“ 8 8 16“ f der Hütte selbst aufgewalzt; man fabrtzirte Zink⸗ bleche ( 200 t). Als Nebenprodukte lieferten die Hütten 347 t Zinkgrau. Es wurden im vorigen Jahre 8400 t Rohzink und 3061 t gewalztes Zink verkauft. Die Bleihütten der Gesellschaft produzirten zu Stolberg 14 188; t Blei und 19 189 kg Silber, zu Ramsbeck 1770 t Blei und 1293 kg Silber; im Ganzen 15 958 t Blei und 20 482 kg Silber, gegen 14 904 t Blei und 20 552 kg Salber im Vorjahre. Es wurden 14 115 t Blei und die ganze Silverproduktion verkauft. Auf Grund des Beschlusses der Generalversammlung vom 23. Mai 1876, je nach Bedürfniß Obligationen bis zum Betrage von zwei Millionen Mark auszugeben und dafür den Zinesfuß sowie die Ausgabe⸗ und Verfallfristen festzu⸗ setzen, hat der Verwaltungsrath bisher folgende Obligationen à 600 ℳ zam Zinsfuß von 5 ½ % und al pari begeben: in 1876 778 Stück im Gesammtbetrage von 466 80)0 ℳ, in 1877 907 Stück im Gesammtbetrage von 544 200 ℳ, in 1878 471 Stück im Gesammtbetrage von 232 600 ℳ Der Rest, be⸗ stehend in 1174 Obligationen mit einem Betrage von 704 400 ℳ, wird je nach Bedürfniß zur Ausgabe kommen. Der Reingewinn der Gesellschaft beträgt pro 1878 357486 ℳ, wovon 10 % für den Reservefond mit 35748 ℳ abgehen. Es bleiben sonach 321 738 ℳ Hiervon werden 3 % Dividende an die Prioritäts⸗Aktien, deren Zahl sich auf 35 482 vermindert hat, mit 319 338 ℳ bezahlt und bleiben für Vortrag auf neue Rechnung 2400 ℳ
— Der Rechnungsabschluß der Bergwerks⸗Gesellschaft Vereinigter Bonifacius bei Gelsenkirchen ergiebt einen Betriebsverlust von 15094 ℳ Hierzu kommen für Rentenablösung, Entschädigung und Kosten in Grundbuchsachen und für Grundschuld⸗ briefe zusammen 14 218 ℳ, Grundschuldzinsen 29 973 ℳ, Abschrei⸗ bungen 63 222 ℳ, angenommener Verlust auf Außenstände 12 000 ℳ, wonach sich ein Gesammtverlust von 134 506 ℳ ergiebt und die schon zuvor bestandene Unterbilanz sich auf 281 034 ℳ erhöht. Die Be⸗ legschaft betrug im vorigen Jahre durchschnittlich 677 Mann, der
urchschnittlich gezahlte Lohn pro Schicht 2,56 ℳ und die Leistung Ppro Mann und Schicht 18,76 Ctr. Der Durchschnittserlös beim Kohlenverkaufe stellte sich auf 23,80 ℳ pro 100 Ctr. Die Selbst⸗ kosten betrugen pro 100 Ctr. der Förderung nach Abzug des eigenen Verbranches 24,37 ℳ Die Gesammtförderung betrug in 296 Tagen 3 826 737 Ctr., der Absatz 3 641 228 Ctr., der Bestand Ende De⸗ zember 19 801 Ctr.
— Nr. 12 und 13 (am 1. Mai ausgegeben) der „Zeitschrift für technische Hochschulen“, Organ des allgemeinen deutschen Poly⸗ techniker⸗Verbandes, herausgegeben vom Akademischen Verein der Polytechniker in Hannover (Redacteure Stud. H. Albrecht nnd A. Joseph) hat folgenden Inhalt: Das wirthschaftliche Studium auf technischen Hochschulen, Vortrag von Dr. W. Schaefer, gehalten im Akademischen Verein der Polytechniker zu Hannover; Verbands⸗An⸗ gelegenheiten; Chronik der technischen Hochschulen zu Berlin, Karls⸗ ruhe und Darmstadt; Vereinsnachrichten: Allgemeiner Polytechniker⸗ Verein zu Aachen, Akademischer Verein zu Darmstadt, Polpytechniker⸗ Gesangverein „Erato“ zu Dresden, Akademischer Verein „Vorwärts“ zu Freiberg, Akademischer Verein zu Hannover; literarische Neuig⸗ keiten; Vermischtes; Inseratentheil.
Halle a. S., 18. Mai. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Zuckerfabrik Koerbisdorf hat heute nach reichlichen Abschrei⸗ “ die Dividende für das verflossene Geschäftsjahr auf 5 % estgesetzt.
Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Carl⸗Ludwigs⸗Bahn hat eine Superdividende von 6 ⅔ Fl. fest⸗ gesetzt; der Juli⸗Coupon wird mit 12 Fl. eingelöst.
Die Generalversammlung der österreichisch⸗französischen Staatsbahn genehmigte, daß der Ausfall bei der Linie Temesvar⸗ Orsova im Betrag von 504 296 Fl. provisorisch anf dem Reserve⸗ konto gebucht wurde, und stellte die Dividende auf 5 Fres. fest. Das Gesammterträgniß ist demnach 30 Frct., und der Julicoupon wird mit 10 Frcs. eingelöst. Die austretenden Verwaltungsräthe wurden wiedergewählt.
Die Nachricht, daß die Kotirung der österreichischen Goldrente an der Londoner Stock exchange bewilligt worden ist, wird offiziell bestätigt.
London, 16. Mai. (Allg. Corr.) Der Durham⸗Strike hat mit dem gestrigen Tage sein Ende erreicht. In einer letzten Zusammenkunft zwischen den beiden Vertretern der Grubenbesitzer und Arbeiter verständigte man sich dahin, die Entscheidung dem Schiedsspruche des Grafschaftsrichters Mr. Bradshaw zu unterstelleen, welcher sich für eine Lohnherabsetzung von 8 ¾ % für die Gru⸗ benarbeiter und 6 ¾ % für die ührigen Arbeiter aussprach. Dies macht dem Strike ein Ende, und werden die Zechen für eine Wieder⸗ aufnahme der Arbeit am nächsten Montag in Bereitschaft gehalten. Die Arbeiter sind mit diesem Resultate durchweg befriedigt.
Glasgow, 17. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 261, 000 t gegen 175 300 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöf 7 gegen 89 im vorigen Jahre. “M““
Verkehrs⸗Anstalte
Mitt Rücksicht auf die Berechnungen, die behufs eines verglei⸗ chenden Voranschlags für den projektirten Panamakanal angestellt werden, hat der General⸗Konsul der Vereinigten Staaten in Kairo dem Staatsdepartement einen aus amtlichen Quellen geschöpften Bericht erstattet, der über den Suezkanal folgende interessante Daten enthält: Es stellt sich beraus, daß die gesammten Bau⸗ koste n des Suezkanals 472 921 799 Fr., d. h. 92 272 907 Doll. betragen haben. Das Vermögen der Gesellschaft besteht in 400 000 Aktien, eine jede zu 500 Fr. Dieselben haben jetzt den Werth von 717 Fr. und vielleicht mehr. Die britische Regierung zahlte dafür 568 Fr. Für diesen Preis kaufte Lord Beaconsfield im Jahre 1875 176 603 Aktien, so daß dabei gegenwärtig ein Gewinn von 5 000 000 Fr. er⸗
zielt wird, von den großen politischen und kommerziellen Vortheilen zu
schweigen. Die Einkünfte aus dem Suezkanal sind von 5 000 000 Fr. im Jahre 1870 auf mehr als 30 000 000 Fr. im Jahre 1877 ge⸗ tiegen. Die Ausgaben, mit Einschluß der Zinsen, des Reservefonds 1n der Ländereien, haben ein Weniges mehr als 17 000 000 jährlich etragen.
Während die Einkünfte stetig zunehmen, nehmen die Ausgaben ab oder bleiben unverändert dieselben. Mit Abzug des für Zinsen und Reservefonds gezahlten Betrages belaufen sich die gegenwärtigen Ausgaben auf etwa 5 000 0000 Fr. jährlich. Für Reinigung des Kanals und seines Zubehörs werden nur ungefähr 2 000 000 Fr. im Jahre ausgegeben. Die vergleichsweise geringen Kosten für die Unter⸗ haltung des Kanals haben ihren Grund darin, daß weder Schleusen noch Seitendämme, die zerstört werden könaten, vorhanden sind. 182 Ausnahme der gewöhnlichen Reinigungsarbeiten ist wenig zu thun.
Fahrzeuge, die 25 Fuß tief gehen, können den Kanal passiren. Die Distanz, welche britische Schiffe, die nach Indien gehen, ersoaren, beträgt fast 5000 Meilen. Zwei Drittel aller Schiffe, die durch den Kanal gehen, führen die englische Flagge.
Nach eingehender Schätzung kann eine Strecke, die ein Gebiei von 180 Meilen mit einem umfassenden System von Schleusen durchschneidet, höchstens 100 000 000 Doll., vielleicht aber noch weniger kosten.
Melbourne, 16. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer „Siam“ ist mit 244 000 Pfd. Sterl. nach England abgegangen,
Kopenhagen, 17. Mai. (B. T. B.) Der zwischen Korsör und Kiel segelnde Postdampfer „Freya“ mußte in der ver⸗ angenen Nacht wegen eines Maschinenbruchs in Gulstav an der Südspitze von Langeland aufankern, hoffte indeß, heute weiter segeln zu können. Der Dampfer „Dannes⸗Kjold⸗Samsoe“ ist Vormittags nach Kiel abgegangen, um die Fahrt nach Korsör heute Abend wieder aufzunehmen.
— 17. Maj, Abeuds. (W. T. B.) Der Postdampfer
„Freya“ ist nach hier eingegangener Meldung heute Nachmitta
“
selbst die Maschine zu repariren.
Berlin, den 19. Mai 1879.
Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Frühjahrs⸗ meeting 1879. Vierter Tag: Sonntag, 18. Mai, Nach⸗ mittags 3 Uhr. Das trübe, regenreiche Wetter der letzten Tage hatte auch am gestrigen Sonntage angehalten, und verminderte da⸗ durch den Besuch der Rennbahn in hohem Maße. Die einzelnen Konkurrenzen begannen um 3 Uhr mit: 8
1. Mai⸗Rennen. Staatspreis 1500 ℳ Für zjährige inlän⸗ dische Hengste und Stuten, die nie ein Rennen mit einem ausgesetzten Preise von 2000 ℳ und darüber gewonnen haben. 80 ℳ Einsatz. 40 ℳ Reugeld. Distanz 1800 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. Geschlossen 29. April. Von den 15 Unterschriften, die das Rennen aufwies, erschienen am Pfosten: Hrn. Raimunds F. H. „Mars“, 56 kg (Johnson), 2) des Fürsten Hohenlohe⸗Oehringen br. H. „Director“, 55 kg (Hunter), 3) des Frhrn. Ed. v. Oppenheim hbr. St. „Prinzessin Charlotte“, 53 ½ kg (Sopp), 4) des Grafen Plessen br. St. J 113134“ (Whiteley), 5) des Grafen Bernstorff⸗Güldensteens H. Neckan. 55 kg (Smith), 6) des Hrn. Werner⸗Mulacks dbr. H. „Rusticus“, 55 kg (Gough). — „Mars“ siegte leicht mit 2 ½ Längen. Zeit 1 Minute 35 Sekunden. Werth des Rennens: 1920 ℳ für „Mars“ und 420 ℳ für „Director“. Wetten: 8:3. — Um 3 ½ Uhr folgte diesem Rennen:
II. Freies Handicap. Klubpreis 3000 ℳ Für dreijährige und ältere Pferde aller Länder. 150 ℳ Einsatz, 80 ℳ Reugeld. Distanz 2200 m. Von den Einsätzen und Reugeldern erhält der Sieger 26, das zweite Pferd 1l, das dritte Pferd ⅛h. — Das Rennen hatte 15 Unterschriften, von denen starteten 1) des Prinzen Fr. Hatzfeld a. schwbr. H. „Dalham“ 70 kg (Sayers), 2) Kapt. Jos's 4 jähr. F. H. „Jules Céfar“ 54 ½ kg (Gough), 3) des Hrn. Raimund a. br. H. „Vigeur“ 54 kg (Johnson), 4) des Grafen M. Wolff⸗Metternich Hrhr. F. H. „Purple“ 58 kg (Arnott), 5) des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 3 jähr. F. St. „Fabel“ 40 kg (Hibbert). „Dalham“ siegte in dem denkbar langsamsten Galopp spielend um eine Halslänge gegen „Jules César“. Zeit 1 Minute 45 Sekunden. Werth des Rennens 3516 ℳ für „Dalham“, 775 ℳ für „Jules César“, 258 ½ ℳ für „Vigeur“. Wetten 2: 1. — Um 4 Uhr folgte diesem Rennen:
III. Tribünen⸗Rennen. Klubpreis 1500 ℳ für Zjährige und ältere inländische und österreichisch⸗ungarische Pferde, 100 ℳ Eins., halb Reugeld. Distanz 2000 m. Dem zweiten Pferde die Hälste der Einsätze u. Rengelder; von den 13 Unterschriften erschie⸗ nen nur am Pfosten 1) des Prinzen Fr. Hatzfeldts 4jähr. F. H. „Achilles“ 62 kg (Sayers), 2) des Fürsten Hohenlohe⸗Oehringen Zjähr. br. H. „Blue⸗Rock“ 60 ½ kg (Hunter), 3) des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 4jähr. schwbr. St. „Hessenpreis“ 60 ½ kg (Sopp). —
„Achilles“ legte sich von vorn herein auf den ersten Platz und hielt ihn auch bis zum Schluß. Er ging nach Gefallen mit 5 Längen durchs Ziel. Zeit 1 Minute 42 Sekunden. Werth des Rennens 1900 ℳ für „Achilles“, 400 ℳ für „Blue Rock“. Wetten 7:3. — Um 4 ½ Uhr schloß sich diesem Rennen an:
IV. Piraten⸗Handicap. Klubpreis 1500 ℳ Herrenreiten für dreijährige und ältere inländische und österreichisch⸗ungarische Pferde. 60 ℳ Einsatz, 30 ℳ Reugeld. Distanz 1800 m. Dem zweiten Pferde zwei Drittel der Eins. und Reugelder. — Das Rennen hauije 17 Unterschriften, von diesen erschienen am Ablauf: 1) Fürst Hohen⸗ lohe⸗Oehringens 4 jähr. br. H. „Harmonium“, 69 kg (Reit. Frhr. v. Langen); 2) des Baron B. Wesselenyi's G jähr. br. St. Sebra 74 kg (Reit. Prinz Fr. Hatzfeldt); 3) des Grafen Solms⸗Baruth 4 jähr. F. H. „Stolz“, 74 kg (Reit. Besitzer); 4) Lieut. v. Witz⸗ lehens (1. Garde⸗Drag.⸗Regt.) a. schw. St. „Miß Ella“, 68 kg (Reit. Lieut. v. Blumenthal vom 2. Garde⸗Ulan.⸗Regt.); 5) Lieut⸗ v. Tresckows I. (3. Ulan.⸗Regt.) 4 jähr. br. St. „Nur zu“, 65 kg (Reit.: Besitzer). — Nach einem sehr schönen Rennen ging „Harmonium“ vor „Zebra“ mit ½ Länge Vorsprung durchs Ziel. Zeit 1 Min. 50 Sek. Werth 1940 ℳ dem Sieger, 220 ℳ für „Zebra“. Wetten 5:3. — Es folgte um 5 Uhr:
V. Verkaufs⸗Rennen. 1200 ℳ Für dreijährige u. ältere inländ. u. österreichisch⸗ungarische Pferde. 60 ℳ Einf., ganz Reug. Distanz 1600 m. Der Sieger wird gleich nach dem Rennen ver⸗ steigert und sällt ein etwaiger Mehrbetrag über den angesetzten Ver⸗ kaufspreis der Rennlasse zu. — Am Pfosten erschienen: 1) des Frei⸗ herrn Ed. von Oppenheim 4 jähr. F. St. „Distel“ (1000 ℳ), 59 ½ kg (Sopp), 2) des Lieut. Grashey 4 jähr. br. H. „Sefer Pascha⸗ (2000 ℳ), 68 kg (Millne), 3) Kapt. Joë's 3 jähr. F. St. „Sea⸗ gull“ (1000 ℳ), 51 kg (Hunter). „Distel“ ging mit 1 Länge durchb Ziel. Zeit 1 Min. 36 Sekunden. Werth des Rennens 1740 ℳa, welche „Distel“ erhielt. Wetten 3:1. — Die Siegerin wurde für 1800 ℳ vom Lieut. von Blumenthal bei der Auktion erstanden. Die Rennkasse erzielte somit einen Ueberschuß von 800 ℳ — Den Schluß des Tages bildete um 5 ½ Uhr:
VI. Logirhaus⸗Steeple⸗Chase. Handicap. Klubyreis 1800 ℳ Herren⸗Reiten. Für Pferde aller Länder. 100 ℳ Ein⸗ satz. 50 ℳ Reugeld. Distanz 4000 m. Das dritte Pferd rettet den Einsatz. Der Rest der Einsätze und Reugelder zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Von den 14 Unterschriften er⸗ schienen am Ablauf: 1) Lieut. v. Schmidt⸗Paulis (3. G. Ul.) 6 jähr. br. W. „Ligurian“ 71 ½ Eg (Reit. Lieut. v. Kramsta vom Garde⸗Kür. Regt.), 2) Lieut. v. Goßlers (Garde⸗Hus. Regt.) a. br. St. „Adina“ 70 kg (Reit. Lieut. v. Tresckow I. v. 3. Ul. Rgt.), 3) Hrn. O. Oehl⸗ schlägers 5 jähr. schwb. St. „Little Emily“ 65 kg (Reit. Lieut. Grf. Dohna vom Garde⸗Drag. Regt.), 4) Lieut. v. Goßlers (Garde⸗Hus. Regt.) a. br. St. „Kühlte“ 66 kg (Reit. Lieut. v. Blumenthal vom 2 Garde⸗Ul. Regt.), Frhrn. E. v. Falckenhausens a. br. St. „Nemesis“ 73 ½ kg (Reit. Lieut. v. Tresckow II. vom 3. Garde⸗Ulan. Regt.), des Prinzen Fr. Hatzfeldt a. br. W. „George“ 77 ½ kg (Reit. Frhr. v. Cramm),, desselben 5 jähr. F. St. „Parabel“ 65 ½ kg (Reit. Besitzer) stürzte, des Lieut. Simon (9. Drag. Regt.) a. F. St.
„Cypresse“ 62 ½ kg (Reit. Besitzer).
Die Bahn, welche zu durchlaufen, war die große Steeple⸗Chase⸗ Bahn, zu welcher der Start sich hinter der Rosenhecke befindet und die dann über Tribünensprung, Steinmauer, Bullfenz in die freie Bahn einlenkt und an dem gewöhnlicher Ziel für Flachrennen vor der Trihüne endet. — Prinz Hatzfeldt hatte erklärt mit „George“ gewinnen zu wollen. Dieser nahm vom Fleck die Führung, gefolgt von „Ligurian“, dann „Cypresse“, „Parable“, „Adina“ und den übrigen. Beim Tribünensprung, den „George“ etwas zu turz und mit den Hinterbeinen ins Wasser gerieth, kam der Reiter von „Cypresse“ beinahe zu Fall; gewandt schwang er sich zwar in den Sattel wieder zurück, allein et schien ihm an den Gurten ein Unglück passirt zu sein, und da die Stute auch die Steinmauer refünrte, so gab er das Rennen auf. Am Bullfenz kam „Parabel“ zu Fall und beschädigte sich hierbei den rechten Hinterfuß, so daß auch ihr Reiter an cer Fortsetzung des Kampfes verhindert war⸗ Ihr Stallgenosse „George“ wollte ohne sie das Rennen nicht fort⸗ setzen; hartnäckig verweigerte er am großen Fließ seinem geschickten Reiter den Gehorsam und verführte hierdurch „Nemesis“ zu gleicher Untugend, so daß beide Pferde gleichfalls hier außer Gefecht gesetzt
wurden. Die übrigen machten scharfes Rennen. „Ligurian“ zeigte mit ziemlich weitem Vorsprung den übrigen Dreien den Weg, und diese folgten einander in Zwischenräumen von 8 bis 12 Längen: „Adina“ ging als zweite, hinter dieser „Little Emily“, zuletzt „Kühlte“. Am vorletzten Hinderniß versuchte „Adina“ zu dem Wallach aufzukommen.
Nach scharfem Rennen siegte „Ligurian“ leicht und nach Gefallen mit 12 Länger. Werth des Rennens 2240 ℳ für „Ligurian“, 440 ℳ für „Adina“, 100 ℳ für „Emilyy.
nit Passagieren und mit der Post von Kiel eingetroffen. Um 3 Uhr ist der Dampfer wieder nach Korsör abgegangen, um da⸗ J Donnerstag die achte der periodischen Ausstellungen eröffnet
5 8 8 1“
In den oberen Räumen der National⸗Galerie ist am
worden, welche der Direktor des Instituts, Hr. Dr. Max hauptsächlich zu instruktiven Zwecken veranstaltet hat. deelnenn⸗ steht aus photographischen und anderen Nachbildungen zahlreicher Werke von Hauptmeistern der veneziani⸗ schen, paduanischen und lombardischen Malerschule dees 15. und 16. Jahrhunderts einschließlich Leoonardo da Vinci⸗ Fra Bartolomeo und Andrea del Sarto. Ueber 50 altitalienische Künstler sind hier durch Kopien ihrer Werke vertreten, darunter besonders charatteristisch die Bellini, Tizian, Giorgione, Leonardo da Vinci,
der ältere Palma, Paul Veronese, Correggio und Mantegna. Ein Latalog mit biographischen Notizen dient zur sofortigen leichten Orientirung in der Kunstgeschichte und macht diese Ausstellung auch für ein größeres Publikum interessant und fesselnd. In der Sitzung der Anthropologi chen elells
vom Sonnabend gab Professor Hartmann 8g 1egessseln, häft theilungen über die Patagonier, die Hr. Hagenbeck in aller⸗ nächster Zeit hier vorzuführen gedenkt. Die augenblicklich in Ham⸗ burg sich produzirende Familie besteht aus drei Köpfen, dem Pidjodje seiner Frau Maria und seinem Sohne Luiz. Alle drei gehören dem Stamm der Tehuelche an, der im südwestlichen Theile Patagoniens nördlich der Magalhaensstraße seinen Wohnsitz hat und unter chile⸗ nischer Botmäßigkeit steht. Ueber das Alter der Leute ist bis jetzt noch nichts bekannt geworden; es sind im Ganzen stattliche Erscheinungen. Pidjodje selbst bezeichnet seine Gestalt als mittelgroß, es scheint dem⸗ nach als Durchschnitt der Körpergröße 6 bis 6 Fuß angenommen werden zu können. In der Physiognomie der Leute liegt ein ge⸗ wisser Ausdruck, der lebhaft an die bildlichen Darstellungen india⸗ nischer Typen erinnert. Der Mann ist der spanischen und nur wenig der englischen Sprache mächtig. Die Kleidung der Leute hat auf der Reise und waͤhrend des Hamburger Aufenthalts bereits viel von der nationalen Eigenthüm⸗ lichkeit verloren. Die eigentliche Nationaltracht der Tehuelche ist einfach, aber charatteristisch und verfehlt nicht, einen gewissen male⸗ rischen Eindruck hervorzurufen. Um das lange schwarze herabwallende Haar tragen Mann und Frau ein Stirnband, Nodii genannt, aus buntem Garn gefertigt, an dessen Stelle jetzt freilich geblümte baum⸗ wollene Taschentücher getreten sind, die aber immerhin noch ein an⸗ näherndes Bild der Originaltracht zu geben vermögen. Der Mann trägt einen Mantel aus Lamafell, die Frau hüllt sich in eigenthüm⸗ licher Weise in ein Stück Tuch. Um die Hüften wird eine Decke meist in buntem Muster hergestellt, geschlagen. Die mit höͤlzernen Sporen versehenen Reitstiefel sind aus Pferdehaut ge⸗ fertigt. Pidjodje versteht die Art der Schuhmacherei vortrefflich Die Leute führen eine Menge Geräthe und Utensilien mit sich, die dem Beschauer ein Bild der patagonischen Lebensweise geben. Al Wohnstätte dienen Zelte, die aus Fellen, die einfach über Stangen gelegt werden, hergestellt sind. Als nationale Waffen führen die Leute den Lasso und den Bolas, die in Leder gefaßte Wurfkugel mit sich. Auch Flinten, Revolver, alte Sattelpistolen, spanische Schwerter IIö preußische Karalleriefäbel benutzen die Patagonier
Die vielfach geäußerten Wünsche, daß die erlin Gewerbe⸗A usstellung Abends nicht um 6 Uhr, G frühestens 7 Uhr geschlossen werde, können, wie uns mitgetheilt wird, nicht erfüllt werden, weil die Aussteller oder deren Vertreter der Regel nach täglich von Morgens 10 (viele schon von 9) bis Abends 6 Uhr in der Ausstellung anwesend sind und nach dem Schlusse noch zu Hause ihre Beschäftigung haben. Die Zumuthung, der An⸗ wesenheit von 8 bis 9 Stunden noch eine Stunde hinzuzufügen wäre allzu hart. Auch das Aufseherpersonal, welches volle 12 Stun den (8 bis 8) in Thätigkeit ist (manche treten sogar schon früh um 6 an, sind also 14 Stunden aktiv), läßt sich nicht mehr anstrengen Der. Anstellung eines doppelten Personals Behufs Ablösung stehen abgesehen vom Kostenpunkte, auch Bedenken entgegen. Denjenigen Personen, die erst Abends an Wochentagen von ihrer Beschäftigung am Sonntag anheimgegeben werden.
Hr. Emil Thomas, der in Berlin wohlbekannte Komiker, wird bekanntlich in einiger Zeit am Königlichen Schauspiel⸗
stellung füv die Unterstützungskassen des Berliner Presse ein Lustspiel aufgeführt werden solle, lag es
für diesen Abend eine der Hauptrollen zu übernehmen. Hr. Direktor Maurice vom Hamburger Thalia⸗Theater hat seine Einwilligung
schon genannren Künstler wird übrigens am Donnerstag auch die Triedrich⸗Wilhelmstädtische Bühne durch die Damen
spielhause vertreten sein.
— Das Wallner⸗Theater hat am Sonnabend mit einer Novität von G. v. Moser: „Harun al Raschid“, einen sehr guten Erfolg zu verzeichnen gehabt. Freilich paßt der Titel wie die Faust aufs Auge; viel eher würde dem Inhalt etwa eine Ueberschrift wie ae. Kunstreiterin“ oder „Die Nichte aus Amerika“ entsprechen, indessen klingt der gewählte freilich räthselhafter und verlockender, Das Lustspiel selbst aber hält dafür auch was es verspricht und ist trotz der Unmöglichkeiten, aus denen es sich zusammensetzt, von Anfang bis zu Ende spannend. Jede kritische Ueberlegung weiß der Verfasser sofort durch die über⸗ wältigende Komik der künstlichen Verwickelung, der einzelnen Si⸗ tuationen oder des Dialogs vollkommen wehrlos zu machen, und darin liegt das Geheimniß seiner Erfolge. So wenig darum seine Lust⸗ spiele nach dem Maßstabe der höheren Gattung gemessen sein wollen, so wenig läßt sich über den Inhalt und den Gang der Handlung ernstlich Rechenschaft legen: es ist ein lustig anzusehendes Gebäude, dessen Konstruktion aber auf so schwachem Fundament ruht, daß ein Stein, von seinem Platze gerückt, das Ganze in Trüm⸗ mern stürzen würde. Dabei sind die Motive keines⸗ wegs neu, und auch die Mittel, den Zuschauer immer wieder zur Heiterkeit hinzureißen, durchaus nicht immer die gewähltesten. Aber was er erreichen wollte, erreicht der Verfasser durch die geschickte Mache, allem Widerspruch zum Trotz — ein bis zum Schluß heiteres und ihm für den unterhaltenden Abend dankbares Haus. Der mehr⸗ fache Hervorruf konnte ihm der deutlichste Beweis dafür sein. — Die ganz vortreffliche Darstellung, die das Stüͤck am Wallnertheater fand, hatte alzerdings einen nicht geringen Antheil ang diesem Aus⸗ fall. Namentlich verdient Hr. Blencke für seine ebenso anstrengende als tüchtige Leistung in der Hauptrolle (Arthur Duval) uneingeschraänktes Lob; ja man darf behaupten, daß der Verfasser diesem außerordentlich gewandten Schauspieler für das Gelingen des Ganzen besonders verpflichtet ist. Aber auch die anderen Mitwir⸗ kenden, namentlich Frl. Carlsen, Frl. Meyer, Frl. Schwarz (Kunst⸗ reiterin Rosa Ducombier), Frl. Wismar (Abel. Duval, die Nichte aus Amerika), Fr. Walther⸗Trost, Hr. Kurz (in einer vortrefflichen Charge als Kunstreiter Lefort), Hr. Schmidt, Hr. Kafka, Hr. Hertzer, trugen mit ihrem ungezwungenen, flotten Zusammenspiel zu dem Er⸗ folge sehr viel bei.
Redacteur: J. V.: Riedel.
Verlag der Erpedition (Kessel). Druck: W. Elsner Drei Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
N. 116.
frei werden, muß deshalb der Besuch der Ausstellung auch fernerhin
hause ein Garttspiel eröffnen. Nachdem feststand, daß zu der am Donnerstag (Himmelfahrtstag), den 22. d. M., angesetzten Vor⸗ Vereins
nahe, daß unter Zustimmung des Hrn. General⸗Intendanten Hr. Thomas Seitens der Vertreter des Vereins aufgefordert wurde, fadr
gegeben. Neben den ersten Kräften des Schauspielhauses und dem
Stubel und von Meersberg, sowie durch Hrn. Swoboda im Schau-⸗
züglich eingerichtet rühmte.
v“ 88
Erste Beilage
ischen Staats⸗Anzeiger.
1829.
Berlin, Montag, den 19. Mai
beelsee enmeerneet eueen —
Aꝙ—2 F. 4 2½ ℳ₰4₰ Aichtamtliches.
Berlin, 19. Mai. Im weiteren Verlaufe der vor⸗ “ 647) 1ö. sette der Reichstag dier zweite Berathung des Zolltarifs mit der Diskussion der zosition 6 b (schmiedbares Eisen) fort. Der Abg. Sonne⸗ ’ erklärte, er wundere sich nicht, daß so viele An⸗ 1 vorlägen, welche Ausnahmebestimmungen zu Gunsten einzelner Industriezweige verlangten; es würden unzweifelhaft durch die Rückkehr zu so hohen Schutzzöllen auch andere Zweige der Eisenindustrie hart betroffen werden. Für Schie⸗ I11“ , sei ein Zoll von 2 ℳ 50 ₰ vorge⸗ nen, Stabeisen u. s. w., sei ein Zo ℳ 50 ₰ vorge⸗ schlagen; dies sei mehr als der autonome Tarif, den die Industriellen selbst gemacht hätten, verlangt habe. Nach dem Werthe der Waaren berechnet, sei dies für Schienen z. B. ein Zoll vonr . Proz. Der Abg. Stumm lege seinen Werthberechnungen immer den zehn⸗ jährigen Durchschnittspreis zu Grunde; darunter seien aber 2 bis 3 Schwindeljahre mit übertrieben hohen Preisen, so daß dieser Durchschnitt doppelt so hoch sei, als der jetzige Markt⸗ preis. Der Staat brauche die Hälfte des produzirten Schienen⸗ und anderen Materialeisens, die große Vertheuerung desselben müsse demnach zum guten Theile direkt aus den I aschen der Steuerzahler bezahlt werden. Die Rückvergütung der Zölle würde für den der Eisenindustrie zugefügten Schaden auch keinen Ersatz schaffen und nur der Großindustrie, nicht der Mittel⸗ und Kleinindustrie zu Gute kommen, man werde damit dieselben schlechten Erfahrungen machen, wie in Belgien. Der Abg. Stumm habe gestern auch zur Motivirung seines im Vergleich zur Enquete jetzt höheren Anspruchs auf Schutz aus⸗ geführt, daß die letzten Erfindungen den Engländern ein neues Uebergewicht verleihen würden. Der Abg. Stumm habe ausgeführt, daß nur Eisen mit 1,5 pCt. Phosphorgehalt sich zur neuen Stahlbereitung eigne, während Luxemburg kein Eisen unter 1,7—2 Proz. Phosphorgehalt erzeuge. Aus der „Times“ vom 12. April aber gehe hervor, daß auch England unter seinen 10 Mill. Tonnen Erze nur 2⁄ Mill. Tonnen von gün⸗ gisterer Mischung habe, hier lägen also die Verhältnisse gleich. Er habe die Ueberzeugung, daß die Eisenindustrie die Krise mit »Leichtigkeit ohne Zollerhöhung überwinden könne. Unter der Freiheit des Zolls sei die Eisenaussuhr, auch von Draht, in außerordentlicher Weise gestiegen auf das Zehn⸗ ja Se hszehn⸗ fache. Beim Materialeisen habe in den Jahren 1875— 77 der Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr 578 000 Centner betragen; 1878 sei die Mehrausfuhr auf 7980 000 Centner gestiegen. Die Drahtausfuhr habe 1875 noch 65 000 Centner, 1876 160 000 Centner betragen, im ersten zollfreien Jahre 1877 sei sie auf 584 000 und 1878 auf 1500 000 Centner gestiegen. Ob die Schutzzölle solche Resultate ergeben würden, möchte er bezwei⸗ feln. Frankreich, auf das hingewiesen werde, zeige gerade entgegen⸗ gesetzte Erscheinungen; dort habe die Einfuhr trotz des Schutz⸗ zolles bedeutend zugenommen. Er resümire sich dahin: Die proponirten Zölle auf Stabeisen, Schienen u. s. w. würden die Produktion vertheuern, die Konkurrenzfähigkeit der deut⸗ schen Eisenindustrie vermindern und nur einzelnen bevorzugten Etablissements besonders in Lothringen zu Gute kommen. Die chwächeren Werke würden auf die Dauer neben dieser inlän⸗ dischen Konkurrenz doch nicht gehalten werden koͤnnen; nur werde der Vernichtungskampf ein langsamer sein. Eine all⸗ gemeine Vertheuerung der Produktion sei die nothwendige Folge der hohen Schutzzölle und die Repressalien der anderen Länder würden nicht ausbleiben. Die deutsche Maschinen⸗ industrie, deren Ausfuhr ebenfalls enorm gestiegen sei, werde sich nicht auf der bisherigen Höhe behaupten können. Die verbündeten Regierungen übernähmen, indem sie so exorbitant hohe Schutzzölle in Vorschlag brächten, eine schwere Verant⸗ wortlichkeit; dies auszusprechen halte er sich in diesem Stadium
der Verhandlungen für verpflichtet.
Der Abg. Stumm bemerkte, es sei nicht seine Absicht, auf das zu antworten, was der Vorredner hier vorgeführt habe. Er glaube, derselbe habe seine Rede so reproduzirt, wie er sich vorgenommen hatte, sie gestern zu halten. Er glaube, daß kein Mitglied in diesem Hause widersprechen werde, wenn er behaupte, daß der Vorredner nicht blos keinen Punkt seiner gestrigen Ausführung widerlegt, sondern den größten Theil derselben absolut mißverstanden habe. Er möchte dem Abg. Sonnemann deshalb rathen, daßlderselbe diese Rede in aller Muße in der nächsten Woche gehörig durchstudire, außerdem werde der Vorredner in der dritten Lesung nicht verhindert sein, zur Widerlegung seiner (des Redners) gestrigen Ausführungen noch mehr vorzubringen, als derselbe heute schon reproduzirt habe. Wenn der Vorredner aber glaube, daß seine aus tief innerster Ueberzeugung ausgesprochene Ansicht über die ganze deutsche Eisenindustrie der Welt, da er seit vier Wochen mit nichts anderem sich beschäftige als mit diesem Entphosphorungsverfahren und dessen Einrichtung, — wenn der Vorredner glaube, daß derselbe das, was er darüber sage, einfach mit einem Zeitungsartikel der „Times“, der viel älter sei, als die neueste Erfindung auf diesem Gehiete, wider⸗ legen könne, so sei derselbe im Irrthum. Wenn wirklich die Hufnagelfabrikanten noch schwedisches Eisen bezögen, so sei das nur eben sehr wenig; wenigstens könne er versichern, daß er mehr derartiges Eisen fabrizire, als importirt werde.
Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, wenn der Abg. von Wendt bemerkt habe, daß es auch in Westfalen Werke gegeben habe, die Hufnageleisen herstellten und mit Holzkohlen betrie⸗ ben würden, die aber jetzt still lägen, so müßte man zunächst untersuchen, ob die bestehenden Holzpreise die Fortsetzung des Betriebes nicht unmöglich machten. Auch hätte man wohl zur besseren Orientirung die Nennung des Namens erwarten dür⸗ fen. Der Abg. Berger habe von einem Puddelstahlwerk ge⸗ sprochen, dessen Namen er nannte, welches derselbe als vor⸗
mte. Was der Abg. Berger aber ver⸗ schwiegen habe, sei, daß das Werk dadurch leide, daß es keine Puddelstahlschienen, sondern Bessemerstahlschienen mache. Ge⸗ rade durch die Konkurrenz des Bessemer Stahls sei die Ungunst der Verhältnisse für Puddelstahlwerke im Kreise Hagen her⸗ beigeführt, sowie auch, nach dem Berichte der Hagener Handels⸗ kammer vom Jahre 1877, durch den geschmälerten Export. In Bezug auf das Hufnageleisen habe Hr. von Wendt nicht von
Hufnägeln gesprochen, sondern von Dachschiefernägeln und Schuhnägeln und habe geglaubt, ein Exempel auf Hufnägel zu machen. Aber Hufnägel seien doch ein ganz anderer Artikel als Dachschiefernägel, der Pferdehuf sei doch kein Dachschiefer. Daß man das aussprechen müsse, beweise, wie schwach die gegne⸗ rischen Argumentationen seien. Ferner habe Herr von Wendt gesagt, früher hätten die Werke ganze Lieferungen von Schuh⸗ nägeln gehabt, jetzt hätten sie nichts mehr. Nun werde gleich ghört, hört!“ gerufen, als wenn durch Lieferungen aus dem Auslande die Werke matt gesetzt worden wären. Aber für diese letztere Annahme sei keine Spur von Beweis vorhanden. Es werde ferner exemplifizirt, daß die Begünstigung des schwedischen Hufnageleisens eine Begünstigung des Groß⸗ betriebs sei, sich darauf stützend, daß in Eberswalde Großbetrieb sei, während gerabe die Husnagelschmiede von Schmalkalden anführten, daß sie als kleine Leute das schwedische Eisen nicht entbehren könnten. Es sei auch kein künstliches Interesse, das in Eberwalde geschützt werde, sondern es sei eine von Friedrich dem Großen eingerichtete Industrie, die aus Schmalkalden dahin übergesiedelt sei, und das beweise, wie hier die Industrien von Schmalkalden und Eberswalde Hand in Hand gingen. Hr. Stumm trete hier als Sachver⸗ ständiger auf und behaupte, daß die Kleineisenindustrie höchstens 2 Proz. ausländischen Eisens gebrauche. Ein Eisenindustrieller aus Remscheid habe vor der Kommission ausgesagt, daß er überhaupt 12 000 Ctr., von schwedischem Eisen aber 2000 Ctr. gebrauche, mithin nicht 2 Proz., sondern 16 ⅞ Proz. Dazu komme noch der steierische Rohstahl, den derselbe Industrielle ebenfalls für unentbehrlich erkläre. Man dränge die inländische Industrie, die zur Hälfte Exportindustrie sei, auf schlechtes, theueres inländisches Material, wie solle sie da mit dem Aus⸗ lande konkurriren? Also gerade von jener Seite, der man von vornherein eine besondere Zuverlässigkeit in Bezug auf that⸗ sächliche Angabe beizumessen geneigt sei, werde hier ein Ver⸗ fahren beobachtet, bei dem sehr oft gerade diejenigen Momente nicht angeführt würden, die hauptsächlich in Betracht kämen und die allerdings zu Schlüssen führen müßten entgegen den Absichten.
Der Antrag Klügmann wurde Amendement Delbrüch dagegen mit großer angenommen und mit demselben die Position 6 b. b
Die Positionen von 6c.: Platten und Bleche aus schmied⸗ barem Eisen, rohe 3 ℳ, polirte ꝛc. 5 ℳ, und 66d.: Draht 3 ℳ wurden ohne Debatte genehmigt.
Es folgte Pos. 6e.; dieselbe lautet nach der Regierungs⸗ vorlage:
Eisenwaagren: 1) ganz grobe: a aus Eisenguß pro 100 kg
2,50 ℳ; 5. Eisen, welches zu groben Bestandtheilen von Maschinen und Wagen roh vorgeschmiedet ist; Brücken und Brückenbestand⸗ theile; Anker, Ketten und Drahtseile; gewalzte und gezogene Röhren aus schmiedbarem Eisen pro 100 kg 3 ℳ; 2) grobe aller Art, auch in Verbindung mit Holz; ingleichen Waaren dieser Art, welche abgeschliffen, gefirnißt, verkupfert, verzinkt, verzinnt oder verbleit,.. llit si. als Merte Degenklingen, Feilen, Hämmer, Hecheln, Hobeleisen, Kaffeetrommeln und Mühlen, Kochgeschirre, Nägel, Pfannen, Schaufeln, Schlösser, Schraubstöcke, grobe Messer zum Handwerksgebrauche, Sensen, Sicheln und Futterklingen (Stroh⸗ messer), Stemmeisen, Striegeln, Thurmuhren, Tuchmacher⸗ und Schneiderscheeren, Zangen u. dergl. pro 100 kg 6 ℳ; (An⸗ merkung zu e?: Ketten und Drahtseile zur Ketten⸗Schleppschiff⸗ fahrt und Tauerei: frei). 3) feine: z. aus feinem Eisenguß, als leichtem Ornamentguß, polirtem Guß, Kunstguß, schmiedbarem Guß; 5. aus schmiedbarem Eisen, polirt oder lackirt; Messer, Scheeren, Stricknadeln, Häkelnadeln, Schwertfegerarbeit u. s. w., alle diese Gegenstäande, anderweitig nicht genannt, auch in Verbin⸗ dung mit Holz und anderen Materialien, soweit sie dadurch nicht unter Nr. 20 fallen, pro 100 kg 24 ℳ; p. Nähnadeln, Schreib⸗ federn aus Stahl und anderen unedlen Metallen, Uhrfvurnituren und Uhrwerke aus unedlen Metallen, Gewehre aller Art, pro 100 kg 60 ℳ
Der Abg. Stumm beantragte für diese Position folgende
Fassung: 8
1) ganz grobe: a. aus Eisenguß pro 100 kg 2,50 ℳ; 5. Eisen, welches zu groben Bestandtheilen von Maschinen und Wagen roh vorgeschmiedet ist; Brücken und Brückenbestandtheile; Anker, Ketten und Drahtseile; Eisenbahnachsen, Eisenbahnradeisen, Eisenbahn⸗ räder, Puffer, Kanonenrohre, Ambose, Hakennägel, Schmiedehämmer, Wagenfedern, Polsterfedern, Brech⸗ eisen, Hemmschuhe, Hufeisen pro 100 kg 3,00 ℳ; y. gewalzte und gezogene Röhren aus schmiedbarem Eisen pro 100 kg 5,00 ℳ; 2) grobe: „. anderweitig nicht genannte, auch in Verbindung mit Holz pro 100 kg 6,00 ℳ; 7. abgeschliffen, gefirnißt, verkupfert, verzinkt, verzinnt, verbleit oder emaillirt, jedoch weder polirt, noch lackirt; ebenso alle Schlittschuhe Hämmer, Beile, Aexte, ordi⸗ näre Schlösser, grobe Messer, Sensen, Sicheln, Striegeln, Thurm⸗ uhren, Schraubenschlüssel, Winkelhaken, Holz⸗, Schloß⸗, Rad⸗ und Drahtschrauben, Zangen, gepreßte Schlüssel, Dung⸗ und Heugabeln, Handfeilen, Degenklingen, Hobeleisen, Meißel, Tuch⸗, Schneider⸗, Hecken⸗ und Blechscheeren, Sägen, Bohrer, Schneidtluppen, Ma⸗ schinen⸗ und Papiermesser und ähnliche Werkzeuge pro 100 kg 10 ℳ
Zu diesem Antrage beantragte ferner der Abg. Melbeck:
in 25. des Antrages Stumm die Worte „Handfeilen bis Pa⸗ piermesser“ zu streichen und als neu einzufügen unter 7.: Handfeilen, Degenklingen, Hobeleisen, Meißel, Tuch⸗, Schneider⸗, Hecken⸗ und Blechscheeren. Sägen, Bohrer, Schneidekluppen, Maschinen⸗ und Papiermesser und ähnliche Werkzeuge 15 ℳ
Der Abg. Stumm führte aus, die Regierungsvorlage bringe an dieser Stelle der Einfachheit des Tarifs zu große Opfer. Er habe in seinem Antrage eine Reihe von Geger⸗ ständen, die für die Landwirthschaft sehr wichtig seien, um die Hälfte des Zolls von 6 auf 3 ℳ ermäßigt, dagegen aber auch einige auf den höheren Zoll von 10 ℳ gesetzt. Er untersuche nicht, wie sich das finanzielle Ergebniß beider Fassungen zu einander stelle, das sei ihm gleichgültig. Zu seinem Antrage habe er hauptsächlich den Grund, daß er den Veredelungs⸗ verkehr im Lande nicht leiden lassen wolle. Deutschland habe im Norden eine Reihe von Fabriken von Kochgeschirren. Da Weißbleche aber mit 5 ℳ Zoll belegt seien und diese Fabri⸗ kation mit 20 bis 30 Proz. Abfall arbeitete, so finde sie in einem Zollschutz von 6 ℳ keinen genügenden Entgelt für die Vertheuerung ihres Rohmaterials. Dieselben Gründe gälten
darauf abgelehnt, das Majorität
Schraubstöcke, Winden,
— — P— — EEEEEe
dadurch der Aachener und Remscheider Industrie ein großer Dienst erwiesen werde. Der Abg. Schlieper bemerkte, allerdings wer A gesagt habe, und das Rohmaterial mit Zöllen belaste, der müßte B sagen und den Antrag Stumm annehmen. Die Ketten in ihrer größeren Hälfte, namentlich die Drahtketten für Land⸗ wirthschaft und andere Zwecke, bedürften gar keines Schutzes, dieses deutsche Fabrikat stehe unerreicht auf dem Weltmarkt da. Ob dies auch noch nach der Vertheuerung des Eisens der Fall sein werde, lasse er dahingestellt. Anders stehe es mit den Ketten und Drahtseilen für Tauerei und Schleppschiffahrt, in denen England Deutschland überlegen sei. Er sei nicht gegen die Zollfreiheit dieses Artikels, obwohl er erstaunt sei, wie man bei der Gegnerschaft der Regierung gegen alle Exemtionen diese gemacht habe. Er möchte nur fragen, ob die Regierung Vorkehrungen getroffen habe, daß nicht unter der Firma von Ketten für Schleppschiffahrt andere Sorten steuerfrei eingeführt würden.
Der Bundeskommissarius Geheime Regierungs⸗Rath Burchard erwiderte, er sei kein ausnahmsloser Gegner der Exemtionen, sondern nur solcher, die nicht genügend motivirt seien. Diese Exemtion sei aber begründet. Die Verwendung zur Schleppschiffahrt sei klar ausgesprochen, und der Bundes⸗ rath würde etwaigen Mißbräuchen thunlichst vorbeugen. Er bitte, die Anträge Stumm und Melbeck abzulehnen, weil sie in der Differenzirung zu weit gingen. Die Regierung habe diejenigen Eisenwaaren in eine Klasse zusammengeworfen, bei denen die Arbeit im Verhältniß zum Gewicht gering sei, ob⸗ wohl das bei Ankerketten und gezogenen Röhren nicht ganz zutreffe. Die Unterscheidung in dem Antrave Stumm von abgeschliffenen und gefirnißten Waaren sei in der Praxis zu schwierig.
Der Abg. Melbeck befürwortete das von ihm eingebrachte Unteramendement, das einer Ungleichmäßigkeit abhelfen wolle, die der Entwurf enthalte, indem derselbe den nämlichen Zoll festsetze für Waaren, die bis 2000 und solche, welche nur bis 200 ℳ Werth hätten für je 100 kg. Der Zollsatz des An⸗ trages sei ein so minimaler, daß ihn die Industrie wohl er⸗ tragen könne, wie sich der Redner in dreißigjähriger Bekannt⸗ schaft mit letzterer überzeugt habe.
Der Abg. Dr. Bamberger erklärte sich gegen den Antrag Stumm. Bei diesem Antrag werde der Reichstag über ein Prinzip zu entscheiden haben, über die Tendenz von Petitionen einer gewissen Klasse von Industriellen, die ein doppeltes Ge⸗ sicht hätten, vorne gegen eine Erhöhung ihres Rohmaterials protestirten, hinten aber für den Fall, daß das Haus dies doch thue, einen noch viel höheren Zollsatz verlangten zum Schutz ihrer Fabrikate. Er möchte sich dem Antrage schon um des⸗ willen widersetzen, weil er den großen Nutzen kenne, den die deutsche Industrie aus der Anregung der fremden Konkurrenz gezogen habe und weil er nicht gesonnen sei, die deutsche In⸗ dustrie künftig dieses mächtigen Anspornes beraubt zu sehen. Was die Weißblechfabrikanten anlange, so würden sie auch unter diesem Zolle leben können. Der Zoll sei sogar, wie der Abg. Stumm sage, in Wirklichkeit ein höherer, weil die Abfälle, besonders bei den viel verarbeiteten runden Gegenständen, ganz werthlos seien, so daß der Zoll vielleicht mit 11%¶ oder ⅛ stärker wirken müsse. Er wolle an dieser Stelle seine Andeutung, die er neulich gemacht habe, auseinandersetzen, daß Blechlieferungen, die in Deutsch⸗ land bestellt seien, sich schließlich als englische auswiesen. Ein Bisquitfabrikant im Hamburger Zollvereinsgebiet wäre der Besteller von Waaren, die derselbe aus Deutschland zu er⸗ halten glaubte, die er aber bei näherer Besichtigung als solche erkannte, die von England geliefert seien, wobei er im Stande sei, den Spediteur zu nennen und das Schiff, mit dem die Waaren angekommen seien. Er (Redner) behalte sich vor, auf die Angriffe der Herren Stumm und Berger in der dritten Lesung zuruͤckzukommen; er wolle nur bemerken, daß er nicht gesagt habe, daß die Koalition wiederhergestellt sei, sondern, sie wäre bereits soweit wieder gediehen, daß die Herren sich über Preiserhöhungen verständigt hätten und Cirkulare dahin ergangen seien.
Der Abg. Berger erklärte, dem Vorredner bei einer anderen besser geeigneten Gelegenheit antworten zu wollen.
Der Abg. v. Miller (Weilheim) erklärte, er würde es sehr bedauern, wenn nach dem Rathe des Kommissars und des Abg. Bamberger jede Verbesserung an dem Tarifentwurfe unterbliebe. In den Bergdistrikten an der bayerischen Grenze, die er vertrete, sinde man in den einsamen Thälern Schmiede, welche Tag und Nacht im Schweiße ihres Angesichts ihr Brod mit der Erzeugung von Werkzeugen verdienten, die nur mit der Hand gut gemacht werden könnten. Dieselben hätten von der Natur nur Holz und billige Kohlen, müßten aber all ihr Eisen aus Oesterreich beziehen, weil dieses in der Nähe liege und das steyerische Eisen für diesen Zweck einzig brauchbar sei. Dieses Eisen müßten sie jetzt verzollen. Diese Erzeugnisse würden nun im Tarif mit solchen der gröbsten Art in einen Topf geworfen. Wenn diese Arbeiter aber weiter leben soll⸗ ten, so müsse ihnen ein höherer Schutz gewährt werden, als der von 6 ℳ; deshalb empfehle er den Antrag Melbecks event. den Stumms; sonst werde man demnächst diese Werk⸗ zeuge von Amerika beziehen, wo man bis vor kurzer Zeit noch alle Werkzeuge von Deutschland bezogen habe, ein Fingerzeig dafür, wie eine Industrie sich entwickeln fönne, wenn sie ge⸗
schützt werde. Erhalte das Haus also diesen Leuten, die Alles, was sie zum Leben brauchten, kaufen müßten, ihre Erwerbs⸗ Abg. Dernburg bemerkte, der Zollsatz für feine Eisenwaaren sei unverändert geblieben, in der Aufzählung der unter diese Position fallenden Gegenstände finde sich jedoch in dem neuen Tarif eine auffallende Lücke. Es handele sich um die Patentachsen, die nach einem auf Anregung der deut⸗ schen Achsenfabrikanten vom Bundesrath gefaßten Beschluß vom 28. November v. J. unter „feine Eisenwaaren“ rangirten. Dieser Zoll sei vom Auslande allerdings bisher dadurch hinter⸗ zogen worden, daß die Patentachsen, die aus drei Theilen be⸗ ständen: der eigentlichen Wagenachse, einer Buchse von Guß⸗
in noch erhöhterem Maße von gewalzten und gezogenen Röh⸗
ren. Er bitte das Haus, seinen Antrag anzunehmen, weil
eisen und einer Schraubenkapsel, auseinandergelegt, und diese drei Theile einzeln eingeführt seien. Er erlaube sich die An⸗