⸗ tarifentwurf enthalten. 11“
— Von dem Prachtwerk „Italien, eine Wanderung von den Alpen bie zum Aetna⸗- (Stuttgart, Verlag von J. Engel⸗ horn), zweite Auflage, liegt die 13. Lieferung vor, umfassend die Riviera di Levante und die Emilia (von Karl Stieler), mit folgen den Textillustrationen; Auf der Halbinsel bei Sestri Levante, Leriei bei la Spezia, Insel Palmaria am Golf von la Spezia und an der Riviera, von Gustav Schönleber; Marmorbrüche bei Carrara, von P. F. Peters; Sirenenbrunnen in Carrara, von Rudolf Schick; Bwcciaspiel, von Th. Hermans; Pifferari, von Ludw. Kurella; Schiefe Thürme in Bologna und das Grabmal Theodorichs in Ra⸗ venna, von Th. Weber. Von Tondruckbildern sind beigegeben ein Landschaft (Billa bei Bordighera) und Strand von Savona, von Arthur Calame.
— Ueber das Werk: „Nordamerikanische Arbeiter verhältnisse. Von Arthur v. Studnitz. Leipzig. Duncker & Humblot. 1879“, äußert sich die amerikanische Presse günstig Der in Philadelphia erscheinende „Public Ledger“ bemerkt u. A.: „Wir haben in diesem Werke eine eingehende Untersuchung vor uns, die, was die Fülle und Wichtigkeit des gesammelten Materiales betrifft, wenig zu wünschen übrig läßt. Wir zögern nicht auszusprechen, daß der Verfasser seine schwierige Aufgabe in einer höchst lobenswerthen, fleißigen und durchaus unparteiischen Weise gelöst hat. Wir glauben nicht, daß irgend einer unserer heimischen Forscher auf diesem Gebiete eine ähnliche Fülle gleich zuverlässiger und umfassender Thatsachen über diesen wichtigen Gegenstand ge⸗ sammelt hat“.
Die „New⸗Yorker Staatszeitung“ bemerkt: „Hr. Arthur v. Studnitz hat unter dem Titel „Nordamerikanische Arbeiterverhält⸗ nisse“ ein Buch erscheinen lassen, das auch für amerikanische Leser manches Neue und Interessante bietet. Die Reichhaltigkeit des ge⸗- botenen Stoffes und die augenscheinliche Fülle der vorliegenden Materialien zeugen sowohl von dem Eifer des Verfassers, wie von der Bereitwilligkeit, mit welcher man hier seine Bestrebungen unter⸗ stützte. Was dabei auf persönlicher Beobachtung beruht, zeugt von klarem Blick für das Wesentliche und Charakteristische und wird um so interessanter, als Dinge hervorgehoben werden, welche uns, als an anerikanische Verhältnisse schon gewöhnt, als selbstverständlic und natürlich er⸗ scheinen, auf den europäischen Reisenden aber den Ein⸗ druck des Ungewöhnlichen und Merkwürdigen machen. In richtiger Erkenntniß der Schwierigkeit, sich bei einem so kurzen Aufenthalte ein maßgebendes Urtheil über unsere Arbeiterverhältnisse zu bilden, beschränkt sich der Verfasser größtentheils auf die einfache Wiedergabe der nackten Thatsachen, sich des Urtheils im Allgemeinen enthaltend. Er macht von dieser Regel nur eine Ausnahme, wenn Uebelstände oder Vortheile so augenscheinlich hervortreten, daß Tadel oder Lob mit Sicherheit ausgesprochen werden kann b und es scheint, als seien solche Urtheile größtentheils richtig. Die Darstellung der Arbeiterbewegung führt Hr. v. St. bis zu den letzten Wahlen; sogar der hier längst vergessene Dennis Kearney hat ein Plätzchen gefunden. So anerkennenswerth der Sammelfleiß ist, wel⸗ chen diese Darstellung bekundet, wird er doch jedenfalls übertroffen durch die, auch hier noch nicht unternommene, Zusammenstellung aller auf die Arbeiterverhältnisse in den einzelnen Staaten bezüg lichen, jetzt zu Recht bestehenden Gesetze. Es macht uns Vergnügen, dieses Werk Allen, welche sich mit der sozialen Frage beschäftigen als eine verläßliche und unparteiische Zusammenstellung von Fakten empfehlen zu können. Es muß zugestanden werden, daß der Ver 8 fasser diese aus den besten Quellen schöpfte und sorgfältig und über sichtlich zusammenstellte.“ Die „New⸗Yorker Handelszeitung“ schreibt: „Daß eine Erwähnung dieses wichtigen Werkes auf dem Gebiete der Arbeiter⸗ literatur in den Spalten dieses Blattes sich nicht über den Charakter einer Anzeige hinaus erstrecken kann, ist selbstverständlich. Wenn diese Anzeige sich zu einer dringenden Empfehlung gestaltet, so bedarf es dazu allein eines Blickes auf die großartige Masse des Materials. .. IJn der That, man sieht dem Werke des Hrn. von Studnitz sofort an, daß es kein Erzeugniß der modernen Seuche der Buchmacherei ist, sondern einem mit vollständiger Sachkenntniß und reifen Vor⸗ kenntnissen, sowie mit Liebe und Begeisterung für seine Sache an die Arbeit gegangenen Mann seine Entstehung verdankt. Unter allen Umständen hat Hr. von Studnitz mit seinem Buche über „Amerika nische Arbeiterverhältnisse“ sich ein großes Verdienst um die Sozial⸗ wissenschaft seines Landes erworben.“
Gewerbe und Handel. “
Für die Gewerbe⸗Ausstellung ist nunmehr der Vor⸗ stand der Preisrichter gewählt worden. Derselve besteht aus folgenden Herren: Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Dr. A. W Hofmann, Vorsitzender; Baurath Ende, Stellvertreter des Vorsitzen⸗ den; Dr. Marx Weigert, Schriftführer; Buchhändler Kayser, Stell⸗ vertreter des Schriftführes. — Die Wechselstube im Gebäude der Ausstellung ist der „Berliner Wechselbank“ (Hermann Friedlaender & Sommerfeld, Unter den Linden 45) übertragen. Diese Firma hat sich anheischig gemacht, deutsche Münzen und Reichspapiergeld unent⸗ geltlich zu wechseln und unentgeltlich den Besitzern von Loosen der Ausstellungslotterie, die den bezüglichen Wunsch aussprechen und ihre Adresse deponiren, von den auf ihre Nummern etwa gefallenen Ge⸗ winnen Nachricht zu geben.
— Der Rechnungsabschlaß der Allge meinen Versiche⸗ rungs⸗Aktien⸗Gesellschaft „Union“ zu Berlin pro 1878 ergiebt einen Nettogewinn von 73 809 ℳ Die Prämienreserve er⸗ höht sich auf 350 084 ℳ, und die Kapitalreserve wird auf den Be⸗ trag von 50 000 ℳ gebracht. Die Gesellschaft vereinnahmte im Jahre 1878 für 79 870 abgeschlossene Versicherungen mit 787 069 972 ℳ Kapital an Prämie 1 892 429 ℳ (1877 für 67 578 abgeschlossene Versicherungen mit 726 053 956 ℳ Kapital an Prä⸗ mien 1 614 103 ℳ). Im Jahre 1878 wurde die Gesellschaft von 695 Brandschäden betroffen gegen 472 in 1877. Für die bis ultimo vorigen Jahres noch nicht erledigten Brandschäden mußten 120 475 ℳ in Reserve gestellt werden. Der Nettogewinn von 73 809 ℳ wird, wie folgt, verwendet: 10 % zur Kapitalreserve 7381 ℳ, 4 % Abschlagsdividende 36 000 ℳ, Tantième an den Auf⸗ sichtsrath 6643 ℳ, Tantième an den Vorstand 5314 ℳ, 1 % Superdividende 9000 ℳ, zum Kapital⸗Reservefonds, welcher dadurch auf 50 000 ℳ kommt, weitere 8619 ℳ; der Rest mit 852 ℳ wird auf neue Rechnung vorgetragen. 1
— Die Dividende der Stammaktien und Stammprioritäts Aktien der Schlesischen Zinkhütten⸗Aktiengesellschaf pro 1878 ist, wie der „B. Börs.⸗Ztg.“ aus Breslau geschrieben wird, auf 5 ½ % festgesetzt worden. “ 8
— Die Generalversammlung der Aktionäre des Commerner Bergwerks⸗ und Hütten⸗Aktienvereins genehmigte die Bilanz, welche in Aktiven und Passiven gleichlautend mit 3 952 689 ℳ abschließt, an Vorräthen, Kassa, Wechseln ꝛc. 507 511 ℳ, an De- bitoren 255 4388 ℳ, an Kreditoren 59 967 ℳ, sowie einen Brutto⸗- gewinn von 36,129 ℳ nachweist. Letzterer wird ganz zu Abscheei-
ungen verwandt.
— Von der Leipziger Messe berichtet das „Dr. Jouru unter dem 25. April: Bei ziemlich heiterem Wetter nahm Ledermesse am Montag ihren Anfang. Die Zufuhren in allen Ledersorten waren sehr mäßig; die allgemeine Stimmung et oas matt. doch nahm der Verkauf einen ledhaften Charakter an. Der Verkeh 8 der letzten Tage wurde durch das regnerische, unfreundli che Wetter arg gestört und übte letzteres recht nachtheiligen Ein luß auf die Uebernahme und die sonst übliche rasche Fehe der gehandelten Waaren. Sohlleder war in den beliebten feinsten Qualitäten rasch und zu wenig gedrückten Preisen geräumt; unterg eordnete Sorten mußten entsprechend billig abgegeben werden. asselbe galt von braunem Kalbleder. Fahlleder waren sehr begehrt, und wurden zu letztmonatlichen Preisen schlank gekauft. Ebenso Zeug⸗ leder, Blankleder in braun und schwarz. Das Verhältniß der Preise des Garleders steht leader in keinem Ver⸗ hältniß zu dem theueren Rohprodukt, zad es ist sehr zu wünschen, daß der Druck, welcher auf fertigem Leder lastet, recht bald einen