Zur Tafel hatten die S der Behörden von Frank⸗ furt a. M. und verschiedene Notabilitäten aus Wiesbaden Einladungen erhalten. .
Die Abreise Sr. Majestät des Kaisers ist auf heute Abend festgesetzt worden.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin hat in Baden⸗Baden den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Grafen und der Gräfin von Trani, nicht, wie irrthümlich ge⸗ meldet, des Grafen und der Gräfin von Flandern, empfangen
der Bundesrath trat gestern zu einer Sitzung usammen. Heute versammelten sich die vereinigten Aus⸗ schüsse desselben für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justiz⸗ wesen.
— Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (40.) Sitzung des Reichstag s, welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Prä⸗ sident mit, daß eingegangen sei: das zu London am 29. März 1879 unterzeichnete Uebereinkommenzwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien, betreffend das Eintreten des Deutschen Reichs an Stelle Preußens in den Vertrag vom 20. Dezember 1841 wegen Unterdrückung des Handels mit afrikanischen Negern.
Darauf setzte das Haus die erste Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend den Zolltarif des deutschen Zoll⸗ gebiets, fort. Zunächst erhielt das Wort der Kommissarius des Bundesraths, Geheime Regierungs⸗Rath Burchard. Er führte aus, daß die Regierungen in Folge der Haltung der
dieser Vorlage gegnerisch gesinnten Abgeordneten von ihrer
ursprünglich beabsichtigten Taktik, die Widerlegung der gegen die Details der Tarifvorlage erhobenen Vorwürfe des Abg. Delbrück bis zur Spezialdiskussion aufzuschieben, abzugehen genöthigt seien, und schon der Abg. Frhr. von Varnbüler habe den Anfang mit einer solchen Detailwiderlegung gemacht. Er wies sodann nach, daß der Vorwurf, die Tarifkommission habe durch Normirung des Zollsatzes für Baumwollen⸗ garne den armen Fischern ihre Netze vertheuert, unbegründet sei. Der Einwurf des Abg. Delbrück, die durch den Tarif unmöglich gemachte Rückfuhr von leeren Selters⸗ wasserflaschen betreffend, sei sachlich unbegründet, da in den Vorbemerkungen zur Vorlage generell gesagt sei, daß die Rück⸗ fuhr leerer Umhüllungen, die gefüllt ausgeführt seien, ohne Rücksicht auf den Stoff, aus welchem sie beständen, voraus⸗ gesetzt, daß ihre Identität feststehe, zollfrei sei. Der von dem⸗ selben Abgeordneten angefochtene Satz auf Druckwalzen für Kattundruck beruhe auf den eingeholten Gutachten der Inter⸗ essenten. Demnach treffe der Vorwurf mangelnder Sachkennt⸗ niß die verbündeten Regierungen nicht. Was den Export betreffe, so seien die Regierungen geneigt, auf Grund des Prinzips der Identität, von dem sie zur eit nicht abgehen könnten, alle dem Veredelungs⸗ und Durch⸗ nnes. wünschenswerthen und möglichen Erleichterungen zu gewähren, aber sie könnten dieses in der Gesetzgebung bis⸗ her aufrecht erhaltene Prinzip nicht durch das des Aequivalents ersetzen. Der nächste Redner aus der Mitte des Hauses, der Abg. Dr. Lasker, entwickelte seinen dem Abg. v. Bennigsen ent⸗ gegengesegten Standpunkt. Er wies zunächst den Vorwurf als unbegründet zurück, daß die bisherige Wirthschastspolitik von den absoluten Freihändlern, die im Hause in der Mino⸗ rität seien, gemacht worden wäre, und behauptete, die Majorität des Reichstages unter Führung der Regierung und des noch jetzt im Amte befindlichen Ministers Hofmann hätte diese Politik bestimmt. Wichtige Enqueten habe diese Majorität be⸗ schlossen, um die Nothlage einzelner großer Industrie⸗ Zweige zu untersuchen. Man müsse aber wohl unterscheiden, ob eine unparteiische Regierung in richtiger Erkenntniß der Lage der Industrie die Initiative zu einer solchen Bewegung in die Hand nehme, oder ob sie entstehe aus der Bewegung der Interessenten, die sich zur Erreichung ihrer Zwecke zu widernatürlichen Koalitionen verbinden und dann als mächtige Partei die Regierung auf ihre Seite ziehen. Unter jeder Be⸗ dingung sei es zu tadeln, daß dieser Tarif ohne genügende Sachkenntniß, wie ja der Abg. von Varnbüler selbst zugegeben habe, aufgestellt sei, möchten die Freihändler oder die Regierung die Schuld dafür tragen. Des Reichstags Aufgabe sei es jetzt, selbst mit Aufopferung der Badezeit, diesen Fehler möglichst wieder gut zu machen. Die Regierungspresse handle nicht klug, wenn sie für die ausschließliche Plenarberathung der Vorlagen plaidire. Durch die landwirthschaftlichen Zölle werde der alte Gegensatz zwischen Stadt und Land wieder wach gerufen. Zur Ruhe werde dieser Kampf auch mit diesem Tarif nicht kommen. Die Nothlage der Land⸗ wirthschaft werde übertrieben dargestellt, namentlich sei das in der letzten Rede des Reichskanzlers geschehen. Die statistischen Zahlen, welche neulich der Regierungskommissar, Geheime Regierungs⸗Rath Tiedemann, über die Subhastationen des ländlichen Grundbesitzes angeführt habe, seien nicht stringent beweisend. Jedenfalls dürfe man nicht der Landwirthschaft durch Erlaß der Grundsteuer ein Kapital von circa einer Milliarde schenken und diese Summe aufbringen durch Zölle auf die nothwendigsten Lebensmittel, welche gerade den ärmsten Mann relativ am stärksten träfen. Das würde eine Finanzpolitik der Besitzer sein. Der Redner erklärte sich sodann entschieden gegen das Programm des Reichskanzlers, die direkten Steuern voll⸗ ständig durch indirekte Steuern zu ersetzen. Denn das würde heißen, die besitzenden Klassen von Steuern unverhältnißmäßig zu entlasten auf Kosten der ärmeren. Er wolle zwar die eigenen Einnahmen des Reiches erhöhen bis zum Ersatz der Matriku⸗ larbeiträge durch geeignete Steuern, müsse sich aber entschieden gegen die dem Reiche und den Einzelstaaten unheilvolle, vom Reichskanzler geplante Ueberschußpolitik erklären. Bei Schluß des Blattes hatte der Präsident des Reichskanzler⸗Amtes, Staats⸗Minister Hofmann das Wort.
— Die durch Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 20. Juni v. Is. befohlene Verlegung der 4. Escadron 2. Branden⸗ burgischen Ulanen⸗Regiments Nr. 11 von Kyritz nach Perleberg hat am 1. d. Mts. stattgefunden.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Anhalt, Seconde⸗Lieutenant im 2. Garde⸗Regiment z. F., ist von einem mehrwöchentlichen Urlaub nach Frankreich und Italien hierher zurückgekehrt.
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— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. Franz Hentschel in Wartha, Dr. Chantraine in Aachen, Dr. Kraft in Bonn, Dr. Baumann in Bayenthal, Dr. Aly in Barmen und Dr. Draeck in Wachtendunk.
Bayern. München, 7. Mai. (W. T. B.) Die hiesige Gewerbekammer hat im Einverständniß mit der Hamburger Gewerbekammer die Abhaltung des Delegirtentages defi⸗ nitiv auf den 3. bis 6. Juni d. J. anberaumt. Diesbezüg⸗ liche Anträge und Wünsche sind bis spätestens den 24. d. Mts. hierher einzureichen.
Hessen. Darmstadt, 7. Mai. Die „Darmst. Ztg.“ meldet: Der Prinz Alexander von Battenberg be⸗ giebt sich auf besonderen Wunsch des Kaisers von Ruß⸗ land morgen nach Livadia. In der Begleitung des Prinzen befindet sich der Lieutenant Frhr. von Riedesel.
— Der „Kölnischen Zeitung“ vom 7. d. M. zufolge hat der Prinz Alexander von Battenberg wegen seiner Reise nach Livadia die bulgarische Deputation er⸗ sucht, ihre Abreise von Tirnowa vorläufig zu verschieben. Der Prinz wird dieselbe nicht vor der Rückkehr aus Livadia empfangen. Wo der Empfang der Deputation steattfindet, ist noch ungewiß und wird ihr seiner Zeit mitgetheilt wer⸗ den. Die von den Bulgaren an den Prinzen von Battenberg gerichtete Adresse lautet:
„Die Vertreter des bulgarischen Volkes haben, in Würdigung Ihrer edlen Eigenschaften und durchdrungen von der festen Ueber⸗ zeugung, daß Ew. Hoheit die Interessen Bulgariens nicht blos be⸗ herzigen, sondern auch mit allen Kräften vertheidigen werden, wie Sie dies schon in dem Befreiungskriege gethan haben, der Weisheit und den erhabenen Gefühlen Ew. Hoheit die künftigen Geschicke ihres Vaterlandes anvertraut und Ew. Hoheit von freien Stücken und ein⸗ stimmig zum Fürsten von Bulgarien gewählt. Eine Deputation wird sich mit dem Wahlakte zu Ew. Hoheit begeben, nachdem uns durch die dermalige Regierung unseres Landes mitgetheilt worden ist, daß Ew. Hoheit uns mit der Zusicherung ihrer Annahme beehrt hat. Wir bringen Ew. Hoheit unsere unterthänigen Glückwünsche und die Versicherungen unserer tiefsten Ergebenheit dar und bitten Gott, daß er uns die Freude schenken wolle, Sie bald in einem Lande zu sehen, das hoch beglückt ist durch die von ihm getroffene Wahl.“
Die Adresse ist unterzeichnet: Anthimos Bischof von Widdin, Präsident der Nationalversammlung, Gregor Bischof von Rust⸗ schuk, Karaimlew, Vizepräsident.
Der Prinz hat diese Depesche heute mit dem Ausdruck seiner Dankbarkeit für die darin ausgesprochenen Gefühle und für seine Wahl, sowie mit dem Ausdruck seiner Sympathie für Bulgarien beantwortet.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Pol. Korr.“ sind in Oesterreich im 1. Quartal 1879 an direkten Steuern 22 355 000 Fl. gegen 21 508 000 Fl. im gleichen Zeitraum des Vorjahres eingegangen, daher mehr 847 000 Fl. Die indirekten Ab⸗ gaben ergaben im ersten Quartal 1879 41 401 000 Fl. gegen 38 219 000 Fl. in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, da⸗ her mehr 3 182 000 Fl. Der Reinertrag bei beiden Steuer⸗ gattungen stellt sich demnach im ersten Quartal 1879 gegen die gleiche Periode 1878 um 4 029 000 Fl. höher. — Der Kronprinz von Schweden und Norwegen ist heute Nachmittag aus Bukarest hier eingetroffen.
— Die „Pol. Korr.“ meldet: Aus Athen vom 6. d.: Anläßlich der von Frankreich ergriffenen Initiative zur Rege⸗ lung der griechischen Grenzfrage verlangt die griechische Regierung zunächst Verhandlungen in Konstantinopel auf Grund des 13. Protokolls des Berliner Kongresses. Die Re⸗ gierung verwahrt sich dagegen, neue direkte Verhandlungen mit der Pforte einzugehen, bevor die Pforte die Gültigkeit dieses Protokolls formell anerkannt habe. — Aus Konstantinopel v. 7.: Die Russen haben die Räumung Ostrumeliens begonnen und haben die Vorbereitungen für die RKäumu ng Bulgariens ihren Anfang genommen. Die zur Ausbil⸗ dung der bulgarischen Miliz bestimmten russischen In⸗ struktions⸗Bataillone sind aufgelöst worden. Viele russische Offiziere haben die Erlaubniß erhalten, noch vor dem Abmarsch ihrer Truppentheile mit Urlaub nach Rußland zurückzukehren. — Vorgestern hat eine Demonstration von hier weilenden Griechen vor dem französischen Botschafts⸗ hotel stattgefunden. — Aus Tirnowa: Die Deputation der bulgarischen Nationalversammlung tritt ihre Reise, um dem Prinzen von Battenberg seine Erwählung zum Fürsten von Bulgarien zu notifiziren, erst nach der Rückkehr des Fürsten Dondukoff⸗Korsakoff an, welche am 10. d. erfolgen soll. Demnächst sollen in Folge der von bulgarischen Banden im Distrikte von Tirnowa gegen Türken verübten Exzesse Lager⸗ übungen der gesammten bulgarischen Miliz seatt⸗ finden. — Es sind türkische Agenten hier eingetroffen, um die Auswanderung der türkischen Bevölkerung nach Kleinasien zu veranlassen. — Die ‚Polit. Korresp.“ veröffentlicht weiter die Note der griechischen Regie⸗ rung, mit welcher seiner Zeit die Mediation der Mächte in der Frage der Regulirung der griechisch⸗türkischen Grenze nachgesucht wurde.
Triest, 7. Mai. (W.
T. B) In der heutigen Sitzung des Stadtrathes machte der
Vertreter der Regierung die Mit⸗
theilung, daß der Kaiser die Wahl Angelis zum Po⸗
desta nicht bestätigt habe; der Vorsitzende beraumte daher eine Neuwahl für die nächste Sitzung an.
Schweiz. St. Gallen, 5. Mai. (Bund). Der neugewählte Große Rath zählt 97 Liberale und 64 Ultramontane.
Großbritannien und Irland. London, 5. Mai. (Allg. Corr.) Aus Calcutta wird unterm 2. d. M. gemeldet: „Die heutige „Gazette of India“ veröffentlicht eine vom Kon⸗ seil des Generalgouverneurs angenommene Resolution, welche auf die Nothwendigkeit besteht, Ersparnisse in der Civoil⸗ verwaltung zu bewirken, und im Allgemeinen Einschrän⸗ kungen empfiehlt. Es wird hervorgehoben, daß der er⸗ wartete Ueberschuß von 2 000 000 Pfd. Sterl. für den Hungersnoth⸗Versicherungsfonds in Folge der durch den Wechselcours entstandenen Verluste auf 13000 Pfd. Sterl. herab⸗ geschmolzen sei. Die Resolution erklärt, die indische Regierung sei entschlossen, die Finanzen in einer befriedigenden Ver⸗ fassung zu behaupten. Alle Departements werden demnach angewiesen, Einschränkungen vorzunehmen. Es sollen keine neuen Ausgaben unternommen, keine neuen Posten geschaffen oder Bauten ohne besonderen Befehl der Regierung begonnen werden. Man erwartet, die Hauptersparniß werde in dem
Departement für öffentliche Arbeiten bewirkt werden. Die
reproduktiven Arbeiten sollen ebenfalls wesentlich reduzirt
werden. Die gegenwärtige Verordnung findet keine An⸗ wendung auf militärische Ausgaben.
Der „Times“ wird aus Durban meldet:
Lord Chelmsford kam mit seinem Stabe und Oberst Richards am 9. hier an. Er wurde vom Prinzen Napoleon und den General⸗ Majoren Lisset, Newdegate, Marshall und Crealock empfangen. Oberst Pearson ist hier. Prinz Napoleon ist dem Generalstabe beigegeben. Gegenwärtig ist er unpäßlich. General⸗Major Crealock begiebt sich in Kurzem nach dem Tugela, um den Befehl über die aus zwei Brigaden bestehende untere Kolonne zu übernehmen. Die erste Bri⸗ gade unter Oberst Pemberton wird in Inydezam ein mit Proviant für einen Monat versehenes verschanztes Lager bilden; die zweite unter Oberst Pearson wird sich am Amatukulu mit Proviant für zwei Monate verschanzen. General⸗Major Nemdegate begiebt sich am 11. ds. nach Kambula. Er wird eine aus den ersten und den zweiten Bataillonen des 24., 58., 91. und 21. Regiments und den Dragonern und Lanzenreitern gebildete Kolonne befehligen. Zwei Compagnien eines jeden Regiments sind für den Garnisonsdienst lestimmt. Oberst Wood behält das unabhängige Kommando über die fliegende Kolonne. Dabulemanzi, der Bruder Cetewayo's, zog Mr. Dunn wegen einer Uebergabe zu Rathe; er sagt, andere werden seinem Beispiele folgen, wenn Dunns Antwort erfolgt ist. Man sotzt große Hoffnungen auf die Abtrünnigkeit unter den Zulus. Die Antwort Dunns, der gegenwärtig in Durban weilt, wird in Kurzem erwartet.
Aus der Kapstadt wird der „Daily News“ unterm 15. d. geschrieben:
„Es werden alle Anstrengungen gemacht, um die Vorbereitungen für einen erfolgreichen Vormarsch zu vollenden. Es handelt sich nur um die Frage, ob er möglich ist, bevor das Wintergras im Zulu⸗ lande verbrannt ist. Die Zulus sollen sich mit ihren Familien nach dem Bsschlande zurückgezogen haben und dort Kraale bauen. Es kursirt das Gerücht, Cetewayo habe sich östlich nach seiner früheren Position zurückgezogen. Ein großer Theil seiner Armee soll, wie es heißt, gegen eine Fortsetzung des Krieges abgeneigt sein. Andererseits verlautet, daß sich Theile des Stammes Amatonga den Zulus an⸗ geschlossen haben. Die Kapzeitungen äußern noch immer Unzufrie⸗ denheit über die Leitung des Feldzuges. Lord Chelmsford beabsich⸗ tigt, Greytown zur Basis der Operationen in der Nähe von Middle⸗ drift zu machen. Die Obersten Wood und Pearson sind zu General⸗ Majoren avancirt.“
Mit Afghanistan scheint ein Ausgleich bevorzu⸗ stehen. Der „Times“ wird unterm 4. d. M. aus Gan⸗ damuk telegraphirt: „Der Emir Jakub Khan hat Kabul verlassen und begiebt sich in leichten Tagmärschen nach Gan⸗ damuk. In seiner Begleitung befinden sich Mustahfee Habi⸗ bullah, General David Schah und die Söhne Sirdar Schirif Khans. Einer der letzteren ist mit der Schwester des ver⸗ storbenen Thronerben Abdullah Jan verheirathet und wurde beim Tode Schir Ali's von der Königin als Rivalkandidat vorgeschoben. Sirdar Ibrahim Khan, Jakubs ältester Bruder, und Ahmet Ali Khan, dessen Neffe, sind als Gefangene nach Ghazin geschickt worden. Letzterer ist der Sohn des Lieblingssohnes Schir Ali's, dessen Verlust in der Schlacht im Jahre 1865 ihn so sehr betrübte und den er auch eventuell zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Sirdar Schir Ali Khan, welcher im Dezember als Abgesandter des verstor⸗ benen Emirs nach Taschkend figurirte, wird Kabul während der Abwesenheit des Emirs regieren. Der letzte Gouverneur Herats Omar Khan wird demnächst als Gefangener nach Kabul geschickt werden. Asmutullah Khan, Häuptling des Ghilzeistammes, ist mit einem ansehnlichen Gefolge in unserem Lager eingetroffen und hat seine Dienste der britischen Regie⸗ rung angeboten.
— 6. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte auf eine Anfrage Monks der Unter⸗ Staatssekretär Bourke: die von dem französischen Minister der Auswärtigen Angelegenheiten bezüglich der Mediation in der griechischen Frage gemachten Vorschläge seien an⸗ genommen worden; die Details derselben seien noch Gegen⸗ stand von Unterhandlungen, eine Mittheilung der bezüglichen Korrespondenz daher unthunlich.
Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus der Kapstadt, vom 22. April, gemeldet wird, haben die Vorbereitungen zum Einmarsche der englischen Truppen in das Gebiet der Zulus begonnen. Vier Regimenter rücken auf Dornbergs vor; der Einmarsch dürfte in etwa 14 Tagen erfolgen.
— 7. Mai. (W. T. B.) Der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen, Marquis of Salisbury, erklärt in einer an die hiesigen Journale gerichteten Zuschrift, daß er kürzlich nicht gesagt habe, die russischen Truppen dürften nach dem 3. August sich nicht mehr südlich oder westlich vom Balkan befinden; seine Aeußerung habe vielmehr dahin gelautet, es dürften nach diesem Termine sich weder südlich noch westlich des Pruth noch russische Truppen befinden.
Frankreich. Paris, 6. Mai. (Fr. Corr.) Die Nachricht vo dem Tode des Generals Felix Douai ist nur um wenige Tage verfrüht gewesen. Gestern hat der Tod seinen langen Leiden ein Ende gemacht. Er war der jüngste der drei Brüder, von denen der eine bei Solferino, der andere bei Weißenburg gefallen ist. — Nach dem „Rappel“ liegen so 2 gende Gesetzentwürfe fertig vor, um an die Kammern zu gehen: ein Entwurf einer Gemeindeordnung als Ergänzun des Mairegesetzes, ein Gesetz, welches den Amne lirten die Gerichtskosten erläßt, ein Gesetz über die Herstellung eines Kanals von Tancarville nach Havre und ein Bewaldungsgesetz. Eine Reihe anderer Entwürfe ist in der Vorbereitung.
Die „France“ erklärt, die Angabe des Pariser Kor⸗
— 8
respondenten der „National⸗Zeitung“, daß die französische Re⸗ gierung die Ausweisung des Herrn Ruiz Zorilla zurück genommen hätte, obgleich das spanische Kabinet ihr eben erst dringende Vorstellungen gemacht habe, diesem Agitator den Aufenthalt in Frankreich nicht zu gestatten, für falsch. Nicht nur habe Spanien keinen Schritt dieser Art hier gethan, sondern habe seinerseitis dem Herrn Lagunero, der sich genau in demselben Falle befand, wie der Führer der demokratischen Fortschrittspartei, die Rückkehr nach Spanien gestattet. Als Herr Waddington dies erfahren, als ferner der Direktor des Sicherheitswesens in Frankreich die Beobachtung gemacht habe, daß die spanische Regierung Herrn Ruiz Zorilla während der letzten Wahlpertode ungehindert und offen mit seinen Freunden in Madrid telegraphisch verkehren ließ, habe man in Paris keinen Grund mehr absehen können, diesem Parteiführer den Aufenthalt in Frankreich zu untersagen. Uebrigens sind, fügt die „France“ hinzu, die Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien ganz freundschaftliche, und wenn die Bildung des Ministeriums Martinez Campos nicht die Berufung des Marquis von Molins nach Madrid nothwendig gemacht hätte, befände derselbe sich heute noch in Paris, welches er nur mit Bedauern verlassen hat.
Der Finanz⸗Minister Léon Say arbeitet an einem
ichte, in welchem er dem Präsidenten der k über
unterm 13. d. ge⸗
über
die Art und Weise, wie die nach dem Kriege kontrahirte Staatsschuld an die Bank von Frankreich in Höhe von 1 Milliarde 530 Millionen Franks nunmehr gärnzlich getilgt worden ist, Rechenschaft legen wird. Der letzte Rest von 60 Millionen ist vor einigen Wochen abgetragen worden. Der nach dem Kriege für die Noten der Bank von Frankreich ein⸗ geführte Zwangscours konnte bekanntlich schon am 1. Januar 1878 aufgehoben werden. 8
— 6. Mai. (Rép. fr.) Die Budgetkommission hat sich gestern im Palais Bourbon unter dem Vorsitz des Hrn. Henri Brisson versammelt und die Reihenfolge der Be⸗ rathung festgestellt. Morgen wird sie den Finanz⸗Minister anhören. 5 2 “
Die Kommission für den Zolltarif wird sich nun⸗ mehr wöchentlich dreimal versammeln. Gestern verlas Hr. Meline seinen Bericht über die Baumwollgewebe.
Der „Temps“ meldet: gleich nach dem Zusammentritt der Kammer werde Lockroy (von der äußersten Linken) eine Interpellation über die allgemeine Politik der Re⸗ gierung stellen. 8
(Journ. off.) Durch Dekret vom 4. d. M. werden für die Senatswahlen in Corsica zum Ersatze des verstorbe⸗ nen Grafen Valéry die Delegirtenwahlen auf den 18. Mai, die Wahlen selbst auf den 22. Juni, und zwar in der Haupt⸗ stadt des Departements angesetzt.
— 6. Mai. (W. T. B.) General Türr hat an Garibaldi ein Telegramm gerichtet, worin er denselben daran erinnert, daß er unter dem Feldgeschrei: Italien mit Victor Emanuel! im Jahre 1860 die Freiwilligen nach Mar⸗ sala geführt habe, und auf die Ergebenheit hinweist, mit wel⸗ cher sich König Victor Emanuel dem Wohle Italiens ge⸗ widmet habe. Der jetzige König sei groß geworden in den Kämpfen für Italiens Einheit. Alle italienischen Minister von Cavour an bis auf Zanardelli hätten vollständige Freiheit der Aktion gehabt zur Erreichung patriotischer Ziele. Er bitte deshalb Garibaldi dringend, den Ungeduldigen und Unklugen das Losungswort von 1860 zu wiederholen. Victor Emanuel habe die Italiener geeinigt: es möge ja jeder Versuch einer neuen Unternehmung unterlassen werden, der zur Uneinigkeit führen könne. Garibaldi's ganzes Leben sei der Einheit und Größe Italiens gewidmet gewesen, er möge einen Bruch des Plebiszitvertrags verhindern, der das Haus von Savoyen mit dem italienischen Volke verbunden habe. Das sei der Wunsch, den er ihm zum 19. Jahrestag des Feldzugs der 1000 Kämpfer von Marsala darbringe, deren Leitstern er, Garibaldi, ge⸗
wesen sei.
8 7. Mai. (W. T. B.) In einer heute stattgehabten Versammlung der Bureaux der Linken des Se⸗ nates wurde einstimmig für die Rückkehr der Kammern nach Paris gestimmt und gleichzeitig ein Antrag angenom⸗ men, dahin gehend, daß die Kammern provisorisch ihre Sitzungen im Tuileriensaale halten sollten. M
— 7. Mai. (Rep. fr.) Das „XIX. Siescle“ meldet, daß Herr Ozenne, Generalsekretär im Handels⸗ und Ackerbau⸗ Ministerium, in Ruhestand versetzt worden ist.
— 8. Mai. (W. T. B.) Die „République francaise“ schreibt, in der Angelegenheit des Erzbischofs von Aix, der sich in einem Hirtenbriefe über die Unterrichtsfrage des Amtsmißbrauchs schuldig gemacht haben sollte, sei die Ab⸗ theilung für das Innere im Staatsrath beinahe mit Ein⸗ stimmigkeit zu der Entscheidung gelangt, daß ein Amts⸗ mißbrauch vorliege. Man nehme an, daß die Gesammtheit des Staatsraths, welche am 15. d. M. zu einer allge⸗ meinen Sitzung zusammentrete, diese Entscheidung bestätigen werde.
Spanien. Madrid, 5. Mai. (Ag. Hav.) Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Rudolf von Oester⸗ reich ist nach der Provinz Valencia abgereist, wo derselbe in den Sümpfen von Alfaques zu jagen gedenkt.
Italien. Venedig, 6. Mai. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen ist heute Mittag nach Florenz abgereist. Gestern zog Se. König⸗ liche Hoheit verschiedene Notabilitäten der Stadt zur Tafel.
Türkei. Konstantinopel, 7. Mai. (W. T. B.) Mehr als 600 muselmännische Familien aus Bosnien und der Herzegowina haben dem Sultan eine Petition über⸗ sandt mit der Bitte, ihnen auf türkischem Gebiete Landstriche anzuweisen, nach welchen sie auswandern könnten, da sie nicht unter fremder Herrschaft bleiben wollen. Die türkische Regierung hat dies Ersuchen in Erwägung ziehen müssen, doch ist bis jetzt noch nichts bestimmt hinsichtlich der Gebiete, in denen die Emigranten sich niederlassen könnten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Mai. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ wendet sich gegen den Artikel der „Times“ vom 1. Mai über die angeblich hier herrschenden Zustände. Auch sonst erregen hier die fabelhaften Schilderungen, welche die „Times“ und andere Blätter über hiesige Zustände brin⸗ gen und die Stadt St. Petersburg als in größter Aufregung begriffen fortgesetzt schildern, wegen ihrer Abnormität Auf⸗ sehen. Man meint hier, daß solche fabelhafte Schilderungen leicht den nihilistischen Agitatoren und sozialdemokratischen Bewegungen auch anderswo neue Anregung gewähren oder Vorschub leisten könnten. Thatsächlich ist das Aussehen der Stadt kein außergewöhnliches, wenn man von der großen Zahl der Hausthürwächter absieht. Die in Be⸗ zug auf die letzteren getroffenen Bestimmungen werden allerdings seitens der Polizei mit größter Strenge aufrecht erhalten. Das „Journ. de St. P.“ bezeichnet die St. Petersburger Nachrichten der „Times“ als ein Konglo⸗ merat sämmtlicher unsinnigen Zeitungsgerüchte über die hiesi⸗ gen Zustände; ebenso unwahr seien auch die dahin gehörenden Sensationsnachrichten anderer großer auswärtiger Zeitungen. Es sei kein Verbot über dus Halten von Waffen ergangen, vielmehr sei nur der Befehl ertheilt worden, den Besitz von Schußwaffen anzuzeigen. Aller Verkehr sei durchaus frei und ungehindert. Alle Mittheilungen des Artikels der „Times“ über gehemmten Straßenverkehr, über das Verbot des Theater⸗ besuches ohne Erlaubnißschein, sowie über das Verbot, nach 10 hn Abends Lampen zu brennen, seien nichts als pure lächerliche Erfindung; St. Petersburg lebe und arbeite ganz in früherer Weise ohne jede Aufregung und ungehindert im
Leben und Verkehr. 8
— 7. Mai. Die „Agence Russe“ meldet: das Schreiben des Kaisers Alexander an den Sultan, welches durch den General Obrutscheff überreicht worden ist,
und die Proklamation des Kaisers an die Ein⸗
wohner von Ostrumelien hätten in Konstantinopel eine
se r günstige Aufnahme gefunden. Der Sultan habe in Folge S Ehnahh eae g⸗ h unterricht ohne offene Zeichensäle 94;
dessen den General Obrutscheff beauftragt, der Kommission in Philippopel mitzutheilen, daß er beabsichtige, von den ihm durch den Berliner Vertrag zustehenden Rechten jetzt keinen Gebrauch zu machen.
— 8. Mai. (W. T. B.) Ein Telegramm des Gou⸗ verneurs von Astrachan aus witrahin. vom 7. d. M., meldet: In Astrachan sind Fälle von Erkrankungen am Ausschlagtyphus vorgekommen; es sind entsprechende Maßregeln gegen die Weiterverbreitung der Krankheit getroffen worden. Im Uebrigen ist der allgemeine Gesundheitszustand gut. 21 Grad Wärme.
Amerika. Washington, 4. Mai. (Allg. Corr.) Der demokratische Caucus des Repräsentantenhauses hat definitiv beschlossen, eine Vorlage einzubringen, welche eine Modifizirung der politischen Phasen des Armeegesetzes, behufs Beseitigung der Einwände des Präsidenten, enthält und dieselbe separat anzunehmen. Sein Vorgehen in Betreff der Kreditvorlage wird indessen verschoben werden, bis diese unabhängige Maßregel die Genehmigung des Präsidenten erlangt hat.
— 6. Mai. (W. T. B.) Die Repräsentanten⸗ kammer hat heute die gestern von den Demokraten einge⸗ brachte Bill angenommen, wonach bei der Präsidentenwahl die Anwesenheit von Bundestruppen in den Wahl⸗ orten verboten ist.
New⸗York, 3. Mai. Durch den Strike der Dock⸗ arbeiter wurde die Abfahrt einiger Dampfer verzögert.
98 Süd⸗Amerika. Santiago, 8. April. (Allg. Corr.) Die Kriegserklärung gegen Peru und Bolivia wurde in ganz Chile mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Kammern haben die Regierung ermächtigt, im Inlande und Auslande 6 000 000 Pesos leihweise aufzubringen oder Papiergeld in Höhe dieses Betrages zu emittiren. Es sind deshalb Unterhandlungen mit den Banken angeknüpft worden. Ein hier eingegangenes Telegramm meldet die Aufbringung eines peruanischen Transportschiffes nördlich von Iquique. 2000 Mann peruanische Truppen und 100 Bo⸗ livianer sind auf dem Marsche, um in Chile einzufallen, und 3000 Peruaner bilden die Garnison von Iquique. Die peruanische Flotte wird mit schweren Geschützen armirt und empfängt in Callao Munition. Die Kriegsvorbereitungen werden in Chile, Bolivia und Peru auf das eifrigste be⸗
Aus dem Wolffschen Telegrapthen⸗Bureau. London, Donnerstag, 8. Mai. Der „Times“ wird aus
Gundamuk vom 8. d. M. gemeldet, Jakub Khan sei heute,
begleitet von mehreren höheren Würdenträgern und Mit⸗ gliedern seiner Familie, in dem englischen Lager eingetroffen.
Der Kronprinz von Dänemark hatte gestern eine Unter⸗ redung mit Earl Beaconsfield.
Nre. 12 des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“, heraus⸗ gegeben vom Kriegs⸗Ministerium, hat folgenden Inhalt: Verleihung einer Auszeichnungsschnur an die zu den Uateroffizier⸗Vorschulen kommandirten Unteroffiziere. — Aenderungen im Exerzier⸗Reglement für die Infanterie. — Dislokation der 4. Escadron 2. Branden⸗ burgischen Ulanen⸗Regiments Nr. 11. — Wohnungregeldzuschuß bei Kommandos. — Vervollständigaung der bei Ueberweisung in ein Festungsgefängniß erforderlichen Annahme⸗Ordre bezw. Requisition. — Aufbewahrung entbehrlicher Gelder der Militär⸗Krankenwärter in den Lazarethkassen. — Deklaration des §. 35 des Geldverpflegungs⸗ Reglements für das preußische Heer im Frieden. — Einführung von Wurfhöhenmessern. — Reise⸗ und Umzugskosten für Offiziere des Beurlaubtenstandes beim Uebertritt derselben in den Friedensstand. — Konstruktionsänderungen am Kavalleriesäbel M/52. — Nachweisung der während des ersten Vierteljahres 1879 bei den Reichs⸗ Tlegraphenanstalten vorgekommenen Veränderungen. — Zulage für Wahrnehmung vakanter Assistenzarztstellen. — Anwendung der Biegeproben für die Klingen der Kavallerie⸗Seitengewehre. — Be⸗ kanntmachung der Lebensversicherungs⸗Anstalt für die Armee und Marine. — Vorräthighaltung von Formularen zu Personalbogen.
Statistische Nachrichten.
Dem kürzlich erschienenen II. Heft des Jahrganges 1878 der „Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde“ en“ nehmen wir folgende statistischen Angaben über das Unterrichts⸗ und Erziehungswesen im Königreich Württemberg während des Schuljahres 1876/77. Die Universität Tübingen zählte im Studienjahre 1876/77 in sieben Fakultäten im Ganzen 107 Lehrer. Davon gehörten an: der evangelisch⸗theologischen Fakultät 16, der katholisch⸗theologischen Fakultät 14, der juristischen Fakultät 8, der medizinischen 21, der philosophischen 19, der staatswissenschaft⸗ lichen 9, der naturwissenschaftlichen Fakultät 13. Hierzu kamen 7 Lehrer für neuere Sprachen, Künste und Leibesübungen. Vorlesungen wurden 310 gehalten. Die Zahl der Studirenden betrug im Wintersemester 1876/77 898, von welchen 635 Württemberger und 263 Nichtwürt⸗ temberger waren; im Sommersemester 1094. Hiervon waren 587 Württemberger und 507 Michtwürttemberger. Von letzteren ge⸗ hörten anderen deutschen Staaten an 446, außerdeutschen Staaten Europas 54, außereuropäischen Ländern 7 (nämlich Amerika und Afrika je 3, Indien 1). Nach dem pro 1. Juli 1876/77 aufgestellten Etat stellten sich die Ausgaben für die Universität auf 582 609 ℳ, die Einnahmen auf 73 694 ℳ Der Staatszuschuß auf 508 915 ℳ Der wirkliche Aufwand aus Staatsmitteln pro 1876/77 betrug 549 728 ℳ Der Betrag des Vermögens der an der Universität verwalteten Stiftungen hatte die Höhe von 2 514 924 ℳ gegen 2 499 133 ℳ im Vorjahre. Das Gesammterträgniß aus diesen Stiftungen betrug 136 120 ℳ An der land⸗ und forstwirthschaftlichen Akademie in Hohen⸗ heim wirkten 26 Lehrer. Die Zahl der Studirenden betrug im Sommersemester 1877 78, von welchen 26 Württemberger und 52 Nichtwürttemberger waren. — Das Polytechnikum in Stutt⸗ gart zählte im Studienjahr 1876/77 in sechs Fachschulen an Lehrern 72. Die Jahresfrequenz an Studirenden betrug 506, von welchen 251 Württemberger und 255 Nichtwürttemberger waren. 1 255 Nichtwürttembergern gehörten 136 Staaten des Deutschen Reichs, 101 anderen europäischen Staaten und 18 außereuropäischen Ländern an. Vorlesungen wurden gehalten im Wintersemester 100, im Sommer⸗ semester 98. Der gesammte Aufwand betrug 277 545 ℳ Hiervon waren eigene Einnahmen 50 465 ℳ, der erforderliche Staatszuschuß 227 080 ℳ — Gewerbliche Fortbildungsschulen bestanden im Schuljahr 1876/77 in Württemberg in 157 Orten (113 Städten und 44 Dörfern) mit einer Gesammteinwohnerzahl von 644 513 Seelen. Diese 157 Schulen theilen sich hinsichtlich ihrer inneren Einrichtung in folgende Gruppen: 1) Fortbildungsschulen, in welchen Sonntags⸗ und Abandunterricht in gewerblichen und kaufmännischen Fächern ertheilt wird, und offene Zeichensäle bestehen 7; 2) Fortbildungs⸗ schulen mit gewerblichem Sonntags⸗ und Abendunterricht nebst offenen
Von den
Zeichensälen 15; 3) Fortbildungsschulen mit Sonntags⸗ und Abend⸗ 4) Fortbildungsschulen mit gewerblichem Abendunterricht ohne Sonntagsunterricht 5; 5) reine
Zeichenschulen ohne weiteren Unterricht 36. Die Schülerzahl, welche
1875/76 in 152 Schulen 11 635 betragen hatte, belief sich 1876/77
in 157 Schulen auf 11 729 (inkl. 598 Schülerinnen weiblicher Fort⸗
bildungsschulen und 1012 Frauenarbeitsschülerinnen), wovon 9635 unter und 2094 über 17 Jahre zählten. Die Zahl der Lehrer be⸗ trug 710 ge en 661 im Jahre 1875/76, so daß im Durchschnitt auf je 16— 17 Schüler 1 Lehrer kommt. Die Gesammtsumme der Staats⸗ beiträge belief sich auf 107 876 ℳ, wonach auf den einzelnen Schüler im Durchschnitt 9 ℳ 19 ₰ kommen. Von den Unterrichtsfächern waren die besuchtesten: Freihandzeichnen mit 6124 Schülern, Rechnen mit 5143, deutsche Sprache mit 4608, Fachzeichnen mit 2658, Geome⸗ trisches Zeichnen mit 2318, Buchführung mit 1814, Volkswirthschaft mit 1297, Geometrie mit 1128 Schülern. Die besuchteste Fort⸗ bildungsschule war natürlich die zu Stuttgart mit 91 Lehrern und 1308 Schülern. — Die Kunstschule zu Stuttgart hatte 11 Lehrstellen und wurde im Wintersemester 1876/77 von 90 Schü⸗ lern besucht, von welchen 64 Württemberger und 26 Nichtwürttem⸗ berger waren. Ihrer Berufsart nach waren die Schüler 15 Bild⸗ hauer, 35 Maler, 2 Holzbildhauer, 3 Modelleure, 2 Kupferstecher, 3 Architekten, 21 Zeichner, 1 Lithograph, 1 Ciseleur, 2 Zeichenlehrer, 2 Lehrerinnen und 2 Dilettanten. Im Sommersemester 1877 be⸗ suchten die Kunstschule 64. — Das Konservatorium für Musik in Stuttgart zählte im Winter 1876/77 668 Zöglinge (5 mehr als im Vorjahre), von welchen 211 (71 Schüler und 140 Schülerinnen) sich der Musik berufsmäßig widmeten, 457 als Di⸗ lettanten; 403 aus Württemberg, 265 Nichtwürttemberger waren. Die Zahl der Lehrer betrug 42. — An öffentlichen Gelehrten⸗ schulen bestanden am 1. Januar 1878 90. Dieselben zerfallen in
4 niedere evangelisch⸗theologische Seminarien, 9 Gymnasien, 9 Ly⸗
ceen und 68 niedere Lateinschulen. Diese Schulen zählten im Ganzen 310 Schülerklassen, 360 Hauptlehrerstellen und 8366 Schüler. Die Zahl der öffentlichen Realschulenbelief sich am 1. Januar 1878 auf 76 mit 246 Klassen, 261 Lehrstellen und 7539 Schülern. — Bei dem Volksschulwesen betrug die Zahl der Schull hrerstellen am 1. Januar 1878: 1) mit Gehalten von 900 ℳ und weniger (nebst freier Wohnung oder Miethzinsentschädigung) 10, 2) mit Gehalten von 901 — 1000 ℳ 1304, 3) mit Ge⸗ halten von 1001 — 1100 ℳ 1028, 4) mit Gehalten von 1101 — 1200 ℳ 253, 5) von 1201 — 1400 ℳ 280, 6) von 1401 — 1600 ℳ 108, 7) von 1601 — 1800 ℳ 11, 8) von 1801 — 1900 ℳ 2, 9) von 1901 — 2000 ℳ 1, 10) von 2001 ℳ und darüber 1, zusammen 2998 Lehrerstellen. Dazu kamen 25 ständige Schulamtsverweser⸗ stellen, 329 Unterlehrerstellen und 587 Lehrgehülfenstellen, so daß die Gesammtzahl der Lehrstellen sich auf 3939 bezifferte. Die Zahl der Lehramtskandidaten betrug am 1. Januar 1878 im Ganzen 1256. An den drei evangelischen Staatsschullehrer⸗Seminarien des Landes waren angestellt: 3 Rektoren, 3 wissenschaftlich gebildete Hauptlehrer (Professoren), 9 Oberlehrer, 4 Unterlehrer, 4 Hilfslehrer; an den mit diesen Seminarien verbundenen Uebungsschulen 3 Oberlehrer und 3 Lehrgehülfen. An dem evangelischen Staatslehrerinnen⸗Semi⸗ nar in Markgröningen waren angestellt 1 Rektor, 1 Oberlehrer, 2 Un⸗ terlehrer, 2 Lehrerinnen. — Die Zahl der Arbeitsschulen im Schuljahre 1875/76 betrug in ganz oder vorzugsweise evangelischen Gemeinden 953 mit 44 453 Mädchen, darunter 60 Schulen zugleich mit 408 Knaben; in ganz oder vorzugsweise katholischen Gemeinden 593 mit 25 188 Mädchen, darunter 15 Schulen zugleich mit 1126 Knaben, zusammen 1546 Arbeitsschulen mit 69 641 Mädchen, worunter 75 Schulen zugleich mit 1534 Knaben, gegen 1539 Arbeits⸗ schulen mit 64 546 Mädchen, worunter 113 Schulen zugleich mit 1786 Knaben im Schuljahre 1871/72. Die Gesammtzahl der Unterrichtsstunden während des Jahres beziffert sich für eine der unter der Aufsicht der evangelischen Oberschulbehörde stehenden Industrieschulen per Jahr auf 206 Stunden und per Woche auf c
4 Stunden, für eine der unter der Aufsicht der katholischen Ober⸗ Schulbehörde stehenden Industrieschulen per Jahr auf 158 Stunden und per Woche auf ca. 3 Stunden. An Lehrkräften wirkten f evangelischer Seite 1209 Lehrerinnen mit zusammen 59 6244 ℳ Jahresbelohnung, so daß auf 1 Lehrerin ungefähr 49 ℳ 31 ₰ kom⸗ men, auf katholischer Seite 643 Lehrerinnen und 1 Lehrer mit zu⸗ sammen 25 792 ℳ 21 ₰ Jahresbelohnung, also durchschnittlich je 40 ℳ 5 ₰. Der Gesammt⸗Aufwand auf diesen Unterrichtszweig belief sich auf evangelischer Seite auf rot. 83 226 ℳ, für 1 Schule durchschnittlich 87 ℳ 33 ₰, auf katholischer Seite auf 34 856 ℳ, für 1 Schule durchschnittlich 58 ℳ 77 ₰. Hierzu kamen Staats⸗ beiträge aus den betreffenden Etatsmitteln zusammen an 1114 Ge⸗ meinden 23 810 ℳ
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das soeben zur Ausgabe gelangte neueste (Mai⸗) Heft de „Deutschen Rundschau“, herausgegeben von Julius Roden⸗ berg, Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, bringt den Anfang einer Novelle von Louise von Frangois „Der Katzenjunker“; ferner einen Aufsatz über das Städtewesen in Italien unter den römischen Kaisern, von dem Professor L. Friedländer in Königsberg; die (bis 1855 fortgeführte) Fortsetzung der Münchener Bilderbogen, von Franz von Dingelstädt; die vom Professor du Bois⸗Reymond am Jahres⸗ tage Friedrichs II. in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin ge⸗ haltene Rede über Friedrich II. und J. J. Rousseau; „Wissen und Schaffen“, Aphorismen zu Friedrich Vischers „Auch Einer“ (eine Reisebekanntschaft, Stuttgart, Ed. Hallberger), eine Kritik dieses Buchs; endlich 19 Sonetten aus und über Rom, von Paul Heyse. — In der Berliner Chronik bespricht Karl Frenzel die Theater⸗ und Herm. Krieger die musikalische Saison. — Die Literarische Rundschau behandelt die neuen Esseys von Karl Hillebrand (von Jul. Rodenberg), die Publikationen aus den Königlich preußischen Staatsarchiven (von Paul Bailleu) und den Brief von Klotz über Lessing (von Alfred Schöne).
— So eben erschien im Verlage der Hof⸗ und Waisenhaus⸗ Buchdruckerei zu Cassel das erste Nachtragsheft zu Seelig's Polizeiverordnungen (erste und zweite Ausgabe), enthaltend die bis zum Schlusse des Jahres 1878 für den Regierungsbezirk Cassel ergangenen Polizeibestimmungen, herausgegeben von F. W. Seelig, Königlichem Ober⸗Amtsrichter. Das durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cassel ongekündigte Buch enthält die seit 19. September 1876 bis Ende 1878 veröffentlichten Regie⸗ rungs⸗Polizeiverordnungen und die seit Anfang 1878 ergangenen treis⸗, bezirks⸗ und lokalpolizeiliche Bestimmungen. Diese Verfügun⸗ gen beziehen sich auf die: 1) Ordnungspolizei, 2) Sicherheitspolizei, 3) Gesundheitspolizei, 4) Marktpolizei, 5) Gewerbepolizei, 6) Sitten⸗ polizei, 7) Feuerpolizei, 8) Baupolizei, 9) Eisenbahn⸗ und Straßen⸗ polizei, 10) Wasser⸗ und Schiffahrtspolizei und 11) Landwirthschafts⸗ polizei.
— Heft 4—7 der, Zeitschrift für Bauwesen“ (Jahrg. 29), berausgegeben unter Mitwirkung der Königlich technischen Bau⸗ deputation und des Architektenvereins zu Berlin. Redacteur:
.. Endell, Bau⸗Inspektor im Königlichen Ministerium für
andel ꝛc. (Berlin 1879, Verlag von Ernst & Korn, Gropiussche Buch⸗ und Kunsthandlung) hat folgenden Inhalt: Amtliche Bekannt⸗ machungen. — Bauwissenschaftliche Mittheilungen. Ori, ginal⸗Beiträge. Das zweite Garnison⸗Lazareth für Berlin, bei Tempelhof, von den Architekten Gropius und Schmieden in Berlin. — Der Centralbahnhof zu Magdeburg, von den Baumeistern Heim und O. Peters in Berlin. (Schluß folgt) — Das Bauwesen von Ostende. Reisebericht vom Stadtbaumeister J. Stübben in Aachen. — Ueber Ausführung einer Dammgrube in der Königlichen Geschütz⸗ gießerei zu Spandau, vom Regierungs⸗ und Baurath Beyer in Bres⸗ lau. — Taucherapparat der Elbstrombau⸗Verwaltung, von Fr. Bauer, kommissarischem Wasserbaumeister in Magdeburg. — Bau⸗ ausführung der Eisenbahnlinie Plattling⸗Eisenstein, vom Ingenieur A. Bürgermeister in Nürnberg. — Graphische Darstellung der