Am 15. Mai tritt in Paris auf Einladung des Hrn. von Lesseps eine internationale geographische Kommission zusammen, um die Richtung zu bestimmen, in welcher sich ein Kanal vom Atlantischen zum Stillen Ocean ziehen lassen würde.
Im Flora⸗Etablissement zu Charlottenburg werden vom nächsten Donnerstag, den 15. Mai, ab, die Konzerte des Königlichen Hof⸗Musikdirektors B. Bilse, mit seiner aus 70 Künstlern bestehenden Kapelle, täglich stattfinden. Die Kon⸗ zerte werden zunächst Nachmittags um 5 Uhr, im hohen Sommer später beginnen und bei günstiger Witterung auf der Terrasse, bei un⸗ günstiger Witterung im Kaisersaal abgehalten werden. Für die Besucher der Gewerbeausstellung, welche um 6 Uhr Nachmittags ge⸗ schlossen wird, wird der Besuch des Etablissements und der Kon⸗ zerte dadurch erleichtert, daß nicht nur mit der vor den Ausgängen der Gewerbeausstellung haltenden Pferdebahn, welche nach Char⸗ lottenburg fährt sondern auch vom daneben liegenden Lehrter Bahn⸗
Schaffnern der Pferdebahn, als am etschalter des Lehrter Bahnhofes gelangen Billets à 1 ℳ zur Ausgabe, welche zur Fabrt nach harlottenburg, zum Besuch des Etablissements und zur Rück⸗ fahrt nach Berlin berechtigen. Ferner hat der Verein „Invaliden⸗ dank“ in der Gewerbeausstellunz eine Billetverkaufsstelle eingerichtet, an welcher Billets, zum Besuch des Etablissements berechtigend, 12 Stück für 6 ℳ zu haben sind.
Morgen, Sonntag, Nachmittag wird in Hoppegarten das dritte diesjährige Frühjahrsrennen stattfinden.
Der unter dem Protektorate Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl stehende Verein „Hector“, für Zucht und Echansteuag von Racehunden, hat seine nächste Sitzung auf Mittwoch, den 14. Mai d. J., Abends 7 ½ Uhr, im Restaurant Zennig hier⸗ selbst, Unter den Linden Nr. 13, anberaumt. Auch Gäste sind, von Mitgliedern eingeführt, willkommen. Auf der Tagesordnung steht außer den üblichen geschäftlichen Angelegenheiten: Vorführung
— v1““ 8 “ von Racehunden; Vortrag des Vorstandsmitgliedes von der Bosch über den „Dachshund“; Bericht der Kommission in Sachen des Hundeasyls; Antrag Pasemann: der Verein „Hector“ wolle beschließen, eine Zucht⸗ statien zu errichten und zwar zunächst mit etwa 2—4 Huaden zu beginnen. — In Sachen des Hundeasyls ist aus den Verhandlungen der am 2. April cr. stattgehabten Versammlung des Vereins zu entnehmen, daß von dem Vorstandsmitgliede Baron von Nolde folgender Antrag gestellt war: a. Ohne Verzug eine Kommission zu ernennen, die die Hundeasyls⸗Angelegenheit in Verhandlung nehmen und einen Plan entwerfen soll, wie und auf welchen Wegen in dieser Angelegenheit vorzugehen wäre, und die in der Kommission entworfenen Pläne dem Verein sobald als möglich vorzulegen. b. Womöglich dahin wirken zu wollen, daß einige Mitglieder des Thierschutzvereins aufgefordert werden, den Kommissionsberathungen beizuwohnen. c. Vom Verein „Hector“ aus ein Gesuch an die städtische Verwaltung zu richten, in dem um genauen Aufschluß gebeten wird, was für ein Pachtverhält⸗ niß zwischen der städtischen Verwaltung und dem Scharfrichterei⸗
hofe aus mit Ringbahn dorthin gelangen können. Sowohl bei den
Pächter besteht.
Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition des Beutschen Reichs-Anzeigers und Königlich
.Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
Inserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kzl. Preuß. Deffen tl ich er Anzeig er. E nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen .
und Grosshandel.
5. Industrielle Etablissements, Fabriken 6. Verschiedene Bekanntmachungen.
„Invalidendauk“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Bogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,
Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin, S. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
12
3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissienen etc. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung R u. s. w. von öffentlichen Papieren.
7. Literarische Anzeigen. 8. Theater-Anzeigen. In der Börsen-
Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
Annoncen⸗Bureaus.
9. Familien-Nachrichten. beilage. R
in Eckernförde am 28. März 1853, zuletzt daselbst,
Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
Steckbrief. Gegen den Kaufmann Max Guggenheimer ist die gerichtliche Haft wegen be⸗ trüglichen Bankerutts in den Akten Litt. G. Nr. 198 de 1879 beschlossen worden. Die Verhaftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird ersucht, den ꝛc. Guggenheimer im Betretungsfalle festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden Gegenständen und Geldern an die Königliche Stadtvogtei⸗Direktion hierselbst abzuliefern. Berlin, den 6. Mai 1879. Königliches Stadtgericht, Abtheilung für Unter⸗ suchungssachen. Kommission II. für Vorunter⸗ suchungen. Beschreibung. Alter: 42 Jahre, geb. 1. September 1836, Geburtsort: Hürben, Größe: 160 cm, Haare: grau melirt, Augen: grau, Augen⸗ brauen: dunkel, Nase: spitz, Kinn: spitz, GEesichts⸗ bildung: schmal (hager), Mund: gewöhnlich, Ge⸗ sichtsfarbe: gesund, Gestalt: schlank, Sprache: bayerischer Dialekt.
e˖;dsteckbrief. Gegen den Postpraktikanten Julius Franz Schwarz ist die gerichtliche Haft wegen Amtsverbrechen und Vergehen in den Akten Litt. S. Nr. 467 de 1879 beschlossen worden. Die Verhaftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird er⸗ sucht, den ꝛc. Schwarz im Betretungsfalle festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden Gegenstän⸗ den und Geldern an die Königliche Stadt⸗ voigtei⸗Direktion hierselbst abzuliefern. Berlin, den 6. Mai 1879. Königliches Stadtgericht. Ab⸗ theilung für Untersuchungssachen, Kommission II. für Voruntersuchungen. Beschreibung. Alter: 25 Jahre, geb. 2. Juli 1853, Geburtsort: Schu⸗ ditten, Größe: 175 Centimeter, Haare: dunkel⸗ braun, Augen: braun, Gesichtsbildung: länglich, schnell, ostpreußischer Dialekt, Gestalt: ank.
Steckbrief. Der Fleischergeselle Oskar Kel⸗ lert, gebürtig aus Tschechen, 21 Jahre alt, evange⸗ lisch, ist wegen Betruges in Untersuchung und ist deshalb die gerichtliche Haft desselben beschlossen worden. Der gegenwärtige Aufenthalt desselben ist uns unbekannt. Wir ersuchen deshalb alle Polizei⸗ behörden, denselben im Betretungsfalle anzuhalten und an unsere Gefängniß⸗Inspektion abliefern zu lassen. Signalement. Größe: etwa 5“ 5“‧, kräf⸗ tige Figur, blonde Haare, kein Bart, volles Gesicht, aufgeworfene Lippen, gesunde Gesichtsfarbe. — Zu⸗ letzt hat Kellert in Goldberg in Arbeit gestanden. de.htaan den 3. Mai 1879. Königliches Kreis⸗ gericht.
Steckbriefs⸗Erneuerung. Der unterm 19. De⸗ zember 1878 hinter dem Einlieger Thomas Arndt aus Skorkau erlassene Steckbrief wird hier⸗ durch erneuert. Rosenberg O./S., den 30. April 1879. Königliches Kreisgericht. Erste Abtheilung.
Ediktalladung. Gegen die nachbenannten 54 Personen: 1) den Seemann Nikolaus Karl Schu⸗ macher, geboren in Olpenitzdorf am 27. April 1845, zuletzt daselbst, Sohn der Friederike Christine Schumacher, geb. Ohrt, z. Zt. in Hüemark, Ge⸗ meinde Brodersby; 2) den Seemann Heinrich Peter Büll, geboren in Ellenberg am 3. De⸗ zember 1847, zuletzt daselbst; 3) den See⸗ mann Henning Johann Julius Thiedje, geboren in Eckernförde am 7. Februar 1849, zuletzt daselbst, Sohn des Jürgen Friedrich Thietje in Stranderott; 4) den Seemann, jexigen Pächter einer Farm, Gott⸗ lieb Klemens Grün, geboren in Barkelsby, Kreis Eckernförde, am 25. Oktober 1850, zuletzt in Ulsnis,
Kreis Schles wig, Sohn des Peter Christian Grün 8
in Ulsnis; 5) den Seemann Johann Heinrich May, geboren in Bütum, Kreis Süderdithmarschen, am 13. April 1852, zuletzt in Eckernförde, Sohn der Anna Margaretha Maxy, geb. Beeck, in Eckernförde; 6) den Buchhalter Richard Werner Boisselier, geboren zu St. Louis, Nordamerika, am 17. Sepibr 1852, zuletzt in Eckernförde, Sohn des Karl Gerhard Boisselier in Borby; 7) den früheren Schuhmacher, späteren Bahnwärter Johann Friedrich August Rath, gebo⸗ ren in DTürwade, Kreis Eckernförde, am 1. Dezem⸗ ber 1852, zuletzt daselbst, Sohn des Eisenbahn⸗ wärters Johann Paul August Rath auf Tarpfeld, Kreis Flensburg; 8) den Seefahrer Johann Hinrich Soll, geboren in Revensdorf am 29. Oktober 1852, zuletzt daselbst, Sohn der Karoline Dorothea Schröder, verheirathete Soll, geb. Spiegel, zu Re⸗ versdorf; 9) den Seemann Christian Jürgen Fried⸗ rich Moltzen, geboren in Stennis am 10. Juli 1852, zuletzt daselbst, Sohn der Auguste Friederite Moltzen, geb. Marten, zu Stennis, Kreis Eckernförde; 10) den Seeman Jakob Gustav Christian Ohlsen, gebo⸗ ren in Hüxmark am 28. September 1852, zuletzt in Schönhagen, Sohn des Armenalumnen Hartwig Jakob Ohlsen in Schönhagen; 11) den Seemann SBü Karl August Petersen, geboren in Olpenitz⸗
eeld am 19. März 1852, zuletzt daselbst, Sohn des
Friedrich Möller in Ahrensberg; 17) den Seemann
Heinrich Johann Sieck, geboren in Kaltenhof, Kreis
Sohn der Dorotbea Christine Bothmann, geb. Sellmer, in Gaarden; 13) den Handlungsgehülfen Friedrich Emil August Hansen, geboren in Noec am 12. November 1853, zuletzt daselbst; 14) den Seemann Magnus Henning Albrecht Pe⸗ tersen, geboren in Dänisch⸗Nienhof am 25. Sep⸗ tember 1853, zuletzt daselbst, Sohn der Emilie Rebekka Petersen, geb. Martens, in Eckernförde; 15) den Tischler Friedrich Karl Wilhelm Paulsen, geboren in Hüxmark am 1. September 1853, zuletzt in Zimmert, Gut Krieseby; 16) den Arbeiter Franz Hinrich Möller, geboren in Ahrensberg, Gut Louisenlund, am 12. September 1853, zulert in Bergenhusen, Kreis Schleswig, Sohn des Johann
Wilhelm Brügmann, geboren in Eckernförde am 1. Oktober 1854, zuletzt daselbst, Sohn des Valentin Brügmann in Eckernförde; 18) den See⸗ mann Albert Kruse, geboren in Eckernförde am 4 November 1854, zuletzt daselbst, Sohn des Klaus Kruse in Eckernförde; 19) den Arbeiter Friedrich Johann August Veul, geboren in Eckernförde am 25. Juli 1854, zuletzt daselbst, Stiefsohn des Gärt⸗ ners Fritz Rathje in Eckernförde; 20) den Knecht Jürgen Bock, geboren in Ascheffel am 6. April 1854, zuletzt in Damendorf, Sohn der Wittwe Katharina Bock in Damendorf; 21) den Architekten Kaspar Dethard Boisselier, geboren in St. Louis, Nord⸗ Amerika, am 14. Oktober 1854, zuletzt in Borby, Kreis Eckernförde, Sohn des Karl Gerhard Boisse⸗ lier in Borby; 22) den Gärtner Johann Hinrich Frahm, geboren in Esprehm am 13. April 1854, zuletzt daselbst Sohn des ¼ Hufners J. Frahm in Nützen, Kreis Segeberg; 23) den Kutscher Friedrich
Eckernförde, am 16. Februar 1854, zuletzt dafelbst, Sohn des Heinrich Wilhelm Sieck in Schleswig; 24) den Kaufmann Franz Julius Möller, geboren in Tüttendorf am 13. Juni 1854, zuletzt daselbst, Sohn des Christian Wilhelm Möller in Elmshorn; 25) den Knecht Wilhelm Friedrich Detlef Mohr, geboren in Kochendorf am 15. August 1854, zuletzt in Herweg, Gut Louisenlund, Sohn des Johann Friedrich Mohr in Amerika; 26) den Seemann Christian Bernhard Abraham, geboren in Eckernförde am 1. September 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Armenalumnen Karl Heinrich Abraham in Eckernförde; 27) den Seemann Karl August Martin Löpthien, geboren in Eckernförde am 17. Mai 1855, zuletzt daselbst; 28) den Knecht Jürgen Peters, geboren in Norby am 1. Juli 1855, zuletzt in Kl. Bennebeck, Sohn des Marx Peters in Norby; 29) den Seemann Heinrich Christian Detlef Ebenhuus, geboren in Seekamp am 3. April 1855, zuletzt daselbst, Sohn des weil. Johann Jochim Ebenhuus in Kiel; 30) den Maurer August Friedrich Ganzel, geboren in Lindhöft am 7. Juni 1855, zuletzt in Dänisch⸗ Nienhof, Sohn des August Ferdinand Ganzel; 31) den Heinrich Zacharias Martin Goos, geboren in Neu⸗Bülck am 30. September 1855, zuletzt in Ascheffel, Sohn des Karl Friedrich Goos in Ascheffel; 32) den Seemann Friedrich Wilvelm Petersen, ge⸗
boren in Dänisch⸗-Nienhof am 26. April 1855, zu⸗ letzt in Eckernförde, Sohn des weil. Andreas Peter Petersen in Eckernförde; 33) den Heinrich Friedrich Sellmer, geboren in Eckhof am 27. Oktober 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Heinrich Friedrich Sellmer in Amerika; 34) den Schmied Hans Hinrich Seemann, geboren in Neudorf am 22. De⸗ zember 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Hank Hinrich Seemann; 35) den Arbeiter Christian Heinrich Wriecht, geboren in Felm am 15. Juni 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Konrad Christian Heinrich Wriecht in Tennhöft bei 36) den Schiffer Karl Heinrich Brusch, geboren in Gettorf am 21. März 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Schäfers Karl Friedrich Brusch in Gettorf; 37) den Knecht Friedrich Christian Kühl, geboren in Wentorf, Kreis Fckernförde am 3. Februar 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Hufenpächters Johann Christoph Kühl; 38) den Maurer Heinrich Friedrich Koll, geboren in Revensdorf am 14. Februar 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Hufenpächters Henning Otto Koll in Revensdorf; 39) den Schlachter August Heinrich Bernhard Reutz, geboren in Gettorf am 4. Oktober 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Gottfried Reutz zu Gettorf; 40) den Knecht Wilhelm Friedrich Christian Schmidt, geboren in Sehestedt am 15. August 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Hufenpächters Detlef
riedrich Schmidt; 41) den Knecht Friedrich Buh⸗ mann, geboren in Kochendorf am 2. Juli 1855, zu⸗ letzt in Westerschau, Kreis Eckernförde, Sohn des Arbeiters August Buhmann in Sanxdorf; 42) den Knecht Heinrich Friedrich Green, geboren in Westerfeld am 24. Dezember 1855, zuletzt in Brodersby, Sohn des Klaus Diedrich Green in Amerika; 43) den Knecht Adolph Heinrich Johann Kröger, geboren in Missunde am 25. Oktober 1855, zuletzt daselbst, Sohn des Arbeiters Jürgen Kröger in Missunde; 44) den Maler Andreas Friedrich Martin Paulsen, geboren in Eckernförde am 27.
Klaus Jakob Petersen in Olpenitzfeld; 12) den Ar⸗ beiter Johann Hinrich Ludwig
othmann, geboren
Mans 1856, zuletzt daselbst, Sohn des Cigarren⸗ achers Christian Paulsen in Amerika; 45) den
boren in Borby am 16. März 1856, zuletzt in Gettorf, Sohn des Fritz Brügge in Borby; 46) den Knecht Jakob Peter Rober, geboren in Saar, Ge⸗ meinde Breckendorf am 7. April 1856, zuletzt in Breckendorf, Sohn des Jakob Rober; 47) den Knecht Friedrich Klaus Reimers, geboren in Gö⸗ theby am 8. April 1856, zuletzt daselbst, Sohn des ranz Reimers in Hohn; 48) den Johann Hinrich öhnk, geboren in Alt⸗Wittenbeck am 28. Septem⸗ ber 1856, zuletzt daselbst; 49) den Knecht Friedrich August Wilhelm Jöhnk, geboren in Revensdorf am 6. September 1856, zuletzt daselbst, Sohn des Wulf Christoph Jöhnke in Davenport im Staate Jowa; 50) den Zimmermann Henning Otto Krabbenhöft, geboren in Revensdorf am 27. Mai 1856, zuletzt daselbst, Sohn des Wulf Christoph Krabbenhöft in Glyndon im Staate Minnesota; 51) den Knecht Detlef Hinrich Mohr, geboren in Holtsee am 23. März 1856, zuletzt daselbst; 52) den Knecht August Friedrich Thede, geboren in Königs⸗ förde am 28. Januar 1856, zuletzt daselbst, Sohn der Margaretha Magdalena Thede, geb. Kühl, in der Nähe der Stadt Fond du Lai, im Staate Wis⸗ consin; 53) den Böttcher Heinrich Christian Friedrich Kolls, eboren in Rastorf am 16. Januar 1856, zu⸗ letzt in Loitmark, Sohn des Friedrich Kolls zu Karls⸗ burg; 54) den Knecht Jürgen August Jürgensen, ge⸗ boren in Bohnert am 26. März 1856, zuletzt daselbst, Sohn des Maurers Friedrich Jürgensen in Bohnert ist auf Grund der Bestimmungen des §. 110 des Preußischen und §. 140 des Reichs⸗Strafgesetzbuchs und unter Bezugnahme auf die in Gemäßheit der Bestimmungen des §. 469 der Strafprozef⸗Ordnung und der Allgemeinen Verfügung vom 28. August 1871 ausgestellten Erklärung der Königlichen Re⸗ gierung hierselbst vom 16. Januar 1879 Anklage dahin erhoben, dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte sich dadurch ent⸗ zogen zu haben, daß sie ohne Erlaubniß das Reichs⸗ gebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflich tigen Alter außerhalb des Reichsgebiets sich aufge⸗ halten haben. Durch Beschluß der Straf⸗ kammer des hiesigen Königlichen Krreisgerichts vom 15. März 1879 ist das Hauptverfahren gegen die vorgenannten Angeklagten eröffnet und Termin zur Verhandlung auf Mittwoch, den 2. Juli 1879, Mittags 12 Uhr, in dem Sitzungs⸗ zimmer der Strafkammer — im sog. Scheel'schen Palais, Lollfuß hier — anberaumt worden. Die oben ad 1 bis 54 aufgeführten Personen werden daher hierdurch geladen, in dem genannten Termine zu erscheinen, wobei bemerkt wird, daß, falls sie in dem Termin nicht erscheinen, nach Maßgabe des §. 350 der Strafprozeß⸗Ordnung zur 2 und Urtheilsfällung wird geschritten werden. Schles⸗ wig, den 21. März 1879. Der Staatsanwalt.
Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc.
Suhbmission. Die Lieferung von: 299 Trensen mit Zügeln, 8 598 Halftern von starkem Gurtband, 598 starken Stricken von 2 m Länge und 1657 Mähnentafeln aus weichem Holz soll in öffentlicher Submission verdungen werden, wozu Termin auf: Dienstag, den 27. Mai er., Vormittags 10 Uhr, im Bureau des unterzeichneten Train⸗Depots an⸗ beraumt ist. Die Bedingungen können ebendaselbst während der Dienststunden eingesehen werden. Offerten sind versiegelt und portofrei, mit ent⸗ sprechender Aufschrift versehen und unter Beifügung bezüglicher Probestücke bis zum Termin an das unterzeichnete Train⸗Depot einzureichen. Rendsburg, den 8. Mai 1879. (a Cto. 171/5.) Königl. Train⸗Depot 9. Armee⸗Corps.
8 8
[4200] Submission.
Bei der hiesigen Männer⸗Strafanstalt wird für 100 bis 150 Gefangene Industriearbeit gesucht, mwelche spätestens am 1. Juli cr., auf Wunsch auch sofort, beginnen kann.
Schriftliche Offerten mit der Aufschrift:
„Submission auf Industriearbeit“ wolle man bis spätestens den 27. Mai cr., Vor⸗ mittags 11 Uhr, einsenden, zu welcher Stunde die Offerten in Gegenwart etwa anwesender Submit⸗ tenten geöffnet werden.
Die zu erlegende Kaution beträgt mindestens die Summe der dreimonatlichen Lohnbezahlung für die zugewiesenen Arbeiter.
Die Kontraktsbedingungen sind beim Arbeits⸗ Inspektor einzusehen oder abschriftlich gegen Er⸗ stattung von 1 ℳ zu erhalten.
Cöln, den 8. Mai 1879.
Kellner Hermann Friedrich Christian Brügge, ge⸗
Strafanstalts⸗Direktion
81
14206] Rumänische
Die Einlösung des am 1. Juni d. J. fälligen Zinsccupons Nr. 6 unserer 6 % Schuldverschrei⸗ bungen erfolgt vom 1. Juni cr. ab
88 der Direktion der Diskonto⸗Gesellschaft ier,
bei Herrn S. Bleichröder hier und
an unserer Gesellschaftskasse, Charlotten⸗ straße Nr. 35 a.
Den einzuliefernden Zinscoupons ist ei mernverzeichniß beizufügen. “
Berlin, den 9. Mai 1879.
Der Vorstand.
Vilanz 187778.
Activa. Conto⸗Corrent⸗Conto, Debitores. ℳ Mobilien⸗ und Utensilien⸗Conto:
Drucksachen⸗Bestand „ Cassa⸗Conto, Baar⸗Bestand „
Summa ℳ
Passiva. Conto⸗Corrent⸗Conto, Creditores. ℳ Geschäfts⸗Antheil⸗Conto, Antheile . „ Reservefond⸗Conto, Eintrittsgelder. „ Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto. „
Summa ℳ Mitgliederzahl Ende 1878: 169 Berlin, den 31. Dezember 1878.
bheutsche Beamten-Credit-Gesellsch Ein etragene Geäossenschaft.
schneider.
Gustav Herrmann. 88
Vaterländische Lebens-Versicherungs-Actien- Gesellschaft zu Elberfeld.
Nach erfolgter Ergänzungswahl und Constitui⸗ rung des Aufsichtsrathes besteht derselbe aus fol⸗ gen Mitgliedern:
Aug. de Weerth, Elberfeld, Vorsitzender,
Heinr. Heegmann, Barmen, Stellvertreter,
Heinr. Eisenlohr, Barmen,
Franz Ernst, Elberfeld, 8
Gust. Gebhard, Commerzienrath und Consuk,
Elberfeld,
Dr. Ed. Graf, Sanitätsrath, Elber⸗
eld.
Aug. Groneweg, Elberfeld,
Heinr. von Knapp, Barmen,
Walter Simons, Commerzienrath, Elberfeld, was hiermit gemäß Artikel 28 des Statuts bekannt gemacht wird. 3
Elberfeld, den 5. Mai 1879.
Der Aufsichtsrath.
August de Weerth.
[420212 1 Kein Leser dieses Inserats,
¶[3532]
namentlich die Herren Offiziere, Geistlichen,
Aerzte, Gutsbesitzer und Beamten, welche zur Kur oder Bequemlichkeit den Ankauf be⸗ absichtigen, sollte es versäumen, sich die inter⸗ essante, ausführliche illustrirte Beschreibung nebst Preisnota der weltberühmten und allerprakkischsten
immer⸗ Bade⸗Apparate,
welche für Kurzwecke, wie zur allgemeinen Pflege des Körpers für Gesunde, zu jeder Jahreszeit mit gleichem Wohlbehagen benutzt werden können, kommen zu lassen, um sich über dieselben zu orien⸗ tiren. Auf Anfrage versendet Obiges überall hin
franko der Fabrikant und Erfinder Hoflieferant Gustav Henschel, 8 Bernburg a. d. Saale. (àCto. 1165/4.)
1 Redacteur: J. V.: Riedel. Berlinz
8 Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), außerdem die Fahrpläne der Oberschlesischen Eisenbahn, der Nassanischen Eisenbahn und der Westfälischen und Münster⸗Enscheder
Eisenbahn.
Eisenbahnen Actien-Gesellschaft.
voerfassung sind die Reichs nicht gedeckten Mittel zur Bestreitung der Ausgaben des
daß theils vorhan
wiesen, worden sind.
ben und am
gelingen so
der Einzelstaaten herbeigeführt werden
zum Deutschen Reichs⸗Anz
No. 109.
Erste Beilage
Berlin, Sonnabend, den 10. Mai
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. 1
vTre- en 2
Nichtamtliches.
Berlin, 10. Mai. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (41.) Sitzung setzte der Reichstag die erste Berathung eines B für das deutsche Zollgebiet fort. Der
evollmächtigte zum Bundesrath für das Königreich Sachsen, Staats⸗Minister von Nostiz⸗Wallwitz leitete die Debatte mit folgenden Worten ein: 8
Meine Herren! Ich fühle mich nicht berufen, die Generaldebatte durch Widerlegung der Angriffe zu verlängern, welche die Vorlage der verbündeten Regierungen im Laufe derselben erfahren haben. Alle diese Dinge werden in der Kommissionsberathung in der zweiten Lesung noch ausführlich erörtert werden; dagegen sind im Laufe der Debatte eine Reihe von Angriffen, ziemlich herber Art, gegen die verbündeten Regierungen, und insbesondere auch gegen die Regierungen der deutschen Mittelstaaten aus dem Hause erhoben worden, und ich möchte diese Angriffe nicht ganz unbeantwortet lassen, ehe die Gene⸗ raldebatte geschlossen wird.
Es hat zunächst der Hr. Abg. Bamberger den verbündeten Re⸗ gierungen und ihrem Organe, dem Bundesrath, den Vorwurf ge⸗ macht, daß dieselben bei der Berathung der Zolltarifvorlage einen argen Mangel an Selbständigkeit bewiesen, daß sie sich selbst nulli⸗ fizirt haben. Ich weiß nicht, ob ich gegen den ersten Vorwurf noch nöthig habe, die verbündeten Regierungen in Schutz zu nehmen, nach⸗
dem der bekannte Brief des Herrn Reichskanzlers an den Freiherrn von Thüngen durch die Zeitungen veröffentlicht worden ist. falls würde der Vorwurf doch nur dann begründet sein, wenn die
Jeden⸗
verbündeten Regierungen in ihrer Mehrheit mit den Ansichten des Herrn Reichskanzlers in Bezug auf die bei den gegenwärtigen Ver⸗ hältnissen im Deutschen Reiche einzuhaltende Zollpolitik sich im Widerspruch befunden hätten und wenn sie mit den Vorschlägen der Tarifkommission im Großen und Ganzen nicht einverstanden ge⸗
wesen wären.
Wenn der Hr. Abg. Bamberger den Bundesregierungen einen Vorwurf daraus machen will, daß bei der Feststellung des Tarifent⸗
wurfes, welcher Ihnen gegenwärtig vorliegt, ein beschleunigtes Ver⸗
fahren beobachtet worden ist, so wäre es ja gewiß wünschenswerth gewesen, zu diesem Behufe mehr Zeit übrig zu haben. Es ist auch
moöglich, daß dann einzelne Fehlgriffe vermieden worden wären, die
vorgekommen sein mögen. Ebenso will ich nicht in Abrede stellen, daß die eine oder andere Regierung dieses und jenes anders gewünscht haben würde, wie ich glaube, daß in Bezug auf die weiteren Ziele,
welche der Herr Reichskanzler in seiner neulichen Rede hier im Hause
entwickelt hat, die eine und andere Regierung ihre eigenen Vorbehalte machen wird. Indessen, meine Herren, waren, wenn nicht sämmt⸗ liche Regierungen, so doch die große Mehrzahl derselben mit dem Herrn Reichskanzler darin einverstanden, daß es dringend nöthig sei, eine Entscheidung über die deutsche Zollpolitik so rasch als möglich herbeizuführen und daß es unzulässig gewesen sein würde, diese Ent⸗ scheidung bis zum nächsten Jahre, bis zum Wiederzusammen ritt des
Reichstages zu vertagen.
Einen weiteren Vorwurf hat der Hr. Abg. Richter den ver⸗
ööündeten Regierungen und speziell den Regierungen der deutschen
Mittelstaaten gemacht und zwar hat er diesem Vorwurf in der ersten
SLesung des Reichsbaushalts⸗Etats einen sehr schnöden Ausdruck ge⸗
geben. (Ruf: Schnöde?2) — Der Hr. Abg. Richter — (Ruf: Schnöde ?) — Schnöde! — Meine Herren! Der Hr. Abg. Richter scheint Zweifel
zu haben, ob der Ausdruck „schnöde“ parlamentarisch sei. Der Hr. Abg.
Richter hat den verbündeten Regierungen vorgeworfen, daß sie für Geld ihre Machtstellung im deutschen Bundesrathe aufzugeben gemeint
seien. Meine Herren! Wenn dies parlamentarisch ist, ist der Ausdruck
„schnöde“ auch parlamentarisch. — Also, sage ich, der Hr. Abg.
Richter hat den vechündeten Regierungen und speziell den Regierun⸗ sen der deutschen Mittelstaaten einen Vorwurf daraus gemacht, daß
ie für Beseitigung der Matrikularbeiträge eintreten. Ja, meine
Heerren, dieser Vorwurf beruht meines Erachtens doch auf etwas sshwachen
Ich bitte Sie, einmal den Art. 70 anzusehen. Nach Art. 70 der Reichs⸗ durch die eigenen Einnahmen des
Gründen. der Reichsverfassung
Reichs von den einzelnen Bundesstaaten im Wege der Matrikular⸗ beiträge einzuschießen. Hieraus folgt, daß, sobald der Ausgabe⸗Etat bewilligt ist, sobald feststeht, welche Einnahmen aus den Finanz⸗
quellen des Reiches in die Reichskasse fließen werden, der Fehlbedarf unweigerlich von den einzelnen Staaten aufzubringen ist. in direser Beziehung nach der Auffassung des Bundesraths der Reichs⸗ kanzler und die Reichsfinanzverwaltung einen unbedingten Anspruch
Es hat
an die Kassen der Einzelstaaten. Ich stehe nicht an, hier aus⸗
zusprechen, daß, sobald die Ausgaben festgestellt waren, sobald die Einnahme⸗Etats festgestellt waren, und für den Bundesrath die
Ueberzeugung konstatirt war, daß höhere Einnahmen nicht der Reichskasse zufließen würden, ich sage, wenn das der Fall war, so ist
im Bundesrath die Einstellung der Matrikularbeiträge in den Reichshaushalts⸗Etat jeder Zeit nur als eine Form⸗ und Rechnungs⸗ sache angesehen worden.
Nun hat allerdings der Hr. Abg. von Bennigsen am Dienstag
ausgeführt, daß, kraft des dem Reichstage zustehenden Rechtes, die Matrikularbeiträge in den Etat einzustellen, es dem Reichstage ge⸗
lungen sei, die Matrikularbeiträge in erheblichem Maße im Laufe
der letzten Jahre abzumindern.
Zunächst möchte ich bemerken, daß die Erzielung dieses günstigen Ergebnisses zum Saees Theile nur dem Umstande zu verdanken ist, ene Bestände aufgezehrt, theils Ausgaben, welche
aus laufenden Mitteln bestritten werden sollten, auf Anleihen ver⸗ theils endlich Ausgaben auf spätere Jahre zurückgestellt
Der eigentlichen Abstriche von Ausgaben waren verhältnißmäßig
wenige, und mirscheint, es liegt hier doch eigentlich eine Verwechselung der
Begriffe vor, wenn man sagt, daß diese Abstriche erfolgt sind, weil der
Reichstag und der Bundesrath das Recht hatten, die Matrikularbeiträge in den Ekat einzustellen. Mir scheint, diese Abstriche sind lediglich des⸗ halb bewirkt worden, weil dem Reichstage das Recht zustand, die
Nun, meine Herren, kann ich doch nicht laube auch, daß Niemand hier im allerwenigsten Hr. von Bennigsen die nsicht hegt, daß die Vertreter der verbündeten Re⸗ gierungen und die Budgetkommission künftig die Ausgabenetats einer weniger strengen, weniger gewissenhaften Prüfung unterwerfen sollten, wenn wirklich alle Matrikularbeiträge durch die von Ihnen
Ausgaben zu bewilligen. annehmen und ich
erwarteten v.e beseitigt werden sollten, wenn es möglicher⸗ weeiise, ich sage mi
gutem Bedacht möglicherweise, sich darum han⸗ deln sollte, Einnahme⸗Ueberschüsse oder überhaupt Einnahmen zu Gunsten der Einzelstaaten zu erzielen. kann wenigstens ver⸗ sichern, daß die Finanz⸗Minister der Einzelstaaten ebenso lebhafte Srfeuntbenan empfinden würden, wenn es künftig dem Reichstage
Ulfe, ihnen die Mittel zur Herabsetzung der Landessteuern zu verschaffen, gleichviel ob dies durch die Herabminderung der Matrikularbeiträge oder durch 19 Einnahmen zu Gunsten
ollte.
llgemeinen kann ich mich aber des Eindrucks nicht ganz
erwehren, daß der von dem Abg. Richter so lebhaft verfochtene Stand⸗ punkt, die B
fetonung der Machtstellung denn doch einigermaßen auf
11“
axeg.
der Ausicht beruht, daß zwischen dem Reich und den Einzelstaaten, zwischen den Regierungen und den Regierten ein unlösbarer Gegen⸗ satz besteht. Ich bin nun allerdings in dieser Beziehung durchaus an⸗ derer Ansicht als der Hr. Abg. Richter. Ich bin der Ansicht, was finanziell dem Reiche frommt, frommt im Schlußeffekt auf den Einzelstaaten. Ebensowenig kann ich zugeben, daß die deutschen Fürsten und die von ihnen erwählten Rathgeber andere Interessen haben, andere Interessen verfolgen können als die gewählten Vertreter des Volkes hier in diesem Saale. Daß hier über diese Interessen, über die Mittel, die Wohlfahrt des Reiches zu för⸗ dern, verschiedene Ansichten bestehen und immerfort bestehen werden, ja, meine Herren, das beruht in den menschlichen Verhältnissen; das beweist ja auch der Deutsche Reichstag selbst.
Endlich habe ich mich noch zu einer Aeußerung des Hrn. Abg. Windthorst zu wenden. Der Hr. Abg. Windthorst sprach gestern sein Bedauern darüber aus, daß die Finanz⸗Minister der größeren deutschen Stanten nicht der Generaldebatte beiwohnten, um Auskunft geben zu können über die finanziellen Verhältnisse ihrer Staaten. Zur Beruhigung des Hrn. Abg. Windthorst will ich bemerken, daß die von ihm gewünschte Auskunft in der Kommission, in welcher“ meiner Ueberzeugung nach allein sie wirklich gegeben werden kann, mit Darlegung des vollen Materials gegeben werden wird.
Im Uebrigen aber scheint es mir, als ob die Herren Finanz⸗Minister in der Generalkdiskussion, so lange sie auch gewährt hat, viel Neues nicht gehört haben würden, und sich nur unangenehme Dinge sagen zu lassen, ja, meine Herren, das ist nicht Jedermanns Sache. Ich möchte wohl annehmen, daß die Herren Finanz⸗Minister, wenn sie aus der Generaldebatte weggeblieben sind, der Ansicht gewesen sind, daß sie zu Hause in Wahrung ihres eigentlichen Berufs nützlichere Dinge leisten könnten. 8 8
Der Präsident Dr. nu ss bemerkte, er sehe sich doch genöthigt, dem Herrn Bevollmächtigten zum Bundesrath zu erklären, daß er den Ausdruck „schnöde“, auf eine Rede eines Reichstagsmitgliedes angewendet, für nicht parlamen⸗ tarisch erachte. Habe das Reichstagsmitglied sich in einer anderen Sitzung vergessen, so wäre es seiner Ueberzeugung nach da an der Zeit und nach parlamentarischen Regeln ge⸗ boten gewesen, die Entscheidung des Präsidenten anzurufen.
Der Bundesbevollmächtigte, Staats⸗Minister von Nostiz⸗ Wallwitz entgegnete, er habe allerdings nicht geglaubt, daß es Sache der Bevollmächtigten zum Bundesrathe sei, den Präsidenten darauf aufmerksam zu machen, wenn ein Aus⸗ druck, welchen ein Reichstagsabgeordneter in Bezug auf die verbündeten Regierungen fallen lasse, seiner Ansicht nach die Grenzen des parlamentarischen Anstandes überschreite.
Der Abg. Udo Graf zu Stolberg⸗Wernigerode erklärte, es handele sich für ihn nicht um allgemeine Theorien, sondern darum, daß Deutschland einen guten Tarif bekomme. Er werde sich daher gegen die Ausführungen des Abg. Frhr. von Malt⸗ zahn nicht wenden, um so weniger, als er bestimmt hoffe,
daß derselbe schließlich doch mit seiner Partei stimmen werde.
Und er sei so sehr Realpolitiker, daß ihm die Abstimmung in dritter Lesung viel wichtiger erscheine, als alle vorher gehalte⸗ nen Reden. Der Abg. Richter sei schon so genügend widerlegt, daß er darauf verzichten könne, und was die vielen Petitionen gegen die Vorlage betreffe, so gingen sie meist von Vertretern von Industrien aus, die bereits durch die bisherige Gesetzgebung genügend geschützt seien. Der Abg. von Bennigsen habe ge⸗ meint, viele hätten auch von seiner Partei für Abschaffung der Eisenzölle gestimmt, weil sie sich der Tragweite dieses Schrittes nicht ganz bewußt gewesen seien. Im Gegentheil, seine Partei habe dafür gestimmt, weil sie billiges Eisen für die Landwirthschaft für nöthig hielte und mit diesem Vor⸗ schlage der Freihändler einen Versuch machen wollte über den Werth der freihändlerischen Theorien. Seine Partei habe beabsichtigt, wenn sich dieser Versuch nicht bewährte, wieder zu dem alten System zurückzukehren. So sei damals die Koalition liberaler und Agrarier zu Stande ge⸗ kommen, und er halte eine Koalition zwischen Industrie und Landwirthschaft nicht für unnatürlich, er halte sie vielmehr für segensreich. Es sei gegen die Konsumsteuern vieles vor⸗ gebracht worden, was wenig stichhaltig sei, man habe auch gesagt, der Arbeiter esse jetzt schon so wenig Fleisch und werde dann noch weniger 8 können. Das liege eben daran, daß der Arbeiter keine Beschäftigung habe und nichts verdiene. Das bewege ihn eben um so mehr dazu, für den Schutz der nationalen Arbeit zu stimmen, um die deutsche Industrie zu heben. Was den Tabakszoll betreffe, so treffe er lediglich die kräftige, männliche Bevölkerung und werde, besonders bei einem Monopol, den Reichen viel mehr treffen als den Armen. Sein Ideal sei indeß nach wie vor das Tabaksmonopol, es sei das die einzig richtige Konsumtions⸗ steuer. Redner erklärte sich entschieden für die indirekten Steuern; durch diese Steuern erziehe man den Arbeiter zur Ordnung und Sparsamkeit, während die direkten Steuern einen unordentlichen und liederlichen Lebenswandel erleichterten. Der Abg. Bamberger habe gesagt, es sei völlig gleichgültig, ob Je⸗ mand täglich einen Silbergroschen oder monatlich einen Thaler an Steuern zahle. Das sei, in Bezug auf den Arbeiter ein entschiedener Irrthum, richtig sei das nur für Leute, welche ihr laufendes Konto beim Banquier hätten. Für den Ar⸗ beiter sei es ein großer Unterschied, ob er täglich, ohne es zu merken, eine Kleinigkeit zu zahlen habe, oder ob vierteljährlich oder monatlich eine größere Summe von ihm gefordert werde. Der Abg. Bamberger habe sich dann gegen die Agrarier ge⸗ wandt. Die Agrarpartei sei eine rein wirthschaftliche, keine politische Partei, und der Kern der agrarischen Bewegung sei entschieden, trotz aller Uebertreibungen, die viel⸗ leicht mit unterliefen, ein entschieden gesunder und entwicke⸗ lungsfähiger, auch Herr von Bennigsen sei bereits in einer ihm ebenso unerwarteten wie erfreulichen Weise für die Grund⸗ besitzer eingetreten. Der Abg. Bamberger bezeichnete den Frei⸗ handel als Zustand der Gesundheit, den Schutzzoll als Krank⸗ eit. Daran sei nur ein Schein von Wahrheit. Wenn die Kräfte zweier Nationen gleich entwickelt seien, dann sei der freie Austausch wenn aber ein Theil schwächer sei als der andere, dann sei die Befolgung des Systems des freien Austausches ein großer Fehler. Im Uebrigen sei auch 12 der Freihandel sympathischer als das Schutzzollsystem, aber nicht nach neenicsen Sympathien und Antipathien, sondern dach. den Bedürfnissen des Vaterlandes habe der Reichstag seine Enkscheidungen zu ve Möge doch
r. Bamberger Oester⸗ reich, Rußland, Frankreich, vor Allem
ordamerika zum Frei⸗
handelssystem bekehren, dann werde es ihm viel leichter werden, auch seine Partei für seine Ansichten zu gewinnen. Den Abg. Lasker mög er heut noch nicht angreifen, da der stenographische Berich über seine Rede noch nicht vorliege. Indeß sei ihm aus der⸗ selben das Bemerkenswertheste, daß er sich im Widerspruch mit dem Abg. von Bennigsen und mit einem großen Theil seiner Partei befinde, und das bedeute für die Zukunft des deutschen Reichs entschieden einen Schritt vorwärts. Es sei ferner von den sogenannten konstitutionellen Garantien gesprochen wor den, davon, daß dem Reichstage doch das Einnahmebewilli gungsrecht erhalten bleibe. Er frage das Haus, was wäre geschehen, wenn zur Zeit des preußischen Konflikts das Ab geordnetenhaus dieses Recht besessen hätte, als die Majoritä aussprach: diesem Ministerium keinen Groschen! Hätte es diese Macht gehabt, dann hätte Deutschland heute keinen Reichstag und kein geeintes Deutsches Reich. Er hoffe, diese Frage werde keine großen Schwierigkeiten bereiten, und bitte er das Haus, diese Vorlage nicht an einer Frage von vorzugsweise ornamen⸗ talem Charakter scheitern zu lassen. 8 Der Abg. Rickert sprach seinen Unwillen über den Aus⸗ druck des Abg. Mosle aus, daß der deutsche Handel seinen gegenwärtigen internationalen und semitischen Charakter auf geben müsse. Diese Art von Diskussion müsse er entschieden zurückweisen, und es sei das auch der Grund, weshalb er auf die weiteren Ausführungen des Hrn. Mosle materiell nicht
weiter eingehe. Wenn der Regierungskommissar verschiedene dem Verein für Handelsfreiheit zum Vorwurf gemacht,
o treffe dieser Vorwurf mit noch viel größerem Rechte den Verfasser des Tarifs. Redner citirte eine Schrift von Hof⸗ mann über Zölle, die er den Bundesrathsmitgliedern zum Studium empfahl. Bei den meisten Zollpositionen sei nicht einmal eine Motivirung für die Erhöhung beigefügt. Die Motive ließen z. B. bei der Position Holz die für Deutschland sehr wesentliche Bestimmung einfach weg, nach welcher der Holzzoll in den östlichen Provinzen Preußens,
sowie in den Häfen von Hannover und Oldenburg sehr viel mäßiger sei, als anderswo.
Unter dens Kurzwaaren seien Waaren aus Bernstein, Elfenbein, Gagat, Meerschaum und Perlmutter mit einem Zoll von Einhundertundzwanzig Mark bedacht; daß diese Waaren jetzt 24 ℳ bezahlten, daß in Zu- kunft das Fünffache verlangt werde, sei nirgendswo ersichtlich. Bei so schweren Versehen könnten auch die Motive und An⸗ lagen zum Zolltarif keinen Anspruch auf Korrektheit machen. Die Bemängelungen, welche die Ausführungen des Abg. Delbrück Seitens des Regierungskommissars erfahren hätten, könnten ihn nicht beunruhigen, wenn in der That nichts weiter daran auszusetzen sei, so sei er gewiß, daß viele Anschauungen des Abg. Delbrück auch in den Tarif übergehen würden. Ueber Fischernetze habe man hier eine lange Ausführung gehört, weswegen es gerechtfertigt sei, den Zoll von 3 auf 12 ℳ zu erhöhen. Daß die Fabrik, welche sie verfertige, darunter leiden werde, habe der Abg. Delbrück gar nicht behauptet. Aber es handele sich hier nur um einen Posten von 3 — 400 Centnern, und hoffentlich werde der Reichstag den armen Fischern dieses winzigen Betrages wegen die Fischernetze nicht vertheuern wollen. Auch der Reichskanzler⸗Amts⸗Präsident habe gestern einen Rechenfehler gemacht. Nach seinen Ausführungen wären die Zollentraden seit 1840 um höchstens 20 pCt. ge⸗ stiegen. Derselbe habe einfach vergessen, daß in dem früheren Ertrag die Zuckersteuer inbegriffen sei, dies mache die Kleinigkeit von 51 000 000, also bedeutend mehr als eine Mark pro Kopf der Bevölkerung. Mit diesem Fehler falle die ganze Reduktion zu Boden. Der Kommissar habe dem Abg. Richter vorgeworfen, daß er die Macht⸗ srage des Reichstages zu sehr betone. Solle denn aber der eichstag das ihm durch die Verfassung garantirte Recht ganz stillschweigend zu Grabe tragen? Dieses konstitutionelle Recht werde seine Partei sich mit ihrem Willen nicht nehmen lassen und dasselbe erwarte er auch vom Centrum. Die Stellung der Reichstagsmehrheit sei damit genau gekennzeichnet. Dem Grafen Stolberg bemerke er, daß es nicht nützlich sei, zu oft an die Konfliktszeit zu erinnern, er könnte ihm Aussprüche des Reichskanzlers vorhalten, die etwas anders sich ausnähmen, als das, was Graf Stolberg darüber denke. Diese Zeit sei durch die Indemnitätsvorlage beseitigt, die Parteien hätten sich damals die Hand gereicht, und es sei nicht gut, sie im Reiche immer wieder aufzuwärmen. Man sollte sowohl die Matrikularbeiträge aufrecht erhalten, als auch einige der vielleicht zu bewilligenden Steuern zeit⸗ weise bewilligen oder quotisiren, am Besten wäre eine Vereinigung beider Methoden. Redner stellte ferner eine Aeußerung des Abg. Miquel richtig über die Matrikularbeiträge, auf welche sich der Reichskanzler be⸗ rufen habe. Die Beiträge der 100 000 reichen Hamburger oder Bremer oder die von 100 000 Thüringern seien keines⸗ wegs die Durchschnittsquote der Matrikularbeiträge. Diese könne man nur ermitteln, wenn man die Einkünfte der Staaten mit gleichen oder ähnlichen Steuerverfassungen ver⸗ gleiche. Da stelle sich heraus, daß in Preußen die direkten Steuern 2 ¼ ℳ pro Kopf, in dem armen Detmold, dem Lande der Ziegelbrenner, 2 ½ ℳ betrügen; die Leistungs⸗ fähigkeit sei also vollkommen gleich, und die 300 000 Ham⸗ burger blieben also für die ganze Bevölkerung völlig außer Betracht. Vergleiche man ferner, daß zum Beispiel Hamburg an Wechselstempelsteuer 853 000 ℳ zahlte, das Großherzogthum Sachsen⸗Weimar dagegen nur 162 000 ℳ, so sehe man, wie die Zangen schon vorhanden seien, um den reichen Samdusger und Bremer zu fassen. So lange ihm also nichts Besseres gezeigt werde, halte er an den Matrikularbeiträgen hartnäckig fest. Der Graf Stolberg betone zu sehr seine konservative Politik. Wer sei denn aber auf diesem Gebiete konservativ? Er (Red⸗ ner se dem Grafen Stolberg gegenüber reaktionär, denn er wolle das Bestehende erhalten. Graf Stolberg sei dagegen auf diesem Gebiete so reformatorisch, daß einem die Haare zu Berge stehen könnten. as Graf Stolberg von der Erzie⸗ hungsweise des Arbeiters erzähle, seien glänzende Theorien, nichts weiter. Die Aufgabe des Reichstages sei es, den Ar⸗ beitern die “ Lebensmittel nicht zu vertheuern. Wie Graf Stolberg die indirekten Steuern als ein Erzie⸗