v
aufgenommen wird) berechnet sich nach dem durc ertrag der Jahre 1859 bis 1876 auf 26 038 512 t = Roggenwerth. .
Nach den Preisen vom Oktober 1878 beziffert sich der Werth der Ernte auf 4 402 455 429 ℳ Hiervon kommen allein auf die Getreidekörner ohne Spelz 1 714 693 944 ℳ (Weizen 315 091 465 ℳ, Roggen 720 532 426 ℳ, Gerste 208 359 732 ℳ, Hafer 470 710 321 ℳ); auf Erbsen 83 786 246 ℳ, Kartoffeln 831 404 638 ℳ, andere Frucht⸗ arten (einschließlich Spelz und Buchweizen) 842 797 101 ℳ, Stroh 369 141 276 ℳ, Wiesenheu 560 632 224 ℳ Der Ertrag der Acker⸗ weide auf 3 779 100 ha (10,85 % der gesammten Fläche) ist hierin nicht eingeschlossen. .
Pro Kopf der Bevölkerung ergab die Ernte 1878 67 kg Weizen, 1 kg Spelz, 215 kg Roggen, 57 kg Gerste, 708 kg Kar⸗ toffeln.
Für das ganze Deutsche Reich würde mit Zugrundelegung der
für Preußen ermittelten Verhältnisse die Ernte auf 6831 400000 ℳ = 8 539 000 000 Fr.) zu schätzen sein, was hinter dem von de Mesnil Marigny auf 9 600 000 000 Fr. geschätzten Werlh der ge⸗ sammten französischen Land⸗ und Forstwirthschaft nicht zurückbleiben dürfte, da bei letzterer die Erträge der Weinberge, Holzungen und Weiden mitgerechnet sind. Auch aus einzelnen zur Vergleichung stehenden Zahlen ergiebt sich, daß die preußische Landwirthschaft der französischen mindestens ebenbürtig ist.
Von Frankreich liegen die Durchschnittsertragszahlen aus einer Periode von 1856 bis 1876, von Preußen die aus der nur um 3 Jahre kürzeren Periode von 1859 bis 1876 vor; in einem Durchschnittsjahre dieser beiden Perioden erntete man pro Hektar
in Frankreich in Preußen 8 Weizen. 14,58 hl 18,90 hl à 76,50 kg Roggen. 18 55 EIEb“ Gerste AöI
18,06 „ 22,90 „ à 63,00 “ uchweizen 14,40
28,24 „ à 45,25 „
13,51 „ à 58,75 „
Kartoffeln 100,57 „ 95,90 „à 86,50 „ Die Anbauverhältnisse sind freilich nicht die gleichen. Es waren bebaut Hektar im Jahre 1876 in Frankreich
mit Weizen 6 859 458 „ Roggen 1 837 893 „ Gerste 1 079 343 „aferr 3 501 017 1A“ 660 048 223 115 „ Kartoffeln. 1 249 239 1 879 239. Der Werth der Getreidekörnererträge in Preußen belief sich Gu den Erntejahres⸗Durchschnittspreisen) “ 1872 auf 1 979 880 058 ℳ 8— 1873 2 336 728 264 1874 2 173 854 758 1875 1 886 549 177 1876 1 855 145 818 1877 1 928 587 001 8 1878 1 714 693 944 „ (Oktoberpreise). Obgleich in Preußen das Jahr 1878 seit 1872 die reichste Körnerernte lieferte, welche sogar die Ernte von 1874 noch übertrifft, so bleibt sie an Geldwerth doch hinter der von 1874 über 457 Mil⸗ lionen Mark zurück. Aber auch die ebenfalls günstige Körnerernte von 1877, deren Geldwerth über 1928 Millionen Mark betrug, übersteigt den Werth der namentlich in Weizen, Gerste und Hafer reicheren Ernte von 1878 noch um ca. 214 Millionen Mark.
Gewerbe und Handel.
Die „Wes. Ztg.“ theilt aus dem Jahresberichte der Fr. Kruppschen Werke in Essen Folgendes zur Charakterisirung der großartigen Anlagen mit: In der Gußstahlfabrik sind 8500 Ar⸗ beiter beschäftigt. Es stehen daselbst 298 Dampfkessel und ebenso viele Dampfmaschinen mit zusammen 11 000 Pferdekräften, und 77 Dampfhämmer von 2 bis 1000 Ctr. im Betriebe. Monatlich wer⸗ den 300 Kanonen verschiedener Größe erzeugt, und it 1847 sind über 15 000 Kanonen angefertigt worden. Täglich werden 1800 t (zu 1000 kg) Kohlen und Koks verbraucht. Gasflammen brennen täglich 21 000. Eine etwa 60 km lange Eisenbahn mit 24 Loko⸗ motiven und 700 Waggons vermittelt den Verkehr innerhalb des Fabrikbesitzes sowie mit der benachbarten Eisenbahnstation. Im Etablissement befinden sich 44 Telegraphenstationen. Die Fabrikfeuer⸗ wehr verfügt über 8 Feuerspritzen nebst Zubehör. Ein neuer Schieß⸗ platz von 18 km Länge wurde bekanntlich bei Meppen eingerichtet. In den Bergwerken der Firma sind 5300 Arbeiter mit der Kohlen⸗ und Erzgewinnung beschäftict. Die Gruben in Nordspanien liefern jährlich 200, 000 metr. Tonnen Eisenerz, die auf fünf, dem Etablissement gehörigen Dampfern verschifft werden. Die Hütten⸗ werke der Fabrik beschäftigen weitere 700 Arbeiter. Nicht minder wichtig, ja nachahmenswerth ist es, daß Krupp auch für das leibliche und geistige Wohl seiner Arbeiter und ihrer Familien Sorge trägt. In den 3278 Arbeiterwohnungen der Firma wohnen 16 200 Personen. In 22 Verkaufsstellen für Kolonialwaaren, Manufakturen, Kurz⸗ waaren, Möbel, Fußbekleidung, Fleisch, Mehl u. s. w. werden die Artikel zu Engrospreisen abgegeben. Die Fabriksbäckerei erzeugt täglich über 195 000 kg Brod; das Getreide hierzu wird durch eigene
86 durchschnittlichen Stroh⸗ 2 831 425 t
in Preußen 1 024 114 4 470 113 876 672 2 462 845
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Agenten, meist in Odessa, gekauft. In vier Volksf n 8 sammen 21 Klassen, sowie in einer Industrieschule für Mädchen und Frauen wird der eö Unterricht ertheltt.
München, 1. Mai. (W. T. B.) Prämienziehung der bayerischen 4 prozentigen 100 Thlr.⸗Loose: Hauptgewinn 300 000 ℳ Nr. 30 392, 48 000 ℳ Nr. 149 265, 18000 ℳ Nr. 149 292, 4800 ℳ Nr. 111 075; je 2400 ℳ Nr. 16 453, 30 369, 92 785 und 115 184; je 1200 ℳ Nr. 1551, 5863, 21 257, 25 465, 29 817, 42 681, 123 639 und 141 785.
Leipzig, 30. April. (W. T. B.) Garnbörse. In Folge 868esossn Meldungen vom Liverpooler Markte sehr fest. Es fanden recht große Abschlüsse zu gestrigen Preisen statt.
Wien, 1. Mai. (W. T. B.) Ziehung der 1860er Loose. 300 000 Fl. Nr. 20 Serie 534, 50 000 Fl. Nr. 3 Serie 12 732, 25 000 Fl. Nr. 6 Serie 7292, 10 000 Fl. Nr. 8 Serie 9546.
Verkehrs⸗Anstalten.
Soöo uthampton, 30. April. (W. T. B.) Der ampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist hier eingetroffen.
Berlin, den 1. Mai 1879.
Am 26. Februar d. J. ist aus dem städtischen Museum zu Odessa die ganze Sammlung orientali⸗ scher Münzen entwendet worden, welche die dortige üterisit Frchäreh, Gesellschaft daselbst aufbewahrte. Die
ammlung ist besonders reich an seltenen Münzen aus der Krim und war von dem verstorbenen deutschen General⸗ Konsul Dr. Blau in Odessa mit einem werthvollen wissen⸗ schaftlichen Kataloge versehen worden. Die Annahme liegt nahe, daß die Diebe versuchen werden, die Samm⸗ lung im Auslande zum Verkauf zu bringen. Wir machen daher das münzensammelnde Publikum in Deutschland auf den stattgefundenen Diebstahl aufmerksam und empfehlen demselben in seinem eigenen Interesse die größtmögliche Vorsicht, falls ihm Münzen zum Verkauf an⸗ geboten werden sollten, welche aus der entwendeten Sammlung herstammen könnten. Die historisch⸗archäologische Gesellschaft in Odessa wird natürlich für jede Mittheilung dankbar sein, welche für die Entdeckung der Diebe oder die Wiedererlangung der Sammlung einen Anhalt bieten kann.
Vormittag um 11 Uhr fand in Gegenwart des Ministers für die “ ꝛc. Angelegenheiten, Dr. Falk, des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Friedenthal, des Ministers des Innern, Grafen zu Eulen⸗ burg, des Ministers der öffentlichen Arbeiten, Maybach, des Ober⸗Präsidenten der Provinz Brandenburg, der Vertreter der städtischen Behörden und eines zahlreichen Publikums die feierliche Eröffnung der „Berliner Gewerbe⸗Aus⸗ stellung“ statt. Nachdem die Versammlung in der Halle zunächst dem Haupteingange zusammengetreten, ergriff der Vorsitzende des Ausschusses, Fabrikbesitzer Kühnemann, das Wort, um nach einem kurzen Rückblick auf das Zustande⸗ kommen der Ausstellung dieselbe für eröffnet zu er⸗ klären. Ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König schloß die Rede. Der Minister der öffentlichen Arbeiten gedachte in anerkennenden Worten der Leistungen des Berliner Gewerbefleißes, während der Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck dem Ausschusse für seine Mühwaltung Dank oussprach. Unter Führung des Hrn. Kühnemann besichtigten hierauf die Minister auf einem Rundgange die einzelnen Gruppen und Abtheilungen der Aus⸗ stellung.
Das Ministerium für öffentliche Arbeiten, Kolonisation, In⸗ dustrie und Handel der mexikanischen Republik hat in Folge Beschlusses des Präsidenten der Republik angeordnet, daß im Jahre 1880 in der Stadt Mexico eine internationale Ausstellung der Produkte von Agrikultur, Industrie, Wissenschaften und Künsten stattfinde, und soll diese Ausstellung ins Werk gerichtet werden mit⸗ tels Verordnung des General⸗Kongresses, dem in der nahestehenden Periode seiner Sitzungen der Antrag vers legt wird. Die Regie⸗ rung hat in Betracht gezogen, daß eine internationale Ausstellung, welche einsichtsvolle und unternehmende Männer aller Nationen zu⸗ sammenbringt, nicht allein die irrigen Ansichten, welche man im Auslande von Mexiko habe, berichtigen, sondern auch für die Produktelder mexika⸗ nischen Agrikultur und Industrie mehr Umsatz mit den jetzigen Han⸗ delsverbindungen hervorrufen, sowie andere neue eröffnen werde, und dadurch die Lösung des Problems des Baues und der Ausbeutung von Eisenbahnen in Mexiko, des nicht minder schwierigen der Ein⸗
8 88
, die diesen direkt indirekt ab⸗ hängen, er Laut Beschluß des Präsidenten bilden die Herren Sebastian Camacho, Mariano Bärcena und Miguel Hidalgo y Teran das leitende Comité der Ausstellung. Dies Comité nimmt es auf sich, im Einverständaiß mit dem Mini⸗ sterium, Kommissionen und Subkommissionen zu ernennen, die nordnung, den Klassifikationsplan ꝛc. ꝛc. zu machen. An das Comité ist die auf die Ausstellung bezügliche Korrespondenz zu richten. Dies wird in dafür bestimmten Gebäuden in der Stadt Mexiko stattfinden, am 15. Januar 1880 eröffnet werden und drei Monate von jenem Tage an gerechnet dauern. Diejenigen Regierungen, welche mit der Republik diplomatische Verbindung be⸗ wahrt haben, können, gleich den Staaten der mexikanischen Kon⸗ föderation, auf ihre Kosten Gebäude und Pavillons auf den Plätzen errichten, welche für die Ausstellung bestimmt sind, und die fremden Aussteller können ihre Produkte ausstellen in dem von den Regierungen ihrer respektiven Nationen oder Staaten errichteten Gebäuden oder Paoillons, oder in dem Hauptgebäude der Ausstellung, jenachdem es ihren Interessen zusagt. Die Regierungen, welche in Ver⸗ bindung mit der Republik stehen, sollen eingeladen werden, Spezial⸗Kommissionäre auf die Ausstellung zu schicken.
Es werden zu passender Zeit die Häfen angegeben werden, nach welchen die für die Ausstellung bestimmten Gegenstände zu richten sind. Diese Gegenstände sollen nur im Fall, daß sie verkauft werden, Zölle treffen und können während sechs Monaten ausgestellt bleiben, ohne für Lokal und Lager Miethe zu zahlen. 1
„Das leitende Comité wird alsobald mit Zustimmung des Mini⸗ steriums in spanischer, englischer, französischer und deutscher Spracche die nöthigen Verordnungen bekannt machen, denen zufolge die Aus⸗ stellung auf die vortheilhafteste Weise den Ausstellern und der Re⸗ publik nutzbar gemacht werden kann. v“
Von der im Verlage von A. Bach hierselbst erscheinenden Schrift „Eintheilung und Standquartiere des deutschen Reichsheeres“ ist jetzt der dreizehnte Jahrgang (erste Ausgabe) herausgekemmen. Das übersichtliche Heft enthält ein vollständiges mit Berücksichtigung der Allerhöchst genehmigten Dislokationsverän⸗ derungen aufgestelltes und bis zum 15. April d. Is. revidirtes Ver⸗ zeichniß der Eintheilung und Standquartiere der Armee mit einer namentlichen Angabe der Corps⸗, Divisions⸗, Brigade⸗, Regiments⸗, Bataillons⸗ und Abtheilungs⸗Commandeure, Stabs⸗Offiziere, Stadt⸗ und Festungs⸗Kommandanten, Platzmajore, Artillerie⸗ und Ingenieur⸗ Offiziere der Plätze und Landwehrbezirks⸗Commandeure ꝛc., sowie in einem Anhange eine Uebersicht der Kaiserlichen Marine mit Angabe
der Namen, sowie der Stärke und Verwendung der einzelnen Fahr⸗
zeuge.
Pest, 1. Mai. (W. T. B.) Nach aus Szegedin hier ein⸗
gegangenen Nachrichten hat gestern Vormittag ein außergewöhnlich heftiger Orkan die Eisenbahn⸗ und Ver.opfungs⸗ arbeiten vernichtet und die meisten Schlagwerke umgeworfen. Die Baumaterialien und die Erd⸗Schiffe sind größtentheils versunzen, in den Bahndämmen befinden sich roße Durchrisse, die Arbeiter sind in Lebensgefahr. Von hier ist sosor⸗ Sukkurs abgesendet worden.
— Nach weiteren Nachrichten hatte sich der Sturm Abends gelegt.
Die Sing⸗Akademie veranstaltete am Dienstage dieser Woche zum Besten des unter dem Protektorate Ihrer Testät der Kaiserin stehenden Berliner Frauen⸗Lazarethvereins eine Aufführung der Kompositionen zum „Faust“ vom Fürsten Radziwill. Dies⸗ Kompositionen sind ein alter Besitz der Sing⸗Akademie und erschei⸗ nen von Zeit zu Zeit immer wieder auf dem Repertoire ihrer Kon zerte. Wenn auch der Komponist nicht überall voll in den tiefen Geist der Goethe'schen Dichtung eingedrungen, manches mehr äußerlich em⸗ pfunden als der rechte symphonische Ausdruck der Gedanken des Gedich⸗ tes ist und den Dilettanten verräth, so zeugt doch im Ganzen die Musit von dem ernsten, vornehmen Streben des kunstgebildeten Fürsten. Den werthvollsten Theil des Werkes bilden die Chöre, welche durch glückliche, mit der Dichtung harmonirende Erfindung und rhytmischen Schwung fesseln. Ihnen vornehmlich und den Liedern, welche Gretchen singt, hat die Radziwillsche Musik zum „Faust“ die Beliebtheit zu danken, deren sie sich bis heute erfreut. Die mäistübeuag am Dienstage war eine durchaus velungene. Den deklamatorischen Theil hatten Frl. Clara Meyer und Hr. Kahle vom Königlichen Schauspielhause übernommen. Letzterer trug außer dem „Faust“ auch die übrigen mit der Radziwillschen Musik ver⸗ bundenen Theile der Dichtung mit Wohlklang und voller Beherr⸗ schung des Gegenstandes vor, während erstere die Partie des „Gret⸗ chen“ mit warmer Empfindung zu sympathischem Ausdruck brachte. Die Sologesänge wurden von Frl. Anna Ruediger und den Herrern Oberhauser und Hauptstein und die Chöre von den Mitgliedern der
Sing⸗Akademie in vortrefflicher Weise ausgefüyrt, während die Ber⸗
liner Sinfoniekapelle durch die exakte Wiedergabe der Instrumental musik sich um die Aufführung des Werkes verdient machte. Die Leitung lag in den bewährten Händen des Hrn. Professors Blumner. Das zahlreiche Auditorium, welches den Saal vollständig gefüllt hatte, folgte der Aufführung mit andauernder, reger Aufmerksamkeit.
mn
R X Inserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt ann die Königliche Expedition des Deutschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Preußischen Ataats-Anzeigerg:
Berlin, 8. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.
2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc.
4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung
NR u. s. w. von öffentlichen Papieren.
5. Grosshandel.
.Literarische Anzeigen. . Theater-Anzeigen. . Familien-Nachrichten.
Industrielle Etablissements, Fabriken und 6. Verschiedene Bekanntmachungen.
In der Börsen- b beilage. NR
„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein
& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,
Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureaus.
8
Verkäufe, WVerpachtungen, Submissionen ꝛc.
18645] Oeffentliche Submission.
Die Lieferung von 800 Quadratmeter 10 Mm. starkem Fin soll auf dem Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Die Lieferungsbe⸗ dingungen liegen während der Dienststunden in un⸗ serer Registratur zur Einsicht aus; auch können die⸗ selben abschriftlich gegen Erstattung der Schreib⸗ gebühren bezogen werden.
Postmäßig verschlossene, frankirte und mit der Aufschrift:
„Submission auf die Lieferung von Filz“ deutlich versehene Offerten sind zum Submissions⸗ termine, Dienstag, den 13. Mai 1879, Vor⸗ mittags 10 Uhr, an uns einzureichen.
Spandan, den 18. April 1879. (à Cto. 483/4.)
Direktion der Artillerie⸗Werkstatt.
raumt ist.
Auszüge
steine bis e
Die Lieferung von: u11“ 3,237,000 Mille Hintermauerzieg 3663] ormat),
304,250 Mille rothen Verblendziegeln, 36,500 Mille gelben Verblendziegeln, 49,560 Mille rothen Farmiegela 12,200 Mille gelben Formziegeln,
30,400 Mille Glasurziegeln, 7,000 Mille gelben schwänzen),
12,300 Mille Klinker
—n. Neubau der Infanterie⸗Kaserne in Rends⸗ urg, soll im Ganzen oder getheilt in öffentlicher Submission verdungen werden, wozu der Termin auf:
Montag, den 5. Mai d. J., Vormittags 10 Uhr, im Bureau der unterzeichneten Verwaltung anbe⸗
Daselbst können die Bedingungen und Anschlags⸗ eingesehen, Schreibgebühren bezogen werden. 1 eichnungen sind im Kasernen⸗Baubureau einzusehen. fferten sind versiegelt und portofrei mit entspre⸗ chender vis9 versehen bis zum Termin, Probe⸗ nen Tag vorher an die genannte Ver⸗
waltung einzureichen. Rendsburg, den 23. April 1879. (à Cto. 500/4.)
Königliche Garnison⸗Verwaltung. J. Beil. 1
ergebung von 1 Königlichen Strafanstalt zu Rawitsch.
Es sollen 1. Juni cr. die Arbeitskräfte von circa
35 gelernten Schuhmachern der Königlichen Straf⸗
Hanstalt zu Rawitsch, welche bisher mit
achsteinen (Biber⸗
werden
a. bei der Königl Controlle I. zu Posen,
Breslau,
legen Erstattung der c. in unserm Bureau,
auch Die bezüglichen
Bezeichnung: Neuendorff. 8
hierher gelangen lassen. Die Eröffnun Nachmittags 3
Bekanntmachung.
Arbeitskräften Gefangener der hr, statt.
Schuhmacher⸗
8* “
arbeiten beschäftigt waren, auf drei hinter einander - folgende Jahre im Submissionswege kontraktlich wieder zu derselben oder auch zu anderen passenden, der Gesundheit nicht nachtheiligen Arbeiten vergeben
Ausgeschlossen ist Cigarrenfabrikation. Hierauf reflektirende Arbeitgeber können die all⸗ gemeinen Bedingungen, welche dem abzuschließenden
Kontrakte zu Grunde selegt werden, einsehen chen Regierungs⸗Rechnungs⸗
b. bei dem Königlichen Polizei⸗Präsidium zu
oder dieselben gegen Erstattung der Kopialien auf Verlangen zugesendet erhalten und wollen demnächst unter Beifügung einer Bietungskaution von 300 ℳ in baar oder in sicheren inländischen Staatspapieren ihre Angebote, welche einen Vermerk über die Kennt⸗ niß jener Bedingungen enthalten müssen, bis späte⸗ stens den 15. Mai a. c. schriftlich unter der
„Submissions⸗Offerte, betreffend die Be⸗ 8 schäftigung von Gefangenen“ —
der Offerten findet am 15. Mai cr.,
Rawitsch, den 17. April 1879. Königliche Direktion der Strafanstalt.
Verschiedene Bekanntmachungen. [3915] Die Herren Aktionäre
ordentlichen
Berlin auf
Vormittags 10 Uhr, im Bureau Dorotheen⸗ straße 54, ergebenst eingeladen. 8 Tagesordnung: 1) Beschlußfassung über Liqui⸗ dation der Gesellschaft. 2) Modalitäten der Liquidation und Wahl eines Liquidators. Berlin, den 1. Mai 1879.
Vereinigte Westfälische Zuckerfabriken.
Der Aufsichtsrath.
Redacteur: J. V.: Riedel.
Verlag der Expedition (Kesssel). .“ Hruc: W. Elsner.
Vier Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage),
u. ein Fahrplan der Königlichen Ostbahn. —
Berlin:
8 Cto. 4754.)
werden zur außer⸗ Generalversammlung in
Donnerstag, den 15. Mai,
zum Deut chen Reich
—
Berlin, 1. Mai. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (35.) Sitzung trat der Reichstag in die zweite Berathung des betreffend die Ge⸗ bührenordnung für echtsanwälte sein. Der Abg. Laporte erstattete Namens der Ftta n. Bericht über deren Verhandlungen und bat, die Anträge der⸗ selben anzunehmen. Die Kommission sei sich der schwie⸗ rigen Aufgabe, die ihr zugefallen, sehr wohl bewußt gewesen, denn es handle sich hier fast um ein unlösliches Problem. Der Grundgedanke des Entwurfs sei das Pauschsystem, das in engster Anlehnung an das Gerichtskostengesetz durchgeführt sei. Die Prinzipien des Gesetzes seien von der Kommission acceptirt. Wesentliche Aenderungen habe das Gesetz nur im Tarif (§. 9) und durch die Einfügung des §. 94a. (über außergewöhnliche nicht vertragsmäßige Erhöhung der Taxe) erfahren. Erst die Erfahrungen der nächsten Jahre würden zeigen, ob die Kommission bei ihren Beschlüssen das Richtige getroffen. Allerdings seien diese Beschlüsse weit zurück⸗ geblieben hinter den Wünschen des Anwaltstages, aber man habe das thun müssen, um das Gesetz und die Gerichts⸗ verfassung selbst nicht zu gefährden. Die Kommission hoffe, daß ihre Beschlüsse, betreffend die Erhöhung der Anwalts⸗ gebühren, sowohl die Zustimmung der Regierung wie des Reichstages finden würden. Eine große Zahl von auf den Entwurf bezüglichen Petitionen von Rechtsanwälten, Handels⸗ kammern ꝛc. beantragte der Referent durch die über den Ge⸗ setzentwurf zu fassenden Beschlüsse für erledigt zu erklären.
§§. 1—8 gaben zu keiner Debatte Anlaß und wurden nach den Beschlüssen der Kommission unverändert genehmigt.
§. 9 Jautet nach der Regierungsvorlage: Die Gebührensätze sollen nach dem Werthe des Streitgegen⸗ standes in folgender Weise erhoben werden: 1) bis 20 ℳ — 2 ℳ, 2) bis 60 ℳ — 3 ℳ, 3) bis 120 ℳ — 4 ℳ, 4) bis 200 ℳ — 7. 9,, 5) bis 300 ℳ — 10 ℳ, 6) bis 450 ℳ — 14 ℳ, 7) bis
650 ℳ — 19 ℳ, 8) bis 900 ℳ — 24 ℳ, 9) bis 1200 ℳ —
28 ℳ, 10) bis 1600 ℳ — 32 ℳ, 11) bis 2100 ℳ — 36 ℳ, 12) bis 2700 ℳ — 40 ℳ, 13) bis 3400 ℳ — 44 ℳ, 14) bis
4300 ℳ — 48 ℳ, 15) bis 5400 ℳ — 52 ℳ, 16) bis 6700 ℳ
— 56 ℳ, 17) bis 8200 ℳ — 60 ℳ, 18) bis 10 000 ℳ — 64 ℳ,
ddie ferneren Werthsklassen steigen um je 2000 ℳ und die Gebühren⸗
ssiätze in den Klassen bis 50 000 ℳ einschließlich um je 4 ℳ, bis
100 000 ℳ um je 3 ℳ, und darüber hinaus um je 2 ℳ
ʒAe Kommission schlug dagegen vor, diese Sätze zu er⸗
öhen, wie folgt: 2, 3, 5, 8, 12, 17, 22, 27, 32, 36, 40, 44,
48, 59, 56, 60, 64, 68 ℳ
a. Hierzu lag ein Abänderungsantrag der Abgg. Dr. Bähr⸗ Cassel und Reichensperger⸗Olpe vor, welcher die Gebührensätze
wesentlich ermäßigen wollte. Nach diesem Antrage sollen die⸗
verselben nur betragen: resp. 1, 2, 4, 6, 9, 12, 15, 18, 21, 24, 28, 32, 36, 40, 44, 48, 52, 56 ℳ
Der Abg. Pfafferott bat um Annahme der Kom⸗
„ missionsanträge, deren größter Werth darin liege, daß sie
gerade für die unteren Stufen verhältnißmäßig hohe Gebühren verlangten und damit die Fälle kleiner Prozesse, mit denen
nͤdie Gerichte am meisten belastet würden, hoffentlich vermin⸗ dern wuüͤrden.
2 Der Abg. Dr. Bähr (Cassel) befürwortete seinen Antrag. Das preußische Kostenwesen sei, wie jeder Kundige zugeben werde, gut und gerecht geordnet, und man habe keine Veran⸗ lassung, Sätze, die höher seien, aus kleineren deutschen Staaten auf das Deutsche Reich zu übernehmen. Schon die Re⸗
v gierungsvorlage habe erhöhte Sätze vorgeschlagen; die Kom⸗
— mission habe diese Sätze derartig erhöht, daß die Steigerung
der Prozeßkosten unter Umständen 90 Prozent betrage. Die
Einwände gegen die niedrigeren Sätze Seitens der Rechts⸗ anwälte selbst seien nicht stichhaltig. Den Verlusten der Rechtsanwälte beim Mandatsverfahren und den Wechsel⸗ prozessen ständen die bedeutend größeren Vortheile des ausgedehnteren. Anwaltszwanges, der kontradik⸗
toxischen Behandlung des formell, nicht begründeten Rechtsmittels, der Steigerung der Gebühren ohne Grenzen der Summen, die staatliche Bezahlung der Offizialvertheidigung ꝛc. gegenüber. Die Klage über die Mehrbelastung der Staats⸗ anwälte durch den neuen Prozeß sei theils unrichtig, theils übertrieben. Die Mehrbelastung der Anwälte sei eine noth⸗ wendige Folge der erhöhten Machtstellung derselben in dem neuen Prozesse, wo gleichsam der Richter gegen ihn zurück⸗ trete. Auch bei dem bisherigen Bagatellverfahren müsse ja der Anwalt mündlich verhandeln und überhaupt für jeden Termin präparirt sein. Die größere Leß aber, die der neue Prozeß den Anwälten auferlege, nämlich die Durchführung des mündlichen Verfahrens, sei ja gerade auf die dringende Em⸗ pfehlung, besonders der Rechtsanwälte der Rheinprovinz und
annovers in das deutsche Prozeßrecht aufgenommen worden.
er Ausfall an Prozessen werde auch nicht von großer Be⸗ deutung sein; und vor allen W”- müsse man hier das menschliche Interesse an dem Wohlergehen der Bevölkerun
jie Prozeßkosten lasteten allzuschwer au Handel⸗ und Gewerbe⸗ Redner
walten lassen. dem deutschen Bürgerstand, auf den treibenden. Hier müsse das Haus Wandel schaffen. bat, seinen Antrag anzunehmen.
Der Abg. Windthorst erklärte, er sei ganz der Meinung, daß die Prozeßkosten recht billige sein müßten; sein Ideal wäre überhaupt eine unentgeltliche Rechtspflege. Aber seit das Gerichtskostengesetz eingeführt sei, das äußerst hohe Sätze af,gh könne man den Prozeß nicht billiger machen wollen auf Kosten der Advokatur. Auch würde dieser Zweck nicht dadurch erreicht, daß man den Tarif herabsetze. Man habe Vergleiche mit /dem preußischen und hannoverischen Tarif ge⸗ macht, aber den bayerischen, württembergischen und elsaß⸗ lothringischen ganz außer Acht gelassen. Die hannoverische Taxe werde selbst von den Vorschlägen der Kommission nicht erreicht, und doch habe die Honorirung der Advokaten in Han⸗ nover eine Belastung genereller Natur nicht herbeigeführt. Die preußische Advokatur dürfte ₰ nicht zur Vergleichung herange⸗ zogen werden, da sie eine geschlossene sei; außerdem frage er Jeden,
er den Betrieb kenne, ob die Haupteinnahme der preußischen Advokaten nicht aus der Arbeit hervorgehe, die in der Schreib⸗ stube und von den Referendaren gemacht werde, wodurch die
reußische Advokatur meistens den Charakter einer Fabrik er⸗ Sas Die freie Advokatur führe in ihren Konsequenzen eigentlich dahin, gar keine Taxe zu haben. Er wolle und könne diese Konsequenz nicht ziehen, weil eine feste Regel sein müsse, auf Grund deren ungebührliche For⸗ derungen zurückzuweisen seien. In England, Frankreich, Bel⸗ gien, d. h. den Ländern des rein mündlichen Verfahrens da⸗ gegen sei die Konsequenz so ziemlich gezogen. — Handele es sic aber einmal darum, Taxen festzusetzen, so müßten die Beträge von vornherein ausreichend bemessen werden, damit nicht die Inteligenz, die doch bei Anwälten ganz be⸗ sonders hervorragend sei, veranlaßt werde, sich auf Abwege zu begeben, um sich die höheren Einnahmen zu verschaffen. Ob die von der Kommission vorgeschlagene Erhöhung richtig oder unrichtig sei, wage er nicht zu behaupten. Er wünsche, daß der Tarif nochmals an die Kommission verwiesen werde, und würde er, wenn er zu derselben gehörte, die Sätze bis 1000 Thlr. nach der Vorlage der Regierung befürworten, darüber hinaus aber für eine Erhöhung stimmen. Wolle man den Tarif nicht nochmals an die Kommission verweisen, so bleibe nur übrig, für den Antrag der Kommission und eventuell für den der Regierung zu stimmen; jedenfalls müsse man sich hüten, ein Advokatenproletariat zu schaffen.
Der Kommissar des Bundesraths Geh. Ober⸗Justiz⸗Rath Kurlbaum II. erwiderte, die verbündeten Regierungen seien von der Ansicht ausgegangen, daß der Advokatenstand sich mit der von denselben vorgeschlagenen Gebührenordnung gesund und kräftig gestalten werde. Der Vorwurf, daß der Prozeß jetzt auf Kosten der Advokatur billig gemacht werden solle, treffe nicht zu. Der Vergleich mit der preußischen Taxe liege darum sehr nahe, weil das ganze System der Gebühren⸗ ordnung sich an das in Preußen geltende anlehne, und die Regierung glaube mit der Zugrundelegung des preußischen Tarifs das Richtige getroffen zu haben. Das Bild von dem fabrikmäßigen Arbeiten passe auf die große Mehrzahl der An⸗ wälte nicht: Die Referendarien leisteten ihnen so gut wie gar keine Hülfe. In Berlin allerdings sei es den Anwälten vermöge der Unterstützungen ihrer Hülfsarbeiter möglich, eine größere Anzahl von Prozessen zu bewältigen, da sie sich nicht über jeden einzelnen Fall zu informiren brauchten. Die Anwälte bei den Amtsgerichten würden ihre hervorragendste Thätigkeit in der konsultativen Praxis finden. Zuzugeben sei, daß alle Berechnungen höchst unsicher seien und daß der ganze Tarif ein Experiment sei. Aber es frage sich nicht blos, ob die Anwälte durch den Tarif ein auskömmliches Brod haben sollten. Derselbe sei auch von großer Bedeutung für die Bil⸗ dung des Anwaltsstandes selbst. Das Experiment müsse hier gerade umgekehrt ausfallen, als beim Gerichtskostengesetz. Dort wäre jeder Ausfall unwiderbringlich verloren, während hier die Sache so liege, daß man eine Menge von Existenzen, die auf die Gebührenordnung gegründet seien, nicht wieder aus der Welt schaffen könne. Auf diesen Weg könne sich die Regierung nicht einlassen. Der Anwaltstand könne im Ganzen und Großen mit den mäßigen Sätzen auskommen, welche die Regierung festgesetzt habe, und er bitte daher, der Regierungsvorlage zuzustimmen.
Der Abg. von Goßler befürwortete den Antrag des Abg. Dr. Bähr. Man müsse dafür sorgen, daß nicht Elemente in den Rechtsanwaltsstand hineinkämen, die in den alten Rahmen der preußischen Justiz nicht paßten; bei dem Niedergehen von Gewerbe und Handel würden bei hohen Taxen solche Elemente dem Advokatenstande zugeführt werden, besonders wenn das goldene Bild der freien Advokatur ihnen entgegenschimmere. Das Publikum solle allerdings die Auswahl des Advokaten haben fund deshalb müsse es die Anwälte durch die Taxen so stellen, daß sie über die Nahrungssorgen hinweg seien. In Ost⸗ und Westpreußen werde es mit der Auswahl nicht weit her sein; denn die Anwälte, die dort vorhanden seien, würden kaum ausreichen, um die laufenden Geschäfte zu erledigen. Wenn man sich so sehr um die Nahrungsverhältnisse der An⸗ wälte kümmere, sollte man doch auch an die Nahrungsver⸗ ütenäfe derjenigen denken, die sie bezahlen sollten. Von einer
illigen und prompten Rechtspflege sei man durch die Gerichts⸗ kosten und die Anwaltsgebühren weit abgekommen.
Der Abg. Bieler erklärte die von der Regierung beantragten Sätze seien nicht ausreichend hoch enesen. er werde für den erhöhten Satz stimmen, wie ihn die Kommission vor⸗
age.
Der Abg. Dr. Marquardsen sprach sich in gleichem Sinne aus und bat das Haus, nicht ohne dringende Veranlassung von den Anträgen seiner Kommission abzuweichen. Das Haus möge an diesem altbewährten Satze parlamentarischer Praxis auch in diesem Falle hier festhalten. Man möge nicht fürchten, daß die gutbemessenen Gebühren den Erwerbssinn der Advo⸗ katen allzu stark anregen würden, eher könnten allzu niedrig berechnete Gebühren etwa einen solchen Erfolg haben.
Die Diskussion wurde geschlossen. Nach einer persön⸗ lichen Bemerkung des Abg. Dr. Bähr (Cassel), der einige Aeußerungen des Abg. Windthorst richtigstellte, trat der Abg. Laporte in einem Schlußworte für die Kommissionsanträge ein, deren Annahme er empfahl. Wenn sich der Natur der Sache nach auch nicht mathematisch feststellen ließe, die Kom⸗ miff smasäs⸗ seien richtig, weder zu hoch noch zu niedrig gegriffen, so hätten doch die heutigen Debatten nicht vermocht, deren Unzulänglichkeit oder überflüssige Höhe darzulegen.
Der Antrag Bähr wurde abgelehnt, desgleichen durch Auszählung die rne etnschen. mit 126 gegen 96 Stim⸗ men; §. 9 wurde darauf nach der Fassung der Regierung un⸗ verändert angenommen.
888. 10 — 27 wurden ohne Debatte genehmigt. §. 28 lautet nach der Regierungsvorlage:
„Das ordentliche Verfahren, welches nach der Abstandnahme vom Urkunden⸗ oder Wechselprozesse, sowie nach dem mit Vorbe⸗ halt in demselben erlassenen Urtheil anhängig bleibt (Civilprozeß⸗ ordnung §§. 559, 563), gilt für die Berechnung der Gebühren des Rechtsanwalts als besonderer Rechtsstreit; der Rechtsanwalt muß sich jedoch die Prozeßgebühr des Urkunden⸗ oder Wechselprozesses auf die gleiche Gebühr des ordentlichen Verfahrens anrechnen.“
Die Worte hinter Rechtsstreit
Kommission gestrichen worden.
8 ““ EE1“ 78
bis zu Ende sind in der
Der Abg. Thilo beantragte deren Wiederherstellung. Vor der weiteren Debatte wurde ein Vertagungsantrag
angnoenen. Der Präsident Dr. von Forckenbeck schlug vor, die nächste Sitzung Donnerstag 12 Uhr abzuhalten und außer der chriftführers und der Weiterberathung der Ge⸗
Wahl eines bührenordnung für Rechtsanwälte die ersten Lesungen der Steuer⸗ und Tarifvorlagen auf die Tagesordnung zu setzen.
Der Abg. Rickert bat den Präsidenten, mit der Berathung
der Zoll⸗ und Steuervorlagen noch nicht Donnerstag zu be⸗ innen, sondern diesen Tag für die Fraktionsberathungen ganz rei zu lassen.
Der Abg. von Kleist⸗Retzow wünschte am Donnerstag nur die Rechtsanwaltsgebühren⸗Ordnung beendigt, die größeren Vorlagen aber für Freitag angesetzt zu sehen.
„Der Abg. Schröder (Lippstadt) bat, dem Vorschlag des Präsidenten pure beizutreten. Es wäüre ganz angemessen, daß hinter der Berathung der Rechtsanwaltsgebühren⸗Ordnung die
Zoll⸗ und Steuer⸗Vorlagen ständen; erstere würde dadurch
jedenfalls erheblich abgekürzt werden. Der Abg. Richter (Hagen) bedauerte im Interesse des
Ansehens des Reichstages, daß man eine wichtige Vorlage be⸗ nutzen wollte, um eine andere durchzudrücken; Redner be⸗ zweifelte, daß Abg. Schröder auch die Ansichten der Centrums⸗
partei vertreten habe.
Der Abg. Windthorst bemerkte, sobald nur irgend ein
erheblicher Theil des Hauses den Wunsch ausspräche, noch
einen Tag frei zu haben, handele der andere Theil nicht gut
und zweckmäßig, wenn er dem entgegenträte.
Der Abg. Schröder (Lippstadt) beschwerte sich über die Art, wie der Abg. Richter ihm sehr zu Unrecht eine Zurecht⸗ weisung ertheilt habe. Wenn das schon ein voraufgeworfener Schatten der Zolltarif⸗Debatten sei, so thue ihm das sehr leid.
Der Abg. Richter (Hagen) dankte dem Abg. Windthorst
dafür, daß derselbe es für eine Anstandspflicht erklärt habe,
einem Wunsche nach Freilassung eines Tages, sobald er von einem erheblichen Theile des Hauses ausgesprochen, sprechen. Wenn ein Schatten geworfen sei, so
den Abg. Schröder (Lippstadt) selbst treffen können.
Das Haus entschied sich schließlich dafür, die nächste
Sitzung Freitag 11 Uhr mit der vom Präsidenten vorgeschla⸗ genen Tagesordnung abzuhalten sei, worauf sich das Haus D1AAA4“*“
Statistische Nachrichten.
Die amtlichen Nachweisungen über den seewärts erfolgten
Waaren⸗Eingang und Ausgang zu Königsberg im Jahre 1878 sind erschienen. Nach denselben weisen beim Eingang folgende Waarengattungen 1877 ein erhebliches Mehr auf: Branntwein, Rum ꝛc.
136 889 Ctr. (+ 91 133 Ctr.) (außerdem 39 526 Ctr. direkt von Rußland für Königsberger Rechnung über Königsberg hinaus ver⸗
sendet (+ 31 379 Ctr.); Cement 213 024 Ctr. (+ 42 990 Ctr.); Eisenbahnschienen 953 227 Ctr. (+ 694 416 Ctr.); schwarzes Eisen⸗
blech 39 307 Ctr. (+ 12 441 Ctr.); Fleisch, Fettwaaren und Schmalz
69 609 Ctr. (+ 35 155 Ctr.); Gips 94 021 Ctr. (+ 36 587 Ctr.);
Harze und Harzöle 18 534 Ctr. (+ 12 132 Ctr.); gesalzene Heringe 1 207 390 ¼¾ T. (+ 46 208 T.); Kalk 294 041 Ctr. (+ 48 758 Ctr.);
Kohlen 1 974 365 Ctr. (+ 277 185 Ctr.); Maschinen und Maschinen⸗ theile 57 849 Ctr. (+ 36 577 Ctr.); Obst 22 791 Ctr. (+ 11 633 I.); Thee 233 802 Ctr. (+ 41 066 Ctr.); Theer und Pech 32 328 Ctr. (+ 17 777 Ctr.); Wolle und Shoddy 27 267 Ctr. (+ 10 204 Ctr.); Ziegelsteine, Dachpfannen und Thonröhren 1 157 999 Ctr. (+ 944 051 Ctr.). Eine erhebliche Mindereinfuhr fand statt bei Eisen in Stäben
45 814 Ctr. (— 73 328 Ctr.); Eisen⸗ und Stahldraht 21 241 Ctr. (— 14 420 Ctr.); ganz groben und groben Eisen⸗ und Stahlwaaren
149 419 Ctr. (— 24 889 Ctr.); Packleinewand und Segeltuch 16 542 Ctr. (— 11 985 Ctr.); Petroleum 264 117 Ctr. (— 165 770 Ctr.); Salz 412 211 Ctr. (— 117 053 Ctr.); raffinirtem Zucker 103 955 Ctr.
(— 102 213 Ctr.) und rohem Zucker, für Königsberger Rechnung von Rußland aus direkt über Königsberg hinaus versendet 7598 Ctr.
(s— 214 713 Ctr.).
Beim Waarenausgang ergab sich gegen das Vorjahr eine Mehr⸗ ausfuhr besonders bei Weizen 4 399 765 Ctr. (+ 295 029 Ctr.); Roggen 3 027 263 Ctr. (+ 155 840 Ctr.); Ripps und Rapps
252 105 Ctr. (+ 112 323 Ctr.); Sämereien 93 691 Ctr. (+ 1 17 1 olz⸗
Ctr.); gesalzenen Häringen 90 610 T. (+ 29 104 T.); groben waaren 22 129 Ctr. (+ 16 561 Ctr.); Holz 15 290 Last (+ 1780 L.);
Thee 213 753 Ctr. (+ 32 371 Ctr.); dagegen eine Minderausfuhr
bei geschmiedetem und gewalztem Eisen in Stäben 783 Ctr.
(— 18 391 Ctr.); Eisenbahnschienen 11 199 Ctr. (— 24 945 Ctr.
und — 951 334 Ctr., die für Königsberger Rechnung und Heede 536 107 Ctr. 1 348 600 Ctr. (— 247 703 (— 204 442 Ctr.); Erbsen 443 630 Ctr. (— 154 468 Ctr.);
im Jahre 1877 von Pillau aus versendet waren); Flachs, Hanf (— 118 075 Ctr); Gerste Ctr.); Hafer 1 348 600 Ctr.
328 643 Ctr. (— 112 323 Ctr.); Knochen, Hufe und Hörner 10 648. Ctr. (— 28 129 Ctr.); Lumpen, altes Tauwerk 199 425 Ctr. (— 69 910 Ctr.); Mehl⸗ und Mühlenfabrikate 120 643 Ctr. (— 22 160 Ctr.); Oelkuchen 40 958 Ctr. (— 37 616 Ctr.); Salz 247 937 Ctr. (— 17 299 Ctr.); raffinirtem Zucker 21 Ctr. (— 56 206 Ctr.) und 196 Ctr. für ö Rechnung in Plllau eingeschifft (s— 5374 Ctr.); Rohzucker 1184 Ctr. (— 23 838 Ctr.) und 25 800 Ctr. von Pillau aus (— 183 928 Ctr.).
In Königsberg liefen im Jahre 1878 1989 beladene Schiffe von 212 460 Last ein, darunter 556 Dampfer von 139 283 Last, und 591 Ballastschiffe von 68 119 Last (darunter 203 Dampfer von 53 759 Last. Die meisten der beladenen Schiffe (964 von 61 883 Last, darunter 218 Dampfer von 29 828 Last) kamen aus Deutsch⸗ land, doch war der Verkehr mit England größer, denn die von dort einlaufenden beladenen 298 Schiffe (inkl. 144 Dampfern) hatten 70 569 B (die Dampfer 58 368 Lastengröße).
Die Zahl der auslaufenden beladenen Schiffe betrug 2329 von 266 626 L. (darunter 724 Dampfer von 188 169 L.). An Ballast⸗ schiffen liefen 208 von 13 340 L. aus (inkl. 35 Dampfern von 4872 L.). Außerdem gingen noch 44 Schiffe von 1102 L. nach Danzig und 35 von 718 L. nach Memel binnen durch.
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8
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Steine und Steinwaaren 189 179 Ctr. (+ 13 653 Ctr.);
Buchweizen 74 914 Ctr. (— 156 796 Ctr.); Bohnen 40 183 Ctr. (s— 10 709 Ctr.); Wicken 169 936 Ctr. (— 43 413 Ctr.); Leinsaat