werden. Für die städtischen Gemeinden werden die Schiedsmänner, deren Amt überhaupt ein Ehrenamt ist, durch die Stadtgemeinderäthe beziehentlich durch die (in mehreren kleineren Städten) zu einem Kollegium ver⸗ einigten Stadtrathsmitglieder und Stadtverordneten gewählt, bedürfen aber der Bestätigung des Ministeriums, Abtheilung für die Hustizangelegenheiten; für die ländlichen Bezirke werden sie von dem genannten Ministerium im Einver⸗
ehmen mit dem Ministerium, Abtheilung des Innern, nach Gehör der Gemeindevorsteher der zum Amtsbezirk gehörigen
emeinden auf Grund gutachtlicher Vorschläge des betreffenden Landrathsamtes ernannt. Die Ernennung erfolgt auf sechs Jahre. Jeder Schiedsmann erhält einen Stellvertreter. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten fsindet eine Sühneverhandlung nur über vermögensrechtliche Ansprüche statt. Bei den nur auf Antrag zu verfolgenden Beleidigungen und Körperver⸗ letzungen ist der Schiedsmann die zum Zwecke der Sühnever⸗ handlung zuständige Vergleichsbehörde. — Die Verfügungen, Verhandlungen, Ausfertigungen erfolgen kostenfrei, dagegen sind Schreibgebühren und vaare Auslagen zu entrichten. — Durch dieses Gesetz werden die unterm 9. Dezember 1848 eingeführten „freien Gerichtstage“ aufgehoben, und es haben bis zum Amtsantritt der zu berufenden Schiedsmänner die Amtsgerichte die Geschäfte der Vergleichsbehörde bei Beleidi⸗ gungen — §. 420 der Strafprozeßordnung — wahrzunehmen.
Reuß j. L. Gera, 30. April. Se. Durchlaucht der 81 reiste heute früh von hier für einige Wochen nach
Wiesbaden. Bremen, 30. April. (Wes. Ztg.) Die Bürger⸗ chaft setzte heute die Berathung des Einführungs⸗ E“ zu den Reichs⸗Justizgesetzen fort. Die Dis⸗ kussion, welche fast ausschließlich zwischen Mitgliedern der juristischen Kommission und dem Senatskommissar geführt wurde, betraf eine Reihe von Abänderungsanträgen der juristischen Kommission, über welche eine vorherige Einigung mit dem Senatskommissar nicht hatte erreicht werden können. Die Durchberathung des Gesetzentwurfs wurde auch in der heutigen Sitzung noch nicht zu Ende geführt. Am Schlusse der Berathung meldete Dr. Adami einen Antrag an, dahin ehend, daß das Minimalgehalt der Richter auf 5400 ℳ estgesetzt werde, anstatt 5000 ℳ, wie der Gesetzentwurf bestimmt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. Mai. (W. T. B.) In dem dreistündigen, heute unter dem Vorsitze des Kaisers stattgehabten gemeinsamen Ministerrath sind die bereits gemeldeten Vereinbarungen, über welche man sich in den vorausgegangenen gemeinsamen Ministerkonferenzen ge⸗ einigt hatte, endgiltig festgestellt worden. Die ungarischen Minister sind nach Pest zurückgekehrt. — Aleko Pascha ist gestern nach Konstantinopel abgereist.
— In einem aus Philippopel vom 20. April datirten Schreiben meldet die „Polit. Korresp.“: Kaiser Alexander habe, von dem bedrohlichen Stand der Dinge in Ost⸗ rumelien informirt, persönlich die Initiative ergriffen, um sein mächtiges Veto gegen die geplanten Erhebungsversuche zu richten. In dem Telegramm an den bulgarischen Exarchen Joseph habe der Kaiser gesagt: „Ich wünsche von Herzen, daß das Land durch friedliche, ruhige Entwickelung innerhalb seiner gegenwärtigen staatlichen Einrichtungen die höchste Stufe des Wohlstandes erreichen möge.“ — Weiter bringt die „Pol. Korr.“ folgende Meldung: Aus Konstantinopel: Die ostrume⸗ lische Kommission hat in Anerkennung der Unstatthaftig⸗ keit, Ostrumelien nach dem Abzug der Russen ohne reguläre Verwaltung und ohne eine organisirte bewaffnete Macht zu lassen, den Wunsch ausgedrückt, daß sich die Pforte mit Ruß⸗ land über den Uebergang der Administration an die neuen Behörden und über die Unterstellung der Miliz und der Gensd'armerie unter dieselben verständigen möge. Zugleich hat die Kommission ihre Mitwirkung angeboten und wird die erforderlichen finanziellen Vorkehrungen treffen. — Aus Tirnowa: Fürst Dondukoff⸗Korsakoff hat gestern der Bevölkerung unter Kanonensalven die Glückwünsche des Kaisers und der Kaiserin von Rußland zur Wahl des Prinzen Alexander von Battenberg zum Fürsten von Bulgarien mitgetheilt. Fürst Dondukoff ist nach Livadia berufen und tritt bereits morgen die Reise dahin an.
— 2. Mai. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Einverleibung von Spizza, ferner eine Verordnung, durch welche die anläßlich der Pest⸗ gefahr verfügten Beschränkungen rücksichtlich des Uebertritts von Reisenden aus Rußland und Bulgarien aufgehoben werden. — Außerdem veröffentlicht die „Wiener Zeitung“ ein EEE“ des Kaisers an den Minister des Innern,
aaffe, vom 1. d., durch welches der Kaiser als Zeichen der Anerkennung des patriotischen Sinnes und der hervorragenden Bethätigung künstlerischen Schaffens bei den anläßlich der Feier des 25. Jahrestages der Vermählung des Kaisers ver⸗ anstalteten Festlichkeiten dem Bürgermeister von Wien, Newald, das Komthurkreuz des Franz⸗Josef⸗Ordens, dem Prof. Makart das Ritterkreuz des Leopold⸗Ordens und dem Stellvertreter des Bürgermeisters, Uhl, den eisernen Kronen⸗Orden dritter Klasse verleiht.
Belgien. Brüssel, 1. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Repräsentantenkammer gab die Weigerung des Bürgermeisters von Brügge, das Cirkularschreiben des Ministers des Innern über den den Unterricht in den Volksschulen betreffenden Gesetzentwurf öffentlich anschlagen zu lassen, zu einer längeren Debatte Veranlassung. Die Rechte beantragte eine Tages⸗ ordnung, in welcher erklärt wird, daß die Schöffenkollegien durch kein Gesetz verpflichtet seien, Cirkularschreiben über einen Gesetzentwurf zu veröffentlichen oder zur Vertheilung zu bringen. Die Kammer beschloß mit 61 gegen 52 Stimmen 98. Tagesordnung, welche die Regierung beantragt atte.
Großbritannien und Irland. London, 30. April. (Allg. Korr.) In Madeira ist der Dampfer „Roman“ mit Nachrichten vom südafrikanischen Kriegsschauplatze eingetroffen, die indeß nur bis zum 8. April, also einen Tag später als die in voriger Woche angelangten Berichte reichen. Weitere Kämpfe haben nicht stattgefunden, und außer dem Umstande, daß das von den britischen Truppen geräumte Ekowe jetzt von den Zulus besetzt ist, scheint in der Situation keine bemerkenswerthe Veränderung⸗eingetreten zu sein. Oberst Pearson und die Garnison von Ekowe kamen am 7. April am Tugelafluss Lord Chelmsford befindet sich
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mit seinem Stabe auf dem Wege nach Durban. Der allgemeine Vormarsch in das Zululand wird bald vor sich gehen. Die Pulns haben sich hinter das Insambane⸗Gebirge zurückgezogen.
as Gerücht, daß Cetewayo den Black⸗Unwolosifluß überschrit⸗ ten hat, scheint sich zu bestätigen. Dagegen entbehrt das in Natal coursirende Gerücht, die Boers beabsichtigten, Sir Bartle Frere als Geißel zurückzubehalten, gänzlich der Be⸗ gründung. Zuverlässigen Berichten aus Transvaal zufolge hatten sich die Boers bis zum zweiten April noch zu keinem Vorgehen entschlossen. Sie warteten Sir Bartle Frere's An⸗ kunft ab, um ihm ihre Angelegenheit zu unterbreiten und von ihm ein Versprechen zu erwirken, daß die Annexionspolitik in nochmalige Erwägung gezogen werden würde. In Moritz⸗ burg war das Meeting zu Gunsten Sir Bartle Frere's so einstimmig, daß nur ein einziger Mann gegen das Vertrauens⸗ votum stimmte. In allen Theilen der Kolonie scheinen die Nieder⸗ länder und Engländer in der Unterstützung des Gouverneurs einig zu sein. Oberst Northey, vom 60. Schützenregiment, der in dem Gefecht bei Gingihlovo am 2. April verwundet wurde, ist seitdem seinen Wunden erlegen. Oberst Evelyn Wood befand sich neulich in großer Lebensgefahr. Ein hinter einem Felsen postirter Zulu feuerte auf Oberst Woods Suite. Kapitän Campbell ritt auf den Mann zu und erhielt einen Schußz durch den Kopf. Oberst Wood galoppirte nun mit Kapitän Lloyd hinter ihm vor, worauf der Zulu abermals feuerte. Der Schuß streifte des Obersten Arm und tödtete den Kaäpitän Lloyd.
Indien. Aus Bombay wird unter dem 29. d. M. ge⸗ Der Maharadschah von Vizianagrum sei ge⸗ torben.
Der Spezialkorrespondent des „Standard“ meldet unter dem 29. d. M. aus Gandamuck: Man meldet hier, daß ernste Unruhen in Badakshan ausgebrochen seien. Die Unterhandlungen mit Jakub Khan nehmen einen günstigen Verlauf. Major Cavagnari's Bote befindet sich gegenwärtig in Kabul, von wo er in einigen Tagen mit einer entscheidenden Antwort erwartet wird. Ein Theil der Leibgarde Jakubs ist desertirt. Es ist die Cession der Khyber⸗ und Khurum⸗Pässe und die Aufnahme eines englischen Residenten in Kabul verlangt worden.
— (E. C.) Die Kap⸗Kolonisten haben, neuesten Be⸗ richten zufolge, ernstliche Anstalten getroffen, sich fähig zur Selbstvertheidigung zu machen. Zu diesem Zwecke sind nicht weniger als 5 Gesetze erlassen worden. Eines derselben setzt die Bildung eines Corps berittener Schützen von 1000 Mann fest. Durch das MNomanry⸗Gesetz wird die Regierung ermäch⸗ tigt, 3000 Mann anzuwerben, auszurüsten und zu organisiren. Das Freiwilligengesetz bestimmt die Bildung von Freiwilligen⸗ corps. Das Bürgergesetz endlich setzt die allgemeine Wehr⸗ pflicht für jeden männlichen Einwohner innerhalb gewisser Altersgrenzen fest. Die ganze verfügbare Macht beträgt gegen⸗ wärtig 6000 Mann, die wohlausgerüstet und theilweise ein⸗ exercirt ist.
— 1. Mai. (W. T. B.) Im Oberhause kündigte heute der Herzog von Argyll an, daß er am 16. d. M. die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Ergebnisse der auswär⸗ tigen Politik des Kabinets in Europa und Asien zu lenken gedenke. Der Marquis von Salisbury ant⸗ wortete auf eine Anfrage des Marquis von Landsdown: die Vorlegung des diplamatischen Schriftwechsels über Egypten werde so zeziell und so vollständig erfolgen, als solches das Staatsinteresse gestatte, die Vorlegung von Schriftstücken über in der Schwebe befindliche Verhand⸗ lungen sei indeß unmöglich. Er hoffe, daß die Hindernisse, welche der Vorlegung des Schriftwechsels in der Orientfrage entgegenstünden, bald beseitigt sein würden. Earl Granville erklärte: er begreife nicht, wes⸗ halb es unthunlich sein solle, die Schriftstücke über die Ab⸗ setzung Wilsons vorzulegen. Der Premier, Earl Beacons⸗ field, erwiderte: die Führung der Staatsgeschäfte sei in der That unmöglich, wenn die Anschauungen Landsdownes und Granvilles vom Hause getheilt werden sollten. Der Schrift⸗ wechsel werde, sobald dies möglich, ohne jeden Verzug mit⸗ getheilt werden. Earl Kimberley erklärte, daß er das Er⸗ staunen Earl Granvilles über die Verzögerung der Vorlegung der Schriftstücke vollständig theile. Regierungsseitig erfolgte keine weitere Erwiderung, und fand der Zwischenfall damit seine Erledigung.
Nach einer Mittheilung des „Reuterschen Bureaus“ richteten die rumelischen Delegirten, Gueschoff und Nancoloff, unterm 23. v. M. ein Schreiben an den Marquis von Salisbury, worin sie den wiederholten Wunsch nach einer Audienz aussprachen, um die Schwierig⸗ keiten der Lage darlegen zu können, und worin sie zugleich erklärten, die Bulgaren Rumeliens hätten das Recht, gehört zu werden, bevor eine neue Regierung eingerichtet werde. Der Marquis von Salisbury habe denselben darauf am 26. v. M. geantwortet: er bedauere, sie nicht empfangen zu können; nachdem aber die Verfassung für Rumelien definitiv angenommen sei, habe die englische Regierung kein Recht mehr, sich einzumischen. Die Delegirten hätten darauf dem Marquis von Salisbury am 28. v. M. ein Memorandum überfandt, worin sie ihre Beschwerden auseinandersetzten.
— 2. Mai. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nach⸗ richten aus der Kapstadt, vom 15. April, ist General Chelmsford in Durban eingetroffen und beabsichtigte am 17. April nach Moritzburg zu gehen. — Obgleich der größte Theil der Truppenverstärkungen gelandet ist, dürfte doch ein neuer Vormarsch gegen die Zulus erst in einigen Tagen erfolgen. Die Kolonialtruppen versuchten am 8. April vergeblich den Kraal des Moirosi zu stürmen; der Verlust der englischen Truppen belief sich hierbei auf 26 Mann. — Sir Bartle Frere ist am 10. April in Prätoria eingetroffen. Die Unterhandlungen mit den Boers haben ein befriedigendes Resultat ergeben.
Frankreich. Paris, 30. April. (Rép. fr.) Am nächsten Montag wird die Budget⸗Kommission ihre Arbeiten wieder aufnehmen. Der Präsident derselben, Brisson, ver⸗ sichert, daß alle Berichte bei dem Wiederzusammentritt der Kammern am 15. Mai fertig vorliegen würden.
— 1. Mai. (W. T. B.) Der russische Botschafter in London, Graf Schuwaloff, ist hier angekommen. Der diesseitige Botschafter in Konstantinopel, Fournier, kehrt gegen den 25. d. M. auf seinen Posten zurück und trifft einige Tage vorher ein, ehe die Konferenz der Botschafter zur Regelung der griechischen Grenze zusammentritt.
einer heute abgehaltenen Delegirtenversamm⸗ lung von 58 französischen Handelskammern wurde
Wunsch ausgesprochen, daß die Regierung in Bezug auf
den Abschluß neuer Handelsverträge keinerlei Verhand⸗ lungen anknüpfen möge, bevor nicht der Generaltarif an⸗ genommen und das Zollsystem Deutschlands endültig fest⸗
gestellt sei.
Spanien. Madrid, 29. April. (Ag. Hav.) Durch Beschluß des Ministerraths vom gestrigen Tage ist die Ernennung der Senatoren auf Lebenszeit vertagt worden. — Das amtliche Resultat der Corteswahlen ist veröffentlicht. — Die bevorstehenden Munizipalwahlen
haben eine große Bewegung erzeugt.
Türkei. Konstantinopel, 1. Mai. (W. T. B.) Die Regierung hat, da die Kaimes in sehr starken Beträgen aus den Provinzen nach der Hauptstadt zurückströmen, eine Ab⸗ änderung der früheren betreffs der Kaimes getroffenen Maß⸗ nahmen für angemessen erachtet und demgemäß verfügt, daß das Papiergeld in allen Kassen des ganzen türkischen Reichs für in Rückstand verbliebene Steuern und Abgaben und zum Werthe von 400 Piastern gleich einem türkischen Pfund in Zahlung genommen werden soll. Die Regierung hofft durch diese Verfügung den doppelten Vortheil zu erreichen, daß den Unzuträglichkeiten, Provinzen aus der Unzulänglichkeit der Zahlungsmittel entstehen, abgeholfen und daß das Eingehen der im Rück⸗ stande verbliebenen Steuern erleichtert werde und erwartet, daß durch die Gesammtheit der Finanzmaßregeln, mit welchen dieselbe fortdauernd beschäftigt ist, die wirthschaftliche Lage des Landes überhaupt bald wieder gehoben werde. Die bei
der Entrichtung rückständiger Steuern eingegangenen Kaimes sollen in dem Maße, wie sie in die Hände der Regierung ge⸗
langen, vernichtet werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Mai. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Alexander hat auf das an ihn gerichtete Glückwunsch⸗Telegramm des bulgarischen Exarchen Joseph dankend geantwortet und dabei dem herzlichen Wunsche Ausdruck gegeben, daß das Land auf dem Wege friedlicher und ruhiger Entwickelung der ihm verliehenen staatlichen Einrichtungen zum vollsten Wohl⸗ ergehen gelange.
Amerika. Washington, 1. Mai. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer verwarf in ihrer heutigen Sitzung das vordem von ihr angenommene Armeebudget, hat es somit abgelehnt, gegen das von dem Präsidenten Hayes eingelegte Veto Widerspruch zu erheben.
Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat April d. J. um 20 000 Doll. zugenommen. Im E befanden sich ult. April 448 467 000 Doll. in Gold.
Asien. Japan. Nokohama, 10. April. (Allg. Corr.) (via San Francisco.) Die japanische Regierung hat die Loochoo⸗Inseln förmlich annektirt. Der chinesische Ge⸗ sandte hat gegen die Annexion Protest eingelegt und droht mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.
Die Nr. 30 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 25. April 1879. Herstellung einer Post⸗Dampf⸗ schiffverbindung zwischen Deutschland und Mexiko. — Vom 26. April 1879. Postanweisungsverkehr mit den Vereinigten Staaten von Amerika. — Vom 16. April 1879. Außergewöhnliche statistische Er⸗ mittelungen über den Postpäckereiverkehr auf den Eisenbahnen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 20. April bis incl. 26. April er. zur Anmeldung gekommen: 274 Eheschließungen, 844 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene und 488 Sterbefälle.
— Ueber den Telegraphenverkehr im Großherzogthum Hessen während der Jahre 1877 und 1878 entnehmen wir dem diesjährigen Aprilheft (Nr. 205) der „Mittheilungen der Groß⸗ herzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ folgende Angaben: Die Zahl der Stationen betrug im Jahre 1878: 114 gegen 91 im Jahre 1877; die Zahl der aufgegebenen Depeschen: 180 215 gegen 187 716 Stück; die Summe der dafür erhobenen Gebühren: rot. 173 594 ℳ gegen 182 024 ℳ Eine Telegraphen⸗ station entfällt: auf 67,4 qkm gegen 84,4 qkm und auf 7755 Ein⸗ wohner gegen 9717 Einwohner. Es kommen: auf je 1 qkm 23,5 bezw. 24,4 Stück Depeschen und 22,6 ℳ bezw. 23,7 ℳ Auf je 1000 Einwohner kommen 2038 bezw. 2123 Stück Depeschen und 1963 ℳ bezw. 2059 ℳ Gebühren. Von den in den Jahren 1877 und 1878 im Betriebe gewesenen 91 bezw. 114 Stationen bestand bei 9 Stationen und zwar bei den Telegraphenämtern in Bingen, Darmstadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms, sowie den Telegramm⸗Annahmestellen in den Bahnhöfen zu Darmstadt und Mainz und im Reichspostgebäude zu Gießen voller Tagesdienst, in den übrigen 82 bezw. 105 Stationen beschränkter Tagesdienst. Am 31. Dezember 1878 waren im Betriebe rot. 1007 km Linien, 3378 km Leitungen und 201 Apparate, darunter 16 Fernsprecher. Beschäftigt waren 52 Telegraphenbeamte und 15 Telegraphenboten. Von den Telegraphen⸗ ämtern waren 2 selbständige, die übrigen mit den Postämtern ver⸗ einigt. An diesem Verkehr partizipirten die drei Provinzen wie folgt: Starkenburg mit 59 804 Stück aufgegebenen Depeschen und 59 885 ℳ erhobenen Gebühren im Jahre 1878 gegen 60 300 Depeschen und 57 668 ℳ im Jahre 1877; Oberhessen mit 29 062 Depeschen und 23 607 ℳ gegen 26 953 Depeschen und 21 516 ℳ; Rheinhessen mit 91 379 Depeschen und 90 101 ℳ gegen 100 463 Depeschen und 102 840 ℳ Von den Städten hatten den größten Verkehr Darm⸗ stadt mit 31 433 Depeschen und 33 445 ℳ gegen 32 278 Depeschen und 31 079 ℳ und Worms mit 60 028 Depeschen und 63 172 ℳ, gegen 65 475 Depeschen und 72 994 ℳ
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Man schreibt dem „Hann. Cour.“: In der Gegend südlich des Dorfes Wehlen, Amt Winsen a. d. Luhe, sind von dem Oberförsterkandidaten Hrn. Hilsenberg vor einiger Zeit alte Steinwerkstätten und Spuren von Ansiedelungen aus heidnischer Zeit entdeckt worden. Zwei oder drei größere Steine, oft nur ein einziger, sind von kleineren Steinen und Steinbrocken umgeben und dienten als Unterlage bei dem Schlagen von Feuer⸗ steingeräthen, deren Splitter noch umherlagen. Eine Ausgrabung zwischen drei solcher Werkstätten in der Mitte des betreffenden Ter⸗ rains, das circa 200 qkm umfaßt, zeigt erst reinen, dann all⸗ mählich schwarz gefärbten Sand, dann einzelne Kohlenreste und dar⸗ unter eine Pflasterung schwarzgebrannter Steine. Scherben von Ge⸗ fäßen fanden sich nicht, wohl aber sehr zahlreiche Reste von
euersteinfabrikaten, einige mit den offenbaren Spuren des Feuers. ie Stücke charakterisiren sich nach der mehr oder weniger gelun⸗ genen Gestaltung als Messer in verschiedenen Stadien der Vollen⸗ dung, desgleichen Lanzen⸗ und Pfeilspitzen, Schaber und ähnliche Werkzeuge. Im Ganzen fanden sich hier wohl über 200)0 Splitter,
noch nicht
8 ten dürften, des im Junihefte des
welche in den
Die
1 500 000 ℳ Die Obligationen lauten auf Namen,
i Id Geräthe. Eine ar erartige Fabrikstätte wurde zwischen den Ortschaften Wilsede und Ober⸗Haverbeck im Amte Soltau aufgefunden. Hr. Hilsenberg hat in dankenswerther Weise eine charakteristische Auswahl der Fundobjekte und eine genaue Beschreibung der betreffenden Plätze dem Hannoverschen Pro⸗ vinzial⸗Museum übergeben. b 8
— In dem Verlage von Friedrich Luckhardt hierselbst, welcher sich besonders in der Herausgabe von Schriften militärischen Inhalte thätig zeigt, ist neuerdings unter dem Titel: „Die Wehrkräfte Frank⸗
reichs im Jahre 1885 von Fritz Hoenig, Hauptmann a. D.“,
eine Broschüre erschienen, welche es sich zur Aufgabe macht, die französischen Armeeverhältnisse, wie sich dieselben nach der für das Jahr 1885 in Aussicht genommenen Beendigung der in der Ent⸗ wickelung begriffenen Reorganisation der französischen Armee gestal⸗ Näheren zu beleuchten. In einem „Journal des sciences militaires“ vom Jahre 1878 abgedruckten Aufsatz wird die wirk⸗ liche Stärke des französischen Heeres wie folgt berechnet: 1) ak⸗ tives Heer 2 200 000 Mann, 2) Territorial⸗Heer, 1. und 2. Aufgebot zusammen 1 400 000 Mann, demnach Summe des aktiven und Ter⸗
ritorial⸗Heeres 3 600 000 Mann. Von diesen Mannschaften befinden
sich bei der Fahne 478 600 Mann und zwar 49 000 Mann Marine⸗ truppen und 478 600 Mann Landheer. Während der Mobil⸗
machung wären einzuziehen 3 121 000 Mann. Von diesen Mannschaften
gehören zum Territorial⸗Heer 1 400 000 Mann, zur Marine 76 000 und zum aktiven Heere 1 645 000 Mann. Ueber den Ausbildungsgrad der zum aktiven Heere Einberufenen werden folgende Zahlen gegeben: ausgebildete Reservisten 741 860 Mann, in der zweiten Portion ausgebildet 161 600 Mann, einjährige Frei⸗ willige 38 400 Mann, nur zum Theil ausgebildet (auf Reklamation entlassen oder gar nicht einbeordert) 89 600 Mann, unausgebtidet oder nicht zum Einziehen disponibel 613 140 Mann. Den Bedarf an Pferden (Reit⸗, Pack⸗ und Zugpferden) berechnet das „Jonrnal dee sciences militaires“ auf im Ganzen 210 700. Von diesen Pferden hat das Heer im Frieden 112 934. Der Verfasser korrigirt diese Angaben der genannten Zeitschrift dahin, daß er die, wie oben mitgetheilt, auf 3 600 000 Mann angegebene Gesammt⸗ zahl des aktiven und Territorial⸗Heeres, wie sie nach Vollendung der Reorganisation im Jahre 1885 sich stellen dürfte, auf 2 125 800 Mann reduzirt, indem er sich auf die mit seiner Berechnung ziemlich über⸗ einstimmenden „Löbellschen“ Angaben, sowie die des „Blackwood Magazine“ und die von Sir Garnet Wolseley bezieht. In den folgenden Kapiteln verbreitet sich der Verfasser alsdann über das „innere Leben“ im französischen Heere, sowie über die ein⸗ zelnen Truppengattungen, die Artillerie und den Train, die Infanterie und die Kavallerie, indem er auf der einen Seite mit Sachkenntniß überall die beachtenswerthen Fortschritte beleuchtet, welche die französische Armee nach fast allen Richtungen in den Jahren seit dem Friedensschlusse gemacht hat und mit großem Eifer und Patriotismus andauernd noch macht, auf der anderen Seite aber sich auch den Blick klar erhält für die noch vor⸗ handenen Mängel und Schwächen. Besondere Kapitel sind weiter noch den wichtigen Gesetzen, betreffend den Ausbau des Eisenbahn⸗ netzes vom 23. März 1874 und betreffend den Ausbau der Festungen und die Neuanlagen derselben, gewidmet. Auch mit der Parade im Longchamps am 20. Juni und dem Manöver des IV. Armee⸗Corps im September 1878 beschäftigt sich ein Kapitel, in welchem der Verfasser den Eindruck schildert, welchen die betreffenden Truppen auf ihn gemacht. Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Lausitzer Fischereiverein hat, wie wir dem Jahres⸗ bericht der Handelskammer zu Cottbus für 1878 entnehmen, in Cottbus am ersten Herbstjahrmarktstage, dem 2. September v. J., eine Karpfenbörse unter reger Betheiligung von Produzenten und Käufern abgehalten. Es waren über 50 Teichbesitzer und eine große Zahl Fischhändler aus Frankfurt a. O., Berlin, Hamburg, Mande⸗ burg und anderen größeren deutschen Städten erschienen. Das Ge⸗ schäft wollte sich im Anfang nicht recht entwickeln, da Käufer sehr zurückhaltend waren; als jedoch die Verkäufer sich in einen Preis⸗ abschlag fügten, der gegen die 1876 gezahlten Preise ungefähr 15 ℳ, gegen 1877 12 ℳ betrug, kamen bedeutende Abschlüsse zu Stande.
Die Preise stellten sich bei Abnahme der Fische am Teich oder Hälter
gegen baare Zahlung und Transport der Karpfen auf Kosten des Verkäufers bis zur nächsten Eisenbahnstation auf 54 bis 60 ℳ p⸗o 50 kg je nach Qualität; es erzielten somit die Fische bester Qualität nur 60 ℳ, während sie im Herbst 1876 mit 75 ℳ bezahlt wurden. verminderte Konsumtionsfähigkeit des Publikums und die immer größere Dimensionen annehmende Konkurrenz der böhmischen Karpfen drückten die Preise. Wie hoch das Quantum der auf der Karpfenbörse verkauften Fische sich beläuft, läßt sich nicht be⸗ ziffern, da nähere Angaben darüber nicht gemacht wurden; jedoch dürfte dasse be jedenfalls sehr bedeutend sein. Die Karpfen der
oßen Domäne Peitz sind in den vorerwähnten Verkäufen nicht ein⸗ egriffen; ein großer Theil davon dürfte erst im Spätherbst ver⸗ schlossen worden sein. Der Cottbuser Karpfenmarkt existirt zwar schon seit langen Jahren, wurde aber allmählich immer weniger be⸗ sucht, da die früher isolirte Lage der Stadt, ohne irgend einen Bahnanschluß, den Verkehr und Besuch sehr beschwerlich machte, so daß vor zehn Jahren der Markt nur noch dem Namen nach bestand. Gegenwärtig laufen in Cottbus Schienenwege aus sieben Richtungen ein und gewähren die bequemsten Verbindungen und Reisegelegen⸗ heiten nach und von allen Seiten; daher denn auch die Wiederauf⸗ nahme dieses Marktes durch jährliche Abhaltung einer Karpfenbörse am jedesmaligen ersten Herbstjahrmarkttage ein zeitgemäßer Ge⸗
danke war. Gewerbe und Handel.
Die hiesige Neue Gas⸗Aktien⸗Gesellschaft (W. Nolte) emittirt eine Prioritäts⸗Obligationen⸗Anleihe im Betrage von werden in Stücken über 1000, 500, 200 und 100 ℳ ausgegeben und sind mit 6 % verzinslich; sie unterliegen einer regelmäßigen jährlichen Amor⸗ tisation mit mindestens ½ %, welche im Jahre 1881 beginnt.
In der Generalversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hufbeschlag⸗Material wurde die Dividende für 1878 für die Aktien Litt. B. auf 4 % festgesetzt.
— In der vorgestrigen Generalversammlung der Aktionäre des Mechernicher Bergwerks⸗Aktienvereins wurde die vorge⸗ legte Bilanz pro 1878 genehmigt und die Dividende auf 9 % festgesetzt. — Der Bruttogewinn hat 1 812 419 ℳ betragen, wovon 868 253 ℳ als Abschreibungen verwendet wurden. Die Gesammtförderung des Vereins bestand in 501 104 Ctr. Bleischmelzerzen und 22 489 Ctr. Glasurerzen; die Hütte produzirte 320 812 Ctr. Blei und 4279 kg Silber; verkauft wurden 319 326 Ctr. Blei, 24 304 Ctr. Glasurerze und 4279 kg Silber. Die Belegschaft der Grube und Hütte bestand durchschnittlich in 3387 Mann.
— Der österreichisch⸗ungarische Transitverkehr im Jahre 1877 erlangte im Jahre 1877 eine ungewöhnliche Aus⸗ dehnung. Allerdings zeigte der Durchfuhrsverkehr gleich dem inter⸗ nationalen Handelsverkehr auch in den früheren Jahren eine stetige Zunahme, doch stehen die Ziffern für das Jahr 1877 in keinem Ver⸗ hältnisse zu diesem natürlichen Entwicklungsgange. Im Jahre 1867 betrug der Werth der Waarendurchfuhr 114,6 Mill. Fl. und stieg im Jahre 1873 auf 237,8 Mill. F und im Jahre 1876 auf 277,6 Mill. Fl. Im Jahre 1877 aber stieg der Werth der Waarendurchfuhr durch Oesterreich⸗Ungarn plötzlich auf 381,8 Mill. Fl. Dieser schnelle Aufschwung ist dem Einflusse abnormer Verhältnisse zuzuschreiben. Es wurde nämglich in Folge der orientalischen Wirren und der Sperrung der südrussischen Hafenplätze der Verkehr Südrußlands und Rumä⸗ nien, mit Deutschland und den westeuropäischen Ländern zum großen Theile über österreichisch⸗ungarisches Gebiet gelenkt. Ja selbst der Verkehr zwischen Rußland und Rumänien mußte, da die russischen Bahnen für Kriegszwecke in Anspruch genommen waren, häufig den Weg über Galizien nehmen. Der Hauptantheil des Durchfuhr⸗
verkehrs fällt dem 1a bauch auf den Güterau tausch zwischen Rußland 8
und Rumänien einerseits und Deutschland andererseitz Nach Ru⸗ mänien gingen über die österreichische Grenze im Ganzen Halb⸗ fabrikate aus Eisen, und zwar vorzugsweise Eisenbahnschienen 237 297 metr. Ctr., Baumwollwaaren 31 242 metr. Ctr., Leinenwaaren 30 589 metr. Ctr., Schafwollwaaren 13 234 metr. Ctr., Eisen⸗ waaren 69 228 metr. Ctr., Wagen aller Art 2628 Stück, Maschinen 32 956 metr. Ctr. Nach Rußland gingen über die ga⸗ lizische Grenze an Eisen und Eisenbahnschinen 26 574 metr. Ctr., Baumwollwaaren 2868 metr. Ctr., Leinenwaaren 8953 metr. Ctr., Schafwollwaaren 2954 metr. Ctr., Eisenwaaren 27 182 metr. Ctr., Eisenbahnwagen 720 Stück, Maschinen 44 865 metr. Ctr. Nach Deutschland gingen, und zwar über die galizisch⸗preußische Grenze, Getreide 4 307 280 metr. Ctr., davon aus Oesterreich 1 745 224, aus Rußland 2 547 195 metr. Ctr., Zucker 160 734 metr. Ctr., da⸗ von aus Oesterreich 50 588, aus Rußland 110 145 metr. Ctr. Nach Italien gingen über österreichisches Gebiet Zucker 233 158 metr. Ctr., Branntwein 80 096, Eisen und Stahl
waaren 12 500; Eisenwaaren 27 904 und Maschinen 50 443 metr. Ctr. Auch der Waarenverkehr Deutschlands nach der Schweiz über Tirol hat seit der Eröffnung der Vorarlberger Bahn eine nam⸗ hafte Ausdehnung erlangt. Es wurde nämlich im Berichtsjahre auf diesem Wege aus Süddeutschland nach der Schweiz eingeführt: Zucker 9432, Getreide 293 060, Mehl 24 564, Kohlen 46 250, Ma⸗ schinen 1746, Holzwaaren 3631, Glaswaaren 1703, Holz 11 841, Bier 45 267, Brauntwein 11 709, Wein 13 448 metr. Ctr. Der Transitverkehr, der über Triest vermittelt wurde, Ganzen 755 086 metr. Ctr. Davon sind 515 608 metr. Ctr. über Triest ein⸗ und 239 478 ausgetreten, und zwar gelangten zur Einfuhr zumeist italienische und türkische und zur Ausfuhr deutsche, russische und serbische Waaren. Die wichtigsten Verkehrsartikel bil⸗ deten Getreide, Mehl, Zucker, Südfrüchte, Häute und Felle, Erzeug⸗ nisse der Textilindustrie, Papier, Holz und Eisenwaaren und Ma⸗ schinen. — Die Gesammtmenge der Hurchfuhrwaaren er⸗ reichte 6 875 760 metr. Ctr. Davon entfallen auf den Waaren⸗ austausch zwischen Rußland und Deutschland 3 371 672 metr. Ctr., und zwar gingen von Rußland nach Deutschland 3 270 637 und von Deutschland nach Rußland 101 035 metr. Ctr. Hieran reiht sich der Verkehr zwischen Süddeutschland und Italien mit 1 024 488 und der Verkehr zwischen Süddeutschland und der Schweiz mit 750 236 metr. Ctr. Von Süddeutschland gingen nach Italien 309 268, nach der Schweiz 651 299 m tr. Ctr. Nach Süd⸗ deutschland dagegen aus Italien 715 220 und aus der Schweiz 98 937 metr. Ctr. Die Donaustraße konnte im Jahre 1877 für den Durch⸗ fuhrverkehr in Folge der politischen Verhältnisse in den unteren Donauländern keine besondere Bedeutung erlangen.
b a. M., 1. Mai. (Delbericht von Wirth & Co.) Die Lage des amerikanischen Petroleum⸗Marktes hat sich seit unserem letzten Berichte wenig verändert; der Markt war und blieb matt. Raffinirtes Petroleum ist in Folge fortdauern er Zurück⸗ haltung der Raffineure und namentlich der Standard Oil⸗Co., welche an manchen Tagen gar nichts auf den Markt brachte, etwas ge⸗ stiegen; doch sind die außeramerikanischen Märkte diesem Aufschlag nicht gefolgt. Raffinirtes wird mit 9 ¾— — 9 ½ Cents per Gallone, rohes mit 80 ⅞ Cents per Faß notirt. — Die Märzproduktion wird auf täglich 48 266 Faß, die neu vollendeten Bohrungen auf 238 angegeben. — Der Gesammtversandt aus den Oel⸗ regionen betrug im März 1 118 759 Faß, also im Durchschnitt pro Tag 36 089 Faß. Da aber täglich 48 266 Faß gewonnen wurden, so wuchs der Gesammtvorrath im Laufe des Monats um 375 627 Faß und betrug Ende März 6 618 290 Faß. — Die Zunahme der Vor⸗ räthe seit Anfang Januar d. Js. beträgt rund 1 ½ Millionen Faß Oel — Für die Beschränkung der Produktion geschieht nichts. Die zwischen den Produzenten und Raffineurs gepflogenen Unter⸗ handlungen und Konferenzen, welche diesen Zweck verfolgten, wurden abgebrochen, weil sich eine Vereinigung der Interessen der Standard Oil⸗Compagnie mit denen der „outside“ Raffineure als unmöglich herausstellte. — In amerikanischen Blättern wird be⸗ richtet, die Standard Oil⸗Co. habe für ca. 20 000 Faß „high test“ Oel Fracht nach europäischen Häfen engagirt, welche versandt werden, um die Klagen bezüglich der schlechten Qualität des seit einiger Zeit gelieferten Petroleums zum Schweigen zu bringen; das Oel soll größtentheils nach deutschen Häfen verschickt werden, und eine Ladung von 5000 Faß soll bereits nach Bremen abgegangen sein.
Wien, 1. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Elisabethbahn genehmigte den der Hauptsache nach bereits be⸗ kannten Bericht des Verwaltungsrathes, welchem nur noch zu ent⸗ nehmen ist, daß der Verwaltungsrath dem Ministerium seine Ge⸗ neigtheit ausgesprochen hat, einen ansehalichen Beitrag zum A sbau der Donau⸗Uferbahn beizusteuern, wogegen ihm aber die Strecke bis oberhalb der Stadlauer Brücke für die Dauer der Konzession ge⸗ sichert sein müsse. Die Anträge bezüglich der Verwendung des Er⸗ trägnisses, auf Grund deren der Julicoupon der 1. Emission mit 5 ¼ Fl., die Julicoupons der 2. und 3. Emission mit 5 Fl. in Silber eingelöst werden, wurden ohne Debatte genehmigt. Ueber die von Horch (Mannheim) eingebrachte Resolution, betreffend die Anbahnung eines Ausgleichs über die Zahlung der Obligations⸗ Coupons in Gold, wurde die Beschlußfassung bis zur nächsten ordent⸗ lichen oder außerordentlichen Generalversammlung vertagt, damit der Seitens der YVerwaltung angebrachten Klage auf Anerkennung der Zahlung in Silber nicht präjudizirt werde und vorh sammlung der Obligationsinhaber gehört werden könne.
Verkehrs⸗Anstalten. ““
Zürich, 30. April. (N. Zürch. Ztg.) Mit dieser Woche be⸗ ginnen die Unternehmer der Linie Brunnen⸗Flüelen der Gott⸗ hardbahn die Arbeiten an derselben. Bereits sollen 1000 Arbeiter thätig sein, und es soll mit jeder Woche deren Zahl vergrößert werden.
Triest, 2. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Espero“ ist heute früh 4 Uhr aus Konstantinopel hier ein⸗ getroffen.
Berlin, den 2. Mai 1879.
Straßburg, 28. April. Das „Els. Journ.“ schreibt: Seit acht Tagen sind die Arbeiter des Herrn Chertier unter der Leitung dieses ausgezeichn ten Goldarbeiters damit beschäftigt, die in getrie⸗ bener Arbeit hergestellten kupfernen Verzierungen auf die großen Thüren des Hauptportals am Münster anzubringen. Die schwierige Arbeit wird noch etwa 3 Wochen in Anspruch nehmen. Schon heute können wir mittheilen, daß auf den beiden Thürflügeln sich zusammen in den oberen Arcaturen 8 sitzende Figuren; in den Rauten und Dreiecken der sechs Füllungen 98 Bilder mit Figuren und 196 Verzierungen aus Blätterwerk; in den Querstreifen 4 Arabesken in geringeltem Laubwerk mit Früchten und auf dem Sockel sechs verschiedene Scenen sich befinden. Außer diesen 312 Bild⸗ hauerarbeiten befinden sich noch auf den Thüren die kleinen bogenförmigen Verzierungen am Obertheile derselben und nahe an 300 getriebene Ein⸗ setzrosen auf den die Rauten bildenden Streifen; außerdem zwei Löwenköpfe mit Klopfringen im Rachen, endlich an jeder Thür zwei Hände, welche eine zum Zuziehen der Thüren als Griff dienende runde Stange halten. Alle diese verschiedenen Verzierungen werden in die Thürverdachung vermittelst eigens zu diesem Zwecke herge⸗ stellter Nägel, nahezu 1600 an der Zahl, angebracht; um die Festig⸗ keit der Verzierung zu vermehren, werden die hohlen Theile derselben durch einen besonderen Kitt vor ihrer Anbringung auf dem Holz aus⸗ gefüllt. Sobald die Arbeiter des Hrn. Chertier ihr Werk vollendet, sollen, sagt man, die großen alten häßlichen Läden des großen Por⸗ tals entfernt und durch neue ersetzt werden, welche jedoch die Thürflügel nur bis zur Hälfte der Höhe der verzierten Thüren erreichen würden. Dagegen wäre es heute eine bestimmte
betrug im
u“ E8Ze141“ “ ö6 . 116“ 88 82 “ Sache, zwischen den beiden Strebepfeilern vor dem g⸗oßen Hauptportal ein eisernes Gitter in gothischem Stil und im Eiaklang mit der des Doms herzustellen, um das einzi in seiner Art be⸗ tehende Prachtwerk hauptsächlich des Nachts gegen etwaige Beschädi⸗ gungen zu schützen. — Das Gebälk des Daches der neuen Kuppel ist vollständig aufg stellt, und seit vorgestern ziert das übliche, mit Bändern gezierte Tannenbäumchen die Spitze des Baues. Im Laufe der Woche soll mit der Verschalung begonnen werden; nach Be⸗ endigung dieser Arbeit wird das ganze Dach mit Kupferplatten über⸗ zog n. Das Dach der Kuppel wird ein kolossales eisernes Kreuz in romanischem Stile überragen; diese Verzierung hat 3 m 50 cm Höhe von der Spitze des Daches aus. Seit einigen Tagen endlich ist der große Bretterverschlag, welcher faft die Hälfte des Schloßplatzes ein⸗ nahm, verschwunden. Die großen Münsterarbeiten gehen nun mit schnellen Schritten ihrem Ende entgegen. 2. Mai. (W. T. B.)
Teplitz, Gestern Abend ist die
— 6 s 1 alquellen⸗ aschi in Thätigkeit gesetzt r 79 459; Baumwollwaaren 30 316; Leinenwaaren 4805, Schafwoll- hermalquellen⸗Hebemaschine in Thätigkeit gesetzt worden
Um 6 Uhr 35 Minuten machte der Kolben der Maschine die erste Bewegung. Unmittelbar darauf erschien Thermalwasser im Ver⸗ theilungskasten, in welchen es nunmehr regelmäßig und reichlich hineinströmt. Die Maschine arbeitet vorzüglich, so daß der Bedarf an Thermalwasser völlig gesiche’ t erscheint.
Paris, 30. April. (Fr. Corr.) Dem Marine⸗Ministerium ist von der Insel Réunion die Meldung zugegangen, daß diese Kolonie von einer Cyelone heimgesucht worden ist, welche mit außerordentlicher Gewalt in der Nacht vom 20. zum 21. März herein⸗ brach und bis zum Morgen des 22. wüthete. Am 21. um 12 ½ Uhr Mittags war das Barometer bis auf 727 zurückgegangen, was man seit vielen Jahren nicht erlebt hatte. Die 21 Schiffe, welche am 20. in den verschiedenen Rheden vor Anker lagen, erhielten auf die er ten Anzeichen des Elementar⸗Ereignisses noch rechtzeitig Befehl, in See zu gehen, was sie vor dem Verderben gerettet hat Sie blieben einige Tage auf hoher See und kamen dann mit größerer oder geringerer Havarie
zurück. Das englische Schiff „China⸗ scheiterte an der Küste von Seö. André, seine neun Köpfe starke Mannschaft wurde aber ge⸗ rettet.
Das österreichische Schiff „Volunteers“ und das englische Schiff „Margaret⸗Wilkie“ nahmen die Mannschaften des englischen Schiffes „Revival⸗of⸗Cardigan“ und des italienischen Schiffes „Gloria“ auf. Auf der Insel selbst kamen 35 Personen um, die unter den Trümmern ihrer Häuser begraben wurden oder ertranken. Die Zahl der Verwundeten ist groß. Die meisten öffentlichen und viele Privatgebäude sind mehr oder weniger stark beschädigt; im Museum wurden die Sammlungen, die Bibliothek und das Labo⸗ ratorium unter Wasser gesetzt; von dem Regierungshotel, dem Lyceum und anderen Staatsgebäuden wurden die Dächer herabge⸗ rissen. Die Straßen sind durchbrochen, mehrere Brücken fortge⸗ schwemmt, die Felder verwüstet, der Mais und die sonstigen Vor⸗ räthe verloren. Kaffee und Vanille haben schwer gelitten, desgleichen die Zuckerpflanzungen, deren Erträgniß um ein Viertel, vielleicht um ein Drittel geschwunden ist. In Saint⸗Denis sind neun Personen ertrunken, mehrere Familien werden vermißt; auch im Innern hat das Unglück eine noch nicht festgestellte Anzahl von Opfern gefordert.
Der Nachtrag zum Berliner Adreßbuch pro 1879 redigirt von A. Ludwig, herausgegeben von W. und S. Loewenthal (Berlin, Sozietät der Berliner Bürgerzeitung — vorm. D. Collin — W. & S. Loewenthal), ist soeben erschienen. In demselben sind auch bereits die Veränderungen berücksichtigt, welche am 1. April d. J. in den Ressorts der Ministerien eingetreten sind.
In Carl Hagenbecks Thierpark zu Hamburg ist, wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, am Sonnabend eine Riesenschlange (Eunectis murinus) angekommen, welche 25 Fuß in der Länge und gut 2 ½ Fuß im Umfange mißt und die größte dieser Art ist, welche je lebend ein⸗ gefangen und lebendig nach Europa gebracht wurde. Die Ein⸗ geborenen der Südspitze Südamerikas sind ebenfalls ein⸗ getroffen. Es sind nicht, wie berichtet wurde, Pescheräs, sondern echte Patagonier (Feuerländer), und zwar eine Familie, bestehend aus Mann, Frau und Sehn. Alle drei sind prächtige, kernige Gestalten, namentlich der Mann, auf dessen riesigen Schultern ein wahrhaft enormer Kopf sitzt. Eine große Seltenheit sind zwei in Hagenbecks Besitz befindliche lebende Kolibris. Die überaus zierlichen winzigen Vögel, wunderbar schön in Azurblau gekleidet, sind sehr schwer an das Klima Europas zu gewöhnen, eben so wie ihre Ernährung mit bedeutenden Schwierigkeiten verknüpft ist.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preuß. Staaten und der Ge⸗ sellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redact.: Dr. L. Witt⸗ mack, Gen.⸗Sekret. des Vereins ꝛc. Berlin, in Kommiss. bei Wie⸗ gandt, Hempel & Parey. 22. Jahrg. April 1879. — Inhalt: 620. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. — Sitzung des Ausschusses behufs Organisation eines Fortbildungs⸗ unterrichts für jüngere Gärtner. — Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. — Sitzungen vom 14. und 21. Februa 1879. — G. Eichler, Die Ermittelung des Sonnenstandes und de davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume, sowie einige all gemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei. (Schluß.) — C. Bouché, Ueber dekorative Gräser und Cyperaceen. (Schluß.) — C. Koop⸗ mann, Mittheilungen aus Mittel⸗Asien. — Vermischtes. — Literatu
Forstliche Blätter. Zeitschrift für Forst⸗ und Jagdwes Herausgegeben von J. Th. Grunert, Königl. preuß. Ober⸗Forst meister a. D. ꝛc., und Professor Dr. Bern. Borggreve, Königl. preuß. Oberförster ꝛc. 16. (3. Folge.) 3. Jahrg. 1879. 5. Heft (Mai) Berlin und Leipzig, 1879. Verlag von H. Voigt. 4. — Inhalt I. Aufsätze. Forstliche Reise⸗Erinnerungen aus den Karpathen. Vom Königl. preuß. Forstmeister Guse. — Holz als Pflastermaterial Vom Königl. sächs. Förster G. v. Schönberg. — Zur Beantwortun der Frage: Welche Erfahrungen sind in Bezug auf den Unterbau der Eichenhochwaldbestände gemacht worden, und welche Regeln lassen sich für diesen Unterbau herleiten? Vom Großh. hess. Forstmeiste Dr. E. Hover. — II. Bücheranzeigen. — III; Mittheilungen.
Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement. Im Auf trage des Vereins und unter Mitwirkung von Vereinsmitgliedern redigirt von Dr. Rud. Biedermann. 15. Jahrg, 1. Heft. Berlin 1879. Zu haben im Bureau des Vereins, Kesselstr. Nr. 7. — In halt: I. Angelegenheiten des Vereins. Verhandlungen der XV. Generalversammlung des Vereins. — II. Wissenschaftliche und tech⸗ nische Mittheilungen. Ringförmiger Regenerativ⸗Ofen zum Brennen von Z egeln, Thonwaaren und Porzellan mit Gaserzeuger. Von b C. William Siemens. 1u 6
Mittheilungen der K. und K. österreichisch⸗ungari⸗ schen Konsulats⸗Behörden. Zusammengestellt vom statistischen Departement im K. K. Handels⸗Ministerium. 7. Jahrg. 4. Heft. (16. Bd. der „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr“.) Wien, 1879. Druck u. Verl. der K. K. Hof⸗ u. Staatsdruckerei. 4. — Inhalt: Die landwirthschaftlichen Verhältnisse Württembergs im Jahre 1878. — Verkehr österreichisch⸗ungarischer Handelsfahrzeuge in den Häfen des Vereinigten Königreichs Großbritannien während des Jahres 1878. — Wirthschaftliche Verhältnisse von Malta im Jahre 1878. — Schiffahrt und Handel von Gent (Belgien) im Jahre 1877. — Wirthschaftliche Verhältnisse der Provinz Sofia (Turkei) im Jahre 1877. — Handels⸗ und Schiffahrtsverkehr von Giurgewo (Romanien) im Jahre 1878. — Handelsverhältnisse von Küstendie in den Jahren 1877 und 18è78. — Wirthschaftliche Verhältnisse der Vereinigten Staaten von Amerika, mit besonderer Berücksichtigung
auf New⸗York. (Schluß.) — Wirthschaftliche Verhältnisse des Westens von Amerika, mit beso ücksicht St Missouri. — Personalnachrichten.